Oktober - Gemeinde Sengenthal
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Mitteilungsblatt der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Sengenthal</strong> 5<br />
legen. Denn die neuen Dienstherren wurden am 11. März 1403 die<br />
Wolfsteiner, als diese die Niedersulzbürg um 9.000 Gulden von<br />
Schweiker von Gundelfingen und Hipolt von Hohenfels als Haupterben<br />
der Herren von Stein erwarben.<br />
In jener Zeit, als die benachbarte Stadt Neumarkt von Pfalzgraf Johann<br />
I. zur Residenzstadt gemacht wurde, lebte Burkart von Reichertshofen<br />
auf seinem Landsassengut im gleichnamigen Ort. Dieser<br />
Pfalzgraf betrieb nicht nur den Neubau eines Schlosses, der<br />
Hofkirche und förderte den Ausbau der Stadt selbst (Rathaus, Pfarrkirche<br />
St. Johannes, Schreiberhaus), sondern betrieb im Umland<br />
erfolgreich Grundstückspolitik. So wurde 1430 Reichertshofen dem<br />
Schultheißenamt Neumarkt zugeschlagen und kam damit für Jahrhunderte<br />
zur Pfalz. Man legte damals in einem Rechtsstreit, der<br />
bereits 1413 begann, die Grenzen der Hochgerichte neu fest. Möglicherweise,<br />
so vermutet Herbert Rädle, war der Verzicht der Wolfsteiner<br />
auf den Ort Reichertshofen der Preis, den man für die gewünschte<br />
Festlegung der Hochgerichtsgrenze zahlen musste. 1434<br />
belehnte Pfalzgraf Johann I. den Neumarkter Bürger Stephan Lemmel<br />
mit Reichertshofen. Er und seine Erben erhielten die niedere Gerichtsbarkeit,<br />
auch über die fünf Höfe des Klosters Seligenporten.<br />
Es gab aber noch weitere auswärtige Besitzer von Höfen. 1441 verkauften<br />
die Nürnberger Bürger Lutz Steininger und Ulrich Stark drei<br />
Güter in Reichertshofen an Bertold Link, den Pfarrer von Thannhausen.<br />
Aber auch Stephan Lemmel verstärkt seine Stellung im Ort, als<br />
ihm der Pfalzgraf 1442 die Vogtei und Beschirmung der Kirche<br />
übertrug. In dieser Zeit zogen die drei Söhne des Burkart von Reichertshofen<br />
weg: Konrad wurde Doktor des Kirchenrechts und<br />
Domherr in Regensburg, Ludwig und Bernhard änderten ihre Familiennamen<br />
in Reichart bzw. Reicharter. Ersterer wurde geheimer<br />
Schreiber des Pfalzgrafen Johann I., letzterer Landgerichtsschreiber<br />
in Hirschberg. 1444 wurde der Bruder Paul Lemmel nach dem Tod<br />
seines Bruders Stefan neuer Besitzer von Reichertshofen, nach dessen<br />
Tod sein Sohn Stefan, der 1475 und 1476 als herzoglicher Pfleger<br />
von Parsberg genannt wurde. 1483 wurde dieser Stefan Lemmel<br />
letztmalig als „auf Reikershofen“ genannt.<br />
Die Reichertshofer setzten sich andernorts fort, so wurde ein Abkömmling<br />
Ulrich Reicharter erstmals 1488 auf Wappersdorf genannt,<br />
diese Familie blieb noch das ganze 16. Jahrhundert als<br />
Herren von Wappersdorf. Die Familie war aber verarmt und konnte<br />
keine Ritterdienste mehr leisten. Ein Stefan Reichart wird 1516 in<br />
einer Musterungsliste von Reichertshofen genannt; er saß aber<br />
nicht mehr auf dem Herrensitz in Reichertshofen, dieses Haus hatte<br />
Hans Beckh inne. In diesem Hans Beckh haben wir auch einen<br />
„ganz normalen“ Ortsbewohner greifbar.<br />
Mit der frühen Neuzeit beginnt die Phase, in der mehr Informationen<br />
zu verschiedensten Aspekten der Ortsgeschichte zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Reichertshofen blickte zurück und feierte<br />
sein 750- jähriges Jubiläum der erstnennung<br />
Auf 750 Jahre Geschichte blickte die Ortschaft Reichertshofen vom<br />
22. bis 24. Juli zurück. Bereits am Freitagabend gaben die „Gaudinudeln“,<br />
vier Nachwuchsmusiker aus Reichertshofen und Buchberg,<br />
ihr umfangreiches Repertoire zum Besten. Neben dem Festvortrag<br />
am Samstagabend durch Stadtarchivar Dr. Frank Präger aus<br />
Neumarkt war ein weiterer Höhepunkt die Ehrung vier verdienter<br />
Kommunalpolitiker aus der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Sengenthal</strong>. Am Sonntag<br />
stand nach dem Festgottesdienst dem mittelalterlichen Treiben<br />
nichts mehr im Wege.<br />
Drei Tage feierten zahlreiche Bürger aus der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Sengenthal</strong>,<br />
bis aus der Schweiz kamen ein ehemaliger Bürger aus der <strong>Gemeinde</strong>,<br />
um ausgelassen und fröhlich diese Erstnennung der Ortschaft<br />
würdig zu begehen. Zu verdanken war dieses Fest einem gewissen<br />
„Ulrich von Reichertshofen.“ Er war am 12. März 1261 Zeuge der<br />
Schenkung der Ortschaft Pölling an das Kloster Seligenporten und<br />
beurkundete dies auf der Schenkungsurkunde, so Bürgermeister<br />
Werner Brandenburger zu Beginn seines Begrüßungsreigens im<br />
Pfarrzentrum in Reichertshofen. Zahlreiche Ehrengäste, darunter<br />
MdB Alois Karl, MdL, Albert Füracker, Landrat Albert Löhner, die<br />
Ehrenbürger der <strong>Gemeinde</strong> – stellvertretend Paul Holzammer, die<br />
Träger von Bürgermedaillen – stellvertretend Robert Pesavento,<br />
zahlreiche Bürgermeisterkollegen aus dem Verband der AOM, die<br />
Vertreter der Sparkasse mit Georg Werth und der Raiffeisenbank<br />
Erich Pröpster, sowie von Geistlicher Seite, Dekan Monsignore<br />
Richard Distler, Dekan Dr. Norbert Dennerlein und den Hausherrn<br />
Pfarrer Manfred Obermayer konnte Brandenburger im vollbesetzten<br />
Pfarrsaal begrüßen.<br />
Dr. Frank Präger spannte in seinem Festvortrag „750 Jahre Reichertshofen<br />
– in Streifzug durch die mittelalterliche Geschichte“ einen<br />
Bogen von der Ur- und Frühgeschichte die über Bodenfunde aus<br />
der Region nachweisbar ist bis zur Entstehung und Entwicklung des<br />
Dorfadels zur pfalzgräflichen Zeit.<br />
Landrat Albert Löhner warf in seinem Grußwort stellvertretend für<br />
die politische Seite die Frage auf „Woher kommen wir – und wohin<br />
wollen wir? Sicherlich, so der Landrat sei es Reichertshofen in den<br />
750 Jahren nie so gut gegangen wie in den letzten 50 Jahren. Besonders<br />
lobte er das Engagement der Dorfbevölkerung und der<br />
Vereine, die mit dem „1. Oberpfälzer Fingerhaklerverein“ weit über<br />
die Landkreisgrenzen hinaus bekannt sei. Abschließend sagte er,<br />
dass sogar was Gemeinschaftssinn betrifft, die Stadtbevölkerung<br />
von der Dorfbevölkerung noch lernen könne. Der <strong>Gemeinde</strong> und<br />
den Reichertshofenern gratulierte er herzlich zum Jubiläum.<br />
Der Höhepunkt des Abends aber war die Verleihung der Ehrenbürgerwürde<br />
an Willibald Grad aus Forst, die Verleihung der Goldenen<br />
Bürgermedaille an Bäckermeister Franz Härtl aus Reichertshofen<br />
sowie die Verleihung der Silbernen Bürgermedaillen an Kilian<br />
Schmitt aus Forst und Karl Sellerer aus <strong>Sengenthal</strong>. In seiner Laudatio<br />
auf die vier zu ehrenden ehemaligen Kommunalpolitiker sagte<br />
der Bürgermeister: „Eine <strong>Gemeinde</strong>, die wirklich Heimat sein will,<br />
braucht Menschen, als Nährboden für ein menschliches Miteinander<br />
sind, unabhängig davon, ob sie ein offizielles Amt inne haben<br />
oder durch einen Wählerauftrag dazu berufen worden sind“. Weiter<br />
sagte Brandenburger – für alle vier zu ehrenden gilt gleichermaßen:<br />
Sie haben es nie nur bei „guten Worten“ belassen. Ihren Worten<br />
sind stets auch Taten gefolgt. Für diesen Einsatz und ihr<br />
umfassendes Wirken für unser Gemeinwesen gebührt Ihnen unser<br />
aller Dank.<br />
Den musikalischen Höhepunkt setzten die „Stubenhocker“ mit Erhard<br />
Seitz, Norbert und Anna Winkler, die im Anschluss die zahlreichen<br />
Gäste unterhielten.<br />
Der Sonntag begann mit einem feierlichen Festgottesdienst in der<br />
Pfarrkirche St. Nikolaus. Hier setzte das Zusammenspiel der Kirchenchöre<br />
aus Reichertshofen und Mühlhausen unter der Leitung<br />
von Tobias Braun sowie der Blaskapelle Berngau ein weiters stimmgewaltiges<br />
Highlight.<br />
Pfarrer Manfred Obermayer und Dekan Dr. Norbert Dennerlein gingen<br />
in ihrer Predigt und bei den Fürbitten auf die Frage ein. Haben<br />
Sie schon jemals einen Schatz gefunden – was ist für uns als Schatz<br />
wertvoll? Zuneigung, Gemeinschaft, angenommen werden, Frieden,<br />
Harmonie und Freiheit und der Glaube seien wohl die besonders<br />
wichtigen Schätze in unserem Leben. Diese Schätze in unserem<br />
Umfeld gilt es zu finden und ständig zu pflegen. Ein langer<br />
Festzug zog sich im Anschluss an den Festgottesdienst zum Pfarrzentrum,<br />
wo die Segnung der Oldtimer durch Pfarrer Manfred<br />
Obermayer anstand.<br />
Dekan Dennerlein warf danach in seinem Grußwort die Frage auf:<br />
„Was wäre wenn wir alle gleich wären? Man stelle sich dies einmal<br />
vor, wenn jeder das gleiche hätte, die gleichen Interessen. Die Vielfalt<br />
im Leben mache es doch aus, weil wir unterschiedliche Menschen<br />
sind, jeder mit einer besonderen Gaben und Tugenden. Er bedankte<br />
sich bei der politischen <strong>Gemeinde</strong> und bei Pfarrer Manfred Obermayer<br />
für die Einladung an diesem besonderen Fest teilhaben zu dürfen.<br />
Zum Jubiläum gratulierte er allen Reichertshofener besonders herzlich<br />
und wünschte weiterhin eine intakte Dorfgemeinschaft wo jeder<br />
für jeden einsteht und hilft wenn Hilfe nötig ist.