17.01.2013 Aufrufe

Ausgabe 2011 / Nr.2 - CVJM Denkendorf

Ausgabe 2011 / Nr.2 - CVJM Denkendorf

Ausgabe 2011 / Nr.2 - CVJM Denkendorf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Das Öl ist jedoch einmalig – wer hat schon Öl vom Ölberg in Jerusalem? Selbst der<br />

Bundespräsident hat bei seinem Besuch letztes Jahr einige Flaschen gekauft.<br />

Meine Arbeit füllt mich sehr aus, doch oft frage ich mich am Abend, was ich<br />

eigentlich geschafft habe, denn so Vieles blieb liegen, weil so Vieles nicht planbar<br />

ist in einem Land, in dem die Religion und der Staat weitgehend das Leben<br />

bestimmen. So kann es vorkommen, dass die Palästinensische Autonomiebehörde<br />

um 15:00 Uhr beschließt, dass morgen doch ein Feiertag ist und die Schulen<br />

geschlossen bleiben. Hier kommt dann das Fernsehen zum Tragen, um die<br />

Informationen zu verbreiten. Tag und Nacht sitzen die Menschen hier vor dem<br />

Fernseher. Was sollen sie auch groß tun, eingesperrt hinter einer 12 m hohen<br />

Mauer, abgetrennt von Jerusalem und ganz Israel und mit kaum einer Möglichkeit,<br />

eine Genehmigung zum Passieren der Sperranlagen zu bekommen, die wie<br />

Hochsicherheitsbereiche ausgebaut sind. Auch wenn die Mauer Israel schützen<br />

soll, illegal ist es dennoch sehr einfach möglich, nach Israel zu gelangen. Ich weiß<br />

von einigen Menschen, die dies immer wieder machen – immer in der Hoffnung,<br />

nicht erwischt zu werden und dann auf jeden Fall für ein Jahr ins Gefängnis zu<br />

müssen.<br />

Einer der Checkpoints ist von der Schule aus zu sehen. Ich habe es relativ leicht,<br />

mit meinem Dienstpass der Bundesregierung zu passieren. Aber immer wieder<br />

kann es zu halbstündigen Wartezeiten kommen, so dass ich mir immer zwei Mal<br />

überlege, ob ich jetzt noch zu einer Veranstaltung nach Jerusalem fahre oder nicht.<br />

So ist auch mein Leben etwas eingeschränkt, ausgeliefert einer Willkür, die nicht<br />

nachzuvollziehen ist.<br />

Das ist einer der Gründe für mich, dieses wunderschöne Land mit seinen<br />

liebevollen Menschen auf beiden Seiten der Mauer zum Ende dieses Jahres nach<br />

Ablauf meines befristeten Vertrages wieder zu verlassen. Es fällt mir sehr schwer<br />

zu gehen. Zu sehr fühle ich mich wohl und zu Hause. Die Liebenswürdigkeit und<br />

Herzlichkeit der Menschen werde ich vermissen: Ob wie gestern in Jericho, als mir<br />

der Gemüsehändler zur Begrüßung eine Banane entgegenstreckte, oder wie vor<br />

einiger Zeit, als ich nachts und dazu am Sabbat eine Autopanne hatte. Jedes<br />

zweite Auto hielt und ich wurde gefragt, ob ich Hilfe brauchen würde. Das werde<br />

ich vermissen, wenn ich im nächsten Jahr nach Berlin umsiedle.<br />

Ich werde in Berlin wieder an einer Schule arbeiten, wieder als Verwaltungsleiter,<br />

an einem großen privaten katholischen Gymnasium. Ich freue mich darauf, aber es<br />

wird ein Neuanfang. Zum Glück habe ich einige Freunde dort.<br />

So grüße ich alle alten Bekannten und Freunde des <strong>CVJM</strong>, dessen Mitglied ich<br />

noch immer bin, und auch alle, die mich (noch) nicht kennen, ganz herzlich aus der<br />

Nähe des Geburtsortes unseres Heilandes und Erlösers. Ich freue mich, das<br />

Christfest noch einmal "vor Ort" feiern zu können. Gerade werden die<br />

umfangreichen Lichterketten gerichtet und bald werden Tausende von Lichtern<br />

Bethlehem in dieses wundervolle Licht rücken, das von der Geburt Jesu erzählen<br />

soll.<br />

Herzlichst Bernhard Scheurenbrand<br />

CIB | 21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!