Ausgabe 2011 / Nr.2 - CVJM Denkendorf

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… Bernhard Scheurenbrand? CIB | 20 WAS MACHT EIGENTLICH... Herzliche Grüße nach <strong>Denkendorf</strong> aus Beit Jala/Bethlehem in Palästina! Seit fast drei Jahren lebe und arbeite ich nun zum zweiten Mal im Heiligen Land. Nachdem ich vor rund 20 Jahren in Jerusalem lebte und arbeitete, bin ich nun im zweiten Landesteil des Heiligen Landes tätig. Dort arbeite ich als Verwaltungsleiter an einer der größten Privatschulen in Palästina, in Talitha Kumi (www.talithakumi.org), als Verwaltungsleiter. Die Schule wurde vor über 160 Jahren von Theodor Fliedner aus Kaiserswerth in Jerusalem gegründet und zog nach der Gründung des Staates Israel nach Beit Jala. Dort bin ich zuständig für alles, was nichts mit Pädagogik zu tun hat - und auch da –, aber nur, solange es nicht die Finanzen betrifft. Neben Kindergarten, Schule, Internat und Berufsschule mit zusammen fast 900 Schülerinnern und Schülern gibt es noch ein großes Gästehaus, und die Verwaltung der neun Hektar Grundbesitz gehört auch zu meinen Aufgaben. In diesem Zusammenhang habe ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Maulesel für einige Wochen bestellt, denn unsere in Terrassen angelegten Felder werden noch in alter Tradition bearbeitet. Die Erträge werden in der eigenen Küche verwertet, aber auch an die Bevölkerung verkauft. Besonders beliebt sind unsere Aprikosen. Es gehören aber auch noch rund 300 Olivenbäume zu unserem Besitz. Diese befinden sich auf dem Ölberg in Jerusalem und die Ernte erfordert immer einen enormen organisatorischen Aufwand.
Das Öl ist jedoch einmalig – wer hat schon Öl vom Ölberg in Jerusalem? Selbst der Bundespräsident hat bei seinem Besuch letztes Jahr einige Flaschen gekauft. Meine Arbeit füllt mich sehr aus, doch oft frage ich mich am Abend, was ich eigentlich geschafft habe, denn so Vieles blieb liegen, weil so Vieles nicht planbar ist in einem Land, in dem die Religion und der Staat weitgehend das Leben bestimmen. So kann es vorkommen, dass die Palästinensische Autonomiebehörde um 15:00 Uhr beschließt, dass morgen doch ein Feiertag ist und die Schulen geschlossen bleiben. Hier kommt dann das Fernsehen zum Tragen, um die Informationen zu verbreiten. Tag und Nacht sitzen die Menschen hier vor dem Fernseher. Was sollen sie auch groß tun, eingesperrt hinter einer 12 m hohen Mauer, abgetrennt von Jerusalem und ganz Israel und mit kaum einer Möglichkeit, eine Genehmigung zum Passieren der Sperranlagen zu bekommen, die wie Hochsicherheitsbereiche ausgebaut sind. Auch wenn die Mauer Israel schützen soll, illegal ist es dennoch sehr einfach möglich, nach Israel zu gelangen. Ich weiß von einigen Menschen, die dies immer wieder machen – immer in der Hoffnung, nicht erwischt zu werden und dann auf jeden Fall für ein Jahr ins Gefängnis zu müssen. Einer der Checkpoints ist von der Schule aus zu sehen. Ich habe es relativ leicht, mit meinem Dienstpass der Bundesregierung zu passieren. Aber immer wieder kann es zu halbstündigen Wartezeiten kommen, so dass ich mir immer zwei Mal überlege, ob ich jetzt noch zu einer Veranstaltung nach Jerusalem fahre oder nicht. So ist auch mein Leben etwas eingeschränkt, ausgeliefert einer Willkür, die nicht nachzuvollziehen ist. Das ist einer der Gründe für mich, dieses wunderschöne Land mit seinen liebevollen Menschen auf beiden Seiten der Mauer zum Ende dieses Jahres nach Ablauf meines befristeten Vertrages wieder zu verlassen. Es fällt mir sehr schwer zu gehen. Zu sehr fühle ich mich wohl und zu Hause. Die Liebenswürdigkeit und Herzlichkeit der Menschen werde ich vermissen: Ob wie gestern in Jericho, als mir der Gemüsehändler zur Begrüßung eine Banane entgegenstreckte, oder wie vor einiger Zeit, als ich nachts und dazu am Sabbat eine Autopanne hatte. Jedes zweite Auto hielt und ich wurde gefragt, ob ich Hilfe brauchen würde. Das werde ich vermissen, wenn ich im nächsten Jahr nach Berlin umsiedle. Ich werde in Berlin wieder an einer Schule arbeiten, wieder als Verwaltungsleiter, an einem großen privaten katholischen Gymnasium. Ich freue mich darauf, aber es wird ein Neuanfang. Zum Glück habe ich einige Freunde dort. So grüße ich alle alten Bekannten und Freunde des <strong>CVJM</strong>, dessen Mitglied ich noch immer bin, und auch alle, die mich (noch) nicht kennen, ganz herzlich aus der Nähe des Geburtsortes unseres Heilandes und Erlösers. Ich freue mich, das Christfest noch einmal "vor Ort" feiern zu können. Gerade werden die umfangreichen Lichterketten gerichtet und bald werden Tausende von Lichtern Bethlehem in dieses wundervolle Licht rücken, das von der Geburt Jesu erzählen soll. Herzlichst Bernhard Scheurenbrand CIB | 21
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