Masterarbeit K.Klußmann - Didaktik der Geographie - Leibniz ...

4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer Geographielehrkräfte
fachübergreifende Elemente“ (ebd. 2003: 23) für notwendig erachten und sind daher
zwischen den beiden Gruppen von befragten LuL anzusiedeln.
Trotz dieses differenzierten Meinungsbildes bezüglich der Entwicklung einer eigenständigen
Didaktik empfindet die Mehrheit der befragten LuL (Frau K., Frau G.-L., Herr S., Herr H.
und Frau O.) eine bilinguale Geographiedidaktik, besonders für Neueinsteiger, als hilfreich,
da sie sowohl eine Entlastung als auch Anregung sein kann, ohne den Freiraum der LuL zum
Experimentieren einzuschränken. Im Vergleich dazu sieht Herr M. die Entwicklung einer
bilingualen Geographiedidaktik etwas kritischer und verweist sowohl auf die Möglichkeit der
Entlastung als auch auf die der Einschränkung, je nachdem wie viele Freiräume den LuL
gelassen werden. Frau H. und Frau Sch., die sich auch gegen die Entwicklung einer Didaktik
ausgesprochen haben, sehen keine Entlastung durch eine bilinguale Didaktik und wollen auch
nicht durch noch mehr Vorschriften, wovon es ihrer Meinung nach schon genug gibt, in ihren
Entscheidungen eingeschränkt werden 29 . Diese Antworten bezüglich einer möglichen
Entlastung bzw. Einschränkung liefern im Zusammenhang mit der vorangegangenen Frage
eine erste Bestätigung der Hypothese, dass die individuelle Verortung im Spannungsfeld
zwischen der Sachfach- und der Fremdsprachendidaktik eine wichtige Rolle für die
professionelle Handlungskompetenz der bilingualen Geographielehrkräfte bedeutet.
In Anlehnung an das CLIL-Konzept spielt die deutsche Sprache im bilingualen Erdkunde-
unterricht bei fast allen LuL eine untergeordnete Rolle, weil das Prinzip der funktionalen
Fremdsprachigkeit (siehe 2.5.1) angewendet wird. Auf die deutsche Sprache wird unter
Berücksichtigung der jeweiligen Lerngruppe und der jeweiligen Sprachkompetenz der SuS
nur zu Beginn des bilingualen Unterrichts, bei Verständnisproblemen, Vermittlung der
Fachbegriffe, die laut Kerncurriculum in beiden Sprachen vermittelt werden müssen,
organisatorischen Klärungen und bei Verständnisschwierigkeiten, die nicht durch
paraphrasieren gelöst werden können, eingesetzt. Demnach ist es unabdingbar für
professionelle bilinguale Handlungskompetenz über Fremdsprachenkompetenz in schriftlicher
und mündlicher Form, Sprachhandlungskompetenz im Unterrichtskontext sowie ein Gefühl
für authentischen Sprachgebrauch zu verfügen, da ohne diese Kompetenzen die Sprache nicht
als Mittel zum Zweck eingesetzt werden könnte. Nur Frau H. und Herr M. schreiben der
deutschen Sprache aufgrund der Bezeichnung bilingual, was eigentlich zweisprachig heißt,
eine nicht unbedeutende Rolle zu. Trotz dieser Einstellung benutzt Frau H. hauptsächlich die
Fremdsprache und greift nur bei Verständnisproblemen auf die Muttersprache zurück,
wohingegen Herr M. auf ein ausgewogenes Verhältnis beider Sprachen, mit besonderem
29 Die Antwort von Frau S. wurde bei dieser Frage nicht berücksichtigt, da sie aufgrund von Ungenauigkeiten
keinem Standpunkt zuzuordnen ist.
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