Masterarbeit K.Klußmann - Didaktik der Geographie - Leibniz ...
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2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />
Jeglicher Spracherwerb, egal ob gesteuert o<strong>der</strong> ungesteuert, findet im bilingualen Unterricht<br />
jedoch nur statt, wenn einige spracherwerbstheoretische Grundprinzipien des fremd-<br />
sprachlichen Unterrichts auch im bilingualen Unterricht berücksichtigt werden. So kann eine<br />
fremdsprachliche, fachliche fundierte Diskurskompetenz nur erworben werden, wenn die SuS<br />
optimalen Input bekommen (Krashen’s Input Hypothesis), d.h. verständlichen und interes-<br />
santen Input, <strong>der</strong> etwas über dem aktuellen sprachlichen Niveau <strong>der</strong> SuS liegt und dabei noch<br />
verständlich ist (vgl. SHRUM & GLISAN 2005: 14ff). Neben optimalem Input müssen die<br />
SuS auch die Chance bekommen die Zielsprache aktiv im Unterrichtsgeschehen zu<br />
verwenden (Long’s Interaction Hypothesis) und Inhalte, Ideen o<strong>der</strong> Fragen selbst zu<br />
versprachlichen (Swain’s Output Hypothesis), damit erfolgreiches Sprachenlernen mit<br />
sichtbarem Kompetenzerwerb stattfinden kann. Bei <strong>der</strong> Sprachproduktion und <strong>der</strong> Interaktion<br />
im Klassenzimmer können die SuS nicht nur ihre erworbenen Fähigkeiten testen, son<strong>der</strong>n<br />
werden sich durch Bedeutungsaushandlungen (negotiation of meaning) auch ihrer Lücken<br />
bewusst und können diese selbständig o<strong>der</strong> durch scaffolding mit Peers o<strong>der</strong> mit Hilfe von<br />
an<strong>der</strong>en methodischen Stützmaßnahmen schließen (vgl. SHRUM & GLISAN 2005: 19ff). Bei<br />
Berücksichtigung dieser Spracherwerbstheorien im bilingualen Unterricht bzw. bei <strong>der</strong><br />
Materialgestaltung ist es möglich, den SuS eine gute fremdsprachliche, fachlich fundierte<br />
Diskurskompetenz zu vermitteln. Dabei gilt je qualitativer <strong>der</strong> Input, die Interaktionen und <strong>der</strong><br />
Output dabei sind, desto erfolgreicher ist auch <strong>der</strong> Spracherwerb.<br />
Da schon Piaget den Lernprozess als „die Ausbildung einer fachlich ausgeprägten<br />
Begrifflichkeit im Sinne kognitiv mentaler Konzepte“ (HALLET 2002: 116) beschrieben hat,<br />
<strong>der</strong> es den SuS ermöglicht, die Phänomene <strong>der</strong> Welt zu verstehen, kommt <strong>der</strong> Begriffsbildung<br />
im bilingualen Unterricht durch die Integration des Sachfachs und <strong>der</strong> Fremdsprache eine<br />
große Bedeutung zu. Obwohl noch keine Einigkeit darüber herrscht, wie genau solche<br />
mentalen Konzepte aussehen, ist unumstritten, dass Begriffe in Form von netzartigen<br />
mentalen Konzepten vor dem Hintergrund eines Problems, einer Fragestellung o<strong>der</strong><br />
Beschreibung bzw. Erklärung eines Phänomens konstruiert werden (vgl. HALLET 2002:<br />
116f). Mit Hilfe des Vorwissens <strong>der</strong> SuS und des Inputs <strong>der</strong> LuL wird im Unterricht durch<br />
negotiation of meaning ein Geflecht von Zusammenhängen erstellt, so dass die SuS<br />
begriffliches Wissen erwerben können. Die komplexen inhaltlichen Zusammenhänge werden<br />
stellvertretend mit einem Begriff bezeichnet, <strong>der</strong> das komplette mentale Geflecht<br />
repräsentiert. Begriffe sind somit nicht nur einfache Worte, son<strong>der</strong>n stehen stellvertretend für<br />
einen Wissenskomplex, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um mit an<strong>der</strong>en Wissenskomplexen verknüpft ist. Diese<br />
repräsentativen Begriffe entsprechen den geographischen Fachbegriffen, die die SuS sowohl