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Masterarbeit K.Klußmann - Didaktik der Geographie - Leibniz ...

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Aspekte professioneller Handlungskompetenz von<br />

bilingualen <strong>Geographie</strong>lehrkräften – Theoretische<br />

Grundlagen und praktische Erfahrungen<br />

<strong>Masterarbeit</strong> am Institut <strong>der</strong> <strong>Didaktik</strong> <strong>der</strong> Naturwissenschaften<br />

<strong>der</strong> <strong>Leibniz</strong> Universität Hannover<br />

Katrin <strong>Klußmann</strong><br />

Master of Education<br />

Anglistik/<strong>Geographie</strong><br />

4. Fachsemester<br />

Matrikel Nr.: xxxxxxx<br />

Erstprüferin: Prof. Dr. Christiane Meyer<br />

Zweitprüferin: Prof. Dr. Gabriele Blell<br />

Abgabedatum: 11.07.2012


Inhaltsverzeichnis<br />

I<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Abbildungsverzeichnis III<br />

Abkürzungsverzeichnis IV<br />

Vorwort V<br />

1 Einleitung 1<br />

1.1 Anlass und Ziel <strong>der</strong> Arbeit 1<br />

1.2 Überblick 2<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht 4<br />

2.1 Terminologie 5<br />

2.2 Entwicklung des bilingualen Unterrichts 6<br />

2.3 Zielsetzungen des bilingualen <strong>Geographie</strong>unterrichts 7<br />

2.4 Organisatorische Rahmenbedingungen - Modelle bilingualen Lehrens- und Lernens 9<br />

2.5 Methodisch-didaktische Aspekte bilingualen <strong>Geographie</strong>unterrichts 10<br />

2.5.1 Prinzip <strong>der</strong> funktionalen Fremdsprachigkeit 11<br />

2.5.2 Scaffolding 13<br />

2.5.2.1 Wortschatzarbeit 14<br />

2.5.2.1.1 Begriffs- und Sprachbildung – ein allgemeiner Überblick 14<br />

2.5.2.1.2 Wortschatzkategorien 16<br />

2.5.2.1.3 Methoden und Hilfsmittel <strong>der</strong> Wortschatzför<strong>der</strong>ung 18<br />

2.5.2.2 Prinzip <strong>der</strong> Anschaulichkeit 19<br />

2.6 Umgang mit sprachlichen Fehlern 21<br />

2.7 Leistungsbeurteilung 22<br />

2.8 Lehr- und Lernmaterialien im bilingualen Erdkundeunterricht 23<br />

2.8.1 Materialsituation 23<br />

2.8.2 Anfor<strong>der</strong>ungen an bilinguale Lehr- und Lernmaterialien 25<br />

2.8.3 Exemplarische Schulbuchanalayse 27<br />

2.8.3.1 Zielgruppen 28<br />

2.8.3.2 Vergleich auf Inhaltsebene 28<br />

2.8.3.3 Methodisch-didaktische Konzepte im Vergleich 29<br />

2.8.3.4 Vergleich auf thematischer Ebene – Megacities 32<br />

2.8.3.5 Eignung für den bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht 35<br />

2.8.4 Materialien für den bilingualen Erdkundeunterricht aus <strong>der</strong> Schülerperspektive 36


3 Professionswissen und professionelle Handlungskompetenz bilingualer<br />

II<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Geographie</strong>lehrkräfte 39<br />

3.1 Professionalität im Lehrerberuf 40<br />

3.2 Forschungskonzepte zur Professionalität von Lehrkräften 43<br />

3.3 Professionelle Handlungskompetenz 45<br />

3.3.1 Allgemeine Aspekte professionellen Lehrerhandelns 46<br />

3.3.2 Aspekte professioneller Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>-<br />

lehrkräfte 49<br />

4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer<br />

<strong>Geographie</strong>lehrkräfte 55<br />

4.1 Grundlegende Überlegungen, Forschungsfrage und Hypothesen 55<br />

4.2 Methodisches Vorgehen 58<br />

4.3 Wissenschaftstheoretische Anmerkungen 59<br />

4.4 Erläuterung des Fragenkatalogs 60<br />

4.5 Praktische Erfahrungen und subjektive Theorien bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte 65<br />

4.5.1 Berufsdauer, -wahl und motivationale Orientierung 65<br />

4.5.2 Ausbildungsweg und zukünftige Lehrerausbildung 68<br />

4.5.3 Fachdidaktische und methodische Überlegungen und Erfahrungen 70<br />

4.5.4 Unterrichtsplanung und -durchführung 79<br />

4.5.5 Professionswissen 81<br />

4.6 Vergleich von Theorie und Praxis 83<br />

4.7 Reflexion <strong>der</strong> Vorgehensweise 85<br />

5 Fazit 86<br />

Literaturverzeichnis<br />

Anhang<br />

Eidesstattliche Erklärung


Abbildungsverzeichnis<br />

III<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1: Kompetenzerwerb im bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht 8<br />

Abb. 2: Schülerpräferenzen von Aufgabentypen 34<br />

Abb. 3: Motivation <strong>der</strong> SuS bezüglich bilingualer und britischer Unterrichtsmaterialien 34<br />

Abb. 4: Bevorzugtes Textformat für den bilingualen Erdkundeunterricht 37<br />

Abb. 5: Modell professioneller Handlungskompetenz von BAUMERT und KUNTER 47<br />

Abb. 6: Aspekte professioneller Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte 50<br />

Abb. 7: Bilinguale und gesamte Berufserfahrung <strong>der</strong> bilingualen <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

im Vergleich 66<br />

Abb. 8: Notwendigkeit eines spezifischen Ausbildungsprogramms für bilinguale<br />

<strong>Geographie</strong>lehrkräfte 69<br />

Abb. 9: Spannungsfeld zwischen Sachfach und Fremdsprachendidaktik 71<br />

Abb. 10: Potential des Wechsels <strong>der</strong> Darstellungsformen für den bilingualen<br />

<strong>Geographie</strong>unterricht 76<br />

Abb. 11: Im bilingualen Erdkundeunterricht verwendete Materialien 78


Abkürzungsverzeichnis<br />

BICS Basic Interpersonal Communication Skills<br />

CALP Cognitive Academic Language Proficiency<br />

CLIL Content and Language Integrated Learning<br />

LuL Lehrerinnen und Lehrer<br />

SuS Schülerinnen und Schüler<br />

TBLL Task-based language learning<br />

IV<br />

Vorwort


Vorwort<br />

V<br />

Vorwort<br />

Durch die Kombination meiner beiden Studienfächer Englisch und <strong>Geographie</strong> bietet sich mir<br />

die Möglichkeit bilingualen Erdkundeunterricht erteilen zu können. Zu Beginn des Studiums<br />

stand ich dieser Möglichkeit jedoch etwas skeptisch gegenüber, da ich nicht sicher war, den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen zu sein. Durch die Besuche mehrerer fachdidaktischer Seminare<br />

zu bilingualem Unterricht und einem Gespräch mit einem erfahrenen bilingualen<br />

<strong>Geographie</strong>lehrer im Rahmen eines geographiedidaktischen Seminars wuchs jedoch mein<br />

Interesse an bilingualem Erdkundeunterricht, so dass ich mich bereits in meiner<br />

Bachelorarbeit mit Wortschatzarbeit im bilingualen Erdkundeunterricht auseinan<strong>der</strong>gesetzt<br />

habe. Als mir dann im Rahmen meiner Arbeit als teilzeitbeschäftige Lehrerin die Möglichkeit<br />

gegeben wurde eigenverantwortlich bilingualen Erdkundeunterricht zu erteilen, habe ich die<br />

Chance ergriffen herauszufinden, ob ich den Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen bin, und ob es mir<br />

tatsächlich so viel Spaß machen würde wie erwartet. Im Gespräch mit Frau Prof. Dr.<br />

Christiane Meyer entwickelte sich dann angelehnt an mein Interesse und meine eigenen<br />

Erfahrungen als bilinguale Erdkundelehrerin ein konkretes Thema für die <strong>Masterarbeit</strong>.<br />

Ein herzlicher Dank geht in erster Linie an Frau Prof. Christiane Meyer und Frau Rita Kupetz<br />

für die Betreuung <strong>der</strong> <strong>Masterarbeit</strong> sowie an Frau Gabriele Blell für die kurzfristige<br />

Übernahme des Zweitgutachtens. Da diese Arbeit nicht zustande gekommen wäre, wenn sich<br />

nicht die bilingualen <strong>Geographie</strong>lehrkräfte dazu bereit erklärt hätten an <strong>der</strong> umfangreichen<br />

Befragung teilzunehmen und ihre Überzeugungen und Erfahrungen mit mir zu teilen, sei<br />

ihnen an dieser Stelle ausdrücklich für ihre Mitarbeit gedankt. Beson<strong>der</strong>er Dank gilt in diesem<br />

Zusammenhang auch meiner Kollegin Susanne Klein, die den ersten Kontakt zu den befragten<br />

<strong>Geographie</strong>lehrkräften hergestellt hat und somit die Befragung erst ermöglicht hat. Ein<br />

weiterer Dank geht an die Schülerinnen und Schüler <strong>der</strong> 10B <strong>der</strong> Wilhelm-Raabe-Schule<br />

Hannover für das Ausfüllen <strong>der</strong> Fragebögen bezüglich bilingualer Unterrichtsmaterialien. Für<br />

das mühevolle Korrekturlesen und viele hilfreiche Anregungen bedanke ich mich bei Anika<br />

Laubitz-Bertram, Kim Hüsing und Alexan<strong>der</strong> Wiegand. Abschließend möchte ich mich noch<br />

bei meiner Familie und meinen Freunden, die mir eine große Unterstützung waren, bedanken.


1 Einleitung<br />

1<br />

1 Einleitung<br />

„Wer einst fliegen lernen will, <strong>der</strong> muss erst stehn und gehen und laufen und klettern und<br />

1.1 Anlass und Ziel <strong>der</strong> Arbeit<br />

tanzen lernen: – man erfliegt das Fliegen nicht!“<br />

Friedrich Nietzsche 1<br />

Ähnlich wie mit dem Erlernen des Fliegens im Zitat von Friedrich Nietzsche verhält es sich<br />

auch mit den Kompetenzen bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte 2,3 . In den Anfängen des<br />

bilingualen Unterrichts gab es so gut wie keine curricularen bzw. didaktisch-methodischen<br />

Hilfestellungen für die Lehrerinnen und Lehrer (LuL), so dass bilingualer Unterricht<br />

ausschließlich von dem „Engagement <strong>der</strong> unterrichtenden Lehrkräfte, <strong>der</strong>en fachlicher,<br />

fremdsprachlicher und didaktisch methodischer Kompetenz“ (OTTEN & WILDHAGE 2003:<br />

22) gelebt hat. Eine bilinguale Handlungskompetenz wurde folglich auch erst durch die<br />

gesammelten Erfahrungen sowie die Kombination <strong>der</strong> vorhandenen Kompetenzen erprobt und<br />

im Laufe <strong>der</strong> Zeit weiterentwickelt (vgl. OTTEN & WILDHAGE 2003: 22). Die Bedeutung<br />

und Entwicklung einer professionellen Kompetenz von LuL für eine mo<strong>der</strong>ne Wissens-<br />

gesellschaft wird jedoch erst seit einigen Jahren intensiv sowohl auf nationaler als auch<br />

internationaler Ebene in <strong>der</strong> Gesellschaft, Politik und Wissenschaft diskutiert, weil die<br />

empirische Bildungsforschung deutliche Zusammenhänge zwischen professionellen<br />

Handlungskompetenzen von LuL und <strong>der</strong> individuellen Entwicklung <strong>der</strong> Schülerinnen und<br />

Schüler (SuS) belegt hat (vgl. ZLATKIN-TROITSCHANSKAIA et al. 2009: 13). Zudem<br />

wurde die Dominanz dieser Thematik in Deutschland durch das vergleichsweise schlechte<br />

Abschneiden deutscher SuS in internationalen Vergleichsstudien, wie <strong>der</strong> PISA-Studie,<br />

hervorgerufen, um die aufgezeigten Defizite deutscher SuS durch eine verbesserte Bildungs-<br />

qualität, zu <strong>der</strong> auch die professionelle Kompetenz von LuL zählt, zu verbessern (vgl.<br />

SCHEUNPFLUG, BAUMERT & KUNTER 2006: 465). Dabei wird oft nicht nur vergessen,<br />

dass die Anfor<strong>der</strong>ungen an professionelles Unterrichten durch den Wandel <strong>der</strong> Lehrerrolle<br />

vom Instrukteur zum Lernbegleiter und <strong>der</strong> ständigen Weiterentwicklung <strong>der</strong> Gesellschaft im<br />

globalen Kontext kontinuierlich ansteigen, son<strong>der</strong>n auch „die Komplexität <strong>der</strong> Bedingungs-,<br />

1 Zitat aus COLLI & MONTINARI 2007: 244<br />

2 Die Bezeichnung <strong>Geographie</strong>unterricht und Erdkundeunterricht werden im Folgenden als Synonyme<br />

verwendet, weil sie grundsätzlich das Gleiche bezeichnen und nur in unterschiedlichen Kontexten eingesetzt<br />

werden. Im schulischen Kontext wird eher von Erdkundeunterricht gesprochen, wohingegen in <strong>der</strong> Literatur <strong>der</strong><br />

Begriff <strong>Geographie</strong>unterricht dominiert.<br />

3 Wenn im Folgenden von Lehrerpersönlichkeit, Lehrkräften, Lehrerprofessionalität o.ä. gesprochen wird, wird<br />

sich immer auf beide Geschlechter bezogen.


2<br />

1 Einleitung<br />

Prozess- und Wirkungszusammenhänge […], in denen professionelles Lehrerhandeln steht,<br />

[…] weiterhin immer noch stark unterschätzt“ (ZLATKIN-TROITSCHANSKAIA 2009: 13)<br />

(vgl. KEMNITZ 2011: 34ff; GUDJONS 2006: 159ff). Vor diesem Hintergrund wurden in den<br />

vergangenen Jahren in den unterschiedlichsten Gebieten <strong>der</strong> Wissenschaft, z.B. <strong>der</strong><br />

Psychologie, <strong>der</strong> Soziologie und <strong>der</strong> Expertiseforschung, Forschungskonzepte zur Unter-<br />

suchung professioneller Kompetenzen von Lehrkräften entwickelt bzw. vorhandene Konzepte<br />

auf den Lehrerberuf übertragen und in umfangreichen Studien untersucht. So existieren<br />

unteran<strong>der</strong>em ein allgemeines Modell zur Qualitätssicherung und Lehrerstandards von Oeser<br />

und Terhart, die von Bromme entwickelte Landkarte des professionellen Wissens von<br />

Lehrkräften und ein heuristisches Modell professioneller Handlungskompetenz für Mathe-<br />

matiklehrkräfte von BAUMERT und KUNTER (vgl.ebd. 2006: 478ff). Jedoch gibt es noch<br />

kein Modell, das sich explizit mit bilingualen LuL beschäftigt.<br />

Ziel dieser Arbeit ist es daher, ein Modell für professionelle Handlungskompetenz am<br />

Beispiel von bilingualen <strong>Geographie</strong>lehrkäften zu entwickeln und die einzelnen Aspekte <strong>der</strong><br />

professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte empirisch zu unter-<br />

suchen. Die Motivation für diese Arbeit ist sowohl in meiner Fächerkombination<br />

Englisch/Erdkunde als auch in meinen persönlichen Erfahrungen als teilzeitbeschäftige<br />

Lehrkraft für regulären und bilingualen Erdkundeunterricht an <strong>der</strong> Wilhelm-Raabe-Schule in<br />

Hannover begründet, wo ich durch enge Zusammenarbeit mit einer erfahrenen bilingualen<br />

<strong>Geographie</strong>lehrerin und durch learning by doing 4 im Laufe meiner dreijährigen Anstellung<br />

begonnen habe professionelle Handlungskompetenz zu entwickeln und diese kritisch zu<br />

reflektieren.<br />

1.2 Überblick<br />

Die Arbeit glie<strong>der</strong>t sich insgesamt in fünf Kapitel, in denen die Aspekte professioneller<br />

Handlungskompetenz von bilingualen <strong>Geographie</strong>lehrkräften sowohl theoretisch als auch<br />

empirisch untersucht werden. Beim ersten Kapitel handelt es sich um einen einleitenden Teil,<br />

<strong>der</strong> die Schwerpunktsetzung <strong>der</strong> Arbeit begründet, die Motivation für die Arbeit erläutert und<br />

einen Überblick über die gesamte Arbeit gibt.<br />

Das zweite Kapitel befasst sich theoretisch mit bilingualem Unterricht und fasst den aktuellen<br />

Forschungsstand zu bilingualem Erdkundeunterricht zusammen. Zuerst wird ein allgemeiner<br />

Überblick über bilingualen Unterricht gegeben und die Problematik <strong>der</strong> Terminologie sowie<br />

4 Fremdsprachige Begriffe und Zitate werden kursiv geschrieben, damit sie sich besser vom deutschen Text<br />

abheben.


3<br />

1 Einleitung<br />

die Entwicklung des bilingualen <strong>Geographie</strong>unterrichts skizziert, bevor bilingualer<br />

Erdkundeunterricht exemplarisch thematisiert wird. Der Teil zu bilingualem Erdkunde-<br />

unterricht beginnt mit einer Darstellung <strong>der</strong> Zielsetzungen und den organisatorischen<br />

Rahmenbedingungen, an die sich eine Erläuterung charakteristischer methodisch-didaktischer<br />

Elemente anschließt. Zu den methodisch-didaktischen Elementen zählen das Prinzip <strong>der</strong><br />

funktionalen Fremdsprachigkeit, die Methode des scaffolding, <strong>der</strong> Umgang mit sprachlichen<br />

Fehlern, die Leistungsbeurteilung und eine Analyse <strong>der</strong> Lehr- und Lernmaterialien.<br />

Im dritten Kapitel wird zuerst Professionalität im Lehrerberuf thematisiert, bevor auf die<br />

unterschiedlichen Forschungskonzepte zu Lehrerprofessionalität eingegangen wird. Des<br />

Weiteren wird ein allgemeines Modell professioneller Handlungskompetenz von BAUMERT<br />

und KUNTER vorgestellt und anschließend unter Berücksichtigung <strong>der</strong> theoretischen Aspekte<br />

aus Kapitel zwei auf bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht übertragen. Ausgehend von den<br />

theoretischen Ausführungen in diesem und dem vorangegangenen Kapitel werden die<br />

Fragestellungen für eine qualitative Studie über professionelle Handlungskompetenz<br />

bilingualer Erdkundelehrkräfte entwickelt.<br />

Das vierte Kapitel umfasst eine qualitative Befragung bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte zur<br />

professionellen Handlungskompetenz, die dazu dient, die zuvor theoretisch erläuterten<br />

Aspekte empirisch zu überprüfen. Dieses Kapitel ist unterglie<strong>der</strong>t in allgemeine Vor-<br />

bemerkungen, wie die Darstellung <strong>der</strong> Forschungsfrage, die Beschreibung des methodischen<br />

Vorgehens, wissenschaftstheoretische Anmerkungen, die Erläuterung des Fragenkatalogs und<br />

die Auswertung <strong>der</strong> Interviews. Zudem werden die theoretischen Erkenntnisse mit den<br />

praktischen Erfahrungen <strong>der</strong> LuL verglichen, so dass im fünften Kapitel abschließend die<br />

wesentlichen Ergebnisse <strong>der</strong> Arbeit zusammengefasst werden können und ein Ausblick über<br />

weitere Forschungsfel<strong>der</strong> gegeben werden kann.


2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

4<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

Obwohl bilingualer Unterricht seit über 40 Jahren unterrichtet wird, ist die Bedeutung des<br />

bilingualen Unterrichts in den letzten Jahren in Schule und Forschung stetig gestiegen. Diese<br />

Entwicklung spiegelt sich sowohl in <strong>der</strong> steigenden Anzahl <strong>der</strong> Schulen mit bilingualem<br />

Angebot als auch in den steigenden Publikationen <strong>der</strong> Fremdsprachen- und Sachfachdidaktik<br />

zu diesem Themenbereich wi<strong>der</strong> (vgl. HOFFMANN & MEYER 2009: 4). Da es sich bei<br />

bilingualem Unterricht um kein neues Konzept handelt, wird in <strong>der</strong> Literatur auch von einer<br />

Konjunktur des bilingualen Angebots gesprochen (vgl. WILDHAHE 2000: 212). Diese<br />

Konjunktur ist zum Einen auf das Zusammenwachsen Europas auf beruflicher, kultureller und<br />

wirtschaftlicher Ebene und zum An<strong>der</strong>en auf die stetig voranschreitende Globalisierung<br />

zurückzuführen, durch die Kommunikationsfähigkeit und Fremdsprachenkompetenz in mehr<br />

als einer Sprache sowie interkulturelle Kompetenz zu Schlüsselqualifikationen für die SuS<br />

werden (vgl. LENZ 2002: 2). Deshalb bezeichnet die Europäische Kommission in dem<br />

Aktionsplan zur För<strong>der</strong>ung des Sprachenlernens und <strong>der</strong> Sprachenvielfalt von 2003 auch „die<br />

Fähigkeit an<strong>der</strong>e Sprachen zu verstehen und sich darin zu verständigen [als] eine<br />

Grundkompetenz für alle europäischen Bürger“ (EUROPÄISCHE KOMMISSION 2003: 5).<br />

Außerdem haben die PISA-Studie <strong>der</strong> OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammen-<br />

arbeit und Entwicklung) und die von <strong>der</strong> Kultusministerkonferenz in Auftrag gegebene Studie<br />

Deutsch Englisch Schülerleistungen International (DESI) deutliche Defizite in zentralen<br />

Kompetenzbereichen, wie Sprachbeherrschung, Kommunikations- und Fremdsprachen-<br />

kompetenz aufgezeigt (vgl. DIPF 2006; DEUTSCHES PISA-KONSORTIUM 2001). Durch<br />

die Integration von Sach- und Fremdsprachenlernen ist bilingualer Unterricht eine innovative<br />

Unterrichtsmethode, die „zukunftsfähiges Lernen“ (HAUBRICH 1999: 2) ermöglicht, da die<br />

SuS mit CLIL (Content and Language Integrated Learning) die Möglichkeit haben, die<br />

Anwendung <strong>der</strong> Fremdsprache schon während des Lernprozesses in einem authentischen<br />

Umfeld zu üben, so wie die SuS nachmittags zu Hause „ganz selbstverständlich […] eine<br />

gewisse Zeit mit dem Üben eines Instruments verbringen“ (STEINHÄUSLER &<br />

KAZIANKA o.J.: 7), um „theoretisches Wissen und Fertigkeit miteinan<strong>der</strong> [zu] verknüpfen“<br />

(STEINHÄUSLER & KAZIANKA o.J.: 7). Trotz vieler kontroverser Diskussionen, un-<br />

gelöster Probleme und offener Fragen gilt „CLIL o<strong>der</strong> […] bilingualer Unterricht, in welcher<br />

Form auch immer […] weltweit […] als unterrichtliches Erfolgsmodell“ (LOHMANN 2009:<br />

48). Im Folgenden wird dieses Konzept unter Berücksichtigung terminologischer<br />

Schwierigkeiten, <strong>der</strong> Entstehung und Zielsetzung, organisatorischer Rahmenbedingungen,


5<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

methodisch-didaktischer und pädagogischer Elemente sowie <strong>der</strong> Materialsituation detailliert<br />

erläutert.<br />

2.1 Terminologie<br />

Das didaktische Konzept, welches sich hinter dem deutschen Begriff bilingualer Unterricht<br />

verbirgt, ist durch eine terminologische Vielzahl auf nationaler und internationaler Ebene<br />

gekennzeichnet. So bezeichnen die Begriffe bilingualer Sachfachunterricht, fremdsprachiges<br />

Sachlernen, inhaltsorientierter Fremdsprachenunterricht, enseignement en immersion (in<br />

Frankreich), tweetalig on<strong>der</strong>wijs (in den Nie<strong>der</strong>landen) und indholds-og sprogintegreret<br />

læring (in Dänemark) verschiedene Umsetzungen ähnlicher Konzepte (vgl. EURYDICE<br />

2006: 64ff). Die variierenden Bezeichnungen resultieren aus den unterschiedlichen<br />

Erwartungen bzw. Zielvorstellungen, mit denen die jeweiligen Konzepte verknüpft sind (vgl.<br />

LENZ 2002: 3). Seit Beginn des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts hat sich <strong>der</strong> weitgefächerte Terminus<br />

Content and Language Integrated Learning (CLIL), <strong>der</strong> für einen integrierten Sachfach- und<br />

Fremdsprachenunterricht und nicht für erweiterten Fremdsprachenunterricht bzw. Sachfach-<br />

unterricht in einer Fremdsprache steht, auf europäischer Ebene weitestgehend durchgesetzt<br />

(vgl. KMK 2006: 7). Beim CLIL-Ansatz „stellt das Sachfach nicht nur die vom Lehrplan<br />

vorgegebenen Themen und Inhalte bereit, son<strong>der</strong>n die Behandlung <strong>der</strong> Inhalte erfolgt<br />

zusätzlich auch aus <strong>der</strong> Sicht des Landes <strong>der</strong> Unterrichtssprache und ermöglicht so<br />

interkulturelles Lernen, das in seiner Qualität über die isolierte Behandlung von Sachfächern<br />

und Fremdsprache hinaus geht“ (KMK 2006: 7). Gegenläufig zum internationalen Trend den<br />

CLIL-Begriff zu verwenden, hat sich in Deutschland, beson<strong>der</strong>s im Schulalltag, die<br />

Bezeichnung des bilingualen Unterrichts etabliert, obwohl <strong>der</strong> Unterricht in <strong>der</strong> Regel nicht<br />

durchgängig zweisprachig abläuft (vgl. OTTEN & WILDHAGE 2003: 13).<br />

Ohne das Konzept des bilingualen Unterrichts selbst in Frage zu stellen wird die Verwendung<br />

des Begriffs „bilingual“ in <strong>der</strong> Literatur häufig als ungeeignet kritisiert. Die geäußerte Kritik<br />

beruht zum Einen auf <strong>der</strong> Tatsache, dass <strong>der</strong> Begriff selbst irreführend ist, da <strong>der</strong> bilinguale<br />

Unterricht trotz eines Einsatzes <strong>der</strong> Muttersprache in <strong>der</strong> Regel nicht durchgängig<br />

zweisprachig abläuft, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> größte Anteil aktiver Lernzeit in <strong>der</strong> Fremdsprache<br />

durchgeführt wird. Zudem wird die Nähe des Begriffs zu Immersionsprogrammen und<br />

bilingualer Erziehung kritisiert, die sich durch das Erlernen einer zweiten Umgebungssprache<br />

deutlich vom bilingualen Unterricht unterscheiden, da im Kontext des bilingualen Unterrichts<br />

lediglich eine Schulfremdsprache vertiefend erlernt wird (vgl. BREIDBACH 2003: 6).<br />

Obwohl <strong>der</strong> Terminus CLIL das Unterrichtskonzept treffen<strong>der</strong> beschreibt, wird im Folgenden


6<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

die Bezeichnung bilingualer Unterricht verwendet, weil sie sowohl in <strong>der</strong> deutschsprachigen<br />

Literatur gängiger ist als auch eine feste Bezeichnung mit Wie<strong>der</strong>erkennungswert im<br />

deutschen Schulalltag darstellt.<br />

2.2 Entwicklung des bilingualen Unterrichts<br />

Das Konzept des bilingualen Unterrichts wurde in Deutschland Ende <strong>der</strong> 1960er Jahre als<br />

Initiative des Deutsch-Französischen Kooperationsvertrages von 1963 eingerichtet, um die im<br />

Elysee- Vertrag vereinbarte För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Partnersprache des jeweils an<strong>der</strong>en Landes sowie<br />

den interkulturellen Austausch gezielt umzusetzen. Vor diesem Hintergrund wurde auch <strong>der</strong><br />

erste bilinguale Zug in Deutschland (Deutsch/Französisch) 1969 an einem Gymnasium in<br />

Singen am Hohentwiel etabliert (vgl. KMK 2006: 7 f). In an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n mit<br />

mehreren Amtssprachen, z.B. in Belgien, gibt es solche Konzepte jedoch schon seit Beginn<br />

des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts (vgl. EURYDICE 2006: 7).<br />

Seit <strong>der</strong> Einrichtung des ersten bilingualen Zuges ist die Zahl <strong>der</strong> Schulen mit bilingualen<br />

Angeboten kontinuierlich gestiegen. So gab es nach Angaben <strong>der</strong> KMK im Jahr 1999 bereits<br />

366 Schulen mit bilingualem Angebot in Deutschland. Bis zum Jahr 2006 ist die Zahl<br />

nochmals rapide auf 847 Schulen in ganz Deutschland angestiegen (vgl. KMK 2006: 15).<br />

Angetrieben von dem Engagement <strong>der</strong> bilingualen LuL hat sich <strong>der</strong> bilinguale Unterricht von<br />

seinem anfänglichen Nischendasein zu einem festen Bestandteil <strong>der</strong> gesamten deutschen<br />

Bildungslandschaft entwickelt, so dass <strong>der</strong> bilinguale Unterricht heute sowohl in jedem<br />

Bundesland als auch in allen Schulformen vertreten und nicht mehr aus den Curricula<br />

wegzudenken ist (vgl. OTTEN & WILDHAGE 2003: 16).<br />

Die durch den Deutsch-Französischen Kooperationsvertrag bedingte anfängliche Dominanz<br />

des Französischen ging jedoch in den 90er Jahren zu Gunsten <strong>der</strong> englischen Sprache langsam<br />

zurück, da mit <strong>der</strong> voranschreitenden Globalisierung und <strong>der</strong> Öffnung des europäischen<br />

Binnenmarktes Englisch zur lingua franca wurde. Zudem sprach die Dominanz <strong>der</strong><br />

englischen Sprache in <strong>der</strong> internationalen Wissenschaft im Zusammenspiel mit <strong>der</strong> Integration<br />

von naturwissenschaftlichen Fächern in den bilingualen Fächerkanon, <strong>der</strong> bis dahin nur aus<br />

gesellschaftlichen Fächern bestand, für die Verwendung des Englischen als Arbeitssprache.<br />

Seit diesem „Run auf das Englische“ (ZYDATISS 2007: 32) ist Englisch die primäre<br />

Zielsprache in allen Bundeslän<strong>der</strong>n. Trotz <strong>der</strong> Dominanz des Englischen wird Französisch<br />

weiterhin in 14 Bundeslän<strong>der</strong>n als Unterrichtssprache eingesetzt. Darüber hinaus werden auch<br />

vereinzelte Unterrichtsmodelle mit Nie<strong>der</strong>ländisch, Spanisch, Italienisch, Russisch, Dänisch,


7<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

Tschechisch, Polnisch, Türkisch o<strong>der</strong> Neugriechisch in grenznahen Regionen angeboten (vgl.<br />

HOFFMANN & MEYER, C. 2009: 4; ZYDATISS 2007: 32 f).<br />

2.3 Zielsetzungen des bilingualen <strong>Geographie</strong>unterrichts<br />

Die Ziele des bilingualen <strong>Geographie</strong>unterrichts sind sehr vielfältig und setzen sich aus den<br />

grundlegenden geographischen Zielvorstellungen des muttersprachlichen Erdkunde-<br />

unterrichts, fremdsprachlichen sowie bildungspolitischen Zielen zusammen. Obwohl <strong>der</strong><br />

bilinguale Erdkundeunterricht geographische, fremdsprachliche und bildungspolitische Ziele<br />

vereint, ist die Gewichtung bei<strong>der</strong> Unterrichtsfächer trotz eines dualen Fokus nicht<br />

gleichstark, weil bilingualer Erdkundeunterricht in erster Linie immer Fachunterricht und kein<br />

erweiterter Fremdsprachenunterricht ist. Trotzdem haben auch fremdsprachliche Elemente<br />

und Zielsetzungen eine tragende Funktion im bilingualen Erdkundeunterricht, da eine<br />

Wissens- und Kompetenzerweiterung, beson<strong>der</strong>s in den unteren Jahrgangsstufen, nur durch<br />

sprachliche Stützsysteme, systematischen Wortschatzaufbau und die Entwicklung kom-<br />

munikativer Fähigkeiten in <strong>der</strong> Fremdsprache stattfinden kann. Ohne eine sinnvolle<br />

Integration dieser fremdsprachlichen Elemente wäre eine Vermittlung <strong>der</strong> Sachinhalte ohne<br />

fachliche Defizite seitens <strong>der</strong> SuS nicht möglich (vgl. HAUPT & BIEDERSTÄDT 2003: 49f;<br />

LENZ 2002: 3f; MEHISTO, MARSH & FRIGOLS 2008: 9). Im Folgenden werden die<br />

geographischen, fremdsprachlichen und fächerübergreifenden Ziele kurz erläutert. Eine kurze<br />

Zusammenfassung des Kompetenzerwerbs im bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht zeigt<br />

Abbildung 1.<br />

Das Leitziel des muttersprachlichen <strong>Geographie</strong>unterrichts und somit auch übergeordnetes<br />

Ziel des bilingualen Erdkundeunterrichts ist „die Einsicht in die Zusammenhänge zwischen<br />

natürlichen Gegebenheiten und gesellschaftlichen Aktivitäten in verschiedenen Räumen <strong>der</strong><br />

Erde und eine darauf aufbauende raumbezogene Handlungskompetenz“ (DGFG 2007: 1). Um<br />

dieses Ziel zu erreichen, sollen die SuS Fachwissen, räumliche Orientierung, geographische<br />

Methoden <strong>der</strong> Erkenntnisgewinnung, Kommunikationskompetenz, die Fähigkeit des<br />

Beurteilens und Bewertens sowie Handlungskompetenz als grundlegende geographische<br />

Kompetenzen erwerben 5 (vgl. DGFG 2007: 8ff).<br />

Zu den fremdsprachlichen Zielen des bilingualen Erdkundeunterrichts zählen die Erweiterung<br />

<strong>der</strong> allgemeinen Kommunikationsfähigkeit in einem authentischeren Umfeld als es <strong>der</strong><br />

Fremdsprachenunterricht ermöglichen kann sowie die Entwicklung sowohl fachbezogener als<br />

5 Eine detaillierte Auflistung aller geographischer Ziele ist im Kerncurriculum bzw. in den Bildungsstandards für<br />

das Fach <strong>Geographie</strong> zu finden.


8<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

auch allgemeiner Sprachkompetenz. Außerdem sollen die SuS Selbstvertrauen im Umgang<br />

mit <strong>der</strong> Fremdsprache entwickeln und spezifische Arbeitstechniken wie note taking, scimming<br />

und scanning, erlernen (vgl. LENZ & MEYER, C. 2006: 160).<br />

Fremdsprachen-<br />

kompetenz<br />

- fachspezifische<br />

Terminologie (CALP)<br />

- allgemeine<br />

Kommunikations-<br />

fähigkeit (BICS)<br />

- interkulturelles<br />

Sprachbewusstsein<br />

Sozialkompetenz<br />

- Kooperatives Lernen<br />

- partnerbezogene<br />

Kommunikation<br />

Geographische Fachkompetenz<br />

- räumliche Orientierung<br />

- natur- und humangeographische<br />

Systeme erfassen und erklären<br />

- Analyse von Wechselwirkungen<br />

zwischen Mensch und Umwelt<br />

- globale Strukturen und<br />

Abhängigkeiten erkennen und<br />

erklären<br />

Kompetenzerwerb<br />

im bilingualen<br />

<strong>Geographie</strong>unterricht<br />

Methodenkompetenz<br />

- kritischer Umgang mit<br />

fachspezifischen Medien<br />

(Karten, Diagrammen, Filme,<br />

Graphiken etc.)<br />

- Informationsbeschaffung,<br />

-auswertung und -präsentation<br />

- Texterschließungsstrategien<br />

Interkulturelle<br />

Kompetenz<br />

- Perspektivenwechsel<br />

- Offenheit gegenüber<br />

Fremden und Fremdem<br />

- Empathie<br />

- Toleranz<br />

- Intercultural<br />

Communicative<br />

Competence (ICC)<br />

Personale Kompetenz<br />

- raumverantwortliche<br />

Handlungskompetenz<br />

- Lernstrategien<br />

Abb. 1: Kompetenzerwerb im bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht (eigene Darstellung nach<br />

BIEDERSTÄDT 2007: 146; LENZ 2002: 137)


9<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

Kombiniert führen die geographischen und fremdsprachlichen Zielvorstellungen sowie das<br />

übergeordnete bildungspolitische Ziel <strong>der</strong> Mehrsprachigkeit zu dem Erwerb einer scientific<br />

literacy 6 , die es den SuS ermöglicht, raumverantwortlich auf einer globalen Ebene zu handeln<br />

(vgl. HALLET 2005a: 4; LENZ 2002: 3ff). Ergänzt wird die scientific literacy durch die<br />

fächerübergreifende Komponente des interkulturellen Lernens, die ein raumverantwortliches<br />

globales Handeln unter Berücksichtigung aller beteiligten Perspektiven ermöglicht (vgl.<br />

LENZ 2002: 3ff).<br />

Neben diesen spezifischen Zielvorstellungen des bilingualen <strong>Geographie</strong>unterrichts spielen<br />

auch allgemeine lernpsychologische Aspekte, wie zum Beispiel Motivation, und erzieherische<br />

Ziele, die elementar für jedes Unterrichtsfach sind, eine wichtige Rolle (vgl. LENZ 2002: 4<br />

ff).<br />

2.4 Organisatorische Rahmenbedingungen - Modelle bilingualen Lehrens-<br />

und Lernens<br />

Für das Konzept des bilingualen Lernens gibt es in den einzelnen Bundeslän<strong>der</strong>n, trotz<br />

Thematisierung in <strong>der</strong> Kultusministerkonferenz <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, keine einheitlichen Rahmen-<br />

bedingungen. So werden in Rheinland-Pfalz bestimmte Stundensätze für den bilingualen<br />

Unterricht vorgeschrieben, wohingegen in Nie<strong>der</strong>sachen <strong>der</strong> bilinguale Unterricht zwar in den<br />

Kerncurricula <strong>der</strong> Sachfächer erwähnt wird, jedoch viel organisatorischen Freiraum genießt.<br />

Trotzdem können zwei grundsätzliche Formen bilingualen Unterrichts, bilinguale Züge und<br />

modulare Modelle, unterschieden werden (vgl. HALLET 2005b: 12; WILDHAGE 2000:<br />

213f).<br />

Die häufigste Form des bilingualen Unterrichts ist <strong>der</strong> bilinguale Zug, auch curricularer<br />

Bildungsgang genannt, <strong>der</strong> fest in <strong>der</strong> Stundentafel verankert ist und auf dem Curriculum des<br />

jeweiligen Sachfachs basiert. Bilinguale Züge beginnen in <strong>der</strong> Regel in einem o<strong>der</strong> zwei<br />

Fächern in <strong>der</strong> 7. Klasse und können bis zur 10. Klasse bzw. in Kombination mit CERTI-<br />

LINGUA bis zum Abitur belegt werden (vgl. HALLET 2005b: 12). Die Entscheidung,<br />

welches Fach in welcher Sprache bilingual erteilt wird, ist in den meisten Fällen von <strong>der</strong><br />

Personalsituation <strong>der</strong> Schulen abhängig, da die LuL sowohl über fremdsprachliche als auch<br />

über fachliche Kenntnisse verfügen sollten (vgl. WILDHAGE 2000: 214). Um sicher-<br />

zustellen, dass <strong>der</strong> bilinguale Unterricht aufgrund <strong>der</strong> fremdsprachlichen Arbeitssprache nicht<br />

6 Scientific Literacy wird in <strong>der</strong> PISA-Studie als Kompetenz verstanden „Naturwissenschaftliches Wissen<br />

anzuwenden, naturwissenschaftliche Fragen zu erkennen und aus Belegen Schlussfolgerungen zu ziehen, um<br />

Entscheidungen zu verstehen und zu treffen, die die natürliche Welt und die durch menschliches Handeln an<br />

ihr vorgenommenen Verän<strong>der</strong>ungen betreffen“ (BAUMERT, STANAT & DEMMRICH 2001: 23).


10<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

zu fachlichen Defiziten führt, hat Cummins in seiner Schwellen-Hypothese darauf hin-<br />

gewiesen, dass eine bestimmte fremdsprachliche Kompetenz vor dem Beginn des bilingualen<br />

Unterrichts vorhanden sein sollte (vgl. ZYDATISS 2007: 40). Diese Problematik wird durch<br />

die bewährte Praxis von Einführungskursen bzw. Arbeitsgemeinschaften in den Jahrgängen<br />

5/6 sowie durch eine zusätzliche Stunde Fremdsprachenunterricht im Vorfeld des bilingualen<br />

Unterrichts versucht zu umgehen. Aufgrund fehlen<strong>der</strong> curricularer Grundlagen für diese<br />

Einführungskurse bzw. Arbeitsgemeinschaften verfügen die unterrichtenden LuL über viel<br />

Gestaltungsfreiraum, <strong>der</strong> dazu führt, dass die Einführungskurse an einigen Schulen fächer-<br />

übergreifend und an an<strong>der</strong>en wie<strong>der</strong>um nur für ein bilingual erteiltes Fach stattfinden (vgl.<br />

WHITTAKER 2003: 170f).<br />

Bei modularen Modellen dagegen wird <strong>der</strong> „Fachunterricht [nur] zeitlich o<strong>der</strong> inhaltlich<br />

begrenzt in <strong>der</strong> Fremdsprache erteilt“(HALLET 2005b:12). Zu modularen Unterrichtsformen<br />

zählen epochaler bilingualer Unterricht, bilinguale Module, bilinguale Projekte und<br />

fremdsprachige Elemente, z.B. fremdsprachige Fachtexte im muttersprachlichen Sachfach-<br />

unterricht (vgl. HALLET 2005b: 12). Modulare Modelle können sowohl als Zusatzangebot zu<br />

einem bilingualen Zug als auch an Schulen ohne bilinguale Züge angeboten werden.<br />

Hervorzuheben sind bilinguale Module und Projekte, da sie fächerübergreifendes Arbeiten,<br />

interkulturelles Lernen und Methodenkompetenz beson<strong>der</strong>s stark för<strong>der</strong>n. Zudem rufen diese<br />

Formen des bilingualen Lernens eine hohe Motivation seitens <strong>der</strong> SuS hervor und sind<br />

verhältnismäßig einfach zu organisieren (vgl. KRECHEL 2003: 194; ZYDATISS 2007: 34).<br />

2.5 Methodisch-didaktische Aspekte bilingualen <strong>Geographie</strong>unterrichts<br />

Da bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht in erster Linie <strong>Geographie</strong>unterricht ist, gelten für den<br />

bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht grundsätzlich die gleichen methodischen Prinzipien wie für<br />

den muttersprachlichen <strong>Geographie</strong>unterricht (vgl. LENZ 2002: 7). Durch die Integration von<br />

Sachfach und Fremdsprache entsteht jedoch eine spezifische CLIL-Methodik, die auf<br />

fremdsprachlichen, sachfachlichen, interaktionellen und interkulturellen Kompetenzen<br />

basiert 7 (vgl. BONNET 2007: 137 ff). „Aufgabe <strong>der</strong> abgeleiteten CLIL-Methodik ist die<br />

För<strong>der</strong>ung dieser […] [vier] Komponenten bzw. die Kompensation von Schwierigkeiten, die<br />

dadurch entstehen, dass die Kompetenzen noch nicht ausreichend entwickelt sind“ (BONNET<br />

2007: 137). Durch diese Zielsetzung kommt einigen originären geographischen Ziel-<br />

7 Ursprünglich besteht Bonnets Drei-Säulen-Modell nur aus <strong>der</strong> fremdsprachlichen, sachfachlichen und <strong>der</strong><br />

interaktionalen Kompetenz. Jedoch verweist er in seinen Erläuterungen darauf, dass das Modell noch um eine<br />

kulturelle Komponente erweitert werden könnte (vgl. BONNET 2007: 137ff). Daher wird in <strong>der</strong> Ausarbeitung<br />

die interkulturelle Kompetenz als sogenannte „vierte Säule“ integriert


11<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

setzungen, wie dem Prinzip <strong>der</strong> Anschaulichkeit, <strong>der</strong> didaktischen Rekonstruktion, <strong>der</strong><br />

Kleinschrittigkeit sowie <strong>der</strong> Schüler- und Problemorientierung, eine beson<strong>der</strong>e Rolle im<br />

bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht zu (vgl. LENZ 2002: 7). Die fremdsprachliche Methodik<br />

soll nach BONNET durch schrittweise Inhaltserschließung mit Hilfe von pre-, while- und<br />

post-activities 8 , das Erlernen von relevanten Arbeitstechniken, z.B. Wörterbucharbeit, und<br />

systematischer Wortschatzarbeit expliziten, authentischem Spracherwerb initiieren, <strong>der</strong> im<br />

Zusammenspiel mit sachfachlichen Methoden, wie z.B. dem Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen<br />

o<strong>der</strong> geographischen Arbeitsmethoden, zu dem Erwerb von geographischen Kompetenzen<br />

führt. Da es sich bei den interaktionellen methodischen Maßnahmen (Schüler- und<br />

Handlungsorientierung bzw. offener Unterricht) und dem Erwerb interkultureller Kompetenz<br />

um allgemeine Zielsetzungen und Prinzipien des regulären Erdkundeunterrichts handelt und<br />

nicht um CLIL spezifische Elemente, sollen diese Aspekte an dieser Stelle nicht weiter<br />

vertieft werden 9 (vgl. BONNET 2007: 138 f). Zusammenfassend kann methodisch gesehen<br />

von einer beson<strong>der</strong>en Art <strong>der</strong> didaktischen Rekonstruktion 10 im bilingualen Unterricht ge-<br />

sprochen werden, die aus <strong>der</strong> Verwendung einer Fremdsprache als Arbeitssprache und <strong>der</strong><br />

Kompensation möglicher Schwierigkeiten resultiert. Im Folgenden werden das Prinzip <strong>der</strong><br />

funktionalen Fremdsprachigkeit, die Methode des scaffolding, <strong>der</strong> Umgang mit sprachlichen<br />

Fehlern sowie die Leistungsbewertung im bilingualen Unterricht genauer erläutert, weil sie<br />

sich von den Aspekten des regulären Erdkundeunterrichts unterscheiden und charakteristische<br />

methodisch-didaktische Aspekte des bilingualen <strong>Geographie</strong>unterrichts darstellen.<br />

2.5.1 Prinzip <strong>der</strong> funktionalen Fremdsprachigkeit<br />

Durch die Integration von Fremdsprache und Sachfach im CLIL-Ansatz wird das<br />

ursprüngliche fremdsprachliche Prinzip <strong>der</strong> funktionalen Fremdsprachigkeit auf den<br />

bilingualen Sachfachunterricht übertragen. „Die Fremdsprache ist Unterrichtssprache, Ver-<br />

mittlungssprache, Arbeitssprache. Sie ist die unterrichtete ebenso wie die unterrichtende<br />

Sprache, also nicht nur <strong>der</strong> Lehrgegenstand und das Ziel, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Weg zum Ziel“<br />

(BUTZKAMM 2008: 91). Damit tatsächlich ein Ausbau <strong>der</strong> Fremdsprachenkompetenz bei<br />

8 Für eine ausführliche Erklärung <strong>der</strong> Methodik von pre-, while- und post activities siehe MÜLLER-<br />

HARTMANN & SCHOCKER VON DITFURTH 2007.<br />

9 Detailliertere Informationen zu interkulturellem Lernen im bilingualen Sachfachunterricht geben die Artikel<br />

Lernen in zwei Sprachen und mit Blick auf zwei Kulturen von Herbert Christ und Bilingualer Unterricht:<br />

Anspruch und Wirklichkeit aus Sicht <strong>der</strong> <strong>Geographie</strong>didaktik von Christiane Meyer.<br />

10 Das Modell <strong>der</strong> didaktischen Rekonstruktion beschreibt die Aufbereitung fachlicher Themen für den<br />

Unterricht, wobei die wissenschaftlichen Inhalte nicht nur didaktisch strukturiert und reduziert werden, son<strong>der</strong>n<br />

auch die Schülerperspektiven mit berücksichtigt werden, so dass im Zusammenspiel von fachlicher Klärung,<br />

didaktischer Strukturierung und Erfassung <strong>der</strong> Lernerperspektiven schüler-und handlungsorientierter Unterricht<br />

stattfinden kann (vgl. GROPENGIESSER & KATTMANN 1998: 1ff).


12<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

den SuS stattfindet, sollte die Fremdsprache von Beginn an als gültiges Kommunikations-<br />

mittel des Unterrichts wahrgenommen werden. Jedoch ist das Prinzip <strong>der</strong> funktionalen<br />

Fremdsprachigkeit nicht mit dem traditionellen Prinzip <strong>der</strong> Einsprachigkeit zu verwechseln.<br />

Zwar handelt es sich bei <strong>der</strong> funktionalen Fremdsprachigkeit weitestgehend um das Prinzip<br />

<strong>der</strong> Einsprachigkeit, aber die Muttersprache kann und darf bei Bedarf eingesetzt werden (vgl.<br />

BUTZKAMM 2008: 91). Eine gänzliche Vermeidung <strong>der</strong> Muttersprache im bilingualen<br />

Erdkundeunterricht ist schon allein durch die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kultusministerien nach einer<br />

„Durchlässigkeit zwischen fremdsprachig und muttersprachig erteiltem Erdkundeunterricht“<br />

(NDS. KULTUSMINISTERIUM 2008: 19), die eine Vermittlung <strong>der</strong> Fachbegriffe in beiden<br />

Sprachen nach sich zieht, nicht umzusetzen (vgl. NDS. KULTUSMINISTERIUM 2008: 19).<br />

Außerdem kann es beson<strong>der</strong>s im Anfangsunterricht zu einer Diskrepanz zwischen den<br />

kognitiven und fremdsprachlichen Kompetenzen <strong>der</strong> SuS kommen, so dass diese trotz<br />

Hilfestellungen seitens <strong>der</strong> LuL nicht in <strong>der</strong> Lage sind, ihre Gedanken in <strong>der</strong> Fremdsprache<br />

mitzuteilen. In solchen Situationen sollte den SuS erlaubt werden, ihre Gedankengänge in <strong>der</strong><br />

Muttersprache in das Unterrichtsgespräch einzubringen (vgl. LENZ 2002: 8). Dabei sollte<br />

jedoch auf eine strikte Trennung von muttersprachlichen und fremdsprachigen Unterrichts-<br />

phasen in Form von code switching geachtet werden. Des Weiteren sollte durch den<br />

Sprachwechsel keine Doppelinformation gegeben werden, da ansonsten die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Fremdsprachenkompetenz darunter leiden würde. Mit fortscheiten<strong>der</strong> Fremdsprachen-<br />

kompetenz wird die Diskrepanz immer kleiner, so dass in <strong>der</strong> Regel in höheren Jahrgangs-<br />

stufen auf code switching verzichtet werden kann 11 . Abschließend lässt sich festhalten, dass<br />

die Muttersprache nur gut dosiert unter Wahrung des Prinzips <strong>der</strong> funktionalen<br />

Fremdsprachigkeit und ohne Verlust wertvoller Sprechzeit eingesetzt werden sollte (vgl.<br />

BUTZKAMM 2008: 91).<br />

11 Vgl. HAUPT, D. 2012: Bilingualer deutsch-englischer Unterricht – eine fächerübergreifende Einführung.<br />

Einführungsvortrag auf einer Fortbildung des NLQ vom 14.-16.03.2012 in Bad Salzdetfurth.


2.5.2 Scaffolding<br />

13<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

„Je<strong>der</strong> Lerner einer Sprache muß [sic] seine Wortbedeutungen<br />

aus Elementen seiner individuellen Erfahrungen aufbauen,<br />

und diese Bedeutungen hernach durch Versuch und Irrtum<br />

und erfolgsorientierte Anpassung in sprachlichen<br />

Interaktionen variabel machen.“<br />

Ernst von Glaserfeld 12<br />

„Das Ziel jedes Sachfachunterrichts [, egal ob muttersprachlicher o<strong>der</strong> fremdsprachlicher<br />

Sachfachunterricht,] ist eine wissenschaftlich fundierte Beschreibung und systematische<br />

Erfassung <strong>der</strong> Phänomene <strong>der</strong> uns umgebenden Welt“ (HALLET 2003: 52). Diese Ziel-<br />

setzung ist jedoch nur durch den Einsatz von Sprache zu erreichen, denn ohne Sprache kann<br />

keine Beschreibung <strong>der</strong> Welt erfolgen. Daher wird Sprach- und Begriffsbildung als ein<br />

grundlegendes Element von jedem Unterricht gesehen, sowohl muttersprachlichem als auch<br />

bilingualem (vgl. CZAPEK 2000: 24ff). Im Vergleich zum muttersprachlichen Unterricht<br />

kommt <strong>der</strong> Sprachför<strong>der</strong>ung im bilingualen Unterricht aber eine weitaus größere Bedeutung<br />

zu, weil es sich bei <strong>der</strong> Unterrichtssprache um eine Fremdsprache handelt. Damit auch im<br />

bilingualen Unterricht trotz <strong>der</strong> anfänglichen Diskrepanz zwischen kognitiver und fremd-<br />

sprachlicher Kompetenz seitens <strong>der</strong> SuS ein „sachangemessenes Lernen“ (RICHTER &<br />

ZIMMERMANN 2003: 119) möglich ist, sollten den SuS „verbale, grafische und an<strong>der</strong>e<br />

unterrichtsmethodische Stützmaßnahmen“ (ZYDATISS 2010: 2) an die Hand gegeben<br />

werden (vgl. RICHTER & ZIMMERMANN 2003: 119; ZYDATISS 2010: 2). Diese<br />

unterrichtsmethodischen Stützmaßnahmen wurden 1983 unter dem Begriff des scaffolding<br />

von Bruner in den wissenschaftlichen Diskurs eingeführt und gehen auf die soziokulturelle<br />

Spracherwerbstheorie von Vygotsky zurück (vgl. ZYDATISS 2010: 2). Vygotsy’s Sprach-<br />

erwerbstheorie besagt, dass Lernen durch situative Interaktionen zwischen einem Experten<br />

und einem Novizen stattfindet. Die SuS werden von Experten durch gelenkte Hilfestellungen<br />

in ihrem Lernprozess unterstützt, so dass sie durch negotiation of meaning (Bedeutungs-<br />

aushandlung) und qualifizierte Anleitung Fehler selbständig korrigieren, Wissenslücken<br />

schließen und somit ihre Sprachkompetenz kontinuierlich erweitern können. Durch<br />

kontinuierliches scaffolding erweitern die SuS nach und nach ihre Kompetenzen und können<br />

„zunehmend differenziertere und eigenständigere Leistungen[, auch ohne gezielte<br />

Hilfestellung,] erbringen“ (ZYDATISS 2005: 50) (vgl. SHRUM & GLISAN 2005: 21ff;<br />

12 Zitiert in BLEYHL 1999: 23


14<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

ZYDATISS 2005: 50f). Jegliche Formen von scaffolding können sowohl zur Entlastung des<br />

Inputs (input-scaffolding) als auch zur erleichterten Outputproduktion (output-scaffolding) in<br />

Form von Redewendungen etc. verwendet werden (vgl. MEYER, O. 2009: 9). Im Folgenden<br />

werden zwei elementare Formen des scaffolding im bilingualen Erdkundeunterricht, Wort-<br />

schatzarbeit und das Prinzip <strong>der</strong> Anschaulichkeit, genauer erläutert.<br />

2.5.2.1 Wortschatzarbeit 13<br />

In diesem Kapitel wird die Wortschatzarbeit als eine Form des scaffolding im bilingualen<br />

<strong>Geographie</strong>unterricht ausführlich betrachtet. Durch die Integration von Sachfach und<br />

Fremdsprache for<strong>der</strong>n OTTEN und WILDHAGE, dass „die Formen des Lehrens und Lernens<br />

sich [neben den methodisch-didaktischen Zielen des Sachfachs auch] am <strong>der</strong>zeitigen<br />

Wissenstands über institutionellen Spracherwerb orientieren“ (ebd. 2003: 27) sollten, um<br />

einen optimalen Lernerfolg bei den SuS zu erzielen. Verstärkt wird diese For<strong>der</strong>ung durch die<br />

Feststellung VOLLMERs, dass jegliches Lernen auch sprachliches Lernen ist (vgl. ebd.<br />

2008a: 59). Somit wird zuerst ein kurzer Überblick über den kognitionspsychologischen<br />

Vorgang <strong>der</strong> Begriffsbildung und über den Prozess des Spracherwerbs gegeben, bevor die<br />

zwei Wortschatzkategorien Basic Interpersonal Communication Skills und Cognitive<br />

Academic Language Proficiency sowie unterschiedliche Methoden und Hilfsmittel <strong>der</strong><br />

Wortschatzför<strong>der</strong>ung vorgestellt werden.<br />

2.5.2.1.1 Begriffs- und Sprachbildung – ein allgemeiner Überblick<br />

Im bilingualen Unterricht werden zwei Formen des Spracherwerbs unterschieden -<br />

ungesteuerter und gezielter Spracherwerb. Ungesteuerter Spracherwerb findet im bilingualen<br />

Unterricht zu je<strong>der</strong> Zeit durch den erhöhten Kontakt mit <strong>der</strong> Fremdsprache und ohne jegliche<br />

Beeinflussung durch die LuL statt, sofern das Prinzip <strong>der</strong> funktionalen Fremdsprachigkeit<br />

angewendet wird und die SuS den fremdsprachlichen Input nicht nur passiv konsumieren,<br />

son<strong>der</strong>n auch aktiv am Unterrichtsgespräch teilnehmen. Gezielter Spracherwerb dagegen wird<br />

durch fokussierten Input <strong>der</strong> LuL initiiert und dient dem Erwerb einer fachlich fundierten<br />

Diskurskompetenz, die aus <strong>der</strong> Kombination von inhaltlichem Wissen, fremdsprachlichen<br />

Strukturen und fremdsprachlichen Kommunikationsmitteln resultiert. Ein Beispiel für eine<br />

Methode des gezielten Spracherwerbs ist die systematische Wortschatzarbeit (vgl.<br />

VOLLMER 2008b: 131; BONNET; BREIDBACH & HALLET 2003: 177ff).<br />

13 Dieses Kapitel basiert auf meiner Bachelorarbeit zum Thema Wortschatzarbeit im bilingualen<br />

<strong>Geographie</strong>unterricht – empirisch perspektiviert (vgl. KLUSSMANN 2010).


15<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

Jeglicher Spracherwerb, egal ob gesteuert o<strong>der</strong> ungesteuert, findet im bilingualen Unterricht<br />

jedoch nur statt, wenn einige spracherwerbstheoretische Grundprinzipien des fremd-<br />

sprachlichen Unterrichts auch im bilingualen Unterricht berücksichtigt werden. So kann eine<br />

fremdsprachliche, fachliche fundierte Diskurskompetenz nur erworben werden, wenn die SuS<br />

optimalen Input bekommen (Krashen’s Input Hypothesis), d.h. verständlichen und interes-<br />

santen Input, <strong>der</strong> etwas über dem aktuellen sprachlichen Niveau <strong>der</strong> SuS liegt und dabei noch<br />

verständlich ist (vgl. SHRUM & GLISAN 2005: 14ff). Neben optimalem Input müssen die<br />

SuS auch die Chance bekommen die Zielsprache aktiv im Unterrichtsgeschehen zu<br />

verwenden (Long’s Interaction Hypothesis) und Inhalte, Ideen o<strong>der</strong> Fragen selbst zu<br />

versprachlichen (Swain’s Output Hypothesis), damit erfolgreiches Sprachenlernen mit<br />

sichtbarem Kompetenzerwerb stattfinden kann. Bei <strong>der</strong> Sprachproduktion und <strong>der</strong> Interaktion<br />

im Klassenzimmer können die SuS nicht nur ihre erworbenen Fähigkeiten testen, son<strong>der</strong>n<br />

werden sich durch Bedeutungsaushandlungen (negotiation of meaning) auch ihrer Lücken<br />

bewusst und können diese selbständig o<strong>der</strong> durch scaffolding mit Peers o<strong>der</strong> mit Hilfe von<br />

an<strong>der</strong>en methodischen Stützmaßnahmen schließen (vgl. SHRUM & GLISAN 2005: 19ff). Bei<br />

Berücksichtigung dieser Spracherwerbstheorien im bilingualen Unterricht bzw. bei <strong>der</strong><br />

Materialgestaltung ist es möglich, den SuS eine gute fremdsprachliche, fachlich fundierte<br />

Diskurskompetenz zu vermitteln. Dabei gilt je qualitativer <strong>der</strong> Input, die Interaktionen und <strong>der</strong><br />

Output dabei sind, desto erfolgreicher ist auch <strong>der</strong> Spracherwerb.<br />

Da schon Piaget den Lernprozess als „die Ausbildung einer fachlich ausgeprägten<br />

Begrifflichkeit im Sinne kognitiv mentaler Konzepte“ (HALLET 2002: 116) beschrieben hat,<br />

<strong>der</strong> es den SuS ermöglicht, die Phänomene <strong>der</strong> Welt zu verstehen, kommt <strong>der</strong> Begriffsbildung<br />

im bilingualen Unterricht durch die Integration des Sachfachs und <strong>der</strong> Fremdsprache eine<br />

große Bedeutung zu. Obwohl noch keine Einigkeit darüber herrscht, wie genau solche<br />

mentalen Konzepte aussehen, ist unumstritten, dass Begriffe in Form von netzartigen<br />

mentalen Konzepten vor dem Hintergrund eines Problems, einer Fragestellung o<strong>der</strong><br />

Beschreibung bzw. Erklärung eines Phänomens konstruiert werden (vgl. HALLET 2002:<br />

116f). Mit Hilfe des Vorwissens <strong>der</strong> SuS und des Inputs <strong>der</strong> LuL wird im Unterricht durch<br />

negotiation of meaning ein Geflecht von Zusammenhängen erstellt, so dass die SuS<br />

begriffliches Wissen erwerben können. Die komplexen inhaltlichen Zusammenhänge werden<br />

stellvertretend mit einem Begriff bezeichnet, <strong>der</strong> das komplette mentale Geflecht<br />

repräsentiert. Begriffe sind somit nicht nur einfache Worte, son<strong>der</strong>n stehen stellvertretend für<br />

einen Wissenskomplex, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um mit an<strong>der</strong>en Wissenskomplexen verknüpft ist. Diese<br />

repräsentativen Begriffe entsprechen den geographischen Fachbegriffen, die die SuS sowohl


16<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

im muttersprachlichen als auch im bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht erlernen sollen. Von<br />

einem reinen Begriffslernen durch das Auswendiglernen von Definitionen ist jedoch ab-<br />

zusehen. Der Unterricht sollte vielmehr die netzartigen Zusammenhänge verdeutlichen und<br />

erläutern wie diese Zusammenhänge in bestehende Konzepte integriert werden können. Auf<br />

diese Weise können die SuS die Begriffe als „Werkzeuge des Denkens“ (AEBLI 1994: 270)<br />

erfassen, die ihnen helfen Fachwissen und alltägliche Zusammenhänge zu erschließen (vgl.<br />

AEBLI 1994: 258ff). Problematisch ist, dass die SuS zu Beginn des bilingualen Unterrichts<br />

bereits über mentale Alltagskonzepte bzw. Alltagsbegriffe verfügen, die auf variierendem<br />

Erfahrungswissen basieren, da es in unterschiedlichen Sozialisationskontexten erworben<br />

wurde. Dieses Erfahrungswissen ist subjektiv und im muttersprachlichen Konzept verankert.<br />

Wissenschaftliche Konzepte dagegen sind im Vergleich zu Alltagsbegriffen eher abstrakt,<br />

theoriegeleitet und intersubjektiv, weil sie aufgrund von jahrelangen Forschungsarbeiten<br />

empirisch abgesichert wurden. Ziel des bilingualen Unterrichts bzw. des Unterrichts im<br />

Allgemeinen ist es, solche Wissenskomplexe auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> schon vorhandenen Alltags-<br />

konzepte aufzubauen bzw. die Alltagskonzepte zu korrigieren und zu erweitern. Da im<br />

bilingualen Unterricht die Wissenskonzepte jedoch in <strong>der</strong> Fremdsprache erworben werden, ist<br />

es notwendig, die muttersprachlichen Alltagskonzepte mit den neu angelegten fremd-<br />

sprachlichen, wissenschaftlichen Konzepten zu einem bilingualen und interkulturellen<br />

Konzept zu verknüpfen. Dadurch ist die Begriffsbildung im bilingualen Unterricht „kognitiv<br />

weit wirksamer und tiefer reichend als gemeinhin angenommen“ (HALLET 2002: 120). Auf<br />

die Bildung dieses bilingualen und interkulturellen Wissenskonzeptes ist auch die in den<br />

Curricula verankerte For<strong>der</strong>ung nach dem zweisprachigen Fachbegriffserwerb zurück-<br />

zuführen (vgl. HALLET 2002: 117ff).<br />

2.5.2.1.2 Wortschatzkategorien<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Diskussion um eine Integration von sprachlichem und sachfachlichem Lernen<br />

im bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht hat sich seit den 1990er Jahren eine von Cummins in den<br />

1970er Jahren entwickelte Differenzierung von zwei Wortschatzkategorien im bilingualen<br />

Kontext etabliert. Das von Cummins entwickelte Modell ist in <strong>der</strong> kognitiven Spracherwerbs-<br />

forschung anzusiedeln und versucht die Zusammenhänge sprachlicher und kognitiver Ent-<br />

wicklung im bilingualen Unterricht darzustellen. Cummins differenziert zwischen einer<br />

allgemeinen, alltäglichen Dimension und einer wissenschaftlichen Dimension. Den Wort-<br />

schatz <strong>der</strong> alltäglichen Dimension bezeichnet er als Basic Interpersonal Communication Skills<br />

(BICS), den Wortschatz <strong>der</strong> wissenschaftlichen Dimension als Cognitive Academic Language


17<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

Proficiency (CALP). Die Differenzierung basiert auf den kognitiven Anfor<strong>der</strong>ungen und weist<br />

daraufhin, dass im Alltag an<strong>der</strong>e kommunikative Fähigkeiten benötigt werden als im<br />

schulischen Kontext. Trotz dieser qualitativen Differenzierung sind sowohl BICS als auch<br />

CALP Elemente des bilingualen Lehrens und Lernens. Obwohl im Folgenden diese zwei<br />

Sprachkomponenten im Einzelnen betrachtet werden, sei darauf hingewiesen, dass die<br />

Übergänge zwischen BICS und CALP fließend sind (vgl. BREIDBACH 2007: 90f).<br />

Mit dem Begriff Basic Interpersonal Communication Skills beschreibt CUMMINS die<br />

allgemeine kommunikative Kompetenz <strong>der</strong> SuS. Er definiert diese Wortschatzkategorie als<br />

„the manifestations of language proficiency in everyday communicative contexts” (ebd. 1984:<br />

137 zit. in BREIDBACH 2007: 91). In <strong>der</strong> Regel werden diese allgemeinen kommunikativen<br />

Fähigkeiten zur Bewältigung von Alltagssituationen im Fremdsprachenunterricht bzw. im<br />

erweiterten Englischunterricht erworben. Diese erworbenen Fähigkeiten können die SuS im<br />

bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht in authentischen Gesprächssituationen anwenden, festigen<br />

und ausbauen. Des Weiteren bilden die BICS die Grundlage für die Versprachlichung <strong>der</strong><br />

geographischen Sachverhalte und sind somit eng mit den CALP verbunden (vgl. LENZ 2002:<br />

6). Aufgrund <strong>der</strong> geringeren Komplexität <strong>der</strong> BICS im Vergleich zu CALP können die<br />

allgemeinen kommunikativen Kompetenzen in relativ kurzer Zeit angeeignet werden. Wenn<br />

den SuS die Möglichkeit einer konstanten Anwendung <strong>der</strong> erlernten Fähigkeiten gegeben<br />

wird, wie es im bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht <strong>der</strong> Fall ist, dann setzt in <strong>der</strong> Regel auch<br />

relativ schnell ein Automatisierungsprozess ein (vgl. BREIDBACH 2007: 92).<br />

Die Cognitive Academic Language Proficiency bezeichnet im Gegensatz zu den BICS nicht<br />

die allgemeine Sprachkompetenz son<strong>der</strong>n eine wissenschaftlich korrekte Sprachkompetenz.<br />

CUMMINS definierte diese Wortschatzkategorie als „the manipulation of language in<br />

decontextualised academic situations” (ebd. 1984: 137 zit. in BREIDBACH 2007: 91). Ziel<br />

des bilingualen Unterrichts ist es, auf <strong>der</strong> Basis von allgemeinen sprachlichen Fähigkeiten<br />

eine wissenschaftliche Diskursfähigkeit zu erwerben. Im bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

wird die Wortschatzkategorie CALP in drei Bereiche unterglie<strong>der</strong>t. Erstens sollen die SuS<br />

dazu befähigt werden, geographische Sachverhalte angemessen durch eine wissenschafts-<br />

propädeutische Ausdrucksweise zu versprachlichen. Im bilingualen Anfangsunterricht kann<br />

bei Bedarf auch noch auf alltagssprachliche Umschreibungen zurückgegriffen werden. Jedoch<br />

sollen die SuS schrittweise lernen, die Sachverhalte auch ohne Unterstützung <strong>der</strong><br />

Alltagssprache zu beschreiben. Zweitens müssen die SuS fachspezifische Arbeitsmethoden,<br />

sogenannte study skills, für das Beschreiben und Analysieren von Karten, Diagrammen etc.,<br />

erwerben. Zudem wird eine Beherrschung <strong>der</strong> geographischen Fachterminologie sowohl in


18<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

<strong>der</strong> Muttersprache als auch in <strong>der</strong> Fremdsprache angestrebt. Oberstes Ziel des bilingualen<br />

<strong>Geographie</strong>unterrichts ist das Erreichen einer fachsprachlichen kommunikativen Fähigkeit,<br />

jedoch ist dies nur im Zusammenspiel mit <strong>der</strong> allgemeinen kommunikativen Kompetenz<br />

möglich, denn ohne grundlegendes Wissen über allgemeine Unterrichtskommunikation und<br />

fachrelevante Strukturen in <strong>der</strong> Fremdsprache, können die Fachbegriffe nicht angewendet<br />

werden (vgl. LENZ 2002: 6f). Im Gegensatz zu BICS können CALP nicht einfach innerhalb<br />

einer kurzen Zeitspanne erlernt werden. Um CALP zu erwerben, bedarf es eines ausgedehnten<br />

Entwicklungsprozesses, <strong>der</strong> durch in den Kontext integrierte Übungen und eine regelmäßige<br />

Anwendung <strong>der</strong> Begriffe in variierenden Kontexten auf lange Sicht hin bewältigt werden und<br />

es somit zu einer Erweiterung <strong>der</strong> Fach- und Sprachkompetenz kommen kann (vgl.<br />

BREIDBACH 2007: 92).<br />

2.5.2.1.3 Methoden und Hilfsmittel <strong>der</strong> Wortschatzför<strong>der</strong>ung<br />

Zur För<strong>der</strong>ung des Wortschatzes und <strong>der</strong> Sprachproduktion gibt es verschiedene Strategien<br />

und Hilfsmittel, die von den LuL an den Leistungsstand <strong>der</strong> SuS angepasst, eingesetzt werden<br />

können, um dadurch ein optimales Lernumfeld für alle SuS zu schaffen.<br />

Die einfachste Methode <strong>der</strong> Wortschatzvermittlung ist die Bereitstellung des benötigten<br />

Vokabulars in Form von zweisprachigen Vokabellisten in <strong>der</strong> Mappe bzw. auf den jeweiligen<br />

Arbeitsblättern, so dass die SuS bei Bedarf immer wie<strong>der</strong> auf diese Listen zurückgreifen<br />

können (vgl. LENZ 2002: 8). Zudem können sowohl allgemeinsprachliche als auch<br />

fachspezifische Redemittel (study skills) in zweisprachigen Listen zur Verfügung gestellt<br />

werden. Jedoch muss dies nicht ausschließlich im bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

geschehen. So kann die Bereitstellung von allgemeinsprachlichen Redemitteln schon im<br />

Fremdsprachenunterricht erfolgen. Die fachspezifischen Redewendungen dagegen können in<br />

allen bilingualen Fächern gleichermaßen erworben werden, da z.B. das Beschreiben von<br />

Diagrammen und Schaubil<strong>der</strong>n gleichermaßen in allen naturwissenschaftlichen Fächern<br />

gelehrt wird. Durch eine gezielte fächerübergreifende Absprache kann das Erarbeiten solcher<br />

study skills auf alle bilingual unterrichteten Fächer gleichmäßig verteilt werden (vgl.<br />

THÜRMANN 2008: 83f). Eine weitere Möglichkeit zur Wortschatzför<strong>der</strong>ung ist, dass die<br />

SuS lernen, selbständig mit einem Wörterbuch zu arbeiten und somit z.B. während einer<br />

Stillarbeitsphase Wortlücken selbständig schließen können (vgl. LENZ 2002: 8). Ferner<br />

sollten den SuS von Anfang an Erschließungstechniken und Verarbeitungsstrategien<br />

vermittelt werden, um die selbstständige Wortschatzerweiterung zu för<strong>der</strong>n. Zu diesen<br />

Erschließungstechniken zählen unter an<strong>der</strong>em Texterschließungsstrategien wie skimming und


19<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

skanning sowie das selbstständige Herleiten von Begriffen anhand ähnlicher Wörter, die in<br />

einer an<strong>der</strong>en Sprache schon als mentale Konzepte vorliegen. Als Beispiel des Herleitens<br />

anhand von Formkongruenz sei das Wort Globus genannt (Globus [deutsch], globe [englisch],<br />

globa [italienisch und spanisch]) (vgl. KRECHEL 1995: 208). Eine weitere Methode zur<br />

För<strong>der</strong>ung bzw. Unterstützung des Wortschatzerwerbs ist <strong>der</strong> gezielte Einsatz von<br />

Visualisierungen. Diese Methode eignet sich beson<strong>der</strong>s im bilingualen Anfangsunterricht, da<br />

durch die Visualisierungen in <strong>der</strong> Regel die sprachliche Repräsentation entlastet wird.<br />

Visualisierungen dienen, beson<strong>der</strong>s im bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht, nicht nur <strong>der</strong><br />

Veranschaulichung fachlicher Inhalte, son<strong>der</strong>n auch dem fachlichen Lernprozess, weil<br />

Visualisierungen in Form von Karten, Diagrammen und Schaubil<strong>der</strong>n ein wichtiger<br />

Bestandteil des Erdkundeunterrichts sind (vgl. THÜRMANN 2008: 80). Als hilfreiche<br />

Methoden haben sich in <strong>der</strong> Praxis auch das Wie<strong>der</strong>holen, das Paraphrasieren sowie <strong>der</strong><br />

gezielte Einsatz <strong>der</strong> Muttersprache in Form von code switching bewährt. Auch die Methode<br />

des bridging/promting ist ein geeignetes Hilfsmittel <strong>der</strong> Wortschatzvermittlung. Bei dieser<br />

Methode helfen die LuL den SuS durch das Einsagen bestimmter Begriffe Ausdrucks-<br />

schwierigkeiten bzw. Verständigungsprobleme zu überwinden, so dass die SuS einfacher<br />

mehr Output produzieren können (vgl. THÜRMANN 2008: 81f).<br />

Bei <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> oben aufgelisteten Methoden <strong>der</strong> Wortschatzför<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong><br />

Unterrichtspraxis sollte darauf geachtet werden, dass eine erfolgreiche Wortschatzarbeit nur<br />

dann stattfinden kann, wenn die oben genannten Methoden regelmäßig angewendet und<br />

eingeübt werden, um eine Verinnerlichung zu erreichen. Außerdem sollte die Wortschatz-<br />

arbeit immer in den jeweiligen Kontext <strong>der</strong> Stunde integriert werden, damit die SuS die<br />

Begriffe als vernetzte Konzepte speichern können und <strong>der</strong> duale Fokus aufrecht erhalten wird<br />

(vgl. VOLLMER 2008b: 136ff).<br />

2.5.2.2 Prinzip <strong>der</strong> Anschaulichkeit<br />

Visualisierungen haben, wie das vorangegangene Kapitel gezeigt hat, nicht nur eine<br />

elementare Bedeutung für die Wortschatzarbeit im bilingualen Erdkundeunterricht, son<strong>der</strong>n<br />

können sowohl die wörtliche als auch die schriftliche fremdsprachliche Darstellung <strong>der</strong><br />

Inhalte entlasten, so dass die Inhaltsvermittlung nicht unter einer möglichen Diskrepanz <strong>der</strong><br />

fremdsprachlichen und kognitiven Möglichkeiten <strong>der</strong> SuS leidet (vgl. LEISEN 2005: 9). Das<br />

Prinzip <strong>der</strong> Anschaulichkeit gilt jedoch nicht nur für den bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht,<br />

son<strong>der</strong>n ist auch ein grundlegendes Element des regulären <strong>Geographie</strong>unterrichts, da eine<br />

„originale Begegnung mit dem Lerngegenstand [oftmals] nicht möglich ist“ (BRUCKER


20<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

2006a: 174) und daher auf Medien in Form von Bil<strong>der</strong>n, Diagrammen, Karten, Karikaturen,<br />

Filmen, diversen digitalen Medien etc. als Informationsträger zurückgegriffen wird (vgl.<br />

BRUCKER 2006: 174). Durch die Verwendung verschiedener Darstellungsformen und<br />

Medien schreiben HAUPT und BIEDERSTÄDT dem Fach <strong>Geographie</strong> auch eine beson<strong>der</strong>e<br />

Eignung für den bilingualen Unterricht zu, da die mögliche Differenz zwischen Sprache und<br />

Inhalt durch den Einsatz verschiedener Visualisierungsformen relativ einfach zu überbrücken<br />

ist und somit schon im Anfangsunterricht geographisches Wissen vermittelt werden kann<br />

(vgl. ebd. 2003: 46). LEISEN for<strong>der</strong>t sogar, den Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen, <strong>der</strong><br />

charakteristisch für regulären <strong>Geographie</strong>unterricht ebenso wie für jeden an<strong>der</strong>en natur-<br />

wissenschaftlichen Unterricht ist, „in das Zentrum <strong>der</strong> <strong>Didaktik</strong> des bilingualen<br />

Sachfachunterrichts zu stellen“ (ebd. 2005: 10), weil <strong>der</strong> Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen<br />

nicht nur ein Hilfsmittel für das Verstehen geographischer Inhalte ist, son<strong>der</strong>n auch<br />

authentische und fachlich fundierte Kommunikation im Unterricht ankurbelt. Außerdem ist<br />

<strong>der</strong> Einsatz verschiedener Darstellungsformen wesentlich motivieren<strong>der</strong> für die SuS und<br />

schafft gleichzeitig verschiedene Zugänge für die variierenden Lernertypen zu dem<br />

behandelten Sachverhalt. Zudem ist <strong>der</strong> Einsatz verschiedener Visualisierungsformen und<br />

Medien aus pädagogischer Sicht zu befürworten, da durch die variierenden Abstraktions-<br />

ebenen von unterschiedlichen Darstellungsformen auch im bilingualen Unterricht Binnen-<br />

differenzierung stattfinden kann (vgl. LEISEN 2005: 10f). Durch das zunehmende<br />

Abstraktionsniveau von <strong>der</strong> gegenständlichen Darstellung über die bildliche und sprachliche<br />

Darstellung (Mindmaps, Texte, Sprache etc.) bis hin zu symbolischen Visualisierung<br />

(Diagramme, Mindmaps, Tabellen etc.) bzw. Kombinationen mehrerer Darstellungsformen,<br />

wie es bei Filmen <strong>der</strong> Fall ist, können die eingesetzten Darstellungsformen vom Anfangs-<br />

unterricht bis zum bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht in <strong>der</strong> Oberstufe je nach dem<br />

sprachlichen Niveau <strong>der</strong> SuS variiert werden. Auf diese Weise werden nicht nur die<br />

kognitiven Fähigkeiten <strong>der</strong> SuS beim Übertragen <strong>der</strong> Informationen von einer<br />

Darstellungsform in eine an<strong>der</strong>e geschult, son<strong>der</strong>n die SuS erwerben durch den Umgang mit<br />

verschiedenen geographischen Darstellungsformen auch schrittweise fachspezifische<br />

Methodenkompetenz (vgl. LEISEN 2005: 9ff). Zudem kann durch das Prinzip <strong>der</strong><br />

Anschaulichkeit die Textmenge ohne Authentizitätsverlust durch unnötige didaktische<br />

Reduktion bzw. sprachliche Anpassung reduziert werden, so dass die SuS nur mit einem<br />

bearbeitbarem Textanteil im Unterricht konfrontiert werden 14 .<br />

14 Vgl. HAUPT, D. 2012: Bilingualer deutsch-englischer Unterricht – eine fächerübergreifende Einführung.<br />

Einführungsvortrag auf einer Fortbildung des NLQ vom 14.-16.03.2012 in Bad Salzdetfurth.


2.6 Umgang mit sprachlichen Fehlern<br />

21<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

„Kennzeichnend für den bilingualen Unterricht ist eine fremdsprachliche Interaktion, bei <strong>der</strong><br />

die [Schülerinnen und] Schüler die Möglichkeit haben, bereits erworbene fremdsprachliche<br />

Fertigkeiten [in einem authentischen Kontext] anzuwenden, zu üben und zu vertiefen“ (LENZ<br />

2002: 8). Da <strong>der</strong> Fokus des bilingualen Unterrichts in erster Linie auf dem Inhaltlichen liegt<br />

und die Fremdsprache nur als Medium genutzt wird, ist eine systematische fremdsprachliche<br />

Fehlerkorrektur sprachlicher Fehler nicht vorgesehen. Jedoch kommt auch <strong>der</strong> bilinguale<br />

Erdkundeunterricht nicht gänzlich ohne Fehlerkorrekturen aus, weil trotz einer gewissen<br />

sprachlichen Fehlertoleranz die Fachbegriffe im bilingualen Erdkundeunterricht ebenso wie<br />

im regulären Erdkundeunterricht korrekt sein müssen (vgl. LENZ 2002:8). Zudem ist eine<br />

mündliche Fehlerkorrektur in Form einer Bedeutungsaushandlung notwendig, wenn <strong>der</strong> Inhalt<br />

aufgrund sprachlicher Fehler missverständlich kommuniziert wird bzw. <strong>der</strong> von den LuL<br />

gegebene Input von den SuS aufgrund sprachlicher Schwierigkeiten nicht verstanden wird,<br />

damit die Vermittlung <strong>der</strong> geographischen Inhalte nicht unter <strong>der</strong> Verwendung einer<br />

Fremdsprache als Arbeitssprache leidet. Long differenziert die folgenden fünf Varianten <strong>der</strong><br />

Bedeutungsaushandlung: Rückfrage mit <strong>der</strong> Bitte um Erklärung, um Wie<strong>der</strong>holung bitten,<br />

Verständnisüberprüfung, Bestätigung, dass <strong>der</strong> Inhalt verstanden wurde sowie Selbst-<br />

wie<strong>der</strong>holung und Selbstkorrektur bzw. Selbstparaphrasen (vgl. LOCHTMANN 2007: 123).<br />

Eine weitere Art <strong>der</strong> mündlichen Fehlerkorrektur ist die Formaushandlung, bei <strong>der</strong> die LuL<br />

elementare sprachliche, z.B. grammatikalische Fehler, korrigieren. Eine solche Form-<br />

aushandlung kann entwe<strong>der</strong> durch prompts o<strong>der</strong> recasts geschehen. Prompts sind Rückfragen<br />

<strong>der</strong> LuL bzw. Auffor<strong>der</strong>ungen zur Selbstkorrektur. Recasts dagegen bezeichnen die Korrektur<br />

des Wortes bzw. Satzes durch die LuL bzw. an<strong>der</strong>e SuS (vgl. LOCHTMANN 2007: 125 ff).<br />

Ob und wann eine mündliche Formkorrektur stattfinden sollte, ist von den LuL unter<br />

Berücksichtigung des Sprachflusses, <strong>der</strong> Schwere des Fehlers und <strong>der</strong> Situation zu<br />

entscheiden. Es sollten jedoch keine elementaren sprachlichen Fehler ignoriert werden, damit<br />

die SuS sich diese nicht angewöhnen. Im Idealfall erteilen die bilingualen LuL sowohl das<br />

bilinguale Sachfach als auch den Fremdsprachenunterricht o<strong>der</strong> es gibt eine enge Kooperation<br />

zwischen den LuL des Sachfachs und des Fremdsprachenunterrichts, so dass elementare<br />

sprachliche Fehler durch gezielte Wie<strong>der</strong>holungen im Fremdsprachenunterricht aufgearbeitet<br />

werden können (vgl. LENZ 2002: 8). Zu beachten ist auch das Potential für interkulturelles<br />

Lernen, das durch Fehlerkorrektur und Bedeutungsaushandlungen entstehen kann, da viele<br />

Fehler durch wörtliches Übersetzen bzw. die Übernahme von Strukturen aus <strong>der</strong><br />

Muttersprache resultieren.


2.7 Leistungsbeurteilung<br />

22<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

„Erhebung, Überprüfung und Bewertung von Leistungen und von Lernerfolg sind fester<br />

Bestandteil eines jeden schulischen Unterrichts“ (VOLLMER 2001: 207) und somit auch ein<br />

Teil des bilingualen <strong>Geographie</strong>unterrichts. Jedoch wird dieses Thema trotz seiner enormen<br />

Bedeutung für die schulische sowie zukünftige Laufbahn <strong>der</strong> SuS nicht gerne öffentlich<br />

thematisiert, da es sich dabei um ein sehr sensibles Thema handelt. Trotzdem soll die aktuelle<br />

Situation <strong>der</strong> Leistungsbeurteilung im bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht an dieser Stelle kurz<br />

erläutert werden, weil sie, wie einleitend festgestellt, ein wichtiges Element des bilingualen<br />

Unterrichts ist (vgl. VOLLMER 2001: 207ff).<br />

Durch die Positionierung bilingualen <strong>Geographie</strong>unterrichts als ein integriertes Konzept aus<br />

Sachfach- und Fremdsprachenlernen sowie durch die Tatsache, dass jedes Lernen auch<br />

sprachliches Lernen ist, ergibt sich logischerweise auch bei <strong>der</strong> Leistungsbewertung eine<br />

Verknüpfung bei<strong>der</strong> Aspekte. Eine an<strong>der</strong>e Ansicht des bilingualen Unterrichts, z.B. als eine<br />

Form des erweiterten Fremdsprachenunterrichts, würde letztendlich zu einem an<strong>der</strong>en Ansatz<br />

<strong>der</strong> Leistungsbeurteilung führen als er in dieser Ausarbeitung vertreten wird (vgl. VOLLMER<br />

2001: 207ff; LENZ 2002: 8). Anhaltspunkte für die Leistungsbewertung im bilingualen<br />

Erdkundeunterricht werden in den meisten Rahmenrichtlinien <strong>der</strong> jeweiligen Bundeslän<strong>der</strong><br />

gegeben. Im nie<strong>der</strong>sächsischen Kerncurriculum für das Fach Erdkunde in <strong>der</strong> Sekundarstufe I<br />

wird in Anlehnung an das CLIL-Konzept darauf hingewiesen, dass „die fachlichen<br />

Leistungen entscheidend [sind], die angemessene Verwendung <strong>der</strong> Fremdsprache<br />

einschließlich <strong>der</strong> entsprechenden Fachsprache […] jedoch zu berücksichtigen“ (NDS<br />

KULTUSMINISTERIUM 2008: 19) ist (vgl. NDS KULTUSMINISTERIUM 2008: 19). Die<br />

sprachlichen Leistungen sollen zwar berücksichtigt werden, aber nicht die fachlich korrekte<br />

Leistung abwerten. Sollten jedoch sprachliche Mängel dazu führen, dass <strong>der</strong> Inhalt nicht<br />

korrekt kommuniziert werden kann, dann sollte dies, ebenso wie es im muttersprachlichen<br />

Erdkundeunterricht <strong>der</strong> Fall ist, zu Abzügen führen (vgl. LENZ 2002: 8). Durch die<br />

Orientierung am muttersprachlichen <strong>Geographie</strong>unterricht gilt es auch zu überlegen, ob in <strong>der</strong><br />

Oberstufe nach langjährigem bilingualem Unterricht die gleichen Ansprüche gelten sollen wie<br />

im regulären Erdkundeunterricht, so dass es beim bilingualen Oberstufenunterricht bei zu<br />

vielen sprachlichen Fehlern zu Punktabzug kommen kann 15 . Je nachdem, ob die LuL den<br />

bilingualen Unterricht als ein integriertes Konzept von Sachfach- und Fremdsprachenlernen<br />

ansehen o<strong>der</strong> nicht, variiert auch <strong>der</strong> Umgang mit sprachlichen Fehlern in schriftlichen und<br />

15 Vgl. HAUPT, D. 2012: Bilingualer deutsch-englischer Unterricht – eine fächerübergreifende Einführung.<br />

Einführungsvortrag auf einer Fortbildung des NLQ vom 14.-16.03.2012 in Bad Salzdetfurth.


23<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

mündlichen Leistungsüberprüfungen. Dabei sind die drei folgenden Tendenzen zu erkennen:<br />

Ignoranz sprachlicher Fehler, einfache Korrektur sprachlicher Fehler und ausführliche<br />

Korrektur mit Anmerkungen am Rand (vgl. VOLLMER 2001: 225ff). Ausgehend von dem<br />

CLIL-Konzept sollten jedoch trotz <strong>der</strong> Nichtberücksichtigung <strong>der</strong> sprachlichen Fehler in <strong>der</strong><br />

Bewertung, diese in schriftlichen Lernkontrollen auf jeden Fall korrigiert werden, damit auch<br />

ein Kompetenzzuwachs auf sprachlicher Ebene stattfinden kann (vgl. CZAPEK 2000: 27).<br />

2.8 Lehr- und Lernmaterialien im bilingualen Erdkundeunterricht<br />

Lehr- und Lernmaterialien bilden zusammen mit den LuL und den SuS die drei tragenden<br />

Säulen des bilingualen Unterrichts. Dabei wird den Materialien als zentrales Medium, das den<br />

gesamten Unterrichtsprozess bzw. Lernfortschritt <strong>der</strong> SuS beeinflusst, eine beson<strong>der</strong>e Rolle<br />

zugeschrieben, da sowohl die Qualität des Unterrichtsgesprächs, die Inhalte und Themen als<br />

auch die Aufgabenstellungen sowie alle weiteren unterrichtlichen Aktivitäten von den<br />

verwendeten Materialien abhängen. Somit bestimmt die Auswahl <strong>der</strong> jeweiligen Materialien<br />

durch die LuL sowie die Integration <strong>der</strong> Materialien in den Unterricht den Lernprozess bzw.<br />

das Unterrichtsgeschehen erheblich mit (vgl. VOLLMER 1999: 240). Im Folgenden wird<br />

daher zuerst die Materialsituation, <strong>der</strong> die bilingualen LuL gegenüberstehen, kurz dargestellt,<br />

bevor anhand <strong>der</strong> in den vorangegangenen erörterten Zielsetzungen und elementaren<br />

Merkmalen bilingualen Unterrichts, Anfor<strong>der</strong>ungen für bilinguale Lehr- und Lernmaterialien<br />

erarbeitet werden. Des Weiteren werden ein bilinguales Erdkundebuch eines deutschen Schul-<br />

buchverlages sowie ein britisches <strong>Geographie</strong>buch im Hinblick auf die zuvor erarbeiteten<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen vergleichend analysiert. Abgerundet wird die Analyse <strong>der</strong> Materialsituation<br />

für den bilingualen Erdkundeunterricht mit einer Darstellung <strong>der</strong> Schülerperspektive zu<br />

bilingualen Erdkundematerialien.<br />

2.8.1 Materialsituation<br />

Als <strong>der</strong> bilinguale Unterricht schrittweise in Deutschland als Folge des Deutsch-<br />

Französischen Kooperationsvertrages etabliert wurde, gab es noch keine speziellen<br />

Materialien für den bilingualen Unterricht. Der bilinguale Unterricht lebte sozusagen von dem<br />

Engagement <strong>der</strong> LuL, die ihre eigenen Materialien entwickelten o<strong>der</strong> während ihres Urlaubs<br />

im zielsprachigen Ausland authentische Materialien sammelten o<strong>der</strong> fremdsprachige Erd-<br />

kundebücher aus dem Ausland mitbrachten. Aufgrund einiger Unterschiede zwischen den<br />

ausländischen und deutschen Lehrplänen und des niedrigeren Sprachniveaus bilingualer SuS<br />

im Vergleich zu britischen SuS, musste das Material jedoch durch didaktische Reduktion o<strong>der</strong>


24<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

Maßnahmen des scaffolding an das Niveau <strong>der</strong> eigenen SuS angepasst werden (vgl.<br />

VOLLMER 1999: 242). Die Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre beklagte Mangelsituation bilingualer<br />

Materialien, verbessert sich jedoch nur langsam, weil es aufgrund <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Rahmenbindungen in den einzelnen Bundeslän<strong>der</strong>n für die Schulbuchmärkte keinen wirklich<br />

profitablen Absatzmarkt gibt, für den es sich lohnen würde, bilinguale Lehrwerke zu<br />

entwickeln (vgl. WOLFF 2007: 66). THÜRMANN und OTTEN stehen dieser Problematik<br />

aber eher positiv gegenüber, da ihrer Meinung nach „die Entwicklung eines komplexen<br />

Leitmediums für den bilingualen Fachunterricht […] nicht zu empfehlen“ (ebd. 1992: 51) ist.<br />

„Lehr- und Lernmaterialien sollten vielmehr als thematisch orientierte Bausteine konzipiert<br />

werden, die zunächst einzeln erscheinen und zusammengenommen ein System ergeben<br />

können“ (THÜRMANN & OTTEN 1992: 51). Auf diese Weise könnten die Materialien in<br />

jeglichen Organisationsformen, also auch in bilingualen Projekten o<strong>der</strong> Modulen, eingesetzt<br />

werden (vgl. THÜRMANN & OTTEN 1992: 51).<br />

Durch die Integration von Sachfach- und Fremdsprachenunterricht mit Fokus auf dem<br />

jeweiligen Sachfach im CLIL-Konzept, ergibt sich eine primäre Orientierung <strong>der</strong> Materialien<br />

am Sachfach. Daher ist die typische Inhaltszentrierung von Materialen für den regulären<br />

Erdkundeunterricht ebenfalls charakteristisch für den bilingualen Erdkundeunterricht. Von<br />

einer Mangelsituation an bilingualen Materialien für den Erdkundeunterricht kann heute aber<br />

nicht mehr gesprochen werden (vgl. WOLFF 2007: 66f). Mittlerweile haben <strong>der</strong> Cornelsen<br />

Verlag, <strong>der</strong> Klett Verlag und <strong>der</strong> Westermann Verlag sowohl Materialien für den bilingualen<br />

Anfangsunterricht Erdkunde als auch für den späteren bilingualen Erdkundeunterricht<br />

publiziert. Die Schulbuchreihe Terra Geography von Klett besteht aus einzelnen modul-<br />

ähnlichen Bänden zu verschiedenen Themen, die in ihrer Themenwahl und im sprachlichen<br />

Niveau an die vorgegebenen Themen angepasst sind, so dass sie, wie von OTTEN und<br />

THÜRMANN gefor<strong>der</strong>t, flexibel eingesetzt werden können (vgl. ebd. 1992: 51). Auch <strong>der</strong><br />

Westermann Verlag hat neben <strong>der</strong> bilingualen Reihe DIERCKE GEOGRAPHY FOR<br />

BILINGUAL CLASSES schon mehrere bilinguale Module zu Themen wie den USA o<strong>der</strong> den<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>n herausgegeben. Zu <strong>der</strong> bilingualen Reihe von Westermann gehört neben<br />

den einzelnen Bänden und Arbeitsheften auch ein sogenanntes Toolkit, das geographische<br />

Arbeitsmethoden anschaulich erklärt. Des Weiteren hat <strong>der</strong> Cornelsen Verlag mit den<br />

Textbüchern Around the World Volume 1 und 2 zwei Werke publiziert, die grundlegende<br />

geographische Themen ansprechen. Zudem sind zunehmend Unterrichtsvorschläge für den<br />

bilingualen Erdkundeunterricht in didaktischen Fachzeitschriften zu finden (vgl. WOLFF<br />

2007: 66). Ergänzend besteht weiterhin die Möglichkeit fremdsprachige Erdkundebücher aus


25<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

dem Ausland im bilingualen Erdkundeunterricht einzusetzen und die Materialien mit<br />

Sprachhilfen so zu ergänzen, dass sie dem Niveau <strong>der</strong> SuS entsprechen und gleichzeitig<br />

weiterhin die Vorteile zielsprachiger Schulbücher, d.h. Potential für interkulturelles Lernen<br />

und eine hohe Motivation, aufweisen. „Da den [Schülerinnen und] Schülern des bilingualen<br />

Zuges gewährleistet werden muss, in einen deutschsprachigen Erdkundekurs wechseln zu<br />

können“ (BITTNER 2003: 88), bedarf es aufgrund fehlen<strong>der</strong> Lehrplankonformität <strong>der</strong><br />

zielsprachigen Erdkundebücher auch in diesem Bereich einer Anpassung durch die LuL (vgl.<br />

BITTNER 2003: 86f). In diesem Kontext ist das Buch Geography aus <strong>der</strong> Macmillan<br />

Vocabulary Practice Series positiv hervorzuheben, das speziell für die Wortschatzarbeit im<br />

englischsprachigen <strong>Geographie</strong>unterricht entwickelt wurde und somit eine ideale Ergänzung<br />

zu den themenzentrierten Lehrwerken bildet und die notwendige Wortschatzarbeit<br />

fachgerecht und anschaulich integriert. Obwohl sich die Materialsituation bezüglich des<br />

bilingualen Erdkundeunterrichts in den letzten Jahren verbessert hat, ist es trotzdem<br />

erfor<strong>der</strong>lich, die Materialien zu adaptieren bzw. mit zusätzlichen Materialien zu ergänzen, um<br />

lerner- und sachorientierten Unterricht durchführen zu können. Denn aufgrund <strong>der</strong> vari-<br />

ierenden Heterogenität im Klassenzimmer können Schulbücher und an<strong>der</strong>e Materialien nicht<br />

für jede Klasse das optimale Material bieten. Folglich ist es auch im regulären<br />

Erdkundeunterricht die Aufgabe <strong>der</strong> LuL, die Materialien aus den Schulbüchern an die<br />

jeweilige Klasse anzupassen bzw. zu ergänzen (vgl. WOLFF 2007: 66; LENZ 2006: 185f).<br />

Als ergänzende Materialien eignen sich aufgrund <strong>der</strong> aktuellen und authentischen<br />

Informationen beson<strong>der</strong>s digitale Medien und das Internet. Zusätzlich erhöht die Verwendung<br />

digitaler Medien in <strong>der</strong> Regel die Motivation <strong>der</strong> SuS, weil diese Medien ein Teil ihrer<br />

Lebenswelt sind und somit auf ein höheres Interesse stoßen (vgl. BRUCKER 2006b: 180).<br />

2.8.2 Anfor<strong>der</strong>ungen an bilinguale Lehr- und Lernmaterialien<br />

Anhand <strong>der</strong> in den vorangegangenen Kapiteln erläuterten charakteristischen Merkmale von<br />

bilingualem Erdkundeunterricht, lassen sich spezifische Anfor<strong>der</strong>ungen an bilinguale<br />

Materialien für den Erdkundeunterricht ableiten. Viele Anfor<strong>der</strong>ungen sind nicht nur für<br />

bilinguale Erdkundematerialien kennzeichnend, son<strong>der</strong>n können, sofern sie nicht spezifische<br />

geographische Elemente beinhalten, auf alle bilingualen Fächer übertragen werden (vgl.<br />

Vollmer 1999: 245).<br />

Die erste und auch grundlegendste Anfor<strong>der</strong>ung an Materialien für den bilingualen<br />

Erdkundeunterricht ist, ebenso wie im muttersprachlichen Erdkundeunterricht, die fachliche<br />

Korrektheit <strong>der</strong> präsentierten Sachverhalte und Probleme sowie die Orientierung <strong>der</strong>


26<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

Themenauswahl am regulären Erdkundeunterricht. Des Weiteren sollten die Texte gut<br />

strukturiert und an das sprachliche Niveau <strong>der</strong> SuS angepasst sein, „ohne daß [sic][die<br />

ursprünglichen Materialien] dabei unangemessen vereinfacht o<strong>der</strong> reduziert werden“<br />

(VOLLMER 1999: 145). Anstatt die Materialien zu stark anzupassen, sollten eher<br />

unterstützende bzw. entlastende Maßnahmen des scaffolding, z.B. in Form von Wortschatz-<br />

arbeit o<strong>der</strong> visueller Entlastung, eingesetzt werden, um die gefor<strong>der</strong>te Authentizität aufrech-<br />

terhalten zu können (vgl. VOLLMER 1999: 245). Eine optimale Anpassung an das<br />

sprachliche Niveau <strong>der</strong> SuS wird laut Krashen, dann erzielt, wenn die neuen Informationen<br />

sowohl sprachlich als auch inhaltlich etwas über dem aktuellen Wissensstand liegen (Input<br />

Hypothesis) (vgl. SHRUM & GLISAN 2005: 14f). Auch das Ziel <strong>der</strong> critical language<br />

awareness sollte bei <strong>der</strong> Materialauswahl bzw. -gestaltung berücksichtigt werden. Außerdem<br />

sollen BICS und CALP durch die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Materialien und den darin<br />

integrierten Stützmaßnahmen kontinuierlich weiterentwickelt werden können. Folglich<br />

kommt den gestellten Aufgaben eine große Bedeutung zu, da sie mit Hilfe <strong>der</strong> Materialien<br />

„realitätsnahe Kommunikationssituationen [schaffen und] authentische Sprache in das<br />

Klassenzimmer […] holen“ (MEYER, O. 2009: 10) 16 . Zudem sollten die Materialien so<br />

motivierend gestaltet sein, dass viele Sprechanlässe für die SuS geschaffen werden, und so<br />

konstruiert sein, dass unterschiedliche Lernertypen einen Zugang dazu finden können. Zudem<br />

müssen die Materialien den didaktisch-methodischen Zielsetzungen des regulären Erdkunde-<br />

unterrichts, Schüler- und Problemorientierung, Umgang mit Karten, Diagrammen etc., gerecht<br />

werden, damit die SuS geographische Handlungskompetenz erwerben können (vgl.<br />

VOLLMER 1999: 245f). Wenn möglich sollte bei <strong>der</strong> exemplarischen Auswahl 17 von<br />

Beispielregionen bzw. -themen darauf geachtet werden, dass möglichst viele Bezüge und<br />

Vergleiche zur Zielsprache und -kultur hergestellt werden, um den Perspektivenwechsel und<br />

das interkulturelle Lernen optimal för<strong>der</strong>n zu können. Jedoch muss dabei eine Tendenz zum<br />

veralteten Prinzip des län<strong>der</strong>kundlichen Unterrichts vermieden werden (vgl. THÜTMANN &<br />

OTTEN 1992: 51).<br />

16 Die tragende Rolle <strong>der</strong> Aufgaben geht auf die Theorie des Task-based language learning (TBLL) zurück, die<br />

besagt, dass Aufgabenstellungen als ein methodisches Werkzeug fungieren, das Interaktionen im<br />

Klassenraum för<strong>der</strong>t, indem die SuS untereinan<strong>der</strong> bzw. mit den LuL Bedeutungen aushandeln (vgl.<br />

MÜLLER-HARTMANN & SCHOCKER-VON DITFURTH 2007: 39f).<br />

17 Das exemplarische Prinzip ist ein didaktisches Prinzip des <strong>Geographie</strong>unterrichts für die Stoffauswahl. Ziel<br />

dieses Prinzips ist es, aus <strong>der</strong> Fülle von Raumbeispielen ein geeignetes Beispiel auszuwählen, an dem<br />

exemplarisch „übertragbare, grundlegende, allgemeingeographische Erkenntnisse und Verhaltens-<br />

dispositionen“ (RINSCHEDE 2007: 59) erarbeitet werden (vgl. RINSCHEDE 2007: 59f). Eine ausführliche<br />

Diskussion des exemplarischen Ansatzes und <strong>der</strong> traditionellen Län<strong>der</strong>kunde kann in 40 Texte zur <strong>Didaktik</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Geographie</strong> herausgegeben von Arnold Schultze nachgelesen werden.


2.8.3 Exemplarische Schulbuchanalayse<br />

27<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

In diesem Kapitel werden ein bilinguales Erdkundelehrwerk von einem deutschen<br />

Schulbuchverlag und ein britisches Erdkundebuch sowohl im Hinblick auf die allgemeinen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen von bilingualen Erdkundematerialien als auch für die Eignung für den Einsatz<br />

in <strong>der</strong> 9./10. Klasse vergleichend analysiert. Für die exemplarische Analyse wurde das<br />

Schulbuch aus den verschiedenen Formen von Lehr- und Lernmaterialien ausgewählt, da<br />

Schulbücher „im institutionalisierten Rahmen des Lehrens- und Lernens als wichtiges<br />

traditionelles Medium zur Planung und Steuerung von Lehr- und Lernprozessen“ (BITTNER<br />

2003: 82) gelten und somit eine herausragende Stellung im Bereich <strong>der</strong> Lehr- und<br />

Lernmaterialien einnehmen. Diese beson<strong>der</strong>e Stellung von Schulbüchern resultiert aus <strong>der</strong><br />

Entlastungsfunktion für die LuL, die hauptsächlich auf die Bereitstellung von lehrplan-<br />

konformen Materialien zurückzuführen ist (vgl. BITTNER 2003: 82; LENZ 2006: 184). Der<br />

Vergleich bezieht sich auf das bilinguale Lehrwerk DIERCKE GEOGRAPHY FOR<br />

BILINGUAL CLASSES VOLUME 2 von Westermann und auf das britische Buch AS<br />

Geography for Edexcel erschienen bei Oxford University Press. Die Wahl dieser beiden<br />

Lehrwerke ist zum Einen auf meine eigene Erfahrung im bilingualen Unterricht zurück-<br />

zuführen, da ich mit beiden Büchern schon gearbeitet habe, und zum An<strong>der</strong>en auf die<br />

Tatsache, dass Westermann neben dem Klett-Perthes Verlag einer <strong>der</strong> Marktführer für<br />

geographische Schulbücher in Nie<strong>der</strong>sachsen ist. Bei <strong>der</strong> folgenden Analyse werden zuerst<br />

sowohl die Zielgruppen als auch die Inhalte und die methodisch-didaktischen Konzepte<br />

verglichen, bevor auf Kapitelebene das Material zum Thema Megacities genauer vergleichend<br />

untersucht wird. Um das Material im Hinblick auf alle Anfor<strong>der</strong>ungen, auch Motivation und<br />

mögliche sprachliche Schwierigkeiten, umfassend auswerten zu können, wird eine Befragung<br />

einer meiner 10. bilingualen Erdkundeklassen zu den gewählten Beispielseiten integriert, so<br />

dass auch die Schülerperspektive 18 berücksichtigt werden kann (Fragebogen siehe Anhang<br />

1.3). Es sei darauf hingewiesen, dass die Schülerbefragung einen explorativen Charakter hat<br />

und dass durch die gegebenen Rahmenbedingungen Einschränkungen im Bezug auf die<br />

Gütekriterien <strong>der</strong> Objektivität, Reliabilität und Validität gegeben sind. Zum einen wurde nur<br />

eine bilinguale Erdkundeklasse (22 SuS) befragt, so dass nur bestimmte Trends aufgezeigt<br />

und keine allgemeingültigen repräsentativen Schlussfolgerungen gezogen werden können.<br />

Zudem ist es möglich, dass die Antworten <strong>der</strong> SuS implizit durch die Fragestellungen bzw.<br />

durch das Beispielmaterial beeinflusst worden sind. Zwar wurde versucht dies bei <strong>der</strong><br />

18 Auf eine Differenzierung <strong>der</strong> Geschlechter wird bei <strong>der</strong> Auswertung verzichtet, da die Mehrheit <strong>der</strong> Klasse<br />

aus Mädchen besteht und die Angaben für die Jungen somit nicht repräsentativ wären.


28<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

Gestaltung des Fragebogens zu verhin<strong>der</strong>n, jedoch ist eine Verzerrung nicht komplett<br />

auszuschließen. Außerdem wurden abschließend die Ergebnisse von mir interpretiert und<br />

unterlagen somit meinen subjektiven Empfindungen.<br />

2.8.3.1 Zielgruppen<br />

Das britische <strong>Geographie</strong>buch AS Geography for Edexcel 19 ist speziell für die Vorbereitung<br />

zum A-Level 20 entwickelt worden und wird zusammen mit dem zweiten Band A2 Geography<br />

for Edexcel im <strong>Geographie</strong>unterricht bzw. in speziellen Vorbereitungskursen für das A-Level<br />

eingesetzt. Das Buch wird von Edexcel, einer <strong>der</strong> größten britischen Prüfungsorganisationen<br />

für Schulen, Universitäten und an<strong>der</strong>e Ausbildungsdienste, unterstützt und soll die SuS<br />

optimal auf die Edexcel Abschlussprüfung vorbereiten. Im Gegensatz dazu wurde das<br />

bilinguale Werk DIERCKE GEOGRAPHY FOR BILINGUAL CLASSES VOLUME 2, aus <strong>der</strong><br />

bilingualen Reihe von Westermann, speziell für den bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht an<br />

deutschen Gymnasien in <strong>der</strong> 9./10. Klasse entwickelt und sollte daher im Idealfall allen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen, die an bilinguale Erdkundematerialien gestellt werden, gerecht werden und<br />

auch mit den im Kerncurriculum gefor<strong>der</strong>ten Themen für die 9./10. Klasse kompatibel sein.<br />

2.8.3.2 Vergleich auf Inhaltsebene<br />

AS Geography for Edexcel glie<strong>der</strong>t sich in sechs Themenbereiche (The world at risk, Going<br />

global, Extreme weather, Crowded coasts, Unequal spaces und Rebranding places) mit<br />

weiteren Unterkapiteln. Thematisch werden in den einzelnen Kapiteln auf insgesamt 286<br />

Seiten die Ursachen und Folgen vom Klimawandel, Katastrophen, Hazards, Vulnerabilität,<br />

Globalisierung, Anfor<strong>der</strong>ungen an nachhaltige Raumnutzung, Auswirkungen von Mobilität<br />

und Migration und <strong>der</strong> Wandel von Städten bzw. Regionen an Beispielen von Afrika, Asien,<br />

Australien, Nordamerika und Großbritannien behandelt (vgl. DIGBY et al. 2008: 3). Somit<br />

werden in dem Britischen <strong>Geographie</strong>buch bis auf den Raumbezug Deutschland alle ge-<br />

for<strong>der</strong>ten Regionen berücksichtigt (vgl. NDS. KULTUSMINISTERIUM 2008: 9). Dieser<br />

fehlende Raumbezug könnte jedoch durch den Raumbezug Großbritannien ersetzt werden,<br />

weil dadurch die For<strong>der</strong>ung nach Beispielregionen mit Bezug zur Zielsprache erfüllt werden<br />

könnte (vgl. THÜTMANN & OTTEN 1992: 51). Bezüglich des Bereichs Fachwissen für den<br />

Jahrgang 9/10 fehlen im britischen Schulbuch die Themen <strong>der</strong> tropischen Zirkulation,<br />

19 Das AS in Titel steht für Advanced Subsidiary und verweist auf die Zweiteilung von A-Level Kursen in das<br />

erste AS Subsidiary year und das zweite Jahr A2 year.<br />

20 Das A-Level entspricht dem deutschen Abitur.


29<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

Nutzungsmöglichkeiten natürlicher Ressourcen, regionale und globale Verflechtungen in <strong>der</strong><br />

Industrie und <strong>der</strong> Landwirtschaft sowie Ökosysteme und ökologisch nachhaltige Entwicklung<br />

(vgl. NDS KLUTUSMINISTERIUM 2008: 12f). Bis auf das Thema <strong>der</strong> tropischen<br />

Zirkulation könnten diese Themen jedoch durch den kombinierten Einsatz von AS Geography<br />

for Edexcel und A2 Geography for Edexcel abgedeckt werden (vgl. DIGBY et al. 2009: 3).<br />

Der zweite Band <strong>der</strong> bilingualen Reihe von Westermann umfasst 141 Seiten und glie<strong>der</strong>t sich<br />

in zehn verschiedene Kapitel (Globalisation in Your Everyday Life, Global Economy, People,<br />

Energy Resources, Environment – Global Change, Global Disparities, Sustainable Develop-<br />

ment, Europe Changes und Germany in a Changing World) (vgl. DREYMÜLLER et al.<br />

2008: 3ff). Durch die explizite Gestaltung für den bilingualen Erdkundeunterricht in <strong>der</strong><br />

Jahrgangsstufe 9/10, werden alle im Nie<strong>der</strong>sächsischen Kerncurriculum genannten Raum-<br />

bezüge und alle Themenschwerpunkte mit Ausnahme <strong>der</strong> tropischen Zirkulation abgedeckt<br />

(vgl. NDS. KULTUSMINISTERIUM 2008: 11ff). Jedoch werden die Themen aufgrund des<br />

geringeren Umfangs des Buches nicht so ausführlich thematisiert, wie es im britischen<br />

Schulbuch <strong>der</strong> Fall ist, so dass ergänzendes Material benötigt wird.<br />

2.8.3.3 Methodisch-didaktische Konzepte im Vergleich<br />

AS Geography for Edexcel ist so konzipiert, dass jedes <strong>der</strong> sechs Oberthemen mit einer<br />

einführenden Seite What do I have to know beginnt, so dass die SuS wissen, welche<br />

Kompetenzen sie am Ende des Kapitels erworben haben sollten und bei Bedarf selbständig<br />

Defizite aufarbeiten können. Zum Abschluss eines jeden Oberthemas werden die wichtigsten<br />

Begriffe zusammengefasst und einigen Übungsaufgaben für die selbstständige Vorbereitung<br />

angeboten. Die einzelnen Unterthemen werden je nach Komplexität des Themas auf zwei bis<br />

sechs Doppelseiten abgehandelt. Jedes einzelne Unterkapitel beginnt mit einem einleitenden<br />

Satz, durch den die SuS einen Überblick über den Inhalt erhalten, und schließt mit<br />

unterschiedlichen Aufgabentypen. Die Aufgaben in diesem Buch setzen sich aus Over to you<br />

Aufgaben, On your own Aufgaben und Exam Questions zusammen. Die meisten Over to you<br />

Aufgaben können wahlweise in Einzel-, Partner- o<strong>der</strong> Gruppenarbeit beantwortet werden. Bei<br />

einigen Aufgaben ist die Sozialform jedoch schon in <strong>der</strong> Formulierung vorgegeben. Bei den<br />

On your own Aufgabentypen handelt es sich in <strong>der</strong> Regel um Aufgaben, die in Einzelarbeit<br />

bearbeitet werden, bei denen es darum geht wichtige Begriffe zu definieren, etwas im Internet<br />

zu recherchieren o<strong>der</strong> einen kurzen Essay, meistens um die 500 Wörter, zu einer bestimmten<br />

Fragestellung o<strong>der</strong> Thematik zu verfassen. Durch die Exam Questions wird das selbständige<br />

Lernen <strong>der</strong> SuS geför<strong>der</strong>t, da sie ihr Wissen am Ende <strong>der</strong> Unterrichtseinheit überprüfen


30<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

können. Zusätzlich gibt es zu jedem Unterthema mindestens eine What do you think Frage,<br />

die auf themenspezifische Kontroversen fokussiert ist, so dass kritisches Denken geför<strong>der</strong>t<br />

wird und die SuS zu einer Stellungnahme herausgefor<strong>der</strong>t werden (vgl. DIGBY et al. 2008:<br />

4). Allein durch diese Konzeption werden für die SuS sowohl vielfältige Sprechanlässe<br />

geschaffen als auch Möglichkeiten zur Wortschatzerweiterung mit Fokus auf CALP gegeben,<br />

so dass AS Geography for Edexcel aus dieser Perspektive für den bilingualen Erdkunde-<br />

unterricht geeignet ist (vgl. VOLLMER 1999: 245f). Trotz <strong>der</strong> gleichen Struktur <strong>der</strong><br />

einzelnen Aufgaben zu jedem Unterthema variieren die Aufgaben durch die Verwendung<br />

unterschiedlicher Operatoren stark. So gibt es zu jedem Thema nicht nur Aufgaben in jedem<br />

Anfor<strong>der</strong>ungsbereich (list, name, summarise, describe, analyse, explain, classify, compare,<br />

discuss, assess, develop etc.), son<strong>der</strong>n auch Aufgabenstellungen, die geographische<br />

Methodenkompetenz för<strong>der</strong>n (z.B. prepare a map, draw a ven diagramm, analyse the table,<br />

research) und Perspektivenwechsel (z.B. imagine, do a role play) ermöglichen (vgl. DIGBY<br />

et al. 2008: 5ff).<br />

Die Materialien sind gut strukturiert und bestehen zum größten Teil aus didaktischen Texten,<br />

die durch Karten, Bil<strong>der</strong>, Diagramme, Tabellen, Schaubil<strong>der</strong>, authentische Texte, wie z.B.<br />

Zeitungsauschnitte, persönliche Meinungen und Internetlinks zu authentischen Texten,<br />

ergänzt werden. Jedoch sind die authentischen Texte nur teilweise wirklich authentisch, da<br />

einige Zeitungsartikel angepasst wurden. Da aber nicht deutlich wird, ob die Texte sprachlich<br />

angepasst o<strong>der</strong> nur vom Umfang her gekürzt wurden, ist die wirkliche Authentizität dieser<br />

Texte schwer zu bewerten. In <strong>der</strong> Regel werden britische Schulbücher schon allein durch die<br />

Herkunft aus dem Zielsprachenland als authentische Materialien angesehen. Durch die<br />

vielfältigen, ergänzenden Visualisierungen und den dadurch resultierenden Wechsel <strong>der</strong><br />

Darstellungsformen sind die Materialien sehr anschaulich gestaltet und bieten den SuS<br />

unterschiedliche Zugänge zum Text (vgl. LEISEN 2005: 9ff). Die hohe Anschaulichkeit und<br />

gute Strukturierung ist auch <strong>der</strong> Hervorhebung <strong>der</strong> Fachbegriffe in den didaktischen Texten<br />

und den sogenannten Background Kästen mit zusätzlichen Fachinformationen zuzuschreiben.<br />

Die im Text hervorgehobenen Fachbegriffe sind am Ende des Buches in einem zusammen-<br />

fassenden Glossar inklusive kurzer englischsprachiger Definitionen aufgelistet. Viele Fach-<br />

begriffe werden zudem schon auf <strong>der</strong> entsprechenden Seite im Buch in kleinen Kästen erklärt.<br />

Auf diese Weise wird zusätzlich zu den wortschatzför<strong>der</strong>nden Aufgabenstellungen <strong>der</strong><br />

Ausbau des Fachvokabulars geför<strong>der</strong>t. Dadurch wird ebenfalls <strong>der</strong> Einsatz des Buches im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht begünstigt (vgl. DIGBY et al. 2008: 5ff).


31<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

Der zweite Band <strong>der</strong> bilingualen Erdkun<strong>der</strong>eihe DIERCKE GEOGRAPHY FOR BILINGUAL<br />

CLASSES weist ebenfalls ein gut strukturiertes Konzept auf, bei dem zu Beginn eines jeden<br />

Oberthemas auf einer einführenden Doppelseite ein Bild und ein Inhaltsverzeichnis abgebildet<br />

sind. Im Anschluss werden die Unterthemen jeweils auf einer Doppelseite thematisiert.<br />

Außerdem schließt, ebenso wie beim britischen Schulbuch, jedes Thema mit den Aufgaben-<br />

stellungen. Band zwei <strong>der</strong> Reihe DIERCKE GEOGRAPHY FOR BILINGUAL CLASSES bietet<br />

je nach Thematik zwei bis vier Aufgaben zur Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Materialien. Die<br />

Aufgaben erfassen zwar auch alle drei Anfor<strong>der</strong>ungsbereiche (describe, name, list, explain,<br />

comment und design), jedoch sind die Aufgabenformulierungen durch die Verwendung<br />

weniger Operatoren und einer starken Dominanz <strong>der</strong> Operatoren describe und explain<br />

weniger abwechslungsreich als beim britischen Schulbuch. Trotzdem ermöglichen auch diese<br />

Aufgabenstellungen den Erwerb geographischer Arbeitsmethoden (z:B. make a table, draw a<br />

sketch, research und analyse the map) und Perspektivenwechsel (z.B. discuss in a role play<br />

und imagine you are), wenn auch in einem geringeren Umfang. Zudem för<strong>der</strong>n die<br />

Rollenspiele und die Vorbereitung von Kurzvorträgen, die in einigen Aufgaben explizit<br />

gefor<strong>der</strong>t werden, eine hohe, aktive Sprechzeit seitens <strong>der</strong> SuS, wie es für den bilingualen<br />

Unterricht gefor<strong>der</strong>t wird (vgl. DREYMÜLLER et al. 2008: 6ff; VOLLMER 1999: 245f).<br />

Durch die spezielle Konstruktion <strong>der</strong> bilingualen Reihe für den bilingualen Erdkunde-<br />

unterricht erfüllen die Materialien viele <strong>der</strong> von VOLLMER entwickelten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

(vgl. ebd. 1999: 145ff). Ebenso wie beim britischen Schulbuch setzen sich die Materialien aus<br />

didaktischen Texten, Karten, Diagrammen, Tabellen, Bil<strong>der</strong>n, Schaubil<strong>der</strong>n, Karikaturen und<br />

authentischen Texten, wie z.B. persönlichen Meinungen, Zeitungsartikeln und Verweisen auf<br />

Internetquellen zusammen, wobei die didaktischen Texte den größten Teil ausmachen. Jedoch<br />

müssen auch bei diesem Buch Einschränkungen im Bezug auf die Authentizität gemacht<br />

werden, da die Zeitungsartikel so gut wie alle angepasst wurden und nicht erkenntlich ist, ob<br />

es sich dabei um sprachliche Anpassungen o<strong>der</strong> um eine Kürzung des Umfangs handelt.<br />

Durch die Einbindung des Wechsels <strong>der</strong> Darstellungsformen sind die Materialien ebenfalls<br />

sehr anschaulich gestaltet, ermöglichen unterschiedlichen Lernertypen einen Zugang und<br />

führen zur Entlastung <strong>der</strong> Sprache (vgl. LEISEN 2005: 9ff). Die neuen Fachbegriffe werden<br />

auf je<strong>der</strong> Doppelseite in einer Box auf Englisch aufgelistet und können am Ende des Buches<br />

in einem zweisprachigen Glossar nachgeschlagen werden (vgl. DREYMÜLLER et al. 2008:<br />

10ff). Um den SuS die Bearbeitung <strong>der</strong> Aufgabenstellung zu erleichtern, gibt es am Ende des<br />

Buches eine Zusammenstellung benötigter Arbeitsmethoden, z.B. working with population<br />

pyramids o<strong>der</strong> working with cartoons. Jede aufgeführte Arbeitsmethode wird auf einer


32<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

Doppelseite erklärt und beinhaltet zusätzlich einen Beispieltext und eine Liste mit useful<br />

phrases (vgl. DREYMÜLLER et al. 2008: 143 ff). Grundlegende Arbeitsmethoden, z.B.<br />

working with maps, die in den vorangegangenen Bänden <strong>der</strong> Reihe erklärt wurden, können in<br />

dem begleitenden Toolkit nachgeschlagen werden, das jede Arbeitsmethode <strong>der</strong> gesamten<br />

Reihe enthält (vgl. DREYMÜLLER et al. 2009: 3ff). Des Weiteren befinden sich auf <strong>der</strong><br />

hinteren Innenseite des Covers englische Redewendungen für den Umgang mit Zahlen und in<br />

<strong>der</strong> <strong>Geographie</strong> verwendete Mengen- und Größenangaben, die den SuS als weitere Unter-<br />

stützung dienen (vgl. DREYMÜLLER et al. 2008: 178f).<br />

2.8.3.4 Vergleich auf thematischer Ebene - Megacities<br />

Um die zwei Erdkundebücher optimal miteinan<strong>der</strong> vergleichen zu können, wurden die<br />

jeweiligen Buchseiten zum Thema Megacities exemplarisch analysiert (Beispielseiten siehe<br />

Anhang 1.1 und 1.2). Das Thema Megacities wurde für den Vergleich ausgewählt, da es gut<br />

zu den im Kerncurriculum vorgeschriebenen Themenschwerpunkten und Raumbezügen für<br />

die 9./10 Klasse passt und daher für die Befragung in einer 10. Klasse geeignet ist (vgl. NDS.<br />

KULTUSMINISTERIUM 2008: 9ff). Außerdem war entscheidend, dass das Thema in beiden<br />

zu vergleichenden Büchern behandelt wird und die befragte 10. Klasse das Thema noch nicht<br />

behandelt hatte, um eine möglichst authentische Situation zu haben. Bei <strong>der</strong> Befragung sollten<br />

die SuS zuerst alle unbekannten Begriffe, sowohl Fachbegriffe als auch Allgemeinsprache,<br />

markieren, um Rückschlüsse auf die Angemessenheit des sprachlichen Niveaus ziehen zu<br />

können. Außerdem sollten die beiden Materialien bezüglich <strong>der</strong> Länge, des Schwierigkeits-<br />

grads und <strong>der</strong> Anschaulichkeit bewertet werden. Ferner sollten die SuS angeben, welche<br />

Materialien sie mehr ansprechen, welche Aufgaben ihnen am besten gefallen und ob die<br />

Aufgaben verständlich sind bzw. ob sie Hilfestellungen für die Beantwortung <strong>der</strong> Aufgaben<br />

benötigen. Abschließend konnten die SuS angeben, was ihnen an den beiden Materialien<br />

beson<strong>der</strong>s gut bzw. nicht gefallen hat (Fragebogen siehe Anhang 1.1).<br />

Das britische Buch AS Geography for Edexcel thematisiert Megacities auf insgesamt sechs<br />

Doppelseiten, wovon die erste Doppelseite einen allgemeinen Überblick über Verstädterung<br />

und Megastädte im Allgemeinen gibt und die nachfolgenden Seiten zwei Beispiele, Los<br />

Angeles (zwei Doppelseiten) und Mumbai (drei Doppelseiten), ausführlicher beleuchten. Für<br />

die Analyse haben die SuS jedoch nur den allgemeinen Teil und das Beispiel Mumbai<br />

erhalten, da in <strong>der</strong> Regel im Unterricht auch nur ein exemplarisches Beispiel besprochen wird.<br />

Die Wahl des Beispiels Mumbai liegt darin begründet, dass in dem Vergleichsmaterial auch<br />

auf Mumbai Bezug genommen wird und somit ein besserer Vergleich möglich war. Im


33<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

zweiten Band <strong>der</strong> bilingualen Reihe DIERCKE GEOGRAPHY FOR BILINGUAL CLASSES<br />

wird das Thema lediglich, wie alle an<strong>der</strong>en Themen auch, auf einer Doppelseite thematisiert.<br />

Dabei gibt <strong>der</strong> Text einen allgemeinen Überblick über den Prozess <strong>der</strong> Verstädterung. Auf das<br />

Beispiel Mumbai wird nur in einer Tabelle eingegangen. Vom Umfang her finden 58% <strong>der</strong><br />

SuS das Material des britischen <strong>Geographie</strong>buchs sehr detailliert und gut geeignet für eine<br />

intensive Behandlung, sofern es in mehreren Stunden thematisiert wird, da es zu viel Input für<br />

eine Stunde ist. Einige SuS weisen zusätzlich noch daraufhin, dass die Texte jedoch nicht auf<br />

einmal gelesen werden sollten, da sonst sehr schnell Langeweile aufkommen könnte bzw. die<br />

Motivation sinken würde. Die Länge des bilingualen Schulbuchs dagegen wird zwar als<br />

angemessener zum Lesen beurteilt, jedoch ist es ihnen für ein Thema zu wenig Input (vgl.<br />

Fragebogenauswertung im Anhang).<br />

Vom Schwierigkeitsgrad her variieren die Einschätzungen für beide Materialien von einfach<br />

bis schwer. Tendenziell ist zu erkennen, dass das Material aus dem britischen Schulbuch im<br />

Vergleich als einfacher eingestuft wird als das bilinguale Lehrwerk, weil weniger unbekannte<br />

Wörter verwendet und die Fachbegriffe im Text erklärt werden sowie die vielen<br />

Visualisierungen das Verständnis erleichtern. Trotzdem werden beide Bücher von ungefähr<br />

1/3 <strong>der</strong> SuS als angemessen für die 10. Jahrgangsstufe bewertet. Diese Einschätzung kann<br />

durch die Angaben <strong>der</strong> unbekannten Wörter bestätigt werden. Im Schnitt haben die SuS<br />

weniger als 1,5% <strong>der</strong> britischen Materialien nicht verstanden, wohingegen 0% bis 3% des<br />

bilingualen Materials nicht verstanden wurden. Demnach wurden auch die Aufgaben von<br />

allen SuS als verständlich eingestuft. Grundsätzlich wären aus Schülerperspektive Stütz-<br />

maßnahmen in Form von Helpful Phrases für einige Aufgaben, z.B. zur Beschreibung von<br />

Diagrammen, hilfreich, aber nicht notwendig. Obwohl die Meinungen bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> besten<br />

Aufgabe aufgrund unterschiedlicher Lernertypen variieren (siehe Abb.2), gefällt den SuS die<br />

Arbeit mit geographischen Materialien z.B. Karten (bilinguales Material Aufgabe 2) und die<br />

Möglichkeit des Perspektivenwechsels (britisches Material Aufgabe 1) beson<strong>der</strong>s gut.


.<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Abb.2: Schülerpräferenzen von Aufgabentypen (eigene Darstellung)<br />

23%<br />

14%<br />

63%<br />

34<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Anschaulichkeit gefällt den SuS das Material aus AS Geography for Edexcel<br />

aufgrund <strong>der</strong> vielen Visualisierungen und den verschiedenen Darstellungsformen sehr gut.<br />

Einigen SuS sind es jedoch fast schon zu viele Abbildungen. Beim bilingualen Werk wird das<br />

gute Verhältnis von Visualisierungen und Textlänge positiv hervorgehoben. Alle Aspekte<br />

betrachtend spricht die meisten SuS das Material aus dem britischen <strong>Geographie</strong>buch eher an.<br />

Aber auch die Materialien des bilingualen Erdkundebuchs sind für einige SuS motivierend<br />

(siehe Abb.3) (vgl. Fragebogenauswertung im Anhang).<br />

britisches Material<br />

bilinguales Material<br />

beide Materialien<br />

keins <strong>der</strong><br />

Materialien<br />

Abb. 3: Motivation <strong>der</strong> SuS bezüglich bilingualer und britischer Unterrichtsmaterialien<br />

(eigene Darstellung)


2.8.3.5 Eignung für den bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

35<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

Wie die vorangegangene Analyse gezeigt hat, eignet sich nicht nur das bilinguale Erdkunde-<br />

buch von Westermann, das explizit für den bilingualen Unterricht entwickelt wurde, son<strong>der</strong>n<br />

auch das britische <strong>Geographie</strong>buch AS Geography for Edexcel für den Einsatz im bilingualen<br />

Erdkundeunterricht. AS Geography for Edexcel entspricht durch die Inhaltszentrierung, die<br />

För<strong>der</strong>ung des selbständigen Lernens und die Schaffung von vielfältigen Sprechanlässen,<br />

beson<strong>der</strong>s durch die What do you think Fragen, sowie durch die Partner- und Gruppenarbeit<br />

den Anfor<strong>der</strong>ungen, die an bilinguale Materialien gestellt werden. Des Weiteren bietet das<br />

Konzept durch die Erklärungen <strong>der</strong> Fachbegriffe und die Definitionsaufgaben gute Ansätze<br />

für eine aktive Wortschatzerweiterung. Auch das Kriterium <strong>der</strong> Authentizität wird durch die<br />

Verwendung von Zeitungsartikeln, persönlichen Zitaten und durch die Integration von<br />

Internetrecherchen erfüllt. Zudem ist das britische Erdkundebuch an sich authentischer als das<br />

bilinguale Lehrwerk eines deutschen Verlages, da es für Muttersprachler konzipiert wurde.<br />

Obwohl das Sprachniveau für die Mehrheit <strong>der</strong> befragten SuS angemessen war, sollten die<br />

Materialien jedoch durch Maßnahmen des scaffolding in Form von Vokabellisten und<br />

eventuell Helpful Phrases ergänzt werden, damit alle SuS dem Unterricht folgen können.<br />

Ferner sollte das Material so ausgewählt und eventuell reduziert bzw. abgeän<strong>der</strong>t werden,<br />

dass es genau die richtige Menge an Materialien für die Bearbeitung des Themas bereitstellt<br />

und kein Desinteresse aufkommt (vgl. VOLLMER 1999: 145ff).<br />

Auch das Erdkundebuch <strong>der</strong> bilingualen Reihe DIERCKE GEOGRAPHY FOR BILINGUAL<br />

CLASSES erfüllt die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Inhaltszentrierung, <strong>der</strong> Authentizität, wenn auch in<br />

einem geringeren Umfang als das britische Erdkundebuch, und schafft vielfältige Sprech-<br />

anlässe, z.B. durch Kurzvorträge o<strong>der</strong> provozierende Karikaturen. Außerdem bietet die<br />

bilinguale Reihe den SuS ausreichend Stützmaßnahmen, um die Unterrichtsgespräche<br />

erfolgreich zu bewältigen. Im Vergleich zum britischen Schulbuch gibt es im zweiten Band<br />

bis auf die zweisprachigen Vokabellisten jedoch keine Ansätze für die Wortschatzarbeit.<br />

Zudem sind vor dem Einsatz dieser Materialien Vokabelentlastungen und weitere Materialien<br />

für eine intensive und umfassende Behandlung <strong>der</strong> Thematik notwendig (vgl. VOLLMER<br />

1999: 145ff).<br />

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass sich beide Werke für den Einsatz im bilingualen<br />

Erdkundeunterricht eignen, sofern die Materialien an die SuS und den jeweiligen Zweck<br />

angepasst bzw. ergänzt o<strong>der</strong> gekürzt werden. Wichtig ist, dass die LuL unter Berück-<br />

sichtigung <strong>der</strong> Schülerinteressen individuell entscheiden, mit welchen Materialien sie im<br />

Unterricht in bestimmten Situationen gut arbeiten können, da die SuS das britische Material,


36<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

ebenso wie ich selbst, für dieses Thema zwar ansprechen<strong>der</strong> fanden, das Ergebnis bei an<strong>der</strong>en<br />

Beispielmaterialien o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Befragung einer an<strong>der</strong>en Klasse aber auch an<strong>der</strong>s hätte<br />

ausfallen können.<br />

2.8.4 Materialien für den bilingualen Erdkundeunterricht aus <strong>der</strong><br />

Schülerperspektive<br />

Zusätzlich zur Analyse <strong>der</strong> Beispielmaterialien sollten die SuS auch basierend auf<br />

VOLLMERs formulierten Anfor<strong>der</strong>ungen für bilinguale Erdkundematerialien Angaben zu<br />

ihren persönlichen Anfor<strong>der</strong>ungen an bilinguale Erdkundematerialien, zur Präferenz von<br />

Textsorten und Materialgestaltung machen sowie das optimale Material beschreiben (Frage-<br />

bogen siehe Anhang 1.3). Wie schon bei <strong>der</strong> exemplarischen Schulbuchanalyse sind Ein-<br />

schränkungen im Bezug auf die Gütekriterien <strong>der</strong> Objektivität, Reliabilität und Validität zu<br />

machen, da auch hier die SuS durch das Beispielmaterial, die Fragestellungen o<strong>der</strong> ihre<br />

eigenen Unterrichtserfahrungen beeinflusst worden sein könnten und die Antworten von mir<br />

interpretiert wurden.<br />

Die Befragung <strong>der</strong> SuS nach ihren Anfor<strong>der</strong>ungen für bilinguale Erdkundematerialien hat<br />

ergeben, dass eine hohe Anschaulichkeit (82%) für die meisten SuS ein wichtiges Merkmal<br />

bilingualer Erdkundematerialien darstellt. Zudem nennen mehr als die Hälfte <strong>der</strong> SuS eine<br />

gute Verständlichkeit (68%), Aktualität (64%) und Interaktionspotential (50%) als elementare<br />

Kriterien von bilingualen Erdkundematerialien. Obwohl motivationale Aspekte (27%) und die<br />

Schaffung von Sprechanlässen (41%) nicht für alle SuS von Bedeutung sind, sollten diese<br />

Aspekte nicht vernachlässigt werden, da die Materialien im Idealfall alle SuS ansprechen<br />

sollten (vgl. VOLLMER 1999: 245f). Ausgehend von den Schülerantworten bei dieser Frage,<br />

spielt Authentizität, einer <strong>der</strong> wichtigsten Faktoren bilingualen Erdkundeunterrichts, bei den<br />

Materialien nur eine untergeordnete Rolle. Jedoch kann dieses Resultat (9%) dadurch<br />

revidiert werden, dass die Mehrheit <strong>der</strong> SuS bei <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Präferenz des Textformats<br />

Originaltexte mit Sprachhilfen bevorzugen (45%) bzw. sie als einen Bestandteil eines guten<br />

Materialmixes (50%) ansehen. Dieser Wi<strong>der</strong>spruch lässt sich dadurch erklären, dass die SuS<br />

wahrscheinlich Schwierigkeiten mit dem Begriff <strong>der</strong> Authentizität hatten und es daher nicht<br />

angekreuzt haben (vgl. Fragebogenauswertung im Anhang).


Bei <strong>der</strong> Frage, ob sie lieber mit<br />

Originaltexten mit Sprachhilfen<br />

o<strong>der</strong> sprachlich vereinfachten<br />

Texten arbeiten möchten, haben<br />

sich 95% <strong>der</strong> SuS für den Einsatz<br />

von Originaltexten mit Sprach-<br />

hilfen ausgesprochen (siehe Abb.<br />

4). 45% dieser SuS möchten<br />

37<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

ausschließlich mit Originaltexten arbeiten, wohingegen die verbleibenden 50% eine Mischung<br />

aus Originaltexten mit Sprachhilfen und sprachlich reduzierten Texten bevorzugen. Als<br />

Gründe für die ausschließliche Verwendung von authentischen Texten werden die sprachliche<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung, die damit verbundene Erweiterung <strong>der</strong> Sprachkompetenz und die<br />

Entwicklung eines Sprachgefühls genannt, die den SuS die Möglichkeit geben, an gesel-<br />

lschaftlichen Diskussionen auf Englisch teilzunehmen und die internationale Presse zu<br />

verstehen. Diese Ansichten werden auch von den SuS geteilt, die nicht ausschließlich mit<br />

Originaltexten arbeiten möchten. Sie verweisen jedoch darauf, dass es aufgrund <strong>der</strong> Sprach-<br />

entwicklung besser wäre, sowohl in den unteren Jahrgangsstufen als auch zu Beginn eines<br />

neuen Themas mit vereinfachten Texten zu beginnen und im weiteren Verlauf bzw. bei<br />

steigendem Sprachniveau zu den komplexeren authentischen Texten überzugehen. Nur ein<br />

Schüler bzw. eine Schülerin würde sprachlich vereinfachte Texte generell bevorzugen, da <strong>der</strong><br />

Unterricht mehr Spaß macht, wenn alles verstanden wird (vgl. Fragebogenauswertung im<br />

Anhang). Diese Ergebnisse zeigen deutlich, dass die SuS, bis auf eine Ausnahme, den<br />

Mehrwert des bilingualen Unterrichts erkannt haben und davon selbst profitieren möchten, so<br />

dass sie, ebenso wie Experten für bilingualen Unterricht, Wert auf authentische Texte legen.<br />

Gleichzeitig sind die SuS soweit mit dem Prozess des Spracherwerbs vertraut, dass ihnen<br />

bewusst ist, dass eine Überfor<strong>der</strong>ung durch zu komplexe Texte zu Beginn des bilingualen<br />

Erdkundeunterrichts bzw. zu Beginn eines neuen Themas nicht zu dem gewünschten Ziel,<br />

einer geographischen Diskurskompetenz in <strong>der</strong> Fremdsprache, führen kann (vgl. MEHISTO,<br />

MARSH & FRIGOLS 2008: 29f; HALLET 2005a: 4; LENZ 2002: 3ff). Auch die starke<br />

Inhaltszentrierung bilingualer Materialien für den Erdkundeunterricht, die charakteristisch für<br />

das CLIL-Konzept ist, wird von den SuS befürwortet. Folglich sehen 59% <strong>der</strong> SuS keine<br />

Notwendigkeit spezielle Übungsaufgaben zur Wortschatzfestigung in den bilingualen Erd-<br />

kundeunterricht zu integrieren. Dies begründen sie damit, dass die Fachbegriffe durch die<br />

typischen geographischen Aufgabenstellungen und die Verwendung <strong>der</strong> Begriffe im Kontext<br />

50%<br />

5%<br />

45%<br />

sprachlich<br />

vereinfachte Texte<br />

Originaltexte mit<br />

Sprachhilfen<br />

Mischung aus<br />

Beidem<br />

Abb. 4: Bevorzugtes Textformat für den bilingualen<br />

Erdkundeunterricht (eigene Darstellung)


38<br />

2 Bilingualer <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

automatisch verinnerlicht werden. Zweisprachige Vokabellisten kombiniert mit einer<br />

Definition des Begriffes in <strong>der</strong> Fremdsprache werden jedoch als hilfreich angesehen. Die<br />

an<strong>der</strong>en SuS fänden eine Integration kurzer Übungen zur Festigung <strong>der</strong> Begriffe bzw. als<br />

Wie<strong>der</strong>holung kurz vor <strong>der</strong> Klassenarbeit hilfreich, aber nur unter <strong>der</strong> Bedingung, dass<br />

trotzdem noch genügend Zeit für Diskussionen bleibt. Eine Schülerin bzw. ein Schüler<br />

verweist auf die Möglichkeit, dass bei sprachlichen Defiziten je nach Bedarf solche<br />

Übungsaufgaben auf freiwilliger Basis selbständig zu Hause bearbeitet werden könnten.<br />

Wenn solche Probleme jedoch bei mehreren SuS festgestellt werden, sollten die LuL darauf<br />

reagieren und zeitweise mehr Übungen zur Festigung des Wortschatzes einbauen (vgl.<br />

Fragebogenauswertung im Anhang). Dieses Vorgehen entspricht dem CLIL-Ansatz in voller<br />

Breite, da die geographischen Inhalte im Vor<strong>der</strong>grund stehen, <strong>der</strong> Unterricht aber trotzdem an<br />

das Niveau <strong>der</strong> SuS angepasst ist (vgl. HAUPT & BIEDERSTÄDT 2003: 49f; LENZ 2002:<br />

3f). Des Weiteren sind die SuS <strong>der</strong> Meinung, dass das Prinzip <strong>der</strong> funktionalen Fremd-<br />

sprachigkeit ebenfalls auf das Material übertragen werden sollte. 68% sprechen sich generell<br />

gegen den Einsatz von deutschsprachigen Büchern bzw. Texten aus, weil sie ihr Englisch<br />

verbessern wollen. Zudem könnte ein häufiger Wechsel zwischen den Sprachen (code-<br />

switching) ihrer Meinung nach zu lernhemmenden Verwirrungen führen. Weitere 23% (<strong>der</strong><br />

Rest hat keine Angaben gemacht) finden den Einsatz vereinzelter deutscher Texte bei<br />

komplexen Themen angemessen, sofern die Mehrheit <strong>der</strong> Texte in Englisch ist (vgl.<br />

BUTZKAMM 2008:91). Alle diese Anfor<strong>der</strong>ungen lassen sich prägnant in den folgenden<br />

Schüleräußerungen zum optimalen Material für bilingualen Erdkundeunterricht zusammen-<br />

fassen: Das optimale Material ist „kurz, informativ, leicht verständlich“, „[…]motivierend &<br />

anschaulich“, „mit Karten, Diagrammen, Bil<strong>der</strong>n und Zitaten“, „abwechslungsreichen<br />

Aufgaben“, „nicht nur Einzelarbeit“, „Key Terms, kurzen Begriffserklärungen […][und<br />

besteht aus] englische[n] Texte[n]“ (Fragebogenauswertung im Anhang)(weitere<br />

Beschreibungen siehe Anhang 1.4).


3 Professionswissen und professionelle Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

3 Professionswissen und professionelle Handlungskompetenz bilingualer<br />

<strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

„Good teaching cannot be reduced to technique;<br />

good teaching comes from the identity and integrity of a teacher”.<br />

39<br />

(PALMER 2007: 10)<br />

Dr. Johan Bökh, <strong>der</strong> gerechte Hauslehrer aus dem fliegenden Klassenzimmer, <strong>der</strong><br />

konservative, strenge Lehrer Lämpel aus Max und Moritz, die altmodischen und indi-<br />

vidualistischen Lehrer aus <strong>der</strong> Feuerzangenbowle, <strong>der</strong> tyrannische Professor Unrat und John<br />

Keating, <strong>der</strong> unkonventionelle, engagierte Lehrer im Club <strong>der</strong> toten Dichter – sie alle re-<br />

präsentieren unterschiedliche Lehrertypen, die ausgehend von ihrer Persönlichkeit ihren<br />

eigenen Unterrichtsstil gefunden haben. Solche LuL, die nicht nur ihren eigenen Stil gefunden<br />

haben, son<strong>der</strong>n diesen auch konsequent mit Rücksicht gegenüber den SuS umsetzen, bilden<br />

die Basis für ein vertrauensvolles Klima, in dem guter Unterricht stattfinden kann (vgl.<br />

MEYER, C. 2011: 184f). Persönlichkeit, ein eigener Unterrichtsstil und ein vertrauensvolles<br />

Klassenklima allein reichen aber nicht aus, um einen Bildungserfolg zu verzeichnen. Daher<br />

sollten die LuL zusätzlich auch über fachspezifisches Wissen und professionelle Handlungs-<br />

kompetenz verfügen und aus all diesen Kompetenzen ihr „professionelles Selbst“ (SEITZ<br />

2007:111f) bilden. Kerschensteiner hat diese Grundlage treffend zusammengefasst, indem er<br />

LuL, die „eine volle Persönlichkeit geworden […][sind] als das wertvollste Bildungsgut, das<br />

[…] die größte Wirkung auf die [Schülerinnen und] Schüler auszuüben vermag“ (HERZOG<br />

& MAKAROVA 2011: 65) bezeichnet hat (vgl. HERZOG & MAKAROVA 2011: 65).<br />

Was unter Professionalität im Lehrerberuf und professioneller Handlungskompetenz für<br />

bilinguale Erdkundelehrkräfte zu verstehen ist, wird im weiteren Verlauf genauer untersucht.<br />

Zuerst wird <strong>der</strong> Begriff Professionalität im Allgemeinen definiert, bevor Professionalität im<br />

Lehrerberuf thematisiert wird. Danach wird ein Überblick über verschiedene Theorien und<br />

Forschungsrichtungen zur Professionsforschung gegeben. Im letzten Teil des Kapitels werden<br />

anhand <strong>der</strong> theoretisch erarbeiteten charakteristischen Merkmale von bilingualem Erdkunde-<br />

unterricht Aspekte professioneller Handlungskompetenz von bilingualen <strong>Geographie</strong>lehr-<br />

kräften analysiert.


3 Professionswissen und professionelle Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

3.1 Professionalität im Lehrerberuf<br />

Der Beruf des Lehrers, wie wir ihn heute kennen, existiert in seinen Grundzügen erst seit dem<br />

18. Jahrhun<strong>der</strong>t. Zwar gelten Sokrates, Platon und Cicero als große Lehrmeister <strong>der</strong> Antike,<br />

jedoch vertraten sie kein eigenes Berufsfeld, son<strong>der</strong>n waren herausragende individuelle<br />

Persönlichkeiten, die im Bereich <strong>der</strong> Lehre wichtige Beiträge geleistet haben. Auch die<br />

Lehrtätigkeiten des Klerus im Mittelalter, die zur Bildung des kirchlichen Nachwuchses und<br />

<strong>der</strong> Oberschicht dienten, sind nicht mit dem heutigen Lehrerberuf zu vergleichen, da das<br />

Lehren nur als Nebentätigkeit angesehen wurde (vgl. GUDJIONS 2006: 159ff). Ab dem<br />

Spätmittelalter wurde <strong>der</strong> Bedarf an Wissensvermittlung und geeigneten Personen für die<br />

Wissensvermittlung immer größer, da Angehörige des Bürgertums erkannt hatten, dass sie<br />

durch Bildung Zugang zu höheren Tätigkeitsfel<strong>der</strong>n und dem damit verbundenen sozialen<br />

Aufstieg bekommen konnten. Trotzdem blieb das Lehren zu allererst ein Brotberuf, <strong>der</strong> half<br />

den Lebensunterhalt zu verdienen. Bis zu Beginn des frühen 14. Jahrhun<strong>der</strong>ts die ersten<br />

öffentlichen Schulen von Adeligen, Städten o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kirche errichtet wurden, fand die<br />

Wissensvermittlung hauptsächlich durch Privatlehrer statt. Jedoch sind die ersten Schulen und<br />

die damit verbundene Lehrtätigkeit nicht mit <strong>der</strong> heutigen Zeit zu vergleichen, da <strong>der</strong><br />

Schulbesuch freiwillig und daher auch <strong>der</strong> Lehrerberuf nicht gesellschaftlich anerkannt war<br />

(vgl. KINTZINGER 2011: 15ff). Ab dem 18. Jahrhun<strong>der</strong>t wurde Bildung, durch den<br />

wirtschaftlichen Aufschwung <strong>der</strong> Industrialisierung bedingt, als eine wichtige Grundlage<br />

mo<strong>der</strong>nen Fortschritts angesehen, so dass LuL systematisch für ihre Tätigkeit ausgebildet<br />

wurden und langsam ein Wandel „vom Schulehalten zum Unterricht“ (PETRAT 1979, zit. in<br />

KEMNITZ 2011: 35) stattfand. Von da an ist die Entwicklung des Lehrerberufs eng mit <strong>der</strong><br />

Entwicklung des Schulsystems verbunden – jede Än<strong>der</strong>ung im Schulsystem führte auch zu<br />

verän<strong>der</strong>ten Anfor<strong>der</strong>ungen an die LuL (vgl. KEMNITZ 2011: 34ff). Bis zum Ende <strong>der</strong> 60er<br />

Jahre des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts war es, im Gegensatz zu dem eingangs aufgeführten Zitat von<br />

PALMER, nicht notwendig sein eigenes professionelles Selbst zu entwickeln, da Lehrer-<br />

autorität nicht als Teil <strong>der</strong> Persönlichkeit angesehen wurde, „son<strong>der</strong>n [ein] Teil des Amtes und<br />

<strong>der</strong> Rolle“ (GUDJONS 2006: 160) war und somit automatisch durch das Ausüben <strong>der</strong><br />

Lehrtätigkeit erworben wurde. Im Laufe <strong>der</strong> Zeit wurden jedoch nicht nur die Ansprüche <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit und <strong>der</strong> Eltern immer größer, son<strong>der</strong>n auch die SuS zu einer wachsenden<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung für die LuL, da die Klassen immer heterogener wurden und die heimische<br />

Erziehung manchmal versagte, so dass die Entwicklung eines professionellen Selbst<br />

notwendig wurde, um mit den wachsenden Anfor<strong>der</strong>ungen zurecht zu kommen und sich in<br />

<strong>der</strong> Vielzahl didaktischer und methodischer Neuerungen zurechtzufinden (vgl. GUDJONS<br />

40


3 Professionswissen und professionelle Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

2006: 159ff). Verstärkt wurde diese Entwicklung zusätzlich noch durch fehlende Materialien,<br />

die die Kreativität <strong>der</strong> LuL herausfor<strong>der</strong>ten, den Wandel <strong>der</strong> Lehrerrolle vom einfachen<br />

Wissensvermittler zum Berater, <strong>der</strong> selbständiges Lernen individuell für jeden Lernertyp<br />

initiieren und för<strong>der</strong>n soll, den gesellschaftlichen Wandel sowie die schnell voranschreitenden<br />

technologischen Fortschritte (vgl. GUDJONS 2006: 159ff; HERZOG & MAKAROVA 2011:<br />

73). Demnach müssen die LuL die konkurrierenden Ansprüche ausbalancieren, so dass<br />

erfolgreicher Unterricht stattfinden kann (vgl. HERZOG & MAKSAROVA 2011: 70). Durch<br />

die steigenden Anfor<strong>der</strong>ungen und das schlechte Abschneiden deutscher SuS in inter-<br />

nationalen Studien, z.B. <strong>der</strong> PISA-Studie, gewann das Thema <strong>der</strong> Lehrerprofessionalität und<br />

die Suche nach grundlegenden Kompetenzen von guten LuL immer mehr an Bedeutung und<br />

ist immer noch von großer Aktualität geprägt (vgl. GUDJONS 2006: 159ff). Außerdem ist es<br />

notwendig die Lehrerprofessionalität offen zu thematisieren, da das Lehrerbild in <strong>der</strong><br />

öffentlichen Vorstellung oft negativ konnotiert ist o<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Öffentlichkeit in <strong>der</strong><br />

Komplexität unterschätzt und dadurch zu einer weiteren Belastung bzw. weiteren Heraus-<br />

for<strong>der</strong>ung für die LuL wird. Beispielhaft für die negative Konnotation seien das Zitat von<br />

George Bernhard Shaw „He who can, does. He who cannot, teaches“ (zit. in: SHULMAN<br />

2004a: 189) und Frank Wedekind’s Frühlingserwachen genannt, wo die Lehrer Affen-<br />

schmalz, Knüppeldick, Hungergurt o<strong>der</strong> Sonnenstich heißen (vgl. TENORTH 2006: 581).<br />

Was aber bedeutet Professionalität? „Die Wörter Professionalität, Profi o<strong>der</strong> professionell<br />

erfreuen sich im alltäglichen Sprachgebrauch ständiger Präsenz, hoher Beliebtheit und<br />

Beliebigkeit“ (REINISCH 2009: 33) und werden in <strong>der</strong> Regel ohne jeglichen Bezug zu ihrer<br />

originären Wortbedeutung (Beruf, Gewerbe o<strong>der</strong> Könnerschaft) verwendet (vgl. REINISCH<br />

2009: 33). Somit hat professionelles Handeln in <strong>der</strong> Alltagssprache nicht immer etwas mit<br />

einer Profession, im Sinne von einem akademischen Beruf zu tun, son<strong>der</strong>n bezeichnet die<br />

fachmännische Ausübung einer Tätigkeit, die in jedem Beruf möglich ist (vgl. KURTZ 2009:<br />

45). Die wissenschaftliche Forschung dagegen untersucht in Anlehnung an die ursprüngliche<br />

Wortbedeutung die Unterschiede „zwischen den akademischen (professions) und den<br />

sonstigen Berufen (occupations)“ (REINISCH 2009: 33) und forscht nach <strong>der</strong> Funktion von<br />

akademischen Professionen (vgl. REINISCH 2009: 33). Professionstheorien können je nach<br />

Forschungsinteressen in unterschiedlichen wissenschaftlichen Theorien verortet werden (siehe<br />

3.2) und arbeiten in <strong>der</strong> Regel mit stark variierenden Definitionen. Jedoch definieren alle<br />

Professionstheorien Professionen als „akademische Berufe mit spezifischen Merkmalen“<br />

(SEITZ 2007:80), zu denen eine professionelle Wissensbasis als Handlungsgrundlage, ein zu<br />

vertreten<strong>der</strong> Berufsethos sowie autonomes Handeln sowohl als Berufstand als auch als<br />

41


3 Professionswissen und professionelle Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

Mitglied eines Berufstandes zählen. Ausgehend von diesen drei Merkmalen von Professionen,<br />

die den gemeinsamen Nenner aller Professionstheorien bilden, ist unstrittig, dass LuL einen<br />

professionellen Beruf ausüben (vgl. SEITZ 2007: 80f). Zudem kann ein Anspruch auf<br />

Professionalität des Lehrerberufs auch aus professionssoziologischen Theorien abgeleitet<br />

werden, da es sich beim Beruf des Lehrers sowohl um eine Interaktion zwischen Profes-<br />

sionellen, den LuL, und Klienten, den SuS, handelt als auch das verfolgte Ziel, in diesem Fall<br />

<strong>der</strong> Schulabschluss, durch kognitive Fähigkeiten erreicht werden kann bzw. im Falle des<br />

Scheiterns nicht erreicht werden kann und allgemeine Wertschätzung erfährt. Der<br />

systemtheoretischen Theorie zu Folge, zählt <strong>der</strong> Lehrerberuf sogar zu den vier klassischen<br />

Professionen und steht daher auf gleicher Ebene mit Anwälten, Ärzten und kirchlichen<br />

Seelsorgern (vgl. KURZ 2009: 45f).<br />

Charakteristische Merkmale professionellen Lehrerhandelns, unabhängig von den unter-<br />

richteten Fächern, sind nach KURTZ unsicheres Handeln, Planung des Unplanbaren und<br />

Umgang mit Unsicherheit. Professionelles Lehrerhandeln gilt einerseits als unsicheres<br />

Handeln, weil sich die Wissensbasis durch den gesellschaftlichen Wandel und stetig voran-<br />

schreitende Forschung kontinuierlich erweitert und dadurch nicht nur das Wissen zunimmt,<br />

son<strong>der</strong>n auch das Nichtwissen, denn bei einer sich ständig vergrößernden Wissensgrundlage<br />

können nicht immer alle Optionen vor dem Handeln abgewägt werden. Ein weiterer Unsicher-<br />

heitsfaktor des Lehrerhandelns liegt in <strong>der</strong> Interaktion mit den SuS und <strong>der</strong> Abhängigkeit von<br />

<strong>der</strong> Mitarbeit <strong>der</strong> SuS. Wenn diese ihre Mitarbeit verweigern bzw. die Lerngelegenheiten<br />

nicht nutzen, können die LuL ihr Unterrichtsziel auch nicht erreichen (vgl. KURTZ 2009:<br />

46f). Unterrichtssituationen sind aber nicht nur unsicher, son<strong>der</strong>n auch ab einem gewissen<br />

Grad unplanbar, da egal wie durchgeplant die Stunde ist, <strong>der</strong> Unterricht durch unvorher-<br />

gesehene Schüleräußerungen etc. in eine nicht geplante Richtung verlaufen kann, so dass die<br />

LuL spontan und unvorbereitet reagieren müssen (vgl. KURTZ 2009: 47f). Weil sowohl das<br />

unsichere Handeln als auch die unplanbaren Momente nicht verhin<strong>der</strong>bar sind, gehört es zum<br />

Lehreralltag, sich auf den Umgang mit Unsicherheiten einzustellen und bei <strong>der</strong>en Eintritt<br />

angemessen darauf zu reagieren (vgl. KURTZ 2009: 50). Somit ist „professionelles [Lehrer-]<br />

Handeln – trotz aller Referenz auf systematische Wissensstände – nicht technisch-<br />

instrumentell konzeptualisierbar“ (BAUMERT & KUNTER 2006: 476) und auch „nicht<br />

standardisierbar und prinzipieller Erfolgsunsicherheit ausgesetzt“ 21 (BAUMERT &<br />

KUNTER 2006: 478).<br />

21 Hervorhebung durch BAUMERT und KUNTER.<br />

42


3 Professionswissen und professionelle Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

Aus diesen charakterlichen Merkmalen, <strong>der</strong> Abhängigkeit von den SuS und den wachsenden,<br />

konkurrierenden Anfor<strong>der</strong>ungen an den Lehrerberuf resultiert auch die Vermutung Sigmund<br />

Freuds, dass Unterrichten im Allgemeinen unmöglich sei. Trotzdem unterrichten LuL seit<br />

mehreren Jahrhun<strong>der</strong>ten erfolgreich. Folglich ist <strong>der</strong> Lehreberuf „mit einem professions-<br />

theoretisch klar zu bezeichnenden Handlungsrepertoire [, das von Fach zu Fach variieren<br />

kann,] zu bewältigen“ (TENORTH 2006: 584) und auf keinen Fall unmöglich. SHULMAN<br />

geht sogar soweit, dass er Georg Bernard Shaws Äußerung wi<strong>der</strong>spricht, indem er sagt, dass<br />

diejenigen, die unterrichten, dies nicht tun, weil sie das Fachwissen nicht professionell genug<br />

beherrschen bzw. nichts an<strong>der</strong>es können, son<strong>der</strong>n weil sie das Fachwissen sowohl verstehen<br />

als auch beurteilen und auf vielfältigste Art und Weise auf ein einfacheres Niveau für die SuS<br />

transformieren können und daher über wesentlich mehr Kompetenzen verfügen als jemand<br />

mit einem klassischen Beruf (vgl. SHULMAN 2004a: 151; SHULMAN 2004B: 234ff;<br />

TENORTH 2006: 584).<br />

3.2 Forschungskonzepte zur Professionalität von Lehrkräften<br />

In <strong>der</strong> Forschung existieren zum Thema <strong>der</strong> Lehrerprofessionalität fünf konkurrierende<br />

Ansätze, <strong>der</strong> Persönlichkeitsansatz, strukturtheoretische Professionsansätze, das Experten-<br />

Paradigma, kulturtheoretische Ansätze und die Aktionsforschung, die ausgehend von<br />

unterschiedlichen theoretischen und methatheoretischen Konzepten, die aus unterschiedlichen<br />

Forschungsinteressen resultieren, auf den Lehrerberuf angewendet werden (vgl. TILLMANN<br />

2011: 232).<br />

Die Persönlichkeitsforschung und das Experten-Paradigma arbeiten mit statistischen,<br />

quantitativen Forschungsmethoden und sind aufgrund <strong>der</strong> theoretischen Grundlagen in <strong>der</strong><br />

Psychologie zu verorten (vgl. TILLMANN 2011: 232ff). Der Persönlichkeitsansatz wurde<br />

jedoch nicht speziell für die Lehrerforschung entwickelt, son<strong>der</strong>n als allgemeine<br />

Persönlichkeitsforschung, die zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts auf die Lehrerforschung<br />

übertragen wurde. Dieser Ansatz war bis circa 1960 dominierend und hat immer noch<br />

Auswirkungen auf die aktuelle Forschung. Ziel ist es, wichtige Merkmale <strong>der</strong> Lehrer-<br />

persönlichkeit zu erforschen und herauszufinden in welcher Hinsicht sie den Lernerfolg <strong>der</strong><br />

SuS beeinflussen (vgl. KRAUSS 2011: 171f; TILLMANN 2011: 232ff). Das Experten-<br />

Paradigma wurde ebenfalls nicht explizit für die Lehrerforschung entwickelt, son<strong>der</strong>n Mitte<br />

<strong>der</strong> 1980er Jahre im Rahmen <strong>der</strong> kognitiven Wende auf den Lehrerberuf angewendet. Zwar<br />

wird bei diesem Ansatz auch nach Merkmalen guter bzw. professioneller LuL gesucht, jedoch<br />

liegt <strong>der</strong> Forschungsschwerpunkt nicht auf Charaktereigenschaften, wie beim Persönlichkeits-<br />

43


3 Professionswissen und professionelle Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

ansatz, son<strong>der</strong>n auf professionellen Kompetenzen, z.B. dem Fachwissen <strong>der</strong> LuL, die durch<br />

den Vergleich von Experten und Novizen erforscht werden (vgl. KRAUSS 2011: 172,<br />

TILLMANN 2011: 233). Obwohl sich beide Ansätze in den theoretischen Grundlagen<br />

unterscheiden, stellen beide die Lehrperson in das Zentrum <strong>der</strong> Forschung und verfolgen das<br />

Ziel „bestimmte Aspekte <strong>der</strong> Lehrer-Subjekte (Eigenschaften, Kompetenzen) zu definieren,<br />

zu operationalisieren und mit standardisierten Fragebögen und Tests zu erforschen“<br />

(TILLMANN 2011: 232).<br />

Der strukturtheoretische Professionsansatz und die kulturtheoretischen Konzepte dagegen<br />

arbeiten eher mit qualitativ-rekonstruktiven Forschungsmethoden und sind beide sowohl auf<br />

die interpretative Soziologie als auch auf kulturtheoretische und psychoanalytische Ansätze<br />

zurückzuführen (vgl. TILLMANN 2011: 233). Erste Ansätze des strukturtheoretischen<br />

Professionsansatzes sind bereits in den Theorien von Parsons (1986), Marshall (1963) und<br />

Weber (1972) entwickelt worden. Die Basis bildet aber die Professionstheorie von<br />

Oevermann (vgl. HELSPER 2011: 149). Vertreter des strukturtheoretischen Professions-<br />

ansatzes gehen davon aus, dass Berufe wie Arzt, Jurist, Pfarrer und Lehrer, die mit ihrem<br />

Wissen „stellvertretend für Laien […] <strong>der</strong>en Krisen bewältigen“ (OEVERMANN zit. in:<br />

HELSPER 2011: 149), nicht vom Markt geregelt werden, son<strong>der</strong>n über eine eigene<br />

Strukturlogik verfügen. Ziel ist es, die Strukturen, die professionellem Handeln<br />

zugrundeliegen, durch hermeneutische Textanalysen zu rekonstruieren, um Profes-<br />

sionalisierungsdefizite und Professionalisierungsbedarf aufzeigen zu können. Auf den<br />

Schulkontext bezogen untersucht <strong>der</strong> strukturtheoretische Professionsansatz die Strukturlogik<br />

schulischer Beziehungen zwischen den SuS und LuL (vgl. HELSPER 2011: 149ff;<br />

TILLMANN 2011: 234). Der kulturtheoretische Ansatz spielt seit Mitte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

eine Rolle in <strong>der</strong> Schul- und Unterrichtsforschung und betrachtet den Schulalltag aus einer<br />

kulturanalytischen Sichtweise. Dabei stehen im Gegensatz zum Persönlichkeitsansatz und<br />

zum Experten-Paradigma nicht die LuL im Zentrum <strong>der</strong> Forschung, son<strong>der</strong>n die Unterrichts-<br />

praktiken die sowohl durch die Lehrperson als auch durch die jeweilige Institution beeinflusst<br />

werden. Zur Datenerhebung wird mit ethnographischen Verfahren <strong>der</strong> Beobachtung, z.B.<br />

teilnehmende Beobachtung mit Interpretation <strong>der</strong> Ergebnisse, gearbeitet. Als wichtiger Weg-<br />

bereiter auf diesem Feld gilt Andreas Reckwitz (vgl. BENNEWITZ 2011: 192ff; TILLMANN<br />

2011: 233f).<br />

Der letzte Ansatz, die schulische Aktionsforschung, unterscheidet sich von den vier an<strong>der</strong>en<br />

Theorien dadurch, dass die LuL nicht <strong>der</strong> Gegenstand <strong>der</strong> Forschung sind, indem ausgehend<br />

von variierenden Theorieansätzen <strong>der</strong> Lehrerberuf untersucht wird, son<strong>der</strong>n vielmehr die LuL<br />

44


3 Professionswissen und professionelle Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

ihre Arbeit von Praxisproblemen ausgehend reflektieren und selbst erforschen. Mit Hilfe <strong>der</strong><br />

gewonnenen Daten soll sowohl die Lehrertätigkeit konkret verbessert als auch <strong>der</strong> wissen-<br />

schaftliche Diskurs vorangebracht werden. Obwohl dieser Ansatz seit mehr als 40 Jahren<br />

erfolgreich angewendet wird, ist er in <strong>der</strong> Wissenschaft noch nicht anerkannt, so dass er nicht<br />

auf gleicher Stufe mit den an<strong>der</strong>en vier Konzepten steht (vgl. TILLMANN 2011: 234f).<br />

3.3 Professionelle Handlungskompetenz<br />

Das Thema <strong>der</strong> Professionalität von LuL wird in den letzten Jahren durch den Bolgna-Prozess<br />

und das schlechte Abschneiden deutscher SuS in internationalen Vergleichsstudien, wie dem<br />

PISA-Test, verstärkt in <strong>der</strong> Öffentlichkeit und <strong>der</strong> Wissenschaft kontrovers diskutiert und<br />

hinterfragt, um im internationalen Vergleich besser abzuschneiden. Obwohl <strong>der</strong> Fokus <strong>der</strong><br />

Diskussionen dabei auf den einzelnen Lehrpersonen liegt, sollte die professionelle Handlungs-<br />

kompetenz von LuL nicht isoliert, son<strong>der</strong>n im Schulkontext betrachtet werden, da die<br />

professionelle Kompetenz von LuL sowohl von äußeren institutionellen Faktoren, wie dem<br />

Bildungssystem und den individuellen Entscheidungen <strong>der</strong> jeweiligen Schule über Lehrplan,<br />

Stundentafel usw. beeinflusst wird, als auch gleichzeitig das Schülerverhalten und die<br />

Lernergebnisse <strong>der</strong> SuS maßgeblich beeinflusst (vgl. KUNTER et al. 2011: 59; BAUMERT<br />

& KUNTER 2006: 472, SCHEUNPFLUG, BAUMERT & KUNTER 2006: 465). In diesem<br />

Zusammenhang wurden unter an<strong>der</strong>em von Oeser und Terhart Modelle zur Qualitätssicherung<br />

und Lehrerstandards entwickelt. Jedoch fehlt diesen Modellen <strong>der</strong> Bezug zur professionellen<br />

Handlungskompetenz, was aufgrund <strong>der</strong> vielfältigen Diskussion über Lehrerkompetenzen und<br />

<strong>der</strong> Suche nach den „perfekten“ LuL verwun<strong>der</strong>lich erscheint. Beson<strong>der</strong>s, da SHULMAN<br />

bereits Ende des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts mit seinem Aufsatz Knowledge and Teaching: Foundations<br />

of the New Reform die professionellen Kompetenzen von LuL erstmals thematisiert hat (vgl.<br />

BAUMERT & KUNTER 2006: 478f). In <strong>der</strong> Folge dieser Veröffentlichung wurden<br />

vielfältige Modelle zum Thema <strong>der</strong> Lehrerprofessionalität, z.B. die Landkarte des profes-<br />

sionellen Wissens von Lehrkräften von BROMME o<strong>der</strong> das heuristische Modell<br />

professioneller Handlungskompetenz von BAUMERT und KUNTER am Beispiel von<br />

Mathematiklehrkräften entwickelt. Nachfolgend wird zunächst das Modell von BAUMERT<br />

und KUNTER vorgestellt und im Anschluss auf das Handeln bilingualer <strong>Geographie</strong>-<br />

lehrkräfte übertragen, da zurzeit noch kein Modell die professionelle Handlungskompetenz<br />

bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte thematisiert.<br />

45


3 Professionswissen und professionelle Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

3.3.1 Allgemeine Aspekte professionellen Lehrerhandelns<br />

Das heuristische Modell professioneller Handlungskompetenz von Lehrkräften von<br />

BAUMERT und KUNTER ist aufgrund <strong>der</strong> Fokussierung auf Kompetenzen von LuL <strong>der</strong><br />

Expertiseforschung zuzuordnen (vgl. TILLMANN 2011: 236). Die Basis für das<br />

Strukturmodell bilden SHULMAN’s Topologie und Typologie professionellen Wissens von<br />

LuL sowie die allgemeinen Standards des National Board for Professional Teaching<br />

Standards, die professionelles Handeln als eine Kombination aus Wissen und Können,<br />

subjektiven Theorien, Überzeugungen und Werten, motivationaler Orientierung und meta-<br />

kognitiven Fähigkeiten, wie z.B. <strong>der</strong> Selbstregulation, beschreiben (vgl. BAUMERT &<br />

KUNTER 2006: 479ff).<br />

Der zentrale Aspekt professioneller Handlungskompetenz stellt in dem Modell von<br />

BAUMERT und KUNTER das Wissen und Können <strong>der</strong> LuL dar, das in Anlehnung an<br />

SHULMAN in pädagogisches Wissen, Fachwissen, fachdidaktisches Wissen, Organisations-<br />

wissen und Beratungswissen differenziert wird. Dabei stellen das pädagogische Wissen, das<br />

Fachwissen und das fachdidaktische Wissen den Kern <strong>der</strong> professionellen Kompetenz dar<br />

(vgl. BAUMERT & KUNTER 2006: 482). SHULMAN selbst differenziert zusätzlich noch<br />

die Wissensbereiche des Fachcurriculums und des Wissens über die Lerner, die bei<br />

BAUMERT und KUNTER als Kompetenzfacetten in das fachdidaktische Wissen integriert<br />

sind, und ergänzt zusätzlich noch den Bereich des bildungshistorischen Wissens (vgl.<br />

SHULMAN 2004b: 227f, BAUMERT & KUNTER 2011: 32). Die einzelnen Wissens-<br />

komponenten können nach <strong>der</strong> weit verbreiteten Unterscheidung von Fenstermacher jeweils<br />

noch in theoretisch-formales Wissen und praktisches, auf Erfahrungen basierendes Wissen<br />

unterteilt werden. Vervollständigt wird das Modell durch die Komponenten <strong>der</strong> Werthaltung<br />

bzw. Überzeugung, <strong>der</strong> motivationalen Orientierung und <strong>der</strong> Selbstregulation (siehe Abb.5).<br />

Dabei ist jedoch zu beachten, dass obwohl die einzelnen Komponenten getrennt aufgelistet<br />

sind, fließende Übergänge und Zusammenhänge zwischen den einzelnen Komponenten<br />

bestehen, weil Expertenwissen in <strong>der</strong> Regel sehr detailliert vernetzt ist (vgl. BAUMERT &<br />

KUNTER 2006: 482ff).<br />

46


3 Professionswissen und professionelle Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

Abb. 5: Modell professioneller Handlungskompetenz von BAUMERT und KUNTER (Quelle:<br />

BAUMERT & KUNTER 2006: 482)<br />

Der Kompetenzbereich Fachwissen besteht grundlegend aus dem Verständnis <strong>der</strong> Inhalte des<br />

jeweiligen Schulfachs. Zusätzlich sollten die LuL jedoch über weiterführendes Fachwissen<br />

verfügen, das sie befähigt zwischen zentralen und peripheren Themen des Fachgebiets zu<br />

unterscheiden sowie fächerübergreifende Verknüpfungen herstellen zu können. Zudem sollten<br />

die LuL die Inhalte nicht nur verstehen bzw. wie<strong>der</strong>geben, son<strong>der</strong>n auch erklären und<br />

bewerten können (vgl. SHULMAN 2004a: 201f; BAUMERT & KUNTER 2006: 495). Um<br />

dieses Fachwissen auch an die SuS weiter geben zu können, benötigen die LuL aber auch<br />

fachdidaktische Kompetenzen. Zu den fachdidaktischen Kompetenzen zählen zum Einen das<br />

Wissen über verschiedene Darstellungsformen und Erklärungsmöglichkeiten, die den SuS<br />

unterschiedliche Zugänge zu dem Thema ermöglichen. Des Weiteren sollte den LuL bewusst<br />

sein, welche Themen für die SuS leicht bzw. schwer zu verstehen sind und wie die<br />

Schülervorstellungen zu bestimmten Themen aussehen, um sowohl an das Vorwissen <strong>der</strong> SuS<br />

anknüpfen als auch Fehlvorstellungen korrigieren zu können (vgl. SHULMAN 2004a 203;<br />

BAUMERT & KUNTER 2006: 495). Auch das pädagogische Wissen setzt sich aus ver-<br />

schiedenen Kompetenzfacetten zusammen, die professionelle LuL alle beherrschen sollten.<br />

Zu den Facetten von pädagogischem Wissen zählen neben dem Wissen über Leistungs-<br />

bewertung auch Wissen über Lernprozesse, die Schaffung einer freundlichen Lernumgebung,<br />

47


3 Professionswissen und professionelle Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

Unterrichtsführung, Klassenmanagement und diagnostische Kompetenzen. Die diagnostische<br />

Kompetenz ist aber nicht ausschließlich <strong>der</strong> pädagogischen Kompetenz <strong>der</strong> LuL zuzuordnen,<br />

son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> fachdidaktischen Kompetenz, da <strong>der</strong> Unterricht im Idealfall so gestaltet sein<br />

sollte, dass je<strong>der</strong> Arbeitsauftrag ein „diagnostisches Potential in sich“ (BAUMERT &<br />

KUNTER 2006: 489) trägt. Außerdem wird diagnostisches Können auch für das Erkennen<br />

von Schülervorstellungen benötigt (vgl. BAUMERT & KUNTER 2006: 486ff). Auf die zwei<br />

weiteren Kompetenzbereiche, das Organisationswissen und das Beratungswissen, wird von<br />

den Autoren nicht weiter eingegangen, weil diese Komponenten von den Rahmen-<br />

bedingungen <strong>der</strong> einzelnen Schulen beeinflusst werden und daher von Schule zu Schule<br />

variieren (vgl. BAUMERT & KUNTER 2006: 482).<br />

Obwohl die Trennung von Wissen und Können einerseits und Werthaltungen, Motivation und<br />

Selbstregulation an<strong>der</strong>erseits in vielen Modellen nicht aufrecht erhalten wird, da die einzelnen<br />

Komponenten eng miteinan<strong>der</strong> verbunden sind, behalten BAUMERT und KUNTER diese<br />

Differenzierung bei. Der Bereich <strong>der</strong> Werthaltungen und Überzeugungen umfasst syste-<br />

matische Wertbindungen bzw. Berufsethik, z.B. gerechtes Handeln o<strong>der</strong> das Unterrichts-<br />

prinzip <strong>der</strong> Fürsorge, epistemologische Überzeugungen bzw. Weltanschauung, subjektive<br />

Theorien des Lehren und Lernens und Zielvorstellungen für den eigenen Unterricht.<br />

Charakteristisch für diese Facetten ist, dass sie nur dem persönlichen Richtigkeitsglauben<br />

unterliegen und we<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>spruchsfrei sind noch allgemeinen Rechtfertigungen genügen<br />

(vgl. BAUMERT & KUNTER 2006: 497ff). Die Aspekte <strong>der</strong> motivationalen Orientierung<br />

und <strong>der</strong> Selbstregulation „sind für die psychische Dynamik des Handelns, die<br />

Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Intention und die Überwachung und Regulation des beruflichen<br />

Handelns“ (BAUMERT & KUNTER 2006: 501) verantwortlich. Zur motivationalen<br />

Orientierung zählen sowohl Selbswirksamkeitserwartungen 22 als auch die intrinsische<br />

Motivation in Form von Lehrerenthusiasmus, durch die die Motivation <strong>der</strong> SuS gesteigert<br />

werden kann. Die Kompetenz <strong>der</strong> Selbstregulation ist von großer Bedeutung für die LuL<br />

selbst, da sie dazu dient, durch das richtige Maß an Engagement und Distanzfähigkeit die<br />

eigenen Ressourcen so zu nutzen, dass <strong>der</strong> Körper nicht darunter leidet (vgl. BAUMERT &<br />

KUNTER 2006: 501ff).<br />

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass professionelle Handlungskompetenz erst erreicht<br />

werden kann, wenn alle Facetten miteinan<strong>der</strong> verzahnt sind. Dabei ist aber zu beachten, dass<br />

22 „Selbstwirksamkeit ist die Überzeugung einer Person, über die Fähigkeiten und Mittel zu verfügen, um<br />

diejenigen Handlungen durchführen zu können, die notwendig sind, um ein definiertes Ziel zu erreichen[…].<br />

Selbswirksamkeitserwartungen regulieren die Zielsetzungen des Handelns und ihr Anspruchsniveau,<br />

Anstrengung und Persistenz sowie Abschirmung gegen konkurrierende Intentionen und die Verarbeitung von<br />

Erfolg und Misserfolg“ (BAUMERT &KUNTER 2006: 502).<br />

48


3 Professionswissen und professionelle Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

eine erfolgreiche Verzahnung erst durch langjährige Erfahrung und Routine erreicht werden<br />

kann. Zudem verän<strong>der</strong>t sich die professionelle Handlungskompetenz im Laufe <strong>der</strong> Zeit durch<br />

neue Entwicklungen o.ä., so dass eine „vollständige Professionskompetenz […] nie erreicht<br />

werden kann“ (MEYER, C. 2011: 189) (vgl. BAUMERT & KUNTER 2006: 505ff).<br />

3.3.2 Aspekte professioneller Handlungskompetenz bilingualer<br />

<strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

In diesem Kapitel wird das zuvor vorgestellte Modell professioneller Handlungskompetenz<br />

von BAUMERT und KUNTER, unter Berücksichtigung <strong>der</strong> eingangs aufgeführten Ziel-<br />

setzungen und charakteristischen Merkmale bilingualen Erdkundeunterrichts, für den<br />

bilingualen Erdkundeunterricht spezifiziert (siehe Abb. 6).<br />

Der erste Schritt bei <strong>der</strong> Entwicklung professioneller Handlungskompetenz bilingualer<br />

<strong>Geographie</strong>lehrkräfte ist mit dem Bereich <strong>der</strong> Überzeugungen und Werthaltungen verbunden.<br />

Die bilingualen Lehrkräfte müssen sich zuerst Gedanken über ihre eigene Lehreridentität im<br />

Kontext des bilingualen Unterrichts machen, um herauszufinden, welche Rolle sie im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht einnehmen wollen. Dazu ist es nicht nur notwendig zu wissen<br />

was bilingualer Unterricht ist, son<strong>der</strong>n es Bedarf auch einer individuellen Positionierung<br />

bezüglich des Verhältnisses von Sachfach und Fremdsprache, weil ausgehend von <strong>der</strong><br />

Positionierung unterschiedliche Kompetenzen stärker betont werden (vgl. BONGARTZ &<br />

DZIAK-MAHLER 2007: 85). Der folgenden Übertragung des Modells auf bilinguale<br />

Erdkundelehrkräfte liegt die von mir vertretene Interpretation des CLIL-Konzepts, das<br />

bilingualen Erdkundeunterricht in erster Linie als Fachunterricht ansieht, aber erst im<br />

Zusammenspiel mit <strong>der</strong> Fremdsprache das ganze Potential entfalten kann (dualer Fokus),<br />

zugrunde. Auf die motivationale Orientierung sowie auf die Selbstregulation kann und soll an<br />

dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden, da diese Bereiche individuell variieren und für<br />

professionelle Kompetenz in jedem Unterrichtsfach benötigt werden.<br />

49


3 Professionswissen und professionelle Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

Überzeugungen/<br />

Werthaltungen/Ziele<br />

Wissen Können<br />

Fachwissen<br />

Fachdidaktisches<br />

Wissen<br />

Pädagogischpsychologisches<br />

Wissen<br />

Organisations-<br />

wissen<br />

Beratungswissen<br />

Materialkompetenz<br />

Interkulturelle<br />

Kompetenz<br />

motivationale<br />

Orientierung<br />

Urteilen &<br />

Handeln<br />

Professionswissen<br />

•Englisch: authentischer Sprachgebrauch,<br />

Sprachhandlungskompetenz, BICS, CALP<br />

•Erdkunde: Kompetenzen <strong>der</strong> Bildungsstandards,<br />

Grundlagenwissen in Fach- und<br />

Wissenschaftstheorien<br />

•Englisch: Arbeitstechniken, Wissen über den Prozess<br />

des Spracherwerbs, fachspezifische<br />

Methoden, z.B. scaffolding<br />

• Erdkunde: geographische Arbeitsmethoden,<br />

Erklärungswissen, Wissen über<br />

Schülervorstellungen<br />

•Wissen über Leistungsbeurteilung<br />

•Wissen über Lernprozesse<br />

•Wissen über effektive Klassenführung<br />

•Wissen über die verschiedenen Modelle bilingualen<br />

Lehrens und Lernens<br />

•Empfehlungen bezüglich <strong>der</strong> Eignung <strong>der</strong> SuS für<br />

bilingualen Unterricht aussprechen<br />

•Materialbeschaffung<br />

•kritischer Umgang mit Medien/Materialien<br />

•angemessene Materialadaption<br />

•Erstellung eigener Materialien<br />

•Toleranz<br />

•Offenheit gegenüber <strong>der</strong> Fremde und Fremden<br />

•Perspektivenwechsel<br />

• Intercultural Communicative Competence (ICC)<br />

•Wissen über die Vermittlung von interkultureller<br />

Kompetenz<br />

50<br />

Selbstregulation<br />

Abb. 6: Aspekte professioneller Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte (eigene<br />

Darstellung nach BAUMERT & KUNTER 2011: 32; MEYER, C. 2011: 192)


3 Professionswissen und professionelle Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

Im Bereich <strong>der</strong> einzelnen Kompetenzen wird die Differenzierung von BAUMERT und<br />

KUNTER in Fachwissen, fachdidaktisches Wissen, pädagogisches Wissen, Organisations-<br />

wissen und Beratungswissen übernommen. Zusätzlich werden jedoch noch die Kategorie <strong>der</strong><br />

Materialkompetenz bzw. des curriculum knowledge, d.h. das Wissen über Lehrplan und<br />

Materialien, die zu den von SHULMAN proklamierten sieben Wissensgrundlagen zählt, und<br />

die interkulturelle Kompetenz ergänzt (vgl. BAUMERT & KUNTER 2006: 482; SHULMAN<br />

2004b: 227). Die Ergänzung <strong>der</strong> Materialkompetenz wurde vorgenommen, da die ver-<br />

wendeten Materialien zusammen mit den Aufgabenstellungen sowohl jegliche Unterrichts-<br />

aktivitäten als auch die Lernergebnisse <strong>der</strong> SuS beeinflussen (vgl. VOLLMER 1999: 240).<br />

Zudem haben die exemplarische Schulbuchanalyse und die Schülerbefragung (siehe 2.9)<br />

gezeigt, dass die vorhanden Materialien für den bilingualen Erdkundeunterricht in <strong>der</strong> Regel<br />

nie allen Anfor<strong>der</strong>ungen gerecht werden können, so dass die LuL die Materialien entwe<strong>der</strong> an<br />

die jeweilige Klassensituation anpassen o<strong>der</strong> sogar selbst eigene Materialien entwickeln<br />

müssen, um bei den SuS einen Lernerfolg verzeichnen zu können (vgl. WOLFF 2007: 66;<br />

LENZ 2006: 185f; VOLLMER 1999: 145ff, KUPETZ & WOLTIN 2012: 8). Unter Berück-<br />

sichtigung des Task-based language learning (TBLL) in Kombination mit dem CLIL-<br />

Konzept kann es beim Materialdesign bzw. <strong>der</strong> Materialadaption dann auch gelingen, die<br />

fachlichen Inhalte tiefgehend zu thematisieren und Sprechanlässe zu schaffen, so dass die SuS<br />

nicht nur die Inhalte erlernen, son<strong>der</strong>n auch interkulturelle Kompetenzen erwerben können<br />

(vgl. MEYER, O. 2009: 10; MÜLLER-HARTMANN & SCHOCKER-VON DITFURTH<br />

2007: 39ff). Der Bereich <strong>der</strong> interkulturellen Kompetenz wurde hinzugefügt, weil <strong>der</strong> Erwerb<br />

interkultureller Kompetenz zu den fächerübergreifenden Zielen des bilingualen Erdkunde-<br />

unterrichts zählt und die Grundlage für ein raumverantwortliches globales Handeln unter<br />

Berücksichtigung aller beteiligten Perspektiven bildet (vgl. HALLET 2005a: 4; LENZ 2002:<br />

3ff). Um diese Kompetenz an die SuS weitergeben zu können, ist es notwendig, dass die<br />

bilingualen Erdkundelehrkräfte selbst interkulturell kompetent sind, d.h. tolerant und offen<br />

gegenüber fremden Kulturen sind sowie über die Fähigkeit des Perspektivenwechsels und <strong>der</strong><br />

Selbstreflexion verfügen (vgl. BENDER-SZYMANSKI 2010: 201ff). Im Folgenden werden<br />

nun die einzelnen Facetten <strong>der</strong> sieben Kompetenzbereiche genauer erläutert, dabei werden<br />

jedoch die Bereiche des Organisationswissens und des Beratungswissen außen vor gelassen,<br />

weil diese Komponenten von den Rahmenbedingungen <strong>der</strong> einzelnen Schulen beeinflusst<br />

werden und daher nur schwer verallgemeinert werden können (vgl. BAUMERT & KUNTER<br />

2006: 482). Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass bilinguale <strong>Geographie</strong>lehrkräfte un-<br />

abhängig von <strong>der</strong> Organisation und dem individuellen Beratungsmodell einzelner Schulen<br />

51


3 Professionswissen und professionelle Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

sowohl über Kenntnisse über die unterschiedlichen Modelle bilingualen Lehrens und Lernens<br />

(Organisationswissen) als auch über die Fähigkeit SuS und Eltern bezüglich <strong>der</strong> Eignung <strong>der</strong><br />

SuS für bilingualen Unterricht zu beraten (Beratungswissen) verfügen sollten.<br />

Bezüglich des Fachwissens sollten professionelle bilinguale Erdkundelehrkräfte die Inhalte<br />

<strong>der</strong> Schulgeographie, d.h. die Kompetenzen und Standards aus den Bildungsstandards für das<br />

Fach <strong>Geographie</strong> in <strong>der</strong> Sekundarstufe I beherrschen und zudem über ein erweitertes Wissen<br />

„sowohl im Hinblick auf Fachtheorien auf <strong>der</strong> Objektebene als auch im Hinblick auf<br />

Erkenntnis- und Wissenschaftstheorien auf <strong>der</strong> Metaebene“ (MEYER, C. 2011: 189) verfügen<br />

(vgl. Meyer, C. 2011: 189; BAUMERT & KUNTER 2006: 495). Des Weiteren sollten die<br />

LuL über eine allgemeine und fachspezifische Fremdsprachenkompetenz in schriftlicher und<br />

mündlicher Form, Sprachhandlungskompetenz im Unterrichtskontext sowie über ein Gefühl<br />

für authentischen Sprachgebrauch verfügen, damit das Prinzip <strong>der</strong> funktionalen Fremd-<br />

sprachigkeit zielbringend angewendet werden kann und die SuS ihre Fremdsprachen-<br />

kompetenz erweitern können, was bei fehlerhafter Sprachkompetenz seitens <strong>der</strong> LuL nicht<br />

gewährleistet werden könnte (vgl. BUTZKAMM 2008: 91; CHRIST 2002: 50f; CZAPEK<br />

2000: 27; MÜLLER-HARTMANN & SCHOCKER-VON DITFURTH 2007: 27ff). Ob die<br />

bilingualen <strong>Geographie</strong>lehrkräfte sowohl die Fremdsprache als auch das Sachfach studiert<br />

haben sollten, wird innerhalb Europas unterschiedlich gesehen. In Deutschland ist in <strong>der</strong><br />

Regel jedoch eine Qualifikation in beiden Fächern erwünscht (vgl. KUPETZ & WOLTIN<br />

2012: 7)<br />

Auch das fachdidaktische Wissen lässt sich in Kompetenzfacetten bezüglich <strong>der</strong><br />

Fremdsprache und des Erdkundeunterrichts unterteilen, die wie<strong>der</strong>um noch weiter dif-<br />

ferenziert werden können. Zu den fachdidaktischen Facetten <strong>der</strong> Fremdsprache gehören<br />

grundlegendes Wissen über den aktuellen Stand <strong>der</strong> Spracherwerbstheorien, um die SuS<br />

durch Anwendung hilfreicher Strategien beim Fremdsprachenerwerb zu unterstützen, Wissen<br />

über den Prozess <strong>der</strong> Begriffsbildung, Erklärungswissen, Kenntnisse über Methoden <strong>der</strong><br />

Inhaltserschließung, wie note taking, skimming, skanning und pre-,while- und post-activities,<br />

Wissen über die Methode des scaffolding (siehe 2.5.2) und über mögliche Probleme beim<br />

Sprachverständnis und <strong>der</strong>en Vermeidung, z.B. durch Anwendung des Wechsels <strong>der</strong> Darstel-<br />

lungsformen (siehe 2.5.2.2) (vgl. BAUMERT & KUNTER 2011: 32; MÜLLER-<br />

HARTMANN & SCHOCKER-VON DITFURTH 2007: 27ff). Zudem ist es elementar, den<br />

Entwicklungsstand <strong>der</strong> SuS bezüglich <strong>der</strong> Sprachkompetenz einschätzen zu können, um die<br />

unterstützenden Hilfsmaßnahmen individuell an die einzelnen SuS anpassen zu können (vgl.<br />

SHRUM & GLISAN 2005: 23). Ergänzend sollten die bilingualen Erdkundelehrkräfte über<br />

52


3 Professionswissen und professionelle Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

geographisches Erklärungswissen, Arbeitsmethoden und Aufgabenstellungen verfügen, damit<br />

die SuS, die in den Bildungsstandards gefor<strong>der</strong>ten Kompetenzen erwerben können. Zudem<br />

sollten die LuL Hintergrundwissen über mögliche Schülervorstellungen, beson<strong>der</strong>s Fehl-<br />

vorstellungen, aufweisen, um diese im Unterricht mit Hilfe ihrer diagnostischen Fähigkeiten<br />

entdecken und bei Bedarf korrigieren zu können (vgl. SHULMAN 2004a 203; BAUMERT &<br />

KUNTER 2006: 495).<br />

Interkulturelle Kompetenz seitens <strong>der</strong> bilingualen LuL erfor<strong>der</strong>t einerseits Toleranz und<br />

Offenheit gegenüber fremden Kulturen und an<strong>der</strong>erseits eine bewusste Reflexion eigener<br />

subjektiver Theorien, Denkmuster, Wertungen und Handlungsschemata, um Situations- und<br />

Konfliktanalysen unverzerrt erschließen zu können. Außerdem sind sich interkulturell<br />

kompetente LuL <strong>der</strong> Tatsache bewusst, dass SuS aus fremden Kulturen an<strong>der</strong>en Denk-,<br />

Handlungs- und Entscheidungsmustern folgen und es daher zu Konfliktsituationen im<br />

Unterrichtskontext kommen könnte, die aufgearbeitet werden müssen (vgl. BENDER-<br />

SZYMANSKI 2010: 201ff).<br />

Der Kompetenzbereich des curriculum knowledge umfasst Kenntnis über die Material-<br />

situation, die Vor- und Nachteile bzw. die Eignung unterschiedlicher Materialien für die<br />

jeweilige Unterrichtssituation, die Anfor<strong>der</strong>ungen bilingualer Materialien für den Erdkunde-<br />

unterricht und die Fähigkeit Materialien zu adaptieren bzw. zu entwerfen (siehe 2.9). Zudem<br />

sollten die Aufgaben, in Anlehnung an das Prinzip des TBLL, so formuliert sein, dass jede<br />

Aufgabe diagnostisches Potential hat und die Leistungsbewertung nicht nur in den<br />

Klassenarbeiten stattfindet (vgl. BAUMERT & KUNTER 2006: 489). Aufgrund des hohen<br />

Zeitaufwands bei <strong>der</strong> Adaption bzw. Herstellung eigener Materialien, ist es sinnvoll diese<br />

Facette mit <strong>der</strong> Kompetenz <strong>der</strong> Selbstregulation zu verbinden, damit eine Überfor<strong>der</strong>ung<br />

verhin<strong>der</strong>t wird. Im Idealfall nutzen die bilingualen LuL Kooperationsmöglichkeiten unter<br />

Kollegen um sich auf diese Weise zu entlasten (vgl. VOLLMER 1999: 424).<br />

Das pädagogische-psychologische Wissen setzt sich aus Wissen über Lernprozesse, effektive<br />

Klassenführung und Leistungsbeurteilung zusammen. Die ersten zwei genannten Kompetenz-<br />

facetten sind jedoch eher als fächerübergreifende Kompetenzen anzusehen, die an die<br />

jeweilige Klassensituation und die SuS angepasst werden müssen. Bei <strong>der</strong> Leistungs-<br />

bewertung ist zu beachten, dass für diesen Bereich die eingangs erwähnte individuelle<br />

Positionierung bezüglich <strong>der</strong> Sachfachdidaktik und <strong>der</strong> Fremdsprachendidaktik entscheidend<br />

ist. Ausgehend vom CLIL-Konzept sind die geographischen Inhalte für die Leistungs-<br />

bewertung entscheidend. Jedoch müssen die LuL ein Gefühl dafür entwickeln, bei welchen<br />

Fällen es sich um sprachliche Ausdrucksschwierigkeiten handelt und in welchen Situationen<br />

53


3 Professionswissen und professionelle Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

die Fehler auf mangelndes Fachwissen zurückzuführen sind. Unabhängig von <strong>der</strong><br />

Positionierung sollten die sprachlichen Fehler im Schriftlichen immer und im Mündlichen<br />

situationsabhängig und abhängig von <strong>der</strong> Schwere des Fehlers korrigiert werden, um den<br />

Erwerb <strong>der</strong> Fremdsprachenkompetenz zu unterstützen (vgl. NDS KULTUSMINISTERIUM<br />

2008: 19; VOLLMER 2000: 207ff; LENZ 2002: 8; CZAPEK 2000: 27). Bei <strong>der</strong><br />

Leistungsbewertung sind, ebenso wie beim Materialdesign und den Schülervorstellungen, die<br />

diagnostischen Fähigkeiten <strong>der</strong> LuL gefor<strong>der</strong>t, um die optimale Lernsituation für die SuS zu<br />

schaffen (vgl. BAUMERT & KUNTER 2006: 486ff).<br />

Abschließend lässt sich festhalten, dass erst das Zusammenspiel <strong>der</strong> einzelnen<br />

Kompetenzbereiche zu einer professionellen Handlungskompetenz bilingualer Erdkunde-<br />

lehrkräfte führen kann. Außerdem können viele Facetten erst durch langjährige<br />

Berufserfahrung erworben werden, so dass <strong>der</strong> Erwerb professioneller Handlungskompetenz<br />

einen lebenslangen Prozess darstellt (vgl. MEYER, C. 2011: 189; BAUMERT & KUNTER<br />

2006: 505ff).<br />

54


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz<br />

bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

Nachdem im vorangegangenen Kapitel Aspekte professioneller Handlungskompetenz<br />

bilingualer Lehrkräfte in Anlehnung an das Modell von BAUMERT und KUNTER<br />

entwickelt wurden, werden in diesem Kapitel die grundlegenden Überzeugungen, die<br />

motivationale Orientierung, das Wissen und Können und die daraus resultierende<br />

professionelle Handlungskompetenz einzelner bilingualer Erdkundelehrkräfte in einer<br />

qualitativen Befragung untersucht. Dazu werden zuerst die grundlegenden Überlegungen, die<br />

Forschungsfrage und Hypothesen, das methodische Vorgehen und <strong>der</strong> Fragenkatalog<br />

erläutert, bevor die Ergebnisse <strong>der</strong> Befragung analysiert werden. Abschließend werden die<br />

Ergebnisse mit den theoretischen Annahmen verglichen.<br />

4.1 Grundlegende Überlegungen, Forschungsfrage und Hypothesen<br />

Obwohl die professionelle Handlungskompetenz von LuL als Indikator für Unterrichtsqualität<br />

und Schülerleistungen in den letzten Jahren aufgrund des schlechten Abschneidens deutscher<br />

SuS in internationalen Vergleichsstudien verstärkt kontrovers diskutiert wird und die Lehrer-<br />

professionalität dadurch in den Fokus verschiedener Forschungsrichtungen gerückt ist, ist die<br />

Zahl <strong>der</strong> Forschungen, die sich mit bilingualen LuL befassen, ziemlich überschaubar (vgl.<br />

SCHEUNPFLUG, BAUMERT & KUNTER 2006: 465). So gibt es in diesem Bereich nur<br />

Untersuchungen von DIRKS im Bereich <strong>der</strong> Biographie- und Professionsforschung, die die<br />

individuellen Berufsverläufe bilingualer LuL mit dem Ziel <strong>der</strong> Typenbildung untersucht,<br />

sowie die Studie von VIEBROCK, die durch den Fokus auf individuelle Alltagstheorien,<br />

methodisches Wissen und den daraus resultierenden Handlungsmustern im Unterricht, im<br />

Bereich <strong>der</strong> Erforschung subjektiver Theorien zu verorten ist (vgl. BREIDBACH &<br />

VIEBROCK 2007: 122; DIRKS 2002: 237ff; VIEBROCK, B. 2007). Ergänzt wird das<br />

Forschungsspektrum des bilingualen Unterrichts durch die Untersuchung des bilingualen<br />

Erdkundeunterrichts aus <strong>der</strong> Schülerperspektive von C. MEYER und <strong>der</strong> empirischen Studie<br />

zu bilingualen Unterrichtsmaterialien von MÜLLER-BITTNER (vgl. MEYER, C. 2003b;<br />

MÜLLER-BITTNER 2008). Folglich wird durch die Übertragung des Modells professioneller<br />

Handlungskompetenz von Mathematiklehrkräften von BAUMERT und KUNTER auf<br />

bilinguale Erdkundelehrkräfte eine Forschungslücke bezüglich des bilingualen Unterrichts<br />

geschlossen.<br />

Ziel <strong>der</strong> Befragung ist es, herauszufinden über welche Kompetenzen eine professionelle<br />

bilinguale <strong>Geographie</strong>lehrkraft aus Sicht <strong>der</strong> Befragten verfügen sollte, wie diese Teil-<br />

55


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

kompetenzen individuell gewichtet werden, auf welchen individuellen Überzeugungen sie<br />

beruhen und ob sie mit den zuvor erarbeiteten Aspekten professioneller Handlungskompetenz<br />

bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte (siehe Abb.6) übereinstimmen. Nach kritischer Aus-<br />

einan<strong>der</strong>setzung mit dem bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht und Professionalität im<br />

Lehrerberuf sowie aufgrund eigener Erfahrungen im Unterrichten von bilingualem Erdkunde-<br />

unterricht lassen sich folgende Vermutungen anstellen:<br />

1. Neben den von BAUMERT und KUNTER entwickelten Kompetenzbereichen (Fach-<br />

wissen, fachdidaktisches Wissen, pädagogisch-psychologisches Wissen, Organi-<br />

sationswissen, Beratungswissen und diagnostische Fähigkeiten), stellen die<br />

Materialkompetenz, d.h. die Fähigkeit angemessenes Material zu entwickeln o<strong>der</strong><br />

vorhandenes Material mit Hilfe von scaffolding zu adaptieren, und interkulturelle<br />

Kompetenz wichtige Elemente professioneller Handlungskompetenz bilingualer<br />

<strong>Geographie</strong>lehrkräfte dar.<br />

2. Fachkompetenz bilingualer Erdkundelehrkräfte setzt sich sowohl aus geographischer<br />

Fachkompetenz als auch aus allgemeiner und fachspezifischer Fremdsprachen-<br />

kompetenz in schriftlicher und mündlicher Form, Sprachhandlungskompetenz im<br />

Unterrichtskontext sowie aus einem Gefühl für authentischen Sprachgebrauch<br />

zusammen.<br />

3. Zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte zählen<br />

nicht nur Kenntnisse geographischer Arbeitsmethoden, son<strong>der</strong>n auch Kenntnisse <strong>der</strong><br />

Fremdsprachendidaktik.<br />

4. Die Anfor<strong>der</strong>ungen einzelner LuL an die professionellen Kompetenzen bilingualer<br />

<strong>Geographie</strong>lehrkräfte können aufgrund <strong>der</strong> individuellen Verortung im Spannungsfeld<br />

zwischen Sachfach- und Fremdsprachendidaktik variieren.<br />

5. Bilingualer Erdkundeunterricht ist in <strong>der</strong> Unterrichtsvorbereitung mit einem höheren<br />

Zeitaufwand für die LuL verbunden, was gleichzeitig eine hohe reflexive und<br />

selbstregulative Fähigkeit erfor<strong>der</strong>t.<br />

Die Vermutung, dass neben den von BAUMERT und KUNTER entwickelten<br />

Kompetenzbereichen (Fachwissen, fachdidaktisches Wissen, pädagogisch-psychologisches<br />

Wissen, Organisationswissen, Beratungswissen und diagnostische Fähigkeiten) auch<br />

Materialkompetenz, d.h. die Fähigkeit angemessenes Material zu entwickeln o<strong>der</strong> vor-<br />

handenes Material mit Hilfe von scaffolding zu adaptieren, und interkulturelle Kompetenz<br />

wichtige Elemente professioneller Handlungskompetent bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

56


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

darstellen, liegt sowohl in <strong>der</strong> Materialsituation (siehe 2.8) als auch in <strong>der</strong> zentralen<br />

Bedeutung des interkulturellen Lernens im Erdkundeunterricht begründet (vgl. HALLET<br />

2005a: 4; LENZ 2002: 3ff; WOLFF 2007: 66; LENZ 2006: 185f; VOLLMER 1999: 145ff).<br />

Die zweite Annahme, dass bilinguale Erdkundelehrkräfte neben geographischer Fach-<br />

kompetenz auch über eine allgemeine und fachspezifische Fremdsprachenkompetenz in<br />

schriftlicher und mündlicher Form, Sprachhandlungskompetenz im Unterrichtskontext sowie<br />

über ein Gefühl für authentischen Sprachgebrauch verfügen sollten, ist eng mit <strong>der</strong><br />

Zielsetzung und dem dualen Fokus des bilingualen Erdkundeunterrichts verknüpft, weil die<br />

SuS ihre Fremdsprachenkompetenz nur erweitern können wenn die LuL selbst über ein<br />

bestimmtes fremdsprachliches Niveau verfügen (vgl. BAUMERT & KUNTER 2006: 495;<br />

BUTZKAMM 2008: 91; CHRIST 2002: 50f; CZAPEK 2000: 27; MEHISTO, MARSH &<br />

FRIGOLS 2008: 9; Meyer, C. 2011: 189; MÜLLER-HARTMANN & SCHOCKER-VON<br />

DITFURTH 2007: 27ff).<br />

Ebenso sollten bilinguale <strong>Geographie</strong>lehrkräfte sowohl über Kenntnisse in geographischen<br />

Arbeitsmethoden als auch über fremdsprachendidaktiksches Wissen verfügen, da durch den<br />

dualen Fokus von bilingualem Unterricht auch Methoden <strong>der</strong> Fremdsprachendidaktik, z.B.<br />

das scaffolding, eingesetzt werden (vgl. BONNET 2007: 137 ff; MEHISTO, MARSH &<br />

FRIGOLS 2008: 9; MÜLLER-HARTMANN & SCHOCKER-VON DITFURTH 2007:<br />

27ff)).<br />

Die vierte Hypothese, dass die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> LuL an die professionellen Kompetenzen<br />

variieren können, resultiert dagegen aus <strong>der</strong> notwendigen Positionierung <strong>der</strong> LuL im<br />

Spannungsfeld zwischen <strong>der</strong> Sachfach- und <strong>der</strong> Fremdsprachendidaktik. Denn mit <strong>der</strong><br />

individuellen Positionierung sind gleichzeitig auch an<strong>der</strong>e Erwartungen und Zielvorstellungen<br />

verbunden, die letztendlich die Entscheidungen <strong>der</strong> LuL, z.B. bezüglich des Einsatzes <strong>der</strong><br />

Muttersprache, grundlegend beeinflussen (vgl. LENZ 2002: 3; BONGARTZ & DZIAK-<br />

MAHLER 2007: 85).<br />

Die letze Hypothese, dass die Vorbereitung für bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht mehr Zeit<br />

und dadurch auch hohe Reflexions- und Selbstregulationskompetenz for<strong>der</strong>t, ist auf meine<br />

eigenen Erfahrungen, die Materialsituation und die notwendige Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

Interessen und Kompetenzen <strong>der</strong> SuS zurückzuführen, da die Materialien und die SuS zwei<br />

<strong>der</strong> drei tragenden Säulen des erfolgreichen Unterrichts sind (vgl. WOLFF 2007: 66;<br />

VOLLMER 1999: 145ff).<br />

57


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

4.2 Methodisches Vorgehen<br />

Um die professionelle Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte empirisch zu<br />

untersuchen, ist es notwendig nicht nur das Wissen und Können <strong>der</strong> LuL, son<strong>der</strong>n auch die im<br />

Laufe <strong>der</strong> Berufserfahrung entstandenen subjektiven Theorien, die persönliche motivationale<br />

Orientierung und die Fähigkeiten <strong>der</strong> Selbstregulation zu berücksichtigen, weil professionelle<br />

Handlungskompetenz erst durch das Zusammenspiel dieser Komponenten entsteht (vgl.<br />

BAUMERT & KUNTER 2006:481). Somit müssen auch die Denkstrukturen und<br />

individuellen Überzeugungen <strong>der</strong> LuL erfasst werden, da diese die Entscheidungen<br />

wesentlich beeinflussen. Daher ist es sinnvoll, die Befragung in Form von Leitfragen-<br />

interviews durchzuführen, weil auf diese Weise die subjektiven Denkstrukturen in ihrer<br />

ganzen Komplexität im Gespräch erfasst werden können (vgl. GROPENGIESSER 2008:<br />

175). Außerdem spricht die Tatsache, dass „Lehrerhandeln nicht standardisierbar […] ist“<br />

(BAUMERT & KUNTER 2006: 478) gegen die Verwendung standardisierter Tests bzw.<br />

Befragungen. Durch die Datenerhebung mit Hilfe <strong>der</strong> qualitativen Inhaltsanalyse<br />

unterscheidet sich die Befragung, die durch die Fokussierung auf Kompetenzen von LuL, <strong>der</strong><br />

Expertiseforschung zuzuordnen ist, von <strong>der</strong> typischen Datengewinnung <strong>der</strong> Expertise-<br />

forschung, die in <strong>der</strong> Regel mit quantitativen Fragebogenbefragungen arbeitet (vgl.<br />

TILLMANN 2011:232ff). Im Verlauf <strong>der</strong> Vorbereitungsphase wurde jedoch aufgrund <strong>der</strong><br />

unerwartet hohen Bereitschaft seitens <strong>der</strong> bilingualen Erdkundelehrkräfte an <strong>der</strong> Befragung<br />

teilzunehmen von dieser ursprünglichen Vorgehensweise zugunsten einer schriftlichen<br />

Befragung mit offenen Fragen etwas abgewichen (genaue Erläuterung siehe im weiteren<br />

Verlauf).<br />

Da umfassende Professionalität in Form von Expertise nur „in einem lang andauernden<br />

Prozess <strong>der</strong> Konstruktion und Selbstkonstruktion des Berufs“ (TENORTH 2006: 591) mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> Berufserfahrung erworben werden kann, wurde bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> LuL für die<br />

Befragung darauf geachtet, dass sie bereits über längere Berufserfahrung im bilingualen<br />

<strong>Geographie</strong>unterricht verfügen. Zudem wurde davon abgesehen Studenten und Referendare<br />

mit <strong>der</strong> Fächerkombination Englisch/Erdkunde in die Befragung zu integrieren, da diese zwar<br />

im Studium bzw. im Referendariat Fachkompetenz und fachdidaktisches Wissen in beiden<br />

Fächern erwerben, aber nur vereinzelt o<strong>der</strong> in sehr geringem Umfang mit bilingualem<br />

Erdkundeunterricht in Berührung kommen und auch noch über keine Souveränität im<br />

Schullalltag verfügen und daher noch nicht von Expertise gesprochen werden kann (vgl.<br />

TENORTH 2006:591). Für die Auswahl <strong>der</strong> LuL wurden bestehende Kontakte einer<br />

befreundeten Kollegin, die regelmäßig an regionalen Fortbildungen und Treffen bilingualer<br />

58


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

<strong>Geographie</strong>lehrkräfte teilnimmt, genutzt. Erfreulicherweise, jedoch unerwartet, haben sich bei<br />

<strong>der</strong> Anfrage neun bilinguale Erdkundelehrkräfte 23 bereit erklärt, an <strong>der</strong> Befragung<br />

teilzunehmen, so dass anstatt <strong>der</strong> ursprünglichen drei qualitativen Leitfrageninterviews mit<br />

anschließen<strong>der</strong> Transkription eine schriftliche Befragung per E-Mail gewählt wurde, um ein<br />

größeres Vergleichsspektrum zu haben.<br />

Damit bei <strong>der</strong> Befragung trotzdem die Denkstrukturen und individuellen Überzeugungen <strong>der</strong><br />

befragten LuL erfasst werden können, wurde bei <strong>der</strong> Gestaltung des Fragebogens auf offene<br />

Fragen zurückgegriffen, so dass die LuL sich frei äußern können und nicht durch vorgegebene<br />

Items zum Ankreuzen beeinflusst bzw. eingeschränkt werden. Des Weiteren hat das Ver-<br />

senden und Beantworten <strong>der</strong> Fragebögen in digitaler Form den Vorteil mit sich gebracht, dass<br />

die Bereiche für die Antworten nicht durch eingeschränkte Platzvorgaben in Form von Linien,<br />

son<strong>der</strong>n mit Steuerelementen, die sich je nach Bedarf bei Eingabe <strong>der</strong> Antworten automatisch<br />

vergrößern, gestaltet wurden. Auf diese Weise wurden die Gedanken <strong>der</strong> LuL nicht durch zu<br />

wenig Platz eingeschränkt. Im Vergleich zu <strong>der</strong> ursprünglichen Variante besteht bei <strong>der</strong><br />

schriftlichen Befragung aber keine Möglichkeit bei unverständlichen bzw. ungenauen<br />

Antworten direkt im Gesprächsverlauf nachzufragen. Um mögliche Missverständnisse durch<br />

ungenau formulierte Fragestellungen im Vorfeld zu vermeiden, wurde ein Pre-Test mit<br />

einigen Studenten durchgeführt.<br />

Die gewählte Methodik ist jedoch nicht ungewöhnlich, son<strong>der</strong>n folgt eher dem allgemeinen<br />

Trend <strong>der</strong> Mixed Methodology, bei <strong>der</strong> quantitative und qualitative Methoden aufgrund nicht<br />

eindeutiger Abgrenzungen und neuen technologischen Möglichkeiten, z.B. computer-<br />

gestützter Programme, kombiniert werden. Zudem zählt die anfangs angedachte qualitative<br />

Inhaltsanalyse bei genauerer Betrachtung ebenfalls zu den Mixed Methodologies, da die<br />

qualitativ gebildeten Kategorien zum Schluss meistens quantitativ analysiert werden (vgl.<br />

MAYRING 2008: 7ff).<br />

4.3 Wissenschaftstheoretische Anmerkungen<br />

Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Befragung einen explorativen Charakter<br />

hat und dass aufgrund dieser Rahmenbedingungen Einschränkungen im Bezug auf die<br />

Gütekriterien <strong>der</strong> Objektivität, Reliabilität und Validität notwendig sind. Da jedes Handeln<br />

implizierte Theorien voraussetzt, ist davon auszugehen, dass meine eigenen Erfahrungen mit<br />

bilingualem Erdkundeunterricht, meine persönliche Entwicklung in diesem Bereich und mein<br />

23 Bis auf Herr M., <strong>der</strong> in Mecklenburg-Vorpommern unterrichtet, sind alle teilnehmenden LuL zurzeit an<br />

nie<strong>der</strong>sächsischen Schulen angestellt und arbeiten daher mit ähnlichen curricularen Vorgaben.<br />

59


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

Verständnis des bilingualen Erdkundeunterrichts die Formulierungen <strong>der</strong> Fragen beeinflusst<br />

haben, da mir persönlich wichtige Aspekte bei <strong>der</strong> Gestaltung berücksichtigt und die<br />

befragten LuL so bei <strong>der</strong> Beantwortung <strong>der</strong> Fragen eventuell bereits in eine bestimmte<br />

Richtung gelenkt wurden. Zudem wurden die Ergebnisse von mir interpretiert, so dass die<br />

Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse meiner Subjektivität unterlag. Außerdem führen die charakter-<br />

istischen Merkmale von Überzeugungen und Wertehaltungen, die nur dem eigenen<br />

Richtigkeitsglauben unterliegen und keinen Anspruch auf Wi<strong>der</strong>spruchsfreiheit und<br />

allgemeine Gültigkeit erheben, zu <strong>der</strong> Situation, dass es bei den Antworten <strong>der</strong> LuL kein<br />

Richtig und kein Falsch gibt, son<strong>der</strong>n nur auf Erfahrung basierende subjektive Theorien (vgl.<br />

BAUMERT & KUNTER 2006: 497). Somit ist die Nachvollziehbarkeit <strong>der</strong> Argumente, die<br />

zu einem besseren Verständnis <strong>der</strong> zugrundeliegenden Überzeugungen führen, ein wichtiges<br />

Auswertungskriterium, um ein differenziertes Verständnis bezüglich <strong>der</strong> professionellen<br />

Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte zu erreichen. Des Weiteren kann und<br />

soll eine Erfassung <strong>der</strong> kontinuierlichen Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Professionskompetenz <strong>der</strong> LuL im<br />

Rahmen dieser Arbeit nicht geleistet werden, da dazu ähnlich wie bei <strong>der</strong> Lehrerbiographie-<br />

forschung die LuL zu mehreren Zeitpunkten befragt werden müssten, um aussagekräftige<br />

Schlussfolgerungen bezüglich <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Handlungskompetenz ziehen zu können<br />

(vgl. HERZOG 2011: 314ff). Bei den Ergebnissen handelt es sich lediglich um eine<br />

Einschätzung <strong>der</strong> Charakteristika professioneller bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte zum<br />

jetzigen Zeitpunkt. Außerdem sind die Ergebnisse nicht repräsentativ, da für eine<br />

aussagekräftige Schlussfolgerung eine größere Zahl an LuL hätte befragt werden müssen.<br />

4.4 Erläuterung des Fragenkatalogs<br />

Der Fragebogen (siehe Anhang 2.1) wurde in Anlehnung an das Modell von BAUMERT und<br />

KUNTER entwickelt, um die Aspekte professioneller Handlungskompetenz von bilingualen<br />

<strong>Geographie</strong>lehrkräften nicht nur theoretisch, son<strong>der</strong>n auch aus Sicht erfahrener LuL beurteilen<br />

zu können. Der Fokus liegt dabei auf didaktischem Professionswissen. Allgemeine Aspekte<br />

professioneller Handlungskompetenz, wie zum Beispiel Klassenmanagement und Beratungs-<br />

kompetenz werden nicht berücksichtigt, da sie keine spezifischen Kompetenzen von<br />

bilingualen Erdkundelehrkräften darstellen, son<strong>der</strong>n eher fächerübergreifende Kompetenzen.<br />

Obwohl ein geographisches Fachverständnis unumgänglich für das Unterrichten eines Faches<br />

ist, wird im Bereich Fachwissen nicht weiter auf das geographische Fachwissen <strong>der</strong><br />

bilingualen LuL eingegangen, da ein grundlegendes Fachwissen aufgrund des erfolgreich<br />

abgeschlossenen Studiums und <strong>der</strong> langjährigen Berufserfahrung <strong>der</strong> Probanden vorausgesetzt<br />

60


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

werden kann. Vielmehr wird stattdessen die Bedeutung von fremdsprachlichem Wissen für<br />

den bilingualen Unterrichtskontext hinterfragt. Zudem wird auf den Kompetenzbereich <strong>der</strong><br />

interkulturellen Kompetenz, <strong>der</strong> aufgrund <strong>der</strong> elementaren Bedeutung im Erdkundeunterricht<br />

zu dem Modell von BAUMERT und KUNTER hinzugefügt wurde, nicht weiter eingegangen,<br />

da interkulturelle Kompetenz auch zu den grundlegenden Eigenschaften von Erdkunde-<br />

lehrkräften für regulären Erdkundeunterricht zählt und somit kein spezifisches Merkmal<br />

professioneller Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte ist. Die einzelnen<br />

Fragen wurden in die fünf Bereiche Berufsdauer, -wahl und motivationale Orientierung,<br />

Ausbildungsweg und zukünftige Lehrerausbildung, fachdidaktische/ methodische Über-<br />

legungen und Erfahrungen, Unterrichtsplanung und -durchführung sowie Professionswissen<br />

unterteilt. Im Folgenden wird die Wahl <strong>der</strong> einzelnen Aspekte und Fragen detailliert<br />

vorgestellt und begründet.<br />

Um den Einstieg in die Befragung zu erleichtern und die LuL in die richtige Richtung zu<br />

lenken, wurde ein biographisch-persönlicher Zugang gewählt. Daher setzt sich <strong>der</strong> erste Block<br />

aus vier Fragen zur Berufsdauer, -wahl und motivationaler Orientierung zusammen. Ziel <strong>der</strong><br />

ersten zwei Fragen ist es herauszufinden, ob sich die LuL aufgrund einer längeren bilingualen<br />

Berufserfahrung für die Befragung eignen. Die Frage nach den Gründen für die Entscheidung<br />

bilingualen Erdkundeunterricht zu erteilen, bietet den LuL die Möglichkeit, sich auf ihren<br />

eigenen Lebenslauf zu beziehen und ermöglicht gleichzeitig auch Rückschlüsse auf die<br />

motivationale Orientierung und <strong>der</strong>en Einfluss auf die professionelle Handlungskompetenz.<br />

Mit <strong>der</strong> letzten Frage nach möglichen Präferenzen sollen sich die LuL Gedanken über ihr<br />

Engagement und den Arbeitsaufwand machen und dieses kritisch beleuchten, da <strong>der</strong><br />

vermutete Mehraufwand in <strong>der</strong> Vorbereitung und die Materialsituation (siehe 4.1) nicht<br />

unbedingt zu einer Präferenz des bilingualen Unterrichts führen muss.<br />

Der zweite Themenblock befasst sich mit dem Ausbildungsweg und zukünftiger Lehrer-<br />

ausbildung für bilingualen Erdkundeunterricht. Ebenso wie beim ersten Block bezieht sich die<br />

erste Frage auf den Werdegang <strong>der</strong> LuL, so dass sie ausgehend von ihrer eigenen Ausbildung<br />

und <strong>der</strong> Berufserfahrung einschätzen können, ob sie <strong>der</strong> Meinung sind, dass bilinguale<br />

Erdkundelehrkräfte sowohl <strong>Geographie</strong> als auch die Fremdsprache studiert haben sollten.<br />

Durch die Beantwortung dieser Frage können Rückschlüsse auf die notwendigen<br />

Fachkompetenzen von professionellen bilingualen Erdkundelehrkräften aus Sicht <strong>der</strong> be-<br />

fragten LuL gezogen werden. Die dritte und vierte Frage nach einer speziellen bilingualen<br />

Ausbildung und <strong>der</strong> Vorbereitung auf den bilingualen Erdkundeunterricht dienen dazu, die<br />

LuL zur kritischen Reflexion ihrer eigenen Ausbildung anzuregen und dadurch für die nächste<br />

61


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

Frage, in <strong>der</strong> es um die zukünftige Ausbildung bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte geht, zu<br />

sensibilisieren. In <strong>der</strong> fünften Frage sollen die LuL dann äußern, wie sie die zukünftige<br />

Ausbildung verän<strong>der</strong>n würden, um angehende bilinguale <strong>Geographie</strong>lehrkräfte auf den Beruf<br />

vorzubereiten. Durch die explizite Auffor<strong>der</strong>ung eine Zielsetzung zu formulieren und diese zu<br />

begründen, können erneut wichtige Kompetenzen bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte aus Sicht<br />

<strong>der</strong> Befragten erfasst werden. Die abschließende Frage nach <strong>der</strong> Teilnahme an Fortbildungen<br />

zum bilingualen Unterricht rundet den Block ab und lässt erkennen, ob die LuL die<br />

Entwicklung von Professionskompetenz als einen lebenslangen Prozess sehen o<strong>der</strong> nicht.<br />

Der dritte Bereich befasst sich sowohl mit übergeordneten didaktischen und methodischen<br />

Fragestellungen als auch mit <strong>der</strong> konkreten Unterrichtpraxis und den Erfahrungen <strong>der</strong> LuL zu<br />

charakteristischen methodisch-didaktischen Elementen des bilingualen Erdkundeunterrichts.<br />

Die ersten drei Fragen regen eine Auseinan<strong>der</strong>setzung <strong>der</strong> LuL mit <strong>der</strong> aktuellen Diskussion<br />

um bilingualen Unterricht im Allgemeinen an und erfor<strong>der</strong>n von den LuL eine Verortung<br />

ihrer Person in dem Spannungsfeld zwischen <strong>der</strong> Sachfach- und <strong>der</strong> Fremdsprachendidaktik,<br />

die einen wesentlichen Einfluss auf die didaktisch-methodischen Entscheidungen <strong>der</strong> LuL hat<br />

(siehe 3.3.2). Mit <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Notwendigkeit einer eigenen bilingualen <strong>Didaktik</strong> und<br />

<strong>der</strong> Einschätzung, inwiefern eine bilinguale <strong>Geographie</strong>didaktik als Einschränkung <strong>der</strong><br />

persönlichen Möglichkeiten o<strong>der</strong> als Arbeitsentlastung durch einen Orientierungsrahmen<br />

gesehen wird, wird ein aktuelles und kontrovers diskutiertes Thema integriert, das von den<br />

LuL eine persönliche Stellungsname erfor<strong>der</strong>t. Durch diese Stellungnahme ist es einerseits<br />

möglich, die im weiteren Verlauf gegebenen Antworten mit den individuellen Überzeugungen<br />

<strong>der</strong> LuL in Verbindung zu bringen und auf ihre mögliche Entstehung zu überprüfen. Zudem<br />

soll aber auch festgestellt werden, ob die befragten LuL in das von OTTEN und WILDHAGE<br />

skizzierte Bild passen und „zu viel didaktischen ‚Überbau‘“ (ebd. 2003: 22) ablehnen o<strong>der</strong>, ob<br />

sie ebenfalls die Notwendigkeit einer bilingualen <strong>Didaktik</strong> mit „eigenständigem Profil –<br />

differenziert in fachspezifische und fachübergreifende Elemente“(OTTEN & WILDHAGE<br />

203: 23) sehen (vgl. OTTEN & WILDHAGE 2003: 22f). Die nächsten drei Fragen zu den<br />

verwendeten Unterrichtssprachen sind <strong>der</strong> Diskussion über den Einsatz und die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Muttersprache im bilingualen Unterricht geschuldet (vgl. BUTZKAMM 2008: 91). Ziel<br />

ist es herauszufinden, welche Rolle die Muttersprache im bilingualen Erdkundeunterricht<br />

spielt, zu welchem Zweck sie eingesetzt wird und welche Position bezüglich des code-<br />

switching vertreten wird. Implizit kann anhand dieser Fragen die Verortung zwischen <strong>der</strong><br />

Sachfach- und <strong>der</strong> Fremdsprachendidaktik überprüft werden, weil je nach individueller<br />

Ausrichtung die Muttersprache eine an<strong>der</strong>e Rolle spielt. Ein weiterer Fokus dieses Fragen-<br />

62


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

blocks liegt auf dem Umgang mit Verständnisproblemen, die gerade zu Beginn des<br />

bilingualen Unterrichts durch eine Diskrepanz zwischen kognitiver und fremdsprachlicher<br />

Kompetenz seitens <strong>der</strong> SuS entstehen können (vgl. RICHTER & ZIMMERMANN 2003:<br />

119). Ziel <strong>der</strong> vier Fragen zu diesem Thema ist es, herauszufinden, ob und welche<br />

Stützmaßnahmen (scaffolding) die befragten LuL in ihrem Unterricht einsetzen, um<br />

sprachlichen Verständnisproblemen vorzubeugen bzw. wie sie nicht antizipierten Ver-<br />

ständnisproblemen im Unterrichtsgeschehen begegnen. Des Weiteren wurde im Anschluss an<br />

diese Fragen nochmals sowohl direkt nach beson<strong>der</strong>s geeigneten Methoden für den<br />

bilingualen Unterricht gefragt als auch nach Stützmaßnahmen durch fremdsprachliche<br />

Übungen, z.B. Wortschatzarbeit und durch den Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen, da <strong>der</strong><br />

Einsatz dieser Methoden die Diskrepanz zwischen kognitiver und fremdsprachlicher<br />

Kompetenz seitens <strong>der</strong> SuS reduzieren und ein „sachangemessenes Lernen“ (RICHTER &<br />

ZIMMERMANN 2003: 119) ermöglichen kann (siehe 2.5.2). Im Idealfall haben die LuL<br />

diese Aspekte zwar bereits bei den Fragen zur Vorbeugung von sprachlichen Verständnis-<br />

problemen genannt, da aufgrund <strong>der</strong> schriftlichen Befragung jedoch kein gezieltes Nachfragen<br />

möglich ist, ist durch die direkte Thematisierung dieser charakteristischen Elemente<br />

sichergestellt, dass die LuL sich auch explizit zum scaffolding äußern. Zudem kann durch die<br />

Frage nach geeigneten Methoden festgestellt werden, ob die LuL die aktuellen Entwicklungen<br />

<strong>der</strong> Spracherwerbstheorie berücksichtigen und den Unterricht so gestalten, dass für die SuS<br />

viele Sprechanlässe geschaffen und die Zielsetzungen erreicht werden (vgl. OTTEN &<br />

WILDHAGE 2003: 27; SHRUM & GLISAN 2005: 14ff). Der vierte und letzte<br />

Themenschwerpunkt in diesem Fragenblock befasst sich mit den Materialien für bilingualen<br />

Erdkundeunterricht. Die Fragen nach den eigesetzten Materialien, <strong>der</strong> Verwendung selbst<br />

erstellter Materialien und persönlichen Kriterien bilingualer Erdkundematerialien wurden in<br />

den Fragenkatalog integriert, da Materialien als zentrales Medium des gesamten Unterrichts-<br />

prozesses bzw. Lernfortschritts <strong>der</strong> SuS, die Qualität des Unterrichtsgesprächs, die Inhalte<br />

und Themen, die Aufgabenstellungen und alle weiteren unterrichtlichen Aktivitäten von den<br />

eigesetzten Materialien abhängen (vgl. VOLLMER 1999: 240). Durch die Angabe, wie oft<br />

selbst erstellte Materialien eingesetzt werden, kann in Kombination mit den Angaben zu<br />

verwendeten Stützmaßnahmen die erste Hypothese, dass neben den von BAUMERT und<br />

KUNTER entwickelten Kompetenzbereichen die Materialkompetenz, d.h. die Fähigkeit<br />

angemessenes Material zu entwickeln o<strong>der</strong> vorhandenes Material mit Hilfe von scaffolding zu<br />

adaptieren, zur professioneller Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte zählt,<br />

überprüft werden.<br />

63


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

Der vorletzte Fragenblock befasst sich mit <strong>der</strong> konkreten Unterrichtsplanung und -gestaltung<br />

von bilingualem Erdkundeunterricht, indem die LuL dazu aufgefor<strong>der</strong>t werden, die Planung<br />

und Durchführung von bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht zu vergleichen,<br />

beson<strong>der</strong>s geeignete Themen zu nennen und mögliche Unterschiede in <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong><br />

Lehrperson aufzuführen. Durch den Vergleich von bilingualem und regulärem Erdkunde-<br />

unterricht bezüglich <strong>der</strong> Planung bzw. <strong>Didaktik</strong> und Gestaltung bzw. Methodik, können<br />

Rückschlüsse zu Unterschieden beim Arbeitsaufwand und bezüglich unterschiedlicher Ziel-<br />

setzungen gezogen werden, so dass <strong>der</strong> vermutete Mehraufwand und die dadurch stärker<br />

gefor<strong>der</strong>te Selbstregulationskompetenz, die eine wichtige Komponente professioneller<br />

Handlungskompetenz bilingualer Erdkundelehrkräfte darstellt, überprüft werden können. Des<br />

Weiteren würden methodische Unterschiede eine spezifische bilinguale Ausbildung be-<br />

fürworten. Die Frage nach geeigneten Themen zielt darauf ab, die von THÜRMANN und<br />

OTTEN formulierte Anfor<strong>der</strong>ung, dass bei <strong>der</strong> Themenwahl möglichst viele Bezüge zur<br />

Zielsprache und Zielkultur gemacht werden sollten, zu überprüfen und herauszufinden, ob die<br />

LuL während ihrer Berufserfahrung gute bzw. schlechte Erfahrungen mit bestimmten<br />

vorgeschriebenen Themen aus dem Kerncurriculum für regulären Erdkundeunterricht im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht gemacht haben. Außerdem haben die LuL die Möglichkeit an<br />

dieser Stelle den zuvor angesprochenen Zeitaufwand aufzugreifen und mit <strong>der</strong> angemessenen<br />

Aufbereitung bestimmter Themen zu verbinden. Die letzte Frage nach Unterschieden<br />

bezüglich <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Lehrperson schafft Raum für eine prägnante Zusammenfassung <strong>der</strong><br />

zuvor angesprochenen Aspekte (Erwartungshaltung, <strong>Didaktik</strong> und Methodik, Planung und<br />

Durchführung etc.) und gibt nicht nur Hinweise zu dem persönlichen Verständnis <strong>der</strong> LuL<br />

von bilingualem Unterricht, son<strong>der</strong>n auch auf die grundlegenden Aspekte, die in <strong>der</strong><br />

zukünftigen Lehrerausbildung berücksichtigt werden sollten.<br />

Nachdem die LuL mit <strong>der</strong> letzten Frage des vorangegangenen Blocks dazu angeregt wurden,<br />

sich mit <strong>der</strong> Rolle und den Aufgaben einer bilingualen Erdkundelehrkraft reflektiert<br />

auseinan<strong>der</strong> zu setzen, sollen sie im abschließenden Block Angaben zum Professionswissen<br />

bilingualer Erdkundelehrkräfte machen, indem sie angeben, welche Kompetenzen eine<br />

bilinguale Erdkundelehrkraft ausmachen, wie eine bilinguale Erdkundelehrkraft ihre SuS<br />

erreicht und unter welchen Umständen eine bilinguale Erdkundelehrkraft mit Problemen zu<br />

kämpfen hat. Durch diese Fragen ist es möglich die anhand <strong>der</strong> vorangegangenen Antworten<br />

gewonnenen bzw. implizierten Erkenntnisse auf ihre Richtigkeit zu überprüfen und dadurch<br />

subjektive Interpretationsfehler zu vermeiden. Um die Befragung abzurunden, wird die im<br />

ersten Block angesprochene motivationale Orientierung <strong>der</strong> LuL, die die methodisch-<br />

64


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

didaktischen Entscheidungen wesentlich mitbestimmt, aufgegriffen, indem die LuL gebeten<br />

werden, ihr persönliches Motto für den bilingualen Erdkundeunterricht zu formulieren.<br />

4.5 Praktische Erfahrungen und subjektive Theorien bilingualer<br />

<strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

Bei <strong>der</strong> folgenden Datenauswertung wird zugunsten einer vergleichenden Analyse und<br />

Interpretation <strong>der</strong> Lehreraussagen auf eine umfassende Einzelfalldarstellung <strong>der</strong> subjektiven<br />

Theorien <strong>der</strong> LuL verzichtet, weil das Ziel <strong>der</strong> Befragung die Untersuchung <strong>der</strong><br />

professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte und nicht die<br />

Darstellung einzelner subjektiver Theorien zu bilingualem Erdkundeunterricht ist. Daher<br />

werden die Antworten <strong>der</strong> LuL fragenweise bezüglich <strong>der</strong> professionellen Handlungs-<br />

kompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte vergleichend untersucht. Auf diese Weise<br />

können grundlegende Kompetenzen bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte formuliert werden. Um<br />

eine gute Vergleichbarkeit mit den Originalantworten <strong>der</strong> LuL zu gewährleisten, wird in <strong>der</strong><br />

Auswertung die Kategorisierung des Fragebogens aufgegriffen, so dass dieses Kapitel in die<br />

Bereiche Berufsdauer, -wahl und motivationale Orientierung, Ausbildung und zukünftige<br />

Lehrerausbildung, fachdidaktische und methodische Überlegungen und Erfahrungen,<br />

Unterrichtsplanung und -durchführung und Professionswissen unterteilt ist.<br />

4.5.1 Berufsdauer, -wahl und motivationale Orientierung<br />

Um über fundierte praktische Erfahrungen Auskunft geben zu können und über Profes-<br />

sionalität in Form von Expertise im bilingualen Unterricht zu verfügen, ist es notwendig, über<br />

eine langjährige Berufserfahrung im Bereich des bilingualen Erdkundeunterrichts zu verfügen<br />

(vgl. TENORTH 2006: 591). Erfreulicherweise hat die Frage nach <strong>der</strong> Berufserfahrung<br />

ergeben, dass alle durchgeführten Befragungen bei <strong>der</strong> Auswertung berücksichtigt werden<br />

können, da alle LuL seit mindestens elf Jahren den Lehrerberuf ausüben und auch mindestens<br />

über eine sechs jährige Berufserfahrung im bilingualen Erdkundeunterricht verfügen, so dass<br />

von einem gut entwickelten professionellen Verständnis ausgegangen werden kann. Über die<br />

größte Berufserfahrung im bilingualen Erdkundeunterricht verfügt Herr H. mit 22 Jahren<br />

(siehe Abb.7).<br />

65


40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

5<br />

0<br />

Frau G.-L. Frau H. Herr H. Frau K. Herr M. Frau O. Frau S. Herr S. Frau Sch.<br />

gesamte Berufserfahrung in Jahren bilinguale Berufserfahrung in Jahren<br />

Abb.7: Bilinguale und gesamte Berufserfahrung <strong>der</strong> bilingualen <strong>Geographie</strong>lehrkräfte im<br />

Vergleich (eigene Darstellung)<br />

Die Motivation <strong>der</strong> LuL bilingualen Erdkundeunterricht zu erteilen, variiert zwischen Pflicht,<br />

Interesse und <strong>der</strong> Weitergabe des Mehrwerts von bilingualem Unterricht an die SuS. So<br />

nennen Frau S., Frau Sch., Frau O. und Herr M. ihre Fächerkombination Englisch/Erdkunde,<br />

die sie aufgrund ihres Interesses an den Fächern im Studium gewählt haben, als Haupt-<br />

motivation bzw. sehen den bilingualen Unterricht als beste Möglichkeit ihre beiden Fächer<br />

miteinan<strong>der</strong> zu verbinden. Auch Frau H. kann dieser Gruppe zugeordnet werden, obwohl sie<br />

ihr eigenes Interesse nicht explizit als Motivationsgrund nennt, son<strong>der</strong>n ihre Beteiligung an<br />

<strong>der</strong> Einführung des bilingualen Faches aufführt. Jedoch kann in diesem Fall ein beson<strong>der</strong>es<br />

Interesse vermutet werden (vgl. Befragung Frau H., Anhang 2.3). Herr H., Frau K. und Herr<br />

S. dagegen haben sich nicht nur aufgrund ihres eigenen Interesses für das Unterrichten von<br />

bilingualem Erdkundeunterricht entschieden, son<strong>der</strong>n auch wegen des Zugewinns für die SuS<br />

durch den bilingualen „Mehrwert“ (vgl. OTTEN & WILDHAGE 2003: 18ff). Eben dieser<br />

Mehrwert liegt für Frau K. in <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> Fremdsprache als Mittel zum Zweck, „zum<br />

einen, da für die Schülerinnen und Schüler <strong>der</strong> Umgang mit <strong>der</strong> Fremdsprache<br />

‚instrumentalisiert‘ wird und sie diese selbstverständlicher verwenden als im Fremdsprachen-<br />

unterricht, zum an<strong>der</strong>en ist die englische Sprache als ‚Verkehrssprache‘ im späteren Studien-<br />

und/o<strong>der</strong> Berufsleben für viele Menschen Alltag“ (Befragung Frau K., Anhang 2.5). Obwohl<br />

66


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

die an<strong>der</strong>en LuL diese Aspekte nicht direkt ansprechen, kann davon ausgegangen werden,<br />

dass auch sie aufgrund ihrer Berufswahl über einen Lehrerenthusiasmus verfügen und ihre<br />

SuS bestmöglich auf das zukünftige Leben vorbereiten wollen (vgl. BAUMERT & KUNTER<br />

2006: 501ff). Entgegen dieser persönlichen bzw. schülerorientierten Motivation nennt Frau<br />

G.-L. das Antreten einer Beamtenstelle mit <strong>der</strong> Auflage bilingualen Unterricht zu erteilen als<br />

Entscheidungsgrund. Zwar wird hier nicht deutlich, ob neben <strong>der</strong> Verpflichtung auch per-<br />

sönliches Interesse vorhanden ist, jedoch kann ausgehend von den an<strong>der</strong>en Antworten ge-<br />

schlossen werden, dass selbst wenn zu Beginn kein eigenes Interesse vorhanden gewesen sein<br />

sollte, sich dieses im Laufe <strong>der</strong> Zeit entwickelt hat (vgl. Befragung Frau G.-L., Anhang 2.2).<br />

Somit kann bei allen befragten LuL eine positive Grundeinstellung zu bilingualem Erdkunde-<br />

unterricht festgestellt werden, die aufgrund fehlen<strong>der</strong> Rahmenvorgaben bezüglich <strong>der</strong><br />

Methodik und <strong>Didaktik</strong> sowie <strong>der</strong> Materialsituation sehr hilfreich ist, da „bilingualer<br />

Unterricht […] vom Engagement <strong>der</strong> unterrichtenden Lehrkräfte“ (OTTEN & WILDHAGE<br />

2003: 22) lebt. Durch diese positive Grundeinstellung verfügen die LuL über eine wichtige<br />

Grundlage für dynamisches und zielorientiertes Handeln, die für die Entwicklung bilingualer<br />

Handlungskompetenz unerlässlich ist (vgl. BAUMERT & KUNTER 2006: 501ff).<br />

Bei <strong>der</strong> Frage, ob die LuL lieber bilingualen o<strong>der</strong> regulären Erdkundeunterricht erteilen,<br />

haben die meisten LuL keine beson<strong>der</strong>en Präferenzen. Frau Sch. sieht keinen Unterschied, da<br />

sie „das FACH ERDKUNDE 24 unterrichte[t] [und] es […] auf geographische Inhalte und<br />

nicht die Vorliebe für eine Sprache“ (Befragung Frau Sch., Anhang 2.10) ankommt. Frau O.<br />

dagegen betont, dass „beide ‚Varianten‘ auf ihre Art Spaß machen“ (Befragung Frau O.,<br />

Anhang 2.7) und Herr H. und Frau S. nennen die Stärken und Schwächen bei<strong>der</strong><br />

Unterrichtsformen als Grund. Obwohl Herr S. an sich auch keine Präferenz hat, empfindet er,<br />

ebenso wie Frau K., eine Abwechslung bzw. eine Mischung aus beiden Unterrichtsformen als<br />

motivieren<strong>der</strong>. Frau K. führt für die Bevorzugung einer guten Mischung aus beiden<br />

Unterrichtsformen die umfangreichere Vorbereitung des bilingualen Unterrichts sowie die<br />

höhere Motivation <strong>der</strong> SuS im bilingualen Unterricht aufgrund <strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong><br />

Fremdsprache und die Möglichkeit <strong>der</strong> tiefergehenden Behandlung eines Themas im<br />

regulären Erdkundeunterricht an. Im Gegensatz zu den an<strong>der</strong>en LuL erteilen Frau G.-L. und<br />

Frau H. lieber bilingualen Erdkundeunterricht. Dies liegt jedoch nicht in einer beson<strong>der</strong>en<br />

Präferenz, son<strong>der</strong>n eher in <strong>der</strong> persönlichen Situation begründet, da beide in den letzten<br />

Jahren fast ausschließlich bilingualen Erdkundeunterricht erteilt haben und daher im<br />

Vergleich zum regulären Erdkundeunterricht mittlerweile über mehr erprobte Materialien für<br />

24 Hervorhebung durch Frau Sch.<br />

67


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

bilingualen Unterricht verfügen und dadurch weniger Vorbereitungszeit für bilingualen<br />

Erdkundeunterricht benötigen. Diese Positionierung, ebenso wie die von Frau K., spiegelt<br />

auch die Beeinflussung des Arbeitsaufwandes wi<strong>der</strong>, da aufgrund des geringeren Aufwandes<br />

eine Präferenz entstanden ist, obwohl an sich beide Fächer gerne unterrichtet werden.<br />

Dadurch wird auch die große Bedeutung <strong>der</strong> selbstregulativen Fähigkeiten bilingualer LuL<br />

bestätigt (vgl. BAUMERT & KUNTER 2006: 501ff).<br />

4.5.2 Ausbildungsweg und zukünftige Lehrerausbildung<br />

Mit dem Studium bei<strong>der</strong> Fächer (Erdkunde und Englisch) verfügen alle neun LuL über eine<br />

weitere wichtige Voraussetzung für die Entwicklung professioneller Kompetenz, da das<br />

Fachwissen <strong>der</strong> LuL eine Kernkompetenz professionellen Handelns darstellt (vgl.<br />

BAUMERT & KUNTER 2006: 482). Des Weiteren stimmen die LuL aufgrund ihrer eigenen<br />

Erfahrungen mit <strong>der</strong> theoretischen Annahme überein, dass geographisches Fachwissen für<br />

professionelles Handeln ebenso wichtig ist wie umfangreiche Sprachkompetenz in <strong>der</strong><br />

Fremdsprache. Dabei ist ein Englischstudium zwar von Vorteil, jedoch sind vergleichbare<br />

Sprachkenntnisse, die z.B. durch einen längeren Auslandsaufenthalt erworben wurden,<br />

ebenfalls ausreichend, solange die LuL über „eine Vertrautheit mit <strong>der</strong> englischen Sprache“<br />

(Befragung Frau K., Anhang 2.5) verfügen und in <strong>der</strong> Lage sind die „Schwierigkeiten <strong>der</strong><br />

[Schülerinnen und] Schüler […] einschätzen“ (Befragung Frau G.-L., Anhang 2.2) zu können.<br />

Diese Sprachkompetenz sollte ohne ein Englischstudium in Herrn H. ‘s Augen mindestens bei<br />

einem Sprachniveau von C1 25 liegen, damit die Ziele des bilingualen Erdkundeunterrichts<br />

auch erreicht werden können. Jedoch müssen sich die LuL trotz eines Englischstudiums noch<br />

„viel neues geographisches Fachvokabular [in <strong>der</strong> Fremdsprache selbst] aneignen“ (Be-<br />

fragung Frau H., Anhang 2.3), da dieses im Studium nicht erworben wird, so dass es auch<br />

„auf die eigene Motivation und die Sprachbegeisterung an[kommt]“ (Befragung Frau O.,<br />

Anhang 2.7), ob man eine gute bilinguale <strong>Geographie</strong>lehrkraft ist o<strong>der</strong> nicht.<br />

Bis auf Herrn S., <strong>der</strong> schon während des Referendariats bilingualen Erdkundeunterricht erteilt<br />

und sich in seiner Examensarbeit ausführlich mit dieser Thematik auseinan<strong>der</strong>gesetzt hat, ist<br />

keiner <strong>der</strong> LuL vor dem Antritt <strong>der</strong> ersten Stelle mit bilingualem Unterricht in Berührung<br />

gekommen. Folglich haben die befragten LuL ihre bilingualen Kompetenzen durch learning<br />

25 Nach dem Gemeinsamen Europäischem Referenzrahmen für Sprachen verfügt eine Person mit dem<br />

Sprachniveau C1 über eine kompetente Sprachverwendung, d.h. sie „kann ein breites Spektrum<br />

anspruchsvoller, längerer Texte verstehen und auch implizite Bedeutungen erfassen. Kann sich spontan und<br />

fließend ausdrücken, ohne öfter deutlich erkennbar nach Worten suchen zu müssen. Kann die Sprache im<br />

gesellschaftlichen und beruflichen Leben o<strong>der</strong> in Ausbildung und Studium wirksam und flexibel gebrauchen.<br />

Kann sich klar, strukturiert und ausführlich zu komplexen Sachverhalten äußern und dabei verschiedene<br />

Mittel zur Textverknüpfung angemessen verwenden“ (NDS. KULTUSMINISTERIUM 2006: 35).<br />

68


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

by doing, die Unterstützung erfahrener Kollegen und bei Fortbildungen erworben. Ein erster<br />

Kontakt mit bilingualem Unterricht im Studium o<strong>der</strong> Referendariat führt nach Angaben <strong>der</strong><br />

LuL aber nicht automatisch zu dem Gefühl, den Anfor<strong>der</strong>ungen des bilingualen<br />

Erdkundeunterrichts gewachsen zu sein bzw. dem bilingualen Erdkundeunterricht aufgrund<br />

des fehlenden Kontaktes nicht gewachsen zu sein, da Herr S, <strong>der</strong> als einziger schon während<br />

<strong>der</strong> Ausbildung Kontakt mit bilingualem Erdkundeunterricht hatte, sich nicht sicher war, den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen zu sein, wohingegen fünf <strong>der</strong> befragten LuL sich auch ohne<br />

spezifische Ausbildung durch längere Auslandsaufenthalte o<strong>der</strong> ihren persönlichen<br />

Werdegang dem bilingualen Erdkundeunterricht gewachsen sahen. Neben Herrn S. hatten<br />

Frau H. und Frau O. ebenfalls Bedenken den Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen zu sein, was z.B. bei<br />

Frau H. daran lag, dass damalige Kollegen noch die Ansicht vertraten, dass „nur<br />

Muttersprachler wirklich guten bilingualen Unterricht erteilen“ (Befragung Frau H., Anhang<br />

2.3) können. Zudem merkt Herr M. an, dass er seine bilinguale Fachkompetenz parallel mit<br />

dem Aufbau des bilingualen Unterrichts entwickeln konnte und es daher einfacher war, in das<br />

Fach hineinzuwachsen. Trotzdem sind sich alle einig, dass <strong>der</strong> Erwerb einer bilingualen<br />

Fachkompetenz ohne eine spezifische Ausbildung zwar zeitaufwendiger ist, es jedoch durch<br />

learning by doing, Unterstützung von Kollegen und das nötige Interesse machbar ist. Ferner<br />

wurde die im Laufe <strong>der</strong> Zeit verbesserte<br />

Materialsituation als Entlastung empfunden.<br />

Aufgrund dieser hohen Anfor<strong>der</strong>ungen und <strong>der</strong><br />

hohen Arbeitsbelastung beim Selbsterwerb bi-<br />

lingualer Kompetenzen halten 67% <strong>der</strong> LuL ein<br />

spezifisches Ausbildungsprogramm für zu-<br />

künftige bilinguale Erdkundelehrkräfte für nötig<br />

und weitere 22% <strong>der</strong> LuL empfinden ein solches<br />

als hilfreiche Entlastung. Nur 11% halten eine<br />

spezifische bilinguale Ausbildung für unnötig, da<br />

mit dem <strong>Geographie</strong>- und dem Fremdsprachen-<br />

studium alle notwendigen Kompetenzen er-<br />

worben werden und diese für den bilingualen<br />

Erdkundeunterricht nur kombiniert werden<br />

müssen (siehe Abb. 8).<br />

Bei Einführung einer spezifischen bilingualen<br />

Ausbildung in <strong>der</strong> ersten und zweiten Aus-<br />

69<br />

11%<br />

22%<br />

67%<br />

spezifisches Ausbildungsprogramm<br />

ist notwendig<br />

spezifisches Ausbildungsprogramm<br />

ist unnötig<br />

spezifisches Ausbildungsprogramm<br />

ist hilfreich aber nicht nötig<br />

Abb. 8: Notwendigkeit eines spezifischen<br />

Ausbildungsprogramms für<br />

bilinguale <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

(eigene Darstellung)


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

bildungsphase sollte nach Meinung <strong>der</strong> befragten LuL aufgrund wesentlicher Unterschiede<br />

zum regulären Erdkundeunterricht auf die sprachlichen und fachdidaktischen Beson<strong>der</strong>heiten,<br />

mögliche Schwierigkeiten und die Methodik und <strong>Didaktik</strong> eingegangen werden. Des<br />

Weiteren sollten die Spracharbeit und die beson<strong>der</strong>e Form <strong>der</strong> didaktischen Reduktion<br />

thematisiert werden, da sie zentrale methodisch didaktische Elemente von bilingualem<br />

Unterricht darstellen und in dieser Form we<strong>der</strong> im deutschsprachigen Erdkundeunterricht,<br />

noch im Fremdsprachenunterricht zu finden sind. Zudem sollte auch effiziente<br />

Unterrichtsorganisation ein Teil <strong>der</strong> zukünftigen Ausbildung ausmachen, um die geringe<br />

verfügbare Zeit effizient nutzen zu können. Diese Vorschläge verdeutlichen erneut, dass<br />

bilinguale Erdkundelehrkräfte sowohl über Fachwissen und fachdidaktisches Wissen als auch<br />

über selbstregulative Kompetenzen verfügen sollten, damit sie zu Beginn des Berufseinstiegs<br />

schon so professionell wie möglich arbeiten können. Da jedoch nie alle Zielsetzungen von<br />

allen LuL aufgeführt wurden, wird deutlich, dass die Anfor<strong>der</strong>ungen an bilinguale<br />

Erdkundelehrkräfte variieren bzw., dass die befragten LuL aufgrund ihrer individuellen<br />

Erfahrungen unterschiedliche Schwerpunkte setzen würden.<br />

Auch die Vermutung, dass viele Kompetenzfacetten erst durch langjährige Berufserfahrung in<br />

einem lebenslangen Prozess annähernd vollständig erworben werden können, wird durch die<br />

regelmäßige Teilnahme aller LuL 26 an Fortbildungen bestätigt (vgl. MEYER, C. 2011: 189;<br />

BAUMERT & KUNTER 2006: 505ff). Herr H. organisiert und führt zudem auch regionale<br />

und überregionale Fortbildungen zu bilingualem Unterricht durch. Weitere Fortbildungs-<br />

angebote bestehen sowohl seitens <strong>der</strong> Schulbuchverlage als auch durch spezielle Kurse in<br />

Großbritannien (vgl. Befragung Frau H., Anhang 2.3).<br />

4.5.3 Fachdidaktische und methodische Überlegungen und Erfahrungen<br />

Damit überhaupt professionelle bilinguale Handlungskompetenz entwickelt werden kann,<br />

müssen die bilingualen <strong>Geographie</strong>lehrkräfte sich sowohl mit ihren eigenen Werten und<br />

Überzeugungen als auch mit <strong>der</strong> aktuellen Diskussion um den bilingualen Unterricht<br />

auseinan<strong>der</strong>setzen, um sich im Spannungsfeld zwischen <strong>der</strong> Sachfach- und Fremdsprachen-<br />

didaktik positionieren zu können (vgl. BONGARTZ & DZIAK-MAHLER 2007: 85).<br />

26 Frau Sch. hat die Frage nach <strong>der</strong> Teilnahme an regelmäßigen Fortbildungen zwar nicht beantwortet, jedoch ist<br />

davon auszugehen, dass auch Frau Sch. an regelmäßigen Fortbildungen teilnimmt, da die Kontakte über eine<br />

Kollegin zustande gekommen sind, die sie regelmäßig auf Fortbildungen antrifft.<br />

70


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

Durch das langjährige Unterrichten<br />

von bilingualem Unterricht haben die<br />

befragten LuL ihre Position bereits<br />

gefunden (siehe Abb.9). Es sei jedoch<br />

darauf hingewiesen, dass es sich<br />

dabei um keine dauerhaft feststehende<br />

Verortung handelt, son<strong>der</strong>n sich die<br />

Position im weiteren Berufsverlauf<br />

durch neue Forschungsergebnisse,<br />

den Gang <strong>der</strong> aktuellen Diskussion o<strong>der</strong> durch eigene Erfahrungen verän<strong>der</strong>n kann. Sechs <strong>der</strong><br />

neun LuL (56%) sprechen sich zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Befragung für eine stärkere Betonung <strong>der</strong><br />

Sachfachdidaktik aus, wohingegen Frau G.-L. und Herr M. (22%) beide <strong>Didaktik</strong>en als<br />

gleichwertige Komponenten ansehen, da „vom Curriculum vorgesehenen Kompetenzen<br />

vermittelt [werden] und dies in <strong>der</strong> Fremdsprache“ (Befragung Frau G.-L., Anhang 2.2). Die<br />

Antworten von Herrn H. und Frau O. dagegen sind nicht so einfach einzuordnen, da beide<br />

keine direkte individuelle Positionierung vorgenommenen haben. Frau O. verweist, anstatt<br />

eine Verortung vorzunehmen nur darauf, dass die „Beachtung <strong>der</strong> ‚Mechanismen‘ des<br />

Zweitspracherwerbs“ (Frau O., Anhang 2.7) wichtig sind. Somit kann davon ausgegangen<br />

werden, dass entwe<strong>der</strong> beide <strong>Didaktik</strong>en gleichwertig behandelt werden o<strong>der</strong> die<br />

Fremdsprachendidaktik eine größere Rolle spielt als die Sachfachdidaktik. Auch bei Herrn H.<br />

kann die individuelle Position nur vermutet werden, da er lediglich argumentiert, dass sich<br />

erst „im Zusammenspiel von Sachfachdidaktik und Fremdsprachendidaktik […] eine <strong>Didaktik</strong><br />

des bilingualen Unterrichts ergibt“ (Befragung Herr H., Anhang 2.4) ohne eine Gewichtung<br />

bei<strong>der</strong> <strong>Didaktik</strong>en vorzunehmen. Durch den Besuch eines Vortrages von Herrn H. zu<br />

bilingualem Unterricht kann seine Position jedoch rekonstruiert werden. Aufgrund <strong>der</strong><br />

Äußerungen, dass „bilingualer Unterricht in erster Linie Sachfachunterricht ist und kein<br />

Sprachunterricht“ 27 und dass beide <strong>Didaktik</strong>en beim CLIL-Konzept eng miteinan<strong>der</strong><br />

verbunden sind und gegenseitig voneinan<strong>der</strong> profitieren, kann von einer stärkeren Betonung<br />

<strong>der</strong> Sachfachdidaktik ausgegangen werden 28 . Ob diese Verortung wie vermutet die<br />

methodisch-didaktischen Entscheidungen <strong>der</strong> LuL beeinflusst, wird sich in <strong>der</strong> weiteren<br />

Analyse zeigen. Außerdem hat die Befragung verdeutlicht, dass die individuellen<br />

Positionierungen aufgrund <strong>der</strong> regelmäßigen Teilnahme an Fortbildungen eng mit dem Stand<br />

27 Vgl. HAUPT, D. 2012: Bilingualer deutsch-englischer Unterricht – eine fächerübergreifende Einführung.<br />

Einführungsvortrag auf einer Fortbildung des NLQ vom 14.-16.03.2012 in Bad Salzdetfurth.<br />

28 Siehe Fußnote 27.<br />

71<br />

22%<br />

22%<br />

56%<br />

Sachfachdidaktik hat<br />

Vorrang<br />

Fremdsprachendidaktik<br />

hat Vorrang<br />

beide <strong>Didaktik</strong>en sind<br />

gleichwichtig<br />

Sonstiges<br />

Abb. 9: Spannungsfeld zwischen Sachfach- und<br />

Fremdsprachendidaktik (eigene Darstellung)


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

<strong>der</strong> aktuellen Diskussion verknüpft sind, da sowohl die Gleichwertigkeit bei<strong>der</strong> <strong>Didaktik</strong>en als<br />

auch <strong>der</strong> Fokus auf <strong>der</strong> Sachfachdidaktik unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Fremdsprachendidaktik<br />

durch den jeweils vorhandenen dualen Fokus mit dem aktuell dominierenden CLIL-Ansatz<br />

vereinbar sind (vgl. MEHISTO, MARSH & FRIGOLS 2008: 9). Zudem wird dieses Ergebnis<br />

noch durch die Aussage von Herrn M., <strong>der</strong> auf die fehlende Sachdiskussion zu diesem Thema<br />

in Mecklenburg-Vorpommern hinweist und erklärt, dass in Mecklenburg-Vorpommern daher<br />

im bilingualen Unterricht stärker auf die sprachliche Richtigkeit geachtet wird als es in<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen <strong>der</strong> Fall ist und die Möglichkeit besteht, diese auch in <strong>der</strong> Leistungsbeurteilung<br />

zu berücksichtigen, bestätigt (vgl. Befragung Herr M., Anhang 2.6).<br />

Bedingt durch die mehrjährige bilinguale Berufserfahrung wurden die LuL während ihrer<br />

Lehrtätigkeit auch schon mit <strong>der</strong> Diskussion zwischen Fachdidaktikern und Praktikern über<br />

die Notwendigkeit einer bilingualen <strong>Didaktik</strong> konfrontiert, so dass bis auf Frau S., die sich<br />

trotz zwölfjähriger bilingualer Berufserfahrung nicht in <strong>der</strong> Lage sieht, diese komplexe<br />

Thematik zu beurteilen, alle LuL einen Standpunkt zu <strong>der</strong> Frage, ob eine fachspezifische o<strong>der</strong><br />

eine fächerübergreifende <strong>Didaktik</strong> für den bilingualen Unterricht entwickelt werden sollte,<br />

vertreten können. Jedoch variieren die einzelnen Meinungen stark. So passt Frau Sch. durch<br />

ihre Argumentation, dass eine Kombination <strong>der</strong> Sachfach- und <strong>der</strong> Fremdsprachendidaktik<br />

durch die LuL selbst völlig ausreicht, als einzige in das von OTTEN und WILDHAGE<br />

skizzierte Bild, in dem Praktiker eine bilinguale <strong>Didaktik</strong> ablehnen. Die an<strong>der</strong>en sieben LuL<br />

sprechen sich entwe<strong>der</strong> für eine fächerübergreifende bzw. fachspezifische bilinguale <strong>Didaktik</strong><br />

o<strong>der</strong> eine Mischung aus beidem aus. Herr M., Herr S. und Frau G.-L. gehören zu denjenigen<br />

bilingualen Erdkundelehrkräften, die aufgrund <strong>der</strong> divergenten Arbeitsmethoden für eine<br />

sachfachspezifische <strong>Didaktik</strong> plädieren (vgl. Befragung Herr M., Anhang 2.6). Frau H. ist<br />

grundsätzlich auch <strong>der</strong> Meinung, dass „wenn eine <strong>Didaktik</strong> entwickelt werden sollte, […]<br />

[diese] auf die einzelnen Fächer ausgerichtet sein [sollte]“ (Befragung Frau H., Anhang 2.3),<br />

dieses aber zu aufwendig ist, so dass keine <strong>Didaktik</strong> entwickelt werden wird. Im Gegensatz zu<br />

dieser Gruppe von bilingualen <strong>Geographie</strong>lehrkräften spricht sich Frau K. für eine fächer-<br />

übergreifende <strong>Didaktik</strong> aus, weil „die grundlegenden Fragestellungen in allen Fächern ähnlich<br />

sind“ (Befragung Frau K., Anhang 2.5). Herr H. und Frau O. stimmen mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach<br />

einer fächerübergreifenden Grunddidaktik, die z.B. den Aspekt <strong>der</strong> Sprache umfasst, „mit<br />

sachfachspezifischen Aspekten, die nicht fächerübergreifend zu sehen sind“ (Befragung Herr<br />

H., Anhang 2.4) mit <strong>der</strong> Sichtweise von OTTEN und WILDHAGE überein, die eine<br />

bilinguale <strong>Didaktik</strong> mit „eigenständigem Profil – differenziert in fachspezifische und<br />

72


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

fachübergreifende Elemente“ (ebd. 2003: 23) für notwendig erachten und sind daher<br />

zwischen den beiden Gruppen von befragten LuL anzusiedeln.<br />

Trotz dieses differenzierten Meinungsbildes bezüglich <strong>der</strong> Entwicklung einer eigenständigen<br />

<strong>Didaktik</strong> empfindet die Mehrheit <strong>der</strong> befragten LuL (Frau K., Frau G.-L., Herr S., Herr H.<br />

und Frau O.) eine bilinguale <strong>Geographie</strong>didaktik, beson<strong>der</strong>s für Neueinsteiger, als hilfreich,<br />

da sie sowohl eine Entlastung als auch Anregung sein kann, ohne den Freiraum <strong>der</strong> LuL zum<br />

Experimentieren einzuschränken. Im Vergleich dazu sieht Herr M. die Entwicklung einer<br />

bilingualen <strong>Geographie</strong>didaktik etwas kritischer und verweist sowohl auf die Möglichkeit <strong>der</strong><br />

Entlastung als auch auf die <strong>der</strong> Einschränkung, je nachdem wie viele Freiräume den LuL<br />

gelassen werden. Frau H. und Frau Sch., die sich auch gegen die Entwicklung einer <strong>Didaktik</strong><br />

ausgesprochen haben, sehen keine Entlastung durch eine bilinguale <strong>Didaktik</strong> und wollen auch<br />

nicht durch noch mehr Vorschriften, wovon es ihrer Meinung nach schon genug gibt, in ihren<br />

Entscheidungen eingeschränkt werden 29 . Diese Antworten bezüglich einer möglichen<br />

Entlastung bzw. Einschränkung liefern im Zusammenhang mit <strong>der</strong> vorangegangenen Frage<br />

eine erste Bestätigung <strong>der</strong> Hypothese, dass die individuelle Verortung im Spannungsfeld<br />

zwischen <strong>der</strong> Sachfach- und <strong>der</strong> Fremdsprachendidaktik eine wichtige Rolle für die<br />

professionelle Handlungskompetenz <strong>der</strong> bilingualen <strong>Geographie</strong>lehrkräfte bedeutet.<br />

In Anlehnung an das CLIL-Konzept spielt die deutsche Sprache im bilingualen Erdkunde-<br />

unterricht bei fast allen LuL eine untergeordnete Rolle, weil das Prinzip <strong>der</strong> funktionalen<br />

Fremdsprachigkeit (siehe 2.5.1) angewendet wird. Auf die deutsche Sprache wird unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> jeweiligen Lerngruppe und <strong>der</strong> jeweiligen Sprachkompetenz <strong>der</strong> SuS<br />

nur zu Beginn des bilingualen Unterrichts, bei Verständnisproblemen, Vermittlung <strong>der</strong><br />

Fachbegriffe, die laut Kerncurriculum in beiden Sprachen vermittelt werden müssen,<br />

organisatorischen Klärungen und bei Verständnisschwierigkeiten, die nicht durch<br />

paraphrasieren gelöst werden können, eingesetzt. Demnach ist es unabdingbar für<br />

professionelle bilinguale Handlungskompetenz über Fremdsprachenkompetenz in schriftlicher<br />

und mündlicher Form, Sprachhandlungskompetenz im Unterrichtskontext sowie ein Gefühl<br />

für authentischen Sprachgebrauch zu verfügen, da ohne diese Kompetenzen die Sprache nicht<br />

als Mittel zum Zweck eingesetzt werden könnte. Nur Frau H. und Herr M. schreiben <strong>der</strong><br />

deutschen Sprache aufgrund <strong>der</strong> Bezeichnung bilingual, was eigentlich zweisprachig heißt,<br />

eine nicht unbedeutende Rolle zu. Trotz dieser Einstellung benutzt Frau H. hauptsächlich die<br />

Fremdsprache und greift nur bei Verständnisproblemen auf die Muttersprache zurück,<br />

wohingegen Herr M. auf ein ausgewogenes Verhältnis bei<strong>der</strong> Sprachen, mit beson<strong>der</strong>em<br />

29 Die Antwort von Frau S. wurde bei dieser Frage nicht berücksichtigt, da sie aufgrund von Ungenauigkeiten<br />

keinem Standpunkt zuzuordnen ist.<br />

73


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

Fokus auf die Fachsprache achtet, weil in Mecklenburg-Vorpommern die bilingualen<br />

Abiturklausuren in <strong>Geographie</strong> auf Deutsch geschrieben werden.<br />

Außerdem sollten die LuL Kenntnisse über den Zweitsprachenerwerb haben und das<br />

Sprachniveau <strong>der</strong> SuS einschätzen können, denn nur dann ist es möglich den Einsatz <strong>der</strong><br />

Muttersprache, auch bezüglich des code-switching, optimal zu dosieren. Unter einer<br />

optimalen Dosierung verstehen die befragten LuL die deutsche Sprache „so selten wie<br />

möglich, [aber] so oft wie nötig“ (Befragung Frau S. Anhang 2.8) einzusetzen. Ziel ist es<br />

jedoch, dass sich die SuS eine „entsprechende coping language 30 für Nachfragen an[...]eignen<br />

[und] sich möglichst auf Englisch ausdrücken“ (Befragung Frau O., Anhang 2.7). Die<br />

Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass obwohl die SuS die Möglichkeit haben in<br />

Leistungskontrollen und im Unterricht die Muttersprache zu verwenden, davon in <strong>der</strong> Regel<br />

kein Gebrauch gemacht wird, da die SuS „die englische Sprache nach vier bis sechs Wochen<br />

als U[nterrichts]-Sprache akzeptieren“ (Befragung Frau Sch., Anhang 2.10) und die<br />

Verwendung <strong>der</strong> Muttersprache durch gute Vorbereitung seitens <strong>der</strong> LuL nicht mehr<br />

notwendig ist. Herr H. weist zudem darauf hin, dass die LuL bei <strong>der</strong> Anwendung von code-<br />

switching auf „eine klare Trennung zwischen den Sprachsystemen [achten sollten], um<br />

Interferenzen zu vermeiden“ (Befragung Herr H., Anhang 2.4). Somit sollten die LuL nicht<br />

nur über gut ausgebildete Sprachsysteme in ihrer Muttersprache und <strong>der</strong> Fremdsprache<br />

verfügen, son<strong>der</strong>n auch über die Fähigkeit bei code-switching seitens <strong>der</strong> SuS auf eine klare<br />

Abgrenzung zur Unterrichtssprache zu achten.<br />

Die Antworten <strong>der</strong> LuL zum Umgang mit Verständnisproblemen und zu den verwendeten<br />

Stützmaßnahmen haben nicht nur Erkenntnisse über den Umgang mit Verständnisproblemen<br />

und scaffolding im bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht gebracht, son<strong>der</strong>n auch die bereits<br />

festgestellte herausragende Bedeutung <strong>der</strong> funktionalen Fremdsprachigkeit für den<br />

bilingualen Erdkundeunterricht bestätigt, die wie<strong>der</strong>um die Notwendigkeit einer gewissen<br />

Sprachkompetenz in <strong>der</strong> Fremdsprache seitens <strong>der</strong> LuL betont. Diese Bestätigung resultiert<br />

aus den Aussagen <strong>der</strong> LuL, dass sie bei Nachfragen die unverständlichen Aspekte zuerst<br />

immer paraphrasieren, was eine gewisse Wortgewandheit in <strong>der</strong> Fremdsprache voraussetzt,<br />

bzw. an<strong>der</strong>e SuS bitten dies zu tun, o<strong>der</strong> Visualisierungen, Vokabellisten und an<strong>der</strong>e<br />

unterstützende Elemente zur Hilfe nehmen, bevor sie bei unlösbaren Verständnisproblemen<br />

auf die Muttersprache zurückgreifen (vgl. Befragung Herr H., Herr S., Frau G.-L., Frau K.,<br />

Frau S. und Frau H., Anhang 2). Bezüglich des Umgangs mit Verständnisproblemen weisen<br />

Frau O. und Herr M. zudem auf zwei wichtige Aspekte hin. Zum einen, dass „die SuS […]<br />

30 Eigene Hervorhebung.<br />

74


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

das Gefühl haben [sollten], dass es in Ordnung ist, nicht alles (sofort) zu verstehen und<br />

nachzufragen“ (Befragung Frau O., Anhang 2.7), damit die Motivation hoch gehalten wird<br />

und die SuS die mündliche Mitarbeit nicht aus Angst vor Fehlern bzw. <strong>der</strong> Offenbarung von<br />

Verständnisproblemen einstellen. Zum an<strong>der</strong>en sollten die LuL bei Verständnisproblemen<br />

darauf achten, „ob diese Probleme auf <strong>der</strong> mangelnden Nacharbeit von Fachvokabular u.ä.<br />

beruhen“ (Befragung Herr M., Anhang 2.6) o<strong>der</strong> auf an<strong>der</strong>e Probleme zurückzuführen sind.<br />

Diese Ursachenanalyse erfor<strong>der</strong>t von professionellen bilingualen <strong>Geographie</strong>lehrkräften eine<br />

gute diagnostische Kompetenz bezüglich des Fremdsprachenerwerbs und geographischen<br />

Fachvokabulars, das auch im regulären Erdkundeunterricht zu Verständnisproblemen führen<br />

kann, wenn ein Fachbegriff nicht ausreichend erläutert wird. Neben diesen Erkenntnissen<br />

haben die Fragen nach dem Umgang mit <strong>der</strong> möglichen Diskrepanz zwischen<br />

fremdsprachlichem und kognitivem Wissen seitens <strong>der</strong> SuS sowie die Erläuterung <strong>der</strong><br />

Maßnahmen zur Vorbeugung von Verständnisproblemen gezeigt, dass alle befragten LuL<br />

unterschiedliche Maßnahmen des scaffolding (siehe 2.5.2) einsetzen. Beispielhaft wurden<br />

gezielte Vokabelentlastungen und Vokabellisten, <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> Muttersprache beson<strong>der</strong>s bei<br />

sprachlicher und fachlicher Diskrepanz, Reduktion <strong>der</strong> Textfülle und Komplexität, Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Anschaulichkeit durch Illustrationen, Filme, Fotos etc., Einsatz <strong>der</strong> skill pages aus <strong>der</strong><br />

bilingualen Reihe von Westermann, Anpassung <strong>der</strong> Aufgabenformate und Fragerunden nach<br />

dem Lesen von Texten genannt. Die Bandbreite <strong>der</strong> Nennungen verdeutlicht, dass zur<br />

professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte nicht nur Grundlagen-<br />

kenntnisse geographischer Arbeitsmethoden, son<strong>der</strong>n auch Kenntnisse <strong>der</strong> Fremdsprachen-<br />

didaktik zählen. Folglich wird damit neben <strong>der</strong> Fachkompetenz die Notwendigkeit einer<br />

fundierten fremdsprachendidaktischen Ausbildung, die die LuL für sinnvoll und weniger<br />

arbeitsaufwendig halten als den Erwerb <strong>der</strong> Sprachkompetenz im Ausland, betont. Außerdem<br />

ist durch den Verweis auf die Möglichkeit <strong>der</strong> „Anpassung <strong>der</strong> Aufgabenformate (matching<br />

exercises, pictures 31 , Textversatzstücke zur ‚gestützten‘ Kommunikation)“ (Befragung Frau<br />

O., Anhang 2.7) und die Reduktion <strong>der</strong> Textfülle die erste Hypothese bezüglich <strong>der</strong> Material-<br />

gestaltungskompetenz ansatzweise bestätigt worden. Da die LuL in <strong>der</strong> Regel immer nur ein<br />

o<strong>der</strong> zwei Maßnahmen beispielhaft genannt haben, hat es sich bewährt, im Anschluss an diese<br />

Fragen nochmal explizit nach <strong>der</strong> Rolle von methodischen Übungen aus dem Fremdsprachen-<br />

unterricht und dem Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen zu fragen.<br />

Auch bezüglich <strong>der</strong> Rolle fremdsprachlicher Methoden im bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht<br />

herrscht eine fast einheitliche Meinung vor. So verwenden die befragten LuL nicht nur<br />

31 Eigene Hervorhebung.<br />

75


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

flächendeckend unterschiedliche Methoden aus dem Fremdsprachenunterricht, wie Wort-<br />

schatzarbeit, Ausspracheübungen, Sprachmittlungsaufgaben für kreative Hausaufgaben,<br />

Rollenspiele, Tagebucheinträge z.B. After the Earthquake (vgl. Befragung Frau O., Anhang<br />

2.7) o<strong>der</strong> Übungen zum Hörverstehen, in allen Unterrichtsphasen, son<strong>der</strong>n vertreten auch die<br />

Meinung, dass es sich dabei um notwendige und unterstützende Maßnahmen handelt, diese<br />

jedoch dem Sachfach untergeordnet sind. Trotzdem kommt den methodischen Übungen des<br />

Fremdsprachenunterrichts eine wichtige Rolle zu, weil sie häufig in je<strong>der</strong> Stunde „funktional<br />

für das Erreichen eines durch das Sachfach definierten Ziels hilfreich sind“ (Befragung Herr<br />

H., Anhang 2.4) bzw. benötigt werden und gleichzeitig „schwierige sprachliche Inhalte<br />

umschifft und bewältigt werden“ (Befragung Frau Sch., Anhang 2.10) können. Zudem wird<br />

aber betont, dass es sich bei dieser Art von Übungen im bilingualen Erdkundeunterricht nicht<br />

um Sprachunterricht im herkömmlichen Sinne handelt, son<strong>der</strong>n eher um ein Mittel zum<br />

Zweck (vgl. Befragung Herr S., Anhang 2.9 und Befragung Frau H., Anhang 2.3). Aufgrund<br />

dieser Tatsache ist die von 67% <strong>der</strong> befragten LuL gefor<strong>der</strong>te spezifische bilinguale<br />

Ausbildung als sinnvoll einzustufen, da im Rahmen eines spezifischen Ausbildungs-<br />

programms auf diese Beson<strong>der</strong>heiten eingegangen werden kann.<br />

Auch das Prinzip <strong>der</strong><br />

Anschaulichkeit und<br />

<strong>der</strong> Wechsel <strong>der</strong> Dar-<br />

stellungsformen wird<br />

einheitlich als geeig-<br />

nete Methode für den<br />

bilingualen Unterricht,<br />

in diesem Fall bi-<br />

lingualenErdkunde- 22%<br />

22%<br />

unterricht, empfunden (siehe Abb.10). 78% <strong>der</strong> LuL sehen ein beson<strong>der</strong>es didaktisches<br />

Potential im Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen, weil dadurch die SuS bei ihrem aktuellem<br />

Wissenstand und ihren Möglichkeiten abgeholt werden (vgl. LEISEN 2005: 10f). 22 % davon<br />

sehen dieses Potential jedoch fächerübergreifend, wohingegen die übrigen 56% ein<br />

beson<strong>der</strong>es Potential für bilingualen Unterricht erkennen, da unterschiedliche „Medien helfen<br />

Sachverhalte in <strong>der</strong> Fremdsprache zu versprachlichen“ (Befragung Herr S., Anhang 2.9).<br />

Obwohl den übrigen 22% <strong>der</strong> Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen nicht bekannt ist, lässt sich<br />

aus den gegebenen Antworten zu beson<strong>der</strong>s geeigneten Methoden schließen, dass auch diese<br />

zwei LuL im Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen ein beson<strong>der</strong>s Potential sehen. Offen bleibt<br />

76<br />

56%<br />

beson<strong>der</strong>es didaktisches Potenzial<br />

im bilingualen Erdkundeunterricht<br />

beson<strong>der</strong>es didaktisches Potential<br />

für jedes Fach<br />

sonstiges<br />

Abb. 10: Potential des Wechsels <strong>der</strong> Darstellungsformen für den<br />

bilingualen Erdkundeunterricht (eigene Darstellung)


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

nur, ob sie dieses als fächerübergreifendes o<strong>der</strong> spezifisches Potential für bilingualen<br />

Unterricht sehen. Somit spricht auch dieses Ergebnis für ein spezifisches Ausbildungs-<br />

programm für bilinguale LuL, um den zukünftigen bilingualen LuL schon während <strong>der</strong><br />

Ausbildung schon so viel Professionalität wie möglich bzw. die Grundlagen für professionelle<br />

Handlungskompetenz zu vermitteln.<br />

Um einschätzen zu können, ob professionelle Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>-<br />

lehrkräfte auch Wissen über aktuelle Spracherwerbstheorien umfasst, wurden die LuL nach<br />

beson<strong>der</strong>s geeigneten Methoden für den bilingualen Erdkundeunterricht gefragt, so dass<br />

überprüft werden kann, ob diese den aktuellen Theorien und Ansichten entsprechen (vgl.<br />

OTTEN & WILDHAGE 2003: 27; SHRUM & GLISAN 2005: 14ff). Da alle befragten LuL,<br />

mit Ausnahme von Frau Sch., Methoden, die dem aktuellen Forschungsstand entsprechen und<br />

den Spracherwerb för<strong>der</strong>n, als beson<strong>der</strong>s geeignet aufführen, kann das Wissen über aktuelle<br />

Spracherwerbstheorien als Teil professioneller Handlungskompetenz angesehen werden. Als<br />

beson<strong>der</strong>s geeignet wurden unter an<strong>der</strong>em visuelle Medien (Bil<strong>der</strong>, Filme etc.), kom-<br />

munikationsför<strong>der</strong>nde Methoden (Partner- und Gruppenarbeit, Rollenspiele etc.), Unterrichts-<br />

formen, die individuelles Lernen för<strong>der</strong>n (Projekte, Einzelarbeit, Kurzreferate etc.) und<br />

Methoden, die den SuS Sicherheit im Sprachgebrauch bzw. bei Ergebnispräsentationen<br />

geben (z.B. arbeitsteilige Gruppenarbeit) genannt, weil sie motivierend und schüler-<br />

aktivierend sind, so dass die Selbstsicherheit <strong>der</strong> SuS im Umgang mit <strong>der</strong> Fremdsprache<br />

gestärkt wird und gute Voraussetzungen zum Erreichen <strong>der</strong> Zielsetzungen bilingualen<br />

Erdkundeunterrichts gegeben sind (vgl. 2.3). Die Verwendung von unterschiedlichen Medien,<br />

beson<strong>der</strong>s digitalen Medien aus dem Alltag <strong>der</strong> SuS, erfor<strong>der</strong>t von den LuL auch eine<br />

Bereitschaft <strong>der</strong> kontinuierlichen Weiterbildung in diesem Bereich, um den richtigen Einsatz<br />

<strong>der</strong> Medien im Unterricht gewährleisten zu können.<br />

Basierend auf den Ergebnissen <strong>der</strong> exemplarischen Schulbuchanalyse, <strong>der</strong> Schülerbefragung<br />

(siehe 2.8) und eigenen Erfahrungen, wurde die Facette <strong>der</strong> Materialkompetenz zu dem<br />

ursprünglichen Modell von BAUMERT und KUNTER hinzugefügt, weil die vorhanden<br />

Materialien für den bilingualen Erdkundeunterricht in <strong>der</strong> Regel nie allen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

gerecht werden können, so dass die LuL die Materialien entwe<strong>der</strong> an die jeweilige Klassen-<br />

situation anpassen o<strong>der</strong> sogar selbst eigene Materialien entwickeln müssen, um bei den SuS<br />

einen Lernerfolg verzeichnen zu können (vgl. WOLFF 2007: 66; LENZ 2006: 185f;<br />

VOLLMER 1999: 145ff, KUPETZ & WOLTIN 2012: 8). Die Bandbreite <strong>der</strong> verwendeten<br />

Materialien (siehe Abb.11), die miteinan<strong>der</strong> kombiniert und adaptiert von den befragten LuL<br />

als Materialien für den bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht eingesetzt werden, bestätigt ebenso<br />

77


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

wie <strong>der</strong> große Anteil selbst erstellter Materialien die Hypothese, dass professionelle bilinguale<br />

<strong>Geographie</strong>lehrkräfte über Materialkompetenz verfügen sollten. Als Materialbasis verwenden<br />

alle neun LuL die bilinguale Reihe von Westermann, die auch in <strong>der</strong> exemplarischen<br />

Schulbuchanalyse berücksichtigt wurde, und ergänzen diese mit unterschiedlichen<br />

Materialien ihrer Wahl, z.B. authentischen Materialien aus dem Internet, Themenheften,<br />

Arbeitsblättern aus Fachzeitschriften, britischen Schulbüchern und selbst erstellten<br />

Materialien.<br />

120%<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Abb. 11: Im bilingualen Erdkundeunterricht verwendete Materialien (eigene Darstellung)<br />

Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass die LuL die vorhandenen Materialien unterschiedlich<br />

bewerten, so dass die selbst erstellten Materialien zwar von allen LuL eingesetzt werden, aber<br />

in unterschiedlichem Ausmaß. 56% <strong>der</strong> bilingualen <strong>Geographie</strong>lehrkräfte (Herr H., Frau S.,<br />

Frau O., Frau H., und Frau Sch.) setzten selbst erstellte Materialien in mindestens <strong>der</strong> Hälfte<br />

<strong>der</strong> Stunden bzw. fast jede Stunde ein, „da die vorliegenden Materialien in <strong>der</strong> Regel nicht<br />

alle Aspekte des gültigen Kerncurriculums abdecken“ (Befragung Herr H., Anhang 2.4). Herr<br />

M. dagegen nutzt aufgrund <strong>der</strong> verbesserten Materialsituation im Vergleich zur Konzept-<br />

entwicklungsphase selbst erstellte Materialien immer seltener. Auch Frau K. verwendet eher<br />

78


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

selten selbst erstellte Materialien, „da die Erarbeitung doch zeitaufwendiger ist […] [und]<br />

auch die sprachliche Entlastung gewährleistet werden muss“ (Befragung Frau K., Anhang<br />

2.5). Diese Einschränkungen heben erneut die große Bedeutung <strong>der</strong> selbstregulativen<br />

Kompetenzen bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte hervor, die notwendig sind, um sich selbst<br />

nicht zu überlasten, und sprechen gleichzeitig für eine spezifische Ausbildung, in <strong>der</strong> die<br />

zukünftigen LuL lernen Materialien zu erstellen, die den Anfor<strong>der</strong>ungen des bilingualen<br />

Erdkundeunterrichts entsprechen.<br />

Außerdem verdeutlicht die häufige Verwendung selbst erstellter Materialien, dass die<br />

vorhandenen Materialien nicht allen Anfor<strong>der</strong>ungen des bilingualen <strong>Geographie</strong>unterrichts<br />

bzw. den individuellen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> LuL nicht gerecht werden. Trotz einiger<br />

individueller Schwerpunktsetzungen haben die befragten LuL die gleichen Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

bilinguale Erdkundematerialien, die auch mit den von VOLLMER formulierten<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen übereinstimmen (vgl. ebd. 1999: 145ff). „So sollten [die Materialien] die vom<br />

Sachfach gefor<strong>der</strong>ten Inhalte unter Berücksichtigung einer beson<strong>der</strong>s hohen Anschaulichkeit<br />

abdecken und die notwendigen Hilfen anbieten“ (Befragung Herr H., Anhang 2.4). Zu den<br />

notwendigen Hilfestellungen zählen eine klare Aufgabenstellung, eine sprachliche Anpassung<br />

an die jeweilige Lerngruppe und Ideen zur Wortschatzarbeit (vgl. Befragung Herr S., Anhang<br />

2.9 und Frau H., Anhang 2.3). „Ansonsten gelten dieselben Maßstäbe wie für deutsch-<br />

sprachiges Material (Anschaulichkeit, Aktualität [und keine inhaltliche Überfrachtung])“<br />

(Befragung Frau K., Anhang 2.5).<br />

4.5.4 Unterrichtsplanung und -durchführung<br />

Der Vergleich des bilingualen mit dem regulären Erdkundeunterricht bezüglich <strong>der</strong> Planung<br />

und <strong>der</strong> <strong>Didaktik</strong> hat ergeben, dass alle befragten LuL, bis auf Frau Sch., die keine<br />

Unterschiede in <strong>der</strong> Planung und <strong>Didaktik</strong> sieht, aufgrund <strong>der</strong> stärkeren didaktischen<br />

Reduktion, dem Erstellen eigener Materialien sowie <strong>der</strong> Antizipation sprachlicher und<br />

begrifflicher Schwierigkeiten mehr Vorbereitungszeit, „zumindest beim ersten Durchgang<br />

einer Einheit“ (Befragung Frau H., Anhang 2.3), für den bilingualen Erdkundeunterricht<br />

benötigen als für den Regulären. Begründet wird <strong>der</strong> zeitliche Mehraufwand einerseits durch<br />

die Integration <strong>der</strong> „Extra-Ebene <strong>der</strong> Sprachentlastung“ (Befragung Frau O., Anhang 2.7) und<br />

durch den höheren zeitlichen Aufwand, <strong>der</strong> „bei <strong>der</strong> Suche nach geeigneten Materialien<br />

gebraucht [wird], da zumindest bei bestimmten Themen noch nicht so viel Angebot da ist“<br />

(Befragung Frau K., Anhang 2.5). Dieser Mehraufwand ist jedoch nicht nur mit dem Thema,<br />

son<strong>der</strong>n auch mit <strong>der</strong> Erfahrung <strong>der</strong> LuL verknüpft, weil in <strong>der</strong> Regel die Unterrichtsplanung<br />

79


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

und die eigene Materialsammlung mit zunehmen<strong>der</strong> Berufserfahrung steigt (vgl. Befragung<br />

Herr H., Anhang 2.4). Zudem verweist Frau K. auf die Verwendung von Materialien und<br />

mehr exemplarischen Beispielen aus dem englischsprachigen Raum. Die längere<br />

Vorbereitungszeit für den bilingualen Erdkundeunterricht und die Auswahl an<strong>der</strong>er Fall-<br />

beispiele, die im regulären Erdkundeunterricht nicht verwendet werden, bestätigen den<br />

vermuteten Mehraufwand und die grundlegende Bedeutung selbstregulativer Fähigkeiten für<br />

professionelles Handeln im bilingualen Erdkundeunterricht.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Unterschiede in <strong>der</strong> Gestaltung und <strong>der</strong> Methodik verweisen Frau H. und Frau<br />

S. erneut auf den größeren Aufwand, wie schon bei <strong>der</strong> Planung des Unterrichts. Weitere<br />

genannte Unterschiede sind <strong>der</strong> häufigere Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen und Methoden zur<br />

sprachlichen Vertiefung mit „einem beson<strong>der</strong>s hohen Anteil an Schülerselbsttätigkeit,<br />

verstärkter Einsatz visueller Medien und [kommunikative und interaktionsför<strong>der</strong>nde]<br />

Methoden zur Umwälzung des relevanten Sprachmaterials“ (Befragung Herr H., Anhang 2.4).<br />

Zudem „sind immer wie<strong>der</strong> Phasen zum Spracherwerb und zur -festigung einzubauen, z.B.<br />

Wie<strong>der</strong>holungen wichtiger Vokabeln zu Stundenbeginn, Entlastung <strong>der</strong> zu lesenden Texte<br />

durch Vokabellisten […], Hilfestellungen methodischen Wortschatzes bei <strong>der</strong> Arbeit mit<br />

Graphen, Fotos, Karten etc.“ (Befragung Frau K., Anhang 2.5) in den Unterricht einzubauen,<br />

so dass es einer guten Zeitplanung seitens <strong>der</strong> LuL bedarf, die vorgeschriebenen Themen, die<br />

auch im regulären Erdkundeunterricht behandelt werden, unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

methodischen Beson<strong>der</strong>heiten erfolgreich zu vermitteln. Nur Herr S. vertritt die Meinung,<br />

dass es keine großen Unterschiede bezüglich <strong>der</strong> Gestaltung und Methodik gibt, obwohl seine<br />

weiteren Antworten dies wie<strong>der</strong>legen (vgl. Befragung Herr S., Anhang 2.9). Eben diese<br />

aufgeführten methodischen Beson<strong>der</strong>heiten erfor<strong>der</strong>n von professionellen bilingualen<br />

<strong>Geographie</strong>lehrkräften didaktisches Wissen über interaktionsför<strong>der</strong>nde Unterrichtsmethoden,<br />

Wortschatzarbeit und eine gute Fremdsprachenkompetenz, um durch eine Umwälzung <strong>der</strong><br />

Begriffe bei den SuS sowohl einen fachlichen Zuwachs als auch die Entwicklung <strong>der</strong><br />

Fremdsprachenkompetenz hervorzurufen, was wie<strong>der</strong>um eine spezifische bilinguale Lehrer-<br />

ausbildung befürwortet.<br />

Bei <strong>der</strong> Themenwahl gibt es nach Meinung von Frau O., Herr S., Frau G.-L. und Frau Sch.<br />

grundsätzlich keine ungeeigneten Themen, „da Englisch die <strong>der</strong>zeitige ‚Weltsprache‘ ist<br />

[…][und] sich an sich alle Themen für eine authentische Auseinan<strong>der</strong>setzung auf Englisch“<br />

(Befragung Frau O., Anhang 2.7) eignen. „Beson<strong>der</strong>s gut eignet sich natürlich das Thema<br />

USA“ (Befragung Herr S., Anhang 2.9), wohingegen das Thema Deutschland in Europa eher<br />

schwierig auf Englisch zu thematisieren ist (vgl. Befragung Herr S., Anhang 2.9) und dadurch<br />

80


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

einen höheren Aufwand für die LuL bedeutet. Ansonsten werden physisch-natur-<br />

geographische Themen und stark wirtschaftsgeographische Themen, beson<strong>der</strong>s in den unteren<br />

Jahrgängen, aufgrund des zu bewältigenden Wortschatzes von Frau H., Frau K. und Frau S.<br />

als schwierig zu vermitteln empfunden. Hilfreich sind dabei sehr anschauliche Themen, wie<br />

z.B. Vulkanismus, und Themen wie Tourismus, „da das ‚Rückfallen‘ auf die englische<br />

Sprache im Ausland den SuS in diesem Zusammenhang aus dem (Ferien-)Alltag bekannt ist“<br />

(Befragung Frau K., Anhang 2.5). Zudem eignen sich alle Themen, die Selbsttätigkeit,<br />

Interaktionen etc. för<strong>der</strong>n, beson<strong>der</strong>s für den bilingualen Erdkundeunterricht (vgl. Befragung<br />

Herr H., Anhang 2.4).<br />

Die Äußerungen zu Unterschieden in <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Lehrperson in bilingualem und regulärem<br />

Unterricht spiegelt grundsätzlich bei allen LuL das CLIL-Konzept wie<strong>der</strong>. Die Antworten von<br />

Frau K. und Herrn M. spiegeln den dualen Fokus des CLIL-Ansatzes am stärksten wie<strong>der</strong>,<br />

indem betont wird, dass bilinguale Erdkundelehrkräfte sowohl Fach- als auch Fremdsprachen-<br />

lehrkräfte sind. Die an<strong>der</strong>en befragten LuL betonen zwar, dass es bezüglich <strong>der</strong> Lehrerrolle<br />

eigentlich keine wesentlichen Unterschiede gibt, heben aber explizit die zusätzliche Funktion<br />

des Sprachvorbildes und Notwendigkeit sprachlicher Stützmaßnahmen hervor, die von den<br />

LuL „eine hohe sprachliche Kompetenz und Authentizität“ (Befragung Frau Sch., Anhang<br />

2.10) for<strong>der</strong>n. Sprachliche Authentizität heißt in diesem Fall nicht nur authentischer Sprach-<br />

gebrauch, son<strong>der</strong>n sich auch als Lehrer als Sprachlerner zu sehen, sofern Englisch nicht die<br />

eigene Muttersprache ist (vgl. Befragung Frau O., Anhang 2.7). Dadurch wird die eingangs<br />

betonte duale Ausbildung, im Sachfach und <strong>der</strong> Fremdsprache, bilingualer <strong>Geographie</strong>-<br />

lehrkräfte nochmals hervorgehoben und die zweite Hypothese, dass bilinguale <strong>Geographie</strong>-<br />

lehrkräfte sowohl über Fachkompetenz als auch über Fremdsprachenkompetenz verfügen<br />

sollten, bestätigt.<br />

4.5.5 Professionswissen<br />

Obwohl die Angaben <strong>der</strong> einzelnen LuL zu den Kompetenzen, die eine bilinguale<br />

<strong>Geographie</strong>lehrkraft ausmachen, stark in ihrer Komplexität variieren, fassen sie die zuvor<br />

angesprochenen Kompetenzen bzw. die individuellen Schwerpunktsetzungen <strong>der</strong> einzelnen<br />

LuL prägnant zusammen, so dass eine Kombination <strong>der</strong> Antworten die in <strong>der</strong> Ausarbeitung<br />

angesprochenen professionellen Kompetenzen bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte treffend<br />

beschreibt. Eine professionelle bilinguale Erdkundelehrkraft ist demnach eine Person, die<br />

„fachlich gut ausgebildet ist (Erdkundestudium)“ (Befragung Frau K., Anhang 2.5), „sicher<br />

und authentisch in <strong>der</strong> Zielsprache Englisch auftritt ohne einen Anspruch auf Perfektion zu<br />

81


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

erheben (we<strong>der</strong> bei sich selbst noch bei den [Schülerinnen und] Schülern)“ (Befragung Frau<br />

O., Anhang 2.7) „und um Lernschwierigkeiten deutscher [Schülerinnen und] Schüler in<br />

Bezug auf die Fremdsprache weiß (wenn sie nicht sowieso für diese ausgebildet ist)“<br />

(Befragung Frau K., Anhang 2.5), so dass die Inhalte des Fachs Erdkunde „kompetent und<br />

authentisch […] in englischer Sprache vermittelt“ (Befragung Frau Sch., Anhang 2.10)<br />

werden. Dabei sollten die Sachverhalte so aufbereitet werden, „dass es den [Schülerinnen<br />

und] Schülern Spaß bringt und sie nicht merken, dass sie sich dabei in einer Fremdsprache<br />

bewegen“ (Befragung Herr S., Anhang 2.9). „Außerdem muss diese Person bereit sein,<br />

zugunsten <strong>der</strong> sprachlichen Verständlichkeit auf ‚fachliche Raffinessen‘ zu verzichten“<br />

(Befragung Frau K., Anhang 2.5). 32 Demnach erreicht eine bilinguale Erdkundelehrkraft ihre<br />

SuS, wenn sie „ihre Schülerinnen und Schüler for<strong>der</strong>t, aber nicht überfor<strong>der</strong>t“ (Befragung<br />

Frau H., Anhang 2.3), „kompetent auftritt, d.h. sowohl fremdsprachlich und inhaltlich fest im<br />

Sattel sitzt, […] bei Schwierigkeiten [durch Maßnahmen des scaffolding und im Notfall auch<br />

durch Verwendung <strong>der</strong> Muttersprache] hilft, zum sprechen animiert, Freude am Verwenden<br />

<strong>der</strong> Fremdsprache vermittelt [und es] schafft jedes Mal einen situativen Kontext [zu<br />

gestalten], dem die [Schülerinnen und] Schüler mit Neugierde und Erwartungen begegnen“<br />

(Befragung Frau Sch., Anhang 2.10) und „motivierendes, aber sprachlich nicht über-<br />

for<strong>der</strong>ndes Material bereitstellt, auf Abwechslung achtet, Phasen zur Wortschatzarbeit einbaut<br />

und über sprachliche Schnitzer <strong>der</strong> [Schülerinnen und] Schüler entwe<strong>der</strong> großzügig<br />

hinweghört o<strong>der</strong> behutsam korrigiert“ (Befragung Frau K., Anhang 2.5). Wenn eine<br />

bilinguale <strong>Geographie</strong>lehrkraft Defizite in einem dieser Bereiche aufweist, so dass sie „ihre<br />

[Schülerinnen und] Schüler sprachlich überfor<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> selbst nicht souverän in <strong>der</strong><br />

Fremdsprache ist“ (Befragung Frau K., Anhang 2.5), „die Materialien zu komplex sind und<br />

die neuen Vokabeln nicht vorentlastet werden“ (Befragung Herr S., Anhang 2.4), sie<br />

„versucht im gleichen Lerntempo zu unterrichten wie in <strong>der</strong> Muttersprache“ (Befragung Frau<br />

H., Anhang 2.3) und dadurch „die Schere zwischen Wissen und Sprachkompetenz nicht<br />

schließen kann“ (Befragung Herr H., Anhang 2.4), können die Ziele des bilingualen<br />

Erdkundeunterrichts aufgrund nicht ausreichen<strong>der</strong> professioneller Handlungskompetenz nicht<br />

vollständig erreicht werden.<br />

32 Diese Definition einer professionellen bilingualen <strong>Geographie</strong>lehrkraft umfasst durch die<br />

Nichtberücksichtigung einiger Aspekte professioneller Handlungskompetenzen bei <strong>der</strong> Befragung, die nicht<br />

nur spezifisch für bilinguale <strong>Geographie</strong>lehrkräfte sind, die professionelle Handlungskompetenz nicht in<br />

vollem Umfang. Für eine alle Aspekte umfassende Definition müssen die nicht berücksichtigten Aspekte<br />

noch ergänzend hinzugefügt werden.<br />

82


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

4.6 Vergleich von Theorie und Praxis<br />

Die Befragung hat gezeigt, dass die erfahrenen bilingualen <strong>Geographie</strong>lehrkräfte nicht nur<br />

implizit mit den zuvor formulierten Kompetenzen bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte (siehe<br />

Abb. 6) übereinstimmen, son<strong>der</strong>n viele Facetten <strong>der</strong> Kompetenzbereiche auch selbst mit<br />

individuell variieren<strong>der</strong> Schwerpunktsetzung explizit angesprochen haben. Somit hat die<br />

Befragung bestätigt, dass sowohl die übergeordneten Aspekte <strong>der</strong> Wert-<br />

haltungen/Überzeugungen, die motivationale Orientierung und die Fähigkeit <strong>der</strong><br />

Selbstregulation als auch die Kompetenzbereiche Fachwissen, fachdidaktisches Wissen,<br />

diagnostische Fähigkeiten und Materialkompetenz zu den professionellen Handlungs-<br />

kompetenzen bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte zählen. Hinzu kommen noch die Bereiche des<br />

pädagogisch-psychologischen Wissens, das aufgrund <strong>der</strong> Allgemeingültigkeit für alle Fächer<br />

nicht weiter thematisiert wurde, das Organisations- und Beratungswissens, die aufgrund <strong>der</strong><br />

engen Verknüpfung mit <strong>der</strong> jeweiligen Schule nicht in <strong>der</strong> Befragung berücksichtigt wurden,<br />

sowie die interkulturelle Kompetenz, die wegen <strong>der</strong> elementaren Bedeutung für regulären<br />

Erdkundeunterricht auf bilingualen Erdkundeunterricht übertragen wurde, ohne dies weiter zu<br />

hinterfragen.<br />

Die übergeordnete Bedeutung <strong>der</strong> Werthaltungen bzw. Überzeugungen wird durch die<br />

Verortung im Spannungsfeld zwischen <strong>der</strong> Sachfach- und Fremdsprachendidaktik, die alle<br />

LuL, wie von BONGARTZ und DZIAK-MAHLER gefor<strong>der</strong>t, vorgenommen haben, ver-<br />

deutlicht (vgl. ebd. 2007: 85). Bezüglich dieser Facette professioneller Handlungskompetenz,<br />

vertreten alle LuL, trotz unterschiedlicher Schwerpunktsetzungen, die zwischen einer<br />

Gleichwertigkeit bei<strong>der</strong> Fächer und <strong>der</strong> Dominanz des Sachfaches variieren, den dualen<br />

Fokus vom CLIL-Konzept (vgl. MEHISTO, MARSH & FRIGOLS 2008: 9). Folglich kann<br />

die vierte Hypothese, die aufgrund <strong>der</strong> individuellen Verortung im Spannungsfeld zwischen<br />

<strong>der</strong> Sachfach- und <strong>der</strong> Fremdsprachendidaktik unterschiedliche Anfor<strong>der</strong>ungen seitens <strong>der</strong><br />

LuL bezüglich <strong>der</strong> professionellen Handlungskompetenz vermutet, nur insofern ansatzweise<br />

bestätigt werden, dass Herr M. durch die stärkere Betonung des Begriffs bilingual in<br />

Mecklenburg-Vorpommern im Vergleich zu den an<strong>der</strong>en LuL vermehrt auf die deutsche<br />

Sprache zurückgreift. Außerdem kann die unterschiedliche Schwerpunktsetzung für eine<br />

zukünftige bilinguale Lehrerausbildung als Bestätigung <strong>der</strong> Hypothese gesehen werden, weil<br />

die LuL differenzierte Schwerpunkte setzen würden (siehe 4.5.2).<br />

Die elementare Bedeutung einer positiven motivationalen Orientierung und großem Interesse<br />

am bilingualen Erdkundeunterricht für professionelle Handlungskompetenz bilingualer<br />

<strong>Geographie</strong>lehrkräfte wird ebenfalls von den LuL bestätigt, da ihre Erfahrungen gezeigt<br />

83


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

haben, dass sich die LuL das Fachvokabular in <strong>der</strong> Fremdsprache selbst aneignen müssen<br />

(vgl. Befragung Frau O., Anhang 2.7), mehr Vorbereitungszeit benötig wird und regelmäßige<br />

Fortbildungen im Bereich digitaler Medien unerlässlich sind, um aktuelle und<br />

schülermotivierende Materialien einsetzen zu können. Eine weitaus bedeuten<strong>der</strong>e Funktion<br />

kommt <strong>der</strong> Motivation jedoch zu, wenn die LuL sich bei fehlen<strong>der</strong> bilingualer Ausbildung die<br />

Beson<strong>der</strong>heiten des bilingualen <strong>Geographie</strong>unterrichts selbstständig aneignen müssen (vgl.<br />

Befragung Herr H., Anhang 2.4). Die Zugehörigkeit <strong>der</strong> selbstregulativen Fähigkeiten zu den<br />

übergeordneten Aspekten professioneller Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>-<br />

lehrkräfte wird zwar nicht direkt angesprochen, kann aber durch den höheren Arbeitsaufwand,<br />

<strong>der</strong> bezüglich <strong>der</strong> Erstellung eigener Materialien und <strong>der</strong> Vorbereitungszeit von den LuL<br />

angeführt wird, bestätigt werden. Daher können auch <strong>der</strong> vermutete Mehraufwand und die<br />

damit verbundene höhere selbstregulative Fähigkeit (Hypothese fünf) bestätigt werden (vgl.<br />

WOLFF 2007: 66; LENZ 2006: 185f; VOLLMER 1999: 145ff).<br />

Des Weiteren rechtfertigen die duale Ausbildung aller befragten LuL sowie die Befürwortung<br />

eines Studiums bei<strong>der</strong> Fächer bzw. <strong>der</strong> Nachweis äquivalenter Sprachkenntnisse, ebenso wie<br />

die Aussagen bezüglich <strong>der</strong> Kompetenzen bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte im letzten<br />

Fragenblock, die vorgenommene Unterteilung des Fachwissens und <strong>der</strong> fachdidaktischen<br />

Fähigkeiten in sprachliche und fachliche Aspekte. In diesem Zusammenhang können auch<br />

die zweite und dritte Hypothese verifiziert werden. Die Notwendigkeit einer fachspezifischen<br />

Fremdsprachenkompetenz, Sprachhandlungskompetenz und einem authentischen Sprach-<br />

gefühl wird durch die Verwendung des Prinzips <strong>der</strong> funktionalen Fremdsprachigkeit und <strong>der</strong><br />

Betonung, dass die Verwendung sprachlicher Stützmaßnahmen „eine hohe sprachliche<br />

Kompetenz und Authentizität“ (Befragung Frau Sch., Anhang 2.10) erfor<strong>der</strong>t deutlich<br />

gemacht, da ohne elementare Fremdsprachenkenntnisse die Sprache nicht als Mittel zum<br />

Zweck eingesetzt werden kann und die LuL keine sprachlichen Vorbil<strong>der</strong> sind (vgl.<br />

BUTZKAMM 2008: 91; CHRIST 2002: 50f; CZAPEK 2000: 27; Meyer, C. 2011: 189;<br />

BAUMERT & KUNTER 2006: 495). Die dritte Hypothese wird von den LuL durch die<br />

Verwendung fremdsprachendidaktischer Elemente, z.B. Wortschatzarbeit und Vokabel-<br />

entlastung, und <strong>der</strong> Anwendung methodischer Beson<strong>der</strong>heiten, wie z.B. <strong>der</strong> Umwälzung <strong>der</strong><br />

Begriffe im Unterrichtsgespräch und den interaktionsför<strong>der</strong>nden Arbeitsmethoden, bestätigt<br />

(vgl. BONNET 2007: 137 ff).<br />

Auch die erste Hypothese kann mit Hilfe <strong>der</strong> Befragung bezüglich <strong>der</strong> Materialkompetenz<br />

bestätigt werden, da alle LuL eine große Bandbreite an Materialien für den bilingualen<br />

Unterricht verwenden (siehe Abb.11) und die Aufgabenformate an die jeweiligen SuS<br />

84


4 Qualitative Befragung zur professionellen Handlungskompetenz bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

anpassen, so dass optimal mit den Materialien gearbeitet werden kann. Zudem verwenden alle<br />

LuL regelmäßig, 56% sogar fast jede Stunde, selbsterstellte Materialien im bilingualen<br />

Erdkundeunterricht, was Kompetenzen in <strong>der</strong> Materialbeschaffung und -gestaltung erfor<strong>der</strong>t<br />

(vgl. KUPETZ & WOLTIN 2012: 8). Bezüglich <strong>der</strong> interkulturellen Kompetenz können<br />

jedoch keine Angaben gemacht werden, weil zu diesem Bereich aufgrund <strong>der</strong> Zugehörigkeit<br />

zu den Kompetenzen regulärer Erdkundelehrkräfte keine Fragen gestellt wurden.<br />

4.7 Reflexion <strong>der</strong> Vorgehensweise<br />

Die Entscheidung aufgrund <strong>der</strong> großen Bereitschaft <strong>der</strong> bilingualen <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

anstatt zwei o<strong>der</strong> drei persönlich geführter Leitfrageninterviews alle LuL schriftlich zu<br />

befragen, hat trotz <strong>der</strong> fehlenden Möglichkeit zum Nachfragen keine negativen Effekte auf die<br />

Befragung gehabt, weil die befragten LuL die Fragestellungen, mit wenigen Ausnahmen,<br />

ausführlich und nachvollziehbar beantwortet haben. Zwar wurden vereinzelte Fragen von<br />

einigen LuL, z.B. die Frage nach dem Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen, nicht bzw. unklar<br />

beantwortet, weil die LuL das Konzept nicht kannten (vgl. Befragung Herr H., Anhang 2.4),<br />

jedoch konnte anhand <strong>der</strong> eingebauten Kontrollfragen und an<strong>der</strong>er Antworten in <strong>der</strong> Regel<br />

die Position <strong>der</strong> jeweiligen LuL nachvollzogen werden. Außerdem hat es sich bewährt, nicht<br />

nur nach geeigneten Methoden für den bilingualen <strong>Geographie</strong>unterricht zu fragen, son<strong>der</strong>n<br />

im Anschluss noch explizit nach elementaren didaktisch-methodischen Prinzipien, wie<br />

scaffolding und dem Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen, zu fragen, da diese Prinzipen nicht von<br />

allen LuL selbst angesprochen wurden.<br />

85


5 Fazit<br />

86<br />

5 Fazit<br />

Durch die Diskussion rund um die deutsche Bildungsqualität, zu <strong>der</strong> auch die professionellen<br />

Kompetenzen <strong>der</strong> LuL gezählt werden, und die steigende Popularität des bilingualen<br />

Unterrichts, ist es sinnvoll die professionelle Handlungskompetenz bilingualer LuL zu<br />

untersuchen, damit die Ausbildung zukünftiger bilingualer LuL optimiert werden kann. Auf<br />

diese Weise werden nicht nur die zukünftigen bilingualen LuL besser auf ihren Berufseinstieg<br />

vorbereitet, son<strong>der</strong>n es besteht auch die Möglichkeit, dass das deutsche Schulsystem auf<br />

internationaler Ebene konkurrenzfähiger wird, da es einen Zusammenhang zwischen dem<br />

Lehrerhandeln und den Schülerleistungen gibt (vgl. HOFFMANN & MEYER 2009: 4;<br />

SCHEUNPFLUG, BAUMERT & KUNTER 2006: 465; ZLATKIN-TROITSCHANSKAIA et<br />

al. 2009: 13).<br />

Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> professionellen Handlungskompetenz bilingualer<br />

<strong>Geographie</strong>lehrkräfte in Theorie und Praxis hat gezeigt, dass sich diese aus übergeordneten<br />

Überzeugungen/Werthaltungen, motivationaler Orientierung, selbstregulativen Fähigkeiten<br />

und mehreren Wissensbereichen zusammensetzt. Zu den Wissensbereichen bilingualer<br />

<strong>Geographie</strong>lehrkräfte zählen Fachwissen, fachdidaktisches Wissen, pädagogisch-psycho-<br />

logisches Wissen, Materialkompetenz, interkulturelle Kompetenz, Organisationswissen,<br />

Beratungswissen und diagnostische Fähigkeiten, die jeweils noch in weitere Kompetenz-<br />

facetten differenziert werden. Dabei ist es wichtig, dass bilinguale <strong>Geographie</strong>lehrkräfte<br />

wegen des dualen Fokus des CLIL-Konzeptes in den Bereichen des Fachwissens, des<br />

fachdidaktischen Wissens und <strong>der</strong> diagnostischen Fähigkeiten sowohl über fach- als auch<br />

sprachrelevante Kompetenzen verfügen, um den SuS „zukunftsfähiges Lernen“ (HAUBRICH<br />

1999: 2) in <strong>der</strong> Fremdsprache zu ermöglichen und die geographischen Zielsetzungen zu<br />

erreichen (vgl. BAUMERT & KUNTER 2006:482; MEHISTO, MARSH & FRIGOLS 2008:<br />

9). Zudem kommt <strong>der</strong> selbstregulativen Fähigkeit bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte eine<br />

beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu, weil <strong>der</strong> höhere Arbeitsaufwand beim Suchen, Erstellen o<strong>der</strong><br />

Anpassen <strong>der</strong> Materialien sowie die Zeitknappheit durch die Integration <strong>der</strong> Spracharbeit die<br />

LuL stärker for<strong>der</strong>n und schnell zu Überlastung und Burnout führen können. In diesem<br />

Zusammenhang sollten fremdsprachige Schulbücher vermehrt bei <strong>der</strong> Materialrecherche<br />

berücksichtigt werden, da die exemplarische Materialanalyse und die Schülerbefragung<br />

gezeigt haben, dass fremdsprachige Erdkundebücher fast allen Anfor<strong>der</strong>ungen an bilinguale<br />

Erdkundebücher gerecht werden und mindestens genauso geeignet sind bzw. teilweise<br />

weniger Anpassung benötigen wie bilinguale Erdkundebücher. Folglich können fremd-<br />

sprachige Schulbücher ein entlasten<strong>der</strong> Faktor für die bilingualen LuL sein.


87<br />

5 Fazit<br />

Durch den dualen Fokus auf Sprache und Inhalt im bilingualen Erdkundeunterricht und um<br />

die zusätzliche Belastung <strong>der</strong> LuL im Schulalltag so gering wie möglich zu halten, sollten alle<br />

zukünftigen bilingualen <strong>Geographie</strong>lehrkräfte sowohl Englisch als auch Erdkunde studieren<br />

o<strong>der</strong> über gleichwertige Sprachkenntnisse, mindestens Niveau C1, verfügen (vgl. Befragung<br />

Herr H., Anhang 2.4). Außerdem befürworten 67% <strong>der</strong> befragten LuL ein spezifisches<br />

bilinguales Ausbildungsprogramm, da die zukünftigen LuL auf diese Weise schon während<br />

des Studiums möglichst viele Grundlagen und Teilaspekte <strong>der</strong> professionellen Handlungs-<br />

kompetenz erwerben könnten und <strong>der</strong> Berufseinstieg erleichtert würde. Weitere 22% halten<br />

eine spezifische Ausbildung zwar nicht für notwendig, sehen sie aber als eine hilfreiche<br />

Entlastung an, da <strong>der</strong> Erwerb bilingualer Handlungskompetenz ohne eine spezifische<br />

Ausbildung weitaus zeitaufwendiger ist (siehe 4.5.2). Ziel einer spezifischen bilingualen<br />

Ausbildung sollte es sein, die Merkmale bilingualen Unterrichts bezüglich <strong>der</strong> Methodik und<br />

<strong>Didaktik</strong>, effiziente Unterrichtsorganisation und die Spracharbeit, die sich von <strong>der</strong><br />

herkömmlichen Spracharbeit im Fremdsprachenunterricht unterscheidet, zu thematisieren<br />

(vgl. Befragung Herr S., Anhang 2.9; Befragung Frau H., Anhang 2.3). Des Weiteren sollte<br />

aufgrund <strong>der</strong> Materialsituation und <strong>der</strong> Schülerwünsche bezüglich bilingualer Unterrichts-<br />

materialien auch die Materialrecherche, das selbständige Erstellen und die Adaption von<br />

Materialien in die Ausbildung integriert werden, damit die zukünftigen LuL mit diesem<br />

Wissen und ihren selbstregulativen Fähigkeiten über gute Voraussetzungen zur Bewältigung<br />

<strong>der</strong> Lehrtätigkeit verfügen. Da professionelle Handlungskompetenz jedoch erst im Laufe <strong>der</strong><br />

Berufserfahrung entwickelt werden kann, ist es sinnvoll in diesem Zusammenhang über eine<br />

wesentlich praktischere Ausrichtung <strong>der</strong> ersten Ausbildungsphase von LuL nachzudenken,<br />

damit erste Ansätze professioneller Handlungskompetenz schon im Studium erworben<br />

werden können. Diese praktischere Ausrichtung könnte unter an<strong>der</strong>em durch die Integration<br />

von Action-Research Studien, Unterrichtsbeobachtungen o<strong>der</strong> Kommunikation mit LuL<br />

realisiert werden (vgl. OTTEN & WILDHAGE 2003: 22; TENORTH 2006: 591). Außerdem<br />

bietet sich durch eine engere Zusammenarbeit mit den Schulen auch für die schon<br />

praktizierenden LuL die Möglichkeit, ihre professionelle Handlungskompetenz durch die<br />

Gespräche mit den zukünftigen LuL zu optimieren.<br />

In diesem Kontext befürwortet die Mehrheit <strong>der</strong> befragten LuL auch die Entwicklung einer<br />

fachspezifische <strong>Didaktik</strong> bzw. einer Grunddidaktik mit fachspezifischen Aspekten, da sie<br />

Neueinsteigern eine Stütze sein und den LuL Anregungen für ihren Unterricht geben kann,<br />

ohne dabei die Freiräume <strong>der</strong> LuL einzuschränken (siehe 4.5.3). Durch die Verwendung<br />

vieler unterschiedlicher Materialien und Medien und <strong>der</strong> Bestätigung des Potenzials des


88<br />

5 Fazit<br />

Wechsels <strong>der</strong> Darstellungsformen für den bilingualen Unterricht stimmen die LuL implizit<br />

auch <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung von LEISEN zu, den Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen „in das Zentrum<br />

<strong>der</strong> <strong>Didaktik</strong> des bilingualen Sachfachunterrichts zu stellen“ (ebd. 2005: 10). Jedoch müssen<br />

auch <strong>der</strong> duale Fokus und die daraus resultierenden methodischen Beson<strong>der</strong>heiten an-<br />

gemessen berücksichtigt werden.<br />

Die angesprochene Problematik <strong>der</strong> Aufrechterhaltung <strong>der</strong> funktionalen Fremdsprachigkeit zu<br />

Lasten <strong>der</strong> Authentizität bei <strong>der</strong> Behandlung von einigen Themenkomplexen, wie z.B.<br />

Deutschland in Europa, durch die Verwendung englischsprachiger anstatt deutschsprachiger<br />

Texte ist die Überlegung wert, in solchen Situationen den Begriff bilingual wörtlich zu<br />

nehmen und das Thema Deutschland in Europa als modulares Projekt in den Unterricht zu<br />

integrieren o<strong>der</strong> die authentischen deutschen Quellen zu benutzen und mit Sprachmittlungs-<br />

aufgaben zu arbeiten (vgl. Befragung Herr S., Anhang 2.9; HALLET 2005:12). Außerdem<br />

könnte ebenso bei <strong>der</strong> Thematisierung von Fallbeispielen in Frankreich o<strong>der</strong> Spanien zu<br />

Gunsten des bildungspolitischen Ziels <strong>der</strong> Mehrsprachigkeit vom Prinzip <strong>der</strong> funktionalen<br />

Fremdsprachigkeit abgewichen werden, sofern alle SuS Französisch o<strong>der</strong> Spanisch als zweite<br />

Fremdsprache erlernen.<br />

Klärungsbedarf besteht noch bezüglich <strong>der</strong> Überprüfung <strong>der</strong> Allgemeingültigkeit <strong>der</strong><br />

Befragung, weil aufgrund <strong>der</strong> geringen Anzahl von befragten LuL keine allgemeingültigen<br />

Aussagen gemacht werden können. Zudem wäre es sinnvoll nicht nur die spezifischen<br />

Aspekte des bilingualen Erdkundeunterrichts und die damit verbundenen professionellen<br />

Kompetenzen bilingualer <strong>Geographie</strong>lehrkräfte zu untersuchen, son<strong>der</strong>n auch die über-<br />

greifenden Elemente, wie zum Beispiel das interkulturelle Lernen, die sowohl für den<br />

bilingualen als auch den regulären Erdkundeunterricht gelten, zu berücksichtigen. Weiterer<br />

Forschungsbedarf besteht auch noch bezüglich <strong>der</strong> Entwicklung professioneller Handlungs-<br />

kompetenz, d.h. in welcher Ausbildungsphase bzw. Berufsphase sich die einzelnen<br />

Kompetenzbereiche beson<strong>der</strong>s stark entwickeln o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>n, und inwiefern die einzelne<br />

Kompetenzbereiche miteinan<strong>der</strong> verknüpft sind (vgl. BAUMERT & KUNTER 2006: 505).<br />

Als bewiesen gilt jedoch, dass professionelle „Handlungskompetenz von Lehrkräften<br />

grundsätzlich Verän<strong>der</strong>ungs- und Entwicklungsprozessen unterliegt und in allen Phasen <strong>der</strong><br />

beruflichen Laufbahn professioneller Entwicklung und Vervollkommnung offen steht“<br />

(BAUMERT & KUNTER 2006: 507). Daher gilt beson<strong>der</strong>s für bilinguale <strong>Geographie</strong>-<br />

lehrkräfte, die sich aufgrund einer fehlenden bilingualen Ausbildung vieles selbst aneignen<br />

müssen: „It’s never to late to learn a new technical term [or method] myself“ (Befragung<br />

Frau K., Anhang 2.5).


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sprachliches Lernen stützen und integrieren. In: Der fremdsprachliche Unterricht Englisch,<br />

106, S. 2-6.


Anhang<br />

Anhangsverzeichnis<br />

99<br />

Anhang<br />

1 Materialanalyse 100<br />

1.1 Beispielseiten aus AS GEOGRAPHY for Edexcel 100<br />

1.2 Beispielseiten aus DIERCKE GEOGRAPHY for bilingual classes Volume 2 104<br />

1.3 Fragebogen Schülerbefragung 105<br />

1.4 Auswertung <strong>der</strong> Schülerbefragung 109<br />

2 Lehrerinterviews 120<br />

2.1 Fragebogen 120<br />

2.2 Interview Frau G.-L. 126<br />

2.3 Interview Frau H. 132<br />

2.4 Interview Herr H. 138<br />

2.5 Interview Frau K. 144<br />

2.6 Interview Herr M. 151<br />

2.7 Interview Frau O. 157<br />

2.8 Interview Frau S. 164<br />

2.9 Interview Herr S. 169<br />

2.10 Interview Frau Sch. 175


1 Materialanalyse<br />

1.1 Beispielseiten aus AS GEOGRAPHY for Edexcel<br />

Quelle: DIGBY et al. 2008: 110f<br />

33<br />

Anhang<br />

33<br />

Für die Schülerbefragung und exemplarische Schulbuchanalyse wurde diese einleitende Doppelseite zum<br />

Thema Megastädte ohne die Texte zum Beispiel Los Angeles verwendet, da die Materialanalyse am Beispiel<br />

von Mumbai durchgeführt wurde (siehe 2.8.3).<br />

100


101<br />

Anhang<br />

Quelle: DIGBY et al. 2008: 116f


102<br />

Quelle: DIGBY et al. 2008: 118f<br />

Anhang


103<br />

Quelle: DIGBY et al. 2008: 120f<br />

Anhang


1.2 Beispielseiten aus DIERCKE GEOGRAPHY for bilingual classes<br />

Volume 2<br />

104<br />

Anhang<br />

Quelle: DREYMÜLLER et al. 2008: 32f


1.3 Fragebogen Schülerbefragung<br />

Liebe Schülerin, lieber Schüler,<br />

34<br />

Um die Fragen bezüglich <strong>der</strong> beiden Materialien beantworten zu können, haben die SuS die Beispielseiten<br />

(siehe Anhang 1.1 und 1.2) mit dem Fragebogen zusammen ausgehändigt bekommen. Aus Platzgründen<br />

wurde die Beispielseiten jedoch kein zweites Mal abgedruckt.<br />

105<br />

Anhang<br />

dieser Fragebogen dient dazu, Unterrichtsmaterialien für den bilingualen Erdkundeunterricht<br />

zu untersuchen und zukünftig zu verbessern. Dazu bin ich auf deine Hilfe angewiesen. Bitte<br />

lies dir die Fragen und Aufgaben aufmerksam durch und beantworte sie gewissenhaft.<br />

Wichtig dabei sind deine persönlichen Ansichten und Meinungen; es gibt we<strong>der</strong> „richtige“<br />

noch „falsche“ Antworten. Der Fragebogen wird anonym behandelt und beeinflusst deine<br />

Erdkundenote in keinster Weise. Beantworte die Fragen deshalb bitte ehrlich.<br />

1 Angaben zu deiner Person<br />

Alter: Geschlecht: m w<br />

Vielen Dank für deine Mitarbeit!<br />

2 Welche Anfor<strong>der</strong>ungen sollten deiner Meinung nach bilinguale Erdkundematerialen<br />

erfüllen? (Mehrere Kreuze sind möglich)<br />

hohe Anschaulichkeit (z.B. viele Bil<strong>der</strong>, Graphiken, Karten etc.)<br />

Verständlichkeit Aktualität motivierend<br />

Interaktion för<strong>der</strong>nd Sprechanlässe schaffend Authentizität<br />

Sonstiges:<br />

3 Lies dir die zwei verschiedenen Materialien (Material 1 und 2) zum Thema Megacities<br />

durch und markiere alle unbekannten Wörter (sowohl Fachbegriffe als auch<br />

Allgemeinsprache). 34


4 Bewerte die beiden Materialien bezüglich<br />

a) <strong>der</strong> Länge<br />

Material 1: Material 2:<br />

b) dem Schwierigkeitsgrad<br />

Material 1: Material 2:<br />

c) <strong>der</strong> Anschaulichkeit<br />

Material 1: Material 2:<br />

5 Welches Material motiviert dich mehr/ spricht dich eher an?<br />

Material 1 Material 2 Beide Keins von beiden<br />

6 Sind die Aufgabenstellungen verständlich?<br />

Ja Nein<br />

7 Welche Aufgabe gefällt dir am besten? (Mehrere Kreuze sind möglich)<br />

Material 1: Task 1 Task 2 Task 3 Task 4 Task 5<br />

Task 6 Exam Question<br />

Material 2: Task 1 Task 2<br />

106<br />

Anhang


8 Benötigst du für die Aufgabenbeantwortung Hilfestellung in Form von Helpful<br />

Phrases?<br />

Ja Nein<br />

9 An Material 1 hat mir beson<strong>der</strong>s gut gefallen, dass…<br />

Hat mir nicht gefallen, dass…<br />

10 An Material 2 hat mir beson<strong>der</strong>s gut gefallen, dass…<br />

Hat mir nicht gefallen, dass…<br />

11 Möchtest du im bilingualen Erdkundeunterricht eher mit sprachlich vereinfachten<br />

Texten o<strong>der</strong> mit Originaltexten z.B. englischsprachigen Zeitungsartikeln und<br />

zusätzlichen Sprachhilfen z.B. Vokabellisten und bildlichen Unterstützungen<br />

arbeiten? Begründe deine Entscheidung kurz.<br />

107<br />

Anhang


12 Die existierenden Materialien für den bilingualen Erdkundeunterricht sind sehr<br />

stark auf geographische Inhalte fokussiert. Wären Übungen bzw. Aufgaben zur<br />

Festigung <strong>der</strong> neuen Begriffe, wie es sie in Englischbüchern gibt, wünschenswert?<br />

Bitte erläutere deine Meinung kurz.<br />

13 Wie findest du den Einsatz deutscher Erdkundebücher im bilingualen<br />

Erdkundeunterricht? Erkläre deine Antwort kurz.<br />

14 Wie sieht das optimale bilinguale Erdkundematerial für dich aus?<br />

108<br />

Anhang


1.4 Auswertung <strong>der</strong> Schülerbefragung<br />

1 Angaben zur Person<br />

Geschlecht Alter<br />

Männlich weiblich 15 16 17<br />

7 15 7 10 5<br />

109<br />

Anhang<br />

2 Welche Anfor<strong>der</strong>ungen sollten deiner Meinung nach bilinguale Erdkundematerialien<br />

erfüllen?<br />

Hohe Anschaulichkeit 18 Interaktion för<strong>der</strong>nd 9<br />

Verständlichkeit 15 Sprechanlässe schaffend 9<br />

Aktualität 14 motivierend 6<br />

Authentizität 2 Sonstiges: Key terms 1<br />

3 Lies dir die zwei verschiedenen Materialien (Material 1 und Material 2) zum Thema<br />

Megacities durch und markiere alle unbekannten Wörter (sowohl Fachbegriffe als auch<br />

Allgemeinsprache).<br />

Material 1 (2277 Wörter) Material 2 (498 Wörter)<br />

Fachwörter Allgemeinsprache Insg. Fachwörter Allgemeinsprache Insg.<br />

1 11 12 1 0 1<br />

2 8 10 2 10 12<br />

4 22 26 1 5 6<br />

0 2 2 1 1 2<br />

1 4 5 1 4 5<br />

3 8 11 1 4 5<br />

1 10 11 1 0 1<br />

1 7 8 1 0 1<br />

0 18 18 1 6 7<br />

2 15 17 1 6 7<br />

3 7 10 1 0 1<br />

0 0 0 1 1 2<br />

0 14 14 1 13 14<br />

3 11 14 2 4 6<br />

0 3 3 0 6 6


Material 1 (2277 Wörter) Material 2 (498 Wörter)<br />

110<br />

Anhang<br />

Fachwörter Allgemeinsprache Insg. Fachwörter Allgemeinsprache Insg.<br />

0 0 0 0 0 0<br />

0 0 0 0 0 0<br />

1 23 24 1 1 2<br />

0 7 7 1 0 1<br />

0 9 9 2 1 3<br />

1 35 36 2 3 5<br />

2 9 11 1 0 1<br />

4 Bewerte die beiden Materialien bezüglich<br />

a) <strong>der</strong> Länge<br />

eigentlich zu lang, aber dafür sehr<br />

Material 1 Material 2<br />

detailliert/informativ/interessant 4<br />

zwar viel zu lesen, aber man wird gut<br />

informiert 2<br />

für eine Unterrichtsstunde etwas zu<br />

viel, zu dem ganzen Thema aber in<br />

Ordnung 9<br />

das Beispiel Mumbai ist zu lang und<br />

zu ausführlich 1<br />

zu lang um alles am Stück zu lesen,<br />

Interesse am Thema könnte dadurch<br />

verloren gehen 3<br />

gut für eine intensive<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Thema<br />

3<br />

nicht sehr detailliert, aber dafür sehr<br />

knapp und trotzdem wichtige Infos 3<br />

zu kurz, im Vergleich zu Material 1<br />

nur oberflächliche Infos 2<br />

wenn sonst nichts mehr zum Thema<br />

kommt, dann für so ein komplexes<br />

Thema zu wenig 5<br />

gut, um einen schnellen Überblick zu<br />

erhalten ansonsten zu kurz 3<br />

zu kurz, kann in <strong>der</strong> Kürze nicht alle<br />

wichtigen Infos zum Thema erfassen 3<br />

Länge angemessen, es kommt keine<br />

Langeweile beim Lesen auf<br />

zu viele Informationen auf zu wenig<br />

Raum 1<br />

5


) dem Schwierigkeitsgrad<br />

relativ einfach, gut zu lesen aber<br />

Material 1 Material 2<br />

trotzdem komplex genug 2<br />

einfachere Vokabeln als in Material 2<br />

und daher gut verständlich 3<br />

Okay 1<br />

angemessen für Jahrgang 10 (wie<br />

auch Material 2) und gut zu verstehen 5<br />

gut zu lesen, da Fremdwörter und<br />

Fachbegriffe immer gleich erklärt<br />

werden 3<br />

etwas schwieriger als Material 2<br />

(auch durch die komplexen<br />

Diagramme bedingt) 3<br />

nicht so schwer, Bil<strong>der</strong> und Graphiken<br />

helfen die Inhalte zu verstehen<br />

leicht zu verstehen 2<br />

verständlich, aber Vokabeln wären<br />

hilfreich gewesen 1<br />

bei Konzentration gut zu verstehen<br />

(wie auch Material 2) 1<br />

1<br />

111<br />

komplizierter als Material 1, aber<br />

Anhang<br />

noch angemessen 2<br />

gut zu verstehen 6<br />

angemessen für Jahrgang 10 (wie<br />

auch Material 1) und gut zu verstehen 6<br />

schwieriger, da mehr Fremdwörter<br />

und längere Sätze 3<br />

einfache Sätze, und wenig<br />

unbekannte Wörter 1<br />

okay, wenn unbekannte Wörter, dann<br />

sind sie durch den Kontext zu<br />

erschließen 1<br />

Hintergrundinfos sind nötig um, den<br />

Text gut zu verstehen, da nicht alle<br />

Fachbegriffe erklärt werden 1<br />

bei Konzentration gut zu verstehen<br />

(wie auch Material 1) 1<br />

relativ leicht 1


c) <strong>der</strong> Anschaulichkeit<br />

die vielen Graphiken und Karten<br />

machen den Text sehr anschaulich<br />

und auch deutlich<br />

viele gute Darstellungen, die gut<br />

Material 1 Material 2<br />

nachvollziehbar sind 3<br />

sehr anschaulich, macht den Text<br />

interessanter 5<br />

etwas zu viele Bil<strong>der</strong>/Diagramme;<br />

wird teilweise unübersichtlich 3<br />

anschaulichkeit ist gut, da interessante<br />

Darstellungen sowie gut zu<br />

verstehende Graphiken 2<br />

Gut 1<br />

guter Mix aus Text, Bil<strong>der</strong>n,<br />

Aussagen von Personen und<br />

Diagrammen 1<br />

die Modelle und das Fallbeispiel<br />

Mumbai machen es sehr anschaulich 1<br />

6<br />

112<br />

nicht sehr anschaulich, da nur<br />

Hochhäuser auf dem Bild (gefällt<br />

persönlich nicht)<br />

für die Länge des Textes reichen die<br />

Anhang<br />

Materialien aus/gutes Verhältnis 11<br />

ist okay (aber mir persönlich zu<br />

wenig)/mittelmäßig 4<br />

zu wenig Graphiken 1<br />

ein Bild und ein Diagramm, aber das<br />

Diagramm gefällt persönlich nicht so<br />

gut 1<br />

mehr Graphiken wären gut,<br />

vorhandene sind nicht sehr hilfreich 1<br />

übersichtlich 1<br />

anschaulich aber im Vergleich zu<br />

5 Welches Material motiviert dich mehr/ spricht dich eher an?<br />

Material 1 14<br />

Material 2 3<br />

Beide 5<br />

Keins von beiden 0<br />

6 Sind die Aufgabenstellungen verständlich?<br />

Ja 21<br />

Nein 0<br />

Material 1 langweiliger 1<br />

nur auf urbanisation im Allgemeinen<br />

+ 1 ungültige Antwort (Kreuz in <strong>der</strong> Mitte)<br />

bezogen 1<br />

1


7 Welche Aufgabe gefällt dir am besten? (Mehrere Kreuze sind möglich)<br />

Task 1 Task 2 Task 3 Task 4 Task 5 Task 6<br />

Material 1 Material 2<br />

113<br />

Exam<br />

Question<br />

Anhang<br />

Task 1 Task 2<br />

12 5 4 4 8 4 7 5 14<br />

8 Benötigst du für die Aufgabenbeantwortung Hilfestellung in Form von Helpful<br />

Phrases ?<br />

Ja 4<br />

Nein 12<br />

Ja mit zusätzlicher<br />

Begründung<br />

Nein mit zusätzlicher<br />

Begründung<br />

- ja, aber nur bei Diagrammen (1)<br />

- grundsätzlich nein, könnten aber bei <strong>der</strong> Beantwortung<br />

hilfreich sein (2)<br />

- nein, außer bei Material 1, Task 2<br />

+ zwei ungültige Antworten mit einem Kreuz zwischen den Kästchen<br />

9 An Material 1 hat mir beson<strong>der</strong>s gefallen, dass…/ Hat mir nicht gefallen, dass…<br />

Hat mir beson<strong>der</strong>s gut gefallen, dass… Hat mir nicht gefallen, dass…<br />

es sehr überschaubar und gut<br />

verständlich ist 1 es sehr lang/zu lang ist 8<br />

die Texte sehr verständlich sind und<br />

die zusätzlichen Materialien das<br />

Ganze noch „unterstreichen“ 6<br />

die Texte relativ verständlich waren<br />

und die Graphiken gut zuzuordnen<br />

sind 1<br />

es sehr ausführlich ist und das<br />

Thema gut dargestellt wird 2<br />

viele Veranschaulichungen<br />

vorhanden sind. Außerdem sind es<br />

nur kurze Abschnitte, die man am<br />

es so lang ist und sehr viele Infos auf<br />

einmal und manchmal verwirrend;<br />

die Lust geht verloren 6<br />

nur auf Mumbai als Megacity<br />

eingegangen wird 1<br />

es für eine Stunde zu viele<br />

Informationen sind 1<br />

Stück lesen muss 2 <strong>der</strong> Aufbau 1


Hat mir beson<strong>der</strong>s gut gefallen, dass… Hat mir nicht gefallen, dass…<br />

ein Beispiel ausführlich gezeigt<br />

114<br />

Anhang<br />

wurde 2 <strong>der</strong> allgemeine Teil sehr kurz war 1<br />

das Bildmaterial gut gewählt wurde 1<br />

es Merkkästen/Zusammenfassungen<br />

gab<br />

die Zitate und die Verknüpfung <strong>der</strong><br />

Bil<strong>der</strong> mit dem Text 2<br />

Gruppenarbeit vorhanden ist 1<br />

Interesse geweckt wurde/ es<br />

motivierend war 2<br />

4<br />

→ einige SuS haben mehrere positive Gründe aufgeführt, die hier einzeln aufgelistet wurden<br />

bzw. keine negativen Aspekte angegeben<br />

10 An Material 2 hat mir beson<strong>der</strong>s gut gefallen…/ Hat mir nicht gefallen…<br />

Hat mir beson<strong>der</strong>s gut gefallen, dass… Hat mir nicht gefallen, dass…<br />

es sehr gut zusammengefasst<br />

ist/relativ kurz ist 11 es nicht anschaulich gestaltet ist 1<br />

es einen Kasten mit Key terms gibt<br />

die grundlegenden Informationen<br />

1<br />

viele Vokabeln unbekannt waren, die<br />

das Verständnis erschwert haben 3<br />

dargestellt werden 2 <strong>der</strong> Text nicht genug ins Detail geht 2<br />

man schnell einen Überblick über<br />

das Thema kommt 1<br />

es keine Vokabelliste gibt, die<br />

Fremdwörter erklärt/übersetzt 1<br />

es informativ und kurz ist 3 zu kurz und zu wenig Darstellungen 3<br />

<strong>der</strong> Text sehr verständlich ist<br />

Ausblicke gegeben werden<br />

die Karte, da sie gut zu verstehen<br />

und informativ ist<br />

1<br />

1<br />

1<br />

es für mehrere Stunden zu wenig<br />

Material ist 1<br />

die vorhandenen Darstellungen nicht<br />

sehr hilfreich sind 1<br />

zu wenig Infos und zu viele<br />

unbekannte Wörter für eine<br />

Doppelseite 1


Hat mir beson<strong>der</strong>s gut gefallen, dass… Hat mir nicht gefallen, dass…<br />

es im Bezug zur Textlänge<br />

ausreichend Graphiken gab 1<br />

115<br />

zu wenig Fachwörter<br />

dadurch, dass <strong>der</strong> Text so kurz ist, ist<br />

Anhang<br />

er schwer zu verstehen 2<br />

<strong>der</strong> Text aufgrund <strong>der</strong> Länge zu viele<br />

Informationen enthält 1<br />

keine aktuellen Quellen über<br />

Probleme (z.B. Zeitungsartikel)<br />

verwendet wurden 1<br />

11 Möchtest du im bilingualen Erdkundeunterricht eher mit sprachlich vereinfachten<br />

Texten o<strong>der</strong> mit Originaltexten z.B. englischsprachigen Zeitungsartikeln und<br />

zusätzlichen Sprachhilfen z.B. Vokabellisten und bildlichen Unterstützungen arbeiten?<br />

Begründe deine Entscheidung kurz.<br />

Nennung Begründung<br />

sprachlich vereinfachte Texte 1 - es macht mehr Spaß, wenn man alles verstehen<br />

Originaltexte mit Sprachhilfen<br />

10<br />

kann<br />

- weil man damit die Grundlage hat auf Englisch<br />

an gesellschaftlichen Diskursen teilzunehmen<br />

und z.B. die internationale Presse verstehen<br />

kann<br />

- es hilft mehr ein Gefühl für die Sprache zu<br />

entwickeln<br />

- die for<strong>der</strong>n einem mehr und man kann besser<br />

über sie diskutieren, weil sie meistens<br />

Meinungen enthalten<br />

- weil man da mehr Informationen enthält<br />

- weil man dann ein höheres Sprachniveau<br />

entwickelt (2x)<br />

- damit <strong>der</strong> Unterricht auch wirklich was bringt;<br />

durch die Sprachhilfen lernt man selbst zu<br />

arbeiten<br />

1


Originaltexte mit Sprachhilfen - sind spanen<strong>der</strong> zu lesen und helfen den<br />

Wortschatz zu erweitern<br />

116<br />

Anhang<br />

- sind meiner Meinung nach immer besser, auch<br />

wenn man länger zum Lesen braucht<br />

- wenn es zu einfach ist, dann entwickelt man<br />

sich nicht weiter und außerdem kann man nur<br />

so ein Gefühl für die Fachsprache entwickeln<br />

eine Mischung aus beidem 11 - um Fachkompetenz mit vereinfachten Texten<br />

zu erwerben und sprachliche Kompetenz durch<br />

Originaltexte zu erwerben (2x)<br />

- es sollte mit einfachen Texten begonnen<br />

werden und später mit besseren Kenntnissen<br />

auch Originaltexte (3x aufs Thema bezogen<br />

und 2x auf die Jahrgangsstufen bezogen)<br />

- einfache Texte für wichtige Informationen und<br />

originale Texte für Meinungen etc., um die<br />

Sprache zu verbessern<br />

- für die Abwechslung und mit Bezug zur<br />

Realität<br />

- um alles zu verstehen (einfache Texte) und um<br />

neue Vokabeln zu lernen (Originaltexte)<br />

- wenn es darum geht Informationen heraus zu<br />

arbeiten bevorzuge ich vereinfachte Texte; um<br />

kritisch zu analysieren eignen sich<br />

Originaltexte besser aber grundsätzlich finde<br />

ich Vokabellisten lästig


12 Die existierenden Materialien für den bilingualen Erdkundeunterricht sind sehr<br />

stark auf geographische Inhalte fokussiert. Wären Übungen bzw. Aufgaben zur<br />

117<br />

Anhang<br />

Festigung <strong>der</strong> neuen Begriffe, wie es sie in Englischbüchern gibt, wünschenswert? Bitte<br />

erläutere deine Meinung kurz.<br />

Nennung Begründung<br />

Sinnvoll 7 - man bekommt zwar oft auf die Vokabeln zu lernen, aber<br />

ob man es dann tut ist nicht so sicher, daher würden<br />

solche Aufgaben helfen, beson<strong>der</strong>s wenn man vorher<br />

nicht so gut aufgepasst hat (2x)<br />

- sehr kurze Festigungen <strong>der</strong> Begriffe wären vielleicht<br />

sinnvoll (sonst weiter wie bisher!)<br />

- aber nicht zu lange um nicht die Diskussionen zu kürzen<br />

- aber nur auf freiwilliger Basis o<strong>der</strong> wenn <strong>der</strong> Lehrer<br />

Defizite erkennt<br />

- dann prägen sich die Begriffe besser ein<br />

- kurz vor Klassenarbeiten als Wie<strong>der</strong>holung, sonst nicht<br />

nicht sinnvoll 12 - kann schnell zu Langeweile führen<br />

- die Begriffe sitzen nach einer ausführlichen Bearbeitung<br />

automatisch (4x)<br />

- da die Anwendung im Kontext wichtig ist und man die<br />

Begriffe auch so lernt<br />

- weil es kein Englischunterricht ist und man selbst dafür<br />

verantwortlich ist<br />

Sonstiges 2 - keine Ahnung<br />

- zweisprachige Vokabelhilfen mit zusätzlicher<br />

englischsprachiger Definition reicht (2x)<br />

- da <strong>der</strong> bilinguale Unterricht auch selbständiges Lernen<br />

för<strong>der</strong>n sollte; man ist selbst dafür verantwortlich<br />

- <strong>der</strong> Fokus sollte auf geographischen Inhalten liegen (2x)<br />

- die Aufgaben im Erdkundeunterricht führen schon zu einer<br />

Festigung <strong>der</strong> Begriffe<br />

- keine Angaben


13 Wie findest du den Einsatz deutscher Erdkundebücher im bilingualen<br />

Erdkundeunterricht? Erkläre deine Antwort kurz.<br />

Nennung Begründung<br />

118<br />

Anhang<br />

sinnvoll/gut 5 - bei schwierigen Themen kann es hilfreich sein zwischendurch mal<br />

einen Text auf Deutsch zu lesen (4x)<br />

- aber nur wenn die Mehrheit <strong>der</strong> Texte auf Englisch ist<br />

nicht sinnvoll 15 - weil ich Englisch üben will (2x)<br />

- weil die Sprache dadurch nicht geför<strong>der</strong>t wird/ keine<br />

Wortschatzerweiterung (6x)<br />

- weil ich viel Englisch machen will, außerdem geht man bei<br />

Partnerarbeit sowieso oft ins Deutsche über<br />

- da es bilingualer Unterricht ist und für viele ist es nicht einfach<br />

zwischen den Sprachen zu wechseln<br />

- weil einem dann die Englischen Wörter fehlen und man einfacher<br />

durcheinan<strong>der</strong> kommt (2x)<br />

Sonstiges 2 - keine Angabe (2x)<br />

- störend, da man sich an die englischen Texte gewöhnt hat<br />

- dann ist es kein bilingualer Unterricht (2x)<br />

14 Wie sieht das optimale bilinguale Erdkundematerial für dich aus?<br />

Beschreibung des optimalen Materials Anzahl<br />

„kurz, informativ, leicht verständlich“ 1<br />

„Von <strong>der</strong> Länge her eher kurz, wenn es schwer verständliche Texte sind, ansonsten<br />

auch längere Texte kombiniert mit Graphiken. Sprechanlässe schaffende Materialen<br />

finde ich beson<strong>der</strong>s gut, so erarbeitet man sich alles selbst“<br />

„Viele gut strukturierte Informationen, gute Graphiken, Key Terms, kurze<br />

Begriffserklärungen, nur englische Texte und Begriffserklärungen“<br />

„Wörterbuch, Buch, Kopien…“ 1<br />

„Statistiken, Bildmaterial, Filmmaterial (Dokus passend zum Thema),<br />

abwechslungsreiche Aufgaben“<br />

„Gut verständlicher Text mit Karten, Diagrammen, Bil<strong>der</strong> und Zitaten“ 2<br />

1<br />

1<br />

1


„Es enthält die wichtigsten Informationen in einem Verfassertext, zur Ergänzung<br />

eine Quelle und/o<strong>der</strong> ein Bild. Zusätzlich kann es kurze Vokabellisten enthalten“<br />

„Verständlich, Graphiken, nicht nur Einzelarbeit, in Abschnitte unterteilt,<br />

erklärend“<br />

„Verfassertexte, Quellen (z.B. Zeitungsartikel), Bil<strong>der</strong> aber auch Fernseh- o<strong>der</strong><br />

Radiobeiträge“<br />

„ausreichen<strong>der</strong> Anteil an verständlichen Graphiken, Originaltexte und Verwendung<br />

von Fachbegriffen“<br />

„ein Text mit anschaulichen Bil<strong>der</strong>n und Vokabellisten“ 1<br />

„Es soll mein Interesse wecken, damit ich am neuen Thema Spaß habe und gerne<br />

etwas darüber lernen möchte. Es sollte informativ sein, damit man viel daraus<br />

lernt.“<br />

„Mit vielen Dimensionen! Und vielen Filmen!“ 2<br />

„Text mit unterstützenden Graphiken. Der Text muss nicht zu leicht sein, aber ein<br />

kleiner Index zu den Vokabeln sollte vorhanden sein, da man manchmal nicht alle<br />

Vokabeln aus dem Kontext versteht.“<br />

„so wie jetzt“ 1<br />

„informativ, motivierend & anschaulich“ 1<br />

„ein gut zu verstehen<strong>der</strong> Text, dazu eine Tabelle o<strong>der</strong> eine Graphik und zur<br />

Einleitung des Themas kann man einen Film gucken“<br />

„gut zu verstehende Texte, aber nicht zu einfach, Graphiken und Bil<strong>der</strong> zur<br />

Verständlichkeit <strong>der</strong> Texte“<br />

119<br />

Anhang<br />

keine Angabe 2<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

2<br />

1<br />

1


2 Lehrerinterviews<br />

2.1 Fragebogen<br />

Liebe „Bili“-Lehrkraft,<br />

120<br />

Anhang<br />

im Rahmen meiner <strong>Masterarbeit</strong> untersuche ich die professionelle Handlungskompetenz<br />

bilingualer Erdkundelehrkräfte. Dabei fokussiere ich mich auf spezifische Kompetenzen von<br />

bilingualen Erdkundelehrkräften, vor allem im Hinblick auf didaktisches Wissen. Allgemeine<br />

Aspekte professioneller Handlungskompetenz, wie zum Beispiel Klassenmanagement und<br />

Beratungskompetenzen, werden nicht berücksichtigt.<br />

Berufsdauer, -wahl und motivationale Orientierung<br />

Vielen Dank für Ihre Bereitschaft meine Fragen zu beantworten!<br />

Seit wann sind Sie als Erdkundelehrer/Erdkundelehrerin tätig?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Seit wann unterrichten Sie bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Warum haben Sie sich dazu entschieden, bilingualen Erdkundeunterricht zu erteilen?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Katrin <strong>Klußmann</strong><br />

Unterrichten Sie lieber bilingualen o<strong>der</strong> regulären Erdkundeunterricht? O<strong>der</strong> haben Sie keine<br />

Präferenzen? Begründen Sie Ihre Position kurz.<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Ausbildungsweg und zukünftige Lehrerausbildung<br />

Haben Sie sowohl Erdkunde als auch Englisch (bzw. eine an<strong>der</strong>e Fremdsprache) studiert o<strong>der</strong><br />

nur eins <strong>der</strong> beiden Fächer?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.


121<br />

Anhang<br />

Sollten Ihrer Meinung nach alle bilingualen Erdkundelehrer/Erdkundelehrerinnen sowohl<br />

Erdkunde als auch Englisch studiert haben? O<strong>der</strong> reicht es Erdkunde studiert zu haben?<br />

Erläutern Sie bitte Ihre Antwort kurz.<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Sind Sie schon in <strong>der</strong> Ausbildungsphase (Studium und Referendariat) mit bilingualem<br />

Erdkundeunterricht in Berührung gekommen? Haben Sie eventuell sogar eine spezielle Bili-<br />

Ausbildung? Wenn ja, in welcher Form?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Wie sehr waren Sie davon überzeugt, den Anfor<strong>der</strong>ungen des bilingualen Erdkundeunterrichts<br />

gewachsen zu sein?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Halten Sie ein spezifisches Ausbildungsprogramm für bilinguale Lehrkräfte für notwendig?<br />

Wenn ja, welche Zielsetzungen würden Sie für die bilinguale Ausbildung formulieren?<br />

Begründen Sie bitte Ihren Standpunkt kurz.<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Nehmen Sie regelmäßig an Fortbildungen für den bilingualen Unterricht teil?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Fachdidaktische/methodische Überlegungen und Erfahrungen<br />

In welchem Verhältnis stehen für Sie die Sachfachdidaktik und die Fremdsprachendidaktik im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.


122<br />

Anhang<br />

Vonseiten <strong>der</strong>jenigen Fachdidaktiker, die sich in Forschung und Lehre für bilingualen<br />

Unterricht einsetzen, werden For<strong>der</strong>ungen nach einer eigenen <strong>Didaktik</strong> für bilingualen<br />

Sachfachunterricht erhoben. Sollte Ihrer Meinung nach eine solche bilinguale <strong>Didaktik</strong> als<br />

eine fächerübergreifende <strong>Didaktik</strong> entwickelt werden o<strong>der</strong> ist es aufgrund <strong>der</strong> jeweils<br />

fachspezifischen Arbeitsweisen nötig, für jedes bilingual unterrichtete Fach eine eigene<br />

<strong>Didaktik</strong> zu entwickeln?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Wäre eine eigene bilinguale <strong>Didaktik</strong> für den Erdkundeunterricht Ihrer Meinung nach als<br />

Entlastung durch eine bessere Orientierung für bilinguale Lehrkräfte o<strong>der</strong> als Restriktion<br />

einhergehend mit dem Verlust von „Experimentiermöglichkeiten“ zu werten?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Inwieweit spielt die deutsche Sprache in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht eine Rolle?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Zu welchem Zweck setzen Sie die deutsche Sprache bzw. die Fremdsprache in Ihrem<br />

bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Welche Position vertreten Sie bezüglich code-switching im bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Wie gehen Sie mit sprachlichen Verständnisproblemen seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

um?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Inwieweit beugen Sie zu erwartenden Verständnisproblemen vor?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.


123<br />

Anhang<br />

Wie begegnen Sie <strong>der</strong> möglichen Diskrepanz zwischen fremdsprachlichem Wissen (was die<br />

Schülerinnen und Schüler sagen können) und kognitivem Wissen (was die Schülerinnen und<br />

Schüler sagen möchten) seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler, vor allem in den anfänglichen<br />

Schuljahrgängen mit bilingualem Unterricht?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Gibt es im bilingualen Unterricht weniger inhaltliche Verständnisprobleme als im regulären<br />

Unterricht, da durch die Fremdsprache als Arbeitssprache stärker auf die Verständlichkeit<br />

geachtet wird?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Gibt es beson<strong>der</strong>s geeignete Unterrichtsmethoden für den bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Wenn ja, welche?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Welche Rolle spielen methodische Übungen des Fremdsprachenunterrichts z.B.<br />

Wortschatzarbeit, Aussprache, Sprachmittlung, kreative Übungen, Hörverstehen etc. im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Sehen Sie gerade für den bilingualen Unterricht im Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen ein<br />

beson<strong>der</strong>es didaktisches Potential?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Welche Bücher bzw. Materialien setzen Sie in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Wie oft setzen Sie selbst erstellte Materialien ein?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Welche Anfor<strong>der</strong>ungen müssen gute bilinguale Materialien Ihrer Meinung nach erfüllen?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.


Unterrichtsplanung und -durchführung<br />

124<br />

Anhang<br />

Welche Unterschiede sehen Sie zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht im<br />

Hinblick auf<br />

a) Planung bzw. <strong>Didaktik</strong>?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

b) Gestaltung bzw. Methodik?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Wie hoch schätzen Sie die Unterschiede in Bezug auf den Zeitaufwand bei <strong>der</strong><br />

Unterrichtsvorbereitung zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht ein?<br />

Begründen Sie bitte Ihre Einschätzung.<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Sind bestimmte Themen beson<strong>der</strong>s gut geeignet bzw. ungeeignet für den bilingualen<br />

Erdkundeunterricht?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Inwieweit unterscheidet sich die Rolle <strong>der</strong> Lehrperson im bilingualen Erdkundeunterricht zu<br />

<strong>der</strong> im regulären Erdkundeunterricht?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Professionswissen<br />

Bitte ergänzen Sie folgende Satzanfänge:<br />

Eine professionelle bilinguale Erdkundelehrkraft ist für mich eine Person, die…<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Eine bilinguale Erdkundelehrkraft erreicht Ihre Schülerinnen und Schüler, wenn Sie…<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.


Eine bilinguale Erdkundelehrkraft bekommt Probleme, wenn Sie…<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Mein persönliches Motto für bilingualen Unterricht lautet:<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

125<br />

Anhang<br />

Vielen Dank!


2.2 Interview Frau G.-L.<br />

Berufsdauer, -wahl und motivationale Orientierung<br />

Seit wann sind Sie als Erdkundelehrer/Erdkundelehrerin tätig?<br />

1993 35<br />

Seit wann unterrichten Sie bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

1993<br />

Warum haben Sie sich dazu entschieden, bilingualen Erdkundeunterricht zu erteilen?<br />

Ich bekam eine Beamtenstelle mit <strong>der</strong> Auflage bilingualer Unterricht<br />

126<br />

Anhang<br />

Unterrichten Sie lieber bilingualen o<strong>der</strong> regulären Erdkundeunterricht? O<strong>der</strong> haben Sie keine<br />

Präferenzen? Begründen Sie Ihre Position kurz.<br />

Ich mag beide. Da ich aber hauptsächlich bilingualen Unterricht habe, liegt mir dieser<br />

natürlich näher. Außerdem habe ich hier für den Mittelstufenunterricht inzwischen mehr<br />

Materialien für den bilingualen Unterricht. Ferner verbindet <strong>der</strong> bilinguale meine beiden<br />

Fächer.<br />

Ausbildungsweg und zukünftige Lehrerausbildung<br />

Haben Sie sowohl Erdkunde als auch Englisch (bzw. eine an<strong>der</strong>e Fremdsprache) studiert o<strong>der</strong><br />

nur eins <strong>der</strong> beiden Fächer?<br />

Erdkunde, Englisch und Spanisch<br />

Sollten Ihrer Meinung nach alle bilingualen Erdkundelehrer/Erdkundelehrerinnen sowohl<br />

Erdkunde als auch Englisch studiert haben? O<strong>der</strong> reicht es Erdkunde studiert zu haben?<br />

Erläutern Sie bitte Ihre Antwort kurz.<br />

Ich denke es reicht für gewöhnlich nicht nur Erdkunde studiert zu haben. Wichtig ist auf jeden<br />

Fall auch das Studium einer Fremdsprache, damit man die Schwierigkeiten <strong>der</strong> Schüler besser<br />

einschätzen kann. Falls die Fremdsprache nicht Englisch sein sollte, müsste sichergestellt<br />

sein, dass die Lehrkraft über gute Englischkenntnisse verfügt.<br />

35 Die Antworten sind so abgedruckt, wie sie von den LuL formuliert wurden, d.h. es wurden keine Korrekturen<br />

vorgenommen.


127<br />

Anhang<br />

Sind Sie schon in <strong>der</strong> Ausbildungsphase (Studium und Referendariat) mit bilingualem<br />

Erdkundeunterricht in Berührung gekommen? Haben Sie eventuell sogar eine spezielle Bili-<br />

Ausbildung? Wenn ja, in welcher Form?<br />

Nein<br />

Wie sehr waren Sie davon überzeugt, den Anfor<strong>der</strong>ungen des bilingualen Erdkundeunterrichts<br />

gewachsen zu sein?<br />

Da ich vor meiner Tätigkeit am Gymnasium an einer Wirtschaftsschule Wirtschaftsenglisch<br />

unterrichtet habe, ohne davon vorher Ahnung gehabt zu haben, habe ich mir durchaus<br />

zugetraut auch dem bilingualen Erdkundeunterricht gewachsen zu sein. Ich muss jedoch<br />

sagen, dass die ersten Jahre ziemlich schwierig waren, da uns kaum Materialien zur<br />

Verfügung standen.<br />

Halten Sie ein spezifisches Ausbildungsprogramm für bilinguale Lehrkräfte für notwendig?<br />

Wenn ja, welche Zielsetzungen würden Sie für die bilinguale Ausbildung formulieren?<br />

Begründen Sie bitte Ihren Standpunkt kurz.<br />

Eine bilinguale Zusatzausbildung ist sicherlich sinnvoll, bei <strong>der</strong> vor allem auf die<br />

Schwierigkeiten und die An<strong>der</strong>sartigkeit des Unterrichts hingewiesen wird.<br />

Nehmen Sie regelmäßig an Fortbildungen für den bilingualen Unterricht teil?<br />

Ja<br />

Fachdidaktische/methodische Überlegungen und Erfahrungen<br />

In welchem Verhältnis stehen für Sie die Sachfachdidaktik und die Fremdsprachendidaktik im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Ich glaube nicht, dass man dies so scharf trennen kann. Ich muss die vom Curriculum<br />

vorgesehenen Kompetenzen vermitteln und dies in <strong>der</strong> Fremdsprache. Somit sind beide<br />

gleichwichtig.


128<br />

Anhang<br />

Vonseiten <strong>der</strong>jenigen Fachdidaktiker, die sich in Forschung und Lehre für bilingualen<br />

Unterricht einsetzen, werden For<strong>der</strong>ungen nach einer eigenen <strong>Didaktik</strong> für bilingualen<br />

Sachfachunterricht erhoben. Sollte Ihrer Meinung nach eine solche bilinguale <strong>Didaktik</strong> als<br />

eine fächerübergreifende <strong>Didaktik</strong> entwickelt werden o<strong>der</strong> ist es aufgrund <strong>der</strong> jeweils<br />

fachspezifischen Arbeitsweisen nötig, für jedes bilingual unterrichtete Fach eine eigene<br />

<strong>Didaktik</strong> zu entwickeln?<br />

Ich denke eine für das jeweilige Fach entwickelte <strong>Didaktik</strong> ist notwendig<br />

Wäre eine eigene bilinguale <strong>Didaktik</strong> für den Erdkundeunterricht Ihrer Meinung nach als<br />

Entlastung durch eine bessere Orientierung für bilinguale Lehrkräfte o<strong>der</strong> als Restriktion<br />

einhergehend mit dem Verlust von „Experimentiermöglichkeiten“ zu werten?<br />

Für Neueinsteiger kann sie sehr hilfreich sein<br />

Inwieweit spielt die deutsche Sprache in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht eine Rolle?<br />

Ich verwende sie möglichst nicht.<br />

Zu welchem Zweck setzen Sie die deutsche Sprache bzw. die Fremdsprache in Ihrem<br />

bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

Wenn die Sachfachinhalte aufgrund <strong>der</strong> Schwierigkeit des Textes absolut notwendig ist.<br />

Welche Position vertreten Sie bezüglich code-switching im bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

keine<br />

Wie gehen Sie mit sprachlichen Verständnisproblemen seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

um?<br />

Ich versuche die Verständnisprobleme in Englisch zu klären. Falls es absolut nicht möglich<br />

ist, muss man auf die deutsche Sprache zurückgreifen.<br />

Inwieweit beugen Sie zu erwartenden Verständnisproblemen vor?<br />

Ich versuche Vokabeln vorzuentlasten. Bzw. im Zusammenhang mit dem Bearbeiten des<br />

Textes zu klären.


129<br />

Anhang<br />

Wie begegnen Sie <strong>der</strong> möglichen Diskrepanz zwischen fremdsprachlichem Wissen (was die<br />

Schülerinnen und Schüler sagen können) und kognitivem Wissen (was die Schülerinnen und<br />

Schüler sagen möchten) seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler, vor allem in den anfänglichen<br />

Schuljahrgängen mit bilingualem Unterricht?<br />

Meistens ergibt sich das Problem so nicht, da sie die Fachsprache sehr schnell lernen. Die<br />

notwendigen Sprachmittel um die Inhalte zu erklären haben sie dann bereits durch<br />

umfangreiche Textarbeit erhalten. Falls die Schüler die Inhalte gar nicht in Englisch<br />

ausdrücken können (trotz Versuchs) dürfen sie sich auch in deutsch äußern.<br />

Gibt es im bilingualen Unterricht weniger inhaltliche Verständnisprobleme als im regulären<br />

Unterricht, da durch die Fremdsprache als Arbeitssprache stärker auf die Verständlichkeit<br />

geachtet wird?<br />

Ich denke häufig schon. Auch sind die Inhalte in den englischsprachigen Büchern häufig<br />

ansprechen<strong>der</strong> und verständlicher erklärt.<br />

Gibt es beson<strong>der</strong>s geeignete Unterrichtsmethoden für den bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Wenn ja, welche?<br />

Einsatz von verschiedenen Materialien<br />

Welche Rolle spielen methodische Übungen des Fremdsprachenunterrichts z.B.<br />

Wortschatzarbeit, Aussprache, Sprachmittlung, kreative Übungen, Hörverstehen etc. im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Verwende ich so konkret nicht. Es ergibt sich aus dem Zusammenhang, falls notwendig. Im<br />

Vor<strong>der</strong>grund steht <strong>der</strong> Sachfachunterricht.<br />

Sehen Sie gerade für den bilingualen Unterricht im Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen ein<br />

beson<strong>der</strong>es didaktisches Potential?<br />

Mir ist unklar welche Darstellungsformen sie meinen<br />

Welche Bücher bzw. Materialien setzen Sie in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

Zur Zeit in <strong>der</strong> Mittelstufe Westermann: Diercke Geography for bilingual classes. Zusätzlich<br />

weitere Materialien aus an<strong>der</strong>en Lehrwerken bzw. Arbeitsblätter


Wie oft setzen Sie selbst erstellte Materialien ein?<br />

Unterschiedlich, kann ich keine genauen Angaben machen<br />

Welche Anfor<strong>der</strong>ungen müssen gute bilinguale Materialien Ihrer Meinung nach erfüllen?<br />

Die Sachinhalte gut darstellen und dies in einem für die Schüler verständlichen Englisch<br />

Unterrichtsplanung und -durchführung<br />

130<br />

Anhang<br />

Welche Unterschiede sehen Sie zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht im<br />

Hinblick auf<br />

a) Planung bzw. <strong>Didaktik</strong>?<br />

Bilingualer Sachfachunterricht muss immer auch die fremdsprachlichen Schwierigkeiten im<br />

Blick haben.<br />

b) Gestaltung bzw. Methodik?<br />

Mehr Text und verschiedene Medien<br />

Wie hoch schätzen Sie die Unterschiede in Bezug auf den Zeitaufwand bei <strong>der</strong><br />

Unterrichtsvorbereitung zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht ein?<br />

Begründen Sie bitte Ihre Einschätzung.<br />

Der Zeitaufwand beim bilingualen Sachfachunterricht ist höher, da ich häufig länger nach<br />

geeigneten Materialien suchen muss. Diese müssen dann noch für die entsprechende<br />

Lerngruppe aufbereitet werden.<br />

Sind bestimmte Themen beson<strong>der</strong>s gut geeignet bzw. ungeeignet für den bilingualen<br />

Erdkundeunterricht?<br />

Für den bilingualen Sachfachunterricht in Erdkunde eignen sich eigentlich so ziemlich alle<br />

Themen <strong>der</strong> Mittelstufe. Beson<strong>der</strong>s anschaulich sind dabei natürlich Themen wie: volcanoes,<br />

earthquakes etc.<br />

Inwieweit unterscheidet sich die Rolle <strong>der</strong> Lehrperson im bilingualen Erdkundeunterricht zu<br />

<strong>der</strong> im regulären Erdkundeunterricht?<br />

Der Lehrkörper muss häufiger sprachliche Hilfestellungen geben.


Professionswissen<br />

Bitte ergänzen Sie folgende Satzanfänge:<br />

Eine professionelle bilinguale Erdkundelehrkraft ist für mich eine Person, die…<br />

die Sachfachinhalte in <strong>der</strong> englischen Sprache den Schülern gut vermitteln kann.<br />

Eine bilinguale Erdkundelehrkraft erreicht Ihre Schülerinnen und Schüler, wenn Sie…<br />

131<br />

Anhang<br />

auf die begrenzten sprachlichen Kompetenzen <strong>der</strong> Schüler Rücksicht nimmt und den<br />

Unterricht für die Schüler ansprechend und verständlich gestaltet.<br />

Eine bilinguale Erdkundelehrkraft bekommt Probleme, wenn Sie…<br />

die Schüler sprachlich überfor<strong>der</strong>t<br />

Mein persönliches Motto für bilingualen Unterricht lautet:<br />

Den Schülern die Angst vor Äußerungen im Sachfach in <strong>der</strong> englischen Sprache zu nehmen<br />

und vor allem Anfänger immer wie<strong>der</strong> darauf hinzuweisen, dass sie sich keine all zu großen<br />

Sorgen machen sollen, wenn sie nicht alles verstehen. Das sich das bald alles ergeben würde.


2.3 Interview Frau H.<br />

Berufsdauer, -wahl und motivationale Orientierung<br />

Seit wann sind Sie als Erdkundelehrer/Erdkundelehrerin tätig?<br />

Seit 1977<br />

Seit wann unterrichten Sie bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Seit 1996, seit 2000 als Fachobfrau für bilingualen Unterricht an meiner Schule.<br />

Warum haben Sie sich dazu entschieden, bilingualen Erdkundeunterricht zu erteilen?<br />

132<br />

Anhang<br />

Ich habe den bilingualen Unterricht mit eingeführt und dann selbstverständlich mein eigenes<br />

Fach ebenfalls bilingual unterrichtet.<br />

Unterrichten Sie lieber bilingualen o<strong>der</strong> regulären Erdkundeunterricht? O<strong>der</strong> haben Sie keine<br />

Präferenzen? Begründen Sie Ihre Position kurz.<br />

In den letzten Jahren habe ich fast ausschließlich Ek-bili unterrichtet, so dass ich viel mehr an<br />

bilingualem Unterrichtsmaterial hatte und eigentlich lieber bilingual unterrichtet habe.<br />

Ausbildungsweg und zukünftige Lehrerausbildung<br />

Haben Sie sowohl Erdkunde als auch Englisch (bzw. eine an<strong>der</strong>e Fremdsprache) studiert o<strong>der</strong><br />

nur eins <strong>der</strong> beiden Fächer?<br />

Ich habe beide Fächer studiert.<br />

Sollten Ihrer Meinung nach alle bilingualen Erdkundelehrer/Erdkundelehrerinnen sowohl<br />

Erdkunde als auch Englisch studiert haben? O<strong>der</strong> reicht es Erdkunde studiert zu haben?<br />

Erläutern Sie bitte Ihre Antwort kurz.<br />

Ich denke, es ist von großem Vorteil, die Sprache studiert zu haben, allerdings muss man sich<br />

viel neues Vokabular aneignen. Sicherlich könnte auch ein Kollege/ eine Kollegin bilingual<br />

unterrichten, wenn er/sie einige Zeit in einem englischsprachigen Land verbracht hat und die<br />

Sprache so gut spricht, dass er/sie damit unterrichten kann.


133<br />

Anhang<br />

Sind Sie schon in <strong>der</strong> Ausbildungsphase (Studium und Referendariat) mit bilingualem<br />

Erdkundeunterricht in Berührung gekommen? Haben Sie eventuell sogar eine spezielle Bili-<br />

Ausbildung? Wenn ja, in welcher Form?<br />

Nein, ich habe mein Referendariat 1975 in Rheinland-Pfalz absolviert. Damals war<br />

bilingualer Unterricht noch kein Thema.<br />

Wie sehr waren Sie davon überzeugt, den Anfor<strong>der</strong>ungen des bilingualen Erdkundeunterrichts<br />

gewachsen zu sein?<br />

An meinem Gymnasium in Trier wurde <strong>der</strong> bili-Unterricht bereits1988 eingeführt. Wir<br />

Kollegen waren damals noch <strong>der</strong> Meinung nur Muttersprachler könnten wirklich guten bili-<br />

Unterricht erteilen. Ich habe daher zunächst nur Englisch in bili-Klassen unterrichtet.<br />

Halten Sie ein spezifisches Ausbildungsprogramm für bilinguale Lehrkräfte für notwendig?<br />

Wenn ja, welche Zielsetzungen würden Sie für die bilinguale Ausbildung formulieren?<br />

Begründen Sie bitte Ihren Standpunkt kurz.<br />

Ja, wir fanden uns ziemlich auf uns alleine gestellt und hatten kaum Unterrichtsmaterialien,<br />

d.h. es war mühsam und sehr zeitaufwendig, bilingualen Unterricht vorzubereiten. Heute gibt<br />

es genügend Material, so dass man im Referendariat den Fokus auf die <strong>Didaktik</strong> und<br />

Methodik legen kann. Die Anfor<strong>der</strong>ungen im bilingualen Erdkundeunterricht unterscheiden<br />

sich wesentlich vom deutschsprachigen Unterricht, da man langsamer vorgehen muss und viel<br />

stärker visuelle Mittel einsetzen muss. Diese Dinge muss man erst einmal lernen!<br />

Nehmen Sie regelmäßig an Fortbildungen für den bilingualen Unterricht teil?<br />

Ja, ich gehöre zum „bilingualen Netzwerk“ Nie<strong>der</strong>sachsen. Wir treffen uns zu Beginn des<br />

neuen Schuljahrs für drei Tage in Hannover und bereiten jeweils ein bestimmtes Thema für<br />

regionale Fortbildungen vor. Darüber hinaus nehme ich teil an Angeboten <strong>der</strong> Verlage.<br />

Außerdem habe ich 1999 und 2007 Kurse zum Thema in Bristol und Colchester besucht.<br />

Fachdidaktische/methodische Überlegungen und Erfahrungen<br />

In welchem Verhältnis stehen für Sie die Sachfachdidaktik und die Fremdsprachendidaktik im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Die Sachfachdidaktik sollte im Vor<strong>der</strong>grunde stehen – die Sprache wird nur als Vehikel<br />

benutzt, d.h. Fehler werden zwar korrigiert, spielen aber weiter keine Rolle.


134<br />

Anhang<br />

Vonseiten <strong>der</strong>jenigen Fachdidaktiker, die sich in Forschung und Lehre für bilingualen<br />

Unterricht einsetzen, werden For<strong>der</strong>ungen nach einer eigenen <strong>Didaktik</strong> für bilingualen<br />

Sachfachunterricht erhoben. Sollte Ihrer Meinung nach eine solche bilinguale <strong>Didaktik</strong> als<br />

eine fächerübergreifende <strong>Didaktik</strong> entwickelt werden o<strong>der</strong> ist es aufgrund <strong>der</strong> jeweils<br />

fachspezifischen Arbeitsweisen nötig, für jedes bilingual unterrichtete Fach eine eigene<br />

<strong>Didaktik</strong> zu entwickeln?<br />

Ich glaube kaum, dass man eine fächerübergreifende <strong>Didaktik</strong> entwickeln könnte. Jedes Fach<br />

hat seine speziellen Probleme, d.h. wenn eine <strong>Didaktik</strong> entwickelt werden sollte, muss sie auf<br />

die einzelnen Fächer ausgerichtet sein. Letzteres ist sicherlich viel zu aufwendig.<br />

Wäre eine eigene bilinguale <strong>Didaktik</strong> für den Erdkundeunterricht Ihrer Meinung nach als<br />

Entlastung durch eine bessere Orientierung für bilinguale Lehrkräfte o<strong>der</strong> als Restriktion<br />

einhergehend mit dem Verlust von „Experimentiermöglichkeiten“ zu werten?<br />

Ich habe eine eigene <strong>Didaktik</strong> für den bili-Unterricht nie vermisst und experimentiere lieber!<br />

Wir haben schon Vorschriften genug, und ich glaube nicht, dass eine bilinguale <strong>Didaktik</strong><br />

entlastend wäre.<br />

Inwieweit spielt die deutsche Sprache in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht eine Rolle?<br />

Sie wird nur dann eingesetzt, wenn ich merke, dass Verständnisschwierigkeiten bei<br />

komplexen Themen auftreten (z.B. Vulkanismus, Plattentektonik etc.). Der Begriff<br />

„bilingual“ beinhaltet außerdem, dass beide Sprachen benutz werden dürfen und sollen.<br />

Zu welchem Zweck setzen Sie die deutsche Sprache bzw. die Fremdsprache in Ihrem<br />

bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

Siehe letzte Frage.<br />

Welche Position vertreten Sie bezüglich code-switching im bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Wie gehen Sie mit sprachlichen Verständnisproblemen seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

um?<br />

Es gibt zu jedem Thema entsprechende Vokabellisten; man kann nachfragen; wenn es ganz<br />

schwierig wird, dann eben mal auf Deutsch!<br />

Inwieweit beugen Sie zu erwartenden Verständnisproblemen vor?


135<br />

Anhang<br />

Wie beim Besprechen von Texten im Englischunterricht auch, es werden Vokabeln<br />

eingeführt, entsprechende Vokabelhefte angelegt, in Anfängerklassen auch Karteikärtchen mit<br />

gemalten Bil<strong>der</strong>n zur Veranschaulichung <strong>der</strong> Vokabel (z.B. volcano). Da wir ja nach den<br />

gleichen Rahmenrichtlinien arbeiten, lohnt es sich, auch hin und wie<strong>der</strong> in die<br />

deutschsprachigen Lehrerhandreichungen zu schauen. Die Verständnisprobleme sind nämlich<br />

häufig im deutschen Ek-Unterricht die gleichen und nicht unbedingt in <strong>der</strong> Fremdsprache<br />

begründet. Im bili-Unterricht wird man natürlich noch mehr mit Fotos, Bil<strong>der</strong>n,<br />

Filmausschnitten etc. arbeiten, um bestimmte Dinge zu thematisieren.<br />

Wie begegnen Sie <strong>der</strong> möglichen Diskrepanz zwischen fremdsprachlichem Wissen (was die<br />

Schülerinnen und Schüler sagen können) und kognitivem Wissen (was die Schülerinnen und<br />

Schüler sagen möchten) seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler, vor allem in den anfänglichen<br />

Schuljahrgängen mit bilingualem Unterricht?<br />

Da darf dann auch mal auf Deutsch etwas erzählt werden, vgl. Begründung oben!<br />

Gibt es im bilingualen Unterricht weniger inhaltliche Verständnisprobleme als im regulären<br />

Unterricht, da durch die Fremdsprache als Arbeitssprache stärker auf die Verständlichkeit<br />

geachtet wird?<br />

Sicher bemüht man sich als Lehrkraft, Verständnisprobleme möglichst auszuräumen. Ich<br />

glaube aber nicht, dass diese an die Sprache gebunden sind.<br />

Gibt es beson<strong>der</strong>s geeignete Unterrichtsmethoden für den bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Wenn ja, welche?<br />

In den vorausgegangenen Fragen wurde bereits darauf hingewiesen, dass beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />

Einsatz von visuellen Mitteln sinnvoll ist. Gruppenarbeit, Stationenlernen, Kurzreferate,<br />

Rollenspiele eignen sich sehr gut, da sie einerseits eigenen Einsatz för<strong>der</strong>n, an<strong>der</strong>erseits auch<br />

Raum für individuelles lernen lassen.


136<br />

Anhang<br />

Welche Rolle spielen methodische Übungen des Fremdsprachenunterrichts z.B.<br />

Wortschatzarbeit, Aussprache, Sprachmittlung, kreative Übungen, Hörverstehen etc. im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Sie werden im Rahmen des Unterrichts eingesetzt, aber themenspezifisch und nicht als<br />

„Sprachunterricht“. Wortschatzarbeit: Vokabellisten etc., Aussprache: wird verbessert, wie<br />

sonst auch; Hörverstehen: Filme, Interviews etc. aber mit Fokus auf den Inhalt etc. ;<br />

Arbeitsblätter etc.<br />

Sehen Sie gerade für den bilingualen Unterricht im Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen ein<br />

beson<strong>der</strong>es didaktisches Potential?<br />

Ja, man muss sich deutlich mehr Gedanken bei <strong>der</strong> Unterrichtsplanung machen!<br />

Welche Bücher bzw. Materialien setzen Sie in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

Westermann/Diercke: Volumes I and II Bilingual Geography, International Atlas Diercke,<br />

Ponts Wörterbücher, viel selbst gesammeltes Material aus dem Internet, aus englischen<br />

Lehrbüchern, CDs von Rolf Bächle, Materialien aus Fortbildungen.<br />

Wie oft setzen Sie selbst erstellte Materialien ein?<br />

Sehr häufig.<br />

Welche Anfor<strong>der</strong>ungen müssen gute bilinguale Materialien Ihrer Meinung nach erfüllen?<br />

Klare Aufgabenstellung, sprachlich <strong>der</strong> Lerngruppe angepasst, anschauliche Darstellung.<br />

Unterrichtsplanung und -durchführung<br />

Welche Unterschiede sehen Sie zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht im<br />

Hinblick auf<br />

a) Planung bzw. <strong>Didaktik</strong>?<br />

Die Vorbereitung des bilingualen Unterrichts erfor<strong>der</strong>t mehr Aufwand und damit mehr Zeit,<br />

zumindest beim ersten Durchgang einer Einheit.<br />

b) Gestaltung bzw. Methodik?<br />

Dasselbe gilt auch für Gestaltung und Methodik


137<br />

Anhang<br />

Wie hoch schätzen Sie die Unterschiede in Bezug auf den Zeitaufwand bei <strong>der</strong><br />

Unterrichtsvorbereitung zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht ein?<br />

Begründen Sie bitte Ihre Einschätzung.<br />

Insgesamt benötigt man sicher mehr Zeit zur Vorbereitung des bilingualen Unterrichts. Der<br />

Zeitaufwand ist aber auch vom Thema abhängig und ob man auf bereits erstelltes Material<br />

zurück greifen kann.<br />

Sind bestimmte Themen beson<strong>der</strong>s gut geeignet bzw. ungeeignet für den bilingualen<br />

Erdkundeunterricht?<br />

Da wir an das Kerncurriculum gebunden sind, kann es keine „geeigneten bzw. ungeeigneten<br />

Themen“ geben. Natürlich sind physisch-geographische Themen schwieriger zu vermitteln als<br />

kulturgeographische. Gerade in Klasse 7 und 8 müssen wir z.B. Plattentektonik, Vulkanismus<br />

und Erdbeben behandeln. Dies ist mit <strong>der</strong> auf diesen Klassenstufen vorhandenen<br />

Sprachkompetenz nicht so ganz einfach.<br />

Inwieweit unterscheidet sich die Rolle <strong>der</strong> Lehrperson im bilingualen Erdkundeunterricht zu<br />

<strong>der</strong> im regulären Erdkundeunterricht?<br />

Vielleicht insofern, als die Lehrperson stärker auf die individuellen Bedürfnisse des einzelnen<br />

Schülers eingehen muss.<br />

Professionswissen<br />

Bitte ergänzen Sie folgende Satzanfänge:<br />

Eine professionelle bilinguale Erdkundelehrkraft ist für mich eine Person, <strong>der</strong>…<br />

es unabhängig vom Thema gelingt, die Klasse zu motivieren und den Lernstoff zu vermitteln.<br />

Eine bilinguale Erdkundelehrkraft erreicht Ihre Schülerinnen und Schüler, wenn Sie<br />

ihre Schüler und Schülerinnen for<strong>der</strong>t, aber nicht überfor<strong>der</strong>t.<br />

Eine bilinguale Erdkundelehrkraft bekommt Probleme, wenn Sie…<br />

versucht, im gleichen Lerntempo zu unterrichten wie in <strong>der</strong> Muttersprache.<br />

Mein persönliches Motto für bilingualen Unterricht lautet:<br />

Englisch lernt man im Englischunterricht, den „täglichen“ Umgang mit <strong>der</strong> Sprache in einem<br />

bilingual unterrichteten Sachfach!


2.4 Interview Herr H.<br />

Berufsdauer, -wahl und motivationale Orientierung<br />

Seit wann sind Sie als Erdkundelehrer/Erdkundelehrerin tätig?<br />

1981<br />

Seit wann unterrichten Sie bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

1990<br />

Warum haben Sie sich dazu entschieden, bilingualen Erdkundeunterricht zu erteilen?<br />

138<br />

Anhang<br />

Bilingualer Unterricht erhöht die sprachliche Kompetenz <strong>der</strong> Schüler effektiv, Bilingualer<br />

Unterricht erzeugt über die Verwendung <strong>der</strong> Fremdsprache eine zusätzliche Motivation für<br />

das Sachfach Erdkunde<br />

Unterrichten Sie lieber bilingualen o<strong>der</strong> regulären Erdkundeunterricht? O<strong>der</strong> haben Sie keine<br />

Präferenzen? Begründen Sie Ihre Position kurz.<br />

Keine beson<strong>der</strong>e Präferenz, da beide Unterrichtsformen ihre Vorzzüge haben.<br />

Ausbildungsweg und zukünftige Lehrerausbildung<br />

Haben Sie sowohl Erdkunde als auch Englisch (bzw. eine an<strong>der</strong>e Fremdsprache) studiert o<strong>der</strong><br />

nur eins <strong>der</strong> beiden Fächer?<br />

Sowohl Englisch als auch Erdkunde<br />

Sollten Ihrer Meinung nach alle bilingualen Erdkundelehrer/Erdkundelehrerinnen sowohl<br />

Erdkunde als auch Englisch studiert haben? O<strong>der</strong> reicht es Erdkunde studiert zu haben?<br />

Erläutern Sie bitte Ihre Antwort kurz.<br />

Beide Fächer sollten studiert worden sein, o<strong>der</strong> durch einen mehrjährigen Auslandsaufenthalt<br />

eine vergleichbare Sprachkompetenz (C1) erworben worden sein als Grundvoraussetzung<br />

Sind Sie schon in <strong>der</strong> Ausbildungsphase (Studium und Referendariat) mit bilingualem<br />

Erdkundeunterricht in Berührung gekommen? Haben Sie eventuell sogar eine spezielle Bili-<br />

Ausbildung? Wenn ja, in welcher Form?<br />

Nein.


139<br />

Anhang<br />

Wie sehr waren Sie davon überzeugt, den Anfor<strong>der</strong>ungen des bilingualen Erdkundeunterrichts<br />

gewachsen zu sein?<br />

Vor dem Hintergrund des Studiums von Englisch und Erdkunde kann man die bilinguale<br />

Qualifikation auch durch ‚Learning by Doing‘ erwerben. Dies ist allerdings zeitaufwendiger<br />

als durch eine entsprechende Ausbildung.<br />

Halten Sie ein spezifisches Ausbildungsprogramm für bilinguale Lehrkräfte für notwendig?<br />

Wenn ja, welche Zielsetzungen würden Sie für die bilinguale Ausbildung formulieren?<br />

Begründen Sie bitte Ihren Standpunkt kurz.<br />

Ja, denn Apekte <strong>der</strong> Fremdsprache und Anfor<strong>der</strong>ungen des Sachfachs müssen zu einer<br />

spezifischen <strong>Didaktik</strong> und Methodik zusammengeführt werden.<br />

Nehmen Sie regelmäßig an Fortbildungen für den bilingualen Unterricht teil?<br />

Ich plane und führe regionale und überregionale Fortbildungsveranstaltungen zu bilingualem<br />

Unterricht durch.<br />

Fachdidaktische/methodische Überlegungen und Erfahrungen<br />

In welchem Verhältnis stehen für Sie die Sachfachdidaktik und die Fremdsprachendidaktik im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Im Zusammenspiel von Sachfachdidaktik und Fremdsprachendidaktik ergibt sich eine<br />

<strong>Didaktik</strong> des bilingualen Unterrichts<br />

Vonseiten <strong>der</strong>jenigen Fachdidaktiker, die sich in Forschung und Lehre für bilingualen<br />

Unterricht einsetzen, werden For<strong>der</strong>ungen nach einer eigenen <strong>Didaktik</strong> für bilingualen<br />

Sachfachunterricht erhoben. Sollte Ihrer Meinung nach eine solche bilinguale <strong>Didaktik</strong> als<br />

eine fächerübergreifende <strong>Didaktik</strong> entwickelt werden o<strong>der</strong> ist es aufgrund <strong>der</strong> jeweils<br />

fachspezifischen Arbeitsweisen nötig, für jedes bilingual unterrichtete Fach eine eigene<br />

<strong>Didaktik</strong> zu entwickeln?<br />

Es gibt nur ein sowohl als auch. Bestimmte Aspekte, z.B. <strong>der</strong> Aspekt ‚Sprache‘ im Sinn von<br />

Fremdsprache ist sicherlich fächerübergreifend zu sehen, daneben gibt es eine Reihe von<br />

sachfachspezifischen Aspekten, die nicht fächerübergreifend zu sehen sind.


140<br />

Anhang<br />

Wäre eine eigene bilinguale <strong>Didaktik</strong> für den Erdkundeunterricht Ihrer Meinung nach als<br />

Entlastung durch eine bessere Orientierung für bilinguale Lehrkräfte o<strong>der</strong> als Restriktion<br />

einhergehend mit dem Verlust von „Experimentiermöglichkeiten“ zu werten?<br />

Ich sehe hier den Aspekt <strong>der</strong> Entlastung, <strong>der</strong> zusätzliche Möglichkeiten des Experimentierens<br />

ja nicht ausschließt.<br />

Inwieweit spielt die deutsche Sprache in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht eine Rolle?<br />

Der Unterricht ist einsprachig in <strong>der</strong> Fremdsprache. In Lernkontrollen besteht für den Schüler<br />

theoretisch die Möglichkeit, einzelne Wörter o<strong>der</strong> Sätze auch in deutscher Sprache zu<br />

verwenden. Davon machen die Schüler bei entsprechen<strong>der</strong> Vorbereitung jedoch keinen<br />

Gebrauch.<br />

Zu welchem Zweck setzen Sie die deutsche Sprache bzw. die Fremdsprache in Ihrem<br />

bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

Der Unterricht wird in <strong>der</strong> Fremdsprache geführt. Das Fachvokabular wird zusätzlich auch in<br />

<strong>der</strong> deutschen Sprache gesichert.<br />

Welche Position vertreten Sie bezüglich code-switching im bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Code-switsching ist grundsätzlich zwar möglich. In <strong>der</strong> Unterrichtsrealität jedoch nur selten<br />

nötig. Wichtig wäre dabei eine klare Trennung zwischen den Sprachsystemen, um<br />

Interferenzen zu vermeiden.<br />

Wie gehen Sie mit sprachlichen Verständnisproblemen seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

um?<br />

Durch Paraphrasierung und z.B. Visualisierung lassen sich Probleme zumeist lösen.<br />

Inwieweit beugen Sie zu erwartenden Verständnisproblemen vor?<br />

Reduktion <strong>der</strong> Textfülle und Komplexität von Texten, Erhöhung <strong>der</strong> Anschaulichkeit durch<br />

Visualisierung, etc.


141<br />

Anhang<br />

Wie begegnen Sie <strong>der</strong> möglichen Diskrepanz zwischen fremdsprachlichem Wissen (was die<br />

Schülerinnen und Schüler sagen können) und kognitivem Wissen (was die Schülerinnen und<br />

Schüler sagen möchten) seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler, vor allem in den anfänglichen<br />

Schuljahrgängen mit bilingualem Unterricht?<br />

Scaffolding, also <strong>der</strong> Einsatz ganz unterschiedlicher Lerngerüste bietet die Basis, die<br />

auftretenden Diskrepanzen zu verringern.<br />

Gibt es im bilingualen Unterricht weniger inhaltliche Verständnisprobleme als im regulären<br />

Unterricht, da durch die Fremdsprache als Arbeitssprache stärker auf die Verständlichkeit<br />

geachtet wird?<br />

Nicht grundsätzlich, da ja auch im deutschsprachigen Erdkundeunterricht auf Verständlichkeit<br />

geachtet werden sollte. Im Einzelfall allerdings doch, denn beson<strong>der</strong>e Formen von<br />

Visualisierung o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Einsatz von Scaffolding vermin<strong>der</strong>t Verständnisschwierigkeiten.<br />

Gibt es beson<strong>der</strong>s geeignete Unterrichtsmethoden für den bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Wenn ja, welche?<br />

Alle kommunikativen und die Schülerselbsttätigkeit einbeziehenden Unterrichtsformen sind<br />

beson<strong>der</strong>s geeignet (Projekte, Grupen-, Partnerarbeit, Experimente,‘hands-on-activities‘, etc.)<br />

Welche Rolle spielen methodische Übungen des Fremdsprachenunterrichts z.B.<br />

Wortschatzarbeit, Aussprache, Sprachmittlung, kreative Übungen, Hörverstehen etc. im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Sie spielen nur dann eine Rolle, wenn sie funktional für das Erreichen eines durch das<br />

Sachfach definierten Ziels hilfreich sind. Dies ist häufig <strong>der</strong> Fall.<br />

Sehen Sie gerade für den bilingualen Unterricht im Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen ein<br />

beson<strong>der</strong>es didaktisches Potential?<br />

Unklar, was unter Darstellungsform zu verstehen ist.<br />

Welche Bücher bzw. Materialien setzen Sie in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

Alle Bände <strong>der</strong> Westermann Reihe ‚Diercke Geography for Bilingual Classes‘


Wie oft setzen Sie selbst erstellte Materialien ein?<br />

142<br />

Anhang<br />

Da die vorliegenden Materialien in <strong>der</strong> Regel nicht alle Aspekte des gültigen Kerncurriculums<br />

abdecken, werden in fast je<strong>der</strong> Stunde auch selbst erstellte Materialien benutzt.<br />

Welche Anfor<strong>der</strong>ungen müssen gute bilinguale Materialien Ihrer Meinung nach erfüllen?<br />

Sie sollten die vom Sachfach gefor<strong>der</strong>ten Inhalte unter Berücksichtigung einer beson<strong>der</strong>s<br />

hohen Anschaulichkeit abdecken und sprachlich die notwendigen Hilfen anbieten.<br />

Unterrichtsplanung und -durchführung<br />

Welche Unterschiede sehen Sie zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht im<br />

Hinblick auf<br />

a) Planung bzw. <strong>Didaktik</strong>?<br />

Ein wesentlicher Unterschied liegt beson<strong>der</strong>s in den unteren Klassenstufen in einer<br />

inhaltlichen und sprachlichen didaktischen Reduktion.<br />

b) Gestaltung bzw. Methodik?<br />

Methoden mit einem beson<strong>der</strong>s hohen Anteil an Schülerselbsttätigkeit, verstärkter Einsatz<br />

visueller Medien, Methoden zur Umwälzung des relevanten Sprachmaterials<br />

Wie hoch schätzen Sie die Unterschiede in Bezug auf den Zeitaufwand bei <strong>der</strong><br />

Unterrichtsvorbereitung zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht ein?<br />

Begründen Sie bitte Ihre Einschätzung.<br />

Da die vorhandenen Lehrbücher nur einen Teil des Unterrichts unterstützen können, ergibt es<br />

einen sehr hohen zeitlichen Aufwand in <strong>der</strong> Unterrichtsvorbereitung bei <strong>der</strong> Beschaffung und<br />

Bearbeitung des notwendigen und möglichst authentischen Unterrichtsmaterials. Das bedeutet<br />

konkret, dass je nach Erfahrung <strong>der</strong> Lehrkraft hier ein mehrfaches an Vorbereitungszeit<br />

einzusetzen ist.<br />

Sind bestimmte Themen beson<strong>der</strong>s gut geeignet bzw. ungeeignet für den bilingualen<br />

Erdkundeunterricht?<br />

Alle Themen die die oben genannten Kriterien (Projekt, Selbsttätigkeit,Experiment,etc.<br />

efüllen. Ein gutes Beispiel ist das Thema ‚Weather‘ in den Klassenstufen 6/7.


143<br />

Anhang<br />

Inwieweit unterscheidet sich die Rolle <strong>der</strong> Lehrperson im bilingualen Erdkundeunterricht zu<br />

<strong>der</strong> im regulären Erdkundeunterricht?<br />

Die Lehrperson muss in <strong>der</strong> Lage sein, flexibel und angemessen, die Erfüllung <strong>der</strong><br />

Erfor<strong>der</strong>nisse des Sachfaches durch sprachliche Hilfen zu unterstützen.<br />

Professionswissen<br />

Bitte ergänzen Sie folgende Satzanfänge:<br />

Eine professionelle bilinguale Erdkundelehrkraft ist für mich eine Person, die…<br />

Schülern eine Lernumgebung gestaltet, in <strong>der</strong> Inhalte des Sachfaches unter Verwendung <strong>der</strong><br />

Fremdsprache vermittelt werden.<br />

Eine bilinguale Erdkundelehrkraft erreicht Ihre Schülerinnen und Schüler, wenn Sie…<br />

verbindliche Inhalte anschaulich und sprachlich angemessen vermittelt.<br />

Eine bilinguale Erdkundelehrkraft bekommt Probleme, wenn Sie…<br />

Die Schere zwischen Wissen und Sprachkompetenz nicht schließen kann.<br />

Mein persönliches Motto für bilingualen Unterricht lautet:<br />

Let’d go for a bilingual future!


2.5 Interview Frau K.<br />

Berufsdauer, -wahl und motivationale Orientierung<br />

Seit wann sind Sie als Erdkundelehrer/Erdkundelehrerin tätig?<br />

144<br />

Anhang<br />

Ich habe im November 1995 mein Referendariat begonnen, im Frühjahr 2008 habe ich meine<br />

erste Stelle angetreten.<br />

Seit wann unterrichten Sie bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Seit Herbst 2006<br />

Warum haben Sie sich dazu entschieden, bilingualen Erdkundeunterricht zu erteilen?<br />

Mir erscheint <strong>der</strong> Gedanke, die Fremdsprache Englisch als „Mittel zum Zweck“ zu benutzen<br />

sehr sinnvoll, zum einen, da für die Schülerinnen und Schüler <strong>der</strong> Umgang mit <strong>der</strong><br />

Fremdsprache „instrumentalisiert“ wird und sie diese selbstverständlicher verwenden als im<br />

Fremdsprachenunterricht, zum an<strong>der</strong>en ist die englische Sprache als „Verkehrssprache“ im<br />

späteren Studien- und/o<strong>der</strong> Berufsleben für viele Menschen Alltag.<br />

Unterrichten Sie lieber bilingualen o<strong>der</strong> regulären Erdkundeunterricht? O<strong>der</strong> haben Sie keine<br />

Präferenzen? Begründen Sie Ihre Position kurz.<br />

Eine Mischung gefällt mir am besten: Bilingualer Unterricht erfor<strong>der</strong>t mehr Vorbereitung, <strong>der</strong><br />

Umgang mit <strong>der</strong> Fremdsprache erhöht jedoch die Motivation (die bei Bili-Schülern sowieso<br />

zumeist höher ist), im regulären Erdkundeunterricht kann man inhaltlich mehr in die Tiefe<br />

gehen.<br />

Ausbildungsweg und zukünftige Lehrerausbildung<br />

Haben Sie sowohl Erdkunde als auch Englisch (bzw. eine an<strong>der</strong>e Fremdsprache) studiert o<strong>der</strong><br />

nur eins <strong>der</strong> beiden Fächer?<br />

Ich habe beide Fächer studiert.


145<br />

Anhang<br />

Sollten Ihrer Meinung nach alle bilingualen Erdkundelehrer/Erdkundelehrerinnen sowohl<br />

Erdkunde als auch Englisch studiert haben? O<strong>der</strong> reicht es Erdkunde studiert zu haben?<br />

Erläutern Sie bitte Ihre Antwort kurz.<br />

Hat man Englisch nicht studiert, sollte man zumindest längere Zeit im englischsprachigen<br />

Ausland verbracht haben o<strong>der</strong> von Haus aus zweisprachig aufgewachsen sein, da eine sehr<br />

gute Vertrautheit mit <strong>der</strong> englischen Sprache für den Bili-Unterricht unerlässlich ist.<br />

Sind Sie schon in <strong>der</strong> Ausbildungsphase (Studium und Referendariat) mit bilingualem<br />

Erdkundeunterricht in Berührung gekommen? Haben Sie eventuell sogar eine spezielle Bili-<br />

Ausbildung? Wenn ja, in welcher Form?<br />

Ich habe erst in meiner Festanstellung Kontakt mit bilingualem Erdkundeunterricht<br />

bekommen und habe dann auch Fortbildungen besucht.<br />

Wie sehr waren Sie davon überzeugt, den Anfor<strong>der</strong>ungen des bilingualen Erdkundeunterrichts<br />

gewachsen zu sein?<br />

Da ich mehrmals für längere Zeit im englischsprachigen Ausland war und dort auch ein<br />

Semester Geography studiert habe, fühlte ich mich gut vorbereitet für den Bili-Unterricht.<br />

Außerdem hatte ich in <strong>der</strong> Anfangsphase gute Unterstützung von Kollegen.<br />

Halten Sie ein spezifisches Ausbildungsprogramm für bilinguale Lehrkräfte für notwendig?<br />

Wenn ja, welche Zielsetzungen würden Sie für die bilinguale Ausbildung formulieren?<br />

Begründen Sie bitte Ihren Standpunkt kurz.<br />

Ich fände eine Zusatzausbildung während des Studiums hilfreich, aber nicht notwendig.<br />

Zielsetzung sollte die Spracharbeit im bilingualen Unterricht sein: Wie führe ich inhaltlichen<br />

Wortschatz ein, wie wie<strong>der</strong>hole ich diesen, wie und wie oft sollte methodischer Wortschatz<br />

zur Verfügung gestellt werden bzw. kann er irgendwann vorausgesetzt werden? Darüber<br />

hinaus wären Hinweise zur nötigen didaktischen Reduktion sinnvoll.<br />

Nehmen Sie regelmäßig an Fortbildungen für den bilingualen Unterricht teil?<br />

Ja.


Fachdidaktische/methodische Überlegungen und Erfahrungen<br />

146<br />

Anhang<br />

In welchem Verhältnis stehen für Sie die Sachfachdidaktik und die Fremdsprachendidaktik im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Die Sachfachdidaktik hat eindeutig Vorrang, Sprache ist aber in angemessenem Maße<br />

einzuführen und zu wie<strong>der</strong>holen bzw. sollte bei bestimmten Übungen (Analysieren einer<br />

graphischen Darstellung, eines Fotos etc.) einfach als Hilfsmittel in Form von „Useful<br />

Phrases“-Sammlungen zur Verfügung gestellt werden.<br />

Vonseiten <strong>der</strong>jenigen Fachdidaktiker, die sich in Forschung und Lehre für bilingualen<br />

Unterricht einsetzen, werden For<strong>der</strong>ungen nach einer eigenen <strong>Didaktik</strong> für bilingualen<br />

Sachfachunterricht erhoben. Sollte Ihrer Meinung nach eine solche bilinguale <strong>Didaktik</strong> als<br />

eine fächerübergreifende <strong>Didaktik</strong> entwickelt werden o<strong>der</strong> ist es aufgrund <strong>der</strong> jeweils<br />

fachspezifischen Arbeitsweisen nötig, für jedes bilingual unterrichtete Fach eine eigene<br />

<strong>Didaktik</strong> zu entwickeln?<br />

Ich denke, dass die grundlegenden Fragestellungen in allen Sachfächern ähnlich sind, deshalb<br />

reicht meiner Meinung nach eine fächerübergreifende <strong>Didaktik</strong> aus.<br />

Wäre eine eigene bilinguale <strong>Didaktik</strong> für den Erdkundeunterricht Ihrer Meinung nach als<br />

Entlastung durch eine bessere Orientierung für bilinguale Lehrkräfte o<strong>der</strong> als Restriktion<br />

einhergehend mit dem Verlust von „Experimentiermöglichkeiten“ zu werten?<br />

Es wäre sicherlich eine Entlastung bzw. Anregung, gewisse Freiheiten kann man sich<br />

trotzdem erhalten.<br />

Inwieweit spielt die deutsche Sprache in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht eine Rolle?<br />

Bei schwierigen Sachverhalten können die Schüler die deutsche Sprache benutzen, ich<br />

versuche möglichst durchgehend Englisch zu sprechen.<br />

Zu welchem Zweck setzen Sie die deutsche Sprache bzw. die Fremdsprache in Ihrem<br />

bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

Die Fremdsprache wird mehr o<strong>der</strong> weniger durchgehend benutzt, nur für schwierigere<br />

Aufgabenstellungen bzw. Nachfragen von Schülerseite wird Deutsch gesprochen, bei<br />

organisatorischen Klärungen ebenfalls (z.B. Erläuterungen zur Mappenführung,<br />

Klassenarbeitstermine etc.).


147<br />

Anhang<br />

Welche Position vertreten Sie bezüglich code-switching im bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Die Sprache sollte nur im Notfall gewechselt werden, allerdings muss das Verständnis von<br />

Schülerseite her gewährleistet sein – die Fremdsprache sollte keine inhaltlichen<br />

Verständnisschranken aufbauen.<br />

Wie gehen Sie mit sprachlichen Verständnisproblemen seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

um?<br />

Bei einfachen Nachfragen erläutern an<strong>der</strong>e Schüler o<strong>der</strong> auch ich in englischer Sprache, bei<br />

schwierigeren Wörtern/Zusammenhängen wird Deutsch gesprochen.<br />

Inwieweit beugen Sie zu erwartenden Verständnisproblemen vor?<br />

Ich gebe inhaltlichen Wortschatz vor o<strong>der</strong> während <strong>der</strong> Erarbeitungsphase in Form von<br />

Wortlisten vor. Methodischer Wortschatz wird anhand <strong>der</strong> „skills pages“ im Schülerbuch o<strong>der</strong><br />

eigener Sammlungen bei entsprechenden Aufgabenstellungen zur Verfügung gestellt,<br />

teilweise aber auch vorausgesetzt (bei mehrmaligem Anwenden).<br />

Wie begegnen Sie <strong>der</strong> möglichen Diskrepanz zwischen fremdsprachlichem Wissen (was die<br />

Schülerinnen und Schüler sagen können) und kognitivem Wissen (was die Schülerinnen und<br />

Schüler sagen möchten) seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler, vor allem in den anfänglichen<br />

Schuljahrgängen mit bilingualem Unterricht?<br />

In solchen Situationen fragen die Schüler und Schülerinnen, ob sie Deutsch sprechen können<br />

und bringen ihren Beitrag dann auf Deutsch, ich wie<strong>der</strong>hole (das Wichtigste) auf Englisch.<br />

Teilweise fragen sie aber auch nur einzelne Wörter nach und versuchen dann ihr Wissen auf<br />

Englisch auszudrücken – das ist dann aber auch abhängig von Mut und Experimentierfreude<br />

<strong>der</strong> Schüler.<br />

Gibt es im bilingualen Unterricht weniger inhaltliche Verständnisprobleme als im regulären<br />

Unterricht, da durch die Fremdsprache als Arbeitssprache stärker auf die Verständlichkeit<br />

geachtet wird?<br />

Das halte ich für nicht so wahrscheinlich, eher sorgt die didaktische Reduktion wohl für ein<br />

ähnliches Maß an (Un-)Verständnis bei Bili- und Nicht-Bili-Schülern.


148<br />

Anhang<br />

Gibt es beson<strong>der</strong>s geeignete Unterrichtsmethoden für den bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Wenn ja, welche?<br />

Generell sind sicherlich Partner- und Gruppenarbeitsphasen wichtig, um sprachlich<br />

unsicheren Schülern die Gelegenheit zu geben, im vertrauten kleinen Kreis nachzufragen und<br />

nicht Verstandenes in <strong>der</strong> Muttersprache zu klären. Interviews, Rollenspiele,<br />

Tagebucheinträge etc. sorgen für einen etwas lockeren Umgang mit <strong>der</strong> Fremdsprache, <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Motivation durchaus zugute kommt.<br />

Welche Rolle spielen methodische Übungen des Fremdsprachenunterrichts z.B.<br />

Wortschatzarbeit, Aussprache, Sprachmittlung, kreative Übungen, Hörverstehen etc. im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Eine notwendige und unterstützende Rolle. Wortschatzarbeit und Aussprache sind in fast<br />

je<strong>der</strong> Stunde nötig. In Erarbeitungsphasen benutze ich manchmal Hörverstehensübungen,<br />

Sprachmittlungsaufgaben verwende ich z.B. für Hausaufgaben. Kreative Übungen (z.B. oben<br />

schon erwähnte Rollenspiele, Tagebucheinträge etc.) sind motivationsför<strong>der</strong>nd und werden<br />

sowohl in <strong>der</strong> Erarbeitung, Vertiefung als auch als Hausaufgabe gestellt.<br />

Sehen Sie gerade für den bilingualen Unterricht im Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen ein<br />

beson<strong>der</strong>es didaktisches Potential?<br />

Ja, die Bandbreite an Übungen ist sicher weiter gefächert als im muttersprachlichen Unterricht<br />

und dadurch wird bilingualer Unterricht abwechslungsreicher.<br />

Welche Bücher bzw. Materialien setzen Sie in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

Wir haben das Schülerbuch von Westermann, „Geography Volume 1“ von den Schülern<br />

anschaffen lassen. Es wird <strong>der</strong> deutsche Diercke-Atlas mit englischer Legende verwendet.<br />

Ansonsten setze ich Arbeitsblätter und Folien von den CDs ein, die Rolf Bächle schon seit<br />

längerer Zeit für den Bili-Unterricht erstellt. Ab und an wird auch „authentisches“ Material<br />

eingesetzt, wir haben z.B. einen halben Klassensatz <strong>der</strong> englischen GCSE-Bücher (David<br />

Waugh, Key Geography for GCSE). Ab und an finde ich auch interessantes Bili-Material in<br />

Fachzeitschriften (Diercke 360 Grad, Praxis <strong>Geographie</strong> etc.).<br />

Wie oft setzen Sie selbst erstellte Materialien ein?<br />

Selten, da die Erarbeitung doch zeitaufwändiger ist, da auch die sprachliche Entlastung<br />

gewährleitstet werden muss.


Welche Anfor<strong>der</strong>ungen müssen gute bilinguale Materialien Ihrer Meinung nach erfüllen?<br />

149<br />

Anhang<br />

Sie dürfen sowohl inhaltlich als auch sprachlich nicht „überfrachtet“ sein, ansonsten gelten<br />

dieselben Maßstäbe wie für deutschsprachiges Material (Anschaulichkeit, Aktualität etc.).<br />

Unterrichtsplanung und -durchführung<br />

Welche Unterschiede sehen Sie zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht im<br />

Hinblick auf<br />

a) Planung bzw. <strong>Didaktik</strong>?<br />

Es muss didaktisch mehr reduziert werden als im muttersprachlichen Unterricht. Es werden<br />

aufgrund <strong>der</strong> Materiallage mehr Beispiele aus dem englischsprachigen Raum verwendet.<br />

b) Gestaltung bzw. Methodik?<br />

Es sind immer wie<strong>der</strong> Phasen zum Spracherwerb und zur –festigung einzubauen, z.B.<br />

Wie<strong>der</strong>holung wichtiger Vokabeln zu Stundenbeginn, Entlastung <strong>der</strong> zu lesenden Texte durch<br />

Vokabellisten (Folie o<strong>der</strong> Smartboard), Hilfestellungen methodischen Wortschatzes bei<br />

Arbeit mit Graphen, Fotos, Karten etc.<br />

Wie hoch schätzen Sie die Unterschiede in Bezug auf den Zeitaufwand bei <strong>der</strong><br />

Unterrichtsvorbereitung zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht ein?<br />

Begründen Sie bitte Ihre Einschätzung.<br />

Ich denke, dass etwa 1/3 mehr Vorbereitungszeit nötig ist, zum einen für die sprachliche<br />

Entlastung, zum an<strong>der</strong>en wird etwas mehr Zeit bei <strong>der</strong> Suche geeigneten Materials gebraucht,<br />

da zumindest bei bestimmten Themen noch nicht so viel Angebot da ist.<br />

Sind bestimmte Themen beson<strong>der</strong>s gut geeignet bzw. ungeeignet für den bilingualen<br />

Erdkundeunterricht?<br />

Schwierig sind meiner Meinung nach kompliziertere naturwissenschaftliche Zusammenhänge<br />

(z.B. aus <strong>der</strong> Klimatologie), da viel neuer Wortschatz zu bewältigen ist. Sehr anschauliche<br />

Vorgänge wie z.B, zum Thema Vulkanismus/Plattentektonik sind gut geeignet, auch das<br />

Thema Tourismus, da das „Rückfallen“ auf die englische Sprache im Ausland den Schülern in<br />

diesem Zusammenhang aus dem (Ferien-)Alltag bekannt ist.


150<br />

Anhang<br />

Inwieweit unterscheidet sich die Rolle <strong>der</strong> Lehrperson im bilingualen Erdkundeunterricht zu<br />

<strong>der</strong> im regulären Erdkundeunterricht?<br />

Man muss zweigleisig denken: thematisch und als Fremdsprachenlehrerin.<br />

Professionswissen<br />

Bitte ergänzen Sie folgende Satzanfänge:<br />

Eine professionelle bilinguale Erdkundelehrkraft ist für mich eine Person, die…<br />

… die fachlich gut ausgebildet ist (Erdkundestudium), in <strong>der</strong> Fremdsprache sehr souverän ist<br />

und um Lernschwierigkeiten deutscher Schüler in bezug auf die Fremdsprache weiß (wenn sie<br />

nicht sowieso für diese ausgebildet ist). Außerdem muss diese Person bereit sein, zugunsten<br />

<strong>der</strong> sprachlichen Verständlichkeit auf „fachliche Raffinessen“ zu verzichten.<br />

Eine bilinguale Erdkundelehrkraft erreicht Ihre Schülerinnen und Schüler, wenn Sie…<br />

… motivierendes, aber sprachlich nicht überfor<strong>der</strong>ndes Material bereitstellt, auf Abwechslung<br />

achtet, Phasen zur Wortschatzarbeit einbaut und über sprachliche Schnitzer <strong>der</strong> Schüler<br />

entwe<strong>der</strong> großzügig hinweghört o<strong>der</strong> behutsam korrigiert.<br />

Eine bilinguale Erdkundelehrkraft bekommt Probleme, wenn Sie…<br />

… ihre Schüler sprachlich überfor<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> selbst nicht souverän in <strong>der</strong> Fremdsprache ist.<br />

Mein persönliches Motto für bilingualen Unterricht lautet:<br />

It’s never too late to learn a new technical term myself.


2.6 Interview Herr M.<br />

Berufsdauer, -wahl und motivationale Orientierung<br />

Seit wann sind Sie als Erdkundelehrer/Erdkundelehrerin tätig?<br />

seit 1994<br />

Seit wann unterrichten Sie bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

seit 2004<br />

Warum haben Sie sich dazu entschieden, bilingualen Erdkundeunterricht zu erteilen?<br />

151<br />

Anhang<br />

bil. Unt. Wird seit langem in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n unterrichtet; die Partnerschaft mit <strong>der</strong><br />

Europaschule Thomas-Mann-Gymnasium Lübeck war ausschlaggebend für die Entwicklung<br />

des bil. Konzepts an unserem Gym.<br />

Meine Fächerkombination (EN/GEO) stellte die erste Möglichkeit dar, diesen Weg zu gehen.<br />

Unterrichten Sie lieber bilingualen o<strong>der</strong> regulären Erdkundeunterricht? O<strong>der</strong> haben Sie keine<br />

Präferenzen? Begründen Sie Ihre Position kurz.<br />

Keine Präferenzen, allerdings gibt es in MV kein einheitliches Konzept für unsere<br />

Kombination. Wir haben unseren Weg selbst gestalten müssen, seit neustem auch in<br />

Kooperation mit NILS (Unterstützung durch die Herren Bolhöfer und Haupt)<br />

Ausbildungsweg und zukünftige Lehrerausbildung<br />

Haben Sie sowohl Erdkunde als auch Englisch (bzw. eine an<strong>der</strong>e Fremdsprache) studiert o<strong>der</strong><br />

nur eins <strong>der</strong> beiden Fächer?<br />

beides für SI und SII<br />

Sollten Ihrer Meinung nach alle bilingualen Erdkundelehrer/Erdkundelehrerinnen sowohl<br />

Erdkunde als auch Englisch studiert haben? O<strong>der</strong> reicht es Erdkunde studiert zu haben?<br />

Erläutern Sie bitte Ihre Antwort kurz.<br />

die engl. Fachkompetenz ist vonnöten – gerade wenn man auch Geo bil als Abifach anbietet<br />

so wie an unserer Schule


152<br />

Anhang<br />

Sind Sie schon in <strong>der</strong> Ausbildungsphase (Studium und Referendariat) mit bilingualem<br />

Erdkundeunterricht in Berührung gekommen? Haben Sie eventuell sogar eine spezielle Bili-<br />

Ausbildung? Wenn ja, in welcher Form?<br />

Nein – wir haben das Konzept ab 2000 an unserer Schule in Koop. Mit dem Th.-Mann-Gym.<br />

Selbst entwickelt<br />

Wie sehr waren Sie davon überzeugt, den Anfor<strong>der</strong>ungen des bilingualen Erdkundeunterrichts<br />

gewachsen zu sein?<br />

Da das Fach „hochgewachsen“ ist, konnte ich parallel meine bil. Fachkompetenz verbessern;<br />

seit Neuestem gibt es entsprechende Literatur auch für den Oberstufenunterricht, was die<br />

Arbeit deutlich erleichtert.<br />

Halten Sie ein spezifisches Ausbildungsprogramm für bilinguale Lehrkräfte für notwendig?<br />

Wenn ja, welche Zielsetzungen würden Sie für die bilinguale Ausbildung formulieren?<br />

Begründen Sie bitte Ihren Standpunkt kurz.<br />

Vieles ist sicher über Fortbildungsarbeit machbar, wenn die Kollegen En u. Geo als Fächer<br />

haben; einzelne Seminare in <strong>der</strong> universitären Ausbildung für die Spezialisierung auf diesen<br />

Unterrichtszweig wären eine gute Basis. Zielsetzung gem. Curricula am deutschsprachigen<br />

Sachfach auszurichten.<br />

Nehmen Sie regelmäßig an Fortbildungen für den bilingualen Unterricht teil?<br />

Ja – bis zum vergangenen Jahr in eigener Regie an unserer Schule organisiert<br />

Fachdidaktische/methodische Überlegungen und Erfahrungen<br />

In welchem Verhältnis stehen für Sie die Sachfachdidaktik und die Fremdsprachendidaktik im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

in einem gespaltenen – in MV gibt es dazu keine Sachdiskussion, vieles ergibt sich aus den<br />

„Tun“. Wir achten mehr als ich das in an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n beobachten konnte parallel<br />

auch auf die sprachliche Richtigkeit und betonen diese z.B. auch optional


153<br />

Anhang<br />

Vonseiten <strong>der</strong>jenigen Fachdidaktiker, die sich in Forschung und Lehre für bilingualen<br />

Unterricht einsetzen, werden For<strong>der</strong>ungen nach einer eigenen <strong>Didaktik</strong> für bilingualen<br />

Sachfachunterricht erhoben. Sollte Ihrer Meinung nach eine solche bilinguale <strong>Didaktik</strong> als<br />

eine fächerübergreifende <strong>Didaktik</strong> entwickelt werden o<strong>der</strong> ist es aufgrund <strong>der</strong> jeweils<br />

fachspezifischen Arbeitsweisen nötig, für jedes bilingual unterrichtete Fach eine eigene<br />

<strong>Didaktik</strong> zu entwickeln?<br />

Hier würde ich für eine sachfachspezifische <strong>Didaktik</strong> plädieren, da die Arbeitsmethoden zu<br />

sehr divergieren<br />

Wäre eine eigene bilinguale <strong>Didaktik</strong> für den Erdkundeunterricht Ihrer Meinung nach als<br />

Entlastung durch eine bessere Orientierung für bilinguale Lehrkräfte o<strong>der</strong> als Restriktion<br />

einhergehend mit dem Verlust von „Experimentiermöglichkeiten“ zu werten?<br />

Es kann beides bedeuten – es kommt immer darauf an, wie viele Freiräume dem Fachlehrer<br />

gelassen werden<br />

Inwieweit spielt die deutsche Sprache in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht eine Rolle?<br />

Eine nicht unbedeutende, denn bilingual heißt eigentlich zweisprachig; da im Abifach Geo die<br />

Klausur auf jeden Fall in Deutsch geschrieben wird, müssen wir für ein ausgewogenes<br />

Verhältnis <strong>der</strong> Fachsprache engl./dt. sorgen<br />

Zu welchem Zweck setzen Sie die deutsche Sprache bzw. die Fremdsprache in Ihrem<br />

bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

s.o. – zur Tiefenerläuterung bei Verständnisproblemen, aber auch zur Sicherung/Festigung<br />

des deutschsprachigen Fachbegriffes<br />

Welche Position vertreten Sie bezüglich code-switching im bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

ein cs sollte möglich sein (siehe Begründung oben)<br />

Wie gehen Sie mit sprachlichen Verständnisproblemen seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

um?<br />

sehr offen – ich achte allerdings darauf, ob diese Probleme auf <strong>der</strong> mangelhaften Nacharbeit<br />

von Fachvokabular u.ä. beruhen


Inwieweit beugen Sie zu erwartenden Verständnisproblemen vor?<br />

154<br />

Anhang<br />

Indem ich bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Fachliteratur auf einen ausreichenden Vokabelapperat achte<br />

bzw. diesen ergänze<br />

Wie begegnen Sie <strong>der</strong> möglichen Diskrepanz zwischen fremdsprachlichem Wissen (was die<br />

Schülerinnen und Schüler sagen können) und kognitivem Wissen (was die Schülerinnen und<br />

Schüler sagen möchten) seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler, vor allem in den anfänglichen<br />

Schuljahrgängen mit bilingualem Unterricht?<br />

Sie haben immer die Möglichkeit, den geographischen Sachverhalt auch in Deutsch<br />

formulieren zu dürfen, damit ich ihre fachspezifische Leistung auch gerecht bewerten kann<br />

Gibt es im bilingualen Unterricht weniger inhaltliche Verständnisprobleme als im regulären<br />

Unterricht, da durch die Fremdsprache als Arbeitssprache stärker auf die Verständlichkeit<br />

geachtet wird?<br />

Nicht zwingend – es ergeben sich vielmehr an<strong>der</strong>e, zusätzliche Probleme durch awkward<br />

expressions<br />

Gibt es beson<strong>der</strong>s geeignete Unterrichtsmethoden für den bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Wenn ja, welche?<br />

Der klassische Wechsel zwischen EA/PA/GA nimmt den Schülern die „Angst“ sich in <strong>der</strong><br />

Fremdsprache öffentlich zu äußern und verstärkt die Motivation und die Selbstsicherheit in<br />

<strong>der</strong> Anwendung des Englischen<br />

Welche Rolle spielen methodische Übungen des Fremdsprachenunterrichts z.B.<br />

Wortschatzarbeit, Aussprache, Sprachmittlung, kreative Übungen, Hörverstehen etc. im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

eher eine dem Sachfach untergeordnete<br />

Sehen Sie gerade für den bilingualen Unterricht im Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen ein<br />

beson<strong>der</strong>es didaktisches Potential?<br />

selbstverständlich


Welche Bücher bzw. Materialien setzen Sie in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

155<br />

Anhang<br />

Werke des Westermann- und des Cornelsen-Verlages, aber auch Werke <strong>der</strong> englischen<br />

Sachfachliteratur<br />

Wie oft setzen Sie selbst erstellte Materialien ein?<br />

immer seltener, in <strong>der</strong> Konzeptionsphase aber hauptsächlich<br />

Welche Anfor<strong>der</strong>ungen müssen gute bilinguale Materialien Ihrer Meinung nach erfüllen?<br />

Eine dem deutschen Sachfachunterricht angelehnte Materialgestaltung (auch inhaltlich), da<br />

wir Curriculum-konform arbeiten müssen<br />

Unterrichtsplanung und -durchführung<br />

Welche Unterschiede sehen Sie zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht im<br />

Hinblick auf<br />

a) Planung bzw. <strong>Didaktik</strong>?<br />

Aufwändiger, da sprachliche Schwierigkeiten mit zum Teil ergänzenden Unterrichtsmethoden<br />

abgefangen werden müssen und oftmals zeitliche Divergenzen verursachen<br />

b) Gestaltung bzw. Methodik?<br />

Häufigerer Wechsel, da sprachliche Vertiefung zusätzlichen Raum benötigt<br />

Wie hoch schätzen Sie die Unterschiede in Bezug auf den Zeitaufwand bei <strong>der</strong><br />

Unterrichtsvorbereitung zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht ein?<br />

Begründen Sie bitte Ihre Einschätzung.<br />

Hier besteht ein deutlicher Unterschied, da beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Oberstufe die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

hinsichtlich einer fundierten Abiturvorbereitung einer ergänzenden Planung bedürfen<br />

Sind bestimmte Themen beson<strong>der</strong>s gut geeignet bzw. ungeeignet für den bilingualen<br />

Erdkundeunterricht?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.


156<br />

Anhang<br />

Inwieweit unterscheidet sich die Rolle <strong>der</strong> Lehrperson im bilingualen Erdkundeunterricht zu<br />

<strong>der</strong> im regulären Erdkundeunterricht?<br />

Man ist zugleich Fremdsprachenlehrer und muss die Schüler über die Hemmschwelle führen,<br />

sich in <strong>der</strong> Zielsprache zu äußern<br />

Professionswissen<br />

Bitte ergänzen Sie folgende Satzanfänge:<br />

Eine professionelle bilinguale Erdkundelehrkraft ist für mich eine Person, die…<br />

entsprechend <strong>der</strong> curricularen Ansprüche einen dennoch abwechslungsreichen Unterricht in<br />

<strong>der</strong> Fremdsprache anbietet<br />

Eine bilinguale Erdkundelehrkraft erreicht Ihre Schülerinnen und Schüler, wenn Sie…<br />

Defizite im sprachlichen Bereich durch bilinguales Arbeiten (also auch Anwendung <strong>der</strong> dt.<br />

Sprache) ausgleichen hilft<br />

Eine bilinguale Erdkundelehrkraft bekommt Probleme, wenn Sie…<br />

die Mitarbeit von Schülern durch zu hohe Ansprüche im sprachlichen Bereich „verhin<strong>der</strong>t“<br />

Mein persönliches Motto für bilingualen Unterricht lautet:<br />

die Schüler sollen erkennen, dass sie eine Fremdsprache nicht zum Selbstzweck des<br />

Unterrichtsfaches erlernen, son<strong>der</strong>n die Anwendung in an<strong>der</strong>en Alltagsbereichen eine<br />

Selbstverständlichkeit sein kann


2.7 Interview Frau O.<br />

Berufsdauer, -wahl und motivationale Orientierung<br />

Seit wann sind Sie als Erdkundelehrer/Erdkundelehrerin tätig?<br />

Incl. Referendariat seit November 2000.<br />

Seit wann unterrichten Sie bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Seit ca. 2003.<br />

Warum haben Sie sich dazu entschieden, bilingualen Erdkundeunterricht zu erteilen?<br />

157<br />

Anhang<br />

Es war bei meiner Einstellung klar, dass ich bilingualen EK-Unterricht erteilen würde. Lei<strong>der</strong><br />

gab es an meiner Uni/meinem Studienseminar damals noch keine Ausbildung für en<br />

bilingualen Sachfachunterricht, dabei interessiere ich mich schon länger dafür (Fächerwahl<br />

entsprechend).<br />

Unterrichten Sie lieber bilingualen o<strong>der</strong> regulären Erdkundeunterricht? O<strong>der</strong> haben Sie keine<br />

Präferenzen? Begründen Sie Ihre Position kurz.<br />

An sich keine Präferenzen; beide „Varianten“ machen auf ihre Art Spaß.<br />

Ausbildungsweg und zukünftige Lehrerausbildung<br />

Haben Sie sowohl Erdkunde als auch Englisch (bzw. eine an<strong>der</strong>e Fremdsprache) studiert o<strong>der</strong><br />

nur eins <strong>der</strong> beiden Fächer?<br />

Im Studium Englisch und <strong>Geographie</strong>, 2 Semester Spanisch (aber keine Lehrbefähigung – bin<br />

nicht mit <strong>der</strong> Sprache/Land/Leute „warm geworden“).<br />

Sollten Ihrer Meinung nach alle bilingualen Erdkundelehrer/Erdkundelehrerinnen sowohl<br />

Erdkunde als auch Englisch studiert haben? O<strong>der</strong> reicht es Erdkunde studiert zu haben?<br />

Erläutern Sie bitte Ihre Antwort kurz.<br />

Es kommt auf die eigene Motivation und Sprachbegeisterung an; ich kenne sowohl Bili-<br />

Lehrer, die kein Englisch studiert haben und trotzdem sehr gute Bili-Lehrer sind, als auch<br />

ausgebildete Englischlehrkräfte, denen <strong>der</strong> Bili-Unterricht wahrscheinlich nicht liegen würde.


158<br />

Anhang<br />

Sind Sie schon in <strong>der</strong> Ausbildungsphase (Studium und Referendariat) mit bilingualem<br />

Erdkundeunterricht in Berührung gekommen? Haben Sie eventuell sogar eine spezielle Bili-<br />

Ausbildung? Wenn ja, in welcher Form?<br />

Nein. S.o. (completely self-taught).<br />

Wie sehr waren Sie davon überzeugt, den Anfor<strong>der</strong>ungen des bilingualen Erdkundeunterrichts<br />

gewachsen zu sein?<br />

Not really; I tried to take things in my stride in general mayhem of starting as a full-time<br />

teacher (after finishing teacher training).<br />

Halten Sie ein spezifisches Ausbildungsprogramm für bilinguale Lehrkräfte für notwendig?<br />

Wenn ja, welche Zielsetzungen würden Sie für die bilinguale Ausbildung formulieren?<br />

Begründen Sie bitte Ihren Standpunkt kurz.<br />

Eine spezifische Ausbildung ist sicherlich äußerst sinnvoll; am wichtigsten sind<br />

wahrscheinlich Grundlagen des Spracherwerbs und <strong>der</strong> Zweitsprachen-Anwendung sowie<br />

einer sinnvollen und effizienten Unterrichtsorganisation (nicht zuletzt auch vor dem<br />

Hintergrund <strong>der</strong> begrenzten Zeit, die einem zur Verfügung steht).<br />

Nehmen Sie regelmäßig an Fortbildungen für den bilingualen Unterricht teil?<br />

Wenn möglich, wenigstens an <strong>der</strong> einmal jährlich stattfindenden regionalen Bili-Fortbildung<br />

(beson<strong>der</strong>s gut daran: großer Praxisbezug und Austauschmöglichkeiten mit an<strong>der</strong>en Bili-<br />

Kollegen).<br />

Fachdidaktische/methodische Überlegungen und Erfahrungen<br />

In welchem Verhältnis stehen für Sie die Sachfachdidaktik und die Fremdsprachendidaktik im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

S.o. (meiner Meinung nach wichtig: Beachtung <strong>der</strong> „Mechanismen“ des Zweitspracherwerbs).


159<br />

Anhang<br />

Vonseiten <strong>der</strong>jenigen Fachdidaktiker, die sich in Forschung und Lehre für bilingualen<br />

Unterricht einsetzen, werden For<strong>der</strong>ungen nach einer eigenen <strong>Didaktik</strong> für bilingualen<br />

Sachfachunterricht erhoben. Sollte Ihrer Meinung nach eine solche bilinguale <strong>Didaktik</strong> als<br />

eine fächerübergreifende <strong>Didaktik</strong> entwickelt werden o<strong>der</strong> ist es aufgrund <strong>der</strong> jeweils<br />

fachspezifischen Arbeitsweisen nötig, für jedes bilingual unterrichtete Fach eine eigene<br />

<strong>Didaktik</strong> zu entwickeln?<br />

Eine fächerübergreifende „Grunddidaktik“ sicherlich sinnvoll (bin immer dafür, mich auch<br />

für an<strong>der</strong>e Fachbereiche zu interessieren – schließlich haben die Schüler nicht selten mehrere<br />

Bili-Fächer parallel), mit entsprechendem Fach spezifischem „fine-tuning“.<br />

Wäre eine eigene bilinguale <strong>Didaktik</strong> für den Erdkundeunterricht Ihrer Meinung nach als<br />

Entlastung durch eine bessere Orientierung für bilinguale Lehrkräfte o<strong>der</strong> als Restriktion<br />

einhergehend mit dem Verlust von „Experimentiermöglichkeiten“ zu werten?<br />

Experimentieren kann/muss man doch bei aller notwendigen/sinnvollen Orientierung<br />

eigentlich doch immer!<br />

Inwieweit spielt die deutsche Sprache in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht eine Rolle?<br />

Eine möglichst geringe; es kommt ( vor allem bei großen Lerngruppen) schon mal vor, dass<br />

Organisatorisches (zum Beispiel Geld einsammeln/Organisation für eine Exkursion) auf<br />

deutsch erledigt wird. Ansonsten für die Begriffserklärungen bei ganz komplizierten Wörtern<br />

(z.B. paraphrasiere ich auf Englisch, die Schüler sahen auf deutsch, was es ist)<br />

Zu welchem Zweck setzen Sie die deutsche Sprache bzw. die Fremdsprache in Ihrem<br />

bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

s.o.<br />

Welche Position vertreten Sie bezüglich code-switching im bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Keine fundamentalistische Anti-Haltung; ich halte Schüler an, sich möglichst auf Englisch<br />

auszudrücken und sich entsprechende coping language für Nachfragen anzueignen, aber<br />

manchmal passiert es halt – auch mir selbst! – und ist natürlich beim Sprachenlernen.


160<br />

Anhang<br />

Wie gehen Sie mit sprachlichen Verständnisproblemen seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

um?<br />

Möglichst verständnisvoll:) Die Schüler sollten das Gefühl haben, dass es in Ordnung ist,<br />

nicht alles (sofort) zu verstehen und nachzufragen.<br />

Inwieweit beugen Sie zu erwartenden Verständnisproblemen vor?<br />

Mit möglichst gezielter Vokabelentlastung (ach z.B. durch Illustrationen)<br />

Wie begegnen Sie <strong>der</strong> möglichen Diskrepanz zwischen fremdsprachlichem Wissen (was die<br />

Schülerinnen und Schüler sagen können) und kognitivem Wissen (was die Schülerinnen und<br />

Schüler sagen möchten) seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler, vor allem in den anfänglichen<br />

Schuljahrgängen mit bilingualem Unterricht?<br />

Zum Beispiel durch eine entsprechende Anpassung <strong>der</strong> Aufgabenformate (matching<br />

exercises, pictures, Textversatzstücke zur „gestützten“ Kommunikation)<br />

Gibt es im bilingualen Unterricht weniger inhaltliche Verständnisprobleme als im regulären<br />

Unterricht, da durch die Fremdsprache als Arbeitssprache stärker auf die Verständlichkeit<br />

geachtet wird?<br />

Die meisten Schüler, die im bilingualen EK-Unterricht Probleme haben, teilen mir mit, dass<br />

ihnen EK generell nicht beson<strong>der</strong>s liegt und sie auch auf Deutsch Probleme haben.<br />

Gibt es beson<strong>der</strong>s geeignete Unterrichtsmethoden für den bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Wenn ja, welche?<br />

M.E. alle kommunikativen/kommunikationsför<strong>der</strong>nden Mehoden; evtl. (bes. im<br />

Anfangsunterricht) Methoden, die den Schülern durch entsprechende Vorbereitung Sicherheit<br />

bei <strong>der</strong> Präsentation ihrer Ergebnisse geben (z.B. Präsentation von arbeitsteiliger<br />

Gruppenarbeit).


161<br />

Anhang<br />

Welche Rolle spielen methodische Übungen des Fremdsprachenunterrichts z.B.<br />

Wortschatzarbeit, Aussprache, Sprachmittlung, kreative Übungen, Hörverstehen etc. im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Auch wenn wir keinen CLIL-Unterricht machen, spielen diese Übungen eine Rolle. z.B.<br />

- Wortschatzarbeit: Zusammenhänge/Herkunft von Wörtern in verschiedene, den Schülern<br />

bekannte Sprachen („confluence“ -> Lat., sowie „Koblenz“ at the confluence oft he rivers<br />

Lahn, Moselle and Rhine)<br />

- pronouncing names etc. properly as a basis for effective communication<br />

- writing diary entries, e.g. „After the earthquake“, listening to/making a radio programme etc.<br />

Sehen Sie gerade für den bilingualen Unterricht im Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen ein<br />

beson<strong>der</strong>es didaktisches Potential?<br />

Im Idealfall findet <strong>der</strong> Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen in allen Fächern statt (habe mir<br />

darüber in Bezug auf Bili noch nie explizit Gedanken gemacht…)<br />

Welche Bücher bzw. Materialien setzen Sie in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

DIERCKE Bilingual Basic/Volume ½ sowie weitere Materialien (Themenhefte) deutscher<br />

Schulbuchverlage, britische Schulbücher, eigene Materialien (z.B. Arbeitsblätter, Lernkarten/-<br />

spiele…)<br />

Wie oft setzen Sie selbst erstellte Materialien ein?<br />

Immer noch mindestens 50% <strong>der</strong> Stunden (Vokabelmaterial nicht mitgerechnet).<br />

Welche Anfor<strong>der</strong>ungen müssen gute bilinguale Materialien Ihrer Meinung nach erfüllen?<br />

Klar strukturiert, optisch ansprechend, Lust auf mehr machend/neugierig machend…<br />

(eigentlich wie alle guten Unterrichtsmaterialien)<br />

Unterrichtsplanung und -durchführung<br />

Welche Unterschiede sehen Sie zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht im<br />

Hinblick auf<br />

a) Planung bzw. <strong>Didaktik</strong>?<br />

Antizipation möglicher begrifflicher Schwierigkeiten wichtig; Priorisierung/Auswahl nötiger<br />

Fachbegriffe.


) Gestaltung bzw. Methodik?<br />

162<br />

Anhang<br />

Ganz beson<strong>der</strong>es Augenmerk auf sprachlicher Interaktion/Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

Anwendung/Umwälzung neuer Inhalte auf Englisch.<br />

Wie hoch schätzen Sie die Unterschiede in Bezug auf den Zeitaufwand bei <strong>der</strong><br />

Unterrichtsvorbereitung zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht ein?<br />

Begründen Sie bitte Ihre Einschätzung.<br />

Allein durch die Extra-Ebene <strong>der</strong> notwendigen Sprachentlastung sicherlich höher als für en<br />

regulären EK-Unterricht.<br />

Sind bestimmte Themen beson<strong>der</strong>s gut geeignet bzw. ungeeignet für den bilingualen<br />

Erdkundeunterricht?<br />

Da Englisch die <strong>der</strong>zeitige „Weltsprache“ ist, eignen sich an sich alle Themen für eine<br />

authentische Auseinan<strong>der</strong>setzung auf Englisch.<br />

Inwieweit unterscheidet sich die Rolle <strong>der</strong> Lehrperson im bilingualen Erdkundeunterricht zu<br />

<strong>der</strong> im regulären Erdkundeunterricht?<br />

Man ist als Lehrer selbst mehr als (Sprach-)Lerner dabei (außer, man ist engl.<br />

Muttersprachler), was ja nicht negativ ist.<br />

Professionswissen<br />

Bitte ergänzen Sie folgende Satzanfänge:<br />

Eine professionelle bilinguale Erdkundelehrkraft ist für mich eine Person, die…<br />

sicher und authentisch in <strong>der</strong> Zielsprache Englisch auftritt ohne einen Anspruch auf<br />

Perfektion zu erheben (we<strong>der</strong> bei sich selbst noch bei den Schülern).<br />

Eine bilinguale Erdkundelehrkraft erreicht Ihre Schülerinnen und Schüler, wenn Sie…<br />

ihnen die notwendigen „stepping stones“ für einen effektiven Umgang mit geographischen<br />

Sachverhalten auf Englisch baut.<br />

Eine bilinguale Erdkundelehrkraft bekommt Probleme, wenn Sie…<br />

die Schüler bzw. ihre sprachlichen Fähigkeiten und Bedürfnisse aus den Augen verliert.


Mein persönliches Motto für bilingualen Unterricht lautet:<br />

Englisch is fun – use it wherever you possibly can!<br />

163<br />

Anhang


2.8 Interview Frau S.<br />

Berufsdauer, -wahl und motivationale Orientierung<br />

Seit wann sind Sie als Erdkundelehrer/Erdkundelehrerin tätig?<br />

1993<br />

Seit wann unterrichten Sie bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

2000<br />

Warum haben Sie sich dazu entschieden, bilingualen Erdkundeunterricht zu erteilen?<br />

164<br />

Anhang<br />

Interesse meine Fächerkombination Englisch und Erdkunde auf diese Weise sinnvoll zu<br />

nutzen<br />

Unterrichten Sie lieber bilingualen o<strong>der</strong> regulären Erdkundeunterricht? O<strong>der</strong> haben Sie keine<br />

Präferenzen? Begründen Sie Ihre Position kurz.<br />

Keine Präferenz; beide Unterrichtsformen haben Stärken und Schwächen.<br />

Ausbildungsweg und zukünftige Lehrerausbildung<br />

Haben Sie sowohl Erdkunde als auch Englisch (bzw. eine an<strong>der</strong>e Fremdsprache) studiert o<strong>der</strong><br />

nur eins <strong>der</strong> beiden Fächer?<br />

beide<br />

Sollten Ihrer Meinung nach alle bilingualen Erdkundelehrer/Erdkundelehrerinnen sowohl<br />

Erdkunde als auch Englisch studiert haben? O<strong>der</strong> reicht es Erdkunde studiert zu haben?<br />

Erläutern Sie bitte Ihre Antwort kurz.<br />

Es hängt von <strong>der</strong> Sprachkompetenz <strong>der</strong> Lehrkraft ab, ob sie auch ohne ein Englischstudium<br />

den bilingualen Erdkundeunterricht erteilen sollte.<br />

Sind Sie schon in <strong>der</strong> Ausbildungsphase (Studium und Referendariat) mit bilingualem<br />

Erdkundeunterricht in Berührung gekommen? Haben Sie eventuell sogar eine spezielle Bili-<br />

Ausbildung? Wenn ja, in welcher Form?<br />

nein


165<br />

Anhang<br />

Wie sehr waren Sie davon überzeugt, den Anfor<strong>der</strong>ungen des bilingualen Erdkundeunterrichts<br />

gewachsen zu sein?<br />

Ich war zuversichtlich, die Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllen zu können. Dies hängt auch mit meinem<br />

vorangegangenen Berufsweg zusammen.<br />

Halten Sie ein spezifisches Ausbildungsprogramm für bilinguale Lehrkräfte für notwendig?<br />

Wenn ja, welche Zielsetzungen würden Sie für die bilinguale Ausbildung formulieren?<br />

Begründen Sie bitte Ihren Standpunkt kurz.<br />

Ja, ein ergänzendes Modul halte ich für sinnvoll für die Vorbereitung auf die sprachlichen<br />

und fachdidaktischen Beson<strong>der</strong>heiten im bilingualen Erdkundeunterricht .<br />

Nehmen Sie regelmäßig an Fortbildungen für den bilingualen Unterricht teil?<br />

Zurzeit ein Mal pro Jahr.<br />

Fachdidaktische/methodische Überlegungen und Erfahrungen<br />

In welchem Verhältnis stehen für Sie die Sachfachdidaktik und die Fremdsprachendidaktik im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Die Sachfachdidaktik ist wichtiger.<br />

Vonseiten <strong>der</strong>jenigen Fachdidaktiker, die sich in Forschung und Lehre für bilingualen<br />

Unterricht einsetzen, werden For<strong>der</strong>ungen nach einer eigenen <strong>Didaktik</strong> für bilingualen<br />

Sachfachunterricht erhoben. Sollte Ihrer Meinung nach eine solche bilinguale <strong>Didaktik</strong> als<br />

eine fächerübergreifende <strong>Didaktik</strong> entwickelt werden o<strong>der</strong> ist es aufgrund <strong>der</strong> jeweils<br />

fachspezifischen Arbeitsweisen nötig, für jedes bilingual unterrichtete Fach eine eigene<br />

<strong>Didaktik</strong> zu entwickeln?<br />

Das kann ich nicht beurteilen.<br />

Wäre eine eigene bilinguale <strong>Didaktik</strong> für den Erdkundeunterricht Ihrer Meinung nach als<br />

Entlastung durch eine bessere Orientierung für bilinguale Lehrkräfte o<strong>der</strong> als Restriktion<br />

einhergehend mit dem Verlust von „Experimentiermöglichkeiten“ zu werten?<br />

Das glaube ich nicht.


Inwieweit spielt die deutsche Sprache in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht eine Rolle?<br />

166<br />

Anhang<br />

Die deutsche Sprache hilft in seltenen Fällen zur Klärung bei Verständnisschwierigkeiten<br />

(Wortschatz o<strong>der</strong> auch komplexe Zusammenhänge).<br />

Zu welchem Zweck setzen Sie die deutsche Sprache bzw. die Fremdsprache in Ihrem<br />

bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

Siehe oben<br />

Welche Position vertreten Sie bezüglich code-switching im bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

So selten wie möglich, so oft wie wirklich nötig.<br />

Wie gehen Sie mit sprachlichen Verständnisproblemen seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

um?<br />

Siehe oben<br />

Inwieweit beugen Sie zu erwartenden Verständnisproblemen vor?<br />

Entlastung des Wortschatzes, z.B. durch Visualisierung.<br />

Wie begegnen Sie <strong>der</strong> möglichen Diskrepanz zwischen fremdsprachlichem Wissen (was die<br />

Schülerinnen und Schüler sagen können) und kognitivem Wissen (was die Schülerinnen und<br />

Schüler sagen möchten) seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler, vor allem in den anfänglichen<br />

Schuljahrgängen mit bilingualem Unterricht?<br />

Beson<strong>der</strong>s wichtig sind hier Möglichkeiten <strong>der</strong> Visualisierung, Bil<strong>der</strong>, Modelle usw.<br />

Gibt es im bilingualen Unterricht weniger inhaltliche Verständnisprobleme als im regulären<br />

Unterricht, da durch die Fremdsprache als Arbeitssprache stärker auf die Verständlichkeit<br />

geachtet wird?<br />

nein<br />

Gibt es beson<strong>der</strong>s geeignete Unterrichtsmethoden für den bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Wenn ja, welche?<br />

s.o., z.B. die Visualisierung, Abbildungen, Modelle


167<br />

Anhang<br />

Welche Rolle spielen methodische Übungen des Fremdsprachenunterrichts z.B.<br />

Wortschatzarbeit, Aussprache, Sprachmittlung, kreative Übungen, Hörverstehen etc. im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Eine untergeordnete Rolle<br />

Sehen Sie gerade für den bilingualen Unterricht im Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen ein<br />

beson<strong>der</strong>es didaktisches Potential?<br />

Ja.<br />

Welche Bücher bzw. Materialien setzen Sie in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

Westermann, die blaue Reihe<br />

Wie oft setzen Sie selbst erstellte Materialien ein?<br />

Häufig<br />

Welche Anfor<strong>der</strong>ungen müssen gute bilinguale Materialien Ihrer Meinung nach erfüllen?<br />

Klarheit, Verständlichkeit, Anschaulichkeit<br />

Unterrichtsplanung und -durchführung<br />

Welche Unterschiede sehen Sie zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht im<br />

Hinblick auf<br />

a) Planung bzw. <strong>Didaktik</strong>?<br />

Mehr Aufwand bei <strong>der</strong> Erstellung eigener Materialien<br />

b) Gestaltung bzw. Methodik?<br />

s.o.<br />

Wie hoch schätzen Sie die Unterschiede in Bezug auf den Zeitaufwand bei <strong>der</strong><br />

Unterrichtsvorbereitung zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht ein?<br />

Begründen Sie bitte Ihre Einschätzung.<br />

s.o.


168<br />

Anhang<br />

Sind bestimmte Themen beson<strong>der</strong>s gut geeignet bzw. ungeeignet für den bilingualen<br />

Erdkundeunterricht?<br />

Beson<strong>der</strong>s gut geeignet sind Themen über geographische Prozesse o<strong>der</strong> über<br />

Lebensbedingungen von Menschen in unterschiedlichen Räumen. Stark politisch und<br />

wirtschaftsgeographisch geprägte Themen lassen sich weniger gut umsetzen.<br />

Inwieweit unterscheidet sich die Rolle <strong>der</strong> Lehrperson im bilingualen Erdkundeunterricht zu<br />

<strong>der</strong> im regulären Erdkundeunterricht?<br />

kaum<br />

Professionswissen<br />

Bitte ergänzen Sie folgende Satzanfänge:<br />

Eine professionelle bilinguale Erdkundelehrkraft ist für mich eine Person, die…<br />

Sowohl die englische Sprache als auch das Fach Erdkunde sehr kompetent beherrscht und<br />

Schüler begeistern und motivieren kann<br />

Eine bilinguale Erdkundelehrkraft erreicht Ihre Schülerinnen und Schüler, wenn Sie…<br />

s.o.<br />

Eine bilinguale Erdkundelehrkraft bekommt Probleme, wenn Sie…<br />

z.B. die englische Sprache nicht fließend beherrscht<br />

Mein persönliches Motto für bilingualen Unterricht lautet:<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.


2.9 Interview Herr S.<br />

Berufsdauer, -wahl und motivationale Orientierung<br />

Seit wann sind Sie als Erdkundelehrer/Erdkundelehrerin tätig?<br />

Seit 1998<br />

Seit wann unterrichten Sie bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Seit 2005<br />

Warum haben Sie sich dazu entschieden, bilingualen Erdkundeunterricht zu erteilen?<br />

169<br />

Anhang<br />

Weil es mir Spaß bringt und ich glaube, dass die Schüler und Schülerinnen einen sprachlichen<br />

Zugewinn haben. An<strong>der</strong>s als im Englischunterricht ist die Sprache nur Mittel zum Zweck. Das<br />

ist authentischer und entspricht mehr dem, was die Schüler später im Berufsleben erwartet.<br />

Unterrichten Sie lieber bilingualen o<strong>der</strong> regulären Erdkundeunterricht? O<strong>der</strong> haben Sie keine<br />

Präferenzen? Begründen Sie Ihre Position kurz.<br />

Nachdem ich vier Jahre Erdkunde nur bilingual unterrichtet habe, hat es mir auch mal wie<strong>der</strong><br />

Spaß gebracht Erdkunde auf Deutsch zu unterrichten. Ich habe keine Präferenzen und<br />

unterrichte beides gerne.<br />

Ausbildungsweg und zukünftige Lehrerausbildung<br />

Haben Sie sowohl Erdkunde als auch Englisch (bzw. eine an<strong>der</strong>e Fremdsprache) studiert o<strong>der</strong><br />

nur eins <strong>der</strong> beiden Fächer?<br />

Ich habe beide Fächer studiert.<br />

Sollten Ihrer Meinung nach alle bilingualen Erdkundelehrer/Erdkundelehrerinnen sowohl<br />

Erdkunde als auch Englisch studiert haben? O<strong>der</strong> reicht es Erdkunde studiert zu haben?<br />

Erläutern Sie bitte Ihre Antwort kurz.<br />

Ich glaube, dass bilinguale Erdkundelehrer Erdkunde und Englisch studiert haben sollten. Nur<br />

in einzelnen Fällen, wenn Lehrer mehrere Jahre im englischsprachigen Ausland gelebt haben<br />

und fließend Englisch sprechen, sollten sie auch die Möglichkeit bekommen ein Sachfach in<br />

Englisch zu unterrichten.


170<br />

Anhang<br />

Sind Sie schon in <strong>der</strong> Ausbildungsphase (Studium und Referendariat) mit bilingualem<br />

Erdkundeunterricht in Berührung gekommen? Haben Sie eventuell sogar eine spezielle Bili-<br />

Ausbildung? Wenn ja, in welcher Form?<br />

Ja, ich habe in Hamburg im Referendariat schon bilingual unterrichtet. In meiner<br />

Examensarbeit ging es um eine Unterrichtssequenz im bilingualen Erdkundeunterricht einer 8.<br />

Klasse.<br />

Wie sehr waren Sie davon überzeugt, den Anfor<strong>der</strong>ungen des bilingualen Erdkundeunterrichts<br />

gewachsen zu sein?<br />

Ich war mir nicht sicher, den Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen zu sein, aber ich hatte Interesse und<br />

den Willen mich in die Materie einzuarbeiten.<br />

Halten Sie ein spezifisches Ausbildungsprogramm für bilinguale Lehrkräfte für notwendig?<br />

Wenn ja, welche Zielsetzungen würden Sie für die bilinguale Ausbildung formulieren?<br />

Begründen Sie bitte Ihren Standpunkt kurz.<br />

Ein spezifisches Ausbildungsprogramm ist auf jeden Fall hilfreich. Ziel sollte es sein, die<br />

Studenten auf die spezifischen Anfor<strong>der</strong>ungen des bilingualen Unterrichts vorzubereiten<br />

(Wortschatzarbeit, Leistungsmessung etc.).<br />

Nehmen Sie regelmäßig an Fortbildungen für den bilingualen Unterricht teil?<br />

Ja<br />

Fachdidaktische/methodische Überlegungen und Erfahrungen<br />

In welchem Verhältnis stehen für Sie die Sachfachdidaktik und die Fremdsprachendidaktik im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

ca. 80:20


171<br />

Anhang<br />

Vonseiten <strong>der</strong>jenigen Fachdidaktiker, die sich in Forschung und Lehre für bilingualen<br />

Unterricht einsetzen, werden For<strong>der</strong>ungen nach einer eigenen <strong>Didaktik</strong> für bilingualen<br />

Sachfachunterricht erhoben. Sollte Ihrer Meinung nach eine solche bilinguale <strong>Didaktik</strong> als<br />

eine fächerübergreifende <strong>Didaktik</strong> entwickelt werden o<strong>der</strong> ist es aufgrund <strong>der</strong> jeweils<br />

fachspezifischen Arbeitsweisen nötig, für jedes bilingual unterrichtete Fach eine eigene<br />

<strong>Didaktik</strong> zu entwickeln?<br />

Nach meiner Meinung ist es notwendig für jedes bilingual unterrichtete Fach eine eigene<br />

Fachdidaktik zu entwickeln.<br />

Wäre eine eigene bilinguale <strong>Didaktik</strong> für den Erdkundeunterricht Ihrer Meinung nach als<br />

Entlastung durch eine bessere Orientierung für bilinguale Lehrkräfte o<strong>der</strong> als Restriktion<br />

einhergehend mit dem Verlust von „Experimentiermöglichkeiten“ zu werten?<br />

Eine bilinguale <strong>Didaktik</strong> wäre hilfreich. Ich würde sie ganz sicher nicht als Einshränkung<br />

meiner Möglichkeiten sehen.<br />

Inwieweit spielt die deutsche Sprache in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht eine Rolle?<br />

Ich versuche im bilingualen Unterricht ausschließlich Englisch zu sprechen. Wenn ein<br />

Schüler Schwierigkeiten hat etwas zu erklären, darf er auf Deutsch zurückgreifen.<br />

Zu welchem Zweck setzen Sie die deutsche Sprache bzw. die Fremdsprache in Ihrem<br />

bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

Die Fremdsprache ist Mittel zum Zweck. Sie wird benutzt um Inhalte zu kommunizieren. Ich<br />

versuche die deutsche Sprache nicht zu benutzen.<br />

Welche Position vertreten Sie bezüglich code-switching im bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Ich lasse es zu, dass die Schüler auf die deutsche Sprache zurückgreifen, wenn es nicht an<strong>der</strong>s<br />

geht.<br />

Wie gehen Sie mit sprachlichen Verständnisproblemen seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

um?<br />

Die Schüler dürfen auf Deutsch zurückgreifen. Ich versuche es dann auf Englisch zu erklären.<br />

Meistens funktioniert das.


Inwieweit beugen Sie zu erwartenden Verständnisproblemen vor?<br />

Neue Vokabeln werden vorher eingeführt.<br />

172<br />

Anhang<br />

Wie begegnen Sie <strong>der</strong> möglichen Diskrepanz zwischen fremdsprachlichem Wissen (was die<br />

Schülerinnen und Schüler sagen können) und kognitivem Wissen (was die Schülerinnen und<br />

Schüler sagen möchten) seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler, vor allem in den anfänglichen<br />

Schuljahrgängen mit bilingualem Unterricht?<br />

Das nötige Vokabular wird vorher eingeführt. Sachverhalte werden vereinfacht. Einsatz von<br />

Medien zur Verdeutlichung.<br />

Gibt es im bilingualen Unterricht weniger inhaltliche Verständnisprobleme als im regulären<br />

Unterricht, da durch die Fremdsprache als Arbeitssprache stärker auf die Verständlichkeit<br />

geachtet wird?<br />

Ja, das kann ich bestätigen.<br />

Gibt es beson<strong>der</strong>s geeignete Unterrichtsmethoden für den bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Wenn ja, welche?<br />

Die Arbeit mit möglichst vielen Medien (Bild, Film etc.) ist für den bilingualen Unterricht im<br />

beson<strong>der</strong>en geeignet.<br />

Welche Rolle spielen methodische Übungen des Fremdsprachenunterrichts z.B.<br />

Wortschatzarbeit, Aussprache, Sprachmittlung, kreative Übungen, Hörverstehen etc. im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Methodische Übungen des Fremdsprachenunterrichts dienen hauptsächlich dazu, den<br />

Schülern die Mittel zu geben über Inhalte des Erdkundeunterrichts zu sprechen. Sie nehmen<br />

daher eine untergeordnete Stellung ein.<br />

Sehen Sie gerade für den bilingualen Unterricht im Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen ein<br />

beson<strong>der</strong>es didaktisches Potential?<br />

Ja, beson<strong>der</strong>s Medien helfen Sachverhalte in <strong>der</strong> Fremdsprache zu verdeutlichen.<br />

Welche Bücher bzw. Materialien setzen Sie in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

Wir benutzen Diercke Geography Volume ½ + Workbooks. Ich suche mir aber meine<br />

materialien für den Unterricht überall zusammen (Internet, englische Erdkundebücher etc.)


Wie oft setzen Sie selbst erstellte Materialien ein?<br />

Öfter als im deutschsprachigen Erdkundeunterricht .<br />

Welche Anfor<strong>der</strong>ungen müssen gute bilinguale Materialien Ihrer Meinung nach erfüllen?<br />

173<br />

Anhang<br />

Gute bilinguale Materialien müssen didaktisch aufbereitet sein. Das ist lei<strong>der</strong> in Erdkunde<br />

selten <strong>der</strong> Fall. Ideen zur Wortschatzarbeit wären wichtig.<br />

Unterrichtsplanung und -durchführung<br />

Welche Unterschiede sehen Sie zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht im<br />

Hinblick auf<br />

a) Planung bzw. <strong>Didaktik</strong>?<br />

Viele englischsprachige Materialien muss ich noch didaktische aufbereiten. Gleichzeitig muss<br />

ich mir Gedanken darüber machen, wie ich mit den neuen Vokabeln umgehe, daher ist die<br />

Planung aufwendiger. Die didaktische Aufbereitung ist im bilingualen Unterricht beson<strong>der</strong>s<br />

wichtig.<br />

b) Gestaltung bzw. Methodik?<br />

Bei <strong>der</strong> Gestaltung und <strong>der</strong> Methodik sehe ich keine großen Unterschiede.<br />

Wie hoch schätzen Sie die Unterschiede in Bezug auf den Zeitaufwand bei <strong>der</strong><br />

Unterrichtsvorbereitung zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht ein?<br />

Begründen Sie bitte Ihre Einschätzung.<br />

Die Unterrichtsvorbereitung für den bilingualen Unterricht dauert länger, da viele Materialien<br />

noch gesichtet und aufbereitet werden müssen.<br />

Sind bestimmte Themen beson<strong>der</strong>s gut geeignet bzw. ungeeignet für den bilingualen<br />

Erdkundeunterricht?<br />

Fast alle Themen geeignet. Beson<strong>der</strong>s gut eignet sich natürlich das Thema USA. Schwierig ist<br />

das Thema Deutschland in Europa.


174<br />

Anhang<br />

Inwieweit unterscheidet sich die Rolle <strong>der</strong> Lehrperson im bilingualen Erdkundeunterricht zu<br />

<strong>der</strong> im regulären Erdkundeunterricht?<br />

Die Rolle <strong>der</strong> Lehrperson bleibt gleich.<br />

Professionswissen<br />

Bitte ergänzen Sie folgende Satzanfänge:<br />

Eine professionelle bilinguale Erdkundelehrkraft ist für mich eine Person, die…<br />

es schafft Sachverhalte im bilingualen Erdkundeunterricht so aufzubereiten, dass es den<br />

Schülern Spaß bringt und sie es nicht merken, dass sie sich dabei in einer Fremdsprache<br />

bewegen.<br />

Eine bilinguale Erdkundelehrkraft erreicht Ihre Schülerinnen und Schüler, wenn Sie…<br />

s.o.<br />

Eine bilinguale Erdkundelehrkraft bekommt Probleme, wenn Sie…<br />

wenn Materialien zu komplex sind und die neuen Vokabeln nicht vorentlastet werden.<br />

Mein persönliches Motto für bilingualen Unterricht lautet:<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.


2.10 Interview Frau Sch.<br />

Berufsdauer, -wahl und motivationale Orientierung<br />

Seit wann sind Sie als Erdkundelehrer/Erdkundelehrerin tätig?<br />

2001<br />

Seit wann unterrichten Sie bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

2001<br />

Warum haben Sie sich dazu entschieden, bilingualen Erdkundeunterricht zu erteilen?<br />

175<br />

Anhang<br />

längerer USA Aufenthalt nach Abitur, zweites Fach auch in englischer Sprache unterrichten<br />

Unterrichten Sie lieber bilingualen o<strong>der</strong> regulären Erdkundeunterricht? O<strong>der</strong> haben Sie keine<br />

Präferenzen? Begründen Sie Ihre Position kurz.<br />

kein Unterschied, da ich das FACH ERDKUNDE unterrichte. Es kommt auf geographische<br />

Inhalte und nicht die Vorliebe für eine Sprache an.<br />

Ausbildungsweg und zukünftige Lehrerausbildung<br />

Haben Sie sowohl Erdkunde als auch Englisch (bzw. eine an<strong>der</strong>e Fremdsprache) studiert o<strong>der</strong><br />

nur eins <strong>der</strong> beiden Fächer?<br />

beides<br />

Sollten Ihrer Meinung nach alle bilingualen Erdkundelehrer/Erdkundelehrerinnen sowohl<br />

Erdkunde als auch Englisch studiert haben? O<strong>der</strong> reicht es Erdkunde studiert zu haben?<br />

Erläutern Sie bitte Ihre Antwort kurz.<br />

Es ist sinnvoll beides studiert zu haben, da die Lehrer sprachlich kompetent sein müssen.<br />

Sind Sie schon in <strong>der</strong> Ausbildungsphase (Studium und Referendariat) mit bilingualem<br />

Erdkundeunterricht in Berührung gekommen? Haben Sie eventuell sogar eine spezielle Bili-<br />

Ausbildung? Wenn ja, in welcher Form?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.


176<br />

Anhang<br />

Wie sehr waren Sie davon überzeugt, den Anfor<strong>der</strong>ungen des bilingualen Erdkundeunterrichts<br />

gewachsen zu sein?<br />

Ja, durch meinen Auslandsaufenthalt.<br />

Halten Sie ein spezifisches Ausbildungsprogramm für bilinguale Lehrkräfte für notwendig?<br />

Wenn ja, welche Zielsetzungen würden Sie für die bilinguale Ausbildung formulieren?<br />

Begründen Sie bitte Ihren Standpunkt kurz.<br />

Nein, man kann sein Wissen aus beiden Fächern kombinieren.<br />

Nehmen Sie regelmäßig an Fortbildungen für den bilingualen Unterricht teil?<br />

Klicken Sie hier, um Text einzugeben.<br />

Fachdidaktische/methodische Überlegungen und Erfahrungen<br />

In welchem Verhältnis stehen für Sie die Sachfachdidaktik und die Fremdsprachendidaktik im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Das Sachfach steht im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Vonseiten <strong>der</strong>jenigen Fachdidaktiker, die sich in Forschung und Lehre für bilingualen<br />

Unterricht einsetzen, werden For<strong>der</strong>ungen nach einer eigenen <strong>Didaktik</strong> für bilingualen<br />

Sachfachunterricht erhoben. Sollte Ihrer Meinung nach eine solche bilinguale <strong>Didaktik</strong> als<br />

eine fächerübergreifende <strong>Didaktik</strong> entwickelt werden o<strong>der</strong> ist es aufgrund <strong>der</strong> jeweils<br />

fachspezifischen Arbeitsweisen nötig, für jedes bilingual unterrichtete Fach eine eigene<br />

<strong>Didaktik</strong> zu entwickeln?<br />

Nicht notwendig. Die selbständige Kombination von Englisch und Erdkunde reicht aus.<br />

Wäre eine eigene bilinguale <strong>Didaktik</strong> für den Erdkundeunterricht Ihrer Meinung nach als<br />

Entlastung durch eine bessere Orientierung für bilinguale Lehrkräfte o<strong>der</strong> als Restriktion<br />

einhergehend mit dem Verlust von „Experimentiermöglichkeiten“ zu werten?<br />

schwer zu beurteilen, es gelten ganz klar die Inhalte des Fachs Erdkunde. Aus <strong>der</strong><br />

Kombination <strong>der</strong> beiden Fachdidaktiken Englisch und Erdkunde komme ich mehr als gut aus,<br />

also keine spez. Bili <strong>Didaktik</strong>!


Inwieweit spielt die deutsche Sprache in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht eine Rolle?<br />

177<br />

Anhang<br />

In den Anfängerkursen (6/7) eine größere, d.h. immer wenn notwendig, ab Klasse 9 so gut<br />

wie gar nicht mehr<br />

Zu welchem Zweck setzen Sie die deutsche Sprache bzw. die Fremdsprache in Ihrem<br />

bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

Ich verstehe die Frage nicht. Zur Vermittlung von Inhalten? Das ist wohl die grundsätzliche<br />

Funktion von je<strong>der</strong> Sprache.<br />

Welche Position vertreten Sie bezüglich code-switching im bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

kein Problem, wird meist von den Schülern selbst wie<strong>der</strong> zurückgeschaltet, da sie die<br />

englische Sprache nach etwa 4-6 Wochen als U-Sprache akzeptieren. Ist aber beson<strong>der</strong>s in<br />

unteren Klassen bei Regeln, Informationsentnahme aus Karten, Tabellen, etc. unabdinglich;<br />

zur Absicherung auch dann und wann in den höheren Klassen, beson<strong>der</strong>s um die<br />

Durchlässigkeit von Fachbegriffen zu gewährleisten.<br />

Wie gehen Sie mit sprachlichen Verständnisproblemen seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

um?<br />

Ich verstehe die Frage nicht. Unterstützen, helfen, damit sich die Schwierigkeiten minimieren<br />

und die Aufgabe zu bewältigen ist.<br />

Inwieweit beugen Sie zu erwartenden Verständnisproblemen vor?<br />

Vokabeleinführungen/entlastung; Fragerunden nach Lesen, etc ……<br />

Wie begegnen Sie <strong>der</strong> möglichen Diskrepanz zwischen fremdsprachlichem Wissen (was die<br />

Schülerinnen und Schüler sagen können) und kognitivem Wissen (was die Schülerinnen und<br />

Schüler sagen möchten) seitens <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler, vor allem in den anfänglichen<br />

Schuljahrgängen mit bilingualem Unterricht?<br />

Code-Switching, mit Hilfe geht es aber fast immer in <strong>der</strong> Fremndsprache, aus Zeitgründen<br />

aber nicht immer möglich


178<br />

Anhang<br />

Gibt es im bilingualen Unterricht weniger inhaltliche Verständnisprobleme als im regulären<br />

Unterricht, da durch die Fremdsprache als Arbeitssprache stärker auf die Verständlichkeit<br />

geachtet wird?<br />

nein<br />

Gibt es beson<strong>der</strong>s geeignete Unterrichtsmethoden für den bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

Wenn ja, welche?<br />

nein, im Anfängerunterricht eignen sich aber immer Visualisierungen<br />

Welche Rolle spielen methodische Übungen des Fremdsprachenunterrichts z.B.<br />

Wortschatzarbeit, Aussprache, Sprachmittlung, kreative Übungen, Hörverstehen etc. im<br />

bilingualen Erdkundeunterricht?<br />

eine große, mit passenden Methoden können auch schwierige sprachliche Inhalte umschifft<br />

und bewältigt werden.<br />

Sehen Sie gerade für den bilingualen Unterricht im Wechsel <strong>der</strong> Darstellungsformen ein<br />

beson<strong>der</strong>es didaktisches Potential?<br />

nein, das muss heute für jedes Fach geleistet werden, um die SuS dort abzuholen wo sie<br />

stehen<br />

Welche Bücher bzw. Materialien setzen Sie in Ihrem bilingualen Erdkundeunterricht ein?<br />

Waugh, Westermann<br />

Wie oft setzen Sie selbst erstellte Materialien ein?<br />

oft, mind. 50 %<br />

Welche Anfor<strong>der</strong>ungen müssen gute bilinguale Materialien Ihrer Meinung nach erfüllen?<br />

die gleichen wie Materialien wie im deutschspr Unterricht: Inhalte zu illustrieren, stützen.<br />

Welche Art von Materialien meinen Sie? Gerade im EK Unterricht sind die Formen sehr<br />

zahlreich


Unterrichtsplanung und -durchführung<br />

179<br />

Anhang<br />

Welche Unterschiede sehen Sie zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht im<br />

Hinblick auf<br />

a) Planung bzw. <strong>Didaktik</strong>?<br />

keine<br />

b) Gestaltung bzw. Methodik?<br />

keine, schwierige Inhalte müssen allerdings antizipiert und didaktisch aufbereitet werden um<br />

die Inhalte in einer angemessenen Zeit zu vermitteln<br />

Wie hoch schätzen Sie die Unterschiede in Bezug auf den Zeitaufwand bei <strong>der</strong><br />

Unterrichtsvorbereitung zwischen bilingualem und regulärem Erdkundeunterricht ein?<br />

Begründen Sie bitte Ihre Einschätzung.<br />

kein Unterschied; wenn eigenes Material erstellt wird, was im deutschspr. U auch passiert,<br />

entsprechend die Zeit für die Erstellung<br />

Sind bestimmte Themen beson<strong>der</strong>s gut geeignet bzw. ungeeignet für den bilingualen<br />

Erdkundeunterricht?<br />

nein, Erdkunde eignet sich grundsätzlich vorzüglich für den fremdsprachlich erteilten<br />

Sachfachunterricht da vielfältige Inhalte angesprochen, die SuS im allg attraktiv finden<br />

Inwieweit unterscheidet sich die Rolle <strong>der</strong> Lehrperson im bilingualen Erdkundeunterricht zu<br />

<strong>der</strong> im regulären Erdkundeunterricht?<br />

eigentlich kein Unterschied. Der Bili-Lehrer dient aber als Sprachvorbild, d.h. eine hohe<br />

sprachliche Kompetenz und Authentizität ist dringend erfor<strong>der</strong>lich<br />

Professionswissen<br />

Bitte ergänzen Sie folgende Satzanfänge:<br />

Eine professionelle bilinguale Erdkundelehrkraft ist für mich eine Person, die…<br />

kompetent und authentisch die Inhalte des Faches Erdkunde in englischer Sprache vermittelt.


Eine bilinguale Erdkundelehrkraft erreicht Ihre Schülerinnen und Schüler, wenn Sie…<br />

180<br />

Anhang<br />

kompetent auftritt, d.h. sowohl fremdsprachlich und inhaltlich fest im Sattel sitzt. Sie hilft bei<br />

Schwierigkeiten, animiert zum Sprechen, vermittelt Freude am Verwenden <strong>der</strong> Fremdsprache.<br />

Sie schafft jedes Mal einen situativen Kontext, dem die Schüler mit Neugierde und<br />

Erwartungen begegenen.<br />

Eine bilinguale Erdkundelehrkraft bekommt Probleme, wenn Sie…<br />

… die Dinge, die in <strong>der</strong> vorigen Frage benannt werden, nicht erfüllen kann.<br />

Mein persönliches Motto für bilingualen Unterricht lautet:<br />

Je<strong>der</strong> Schüler sollte – ohne Berücksichtigung seiner Leistungs- und Motivationsstufe – die<br />

Möglichkeit haben, zumindest phasenweise am fremdsprachlichen erteilten Fachunterricht<br />

teilzunehmen.


Eidesstattliche Erklärung<br />

181<br />

Anhang<br />

„Hiermit erkläre ich, Katrin <strong>Klußmann</strong>, geb. am xx.xx.xxxx in xxxxxxxxxx, an Eides statt<br />

gegenüber dem Institut <strong>der</strong> <strong>Didaktik</strong> <strong>der</strong> <strong>Geographie</strong> an <strong>der</strong> <strong>Leibniz</strong> Universität Hannover,<br />

dass die vorligende Arbeit<br />

‚Aspekte professioneller Handlungskompetenz von bilingualen <strong>Geographie</strong>lehrkräften –<br />

Theoretische Grundlagen und praktische Erfahrungen‘<br />

Selbstständig und nur unter Zuhilfenahme <strong>der</strong> im Literaturverzeichnis genannten Quellen und<br />

Hilfsmittel angefertigt wurde. Alle Stellen <strong>der</strong> Arbeit, die an<strong>der</strong>en Werken dem Wortlaut o<strong>der</strong><br />

dem Sinn nach entnommen wurden, sind kenntlich gemacht.“<br />

Hannover, den

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