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17.01.2013 Aufrufe

FERNGESPRÄCH Ein Anruf in Sankt Petersburg „Sankt Petersburg ist meine Traumstadt. Ich bin viel zu Fuß unterwegs und muss keine Ausstellung in der Eremitage sehen, denn die Stadt ist mein Museum. Den Weg zur Uni laufe ich auch im Winter bei minus 25 Grad, am liebsten am Ufer der Newa entlang. Dank eines Stipendiums der Hans-Böckler-Stiftung habe ich einen Platz an der kleinen privaten Europäischen Universität Sankt Petersburg. Kein Vergleich zu den staatlichen Universitäten in Russland, wo Studierende bei Vorlesungen Wort für Wort mitschreiben müssen, wenn man nicht durchfallen möchte. Nicht bei uns: Die Seminare sind klein, die Profs hilfsbereit. Online- Zugänge zu wissenschaftlichen Journalen sind sogar besser als in Deutschland. Auch die Wohnungssuche lief ganz unkompliziert. Über couchsurfing.org habe ich schnell ein möbliertes Zimmer für 10.000 Rubel gefunden, das sind etwa 250 Euro. In toller Lage, umringt vom Wasser und nur eine Station vom Newski-Prospekt entfernt, der Prachtstraße im historischen Zentrum mit vielen alten Palais. Die Vermieterin hat sogar gekocht, ich musste nur die Zutaten bezahlen. Inzwischen wohne ich mit meiner Freundin Aljona in einer „Kommunalka“, einer kommunalen Wohnung, in der man Zimmer für rund 40.000 Euro kaufen kann. Unsere Zimmerbesitzerin hat uns ihren Raum vermietet. Insgesamt leben wir zu siebt in der Fünf-Zimmer-Wohnung: In der Küche hat jeder seine eigene Parzelle, in Sachen Toilette und Bad – in dem drei Waschmaschinen stehen – muss man sich gut absprechen. Das ist schon skurril, weil Gemeinschaftsflächen nicht wie in einer WG geteilt werden, sondern jeder eigene Geräte benutzt. In meiner Freizeit organisiere ich Englisch- Abende für Mitstudenten oder gehe mal ein Bier trinken. Das ist aber mit 3 bis 5 Euro ziemlich teuer. Häufiger treffe ich meine russischen Freunde in einer der Spielebars. Die sind eingerichtet wie eine alte sowjetische Wohnung, voller Brettspiele und russischer Spielekonsolen aus den frühen 90ern. Eine Stunde kostet für alle Leute am Tisch 3 Euro. Wenn ich nach Deutschland zurückgehe, werde ich die russische Herzlichkeit und die Gastfreundschaft vermissen: Du wirst hier auch noch mitten in der Nacht von einem entfernten Bekannten aufgenommen. Ich würde nicht ausschließen, dass ich später mal hier lebe.“ P r o t o k o l l : M i c h a e l a G e r G a n o f f Yves tauschwitz, 26, studiert soziokulturelle studien an der euroPauniversität viadrina in frankfurt (oder) und lebt zurzeit in sankt PetersburG. n a P r ä c h t i G : s a n k t P e t e r s b u r G . H O C H S C H U L A N Z E I G E R 6 „Wenn ich die Wahl gehabt hätte, wäre aus mir ein College-Kid geworden. Mit einem Abschluss in BWL.“ 5 0 C e n t , 3 7 , U S - a m e r i k a n i S C h e r r a p p e r Das Flügel-Aus für die Fledermaus Im Film gleitet er elegant durch die Luft, doch in der Realität würde Batman mit seinen Flugmanövern kläglich abstürzen – das schreiben vier Physikstudenten der britischen Universität Leicester. Sie haben die Flugfähigkeit seines schwarzen Umhanges berechnet und herausgefunden, dass dessen Flügelspannweite von 4,70 Metern nicht dafür ausreicht, einen Sprung aus 150 Metern zu überleben. In ihrer Studie „Flugbahn eines Batmans im freien Fall“, deren Ergebnisse im „Journal of Special Physics Topics“ nachzulesen sind, heißt es, Batman müsse seinen Umhang auf die Größe eines Drachenfliegers verdoppeln. Sonst wird es sehr schmerzhaft. 5.000 Euro fürs Thesenpapier Sollten wir in Zukunft alle Musik im Netz kostenlos herunter laden dürfen? Oder muss das Urheberrecht verschärft werden und jeder, der einen Kinofilm illegal online sieht, muss gleich eine Abmahnung bekommen? Die Stiftung der Hessischen Rechtsanwaltschaft lobt 5.000 Euro aus – für den besten 30-seitigen Aufsatz zum Thema Urheberrecht im Internet. Einsendeschluss ist der 15. Dezember. Die Details finden Sie hier: www.ra-stiftung-hessen.org

F O T O S : G E T T Y I M A G E S , C O R B I S , P R I S M A , P R I V A T „Wir wollen raus aus der Nische. Die Eurythmie ist eine von vielen Tanzkünsten, so wie die Waldorfschule eine von vielen Schulformen ist. Körperlich-bewegte, meditative, expressive Elemente – all dies trifft sich in der Eurythmie. Im ersten Jahr des Bachelor-Studiums fangen wir mit Körperarbeit an, mit intensiver Instrumentalschulung, Literatur- und Musikgeschichte und den eurythmischen Grundelementen. Im zweiten Jahr vertiefen wir die eurythmischen Techniken, im dritten Jahr liegt der Schwerpunkt auf dramaturgischem Arbeiten. Das Abschlussjahr bringt das sogenannte große künstlerische Projekt. Man braucht für das Studium philosophisches Interesse, Bewegungsfreude, Begabung für die Bühne, aber auch Mut zum Ensemble: Wir arbeiten viel in Projekten, gehen zum Beispiel mit einem Märchenprojekt auf Tournee; jeder Studierende muss ein eigenes Regieprojekt umsetzen. Das ist spannend zu sehen: Wie entpuppt sich der Einzelne als Künstler? Pro Jahrgang haben wir sechs bis zwölf Studierende. Der Frauenanteil liegt bei 80 Prozent, in manchen Kursen ist gar kein Mann – aber das ist an der Kölner Uni in der Einmal Studieren rot-weiß, bitte Der Trend, dass deutsche Studierende auf ein Nachbarland ausweichen, um ihr Wunschstudium zu verwirklichen, setzt sich ungebrochen fort. Spitzenreiter in der Beliebtheits-Statistik ist Österreich, gefolgt von den Niederlanden. Knapp 30.000 Bundesbürger hat das österreichische Ministerium für Wissenschaft und Forschung im vergangenen Wintersemester an österreichischen Hochschulen verzeichnet – neun Prozent aller Studierenden in Öster- ALLE ZU MIR ES L E B E N D I E N I S C H E N FÄC H E R : D I ESMAL M I T A N D R EA H E I D E KO R N, D OZ E N T I N FÜ R EURYTHMIE A N D E R A L A N US H O C H S C H U L E FÜ R K U N ST U N D G ES E L LSCHAFT I N A L FT E R B E I B O N N Tanzabteilung auch nicht anders. Immerhin sind bei uns zwei von acht Dozenten männlich. Unsere Besonderheit ist, dass wir als Bewegungsfach von vornherein Berufsrichtungen anbieten. Unsere Studierenden wissen von Anfang an: Wir können in diesem Beruf nie arbeitslos werden – es gibt so viele Stellen weltweit. Mehr als die Hälfte unserer Studierenden gehen als Eurythmielehrer an Waldorfschulen, etwa ein Viertel in die Therapie. Andere arbeiten als sogenannte Sozialeurythmisten in Kindergärten, Betrieben, Senioreneinrichtungen, wo die Eurythmie zur Entwicklungsbegleitung und als heilsame Bewegungsform eingesetzt wird. Das Masterstudium begleitet die Existenzgründung. Wir beraten die Studierenden intensiv – sogar dazu, wie man einen eigenen Flyer für sein Angebot entwirft. Etwa zwei Drittel unserer Studierenden kommen von Waldorfschulen, aber das ist natürlich keine Voraussetzung. Ich selbst war keine Waldorfschülerin, sondern auf einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymnasium in Bayern.“ P R O T O K O L L : C O N S T A N Z E K I N D E L reich. Einer der Hauptgründe: Hier gibt es an öffentlichen Hochschulen statt Numerus clausus einen Aufnahmetest und seit 2009 keine Studiengebühren mehr. Während im Fach Medizin inzwischen eine Quotenregelung für ausländische Studierende eingeführt wurde, stürmen die Piefkes die Hörsäle vor allem im Fach Psychologie. In Salzburg und Innsbruck stellen deutsche Studienanfänger mit über 70 Prozent sogar die Mehrheit. H O C H S C H U L A N Z E I G E R 7 G U N T H I L D K U P I T Z WIE KOMMT DAS DA REIN? Intelligenz – bitte mehr davon Während es in den vergangenen Jahrhunderten von großem Vorteil war, adelig zu sein, schadet ein entsprechender Titel heute zwar auch nicht (ebenso wenig wie Vermögen). Doch in unserer demokratischen Wissensgesellschaft gilt vor allem Intelligenz als besonderer Vorzug. Entsprechend stark steht sie im Fokus des allgemeinen Interesses – und mit ihr Fragen wie: Ist die kognitive Leistungsfähigkeit angeboren oder erworben? (Antwort: Beides, wobei den Genen ein Anteil zwischen 30 [im Kindesalter] und 80 Prozent [bei Erwachsenen] zugesprochen wird.) Ist sie statisch oder veränderbar? (Antwort: Sie ist veränderbar, sowohl zum Positiven wie auch zum Negativen.) Wodurch wird sie beeinfl usst? (Antwort: Unter anderem durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht, durch Ernährung, Musik, Erziehung, vor allem aber auch das Sprachumfeld: Je mehr mit Kindern gesprochen wird und je komplexer die Sätze sind, desto höher bildet sich ihr Intelligenzquotient, kurz: IQ, aus.) Was ist der IQ überhaupt? (Antwort: Die mithilfe von Tests ermittelte Kenngröße der intellektuellen Leistungsfähigkeit; Durchschnittswert ist 100, Höchstbegabte wie Goethe oder Bill Gates erreichen mindestens 135.) Und die wohl wichtigste Frage: Lässt sich der IQ steigern? (Antwort: Ja, und zwar indem das Arbeitsgedächtnis gezielt durch Aufgaben trainiert wird, die das gleichzeitige Verarbeiten und Speichern fordern. Dies fand kürzlich die Züricher Forscherin Claudia von Bastian heraus.) Noch Fragen?

FERNGESPRÄCH<br />

Ein Anruf in<br />

Sankt Petersburg<br />

„Sankt Petersburg ist meine Traumstadt. Ich bin viel<br />

zu Fuß unterwegs und muss keine Ausstellung in der<br />

Eremitage sehen, denn die Stadt ist mein Museum.<br />

Den Weg zur Uni laufe ich auch im Winter bei minus<br />

25 Grad, am liebsten am Ufer der Newa entlang. Dank<br />

eines Stipendiums der Hans-Böckler-Stiftung habe<br />

ich einen Platz an der kleinen privaten Europäischen<br />

Universität Sankt Petersburg. Kein Vergleich zu den<br />

staatlichen Universitäten in Russland, wo Studierende<br />

bei Vorlesungen Wort für Wort mitschreiben müssen,<br />

wenn man nicht durchfallen möchte. Nicht bei uns:<br />

Die Seminare sind klein, die Profs hilfsbereit. Online-<br />

Zugänge zu wissenschaftlichen Journalen sind sogar<br />

besser als in Deutschland.<br />

Auch die Wohnungssuche lief ganz unkompliziert.<br />

Über couchsurfing.org habe ich schnell ein möbliertes<br />

Zimmer für 10.000 Rubel gefunden, das sind<br />

etwa 250 Euro. In toller Lage, umringt vom Wasser<br />

und nur eine Station vom Newski-Prospekt entfernt,<br />

der Prachtstraße im historischen Zentrum mit vielen<br />

alten Palais. Die Vermieterin hat sogar gekocht, ich<br />

musste nur die Zutaten bezahlen. Inzwischen wohne<br />

ich mit meiner Freundin Aljona in einer „Kommunalka“,<br />

einer kommunalen Wohnung, in der man Zimmer<br />

für rund 40.000 Euro kaufen kann. Unsere Zimmerbesitzerin<br />

hat uns ihren Raum vermietet. Insgesamt leben<br />

wir zu siebt in der Fünf-Zimmer-Wohnung: In der<br />

Küche hat jeder seine eigene Parzelle, in Sachen Toilette<br />

und Bad – in dem drei Waschmaschinen stehen –<br />

muss man sich gut absprechen. Das ist schon skurril,<br />

weil Gemeinschaftsflächen nicht wie in einer WG geteilt<br />

werden, sondern jeder eigene Geräte benutzt.<br />

In meiner Freizeit organisiere ich Englisch-<br />

Abende für Mitstudenten oder gehe mal ein Bier trinken.<br />

Das ist aber mit 3 bis 5 Euro ziemlich teuer. Häufiger<br />

treffe ich meine russischen Freunde in einer der<br />

Spielebars. Die sind eingerichtet wie eine alte sowjetische<br />

Wohnung, voller Brettspiele und russischer Spielekonsolen<br />

aus den frühen 90ern. Eine Stunde kostet<br />

für alle Leute am Tisch 3 Euro. Wenn ich nach<br />

Deutschland zurückgehe, werde ich die russische<br />

Herzlichkeit und die Gastfreundschaft vermissen: Du<br />

wirst hier auch noch mitten in der Nacht von einem<br />

entfernten Bekannten aufgenommen. Ich würde nicht<br />

ausschließen, dass ich später mal hier lebe.“<br />

P r o t o k o l l : M i c h a e l a G e r G a n o f f<br />

Yves tauschwitz, 26,<br />

studiert soziokulturelle<br />

studien an der euroPauniversität<br />

viadrina<br />

in frankfurt (oder)<br />

und lebt zurzeit in sankt<br />

PetersburG.<br />

n a P r ä c h t i G : s a n k t P e t e r s b u r G .<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 6<br />

„Wenn ich die Wahl gehabt<br />

hätte, wäre aus mir ein<br />

College-Kid geworden.<br />

Mit einem Abschluss in BWL.“<br />

5 0 C e n t , 3 7 ,<br />

U S - a m e r i k a n i S C h e r r a p p e r<br />

Das Flügel-Aus für<br />

die Fledermaus<br />

Im Film gleitet er elegant durch die<br />

Luft, doch in der Realität würde Batman<br />

mit seinen Flugmanövern kläglich<br />

abstürzen – das schreiben vier<br />

Physikstudenten der britischen Universität<br />

Leicester. Sie haben die Flugfähigkeit<br />

seines schwarzen Umhanges<br />

berech<strong>net</strong> und herausgefunden,<br />

dass dessen Flügelspannweite von<br />

4,70 Metern nicht dafür ausreicht, einen Sprung aus<br />

150 Metern zu überleben. In ihrer Studie „Flugbahn eines<br />

Batmans im freien Fall“, deren Ergebnisse im „Journal<br />

of Special Physics Topics“ nachzulesen sind, heißt es,<br />

Batman müsse seinen Umhang auf die Größe eines Drachenfliegers<br />

verdoppeln. Sonst wird es sehr schmerzhaft.<br />

5.000 Euro fürs Thesenpapier<br />

Sollten wir in Zukunft alle Musik im Netz kostenlos herunter laden<br />

dürfen? Oder muss das Urheberrecht verschärft werden und<br />

jeder, der einen Kinofilm illegal online sieht, muss gleich eine Abmahnung<br />

bekommen? Die Stiftung der Hessischen Rechtsanwaltschaft<br />

lobt 5.000 Euro aus – für den besten 30-seitigen Aufsatz zum<br />

Thema Urheberrecht im Inter<strong>net</strong>. Einsendeschluss ist der 15. Dezember.<br />

Die Details finden Sie hier: www.ra-stiftung-hessen.org

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