Beide. - FAZ.net
Beide. - FAZ.net
Beide. - FAZ.net
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
D-45958 Oktober 2012 Nr. 121 1,40 Euro www.hochschulanzeiger.de<br />
RENNWAGEN<br />
In Kooperation mit<br />
Die Geheimnisse<br />
der Berater<br />
23 fakten über die consulting-branche<br />
S e L f m A D e -<br />
warum es für berliner studierende<br />
auf dem hockenheimring um alles geht<br />
Pioniere auf hoher See<br />
die zukunftsjobs der off shore-windparks<br />
DAS Genie DeS KLeinen BrUDerS<br />
warum ein achtjähriger<br />
die comic-welt auf den kopf stellt
Film ab:<br />
jetzt QR-Code scannen!<br />
De-Mail der Telekom: Die erste Mail<br />
mit gesetzlich gesicherter Zustellung.<br />
Schneller und günstiger als Briefpost<br />
Staatlich geprüfte Sicherheit<br />
Beweiskraft im Streitfall<br />
Werden Sie jetzt De-Mailer!<br />
Alle Informationen und Registrierung<br />
unter www.telekom.de/de-mail<br />
0,–*<br />
* Bis 31.12.2012 sind bei De-Mail Basic monatlich 50 De-Mails inklusive. Nach Ablauf der Angebotsphase sind bei De-Mail Basic monatlich drei De-Mails inklusive, weitere De-Mails 0,39 € Stückpreis.<br />
Das monatliche Inklusivvolumen von drei De-Mails ist zunächst befristet bis zum 31.12.2013, Verlängerung vorbehalten. Volumen wird auch reduziert durch Nutzung der Versandoptionen „Einschreiben“,<br />
„Persönlich/Vertraulich“ oder „Absenderbestätigt“. Die Kommunikation mit De-Mail ist nur an für De-Mail registrierte Empfänger innerhalb Deutschlands möglich. In Einzelfällen können vertragliche<br />
oder gesetzliche Anforderungen die Nutzbarkeit von De-Mail einschränken, die Kombination mit einer qualifizierten elektronischen Signatur zur Ersetzung der gesetzlichen Schriftform ist möglich.<br />
€ mtl.<br />
Keine Vertragslaufzeit<br />
50 De-Mails pro Monat
c o v e r : n o r m a n k o n r a d<br />
imPressum<br />
EDIToRIAl<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
Bewerbungsgespräche und erste Dates haben einiges gemeinsam:<br />
Sie sind aufregend und können unserem Leben<br />
manchmal eine völlig neue Richtung verpassen. Dass man einen<br />
Porsche und zwei Millionen Euro fordern sollte, wenn man<br />
seinem potenziellen neuen Chef gegenübersitzt, war allerdings<br />
ein ziemlich seltsamer Hinweis, der uns während dieser<br />
Heftproduktion begleitet hat. Claudia Kimich, Coach und<br />
Buchautorin, erklärt ab Seite 38, warum eine solch überzogene<br />
Forderung dennoch eine ziemlich clevere Taktik im Gehaltspoker<br />
sein kann.<br />
Ein Date als Bewerbungsgespräch um die neue Partnerschaft<br />
aufzufassen, ist freilich eine ziemlich unromantische Vorstellung.<br />
Aber Robin Dunbar, Anthropologe und Psychologe,<br />
sieht die Dinge etwas nüchterner (ab Seite 24). Wir haben mit<br />
ihm über die Promiskuität von Studierenden gesprochen, warum<br />
wir nicht mehr als 150 Freunde haben können und weshalb<br />
Küssen für guten Sex essenziell ist. Liebe ist nur ein biochemischer<br />
Trick? Jane Lynch alias Sue Sylvester aus der TV-Serie<br />
„Glee“ würde das wahrscheinlich auch so abgeklärt sehen.<br />
„Dann heult doch!“ heißt der Artikel ab Seite 26, in dem wir alles<br />
über die härteste Dozentin der Welt recherchiert haben, die jetzt<br />
ins Fernsehen zurückkehrt. Viel Spaß beim Lesen und Blättern!<br />
a n D r e a S t a Z l<br />
PS: Wir freuen uns übrigens sehr über Ihr Feedback. Hat<br />
Ihnen etwas besonders gut gefallen, oder gibt es ein Thema,<br />
über das Sie gern mehr erfahren wollen? Dann schreiben Sie<br />
uns: redaktion@hochschulanzeiger.de<br />
teaser<br />
20 oh baby, was für ein Comic<br />
Wie ein Achtjähriger einen Cartoon erfi ndet und<br />
damit in TV und Inter<strong>net</strong> berühmt wird<br />
8 karriere dank rennwagen<br />
Wir begleiten ein Berliner Team<br />
zur Formula Student Germany<br />
„Der Wind ist unser größter<br />
Freund, deswegen bauen<br />
wir ja hier. Gleichzeitig<br />
ist er unser größter Feind.“<br />
32 pioniere auf offener See<br />
Mit zwei Off shore-Experten zu den Windrädern,<br />
die den Strom von morgen liefern sollen<br />
verlaG: Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Hellerhofstraße 2–4, 60327 Frankfurt; zugleich ladungsfähige Anschrift für die im Impressum genannten Verantwortlichen und Vertretungsberech tigten GeschäftsführunG:<br />
Tobias Trevisan (Sprecher), Dr. Roland Gerschermann redak tionsleiter: Andreas Tazl, V. i. S. d. P. textchef: York Pijahn verantwortlich für anzeiGen: Andreas Formen (Verlagsgeschäftsführer)<br />
au toren: Christian Buck, Franziska Bulban, Michaela Gerganoff , Anna Gielas, Daniel Haas, Martin Kaluza, Constanze Kindel, Stephan Knieps, Gunthild Kupitz, Nadine Lischick, Katrin Schmiedekampf, Katja Trippel bildredaktion:<br />
Kay Wolters foto Grafen: Norman Konrad, Zero Dean, Antonina Gern illustration: Matthias Seifert (S. 18–19, 30–31), Sebastian Iwohn (S. 32–37, S. 38–39) bildnachweis: Stefan König (Editorial), Titel: Norman<br />
Konrad; Campus: Seite 6–7, Fotos: Getty Images, Corbis, Prisma, privat; Formula Student: Seite 8–17, Fotos: Norman Konrad; Leben: Seite 18–19, Illustration: Matthias Seifarth, Fotos: Picture-Alliance, PR; Axe Cop: Seite 20–23,<br />
Fotos: Zero Dean, Illustration: Axe Cop / Ethan Nicolle; Chemie der Liebe: Seite 24–24, Fotos: Plainpicture, Laif; Glee: Seite 26–28, Fotos: Fox; Mitfahrer: Seite 29, Foto: Getty Images; Karriere: Seite 30–31, Foto: privat, Illustration:<br />
Matthias Seifarth; Off shore: Seite 32–37, Fotos: Antonina Gern, Illustration: Sebastian Iwohn; Gehaltsverhandlung: Seite 38–39, Illustration: Sebastian Iwohn; Mein letztes Mal: Seite 46, Foto: privat laYout: Frizzi Kurkhaus<br />
lektorat: SKH SprachKontor Hamburg GmbH, www.sprachkontor.de herstellunG: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH, Kurhessen straße 4–6, 64546 Mörfelden-Walldorf, www.wvd-online.de vertrieb: Frank furter<br />
Allgemeine Zeitung GmbH anschrift: Frank furter Allgemeine Zeitung GmbH, Heller hofstraße 2–4, 60327 Frankfurt; Redaktion: Telefon 040 468991133 und 069 75911842; Inter <strong>net</strong>: www.hochschulan zeiger.de abonnentenservice:<br />
Telefon 0180 2 344677 (6 Cent pro Anruf aus dem deutschen Fest<strong>net</strong>z, Mobilfunkhöchstpreis 42 Cent) anzeiGen: Telefon 069 7591-3400; E-Mail stellenmarkt@faz.de. Der F. A. Z. Hochschulanzeiger erscheint sechsmal<br />
im Jahr. Alle in ihm enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Ein willigung des Verlages nicht zulässig. Preise für das<br />
Abonnement des F. A. Z. Hochschulanzeigers bei sechs Ausgaben pro Jahr: Inland und Ausland 8,40 Euro inkl. Ver sandkosten und MwSt., Lieferung im Abonnement im Inland nur gegen Bankeinzug des Zeitungsbezugsgeldes<br />
möglich. Studierende erhalten den F. A. Z. Hochschulanzeiger im Rahmen ihres vergünstigten F. A. Z. Studentenabonnements nach Erscheinen der neuen Ausgabe automatisch per Post. Abonnementskündigungen sind mit einer<br />
Frist von 20 Tagen zum Ende des berech<strong>net</strong>en Bezugszeit raumes möglich. Mitteilung aufgrund von § 5 Abs. 2 des Hessischen Gesetzes über Freiheit und Recht der Presse: Gesellschafter der Frankfurter Allge meine Zeitung GmbH<br />
sind <strong>FAZ</strong>IT-Stiftung Gemeinnützige Verlagsgesellschaft mbH, Frankfurter All gemeine Zeitung GmbH, Werner D’Inka, Berthold Kohler, Günther Nonnenmacher, Frank Schirrmacher, Holger Steltzner.
C A M P U S<br />
6 Meldungen: 50 Cent als College-Kid,<br />
Batmans Flügelproblem und die Jagd nach einem hohen IQ<br />
8 Erste Klasse in der Boxengasse: Wir begleiten ein Berliner Team<br />
zur Formula Student Germany auf dem Hockenheimring<br />
L E B E N<br />
18 Meldungen: Eine Luftgitarren-Studentin geht auf Tour, eine Straßenbahn<br />
wird zur Kneipe und das fi nale Feuer-Zeug für die Fankurve im Winter<br />
20 Wachtmeister des Wahnsinns: Die unglaubliche Geschichte des Web-Comics<br />
„Axe Cop“ und seines achtjährigen Erfi nders<br />
24 Dr. Love sagt „Küssen!“: Ein britischer Professor<br />
entschlüsselt die Chemie der Liebe<br />
26 Der Teufel trägt adidas: Sue Sylvester aus der TV-Serie „Glee“<br />
ist die gemeinste Dozentin aller Zeiten. Fantastisch<br />
29 Geschichten von unterwegs: Ein Interview mit dem Mitfahrzentralen-<br />
erprobten Journalisten Mauritius Much<br />
K A R R I E R E<br />
inhalt<br />
30 Meldungen: Ein Einstieg in die Tourismus-Branche, die Telefonate<br />
des Donald Trump und: Brauchen wir wirklich einen Master-Abschluss?<br />
32 Zwei Karrieren, ein Projekt: Was gibt es in der O shore-Branche zu tun?<br />
38 Das haben wir uns verdient: Ein Gehaltscoach verrät,<br />
wie man mehr verdient – und wieso es Sinn macht, einen Porsche zu verlangen<br />
40 Unternehmensberater: 23 Fakten aus der Welt der Consulting-Firmen<br />
44 Sie können gleich anfangen: Recruiting-Events<br />
45 Appsolut wichtig: Was Ihr Handy jetzt braucht<br />
46 Mein letztes Mal: Tschüss Polizei – hallo Weltreise<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 4
THE PITCH 2012<br />
23. – 25. November in Berlin<br />
Drei Tage lang kommen Visionäre an einem Ort zusammen und kämpfen um ein Ziel – Geschäftsideen in die<br />
Realität umzusetzen! Sie (m/w) sind Universitätsstudent ab dem dritten Semester, Absolvent oder Doktorand?<br />
Dann zeigen Sie Unternehmergeist, entwickeln Sie kreative Ideen und entscheiden Sie den Pitch für sich!<br />
Bewerben Sie sich bis 25.Oktober unter www.thepitch.rolandberger.com<br />
join.rolandberger.com
FERNGESPRÄCH<br />
Ein Anruf in<br />
Sankt Petersburg<br />
„Sankt Petersburg ist meine Traumstadt. Ich bin viel<br />
zu Fuß unterwegs und muss keine Ausstellung in der<br />
Eremitage sehen, denn die Stadt ist mein Museum.<br />
Den Weg zur Uni laufe ich auch im Winter bei minus<br />
25 Grad, am liebsten am Ufer der Newa entlang. Dank<br />
eines Stipendiums der Hans-Böckler-Stiftung habe<br />
ich einen Platz an der kleinen privaten Europäischen<br />
Universität Sankt Petersburg. Kein Vergleich zu den<br />
staatlichen Universitäten in Russland, wo Studierende<br />
bei Vorlesungen Wort für Wort mitschreiben müssen,<br />
wenn man nicht durchfallen möchte. Nicht bei uns:<br />
Die Seminare sind klein, die Profs hilfsbereit. Online-<br />
Zugänge zu wissenschaftlichen Journalen sind sogar<br />
besser als in Deutschland.<br />
Auch die Wohnungssuche lief ganz unkompliziert.<br />
Über couchsurfing.org habe ich schnell ein möbliertes<br />
Zimmer für 10.000 Rubel gefunden, das sind<br />
etwa 250 Euro. In toller Lage, umringt vom Wasser<br />
und nur eine Station vom Newski-Prospekt entfernt,<br />
der Prachtstraße im historischen Zentrum mit vielen<br />
alten Palais. Die Vermieterin hat sogar gekocht, ich<br />
musste nur die Zutaten bezahlen. Inzwischen wohne<br />
ich mit meiner Freundin Aljona in einer „Kommunalka“,<br />
einer kommunalen Wohnung, in der man Zimmer<br />
für rund 40.000 Euro kaufen kann. Unsere Zimmerbesitzerin<br />
hat uns ihren Raum vermietet. Insgesamt leben<br />
wir zu siebt in der Fünf-Zimmer-Wohnung: In der<br />
Küche hat jeder seine eigene Parzelle, in Sachen Toilette<br />
und Bad – in dem drei Waschmaschinen stehen –<br />
muss man sich gut absprechen. Das ist schon skurril,<br />
weil Gemeinschaftsflächen nicht wie in einer WG geteilt<br />
werden, sondern jeder eigene Geräte benutzt.<br />
In meiner Freizeit organisiere ich Englisch-<br />
Abende für Mitstudenten oder gehe mal ein Bier trinken.<br />
Das ist aber mit 3 bis 5 Euro ziemlich teuer. Häufiger<br />
treffe ich meine russischen Freunde in einer der<br />
Spielebars. Die sind eingerichtet wie eine alte sowjetische<br />
Wohnung, voller Brettspiele und russischer Spielekonsolen<br />
aus den frühen 90ern. Eine Stunde kostet<br />
für alle Leute am Tisch 3 Euro. Wenn ich nach<br />
Deutschland zurückgehe, werde ich die russische<br />
Herzlichkeit und die Gastfreundschaft vermissen: Du<br />
wirst hier auch noch mitten in der Nacht von einem<br />
entfernten Bekannten aufgenommen. Ich würde nicht<br />
ausschließen, dass ich später mal hier lebe.“<br />
P r o t o k o l l : M i c h a e l a G e r G a n o f f<br />
Yves tauschwitz, 26,<br />
studiert soziokulturelle<br />
studien an der euroPauniversität<br />
viadrina<br />
in frankfurt (oder)<br />
und lebt zurzeit in sankt<br />
PetersburG.<br />
n a P r ä c h t i G : s a n k t P e t e r s b u r G .<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 6<br />
„Wenn ich die Wahl gehabt<br />
hätte, wäre aus mir ein<br />
College-Kid geworden.<br />
Mit einem Abschluss in BWL.“<br />
5 0 C e n t , 3 7 ,<br />
U S - a m e r i k a n i S C h e r r a p p e r<br />
Das Flügel-Aus für<br />
die Fledermaus<br />
Im Film gleitet er elegant durch die<br />
Luft, doch in der Realität würde Batman<br />
mit seinen Flugmanövern kläglich<br />
abstürzen – das schreiben vier<br />
Physikstudenten der britischen Universität<br />
Leicester. Sie haben die Flugfähigkeit<br />
seines schwarzen Umhanges<br />
berech<strong>net</strong> und herausgefunden,<br />
dass dessen Flügelspannweite von<br />
4,70 Metern nicht dafür ausreicht, einen Sprung aus<br />
150 Metern zu überleben. In ihrer Studie „Flugbahn eines<br />
Batmans im freien Fall“, deren Ergebnisse im „Journal<br />
of Special Physics Topics“ nachzulesen sind, heißt es,<br />
Batman müsse seinen Umhang auf die Größe eines Drachenfliegers<br />
verdoppeln. Sonst wird es sehr schmerzhaft.<br />
5.000 Euro fürs Thesenpapier<br />
Sollten wir in Zukunft alle Musik im Netz kostenlos herunter laden<br />
dürfen? Oder muss das Urheberrecht verschärft werden und<br />
jeder, der einen Kinofilm illegal online sieht, muss gleich eine Abmahnung<br />
bekommen? Die Stiftung der Hessischen Rechtsanwaltschaft<br />
lobt 5.000 Euro aus – für den besten 30-seitigen Aufsatz zum<br />
Thema Urheberrecht im Inter<strong>net</strong>. Einsendeschluss ist der 15. Dezember.<br />
Die Details finden Sie hier: www.ra-stiftung-hessen.org
F O T O S : G E T T Y I M A G E S , C O R B I S , P R I S M A , P R I V A T<br />
„Wir wollen raus aus der Nische.<br />
Die Eurythmie ist eine von vielen<br />
Tanzkünsten, so wie die Waldorfschule<br />
eine von vielen Schulformen<br />
ist. Körperlich-bewegte, meditative,<br />
expressive Elemente – all<br />
dies trifft sich in der Eurythmie. Im<br />
ersten Jahr des Bachelor-Studiums<br />
fangen wir mit Körperarbeit an, mit<br />
intensiver Instrumentalschulung,<br />
Literatur- und Musikgeschichte<br />
und den eurythmischen Grundelementen.<br />
Im zweiten Jahr vertiefen<br />
wir die eurythmischen Techniken, im dritten Jahr<br />
liegt der Schwerpunkt auf dramaturgischem Arbeiten.<br />
Das Abschlussjahr bringt das sogenannte<br />
große künstlerische Projekt.<br />
Man braucht für das Studium philosophisches<br />
Interesse, Bewegungsfreude, Begabung für<br />
die Bühne, aber auch Mut zum Ensemble: Wir arbeiten<br />
viel in Projekten, gehen zum Beispiel mit<br />
einem Märchenprojekt auf Tournee; jeder Studierende<br />
muss ein eigenes Regieprojekt umsetzen.<br />
Das ist spannend zu sehen: Wie entpuppt sich der<br />
Einzelne als Künstler? Pro Jahrgang haben wir<br />
sechs bis zwölf Studierende. Der Frauenanteil<br />
liegt bei 80 Prozent, in manchen Kursen ist gar<br />
kein Mann – aber das ist an der Kölner Uni in der<br />
Einmal Studieren rot-weiß, bitte<br />
Der Trend, dass deutsche Studierende<br />
auf ein Nachbarland ausweichen,<br />
um ihr Wunschstudium zu verwirklichen,<br />
setzt sich ungebrochen fort.<br />
Spitzenreiter in der Beliebtheits-Statistik<br />
ist Österreich, gefolgt von den<br />
Niederlanden. Knapp 30.000 Bundesbürger<br />
hat das österreichische Ministerium für<br />
Wissenschaft und Forschung im vergangenen Wintersemester<br />
an österreichischen Hochschulen verzeich<strong>net</strong><br />
– neun Prozent aller Studierenden in Öster-<br />
ALLE ZU MIR<br />
ES L E B E N D I E N I S C H E N FÄC H E R : D I ESMAL M I T A N D R EA H E I D E KO R N,<br />
D OZ E N T I N FÜ R EURYTHMIE A N D E R A L A N US H O C H S C H U L E FÜ R<br />
K U N ST U N D G ES E L LSCHAFT I N A L FT E R B E I B O N N<br />
Tanzabteilung auch nicht anders.<br />
Immerhin sind bei uns zwei von<br />
acht Dozenten männlich.<br />
Unsere Besonderheit ist, dass<br />
wir als Bewegungsfach von vornherein<br />
Berufsrichtungen anbieten.<br />
Unsere Studierenden wissen von<br />
Anfang an: Wir können in diesem<br />
Beruf nie arbeitslos werden – es<br />
gibt so viele Stellen weltweit. Mehr<br />
als die Hälfte unserer Studierenden<br />
gehen als Eurythmielehrer an Waldorfschulen,<br />
etwa ein Viertel in die<br />
Therapie. Andere arbeiten als sogenannte Sozialeurythmisten<br />
in Kindergärten, Betrieben, Senioreneinrichtungen,<br />
wo die Eurythmie zur Entwicklungsbegleitung<br />
und als heilsame Bewegungsform<br />
eingesetzt wird. Das Masterstudium begleitet die<br />
Existenzgründung. Wir beraten die Studierenden<br />
intensiv – sogar dazu, wie man einen eigenen Flyer<br />
für sein Angebot entwirft.<br />
Etwa zwei Drittel unserer Studierenden kommen<br />
von Waldorfschulen, aber das ist natürlich keine<br />
Voraussetzung. Ich selbst war keine Waldorfschülerin,<br />
sondern auf einem mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />
Gymnasium in Bayern.“<br />
P R O T O K O L L : C O N S T A N Z E K I N D E L<br />
reich. Einer der Hauptgründe: Hier<br />
gibt es an öffentlichen Hochschulen<br />
statt Numerus clausus einen Aufnahmetest<br />
und seit 2009 keine Studiengebühren<br />
mehr. Während im Fach<br />
Medizin inzwischen eine Quotenregelung<br />
für ausländische Studierende<br />
eingeführt wurde, stürmen die Piefkes die Hörsäle<br />
vor allem im Fach Psychologie. In Salzburg und<br />
Innsbruck stellen deutsche Studienanfänger mit über<br />
70 Prozent sogar die Mehrheit.<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 7<br />
G U N T H I L D K U P I T Z<br />
WIE KOMMT<br />
DAS DA REIN?<br />
Intelligenz – bitte<br />
mehr davon<br />
Während es in den vergangenen Jahrhunderten<br />
von großem Vorteil war, adelig zu sein,<br />
schadet ein entsprechender Titel heute zwar<br />
auch nicht (ebenso wenig wie Vermögen).<br />
Doch in unserer demokratischen Wissensgesellschaft<br />
gilt vor allem Intelligenz als besonderer<br />
Vorzug. Entsprechend stark steht sie im<br />
Fokus des allgemeinen Interesses – und mit ihr<br />
Fragen wie: Ist die kognitive Leistungsfähigkeit<br />
angeboren oder erworben? (Antwort: <strong>Beide</strong>s,<br />
wobei den Genen ein Anteil zwischen 30<br />
[im Kindesalter] und 80 Prozent [bei Erwachsenen]<br />
zugesprochen wird.) Ist sie statisch<br />
oder veränderbar? (Antwort: Sie ist veränderbar,<br />
sowohl zum Positiven wie auch zum Negativen.)<br />
Wodurch wird sie beeinfl usst? (Antwort:<br />
Unter anderem durch die Zugehörigkeit<br />
zu einer bestimmten sozialen Schicht, durch<br />
Ernährung, Musik, Erziehung, vor allem aber<br />
auch das Sprachumfeld: Je mehr mit Kindern<br />
gesprochen wird und je komplexer die Sätze<br />
sind, desto höher bildet sich ihr Intelligenzquotient,<br />
kurz: IQ, aus.) Was ist der IQ überhaupt?<br />
(Antwort: Die mithilfe von Tests<br />
ermittelte Kenngröße der intellektuellen Leistungsfähigkeit;<br />
Durchschnittswert ist 100,<br />
Höchstbegabte wie Goethe oder Bill Gates erreichen<br />
mindestens 135.) Und die wohl wichtigste<br />
Frage: Lässt sich der IQ steigern? (Antwort:<br />
Ja, und zwar indem das Arbeitsgedächtnis<br />
gezielt durch Aufgaben trainiert wird, die das<br />
gleichzeitige Verarbeiten und Speichern fordern.<br />
Dies fand kürzlich die Züricher Forscherin<br />
Claudia von Bastian heraus.) Noch Fragen?
V o n C h r i S t i a n b U C k<br />
D I E E R F O L G S F O R M E L<br />
einmal im Jahr treten auf dem hockenheimring mehr als hundert<br />
Uni-teams mit ihren selbst gebauten rennwagen gegeneinander an.<br />
Dabei geht es für viele der internationalen teams der Formula<br />
Student Germany nicht um den ersten platz – sondern um den Job<br />
von morgen. ein rennbericht.<br />
F o t o S : n o r m a n k o n r a D
Christoph Beißwanger drückt zweimal aufs Gaspedal<br />
und lässt den Motor aufheulen. Es ist kurz nach<br />
halb elf an diesem sonnigen Morgen, und der Rennwagen<br />
mit der Nummer 55 kann jetzt endlich ins Geschehen<br />
eingreifen. Kupplung kommen lassen, auf<br />
der kurzen Geraden beschleunigen und dann nach<br />
links auf den Parcours. Christoph hat einen guten<br />
Start erwischt: Sein Wagen ist schnell auf Tempo und<br />
fädelt sich durch die engen Kurven, die von grünweißen<br />
Pylonen markiert werden. Außer ihm sind<br />
noch vier Konkurrenten auf dem Rundkurs unterwegs,<br />
darunter Wagen 27 aus Mumbai und Wagen 29<br />
aus Loughborough in Großbritannien. Benzingeruch<br />
liegt in der Luft, und das Knattern der fünf Motoren<br />
hackt auf die Trommelfelle der 5.000 Zuschauer in<br />
Hockenheim.<br />
Einer von ihnen ist Konstantin Jasper Schick-<br />
Witte, der sich gerade an das Metallgitter lehnt, das<br />
den Startbereich der Rennstrecke abschottet. Die<br />
blaue Baseballkappe sitzt schief auf seinem Kopf, und<br />
sein Blick sagt: Es ist eine Qual. Denn jetzt kann Konstantin<br />
nichts mehr tun. Nur noch hoffen, dass der Wagen<br />
durchhält. Fast jede freie Minute hat der 23-jährige<br />
Maschinenbaustudent in den letzten Monaten in<br />
das schwarz-weiß-rote Rennauto investiert, das aussieht<br />
wie ein geschrumpfter Formel-1-Bolide, der irgendwo<br />
unterwegs seine Spoiler verloren hat. Immer<br />
wieder gerät der Wagen aus Konstantins Blickfeld,<br />
verschwindet hinter einer Mauer oder hinter den Zu-<br />
WANDELN SIE<br />
IHRE ENERGIE<br />
ERFOLGREICH UM.<br />
WERDEN SIE TEIL UNSERES TEAMS.<br />
schauern. Dann schießt ihm<br />
sofort diese Frage in den Sinn:<br />
Ist er liegen geblieben? „Es ist<br />
Die Teams<br />
schon extrem unangenehm,<br />
wenn man gar keinen Einfluss kommen aus der<br />
mehr hat“, sagt Konstantin.<br />
ganzen Welt:<br />
Vor allem die Öltemperatur<br />
macht ihm Sorgen. Viel zu Mumbai, Trondheim,<br />
hoch war sie in den letzten Ta- Loughborough –<br />
gen. Hält der Motor das so<br />
lange aus? Ein gutes Jahr lang und Berlin.<br />
haben Christoph, Konstantin<br />
und 28 Kommilitonen vom<br />
Team „Fasttube“ der TU Berlin<br />
auf diesen Tag hingearbeitet. Es ist der erste Sonntag<br />
im August, und heute erreicht die Formula Student<br />
Germany auf dem Hockenheimring ihren jährlichen<br />
Höhepunkt: 108 Rennwagen müssen jetzt beweisen,<br />
dass sie schnell und zuverlässig sind. 77 Autos mit<br />
Verbrennungsmotor und 31 Elektrorennwagen treten<br />
dieses Jahr in den Kategorien „Formula Student<br />
Combustion“ und „Formula Student Electric“ gegeneinander<br />
an. In den fünf sogenannten dynamischen<br />
Disziplinen müssen die Rennwagen Ausdauer, Fahrdynamik,<br />
Beschleunigungsvermögen, Kurvenlage<br />
und geringen Spritverbrauch unter Beweis stellen. In<br />
den drei statischen Disziplinen müssen ihre Konstrukteure<br />
bei Diskussionen mit Experten zeigen, dass sie<br />
technisches Verständnis, Kenntnisse über Fertigungs-<br />
Wenn Sie das auch besser können,<br />
dann bewerben Sie sich bei uns:<br />
Deutschlands Engineering-Dienstleister<br />
Nr. 1. Hier erwarten Sie<br />
vielfältige Aufgaben und Fördermaßnahmen,<br />
Branchen und Arbeitsgebiete.<br />
Denn mit bundesweit mehr<br />
als 5.200 Mitarbeitern in über 50<br />
Niederlassungen und Standorten<br />
sind wir die erste Adresse für<br />
Engineering-Projekte und -Karrieren.<br />
Jetzt bewerben<br />
unter FERCHAU.DE<br />
FERCHAU.DE<br />
WIR ENTWICKELN SIE WEITER
prozesse und ein Gespür für den Automarkt haben.<br />
Studierende aus 25 Ländern sind dafür nach Hockenheim<br />
gekommen. In dem bunten Gewusel am Streckenrand<br />
trifft man Teams aus Deutschland, Spanien,<br />
China, Ecuador und Australien. Am meisten fallen ein<br />
paar Amerikaner auf, die stets mit der US-Fahne über<br />
das Gelände spazieren.<br />
Jeweils fünf Rennwagen gleichzeitig fahren<br />
beim heutigen Ausdauerrennen auf dem abgesteckten<br />
Rundkurs vor der Nordtribüne gegen die Uhr. 18 Runden<br />
müssen sie überstehen, insgesamt 22 Kilometer.<br />
Viele schaffen es nicht: Einer nach dem anderen rollt<br />
mit ausgefallenem Motor vorzeitig an den Rand der<br />
Strecke oder bleibt beim obligatorischen Fahrerwechsel<br />
nach der neunten Runde liegen. „DNF“ erscheint<br />
dann auf der Anzeigetafel: „Did not finish“ – der Albtraum<br />
jedes Teams. Wagen 55 vom Team „Fasttube“<br />
ist aber gut im Rennen. Statt DNF zeigt die Tafel seine<br />
letzte Rundenzeit: 89,63 Sekunden. Bis auf 90 Stundenkilometer<br />
beschleunigt Christoph den Wagen auf<br />
der engen Strecke.<br />
Wer in Hockenheim gut abschneiden will,<br />
braucht aber mehr als ein schnelles Auto und einen guten<br />
Fahrer. Die Formula Student Germany ist ein Konstrukteurswettbewerb,<br />
und das heißt: Die Teams müssen<br />
innerhalb von zwölf Monaten einen einsitzigen<br />
Rennwagen bauen, der auch den Blicken von Profis<br />
standhält. Am Freitag war so ein Termin: Beim Programmpunkt<br />
„Engineering Design“ mussten die Berliner<br />
Studierenden sieben Juroren aus der Automobilindustrie<br />
ihr technisches Konzept präsentieren und<br />
den Wagen fast eine Dreiviertelstunde lang in allen<br />
Einzelheiten vorstellen. Prüfer Franz Stolz hat dabei<br />
vor allem die Elektrik des Rennwagens überprüft.<br />
Sind die Sensoren für Öldruck und Wassertemperatur<br />
richtig ausgewählt und korrekt eingebaut? Sind die<br />
Kabel sauber verlegt und einfach zugänglich? Dies alles<br />
hat er penibel in der Checkliste auf seinem Klemmbrett<br />
vermerkt. „Die Teammitglieder sind definitiv<br />
über Studentenniveau und arbeiten wie angehende Ingenieure“,<br />
sagt der Elektrotechniker im blauen Juroren-Shirt,<br />
der sich im Hauptberuf beim Zulieferer und<br />
Reifenhersteller Continental mit Hybrid- und Elektrofahrzeugen<br />
beschäftigt. Und er erklärt, warum der<br />
Wettbewerb in Hockenheim für die Automobilindustrie<br />
so interessant ist: „Die Formula Student Germany<br />
ist das Top-Event für Recruiting von Ingenieur-Nachwuchs.<br />
Es gibt nichts Vergleichbares“, sagt Stolz. „Bei<br />
den besten Teams geben sich die Fachbereiche der Unternehmen<br />
die Klinke in die Hand, um die guten Leute<br />
anzuwerben. Die können sich aussuchen, wohin sie<br />
gehen wollen.“<br />
Schätzungsweise eine Million Euro lassen sich<br />
die 20 Sponsoren das perfekt organisierte Event kosten.<br />
Wo sonst kann man auf einen Schlag 3.000 motorbegeisterte<br />
Studierende aus aller Welt kennenlernen<br />
und für sich gewinnen? Dafür sind neben den rund 200<br />
Juroren die vielen Talent-Scouts aus den Personalabteilungen<br />
zuständig, die Broschüren verteilen und an<br />
ihren Ständen die Prunkstücke ihrer Unternehmen<br />
vorführen. Daimler zeigt Sportwagen seiner Nobelmarke<br />
Mercedes-AMG; BMW einen 24-Stunden-<br />
Rennwagen und Audi einen mattschwarz lackierten<br />
TT, dessen Kühlergrill von roten LEDs umrahmt ist<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 10<br />
und der sehr böse aussieht. Es gibt kostenloses Magnum-Eis,<br />
Currywürste und Probefahrten. „Die machen<br />
alles Mögliche, damit es uns gut geht“, sagt Jana<br />
Knode, die das Berliner Team leitet und im vierten Semester<br />
Wirtschaftsingenieurwesen studiert. „Alle<br />
kommen auf einen zu und fragen, ob man nicht ein<br />
Praktikum oder eine Projektarbeit bei ihnen machen<br />
will.“ Dabei beschränken sich die Anwerbeversuche<br />
nicht auf das Event in Hockenheim: Jana war schon im<br />
Dezember auf einem zweitägigen Workshop eines<br />
Sponsors, zu dem ausschließlich weibliche Teilnehmer<br />
der Formula Student eingeladen waren. Die Studentinnen<br />
residierten in einem Fitnessclub am Maschsee<br />
in Hannover. Andere Sponsoren schicken ihre<br />
Schützlinge auf Teambildungs-Workshops oder laden<br />
sie zu Seminaren über ihre neuesten Softwareprodukte<br />
ein. Jana, „Baujahr“ 1991, ist eine von vier Frauen<br />
im Team und für den Business-Plan zuständig. Dieser<br />
soll eine vierköpfige Jury davon überzeugen, das Auto<br />
in einer Kleinserie für Hobby-Rennfahrer zu produzieren.<br />
Seit Mai hat Jana an den Botschaften gefeilt<br />
und ihre Folien immer wieder überarbeit. Im Zentrum<br />
steht die LEGO-Idee: Das Auto soll in Einzelteilen an<br />
seine Käufer geliefert werden, die es dann selbst zusammenbauen.<br />
„Studien haben gezeigt, dass 14 Prozent<br />
aller Erwachsenen mit LEGO spielen“, rech<strong>net</strong><br />
Jana vor. „So sind wir auf unser Konzept gekommen,<br />
das eine Mischung aus LEGO und IKEA ist.“<br />
Am Freitagnachmittag musste sie die Juroren<br />
von der Selbstbau-Idee überzeugen. „Vorher war es<br />
ganz, ganz schlimm. Schon morgens auf dem Campingplatz<br />
hatte ich Bauchschmerzen“, sagt die kleine<br />
ein Jahr lang schrauben, schweißen,<br />
nachtschichten für das rennen in<br />
hockenheim: das team „fasttube“<br />
von der tu berlin.
The opportunity<br />
of a lifetime<br />
Törn Nizza<br />
18.10.2012<br />
Live von<br />
Bord!<br />
pwc.de/logbuch<br />
www.pwc.de/big-sail-adventures<br />
Big Sail<br />
Adventures<br />
Drei Tage, die deinen Horizont erweitern<br />
Törn Mallorca<br />
20.09.2012<br />
Team Accounting<br />
& Controlling<br />
Törn Nizza<br />
18.10.2012<br />
Team Wirtschaftsinformatik<br />
&<br />
-ingenieurwesen<br />
Törn Atlantik<br />
April 2013<br />
Team Banken<br />
& Versicherungen<br />
© 2012 PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten.<br />
„PwC“ bezeich<strong>net</strong> in diesem Dokument die PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die eine Mitgliedsgesellschaft der<br />
PricewaterhouseCoopers International Limited (PwCIL) ist. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich selbstständige Gesellschaft.<br />
Törn Nordsee<br />
Mai 2013<br />
Team Steuern<br />
& Recht
wo kann man noch Gewicht sparen, wie<br />
den wagen schneller machen? fertigungsleiter<br />
konstantin Jasper schick-witte in<br />
der box auf dem hockenheimring.
londe Ostfriesin aus Aurich mit krächzender<br />
Stimme. „Ich war nervös für alle 30<br />
Leute im Team.“ Als sie dann mit ihrem<br />
Vortrag starten wollte, streikte erst mal die<br />
Technik, und als nach 20 Minuten plötzlich<br />
doch noch alles funktionierte, hatte sie<br />
sich mit ihren Prüfern „schon fast angefreundet“.<br />
Die fanden die LEGO-Idee gut,<br />
hätten sich aber eine genauere Marktanalyse<br />
und einen detaillierten Plan für die<br />
spätere Fertigung des Autos gewünscht.<br />
Die Ansprüche sind hoch in Hockenheim.<br />
Auf der Rennstrecke hat Wagen 55<br />
inzwischen die achte Runde vollendet.<br />
„Last Lap“, letzte Runde, steht auf dem<br />
Plakat, das einer der Streckenposten beim Vorbeifahren in Christophs<br />
Richtung hält. Der gibt noch mal richtig Gas und verschwindet<br />
wieder für einige Momente aus dem Blickfeld seiner<br />
Teamkollegen am Streckenrand. Etwas mehr als eine Minute<br />
dauert es, bis er erneut am Ziel ankommt und in die abgetrennte<br />
Parkbucht rollt, um seinen Platz für den zweiten Fahrer zu räumen.<br />
Jetzt muss alles schnell gehen: Wagen stoppen, Motor ausschalten,<br />
aussteigen. Drei Minuten darf der Fahrerwechsel maximal<br />
dauern. Neben dem Auto steht Paul bereit, der wie Christoph<br />
in einem Overall aus der feuerfesten Kunstfaser Nomex steckt.<br />
Paul Schulze ist 20, studiert im zweiten Semester Verkehrswesen<br />
und hat zwei Eigenschaften, die ihn zum idealen Fahrer<br />
machen: Er traut sich was, und er wiegt nur 65 Kilo. Außerdem<br />
bringt er Motorsport-Erfahrung mit: „Das hat bei mir schon früh<br />
angefangen“, sagt Paul, der aussieht wie der kleine Bruder von<br />
Toni Kroos und gewöhnlich wenig Worte macht. „Mein Vater<br />
und mein Onkel sind beide Kfz-Mechaniker, und ich war schon<br />
als Kind oft in der Werkstatt.“ Kart gefahren sei er auch, und mit<br />
seinem Vater baue er seit anderthalb Jahren einen alten BMW<br />
zum Rennauto um. Wenn er irgendwann einmal fertig ist, wollen<br />
die beiden damit auf dem Lausitzring Rennen fahren. Klar, dass<br />
Paul hellhörig wurde, als er letztes Jahr auf der Internationalen<br />
Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main das Berliner Team<br />
kennenlernte. Da wollte er mitmachen. So kam es, dass Paul<br />
schon im September 2011 Mitglied im Team wurde – noch bevor<br />
sein erstes Semester überhaupt begonnen hatte. Jana erinnert sich<br />
genau an seinen ersten Besuch beim Team: „Er saß die ganze Zeit<br />
still da und hat nur eine Frage gestellt: Wer fährt in Hockenheim<br />
den Wagen?“<br />
Jetzt ist er am Ziel. Paul steigt in den Wagen und schnallt<br />
sich an. Ein Streckenposten kontrolliert, ob der Gurt straff ist und<br />
sein Helm richtig sitzt. Alles bestens, es kann losgehen. Nun<br />
kommt der Moment, der vielen anderen Teams zum Verhängnis<br />
wurde: Motor anlassen. Die Prozedur ist viel komplizierter als<br />
bei einem normalen Auto: Erst müssen zwei Hauptschalter umgelegt<br />
werden, um den Stromkreis zu schließen. Ein schwarzer<br />
Knopf im Cockpit aktiviert dann die Zündung. Zum Schluss<br />
muss Paul den Starter betätigen: Ein kurzer Druck auf den roten<br />
Knopf am Armaturenbrett erweckt den 55 PS starken Einzylinder-Motorradmotor<br />
von BMW wieder zum Leben. Er gehört zu<br />
den wenigen Teilen des Autos, die die Berliner nicht selbst gebaut<br />
haben. In der Vergangenheit haben sich manche Teams auch am<br />
Motorbau versucht – aber mit eher mäßigem Erfolg. Paul rollt<br />
knatternd in Richtung Strecke und wartet darauf, dass der Mann<br />
Ein bisschen LEGO<br />
und ein bisschen<br />
IKEA: Das ist die<br />
Idee des Rennwagens,<br />
der<br />
später als Bausatz<br />
in Serie gehen soll.<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 13<br />
an der Startlinie die grüne Fahne hebt und<br />
ihm den Weg freigibt. Dann kann es losgehen.<br />
Paul ist jetzt endlich im Rennen.<br />
Konstantin saß zwar als einer der Ersten<br />
in dem neuen Wagen, hatte aber keine<br />
Ambitionen, selbst der Fahrer zu werden.<br />
Zu laut, zu viele Vibrationen. Ihn fasziniert<br />
es mehr, den Dingen auf den Grund zu gehen.<br />
„Bei der Formula Student machen<br />
Leute mit, die jeden Tag etwas Neues entdecken<br />
wollen“, sagt er. „Das trifft auch auf<br />
mich zu.“ Als Fertigungsleiter des Teams<br />
war er dafür verantwortlich, die Produktion<br />
der Teile bei den Sponsoren des Teams zu<br />
organisieren und für eine hohe Verarbeitungsqualität<br />
zu sorgen. Er ist der inoffizielle Cheftechniker des<br />
Teams: Wenn es Fragen gibt, kommen die anderen meist zu ihm. Es<br />
gibt kaum ein Teil an dem Wagen, über das er zusammen mit seinen<br />
Mitstreitern nicht intensiv gebrütet hätte. Vor allem am Gewicht hat<br />
das Team monatelang gearbeitet: Plastik- statt Metallschrauben<br />
sparen 300 bis 400 Gramm, Spezialbolzen statt Metallschrauben<br />
noch mal rund 200 Gramm. Durch alle Bauteile haben sie sich<br />
durchgearbeitet, bis das Auto am Ende exakt 199,9 Kilo schwer war<br />
– rund 50 Kilo weniger als ihr Wagen aus dem Vorjahr.<br />
fom.de<br />
Studium neben dem Beruf<br />
Studieren Sie berufsbegleitend in 4 Semestern am Abend und am<br />
Wochenende in den FOM Hochschulstudienzentren Aachen | Berlin |<br />
Bonn | Bremen | Dortmund | Duisburg | Düsseldorf | Essen | Frankfurt a. M. |<br />
Freiburg | Gütersloh | Hamburg | Hannover | Köln | Leipzig | Mannheim | Marl |<br />
München | Neuss | Nürnberg | Siegen | Stuttgart | Wesel | Wuppertal<br />
Master of Arts (M.A.) in<br />
Management<br />
Master of Laws (LL.M.) in<br />
Mergers & Acquisitions<br />
Master of Science (M.Sc.) in<br />
· Business Information Technology *<br />
· Coaching *<br />
· Corporate Communication **<br />
· Finance & Accounting<br />
· Human Resource Management<br />
· IT-Management<br />
· Logistik<br />
Generalistenstudium<br />
Spezialistenstudium<br />
Master of Business<br />
Administration (MBA)<br />
· Maschinenbau ***<br />
· Mechatronik ***<br />
· Sales Management<br />
· Technologie- und<br />
Innovationsmanagement<br />
· Wirtschaftspsychologie ****<br />
Mehr Infos unter: 0800 1 95 95 95 | studienberatung@fom.de | fom.de<br />
Das Studienangebot kann je nach Studienort variieren.<br />
* Kooperation mit der University of East London (UEL) und dem mit dem FOM<br />
verbundenen FOM Hochschulzentrum für Berufstätige. ** in der Akkreditierung.<br />
*** Kooperation mit der Hochschule Bochum bzw. der Hochschule Mannheim und<br />
dem mit der FOM verbundenen IOM Institut für Oekonomie und Management.<br />
Studiendauer 5 Semester. **** in Planung.
das beschleunigungsrennen ist eine der<br />
fünf renn-disziplinen, die der wagen<br />
absolvieren muss. für die 75 Meter braucht<br />
der berliner bolide fünf sekunden.
Vor allem gegen Ende der Vorbereitung hat Konstantin oft<br />
mehr als 60 Stunden pro Woche in der Werkstatt im Büro verbracht,<br />
das ihnen die TU Berlin zur Verfügung gestellt hat. Dort haben sie<br />
den Wagen zuerst am Computer konstruiert und ab Februar schrittweise<br />
zusammengebaut. Den Rahmen geschweißt, die Verkleidung<br />
aus Carbon geformt und die Elektronik zusammengelötet. Im Juli<br />
war er dann endlich fertig. Aber schon bei der Jungfernfahrt begannen<br />
die Probleme: Eine Halterung des Differenzials war zu schwach<br />
ausgelegt und hielt der Belastung nicht stand. Zwei Wochen später<br />
brach ein Stahlrohr am Rahmen des Rennwagens.<br />
„Ich war zum Schluss jeden Tag beim Auto“, sagt Konstantin.<br />
„Oft bin ich gegen zehn Uhr morgens gekommen und abends erst<br />
gegen acht oder neun wieder gegangen.“ Nachtschicht war nicht<br />
zu vermeiden, und wenn es gar nicht mehr ging, schliefen die<br />
Teammitglieder einfach ein paar Stunden im Büro. „Der<br />
Putzmann weiß inzwischen: Wenn der Mülleimer vor der Tür<br />
auf dem Gang steht, dann schlafen wir wieder beim Wagen“, sagt<br />
Konstantin. Fürs Studieren blieb ihm da wenig Zeit: Seine zwei<br />
Jahre Formula Student haben ihn drei Semester gekostet. Darum<br />
ist nach dieser Saison Schluss. Als Nächstes steht seine Bachelor-<br />
Arbeit auf dem Programm.<br />
Sport machen wäre auch mal<br />
wieder nicht schlecht. Und<br />
viele seiner Freunde haben<br />
ihn auch schon lange nicht<br />
mehr gesehen.<br />
Aber das ist jetzt alles<br />
noch ganz weit weg. Heute<br />
geht es nur darum, dass der<br />
Wagen nach 22 Kilometern<br />
ins Ziel kommt. Eine passable<br />
Zeit wäre natürlich auch<br />
schön. Aber danach sieht es<br />
gerade nicht aus, denn Paul<br />
hat auf der Strecke offensichtlich<br />
Probleme. Seine<br />
Rundenzeiten liegen deutlich<br />
über Christophs Werten und<br />
pendeln sich bei rund 100 Sekunden<br />
ein. Die schnellsten<br />
Teams schaffen etwas über<br />
Plötzlich<br />
dreht sich der Wagen<br />
mitten auf der<br />
Rennstrecke<br />
um die eigene Achse.<br />
„Beautiful“, lobt<br />
der Stadionsprecher.<br />
„Das war sicher<br />
eine Einlage<br />
fürs Publikum.“<br />
80. Wagen 29 vom Team der Uni Loughborough sitzt ihm direkt im<br />
Nacken. Paul sieht jetzt die blaue Flagge eines Streckenpostens: Er<br />
muss in eine Bucht einfahren und den schnellen Verfolger passieren<br />
lassen. Kurz darauf dann die Schrecksekunde: Paul dreht mit dem<br />
Wagen direkt vor der Zuschauertribüne eine unfreiwillige Pirouette.<br />
„Beautiful“, lobt der Stadionsprecher. „Das war sicher eine Einlage<br />
fürs Publikum.“ Ein Lenkmanöver, wieder Gas geben, Paul ist<br />
zurück im Rennen.<br />
Die Rundenzeiten steigen aber immer weiter: Jetzt zeigt die<br />
Anzeigetafel schon 109,18 Sekunden. Irgendetwas läuft nicht rund<br />
in Wagen 55. „Very slow last lap“, tönt es aus den Lautsprechern,<br />
während Paul jetzt auch die Konkurrenz von der Universität Peking<br />
vorbeilassen muss. Gibt die Ölpumpe den Geist auf? Bleibt der Wagen<br />
kurz vor Schluss doch noch liegen? Beim letzten Mal haben sie<br />
es nicht bis ins Ziel geschafft und 2010 nur mit viel Glück: Das Auto<br />
blieb kurz vor der Ziellinie stehen und kam nur mithilfe des Anlassers<br />
über den Rest der letzten Runde. Inzwischen hat Paul Runde 17<br />
beendet und sieht jetzt das erlösende Schild mit der Aufschrift „Last<br />
Lap“. Jetzt muss der Wagen nur noch die letzten 1,2 Kilometer<br />
durchhalten. Das werden die längsten anderthalb Minuten für Konstantin,<br />
Jana und die anderen im Team, die am Streckenrand stehen.<br />
Zwölf Minuten nach elf fährt Paul dann endlich auf die Zielgerade<br />
Mehr<br />
Flexibilität.<br />
Von Anfang an.<br />
Nach Uni, FH oder BA suchen Sie jetzt<br />
die Abkürzung nach oben. Und ein<br />
Unternehmen, in dem auch junge Aufsteiger<br />
regelmäßig auftanken können.*<br />
Flexible Arbeitszeiten sind Ihnen deshalb<br />
wichtig, genauso wie spannende<br />
Aufgaben in Wirtschaftsprüfung,<br />
Steuerberatung, Transaktionsberatung<br />
und Advisory Services. Wenn das so ist:<br />
Take charge of your career. Now.<br />
www.de.ey.com/karriere<br />
* Der Name Ernst & Young bezieht sich auf alle deutschen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited,<br />
einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht.<br />
11
ein auto hebt ab: in den räumen oberhalb<br />
der boxen beurteilen design-richter form<br />
und fertigung des rennwagens.<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 16<br />
und verlässt den Parcours. „Definitely a good performance“,<br />
findet der Stadionsprecher. Applaus von<br />
der Tribüne. Immerhin sind die Berliner heute erst<br />
das dritte Team, das die volle Distanz geschafft hat.<br />
Ein paar Minuten später kommt Christoph als<br />
erster Fahrer von der Strecke zu seinen Teamkollegen.<br />
„Du geile Sau“, ruft einer. Jana tanzt, hüpft<br />
und rennt im Kreis. Konstantin und Paul schieben<br />
derweil den Wagen in den Abstellbereich. Eine<br />
letzte Prüfung steht dem Team jetzt noch bevor: An<br />
der Tankstelle wird Sprit nachgefüllt, um den Verbrauch<br />
während des Rennens zu messen. 3,9 Liter<br />
– ein Wert, der neben der gefahrenen Zeit auch mit<br />
in die Bewertung eingehen wird. Nach ein paar Minuten<br />
kommt dann auch Paul zu seinen Kollegen.<br />
Sein Gesicht ist dunkelrot angelaufen, und man<br />
weiß nicht, ob es an der Hitze in der engen Rennfahrerkluft<br />
oder an Pauls Verlegenheit liegt. „Paule!“,<br />
schreien Jana und die anderen. Allgemeines<br />
Abklatschen und Umarmungen. Dann steckt sich<br />
Paul eine Zigarette an und grinst dazu, als hätte er<br />
gerade ein Formel-1-Rennen gewonnen.<br />
Noch einige Stunden lang wird die Konkurrenz<br />
an diesem Sonntag ihre Rennwagen durch den<br />
Parcours auf dem Hockenheimring jagen. Am Ende<br />
steht das Team der Uni Rochester ganz oben auf der<br />
Ergebnisliste: 22 Minuten und 39 Sekunden hat ihr<br />
Wagen für die Strecke gebraucht, 13 Sekunden weniger<br />
als das zweitplatzierte Team von der Uni Stuttgart.<br />
Die TU Berlin liegt mit 29 Minuten und 15 Sekunden<br />
auf Platz 37, vor den Teams aus Trondheim<br />
und Mumbai. Das ist zwar die drittschlechteste Zeit,<br />
aber trotzdem ein Erfolg: 38 Rennwagen haben es<br />
heute gar nicht ins Ziel geschafft, darunter Favoriten<br />
wie das Team der TU Graz.<br />
Zusammen mit den Ergebnissen aus den anderen<br />
Prüfungen landet das Team „Fasttube“ am<br />
Ende auf dem 33. Platz. Und jetzt? Erst mal feiern.<br />
Einer der Sponsoren lädt am Sonntagabend wie jedes<br />
Jahr zur Abschlussparty über den Boxen an der<br />
Rennstrecke. Morgen wird das Team den Wagen<br />
dann wieder in einen Kleintransporter verstauen,<br />
sein Zeltlager neben dem Hockenheimring abbrechen<br />
und zurück nach Berlin fahren. Dort werden<br />
die Teammitglieder ihr Auto überholen, ein paar<br />
Probleme beseitigen, und bei der Formula Student<br />
in Italien noch einmal antreten. Danach beginnt<br />
schon wieder die Planung für die nächste Saison.<br />
Konstantin und Jana werden dann nicht mehr<br />
dabei sein. Bei ihnen stehen jetzt Studieren und die<br />
Bachelor-Prüfungen auf dem Programm. Und in ein<br />
paar Jahren beginnt für sie das Rennen um Jobs in<br />
der Industrie. Konstantin will nicht in einem großen<br />
Konzern arbeiten und sein ganzes Berufsleben lang
oben: hauptsache ankommen: Jeder dritte wagen schafft<br />
es nicht ins ziel. die berliner belegen am schluss Platz 33<br />
der Gesamtwertung. rechts: 27 Gesichter, und jedes ist<br />
erleichtert. team „fasttube“ kurz vor der rückfahrt zur tu.<br />
„den Getränkehalter in einem Fahrzeug entwickeln“.<br />
Ihn zieht es in ein kleineres Unternehmen mit einer flexiblen<br />
Struktur, „wo die Sachen schnell vorankommen“.<br />
Jana weiß noch nicht ganz genau, in welcher<br />
Branche sie später einmal arbeiten möchte. „Auto ist<br />
ganz <strong>net</strong>t“, sagt sie, „aber ich finde auch Flugzeuge,<br />
Funktionskleidung und Sportgeräte interessant.<br />
Hauptsache, es ist eine Kombination aus Technik und<br />
Management.“ Sorgen um ihre Zukunft machen sich<br />
die beiden nicht. Selbst die zusätzlichen Semester wegen<br />
der Formula Student wird ihnen kein Personalchef<br />
übel nehmen. Im Gegenteil: Wer hier mitgemacht hat,<br />
wird oft bevorzugt zu Vorstellungsgesprächen eingeladen.<br />
Der Wettbewerb bringt die Teilnehmer bei der<br />
Jobsuche in die Poleposition.<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 17
AuSGEHEN IN<br />
Dortmund<br />
Endlich mal eine Bahn, die man immer<br />
erreicht: Dortmunds Linie 403. Die fast 40<br />
Jahre alte Straßenbahn, die bis 2001 im Einsatz<br />
war, wurde letztes Jahr zum Café umgebaut.<br />
Die historischen Holzbänke sind geblieben.<br />
Neben sehr gutem Kaff ee und kalten<br />
Drinks gibt es leckere belgische Waff eln<br />
und Currywurst – vornehm im Glas serviert.<br />
Jeden Freitag legen DJs elektronische<br />
Musik auf. Ebenfalls lässig zweckentfremdet<br />
ist das Kraftstoff . In der ehemaligen<br />
Tankstelle, die seit den Fünfzigern kaum<br />
verändert wurde, wird heute Bier statt Benzin<br />
gezapft. Wenn der BVB spielt, jubeln<br />
Studierende und Biker hier gemeinsam.<br />
Der Biergarten ist dank Wärmepilzen sogar<br />
wintertauglich. Zum anschließenden Feiern<br />
geht es 300 Meter weiter ins Freizeitzentrum<br />
West, kurz FZW. Über 250 Veranstaltungen<br />
fi nden hier jährlich statt, vom Punk-Konzert<br />
bis zur Indie-Disco. An jedem ersten<br />
Freitag im Monat lädt das in Dortmund<br />
beheimatete Musikmagazin VISIONS<br />
zur „VISIONS Party“ mit Rock, Metal<br />
und Indie auf drei Tanzfl ächen.<br />
Linie 403<br />
Kampstraße 4 a<br />
44137 Dortmund<br />
www.linie403.de<br />
Kraftstoff<br />
Augustastraße 2<br />
44137 Dortmund<br />
www.kraftstoff -dortmund.de<br />
FZW<br />
Ritterstraße 20<br />
44137 Dortmund<br />
www.fzw.de<br />
v o n n a d i n e l i s c h i c k<br />
DREI PRoDukTE,<br />
DIE IHR lEBEN ÄNDERN<br />
origami 2.0 Genervt vom digitalen,<br />
körperlosen leben? hier kommt die<br />
rückkehr zum handgemachten:<br />
„readiYmates“ sind Papierfi guren<br />
zum selberbasteln – und doch viel<br />
mehr als das: über eine wi-fi-verbindung<br />
werden die figuren mit<br />
facebook, twitter oder dem e-Mailaccount<br />
verbunden. bei jeder neuen<br />
nachricht tanzt oder singt der Papierfreund.<br />
Ja, das ist super nerdig.<br />
aber: in der examensphase ist uns<br />
jede aufmunterung recht. 119 euro.<br />
www.readiymate.com<br />
v o n a u s s e n s i e h t ’ s w i e e i n b a u M a r k t<br />
a u s – i n n e n r o c k t e s : d a s f z w .<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 18<br />
Fairtrade-radio wir hätten uns von diesem radio nicht<br />
beeindrucken lassen, wenn es nicht so einen unfassbar guten<br />
sound hätte. den hat es. und außerdem macht es die welt<br />
ein bisschen besser: die idee dazu stammt von dem indonesischen<br />
designer singgih susilo kartono, der auf Java<br />
zwölf handwerker beschäftigt, die ausschließlich lokales holz<br />
verarbeiten. Jedes radio ist ein einzelstück, die fertigung<br />
dauert 16 stunden. oliver errichiello und arnd zschiesche<br />
aus hamburg vertreiben die mit mehreren design-Preisen<br />
ausgezeich<strong>net</strong>en radios in europa. und der sound …<br />
wie gesagt. ab 99 euro. www.wooden-radio.com<br />
taschenofen handwärmer besitzen<br />
nur leute, die schweizer Messer am<br />
Gürtel tragen und flaschenöff ner<br />
am schlüsselbund. eigentlich. dieser<br />
hier aber sieht smart aus und macht<br />
das heimspiel des lieblingsfußballvereines<br />
im schneeregen bei<br />
minus 5 Grad erträglich. im inneren<br />
glimmt in benzin getränkte Glasfaserwolle<br />
ohne off ene flamme<br />
zwölf stunden lang. 35,50 euro.<br />
www.zippo.de<br />
f o t o s : P i c t u r e - a l l i a n c e , P r
I L L U S T R A T I O N : M A T T H I A S S E I F A R T H<br />
KUMMERKASTEN<br />
CHRISTIAN T. VIA MAIL<br />
Ich habe kürzlich eine Drei-Zimmer-Wohnung angemietet und bin nun auf der Suche nach<br />
zwei Mitbewohnern für meine erste WG. Worauf sollte ich bei der Auswahl achten?<br />
Ganz einfach: auf die Chemie. Bei solchen sozialen Entscheidungssituationen<br />
ist es wirklich das Beste, sich auf seine<br />
Intuition zu verlassen. Wenn jemand gar nicht passt, ist<br />
das ziemlich schnell klar. Denn das Wichtigste beim ersten<br />
Treffen von zwei sich fremden Menschen passiert in den<br />
ersten Sekunden. Wer sich seines Bauchgefühles eher unsicher<br />
ist, sollte sich einfach mal mit einem Menschen, der<br />
ihm nahesteht, bei einem Glas Wein oder einer Tasse Tee<br />
zusammensetzen und klar defi nieren, welche Kriterien sein<br />
zukünftiger Mitbewohner erfüllen muss. Anhand dessen<br />
kann man dann eine entsprechende Checkliste für das Casting<br />
erstellen. Ich persönlich habe immer als Erstes nach der<br />
Musik aus der Tube<br />
Diplom-Psychologe<br />
JENS HENDRIK MAIER<br />
Mit dem Musikdienst YouTube-MP3.org ist es ganz einfach, Youtube-Videos in<br />
MP3-Dateien zu verwandeln und herunterzuladen. Doch das gefällt dem Mutterkonzern<br />
Google gar nicht. Nach dessen Ansicht werden durch das Tool nämlich illegale<br />
Kopien erstellt, weshalb der 21-jährige Informatikstudent Philip Matesanz<br />
aufgefordert wurde, seinen selbst programmierten Dienst vom Netz zu nehmen.<br />
Matesanz allerdings sieht sich im Recht, wehrt sich öffentlich und fordert die Ausübung<br />
des Rechtes auf eine Privatkopie. Inzwischen gibt es dazu auch eine Petition<br />
im Inter<strong>net</strong>, die bereits mehr als zweieinhalb Millionen Menschen unterschrieben<br />
haben: http://change.org/FreedomonYoutube<br />
Die Mutter aller Rampensäue:<br />
Luftgitarren-Star rockt mit ihrem Professor<br />
Wenn jemand seine Diplomarbeit über die Kulturgeschichte der<br />
Luftgitarre schreibt, dann darf man vermuten, dass die Autorin<br />
auch Ahnung von der Praxis hat. Und das hat Aline Westphal<br />
(27) aus Großburgwedel in der Tat, schließlich gewann sie als<br />
„The Devil’s Niece“ 2011 mit ihrer extatischen Performance die<br />
Weltmeisterschaft. Ihr Talent und die Begeisterung fürs Imitieren<br />
hat sie vor drei Jahren als Studentin der Szenischen Künste<br />
in einem Seminar namens „Medienästhetische Überlegungen zur Luftgitarre“ an<br />
der Uni Hildesheim entdeckt – ein Seminartitel, der übrigens sofort auf unsere redaktionsinterne<br />
Top-10-Liste wandert. In diesem Jahr konnte Westphal ihren Titel<br />
zwar nicht verteidigen, dafür tourt sie mit ihrem Professor und einigen Ex-Kommilitonen<br />
mit der selbst inszenierten Luftrockoper „Four vs. Hellfi re: Out Of The<br />
Dungeon“ durch die Lande. Aktuelle Termine: facebook.com/fourvshellfire<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 19<br />
Musik und nach der Politik gefragt, weil mir beides sehr am<br />
Herzen liegt. Aber auch Sauberkeit ist natürlich ein wichtiges<br />
Thema. Wenn man kein reines Zweckbündnis will, bei dem<br />
man die Kühlschrankfächer aufteilt und Badezimmerzeiten<br />
festlegt, sollte man von Anfang an offen über seine Bedürfnisse<br />
sprechen. Klarheit ist immer gut, denn unklar ist das Leben<br />
von allein. Wer also gemeinsam Zeit verbringen oder nackig<br />
durch die Wohnung laufen will, sollte das auch so sagen. Wir<br />
haben im Gesicht eine unwillkürliche Motorik, die wir nicht<br />
steuern können. Die Reaktion des potenziellen Kandidaten<br />
wird dann schon viel verraten. – Sie haben eine Frage? Dann<br />
schreiben Sie an redaktion@hochschulanzeiger.de<br />
Sie kommen als<br />
Rohdiamant<br />
Sie gehen als<br />
Hochkaräter!<br />
29./30. November 2012, Köln<br />
>>> Jetzt bis 28. Oktober bewerben:<br />
consultingdays.de
Komm,<br />
wir müssen<br />
Monster killen<br />
Malachai nicolle ist der erfinder des vielleicht spannendsten inter<strong>net</strong>-comics der letzten Jahre.<br />
die story ist blutig, ihr held ein axtschwingender Polizist. und Malachai? erst acht Jahre alt.<br />
V O N D a N i e l H a a s<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R<br />
F o t o S : Z e r o D e a n , i l l U S t r a t i o n : e t h a n n i C o l l e<br />
20
Es hätte ein friedliches Fest werden können.<br />
Wenn die Axt nicht gewesen wäre. Die Nicolles sind<br />
eine <strong>net</strong>te amerikanische Patchworkfamilie aus Washington.<br />
An Weihnachten kommen immer alle zusammen:<br />
der Vater, ein ehemaliger Schreiner und jetzt<br />
in Rente, seine zweite Frau Diane, eine Grundschullehrerin,<br />
die drei Söhne aus erster Ehe, die beiden<br />
Töchter aus der zweiten. Und Malachai (sprich: Mala-kei).<br />
Mit fünf ist er der Nachzügler der Truppe; der,<br />
mit dem keiner mehr gerech<strong>net</strong> hatte und der nun mit<br />
seiner vorlauten Art alle auf Trab hält. Unterm Christbaum<br />
entdeckt der Junge ein Feuerwehrmann-Set mit<br />
allem Drum und Dran: ein kleiner Plastikhelm, Handschuhe,<br />
ein Löschschlauch. Und die Axt. Die meisten<br />
Kinder hätten nun Feuerwehr gespielt, ein bisschen<br />
Tatütata und vielleicht mit dem Schlauch das Sofa bespritzt.<br />
Weil in Malachai eine Künstlerseele schlummert<br />
– Damon Lindelof, der Schöpfer der Fernsehserie<br />
„Lost“ und Drehbuchautor des Blockbusters „Prometheus“,<br />
wird später über den Jungen sagen, er sei<br />
ein Genie –, ist die Axt nicht irgendein Utensil für Feuerwehrleute.<br />
Sondern das ultimative Instrument zur<br />
Verbrechensbekämpfung.<br />
„Komm, wir spielen Axe Cop!“, sagt Malachai<br />
zu Ethan. Ethan, 29, ist der Lieblingsbruder des Jungen,<br />
denn er ist Comic-Zeichner.<br />
Er erfindet Geschichten, zum<br />
Beispiel die von Chumble Spuzz,<br />
zwei Chaoten, die auf der Kirmes<br />
ein Schwein gewinnen, das vom<br />
Teufel besessen ist. Der junge<br />
Mann ist außerdem ein erfahrener<br />
Partner, wenn es darum geht,<br />
sich gemeinsam Fantasiewelten<br />
zu erschaffen. Deshalb sagt<br />
Ethan sofort das Richtige: „Axe<br />
Cop, okay. Und wer bin ich?“ Malachai zieht eine Melodica<br />
aus einer Spielzeugkiste und drückt sie dem<br />
Bruder in die Hand.<br />
„Was soll das sein?“<br />
„Eine Flöte“, sagt Malachai.<br />
„Also bin ich Flute Cop.“<br />
„Genau.“<br />
„Und was machen wir jetzt?“<br />
„Na, wir gehen an die Arbeit. Wir haben Monster<br />
zu killen.“<br />
Das war vor drei Jahren. Seitdem ist in den Geschichten<br />
des Axtpolizisten und seiner Helfer – Flöten-Cop,<br />
Baby Man und Sockarang, ein Socken<br />
schleudernder Catcher – jede Menge Monsterblut geflossen.<br />
Jedenfalls im Inter<strong>net</strong> und auf dem Papier. Die<br />
Abenteuer, die sich Malachai ausdenkt und die von<br />
Ethan gezeich<strong>net</strong> werden, haben sich zu einem der erfolgreichsten<br />
Independent-Comics der letzten Jahre<br />
entwickelt, sind sowohl Web-Phänomen als auch Verkaufsschlager<br />
für den Dark-Horse-Verlag, der die Geschichten<br />
als Paperback veröffentlicht.<br />
Spätestens, als der britische Schauspieler Simon<br />
Pegg, Star aus „Mission: Impossible III“, seine hun-<br />
www.jailers.de<br />
derttausend Twitter-Anhänger mit „Read ‚Axe<br />
Cop‘!“-Aufrufen überraschte, gab es kein Halten<br />
mehr. 30.000 Facebook-Anfragen quasi über Nacht,<br />
ebenso viele Follower bei Twitter und eine Website,<br />
die den Ansturm erst einmal nicht verkraften konnte.<br />
Nach drei Folgen brach kurzzeitig der Server zusammen.<br />
Wenn man Ethan Nicolle darauf anspricht, dann<br />
nuschelt er ins Telefon, als mache ihn das alles verlegen.<br />
Man sieht ihn förmlich vor sich, wie er am Zeichentisch<br />
sitzt, ein pummeliger Nerd, der Vollbart<br />
trägt und mit Bandnamen bedruckte T-Shirts.<br />
Nein, das Ganze sei überhaupt nicht geplant gewesen,<br />
sagt er mit breitem Westküstenakzent. Er habe<br />
die ersten Storys aus Spaß für die Familie gezeich<strong>net</strong><br />
und dann auf Facebook gepostet. Aber dann setzte das<br />
ein, worauf alle, die im Netz auf eigene Rechnung<br />
Kunst veröffentlichen, hoffen: der virale Effekt. Einer<br />
sendet einen Link weiter an den nächsten und immer<br />
so fort, und schließlich lesen 30.000 am Tag Geschichten<br />
über einen Polizisten, der kosmische Superschurken<br />
jagt, Mädchen doof findet und am Tag nur zwei<br />
Minuten schläft. „Die meisten Polizisten arbeiten entweder<br />
nachts oder tagsüber“, heißt es in einer Geschichte.<br />
„Ich bin ein glücklicher Cop. Ich arbeite rund<br />
um die Uhr.“ Für Ethan ist „Axe Cop“ mehr als ein<br />
Achtungserfolg: Es ist die Chance, in einem sehr harten<br />
Geschäft den Lebensunterhalt<br />
zu sichern. Er hat nicht studiert,<br />
„war auch nicht nötig“, sagt er<br />
fast patzig, „in der Szene gibt es<br />
viele, die an Kunstschulen ausgebildet<br />
werden und trotzdem<br />
scheitern.“<br />
Die, die es nach oben schaffen,<br />
das sind die Zeichner von DC<br />
und Marvel, den beiden großen<br />
Comic-Konzernen. Sie erhalten<br />
stattliche Honorare, müssen aber ihre Rechte vollständig<br />
an den Auftraggeber abtreten. Dabei geht es um<br />
horrende Summen: Die Branche boomt, der digitale<br />
Markt ist regelrecht explodiert. Die Umsätze von ComiXology,<br />
der größten Plattform für Online-Comics,<br />
liegen im ersten Quartal 2012 um 450 Prozent höher<br />
als im letzten Jahr – zwischen Januar und April haben<br />
Abonnenten mehr als 15 Millionen Comics heruntergeladen.<br />
Zur selben Zeit gingen in Amerika rund 24<br />
Millionen Comic-Bücher über den Ladentisch.<br />
Weil Ethan die Rechte nicht an einen Verlag verkauft,<br />
kann sich „Axe Cop“ in eine Goldgrube verwandeln.<br />
Das heißt aber auch: mehr Arbeit, vor allem<br />
für Malachai. Um mittlerweile drei Comic-Bände zu<br />
füllen und eine gefräßige Web-Gemeinde mit immer<br />
neuen Episoden zu versorgen, reichen Telefonate<br />
nicht mehr aus. Ethan, der in Los Angeles lebt, macht<br />
nun regelmäßig mehrwöchige Besuche bei seinem<br />
kleinen Bruder, und im September wird Malachai einen<br />
Monat in Kalifornien verbringen.<br />
Dann werden sie sich wieder in Ethans geparktes<br />
Auto setzen und Verbrecherjagd spielen: Malachai auf<br />
dem Fahrersitz, sein Bruder als Kopilot, das Armatu-<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 21<br />
oben: vollkommen hacke: das brüderpaar ethan<br />
und malachai nicolles. unten: der eine redet, der<br />
andere schreibt mit – so entsteht der comic.
enbrett wird zur Schaltzentrale, der iPod zur Laserwaffe.<br />
Der Weltallschurke King Evilfatsozon, ein einäugiges<br />
Quallenmonster mit Krönchen auf dem Gurkenkopf,<br />
hat Uni-Baby, das magische Einhorn-Kind,<br />
entführt und droht damit, die Welt zu zerstören. Ethan<br />
löchert seinen kleinen Autor mit Fragen und zeich<strong>net</strong><br />
nach den Spielsitzungen alles auf. Es wird übermütig<br />
getötet, zerhackt und kleingebrutzelt in diesen Storys,<br />
aber die Gewalt ist niemals zynisch oder lüstern. Stattdessen:<br />
Cartoon-Grausamkeit, in der die Opfer fröhlich<br />
wieder auferstehen, um das nächste Gaunerstück<br />
auszuhecken. Kinder machen sehr genaue Unterschiede,<br />
was Realitätsebenen angeht; ein Comic-Finsterling<br />
stirbt anders als ein Selbstmordattentäter im Fernsehen.<br />
Als australische „Axe Cop“-Fans die erste Episode<br />
für ein Video mit realen Darstellern nachspielten,<br />
fand Malachai das schrecklich und bekam Angst.<br />
Dabei wird in seinen Geschichten scharf geschossen,<br />
alle sind buchstäblich bis an die Zähne bewaff<strong>net</strong>,<br />
und als man ihn endlich ans Telefon bekommt,<br />
legt er auch gleich los und berichtet von den<br />
neuesten Entwicklungen.<br />
„Kennst du Wexter?“, fragt er mit energischer<br />
Stimme. Ja, kennt man, der Kampfsaurier ist schließlich<br />
der beste Freund von „Axe Cop“.<br />
„Jetzt gibt es Super Wexter!“<br />
Aha.<br />
„Wenn er ausgewachsen ist, dann er hat er einen<br />
Schwanz mit Stahlkugel dran und einen Arm mit Lasergewehr.<br />
Und wenn er jemanden beißt, kriegt er dessen<br />
Kräfte. Das kann er sogar mit einem Riesen machen.<br />
Weißt du wie?“ Die Antwort wird nicht abgewartet.<br />
„Man hackt ihn in Stücke!“<br />
Vollkommen logisch. „Axe Cop“-Geschichten<br />
sind immer auch Problemlösungsmodelle.<br />
Man braucht viel Disziplin, um so viel erzählerische<br />
Energie zu bündeln. Ethan setzt auf eine bewährte<br />
Didaktik. „Ich besteche ihn“, sagt er giggelnd, als<br />
sei er selbst ein kleiner Junge, der einen anderen ausgetrickst<br />
hat. „Bevor er mein iPad für Videospiele bekommt,<br />
muss er drei Fragen zu einer begonnenen ‚Axe<br />
Cop‘-Story beantworten.“ Es werden noch viele Fragen<br />
kommen, denn „Axe Cop“ soll eine Comic-Fernsehserie<br />
werden: Fox hat die Rechte gekauft und sechs<br />
15-minütige Folgen in Auftrag gegeben. Ethan fi rmiert<br />
als „Consultant Producer“, als Berater. Er liest<br />
die Drehbücher, beantwortet Fragen zu einzelnen Figuren.<br />
Die komplexen, in zahlreiche Handlungsstränge<br />
ausufernden Geschichten in eine Form zu bringen, die<br />
auch Fernsehzuschauer auf Anhieb verstehen, ist eine<br />
Herausforderung. In New York mühen sich zurzeit ein<br />
Chefautor und drei weitere Schreiber mit dem Axtpolizisten<br />
ab, und wenn gar nichts mehr geht, wenn auch<br />
Ethan dramaturgisch nicht mehr weiter weiß, dann rufen<br />
sie Malachai an.<br />
Wie neulich, als es darum ging, wie Zombies und<br />
Dr. Doo Doo zusammenhängen. Doo-doo ist das englische<br />
Kinderwort für Aa. Der Doktor ist also ein sehr<br />
stinkiger Schurke, er besteht aus dem Inhalt einer gut<br />
gefüllten Windel. Und wie passen die Zombies ins<br />
Bild? „Ist doch einfach“, sagte Malachai. „Zombies<br />
ernähren sich von Hirn, und wenn ein Zombie das Hirn<br />
eines schlauen Menschen isst, wird er selbst schlau.<br />
Dann ist auch das Aa des Zombies schlau, und wenn<br />
dieses Zombie-Aa zum Leben erweckt wird, kann daraus<br />
ein böser Superschlauer werden wie Dr. Doo<br />
Doo.“<br />
Noch Fragen?<br />
Sobald alles fertig ist, die Musik, der Schnitt,<br />
dann wird Malachai mit seinem Vater nach New York<br />
reisen und das Projekt absegnen. „Ist ja meine Geschichte“,<br />
sagt er, kurz nachdenklich geworden, am<br />
Telefon.<br />
Und dann geht es weiter: „Also Wexter, weißt du,<br />
er hat jetzt auch einen Raketenwerfer …“<br />
Die Comic-Bände „Axe Cop“, Volume 1 bis<br />
3, sind bei Dark Horse erschienen und über<br />
Amazon erhältlich. Sie kosten zwischen 10<br />
und 13 Euro pro Band.<br />
Die aktuelle Produktion von Ethan und<br />
Malachai fi ndet man unter axecop.com<br />
Für Twitter-Nutzer:<br />
https://twitter.com/AXECOP<br />
Auf die Fernsehserie muss man noch<br />
ein wenig warten. Sie soll im April 2013<br />
bei Fox in Amerika starten.<br />
kinder, kinder, was für eine Geschichte: „axe cop“ ist ein Polizist, der es mit weltraumverbrechern aufnimmt<br />
und die schwachen schützt. dabei wird es oft brutal. ist eben nix für babys.<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 23
i N T e R V i e W : a N N a G i e l a s<br />
DIE CHEMIE DER LIEBE<br />
kaum jemand kennt sich mit der wissenschaft der liebe so aus<br />
wie der brite robin dunbar. uns hat er verraten, warum das küssen wichtig ist.<br />
und warum es kein verflixtes siebtes Jahr gibt – aber ein drittes.<br />
f o t o s : P l a i n P i c t u r e , l a i f<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 24
Professor Dunbar, welchem Zweck dient das Küssen?<br />
Beim Küssen geht es um die Speichelprobe. Sie<br />
liefert uns Rückschlüsse auf die Gesundheit und so<br />
auch auf die Qualität der Gene eines potenziellen<br />
Partners. Zum Beispiel können starker Mundgeruch<br />
oder saurer Speichel auf Krankheit hinweisen. In der<br />
Beziehung dient das Küssen einem anderen Zweck.<br />
Hier erfüllt es soziale Funktionen wie etwa eine Festigung<br />
der Partnerschaft und die Synchronisierung<br />
des Sexualverhaltens. Weil durch das Küssen beide<br />
Lust auf Sex bekommen.<br />
Und welchen biologischen Zweck erfüllt die liebe?<br />
Nun, die menschliche Fortpflanzung ist ein aufwendiger<br />
Prozess. Sie erfordert Zeit, Ressourcen, Einsatz.<br />
Also braucht es einen Mechanismus, der uns<br />
involviert und engagiert hält.<br />
Wieso aber die emotionalen Unterschiede zwischen<br />
Verliebtheit und der großen liebe?<br />
Sie weisen uns den Weg, in welche Beziehung wir<br />
wie viel Energie und Aufwand investieren sollen.<br />
Der Glaube an die große Liebe scheint notwendig<br />
dafür, eine stabile, langfristige Partnerschaft aufzubauen.<br />
Das intensive Gefühl macht mutig, animiert<br />
beide oder zumindest einen der beiden Involvierten,<br />
sich für die Zweisamkeit einzusetzen.<br />
ist der Mensch von Natur aus monogam?<br />
Der Mensch besitzt sicherlich die Neigung zur monogamen<br />
Partnerschaft. Er konzentriert sich auf einen<br />
einzigen Partner. Aber – das große Aber – diese<br />
Monogamie kann temporär sein und hält, anders als<br />
im Tierreich, generell nicht ein Leben lang.<br />
Was heißt temporär? Vielen gilt das siebte Jahr als<br />
der kritische Zeitpunkt in einer Beziehung.<br />
Die Bewährungsprobe kommt schon viel früher. Unseren<br />
Beobachtungen zufolge steht die Beziehung<br />
nach drei Jahren auf der Härteprobe. Wird sie gemeinsam<br />
durchgestanden, scheint die Bindung anschließend<br />
zehn Jahre und länger halten zu können.<br />
Halten ist eine sache – aber wieso schwindet dabei<br />
die leidenschaft?<br />
Das ist eine gute Frage. Ehrlich: Wir wissen es derzeit<br />
nicht.<br />
Neigen studierende eigentlich eher zum Fremdgehen<br />
als ihre altersgenossen?<br />
Unsere Beobachtungen liefern keine Hinweise darauf,<br />
dass Studierende auffällig promiskuitiv sind.<br />
Wobei das Campus-Leben das Paarungsspiel sicherlich<br />
einfacher macht. Nicht zuletzt, weil man außerhalb<br />
der Sichtweite von allen möglichen Kontrollinstanzen<br />
ist. Auch von denjenigen, die man seit der<br />
Kindheit gewohnt war.<br />
suchen studierende ihre Partner anders aus als<br />
Professoren?<br />
Soweit wir das beurteilen können: nein. Wir ticken da<br />
grundsätzlich gleich.<br />
sie sind der erfinder der sogenannten Dunbar’s<br />
Number, der zufolge wir nur mit einer begrenzten<br />
Zahl Menschen befreundet sein können – weil die<br />
Kapazität unseres Gehirnes begrenzt ist. Die Zahl<br />
liegt bei rund 150. Trotzdem haben wir alle viel<br />
mehr Facebook-Freunde, was die auswahl an potenziellen<br />
Partnern vergrößern müsste …<br />
Facebook ändert nichts an der Zahl unserer Freundschaften,<br />
das hat das Unternehmen anhand eigener<br />
Daten bestätigt. Was sich verändert hat: Heute schaffen<br />
wir es, Freundschaften über lange Zeit und trotz<br />
widriger Umstände am Leben zu halten.<br />
Was entscheidet, ob wir uns in eine Person verlieben,<br />
wenn wir ihr das erste Mal begegnen?<br />
Oh meine Güte, das ist sehr kompliziert. Natürlich<br />
spielen für den Mann bei der Wahl der Partnerin<br />
die äußere Erscheinung und das Alter der Frau eine<br />
Rolle. Auch für Frauen zählt das Aussehen bei der<br />
ersten Begegnung. An Aussehen und Bewegungen<br />
lesen sowohl Frauen als auch Männer die Gesundheit<br />
und potenziell auch die ge<strong>net</strong>ische Beschaffenheit<br />
ihres Gegenübers ab. Frauen achten bei der<br />
ersten Begegnung auch auf Hinweise darauf, wie<br />
verlässlich und loyal der Mann als Partner wäre.<br />
Das lesen sie zum Beispiel daran ab, wie aufmerksam<br />
die Männer ihnen gegenüber sind und wie viel Mühe<br />
sie sich geben.<br />
Das klingt geradezu furchtbar stereotyp.<br />
Darauf deutet nun einmal die Biologie hin.<br />
aber die idealvorstellungen von einem Partner variieren<br />
durchaus …<br />
Sie variieren, natürlich. Aber diese Idealvorstellungen<br />
werden niemals erreicht, sodass wir Kompromisse<br />
eingehen und das geringste Übel wählen – uns<br />
für den besten Partner entscheiden, der uns in einem<br />
konkreten Lebensabschnitt zur Auswahl steht.<br />
Das, Professor Dunbar, war ein desillusionierendes<br />
interview.<br />
Sollte es nicht sein. Unter den Gefühlen von Liebe<br />
und Magie brodeln nämlich einzigartig ausgeklügelte<br />
biochemische Ebbe und Flut. Wir sprechen lapidar<br />
von „Die Chemie muss stimmen“ – und ahnen nicht<br />
annähernd, wie recht wir damit haben.<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 25<br />
Robin Dunbar, 65, ist An thropologe und Psychologe.<br />
Der Engländer forscht an der Universität Oxford zur<br />
evolutionären Psychologie. Im April erschien sein<br />
neues Buch „The Science of Love and Betrayal“<br />
(Faber and Faber, 16,99 Euro).
DANN heult<br />
DOCh!<br />
die gemeinste dozentin aller<br />
zeiten kehrt mit der aktuellen<br />
staffel von „Glee“ jetzt zurück<br />
ins fernsehen: volleyball-coach<br />
sue sylvester geht immer<br />
dahin, wo es richtig wehtut.<br />
wie wird man so böse?<br />
V o n D a n i e l h a a S<br />
f o t o s : f o x<br />
Die Mädchen sitzen gespannt auf ihren Stühlen.<br />
Ihre rot-weißen Kleidchen leuchten, aber ihr Blick ist<br />
düster, der Lipgloss abgenagt, die Pferdeschwänze zittern<br />
vor Nervosität. Vor ihnen steht eine Frau im Trainingsanzug.<br />
Sie sagt: „Riecht an euren Achselhöhlen.<br />
Das ist der Gestank des Scheiterns. Und er verpestet<br />
mein Büro!“<br />
Auftritt Sue Sylvester, die vielleicht gemeinste<br />
Dozentin aller Zeiten. Die Lehrerin, vor der wir uns<br />
immer gefürchtet haben und von der wir uns doch<br />
nichts sehnlicher wünschten, als dass sie uns mag. Von<br />
einem Golden Retriever geliebt werden kann jeder,<br />
aber das Wohlwollen eines Diktators? Das ist wertvoll.<br />
Sylvester ist eine – vielleicht DIE – Figur der<br />
Fernsehserie „Glee“. Sie leitet das Cheerleading-<br />
Team an der fiktiven McKinley Highschool. Und Jane<br />
Lynch, 52, spielt sie als General, der eine Truppe kommandiert:<br />
gnadenlos, ohne Widerrede. Der Trainingsanzug<br />
ist ihre Uniform, und ihr Befehlston hat Zuschauer<br />
weltweit süchtig gemacht. „Ich mag es nicht,<br />
wenn Kids gefühlig werden“, erklärt sie einem Kollegen.<br />
„Es sei denn, es geschieht aus totaler physischer<br />
Erschöpfung.“<br />
Wie schafft man es, einen derart üblen Charakter<br />
darzustellen, eine Frau, deren einziges Ziel es ist, die<br />
Hoffnungen von Schülern zu zerstören und der dafür<br />
jedes Mittel recht ist: Intrigen, Einschüchterungen,<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 26<br />
bringt studierende zum<br />
heulen und zuschauer<br />
zum lachen: Jane lynch, 52,<br />
alias sue sylvester.
Gewalt? Und wie erreicht man es, dass diese Figur dann auch noch<br />
komisch ist, auf so abgründige Weise, dass viele die Reihe „Glee“<br />
über einen Schulchor und seine schräge Belegschaft nur ihretwegen<br />
anschauen? Das sind pro Folge allein in Amerika durchschnittlich elf<br />
Millionen Zuschauer. Die Serie gehört damit zu den erfolgreichsten<br />
Sendungen aller Zeiten. Seit dem Start 2009 wurde sie mit Preisen<br />
überhäuft, sechsmal hat sie bislang den Emmy, den Fernseh-Oscar,<br />
erhalten. Die in der Serie aufgeführten Lieder – Coversongs aus allen<br />
Sparten, von Musical über Rock bis Soul und Hip-Hop – verkauften<br />
sich als Single-Auskoppelung bereits 13 Millionen Mal, die fünf<br />
Soundtrack-Alben bringen es auf noch mal fünf Millionen. Höhepunkt<br />
des bisherigen Siegeszuges: ein Auftritt beim Osterfest des<br />
Weißen Hauses. Wie also wird man eine Kultfigur, deren Marotten<br />
mittlerweile den gesellschaftlichen Mainstream prägen? Will man<br />
jemanden mit knapper Geste kränken, spreizt man einfach wie Sue<br />
Sylvester Daumen und Zeigefinger zu einem L und hält es vor die<br />
Stirn. L steht für Loser.<br />
Auf so geniale Weise fies zu sein, dazu gehört Mut. „Ich zapfe<br />
einen bestimmten Teil von mir selbst an, ohne Zensur“, erklärt Lynch<br />
in ihrer Autobiografie. Vor allem die Mitglieder des Glee-Clubs, des<br />
Musical-Ensembles der Schule, hat Sylvester im Visier: den hornbrillentragenden<br />
Rollstuhlfahrer Arty, das egozentrische Stimmwunderkind<br />
Rachel, den hübschen, aber unsicheren Footballspieler<br />
Finn. Und, als liebsten Feind, den Chorleiter: „Mach dich bereit für<br />
die Achterbahnfahrt deines Lebens, Will Schuester! Du bist dabei,<br />
den Sue-Sylvester-Express zu besteigen. Zielort: Vernichtung!“ Die<br />
anderen in Angst und Schrecken zu versetzen, das können am besten<br />
diejenigen, die selbst viel mit sich zu kämpfen hatten. „Ich kam mit<br />
einer Extraportion Furcht auf die Welt“, sagt Lynch. Dass sie diese<br />
Bürde in ein Potenzial verwandeln<br />
konnte und nicht daran zugrunde<br />
ging, ist nicht selbstverständlich.<br />
Der Lebensweg der Darstellerin ist<br />
holperig, geprägt von Eskapaden,<br />
Scheitern und Sucht.<br />
Als Kind habe sie alles versucht,<br />
um andere zum Lachen zu<br />
bringen, aber es habe da diese „tief<br />
eingepackte Dunkelheit“ gegeben.<br />
Die dunkle Seite, das ist, wie sich<br />
später zeigen wird, ein enormer<br />
Selbsthass, der mutmaßlich zwei<br />
Gründe hat: Die bereits mit 18 Jahren<br />
1,80 Meter große Frau will<br />
„Du bist dabei,<br />
den Sue-Sylvester-<br />
Express<br />
zu besteigen.<br />
Zielort:<br />
Vernichtung!“<br />
Schauspielerin werden, aber niemand braucht eine hünenhafte Blondine<br />
mit dem Gesicht eines gut aussehenden Wikingers. Als sie der<br />
Mutter von ihrem Berufswunsch erzählt, sagt die nur: „Lern lieber<br />
Schreibmaschine.“ Und sie ist lesbisch, was sie sich aber nicht eingestehen<br />
will. Das geht so bis in die Collegezeit in den Siebzigerjahren;<br />
Lynch beginnt zu trinken und erniedrigt eifrig ihre Mitstudierenden,<br />
allen voran einen Zimmergenossen, der in sie verliebt ist. „Wenigstens<br />
ist gute Comedy daraus geworden“, wird sie später sagen, denn<br />
die gehässige junge Frau von damals sei die jüngere Version von Sue<br />
Sylvester gewesen.<br />
In der Rolle der Highschool-Nemesis piesackt die heute offen<br />
lesbisch lebende Lynch in jeder zweiten Folge homosexuelle Schüler<br />
– einer der vielen inkorrekten Späße, die sich die Serie erlaubt und die<br />
MAKE YOUR CAREER A BEAUTIFUL JOURNEY<br />
LOUIS VUITTON IST SEIT ÜBER 150 JAHREN EINE DER FÜHRENDEN LUXUSMARKEN<br />
FÜR LEDERWAREN UND REISEGEPÄCK. PRESTIGE, INNOVATIVES DESIGN UND HÖCHSTE<br />
QUALITÄT PRÄGEN UNSERE PRODUKTPHILOSOPHIE. HEUTE PRÄSENTIEREN WIR<br />
NEBEN LEDERWAREN UND ACCESSOIRES AUCH MODE- UND SCHUHKOLLEKTIONEN<br />
SOWIE UHREN UND SCHMUCK.<br />
Zum nächstmöglichen Termin suchen wir Sie als<br />
MANAGEMENT TRAINEE RETAIL (M/W)<br />
Ihre Aufgaben:<br />
• Teilnahme an einem ca. 18-monatigen Traineeprogramm<br />
• Einsätze in verschiedenen Stores in Deutschland<br />
• Mitarbeit in allen Bereichen des Store-Managements, z. B. Verkauf,<br />
Logistik, Marketing, Führung & Management<br />
• Begleitendes Trainings- und Coachingprogramm<br />
• Nach Abschluss Übernahme einer verantwortungsvollen Position in<br />
einem unserer Stores<br />
Ihr Qualifikationsprofil:<br />
• Überdurchschnittlich erfolgreich abgeschlossenes Studium<br />
• Relevante Praxiserfahrung im In- und Ausland, idealerweise im Retail<br />
• Sehr gute Englischkenntnisse in Wort und Schrift, weitere Fremdsprachen<br />
von Vorteil<br />
• Hohe Affinität zur Retailbranche und zum Segment hochwertiger<br />
Luxusmarken<br />
• Sehr gute analytische und kommunikative Fähigkeiten<br />
• Unternehmerisches Denken und Handeln<br />
• Mobilität<br />
Wir bieten Ihnen eine interessante und herausfordernde Tätigkeit in<br />
einem internationalen und dynamischen Ambiente sowie spannende<br />
Weiterentwicklungsmöglichkeiten.<br />
Wenn Sie sich in dieser Beschreibung erkennen, freuen wir uns auf Ihre<br />
vollständigen Bewerbungsunterlagen, ausschließlich per E-Mail, unter<br />
Angabe der Kennziffer <strong>FAZ</strong> an:<br />
Louis Vuitton Deutschland GmbH<br />
Pia Widlewski<br />
career@de.vuitton.com<br />
www.louisvuitton.com
gerade von der weltweiten schwulen Fangemeinde<br />
besonders geschätzt werden. „Okay,<br />
du magst Broadway-Songs“, fertigt sie einen<br />
Jungen ab. „Das bedeutet aber nicht, dass du<br />
schwul bist. Es heißt nur, du bist dämlich.“ Als<br />
sie sich 1992 gegenüber den Eltern outet, sagt<br />
die Mutter: „Was ein Glück! Wir dachten<br />
schon, du hättest was Ernstes.“ Ihr Vater, eigentlich<br />
überzeugter Republikaner, wählt<br />
überraschend die Demokraten: „Weil Bill<br />
Clinton was für euch Homos tut.“ Da ist Lynch<br />
bereits 32, aber noch weit davon entfernt, ein<br />
globaler Serienstar zu sein. Es sind die Jahre, in<br />
denen ihr Agent gegenüber potenziellen Auftraggebern<br />
scherzt: „Für 1,50 Dollar und ein<br />
gutes Steak macht sie alles.“ Es ist die Zeit, in<br />
der sie bei einem Homeshopping-Kanal Thermoskannen<br />
losschlägt, und da sie mit ihrer<br />
kantigen Erscheinung eigentlich eine Fehlbesetzung<br />
ist, muss sie genau jene dummen der teufel trägt adidas: sue sylvester und ihr<br />
Blondchen in Marketing-Sprech trainieren, widerpart, der Glee-club-chef will schuester.<br />
die sie später ersetzen sollen. Rückblickend,<br />
sagt sie, sei das die beste Improvisationsausbildung gewesen, die man<br />
sich wünschen konnte. Anti-Läuse-Halskrausen verkauft man nicht<br />
mit seriösen Kommentaren, sondern mit Scharfsinn und Humor.<br />
Ihr Witz wird weiter ausgebildet bei der Comedy-Truppe The Second<br />
City aus Chicago. Anfang der Neunziger wird sie festes Ensemblemitglied<br />
und tourt als Sketch-Darstellerin durch die Staaten. Zur selben<br />
Zeit arbeiten für The Second City bereits die Komiker, die rund<br />
zehn Jahre später definieren werden, wie moderner Humor auszusehen<br />
hat: der Schauspieler Steve Carell, der mit der Büroserie „The Office“<br />
einen trotteligen Sadisten zum Superstar macht. Der Stand-up-Komiker<br />
Stephen Colbert, dessen politische Talkshow mehr gesehen wird<br />
als die Nachrichten. Die Autorin Tina Fey, deren schrill-selbstreflexive<br />
Sitcom „30 Rock“ über ein Team von Sitcom-Kreativen zum Fetisch<br />
der amerikanischen Intelligenz wurde (und nicht nur der). Mit Carell<br />
dreht Lynch 2005 einen Film, der als ihr offizieller Durchbruch gilt:<br />
„The Forty Year Old Virgin“. Carell spielt einen rührend-spießigen<br />
Elektrofachhändler, Lynch seine Chefin. Legendär ist das guatemaltekische<br />
Liebeslied, das sie dem verklemmten Angestellten vorsingt, um<br />
ihn zu verführen. Eine groteske Nummer, in der das größte Talent dieser<br />
Comedienne ein paar Minuten lang vollständig zum Ausdruck<br />
kommt: gleichzeitig peinlich und autoritär zu sein.<br />
Dieser dominante Zug wird ihr Markenzeichen. Lynch spielt<br />
Ärztinnen (in „The Fugitive“ mit Harrison Ford), Anwältinnen (als<br />
Gast in der Serie „The L Word“) und immer wieder Psychologinnen.<br />
Besonders gelungen sind ihre Auftritte als Dr. Linda Freeman in der<br />
Sitcom „Two and a Half Men“ an der Seite von Charlie Sheen. „200<br />
Dollar pro Stunde!“, entrüstet sich ihr Klient. „Eine Prostituierte kostet<br />
weniger!“ Freeman: „Ja, aber die muss auch nicht zuhören.“<br />
Lynch war selbst in Therapie; sie ist eine trockene Trinkerin und<br />
besuchte die Treffen der Anonymen Alkoholiker. Dort habe sie zwei<br />
Dinge gelernt, schreibt sie in ihrem Buch: dass mit einer seelischen<br />
Krankheit klarzukommen etwas Heldenhaftes ist und dass dieses Heldentum<br />
sehr witzig sein kann. Das klingt dann zum Beispiel so: „An<br />
meinem Dreißigsten, ich war erst ein paar Wochen nüchtern, schaute<br />
ich aus dem Fenster. Da stolperte ein Krüppel vorbei, eine furchtbar<br />
armselige, vom Schicksal gezeich<strong>net</strong>e Gestalt, und erbrach sich. Und<br />
ich dachte: Mann, was soll der Mist! Heute ist mein Geburtstag!“ Kann<br />
man selbstbezogener sein – und komischer? Womit man wieder bei<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 28<br />
Sue Sylvester wäre. Wenn sie durch die<br />
Schulgänge streift wie ein Raubtier, bereit,<br />
den nächsten Schüler anzufauchen; wenn<br />
sie ihre Cheerleader in endlosen Exerzitien<br />
quält und blafft: „Ihr glaubt, das sei<br />
hart? Ich sondere gerade einen Gallenstein<br />
ab, das ist hart!“, dann ist das die hohe<br />
Kunst der Gemeinheit, wie sie nur die besten<br />
Komiker zuwege bringen.<br />
Wäre Sylvester, die auf Leistung<br />
und Drill abonnierte Highschool-Medusa,<br />
nicht so deutlich satirisch, sie könnte<br />
eine Figur sein, die sich die Republikaner<br />
ausgedacht haben, um Obamas neue Bildungspolitik<br />
zu diffamieren. Der Präsident<br />
hat Bushs „No Child Left Behind“-<br />
Strategie – kein Kind bleibt zurück, alle<br />
müssen in einer bestimmten Zeit Grundkenntnisse<br />
in Mathematik und Lesen erlangen<br />
–, durch die „Race to the Top“-<br />
Kampagne ersetzt. Mit dem „Rennen an<br />
die Spitze“ will Obama die öffentlichen<br />
Schulen fördern. Konkret heißt das: Wenn die Schüler der dritten bis<br />
achten Klassen bei den jährlich stattfindenden Standardtests versagen,<br />
werden die betreffenden Lehrer gefeuert. In Washington kam es<br />
deshalb zu Massenentlassungen; rund fünf Prozent der staatlichen<br />
Erzieher verschwanden aus den Klassenzimmern. Sue Sylvester ist<br />
eine Pädagogin genau nach dem Zuschnitt einer solchen Leistungsidee,<br />
und in der dritten, aktuell laufenden Staffel von „Glee“ dreht sie<br />
die Schraube des sozialen Darwinismus noch ein schönes, irres Stück<br />
weiter. Weil kreative Projekte Geld kosten, hat Sylvester ein neues<br />
Motto: „Arts are like Crack!“ „Die Arbeitslosigkeit geht durch die<br />
Decke, der Dollar ist schwach, in solchen Zeiten riecht Kunst noch<br />
mehr nach Elitismus und Eitelkeit“, sagt Sylvester. „Wir Amerikaner<br />
werden das nicht hinnehmen.“ Stellvertretend für die Künste muss<br />
natürlich der Glee-Club herhalten, und auch dieses Mal können sich<br />
die liebenswürdigen Nerds auf das Schlimmste gefasst machen: „Ich<br />
habe wasserfeste Kissen auf eure Sitze verteilt“, schnarrt Sylvester in<br />
die Runde verängstigter Schüler. „Lasst euren Gefühlen in Erwartung<br />
des Kommenden schon mal freien Lauf.“ Das tun wir und lachen,<br />
bis es schmerzt. Oder war es anders herum?<br />
Die dritte Staffel „Glee“ läuft zurzeit immer montags<br />
um 20.15 Uhr bei SUPER RTL. Man kann die Folgen zudem<br />
bei iTunes kaufen, auch in der Originalfassung, was<br />
sich bei Sue Sylvester wirklich lohnt. Die ersten beiden<br />
Staffeln gibt es auf DVD zum Preis von je 25 Euro (zum<br />
Beispiel bei Amazon). Passend zu den laufenden Folgen,<br />
in denen einige Schüler ihren Abschluss machen, gibt<br />
es das „Graduation Album“ auf CD mit neuen Cover-<br />
Versionen, darunter „Forever Young“ (Alphaville), „Good<br />
Riddance“ (Green Day) und „You Get What You Give“<br />
(New Radicals).<br />
Die Liebeslied-Szene aus „The Forty Year Old<br />
Virgin“ findet man auf Youtube: www.youtube.com/<br />
watch?v=vV_drM1jW58
„ T E S TA M E N T I M H A N D S C H U H FA C H “<br />
„Testament liegt im Handschuhfach“ – lautete so etwa die Begrüßung<br />
einer ihrer Fahrer?<br />
Nicht direkt, das war ein Aufkleberspruch auf dem Kofferraum einer<br />
älteren Dame, die häufi g Leute mitnahm. Ihr Enkel hatte ihn ihr geschenkt,<br />
weil ihm der sportliche Fahrstil seiner Oma imponierte. Aber<br />
ihre Fahrten verliefen stets problemlos – so wie die meisten anderen<br />
auch. Angst vor Rasern oder Unfällen schüren hauptsächlich Leute,<br />
die selbst noch nie per Mitfahrzentrale verreist sind.<br />
Nennen sie mal drei Gründe, bei völlig fremden Menschen ins auto<br />
zu steigen.<br />
1. Es ist die billigste und dank der Inter<strong>net</strong>-Mitfahrbörsen auch die<br />
unkom plizierteste Form, von A nach B zu kommen.<br />
2. Man lernt Leute kennen, die man anderswo nie getroffen hätte.<br />
3. Ein geteiltes Auto schont Umwelt und Klima, jedenfalls im Vergleich<br />
dazu, wenn jeder allein lostuckeln würde.<br />
Kann man per MFZ Freunde fürs leben oder gar die große liebe<br />
treffen?<br />
Wer sich mehr oder weniger eng zusammen in ein Auto quetscht,<br />
bildet eine Schicksalsgemeinschaft, und die verbindet genauso wie<br />
etwa gemeinsam im Aufzug stecken zu bleiben – aber nicht unbedingt<br />
länger als bis zur Ankunft. Ich bin zum Beispiel regelmäßig montagmorgens<br />
mit einem Lkw-Fahrer von Straßburg, wo meine Freundin<br />
wohnte, nach München gefahren. Es hat zwar länger gedauert als mit<br />
einem Pkw, aber wir haben uns immer super unterhalten über Politik,<br />
was ich damals studiert habe. Als seine Route geändert wurde,<br />
verloren wir den Kontakt. Ganz anders eine Freundin: Sie erwartet<br />
gerade das zweite Kind von ihrem „Mitfahrer“! Die beiden fuhren<br />
gemeinsam von München nach Hannover, unterwegs hat es gefunkt.<br />
Er putzte ihr beim Tanken ganz gentlemanlike die Scheiben, lud sie<br />
auf der Raststätte auf eine Brezel ein, schlug ihr danach vor, Kaffee<br />
trinken zu gehen und so weiter … Kurz darauf hat sie für ihn ihren<br />
damaligen Freund verlassen – ausgerech<strong>net</strong> der hatte sie dummerweise<br />
auf die Idee gebracht, jemanden auf der Fahrt mitzunehmen.<br />
Man kann aber sicher auch Pech haben mit seiner Reisegruppe?!<br />
Klar! Jedes Treffen ist eine Überraschung, auch wenn die Fahrer online<br />
registriert sind und bewertet werden können. Eine Bekannte, die von<br />
Berlin nach Köln fuhr, musste am Treffpunkt feststellen, dass die zwei<br />
<strong>net</strong>ten Jungs vom Telefon tatsächlich zwei hartgesottene Punks waren.<br />
Sie zogen ein Hundebaby hinter sich her, fl etzten sich wie im Taxi auf<br />
ihre Rückbank, zischten ein Bier nach dem anderen weg und erwähnten<br />
irgendwann, ihr Welpe sei übrigens nicht stubenrein. Die Arme war<br />
total überfordert mit der Situation. Als sie nach zahlreichen Pinkel-<br />
Stopps für Punker und Hund schließlich ankam, zogen die beiden ab,<br />
ohne zu zahlen. Dafür hat sie seither immer was Lustiges zu erzählen.<br />
Gibt es eine art „Knigge für Mitfahrer“?<br />
Wichtig fi nde ich, pünktlich am Treffpunkt zu sein und vor der Abfahrt<br />
aufs Klo zu gehen. Unhöfl ich ist: rumkrümeln, schnarchen, dauertelefonieren.<br />
Wer sich nicht unterhalten mag, sollte sich nach hinten<br />
setzen – aber bitte nicht beim Einstieg wie die Kinder<br />
um die Plätze kloppen. Wenn das Gespräch<br />
nicht in Gang kommt, ist es völlig okay, auch vorn<br />
sein Buch aufzuklappen und zu lesen.<br />
Testament liegt im Handschuhfach –<br />
Unterwegs mit der Mitfahrzentrale<br />
bei Piper für 8,99 euro.<br />
rasende omas, charmante Verehrer, pinkelnde punker:<br />
Der münchner Journalist MaURiTiUs MUcH, 34, reist seit<br />
Jahren als mitfahrer durch Deutschland. Seine besten<br />
Geschichten von unterwegs sind jetzt als buch erschienen.<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 29<br />
i n t e r V i e W : k a t J a t r i p p e l , F o t o : G e t t y i m a G e S<br />
ES IST EIN HARTER WEG<br />
BIS AN DIE SPITZE.<br />
WIR BELOHNEN IHN.<br />
Mit dem Karriere-Preis der DZ BANK Gruppe und<br />
einem Preisgeld von insgesamt 24.000 Euro<br />
inklusive exzellenter Zukunftsaussichten. Interesse?<br />
Dann bewirb dich bis zum 31. Dezember 2012.<br />
www.karrierepreis.de
Supersatz<br />
WIE HABEN SIE DAS GEMACHT?<br />
b w l - s t u d i u M<br />
b e r l i n<br />
A R R I E R E<br />
„Mein Leben besteht,<br />
wenn man es zusammenfasst,<br />
aus einem<br />
einzigen großen,<br />
fetten Telefonanruf.“<br />
D o n a l D t r U m p , 6 6 ,<br />
i m m o b i l i e n - t y C o o n<br />
a u s l a n d s P r a k t i k u M<br />
h Y a t t - h o t e l P a r i s<br />
t r a i n e e - P r o G r a M M<br />
h a n n o v e r<br />
Rubina Rewari, 29, wollte schon immer im Tourismus arbeiten,<br />
jetzt hat sie einen Marketing-Job bei TUI. Und so hat es geklappt …<br />
Als ich mit meinem Studium angefangen habe, wusste ich noch nicht, wohin<br />
ich später einmal möchte. Also habe ich ganz bodenständig BWL in Berlin<br />
studiert und nebenher Verschiedenes ausprobiert, Automobilindustrie<br />
und Einzelhandel zum Beispiel. Aber irgendwie bin ich immer wieder im<br />
Tourismus gelandet. Das war wie ein roter Faden in meinem Leben, schon<br />
meine Nebenjobs waren im Hotel und im Reisebüro. Für ein Auslandspraktikum<br />
bin ich dann nach Paris gegangen und habe dort im Hyatt gearbeitet.<br />
Ich treffe gern Menschen aus verschiedenen Ländern und bin schon als<br />
Kind viel gereist, da kann man sich natürlich leicht mit den Kunden<br />
identifizieren.<br />
Also habe ich mich nach Studienende auf eine einjährige Trainee-<br />
Stelle im Vertrieb von TUI beworben. Am Tag des Assessment-Centers war<br />
ich extrem aufgeregt. Wenn man bei TUI reinkommt, steht man in einer Halle,<br />
die von Tageslicht durchflutet ist, das hatte für mich gleich so eine weltof-<br />
P r o t o k o l l : f r a n z i s k a b u l b a n<br />
HEADHuNTER-TAlk<br />
Dr. Christine Stimpel, 51, ist Managing Partner bei Heidrick &<br />
Struggles und Vorstand der Personalberater-Organisation AESC.<br />
Für sie ist das große Thema der kommenden Jahre: Diversity.<br />
Seit etwa drei Jahren merken wir Personalberater ganz deutlich, dass die Frauenquotendebatte<br />
in den Führungsebenen angekommen ist. Manche Firmen aus den USA legen sogar in den Verträgen<br />
mit uns fest, dass eine Frau in der Endrunde dabei sein muss. In vielen Bereichen gibt es<br />
hervorragende weibliche Talente, und die finden wir auch. Allerdings muss die Bereitschaft<br />
von Unternehmen größer werden, vom klassischen Wunschlebenslauf der Kandidaten abzuweichen.<br />
Denn Frauenkarrieren sind manchmal anders. Sie werden zum Beispiel zwischendurch<br />
Beraterinnen oder machen sich selbstständig, um den Ort nicht wechseln zu müssen. Wer<br />
sich als junge Frau strategisch geschickt aufstellen möchte, sollte früh ins Ausland gehen. Führungspersonal<br />
mit relevanten Arbeitserfahrungen in Asien wird dringend gesucht, egal ob Männer<br />
oder Frauen. Für Frauen gilt aber in besonderem Maße: Geht in die Operative! Sucht<br />
euch Funktionen außerhalb der klassischen weiblichen Domänen wie Marketing, Personal oder<br />
Kommunikation. Scheut euch nicht vor Geschäftsführungsverantwortung oder Vertrieb, arbeitet<br />
da, wo im Unternehmen über das Geld entschieden wird. Denn das sind die Positionen, mit<br />
denen es später ganz nach oben geht.<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 30<br />
r e f e r e n t i n P a r t n e r M a r k e t i n G<br />
h a n n o v e r<br />
fene Atmosphäre, und die Leute wirkten <strong>net</strong>t, da wollte ich unbedingt arbeiten<br />
– und das hat zum Glück geklappt.<br />
Als Trainee hat man einige Seminare mit übergeord<strong>net</strong>en Themenblöcken,<br />
also zum Beispiel Projektmanagement. Die Abläufe im Unternehmen<br />
lernt man dann bei Praxiseinsätzen in verschiedenen Abteilungen kennen. So<br />
ein Einsatz kann eine Woche oder drei Monate dauern. Ich fand immer die Abteilungen<br />
besonders spannend, in denen es um Marketing ging und wo man<br />
gesehen hat, wie die Kunden auf unsere Produkte reagieren. Bei einem hatte<br />
ich zum Beispiel viel Kontakt mit Reisebüros und habe gemerkt, was draußen<br />
gut ankommt. Vor allem meine Praktika haben mir sehr dabei geholfen, einschätzen<br />
zu können, wie die Reisebüros und Hotels mit unseren Vorschlägen<br />
arbeiten. Jedem, der auch so ein allgemeines Studium macht, würde ich deshalb<br />
empfehlen: Erst einmal mit verschiedenen Praktika rumprobieren – und<br />
sich dann auf die Sache spezialisieren, die einen nicht mehr loslässt.<br />
f o t o : P r i v a t ; i l l u s t r a t i o n : M a t t h i a s s e i f a r t h
Ich habe in einer Anzeige meinen<br />
Traumjob gefunden, erfülle aber<br />
nicht alle Anforderungen. Sollte ich<br />
mich trotzdem bewerben?<br />
Wer sich auf eine Stelle bewerben will, deren Anforderungen er formal nicht erfüllt,<br />
braucht eine kreative Vorgehensweise. Zunächst einmal muss man sich fragen, warum<br />
man glaubt, qualifi ziert zu sein. Was bedeutet es zum Beispiel, wenn ein abgeschlossenes<br />
Master-Studium gewünscht wird? Vermutlich setzt der Arbeitgeber bestimmte<br />
Fachkenntnisse voraus. Und wer die nicht aus dem Studium hat, sollte sie auf<br />
anderem Wege erworben haben – zum Beispiel als erfolgreicher Macher mit interessanten<br />
Projekten und den entsprechenden Empfehlungen. Wenn man sicher ist, die<br />
wirklich wichtigen Fähigkeiten mitzubringen, wird es Zeit, den Arbeitgeber davon<br />
zu überzeugen. Ein möglicher Schritt wäre, direkt zum Teamleiter oder zu Fachleuten<br />
vor Ort Kontakt aufzunehmen. Diese könnte man einfach um Rat bitten: Man<br />
würde sich gern bewerben, erfülle aber nicht alle Kriterien. Wie sähen das die Kollegen<br />
am Arbeitsplatz? So schafft man eine Gelegenheit, seine besondere Kompetenz<br />
zu zeigen. Anders als eine Personalabteilung, die mit einer Art K.o.-Checkliste fi ltert,<br />
urteilen Fachkollegen nach Fähigkeiten. Wer da überzeugt, wird vielleicht zum Vorstellungsgespräch<br />
eingeladen – auch ohne Master.<br />
MARTINA REHBERG-RECHTENBACH ist Bewerbungscoach mit dem Schwerpunkt<br />
Akademikerberatung. In jeder Ausgabe klärt sie eine der vielen Fragen<br />
auf dem Weg zwischen Annonce und Vorstellungsgespräch.<br />
GET THERE FASTER<br />
Manche haben ihren Weg klar vor Augen.<br />
Andere lieben das Abenteuer, unbekanntes<br />
Terrain zu erkunden. Wie auch immer Sie<br />
sich Ihren Karrierepfad vorstellen –<br />
bei Oliver Wyman sind Sie genau richtig.<br />
BEWERBUNGSCOACH<br />
Kontakt General Management Consulting:<br />
Natalie Bojdo, Telefon +49 89 939 49 409<br />
Kontakt Financial Services Management Consulting:<br />
Marlene Nies, Telefon +49 69 955 120 0<br />
www.oliverwyman.de/careers<br />
Wollen Firmen den Master?<br />
Seit dem Beschluss der Bologna-Reform vor zehn Jahren wurden<br />
die bisherigen Studienabschlüsse Diplom und Magister durch Bachelor<br />
und Master ersetzt. Damit sollte nicht nur ein gemeinsamer<br />
europäischer Hochschulraum geschaffen werden, sondern der<br />
Bachelor-Abschluss sollte auch einen früheren Berufseinstieg ermöglichen.<br />
Doch offenbar gibt es zu wenig Vertrauen in die Berufschancen,<br />
die der Bachelor bietet, denn über 75 Prozent dieser<br />
Absolventen wollen gar nicht gleich in die Arbeitswelt, sondern<br />
lieber noch den Master dranhängen. So lautet das Umfrageergebnis<br />
des Hochschul-Informations-Systems (HIS). Dabei steigen<br />
die Karrierechancen mit einem Master-Abschluss kaum. Das belegt<br />
zumindest eine Studie des Stifterverbandes für die Deutsche<br />
Wissenschaft, des Hochschul-Informations-Systems und des Institutes<br />
der deutschen Wirtschaft Köln, für die 1.500 Unternehmen<br />
befragt wurden. Für die meisten davon spielen die formalen Abschlüsse<br />
eine untergeord<strong>net</strong>e Rolle. Wichtiger sind fachliche und<br />
soziale Kompetenzen. Selbst für Führungspositionen ist der Master<br />
nicht obligatorisch. In 85 Prozent der Unternehmen könnten<br />
Bachelor-Absolventen jede Karriereposition erreichen (mehr<br />
dazu im Kasten links).
P i o n i e r e i m o f f e n e n<br />
im wind liegt die kraft: Marcus delin, 34,<br />
hat wirtschaftsingenieurwesen an der uni<br />
rostock studiert. erst hat er Jachten<br />
gebaut, jetzt einen windpark vor borkum.
m e e r<br />
auf 400 windräder an land<br />
kommt nur eines auf see. kein<br />
wunder. denn im meer anlagen so<br />
hoch wie kirchen zu bauen ist teuer,<br />
kompliziert, technisch extrem<br />
anspruchsvoll. und deshalb für<br />
manche so reizvoll.<br />
V O N M a R T i N K a l U Z a<br />
f o t o s : a n t o n i n a G e r n<br />
i l l u s t r a t i o n : s e b a s t i a n i w o h n<br />
Zwölf Stahlkolosse. Aufgereiht an der Hafenkante<br />
in Bremerhaven, ein Wald rostbedeckter<br />
Stahlröhren mit leuchtend gelber Spitze. Wie Fotostative<br />
eines Riesen sehen die Konstruktionen aus.<br />
Überdimensioniert, doppelt so hoch wie das Brandenburger<br />
Tor. Man fühlt sich winzig, wenn man unter<br />
ihnen hindurchgeht. Ein mächtiges Mittelrohr,<br />
sechs Meter dick, wird von drei Seiten abgestützt<br />
und steht auf drei Füßen. Es ist sonnig an diesem<br />
Tag in Bremerhaven. Aber das ist nicht so wichtig.<br />
Es ist windig. Und wegen des Windes sind die Riesenstative<br />
hier.<br />
Die 800 Tonnen schweren Ungetüme sind sogenannte<br />
Tripods, Fundamente für Windräder. „Sie<br />
sind 50 Meter hoch, und 30 davon werden unter<br />
Wasser verschwinden“, sagt Marcus Delin, ein groß<br />
gewachsener Mann mit kurzen dunklen Haaren und<br />
türkisfarbenem Polo-Shirt. In den nächsten Wochen<br />
werden die Tripods 45 Kilometer nordwestlich der<br />
Nordseeinsel Borkum im Meeresgrund verankert<br />
werden – so tief, dass eine Wartung unmöglich sein<br />
wird, wenn sie erst einmal ihren Platz am Boden der<br />
See gefunden haben. Auf jedem der Tripods wird<br />
ein Windrad mit einer Leistung von fünf Megawatt<br />
montiert. Bis Mitte nächsten Jahres sollen sich dort,<br />
wo heute das Baufeld liegt, 40 Windräder im steten<br />
Wind drehen. Und 200 Megawatt ans Netz gehen,<br />
genug, um 200.000 Haushalte mit Strom zu versorgen.<br />
In einer zweiten Projektphase kommen noch<br />
einmal 40 Windräder mit der gleichen Leistung hinzu.<br />
Ein Riesenprojekt.<br />
Delin, 34, ist promovierter Ingenieur und spezialisiert<br />
auf Fertigungstechnik. Er arbeitet als Projektleiter<br />
für Trianel, den Bauherrn des Windparks Borkum<br />
West II. Delin koordiniert in Bremerhaven die<br />
verschiedenen Fertigungsschritte der Fundamente:<br />
die Vormontage der Rohre, die aus drei Meter langen<br />
Segmenten zusammengesetzt werden, die Endmontage<br />
der Tripods und schließlich ihre Verladung im
ab ins körbchen: Marcus delin inspiziert die dreibeinigen<br />
stative, die später die eigentliche windkraftanlage halten<br />
werden. in wenigen wochen werden die stahlrohre im<br />
Meeresboden verankert.<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 34<br />
Hafen. Die drei Standorte liegen nur ein paar Autominuten<br />
voneinander entfernt in Bremerhaven. Jede<br />
Woche kommt er für ein paar Tage her, die anderen<br />
Tage ist er in Hamburg, im Büro. Er ist ganz froh, dass<br />
er hier keinen Anzug tragen muss. Delin ist gern vor<br />
Ort, wo die schweren Arbeiten erledigt werden.<br />
DicKeR sTaHl GeGeN HOHe WelleN<br />
Alles an diesen Stahlungetümen muss ein bisschen<br />
größer und stabiler sein. „Manche sagen, das sei<br />
klassischer Schiff- oder Stahlbau“, sagt Delin, doch<br />
die Konstruktionen hier müssen ungewöhnlich viel<br />
aushalten. Über 300 Tonnen Kopflast – Rotorblätter,<br />
Nabe und Maschinenhaus der Windkraftanlagen –<br />
sind an einem langen Turm montiert und den Kräften<br />
des Windes ausgesetzt. Jeder Flügelschlag des Rotors<br />
zerrt an Turm und Fundament. Jedes Mal steigt<br />
die Belastung der Struktur kurzzeitig stark an – Lastwechsel<br />
nennen Ingenieure das. Sie bedeuten für das<br />
Material viel stärkeren Stress als eine gleichmäßige<br />
Belastung. „Diese Strukturen sind auf über eine Milliarde<br />
Lastwechsel ausgelegt“, sagt Delin. „Im Stahlbau<br />
rech<strong>net</strong> man üblicherweise mit zwei Millionen,<br />
etwa bei Bohrinseln.“ Dazu kommt die Belastung<br />
durch Wellen und Strömungen, und beide können in<br />
der Nordsee gewaltige Kräfte entfesseln: 2006 rollten<br />
während des Sturmes Britta Zehn-Meter-Wellen<br />
durch die See nördlich von Borkum. Bis zu elf Zentimeter<br />
dick sind deshalb die Stahlwände der Tripods<br />
– viermal so stark wie die Bordwand eines Öltankers.<br />
Das Ganze muss schließlich 25 Jahre lang halten.<br />
„Steht das Fundament erst einmal in der Nordsee,<br />
kann man es – anders als bei Windrädern an Land<br />
– nicht mehr auf Schäden untersuchen“, sagt Delin.<br />
Mit anderen Worten: Es darf nichts schiefgehen.<br />
Delin arbeitet an den Schnittstellen der Fertigung.<br />
Er spricht ruhig und bestimmt, und man hat<br />
nicht das Gefühl, ihn könnte so schnell etwas aus der<br />
Fassung bringen. Der Mann stammt von der Ostsee,<br />
aus der Nähe von Rostock – einer Gegend, die keine<br />
Hektiker hervorbringt. Mit Schutzhelm, gelbgrüner<br />
Warnweste, Sicherheitsbrille und -schuhen schaut<br />
Delin in den Fabrikhallen und im Hafen, ob die Arbeiten<br />
im Zeitplan liegen. Ihm ist wichtig, dass er Bauleiter,<br />
Montageteams und auch einzelne Schweißer<br />
beim Namen kennt. „Ich habe das auf der Werft gelernt.<br />
Es erleichtert die Zusammenarbeit – gerade in<br />
stressigen Situationen, in denen es auf die Kooperationsbereitschaft<br />
jedes Einzelnen ankommt –, wenn<br />
man die Leute beim Namen kennt“, sagt Delin. Die<br />
Vormontage der riesigen Röhren, die Endmontage
der Tripods, ihre Lagerung und Verschiffung<br />
müssen ineinandergreifen wie Zahnräder.<br />
Jede Verzögerung ist nicht nur ärgerlich, sondern<br />
beinahe absurd teuer. Die Errichterschiffe,<br />
die die Tripods zum Schluss auf die See hinausfahren<br />
und von denen aus die Stahlungetüme<br />
im Meer verankert werden, kosten bis zu<br />
400.000 Euro am Tag. Muss das Schiff zehn<br />
Tage warten, hat der Bauherr also vier Millionen<br />
Euro im Meer versenkt. Und selbst wenn<br />
in der Fertigung an Land alles geklappt hat,<br />
kann ihm immer noch das Wetter dazwischenkommen.<br />
Ist der Wind zu stark, kann nicht gebaut<br />
werden. „Der Wind ist unser größter<br />
Freund, deswegen bauen wir ja hier. Gleichzeitig<br />
ist er unser größter Feind“, sagt Delin.<br />
Er sagt das nüchtern, bestimmt – ein Mann,<br />
der über einen Widerspruch redet, den er nie lösen können wird.<br />
Hohe Wellen, starker Wind. Aber es ist vor allem eines, das die<br />
Arbeit vor der Küste so besonders macht: Es gibt keine Erfahrungswerte.<br />
„Die ältesten Windparks sind seit gerade einmal zehn Jahren<br />
in Betrieb“, sagt Delin. Sie stehen vor allem in Großbritannien und<br />
Dänemark. <strong>Beide</strong> Länder sind Deutschland in der Offshore-Windkraft<br />
zwar Jahre voraus, doch Fünf-Megawatt-Anlagen haben sie in<br />
dieser Tiefe auch noch nicht gebaut. In der deutschen Nordsee müssen<br />
die Windparks aus Gründen des Naturschutzes weiter von der<br />
Küste entfernt liegen – im flachen Wattenmeer, wo der Bauaufwand<br />
viel geringer wäre, würden sie nicht genehmigt werden. Borkum<br />
West II wird in 25 Metern Wassertiefe gebaut, andere deutsche Off-<br />
Zwischen 2010<br />
und 2021 soll sich<br />
die Zahl aller Jobs in<br />
der Offshore-Windkraftbrancheverdoppeln:<br />
auf geschätzte<br />
33.000 Stellen.<br />
shore-Windparks sogar in 40 Metern Tiefe,<br />
beispielsweise BARD 1.<br />
40 PROZeNT MeHR WiND aUF see<br />
Zwar ist der Bau von Offshore-Windparks<br />
teuer und technisch aufwendig. Doch die<br />
Aussichten auf starken und stetigen Wind<br />
sind verlockend. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums<br />
ist der Ertrag von Offshore-Windanlagen<br />
bis zu 40 Prozent höher<br />
als bei Anlagen an Land. Die Erwartungen an<br />
die Windparks auf See sind dementsprechend<br />
hoch. Seit Jahren heißt es, die Branche stehe<br />
vor dem Durchbruch. Die Bundesregierung<br />
will, dass der gesamte Strombedarf Deutschlands<br />
bis zum Jahr 2050 durch erneuerbare<br />
Energien gedeckt wird. Vor allem Offshore-<br />
Wind soll bis dahin massiv ausgebaut werden. Schon 2030 – also in 18<br />
Jahren – sollen nach dem Willen der Regierung Windräder mit einer<br />
Leistung von 25 Gigawatt vor den deutschen Küsten stehen. Genug,<br />
um sämtliche Atomkraftwerke der Republik zu ersetzen. Das Problem:<br />
Die Branche ist davon noch weit entfernt.<br />
Strom liefern bislang nur drei deutsche Offshore-Windparks. Alpha<br />
Ventus, ebenfalls vor Borkum gelegen, war der erste deutsche<br />
Windpark. Doch der war vor allem zu Forschungszwecken gebaut<br />
worden. In der Ostsee ist der von EnBW betriebene Windpark Baltic 1<br />
bereits am Netz, und in der Nordsee drehen sich die ersten Windräder<br />
von BARD 1. Im Vergleich zur Windkraft an Land fällt Offshore-Wind<br />
allerdings kaum ins Gewicht. Von den insgesamt 22.297 Windrädern,<br />
Gestalten Sie Ihre<br />
Zukunft. Mit Energie.<br />
Zukunftsthemen wie der Ausbau der CO 2 -armen Erzeugung durch<br />
erneuerbare Energien und die Optimierung von Kraftwerken<br />
bestimmen neben dezen tralen Energielösungen unser Handeln.<br />
Ob Praktikum, Werkstudententätigkeit oder Abschlussarbeit –<br />
bei der EnBW können Sie bereits im Studium an He rausforderungen<br />
wachsen. Bringen auch Sie Ihr Wissen ein und<br />
arbeiten Sie gemeinsam mit uns an der Energie der Zukunft!<br />
Überzeugen Sie sich von der Vielfalt der EnBW unter<br />
www.enbw.com/karriere
die Ende 2011 in Deutschland installiert waren, stehen 55 auf See, und<br />
drei von ihnen waren noch nicht einmal an das Strom<strong>net</strong>z angeschlossen.<br />
Kurz: Auf 400 Windräder an Land kommt eines auf See. Während<br />
im Meer noch Pionierarbeit geleistet wird, geht die Windkraft an Land<br />
in die zweite Generation. Die Betreiber ersetzen 20 Jahre alte Windräder<br />
durch neue, leistungsfähigere Modelle. Offshore-Wind hat Nachholbedarf.<br />
Das heißt aber auch: Es gibt einiges zu tun.<br />
Marcus Delin hat sich die Offshore-Branche gezielt ausgesucht.<br />
„Wer im Management bei so großen Projekten in der Fertigung<br />
arbeiten möchte, hat in Norddeutschland kaum Alternativen.<br />
Die Offshore-Windindustrie zieht die gesamte Kompetenz in der<br />
Region zusammen, und die wird noch eine Weile hierbleiben“, sagt<br />
Delin. Nach seinem Diplom als Wirtschaftsingenieur promovierte<br />
Delin in den Ingenieurwissenschaften und arbeitete bis 2007 an der<br />
Uni in Rostock. Er hätte als Experte in einer Fachabteilung arbeiten<br />
können, doch es zog ihn in die Fertigung. Er arbeitete in einer Werft<br />
für Luxusjachten und bei einem Hersteller von Windkraftanlagen,<br />
bevor er sich bei seinem jetzigen Arbeitgeber bewarb.<br />
Bremerhaven ist ein Zentrum der Branche. In stillgelegte Hallen<br />
der Werftindustrie sind Offshore-Fertigung und Zulieferer eingezogen.<br />
Hafengesellschaften bauen ihre Kapazitäten aus. Die Branche ordert<br />
Spezialschiffe und bucht für die Besatzungen der Bauplattformen<br />
Helikopterflüge. Die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers<br />
schätzt, dass 2021 mehr als 33.000 Arbeitsplätze von der Offshore-Windkraft<br />
abhängen werden – 2010 waren es 15.000.<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 36<br />
zukunftsbranche gesucht, Job gefunden: alexander spitzy, hier in der nähe seines büros in<br />
hamburg, kümmert sich um die kredite für den windpark in der nordsee.<br />
WiND sTaTT iNVesTMeNTBaNK<br />
Alexander Spitzy, 30, hat ein helles, kleines Büro in der HafenCity in<br />
Hamburg. Aus dem Fenster blickt man auf die Speicherstadt. An den<br />
Wänden hängen Pläne von Kabeln und von der Transformatorenstation,<br />
die einmal den Strom der Windräder auf See aufnehmen und<br />
weiterleiten wird. Spitzy, mit schwarzer Anzughose, hellblauem fein<br />
kariertem Hemd, steht von seinem Schreibtischstuhl auf. Marcus Delin<br />
kennt er gut. Sie sind Kollegen in derselben Firma, und doch<br />
könnte ihre Arbeit kaum unterschiedlicher sein. Spitzy ist kaufmännischer<br />
Projektleiter für den Windpark, er koordiniert das Budget,<br />
erstattet Banken und Gesellschaftern Bericht. Er ist das kaufmännische<br />
Pendant zu Marcus Delin.<br />
Spitzy stammt aus Österreich. Nach seinem BWL-Studium in<br />
Wien war sein erster Impuls, in einer Investmentbank zu arbeiten.<br />
„Das schnelle Geld hat mich gelockt, doch dann kam die US-Immo-
ilienkrise, und ich habe mir die Frage gestellt, welcher Sektor relativ<br />
konjunkturunabhängig ist“, sagt Spitzy. „Ich dachte mir, Energie<br />
wird in den nächsten hundert Jahren das bestimmende Thema sein.“<br />
Spitzy ist ein lebhafter Typ. Er redet schnell, ein österreichischer Akzent<br />
macht die Sätze weich – als abgebrühten Investmentbanker mag<br />
man ihn sich nicht recht vorstellen.<br />
2008 kam Spitzy zu Trianel und arbeitete am Hauptsitz in Aachen.<br />
Das Unternehmen ist ein Zusammenschluss von Stadtwerken,<br />
die ihren Strom gemeinsam vermarkten. Wenn Trianel ein eigenes<br />
neues Kraftwerk plant, wird dafür ein Tochterunternehmen gegründet<br />
– so war es auch im Fall des Windparks Borkum. Spitzy war in<br />
diesem Projekt von Anfang an dabei. „In der Projektentwicklung<br />
lernt man am meisten. Ich habe schnell coole Aufgaben bekommen<br />
und viel Vertrauen“, sagt Spitzy. Es sagt wirklich „coole Aufgaben“.<br />
Als Assistent eingestiegen, darf er sich heute Senior Referent nennen.<br />
„Ich bin zu einem wachsenden Unternehmen gegangen und mitgewachsen.<br />
Es steht zwar nicht der Name eines Branchenriesen in<br />
meinem Lebenslauf, aber ich bin jetzt in einer Position, die ich in einem<br />
Großkonzern nicht hätte.“<br />
Das BaNKeN-PUZZle<br />
Auch für Spitzy ist Offshore-Wind Pionierarbeit. Eine Herausforderung:<br />
Es gibt keine Generalunternehmer, die Offshore-Windanlagen<br />
schlüsselfertig bauen. Spitzy läuft hinüber in den Konferenzraum. Dort<br />
gibt es eine Tafel, an der er aufzeich<strong>net</strong>, was er jetzt erklärt. „Wir arbeiten<br />
mit Multicontracting – das heißt, Trianel schließt mit allen Gewerken<br />
einzelne Verträge ab“, sagt Spitzy. Es ist, als baue man ein Haus<br />
und müsse mit dem Maurer, dem Klempner, dem Elektriker und dem<br />
Dachdecker einzeln verhandeln, die Termine abstimmen und bei Verzögerungen<br />
die nächsten Schritte mit allen neu koordinieren. Es ist ein gewaltiges<br />
Puzzle, dessen Teile Spitzy jederzeit im Auge behalten muss.<br />
Die andere Herausforderung ist die Finanzierung. Die Bankenkrise<br />
traf die Offshore-Branche, und sie wirkt bis heute nach. Bei<br />
Windrädern an Land, bei Gas- und Kohlekraftwerken gibt es verlässliche<br />
Erfahrungswerte über Baukosten, Betrieb und Energieausbeute<br />
– Banken und Anleger haben klare Renditeerwartungen. Die<br />
Offshore-Branche muss sich erst noch beweisen. „Als Trianel für 1,3<br />
Milliarden Euro ein Kohlekraftwerk geplant hat, übernahm eine<br />
Bank allein eine Tranche von einer Milliarde, der Rest war Eigenkapital“,<br />
sagt Spitzy. „Bei Offshore-Windparks übernehmen Banken<br />
Tranchen von maximal 50 Millionen Euro.“ Deshalb muss für Offshore-Windparks<br />
mit vielen Banken gleichzeitig verhandelt werden.<br />
„Von den großen Energieversorgern wurden wir anfangs belächelt.<br />
Aber jetzt sind wir der erste projektfinanzierte Offshore-Windpark“,<br />
sagt Spitzy. Das heißt, zum ersten Mal haben Banken einen Offshore-<br />
Windpark finanziert, ohne dass die Sicherheit eines großen Konzernes<br />
dahinter steht. Spitzy sagt das nicht marktschreierisch, sondern<br />
wie jemand, der gerade eine komplizierte Maschine zum Laufen gebracht<br />
hat und dem erstaunten Zuschauer entgegenhält: „Geht doch!“<br />
Die komplexe Finanzierung bedeutet im Alltag eine Menge<br />
Koordinationsaufwand. Wann immer es zu einer Verzögerung<br />
kommt, verteuert sich der Bau des Windparks. Spitzy muss den Kapitalgebern<br />
davon berichten und ihnen erklären, warum sie das benötigte<br />
Geld bereitstellen sollen. „Es ist ein ständiges Reporting an<br />
viele Parteien“, sagt Spitzy. Gerade bei Verzögerungen müsse das<br />
Unternehmen transparent sein. „Sonst haben Sie irgendwann den<br />
Ruf, ein Fass ohne Boden zu sein.“ Erst im Juni musste Trianel den<br />
Zeitplan ändern, weil der Übertragungs<strong>net</strong>zbetreiber Ten<strong>net</strong> mitteilte,<br />
dass er den Netzanschluss für den Windpark erst vier bis fünf<br />
Monate später legen kann als geplant. Die 33 Stadtwerke, die an<br />
dem Windpark beteiligt sind, mussten die Finanzierung deshalb<br />
noch einmal erhöhen.<br />
Bis Mitte 2013 muss der erste Bauabschnitt des Windparks Borkum<br />
am Netz sein. Liefert der Windpark erst einmal Strom, kann der<br />
Betreiber mit guten Einnahmen rechnen. Das Erneuerbare-Energien-<br />
Gesetz garantiert ihnen für zwölf Jahre eine Einspeisevergütung von<br />
15 Cent pro Kilowattstunde (oder wahlweise 19 Cent über acht Jahre).<br />
Die Betreiber von Windrädern an Land bekommen nur 8,93 Cent<br />
für die ersten fünf Jahre, danach 4,87. Langfristig soll der Strom aus<br />
dem Seewind auf dem freien Strommarkt gehandelt werden. Unterdessen<br />
kennt sich Spitzy mit den technischen Details der Anlagen und<br />
Fundamente aus. Er weiß, wie der Korrosionsschutz unter Wasser<br />
funktioniert und an welcher Stelle der Tripods das Seil liegt, an dem<br />
das Stromkabel für die Windräder hinaufgezogen wird. Er hat gelernt,<br />
wie man beim Rammen der Fundamente unter Wasser die<br />
Lärmbelästigung für Schweinswale verringert – nämlich, indem man<br />
einen Schlauch um das Fundament legt, aus dem ein Schleier feiner<br />
Luftbläschen aufsteigt. „Das Wissen, das ich mir neben dem kaufmännischen<br />
aneigne, ist brutal. Man muss sich richtig reintigern“,<br />
sagt Spitzy mit einem Schwung, als würde er jetzt gern einen Stapel<br />
Bauzeichnungen durcharbeiten. Ob er manchmal bereut, dass er sich<br />
keinen Job als Investmentbanker gesucht hat? Spitzy winkt ab. „Die<br />
Industrie ist etwas zum Anfassen. In der Bank sehe ich nicht, wofür<br />
ich arbeite. Wenn ich die 800 Tonnen schweren Teile hier sehe, weiß<br />
ich: Da habe ich mitgemacht.“<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 37<br />
Geld ist nicht da, um<br />
Geld zu vermehren,<br />
sondern um Ideen zu<br />
verwirklichen.<br />
Geld ist Mittel der Zukunftsgestaltung —<br />
wennwiresgemeinsamdazumachen.<br />
Machen<br />
Sie’s gut!<br />
Werden Sie<br />
Mitglied.<br />
www.gls.de<br />
das macht Sinn
i n t e r V i e W : k a t r i n S C h m i e D e k a m p F<br />
„<br />
G E B E N S I E M I R<br />
Z W E I M I L L I O N E N<br />
U N D E I N E N<br />
P O R S C H E …“<br />
… ist ein Satz, den man in einer<br />
Gehalts verhandlung mit dem<br />
Chef unbedingt fallen lassen sollte.<br />
Wieso das eine gute idee ist und<br />
wie man mehr verdient als die anderen,<br />
weiß die Verhandlungsexper tin<br />
und buchautorin Claudia kimich.<br />
i l l U S t r a t i o n : S e b a S t i a n i W o h n<br />
Frau Kimich, warum kostet es so viel Überwindung,<br />
nach Geld zu fragen?<br />
Die meisten sind mit dem Satz „Über Geld spricht man<br />
nicht“ aufgewachsen und können sich nur schwer davon<br />
lösen. Dabei kann es sogar Spaß machen, über<br />
Geld zu verhandeln. Gehen Sie auf den Flohmarkt,<br />
und üben Sie Feilschen. Für die nächste Gehaltsverhandlung<br />
lernt man dabei eine Menge. Die ist nämlich<br />
nichts anderes als ein Verkaufsgespräch auf dem Basar:<br />
ein Spiel, bei dem es ums Geld geht.<br />
ein riskantes spiel – denn wer beim einstiegsgehalt<br />
zu hoch pokert, kann den Job vergessen …<br />
Wie viele Leute kennen Sie, die den Job dann tatsächlich<br />
nicht bekommen haben?<br />
ehrlich gesagt …<br />
Niemanden, sehen Sie. Uns wird ständig Angst gemacht,<br />
dass wir keine Chance haben, wenn wir zu<br />
hoch einsteigen. Dabei verschafft man sich damit vor<br />
allem Respekt. Je mehr Sie verlangen, desto wertvoller<br />
wirken Sie. Man muss sich klar machen, dass das<br />
Ganze ein Gegengeschäft ist: Ich bringe eine Leistung<br />
und dafür gibt es Geld. Ich bin weder Bittsteller<br />
beim Unternehmen noch ist das Unternehmen dies<br />
bei mir.<br />
Was würden sie mir raten, wenn ich nächste Woche<br />
ein einstellungsgespräch hätte?<br />
Treffen Sie sich mit Freunden, lassen Sie sich mit<br />
einer Handy-Kamera fi lmen, und schauen Sie sich<br />
das Video an. Die meisten Leute sind erst einmal<br />
schockiert, sich selbst zu sehen. Und beginnen dann,<br />
an sich zu arbeiten. Bitte sagen Sie sich bloß nicht:<br />
Ich muss den Rücken gerade halten, ich darf auf keinen<br />
Fall die Beine übereinanderschlagen. Das halte<br />
ich für Schwachsinn. Im Gespräch mit dem Chef ist<br />
es wichtig, gefühlsecht und natürlich zu bleiben. Es<br />
hilft, zwischendurch tief durchzuatmen. Und: Schauen<br />
Sie Ihrem Chef unbedingt in die Augen.<br />
Was üben sie noch mit ihren Klienten?<br />
Wie man eine Situation entschärft. Häufi g baut sich in<br />
einem Bewerbungsgespräch in dem Moment, in dem<br />
es ums Geld geht, eine brutale Spannung auf. Wo viel<br />
Spannung herrscht, ist die Bewegungsfreiheit gering.<br />
Die Situation aufl ockern geht ganz einfach, zum Beispiel<br />
indem man auf die Frage nach dem Wunschverdienst<br />
antwortet: „Vorgestellt hätte ich mir zwei Millionen,<br />
einen Porsche und einen Hubschrauber.“ Dann<br />
werden beide erst mal lachen, die Spannung ist weg,<br />
und man kann in aller Ruhe über das Gehalt reden.<br />
Jahresgehalt oder Monatsgehalt: Über welche<br />
Zahlen spreche ich?<br />
Es ist am sinnvollsten, über Jahresgehälter zu sprechen.<br />
Alle anderen Zahlen verwirren nur. Es geht ja um<br />
die gesamte Summe, egal, ob es ein 13. Monatsgehalt<br />
oder ein 15. Monatsgehalt gibt.<br />
Viele chefs fragen, wie viel man gern hätte …<br />
In diesem Fall nennen Sie auf keinen Fall eine Spanne.<br />
Denken Sie an das Feilschen auf dem Flohmarkt:<br />
Dort würden Sie auch nie gleich am Anfang sagen, wie<br />
viel Sie runtergehen würden. Meiner Meinung nach ist<br />
es am besten, eine konkrete Zahl zu nennen und dazu<br />
auch zu stehen. So zeigen Sie, dass Sie wissen, was<br />
Sie Wert sind und was Sie wollen. Als Frau sollten Sie<br />
unbedingt 20 Prozent draufschlagen.<br />
Wow, wieso denn das?<br />
Weil besonders Frauen glauben: Wenn ich den Job<br />
erst einmal habe und zeige, wie toll ich bin, zahlen<br />
die freiwillig mehr. Das ist ein Märchen ohne Happy<br />
End. Denn wer zu niedrig einsteigt, kommt nie wieder<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 38<br />
davon weg. Die Gehaltssprünge, die man in den Jahren<br />
nach der Einstellung macht, sind nie so groß, dass man<br />
das wieder ausgleichen kann.<br />
Was mache ich, wenn mein Wunschgehalt und<br />
das angebot des Unternehmens weit auseinanderliegen?<br />
Wenn ich 60.000 verlange und das Unternehmen will<br />
nur 40.000 zahlen, ist es schwer, sich zu einigen, ohne<br />
dass einer von beiden sein Gesicht verliert. Dafür gibt<br />
es eine Lösung, die man seinem Chef vorschlagen<br />
kann: Ich arbeite in der Probezeit zu den Konditionen,<br />
die die Firma vorgeschlagen hat – danach zu meinen.<br />
Das Ganze unbedingt schriftlich festhalten.<br />
Muss ich ehrlich sein, wenn ich nach meinem bisherigen<br />
Gehalt gefragt werde?<br />
Ja, denn es besteht die Gefahr, dass der neue Chef sich<br />
beim alten erkundigt. Wenn die Lohnsteuerkarte zur<br />
Firma kommt, weiß die Firma eh, was ich bisher verdient<br />
habe. Wenn ich gelogen habe, kommt das also<br />
meistens raus.<br />
Bei Berufseinsteigern heißt es häufig: „sie haben<br />
ja noch keine erfahrung …“<br />
Meistens ist das Unsinn. Leute, die direkt von der Uni<br />
kommen, haben Jugendarbeit geleistet oder ein Volleyballteam<br />
betreut, die meisten haben mehrere Praktika<br />
gemacht. Viele können sogar Nebenjobs vorweisen,<br />
die etwas mit dem künftigen Job zu tun haben. Und das<br />
kann man seinem neuen Chef auch ruhig sagen.<br />
Würden sie sich selbst eine Grenze setzen, unter<br />
der sie nicht arbeiten würden?<br />
Ja, das ist ganz wichtig. Man sollte sich immer drei<br />
Ziele überlegen: ein Idealziel, eines, das ganz gut wäre<br />
und ein Mindestziel, unter das man auf keinen Fall<br />
druntergehen würde. Egal was einem dann angeboten
wird: Man sollte immer drüber schlafen, also keineswegs<br />
sofort unterschreiben.<br />
Wenn ich ein einstiegsgehalt verhandelt habe: Wie<br />
viele Monate später sollte ich zum ersten Mal wieder<br />
nach Geld fragen?<br />
Spätestens nach einem Jahr, am besten im Zusammenhang<br />
mit dem Mitarbeitergespräch. Wenn die Probezeit<br />
besonders gut gelaufen ist oder sich herausgestellt<br />
hat, dass der Job anders gestrickt ist und noch mehr<br />
Sachen verlangt werden, als besprochen, kann ich aber<br />
auch schon vorher über mehr Geld sprechen.<br />
es gibt ja leute, die darauf warten, dass der chef<br />
bei besonders guten leistungen auf sie zukommt …<br />
Die können lange warten. Es gibt nur wenige Chefs,<br />
die von sich aus auf die Idee kommen, mehr zu zahlen.<br />
Warum sollten sie das auch tun?<br />
ich vereinbare also einen Termin. Wie bereite ich<br />
mich am besten vor?<br />
Schreiben Sie auf, was Sie in dem Gespräch erreichen<br />
wollen und was Sie Ihrer Firma dafür bieten. Hilfreich<br />
ist eine Liste, in der steht, welche Projekte Sie<br />
gemacht haben. Wenn ich außergewöhnliche Leistungen<br />
erbracht habe und zeigen kann, wie es dem Unternehmen<br />
genützt hat, sind das gute Argumente dafür,<br />
mehr Geld zu fordern. Wenn Sie einen neuen Kunden<br />
geholt haben oder eine Idee hatten, die umgesetzt wurde,<br />
wenn es also einen greifbaren Nutzen für die Firma<br />
gibt, sollten Sie das unbedingt sagen.<br />
Wie viel mehr Gehalt darf ich fordern?<br />
Das ist Ihnen überlassen. Es gibt Leute, die kriegen<br />
50 Prozent durch und welche, die setzen zwei Prozent<br />
durch. Man sollte genau schauen: Wie ist der Job ausgeschrieben?<br />
Was habe ich darüber hinaus geleistet?<br />
Bin ich vielleicht zusätzlich noch ein halbes Jahr lang<br />
für einen kranken Kollegen eingesprungen? Es gibt<br />
viele Möglichkeiten herauszustreichen, was man für<br />
das Unternehmen tut.<br />
Morgens um acht im Fahrstuhl – oder wann ist der<br />
beste Zeitpunkt, mit seinem chef über Geld zu<br />
sprechen?<br />
Das kommt ganz auf den Chef an – und auf die Situation,<br />
in der man sich gerade befindet. Wenn Sie am<br />
Abend davor den Megadeal an Land gezogen haben,<br />
ist morgens um acht im Fahrstuhl ein ziemlich guter<br />
Moment für ein solches Gespräch. Generell gilt: Wenn<br />
etwas gut gelaufen ist, sollten Sie das auch nutzen und<br />
möglichst einen Termin mit dem Chef vereinbaren.<br />
einen Termin mit dem Betreff „Meine Gehaltsverhandlung“?<br />
Nein, besser wäre „Gespräch über meine Weiterentwicklung“<br />
oder „Gespräch über meine Leistungen“.<br />
Wie beginne ich das Gespräch?<br />
Beim Einstieg ist es wichtig, mit dem Chef über die<br />
eigenen Leistungen zu sprechen. Erst wenn ich über<br />
meine Leistungen gesprochen und mir mein Lob abgeholt<br />
habe, kann ich fragen, wie sich „sehr zufrieden“<br />
denn in der Gehaltserhöhung umsetzt.<br />
Reicht es zu sagen „ich will mehr Geld“?<br />
Nein, das ist viel zu unkonkret. Es ist wichtig, sich vorher<br />
genau zu überlegen, wie viel mehr Sie haben wol-<br />
len. „Ich möchte fünf Prozent mehr“ oder „Ich denke an<br />
20.000 Euro mehr im Jahr“: Das ist konkret. Ich höre<br />
übrigens immer wieder den Spruch: „Wenn ich jetzt so<br />
viel Geld fordere, werde ich bestimmt als Erstes gekündigt,<br />
wenn es der Firma schlecht geht.“ Das ist Unsinn,<br />
denn erstens kostet jemand, der viel Geld verdient, auch<br />
viel Abfindung und zweitens ist jemand, der viel und gut<br />
für sich verhandeln kann, auch sehr selbstbewusst und<br />
tritt ja auch für die Firma so auf.<br />
Was mache ich, wenn mein chef sagt „Wir haben<br />
doch gerade erst ihren Vertrag verlängert“?<br />
Eine gute Antwort darauf ist: Dann sind wir ja gerade<br />
gut drin und können auch gleich noch das Gehalt<br />
erhöhen. Es ist wichtig, nicht den Kopf einzuziehen,<br />
sondern sich auf dieses Machtspielchen einzulassen.<br />
Wenn jemand zu mir sagt: „Können wir am Preis noch<br />
was machen?“, antworte ich: „Klar! Wie viel mehr<br />
wollen Sie mir denn zahlen?“<br />
Wie reagiere ich, wenn es heißt „Unsere Firma<br />
macht grade schwierige Zeiten durch“?<br />
Einmal würde ich diese Hinhaltetaktik akzeptieren.<br />
Aber ich würde sofort festlegen, dass in drei Monaten<br />
wieder gesprochen wird. Und das Ganze sofort<br />
im Kalender eintragen. Außerdem ist es sinnvoll,<br />
gleichzeitig Bewerbungen zu verschicken und seinen<br />
Marktwert bei anderen Firmen zu checken. Mit einem<br />
Angebot in der Tasche ist Verhandeln leichter.<br />
Und wenn es heißt, dass da draußen Hunderte leute<br />
schlange stehen, die sich ein Bein abhacken<br />
würden, um meinen Job zu bekommen?<br />
Man könnte dagegenhalten, dass es ein bis zwei Jahresgehälter<br />
kostet, bis jemand Neues die gleiche Leistung<br />
bringt wie man selbst. Der Neue muss ja gesucht<br />
und eingearbeitet werden. Wichtig: Keine Drohungen<br />
aussprechen. Einfach ruhig sagen, dass es so nicht in<br />
Ordnung ist, wie argumentiert wird.<br />
Die Mieten sind gestiegen, die spritpreise auch –<br />
sind das argumente, die ich im Gehaltsgespräch<br />
anführen kann?<br />
Mit Kosten zu argumentieren ist ganz schlecht. Damit<br />
zeige ich dem Chef, dass mich das Unternehmen überhaupt<br />
nicht interessiert.<br />
Was sollte man noch vermeiden?<br />
Angriffe sind immer schlecht. Oder Trotzreaktionen.<br />
Und lassen Sie sich nicht in die Bittstellerposition<br />
bringen. Stehen Sie zu dem, was Sie fordern.<br />
Was kann man noch fordern, wenn klar ist, dass es<br />
keine Gehaltserhöhung gibt?<br />
Wenn ich zum Beispiel einen Kinderbetreuungszuschuss<br />
bekomme, ist das richtig viel Geld wert. Auch<br />
Fahrtkosten, Weiterbildungen oder Englischkurse<br />
können ein guter Weg sein, sich zu verbessern. Und<br />
dann gibt es noch die Möglichkeit, Essensgutscheine,<br />
Rabatte oder kostenlose Besuche im Fitnessstudio zu<br />
bekommen. Da darf man ruhig kreativ sein.<br />
claudia Kimich, 41, ist Trainerin und Coach. Sie hat Informatik<br />
studiert und das Buch „Um Geld ver handeln“<br />
geschrieben (Beck Juristischer Verlag, 128 Seiten,<br />
6,80 Euro). Kimich lebt und arbeitet in München.<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 39<br />
MASTER<br />
MESSEN<br />
HANNOVER<br />
MÜNSTER<br />
KÖLN<br />
HAMBURG<br />
BERLIN<br />
HALLE/LEIPZIG<br />
STUTTGART<br />
MÜNCHEN<br />
WIEN<br />
2012<br />
HAMBURG, 15.11.<br />
WIEN, 20.11.<br />
MÜNCHEN, 22.11.<br />
STUTTGART, 27.11.<br />
BERLIN, 06.12.<br />
MÜNSTER, 08.12.<br />
2013<br />
KÖLN, 08.05.<br />
HANNOVER, 14.05.<br />
HALLE/LEIPZIG, 16.05.<br />
...<br />
DEUTSCHLANDS<br />
GRÖSSTE<br />
MASTER<br />
MESSEN<br />
Infos & Anmeldung:<br />
www.master-and-more.de
23 FAkTEN üBER uNTERNEHMENSBERATuNGEN<br />
v o n c o n s t a n z e k i n d e l<br />
soulstar John legend war früher unternehmensberater. und<br />
roland berger sollte bundesminister werden – hatte aber was<br />
besseres vor. 23 überraschende fakten über die consultingbranche:<br />
von folienhäschen bis bullshit-bingo.<br />
Wie VieLe?<br />
In Deutschland gibt es rund 14.100<br />
Beratungs unternehmen.<br />
Wer?<br />
Die Top 3 der Managementberatungsunternehmen<br />
2011 in Deutschland (geschätzter Umsatz und Zahl<br />
der Mitarbeiter in Deutschland): McKinsey & Company<br />
Inc., Düsseldorf: über 600 Millionen Euro,<br />
2.300 Mitarbeiter; The Boston Consulting Group<br />
GmbH, Düsseldorf/München: 490 Millionen Euro,<br />
1.730 Mitarbeiter; Roland Berger Strategy Consultants<br />
GmbH, München: 420 Millionen Euro, 1.300<br />
Mitarbeiter.<br />
MINISTER?<br />
NÖ!<br />
Altkanzler Gerhard Schröder wollte im Wahljahr 1998 den<br />
Unternehmensberater Roland Berger als Wirtschaftsminister<br />
in sein Kabi<strong>net</strong>t holen. Der lehnte ab: Er habe eine „andere<br />
Lebensplanung“. Berger hatte seine gleichnamige<br />
Beratung 1967 als Ein-Mann-Unternehmen gegründet<br />
und binnen sechs Jahren zum drittgrößten Beratungsunternehmen<br />
Deutschlands aufgebaut. Sein erstes Großprojekt<br />
war die Fusion der Touristikunternehmen Touropa,<br />
Scharnow, Hummel und Dr. Tigges zum Reisekonzern TUI.<br />
Berater auf der Bühne<br />
Der Kabarettist Vince Ebert, der unter anderem die ARD-Sendung „Wissen vor<br />
acht“ moderiert, war früher Unternehmensberater: Nach seinem Physikstudium<br />
arbeitete er zwei Jahre lang als Consultant bei Ogilvy & Mather Dataconsult<br />
in Frankfurt am Main.<br />
Wie Wollen Wir’S maChen?<br />
Mehr als Stellen streichen: Bei<br />
den Top 25 der Managementberatungsunternehmen<br />
entfallen<br />
nur 7,3 Prozent der Umsätze auf<br />
den Bereich Human Resources.<br />
Den größten Anteil am Umsatz<br />
haben Unter nehmensstrategie<br />
(22,2 Prozent) und Informationstechnologie<br />
(17,5 Prozent).<br />
F R a U e N O H N e N e T Z<br />
Unternehmensberaterinnen sind schlechter ver<strong>net</strong>zt als ihre<br />
männlichen Kollegen: Beim Business-Netzwerk Xing haben sie im<br />
Durchschnitt halb so viele Kontakte wie männliche Consultants,<br />
ergab eine Auswertung von mehr als vier Millionen deutschen<br />
Mitgliederprofi len. Branchenübergreifend haben Frauen im<br />
Schnitt 37 Kontakte, Männer 48.<br />
Zum Abschluss Über die Hälfte der Unternehmensberater in Deutschland hat ein wirtschafts-<br />
wissenschaftliches Studium absolviert. Knapp 20 Prozent haben Ingenieurwissenschaften studiert, jeweils<br />
zehn Prozent Naturwissenschaften oder Informatik.<br />
G O l D G R u B e<br />
Der Gesamtumsatz der deutschen Unternehmensberatungs branche<br />
überschritt 2011 erstmals die Marke von 20 Milliarden Euro.<br />
Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Umsatz um 9,5 Prozent – von<br />
18,9 Milliarden auf 20,6 Milliarden Euro.<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 40
ankrÄUber UnD FriSÖre<br />
Vier Fragen aus Bewerbungsgesprächen bei US-<br />
Unternehmensberatungen, gesammelt von der<br />
Website Glassdoor.com: „Wäre Mahatma Gandhi<br />
ein guter Software-Entwickler geworden?“<br />
(Deloitte); „Fasziniert Sie das Leben?“ (Ernst<br />
& Young); „Wie viele Friseursalons gibt es in<br />
Japan?“ (Boston Consulting); „Wie überfällt man<br />
eine Bank?“ (Oliver Wyman).<br />
sOUlsTaRs UND PRÄsiDeNTeNTÖcHTeR<br />
Alles Ex-Unternehmensberater: der israelische<br />
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (Boston<br />
Consulting Group), Präsidententochter Chelsea<br />
Clinton (McKinsey) und der amerikanische Singer-<br />
Songwriter und neunfache Grammy-Gewinner<br />
John Legend (Boston Consulting Group). Der repurepublikanische US-Präsidentschaftskandidat Mitt<br />
Romney arbeitete nach seinem Abschluss an der<br />
Harvard Business School als Berater bei der Boston<br />
Consulting Group, zwei Jahre später wurde er vom<br />
Konkurrenten Bain & Company abgeworben.<br />
Die Spezialisten<br />
Die Väter gGmbH, 2006 gegründet als „Dads – Väter in Balance“, widmet sich als erste<br />
Unternehmensberatung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Väter und will bis<br />
2015 mindestens die Hälfte aller DAX-Unternehmen erreichen. Das Ratinger Unternehmensberater-Ehepaar<br />
Astrid-Beate und Christoph Oberdorf berät hochsensible Existenzgründer<br />
– Slogan: „Sanfter Charakter. Starkes Business.“ Die Kiwi AG Kirche und Wirtschaft,<br />
entstanden aus einer Initiative der Diözese Rottenburg-Stuttgart, bietet ethische und<br />
werteorientierte Beratung und seelsorgerische Betreuung für Manager und Unternehmen.<br />
Bullshit-Bingo<br />
der ehemalige unternehmensberater ewald f. weiden<br />
schrieb nach seinem ausstieg das buch „folienkrieg<br />
und bullshitbingo. handbuch für unternehmensberater,<br />
opfer und angehörige“. die top-kundenrezension<br />
des titels auf amazon lautet: „das hätte ich alles mal<br />
schon früher wissen sollen … dann wäre mir und meinem<br />
berater-ex-ehepartner vielleicht doch manches<br />
erspart geblieben.“ sechs von sechs kunden fanden<br />
diese rezension hilfreich.<br />
Willst du bei den Großen mitspielen?<br />
squeaker.<strong>net</strong> zeigt dir wie …<br />
… du deine Stärken bei Top-Arbeitgebern einsetzt.<br />
… du eine aussagekräftige Bewerbung schreibst.<br />
… du im Vorstellungsgespräch und Assessment Center überzeugst.<br />
… du von Erfahrungen erfolgreicher Bewerber profitierst.<br />
www.squeaker.<strong>net</strong> ist seit 10 Jahren das Karriere<strong>net</strong>zwerk für<br />
Top-Talente. Jetzt anmelden* und bei den Großen mitspielen!<br />
* Dein Einladungscode: <strong>FAZ</strong>H2012<br />
NEU:<br />
squeaker.<strong>net</strong>-<br />
Bewerbungsbücher<br />
jetzt auch als E-Books!<br />
squeaker.<strong>net</strong>/insider<br />
McKinsey, L'Oréal,<br />
KPMG, Deutsche Bank,<br />
P&G, Bayer, BCG ...
e i n e Vo n FÜ n F<br />
Der Frauenanteil<br />
unter den Beratern<br />
liegt bei deutschen<br />
Consulting-Unternehmen<br />
im Schnitt bei<br />
21 Prozent.<br />
BERATER-BACHELOR<br />
Unternehmensberatung kann man auch studieren:<br />
zum Beispiel an der Uni Oldenburg (Master-Studiengang<br />
Management Consulting), an<br />
der Hochschule Harz (Master-Studiengang<br />
Business Consulting), an der FH Offenburg<br />
(MBA-Studiengang International Business Consulting<br />
für Postgraduierte), an der Uni München<br />
(Master-Studiengang European Business Consulting),<br />
an der Universität Heidelberg (Master-<br />
Studiengang Berufs- und organisationsbezogene<br />
Beratungswissenschaft) oder an der<br />
Hochschule Wismar (Master-Fernstudiengang<br />
Business Consulting).<br />
Was DaRF es KOsTeN?<br />
Für einen Berater werden laut der letzten BDU-Honorarbefragung<br />
2008 je nach Umsatzklasse des Unternehmens<br />
im Schnitt 1.100 bis 1.380 Euro Tageshonorar<br />
in Rechnung gestellt, für einen Seniorberater<br />
1.520 Euro bis 2.000 Euro. Für die Beratung durch einen<br />
Seniorpartner oder den Chef persönlich sind bis<br />
zu 5.800 Euro pro Tag fällig. Erfolgsabhängige Honorare<br />
sind nach BDU-Angaben bei der Zusammenarbeit<br />
mit Unternehmensberatern „selten gewünscht“.<br />
Meine MÄUSe<br />
Abhängig von der Unternehmensgröße liegt das<br />
Einstiegsgehalt eines Beraters nach einer Auswertung<br />
der Vergütungsberatung PersonalMarkt im<br />
Schnitt bei 49.000 bis 59.000 Euro jährlich.<br />
SCHWEIGEN IST GOLD<br />
Der Web-Entwickler Bernd Wurm erfand im vergangenen<br />
Jahr das „BlaBlaMeter“, eine Inter<strong>net</strong>seite,<br />
die Texte systematisch auf Worthülsen untersucht.<br />
Die Kriterien: Nominalstil, Verbenverzicht,<br />
überlange oder „böse“, weil nur fürs Eindruckschinden<br />
ausgewählte Wörter wie „effizient“. Als ersten<br />
Text überprüfte Wurm die Bibel, das FDP-Parteibuch<br />
und Consulting-Studien von McKinsey. Die<br />
Bibel schnitt am besten ab – die meisten Phrasen<br />
fanden sich bei McKinsey.<br />
STUDI MIT PLAN<br />
Über 80 studentische Unternehmensberatungen gibt es in<br />
Deutschland. Der 1992 gegründete Bundesverband Deutscher<br />
Studentischer Unternehmensberatungen e. V. (BDSU) hat<br />
deutschlandweit 25 Mitglieder.<br />
interessenkonflikt<br />
EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier hat im<br />
November 2011 einen Gesetzesentwurf zur Trennung<br />
von Wirtschaftsprüfung und Beratung vorgelegt. Wird<br />
Barniers Plan umgesetzt, müssten sich die „Big Four“<br />
der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Deloitte, Ernst<br />
& Young, PricewaterhouseCoopers und KPMG in<br />
Prüf- und Beratungsunternehmen aufspalten. In einer<br />
Umfrage des Marktforschungsunternehmens Lünendonk<br />
gaben 60 Prozent der befragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften<br />
an, Managementberatungskompetenz<br />
sei „immens wichtig“ – bei den Top 10 der<br />
Branche waren es 100 Prozent.<br />
D e R K e R N D e R s a c H e<br />
Drei Weisheiten des amerikanischen Unternehmensberaters und<br />
Management-Gurus Peter Drucker (1909–2005): „Viel von dem,<br />
was wir Management nennen, besteht darin, es Leuten schwer zu<br />
machen, ihre Arbeit zu tun.“ „Meine größte Stärke als Berater<br />
ist es, ahnungslos zu sein und ein paar Fragen zu stellen.“ „Unternehmenskulturen<br />
sind wie Landeskulturen. Versuch nie, sie zu<br />
ändern. Versuch stattdessen, mit dem zu arbeiten, was du hast.“<br />
B E R AT E R S P R E C H<br />
Tschüss<br />
Schreibtisch<br />
Postamt-Leiter in der Antarktis,<br />
Finanzplaner für eine<br />
Fußballmannschaft in Sierra<br />
Leone, Villenhüter auf Ibiza:<br />
Das Online-Portal „Escape<br />
the City“, gegründet von zwei<br />
Londoner Ex-Unternehmensberatern<br />
der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
Ernst<br />
& Young, vermittelt Consultants,<br />
Bankern, Anwälten<br />
und Wirtschaftsprüfern ungewöhnliche<br />
Ausstiegsjobs.<br />
Die Plattform sammelt Stellenangebote<br />
für alle, die mehr<br />
Sinn in ihrer Arbeit suchen<br />
oder mehr Abenteuer – oder<br />
einfach nur weg wollen.<br />
G U t e tat e n m e S S e n<br />
Die Managementberatung Kienbaum<br />
Management Consultants<br />
stellte 2010 eine neue Methode<br />
vor, mit der sich der gesellschaftliche<br />
Nutzen sozialer Projekte berechnen<br />
lässt. Der sogenannte Social<br />
Profi t beziff ert, wie viel Geld<br />
für jeden aus öff entlichen Mitteln<br />
investierten Euro an staatliche Institutionen<br />
zurückfl ießt.<br />
Im Jahr 2010 gründete der Münchner Journalist Tom Hillenbrand die Facebook-Seite<br />
„Beratersprech“, auf der er die je nach Perspektive schönsten oder<br />
schlimmsten verbalen Entgleisungen aus der Consulting-Welt postet – zum<br />
Beispiel diese: „Die Nacht ist die Braut des Beraters.“ „Beratervater zu Kita-<br />
Kind: ‚Ist dir nicht zu kalt ohne Pulli? Nein? Whatever. You decide.‘“ „Damit<br />
stretchen wir die Brand Identity bis zum Breaking Point.“ „Sag dem Folienhäschen,<br />
es soll mal die Storyline für die Präsi vercharten.“ „Folienhäschen“<br />
gibt’s auch als T-Shirt-Aufdruck. 25.725 Leuten gefällt das.<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 42
Absender : Name :<br />
Adresse :<br />
Entwickeln Sie<br />
Ihre Führungspersönlichkeit.<br />
Internationale<br />
Top-Dozenten<br />
Englischsprachiges<br />
Wochenendprogramm<br />
Intensive Betreuung<br />
SORBONNE<br />
FRANZÖSISCHE SPRACHE<br />
UND LANDESKUNDE<br />
FÜR AUSLÄNDISCHE STUDENTEN,<br />
GANZJÄHRIG<br />
47, rue des Ecoles - 75005 Paris<br />
Tel.: 33 1 44 10 77 00 Fax: 33 1 44 07 97 14<br />
contact@ccfs-sorbonne.fr<br />
www.ccfs-sorbonne.fr<br />
Ja, ich möchte mehr wissen über Sorbonne-Sprachkurse<br />
MBA<br />
Der MBA in<br />
General<br />
Management<br />
Lernen Sie uns<br />
persönlich kennen:<br />
Master Infoabend<br />
26.10.2012, 18-20 Uhr<br />
Jetzt anmelden!<br />
www.ggs.de<br />
diplom loma.de a.de<br />
Private staatlich anerkannte Hochschule<br />
bundesweite Studienzentren<br />
Präsenz- o.Fernstudium<br />
Bachelor Master<br />
akkreditierte Studiengänge<br />
Wirtschaft Wirtschaftsrecht<br />
Design Tourismus<br />
Gesundheit u. Soziales<br />
Medien Technik<br />
Tel.: :0565 05652/5<br />
2/587 8777 7700 - bsa@diploma.de<br />
ALLE SPRACHNIVEAUS<br />
MBA<br />
Der MBA in<br />
Global Business<br />
Studienstart:<br />
MBA in General<br />
Management<br />
April und Oktober<br />
MBA in Global<br />
Business<br />
Juni<br />
Jetzt bewerben!<br />
GERMAN GRADUATE SCHOOL<br />
OF MANAGEMENT & LAW<br />
H E I L B R O N N<br />
Hoch.<br />
Wer von beiden wird<br />
international<br />
Karriere machen?<br />
<strong>Beide</strong>.<br />
Master-Studiengänge<br />
M.A. International Management<br />
M.A. Strategic Marketing Management<br />
M.Sc. Finance<br />
M.Sc. International Transport & Logistics<br />
M.A. Strategic Tourism Management<br />
M.A. Psychology & Management<br />
M.A. Management (berufsbegleitend)<br />
www.ism.de<br />
International, praxisorientiert,<br />
persönlich und kompakt<br />
MBA-Studiengänge<br />
MBA General Management<br />
MBA Energy Management<br />
....einen Schritt weiter!<br />
Campus Dortmund, Frankfurt/Main,<br />
München und Hamburg<br />
Weiterbilden an der ETH Zürich<br />
Master (MAS, MBA): Architecture and Information | Conservation Science | Entwicklung und Zusammenarbeit<br />
NADEL | Gesamtprojektleitung Bau | Geschichte und Theorie der Architektur | Housing | Landscape Architecture<br />
| Management, Technology, and Economics | MBA Supply Chain Management | Medizinphysik | Natural<br />
Hazards Management | Nutrition and Health | Raumplanung | Security Policy and Crisis Management |<br />
Sustainable Management of Man-made Resources | Sustainable Water Resources | Urban Design<br />
Weiterbildungsdiplom (DAS): Angewandte Statistik | Informationstechnologie und Elektrotechnik | Militärwissenschaften<br />
| Pharmazie | Raumplanung | Verkehrsingenieurwesen<br />
Weiterbildungszertifikate (CAS): Angewandte Erdwissenschaften | Angewandte Statistik | Betriebliches<br />
Gesundheitsmanagement | Entwicklung und Zusammenarbeit NADEL | Informatik | Pharmaceuticals – From<br />
Research to Market | Radiopharmazeutische Chemie, Radiopharmazie | Raumplanung | Räumliche Informationssysteme<br />
| Risiko und Sicherheit technischer Systeme | Unternehmensführung für Architekten und Ingenieure<br />
Für weitere Informationen:<br />
Zentrum für Weiterbildung, Tel. +41 44 632 56 59, www.zfw.ethz.ch<br />
Möchten Sie in dieser Rubrik inserieren?<br />
Andrea Wetzel<br />
Telefon (040) 53 32-2 50<br />
E-Mail: bildungsmarkt@faz.de
RECRuITING-EvENTS voN okToBER BIS NovEMBER<br />
t 5 h a M b u r G<br />
Jetzt auch in Hamburg: die T5 JobMesse für Absolventen,<br />
die in die Life-Science-Branche einsteigen möchten.<br />
Mit dabei: Der F.A.Z.-Stellenmarkt mit dem Angebot<br />
einer kostenlosen individuellen Karriereberatung.<br />
wann: 23.10.2012, 10 bis 16 Uhr<br />
wo: Handwerkskammer Hamburg<br />
Mehr: www.t5-interface.de bzw. www.fazjob.<strong>net</strong>/t5-kb<br />
für die Karriereberatung<br />
k o n a k t i v a d o r t M u n d<br />
Eine der größten Messen für Studierende fast aller<br />
Fachbereiche. Die Aussteller wechseln täglich,<br />
sodass sich jeder Tag lohnt.<br />
wann: 06. bis 08.11.2012, 9.30 bis 16.30 Uhr<br />
wo: Messe Westfalenhallen Dortmund<br />
Mehr: www.konaktiva-dortmund.de<br />
J o b b ö r s e f r a n k f u r t<br />
Immer noch eine der wichtigsten Jobmessen für<br />
Naturwissenschaftler: die Jobbörse in Frankfurt<br />
am Campus Riedberg. Namhafte Aussteller,<br />
ein umfang reiches Programm an Vorträgen und<br />
Workshops, tolle Organisation.<br />
wann: 08.11.2012, 9.30 bis 16.30 Uhr<br />
wo: Goethe-Universität Frankfurt am Main,<br />
Campus Riedberg<br />
Mehr: www.jobboerse-ffm.de<br />
k o n a k t i v a<br />
d o r t M u n d<br />
t 5 h a M b u r G<br />
J o b b ö r s e<br />
f r a n k f u r t<br />
Unsere<br />
Ihre Zukunft<br />
Karriere<br />
DAS LEITTHEMA 2012 GREEN ECONOMY –<br />
ZUKUNFT MIT VERANTWORTUNG<br />
Premiumsponsoren auf dem Kongress:<br />
28./29. November 2012, Messe Köln<br />
a r G u s b e r l i n<br />
i n o v a<br />
i l M e n a u<br />
h o k o<br />
M ü n c h e n<br />
a r G u s b e r l i n<br />
Auch sie werden kräftig umworben: Geistes- und<br />
Sozialwissenschaftler. Zahlreiche Institutionen aus Kultur,<br />
Wissenschaft, Journalismus, Politik, Wirtschaft<br />
und öffentlichem Dienst werden sich auf der ArGuS<br />
in Berlin den Studierenden präsentieren.<br />
wann: 07. und 08.11.2012, 9.30 bis 17 Uhr (2. Tag bis 16 Uhr)<br />
wo: Humboldt Universität zu Berlin,<br />
Universitätsgebäude am Hegelplatz<br />
Mehr: www2.hu-berlin.de/argus<br />
i n o v a i l M e n a u<br />
Beim „Karriereforum für Mitteldeutschland“ kommen<br />
Firmen aus 25 Branchen und 5.000 Studierende.<br />
wann: 23. und 24.10.2012, 10 bis 16.30 Uhr<br />
wo: TU Ilmenau, Campus-Sporthalle<br />
Mehr: www.inova-ilmenau.de/inova<br />
h o k o M ü n c h e n<br />
Seit 15 Jahren von den angehenden Wirtschaftsingenieuren<br />
organisiert: die Hochschulkontaktmesse an der Hochschule<br />
München. Letztes Jahr präsentierten sich mehr als<br />
130 Aussteller auf dem Campus.<br />
wann: 07. und 08.11.2012, 9.30 bis 16 Uhr<br />
wo: R-Gebäude (roter Würfel) der Hochschule München<br />
Mehr: www.hoko-online.de<br />
MIT<br />
DEUTSCHLANDS<br />
GRÖSSTER<br />
JOBMESSE<br />
Medienpartner:
presented by Eckelt Consultants<br />
X i n G ( i P h o n e , i Pa d ,<br />
a n d r o i d )<br />
Damit man seine beruflichen Kontakte<br />
auch unterwegs pflegen kann, hat das<br />
Business-Netzwerk Xing die passende Gratis-App<br />
herausgebracht. Wie auf der Website<br />
kann man Nachrichten lesen und schreiben,<br />
Inhalte kommentieren und erfahren, was die<br />
Kontakte gerade treiben. Eine Besonderheit<br />
ist der „mobile Handshake“: Statt Visitenkarten<br />
kann man mit anderen Smartphone-Besitzern<br />
seine Xing-Daten austauschen, sofern<br />
sie die App eingeschaltet haben.<br />
www.xing.com/mobile<br />
DER KARRIERE- UND<br />
BRANCHENFÜHRER FÜR DIE<br />
AUTOMOBILINDUSTRIE<br />
2012 / 8. Jahrgang<br />
10 /<br />
IM DIALOG<br />
Bernhard Mattes<br />
Ford-Werke GmbH<br />
24 /<br />
IM DIALOG<br />
Wilfried Porth<br />
Daimler AG<br />
31 /<br />
WACHSTUMSMOTOR<br />
CHINA – TECHNOLOGIEN<br />
FÜR EINEN ZUKUNFTS-<br />
MARKT<br />
Prof. Dr. Peter Pleus<br />
Schaeffler AG<br />
66 /<br />
IM DIALOG<br />
Prof. Dr. h.c. Roland Berger<br />
Roland Berger Strategy<br />
Consultants<br />
S i m p l e m i n d +<br />
( i P h o n e , i Pa d )<br />
Mit nur wenigen Klicks lässt sich<br />
mithilfe dieser App eine Mind-Map erstellen.<br />
Dazu wählt man erst ein Thema und kann danach<br />
die Begriffskrake wachsen lassen und<br />
Kommentare hinzufügen. Das Ergebnis lässt<br />
sich mit der entsprechenden App auch auf<br />
dem Mac ansehen. Die Grundversion ist kostenlos,<br />
3,99 Euro bezahlt man für das iPhone-<br />
Upgrade und 5,49 Euro für die iPad-Vollversion,<br />
mit der man auch PDFs erstellen kann.<br />
www.simpleapps.eu<br />
APPS für Job und ExAmEn<br />
Der aktuelle<br />
J u r a S h o o t e r S t G B<br />
( i P h o n e , i Pa d )<br />
Spielerisch Strafrechts-Definitionen<br />
auswendig lernen – diese Idee steckt hinter<br />
JuraShooter StGB. Am oberen Bildschirmrand<br />
erscheint ein Begriff, dessen Definition<br />
man sich zusammensuchen muss. Dazu<br />
schießt man auf Monster, die Teile der Definition<br />
auf Schildern in die Höhe halten. Nach<br />
jeder Runde gibt der Synchronsprecher von<br />
George Clooney einen Kommentar ab. Die<br />
Grundversion mit fünf Leveln und jeweils<br />
zehn bis 15 Definitionen kostet 2,99 Euro.<br />
www.lernfreak.de/produkte<br />
TOP CAREER GUIDE<br />
AUTOMOTIVE 2012<br />
mit allen Kontaktinfos für Bewerber,<br />
Berufseinsteiger und Young Professionals.<br />
Der Jobguide mit Beiträgen vom<br />
„Who is Who“ der Automobilbranche.<br />
19,80 EURO<br />
ISBN 978-3-9814068-1-8<br />
www.top-career-guide.de<br />
Wer wissen will, wie die Branche „tickt“, bekommt mit dem im März erschienenen<br />
„Top Career Guide Automotive“ einen umfassenden und<br />
aktuellen Überblick zu Trends und Herausforderungen in der Automobilindustrie.<br />
Anerkannte Experten aus Top- Management, Wirtschaft und Wissenschaft<br />
beleuchten in Essays und Interviews die aktuellen Themen der Branche<br />
aus unterschiedlichen Perspektiven: Wachstumsmotor China - Technologien<br />
für einen Zukunftsmarkt; Unsicherheiten und Perspektiven der Automobilindustrie;<br />
die neue Wertschöpfungskette, etc. Damit ist der Karriereführer<br />
ein Standardwerk für Nachwuchs-, Fach- und Führungskräfte mit „Benzin<br />
im Blut“. Einzelbezug über www.top-career-guide.de .
Rocky Mountains Polizeikommissarin, derzeit: Reisende<br />
BEI DER POLIZEI KÜNDIGEN – UM RAD ZU FAHREN<br />
An einem Tag die Polizeiausbildung abschließen und mit<br />
den Kollegen feiern, am nächsten Tag kündigen und nach Alaska<br />
radeln – natürlich haben da alle geguckt. Ich hatte ja wirklich<br />
niemanden in meine Pläne eingeweiht. Mittlerweile bin ich<br />
über eineinhalb Jahre unterwegs. Bereut habe ich den Schritt<br />
noch nicht.<br />
Ich werde manchmal gefragt, wie ich diesen sicheren Job<br />
bei der Polizei aufgeben konnte: garantierte Übernahme, auf<br />
Lebenszeit verbeamtet, immer festes Gehalt – für die meisten<br />
klingt das toll. Da kann doch nichts mehr schiefgehen. Dabei<br />
war für mich genau dieser Aspekt so abschreckend: dieses Sicherheitsdenken.<br />
Es gab da einen Schlüsselmoment an meinem<br />
22. Geburtstag, als mir ein Dozent an unserer FH zu 40<br />
weiteren anstehenden Dienstjahren gratulierte. Durch diesen<br />
Satz ist mir bewusst geworden, dass ich meine nächsten 40 Jahre<br />
genau aufzeichnen konnte. Ich wusste schon genau, was auf<br />
mich zukommen würde. Das war für mich einfach eine Horrorvorstellung.<br />
Diese Sicherheit hat mich eingeschränkt.<br />
Also habe ich gekündigt, per Einschreiben. Das ging so<br />
einfach aber nicht, den Kündigungsgrund „Weltreise“ gab es<br />
bei der Polizei noch nie. Ich wurde dann noch nach Duisburg<br />
zitiert, um das Kündigungsschreiben persönlich zu unterschreiben.<br />
Dann hatte ich auch noch ein Gespräch mit dem Polizeipräsidenten<br />
in Mönchengladbach, wo meine zukünftige<br />
Dienststelle gewesen wäre. Ihm konnte ich meine persönlichen<br />
Gründe darlegen. Das war mir sehr wichtig, denn ich habe<br />
ja nicht gekündigt, weil ich den Job nicht gemocht habe. Als ich<br />
einer befreundeten Kollegin dann erzählte, dass ich nun eine<br />
große Fahrradtour plane, war ihre erste Reaktion: „Da komme<br />
ich mit!“ Aber als sie dann gemerkt hat, dass ich drei Jahre lang<br />
weg sein werde, hat sie es sich anders überlegt.<br />
Da ich schon knapp drei Monate danach losfahren wollte<br />
– im Dezember 2010 – hatte ich nur wenig Zeit, um Reisevorbe-<br />
H O C H S C H U L<br />
A N Z E I G E R 46<br />
Swinde Wiederhold, 24<br />
reitungen zu treffen. Mit dem Fahrrad von Ushuaia in Argentinien<br />
bis nach Alaska fährt man ja nicht einfach so. Zu Hause<br />
hatte ich aber nur mein Hollandrad. Ich bin dann auch mal mit<br />
dem Trekkingbike meines Bruders zu meiner Oma geradelt, das<br />
waren immerhin 100 Kilometer. Das war’s an Vorbereitung.<br />
Mit dem Spezialfahrrad für Langstrecken, was ich mir bestellt<br />
hatte, konnte ich nur ein paar kurze Runden drehen, danach<br />
habe ich es in einen großen Karton gepackt und nach Argentinien<br />
geschickt. Mit der Sprache war es ähnlich: Mein erstes spanisches<br />
Wort habe ich im Flugzeug gesprochen, als ich mir ein<br />
„agua“ bestellt habe. Aber ich habe schnell gemerkt, dass die<br />
mentale Stärke auf meiner Reise viel wichtiger ist als ein spezielles<br />
Fahrradtraining.<br />
In Patagonien war ein wahnsinniger Wind, aber das war<br />
genau das, was ich am Anfang brauchte: Ich wollte die Herausforderung<br />
haben, um meine Grenzen zu testen. An Heiligabend<br />
– da war ich gerade zwei Wochen dort – war ich mit einem Kanadier<br />
unterwegs, und wir wollten unbedingt noch vor dem<br />
Abend den nächsten kleinen Ort erreichen – aber der Wind war<br />
so stark, dass ich das Fahrrad nicht mal mehr schieben konnte.<br />
Wir waren auf einer kleinen Schotterpiste unterwegs, haben<br />
uns dann irgendwann erschöpft an den Rand gesetzt. Wir hatten<br />
unheimliches Glück, dass ein italienisches Pärchen auf<br />
Hochzeitsreise im Pick-up vorbeigekommen ist und uns mitgenommen<br />
hat. Im Ort haben wir ein kleines Hostel gefunden,<br />
wo ich dann Weihnachten 2010 mit internationalen Backpackern<br />
ein argentinisches Asado, ein Grillfest, gefeiert habe.<br />
Das war sehr gemütlich. Es ist noch komplett offen, was ich<br />
nach meiner Rückkehr machen werde. Ich muss ja erst einmal<br />
den gesamten Betrag an die Polizei zurückzahlen, den ich während<br />
meiner Ausbildung dort verdient habe. Fest steht aber:<br />
Sobald ich wieder genug Geld habe, werde ich weiter reisen. Es<br />
gibt noch so viel zu sehen. Da ist Alaska noch nicht das Ende.<br />
P r o t o k o l l : s t e P h a n k n i e P s , f o t o : P r i v a t
MASTER IN FINANCE<br />
nomics - Probability - Time Series Analysis - Structured Products - Dividend Policy - Venture Capital - Commodities<br />
Stock Compensation - Correlation Analysis and Regression - Hedge Funds - Capital Investment Decisions<br />
- Asset Allocation - Venture Capital - Time Value of Money - Equity Portfolio Management - Residual<br />
Earnings - Credit Derivatives - Economics - Probability - Time Series Analysis - Structured Products<br />
- Dividend Policy - Venture Capital - Commodities - Stock Compensation - Correlation Analysis and<br />
Regression - Hedge part-time/berufsbegleitend<br />
Funds - Capital Investment Decisions - Asset Allocation - Economics - Probability<br />
- Time For Series young Analysis professionals - Structured of all academic Products backgrounds<br />
- Dividend Policy - Venture Capital - Commodities<br />
Stock Compensation - Correlation Analysis and Regression - Hedge Funds - Capital Investment Decisions - Asset<br />
Allocation - Venture Capital - Time Value of Money - Equity Portfolio Management - Residual Earnings - Credit Derivatives<br />
- Economics - Time Series Analysis - Structured Products - Dividend Policy - Venture Capital - Commodities<br />
KEY FACTS<br />
Length of program:<br />
18 Months + Master Thesis<br />
Mode of delivery:<br />
Part-time<br />
(bi-weekly on Fridays and Saturdays)<br />
Program Language:<br />
English<br />
Minimum requirements:<br />
Bachelor’s degree (180 CP) or equivalent of all academic<br />
backgrounds; strong quantitative skills and an interest<br />
to excel in the fi eld of fi nance; profi ciency in written and<br />
spoken English.<br />
WHY CHOOSE THE PART-TIME MASTER IN FINANCE PROGRAM?<br />
WORK-STUDY BALANCE: Designed for young working professionals who wish to continue with their careers while<br />
pursuing a master’s degree, the program minimizes the amount of time away from work in order to attend classes and<br />
complete course assignments.<br />
CUTTING EDGE KNOWLEDGE IN FINANCE: A unique training in fi nance, combining up-to-date theories and practical<br />
applications immediately applicable in your place of work, enables you to grow both academically and professionally<br />
while enrolled in the program.<br />
BROADER CAREER PERSPECTIVES: Exchanging ideas with guest speakers from the fi nancial world and sharing<br />
experiences with a stimulating and professional participant group helps you develop your full career potential in fi nance.<br />
AN AUTHORATIVE FACULTY: The Master in Finance program is taught by Goethe-University’s outstanding faculty, as well<br />
as by professors from other leading institutions and prominent practitioners from major corporations.<br />
FINANCE-FOCUSED LOCATION: All classes are held in the facilities of the House of Finance, on Goethe-University’s<br />
Campus Westend in the center of Frankfurt. The House of Finance serves as an international center for research and<br />
education in the fi eld of fi nance, and forms an important hub within the international <strong>net</strong>work of the worldwide fi nancial<br />
community.<br />
GOETHE BUSINESS SCHOOL<br />
Goethe-University Frankfurt am Main<br />
House of Finance - Grüneburgplatz 1<br />
60323 Frankfurt am Main - Germany<br />
Tel.: +49 69 798 33511 - Fax: +49 69 798 33530<br />
E-mail: recruiting@gbs.uni-frankfurt.de - www.gbs.uni-frankfurt.de<br />
Program start:<br />
Annually in April<br />
Application deadlines:<br />
December 1, 2012 (early bird discount)<br />
February 1, 2013<br />
Maximum class size:<br />
50 Participants<br />
Learn more about the Master in Finance program at an upcoming information session<br />
at Goethe-University Frankfurt am Main, Campus Westend, on:<br />
Tuesday, October 16, 2012<br />
Tuesday, November 20<br />
Tuesday, January 15, 2013<br />
Register online using the QR code or by visiting www.gbs.uni-frankfurt.de.<br />
Degree and accreditation:<br />
Participants receive a Master of Arts in Finance degree<br />
(90 ECTS credit points) from the AACSB-accredited<br />
Department of Economics and Business Administration at<br />
Goethe-University Frankfurt am Main.
Mein Bild auf Seite 1<br />
Die erste Seite – jeden Tag eine Überraschung<br />
Wählen Sie Ihre Lieblingsbilder!<br />
Seit nunmehr fünf Jahren erscheint die Frankfurter Allgemeine Zeitung täglich mit einem Bild auf der Titelseite.<br />
Sein häufig über das streng Nachrichtliche hinausgehender Charakter in Verbindung mit zuweilen ironisch zugespitzten<br />
Texten hat es mittlerweile zum Wahrzeichen des Blattes gemacht. Die Leser fragen sich jeden Morgen: Was wird die<br />
F.A.Z. wohl heute auf dem Titel haben? Nach der stürmischen Beteiligung an den Titelbildwahlen in den vergangenen<br />
Jahren stellen wir Ihnen wieder 56 Motive zur Auswahl. Wir sind gespannt, welches Titelbild Ihr Favorit ist.<br />
Mitmachen lohnt sich!<br />
Unter allen Teilnehmern der Wahl<br />
zum besten Titelbild der F.A.Z. der<br />
letzten 12 Monate verlosen wir<br />
Gutscheine von CEWE. Einsendeschluss<br />
ist der 12. Dezember 2012.<br />
3 Gutscheine für ein<br />
CEWE Gallery Print im<br />
Wert von je 350,00 €<br />
25 Gutscheine für ein<br />
CEWE FOTOBUCH<br />
im Wert von je 50,00 €<br />
www.cewe.de<br />
Jetzt abstimmen und mit etwas Glück<br />
Preise von CEWE gewinnen:<br />
www.faz-titelbildwahl.de/12