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D-45958 Oktober 2012 Nr. 121 1,40 Euro www.hochschulanzeiger.de<br />

RENNWAGEN<br />

In Kooperation mit<br />

Die Geheimnisse<br />

der Berater<br />

23 fakten über die consulting-branche<br />

S e L f m A D e -<br />

warum es für berliner studierende<br />

auf dem hockenheimring um alles geht<br />

Pioniere auf hoher See<br />

die zukunftsjobs der off shore-windparks<br />

DAS Genie DeS KLeinen BrUDerS<br />

warum ein achtjähriger<br />

die comic-welt auf den kopf stellt


Film ab:<br />

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Das monatliche Inklusivvolumen von drei De-Mails ist zunächst befristet bis zum 31.12.2013, Verlängerung vorbehalten. Volumen wird auch reduziert durch Nutzung der Versandoptionen „Einschreiben“,<br />

„Persönlich/Vertraulich“ oder „Absenderbestätigt“. Die Kommunikation mit De-Mail ist nur an für De-Mail registrierte Empfänger innerhalb Deutschlands möglich. In Einzelfällen können vertragliche<br />

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50 De-Mails pro Monat


c o v e r : n o r m a n k o n r a d<br />

imPressum<br />

EDIToRIAl<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

Bewerbungsgespräche und erste Dates haben einiges gemeinsam:<br />

Sie sind aufregend und können unserem Leben<br />

manchmal eine völlig neue Richtung verpassen. Dass man einen<br />

Porsche und zwei Millionen Euro fordern sollte, wenn man<br />

seinem potenziellen neuen Chef gegenübersitzt, war allerdings<br />

ein ziemlich seltsamer Hinweis, der uns während dieser<br />

Heftproduktion begleitet hat. Claudia Kimich, Coach und<br />

Buchautorin, erklärt ab Seite 38, warum eine solch überzogene<br />

Forderung dennoch eine ziemlich clevere Taktik im Gehaltspoker<br />

sein kann.<br />

Ein Date als Bewerbungsgespräch um die neue Partnerschaft<br />

aufzufassen, ist freilich eine ziemlich unromantische Vorstellung.<br />

Aber Robin Dunbar, Anthropologe und Psychologe,<br />

sieht die Dinge etwas nüchterner (ab Seite 24). Wir haben mit<br />

ihm über die Promiskuität von Studierenden gesprochen, warum<br />

wir nicht mehr als 150 Freunde haben können und weshalb<br />

Küssen für guten Sex essenziell ist. Liebe ist nur ein biochemischer<br />

Trick? Jane Lynch alias Sue Sylvester aus der TV-Serie<br />

„Glee“ würde das wahrscheinlich auch so abgeklärt sehen.<br />

„Dann heult doch!“ heißt der Artikel ab Seite 26, in dem wir alles<br />

über die härteste Dozentin der Welt recherchiert haben, die jetzt<br />

ins Fernsehen zurückkehrt. Viel Spaß beim Lesen und Blättern!<br />

a n D r e a S t a Z l<br />

PS: Wir freuen uns übrigens sehr über Ihr Feedback. Hat<br />

Ihnen etwas besonders gut gefallen, oder gibt es ein Thema,<br />

über das Sie gern mehr erfahren wollen? Dann schreiben Sie<br />

uns: redaktion@hochschulanzeiger.de<br />

teaser<br />

20 oh baby, was für ein Comic<br />

Wie ein Achtjähriger einen Cartoon erfi ndet und<br />

damit in TV und Inter<strong>net</strong> berühmt wird<br />

8 karriere dank rennwagen<br />

Wir begleiten ein Berliner Team<br />

zur Formula Student Germany<br />

„Der Wind ist unser größter<br />

Freund, deswegen bauen<br />

wir ja hier. Gleichzeitig<br />

ist er unser größter Feind.“<br />

32 pioniere auf offener See<br />

Mit zwei Off shore-Experten zu den Windrädern,<br />

die den Strom von morgen liefern sollen<br />

verlaG: Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Hellerhofstraße 2–4, 60327 Frankfurt; zugleich ladungsfähige Anschrift für die im Impressum genannten Verantwortlichen und Vertretungsberech tigten GeschäftsführunG:<br />

Tobias Trevisan (Sprecher), Dr. Roland Gerschermann redak tionsleiter: Andreas Tazl, V. i. S. d. P. textchef: York Pijahn verantwortlich für anzeiGen: Andreas Formen (Verlagsgeschäftsführer)<br />

au toren: Christian Buck, Franziska Bulban, Michaela Gerganoff , Anna Gielas, Daniel Haas, Martin Kaluza, Constanze Kindel, Stephan Knieps, Gunthild Kupitz, Nadine Lischick, Katrin Schmiedekampf, Katja Trippel bildredaktion:<br />

Kay Wolters foto Grafen: Norman Konrad, Zero Dean, Antonina Gern illustration: Matthias Seifert (S. 18–19, 30–31), Sebastian Iwohn (S. 32–37, S. 38–39) bildnachweis: Stefan König (Editorial), Titel: Norman<br />

Konrad; Campus: Seite 6–7, Fotos: Getty Images, Corbis, Prisma, privat; Formula Student: Seite 8–17, Fotos: Norman Konrad; Leben: Seite 18–19, Illustration: Matthias Seifarth, Fotos: Picture-Alliance, PR; Axe Cop: Seite 20–23,<br />

Fotos: Zero Dean, Illustration: Axe Cop / Ethan Nicolle; Chemie der Liebe: Seite 24–24, Fotos: Plainpicture, Laif; Glee: Seite 26–28, Fotos: Fox; Mitfahrer: Seite 29, Foto: Getty Images; Karriere: Seite 30–31, Foto: privat, Illustration:<br />

Matthias Seifarth; Off shore: Seite 32–37, Fotos: Antonina Gern, Illustration: Sebastian Iwohn; Gehaltsverhandlung: Seite 38–39, Illustration: Sebastian Iwohn; Mein letztes Mal: Seite 46, Foto: privat laYout: Frizzi Kurkhaus<br />

lektorat: SKH SprachKontor Hamburg GmbH, www.sprachkontor.de herstellunG: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH, Kurhessen straße 4–6, 64546 Mörfelden-Walldorf, www.wvd-online.de vertrieb: Frank furter<br />

Allgemeine Zeitung GmbH anschrift: Frank furter Allgemeine Zeitung GmbH, Heller hofstraße 2–4, 60327 Frankfurt; Redaktion: Telefon 040 468991133 und 069 75911842; Inter <strong>net</strong>: www.hochschulan zeiger.de abonnentenservice:<br />

Telefon 0180 2 344677 (6 Cent pro Anruf aus dem deutschen Fest<strong>net</strong>z, Mobilfunkhöchstpreis 42 Cent) anzeiGen: Telefon 069 7591-3400; E-Mail stellenmarkt@faz.de. Der F. A. Z. Hochschulanzeiger erscheint sechsmal<br />

im Jahr. Alle in ihm enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Ein willigung des Verlages nicht zulässig. Preise für das<br />

Abonnement des F. A. Z. Hochschulanzeigers bei sechs Ausgaben pro Jahr: Inland und Ausland 8,40 Euro inkl. Ver sandkosten und MwSt., Lieferung im Abonnement im Inland nur gegen Bankeinzug des Zeitungsbezugsgeldes<br />

möglich. Studierende erhalten den F. A. Z. Hochschulanzeiger im Rahmen ihres vergünstigten F. A. Z. Studentenabonnements nach Erscheinen der neuen Ausgabe automatisch per Post. Abonnementskündigungen sind mit einer<br />

Frist von 20 Tagen zum Ende des berech<strong>net</strong>en Bezugszeit raumes möglich. Mitteilung aufgrund von § 5 Abs. 2 des Hessischen Gesetzes über Freiheit und Recht der Presse: Gesellschafter der Frankfurter Allge meine Zeitung GmbH<br />

sind <strong>FAZ</strong>IT-Stiftung Gemeinnützige Verlagsgesellschaft mbH, Frankfurter All gemeine Zeitung GmbH, Werner D’Inka, Berthold Kohler, Günther Nonnenmacher, Frank Schirrmacher, Holger Steltzner.


C A M P U S<br />

6 Meldungen: 50 Cent als College-Kid,<br />

Batmans Flügelproblem und die Jagd nach einem hohen IQ<br />

8 Erste Klasse in der Boxengasse: Wir begleiten ein Berliner Team<br />

zur Formula Student Germany auf dem Hockenheimring<br />

L E B E N<br />

18 Meldungen: Eine Luftgitarren-Studentin geht auf Tour, eine Straßenbahn<br />

wird zur Kneipe und das fi nale Feuer-Zeug für die Fankurve im Winter<br />

20 Wachtmeister des Wahnsinns: Die unglaubliche Geschichte des Web-Comics<br />

„Axe Cop“ und seines achtjährigen Erfi nders<br />

24 Dr. Love sagt „Küssen!“: Ein britischer Professor<br />

entschlüsselt die Chemie der Liebe<br />

26 Der Teufel trägt adidas: Sue Sylvester aus der TV-Serie „Glee“<br />

ist die gemeinste Dozentin aller Zeiten. Fantastisch<br />

29 Geschichten von unterwegs: Ein Interview mit dem Mitfahrzentralen-<br />

erprobten Journalisten Mauritius Much<br />

K A R R I E R E<br />

inhalt<br />

30 Meldungen: Ein Einstieg in die Tourismus-Branche, die Telefonate<br />

des Donald Trump und: Brauchen wir wirklich einen Master-Abschluss?<br />

32 Zwei Karrieren, ein Projekt: Was gibt es in der O shore-Branche zu tun?<br />

38 Das haben wir uns verdient: Ein Gehaltscoach verrät,<br />

wie man mehr verdient – und wieso es Sinn macht, einen Porsche zu verlangen<br />

40 Unternehmensberater: 23 Fakten aus der Welt der Consulting-Firmen<br />

44 Sie können gleich anfangen: Recruiting-Events<br />

45 Appsolut wichtig: Was Ihr Handy jetzt braucht<br />

46 Mein letztes Mal: Tschüss Polizei – hallo Weltreise<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 4


THE PITCH 2012<br />

23. – 25. November in Berlin<br />

Drei Tage lang kommen Visionäre an einem Ort zusammen und kämpfen um ein Ziel – Geschäftsideen in die<br />

Realität umzusetzen! Sie (m/w) sind Universitätsstudent ab dem dritten Semester, Absolvent oder Doktorand?<br />

Dann zeigen Sie Unternehmergeist, entwickeln Sie kreative Ideen und entscheiden Sie den Pitch für sich!<br />

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FERNGESPRÄCH<br />

Ein Anruf in<br />

Sankt Petersburg<br />

„Sankt Petersburg ist meine Traumstadt. Ich bin viel<br />

zu Fuß unterwegs und muss keine Ausstellung in der<br />

Eremitage sehen, denn die Stadt ist mein Museum.<br />

Den Weg zur Uni laufe ich auch im Winter bei minus<br />

25 Grad, am liebsten am Ufer der Newa entlang. Dank<br />

eines Stipendiums der Hans-Böckler-Stiftung habe<br />

ich einen Platz an der kleinen privaten Europäischen<br />

Universität Sankt Petersburg. Kein Vergleich zu den<br />

staatlichen Universitäten in Russland, wo Studierende<br />

bei Vorlesungen Wort für Wort mitschreiben müssen,<br />

wenn man nicht durchfallen möchte. Nicht bei uns:<br />

Die Seminare sind klein, die Profs hilfsbereit. Online-<br />

Zugänge zu wissenschaftlichen Journalen sind sogar<br />

besser als in Deutschland.<br />

Auch die Wohnungssuche lief ganz unkompliziert.<br />

Über couchsurfing.org habe ich schnell ein möbliertes<br />

Zimmer für 10.000 Rubel gefunden, das sind<br />

etwa 250 Euro. In toller Lage, umringt vom Wasser<br />

und nur eine Station vom Newski-Prospekt entfernt,<br />

der Prachtstraße im historischen Zentrum mit vielen<br />

alten Palais. Die Vermieterin hat sogar gekocht, ich<br />

musste nur die Zutaten bezahlen. Inzwischen wohne<br />

ich mit meiner Freundin Aljona in einer „Kommunalka“,<br />

einer kommunalen Wohnung, in der man Zimmer<br />

für rund 40.000 Euro kaufen kann. Unsere Zimmerbesitzerin<br />

hat uns ihren Raum vermietet. Insgesamt leben<br />

wir zu siebt in der Fünf-Zimmer-Wohnung: In der<br />

Küche hat jeder seine eigene Parzelle, in Sachen Toilette<br />

und Bad – in dem drei Waschmaschinen stehen –<br />

muss man sich gut absprechen. Das ist schon skurril,<br />

weil Gemeinschaftsflächen nicht wie in einer WG geteilt<br />

werden, sondern jeder eigene Geräte benutzt.<br />

In meiner Freizeit organisiere ich Englisch-<br />

Abende für Mitstudenten oder gehe mal ein Bier trinken.<br />

Das ist aber mit 3 bis 5 Euro ziemlich teuer. Häufiger<br />

treffe ich meine russischen Freunde in einer der<br />

Spielebars. Die sind eingerichtet wie eine alte sowjetische<br />

Wohnung, voller Brettspiele und russischer Spielekonsolen<br />

aus den frühen 90ern. Eine Stunde kostet<br />

für alle Leute am Tisch 3 Euro. Wenn ich nach<br />

Deutschland zurückgehe, werde ich die russische<br />

Herzlichkeit und die Gastfreundschaft vermissen: Du<br />

wirst hier auch noch mitten in der Nacht von einem<br />

entfernten Bekannten aufgenommen. Ich würde nicht<br />

ausschließen, dass ich später mal hier lebe.“<br />

P r o t o k o l l : M i c h a e l a G e r G a n o f f<br />

Yves tauschwitz, 26,<br />

studiert soziokulturelle<br />

studien an der euroPauniversität<br />

viadrina<br />

in frankfurt (oder)<br />

und lebt zurzeit in sankt<br />

PetersburG.<br />

n a P r ä c h t i G : s a n k t P e t e r s b u r G .<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 6<br />

„Wenn ich die Wahl gehabt<br />

hätte, wäre aus mir ein<br />

College-Kid geworden.<br />

Mit einem Abschluss in BWL.“<br />

5 0 C e n t , 3 7 ,<br />

U S - a m e r i k a n i S C h e r r a p p e r<br />

Das Flügel-Aus für<br />

die Fledermaus<br />

Im Film gleitet er elegant durch die<br />

Luft, doch in der Realität würde Batman<br />

mit seinen Flugmanövern kläglich<br />

abstürzen – das schreiben vier<br />

Physikstudenten der britischen Universität<br />

Leicester. Sie haben die Flugfähigkeit<br />

seines schwarzen Umhanges<br />

berech<strong>net</strong> und herausgefunden,<br />

dass dessen Flügelspannweite von<br />

4,70 Metern nicht dafür ausreicht, einen Sprung aus<br />

150 Metern zu überleben. In ihrer Studie „Flugbahn eines<br />

Batmans im freien Fall“, deren Ergebnisse im „Journal<br />

of Special Physics Topics“ nachzulesen sind, heißt es,<br />

Batman müsse seinen Umhang auf die Größe eines Drachenfliegers<br />

verdoppeln. Sonst wird es sehr schmerzhaft.<br />

5.000 Euro fürs Thesenpapier<br />

Sollten wir in Zukunft alle Musik im Netz kostenlos herunter laden<br />

dürfen? Oder muss das Urheberrecht verschärft werden und<br />

jeder, der einen Kinofilm illegal online sieht, muss gleich eine Abmahnung<br />

bekommen? Die Stiftung der Hessischen Rechtsanwaltschaft<br />

lobt 5.000 Euro aus – für den besten 30-seitigen Aufsatz zum<br />

Thema Urheberrecht im Inter<strong>net</strong>. Einsendeschluss ist der 15. Dezember.<br />

Die Details finden Sie hier: www.ra-stiftung-hessen.org


F O T O S : G E T T Y I M A G E S , C O R B I S , P R I S M A , P R I V A T<br />

„Wir wollen raus aus der Nische.<br />

Die Eurythmie ist eine von vielen<br />

Tanzkünsten, so wie die Waldorfschule<br />

eine von vielen Schulformen<br />

ist. Körperlich-bewegte, meditative,<br />

expressive Elemente – all<br />

dies trifft sich in der Eurythmie. Im<br />

ersten Jahr des Bachelor-Studiums<br />

fangen wir mit Körperarbeit an, mit<br />

intensiver Instrumentalschulung,<br />

Literatur- und Musikgeschichte<br />

und den eurythmischen Grundelementen.<br />

Im zweiten Jahr vertiefen<br />

wir die eurythmischen Techniken, im dritten Jahr<br />

liegt der Schwerpunkt auf dramaturgischem Arbeiten.<br />

Das Abschlussjahr bringt das sogenannte<br />

große künstlerische Projekt.<br />

Man braucht für das Studium philosophisches<br />

Interesse, Bewegungsfreude, Begabung für<br />

die Bühne, aber auch Mut zum Ensemble: Wir arbeiten<br />

viel in Projekten, gehen zum Beispiel mit<br />

einem Märchenprojekt auf Tournee; jeder Studierende<br />

muss ein eigenes Regieprojekt umsetzen.<br />

Das ist spannend zu sehen: Wie entpuppt sich der<br />

Einzelne als Künstler? Pro Jahrgang haben wir<br />

sechs bis zwölf Studierende. Der Frauenanteil<br />

liegt bei 80 Prozent, in manchen Kursen ist gar<br />

kein Mann – aber das ist an der Kölner Uni in der<br />

Einmal Studieren rot-weiß, bitte<br />

Der Trend, dass deutsche Studierende<br />

auf ein Nachbarland ausweichen,<br />

um ihr Wunschstudium zu verwirklichen,<br />

setzt sich ungebrochen fort.<br />

Spitzenreiter in der Beliebtheits-Statistik<br />

ist Österreich, gefolgt von den<br />

Niederlanden. Knapp 30.000 Bundesbürger<br />

hat das österreichische Ministerium für<br />

Wissenschaft und Forschung im vergangenen Wintersemester<br />

an österreichischen Hochschulen verzeich<strong>net</strong><br />

– neun Prozent aller Studierenden in Öster-<br />

ALLE ZU MIR<br />

ES L E B E N D I E N I S C H E N FÄC H E R : D I ESMAL M I T A N D R EA H E I D E KO R N,<br />

D OZ E N T I N FÜ R EURYTHMIE A N D E R A L A N US H O C H S C H U L E FÜ R<br />

K U N ST U N D G ES E L LSCHAFT I N A L FT E R B E I B O N N<br />

Tanzabteilung auch nicht anders.<br />

Immerhin sind bei uns zwei von<br />

acht Dozenten männlich.<br />

Unsere Besonderheit ist, dass<br />

wir als Bewegungsfach von vornherein<br />

Berufsrichtungen anbieten.<br />

Unsere Studierenden wissen von<br />

Anfang an: Wir können in diesem<br />

Beruf nie arbeitslos werden – es<br />

gibt so viele Stellen weltweit. Mehr<br />

als die Hälfte unserer Studierenden<br />

gehen als Eurythmielehrer an Waldorfschulen,<br />

etwa ein Viertel in die<br />

Therapie. Andere arbeiten als sogenannte Sozialeurythmisten<br />

in Kindergärten, Betrieben, Senioreneinrichtungen,<br />

wo die Eurythmie zur Entwicklungsbegleitung<br />

und als heilsame Bewegungsform<br />

eingesetzt wird. Das Masterstudium begleitet die<br />

Existenzgründung. Wir beraten die Studierenden<br />

intensiv – sogar dazu, wie man einen eigenen Flyer<br />

für sein Angebot entwirft.<br />

Etwa zwei Drittel unserer Studierenden kommen<br />

von Waldorfschulen, aber das ist natürlich keine<br />

Voraussetzung. Ich selbst war keine Waldorfschülerin,<br />

sondern auf einem mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Gymnasium in Bayern.“<br />

P R O T O K O L L : C O N S T A N Z E K I N D E L<br />

reich. Einer der Hauptgründe: Hier<br />

gibt es an öffentlichen Hochschulen<br />

statt Numerus clausus einen Aufnahmetest<br />

und seit 2009 keine Studiengebühren<br />

mehr. Während im Fach<br />

Medizin inzwischen eine Quotenregelung<br />

für ausländische Studierende<br />

eingeführt wurde, stürmen die Piefkes die Hörsäle<br />

vor allem im Fach Psychologie. In Salzburg und<br />

Innsbruck stellen deutsche Studienanfänger mit über<br />

70 Prozent sogar die Mehrheit.<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 7<br />

G U N T H I L D K U P I T Z<br />

WIE KOMMT<br />

DAS DA REIN?<br />

Intelligenz – bitte<br />

mehr davon<br />

Während es in den vergangenen Jahrhunderten<br />

von großem Vorteil war, adelig zu sein,<br />

schadet ein entsprechender Titel heute zwar<br />

auch nicht (ebenso wenig wie Vermögen).<br />

Doch in unserer demokratischen Wissensgesellschaft<br />

gilt vor allem Intelligenz als besonderer<br />

Vorzug. Entsprechend stark steht sie im<br />

Fokus des allgemeinen Interesses – und mit ihr<br />

Fragen wie: Ist die kognitive Leistungsfähigkeit<br />

angeboren oder erworben? (Antwort: <strong>Beide</strong>s,<br />

wobei den Genen ein Anteil zwischen 30<br />

[im Kindesalter] und 80 Prozent [bei Erwachsenen]<br />

zugesprochen wird.) Ist sie statisch<br />

oder veränderbar? (Antwort: Sie ist veränderbar,<br />

sowohl zum Positiven wie auch zum Negativen.)<br />

Wodurch wird sie beeinfl usst? (Antwort:<br />

Unter anderem durch die Zugehörigkeit<br />

zu einer bestimmten sozialen Schicht, durch<br />

Ernährung, Musik, Erziehung, vor allem aber<br />

auch das Sprachumfeld: Je mehr mit Kindern<br />

gesprochen wird und je komplexer die Sätze<br />

sind, desto höher bildet sich ihr Intelligenzquotient,<br />

kurz: IQ, aus.) Was ist der IQ überhaupt?<br />

(Antwort: Die mithilfe von Tests<br />

ermittelte Kenngröße der intellektuellen Leistungsfähigkeit;<br />

Durchschnittswert ist 100,<br />

Höchstbegabte wie Goethe oder Bill Gates erreichen<br />

mindestens 135.) Und die wohl wichtigste<br />

Frage: Lässt sich der IQ steigern? (Antwort:<br />

Ja, und zwar indem das Arbeitsgedächtnis<br />

gezielt durch Aufgaben trainiert wird, die das<br />

gleichzeitige Verarbeiten und Speichern fordern.<br />

Dies fand kürzlich die Züricher Forscherin<br />

Claudia von Bastian heraus.) Noch Fragen?


V o n C h r i S t i a n b U C k<br />

D I E E R F O L G S F O R M E L<br />

einmal im Jahr treten auf dem hockenheimring mehr als hundert<br />

Uni-teams mit ihren selbst gebauten rennwagen gegeneinander an.<br />

Dabei geht es für viele der internationalen teams der Formula<br />

Student Germany nicht um den ersten platz – sondern um den Job<br />

von morgen. ein rennbericht.<br />

F o t o S : n o r m a n k o n r a D


Christoph Beißwanger drückt zweimal aufs Gaspedal<br />

und lässt den Motor aufheulen. Es ist kurz nach<br />

halb elf an diesem sonnigen Morgen, und der Rennwagen<br />

mit der Nummer 55 kann jetzt endlich ins Geschehen<br />

eingreifen. Kupplung kommen lassen, auf<br />

der kurzen Geraden beschleunigen und dann nach<br />

links auf den Parcours. Christoph hat einen guten<br />

Start erwischt: Sein Wagen ist schnell auf Tempo und<br />

fädelt sich durch die engen Kurven, die von grünweißen<br />

Pylonen markiert werden. Außer ihm sind<br />

noch vier Konkurrenten auf dem Rundkurs unterwegs,<br />

darunter Wagen 27 aus Mumbai und Wagen 29<br />

aus Loughborough in Großbritannien. Benzingeruch<br />

liegt in der Luft, und das Knattern der fünf Motoren<br />

hackt auf die Trommelfelle der 5.000 Zuschauer in<br />

Hockenheim.<br />

Einer von ihnen ist Konstantin Jasper Schick-<br />

Witte, der sich gerade an das Metallgitter lehnt, das<br />

den Startbereich der Rennstrecke abschottet. Die<br />

blaue Baseballkappe sitzt schief auf seinem Kopf, und<br />

sein Blick sagt: Es ist eine Qual. Denn jetzt kann Konstantin<br />

nichts mehr tun. Nur noch hoffen, dass der Wagen<br />

durchhält. Fast jede freie Minute hat der 23-jährige<br />

Maschinenbaustudent in den letzten Monaten in<br />

das schwarz-weiß-rote Rennauto investiert, das aussieht<br />

wie ein geschrumpfter Formel-1-Bolide, der irgendwo<br />

unterwegs seine Spoiler verloren hat. Immer<br />

wieder gerät der Wagen aus Konstantins Blickfeld,<br />

verschwindet hinter einer Mauer oder hinter den Zu-<br />

WANDELN SIE<br />

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WERDEN SIE TEIL UNSERES TEAMS.<br />

schauern. Dann schießt ihm<br />

sofort diese Frage in den Sinn:<br />

Ist er liegen geblieben? „Es ist<br />

Die Teams<br />

schon extrem unangenehm,<br />

wenn man gar keinen Einfluss kommen aus der<br />

mehr hat“, sagt Konstantin.<br />

ganzen Welt:<br />

Vor allem die Öltemperatur<br />

macht ihm Sorgen. Viel zu Mumbai, Trondheim,<br />

hoch war sie in den letzten Ta- Loughborough –<br />

gen. Hält der Motor das so<br />

lange aus? Ein gutes Jahr lang und Berlin.<br />

haben Christoph, Konstantin<br />

und 28 Kommilitonen vom<br />

Team „Fasttube“ der TU Berlin<br />

auf diesen Tag hingearbeitet. Es ist der erste Sonntag<br />

im August, und heute erreicht die Formula Student<br />

Germany auf dem Hockenheimring ihren jährlichen<br />

Höhepunkt: 108 Rennwagen müssen jetzt beweisen,<br />

dass sie schnell und zuverlässig sind. 77 Autos mit<br />

Verbrennungsmotor und 31 Elektrorennwagen treten<br />

dieses Jahr in den Kategorien „Formula Student<br />

Combustion“ und „Formula Student Electric“ gegeneinander<br />

an. In den fünf sogenannten dynamischen<br />

Disziplinen müssen die Rennwagen Ausdauer, Fahrdynamik,<br />

Beschleunigungsvermögen, Kurvenlage<br />

und geringen Spritverbrauch unter Beweis stellen. In<br />

den drei statischen Disziplinen müssen ihre Konstrukteure<br />

bei Diskussionen mit Experten zeigen, dass sie<br />

technisches Verständnis, Kenntnisse über Fertigungs-<br />

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prozesse und ein Gespür für den Automarkt haben.<br />

Studierende aus 25 Ländern sind dafür nach Hockenheim<br />

gekommen. In dem bunten Gewusel am Streckenrand<br />

trifft man Teams aus Deutschland, Spanien,<br />

China, Ecuador und Australien. Am meisten fallen ein<br />

paar Amerikaner auf, die stets mit der US-Fahne über<br />

das Gelände spazieren.<br />

Jeweils fünf Rennwagen gleichzeitig fahren<br />

beim heutigen Ausdauerrennen auf dem abgesteckten<br />

Rundkurs vor der Nordtribüne gegen die Uhr. 18 Runden<br />

müssen sie überstehen, insgesamt 22 Kilometer.<br />

Viele schaffen es nicht: Einer nach dem anderen rollt<br />

mit ausgefallenem Motor vorzeitig an den Rand der<br />

Strecke oder bleibt beim obligatorischen Fahrerwechsel<br />

nach der neunten Runde liegen. „DNF“ erscheint<br />

dann auf der Anzeigetafel: „Did not finish“ – der Albtraum<br />

jedes Teams. Wagen 55 vom Team „Fasttube“<br />

ist aber gut im Rennen. Statt DNF zeigt die Tafel seine<br />

letzte Rundenzeit: 89,63 Sekunden. Bis auf 90 Stundenkilometer<br />

beschleunigt Christoph den Wagen auf<br />

der engen Strecke.<br />

Wer in Hockenheim gut abschneiden will,<br />

braucht aber mehr als ein schnelles Auto und einen guten<br />

Fahrer. Die Formula Student Germany ist ein Konstrukteurswettbewerb,<br />

und das heißt: Die Teams müssen<br />

innerhalb von zwölf Monaten einen einsitzigen<br />

Rennwagen bauen, der auch den Blicken von Profis<br />

standhält. Am Freitag war so ein Termin: Beim Programmpunkt<br />

„Engineering Design“ mussten die Berliner<br />

Studierenden sieben Juroren aus der Automobilindustrie<br />

ihr technisches Konzept präsentieren und<br />

den Wagen fast eine Dreiviertelstunde lang in allen<br />

Einzelheiten vorstellen. Prüfer Franz Stolz hat dabei<br />

vor allem die Elektrik des Rennwagens überprüft.<br />

Sind die Sensoren für Öldruck und Wassertemperatur<br />

richtig ausgewählt und korrekt eingebaut? Sind die<br />

Kabel sauber verlegt und einfach zugänglich? Dies alles<br />

hat er penibel in der Checkliste auf seinem Klemmbrett<br />

vermerkt. „Die Teammitglieder sind definitiv<br />

über Studentenniveau und arbeiten wie angehende Ingenieure“,<br />

sagt der Elektrotechniker im blauen Juroren-Shirt,<br />

der sich im Hauptberuf beim Zulieferer und<br />

Reifenhersteller Continental mit Hybrid- und Elektrofahrzeugen<br />

beschäftigt. Und er erklärt, warum der<br />

Wettbewerb in Hockenheim für die Automobilindustrie<br />

so interessant ist: „Die Formula Student Germany<br />

ist das Top-Event für Recruiting von Ingenieur-Nachwuchs.<br />

Es gibt nichts Vergleichbares“, sagt Stolz. „Bei<br />

den besten Teams geben sich die Fachbereiche der Unternehmen<br />

die Klinke in die Hand, um die guten Leute<br />

anzuwerben. Die können sich aussuchen, wohin sie<br />

gehen wollen.“<br />

Schätzungsweise eine Million Euro lassen sich<br />

die 20 Sponsoren das perfekt organisierte Event kosten.<br />

Wo sonst kann man auf einen Schlag 3.000 motorbegeisterte<br />

Studierende aus aller Welt kennenlernen<br />

und für sich gewinnen? Dafür sind neben den rund 200<br />

Juroren die vielen Talent-Scouts aus den Personalabteilungen<br />

zuständig, die Broschüren verteilen und an<br />

ihren Ständen die Prunkstücke ihrer Unternehmen<br />

vorführen. Daimler zeigt Sportwagen seiner Nobelmarke<br />

Mercedes-AMG; BMW einen 24-Stunden-<br />

Rennwagen und Audi einen mattschwarz lackierten<br />

TT, dessen Kühlergrill von roten LEDs umrahmt ist<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 10<br />

und der sehr böse aussieht. Es gibt kostenloses Magnum-Eis,<br />

Currywürste und Probefahrten. „Die machen<br />

alles Mögliche, damit es uns gut geht“, sagt Jana<br />

Knode, die das Berliner Team leitet und im vierten Semester<br />

Wirtschaftsingenieurwesen studiert. „Alle<br />

kommen auf einen zu und fragen, ob man nicht ein<br />

Praktikum oder eine Projektarbeit bei ihnen machen<br />

will.“ Dabei beschränken sich die Anwerbeversuche<br />

nicht auf das Event in Hockenheim: Jana war schon im<br />

Dezember auf einem zweitägigen Workshop eines<br />

Sponsors, zu dem ausschließlich weibliche Teilnehmer<br />

der Formula Student eingeladen waren. Die Studentinnen<br />

residierten in einem Fitnessclub am Maschsee<br />

in Hannover. Andere Sponsoren schicken ihre<br />

Schützlinge auf Teambildungs-Workshops oder laden<br />

sie zu Seminaren über ihre neuesten Softwareprodukte<br />

ein. Jana, „Baujahr“ 1991, ist eine von vier Frauen<br />

im Team und für den Business-Plan zuständig. Dieser<br />

soll eine vierköpfige Jury davon überzeugen, das Auto<br />

in einer Kleinserie für Hobby-Rennfahrer zu produzieren.<br />

Seit Mai hat Jana an den Botschaften gefeilt<br />

und ihre Folien immer wieder überarbeit. Im Zentrum<br />

steht die LEGO-Idee: Das Auto soll in Einzelteilen an<br />

seine Käufer geliefert werden, die es dann selbst zusammenbauen.<br />

„Studien haben gezeigt, dass 14 Prozent<br />

aller Erwachsenen mit LEGO spielen“, rech<strong>net</strong><br />

Jana vor. „So sind wir auf unser Konzept gekommen,<br />

das eine Mischung aus LEGO und IKEA ist.“<br />

Am Freitagnachmittag musste sie die Juroren<br />

von der Selbstbau-Idee überzeugen. „Vorher war es<br />

ganz, ganz schlimm. Schon morgens auf dem Campingplatz<br />

hatte ich Bauchschmerzen“, sagt die kleine<br />

ein Jahr lang schrauben, schweißen,<br />

nachtschichten für das rennen in<br />

hockenheim: das team „fasttube“<br />

von der tu berlin.


The opportunity<br />

of a lifetime<br />

Törn Nizza<br />

18.10.2012<br />

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Big Sail<br />

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Drei Tage, die deinen Horizont erweitern<br />

Törn Mallorca<br />

20.09.2012<br />

Team Accounting<br />

& Controlling<br />

Törn Nizza<br />

18.10.2012<br />

Team Wirtschaftsinformatik<br />

&<br />

-ingenieurwesen<br />

Törn Atlantik<br />

April 2013<br />

Team Banken<br />

& Versicherungen<br />

© 2012 PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten.<br />

„PwC“ bezeich<strong>net</strong> in diesem Dokument die PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die eine Mitgliedsgesellschaft der<br />

PricewaterhouseCoopers International Limited (PwCIL) ist. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich selbstständige Gesellschaft.<br />

Törn Nordsee<br />

Mai 2013<br />

Team Steuern<br />

& Recht


wo kann man noch Gewicht sparen, wie<br />

den wagen schneller machen? fertigungsleiter<br />

konstantin Jasper schick-witte in<br />

der box auf dem hockenheimring.


londe Ostfriesin aus Aurich mit krächzender<br />

Stimme. „Ich war nervös für alle 30<br />

Leute im Team.“ Als sie dann mit ihrem<br />

Vortrag starten wollte, streikte erst mal die<br />

Technik, und als nach 20 Minuten plötzlich<br />

doch noch alles funktionierte, hatte sie<br />

sich mit ihren Prüfern „schon fast angefreundet“.<br />

Die fanden die LEGO-Idee gut,<br />

hätten sich aber eine genauere Marktanalyse<br />

und einen detaillierten Plan für die<br />

spätere Fertigung des Autos gewünscht.<br />

Die Ansprüche sind hoch in Hockenheim.<br />

Auf der Rennstrecke hat Wagen 55<br />

inzwischen die achte Runde vollendet.<br />

„Last Lap“, letzte Runde, steht auf dem<br />

Plakat, das einer der Streckenposten beim Vorbeifahren in Christophs<br />

Richtung hält. Der gibt noch mal richtig Gas und verschwindet<br />

wieder für einige Momente aus dem Blickfeld seiner<br />

Teamkollegen am Streckenrand. Etwas mehr als eine Minute<br />

dauert es, bis er erneut am Ziel ankommt und in die abgetrennte<br />

Parkbucht rollt, um seinen Platz für den zweiten Fahrer zu räumen.<br />

Jetzt muss alles schnell gehen: Wagen stoppen, Motor ausschalten,<br />

aussteigen. Drei Minuten darf der Fahrerwechsel maximal<br />

dauern. Neben dem Auto steht Paul bereit, der wie Christoph<br />

in einem Overall aus der feuerfesten Kunstfaser Nomex steckt.<br />

Paul Schulze ist 20, studiert im zweiten Semester Verkehrswesen<br />

und hat zwei Eigenschaften, die ihn zum idealen Fahrer<br />

machen: Er traut sich was, und er wiegt nur 65 Kilo. Außerdem<br />

bringt er Motorsport-Erfahrung mit: „Das hat bei mir schon früh<br />

angefangen“, sagt Paul, der aussieht wie der kleine Bruder von<br />

Toni Kroos und gewöhnlich wenig Worte macht. „Mein Vater<br />

und mein Onkel sind beide Kfz-Mechaniker, und ich war schon<br />

als Kind oft in der Werkstatt.“ Kart gefahren sei er auch, und mit<br />

seinem Vater baue er seit anderthalb Jahren einen alten BMW<br />

zum Rennauto um. Wenn er irgendwann einmal fertig ist, wollen<br />

die beiden damit auf dem Lausitzring Rennen fahren. Klar, dass<br />

Paul hellhörig wurde, als er letztes Jahr auf der Internationalen<br />

Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main das Berliner Team<br />

kennenlernte. Da wollte er mitmachen. So kam es, dass Paul<br />

schon im September 2011 Mitglied im Team wurde – noch bevor<br />

sein erstes Semester überhaupt begonnen hatte. Jana erinnert sich<br />

genau an seinen ersten Besuch beim Team: „Er saß die ganze Zeit<br />

still da und hat nur eine Frage gestellt: Wer fährt in Hockenheim<br />

den Wagen?“<br />

Jetzt ist er am Ziel. Paul steigt in den Wagen und schnallt<br />

sich an. Ein Streckenposten kontrolliert, ob der Gurt straff ist und<br />

sein Helm richtig sitzt. Alles bestens, es kann losgehen. Nun<br />

kommt der Moment, der vielen anderen Teams zum Verhängnis<br />

wurde: Motor anlassen. Die Prozedur ist viel komplizierter als<br />

bei einem normalen Auto: Erst müssen zwei Hauptschalter umgelegt<br />

werden, um den Stromkreis zu schließen. Ein schwarzer<br />

Knopf im Cockpit aktiviert dann die Zündung. Zum Schluss<br />

muss Paul den Starter betätigen: Ein kurzer Druck auf den roten<br />

Knopf am Armaturenbrett erweckt den 55 PS starken Einzylinder-Motorradmotor<br />

von BMW wieder zum Leben. Er gehört zu<br />

den wenigen Teilen des Autos, die die Berliner nicht selbst gebaut<br />

haben. In der Vergangenheit haben sich manche Teams auch am<br />

Motorbau versucht – aber mit eher mäßigem Erfolg. Paul rollt<br />

knatternd in Richtung Strecke und wartet darauf, dass der Mann<br />

Ein bisschen LEGO<br />

und ein bisschen<br />

IKEA: Das ist die<br />

Idee des Rennwagens,<br />

der<br />

später als Bausatz<br />

in Serie gehen soll.<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 13<br />

an der Startlinie die grüne Fahne hebt und<br />

ihm den Weg freigibt. Dann kann es losgehen.<br />

Paul ist jetzt endlich im Rennen.<br />

Konstantin saß zwar als einer der Ersten<br />

in dem neuen Wagen, hatte aber keine<br />

Ambitionen, selbst der Fahrer zu werden.<br />

Zu laut, zu viele Vibrationen. Ihn fasziniert<br />

es mehr, den Dingen auf den Grund zu gehen.<br />

„Bei der Formula Student machen<br />

Leute mit, die jeden Tag etwas Neues entdecken<br />

wollen“, sagt er. „Das trifft auch auf<br />

mich zu.“ Als Fertigungsleiter des Teams<br />

war er dafür verantwortlich, die Produktion<br />

der Teile bei den Sponsoren des Teams zu<br />

organisieren und für eine hohe Verarbeitungsqualität<br />

zu sorgen. Er ist der inoffizielle Cheftechniker des<br />

Teams: Wenn es Fragen gibt, kommen die anderen meist zu ihm. Es<br />

gibt kaum ein Teil an dem Wagen, über das er zusammen mit seinen<br />

Mitstreitern nicht intensiv gebrütet hätte. Vor allem am Gewicht hat<br />

das Team monatelang gearbeitet: Plastik- statt Metallschrauben<br />

sparen 300 bis 400 Gramm, Spezialbolzen statt Metallschrauben<br />

noch mal rund 200 Gramm. Durch alle Bauteile haben sie sich<br />

durchgearbeitet, bis das Auto am Ende exakt 199,9 Kilo schwer war<br />

– rund 50 Kilo weniger als ihr Wagen aus dem Vorjahr.<br />

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*** Kooperation mit der Hochschule Bochum bzw. der Hochschule Mannheim und<br />

dem mit der FOM verbundenen IOM Institut für Oekonomie und Management.<br />

Studiendauer 5 Semester. **** in Planung.


das beschleunigungsrennen ist eine der<br />

fünf renn-disziplinen, die der wagen<br />

absolvieren muss. für die 75 Meter braucht<br />

der berliner bolide fünf sekunden.


Vor allem gegen Ende der Vorbereitung hat Konstantin oft<br />

mehr als 60 Stunden pro Woche in der Werkstatt im Büro verbracht,<br />

das ihnen die TU Berlin zur Verfügung gestellt hat. Dort haben sie<br />

den Wagen zuerst am Computer konstruiert und ab Februar schrittweise<br />

zusammengebaut. Den Rahmen geschweißt, die Verkleidung<br />

aus Carbon geformt und die Elektronik zusammengelötet. Im Juli<br />

war er dann endlich fertig. Aber schon bei der Jungfernfahrt begannen<br />

die Probleme: Eine Halterung des Differenzials war zu schwach<br />

ausgelegt und hielt der Belastung nicht stand. Zwei Wochen später<br />

brach ein Stahlrohr am Rahmen des Rennwagens.<br />

„Ich war zum Schluss jeden Tag beim Auto“, sagt Konstantin.<br />

„Oft bin ich gegen zehn Uhr morgens gekommen und abends erst<br />

gegen acht oder neun wieder gegangen.“ Nachtschicht war nicht<br />

zu vermeiden, und wenn es gar nicht mehr ging, schliefen die<br />

Teammitglieder einfach ein paar Stunden im Büro. „Der<br />

Putzmann weiß inzwischen: Wenn der Mülleimer vor der Tür<br />

auf dem Gang steht, dann schlafen wir wieder beim Wagen“, sagt<br />

Konstantin. Fürs Studieren blieb ihm da wenig Zeit: Seine zwei<br />

Jahre Formula Student haben ihn drei Semester gekostet. Darum<br />

ist nach dieser Saison Schluss. Als Nächstes steht seine Bachelor-<br />

Arbeit auf dem Programm.<br />

Sport machen wäre auch mal<br />

wieder nicht schlecht. Und<br />

viele seiner Freunde haben<br />

ihn auch schon lange nicht<br />

mehr gesehen.<br />

Aber das ist jetzt alles<br />

noch ganz weit weg. Heute<br />

geht es nur darum, dass der<br />

Wagen nach 22 Kilometern<br />

ins Ziel kommt. Eine passable<br />

Zeit wäre natürlich auch<br />

schön. Aber danach sieht es<br />

gerade nicht aus, denn Paul<br />

hat auf der Strecke offensichtlich<br />

Probleme. Seine<br />

Rundenzeiten liegen deutlich<br />

über Christophs Werten und<br />

pendeln sich bei rund 100 Sekunden<br />

ein. Die schnellsten<br />

Teams schaffen etwas über<br />

Plötzlich<br />

dreht sich der Wagen<br />

mitten auf der<br />

Rennstrecke<br />

um die eigene Achse.<br />

„Beautiful“, lobt<br />

der Stadionsprecher.<br />

„Das war sicher<br />

eine Einlage<br />

fürs Publikum.“<br />

80. Wagen 29 vom Team der Uni Loughborough sitzt ihm direkt im<br />

Nacken. Paul sieht jetzt die blaue Flagge eines Streckenpostens: Er<br />

muss in eine Bucht einfahren und den schnellen Verfolger passieren<br />

lassen. Kurz darauf dann die Schrecksekunde: Paul dreht mit dem<br />

Wagen direkt vor der Zuschauertribüne eine unfreiwillige Pirouette.<br />

„Beautiful“, lobt der Stadionsprecher. „Das war sicher eine Einlage<br />

fürs Publikum.“ Ein Lenkmanöver, wieder Gas geben, Paul ist<br />

zurück im Rennen.<br />

Die Rundenzeiten steigen aber immer weiter: Jetzt zeigt die<br />

Anzeigetafel schon 109,18 Sekunden. Irgendetwas läuft nicht rund<br />

in Wagen 55. „Very slow last lap“, tönt es aus den Lautsprechern,<br />

während Paul jetzt auch die Konkurrenz von der Universität Peking<br />

vorbeilassen muss. Gibt die Ölpumpe den Geist auf? Bleibt der Wagen<br />

kurz vor Schluss doch noch liegen? Beim letzten Mal haben sie<br />

es nicht bis ins Ziel geschafft und 2010 nur mit viel Glück: Das Auto<br />

blieb kurz vor der Ziellinie stehen und kam nur mithilfe des Anlassers<br />

über den Rest der letzten Runde. Inzwischen hat Paul Runde 17<br />

beendet und sieht jetzt das erlösende Schild mit der Aufschrift „Last<br />

Lap“. Jetzt muss der Wagen nur noch die letzten 1,2 Kilometer<br />

durchhalten. Das werden die längsten anderthalb Minuten für Konstantin,<br />

Jana und die anderen im Team, die am Streckenrand stehen.<br />

Zwölf Minuten nach elf fährt Paul dann endlich auf die Zielgerade<br />

Mehr<br />

Flexibilität.<br />

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Steuerberatung, Transaktionsberatung<br />

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* Der Name Ernst & Young bezieht sich auf alle deutschen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited,<br />

einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht.<br />

11


ein auto hebt ab: in den räumen oberhalb<br />

der boxen beurteilen design-richter form<br />

und fertigung des rennwagens.<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 16<br />

und verlässt den Parcours. „Definitely a good performance“,<br />

findet der Stadionsprecher. Applaus von<br />

der Tribüne. Immerhin sind die Berliner heute erst<br />

das dritte Team, das die volle Distanz geschafft hat.<br />

Ein paar Minuten später kommt Christoph als<br />

erster Fahrer von der Strecke zu seinen Teamkollegen.<br />

„Du geile Sau“, ruft einer. Jana tanzt, hüpft<br />

und rennt im Kreis. Konstantin und Paul schieben<br />

derweil den Wagen in den Abstellbereich. Eine<br />

letzte Prüfung steht dem Team jetzt noch bevor: An<br />

der Tankstelle wird Sprit nachgefüllt, um den Verbrauch<br />

während des Rennens zu messen. 3,9 Liter<br />

– ein Wert, der neben der gefahrenen Zeit auch mit<br />

in die Bewertung eingehen wird. Nach ein paar Minuten<br />

kommt dann auch Paul zu seinen Kollegen.<br />

Sein Gesicht ist dunkelrot angelaufen, und man<br />

weiß nicht, ob es an der Hitze in der engen Rennfahrerkluft<br />

oder an Pauls Verlegenheit liegt. „Paule!“,<br />

schreien Jana und die anderen. Allgemeines<br />

Abklatschen und Umarmungen. Dann steckt sich<br />

Paul eine Zigarette an und grinst dazu, als hätte er<br />

gerade ein Formel-1-Rennen gewonnen.<br />

Noch einige Stunden lang wird die Konkurrenz<br />

an diesem Sonntag ihre Rennwagen durch den<br />

Parcours auf dem Hockenheimring jagen. Am Ende<br />

steht das Team der Uni Rochester ganz oben auf der<br />

Ergebnisliste: 22 Minuten und 39 Sekunden hat ihr<br />

Wagen für die Strecke gebraucht, 13 Sekunden weniger<br />

als das zweitplatzierte Team von der Uni Stuttgart.<br />

Die TU Berlin liegt mit 29 Minuten und 15 Sekunden<br />

auf Platz 37, vor den Teams aus Trondheim<br />

und Mumbai. Das ist zwar die drittschlechteste Zeit,<br />

aber trotzdem ein Erfolg: 38 Rennwagen haben es<br />

heute gar nicht ins Ziel geschafft, darunter Favoriten<br />

wie das Team der TU Graz.<br />

Zusammen mit den Ergebnissen aus den anderen<br />

Prüfungen landet das Team „Fasttube“ am<br />

Ende auf dem 33. Platz. Und jetzt? Erst mal feiern.<br />

Einer der Sponsoren lädt am Sonntagabend wie jedes<br />

Jahr zur Abschlussparty über den Boxen an der<br />

Rennstrecke. Morgen wird das Team den Wagen<br />

dann wieder in einen Kleintransporter verstauen,<br />

sein Zeltlager neben dem Hockenheimring abbrechen<br />

und zurück nach Berlin fahren. Dort werden<br />

die Teammitglieder ihr Auto überholen, ein paar<br />

Probleme beseitigen, und bei der Formula Student<br />

in Italien noch einmal antreten. Danach beginnt<br />

schon wieder die Planung für die nächste Saison.<br />

Konstantin und Jana werden dann nicht mehr<br />

dabei sein. Bei ihnen stehen jetzt Studieren und die<br />

Bachelor-Prüfungen auf dem Programm. Und in ein<br />

paar Jahren beginnt für sie das Rennen um Jobs in<br />

der Industrie. Konstantin will nicht in einem großen<br />

Konzern arbeiten und sein ganzes Berufsleben lang


oben: hauptsache ankommen: Jeder dritte wagen schafft<br />

es nicht ins ziel. die berliner belegen am schluss Platz 33<br />

der Gesamtwertung. rechts: 27 Gesichter, und jedes ist<br />

erleichtert. team „fasttube“ kurz vor der rückfahrt zur tu.<br />

„den Getränkehalter in einem Fahrzeug entwickeln“.<br />

Ihn zieht es in ein kleineres Unternehmen mit einer flexiblen<br />

Struktur, „wo die Sachen schnell vorankommen“.<br />

Jana weiß noch nicht ganz genau, in welcher<br />

Branche sie später einmal arbeiten möchte. „Auto ist<br />

ganz <strong>net</strong>t“, sagt sie, „aber ich finde auch Flugzeuge,<br />

Funktionskleidung und Sportgeräte interessant.<br />

Hauptsache, es ist eine Kombination aus Technik und<br />

Management.“ Sorgen um ihre Zukunft machen sich<br />

die beiden nicht. Selbst die zusätzlichen Semester wegen<br />

der Formula Student wird ihnen kein Personalchef<br />

übel nehmen. Im Gegenteil: Wer hier mitgemacht hat,<br />

wird oft bevorzugt zu Vorstellungsgesprächen eingeladen.<br />

Der Wettbewerb bringt die Teilnehmer bei der<br />

Jobsuche in die Poleposition.<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 17


AuSGEHEN IN<br />

Dortmund<br />

Endlich mal eine Bahn, die man immer<br />

erreicht: Dortmunds Linie 403. Die fast 40<br />

Jahre alte Straßenbahn, die bis 2001 im Einsatz<br />

war, wurde letztes Jahr zum Café umgebaut.<br />

Die historischen Holzbänke sind geblieben.<br />

Neben sehr gutem Kaff ee und kalten<br />

Drinks gibt es leckere belgische Waff eln<br />

und Currywurst – vornehm im Glas serviert.<br />

Jeden Freitag legen DJs elektronische<br />

Musik auf. Ebenfalls lässig zweckentfremdet<br />

ist das Kraftstoff . In der ehemaligen<br />

Tankstelle, die seit den Fünfzigern kaum<br />

verändert wurde, wird heute Bier statt Benzin<br />

gezapft. Wenn der BVB spielt, jubeln<br />

Studierende und Biker hier gemeinsam.<br />

Der Biergarten ist dank Wärmepilzen sogar<br />

wintertauglich. Zum anschließenden Feiern<br />

geht es 300 Meter weiter ins Freizeitzentrum<br />

West, kurz FZW. Über 250 Veranstaltungen<br />

fi nden hier jährlich statt, vom Punk-Konzert<br />

bis zur Indie-Disco. An jedem ersten<br />

Freitag im Monat lädt das in Dortmund<br />

beheimatete Musikmagazin VISIONS<br />

zur „VISIONS Party“ mit Rock, Metal<br />

und Indie auf drei Tanzfl ächen.<br />

Linie 403<br />

Kampstraße 4 a<br />

44137 Dortmund<br />

www.linie403.de<br />

Kraftstoff<br />

Augustastraße 2<br />

44137 Dortmund<br />

www.kraftstoff -dortmund.de<br />

FZW<br />

Ritterstraße 20<br />

44137 Dortmund<br />

www.fzw.de<br />

v o n n a d i n e l i s c h i c k<br />

DREI PRoDukTE,<br />

DIE IHR lEBEN ÄNDERN<br />

origami 2.0 Genervt vom digitalen,<br />

körperlosen leben? hier kommt die<br />

rückkehr zum handgemachten:<br />

„readiYmates“ sind Papierfi guren<br />

zum selberbasteln – und doch viel<br />

mehr als das: über eine wi-fi-verbindung<br />

werden die figuren mit<br />

facebook, twitter oder dem e-Mailaccount<br />

verbunden. bei jeder neuen<br />

nachricht tanzt oder singt der Papierfreund.<br />

Ja, das ist super nerdig.<br />

aber: in der examensphase ist uns<br />

jede aufmunterung recht. 119 euro.<br />

www.readiymate.com<br />

v o n a u s s e n s i e h t ’ s w i e e i n b a u M a r k t<br />

a u s – i n n e n r o c k t e s : d a s f z w .<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 18<br />

Fairtrade-radio wir hätten uns von diesem radio nicht<br />

beeindrucken lassen, wenn es nicht so einen unfassbar guten<br />

sound hätte. den hat es. und außerdem macht es die welt<br />

ein bisschen besser: die idee dazu stammt von dem indonesischen<br />

designer singgih susilo kartono, der auf Java<br />

zwölf handwerker beschäftigt, die ausschließlich lokales holz<br />

verarbeiten. Jedes radio ist ein einzelstück, die fertigung<br />

dauert 16 stunden. oliver errichiello und arnd zschiesche<br />

aus hamburg vertreiben die mit mehreren design-Preisen<br />

ausgezeich<strong>net</strong>en radios in europa. und der sound …<br />

wie gesagt. ab 99 euro. www.wooden-radio.com<br />

taschenofen handwärmer besitzen<br />

nur leute, die schweizer Messer am<br />

Gürtel tragen und flaschenöff ner<br />

am schlüsselbund. eigentlich. dieser<br />

hier aber sieht smart aus und macht<br />

das heimspiel des lieblingsfußballvereines<br />

im schneeregen bei<br />

minus 5 Grad erträglich. im inneren<br />

glimmt in benzin getränkte Glasfaserwolle<br />

ohne off ene flamme<br />

zwölf stunden lang. 35,50 euro.<br />

www.zippo.de<br />

f o t o s : P i c t u r e - a l l i a n c e , P r


I L L U S T R A T I O N : M A T T H I A S S E I F A R T H<br />

KUMMERKASTEN<br />

CHRISTIAN T. VIA MAIL<br />

Ich habe kürzlich eine Drei-Zimmer-Wohnung angemietet und bin nun auf der Suche nach<br />

zwei Mitbewohnern für meine erste WG. Worauf sollte ich bei der Auswahl achten?<br />

Ganz einfach: auf die Chemie. Bei solchen sozialen Entscheidungssituationen<br />

ist es wirklich das Beste, sich auf seine<br />

Intuition zu verlassen. Wenn jemand gar nicht passt, ist<br />

das ziemlich schnell klar. Denn das Wichtigste beim ersten<br />

Treffen von zwei sich fremden Menschen passiert in den<br />

ersten Sekunden. Wer sich seines Bauchgefühles eher unsicher<br />

ist, sollte sich einfach mal mit einem Menschen, der<br />

ihm nahesteht, bei einem Glas Wein oder einer Tasse Tee<br />

zusammensetzen und klar defi nieren, welche Kriterien sein<br />

zukünftiger Mitbewohner erfüllen muss. Anhand dessen<br />

kann man dann eine entsprechende Checkliste für das Casting<br />

erstellen. Ich persönlich habe immer als Erstes nach der<br />

Musik aus der Tube<br />

Diplom-Psychologe<br />

JENS HENDRIK MAIER<br />

Mit dem Musikdienst YouTube-MP3.org ist es ganz einfach, Youtube-Videos in<br />

MP3-Dateien zu verwandeln und herunterzuladen. Doch das gefällt dem Mutterkonzern<br />

Google gar nicht. Nach dessen Ansicht werden durch das Tool nämlich illegale<br />

Kopien erstellt, weshalb der 21-jährige Informatikstudent Philip Matesanz<br />

aufgefordert wurde, seinen selbst programmierten Dienst vom Netz zu nehmen.<br />

Matesanz allerdings sieht sich im Recht, wehrt sich öffentlich und fordert die Ausübung<br />

des Rechtes auf eine Privatkopie. Inzwischen gibt es dazu auch eine Petition<br />

im Inter<strong>net</strong>, die bereits mehr als zweieinhalb Millionen Menschen unterschrieben<br />

haben: http://change.org/FreedomonYoutube<br />

Die Mutter aller Rampensäue:<br />

Luftgitarren-Star rockt mit ihrem Professor<br />

Wenn jemand seine Diplomarbeit über die Kulturgeschichte der<br />

Luftgitarre schreibt, dann darf man vermuten, dass die Autorin<br />

auch Ahnung von der Praxis hat. Und das hat Aline Westphal<br />

(27) aus Großburgwedel in der Tat, schließlich gewann sie als<br />

„The Devil’s Niece“ 2011 mit ihrer extatischen Performance die<br />

Weltmeisterschaft. Ihr Talent und die Begeisterung fürs Imitieren<br />

hat sie vor drei Jahren als Studentin der Szenischen Künste<br />

in einem Seminar namens „Medienästhetische Überlegungen zur Luftgitarre“ an<br />

der Uni Hildesheim entdeckt – ein Seminartitel, der übrigens sofort auf unsere redaktionsinterne<br />

Top-10-Liste wandert. In diesem Jahr konnte Westphal ihren Titel<br />

zwar nicht verteidigen, dafür tourt sie mit ihrem Professor und einigen Ex-Kommilitonen<br />

mit der selbst inszenierten Luftrockoper „Four vs. Hellfi re: Out Of The<br />

Dungeon“ durch die Lande. Aktuelle Termine: facebook.com/fourvshellfire<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 19<br />

Musik und nach der Politik gefragt, weil mir beides sehr am<br />

Herzen liegt. Aber auch Sauberkeit ist natürlich ein wichtiges<br />

Thema. Wenn man kein reines Zweckbündnis will, bei dem<br />

man die Kühlschrankfächer aufteilt und Badezimmerzeiten<br />

festlegt, sollte man von Anfang an offen über seine Bedürfnisse<br />

sprechen. Klarheit ist immer gut, denn unklar ist das Leben<br />

von allein. Wer also gemeinsam Zeit verbringen oder nackig<br />

durch die Wohnung laufen will, sollte das auch so sagen. Wir<br />

haben im Gesicht eine unwillkürliche Motorik, die wir nicht<br />

steuern können. Die Reaktion des potenziellen Kandidaten<br />

wird dann schon viel verraten. – Sie haben eine Frage? Dann<br />

schreiben Sie an redaktion@hochschulanzeiger.de<br />

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Komm,<br />

wir müssen<br />

Monster killen<br />

Malachai nicolle ist der erfinder des vielleicht spannendsten inter<strong>net</strong>-comics der letzten Jahre.<br />

die story ist blutig, ihr held ein axtschwingender Polizist. und Malachai? erst acht Jahre alt.<br />

V O N D a N i e l H a a s<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R<br />

F o t o S : Z e r o D e a n , i l l U S t r a t i o n : e t h a n n i C o l l e<br />

20


Es hätte ein friedliches Fest werden können.<br />

Wenn die Axt nicht gewesen wäre. Die Nicolles sind<br />

eine <strong>net</strong>te amerikanische Patchworkfamilie aus Washington.<br />

An Weihnachten kommen immer alle zusammen:<br />

der Vater, ein ehemaliger Schreiner und jetzt<br />

in Rente, seine zweite Frau Diane, eine Grundschullehrerin,<br />

die drei Söhne aus erster Ehe, die beiden<br />

Töchter aus der zweiten. Und Malachai (sprich: Mala-kei).<br />

Mit fünf ist er der Nachzügler der Truppe; der,<br />

mit dem keiner mehr gerech<strong>net</strong> hatte und der nun mit<br />

seiner vorlauten Art alle auf Trab hält. Unterm Christbaum<br />

entdeckt der Junge ein Feuerwehrmann-Set mit<br />

allem Drum und Dran: ein kleiner Plastikhelm, Handschuhe,<br />

ein Löschschlauch. Und die Axt. Die meisten<br />

Kinder hätten nun Feuerwehr gespielt, ein bisschen<br />

Tatütata und vielleicht mit dem Schlauch das Sofa bespritzt.<br />

Weil in Malachai eine Künstlerseele schlummert<br />

– Damon Lindelof, der Schöpfer der Fernsehserie<br />

„Lost“ und Drehbuchautor des Blockbusters „Prometheus“,<br />

wird später über den Jungen sagen, er sei<br />

ein Genie –, ist die Axt nicht irgendein Utensil für Feuerwehrleute.<br />

Sondern das ultimative Instrument zur<br />

Verbrechensbekämpfung.<br />

„Komm, wir spielen Axe Cop!“, sagt Malachai<br />

zu Ethan. Ethan, 29, ist der Lieblingsbruder des Jungen,<br />

denn er ist Comic-Zeichner.<br />

Er erfindet Geschichten, zum<br />

Beispiel die von Chumble Spuzz,<br />

zwei Chaoten, die auf der Kirmes<br />

ein Schwein gewinnen, das vom<br />

Teufel besessen ist. Der junge<br />

Mann ist außerdem ein erfahrener<br />

Partner, wenn es darum geht,<br />

sich gemeinsam Fantasiewelten<br />

zu erschaffen. Deshalb sagt<br />

Ethan sofort das Richtige: „Axe<br />

Cop, okay. Und wer bin ich?“ Malachai zieht eine Melodica<br />

aus einer Spielzeugkiste und drückt sie dem<br />

Bruder in die Hand.<br />

„Was soll das sein?“<br />

„Eine Flöte“, sagt Malachai.<br />

„Also bin ich Flute Cop.“<br />

„Genau.“<br />

„Und was machen wir jetzt?“<br />

„Na, wir gehen an die Arbeit. Wir haben Monster<br />

zu killen.“<br />

Das war vor drei Jahren. Seitdem ist in den Geschichten<br />

des Axtpolizisten und seiner Helfer – Flöten-Cop,<br />

Baby Man und Sockarang, ein Socken<br />

schleudernder Catcher – jede Menge Monsterblut geflossen.<br />

Jedenfalls im Inter<strong>net</strong> und auf dem Papier. Die<br />

Abenteuer, die sich Malachai ausdenkt und die von<br />

Ethan gezeich<strong>net</strong> werden, haben sich zu einem der erfolgreichsten<br />

Independent-Comics der letzten Jahre<br />

entwickelt, sind sowohl Web-Phänomen als auch Verkaufsschlager<br />

für den Dark-Horse-Verlag, der die Geschichten<br />

als Paperback veröffentlicht.<br />

Spätestens, als der britische Schauspieler Simon<br />

Pegg, Star aus „Mission: Impossible III“, seine hun-<br />

www.jailers.de<br />

derttausend Twitter-Anhänger mit „Read ‚Axe<br />

Cop‘!“-Aufrufen überraschte, gab es kein Halten<br />

mehr. 30.000 Facebook-Anfragen quasi über Nacht,<br />

ebenso viele Follower bei Twitter und eine Website,<br />

die den Ansturm erst einmal nicht verkraften konnte.<br />

Nach drei Folgen brach kurzzeitig der Server zusammen.<br />

Wenn man Ethan Nicolle darauf anspricht, dann<br />

nuschelt er ins Telefon, als mache ihn das alles verlegen.<br />

Man sieht ihn förmlich vor sich, wie er am Zeichentisch<br />

sitzt, ein pummeliger Nerd, der Vollbart<br />

trägt und mit Bandnamen bedruckte T-Shirts.<br />

Nein, das Ganze sei überhaupt nicht geplant gewesen,<br />

sagt er mit breitem Westküstenakzent. Er habe<br />

die ersten Storys aus Spaß für die Familie gezeich<strong>net</strong><br />

und dann auf Facebook gepostet. Aber dann setzte das<br />

ein, worauf alle, die im Netz auf eigene Rechnung<br />

Kunst veröffentlichen, hoffen: der virale Effekt. Einer<br />

sendet einen Link weiter an den nächsten und immer<br />

so fort, und schließlich lesen 30.000 am Tag Geschichten<br />

über einen Polizisten, der kosmische Superschurken<br />

jagt, Mädchen doof findet und am Tag nur zwei<br />

Minuten schläft. „Die meisten Polizisten arbeiten entweder<br />

nachts oder tagsüber“, heißt es in einer Geschichte.<br />

„Ich bin ein glücklicher Cop. Ich arbeite rund<br />

um die Uhr.“ Für Ethan ist „Axe Cop“ mehr als ein<br />

Achtungserfolg: Es ist die Chance, in einem sehr harten<br />

Geschäft den Lebensunterhalt<br />

zu sichern. Er hat nicht studiert,<br />

„war auch nicht nötig“, sagt er<br />

fast patzig, „in der Szene gibt es<br />

viele, die an Kunstschulen ausgebildet<br />

werden und trotzdem<br />

scheitern.“<br />

Die, die es nach oben schaffen,<br />

das sind die Zeichner von DC<br />

und Marvel, den beiden großen<br />

Comic-Konzernen. Sie erhalten<br />

stattliche Honorare, müssen aber ihre Rechte vollständig<br />

an den Auftraggeber abtreten. Dabei geht es um<br />

horrende Summen: Die Branche boomt, der digitale<br />

Markt ist regelrecht explodiert. Die Umsätze von ComiXology,<br />

der größten Plattform für Online-Comics,<br />

liegen im ersten Quartal 2012 um 450 Prozent höher<br />

als im letzten Jahr – zwischen Januar und April haben<br />

Abonnenten mehr als 15 Millionen Comics heruntergeladen.<br />

Zur selben Zeit gingen in Amerika rund 24<br />

Millionen Comic-Bücher über den Ladentisch.<br />

Weil Ethan die Rechte nicht an einen Verlag verkauft,<br />

kann sich „Axe Cop“ in eine Goldgrube verwandeln.<br />

Das heißt aber auch: mehr Arbeit, vor allem<br />

für Malachai. Um mittlerweile drei Comic-Bände zu<br />

füllen und eine gefräßige Web-Gemeinde mit immer<br />

neuen Episoden zu versorgen, reichen Telefonate<br />

nicht mehr aus. Ethan, der in Los Angeles lebt, macht<br />

nun regelmäßig mehrwöchige Besuche bei seinem<br />

kleinen Bruder, und im September wird Malachai einen<br />

Monat in Kalifornien verbringen.<br />

Dann werden sie sich wieder in Ethans geparktes<br />

Auto setzen und Verbrecherjagd spielen: Malachai auf<br />

dem Fahrersitz, sein Bruder als Kopilot, das Armatu-<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 21<br />

oben: vollkommen hacke: das brüderpaar ethan<br />

und malachai nicolles. unten: der eine redet, der<br />

andere schreibt mit – so entsteht der comic.


enbrett wird zur Schaltzentrale, der iPod zur Laserwaffe.<br />

Der Weltallschurke King Evilfatsozon, ein einäugiges<br />

Quallenmonster mit Krönchen auf dem Gurkenkopf,<br />

hat Uni-Baby, das magische Einhorn-Kind,<br />

entführt und droht damit, die Welt zu zerstören. Ethan<br />

löchert seinen kleinen Autor mit Fragen und zeich<strong>net</strong><br />

nach den Spielsitzungen alles auf. Es wird übermütig<br />

getötet, zerhackt und kleingebrutzelt in diesen Storys,<br />

aber die Gewalt ist niemals zynisch oder lüstern. Stattdessen:<br />

Cartoon-Grausamkeit, in der die Opfer fröhlich<br />

wieder auferstehen, um das nächste Gaunerstück<br />

auszuhecken. Kinder machen sehr genaue Unterschiede,<br />

was Realitätsebenen angeht; ein Comic-Finsterling<br />

stirbt anders als ein Selbstmordattentäter im Fernsehen.<br />

Als australische „Axe Cop“-Fans die erste Episode<br />

für ein Video mit realen Darstellern nachspielten,<br />

fand Malachai das schrecklich und bekam Angst.<br />

Dabei wird in seinen Geschichten scharf geschossen,<br />

alle sind buchstäblich bis an die Zähne bewaff<strong>net</strong>,<br />

und als man ihn endlich ans Telefon bekommt,<br />

legt er auch gleich los und berichtet von den<br />

neuesten Entwicklungen.<br />

„Kennst du Wexter?“, fragt er mit energischer<br />

Stimme. Ja, kennt man, der Kampfsaurier ist schließlich<br />

der beste Freund von „Axe Cop“.<br />

„Jetzt gibt es Super Wexter!“<br />

Aha.<br />

„Wenn er ausgewachsen ist, dann er hat er einen<br />

Schwanz mit Stahlkugel dran und einen Arm mit Lasergewehr.<br />

Und wenn er jemanden beißt, kriegt er dessen<br />

Kräfte. Das kann er sogar mit einem Riesen machen.<br />

Weißt du wie?“ Die Antwort wird nicht abgewartet.<br />

„Man hackt ihn in Stücke!“<br />

Vollkommen logisch. „Axe Cop“-Geschichten<br />

sind immer auch Problemlösungsmodelle.<br />

Man braucht viel Disziplin, um so viel erzählerische<br />

Energie zu bündeln. Ethan setzt auf eine bewährte<br />

Didaktik. „Ich besteche ihn“, sagt er giggelnd, als<br />

sei er selbst ein kleiner Junge, der einen anderen ausgetrickst<br />

hat. „Bevor er mein iPad für Videospiele bekommt,<br />

muss er drei Fragen zu einer begonnenen ‚Axe<br />

Cop‘-Story beantworten.“ Es werden noch viele Fragen<br />

kommen, denn „Axe Cop“ soll eine Comic-Fernsehserie<br />

werden: Fox hat die Rechte gekauft und sechs<br />

15-minütige Folgen in Auftrag gegeben. Ethan fi rmiert<br />

als „Consultant Producer“, als Berater. Er liest<br />

die Drehbücher, beantwortet Fragen zu einzelnen Figuren.<br />

Die komplexen, in zahlreiche Handlungsstränge<br />

ausufernden Geschichten in eine Form zu bringen, die<br />

auch Fernsehzuschauer auf Anhieb verstehen, ist eine<br />

Herausforderung. In New York mühen sich zurzeit ein<br />

Chefautor und drei weitere Schreiber mit dem Axtpolizisten<br />

ab, und wenn gar nichts mehr geht, wenn auch<br />

Ethan dramaturgisch nicht mehr weiter weiß, dann rufen<br />

sie Malachai an.<br />

Wie neulich, als es darum ging, wie Zombies und<br />

Dr. Doo Doo zusammenhängen. Doo-doo ist das englische<br />

Kinderwort für Aa. Der Doktor ist also ein sehr<br />

stinkiger Schurke, er besteht aus dem Inhalt einer gut<br />

gefüllten Windel. Und wie passen die Zombies ins<br />

Bild? „Ist doch einfach“, sagte Malachai. „Zombies<br />

ernähren sich von Hirn, und wenn ein Zombie das Hirn<br />

eines schlauen Menschen isst, wird er selbst schlau.<br />

Dann ist auch das Aa des Zombies schlau, und wenn<br />

dieses Zombie-Aa zum Leben erweckt wird, kann daraus<br />

ein böser Superschlauer werden wie Dr. Doo<br />

Doo.“<br />

Noch Fragen?<br />

Sobald alles fertig ist, die Musik, der Schnitt,<br />

dann wird Malachai mit seinem Vater nach New York<br />

reisen und das Projekt absegnen. „Ist ja meine Geschichte“,<br />

sagt er, kurz nachdenklich geworden, am<br />

Telefon.<br />

Und dann geht es weiter: „Also Wexter, weißt du,<br />

er hat jetzt auch einen Raketenwerfer …“<br />

Die Comic-Bände „Axe Cop“, Volume 1 bis<br />

3, sind bei Dark Horse erschienen und über<br />

Amazon erhältlich. Sie kosten zwischen 10<br />

und 13 Euro pro Band.<br />

Die aktuelle Produktion von Ethan und<br />

Malachai fi ndet man unter axecop.com<br />

Für Twitter-Nutzer:<br />

https://twitter.com/AXECOP<br />

Auf die Fernsehserie muss man noch<br />

ein wenig warten. Sie soll im April 2013<br />

bei Fox in Amerika starten.<br />

kinder, kinder, was für eine Geschichte: „axe cop“ ist ein Polizist, der es mit weltraumverbrechern aufnimmt<br />

und die schwachen schützt. dabei wird es oft brutal. ist eben nix für babys.<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 23


i N T e R V i e W : a N N a G i e l a s<br />

DIE CHEMIE DER LIEBE<br />

kaum jemand kennt sich mit der wissenschaft der liebe so aus<br />

wie der brite robin dunbar. uns hat er verraten, warum das küssen wichtig ist.<br />

und warum es kein verflixtes siebtes Jahr gibt – aber ein drittes.<br />

f o t o s : P l a i n P i c t u r e , l a i f<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 24


Professor Dunbar, welchem Zweck dient das Küssen?<br />

Beim Küssen geht es um die Speichelprobe. Sie<br />

liefert uns Rückschlüsse auf die Gesundheit und so<br />

auch auf die Qualität der Gene eines potenziellen<br />

Partners. Zum Beispiel können starker Mundgeruch<br />

oder saurer Speichel auf Krankheit hinweisen. In der<br />

Beziehung dient das Küssen einem anderen Zweck.<br />

Hier erfüllt es soziale Funktionen wie etwa eine Festigung<br />

der Partnerschaft und die Synchronisierung<br />

des Sexualverhaltens. Weil durch das Küssen beide<br />

Lust auf Sex bekommen.<br />

Und welchen biologischen Zweck erfüllt die liebe?<br />

Nun, die menschliche Fortpflanzung ist ein aufwendiger<br />

Prozess. Sie erfordert Zeit, Ressourcen, Einsatz.<br />

Also braucht es einen Mechanismus, der uns<br />

involviert und engagiert hält.<br />

Wieso aber die emotionalen Unterschiede zwischen<br />

Verliebtheit und der großen liebe?<br />

Sie weisen uns den Weg, in welche Beziehung wir<br />

wie viel Energie und Aufwand investieren sollen.<br />

Der Glaube an die große Liebe scheint notwendig<br />

dafür, eine stabile, langfristige Partnerschaft aufzubauen.<br />

Das intensive Gefühl macht mutig, animiert<br />

beide oder zumindest einen der beiden Involvierten,<br />

sich für die Zweisamkeit einzusetzen.<br />

ist der Mensch von Natur aus monogam?<br />

Der Mensch besitzt sicherlich die Neigung zur monogamen<br />

Partnerschaft. Er konzentriert sich auf einen<br />

einzigen Partner. Aber – das große Aber – diese<br />

Monogamie kann temporär sein und hält, anders als<br />

im Tierreich, generell nicht ein Leben lang.<br />

Was heißt temporär? Vielen gilt das siebte Jahr als<br />

der kritische Zeitpunkt in einer Beziehung.<br />

Die Bewährungsprobe kommt schon viel früher. Unseren<br />

Beobachtungen zufolge steht die Beziehung<br />

nach drei Jahren auf der Härteprobe. Wird sie gemeinsam<br />

durchgestanden, scheint die Bindung anschließend<br />

zehn Jahre und länger halten zu können.<br />

Halten ist eine sache – aber wieso schwindet dabei<br />

die leidenschaft?<br />

Das ist eine gute Frage. Ehrlich: Wir wissen es derzeit<br />

nicht.<br />

Neigen studierende eigentlich eher zum Fremdgehen<br />

als ihre altersgenossen?<br />

Unsere Beobachtungen liefern keine Hinweise darauf,<br />

dass Studierende auffällig promiskuitiv sind.<br />

Wobei das Campus-Leben das Paarungsspiel sicherlich<br />

einfacher macht. Nicht zuletzt, weil man außerhalb<br />

der Sichtweite von allen möglichen Kontrollinstanzen<br />

ist. Auch von denjenigen, die man seit der<br />

Kindheit gewohnt war.<br />

suchen studierende ihre Partner anders aus als<br />

Professoren?<br />

Soweit wir das beurteilen können: nein. Wir ticken da<br />

grundsätzlich gleich.<br />

sie sind der erfinder der sogenannten Dunbar’s<br />

Number, der zufolge wir nur mit einer begrenzten<br />

Zahl Menschen befreundet sein können – weil die<br />

Kapazität unseres Gehirnes begrenzt ist. Die Zahl<br />

liegt bei rund 150. Trotzdem haben wir alle viel<br />

mehr Facebook-Freunde, was die auswahl an potenziellen<br />

Partnern vergrößern müsste …<br />

Facebook ändert nichts an der Zahl unserer Freundschaften,<br />

das hat das Unternehmen anhand eigener<br />

Daten bestätigt. Was sich verändert hat: Heute schaffen<br />

wir es, Freundschaften über lange Zeit und trotz<br />

widriger Umstände am Leben zu halten.<br />

Was entscheidet, ob wir uns in eine Person verlieben,<br />

wenn wir ihr das erste Mal begegnen?<br />

Oh meine Güte, das ist sehr kompliziert. Natürlich<br />

spielen für den Mann bei der Wahl der Partnerin<br />

die äußere Erscheinung und das Alter der Frau eine<br />

Rolle. Auch für Frauen zählt das Aussehen bei der<br />

ersten Begegnung. An Aussehen und Bewegungen<br />

lesen sowohl Frauen als auch Männer die Gesundheit<br />

und potenziell auch die ge<strong>net</strong>ische Beschaffenheit<br />

ihres Gegenübers ab. Frauen achten bei der<br />

ersten Begegnung auch auf Hinweise darauf, wie<br />

verlässlich und loyal der Mann als Partner wäre.<br />

Das lesen sie zum Beispiel daran ab, wie aufmerksam<br />

die Männer ihnen gegenüber sind und wie viel Mühe<br />

sie sich geben.<br />

Das klingt geradezu furchtbar stereotyp.<br />

Darauf deutet nun einmal die Biologie hin.<br />

aber die idealvorstellungen von einem Partner variieren<br />

durchaus …<br />

Sie variieren, natürlich. Aber diese Idealvorstellungen<br />

werden niemals erreicht, sodass wir Kompromisse<br />

eingehen und das geringste Übel wählen – uns<br />

für den besten Partner entscheiden, der uns in einem<br />

konkreten Lebensabschnitt zur Auswahl steht.<br />

Das, Professor Dunbar, war ein desillusionierendes<br />

interview.<br />

Sollte es nicht sein. Unter den Gefühlen von Liebe<br />

und Magie brodeln nämlich einzigartig ausgeklügelte<br />

biochemische Ebbe und Flut. Wir sprechen lapidar<br />

von „Die Chemie muss stimmen“ – und ahnen nicht<br />

annähernd, wie recht wir damit haben.<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 25<br />

Robin Dunbar, 65, ist An thropologe und Psychologe.<br />

Der Engländer forscht an der Universität Oxford zur<br />

evolutionären Psychologie. Im April erschien sein<br />

neues Buch „The Science of Love and Betrayal“<br />

(Faber and Faber, 16,99 Euro).


DANN heult<br />

DOCh!<br />

die gemeinste dozentin aller<br />

zeiten kehrt mit der aktuellen<br />

staffel von „Glee“ jetzt zurück<br />

ins fernsehen: volleyball-coach<br />

sue sylvester geht immer<br />

dahin, wo es richtig wehtut.<br />

wie wird man so böse?<br />

V o n D a n i e l h a a S<br />

f o t o s : f o x<br />

Die Mädchen sitzen gespannt auf ihren Stühlen.<br />

Ihre rot-weißen Kleidchen leuchten, aber ihr Blick ist<br />

düster, der Lipgloss abgenagt, die Pferdeschwänze zittern<br />

vor Nervosität. Vor ihnen steht eine Frau im Trainingsanzug.<br />

Sie sagt: „Riecht an euren Achselhöhlen.<br />

Das ist der Gestank des Scheiterns. Und er verpestet<br />

mein Büro!“<br />

Auftritt Sue Sylvester, die vielleicht gemeinste<br />

Dozentin aller Zeiten. Die Lehrerin, vor der wir uns<br />

immer gefürchtet haben und von der wir uns doch<br />

nichts sehnlicher wünschten, als dass sie uns mag. Von<br />

einem Golden Retriever geliebt werden kann jeder,<br />

aber das Wohlwollen eines Diktators? Das ist wertvoll.<br />

Sylvester ist eine – vielleicht DIE – Figur der<br />

Fernsehserie „Glee“. Sie leitet das Cheerleading-<br />

Team an der fiktiven McKinley Highschool. Und Jane<br />

Lynch, 52, spielt sie als General, der eine Truppe kommandiert:<br />

gnadenlos, ohne Widerrede. Der Trainingsanzug<br />

ist ihre Uniform, und ihr Befehlston hat Zuschauer<br />

weltweit süchtig gemacht. „Ich mag es nicht,<br />

wenn Kids gefühlig werden“, erklärt sie einem Kollegen.<br />

„Es sei denn, es geschieht aus totaler physischer<br />

Erschöpfung.“<br />

Wie schafft man es, einen derart üblen Charakter<br />

darzustellen, eine Frau, deren einziges Ziel es ist, die<br />

Hoffnungen von Schülern zu zerstören und der dafür<br />

jedes Mittel recht ist: Intrigen, Einschüchterungen,<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 26<br />

bringt studierende zum<br />

heulen und zuschauer<br />

zum lachen: Jane lynch, 52,<br />

alias sue sylvester.


Gewalt? Und wie erreicht man es, dass diese Figur dann auch noch<br />

komisch ist, auf so abgründige Weise, dass viele die Reihe „Glee“<br />

über einen Schulchor und seine schräge Belegschaft nur ihretwegen<br />

anschauen? Das sind pro Folge allein in Amerika durchschnittlich elf<br />

Millionen Zuschauer. Die Serie gehört damit zu den erfolgreichsten<br />

Sendungen aller Zeiten. Seit dem Start 2009 wurde sie mit Preisen<br />

überhäuft, sechsmal hat sie bislang den Emmy, den Fernseh-Oscar,<br />

erhalten. Die in der Serie aufgeführten Lieder – Coversongs aus allen<br />

Sparten, von Musical über Rock bis Soul und Hip-Hop – verkauften<br />

sich als Single-Auskoppelung bereits 13 Millionen Mal, die fünf<br />

Soundtrack-Alben bringen es auf noch mal fünf Millionen. Höhepunkt<br />

des bisherigen Siegeszuges: ein Auftritt beim Osterfest des<br />

Weißen Hauses. Wie also wird man eine Kultfigur, deren Marotten<br />

mittlerweile den gesellschaftlichen Mainstream prägen? Will man<br />

jemanden mit knapper Geste kränken, spreizt man einfach wie Sue<br />

Sylvester Daumen und Zeigefinger zu einem L und hält es vor die<br />

Stirn. L steht für Loser.<br />

Auf so geniale Weise fies zu sein, dazu gehört Mut. „Ich zapfe<br />

einen bestimmten Teil von mir selbst an, ohne Zensur“, erklärt Lynch<br />

in ihrer Autobiografie. Vor allem die Mitglieder des Glee-Clubs, des<br />

Musical-Ensembles der Schule, hat Sylvester im Visier: den hornbrillentragenden<br />

Rollstuhlfahrer Arty, das egozentrische Stimmwunderkind<br />

Rachel, den hübschen, aber unsicheren Footballspieler<br />

Finn. Und, als liebsten Feind, den Chorleiter: „Mach dich bereit für<br />

die Achterbahnfahrt deines Lebens, Will Schuester! Du bist dabei,<br />

den Sue-Sylvester-Express zu besteigen. Zielort: Vernichtung!“ Die<br />

anderen in Angst und Schrecken zu versetzen, das können am besten<br />

diejenigen, die selbst viel mit sich zu kämpfen hatten. „Ich kam mit<br />

einer Extraportion Furcht auf die Welt“, sagt Lynch. Dass sie diese<br />

Bürde in ein Potenzial verwandeln<br />

konnte und nicht daran zugrunde<br />

ging, ist nicht selbstverständlich.<br />

Der Lebensweg der Darstellerin ist<br />

holperig, geprägt von Eskapaden,<br />

Scheitern und Sucht.<br />

Als Kind habe sie alles versucht,<br />

um andere zum Lachen zu<br />

bringen, aber es habe da diese „tief<br />

eingepackte Dunkelheit“ gegeben.<br />

Die dunkle Seite, das ist, wie sich<br />

später zeigen wird, ein enormer<br />

Selbsthass, der mutmaßlich zwei<br />

Gründe hat: Die bereits mit 18 Jahren<br />

1,80 Meter große Frau will<br />

„Du bist dabei,<br />

den Sue-Sylvester-<br />

Express<br />

zu besteigen.<br />

Zielort:<br />

Vernichtung!“<br />

Schauspielerin werden, aber niemand braucht eine hünenhafte Blondine<br />

mit dem Gesicht eines gut aussehenden Wikingers. Als sie der<br />

Mutter von ihrem Berufswunsch erzählt, sagt die nur: „Lern lieber<br />

Schreibmaschine.“ Und sie ist lesbisch, was sie sich aber nicht eingestehen<br />

will. Das geht so bis in die Collegezeit in den Siebzigerjahren;<br />

Lynch beginnt zu trinken und erniedrigt eifrig ihre Mitstudierenden,<br />

allen voran einen Zimmergenossen, der in sie verliebt ist. „Wenigstens<br />

ist gute Comedy daraus geworden“, wird sie später sagen, denn<br />

die gehässige junge Frau von damals sei die jüngere Version von Sue<br />

Sylvester gewesen.<br />

In der Rolle der Highschool-Nemesis piesackt die heute offen<br />

lesbisch lebende Lynch in jeder zweiten Folge homosexuelle Schüler<br />

– einer der vielen inkorrekten Späße, die sich die Serie erlaubt und die<br />

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gerade von der weltweiten schwulen Fangemeinde<br />

besonders geschätzt werden. „Okay,<br />

du magst Broadway-Songs“, fertigt sie einen<br />

Jungen ab. „Das bedeutet aber nicht, dass du<br />

schwul bist. Es heißt nur, du bist dämlich.“ Als<br />

sie sich 1992 gegenüber den Eltern outet, sagt<br />

die Mutter: „Was ein Glück! Wir dachten<br />

schon, du hättest was Ernstes.“ Ihr Vater, eigentlich<br />

überzeugter Republikaner, wählt<br />

überraschend die Demokraten: „Weil Bill<br />

Clinton was für euch Homos tut.“ Da ist Lynch<br />

bereits 32, aber noch weit davon entfernt, ein<br />

globaler Serienstar zu sein. Es sind die Jahre, in<br />

denen ihr Agent gegenüber potenziellen Auftraggebern<br />

scherzt: „Für 1,50 Dollar und ein<br />

gutes Steak macht sie alles.“ Es ist die Zeit, in<br />

der sie bei einem Homeshopping-Kanal Thermoskannen<br />

losschlägt, und da sie mit ihrer<br />

kantigen Erscheinung eigentlich eine Fehlbesetzung<br />

ist, muss sie genau jene dummen der teufel trägt adidas: sue sylvester und ihr<br />

Blondchen in Marketing-Sprech trainieren, widerpart, der Glee-club-chef will schuester.<br />

die sie später ersetzen sollen. Rückblickend,<br />

sagt sie, sei das die beste Improvisationsausbildung gewesen, die man<br />

sich wünschen konnte. Anti-Läuse-Halskrausen verkauft man nicht<br />

mit seriösen Kommentaren, sondern mit Scharfsinn und Humor.<br />

Ihr Witz wird weiter ausgebildet bei der Comedy-Truppe The Second<br />

City aus Chicago. Anfang der Neunziger wird sie festes Ensemblemitglied<br />

und tourt als Sketch-Darstellerin durch die Staaten. Zur selben<br />

Zeit arbeiten für The Second City bereits die Komiker, die rund<br />

zehn Jahre später definieren werden, wie moderner Humor auszusehen<br />

hat: der Schauspieler Steve Carell, der mit der Büroserie „The Office“<br />

einen trotteligen Sadisten zum Superstar macht. Der Stand-up-Komiker<br />

Stephen Colbert, dessen politische Talkshow mehr gesehen wird<br />

als die Nachrichten. Die Autorin Tina Fey, deren schrill-selbstreflexive<br />

Sitcom „30 Rock“ über ein Team von Sitcom-Kreativen zum Fetisch<br />

der amerikanischen Intelligenz wurde (und nicht nur der). Mit Carell<br />

dreht Lynch 2005 einen Film, der als ihr offizieller Durchbruch gilt:<br />

„The Forty Year Old Virgin“. Carell spielt einen rührend-spießigen<br />

Elektrofachhändler, Lynch seine Chefin. Legendär ist das guatemaltekische<br />

Liebeslied, das sie dem verklemmten Angestellten vorsingt, um<br />

ihn zu verführen. Eine groteske Nummer, in der das größte Talent dieser<br />

Comedienne ein paar Minuten lang vollständig zum Ausdruck<br />

kommt: gleichzeitig peinlich und autoritär zu sein.<br />

Dieser dominante Zug wird ihr Markenzeichen. Lynch spielt<br />

Ärztinnen (in „The Fugitive“ mit Harrison Ford), Anwältinnen (als<br />

Gast in der Serie „The L Word“) und immer wieder Psychologinnen.<br />

Besonders gelungen sind ihre Auftritte als Dr. Linda Freeman in der<br />

Sitcom „Two and a Half Men“ an der Seite von Charlie Sheen. „200<br />

Dollar pro Stunde!“, entrüstet sich ihr Klient. „Eine Prostituierte kostet<br />

weniger!“ Freeman: „Ja, aber die muss auch nicht zuhören.“<br />

Lynch war selbst in Therapie; sie ist eine trockene Trinkerin und<br />

besuchte die Treffen der Anonymen Alkoholiker. Dort habe sie zwei<br />

Dinge gelernt, schreibt sie in ihrem Buch: dass mit einer seelischen<br />

Krankheit klarzukommen etwas Heldenhaftes ist und dass dieses Heldentum<br />

sehr witzig sein kann. Das klingt dann zum Beispiel so: „An<br />

meinem Dreißigsten, ich war erst ein paar Wochen nüchtern, schaute<br />

ich aus dem Fenster. Da stolperte ein Krüppel vorbei, eine furchtbar<br />

armselige, vom Schicksal gezeich<strong>net</strong>e Gestalt, und erbrach sich. Und<br />

ich dachte: Mann, was soll der Mist! Heute ist mein Geburtstag!“ Kann<br />

man selbstbezogener sein – und komischer? Womit man wieder bei<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 28<br />

Sue Sylvester wäre. Wenn sie durch die<br />

Schulgänge streift wie ein Raubtier, bereit,<br />

den nächsten Schüler anzufauchen; wenn<br />

sie ihre Cheerleader in endlosen Exerzitien<br />

quält und blafft: „Ihr glaubt, das sei<br />

hart? Ich sondere gerade einen Gallenstein<br />

ab, das ist hart!“, dann ist das die hohe<br />

Kunst der Gemeinheit, wie sie nur die besten<br />

Komiker zuwege bringen.<br />

Wäre Sylvester, die auf Leistung<br />

und Drill abonnierte Highschool-Medusa,<br />

nicht so deutlich satirisch, sie könnte<br />

eine Figur sein, die sich die Republikaner<br />

ausgedacht haben, um Obamas neue Bildungspolitik<br />

zu diffamieren. Der Präsident<br />

hat Bushs „No Child Left Behind“-<br />

Strategie – kein Kind bleibt zurück, alle<br />

müssen in einer bestimmten Zeit Grundkenntnisse<br />

in Mathematik und Lesen erlangen<br />

–, durch die „Race to the Top“-<br />

Kampagne ersetzt. Mit dem „Rennen an<br />

die Spitze“ will Obama die öffentlichen<br />

Schulen fördern. Konkret heißt das: Wenn die Schüler der dritten bis<br />

achten Klassen bei den jährlich stattfindenden Standardtests versagen,<br />

werden die betreffenden Lehrer gefeuert. In Washington kam es<br />

deshalb zu Massenentlassungen; rund fünf Prozent der staatlichen<br />

Erzieher verschwanden aus den Klassenzimmern. Sue Sylvester ist<br />

eine Pädagogin genau nach dem Zuschnitt einer solchen Leistungsidee,<br />

und in der dritten, aktuell laufenden Staffel von „Glee“ dreht sie<br />

die Schraube des sozialen Darwinismus noch ein schönes, irres Stück<br />

weiter. Weil kreative Projekte Geld kosten, hat Sylvester ein neues<br />

Motto: „Arts are like Crack!“ „Die Arbeitslosigkeit geht durch die<br />

Decke, der Dollar ist schwach, in solchen Zeiten riecht Kunst noch<br />

mehr nach Elitismus und Eitelkeit“, sagt Sylvester. „Wir Amerikaner<br />

werden das nicht hinnehmen.“ Stellvertretend für die Künste muss<br />

natürlich der Glee-Club herhalten, und auch dieses Mal können sich<br />

die liebenswürdigen Nerds auf das Schlimmste gefasst machen: „Ich<br />

habe wasserfeste Kissen auf eure Sitze verteilt“, schnarrt Sylvester in<br />

die Runde verängstigter Schüler. „Lasst euren Gefühlen in Erwartung<br />

des Kommenden schon mal freien Lauf.“ Das tun wir und lachen,<br />

bis es schmerzt. Oder war es anders herum?<br />

Die dritte Staffel „Glee“ läuft zurzeit immer montags<br />

um 20.15 Uhr bei SUPER RTL. Man kann die Folgen zudem<br />

bei iTunes kaufen, auch in der Originalfassung, was<br />

sich bei Sue Sylvester wirklich lohnt. Die ersten beiden<br />

Staffeln gibt es auf DVD zum Preis von je 25 Euro (zum<br />

Beispiel bei Amazon). Passend zu den laufenden Folgen,<br />

in denen einige Schüler ihren Abschluss machen, gibt<br />

es das „Graduation Album“ auf CD mit neuen Cover-<br />

Versionen, darunter „Forever Young“ (Alphaville), „Good<br />

Riddance“ (Green Day) und „You Get What You Give“<br />

(New Radicals).<br />

Die Liebeslied-Szene aus „The Forty Year Old<br />

Virgin“ findet man auf Youtube: www.youtube.com/<br />

watch?v=vV_drM1jW58


„ T E S TA M E N T I M H A N D S C H U H FA C H “<br />

„Testament liegt im Handschuhfach“ – lautete so etwa die Begrüßung<br />

einer ihrer Fahrer?<br />

Nicht direkt, das war ein Aufkleberspruch auf dem Kofferraum einer<br />

älteren Dame, die häufi g Leute mitnahm. Ihr Enkel hatte ihn ihr geschenkt,<br />

weil ihm der sportliche Fahrstil seiner Oma imponierte. Aber<br />

ihre Fahrten verliefen stets problemlos – so wie die meisten anderen<br />

auch. Angst vor Rasern oder Unfällen schüren hauptsächlich Leute,<br />

die selbst noch nie per Mitfahrzentrale verreist sind.<br />

Nennen sie mal drei Gründe, bei völlig fremden Menschen ins auto<br />

zu steigen.<br />

1. Es ist die billigste und dank der Inter<strong>net</strong>-Mitfahrbörsen auch die<br />

unkom plizierteste Form, von A nach B zu kommen.<br />

2. Man lernt Leute kennen, die man anderswo nie getroffen hätte.<br />

3. Ein geteiltes Auto schont Umwelt und Klima, jedenfalls im Vergleich<br />

dazu, wenn jeder allein lostuckeln würde.<br />

Kann man per MFZ Freunde fürs leben oder gar die große liebe<br />

treffen?<br />

Wer sich mehr oder weniger eng zusammen in ein Auto quetscht,<br />

bildet eine Schicksalsgemeinschaft, und die verbindet genauso wie<br />

etwa gemeinsam im Aufzug stecken zu bleiben – aber nicht unbedingt<br />

länger als bis zur Ankunft. Ich bin zum Beispiel regelmäßig montagmorgens<br />

mit einem Lkw-Fahrer von Straßburg, wo meine Freundin<br />

wohnte, nach München gefahren. Es hat zwar länger gedauert als mit<br />

einem Pkw, aber wir haben uns immer super unterhalten über Politik,<br />

was ich damals studiert habe. Als seine Route geändert wurde,<br />

verloren wir den Kontakt. Ganz anders eine Freundin: Sie erwartet<br />

gerade das zweite Kind von ihrem „Mitfahrer“! Die beiden fuhren<br />

gemeinsam von München nach Hannover, unterwegs hat es gefunkt.<br />

Er putzte ihr beim Tanken ganz gentlemanlike die Scheiben, lud sie<br />

auf der Raststätte auf eine Brezel ein, schlug ihr danach vor, Kaffee<br />

trinken zu gehen und so weiter … Kurz darauf hat sie für ihn ihren<br />

damaligen Freund verlassen – ausgerech<strong>net</strong> der hatte sie dummerweise<br />

auf die Idee gebracht, jemanden auf der Fahrt mitzunehmen.<br />

Man kann aber sicher auch Pech haben mit seiner Reisegruppe?!<br />

Klar! Jedes Treffen ist eine Überraschung, auch wenn die Fahrer online<br />

registriert sind und bewertet werden können. Eine Bekannte, die von<br />

Berlin nach Köln fuhr, musste am Treffpunkt feststellen, dass die zwei<br />

<strong>net</strong>ten Jungs vom Telefon tatsächlich zwei hartgesottene Punks waren.<br />

Sie zogen ein Hundebaby hinter sich her, fl etzten sich wie im Taxi auf<br />

ihre Rückbank, zischten ein Bier nach dem anderen weg und erwähnten<br />

irgendwann, ihr Welpe sei übrigens nicht stubenrein. Die Arme war<br />

total überfordert mit der Situation. Als sie nach zahlreichen Pinkel-<br />

Stopps für Punker und Hund schließlich ankam, zogen die beiden ab,<br />

ohne zu zahlen. Dafür hat sie seither immer was Lustiges zu erzählen.<br />

Gibt es eine art „Knigge für Mitfahrer“?<br />

Wichtig fi nde ich, pünktlich am Treffpunkt zu sein und vor der Abfahrt<br />

aufs Klo zu gehen. Unhöfl ich ist: rumkrümeln, schnarchen, dauertelefonieren.<br />

Wer sich nicht unterhalten mag, sollte sich nach hinten<br />

setzen – aber bitte nicht beim Einstieg wie die Kinder<br />

um die Plätze kloppen. Wenn das Gespräch<br />

nicht in Gang kommt, ist es völlig okay, auch vorn<br />

sein Buch aufzuklappen und zu lesen.<br />

Testament liegt im Handschuhfach –<br />

Unterwegs mit der Mitfahrzentrale<br />

bei Piper für 8,99 euro.<br />

rasende omas, charmante Verehrer, pinkelnde punker:<br />

Der münchner Journalist MaURiTiUs MUcH, 34, reist seit<br />

Jahren als mitfahrer durch Deutschland. Seine besten<br />

Geschichten von unterwegs sind jetzt als buch erschienen.<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 29<br />

i n t e r V i e W : k a t J a t r i p p e l , F o t o : G e t t y i m a G e S<br />

ES IST EIN HARTER WEG<br />

BIS AN DIE SPITZE.<br />

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Supersatz<br />

WIE HABEN SIE DAS GEMACHT?<br />

b w l - s t u d i u M<br />

b e r l i n<br />

A R R I E R E<br />

„Mein Leben besteht,<br />

wenn man es zusammenfasst,<br />

aus einem<br />

einzigen großen,<br />

fetten Telefonanruf.“<br />

D o n a l D t r U m p , 6 6 ,<br />

i m m o b i l i e n - t y C o o n<br />

a u s l a n d s P r a k t i k u M<br />

h Y a t t - h o t e l P a r i s<br />

t r a i n e e - P r o G r a M M<br />

h a n n o v e r<br />

Rubina Rewari, 29, wollte schon immer im Tourismus arbeiten,<br />

jetzt hat sie einen Marketing-Job bei TUI. Und so hat es geklappt …<br />

Als ich mit meinem Studium angefangen habe, wusste ich noch nicht, wohin<br />

ich später einmal möchte. Also habe ich ganz bodenständig BWL in Berlin<br />

studiert und nebenher Verschiedenes ausprobiert, Automobilindustrie<br />

und Einzelhandel zum Beispiel. Aber irgendwie bin ich immer wieder im<br />

Tourismus gelandet. Das war wie ein roter Faden in meinem Leben, schon<br />

meine Nebenjobs waren im Hotel und im Reisebüro. Für ein Auslandspraktikum<br />

bin ich dann nach Paris gegangen und habe dort im Hyatt gearbeitet.<br />

Ich treffe gern Menschen aus verschiedenen Ländern und bin schon als<br />

Kind viel gereist, da kann man sich natürlich leicht mit den Kunden<br />

identifizieren.<br />

Also habe ich mich nach Studienende auf eine einjährige Trainee-<br />

Stelle im Vertrieb von TUI beworben. Am Tag des Assessment-Centers war<br />

ich extrem aufgeregt. Wenn man bei TUI reinkommt, steht man in einer Halle,<br />

die von Tageslicht durchflutet ist, das hatte für mich gleich so eine weltof-<br />

P r o t o k o l l : f r a n z i s k a b u l b a n<br />

HEADHuNTER-TAlk<br />

Dr. Christine Stimpel, 51, ist Managing Partner bei Heidrick &<br />

Struggles und Vorstand der Personalberater-Organisation AESC.<br />

Für sie ist das große Thema der kommenden Jahre: Diversity.<br />

Seit etwa drei Jahren merken wir Personalberater ganz deutlich, dass die Frauenquotendebatte<br />

in den Führungsebenen angekommen ist. Manche Firmen aus den USA legen sogar in den Verträgen<br />

mit uns fest, dass eine Frau in der Endrunde dabei sein muss. In vielen Bereichen gibt es<br />

hervorragende weibliche Talente, und die finden wir auch. Allerdings muss die Bereitschaft<br />

von Unternehmen größer werden, vom klassischen Wunschlebenslauf der Kandidaten abzuweichen.<br />

Denn Frauenkarrieren sind manchmal anders. Sie werden zum Beispiel zwischendurch<br />

Beraterinnen oder machen sich selbstständig, um den Ort nicht wechseln zu müssen. Wer<br />

sich als junge Frau strategisch geschickt aufstellen möchte, sollte früh ins Ausland gehen. Führungspersonal<br />

mit relevanten Arbeitserfahrungen in Asien wird dringend gesucht, egal ob Männer<br />

oder Frauen. Für Frauen gilt aber in besonderem Maße: Geht in die Operative! Sucht<br />

euch Funktionen außerhalb der klassischen weiblichen Domänen wie Marketing, Personal oder<br />

Kommunikation. Scheut euch nicht vor Geschäftsführungsverantwortung oder Vertrieb, arbeitet<br />

da, wo im Unternehmen über das Geld entschieden wird. Denn das sind die Positionen, mit<br />

denen es später ganz nach oben geht.<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 30<br />

r e f e r e n t i n P a r t n e r M a r k e t i n G<br />

h a n n o v e r<br />

fene Atmosphäre, und die Leute wirkten <strong>net</strong>t, da wollte ich unbedingt arbeiten<br />

– und das hat zum Glück geklappt.<br />

Als Trainee hat man einige Seminare mit übergeord<strong>net</strong>en Themenblöcken,<br />

also zum Beispiel Projektmanagement. Die Abläufe im Unternehmen<br />

lernt man dann bei Praxiseinsätzen in verschiedenen Abteilungen kennen. So<br />

ein Einsatz kann eine Woche oder drei Monate dauern. Ich fand immer die Abteilungen<br />

besonders spannend, in denen es um Marketing ging und wo man<br />

gesehen hat, wie die Kunden auf unsere Produkte reagieren. Bei einem hatte<br />

ich zum Beispiel viel Kontakt mit Reisebüros und habe gemerkt, was draußen<br />

gut ankommt. Vor allem meine Praktika haben mir sehr dabei geholfen, einschätzen<br />

zu können, wie die Reisebüros und Hotels mit unseren Vorschlägen<br />

arbeiten. Jedem, der auch so ein allgemeines Studium macht, würde ich deshalb<br />

empfehlen: Erst einmal mit verschiedenen Praktika rumprobieren – und<br />

sich dann auf die Sache spezialisieren, die einen nicht mehr loslässt.<br />

f o t o : P r i v a t ; i l l u s t r a t i o n : M a t t h i a s s e i f a r t h


Ich habe in einer Anzeige meinen<br />

Traumjob gefunden, erfülle aber<br />

nicht alle Anforderungen. Sollte ich<br />

mich trotzdem bewerben?<br />

Wer sich auf eine Stelle bewerben will, deren Anforderungen er formal nicht erfüllt,<br />

braucht eine kreative Vorgehensweise. Zunächst einmal muss man sich fragen, warum<br />

man glaubt, qualifi ziert zu sein. Was bedeutet es zum Beispiel, wenn ein abgeschlossenes<br />

Master-Studium gewünscht wird? Vermutlich setzt der Arbeitgeber bestimmte<br />

Fachkenntnisse voraus. Und wer die nicht aus dem Studium hat, sollte sie auf<br />

anderem Wege erworben haben – zum Beispiel als erfolgreicher Macher mit interessanten<br />

Projekten und den entsprechenden Empfehlungen. Wenn man sicher ist, die<br />

wirklich wichtigen Fähigkeiten mitzubringen, wird es Zeit, den Arbeitgeber davon<br />

zu überzeugen. Ein möglicher Schritt wäre, direkt zum Teamleiter oder zu Fachleuten<br />

vor Ort Kontakt aufzunehmen. Diese könnte man einfach um Rat bitten: Man<br />

würde sich gern bewerben, erfülle aber nicht alle Kriterien. Wie sähen das die Kollegen<br />

am Arbeitsplatz? So schafft man eine Gelegenheit, seine besondere Kompetenz<br />

zu zeigen. Anders als eine Personalabteilung, die mit einer Art K.o.-Checkliste fi ltert,<br />

urteilen Fachkollegen nach Fähigkeiten. Wer da überzeugt, wird vielleicht zum Vorstellungsgespräch<br />

eingeladen – auch ohne Master.<br />

MARTINA REHBERG-RECHTENBACH ist Bewerbungscoach mit dem Schwerpunkt<br />

Akademikerberatung. In jeder Ausgabe klärt sie eine der vielen Fragen<br />

auf dem Weg zwischen Annonce und Vorstellungsgespräch.<br />

GET THERE FASTER<br />

Manche haben ihren Weg klar vor Augen.<br />

Andere lieben das Abenteuer, unbekanntes<br />

Terrain zu erkunden. Wie auch immer Sie<br />

sich Ihren Karrierepfad vorstellen –<br />

bei Oliver Wyman sind Sie genau richtig.<br />

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Wollen Firmen den Master?<br />

Seit dem Beschluss der Bologna-Reform vor zehn Jahren wurden<br />

die bisherigen Studienabschlüsse Diplom und Magister durch Bachelor<br />

und Master ersetzt. Damit sollte nicht nur ein gemeinsamer<br />

europäischer Hochschulraum geschaffen werden, sondern der<br />

Bachelor-Abschluss sollte auch einen früheren Berufseinstieg ermöglichen.<br />

Doch offenbar gibt es zu wenig Vertrauen in die Berufschancen,<br />

die der Bachelor bietet, denn über 75 Prozent dieser<br />

Absolventen wollen gar nicht gleich in die Arbeitswelt, sondern<br />

lieber noch den Master dranhängen. So lautet das Umfrageergebnis<br />

des Hochschul-Informations-Systems (HIS). Dabei steigen<br />

die Karrierechancen mit einem Master-Abschluss kaum. Das belegt<br />

zumindest eine Studie des Stifterverbandes für die Deutsche<br />

Wissenschaft, des Hochschul-Informations-Systems und des Institutes<br />

der deutschen Wirtschaft Köln, für die 1.500 Unternehmen<br />

befragt wurden. Für die meisten davon spielen die formalen Abschlüsse<br />

eine untergeord<strong>net</strong>e Rolle. Wichtiger sind fachliche und<br />

soziale Kompetenzen. Selbst für Führungspositionen ist der Master<br />

nicht obligatorisch. In 85 Prozent der Unternehmen könnten<br />

Bachelor-Absolventen jede Karriereposition erreichen (mehr<br />

dazu im Kasten links).


P i o n i e r e i m o f f e n e n<br />

im wind liegt die kraft: Marcus delin, 34,<br />

hat wirtschaftsingenieurwesen an der uni<br />

rostock studiert. erst hat er Jachten<br />

gebaut, jetzt einen windpark vor borkum.


m e e r<br />

auf 400 windräder an land<br />

kommt nur eines auf see. kein<br />

wunder. denn im meer anlagen so<br />

hoch wie kirchen zu bauen ist teuer,<br />

kompliziert, technisch extrem<br />

anspruchsvoll. und deshalb für<br />

manche so reizvoll.<br />

V O N M a R T i N K a l U Z a<br />

f o t o s : a n t o n i n a G e r n<br />

i l l u s t r a t i o n : s e b a s t i a n i w o h n<br />

Zwölf Stahlkolosse. Aufgereiht an der Hafenkante<br />

in Bremerhaven, ein Wald rostbedeckter<br />

Stahlröhren mit leuchtend gelber Spitze. Wie Fotostative<br />

eines Riesen sehen die Konstruktionen aus.<br />

Überdimensioniert, doppelt so hoch wie das Brandenburger<br />

Tor. Man fühlt sich winzig, wenn man unter<br />

ihnen hindurchgeht. Ein mächtiges Mittelrohr,<br />

sechs Meter dick, wird von drei Seiten abgestützt<br />

und steht auf drei Füßen. Es ist sonnig an diesem<br />

Tag in Bremerhaven. Aber das ist nicht so wichtig.<br />

Es ist windig. Und wegen des Windes sind die Riesenstative<br />

hier.<br />

Die 800 Tonnen schweren Ungetüme sind sogenannte<br />

Tripods, Fundamente für Windräder. „Sie<br />

sind 50 Meter hoch, und 30 davon werden unter<br />

Wasser verschwinden“, sagt Marcus Delin, ein groß<br />

gewachsener Mann mit kurzen dunklen Haaren und<br />

türkisfarbenem Polo-Shirt. In den nächsten Wochen<br />

werden die Tripods 45 Kilometer nordwestlich der<br />

Nordseeinsel Borkum im Meeresgrund verankert<br />

werden – so tief, dass eine Wartung unmöglich sein<br />

wird, wenn sie erst einmal ihren Platz am Boden der<br />

See gefunden haben. Auf jedem der Tripods wird<br />

ein Windrad mit einer Leistung von fünf Megawatt<br />

montiert. Bis Mitte nächsten Jahres sollen sich dort,<br />

wo heute das Baufeld liegt, 40 Windräder im steten<br />

Wind drehen. Und 200 Megawatt ans Netz gehen,<br />

genug, um 200.000 Haushalte mit Strom zu versorgen.<br />

In einer zweiten Projektphase kommen noch<br />

einmal 40 Windräder mit der gleichen Leistung hinzu.<br />

Ein Riesenprojekt.<br />

Delin, 34, ist promovierter Ingenieur und spezialisiert<br />

auf Fertigungstechnik. Er arbeitet als Projektleiter<br />

für Trianel, den Bauherrn des Windparks Borkum<br />

West II. Delin koordiniert in Bremerhaven die<br />

verschiedenen Fertigungsschritte der Fundamente:<br />

die Vormontage der Rohre, die aus drei Meter langen<br />

Segmenten zusammengesetzt werden, die Endmontage<br />

der Tripods und schließlich ihre Verladung im


ab ins körbchen: Marcus delin inspiziert die dreibeinigen<br />

stative, die später die eigentliche windkraftanlage halten<br />

werden. in wenigen wochen werden die stahlrohre im<br />

Meeresboden verankert.<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 34<br />

Hafen. Die drei Standorte liegen nur ein paar Autominuten<br />

voneinander entfernt in Bremerhaven. Jede<br />

Woche kommt er für ein paar Tage her, die anderen<br />

Tage ist er in Hamburg, im Büro. Er ist ganz froh, dass<br />

er hier keinen Anzug tragen muss. Delin ist gern vor<br />

Ort, wo die schweren Arbeiten erledigt werden.<br />

DicKeR sTaHl GeGeN HOHe WelleN<br />

Alles an diesen Stahlungetümen muss ein bisschen<br />

größer und stabiler sein. „Manche sagen, das sei<br />

klassischer Schiff- oder Stahlbau“, sagt Delin, doch<br />

die Konstruktionen hier müssen ungewöhnlich viel<br />

aushalten. Über 300 Tonnen Kopflast – Rotorblätter,<br />

Nabe und Maschinenhaus der Windkraftanlagen –<br />

sind an einem langen Turm montiert und den Kräften<br />

des Windes ausgesetzt. Jeder Flügelschlag des Rotors<br />

zerrt an Turm und Fundament. Jedes Mal steigt<br />

die Belastung der Struktur kurzzeitig stark an – Lastwechsel<br />

nennen Ingenieure das. Sie bedeuten für das<br />

Material viel stärkeren Stress als eine gleichmäßige<br />

Belastung. „Diese Strukturen sind auf über eine Milliarde<br />

Lastwechsel ausgelegt“, sagt Delin. „Im Stahlbau<br />

rech<strong>net</strong> man üblicherweise mit zwei Millionen,<br />

etwa bei Bohrinseln.“ Dazu kommt die Belastung<br />

durch Wellen und Strömungen, und beide können in<br />

der Nordsee gewaltige Kräfte entfesseln: 2006 rollten<br />

während des Sturmes Britta Zehn-Meter-Wellen<br />

durch die See nördlich von Borkum. Bis zu elf Zentimeter<br />

dick sind deshalb die Stahlwände der Tripods<br />

– viermal so stark wie die Bordwand eines Öltankers.<br />

Das Ganze muss schließlich 25 Jahre lang halten.<br />

„Steht das Fundament erst einmal in der Nordsee,<br />

kann man es – anders als bei Windrädern an Land<br />

– nicht mehr auf Schäden untersuchen“, sagt Delin.<br />

Mit anderen Worten: Es darf nichts schiefgehen.<br />

Delin arbeitet an den Schnittstellen der Fertigung.<br />

Er spricht ruhig und bestimmt, und man hat<br />

nicht das Gefühl, ihn könnte so schnell etwas aus der<br />

Fassung bringen. Der Mann stammt von der Ostsee,<br />

aus der Nähe von Rostock – einer Gegend, die keine<br />

Hektiker hervorbringt. Mit Schutzhelm, gelbgrüner<br />

Warnweste, Sicherheitsbrille und -schuhen schaut<br />

Delin in den Fabrikhallen und im Hafen, ob die Arbeiten<br />

im Zeitplan liegen. Ihm ist wichtig, dass er Bauleiter,<br />

Montageteams und auch einzelne Schweißer<br />

beim Namen kennt. „Ich habe das auf der Werft gelernt.<br />

Es erleichtert die Zusammenarbeit – gerade in<br />

stressigen Situationen, in denen es auf die Kooperationsbereitschaft<br />

jedes Einzelnen ankommt –, wenn<br />

man die Leute beim Namen kennt“, sagt Delin. Die<br />

Vormontage der riesigen Röhren, die Endmontage


der Tripods, ihre Lagerung und Verschiffung<br />

müssen ineinandergreifen wie Zahnräder.<br />

Jede Verzögerung ist nicht nur ärgerlich, sondern<br />

beinahe absurd teuer. Die Errichterschiffe,<br />

die die Tripods zum Schluss auf die See hinausfahren<br />

und von denen aus die Stahlungetüme<br />

im Meer verankert werden, kosten bis zu<br />

400.000 Euro am Tag. Muss das Schiff zehn<br />

Tage warten, hat der Bauherr also vier Millionen<br />

Euro im Meer versenkt. Und selbst wenn<br />

in der Fertigung an Land alles geklappt hat,<br />

kann ihm immer noch das Wetter dazwischenkommen.<br />

Ist der Wind zu stark, kann nicht gebaut<br />

werden. „Der Wind ist unser größter<br />

Freund, deswegen bauen wir ja hier. Gleichzeitig<br />

ist er unser größter Feind“, sagt Delin.<br />

Er sagt das nüchtern, bestimmt – ein Mann,<br />

der über einen Widerspruch redet, den er nie lösen können wird.<br />

Hohe Wellen, starker Wind. Aber es ist vor allem eines, das die<br />

Arbeit vor der Küste so besonders macht: Es gibt keine Erfahrungswerte.<br />

„Die ältesten Windparks sind seit gerade einmal zehn Jahren<br />

in Betrieb“, sagt Delin. Sie stehen vor allem in Großbritannien und<br />

Dänemark. <strong>Beide</strong> Länder sind Deutschland in der Offshore-Windkraft<br />

zwar Jahre voraus, doch Fünf-Megawatt-Anlagen haben sie in<br />

dieser Tiefe auch noch nicht gebaut. In der deutschen Nordsee müssen<br />

die Windparks aus Gründen des Naturschutzes weiter von der<br />

Küste entfernt liegen – im flachen Wattenmeer, wo der Bauaufwand<br />

viel geringer wäre, würden sie nicht genehmigt werden. Borkum<br />

West II wird in 25 Metern Wassertiefe gebaut, andere deutsche Off-<br />

Zwischen 2010<br />

und 2021 soll sich<br />

die Zahl aller Jobs in<br />

der Offshore-Windkraftbrancheverdoppeln:<br />

auf geschätzte<br />

33.000 Stellen.<br />

shore-Windparks sogar in 40 Metern Tiefe,<br />

beispielsweise BARD 1.<br />

40 PROZeNT MeHR WiND aUF see<br />

Zwar ist der Bau von Offshore-Windparks<br />

teuer und technisch aufwendig. Doch die<br />

Aussichten auf starken und stetigen Wind<br />

sind verlockend. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums<br />

ist der Ertrag von Offshore-Windanlagen<br />

bis zu 40 Prozent höher<br />

als bei Anlagen an Land. Die Erwartungen an<br />

die Windparks auf See sind dementsprechend<br />

hoch. Seit Jahren heißt es, die Branche stehe<br />

vor dem Durchbruch. Die Bundesregierung<br />

will, dass der gesamte Strombedarf Deutschlands<br />

bis zum Jahr 2050 durch erneuerbare<br />

Energien gedeckt wird. Vor allem Offshore-<br />

Wind soll bis dahin massiv ausgebaut werden. Schon 2030 – also in 18<br />

Jahren – sollen nach dem Willen der Regierung Windräder mit einer<br />

Leistung von 25 Gigawatt vor den deutschen Küsten stehen. Genug,<br />

um sämtliche Atomkraftwerke der Republik zu ersetzen. Das Problem:<br />

Die Branche ist davon noch weit entfernt.<br />

Strom liefern bislang nur drei deutsche Offshore-Windparks. Alpha<br />

Ventus, ebenfalls vor Borkum gelegen, war der erste deutsche<br />

Windpark. Doch der war vor allem zu Forschungszwecken gebaut<br />

worden. In der Ostsee ist der von EnBW betriebene Windpark Baltic 1<br />

bereits am Netz, und in der Nordsee drehen sich die ersten Windräder<br />

von BARD 1. Im Vergleich zur Windkraft an Land fällt Offshore-Wind<br />

allerdings kaum ins Gewicht. Von den insgesamt 22.297 Windrädern,<br />

Gestalten Sie Ihre<br />

Zukunft. Mit Energie.<br />

Zukunftsthemen wie der Ausbau der CO 2 -armen Erzeugung durch<br />

erneuerbare Energien und die Optimierung von Kraftwerken<br />

bestimmen neben dezen tralen Energielösungen unser Handeln.<br />

Ob Praktikum, Werkstudententätigkeit oder Abschlussarbeit –<br />

bei der EnBW können Sie bereits im Studium an He rausforderungen<br />

wachsen. Bringen auch Sie Ihr Wissen ein und<br />

arbeiten Sie gemeinsam mit uns an der Energie der Zukunft!<br />

Überzeugen Sie sich von der Vielfalt der EnBW unter<br />

www.enbw.com/karriere


die Ende 2011 in Deutschland installiert waren, stehen 55 auf See, und<br />

drei von ihnen waren noch nicht einmal an das Strom<strong>net</strong>z angeschlossen.<br />

Kurz: Auf 400 Windräder an Land kommt eines auf See. Während<br />

im Meer noch Pionierarbeit geleistet wird, geht die Windkraft an Land<br />

in die zweite Generation. Die Betreiber ersetzen 20 Jahre alte Windräder<br />

durch neue, leistungsfähigere Modelle. Offshore-Wind hat Nachholbedarf.<br />

Das heißt aber auch: Es gibt einiges zu tun.<br />

Marcus Delin hat sich die Offshore-Branche gezielt ausgesucht.<br />

„Wer im Management bei so großen Projekten in der Fertigung<br />

arbeiten möchte, hat in Norddeutschland kaum Alternativen.<br />

Die Offshore-Windindustrie zieht die gesamte Kompetenz in der<br />

Region zusammen, und die wird noch eine Weile hierbleiben“, sagt<br />

Delin. Nach seinem Diplom als Wirtschaftsingenieur promovierte<br />

Delin in den Ingenieurwissenschaften und arbeitete bis 2007 an der<br />

Uni in Rostock. Er hätte als Experte in einer Fachabteilung arbeiten<br />

können, doch es zog ihn in die Fertigung. Er arbeitete in einer Werft<br />

für Luxusjachten und bei einem Hersteller von Windkraftanlagen,<br />

bevor er sich bei seinem jetzigen Arbeitgeber bewarb.<br />

Bremerhaven ist ein Zentrum der Branche. In stillgelegte Hallen<br />

der Werftindustrie sind Offshore-Fertigung und Zulieferer eingezogen.<br />

Hafengesellschaften bauen ihre Kapazitäten aus. Die Branche ordert<br />

Spezialschiffe und bucht für die Besatzungen der Bauplattformen<br />

Helikopterflüge. Die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers<br />

schätzt, dass 2021 mehr als 33.000 Arbeitsplätze von der Offshore-Windkraft<br />

abhängen werden – 2010 waren es 15.000.<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 36<br />

zukunftsbranche gesucht, Job gefunden: alexander spitzy, hier in der nähe seines büros in<br />

hamburg, kümmert sich um die kredite für den windpark in der nordsee.<br />

WiND sTaTT iNVesTMeNTBaNK<br />

Alexander Spitzy, 30, hat ein helles, kleines Büro in der HafenCity in<br />

Hamburg. Aus dem Fenster blickt man auf die Speicherstadt. An den<br />

Wänden hängen Pläne von Kabeln und von der Transformatorenstation,<br />

die einmal den Strom der Windräder auf See aufnehmen und<br />

weiterleiten wird. Spitzy, mit schwarzer Anzughose, hellblauem fein<br />

kariertem Hemd, steht von seinem Schreibtischstuhl auf. Marcus Delin<br />

kennt er gut. Sie sind Kollegen in derselben Firma, und doch<br />

könnte ihre Arbeit kaum unterschiedlicher sein. Spitzy ist kaufmännischer<br />

Projektleiter für den Windpark, er koordiniert das Budget,<br />

erstattet Banken und Gesellschaftern Bericht. Er ist das kaufmännische<br />

Pendant zu Marcus Delin.<br />

Spitzy stammt aus Österreich. Nach seinem BWL-Studium in<br />

Wien war sein erster Impuls, in einer Investmentbank zu arbeiten.<br />

„Das schnelle Geld hat mich gelockt, doch dann kam die US-Immo-


ilienkrise, und ich habe mir die Frage gestellt, welcher Sektor relativ<br />

konjunkturunabhängig ist“, sagt Spitzy. „Ich dachte mir, Energie<br />

wird in den nächsten hundert Jahren das bestimmende Thema sein.“<br />

Spitzy ist ein lebhafter Typ. Er redet schnell, ein österreichischer Akzent<br />

macht die Sätze weich – als abgebrühten Investmentbanker mag<br />

man ihn sich nicht recht vorstellen.<br />

2008 kam Spitzy zu Trianel und arbeitete am Hauptsitz in Aachen.<br />

Das Unternehmen ist ein Zusammenschluss von Stadtwerken,<br />

die ihren Strom gemeinsam vermarkten. Wenn Trianel ein eigenes<br />

neues Kraftwerk plant, wird dafür ein Tochterunternehmen gegründet<br />

– so war es auch im Fall des Windparks Borkum. Spitzy war in<br />

diesem Projekt von Anfang an dabei. „In der Projektentwicklung<br />

lernt man am meisten. Ich habe schnell coole Aufgaben bekommen<br />

und viel Vertrauen“, sagt Spitzy. Es sagt wirklich „coole Aufgaben“.<br />

Als Assistent eingestiegen, darf er sich heute Senior Referent nennen.<br />

„Ich bin zu einem wachsenden Unternehmen gegangen und mitgewachsen.<br />

Es steht zwar nicht der Name eines Branchenriesen in<br />

meinem Lebenslauf, aber ich bin jetzt in einer Position, die ich in einem<br />

Großkonzern nicht hätte.“<br />

Das BaNKeN-PUZZle<br />

Auch für Spitzy ist Offshore-Wind Pionierarbeit. Eine Herausforderung:<br />

Es gibt keine Generalunternehmer, die Offshore-Windanlagen<br />

schlüsselfertig bauen. Spitzy läuft hinüber in den Konferenzraum. Dort<br />

gibt es eine Tafel, an der er aufzeich<strong>net</strong>, was er jetzt erklärt. „Wir arbeiten<br />

mit Multicontracting – das heißt, Trianel schließt mit allen Gewerken<br />

einzelne Verträge ab“, sagt Spitzy. Es ist, als baue man ein Haus<br />

und müsse mit dem Maurer, dem Klempner, dem Elektriker und dem<br />

Dachdecker einzeln verhandeln, die Termine abstimmen und bei Verzögerungen<br />

die nächsten Schritte mit allen neu koordinieren. Es ist ein gewaltiges<br />

Puzzle, dessen Teile Spitzy jederzeit im Auge behalten muss.<br />

Die andere Herausforderung ist die Finanzierung. Die Bankenkrise<br />

traf die Offshore-Branche, und sie wirkt bis heute nach. Bei<br />

Windrädern an Land, bei Gas- und Kohlekraftwerken gibt es verlässliche<br />

Erfahrungswerte über Baukosten, Betrieb und Energieausbeute<br />

– Banken und Anleger haben klare Renditeerwartungen. Die<br />

Offshore-Branche muss sich erst noch beweisen. „Als Trianel für 1,3<br />

Milliarden Euro ein Kohlekraftwerk geplant hat, übernahm eine<br />

Bank allein eine Tranche von einer Milliarde, der Rest war Eigenkapital“,<br />

sagt Spitzy. „Bei Offshore-Windparks übernehmen Banken<br />

Tranchen von maximal 50 Millionen Euro.“ Deshalb muss für Offshore-Windparks<br />

mit vielen Banken gleichzeitig verhandelt werden.<br />

„Von den großen Energieversorgern wurden wir anfangs belächelt.<br />

Aber jetzt sind wir der erste projektfinanzierte Offshore-Windpark“,<br />

sagt Spitzy. Das heißt, zum ersten Mal haben Banken einen Offshore-<br />

Windpark finanziert, ohne dass die Sicherheit eines großen Konzernes<br />

dahinter steht. Spitzy sagt das nicht marktschreierisch, sondern<br />

wie jemand, der gerade eine komplizierte Maschine zum Laufen gebracht<br />

hat und dem erstaunten Zuschauer entgegenhält: „Geht doch!“<br />

Die komplexe Finanzierung bedeutet im Alltag eine Menge<br />

Koordinationsaufwand. Wann immer es zu einer Verzögerung<br />

kommt, verteuert sich der Bau des Windparks. Spitzy muss den Kapitalgebern<br />

davon berichten und ihnen erklären, warum sie das benötigte<br />

Geld bereitstellen sollen. „Es ist ein ständiges Reporting an<br />

viele Parteien“, sagt Spitzy. Gerade bei Verzögerungen müsse das<br />

Unternehmen transparent sein. „Sonst haben Sie irgendwann den<br />

Ruf, ein Fass ohne Boden zu sein.“ Erst im Juni musste Trianel den<br />

Zeitplan ändern, weil der Übertragungs<strong>net</strong>zbetreiber Ten<strong>net</strong> mitteilte,<br />

dass er den Netzanschluss für den Windpark erst vier bis fünf<br />

Monate später legen kann als geplant. Die 33 Stadtwerke, die an<br />

dem Windpark beteiligt sind, mussten die Finanzierung deshalb<br />

noch einmal erhöhen.<br />

Bis Mitte 2013 muss der erste Bauabschnitt des Windparks Borkum<br />

am Netz sein. Liefert der Windpark erst einmal Strom, kann der<br />

Betreiber mit guten Einnahmen rechnen. Das Erneuerbare-Energien-<br />

Gesetz garantiert ihnen für zwölf Jahre eine Einspeisevergütung von<br />

15 Cent pro Kilowattstunde (oder wahlweise 19 Cent über acht Jahre).<br />

Die Betreiber von Windrädern an Land bekommen nur 8,93 Cent<br />

für die ersten fünf Jahre, danach 4,87. Langfristig soll der Strom aus<br />

dem Seewind auf dem freien Strommarkt gehandelt werden. Unterdessen<br />

kennt sich Spitzy mit den technischen Details der Anlagen und<br />

Fundamente aus. Er weiß, wie der Korrosionsschutz unter Wasser<br />

funktioniert und an welcher Stelle der Tripods das Seil liegt, an dem<br />

das Stromkabel für die Windräder hinaufgezogen wird. Er hat gelernt,<br />

wie man beim Rammen der Fundamente unter Wasser die<br />

Lärmbelästigung für Schweinswale verringert – nämlich, indem man<br />

einen Schlauch um das Fundament legt, aus dem ein Schleier feiner<br />

Luftbläschen aufsteigt. „Das Wissen, das ich mir neben dem kaufmännischen<br />

aneigne, ist brutal. Man muss sich richtig reintigern“,<br />

sagt Spitzy mit einem Schwung, als würde er jetzt gern einen Stapel<br />

Bauzeichnungen durcharbeiten. Ob er manchmal bereut, dass er sich<br />

keinen Job als Investmentbanker gesucht hat? Spitzy winkt ab. „Die<br />

Industrie ist etwas zum Anfassen. In der Bank sehe ich nicht, wofür<br />

ich arbeite. Wenn ich die 800 Tonnen schweren Teile hier sehe, weiß<br />

ich: Da habe ich mitgemacht.“<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 37<br />

Geld ist nicht da, um<br />

Geld zu vermehren,<br />

sondern um Ideen zu<br />

verwirklichen.<br />

Geld ist Mittel der Zukunftsgestaltung —<br />

wennwiresgemeinsamdazumachen.<br />

Machen<br />

Sie’s gut!<br />

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Mitglied.<br />

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das macht Sinn


i n t e r V i e W : k a t r i n S C h m i e D e k a m p F<br />

„<br />

G E B E N S I E M I R<br />

Z W E I M I L L I O N E N<br />

U N D E I N E N<br />

P O R S C H E …“<br />

… ist ein Satz, den man in einer<br />

Gehalts verhandlung mit dem<br />

Chef unbedingt fallen lassen sollte.<br />

Wieso das eine gute idee ist und<br />

wie man mehr verdient als die anderen,<br />

weiß die Verhandlungsexper tin<br />

und buchautorin Claudia kimich.<br />

i l l U S t r a t i o n : S e b a S t i a n i W o h n<br />

Frau Kimich, warum kostet es so viel Überwindung,<br />

nach Geld zu fragen?<br />

Die meisten sind mit dem Satz „Über Geld spricht man<br />

nicht“ aufgewachsen und können sich nur schwer davon<br />

lösen. Dabei kann es sogar Spaß machen, über<br />

Geld zu verhandeln. Gehen Sie auf den Flohmarkt,<br />

und üben Sie Feilschen. Für die nächste Gehaltsverhandlung<br />

lernt man dabei eine Menge. Die ist nämlich<br />

nichts anderes als ein Verkaufsgespräch auf dem Basar:<br />

ein Spiel, bei dem es ums Geld geht.<br />

ein riskantes spiel – denn wer beim einstiegsgehalt<br />

zu hoch pokert, kann den Job vergessen …<br />

Wie viele Leute kennen Sie, die den Job dann tatsächlich<br />

nicht bekommen haben?<br />

ehrlich gesagt …<br />

Niemanden, sehen Sie. Uns wird ständig Angst gemacht,<br />

dass wir keine Chance haben, wenn wir zu<br />

hoch einsteigen. Dabei verschafft man sich damit vor<br />

allem Respekt. Je mehr Sie verlangen, desto wertvoller<br />

wirken Sie. Man muss sich klar machen, dass das<br />

Ganze ein Gegengeschäft ist: Ich bringe eine Leistung<br />

und dafür gibt es Geld. Ich bin weder Bittsteller<br />

beim Unternehmen noch ist das Unternehmen dies<br />

bei mir.<br />

Was würden sie mir raten, wenn ich nächste Woche<br />

ein einstellungsgespräch hätte?<br />

Treffen Sie sich mit Freunden, lassen Sie sich mit<br />

einer Handy-Kamera fi lmen, und schauen Sie sich<br />

das Video an. Die meisten Leute sind erst einmal<br />

schockiert, sich selbst zu sehen. Und beginnen dann,<br />

an sich zu arbeiten. Bitte sagen Sie sich bloß nicht:<br />

Ich muss den Rücken gerade halten, ich darf auf keinen<br />

Fall die Beine übereinanderschlagen. Das halte<br />

ich für Schwachsinn. Im Gespräch mit dem Chef ist<br />

es wichtig, gefühlsecht und natürlich zu bleiben. Es<br />

hilft, zwischendurch tief durchzuatmen. Und: Schauen<br />

Sie Ihrem Chef unbedingt in die Augen.<br />

Was üben sie noch mit ihren Klienten?<br />

Wie man eine Situation entschärft. Häufi g baut sich in<br />

einem Bewerbungsgespräch in dem Moment, in dem<br />

es ums Geld geht, eine brutale Spannung auf. Wo viel<br />

Spannung herrscht, ist die Bewegungsfreiheit gering.<br />

Die Situation aufl ockern geht ganz einfach, zum Beispiel<br />

indem man auf die Frage nach dem Wunschverdienst<br />

antwortet: „Vorgestellt hätte ich mir zwei Millionen,<br />

einen Porsche und einen Hubschrauber.“ Dann<br />

werden beide erst mal lachen, die Spannung ist weg,<br />

und man kann in aller Ruhe über das Gehalt reden.<br />

Jahresgehalt oder Monatsgehalt: Über welche<br />

Zahlen spreche ich?<br />

Es ist am sinnvollsten, über Jahresgehälter zu sprechen.<br />

Alle anderen Zahlen verwirren nur. Es geht ja um<br />

die gesamte Summe, egal, ob es ein 13. Monatsgehalt<br />

oder ein 15. Monatsgehalt gibt.<br />

Viele chefs fragen, wie viel man gern hätte …<br />

In diesem Fall nennen Sie auf keinen Fall eine Spanne.<br />

Denken Sie an das Feilschen auf dem Flohmarkt:<br />

Dort würden Sie auch nie gleich am Anfang sagen, wie<br />

viel Sie runtergehen würden. Meiner Meinung nach ist<br />

es am besten, eine konkrete Zahl zu nennen und dazu<br />

auch zu stehen. So zeigen Sie, dass Sie wissen, was<br />

Sie Wert sind und was Sie wollen. Als Frau sollten Sie<br />

unbedingt 20 Prozent draufschlagen.<br />

Wow, wieso denn das?<br />

Weil besonders Frauen glauben: Wenn ich den Job<br />

erst einmal habe und zeige, wie toll ich bin, zahlen<br />

die freiwillig mehr. Das ist ein Märchen ohne Happy<br />

End. Denn wer zu niedrig einsteigt, kommt nie wieder<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 38<br />

davon weg. Die Gehaltssprünge, die man in den Jahren<br />

nach der Einstellung macht, sind nie so groß, dass man<br />

das wieder ausgleichen kann.<br />

Was mache ich, wenn mein Wunschgehalt und<br />

das angebot des Unternehmens weit auseinanderliegen?<br />

Wenn ich 60.000 verlange und das Unternehmen will<br />

nur 40.000 zahlen, ist es schwer, sich zu einigen, ohne<br />

dass einer von beiden sein Gesicht verliert. Dafür gibt<br />

es eine Lösung, die man seinem Chef vorschlagen<br />

kann: Ich arbeite in der Probezeit zu den Konditionen,<br />

die die Firma vorgeschlagen hat – danach zu meinen.<br />

Das Ganze unbedingt schriftlich festhalten.<br />

Muss ich ehrlich sein, wenn ich nach meinem bisherigen<br />

Gehalt gefragt werde?<br />

Ja, denn es besteht die Gefahr, dass der neue Chef sich<br />

beim alten erkundigt. Wenn die Lohnsteuerkarte zur<br />

Firma kommt, weiß die Firma eh, was ich bisher verdient<br />

habe. Wenn ich gelogen habe, kommt das also<br />

meistens raus.<br />

Bei Berufseinsteigern heißt es häufig: „sie haben<br />

ja noch keine erfahrung …“<br />

Meistens ist das Unsinn. Leute, die direkt von der Uni<br />

kommen, haben Jugendarbeit geleistet oder ein Volleyballteam<br />

betreut, die meisten haben mehrere Praktika<br />

gemacht. Viele können sogar Nebenjobs vorweisen,<br />

die etwas mit dem künftigen Job zu tun haben. Und das<br />

kann man seinem neuen Chef auch ruhig sagen.<br />

Würden sie sich selbst eine Grenze setzen, unter<br />

der sie nicht arbeiten würden?<br />

Ja, das ist ganz wichtig. Man sollte sich immer drei<br />

Ziele überlegen: ein Idealziel, eines, das ganz gut wäre<br />

und ein Mindestziel, unter das man auf keinen Fall<br />

druntergehen würde. Egal was einem dann angeboten


wird: Man sollte immer drüber schlafen, also keineswegs<br />

sofort unterschreiben.<br />

Wenn ich ein einstiegsgehalt verhandelt habe: Wie<br />

viele Monate später sollte ich zum ersten Mal wieder<br />

nach Geld fragen?<br />

Spätestens nach einem Jahr, am besten im Zusammenhang<br />

mit dem Mitarbeitergespräch. Wenn die Probezeit<br />

besonders gut gelaufen ist oder sich herausgestellt<br />

hat, dass der Job anders gestrickt ist und noch mehr<br />

Sachen verlangt werden, als besprochen, kann ich aber<br />

auch schon vorher über mehr Geld sprechen.<br />

es gibt ja leute, die darauf warten, dass der chef<br />

bei besonders guten leistungen auf sie zukommt …<br />

Die können lange warten. Es gibt nur wenige Chefs,<br />

die von sich aus auf die Idee kommen, mehr zu zahlen.<br />

Warum sollten sie das auch tun?<br />

ich vereinbare also einen Termin. Wie bereite ich<br />

mich am besten vor?<br />

Schreiben Sie auf, was Sie in dem Gespräch erreichen<br />

wollen und was Sie Ihrer Firma dafür bieten. Hilfreich<br />

ist eine Liste, in der steht, welche Projekte Sie<br />

gemacht haben. Wenn ich außergewöhnliche Leistungen<br />

erbracht habe und zeigen kann, wie es dem Unternehmen<br />

genützt hat, sind das gute Argumente dafür,<br />

mehr Geld zu fordern. Wenn Sie einen neuen Kunden<br />

geholt haben oder eine Idee hatten, die umgesetzt wurde,<br />

wenn es also einen greifbaren Nutzen für die Firma<br />

gibt, sollten Sie das unbedingt sagen.<br />

Wie viel mehr Gehalt darf ich fordern?<br />

Das ist Ihnen überlassen. Es gibt Leute, die kriegen<br />

50 Prozent durch und welche, die setzen zwei Prozent<br />

durch. Man sollte genau schauen: Wie ist der Job ausgeschrieben?<br />

Was habe ich darüber hinaus geleistet?<br />

Bin ich vielleicht zusätzlich noch ein halbes Jahr lang<br />

für einen kranken Kollegen eingesprungen? Es gibt<br />

viele Möglichkeiten herauszustreichen, was man für<br />

das Unternehmen tut.<br />

Morgens um acht im Fahrstuhl – oder wann ist der<br />

beste Zeitpunkt, mit seinem chef über Geld zu<br />

sprechen?<br />

Das kommt ganz auf den Chef an – und auf die Situation,<br />

in der man sich gerade befindet. Wenn Sie am<br />

Abend davor den Megadeal an Land gezogen haben,<br />

ist morgens um acht im Fahrstuhl ein ziemlich guter<br />

Moment für ein solches Gespräch. Generell gilt: Wenn<br />

etwas gut gelaufen ist, sollten Sie das auch nutzen und<br />

möglichst einen Termin mit dem Chef vereinbaren.<br />

einen Termin mit dem Betreff „Meine Gehaltsverhandlung“?<br />

Nein, besser wäre „Gespräch über meine Weiterentwicklung“<br />

oder „Gespräch über meine Leistungen“.<br />

Wie beginne ich das Gespräch?<br />

Beim Einstieg ist es wichtig, mit dem Chef über die<br />

eigenen Leistungen zu sprechen. Erst wenn ich über<br />

meine Leistungen gesprochen und mir mein Lob abgeholt<br />

habe, kann ich fragen, wie sich „sehr zufrieden“<br />

denn in der Gehaltserhöhung umsetzt.<br />

Reicht es zu sagen „ich will mehr Geld“?<br />

Nein, das ist viel zu unkonkret. Es ist wichtig, sich vorher<br />

genau zu überlegen, wie viel mehr Sie haben wol-<br />

len. „Ich möchte fünf Prozent mehr“ oder „Ich denke an<br />

20.000 Euro mehr im Jahr“: Das ist konkret. Ich höre<br />

übrigens immer wieder den Spruch: „Wenn ich jetzt so<br />

viel Geld fordere, werde ich bestimmt als Erstes gekündigt,<br />

wenn es der Firma schlecht geht.“ Das ist Unsinn,<br />

denn erstens kostet jemand, der viel Geld verdient, auch<br />

viel Abfindung und zweitens ist jemand, der viel und gut<br />

für sich verhandeln kann, auch sehr selbstbewusst und<br />

tritt ja auch für die Firma so auf.<br />

Was mache ich, wenn mein chef sagt „Wir haben<br />

doch gerade erst ihren Vertrag verlängert“?<br />

Eine gute Antwort darauf ist: Dann sind wir ja gerade<br />

gut drin und können auch gleich noch das Gehalt<br />

erhöhen. Es ist wichtig, nicht den Kopf einzuziehen,<br />

sondern sich auf dieses Machtspielchen einzulassen.<br />

Wenn jemand zu mir sagt: „Können wir am Preis noch<br />

was machen?“, antworte ich: „Klar! Wie viel mehr<br />

wollen Sie mir denn zahlen?“<br />

Wie reagiere ich, wenn es heißt „Unsere Firma<br />

macht grade schwierige Zeiten durch“?<br />

Einmal würde ich diese Hinhaltetaktik akzeptieren.<br />

Aber ich würde sofort festlegen, dass in drei Monaten<br />

wieder gesprochen wird. Und das Ganze sofort<br />

im Kalender eintragen. Außerdem ist es sinnvoll,<br />

gleichzeitig Bewerbungen zu verschicken und seinen<br />

Marktwert bei anderen Firmen zu checken. Mit einem<br />

Angebot in der Tasche ist Verhandeln leichter.<br />

Und wenn es heißt, dass da draußen Hunderte leute<br />

schlange stehen, die sich ein Bein abhacken<br />

würden, um meinen Job zu bekommen?<br />

Man könnte dagegenhalten, dass es ein bis zwei Jahresgehälter<br />

kostet, bis jemand Neues die gleiche Leistung<br />

bringt wie man selbst. Der Neue muss ja gesucht<br />

und eingearbeitet werden. Wichtig: Keine Drohungen<br />

aussprechen. Einfach ruhig sagen, dass es so nicht in<br />

Ordnung ist, wie argumentiert wird.<br />

Die Mieten sind gestiegen, die spritpreise auch –<br />

sind das argumente, die ich im Gehaltsgespräch<br />

anführen kann?<br />

Mit Kosten zu argumentieren ist ganz schlecht. Damit<br />

zeige ich dem Chef, dass mich das Unternehmen überhaupt<br />

nicht interessiert.<br />

Was sollte man noch vermeiden?<br />

Angriffe sind immer schlecht. Oder Trotzreaktionen.<br />

Und lassen Sie sich nicht in die Bittstellerposition<br />

bringen. Stehen Sie zu dem, was Sie fordern.<br />

Was kann man noch fordern, wenn klar ist, dass es<br />

keine Gehaltserhöhung gibt?<br />

Wenn ich zum Beispiel einen Kinderbetreuungszuschuss<br />

bekomme, ist das richtig viel Geld wert. Auch<br />

Fahrtkosten, Weiterbildungen oder Englischkurse<br />

können ein guter Weg sein, sich zu verbessern. Und<br />

dann gibt es noch die Möglichkeit, Essensgutscheine,<br />

Rabatte oder kostenlose Besuche im Fitnessstudio zu<br />

bekommen. Da darf man ruhig kreativ sein.<br />

claudia Kimich, 41, ist Trainerin und Coach. Sie hat Informatik<br />

studiert und das Buch „Um Geld ver handeln“<br />

geschrieben (Beck Juristischer Verlag, 128 Seiten,<br />

6,80 Euro). Kimich lebt und arbeitet in München.<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 39<br />

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MÜNCHEN<br />

WIEN<br />

2012<br />

HAMBURG, 15.11.<br />

WIEN, 20.11.<br />

MÜNCHEN, 22.11.<br />

STUTTGART, 27.11.<br />

BERLIN, 06.12.<br />

MÜNSTER, 08.12.<br />

2013<br />

KÖLN, 08.05.<br />

HANNOVER, 14.05.<br />

HALLE/LEIPZIG, 16.05.<br />

...<br />

DEUTSCHLANDS<br />

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23 FAkTEN üBER uNTERNEHMENSBERATuNGEN<br />

v o n c o n s t a n z e k i n d e l<br />

soulstar John legend war früher unternehmensberater. und<br />

roland berger sollte bundesminister werden – hatte aber was<br />

besseres vor. 23 überraschende fakten über die consultingbranche:<br />

von folienhäschen bis bullshit-bingo.<br />

Wie VieLe?<br />

In Deutschland gibt es rund 14.100<br />

Beratungs unternehmen.<br />

Wer?<br />

Die Top 3 der Managementberatungsunternehmen<br />

2011 in Deutschland (geschätzter Umsatz und Zahl<br />

der Mitarbeiter in Deutschland): McKinsey & Company<br />

Inc., Düsseldorf: über 600 Millionen Euro,<br />

2.300 Mitarbeiter; The Boston Consulting Group<br />

GmbH, Düsseldorf/München: 490 Millionen Euro,<br />

1.730 Mitarbeiter; Roland Berger Strategy Consultants<br />

GmbH, München: 420 Millionen Euro, 1.300<br />

Mitarbeiter.<br />

MINISTER?<br />

NÖ!<br />

Altkanzler Gerhard Schröder wollte im Wahljahr 1998 den<br />

Unternehmensberater Roland Berger als Wirtschaftsminister<br />

in sein Kabi<strong>net</strong>t holen. Der lehnte ab: Er habe eine „andere<br />

Lebensplanung“. Berger hatte seine gleichnamige<br />

Beratung 1967 als Ein-Mann-Unternehmen gegründet<br />

und binnen sechs Jahren zum drittgrößten Beratungsunternehmen<br />

Deutschlands aufgebaut. Sein erstes Großprojekt<br />

war die Fusion der Touristikunternehmen Touropa,<br />

Scharnow, Hummel und Dr. Tigges zum Reisekonzern TUI.<br />

Berater auf der Bühne<br />

Der Kabarettist Vince Ebert, der unter anderem die ARD-Sendung „Wissen vor<br />

acht“ moderiert, war früher Unternehmensberater: Nach seinem Physikstudium<br />

arbeitete er zwei Jahre lang als Consultant bei Ogilvy & Mather Dataconsult<br />

in Frankfurt am Main.<br />

Wie Wollen Wir’S maChen?<br />

Mehr als Stellen streichen: Bei<br />

den Top 25 der Managementberatungsunternehmen<br />

entfallen<br />

nur 7,3 Prozent der Umsätze auf<br />

den Bereich Human Resources.<br />

Den größten Anteil am Umsatz<br />

haben Unter nehmensstrategie<br />

(22,2 Prozent) und Informationstechnologie<br />

(17,5 Prozent).<br />

F R a U e N O H N e N e T Z<br />

Unternehmensberaterinnen sind schlechter ver<strong>net</strong>zt als ihre<br />

männlichen Kollegen: Beim Business-Netzwerk Xing haben sie im<br />

Durchschnitt halb so viele Kontakte wie männliche Consultants,<br />

ergab eine Auswertung von mehr als vier Millionen deutschen<br />

Mitgliederprofi len. Branchenübergreifend haben Frauen im<br />

Schnitt 37 Kontakte, Männer 48.<br />

Zum Abschluss Über die Hälfte der Unternehmensberater in Deutschland hat ein wirtschafts-<br />

wissenschaftliches Studium absolviert. Knapp 20 Prozent haben Ingenieurwissenschaften studiert, jeweils<br />

zehn Prozent Naturwissenschaften oder Informatik.<br />

G O l D G R u B e<br />

Der Gesamtumsatz der deutschen Unternehmensberatungs branche<br />

überschritt 2011 erstmals die Marke von 20 Milliarden Euro.<br />

Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Umsatz um 9,5 Prozent – von<br />

18,9 Milliarden auf 20,6 Milliarden Euro.<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 40


ankrÄUber UnD FriSÖre<br />

Vier Fragen aus Bewerbungsgesprächen bei US-<br />

Unternehmensberatungen, gesammelt von der<br />

Website Glassdoor.com: „Wäre Mahatma Gandhi<br />

ein guter Software-Entwickler geworden?“<br />

(Deloitte); „Fasziniert Sie das Leben?“ (Ernst<br />

& Young); „Wie viele Friseursalons gibt es in<br />

Japan?“ (Boston Consulting); „Wie überfällt man<br />

eine Bank?“ (Oliver Wyman).<br />

sOUlsTaRs UND PRÄsiDeNTeNTÖcHTeR<br />

Alles Ex-Unternehmensberater: der israelische<br />

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (Boston<br />

Consulting Group), Präsidententochter Chelsea<br />

Clinton (McKinsey) und der amerikanische Singer-<br />

Songwriter und neunfache Grammy-Gewinner<br />

John Legend (Boston Consulting Group). Der repurepublikanische US-Präsidentschaftskandidat Mitt<br />

Romney arbeitete nach seinem Abschluss an der<br />

Harvard Business School als Berater bei der Boston<br />

Consulting Group, zwei Jahre später wurde er vom<br />

Konkurrenten Bain & Company abgeworben.<br />

Die Spezialisten<br />

Die Väter gGmbH, 2006 gegründet als „Dads – Väter in Balance“, widmet sich als erste<br />

Unternehmensberatung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Väter und will bis<br />

2015 mindestens die Hälfte aller DAX-Unternehmen erreichen. Das Ratinger Unternehmensberater-Ehepaar<br />

Astrid-Beate und Christoph Oberdorf berät hochsensible Existenzgründer<br />

– Slogan: „Sanfter Charakter. Starkes Business.“ Die Kiwi AG Kirche und Wirtschaft,<br />

entstanden aus einer Initiative der Diözese Rottenburg-Stuttgart, bietet ethische und<br />

werteorientierte Beratung und seelsorgerische Betreuung für Manager und Unternehmen.<br />

Bullshit-Bingo<br />

der ehemalige unternehmensberater ewald f. weiden<br />

schrieb nach seinem ausstieg das buch „folienkrieg<br />

und bullshitbingo. handbuch für unternehmensberater,<br />

opfer und angehörige“. die top-kundenrezension<br />

des titels auf amazon lautet: „das hätte ich alles mal<br />

schon früher wissen sollen … dann wäre mir und meinem<br />

berater-ex-ehepartner vielleicht doch manches<br />

erspart geblieben.“ sechs von sechs kunden fanden<br />

diese rezension hilfreich.<br />

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P&G, Bayer, BCG ...


e i n e Vo n FÜ n F<br />

Der Frauenanteil<br />

unter den Beratern<br />

liegt bei deutschen<br />

Consulting-Unternehmen<br />

im Schnitt bei<br />

21 Prozent.<br />

BERATER-BACHELOR<br />

Unternehmensberatung kann man auch studieren:<br />

zum Beispiel an der Uni Oldenburg (Master-Studiengang<br />

Management Consulting), an<br />

der Hochschule Harz (Master-Studiengang<br />

Business Consulting), an der FH Offenburg<br />

(MBA-Studiengang International Business Consulting<br />

für Postgraduierte), an der Uni München<br />

(Master-Studiengang European Business Consulting),<br />

an der Universität Heidelberg (Master-<br />

Studiengang Berufs- und organisationsbezogene<br />

Beratungswissenschaft) oder an der<br />

Hochschule Wismar (Master-Fernstudiengang<br />

Business Consulting).<br />

Was DaRF es KOsTeN?<br />

Für einen Berater werden laut der letzten BDU-Honorarbefragung<br />

2008 je nach Umsatzklasse des Unternehmens<br />

im Schnitt 1.100 bis 1.380 Euro Tageshonorar<br />

in Rechnung gestellt, für einen Seniorberater<br />

1.520 Euro bis 2.000 Euro. Für die Beratung durch einen<br />

Seniorpartner oder den Chef persönlich sind bis<br />

zu 5.800 Euro pro Tag fällig. Erfolgsabhängige Honorare<br />

sind nach BDU-Angaben bei der Zusammenarbeit<br />

mit Unternehmensberatern „selten gewünscht“.<br />

Meine MÄUSe<br />

Abhängig von der Unternehmensgröße liegt das<br />

Einstiegsgehalt eines Beraters nach einer Auswertung<br />

der Vergütungsberatung PersonalMarkt im<br />

Schnitt bei 49.000 bis 59.000 Euro jährlich.<br />

SCHWEIGEN IST GOLD<br />

Der Web-Entwickler Bernd Wurm erfand im vergangenen<br />

Jahr das „BlaBlaMeter“, eine Inter<strong>net</strong>seite,<br />

die Texte systematisch auf Worthülsen untersucht.<br />

Die Kriterien: Nominalstil, Verbenverzicht,<br />

überlange oder „böse“, weil nur fürs Eindruckschinden<br />

ausgewählte Wörter wie „effizient“. Als ersten<br />

Text überprüfte Wurm die Bibel, das FDP-Parteibuch<br />

und Consulting-Studien von McKinsey. Die<br />

Bibel schnitt am besten ab – die meisten Phrasen<br />

fanden sich bei McKinsey.<br />

STUDI MIT PLAN<br />

Über 80 studentische Unternehmensberatungen gibt es in<br />

Deutschland. Der 1992 gegründete Bundesverband Deutscher<br />

Studentischer Unternehmensberatungen e. V. (BDSU) hat<br />

deutschlandweit 25 Mitglieder.<br />

interessenkonflikt<br />

EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier hat im<br />

November 2011 einen Gesetzesentwurf zur Trennung<br />

von Wirtschaftsprüfung und Beratung vorgelegt. Wird<br />

Barniers Plan umgesetzt, müssten sich die „Big Four“<br />

der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Deloitte, Ernst<br />

& Young, PricewaterhouseCoopers und KPMG in<br />

Prüf- und Beratungsunternehmen aufspalten. In einer<br />

Umfrage des Marktforschungsunternehmens Lünendonk<br />

gaben 60 Prozent der befragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften<br />

an, Managementberatungskompetenz<br />

sei „immens wichtig“ – bei den Top 10 der<br />

Branche waren es 100 Prozent.<br />

D e R K e R N D e R s a c H e<br />

Drei Weisheiten des amerikanischen Unternehmensberaters und<br />

Management-Gurus Peter Drucker (1909–2005): „Viel von dem,<br />

was wir Management nennen, besteht darin, es Leuten schwer zu<br />

machen, ihre Arbeit zu tun.“ „Meine größte Stärke als Berater<br />

ist es, ahnungslos zu sein und ein paar Fragen zu stellen.“ „Unternehmenskulturen<br />

sind wie Landeskulturen. Versuch nie, sie zu<br />

ändern. Versuch stattdessen, mit dem zu arbeiten, was du hast.“<br />

B E R AT E R S P R E C H<br />

Tschüss<br />

Schreibtisch<br />

Postamt-Leiter in der Antarktis,<br />

Finanzplaner für eine<br />

Fußballmannschaft in Sierra<br />

Leone, Villenhüter auf Ibiza:<br />

Das Online-Portal „Escape<br />

the City“, gegründet von zwei<br />

Londoner Ex-Unternehmensberatern<br />

der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Ernst<br />

& Young, vermittelt Consultants,<br />

Bankern, Anwälten<br />

und Wirtschaftsprüfern ungewöhnliche<br />

Ausstiegsjobs.<br />

Die Plattform sammelt Stellenangebote<br />

für alle, die mehr<br />

Sinn in ihrer Arbeit suchen<br />

oder mehr Abenteuer – oder<br />

einfach nur weg wollen.<br />

G U t e tat e n m e S S e n<br />

Die Managementberatung Kienbaum<br />

Management Consultants<br />

stellte 2010 eine neue Methode<br />

vor, mit der sich der gesellschaftliche<br />

Nutzen sozialer Projekte berechnen<br />

lässt. Der sogenannte Social<br />

Profi t beziff ert, wie viel Geld<br />

für jeden aus öff entlichen Mitteln<br />

investierten Euro an staatliche Institutionen<br />

zurückfl ießt.<br />

Im Jahr 2010 gründete der Münchner Journalist Tom Hillenbrand die Facebook-Seite<br />

„Beratersprech“, auf der er die je nach Perspektive schönsten oder<br />

schlimmsten verbalen Entgleisungen aus der Consulting-Welt postet – zum<br />

Beispiel diese: „Die Nacht ist die Braut des Beraters.“ „Beratervater zu Kita-<br />

Kind: ‚Ist dir nicht zu kalt ohne Pulli? Nein? Whatever. You decide.‘“ „Damit<br />

stretchen wir die Brand Identity bis zum Breaking Point.“ „Sag dem Folienhäschen,<br />

es soll mal die Storyline für die Präsi vercharten.“ „Folienhäschen“<br />

gibt’s auch als T-Shirt-Aufdruck. 25.725 Leuten gefällt das.<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 42


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Entwickeln Sie<br />

Ihre Führungspersönlichkeit.<br />

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Master (MAS, MBA): Architecture and Information | Conservation Science | Entwicklung und Zusammenarbeit<br />

NADEL | Gesamtprojektleitung Bau | Geschichte und Theorie der Architektur | Housing | Landscape Architecture<br />

| Management, Technology, and Economics | MBA Supply Chain Management | Medizinphysik | Natural<br />

Hazards Management | Nutrition and Health | Raumplanung | Security Policy and Crisis Management |<br />

Sustainable Management of Man-made Resources | Sustainable Water Resources | Urban Design<br />

Weiterbildungsdiplom (DAS): Angewandte Statistik | Informationstechnologie und Elektrotechnik | Militärwissenschaften<br />

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Weiterbildungszertifikate (CAS): Angewandte Erdwissenschaften | Angewandte Statistik | Betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement | Entwicklung und Zusammenarbeit NADEL | Informatik | Pharmaceuticals – From<br />

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Zentrum für Weiterbildung, Tel. +41 44 632 56 59, www.zfw.ethz.ch<br />

Möchten Sie in dieser Rubrik inserieren?<br />

Andrea Wetzel<br />

Telefon (040) 53 32-2 50<br />

E-Mail: bildungsmarkt@faz.de


RECRuITING-EvENTS voN okToBER BIS NovEMBER<br />

t 5 h a M b u r G<br />

Jetzt auch in Hamburg: die T5 JobMesse für Absolventen,<br />

die in die Life-Science-Branche einsteigen möchten.<br />

Mit dabei: Der F.A.Z.-Stellenmarkt mit dem Angebot<br />

einer kostenlosen individuellen Karriereberatung.<br />

wann: 23.10.2012, 10 bis 16 Uhr<br />

wo: Handwerkskammer Hamburg<br />

Mehr: www.t5-interface.de bzw. www.fazjob.<strong>net</strong>/t5-kb<br />

für die Karriereberatung<br />

k o n a k t i v a d o r t M u n d<br />

Eine der größten Messen für Studierende fast aller<br />

Fachbereiche. Die Aussteller wechseln täglich,<br />

sodass sich jeder Tag lohnt.<br />

wann: 06. bis 08.11.2012, 9.30 bis 16.30 Uhr<br />

wo: Messe Westfalenhallen Dortmund<br />

Mehr: www.konaktiva-dortmund.de<br />

J o b b ö r s e f r a n k f u r t<br />

Immer noch eine der wichtigsten Jobmessen für<br />

Naturwissenschaftler: die Jobbörse in Frankfurt<br />

am Campus Riedberg. Namhafte Aussteller,<br />

ein umfang reiches Programm an Vorträgen und<br />

Workshops, tolle Organisation.<br />

wann: 08.11.2012, 9.30 bis 16.30 Uhr<br />

wo: Goethe-Universität Frankfurt am Main,<br />

Campus Riedberg<br />

Mehr: www.jobboerse-ffm.de<br />

k o n a k t i v a<br />

d o r t M u n d<br />

t 5 h a M b u r G<br />

J o b b ö r s e<br />

f r a n k f u r t<br />

Unsere<br />

Ihre Zukunft<br />

Karriere<br />

DAS LEITTHEMA 2012 GREEN ECONOMY –<br />

ZUKUNFT MIT VERANTWORTUNG<br />

Premiumsponsoren auf dem Kongress:<br />

28./29. November 2012, Messe Köln<br />

a r G u s b e r l i n<br />

i n o v a<br />

i l M e n a u<br />

h o k o<br />

M ü n c h e n<br />

a r G u s b e r l i n<br />

Auch sie werden kräftig umworben: Geistes- und<br />

Sozialwissenschaftler. Zahlreiche Institutionen aus Kultur,<br />

Wissenschaft, Journalismus, Politik, Wirtschaft<br />

und öffentlichem Dienst werden sich auf der ArGuS<br />

in Berlin den Studierenden präsentieren.<br />

wann: 07. und 08.11.2012, 9.30 bis 17 Uhr (2. Tag bis 16 Uhr)<br />

wo: Humboldt Universität zu Berlin,<br />

Universitätsgebäude am Hegelplatz<br />

Mehr: www2.hu-berlin.de/argus<br />

i n o v a i l M e n a u<br />

Beim „Karriereforum für Mitteldeutschland“ kommen<br />

Firmen aus 25 Branchen und 5.000 Studierende.<br />

wann: 23. und 24.10.2012, 10 bis 16.30 Uhr<br />

wo: TU Ilmenau, Campus-Sporthalle<br />

Mehr: www.inova-ilmenau.de/inova<br />

h o k o M ü n c h e n<br />

Seit 15 Jahren von den angehenden Wirtschaftsingenieuren<br />

organisiert: die Hochschulkontaktmesse an der Hochschule<br />

München. Letztes Jahr präsentierten sich mehr als<br />

130 Aussteller auf dem Campus.<br />

wann: 07. und 08.11.2012, 9.30 bis 16 Uhr<br />

wo: R-Gebäude (roter Würfel) der Hochschule München<br />

Mehr: www.hoko-online.de<br />

MIT<br />

DEUTSCHLANDS<br />

GRÖSSTER<br />

JOBMESSE<br />

Medienpartner:


presented by Eckelt Consultants<br />

X i n G ( i P h o n e , i Pa d ,<br />

a n d r o i d )<br />

Damit man seine beruflichen Kontakte<br />

auch unterwegs pflegen kann, hat das<br />

Business-Netzwerk Xing die passende Gratis-App<br />

herausgebracht. Wie auf der Website<br />

kann man Nachrichten lesen und schreiben,<br />

Inhalte kommentieren und erfahren, was die<br />

Kontakte gerade treiben. Eine Besonderheit<br />

ist der „mobile Handshake“: Statt Visitenkarten<br />

kann man mit anderen Smartphone-Besitzern<br />

seine Xing-Daten austauschen, sofern<br />

sie die App eingeschaltet haben.<br />

www.xing.com/mobile<br />

DER KARRIERE- UND<br />

BRANCHENFÜHRER FÜR DIE<br />

AUTOMOBILINDUSTRIE<br />

2012 / 8. Jahrgang<br />

10 /<br />

IM DIALOG<br />

Bernhard Mattes<br />

Ford-Werke GmbH<br />

24 /<br />

IM DIALOG<br />

Wilfried Porth<br />

Daimler AG<br />

31 /<br />

WACHSTUMSMOTOR<br />

CHINA – TECHNOLOGIEN<br />

FÜR EINEN ZUKUNFTS-<br />

MARKT<br />

Prof. Dr. Peter Pleus<br />

Schaeffler AG<br />

66 /<br />

IM DIALOG<br />

Prof. Dr. h.c. Roland Berger<br />

Roland Berger Strategy<br />

Consultants<br />

S i m p l e m i n d +<br />

( i P h o n e , i Pa d )<br />

Mit nur wenigen Klicks lässt sich<br />

mithilfe dieser App eine Mind-Map erstellen.<br />

Dazu wählt man erst ein Thema und kann danach<br />

die Begriffskrake wachsen lassen und<br />

Kommentare hinzufügen. Das Ergebnis lässt<br />

sich mit der entsprechenden App auch auf<br />

dem Mac ansehen. Die Grundversion ist kostenlos,<br />

3,99 Euro bezahlt man für das iPhone-<br />

Upgrade und 5,49 Euro für die iPad-Vollversion,<br />

mit der man auch PDFs erstellen kann.<br />

www.simpleapps.eu<br />

APPS für Job und ExAmEn<br />

Der aktuelle<br />

J u r a S h o o t e r S t G B<br />

( i P h o n e , i Pa d )<br />

Spielerisch Strafrechts-Definitionen<br />

auswendig lernen – diese Idee steckt hinter<br />

JuraShooter StGB. Am oberen Bildschirmrand<br />

erscheint ein Begriff, dessen Definition<br />

man sich zusammensuchen muss. Dazu<br />

schießt man auf Monster, die Teile der Definition<br />

auf Schildern in die Höhe halten. Nach<br />

jeder Runde gibt der Synchronsprecher von<br />

George Clooney einen Kommentar ab. Die<br />

Grundversion mit fünf Leveln und jeweils<br />

zehn bis 15 Definitionen kostet 2,99 Euro.<br />

www.lernfreak.de/produkte<br />

TOP CAREER GUIDE<br />

AUTOMOTIVE 2012<br />

mit allen Kontaktinfos für Bewerber,<br />

Berufseinsteiger und Young Professionals.<br />

Der Jobguide mit Beiträgen vom<br />

„Who is Who“ der Automobilbranche.<br />

19,80 EURO<br />

ISBN 978-3-9814068-1-8<br />

www.top-career-guide.de<br />

Wer wissen will, wie die Branche „tickt“, bekommt mit dem im März erschienenen<br />

„Top Career Guide Automotive“ einen umfassenden und<br />

aktuellen Überblick zu Trends und Herausforderungen in der Automobilindustrie.<br />

Anerkannte Experten aus Top- Management, Wirtschaft und Wissenschaft<br />

beleuchten in Essays und Interviews die aktuellen Themen der Branche<br />

aus unterschiedlichen Perspektiven: Wachstumsmotor China - Technologien<br />

für einen Zukunftsmarkt; Unsicherheiten und Perspektiven der Automobilindustrie;<br />

die neue Wertschöpfungskette, etc. Damit ist der Karriereführer<br />

ein Standardwerk für Nachwuchs-, Fach- und Führungskräfte mit „Benzin<br />

im Blut“. Einzelbezug über www.top-career-guide.de .


Rocky Mountains Polizeikommissarin, derzeit: Reisende<br />

BEI DER POLIZEI KÜNDIGEN – UM RAD ZU FAHREN<br />

An einem Tag die Polizeiausbildung abschließen und mit<br />

den Kollegen feiern, am nächsten Tag kündigen und nach Alaska<br />

radeln – natürlich haben da alle geguckt. Ich hatte ja wirklich<br />

niemanden in meine Pläne eingeweiht. Mittlerweile bin ich<br />

über eineinhalb Jahre unterwegs. Bereut habe ich den Schritt<br />

noch nicht.<br />

Ich werde manchmal gefragt, wie ich diesen sicheren Job<br />

bei der Polizei aufgeben konnte: garantierte Übernahme, auf<br />

Lebenszeit verbeamtet, immer festes Gehalt – für die meisten<br />

klingt das toll. Da kann doch nichts mehr schiefgehen. Dabei<br />

war für mich genau dieser Aspekt so abschreckend: dieses Sicherheitsdenken.<br />

Es gab da einen Schlüsselmoment an meinem<br />

22. Geburtstag, als mir ein Dozent an unserer FH zu 40<br />

weiteren anstehenden Dienstjahren gratulierte. Durch diesen<br />

Satz ist mir bewusst geworden, dass ich meine nächsten 40 Jahre<br />

genau aufzeichnen konnte. Ich wusste schon genau, was auf<br />

mich zukommen würde. Das war für mich einfach eine Horrorvorstellung.<br />

Diese Sicherheit hat mich eingeschränkt.<br />

Also habe ich gekündigt, per Einschreiben. Das ging so<br />

einfach aber nicht, den Kündigungsgrund „Weltreise“ gab es<br />

bei der Polizei noch nie. Ich wurde dann noch nach Duisburg<br />

zitiert, um das Kündigungsschreiben persönlich zu unterschreiben.<br />

Dann hatte ich auch noch ein Gespräch mit dem Polizeipräsidenten<br />

in Mönchengladbach, wo meine zukünftige<br />

Dienststelle gewesen wäre. Ihm konnte ich meine persönlichen<br />

Gründe darlegen. Das war mir sehr wichtig, denn ich habe<br />

ja nicht gekündigt, weil ich den Job nicht gemocht habe. Als ich<br />

einer befreundeten Kollegin dann erzählte, dass ich nun eine<br />

große Fahrradtour plane, war ihre erste Reaktion: „Da komme<br />

ich mit!“ Aber als sie dann gemerkt hat, dass ich drei Jahre lang<br />

weg sein werde, hat sie es sich anders überlegt.<br />

Da ich schon knapp drei Monate danach losfahren wollte<br />

– im Dezember 2010 – hatte ich nur wenig Zeit, um Reisevorbe-<br />

H O C H S C H U L<br />

A N Z E I G E R 46<br />

Swinde Wiederhold, 24<br />

reitungen zu treffen. Mit dem Fahrrad von Ushuaia in Argentinien<br />

bis nach Alaska fährt man ja nicht einfach so. Zu Hause<br />

hatte ich aber nur mein Hollandrad. Ich bin dann auch mal mit<br />

dem Trekkingbike meines Bruders zu meiner Oma geradelt, das<br />

waren immerhin 100 Kilometer. Das war’s an Vorbereitung.<br />

Mit dem Spezialfahrrad für Langstrecken, was ich mir bestellt<br />

hatte, konnte ich nur ein paar kurze Runden drehen, danach<br />

habe ich es in einen großen Karton gepackt und nach Argentinien<br />

geschickt. Mit der Sprache war es ähnlich: Mein erstes spanisches<br />

Wort habe ich im Flugzeug gesprochen, als ich mir ein<br />

„agua“ bestellt habe. Aber ich habe schnell gemerkt, dass die<br />

mentale Stärke auf meiner Reise viel wichtiger ist als ein spezielles<br />

Fahrradtraining.<br />

In Patagonien war ein wahnsinniger Wind, aber das war<br />

genau das, was ich am Anfang brauchte: Ich wollte die Herausforderung<br />

haben, um meine Grenzen zu testen. An Heiligabend<br />

– da war ich gerade zwei Wochen dort – war ich mit einem Kanadier<br />

unterwegs, und wir wollten unbedingt noch vor dem<br />

Abend den nächsten kleinen Ort erreichen – aber der Wind war<br />

so stark, dass ich das Fahrrad nicht mal mehr schieben konnte.<br />

Wir waren auf einer kleinen Schotterpiste unterwegs, haben<br />

uns dann irgendwann erschöpft an den Rand gesetzt. Wir hatten<br />

unheimliches Glück, dass ein italienisches Pärchen auf<br />

Hochzeitsreise im Pick-up vorbeigekommen ist und uns mitgenommen<br />

hat. Im Ort haben wir ein kleines Hostel gefunden,<br />

wo ich dann Weihnachten 2010 mit internationalen Backpackern<br />

ein argentinisches Asado, ein Grillfest, gefeiert habe.<br />

Das war sehr gemütlich. Es ist noch komplett offen, was ich<br />

nach meiner Rückkehr machen werde. Ich muss ja erst einmal<br />

den gesamten Betrag an die Polizei zurückzahlen, den ich während<br />

meiner Ausbildung dort verdient habe. Fest steht aber:<br />

Sobald ich wieder genug Geld habe, werde ich weiter reisen. Es<br />

gibt noch so viel zu sehen. Da ist Alaska noch nicht das Ende.<br />

P r o t o k o l l : s t e P h a n k n i e P s , f o t o : P r i v a t


MASTER IN FINANCE<br />

nomics - Probability - Time Series Analysis - Structured Products - Dividend Policy - Venture Capital - Commodities<br />

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Earnings - Credit Derivatives - Economics - Probability - Time Series Analysis - Structured Products<br />

- Dividend Policy - Venture Capital - Commodities - Stock Compensation - Correlation Analysis and<br />

Regression - Hedge part-time/berufsbegleitend<br />

Funds - Capital Investment Decisions - Asset Allocation - Economics - Probability<br />

- Time For Series young Analysis professionals - Structured of all academic Products backgrounds<br />

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Stock Compensation - Correlation Analysis and Regression - Hedge Funds - Capital Investment Decisions - Asset<br />

Allocation - Venture Capital - Time Value of Money - Equity Portfolio Management - Residual Earnings - Credit Derivatives<br />

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KEY FACTS<br />

Length of program:<br />

18 Months + Master Thesis<br />

Mode of delivery:<br />

Part-time<br />

(bi-weekly on Fridays and Saturdays)<br />

Program Language:<br />

English<br />

Minimum requirements:<br />

Bachelor’s degree (180 CP) or equivalent of all academic<br />

backgrounds; strong quantitative skills and an interest<br />

to excel in the fi eld of fi nance; profi ciency in written and<br />

spoken English.<br />

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while enrolled in the program.<br />

BROADER CAREER PERSPECTIVES: Exchanging ideas with guest speakers from the fi nancial world and sharing<br />

experiences with a stimulating and professional participant group helps you develop your full career potential in fi nance.<br />

AN AUTHORATIVE FACULTY: The Master in Finance program is taught by Goethe-University’s outstanding faculty, as well<br />

as by professors from other leading institutions and prominent practitioners from major corporations.<br />

FINANCE-FOCUSED LOCATION: All classes are held in the facilities of the House of Finance, on Goethe-University’s<br />

Campus Westend in the center of Frankfurt. The House of Finance serves as an international center for research and<br />

education in the fi eld of fi nance, and forms an important hub within the international <strong>net</strong>work of the worldwide fi nancial<br />

community.<br />

GOETHE BUSINESS SCHOOL<br />

Goethe-University Frankfurt am Main<br />

House of Finance - Grüneburgplatz 1<br />

60323 Frankfurt am Main - Germany<br />

Tel.: +49 69 798 33511 - Fax: +49 69 798 33530<br />

E-mail: recruiting@gbs.uni-frankfurt.de - www.gbs.uni-frankfurt.de<br />

Program start:<br />

Annually in April<br />

Application deadlines:<br />

December 1, 2012 (early bird discount)<br />

February 1, 2013<br />

Maximum class size:<br />

50 Participants<br />

Learn more about the Master in Finance program at an upcoming information session<br />

at Goethe-University Frankfurt am Main, Campus Westend, on:<br />

Tuesday, October 16, 2012<br />

Tuesday, November 20<br />

Tuesday, January 15, 2013<br />

Register online using the QR code or by visiting www.gbs.uni-frankfurt.de.<br />

Degree and accreditation:<br />

Participants receive a Master of Arts in Finance degree<br />

(90 ECTS credit points) from the AACSB-accredited<br />

Department of Economics and Business Administration at<br />

Goethe-University Frankfurt am Main.


Mein Bild auf Seite 1<br />

Die erste Seite – jeden Tag eine Überraschung<br />

Wählen Sie Ihre Lieblingsbilder!<br />

Seit nunmehr fünf Jahren erscheint die Frankfurter Allgemeine Zeitung täglich mit einem Bild auf der Titelseite.<br />

Sein häufig über das streng Nachrichtliche hinausgehender Charakter in Verbindung mit zuweilen ironisch zugespitzten<br />

Texten hat es mittlerweile zum Wahrzeichen des Blattes gemacht. Die Leser fragen sich jeden Morgen: Was wird die<br />

F.A.Z. wohl heute auf dem Titel haben? Nach der stürmischen Beteiligung an den Titelbildwahlen in den vergangenen<br />

Jahren stellen wir Ihnen wieder 56 Motive zur Auswahl. Wir sind gespannt, welches Titelbild Ihr Favorit ist.<br />

Mitmachen lohnt sich!<br />

Unter allen Teilnehmern der Wahl<br />

zum besten Titelbild der F.A.Z. der<br />

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