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<strong>Berliner</strong> Vereinigung <strong>der</strong> Verfolgten des Naziregimes-Bund <strong>der</strong> Antifaschistinnen und Antifaschisten (<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>) e.V.<br />
Son<strong>der</strong>ausgabe 60 Jahre <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> – Januar 2008<br />
Nach Übergabe von 175.445 Unterschriften für ein NPD-Verbot an Mitglie<strong>der</strong><br />
des Deutschen Bundestages v. l.: Heinrich Fink, Adam König( KZ Sachsenhausen<br />
und Auschwitz), Gerhard Schramm, Günther Pappenheim (beide KZ<br />
Buchenwald) am 12. Dezember 2007 am Reichstag in Berlin. Foto: J. Haseloff<br />
Sisyphos Antifaschismus<br />
60 Jahre <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> – unser Kampf geht weiter<br />
Am 16./17. Januar 1948 gründete sich<br />
<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> Verband als letzter Landesverband<br />
<strong>der</strong> Vereinigung <strong>der</strong> Verfolgten<br />
des Naziregimes (<strong>VVN</strong>). Heute – nach<br />
nunmehr 60 Jahren antifaschistischen<br />
Engagements – gehört die <strong>VVN</strong> zum<br />
festen Bestandteil demokratischer zivilgesellschaftlicher<br />
Strukturen und antifaschistischer<br />
Bündnisse. In ihr sind<br />
weit mehr als 60 Jahre Erfahrungen antifaschistischen<br />
Kampfes unter Bedingungen<br />
aufgehoben, die unterschiedlicher<br />
kaum sein können: Verfolgung<br />
und Wi<strong>der</strong>stand unter dem Naziregimes,<br />
demokratischer Neubeginn im Kalten<br />
Krieg, zivilgesellschaftlicher Protest in<br />
<strong>der</strong> Bundesrepublik, Gestaltung eines<br />
neuen Deutschland im Osten samt Fehlern<br />
und Versäumnissen und dessen<br />
Nie<strong>der</strong>gang – und dann ein Neubeginn<br />
im vereinten Deutschland.<br />
Wir nehmen den 60. Geburtstag <strong>der</strong><br />
Vereinigung <strong>der</strong> Verfolgten des Naziregimes<br />
zum Anlass, genau diese vielfältigen<br />
Erfahrungen – Erfolge, Rückschläge,<br />
Fortentwicklungen eigener Positionen<br />
– zu refl ektieren und für die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
künftigen antifaschistischen Engagements<br />
fruchtbar zu machen. Denn<br />
noch immer liegen – trotz unermüdlicher<br />
Arbeit und steten Kampfes – viele Aufgaben<br />
und Träume unerfüllt vor uns.<br />
Daher wollen wir einen – auch kritischen<br />
– Blick zurück auf die wechselvolle Geschichte<br />
<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> und des Antifaschismus<br />
werfen. Zugleich gibt es Anstoß,<br />
gegenwärtige Positionen zu befragen<br />
und zu überdenken, gegebenenfalls<br />
neu zu bestimmen und dann mit neuem<br />
Selbstbewusstsein zu vertreten.<br />
Das 60-jährige Bestehen <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> nehmen<br />
wir zudem zum Anlass, allen, den<br />
älteren und den jüngeren, den langjährigen<br />
und den neuen Mitglie<strong>der</strong>n unserer<br />
Organisation herzlich für ihr unermüdliches<br />
Wirken zu danken. Mit ihren Aktivitäten<br />
und ihrer Solidarität, aber auch<br />
mit ihren Beiträgen und Spenden tragen<br />
sie die Organisation in guten und durch<br />
schwierige Situationen. Verfolgte des<br />
Naziregimes waren und sind gefragte<br />
Gesprächspartner in Schulen, Gedenkstätten<br />
und Jugendklubs, berichten über<br />
Verfolgung und Wi<strong>der</strong>stand, sprechen<br />
über ihr Leben, mahnen, wachsam zu<br />
sein und überall gegen Nazismus, Rassismus<br />
und Antisemitismus aufzutreten.<br />
Wir danken auch allen Betreuerinnen<br />
und Betreuern, die einen vertrauensvollen<br />
Kontakt zu unseren hochbetagten<br />
Mitglie<strong>der</strong>n aufrechterhalten und diese<br />
so den Zusammenhalt unserer Organisation<br />
spüren lassen.<br />
Die Verfolgten des Naziregimes legen<br />
ihr Vermächtnis allmählich und mit großer<br />
Hoffnung in die Hände <strong>der</strong> jüngeren<br />
Generation. In <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> und an<strong>der</strong>en<br />
antifaschistischen Initiativen engagieren<br />
sich Antifaschistinnen und Antifaschisten<br />
gegen Nazis auf <strong>der</strong> Straße<br />
und in Parlamenten, tragen Zeugnisse<br />
des Wi<strong>der</strong>stands zusammen und geben<br />
Erinnerungen und Erfahrungen weiter,<br />
organisieren Gedenkstättenfahrten und<br />
Projekttage in Schulen. Weitere Mitstreiter/innen<br />
sind willkommen!<br />
Der 60. Jahrestag unserer Organisation<br />
ist Auftrag und Verpfl ichtung zugleich,<br />
die Arbeit im Sinne jener Frauen und<br />
Männer weiterzuführen, die im Januar<br />
1948 die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> gegründet haben.<br />
Dies bleibt uns ständige Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />
die wir stets auf Neue annehmen,<br />
ohne uns entmutigen zu lassen – auch<br />
wenn sie manchmal <strong>der</strong> Arbeit des Sisyphus<br />
gleicht.<br />
Hans Coppi,<br />
Kurt Langendorf,<br />
Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>
Friedensweihnacht für die Kin<strong>der</strong><br />
Erich Pu<strong>der</strong> (1910-1985) und die Aktion »Rettet die Kin<strong>der</strong>«<br />
Als aktiver Kommunist und Gewerkschaftsmitglied<br />
wurde Erich Pu<strong>der</strong> im<br />
April 1933 verhaftet, im Polizeipräsidium<br />
und im Untersuchungsgefängnis Moabit<br />
misshandelt und dann zu drei Jahren<br />
Zuchthaus verurteilt, die er in Brandenburg<br />
verbrachte. 1936 folgte »Schutzhaft«<br />
im KZ Lichtenburg und bis 1937<br />
im KZ Sachsenhausen, ab 1939 Festung<br />
Gollnow, anschließend erneut »Schutzhaft«<br />
in Sachsenhausen, von dort 1945<br />
auf dem Todesmarsch in Richtung Ostsee,<br />
Flucht in Schwerin und dort auf die<br />
Rote Armee getroffen. Seine Ankunft in<br />
Berlin und Köpenick 1945 schil<strong>der</strong>t er<br />
so:<br />
»Als ich dann wie<strong>der</strong> in Köpenick gelandet<br />
war, versuchte ich, meine Eltern<br />
ausfi ndig zu machen – es ist mir gelungen.<br />
Unser Stadtbezirk war zwar evakuiert,<br />
d.h. die Sowjetarmee hatte sich dort<br />
einquartiert, und meine Eltern hatten sich<br />
bei den Schwiegereltern meines Bru<strong>der</strong>s<br />
einquartiert. Ich habe sie dort ausfi ndig<br />
gemacht, und dann begann das Leben<br />
wie<strong>der</strong>. Ich hatte keine Zivilsachen mehr,<br />
denn auf dem Marsch hatten wir ja Häftlingsuniformen<br />
an, ich musste also die<br />
ersten Tage in Häftlingskleidung durch<br />
Köpenick stolzieren, ehe mir durch die<br />
entsprechenden Verwaltungsstellen die<br />
Möglichkeit gegeben wurde, Zivilsachen<br />
zu bekommen.«<br />
Nachdem er Verbindung zur KPD gefunden<br />
hatte, beauftragten ihn die Genossen,<br />
die Dienststelle Opfer des Faschismus<br />
bei <strong>der</strong> Kommunalverwaltung<br />
zu übernehmen.<br />
60 Jahre <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong><br />
19. Januar 2008, 18 bis 21 Uhr<br />
Festveranstaltung zum 60. Jahrestag<br />
<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> mit Grußworten, musikalischer<br />
Umrahmung, Ehrung von Wi<strong>der</strong>standskämpfern<br />
und Überlebenden<br />
<strong>der</strong> NS-Verfolgung,<br />
Ort: Bernhard-Letterhaus-Saal des<br />
Abgeordnetenhauses zu Berlin, Nie<strong>der</strong>kirchnerstraße<br />
5<br />
20. Januar 2008, 10 bis 18 Uhr<br />
Konferenz unter dem Motto »Für eine<br />
Welt des Friedens und <strong>der</strong> Freiheit«<br />
Carl Raddatz 1945 zur ersten Friedensweihnacht zur Bescherung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>.<br />
Hier sein Bericht über die erste Friedensweihnacht:<br />
»In diese Zeit fällt auch die Aktion »Rettet<br />
die Kin<strong>der</strong> – die erste Friedensweihnacht«.<br />
Der Initiator war ja <strong>der</strong> Hauptausschuss<br />
Opfer des Faschismus unter<br />
Verantwortung von Ottomar Geschke.<br />
Wir haben uns bemüht, in allen Stadtteilen<br />
des Bezirks Köpenick unter erschwerten<br />
Umständen <strong>der</strong> Verkehrs-<br />
und Transportschwierigkeiten und auch<br />
des Nichtvorhandenseins von vielen,<br />
vielen Dingen des täglichen Lebens diese<br />
Friedensweihnacht zu gestalten.<br />
Ich will an dieser Stelle beson<strong>der</strong>s die<br />
aktive Arbeit <strong>der</strong> Frauen im Frauenausschuss,<br />
in den Nähstuben hervorheben,<br />
um diese Aktion »Rettet die Kin<strong>der</strong> – erste<br />
Friedensweihnacht« zu gestalten. Was<br />
(in Kooperation mit <strong>der</strong> Rosa-Luxemburg-Stiftung)<br />
Vormittags: Podiumsgespräch zur Geschichte<br />
<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> mit Dr. Elke Reuter<br />
zum Thema »Die <strong>VVN</strong> im sich teilenden<br />
Berlin«, Dr. Peter Kirchner zum<br />
Verhältnis <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> zur Jüdischen<br />
Gemeinde, Prof. Dr. Hans Lauter zur<br />
Aufl ösung <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> 1953, Dr. Ulrich<br />
Schnei<strong>der</strong> zur langen Geschichte <strong>der</strong><br />
<strong>VVN</strong> in <strong>der</strong> BRD zwischen Repression,<br />
Selbstbehauptung und Öffnung.<br />
Nachmittags: Podiumsdiskussionen<br />
1. zum Thema »Im Zeichen <strong>der</strong> Totalitarismustheorie?<br />
Erinnern und Gedenken<br />
an die Opfer des Naziregimes<br />
dort in den Nähstuben aus den primitivsten,<br />
einfachsten Mitteln gebastelt wurde,<br />
um den Kin<strong>der</strong>n etwas auf den Tisch<br />
zu legen, was aus Kaffeegrund und ähnlichen<br />
Substraten an Gebäck fabriziert<br />
worden ist, um den bunten Teller zu gestalten<br />
und dass unsere Freunde auch<br />
auf unseren Wunsch hin Verbindung<br />
aufgenommen haben, um zusätzlich aus<br />
dem Spielzeugland noch Spielzeug zu<br />
beschaffen und Süßigkeiten. Ich muss<br />
sagen, es gab leuchtende Kin<strong>der</strong>augen.<br />
Nach all den Strapazen des Krieges nun<br />
die erste Friedensweihnacht, die erste<br />
Bescherung! So einfach sie auch immer<br />
war, und so wenig es war, aber es war<br />
eine Bescherung. Sicher haben viele<br />
Kin<strong>der</strong> diesen Vorgang, dieses Ereignis<br />
bis heute nicht vergessen.«<br />
im vereinten Europa« mit Dr. Harald<br />
Schmid (Politikwissenschaftler, Universität<br />
Kiel), Dr. Ulrich Schnei<strong>der</strong><br />
(Generalsekretär FIR), Tobias Pfl üger<br />
(MdEP/Linke), M<strong>o<strong>der</strong></strong>ation Michael<br />
Klundt<br />
2. zum Thema »Nazismus und Rassismus<br />
im Zeichen <strong>der</strong> Globalisierung«<br />
mit Elisabeth Schroedter (MdEP/Grüne),<br />
Prof. Dr. Gudrun Hentges (Politikwissenschaftlerin,<br />
Hochschule Fulda),<br />
Carsten Hübner (Publizist), M<strong>o<strong>der</strong></strong>ation<br />
Dr. Gideon Botsch<br />
Ort: Blauer Salon, Bürohaus, 1. Etage,<br />
Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin-<br />
Friedrichshain<br />
2 Nr. 37
Gegen Nazismus und Antisemitismus<br />
Heinz Galinski auf <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-Kundgebung am 18. Januar 1948<br />
Ich begrüße Sie anläßlich <strong>der</strong> ersten<br />
Kundgebung <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>. Ich begrüße<br />
die Vertreter <strong>der</strong> Besatzungsmächte,<br />
Frau Stadtrat Ehlert als Vertreterin des<br />
<strong>Berliner</strong> Magistrats. Frau Stadtrat Ehlert<br />
hat immer für die Verfolgten des Naziregimes<br />
das größte Verständnis gehabt. Ich<br />
betone ausdrücklich: Wir wollen keine<br />
Gegensätzlichkeit zu den kommunalen<br />
Ausschüssen <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> Betreuungsstellen.<br />
Ich begrüße beson<strong>der</strong>s herzlich<br />
unseren Kameraden Probst Grüber als<br />
Vertreter <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> in <strong>der</strong> Sowjetischen<br />
Besatzungszone, als Vertreter <strong>der</strong> westlichen<br />
Zonen <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> die Kameraden<br />
Lore Wolf, Kameraden Kein und den Kameraden<br />
Lorcher, ferner die Vertreter <strong>der</strong><br />
Kulturorganisationen und <strong>der</strong> politischen<br />
und gesellschaftlichen Organisationen<br />
Berlins. Im Gegensatz zu den vier Zonen,<br />
in denen die Vereinigung <strong>der</strong> Verfolgten<br />
des Naziregimes schon seit geraumer<br />
Zeit ihre Tätigkeit ausüben konnte, war<br />
sie in Berlin bisher noch nicht bestätigt.<br />
Die Zulassung ist nunmehr durch einen<br />
Beschluß <strong>der</strong> alliierten Kommandantur<br />
erfolgt. Die am 16. und 17. Januar 1948<br />
durchgeführte Generalversammlung fi ndet<br />
heute ihren festlichen Ausklang in<br />
Nr. 37<br />
<strong>der</strong> ersten öffentlichen Kundgebung des<br />
<strong>Berliner</strong> Vorstandes <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>.<br />
Der Admiralspalast in <strong>der</strong> Friedrichstraße war <strong>der</strong> Ort <strong>der</strong> ersten öffentlichen<br />
Kundgebung nach <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>. Unten: Blick auf das Präsidium.<br />
Fotos: Archiv <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />
Angesichts <strong>der</strong> reaktionären Entwicklung<br />
in Deutschland bedarf es heute<br />
keines Wortes mehr zur Begrüßung einer<br />
solchen Organisation. Sie ist eine<br />
Notwendigkeit im Abwehrkampf gegen<br />
Nazismus und Antisemitismus: Die <strong>Berliner</strong><br />
<strong>VVN</strong> wird so lange unsere vollste<br />
Unterstützung fi nden, als sie auf dem<br />
ihr vorgeschriebenen Weg mit aller Entschiedenheit<br />
weitergeht und strengste<br />
Neutralität in allen politischen und religiösen<br />
Fragen wahrt. Gerade wir haben<br />
aufgrund unseres Kampfes und unserer<br />
Leiden in den Hitlerjahren nicht nur das<br />
Recht, son<strong>der</strong>n auch die Pfl icht, in <strong>der</strong><br />
ersten Reihe für die Demokratisierung<br />
Deutschlands zu kämpfen. Das Vertrauen,<br />
das uns die vier Besatzungsmächte<br />
durch die Genehmigung <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> bekundet<br />
haben, ist ein Auftrag für uns und zugleich<br />
eine Anerkennung, <strong>der</strong> wir uns in<br />
je<strong>der</strong> Weise würdig zu erweisen haben.<br />
Die Demokratisierung Deutschlands ist<br />
eine Schicksalsfrage. Niemand, <strong>der</strong> in<br />
unseren Reihen kämpft, hat ein an<strong>der</strong>es<br />
Ziel vor Augen, als die Demokratisierung<br />
Deutschlands mit allen Mitteln zu<br />
för<strong>der</strong>n. Nur müssen wir uns über den<br />
Weg klar sein, den wir zu beschreiten haben.<br />
Die Erfahrungen <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
warnen. Die demokratische Verfassung<br />
<strong>der</strong> Weimarer Republik hat ihren Feinden<br />
das Sprungbrett hingelegt. Nicht noch<br />
einmal darf es sich wie<strong>der</strong>holen, daß die<br />
Freiheiten <strong>der</strong> Demokratie in dieser unerhörten<br />
Weise mißbraucht werden, um<br />
Krieg nach außen und Mord nach innen<br />
zu propagieren. Das erste Gebot dieser<br />
Stunde lautet: schützt das Land. Nur<br />
wenn wir <strong>der</strong> Staatsgewalt einmal sicher<br />
sein werden, können wir im Geiste <strong>der</strong><br />
Demokratie großzügig sein.<br />
Wir haben uns wie<strong>der</strong>holt gegen offene<br />
und versteckte Angriffe in <strong>der</strong> deutschen<br />
Presse zur Wehr setzen müssen. Gerade<br />
diese mangelnde Bereitschaft, den gemeinsamen<br />
Kampf gegen den gemeinsamen<br />
Feind zu führen, ist für uns erst<br />
recht ein Anlaß, in <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> alles nur Erdenkliche<br />
zu tun. Diese Vereinigung wird<br />
alles an<strong>der</strong>e sein als ein Veteranenverein<br />
alter Kämpfer. Den Opfern und ihren Hinterbliebenen<br />
sind es die Überlebenden<br />
schuldig, wachsam zu sein und, wenn<br />
es nötig ist, einzugreifen. Deshalb wird<br />
die Stimme <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> von jetzt ab deutlich<br />
von jedem zu hören zu sein.<br />
3
Ein Drahtseilakt mit Folgen<br />
Die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> zwischen Beharrung und Anpassung in einer gespaltenen Stadt<br />
Die Gründung <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> am 16.<br />
und 17. Januar 1948 wurde quasi als die<br />
Krone <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Verfolgten<br />
des Naziregimes gesehen. Endlich war<br />
<strong>der</strong> Bund <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-Organisationen in<br />
ganz Deutschland komplett. Lange<br />
hatten die Gegner und Verfolgten des<br />
Naziregimes in Berlin auf die Genehmigung<br />
durch die vier Besatzungsmächte<br />
warten müssen. Die politische Situation<br />
Berlins hatte es nicht gestattet, eine<br />
gemeinsame Verfolgtenorganisation mit<br />
<strong>der</strong> Sowjetischen Besatzungszone (SBZ)<br />
zu bilden, wie es zunächst beabsichtigt<br />
war. Die Zulassung <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> erfolgte<br />
durch die Alliierte Kommandantur<br />
erst am 20. November 1947 und war an<br />
die eindeutige Aufl age <strong>der</strong> strikten personellen<br />
und inhaltlichen Trennung <strong>der</strong><br />
<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> von <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> <strong>der</strong> SBZ gebunden.<br />
Gesamte Breite von<br />
Verfolgung und Wi<strong>der</strong>stand<br />
Obwohl Anfang 1948 die politische<br />
Großwetterlage bereits schlecht war,<br />
kam bei <strong>der</strong> Gründungskonferenz <strong>der</strong><br />
<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> im Haus <strong>der</strong> Jüdischen<br />
Gemeinde Berlin in <strong>der</strong> Joachimsthaler<br />
Straße noch einmal die große Idee<br />
<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> jenseits aller entmutigenden<br />
Zwistigkeiten zum Ausdruck. Ottomar<br />
Geschke, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> in <strong>der</strong><br />
SBZ, sprach den Anwesenden aus dem<br />
Herzen, als er in seiner Begrüßungsrede<br />
betonte: »Wir sind die einzige Organi-<br />
sation, <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong>, gleichgültig, ob<br />
Männer <strong>o<strong>der</strong></strong> Frauen, gleichgültig, welcher<br />
Partei, Konfession <strong>o<strong>der</strong></strong> Rasse sie<br />
angehören, unter Beweis gestellt haben,<br />
dass sie Gegner des Faschismus schon<br />
zu einer Zeit waren, als Schafott und<br />
Strick jede freiheitliche und menschliche<br />
Regung bedrohten.« Er erinnerte<br />
an die ganze Breite <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>standsbewegung<br />
und <strong>der</strong> Verfolgung durch das<br />
Naziregime. Diesen Konsens unter den<br />
Verfolgten des Naziregimes zu bewahren<br />
und gemeinsam für die Demokratisierung<br />
Deutschlands, gegen Naziideologie,<br />
Militarismus, Antisemitismus und<br />
Rassenwahn zu kämpfen, mobilisierte in<br />
Berlin über 11.000 Verfolgte zum Eintritt<br />
in die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> – insgesamt gab es in<br />
Berlin etwas mehr als 19.000 anerkannte<br />
Opfer des Faschismus. Nicht die vergangene<br />
<strong>o<strong>der</strong></strong> gegenwärtige Mitgliedschaft<br />
in einer Partei, son<strong>der</strong>n die Tatsache des<br />
Wi<strong>der</strong>standes und <strong>der</strong> Verfolgung sollte<br />
die Gründungsgrundlage <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />
<strong>VVN</strong> bilden.<br />
Komplizierte Gründung<br />
Bereits im Vorbereitungsprozess hatten<br />
sich Persönlichkeiten engagiert, die die<br />
Breite des Wi<strong>der</strong>standes verkörperten.<br />
Dem Vorbereitenden Ausschuss für die<br />
Gründung <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> gehörten Ma-<br />
rion Yorck von Wartenburg und Hermann<br />
Landwehr (Beteiligung am 20. Juli 1944),<br />
Julius Meyer, Jeanette Wolff, Fritz Katten,<br />
Fritz Corsing und Simon Ermolnikoff<br />
(Verfolgung aus sogenannten rassischen<br />
Gründen), Robert Havemann (illegaler<br />
Kampf), Heinrich Grüber und Harald<br />
Poelchau (kirchlicher Wi<strong>der</strong>stand), Annedore<br />
Leber und Hellmut Bock (sozialdemokratischer<br />
Wi<strong>der</strong>stand), Greta<br />
Kuckhoff, Ellen Kuntz, Walter Bartel,<br />
Ottomar Geschke und Wilhelm Girnus<br />
(kommunistischer Wi<strong>der</strong>stand) an. Auch<br />
die Wahl des Vorstandes <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />
<strong>VVN</strong> am 17. Januar 1948 demonstrierte,<br />
dass Überparteilichkeit oberstes Prinzip<br />
war. Bei <strong>der</strong> zahlenmäßigen Dominanz<br />
9. September 1945: OdF-Gedenkveranstaltung in <strong>der</strong> Werner-Seelenbin<strong>der</strong>-<br />
Kampfbahn Neukölln. Probst Heinrich Grüber auf <strong>der</strong> Kundgebung <strong>der</strong> <strong>VVN</strong><br />
im Admiralspalast am 18. Januar 1948 (Bild lins). Fotos: Archiv <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />
von Delegierten aus <strong>der</strong> SED wäre es<br />
ein Leichtes gewesen, einen entsprechenden<br />
Vorstand zu wählen (s. Seite 7<br />
bis 9 ). Zum Vorsitzenden wurde Walter<br />
Bartel (SED), zum 1. Stellvertreter Heinz<br />
Galinski (parteilos), zur 2. Stellvertreterin<br />
Jeanette Wolf (SPD) gewählt. Walter<br />
Bartel schlug unter großer Zustimmung<br />
<strong>der</strong> Delegierten vor, dass alle drei gleichberechtigte<br />
Vorsitzende sein würden.<br />
Die Überparteilichkeit ihrer Organisation<br />
zu wahren, war für die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> angesichts<br />
<strong>der</strong> immer schärfer werdenden<br />
politischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen, die<br />
sich auch gegen die <strong>VVN</strong> richteten, elementar.<br />
Sie war daher auch das domi-4<br />
4 Nr. 37
18. Januar 1948: erste öffentliche Kundgebung <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>. Walter Bartel (SED), Heinz Galinski (parteilos), Jeanette<br />
Wolff (SPD) (v. l. n. r.) Vorsitzende.<br />
nierende Thema <strong>der</strong> Gründungskonferenz<br />
und bestimmte darüber hinaus die<br />
ganze weitere Existenz <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>.<br />
Für die Mitglie<strong>der</strong>, aber auch für einen<br />
guten Teil <strong>der</strong> Führungskräfte blieb jedoch<br />
vielfach nur Ohnmacht angesichts<br />
<strong>der</strong> politischen Entwicklung. Denn das<br />
Scheitern <strong>der</strong> Überparteilichkeit war<br />
kein inneres Problem <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>, son<strong>der</strong>n<br />
Ergebnis <strong>der</strong> Parteien- und Politikpolarisierung.<br />
Es reichte nicht, Überparteilichkeit<br />
zu postulieren – sie musste höchst<br />
sensibel praktiziert werden: Ein Drahtseilakt<br />
bei <strong>der</strong> zahlenmäßigen Dominanz<br />
<strong>der</strong> SED unter den <strong>VVN</strong>-Mitglie<strong>der</strong>n und<br />
bei <strong>der</strong> zugleich ablehnenden Haltung<br />
<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> SPD, die die stärkste politische<br />
Kraft in <strong>der</strong> Stadt war. Die <strong>Berliner</strong><br />
SPD folgte strikt den Vorgaben <strong>der</strong> SPD<br />
in den Westzonen Deutschlands. Der<br />
Parteivorstand hatte bereits im November<br />
1946 beschlossen, die Mitarbeit in<br />
<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> zu verweigern. Zu Beginn des<br />
Jahres 1948 drängte die SPD-Landeszentrale<br />
Mitglie<strong>der</strong>, die sich in <strong>der</strong> <strong>VVN</strong><br />
engagierten, zum Austritt aus <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>.<br />
Die Gegenstrategie <strong>der</strong> SED bestand<br />
darin, <strong>der</strong> SPD Spaltung vorzuhalten.<br />
Rücktritte und Austritte<br />
Der Rücktritt Jeanette Wolffs bereits am<br />
7. Februar 1948 von ihrem Amt als Co-<br />
Vorsitzende und die Kündigung ihrer Mitgliedschaft<br />
war <strong>der</strong> erste Schock für die<br />
junge Organisation. Sie nahm zwar zwei<br />
Tage später ihre Erklärung noch einmal<br />
zurück, verließ aber am 7. Juni endgül-<br />
Nr. 37<br />
tig die <strong>VVN</strong>. In ihren Stellungnahmen<br />
nannte sie als Grund die fehlende parteipolitische<br />
Neutralität <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>, <strong>der</strong>en<br />
Ursache <strong>der</strong> Einfl uss <strong>der</strong> SED wäre. Weitere<br />
politisch motivierte Rücktritte aus<br />
dem Vorstand gab es im gleichen Jahr<br />
von Curt Radlauer und Heinz Galinski.<br />
An die Stelle von Jeanette Wolff trat mit<br />
Arnold Munter ein an<strong>der</strong>es prominentes<br />
SPD-Mitglied. Obwohl vom SPD-Landesvorstand<br />
zum Austritt aus <strong>der</strong> <strong>VVN</strong><br />
gedrängt, blieb er, worauf er im August<br />
1948 aus <strong>der</strong> SPD ausgeschlossen wurde.<br />
Die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> befand sich in <strong>der</strong> politischen<br />
Krisensituation im Sommer und<br />
Herbst 1948 durch separate Währungsreform,<br />
sowjetische Blockade Westberlins<br />
und politische Spaltung <strong>der</strong> Stadt<br />
vor einer enormen Zerreißprobe. Nahezu<br />
alle politischen Fragen enthielten Konfl<br />
iktpotenzial und jede politische Entscheidung<br />
war eine für <strong>o<strong>der</strong></strong> gegen eine<br />
<strong>der</strong> beiden politischen Richtungen in<br />
Berlin. Ein konsequentes Heraushalten<br />
aus <strong>der</strong> Politik wäre für die bewusst als<br />
politische Organisation gegründete <strong>VVN</strong><br />
Selbstaufgabe gewesen und war von <strong>der</strong><br />
Mehrzahl ihrer Mitglie<strong>der</strong> nicht gewollt.<br />
Bei <strong>der</strong> realen Mehrheit <strong>der</strong> SED in <strong>der</strong><br />
<strong>VVN</strong> herrschte unter <strong>der</strong> Mitgliedschaft<br />
<strong>der</strong> Wille vor, endlich klar gegen die<br />
Westmächte, für die Politik <strong>der</strong> Sowjetunion,<br />
für die Volkskongressbewegung für<br />
Demokratie und Einheit Deutschlands<br />
und für die Mitarbeit im Demokratischen<br />
Block einzutreten. Denn die Entwicklung<br />
in Berlin unter <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> drei West-<br />
mächte und dem SPD-dominierten Senat<br />
entfernte sich immer mehr von dem,<br />
was die SED gemeinsam mit <strong>der</strong> sowjetischen<br />
Besatzungsmacht in <strong>der</strong> SBZ<br />
an Umgestaltungen vornahm. Auf <strong>der</strong> 2.<br />
Groß-<strong>Berliner</strong> Delegiertenkonferenz am<br />
4. und 5. Februar 1949 votierten die Anwesenden<br />
klar für diese politische Ausrichtung<br />
<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>. Der Weg <strong>der</strong><br />
gesellschaftlichen Umgestaltung, wie er<br />
in <strong>der</strong> SBZ eingeschlagen wurde, war<br />
für die Mehrheit <strong>der</strong> Aktivisten <strong>der</strong> <strong>VVN</strong><br />
die einzige Alternative zu Kapitalismus,<br />
Imperialismus, Militarismus und Nationalsozialismus.<br />
Aktivitäten und Aktionen<br />
Die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> konnte auf dieser<br />
Konferenz vom 4. und 5. Februar 1949<br />
beachtliche Erfolge in ihrer Arbeit vorweisen.<br />
Es war gelungen, arbeitsfähige<br />
Strukturen in allen <strong>Berliner</strong> Bezirken und<br />
Stadtteilen zu schaffen und ein Organisationsleben<br />
zu entfalten. Vor allem mit<br />
zentralen Veranstaltungen erreichte sie<br />
hohe Beachtung und Teilnahme über<br />
die eigene Mitgliedschaft hinaus. Dies<br />
waren insbeson<strong>der</strong>e die Veranstaltung<br />
»100 Jahre Kampf um Freiheit« in <strong>der</strong><br />
Staatsoper am 18. März 1948 zum Gedenken<br />
an die Märzrevolution von 1848<br />
und die Kundgebung im Zirkus Barley<br />
am 24. Juni 1948, auf <strong>der</strong> die <strong>VVN</strong> als<br />
erste deutsche Organisation den Staat<br />
Israel anerkannte; die Spanienkundgebung<br />
am 17. Juli 1948 im Friedrichstadtpalast,<br />
<strong>der</strong> Gedenktag für die 4<br />
5
Opfer des Faschismus (OdF) am 12.<br />
September und die »Kristallnacht«-Veranstaltung<br />
im Deutschen Theater am 9.<br />
November 1948. Auch in den folgenden<br />
Jahren waren große Veranstaltungen wie<br />
<strong>der</strong> Befreiungstag im April 1949, die Vorbereitung<br />
des Weltfriedenskongresses,<br />
die OdF-Gedenktage und Spanienkundgebungen<br />
Höhepunkte. Daneben wurde<br />
kontinuierliche inhaltliche Arbeit geleistet.<br />
Von Anfang an engagierte sich die<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> für die Entschädigung und<br />
Betreuung <strong>der</strong> Verfolgten des Naziregimes.<br />
Daneben spielte die Rechts- und<br />
Ermittlungsabteilung <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> eine wichtige<br />
Rolle. Sie half beim Aufspüren von<br />
Denunzianten und bei <strong>der</strong> Suche nach<br />
Zeugen, die gegen ehemalige Angehörige<br />
von Gestapo, SS, SD, SA, NSDAP<br />
usw. aussagen konnten, beobachtete<br />
die Spruchkammerverfahren, ermittelte<br />
in Entnazifi zierungsverfahren.<br />
In <strong>der</strong> gesamten Arbeit <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />
<strong>VVN</strong> aber war nicht zu übersehen, dass<br />
Berlin »Frontstadt« geworden war. Das<br />
betraf die Betreuung <strong>der</strong> OdF, die im geteilten<br />
Berlin getrennt und von Westberliner<br />
Seite zum Druck gegen <strong>VVN</strong>-Kameraden<br />
ausgenutzt wurde.<br />
Fronten auch in <strong>der</strong> <strong>VVN</strong><br />
Es wi<strong>der</strong>spiegelte sich bei Veranstaltungen<br />
wie dem OdF-Gedenktag am 12.<br />
September 1948. Die Zeitungen im Westen<br />
reduzierten den Gedenktag darauf,<br />
eine kommunistische Veranstaltung zu<br />
sein und scheuten vor <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Herabwürdigung <strong>der</strong> Opfer des Naziregimes<br />
nicht zurück. Bereits genehmigte<br />
Veranstaltungen in den Westbezirken<br />
wurden verboten. Die <strong>VVN</strong> ihrerseits diffamierte<br />
die Kundgebung vom 9. September<br />
vor <strong>der</strong> Ruine des Reichstags,<br />
wo Ernst Reuter seine Rede mit den<br />
berühmten Worten »Ihr Völker <strong>der</strong> Welt<br />
... Schaut auf diese Stadt« hielt, als »faschistische<br />
Provokation«, auf <strong>der</strong> »Pogromredner«<br />
die Bevölkerung aufhetzten.<br />
Im »Frontstadt«-Klima fand auch die <strong>VVN</strong><br />
kaum noch Zwischentöne; es gab nur<br />
»Entwe<strong>der</strong>-O<strong>der</strong>«. Daran konnten auch<br />
die beiden nachfolgenden Vorsitzenden<br />
<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>, Änne Saefkow (März<br />
1950 bis April 1951) und Ditmar Danelius<br />
(bis Februar 1953) nichts än<strong>der</strong>n.<br />
Zunehmend wirkten sich die gegenläufi<br />
gen Entwicklungen auch auf die Lebenssituation<br />
<strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-Mitglie<strong>der</strong> in den<br />
West- und Ostbezirken aus. Es gelang<br />
<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> immer weniger, den<br />
Problemen und Ansprüchen ihrer Mit-<br />
glie<strong>der</strong> in Ost und West gleichermaßen<br />
gerecht zu werden. In den Westbezirken<br />
gingen die Mitglie<strong>der</strong>zahlen stark zurück.<br />
Die Gesamtmitglie<strong>der</strong>zahl <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />
<strong>VVN</strong> sank von ihrem Höchststand im<br />
Dezember 1949 von 15.155 auf 11.014<br />
Ende 1952. Schließlich war sie kaum<br />
noch eine Gesamtberliner <strong>VVN</strong>, son<strong>der</strong>n<br />
eine Organisation in Ostberlin, die auf<br />
dem Boden <strong>der</strong> SED-Politik stand und<br />
die lediglich – was Son<strong>der</strong>heit genug<br />
war – noch über Mitglie<strong>der</strong> und Mitwir-<br />
kende in Westberlin verfügte. Von einer<br />
überparteilichen <strong>VVN</strong>, die, wie in ihrem<br />
Gründungsjahr, Vertretung des bürger-<br />
lichen, liberalen und konservativen, des<br />
christlichen und sozialdemokratischen<br />
Wi<strong>der</strong>standes wie auch <strong>der</strong> Juden war,<br />
konnte kaum noch gesprochen werden.<br />
Ab 1953 getrennte Wege<br />
Die Entscheidung des Politbüros <strong>der</strong><br />
SED im Februar 1953, die <strong>VVN</strong> in <strong>der</strong><br />
DDR aufzulösen, traf auch die Organisation<br />
in Ostberlin. In <strong>der</strong> zustimmenden<br />
Erklärung <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> Groß-Berlin zur Auf-<br />
Teilnehmer <strong>der</strong> 2. Delegiertenkonferenz <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> am 2. Mai 1949.<br />
Gebäude, in dem die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> ihren<br />
Sitz hatte, Charlottenstraße 46/<br />
Ecke Unter den Linden. Eine Aufnahme<br />
aus dem Jahr 1950.<br />
Fotos: privat<br />
lösung ihrer Organisation war noch nicht<br />
entschieden, wie mit <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> im Westteil<br />
<strong>der</strong> Stadt umzugehen wäre. Die Aufl ösung<br />
<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> hatte aber Auswirkungen<br />
auf die gesamte Stadt, da die Strukturen<br />
<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> sehr stark durch den<br />
Osten getragen waren. Erst am 31. Mai<br />
1953 konstituierte sich die Westberliner<br />
<strong>VVN</strong>.<br />
Mit <strong>der</strong> Aufl ösung <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> in <strong>der</strong> DDR<br />
am 21. Februar 1953 war eine Mitglie<strong>der</strong>organisation<br />
<strong>der</strong> Nazigegner und Naziverfolgten<br />
aufgegeben worden, die die<br />
Nachkriegsjahre im Osten Deutschlands<br />
und in Berlin nicht unerheblich geprägt<br />
hatte. Das bedeutete zwar nicht das Ende<br />
antifaschistischer Tätigkeit. Wesentliche<br />
Aufgaben <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> wurden auf die<br />
zentrale Ebene verlagert und hier vom<br />
neu gebildeten Komitee <strong>der</strong> antifaschistischen<br />
Wi<strong>der</strong>standskämpfer, staatlichen<br />
Stellen und Massenorganisationen <strong>der</strong><br />
DDR übernommen. Die überparteiliche<br />
Breite, wie sie die <strong>VVN</strong> anfangs repräsentiert<br />
hatte, erreichte das Komitee <strong>der</strong><br />
antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standskämpfer<br />
jedoch nie. Insofern markierte die Aufl ösung<br />
<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> in <strong>der</strong> DDR und in Ostberlin<br />
einen tiefen Einschnitt in die Geschichte<br />
des organisierten Antifaschismus.<<br />
Elke Reuter<br />
6 Nr. 37
Vorstand <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong><br />
Gewählt am 17. Januar 1948<br />
Robert Alt (1905-1987)<br />
In einer jüdischen Familie in Breslau geboren,<br />
studiert er 1924 bis 1929 Naturwissenschaften<br />
und Philosophie an <strong>der</strong><br />
Universität Frankfurt/Main. Danach ist er<br />
Lehrer in Berlin-Neukölln. Zunächst Mitglied<br />
<strong>der</strong> SPD, tritt er 1933 <strong>der</strong> KPD bei.<br />
Mit Beginn <strong>der</strong> Nazi-Diktatur aus dem<br />
staatlichen Schuldienst entlassen, unterrichtet<br />
er an <strong>der</strong> jüdischen Volksschule<br />
und als Dozent am jüdischen Kin<strong>der</strong>gärtnerinnenseminar.<br />
1941 wird er in das<br />
Arbeitslager Posen, die KZ Auschwitz<br />
und Mittelbau-Dora deportiert. Er überlebt<br />
den Untergang des KZ-Schiffs »Cap<br />
Arkona«. Nach <strong>der</strong> Befreiung arbeitet er<br />
an <strong>der</strong> Neugestaltung des Bildungswesens,<br />
insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Schulreform<br />
und <strong>der</strong> Lehrerbildung in <strong>der</strong> SBZ. 1948<br />
ist er Kandidat des <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-Landesvorstandes,<br />
in den 50er-Jahren Professor<br />
für Pädagogik und Geschichte <strong>der</strong><br />
Pädagogik an <strong>der</strong> Humboldt-Universität<br />
und arbeitet danach an <strong>der</strong> Akademie<br />
<strong>der</strong> Wissenschaften <strong>der</strong> DDR. Nach <strong>der</strong><br />
Emeritierung Präsident <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
für kulturelle Verbindungen mit dem<br />
Ausland und Vizepräsident <strong>der</strong> Liga für<br />
Völkerfreundschaft.<br />
Walter Bartel (1904-1994)<br />
In Fürstenberg geboren, wird er 1920<br />
Mitglied und später Funktionär des<br />
Kommunistischen Jugendverbandes<br />
(KJVD). 1929 bis 1932 Studium und Aspirantur<br />
in Moskau. 1933 illegale Arbeit,<br />
nach zweieinhalb Jahren Haft emigriert<br />
er 1935 in die Tschechoslowakei, wird<br />
im März 1939 erneut inhaftiert und in das<br />
KZ Buchenwald überstellt. Dort leitet er<br />
seit 1943 das Internationale Lagerkomitee.<br />
Von 1946 bis 1953 ist er persönlicher<br />
Referent von Wilhelm Pieck. Nach<br />
einer Parteiüberprüfung im Zusammenhang<br />
mit Anschuldigungen gegen Franz<br />
Dahlem und Noel H. Field sowie wegen<br />
seines Verhaltens im KZ Buchenwald erhält<br />
er eine Professur an <strong>der</strong> Universität<br />
Leipzig. Von 1957 bis 1962 leitet er das<br />
Deutsche Institut für Zeitgeschichte. Anschließend<br />
bis 1970 Professor für Neuere<br />
und Neueste Geschichte an <strong>der</strong> Humboldt-Universität.<br />
1948 bis März 1950<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> und bis 1953 Mitglied des<br />
Landesvorstandes <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> und<br />
Nr. 37<br />
seit 1948 Vorsitzen<strong>der</strong> des Buchenwald-<br />
Komitees, 1953 Mitglied des Komitees<br />
<strong>der</strong> antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standskämpfer<br />
in <strong>der</strong> DDR, von 1979 bis zur<br />
Aufl ösung leitet er die Geschichtskommission<br />
des Komitees.<br />
Heinz Galinski (1912-1992)<br />
In Marienburg/Westpreußen geboren,<br />
zieht er 1937 nach Rathenow und muss<br />
in einem Betrieb Zwangsarbeit leisten.<br />
Ende Februar 1943 wird er mit seiner<br />
Frau und Mutter nach Auschwitz deportiert,<br />
überlebt den Todesmarsch im<br />
Januar 1945 nach Dora-Mittelbau und<br />
Bergen-Belsen. Nach kurzzeitiger Haft<br />
im Internierungslager Sachsenhausen<br />
beteiligt er sich im Sommer 1945 am<br />
Aufbau <strong>der</strong> Jüdischen Gemeinde zu<br />
Berlin. Als stellvertreten<strong>der</strong> Leiter des<br />
Hauptausschusses für die Opfer des<br />
Faschismus beim Magistrat setzt er sich<br />
für die Überlebenden des Holocaust und<br />
<strong>der</strong> Nürnberger Gesetze ein. Als stellvertreten<strong>der</strong><br />
Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />
<strong>VVN</strong> tritt er immer wie<strong>der</strong> für eine einheitliche<br />
parteienneutrale <strong>VVN</strong> ein. Am<br />
25. November 1948 verlässt er die <strong>VVN</strong>,<br />
weil er die Überparteilichkeit nicht mehr<br />
gewahrt sieht. Von 1949 bis zu seinem<br />
Tode ist er Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Jüdischen<br />
Gemeinde zu Berlin und seit 1988 Vorsitzen<strong>der</strong><br />
des Zentralrats <strong>der</strong> Juden in<br />
Deutschland.<br />
Jeanette Wolff (1888-1976)<br />
In Bocholt/Westfalen geboren, engagiert<br />
sie sich in den 20er-Jahren in <strong>der</strong> westfälischen<br />
SPD, im Jüdischen Frauenbund<br />
und im »Central-Verein deutscher<br />
Staatsbürger jüdischen Glaubens«. Nach<br />
1933 zwei Jahre in »Schutzhaft«, danach<br />
eröffnet sie in Dortmund eine Pension für<br />
Juden. In <strong>der</strong> Pogromnacht am 9. November<br />
1938 wird ihre Wohnung zerstört<br />
und ihr Mann im KZ Sachsenhausen inhaftiert.<br />
1940 in das »Judenhaus« Dortmund-Mengede<br />
verbracht, wird die Familie<br />
Wolff 1942 in das Ghetto Riga und<br />
1944 in die KZ Kaiserwald und Stutthof<br />
deportiert. Von <strong>der</strong> fünfköpfi gen Familie<br />
überleben nur Jeanette Wolff und eine<br />
ihrer drei Töchter. Nach <strong>der</strong> Befreiung<br />
beteiligt sie sich am Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong><br />
Jüdischen Gemeinde, von 1946 bis 1951<br />
ist sie für die SPD in <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> Stadtverordnetenversammlung.<br />
Sie wendet<br />
sich gegen einen Zusammenschluss von<br />
SPD und KPD und wird im Januar 1948<br />
stellvertretende Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />
<strong>VVN</strong>. Im Februar erklärt sie ihren Austritt<br />
aus <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>, kehrt im März zurück und<br />
verlässt im Juni 1948 endgültig die <strong>VVN</strong>.<br />
Von 1952 bis 1961 ist sie Abgeordnete<br />
des Deutschen Bundestages.<br />
Bruno Baum (1905-1970)<br />
Nach Besuch <strong>der</strong> jüdischen Knabenschule<br />
Ausbildung zum Elektriker. 1926<br />
tritt er dem KJVD, 1927 <strong>der</strong> KPD, 1929<br />
dem RFB bei. 1933/34 leitet er den<br />
KJVD in Berlin-Friedrichshain, besucht<br />
1934/35 die Internationale Leninschule<br />
in Moskau, danach illegale Arbeit für die<br />
KPD, 1935 verhaftet, zu 13 Jahren Zuchthaus<br />
verurteilt. Von Brandenburg-Görden<br />
1943 in das KZ Auschwitz und 1945<br />
in das KZ Mauthausen deportiert. In 4<br />
7
Auschwitz gehört er <strong>der</strong> internationalen<br />
Parteileitung an, in Mauthausen leitet er<br />
das Komitee des Krankenlagers. Nach<br />
<strong>der</strong> Befreiung übernimmt er Funktionen<br />
in <strong>der</strong> KPD und später in <strong>der</strong> SED. Von<br />
1949 bis 1951 arbeitet er als Stadtrat im<br />
<strong>Berliner</strong> Magistrat, seit 1951 als Sekretär<br />
<strong>der</strong> SED-Bezirksleitung in Berlin und seit<br />
1960 in Potsdam. Von 1951 bis 1957 ist<br />
er Abgeordneter <strong>der</strong> Volkskammer, 1948<br />
(Beisitzer) bis März 1950 Mitglied des<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-Landesvorstandes, 1953<br />
Mitglied des Komitees <strong>der</strong> antifaschistischen<br />
Wi<strong>der</strong>standskämpfer in <strong>der</strong> DDR<br />
und des Internationalen Auschwitzkomitees.<br />
Hellmut Bock (1907-1997)<br />
Geboren in Berlin, erlernt er den Beruf<br />
des Buchdruckers, ist seit 1925 in <strong>der</strong><br />
Sozialistischen Arbeiterjugend organisiert,<br />
tritt <strong>der</strong> SPD bei. Nach 1933 leitet<br />
er die Wi<strong>der</strong>standsgruppe in Neukölln<br />
und gibt eine Untergrund-Zeitung »Parole<br />
Neuköllner Einheitsfrontorgan« heraus.<br />
1934 verhaftet und zu fünf Jahren<br />
Zuchthaus verurteilt, kommt er 1939 in<br />
das KZ Sachsenhausen. Beim Todesmarsch<br />
im April 1945 gelingt ihm die<br />
Flucht. Tritt nach <strong>der</strong> Befreiung für Vereinigung<br />
von SPD und KPD ein, Mitglied<br />
<strong>der</strong> SED, leitet 1946/47 den Hauptausschuss<br />
»Opfer des Faschismus« beim<br />
Magistrat, arbeitet seit 1946 im vorbereitenden<br />
Ausschuss zur Gründung <strong>der</strong><br />
<strong>VVN</strong> in Berlin mit und ist von 1948 (Beisitzer)<br />
bis März 1950 im Landesvorstand<br />
<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>.<br />
Dr. Hans Erich Fabian<br />
Jurist, letzter Sekretär <strong>der</strong> »Hochschule<br />
für die Wissenschaft des Judentums« in<br />
<strong>der</strong> Artilleriestraße, jetzt Tucholskystraße.<br />
Deportiert in das KZ Theresienstadt<br />
und dort befreit. Nach Rückkehr ist er<br />
am Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Jüdischen Gemeinde<br />
zu Berlin beteiligt. Er wird nach<br />
<strong>der</strong> Verhaftung von Erich Nehlhans durch<br />
sowjetische Behörden als Vertreter des<br />
liberal-jüdischen Blocks kurze Zeit Vorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Jüdischen Gemeinde zu<br />
Berlin und wan<strong>der</strong>t 1949 in die USA aus.<br />
1948 Beisitzer im Landesvorstand <strong>der</strong><br />
<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>.<br />
Emmy Handke (1902-1994)<br />
In Breslau geboren wird sie als Kontoristin<br />
ausgebildet, tritt 1922 dem KJVD und<br />
1925 <strong>der</strong> KPD bei, von 1924 bis 1934 ist<br />
sie Mitarbeiterin im Sekretariat des KPD-<br />
Zentralkomitees. 1934 verhaftet, zu<br />
sechs Jahren Freiheitsentzug verurteilt,<br />
den sie im Zuchthaus Jauer verbringt.<br />
Danach wird sie als »Unverbesserliche«<br />
in das KZ Ravensbrück deportiert. Dort<br />
ist sie als Pfl egerin im Krankenrevier tätig.<br />
Im Frühjahr 1942 wird sie in das KZ<br />
Auschwitz überstellt und arbeitet dort<br />
erneut im Krankenrevier. 1943 wird sie<br />
entlassen und dienstverpfl ichtet. Nach<br />
<strong>der</strong> Befreiung ist sie bis 1956 im Parteivorstand<br />
bzw. im ZK <strong>der</strong> SED tätig<br />
und von 1947 bis 1979 Sprecherin <strong>der</strong><br />
Lagerarbeitsgemeinschaft Ravensbrück<br />
sowie Generalsekretärin des Internationalen<br />
Ravensbrück-Komitees. Von<br />
1949 bis März 1950 ist sie Mitglied des<br />
Landesvorstandes <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> und<br />
seit 1956 Mitglied des Komitees <strong>der</strong> Antifaschistischen<br />
Wi<strong>der</strong>standskämpfer in<br />
<strong>der</strong> DDR.<br />
Greta Kuckhoff (1902-1981 )<br />
In Frankfurt an <strong>der</strong> O<strong>der</strong> geboren und<br />
in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen,<br />
studiert sie seit 1924 Volkswirtschaft<br />
zunächst in Berlin und von 1926-<br />
1928 in Wisconsin/USA. Zurück in Berlin<br />
trifft sie Arvid und Mildred Harnack, die<br />
sie aus Wisconsin kennt. 1937 heiratet<br />
sie den Schriftsteller Adam Kuckhoff.<br />
Sie diskutieren in kleinen Zirkeln und halten<br />
Kontakte zu Hitlergegnern in unterschiedlichen<br />
politischen Lagern. Kuckhoffs<br />
bringen 1940 Arvid Harnack mit<br />
Harro Schulze-Boysen zusammen. Im<br />
Herbst 1942 wird sie verhaftet, im Februar<br />
1943 zum Tode und in einem neuen<br />
Prozess zu zehn Jahren Zuchthaus<br />
verurteilt. (Cottbus, Waldheim). Nach<br />
<strong>der</strong> Befreiung ist sie im Magistrat für das<br />
Ressort Ernährung zuständig. Zugleich<br />
arbeitet sie im »Hauptausschuss OdF«<br />
und ist Mitbegrün<strong>der</strong>in des DFD. Von<br />
1949 bis 1958 ist sie Mitglied <strong>der</strong> Volkskammer<br />
<strong>der</strong> DDR, von 1950 bis 1958<br />
Präsidentin <strong>der</strong> Deutschen Notenbank<br />
<strong>der</strong> DDR. Von 1948 (Schriftführerin) bis<br />
März 1950 im Landesvorstand <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />
<strong>VVN</strong> und seit 1953 Mitglied des<br />
Komitees <strong>der</strong> antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standskämpfer.<br />
Wolfgang Langhoff (1901-1966)<br />
Geboren in Berlin und aufgewachsen in<br />
Freiburg. Nach dem Gymnasium zwei<br />
Jahre Schiffsjunge und danach Schauspieler<br />
mit Engagements u. a. in Hamburg<br />
und Düsseldorf. Unter dem Eindruck des<br />
Hamburger Aufstands 1923 Kontakt zur<br />
kommunistischen Bewegung, Mitarbeit<br />
in <strong>der</strong> Agit-Prop-Gruppe »Nordwest4<br />
8 Nr. 37
an« und Eintritt in die KPD. Verhaftung<br />
1933 und Einlieferung in das KZ Börgermoor,<br />
später im KZ Lichtenburg. Nach<br />
<strong>der</strong> Entlassung und <strong>der</strong> Emigration in die<br />
Schweiz schreibt er seine Lagererfahrungen<br />
in dem Buch »Die Moorsoldaten«<br />
nie<strong>der</strong>, das 1935 großes Aufsehen erregt.<br />
1936 als »Volksschädling« ausgebürgert.<br />
Bis 1945 Arbeit am Züricher Schauspielhaus.<br />
1943 Mitglied des »Komitees Freies<br />
Deutschland«. 1946 Berufung zum<br />
Intendanten des Deutschen Theaters<br />
Berlin. 1948 (Beisitzer) bis März 1950<br />
Mitglied des Landesvorstandes <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />
<strong>VVN</strong>. 1963 nach Inszenierung von<br />
Peter Hacks’ Stück »Die Sorgen und die<br />
Macht« auf Veranlassung <strong>der</strong> SED-Führung<br />
Selbstkritik und Abberufung als Intendant<br />
des DT.<br />
Fritz Katten (1898-?)<br />
In Frankenberg an <strong>der</strong> E<strong>der</strong> geboren,<br />
arbeitet er nach dem Studium als Ingenieur<br />
in Reutlingen, ist von 1931 bis zur<br />
Zwangsenteignung 1940 Inhaber eines<br />
Maschinenbaugroßhandels in Berlin.<br />
Nach <strong>der</strong> Pogromnacht 1938 im KZ<br />
Sachsenhausen kurzzeitig inhaftiert. Von<br />
1941 bis 1943 Zwangsarbeit im Straßenbau<br />
und bei Siemens, lebt von 1943 bis<br />
1945 illegal in Berlin. Nach <strong>der</strong> Befreiung<br />
Mitbegrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Jüdischen Gemeinde<br />
zu Berlin, bis 1949 stellvertreten<strong>der</strong> Gemeindevorsitzen<strong>der</strong>.<br />
1946 Mitglied <strong>der</strong><br />
SED, Mitbegrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>,<br />
1948 (Revisor), 1949 (stellvertreten<strong>der</strong><br />
Vorsitzen<strong>der</strong>) im Landesvorstand <strong>der</strong><br />
<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>. Seit 1945 Verwaltungsdirektor<br />
im Polizeipräsidium Berlin. Im<br />
Oktober 1948 einmonatige Inhaftierung<br />
durch sowjetischen Geheimdienst, im<br />
April 1949 erneute Festnahme und Verurteilung<br />
durch sowjetisches Militärtribunal<br />
als »amerikanischer Agent« zu 25<br />
Jahren Zwangsarbeit, zunächst in sowjetischer<br />
Haft und nach Überstellung an<br />
die DDR-Behörden im Zuchthaus Torgau.<br />
Nach Freilassung Mitte <strong>der</strong> 50er-<br />
Nr. 37<br />
Jahre folgt er seiner zuvor in die Bundesrepublik<br />
gefl üchteten Familie.<br />
Alfred Lowack (1905-1967)<br />
Geboren in Berlin, tritt <strong>der</strong> Schriftsetzer<br />
<strong>der</strong> SPD bei, baut nach 1933 eine Wi<strong>der</strong>standsgruppe<br />
in Kreuzberg-Ost auf<br />
und gehört nach 1935 <strong>der</strong> illegalen SPD-<br />
Bezirksleitung an, hält Kontakt zum Parteivorstand<br />
in Prag und zu Kommunisten<br />
in Berlin. Im Januar 1936 verhaftet,<br />
wird er 1937 zu fünf Jahren Zuchthaus<br />
verurteilt, 1943 zur Strafkompanie 999<br />
eingezogen. Nach 1945 setzt er sich für<br />
die Vereinigung von SPD und KPD ein,<br />
Mitglied <strong>der</strong> SED, 1948 (Revisor) bis Dezember<br />
1952 Mitglied des Landesvorstandes<br />
<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>. Als Journalist<br />
arbeitet er für »Tribüne«, »ND« und für<br />
den Rundfunk <strong>der</strong> DDR.<br />
Arnold Munter (1912-2001)<br />
Geboren in Berlin, schließt er sich 1926<br />
<strong>der</strong> Sozialistischen Arbeiterjugend, 1928<br />
dem Reichsbanner an und tritt <strong>der</strong> SPD<br />
bei, ist Schwergewichtsmeister im Boxen.<br />
Unterstützt bis 1939 illegale Arbeit<br />
<strong>der</strong> Roten Hilfe und hat Verbindungen<br />
zu kommunistischen Arbeitersportlern.<br />
Wegen seines jüdischen Vaters diskriminiert,<br />
wird er 1942 in das KZ Theresienstadt<br />
deportiert. Nach <strong>der</strong> Befreiung<br />
ist er 1946 für die SPD Abgeordneter <strong>der</strong><br />
Bezirksverordnetenversammlung Mitte,<br />
1948 Mitglied des Landesvorstandes<br />
<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>, nach Ausscheiden<br />
von Heinz Galinski von November 1948<br />
bis Februar 1953 stellvertreten<strong>der</strong> Landesvorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>. Im<br />
Sommer 1948 Ausschluss aus <strong>der</strong> SPD<br />
wegen Betätigung in <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>, beteiligt<br />
sich an <strong>der</strong> Neugründung <strong>der</strong> USPD und<br />
ist Mitglied des Landesrates <strong>der</strong> Sozialdemokratischen<br />
Aktion (SDA). Von 1948<br />
bis 1953 ist er Stadtrat für Bau- und<br />
Wohnungswesen im Magistrat, leitet<br />
von 1955 bis 1957 einen Volkseigenen<br />
Betrieb und ist ab 1973 in verschiedenen<br />
Funktionen <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> Nationalen Front<br />
tätig.<br />
Dr. Curt Radlauer (1884-1983)<br />
Er ist als Ministerialreferent in <strong>der</strong> Presseabteilung<br />
des Auswärtigen Amtes tätig<br />
und wird 1932 in den einstweiligen Ruhestand<br />
versetzt. Eine Arbeit als Jurist<br />
ist ihm in <strong>der</strong> Nazizeit nicht möglich. Er<br />
hat Kontakte zum Wi<strong>der</strong>stand und hilft<br />
verfolgten Juden, wird im Februar 1943<br />
in <strong>der</strong> Rosenstraße kurzzeitig inhaftiert.<br />
Im Januar 1948 wird er als Vorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> »Evangelischen Hilfsstelle für ehemals<br />
Rasseverfolgte« Mitglied im Landesvorstand<br />
<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>, aus <strong>der</strong><br />
er am 22. November 1948 austritt, weil<br />
für ihn sich die <strong>VVN</strong> immer eindeutiger<br />
für die Politik <strong>der</strong> SED positioniert und<br />
damit ihre Überparteilichkeit aufgibt. Er<br />
ist Mitbegrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Deutsch-Israelischen<br />
Gesellschaft und wird Ehrenmitglied<br />
des 1950 gegründeten Bundes <strong>der</strong><br />
Verfolgten des Naziregimes.<br />
Günther Troplowitz<br />
In <strong>der</strong> Liste des Hauptvorstandes <strong>der</strong><br />
<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> gibt es den Eintrag »Sternträger,<br />
fünf Jahre Zwangsarbeit«. Weitere<br />
biografi sche Angaben konnten nicht<br />
ermittelt werden. Er gehört 1948 dem<br />
Landesvorstand <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> als<br />
Kassierer an.<br />
Marie Wiedmaier (1898-1977)<br />
1898 in Stuttgart geboren, arbeitet sie<br />
von 1910 in <strong>der</strong> Schuhfabrik Salaman<strong>der</strong><br />
und ab 1916 in einer Munitionsfabrik, ist<br />
Mitbegrün<strong>der</strong>in <strong>der</strong> KPD in Stuttgart. Seit<br />
1923 Funktionärin im KJVD, 1929/30<br />
Internationale Leninschule in Moskau,<br />
1933 bis April 1935 Instrukteurin <strong>der</strong><br />
KPD für <strong>Berliner</strong> Betriebe. Nach dreijähriger<br />
Untersuchungshaft wird sie 1938<br />
zu einer fünfeinhalbjährigen Zuchthausstrafe<br />
verurteilt und anschließend in das<br />
KZ Ravensbrück deportiert. Nach <strong>der</strong><br />
Befreiung leitet sie von 1945 bis 1949<br />
den OdF-Ausschuss in Charlottenburg,<br />
bis 1952 Referentin für Kultur bei <strong>der</strong><br />
Deutschen Investitionsbank. Sie spricht<br />
auf <strong>der</strong> ersten Kundgebung für die Opfer<br />
des Faschismus am 9. September 1945<br />
in Neukölln. 1946 tritt sie <strong>der</strong> SED bei,<br />
gehört seit 1946 dem vorbereitenden<br />
Ausschuss zur Gründung <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> in<br />
Berlin an, 1948/49 Revisor im Landesvorstand<br />
<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>. <<br />
9
Gedenken und Erinnern in Köpenick<br />
Das Kreiskomitee <strong>der</strong> antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standskämpfer<br />
Als die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> gegründet wurde,<br />
wohnte ich in Tempelhof/Westberlin. Auf<br />
einer Bezirksversammlung wählte man<br />
mich zum Kassierer unserer Gruppe.<br />
Später, als es um die Anerkennung als<br />
Wi<strong>der</strong>standskämpfer ging, sollten wir<br />
erklären, ob wir Mitglied <strong>der</strong> SED, des<br />
FDGB und – bei Frauen – des DFD wären.<br />
Wer wie Willi Schirrmeister gegen<br />
die Nichtanerkennung klagte, blieb erfolglos.<br />
Unser Lohn, den wir im Osten<br />
erhielten, wurde nicht mehr in Westgeld<br />
umgetauscht. Deshalb zog ich weg, zuerst<br />
nach Berlin-Treptow, wo meine Frau<br />
als Lehrerin arbeitete, später dann nach<br />
Köpenick.<br />
1953 wurde die <strong>VVN</strong> in <strong>der</strong> DDR aufgelöst.<br />
20 Jahre erfolgte dadurch keine organisierte<br />
antifaschistische Aufklärung.<br />
Das ist eine ganze Generation! Persönliche<br />
Erfahrungen gingen verloren,<br />
Zeitzeugen sind verstorben, ohne über<br />
ihre Erlebnisse berichtet zu haben. Antifaschistische<br />
Erfahrungen wurden oft<br />
auf den kommunistischen Wi<strong>der</strong>stand<br />
begrenzt. Das sind nicht wie<strong>der</strong> gutzumachende<br />
Fehler und Versäumnisse.<br />
Erst mit Bildung <strong>der</strong> Bezirkskomitees<br />
<strong>der</strong> antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standskämpfer<br />
Anfang <strong>der</strong> 70er-Jahre wurde<br />
die Bewahrung <strong>der</strong> Traditionen des<br />
Wi<strong>der</strong>standes und die Übermittlung<br />
an die Jugend wie<strong>der</strong> geför<strong>der</strong>t. Allerdings<br />
wurde hier kaum die Verfolgung<br />
aus rassischen und religiösen Gründen<br />
erforscht <strong>o<strong>der</strong></strong> an persönlichen Erlebnissen<br />
dargestellt.<br />
1974 fanden sich in Berlin-Köpenick<br />
Wi<strong>der</strong>standskämpfer zusammen, die<br />
sich aus dem Moor, aus den KZ und<br />
Zuchthäusern kannten. Initiator war Paul<br />
Weppler.<br />
Ich kümmerte mich seitdem um die<br />
Kommission Gedenkstätten. Es gab<br />
auch an<strong>der</strong>e Kommissionen für Betriebe,<br />
Schulen, Geschichte. Unsere<br />
Gruppe ging zunächst daran, sich einen<br />
Überblick über das Bewahrenswerte zu<br />
verschaffen: Welche Straßen und Plätze<br />
waren nach Wi<strong>der</strong>standskämpfern<br />
benannt? Welche Namen fehlten? Gab<br />
es schon Gedenkstätten? Wo? Sollten<br />
weitere errichtet werden?<br />
Auch über den Zustand <strong>der</strong> Straßenschil<strong>der</strong><br />
machten wir uns ein Bild. Wir<br />
wollten wissen, wie <strong>der</strong> Mensch, dessen<br />
Name auf dem Schild stand, zu Tode<br />
Erwin Schulz ist ehemaliger Vorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Kommission Gedenkstätten im<br />
Kreiskomitee <strong>der</strong> antifaschistischen<br />
Wi<strong>der</strong>standskämpfer Berlin-Köpenick.<br />
Der Arbeitersportler Erwin Schulz, Jahrgang<br />
1912, wurde 1935 wegen illegaler<br />
Arbeit zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt,<br />
kam anschließend in das KZ-Börgermoor<br />
und in die Strafeinheit 999.<br />
gekommen, ob er ermordet, verhungert<br />
<strong>o<strong>der</strong></strong> an Folter gestorben war. O<strong>der</strong><br />
konnte er überleben? Als wir diese Übersicht<br />
hatten, gingen wir an die Arbeit.<br />
Wir unterstützten Studenten des Instituts<br />
für Lehrerbildung Köpenick, die<br />
1980 in einem Heft Biografi en von Antifaschisten<br />
zusammenstellten, nach denen<br />
rund 30 Köpenicker Straßen benannt<br />
sind. Mit diesen Biografi en gelang es<br />
dem Bund <strong>der</strong> Antifaschisten Köpenick<br />
1991, einen Beschluss <strong>der</strong> BVV gegen<br />
Umbenennungen zu erreichen.<br />
Der Zustand einiger Gedenktafeln war<br />
auch nicht immer vorbildlich. Wir setzten<br />
uns für neue Tafeln im Zusammenhang<br />
mit dem 50. Jahrestag <strong>der</strong> Köpenicker<br />
Blutwoche ein. In <strong>der</strong> Wendenschlossstraße<br />
war ein früheres Reichsbannerheim,<br />
das damals von <strong>der</strong> SA für die blutige<br />
Verfolgung <strong>der</strong> Nazi-Gegner genutzt<br />
worden war. Die von ihnen Ermordeten<br />
warfen sie an Ort und Stelle in Säcke<br />
genäht in die Dahme. Auch in Friedrichshagen<br />
an <strong>der</strong> ehemaligen Gladenbeckschen<br />
Villa am Müggelseedamm wurden<br />
viele Antifaschisten brutal misshandelt.<br />
An beiden Stellen künden seit 1983 Tafeln<br />
von ihrem Kampf und ihren Leiden.<br />
Im Gegensatz zur Zentralleitung, die da<br />
meinte, wir hätten ja drei Gedenkstätten,<br />
nämlich Buchenwald, Sachsenhausen<br />
und Ravensbrück und das würde ge-<br />
nügen, wiesen wir auf die Köpenicker<br />
Blutwoche hin. Hier in Köpenick fand<br />
schon sehr früh, im Juni 1933, ein lokales,<br />
aber weit über Köpenick hinaus<br />
bekanntes Massaker an Kommunisten,<br />
Sozialdemokraten und christlichen<br />
Gegnern des Faschismus statt. Selbstverständlich<br />
sollten diese Kämpfer und<br />
Opfer ihre eigene Gedenkstätte haben.<br />
Wir wählten das ehemalige Gefängnis<br />
aus und gestalteten 1980 eine Zelle im<br />
Keller als Ort des Gedenkens. Der Direktor<br />
<strong>der</strong> Fachschule für Werbung und<br />
Gestaltung in Schöneweide half uns<br />
mit seinen Studenten dabei sehr. Biografi<br />
en, soweit wir sie damals kannten,<br />
Fakten und Daten über das Geschehen,<br />
zeitgeschichtliche Veröffentlichungen,<br />
Fotos und Berichte u.a. aus <strong>der</strong> Tschechoslowakei,<br />
bewegten die Besucher.<br />
Das Interesse nahm zu, mehr Schul-4<br />
Der Platz vor dem Köpenicker Amtsgericht<br />
trägt den Namen des Wi<strong>der</strong>standskämpfers<br />
und Richters Rudolf<br />
Mandrella.<br />
10 Nr. 37
klassen und Jugendliche, die vor <strong>der</strong><br />
Jugendweihe standen, kamen zu uns.<br />
Die Zelle wurde erweitert und mit Stühlen<br />
ausgestattet, so dass wir auch Veranstaltungen<br />
mit Augenzeugen, die aus<br />
persönlichem Erleben und Überleben<br />
berichteten, durchführen konnten. Es<br />
wurden auch Tonbän<strong>der</strong> vom Prozess<br />
gegen die SA-Verbrecher vorgespielt,<br />
wo <strong>der</strong> Arzt Dr. Dikomeit über die fürchterlichen<br />
Verletzungen, die durch Folter<br />
beigebracht wurden, berichtete. Auch<br />
Zeugenaussagen misshandelter Antifaschisten<br />
konnten gehört werden. 1987<br />
wurde die Ausstellung in den oberen<br />
Etagen ausführlicher gestaltet.<br />
Zum an<strong>der</strong>en haben wir 1982 einen<br />
Gedenkstein für den katholischen Amtsrichter<br />
Rudolf Mandrella zu seinem 80.<br />
Das Mahnmal auf dem Platz des 23. April, aber auch viele Straßennamen erinnern<br />
an die Opfer <strong>der</strong> Blutwoche 1933.<br />
Geburtstag in Zusammenarbeit mit<br />
dem damaligen CDU-Kreisvorstand<br />
auf dem heutigen Mandrellaplatz aufgestellt.<br />
Mandrella war im Amtsgericht<br />
beschäftigt und hatte als Mitglied eines<br />
kirchlichen Kreises gegen Hitler und den<br />
Krieg gekämpft. Am Giebel des Gemeindehauses<br />
<strong>der</strong> evangelisch-reformierten<br />
Schlosskirche wurde 1988 gemeinsam<br />
Nr. 37<br />
Juni 1988: Erwin Schulz (rechts) mit Schülern in <strong>der</strong> Gedenkstätte Köpenicker<br />
Blutwoche in <strong>der</strong> Puchanstraße. Fotos: <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>-Archiv<br />
mit dem Pfarrer eine Tafel für den zur<br />
Bekennenden Kirche gehörenden Pfarrer<br />
Ratsch und seine Frau Alide angebracht.<br />
Beide hatten 1933 bis 1945 das<br />
Haus zur Stätte <strong>der</strong> Zufl ucht und Hilfe<br />
für Antifaschisten, Juden und Opfer des<br />
Krieges gemacht.<br />
Auf dem Müggelbergplatz erreichten<br />
wir 1985 die Aufstellung eines Denkmals<br />
für Pfarrer Werner Sylten, <strong>der</strong> im Büro<br />
Grüber »nichtarische Christen« unterstützt<br />
hatte und von den Nazis umgebracht<br />
wurde. Ich erinnere mich auch an<br />
die Studententage/Studentensommer<br />
Anfang <strong>der</strong> 80er-Jahre, als wir im Zeltlager<br />
Wuhlheide mit den Studenten Veranstaltungen<br />
zur Erinnerung an unseren<br />
Wi<strong>der</strong>stand organisierten, was von ihnen<br />
in Dokumentationen festgehalten wurde.<br />
Auch zum DTSB (Deutscher Turn-<br />
und Sportbund) hatten wir Kontakte und<br />
unterstützten den Werner-Seelenbin<strong>der</strong>-<br />
Gedenklauf.<br />
Regen Kontakt gab es zu den Jungen<br />
Historikern aus dem damaligen<br />
Pionierpalast. Sie erarbeiteten aus<br />
den Interviews mit uns schmale, aber<br />
höchst interessante Hefte mit Lebensgeschichten<br />
ortsansässiger Antifaschisten.<br />
Einige dieser Dokumente sind uns<br />
erhalten geblieben – im Gegensatz zu<br />
den vielen Schriften und Unterlagen<br />
des Pionierpalastes und seiner Arbeitsgemeinschaften,<br />
die von Beauftragten<br />
des Senats 1990 vernichtet wurden, einschließlich<br />
persönlicher Dokumente von<br />
Antifaschisten. Ende <strong>der</strong> 80er-Jahre hatten<br />
wir Material zusammengetragen über<br />
Zwangsarbeit in Köpenick. So haben wir<br />
festgestellt, dass im ehemaligen Restaurant<br />
Marienlust Zwangsarbeiter untergebracht<br />
und täglich per Schiff zur Arbeit<br />
in den Rüstungsbetrieb in <strong>der</strong> Wendenschlossstraße<br />
gebracht worden waren.<br />
Zur geplanten Gedenktafel kam es nicht<br />
mehr, aber die Dokumente sind wohl in<br />
<strong>der</strong> Gedenkstätte für Zwangsarbeiter in<br />
<strong>der</strong> Britzer Straße ausgestellt.<<br />
Von Erwin Schulz autorisierte<br />
Zusammenfassung eines Gesprächs<br />
im Oktober 2007<br />
11
Erst hochgeehrt und dann »entsorgt«<br />
Das Traditionskabinett des Wi<strong>der</strong>standskampfes in Prenzlauer Berg<br />
Wer gab den Anstoß zur Gründung des<br />
Kabinetts?<br />
Günter Wehner: Das Kreiskomitee <strong>der</strong><br />
antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standskämpfer<br />
in Prenzlauer Berg hatte eine Fülle von<br />
Material zusammengetragen und schon<br />
eine kleine provisorische Ausstellung<br />
konzipiert. Zum 100. Geburtstag von<br />
Ernst Thälmann und mit <strong>der</strong> Gestaltung<br />
des Thälmannparks gab es die Möglichkeit,<br />
ein ansprechendes Traditionskabinett<br />
des antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standskampfes<br />
zu errichten.<br />
Warum gerade in Prenzlauer Berg?<br />
Wehner: In Prenzlauer Berg war die KPD<br />
vor 1933 stark vertreten. Im ehemaligen<br />
Gaswerk gab es sehr viele Sozialdemokraten,<br />
und 1933 hatte Rudolf Schwarz<br />
vor dem Werk zum Generalstreik aufgerufen.<br />
Das war ein Grund, warum dort<br />
das Kabinett errichtet werden sollte.<br />
Ernst Thälmann hatte oft in Prenzlauer<br />
Berg gesprochen, denn vom Karl-Liebknecht-Haus<br />
bis zum Prenzlauer Berg<br />
sind es ja nur wenige Minuten zu laufen.<br />
Seit wann bist Du dabei?<br />
Wehner: Ich bin seit 1985 an <strong>der</strong> Erarbeitung<br />
<strong>der</strong> Ausstellung beteiligt gewesen.<br />
Viele Ausstellungstexte schrieb auch Dr.<br />
Werner Baier, so über den Spanischen<br />
Bürgerkrieg und über die Konzentrationslager.<br />
Er war 1942 zur Roten Armee<br />
übergelaufen und hatte als Freiwilliger in<br />
<strong>der</strong> verbündeten tschechoslowakischen<br />
Armee gekämpft.<br />
Wie und woher habt ihr das Material zusammengetragen?<br />
Wehner: Das Material kam von Wi<strong>der</strong>standskämpfern<br />
– Kommunisten, Sozialdemokraten,<br />
Christen, Bürgern aus<br />
allen Teilen <strong>der</strong> Stadt. Bedauerlich ist,<br />
dass eine ganze Reihe Dokumente über<br />
den sozialdemokratischen Wi<strong>der</strong>stand<br />
nicht ausgestellt wurden. Das hing aber<br />
mit <strong>der</strong> Person des Vorsitzenden des<br />
Kreiskomitees zusammen.<br />
Gab es spezielle Zielgruppen, die das<br />
Kabinett ansprechen sollte?<br />
Wehner: Ja, natürlich vor allem die Jugend,<br />
Jugendbrigaden und die bewaffneten<br />
Kräfte <strong>der</strong> DDR.<br />
Ist Dir eine <strong>der</strong> zwölf Son<strong>der</strong>ausstellungen<br />
beson<strong>der</strong>s in Erinnerung geblieben?<br />
Wehner: Das war die Ausstellung zum<br />
Nationalkomitee »Freies Deutschland«,<br />
zu <strong>der</strong> es viele Eintragungen im Gäste-<br />
In den 1970er-Jahren entstanden in<br />
allen <strong>Berliner</strong> Bezirken Kreiskomitees<br />
<strong>der</strong> antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standskämpfer,<br />
die sich weitgehend glichen.<br />
Einzigartig jedoch war im Prenzlauer<br />
Berg das »Traditionskabinett des antifaschistischen<br />
Wi<strong>der</strong>standskampfes 1933<br />
bis 1945« im Ernst-Thälmann-Park. Der<br />
Historiker Dr. Günter Wehner hat das<br />
Traditionskabinett mit aufgebaut. Von<br />
1987 bis 1992 war er dessen Leiter.<br />
buch gab. In dieser Ausstellung konnte<br />
sowohl <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>standskampf in<br />
Deutschland gezeigt werden als auch<br />
von deutschen Kriegsgefangenen in <strong>der</strong><br />
Sowjetunion, aber auch von Komitees<br />
»Freies Deutschland« in Frankreich und<br />
woan<strong>der</strong>s, also die Breite des antifaschistischen<br />
Wi<strong>der</strong>standkampfes, die<br />
angestrebte Volksfront zur Überwindung<br />
des Hitlerfaschismus.<br />
Welche Besucher sind Dir beson<strong>der</strong>s in<br />
Erinnerung geblieben?<br />
Wehner: Das war <strong>der</strong> Besuch des nikaraguanischen<br />
Präsidenten Daniel Orte-<br />
ga, aber auch von ehemaligen Spanienkämpfern<br />
aus den USA, aus Frankreich<br />
und aus an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n. Die Angehörigen<br />
<strong>der</strong> internationalen Brigaden waren<br />
hellauf begeistert. Auch die schwedische<br />
Umweltministerin war ganz überraschend,<br />
spontan und ohne Anmeldung<br />
ins Traditionskabinett gekommen und<br />
war sehr angetan von <strong>der</strong> Ausstellung.<br />
Wann wurde das Kabinett aufgelöst und<br />
wo befi nden sich die wertvollen Exponate<br />
jetzt?<br />
Wehner: Aufgelöst wurde das Kabinett<br />
1992, nachdem es vorher kommentiert<br />
wurde. Aber diese Kommentierung wurde<br />
sehr einseitig und sehr unsensibel<br />
vorgenommen, indem bewusst Dinge,<br />
die vielleicht sehr einseitig waren, nun<br />
noch einseitiger hervorgehoben wurden.<br />
Die Exponate wurden alle zurückgegeben<br />
an die Leihgeber. Es ist alles kopiert<br />
worden und heute noch im Archiv <strong>der</strong><br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Prenzlauer Berg vorhanden.<br />
Wie bewertest Du aus heutiger Sicht die<br />
Aufl ösung des Kabinetts?<br />
Wehner: Das Kabinett hätte sicherlich<br />
nach den neuesten wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen neu gestaltet werden<br />
müssen, aber durchaus eine Berechti-<br />
gung gehabt. Endlich hätte die ganze<br />
Breite des Wi<strong>der</strong>standes gezeigt werden<br />
können, um dort ein Beispiel für die<br />
Jugend zu schaffen. Denn die Gedenkstätte<br />
Deutscher Wi<strong>der</strong>stand leistet eine<br />
sehr gute, notwendige und wichtige<br />
Arbeit, aber es müsste in den Bezirken<br />
viel mehr getan werden. Zu wenig erfahren<br />
heute Schüler über den Wi<strong>der</strong>stand,<br />
überhaupt über die Zeit des Faschismus.<br />
Es wird immer so kritisch angemerkt,<br />
dass die NPD Zulauf hat. Damit könnte<br />
man ein Gegengewicht schaffen.<br />
Interview: Oliver Reschke<br />
12 Nr. 37
Humanistische Gesellschaft bleibt Ziel<br />
Von <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> Vereinigung VdN zur <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />
Nie wie<strong>der</strong> Krieg, nie wie<strong>der</strong> Faschismus<br />
– das gelobten die Überlebenden des<br />
braunen Mordregimes, und darin sahen<br />
sie als Gegner und als Opfer des Faschismus<br />
sowohl ihre Funktion als Mahner<br />
wie auch als Aufklärer für eine dem<br />
Humanismus verpfl ichtete Gesellschaft.<br />
Diese Aufgabe ist heute so aktuell wie<br />
in den frühen Nachkriegsjahren. Das ist<br />
auch <strong>der</strong> Grund, weshalb die Verfolgten<br />
des Naziregimes sich nach dem Untergang<br />
<strong>der</strong> DDR so schnell wie<strong>der</strong> zu einer<br />
selbständigen Organisation zusammenschlossen.<br />
Trotz ihres Alters und trotz<br />
<strong>der</strong> Tatsache, dass die Zahl <strong>der</strong> Überlebenden<br />
zusammenschmilzt, sind sie<br />
bis heute ihren aus <strong>der</strong> Geschichte zugewachsenen<br />
Aufgaben treu geblieben.<br />
Und sie stellen durchaus noch eine Kraft<br />
dar. Das zeigt sich in <strong>der</strong> Anerkennung<br />
ihrer Erfahrungen und ihres Wissens<br />
auch durch nachfolgende Generationen.<br />
Durch <strong>der</strong>en Wirken können sie<br />
lebendig bleiben. Es macht uns deshalb<br />
stolz, dass es in jüngster Zeit gelungen<br />
ist, in einer breiten Unterschriftenaktion<br />
175.000fach Zustimmung zum Verbot<br />
<strong>der</strong> NPD als neonazistische Keimzelle<br />
zu erlangen.<br />
In <strong>der</strong> Zeit, als die staatlichen Strukturen<br />
<strong>der</strong> DDR zerfi elen, mussten wir<br />
lernen, neue Wege zu gehen. Zunächst<br />
haben wir im Mai 1990 den Bund <strong>der</strong><br />
Antifaschisten (<strong>BdA</strong>) ins Leben gerufen.<br />
Er sollte den Antifaschismus aus <strong>der</strong><br />
bisherigen Verengung herausführen und<br />
zugleich den Kreis <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> über<br />
den <strong>der</strong> Verfolgten des Naziregimes<br />
hinaus erweitern. Nicht alle Verfolgten<br />
sahen in dem Bund <strong>der</strong> Antifaschisten<br />
ihre Interessen vertreten. Manche waren<br />
nicht bereit, sich ihm anzuschließen.<br />
Als dann nach dem 3. Oktober 1990<br />
die staatlichen VdN-Kommissionen verschwanden<br />
– bei ihnen war zuvor die<br />
soziale Betreuung <strong>der</strong> Verfolgten des<br />
Naziregimes verankert –, wurde <strong>der</strong><br />
Zusammenschluss zu einer neuen Organisation<br />
notwendig. Das war <strong>der</strong> Interessenverband<br />
<strong>der</strong> Verfolgten des<br />
Naziregimes (IVVdN) als Dachorganisation<br />
in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n und<br />
den Landesverbänden wie die <strong>Berliner</strong><br />
Vereinigung <strong>der</strong> ehemaligen Teilnehmer<br />
am antifaschistischen Wi<strong>der</strong>stand, Verfolgter<br />
des Naziregimes und Hinterbliebener<br />
(B.V. VdN). Ihre Aufgabe war, die<br />
Nr. 37<br />
politischen und sozialen Interessen aller<br />
Verfolgten des Naziregimes gegenüber<br />
Staat und Gesellschaft zu vertreten und<br />
ihre sozialen Rechte zu sichern.<br />
In den Bezirksorganisationen entwickelte<br />
sich rasch ein reges Mitglie<strong>der</strong>leben,<br />
welches das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
stärkte. Der Vorstand vertrat<br />
die Interessen unseres Verbandes in <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit. Von Anfang an waren wir<br />
darauf bedacht, mit dem <strong>BdA</strong> zusammenzuarbeiten.<br />
Schwierig war es, über<br />
die ehemaligen Grenzen innerhalb Berlins<br />
hinweg Kontakte zu an<strong>der</strong>en Organisationen<br />
aufzunehmen und zu pfl egen.<br />
Trotzdem war <strong>der</strong> Vorstand bestrebt, mit<br />
allen demokratischen Parteien <strong>der</strong> Stadt<br />
und mit den Verfolgtenorganisationen<br />
in einen regelmäßigen Gedankenaustausch<br />
zu treten, unseren Standpunkt<br />
deutlich zu machen und Gemeinsamkeiten<br />
zu fi nden.<br />
Wir legten viel Wert auf den Erhalt, die<br />
Pfl ege und einen würdigen Umgang<br />
mit den Gedenkstätten sowie auf Gespräche<br />
mit Jugendlichen. Die (ehrenamtliche)<br />
Geschichtskommission konnte<br />
ein mehrbändiges Lexikon des <strong>Berliner</strong><br />
antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standes <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit übergeben. Es erscheint<br />
ab dem Jahre 2007 in einer überarbeiteten<br />
Neuaufl age. Auch weitere Veröffentlichungen<br />
dienten <strong>der</strong> Vermittlung<br />
des Wissens über das dunkelste Kapitel<br />
deutscher Geschichte. Wir haben damit<br />
an den Wi<strong>der</strong>stand erinnert und des<br />
Leids <strong>der</strong> Verfolgten gedacht. Im Mittelpunkt<br />
unserer Bemühungen stand,<br />
die Nachkommenden mit Erfahrungen<br />
auszurüsten, dass sie künftigen Gefährdungen<br />
<strong>der</strong> Demokratie entgegentreten<br />
können.<br />
Einen wesentlichen Mangel hatte unsere<br />
Arbeit: Sie beschränkte sich nur auf<br />
unsere Mitglie<strong>der</strong>. Es gelang uns nicht,<br />
den notwendigen stabilen Bogen zu<br />
an<strong>der</strong>en antifaschistischen Kräften und<br />
Organisationen zu schlagen. Unsere Tätigkeit<br />
beschränkte sich im wesentlichen<br />
auf den Ostteil Berlins.<br />
Mit <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />
im November 2005 ist dies nun an<strong>der</strong>s<br />
geworden. Die organisatorischen Voraussetzungen<br />
für eine wirkungsvolle<br />
politische Kraft gegen Faschismus und<br />
Neo faschismus sind gegeben. Jetzt<br />
Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> BV VdN mit ihrem Vorsitzenden Fred Löwenberg (links) auf einer<br />
Fahrt zur Gedenkstätte Neuengamme im November 2001.<br />
kommt es darauf, sie auch zu nutzen.<br />
Und <strong>der</strong> Faschismus ist nicht nur ein<br />
Verbrechen, er ist auch und vor allem<br />
eine politische Größe, die unter gegebenen<br />
Umständen wie<strong>der</strong> in den Sattel<br />
gehoben werden kann, weil er sozial Benachteiligten<br />
ein Trugbild bietet und damit<br />
auch in <strong>der</strong> Lage ist, Herrschenden<br />
die Macht zu sichern. Wir haben diese<br />
Gefahr erlebt. Tun wir alles, das für alle<br />
Zeiten zu verhin<strong>der</strong>n!<br />
Kurt Langendorf<br />
13
Für eine antifaschistische Politik<br />
Die Westberliner <strong>VVN</strong> zwischen Ausgrenzung, Öff nung und Aufbruch<br />
Die Aufl ösung <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> in <strong>der</strong> DDR und im<br />
Osten Berlins Mitte Februar 1953 stellte<br />
die <strong>VVN</strong> im Westen Berlins durch den<br />
Wegfall <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> Leitungs- und Arbeitsstrukturen<br />
vor erhebliche Probleme.<br />
Zunächst führten die Westberliner Bezirksverbände<br />
ihre Tätigkeit weiter, dann<br />
übernahm bis zur Delegiertenkonferenz<br />
am 31. Mai 1953 eine provisorische Leitung<br />
die Arbeit.<br />
Politische Ausgrenzung<br />
Im Klima des Kalten Krieges, insbeson<strong>der</strong>e<br />
unter dem Charakter <strong>der</strong> »Frontstadt«<br />
Berlin, wurde <strong>VVN</strong>-Mitglie<strong>der</strong>n<br />
mit <strong>der</strong> Behauptung, »Anhänger eines<br />
totalitären Systems« zu sein, vom Senat<br />
die Anerkennung als Opfer des Faschismus<br />
und Entschädigungszahlungen als<br />
Verfolgte abgesprochen. Diese Verfolgung<br />
und Ausgrenzung konnte um so<br />
leichter gelingen, da die Ost-West-Konfrontation,<br />
wie im Artikel von Elke Reuter<br />
beschrieben, keine Zwischentöne mehr<br />
zuließ, son<strong>der</strong>n nur noch ein »Entwe<strong>der</strong>-<br />
O<strong>der</strong>«.<br />
War die Mitglie<strong>der</strong>zahl <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> in<br />
Westberlin schon im Rahmen <strong>der</strong> gesellschaftspolitischenAuseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
<strong>der</strong> vorangegangenen Jahre<br />
stark zurückgegangen, so machte diese<br />
»Stockschläge-auf-den-Magen«-Politik,<br />
wie sie <strong>der</strong> damalige Innensenator<br />
Lipschitz (SPD) nannte, vielen Mitglie<strong>der</strong>n<br />
Angst, dass sie allein wegen ihrer<br />
Organisierung in <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> ihren Arbeitsplatz<br />
<strong>o<strong>der</strong></strong> die Rentenzahlung verlieren<br />
könnten, und sie führte zu großer Verunsicherung<br />
und Existenzangst. Vielen<br />
Mitglie<strong>der</strong>n wurde die Lebensgrundlage<br />
im Westteil entzogen, und bei vielen<br />
sank <strong>der</strong> Mut, sich öffentlich zur <strong>VVN</strong> zu<br />
bekennen, was zu Austritten und einer<br />
empfi ndlichen Schwächung <strong>der</strong> Organisation<br />
führte und eine Verengung des<br />
politischen Spektrums bedeutete. Tatsächlich<br />
war damit eine kommunistische<br />
Dominanz in <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> eingetreten, die<br />
erst nach <strong>der</strong> Öffnung <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> 1977 zum<br />
»Verband <strong>der</strong> Antifaschisten« allmählich<br />
zurückging.<br />
September 1963: In <strong>der</strong> Gedenkstätte Plötzensee entfernen Polizisten Schleifen<br />
von den dort nie<strong>der</strong>gelegten Kränzen. Foto: Archiv<br />
Gedenken und Erinnern<br />
Die von <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> durchgeführten Gedenkveranstaltungen<br />
für die Opfer des<br />
Faschismus am zweiten Sonntag im<br />
September wurden in den 50er- und<br />
60er-Jahren wie<strong>der</strong>holt behin<strong>der</strong>t. Im<br />
September 1963 zwangen Polizisten<br />
die Teilnehmer schon am Eingang zur<br />
Gedenkstätte Plötzensee, die Schleifen<br />
von den Kränzen zu entfernen. Später<br />
hefteten die Teilnehmer diese Schleifen<br />
wie<strong>der</strong> an die Kränze, worauf die Polizei<br />
sie herunterriss. In den 70er- und 80er-<br />
Jahren wurden die Gedenkveranstaltungen<br />
<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> in Plötzensee von einem<br />
breiten Bündnis getragen.<br />
Der <strong>Berliner</strong> Verfolgtenverband begrüßte<br />
den Aufbau von Mahn- und<br />
Gedenkstätten auf dem Gelände ehe-<br />
maliger Konzentrationslager des Nazi-<br />
Regimes. Zahlreiche <strong>VVN</strong>-Mitglie<strong>der</strong><br />
nahmen an den Eröffnungsfeiern in den<br />
Gedenkstätten Buchenwald (1958), Ravensbrück<br />
(1959) und Sachsenhausen<br />
(1961) teil. Es waren bewegende Augenblicke,<br />
als sich nach Jahren Überlebende<br />
des Konzentrationslagers Ravensbrück<br />
wie<strong>der</strong>sahen und sich in die<br />
Arme schlossen. <strong>VVN</strong>-Mitglie<strong>der</strong>, Überlebende<br />
aus den Konzentrationslagern,<br />
die das Lagerleben und den Terror <strong>der</strong><br />
SS mit grausamen Schikanen in Sachsenhausen<br />
erlebt hatten, berichteten in<br />
zahlreichen Begegnungen jungen Menschen<br />
über ihre Erlebnisse und auch<br />
über die Solidarität <strong>der</strong> Häftlinge. Der<br />
Kampf um die Wie<strong>der</strong>gutmachung an<br />
den Opfern des Siemens-Zwangsarbeitslagers<br />
im KZ Ravensbrück wurde<br />
1997 von jungen Antifaschistinnen und<br />
Antifaschisten im »Aktionsbündnis 150<br />
Jahre Siemens – Entschädigung jetzt«,<br />
in dem auch die <strong>VVN</strong>-VdA aktiv vertreten<br />
war, aufgegriffen.<br />
Öff nung<br />
Ein wichtiger Einschnitt in <strong>der</strong> Geschichte<br />
<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> war 1977 die Öffnung <strong>der</strong><br />
Vereinigung zum »Verband <strong>der</strong> Antifaschisten«.<br />
Westberliner, die we<strong>der</strong> Nazi-Verfolgte,<br />
Hinterbliebene <strong>o<strong>der</strong></strong> Wi<strong>der</strong>standskämpfer<br />
waren, insbeson<strong>der</strong>e<br />
jüngere Antifaschistinnen und Antifaschisten<br />
schlossen sich nun <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> an.<br />
Die historische Erfahrung <strong>der</strong> Zeitzeugen<br />
verband sich mit <strong>der</strong> politischen Motivation<br />
und Überzeugung neuer Mitglie<strong>der</strong>,<br />
antifaschistische Arbeit zu leisten und<br />
brachte einen neuen Aufschwung in die<br />
Organisation.<br />
Doch die Integration <strong>der</strong> neuen Mitglie<strong>der</strong><br />
in die politische Arbeit war ein<br />
schwieriger und mühsamer Prozess.<br />
Wi<strong>der</strong>stände und Misstrauen gegen<br />
die »Neuen« galt es bei so manchem<br />
älteren Kameraden <strong>o<strong>der</strong></strong> Kameradin zu<br />
überwinden, und nur in einem gemeinsamen<br />
Lernprozess war es möglich, die<br />
Vorbehalte aufzubrechen. Zunächst kam<br />
man wöchentlich zur »Jugendgruppe«<br />
zusammen. Viele Ideen für politische<br />
Aktivitäten wurden entwickelt und in<br />
die Tat umgesetzt, wie Veranstaltungen<br />
zum »Wi<strong>der</strong>stand im Arbeitersport« <strong>o<strong>der</strong></strong><br />
zum Majdanek- und Lischka-Prozess,4<br />
14 Nr. 37
Flugblattaktionen, Mahnwachen in Erinnerung<br />
an Hiroshima am 6. August<br />
an <strong>der</strong> Gedächtniskirche, Fahrten nach<br />
Sachsenhausen <strong>o<strong>der</strong></strong> Bildungsabende<br />
zu Themen wie: »Faschismus und bürgerliche<br />
Gesellschaft«.<br />
Gemeinsam mit älteren Kameradinnen<br />
und Kameraden traten die neuen Mitstreiter<br />
bei Veranstaltungen an<strong>der</strong>er<br />
Organisationen auf, stellten Info- und<br />
Büchertische auf, standen Verfolgte des<br />
Naziregimes und die Jungen gegen Nazitreffen,<br />
gegen auslän<strong>der</strong>feindliche und<br />
rassistische Übergriffe zusammen.<br />
Schon bald übernahmen die jüngeren<br />
Mitglie<strong>der</strong> Funktionen und Verantwortlichkeiten<br />
innerhalb <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-VdA. Auch<br />
die Galerie Olga Benario ist ein Kind dieser<br />
Öffnung.<br />
Gegen das Vergessen<br />
Die Arbeit in den Bezirken galt <strong>der</strong> Betreuung<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> und dem Kampf<br />
um ihre Wie<strong>der</strong>anerkennung als Opfer<br />
des Faschismus. Hinzu kam die Pfl ege<br />
<strong>der</strong> Gräber und Gedenktafeln, die oft<br />
mehrfach entfernt und beschmiert wurden.<br />
Immer wie<strong>der</strong> wandte sich die <strong>VVN</strong><br />
gegen das politische und historische<br />
»Vergessen« und bemühte sich, die<br />
Geschichte des antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standes<br />
in seiner ganzen politischen<br />
Breite zu vermitteln und über faschistische<br />
Verbrechen und die Täter aufzuklären.<br />
In einem sich verän<strong>der</strong>nden gesellschaftlichen<br />
Klima gelang es <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>,<br />
eine wichtige Stimme des Antifaschismus<br />
in außerparlamentarischen Bewegungen<br />
zu werden.<br />
Frauen und Männer aus dem Wi<strong>der</strong>stand<br />
nahmen nunmehr über Ausstellungen,<br />
Dokumentationen, Publikationen,<br />
vor allem aber als Zeitzeugen<br />
Einfl uss auf das Geschichtsbild eines<br />
Teils <strong>der</strong> jüngeren Generation. Auch <strong>der</strong><br />
von <strong>der</strong> Schulsenatorin Laurin (CDU) initiierte<br />
Senatsbeschluss, im Jahre 1982<br />
in Schulen und Jugendgruppen keine<br />
<strong>VVN</strong>-Zeitzeugen mehr auftreten zu lassen,<br />
konnte dies nicht verhin<strong>der</strong>n.<br />
In <strong>der</strong> Jugend wuchs das Bedürfnis,<br />
mehr über die jüngste Geschichte zu erfahren.<br />
Die Gedenk- und Besichtigungsfahrten<br />
des Landesjugendringes mit<br />
<strong>VVN</strong>-Zeitzeugen durchbrachen die politische<br />
Ausgrenzung gegen die <strong>VVN</strong>-VdA<br />
und trugen dazu bei, dass nach einem<br />
von <strong>der</strong> Alternativen Liste eingebrachten<br />
Beschluss im Abgeordnetenhaus vom<br />
27. Juni 1985 <strong>VVN</strong>-Zeitzeugen wie<strong>der</strong><br />
Nr. 37<br />
Januar 1988: mit <strong>der</strong> Gruppe »Sorgenhobel«, links am Mikrofon Wolfgang Szepansky,<br />
rechts Erich Ackermann. Foto: Henschel<br />
von Schulklassen und Jugendgruppen<br />
eingeladen werden konnten. Nicht zuletzt<br />
war auch ein Ergebnis dieses zähen<br />
Ringens, dass ein Entschädigungsfonds<br />
für Naziverfolgte, denen in den 50er-<br />
Jahren wegen ihrer <strong>VVN</strong>- <strong>o<strong>der</strong></strong> SED-Zugehörigkeit<br />
die Entschädigung entzogen<br />
worden war, geschaffen wurde.<br />
Die Aufarbeitung <strong>der</strong> bezirklichen Geschichte<br />
von Verfolgung und Wi<strong>der</strong>stand<br />
während <strong>der</strong> Nazidiktatur war in den<br />
80er-Jahren wesentlicher Bestandteil<br />
antifaschistischer Arbeit <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-VdA.<br />
Sie fand viel Zuspruch. In einigen Bezirken<br />
wurden Ausstellungen und Broschüren<br />
unter Einbeziehung von Mitglie<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> erarbeitet. Im Herbst 1981<br />
veröffentlichte ein Autorenkollektiv unter<br />
Leitung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>standskämpfer Emil<br />
Ackermann und Wolfgang Szepansky<br />
die mit jungen Antifaschisten erarbeitete<br />
Broschüre »Erlebte Geschichte – Arbeiterbewegung<br />
und antifaschistischer Wi<strong>der</strong>stand<br />
in Tempelhof«. Dieser ersten<br />
Bezirksbroschüre folgten weitere: 1983<br />
in Reinickendorf und Wilmersdorf, 1984<br />
Tempelhof, dann Kreuzberg, Steglitz und<br />
1987 in Neukölln und eigene Ausstellungen<br />
zum Wi<strong>der</strong>standskampf.<br />
Für das im Rahmen <strong>der</strong> 750-Jahr-Feier<br />
Berlins im Jahre 1987 ausgeschriebene<br />
»<strong>Berliner</strong> Gedenktafelprogramm« zur<br />
Ehrung namhafter Bürger und Bürgerinnen<br />
in den Bezirken brachte die <strong>VVN</strong><br />
zahlreiche Vorschläge zur Ehrung hingerichteter<br />
Wi<strong>der</strong>standskämpferinnen und<br />
-kämpfer ein.<br />
International<br />
Unsere Organisation war Mitglied <strong>der</strong><br />
Internationalen För<strong>der</strong>ation <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>standskämpfer<br />
(FIR), und <strong>der</strong> langjährige<br />
Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-VdA, Heinz<br />
Schrö<strong>der</strong>, war Mitglied des Büros <strong>der</strong><br />
FIR. Als 1983 die Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
um die Gestaltung des Geländes des<br />
ehemaligen Prinz-Albrecht-Palais, <strong>der</strong><br />
berüchtigten Gestapo-Zentrale, begannen,<br />
erfuhr die <strong>VVN</strong>-VdA als Mitglied<br />
des »Aktiven Museums« die praktische<br />
Unterstützung <strong>der</strong> FIR. Sie unterstützte<br />
in Briefen an den Regierenden Bürgermeister<br />
Westberlins und an den Bezirksbürgermeister<br />
von Kreuzberg die For<strong>der</strong>ung<br />
nach <strong>der</strong> Errichtung einer ständigen<br />
Ausstellung auf dem ehemaligen Gestapo-Gelände.<br />
Krise, Umbruch, Aufbruch<br />
Die »Wende« brachte einschneidende<br />
Verän<strong>der</strong>ungen für die <strong>VVN</strong>-VdA, nachdem<br />
die fi nanzielle Unterstützung, die<br />
<strong>der</strong> Verband aus <strong>der</strong> DDR erhalten hatte,<br />
entfi el. Ein kollektiv arbeiten<strong>der</strong> Vorstand<br />
übernahm die Geschäfte. Die Organisation<br />
musste angesichts fehlen<strong>der</strong> Zuschüsse,<br />
zurückgehen<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>zahlen<br />
und politischer Resignation fi nanziell<br />
und politisch auf eine neue Basis gestellt<br />
werden. Lebhafte Kontakte entstanden<br />
zu den im Jahre 1990 in Ostberlin entstandenen<br />
Basisgruppen des Bundes<br />
<strong>der</strong> Antifaschisten (<strong>BdA</strong>). Es war zugleich<br />
ein mühsamer Prozess <strong>der</strong> Annäherung,<br />
<strong>der</strong> zahlreiche Diskussionen zu<br />
auseinan<strong>der</strong>gehenden Einschätzungen<br />
und Positionen einschloss, entstanden<br />
aufgrund von unterschiedlichen Erfahrungen.<br />
Jedoch fanden wir zusammen.<br />
Die <strong>VVN</strong>-VdA gehört als Kreisorganisation<br />
<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> an, die wie<strong>der</strong>um<br />
ein Landesverband <strong>der</strong> bundesweit<br />
organisierten Vereinigung <strong>der</strong> Verfolgten<br />
des Naziregimes-Bund <strong>der</strong> Antifaschisten<br />
ist. <<br />
Peter Wegner<br />
15
Kampagnen-Abschlussveranstaltung in <strong>der</strong> KulturBrauerei im November 2007. Für gute Stimmung sorgen u. a. Autor<br />
Matthias Wedel (Mitte) und die Gruppe Mellow Mark (rechts). Fotos: G. Senft<br />
NPD-Verbot – jetzt erst recht!<br />
Mehr als 175.000 Unterschriften im Januar an Bundestagsabgeordnete übergeben<br />
»Unsere Aufgabe ist, über alle Parteien,<br />
Bekenntnisse und Abstammungen hinweg<br />
eine Vereinigung <strong>der</strong> Menschen zu<br />
schaffen, die warnen, die aufpassen, die<br />
den Zeigefi nger heben, und die schreien,<br />
und die notfalls mit allen Mitteln <strong>der</strong><br />
Kraft, <strong>der</strong> Zahl und <strong>der</strong> Überzeugung,<br />
die sie verkörpern, <strong>der</strong> Welt zeigen, wie<br />
notwendig es ist, den Nazismus zu bekämpfen«,<br />
erklärte Hans Mayer (1907-<br />
2001), erster Landesvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>VVN</strong> Hessen, auf <strong>der</strong> »Gründungskonferenz«<br />
<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> im März 1947.<br />
Ganz in diesem Sinne haben Kreisvereinigungen<br />
und Landesverbände <strong>der</strong><br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> im letzten Jahr auf vielfältige<br />
Art und Weise an die 60 Jahre zurückliegende<br />
Gründung ihrer Organisation erinnert.<br />
Wohl am eindrucksvollsten durch<br />
die bundesweite Kampagne »nonpd<br />
– NPD-Verbot jetzt!«. Mitglie<strong>der</strong> unserer<br />
Organisation haben – unterstützt von<br />
vielen jungen Menschen, Gewerkschaftern,<br />
Kirchengemeinden und Einzelpersonen<br />
– im Zeitraum vom 27. Januar bis<br />
zum 9. November bundesweit mehr als<br />
175.000 Unterschriften unter einen Brief<br />
an die Abgeordneten des Deutschen<br />
Bundestages gesammelt. Darin werden<br />
diese aufgefor<strong>der</strong>t, ein neues Verbotsverfahren<br />
gegen die NPD einzuleiten.<br />
Viele interessante Gespräche konnten<br />
wir führen. Wir konnten als Organisation<br />
neue Bündnispartner fi nden und manches<br />
neue Mitglied auch.<br />
Unser politisches Minimalziel – die<br />
Öffentlichkeit für das Thema erneut zu<br />
sensibilisieren – wurde erreicht. Das Maximalziel<br />
– ein konkretes Verbotsverfahren<br />
tatsächlich anzustoßen – ist näher<br />
gerückt. Die Kampagne ist weit über die<br />
Grenzen unserer Organisation hinaus<br />
bekannt geworden. Das ursprüngliche<br />
Ziel – 100.000 Unterschriften zu sammeln<br />
– erschien noch im Januar gewagt,<br />
im Juli war es erreicht und wir setzten<br />
noch einmal 50.000 drauf. Am Ende<br />
waren es 175.445 Unterschriften, die<br />
am 12. Dezember auf den Stufen des<br />
Reichstages, begleitet von spontanem<br />
Applaus warten<strong>der</strong> Besucher, Abgeordneten<br />
übergeben wurden.<br />
Der <strong>Berliner</strong> Landesverband war aktiv<br />
beteiligt: mit einer aufsehenerregenden<br />
Aktion am Beginn <strong>der</strong> Kampagne vor<br />
dem Reichstag, mit fl eißigen Sammlern<br />
und Gesprächspartnern bei Diskussionen,<br />
mit Helfern beim Versand <strong>der</strong><br />
Kampagnematerialien und beim Zählen<br />
<strong>der</strong> Unterschriften, durch Mitarbeit in <strong>der</strong><br />
Kampagneleitung, durch Spenden zur<br />
Finanzierung <strong>der</strong> Kampagne.<br />
Das war’s? Noch lange nicht! Wir werden<br />
keine Ruhe geben, bis die NPD von<br />
<strong>der</strong> Bildfl äche verschwunden ist und mit<br />
ihr alle an<strong>der</strong>en neofaschistischen Or-<br />
12. Dezember: Kartons mit den 175.445 Unterschriften auf dem direkten Weg<br />
in den Bundestag Foto: Haseloff<br />
ganisationen. Mehr als 175.000 Unterschriften<br />
sind auch eine Auffor<strong>der</strong>ung,<br />
nicht nachzulassen in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mit rassistischem, antisemitischem,<br />
antiislamischem, völkischem<br />
Gedankengut. In Berlin demonstrierten<br />
NPD und die ihr nahestehenden »Kameraden«<br />
Ende letzten Jahres fast im<br />
Wochentakt. Es besteht die Gefahr, dass<br />
die NPD zunehmend bis in die Mitte <strong>der</strong><br />
Gesellschaft als Diskussionspartner4<br />
16 Nr. 37
Auf einen guten Weg gebracht<br />
Delegiertenversammlung <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> zog nach <strong>der</strong> Verschmelzung Bilanz<br />
Turnusgemäß fand am 24. November<br />
2007 die Delegiertenversammlung unserer<br />
<strong>Berliner</strong> Organisation statt. Es war<br />
die erste nach <strong>der</strong> Verschmelzung <strong>der</strong><br />
beiden antifaschistischen Organisationen<br />
2005 und es galt festzustellen, ob<br />
die Erwartungen an diese Vereinigung<br />
sich erfüllt hatten. Im Tätigkeitsbericht<br />
des Landesvorstandes wurde dazu festgestellt:<br />
Das Zusammengehen war ein<br />
wichtiger Schritt zur Stärkung <strong>der</strong> Aktionsfähigkeit<br />
unserer Kräfte im Land<br />
Berlin. Im Berichtszeitraum wurden die<br />
sich aus dem Verschmelzungsvertrag<br />
ergebenden Aufgaben – so beson<strong>der</strong>s<br />
beim Miteinan<strong>der</strong> <strong>der</strong> beiden Organisationen<br />
an <strong>der</strong> Basis sowie die wachsende<br />
Wahrnehmung in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
– erreicht. Die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />
anerkannt wird, dass Faschismus nicht<br />
mehr als Verbrechen, son<strong>der</strong>n als Meinungsäußerung<br />
wahrgenommen wird.<br />
Wir können davon ausgehen, dass sich<br />
die NPD 2008 politisch, organisatorisch<br />
und fi nanziell weiter festigen wird. Es ist<br />
abzusehen, dass sie ihre Parteistrukturen<br />
weiter ausbauen und mit Wahlerfolgen<br />
ihre fi nanzielle Lage weiter verbessern<br />
wird.<br />
Dem entgegen steht <strong>der</strong> Ruf nach einem<br />
Verbot, das auch die Gewerkschaft<br />
ver.di, die IG Metall und die SPD auf ihren<br />
Kongressen for<strong>der</strong>t. Die Formierung<br />
in den Reihen <strong>der</strong> Innenminister <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />
pro Verbot macht Fortschritte. Es ist<br />
möglich, dass es im nächsten Jahr zu<br />
Nr. 37<br />
ist im Vereinsregister eingetragen. Vom<br />
Finanzamt wurde die Gemeinnützigkeit<br />
bescheinigt. Schwerpunkte <strong>der</strong> Tätigkeit<br />
waren einmal unsere ureigene Enklave<br />
<strong>der</strong> Gedenk- und Erinnerungsarbeit, <strong>der</strong><br />
aktive Beitrag des Landesverbandes zu<br />
<strong>der</strong> vorläufi g abgeschlossenen Kampag-<br />
Erste Delegiertenkonferenz nach <strong>der</strong> Verschmelzung. Foto: J. Harnisch<br />
ne zum Verbotsantrag gegen die NDP<br />
sowie die Teilnahme an Aktionen aller Art<br />
gegen neofaschistische Auftritte. Zu den<br />
Schwachpunkten unserer Organisation<br />
gehören die zunehmende Überalterung<br />
unseres Mitglie<strong>der</strong>bestandes sowie die<br />
allmählich schmaler werdende fi nanzielle<br />
Basis. Gewinnung neuer Mitstreiter<br />
sowie die Erarbeitung einer den zukünftigen<br />
Erfor<strong>der</strong>nissen entsprechenden<br />
Beitragsordnung sollten deshalb vom<br />
neuen Vorstand beson<strong>der</strong>s beachtet<br />
einer Entscheidung kommt, ob ein Verfahren<br />
eingeleitet wird. Im Bundestag<br />
möchte man dies wohl lieber vertagen<br />
bis nach <strong>der</strong> Wahl 2009.<br />
Unser Kampagne-Motto war in aller<br />
Munde – und ist es immer noch. So erst<br />
jüngst am Rande einer BVV-Sitzung<br />
in Lichtenberg. Die NPD-Fraktion beantragte,<br />
einen nach dem antifaschistischen<br />
Wi<strong>der</strong>standskämpfer Anton<br />
Saefkow benannten Platz nach dem Faschisten<br />
Waldemar Pabst umzubenennen.<br />
Er hatte den Befehl zum Mord an<br />
Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg<br />
gegeben. Gegen diese Provokation demonstrierten<br />
100 Antifaschistinnen und<br />
Antifaschisten vor und im Sitzungssaal.<br />
werden. Sowohl <strong>der</strong> Tätigkeitsbericht<br />
als auch <strong>der</strong> Finanzbericht und <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Kassenprüfer wurden akzeptiert. In <strong>der</strong><br />
sachlichen und konstruktiven Diskussion<br />
sprachen Vertreter <strong>der</strong> einzelnen Mitgliedsvereine<br />
zu Fragen wie:<br />
• geplantes Gedenkstättengesetz <strong>der</strong><br />
BRD und unser möglicher Beitrag gegen<br />
den dort enthaltenen Geschichtsrevisionismus;<br />
• Probleme <strong>der</strong> noch bestehenden drei<br />
Ehrenhaine in Berlin und ihrer Erhaltung;<br />
• weiteres Zusammenwachsen <strong>der</strong> gemeinsamen<br />
Organisation;<br />
• Projekt für eine Ausstellung und Verlegung<br />
von 50 Stolpersteinen zum Arbeiterwi<strong>der</strong>stand<br />
um die Jacob-Saefkow-Bästlein-Gruppe.<br />
Ich denke, wir können mit kritischem<br />
Optimismus an unsere zukünftige Arbeit<br />
gehen.<br />
Erika Rathmann,<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Lichtenberg e.V.<br />
In den neuen Vorstand<br />
wurden gewählt:<br />
Hans Coppi<br />
Kurt Langendorf<br />
Michael Landmann<br />
Wilhelm Girod<br />
Peter Wegner<br />
Markus Tervooren<br />
Gisela Lingenberg<br />
Der Antrag wurde von allen demokratischen<br />
Parteien geschlossen zurückgewiesen.<br />
Im Januar wollen Neonazis<br />
parallel zur traditionellen Luxemburg-<br />
Liebknecht-Ehrung <strong>der</strong>en Mör<strong>der</strong> mit<br />
einem Aufmarsch im Weitling-Kiez feiern.<br />
Das darf nicht zugelassen werden!<br />
Wir sollten gemeinsam über ein Nachfolgeprojekt<br />
unserer erfolgreichen Kampagne<br />
nachdenken. Dazu gehört auch die<br />
Diskussion über Strategien zur Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mit dem Neofaschismus<br />
und über gesellschaftliche Verhältnisse,<br />
die ihn beför<strong>der</strong>n. Der Bundeskongress<br />
<strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> im Mai in Berlin ist sicher<br />
ein guter Anlass, ein neues Projekt auf<br />
den Wege zu bringen.< (ml)<br />
17
Bil<strong>der</strong> gegen Rechtsextremismus<br />
Klaus Staeck: Faschismus und rassistische Gewalt müssen geächtet werden<br />
»... Ihr müsst und Ihr werdet das schaffen,<br />
wir Älteren können nur helfen. Das,<br />
was wir hier in Euren Wettbewerbsbeiträgen<br />
sehen, zeigt allen, die es sehen<br />
wollen, Ihr wollt Euch nicht abfi nden mit<br />
Faschismus und faschistischer Gewalt,<br />
Ihr wollt vorgehen gegen die Menschenverachtung<br />
und den Hass dieser ewig<br />
Gestrigen, und Ihr werdet es schaffen,<br />
dass sich Menschlichkeit und Mitein-<br />
an<strong>der</strong> durchsetzen«. Mit diesen Worten<br />
eröffnete <strong>der</strong> von den »Bil<strong>der</strong>n gegen<br />
Rechtsextremismus und Gewalt« sichtlich<br />
ebenso angerührte wie beeindruckte<br />
Jury-Vorsitzende Professor Klaus<br />
Staeck die Auszeichnungsrunde dieses<br />
Nachmittags am 19. September 2007 in<br />
<strong>der</strong> KULTschule.<br />
Klaus Staeck, Präsident <strong>der</strong> Akademie<br />
<strong>der</strong> Künste, nennt sich selbst Grafi ker<br />
und Fotomonteur, und die Eindringlichkeit,<br />
in <strong>der</strong> er diese Hoffnung wie<strong>der</strong>holt<br />
äußerte bei seiner Laudatio für die<br />
Preisträger des Wettbewerbs, macht<br />
deutlich, was diesen Künstler antreibt;<br />
sie macht deutlich, wie sehr er mit den<br />
Grenzen seiner Kunst ha<strong>der</strong>t hinsichtlich<br />
ihrer Möglichkeiten, wesentliche gesellschaftliche<br />
Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Ächtung<br />
menschenverachten<strong>der</strong> Ideologien wie<br />
des Faschismus und Neonazismus zu<br />
bewirken. Und sie macht deutlich, dass<br />
er diese Kunst über den Zweifel hinweg<br />
ausübt und vielfältig in die Gesellschaft<br />
hineinwirkt.<br />
Der politische Mensch Klaus Staeck,<br />
<strong>der</strong> Akademiepräsident, verlangt von<br />
sich und von jedem an<strong>der</strong>en, in dieser<br />
Sache immer und immer wie<strong>der</strong> Gesicht<br />
zu zeigen, alles das ganz aktiv zu bekämpfen,<br />
was das Lebensrecht an<strong>der</strong>er<br />
Menschen einschränkt.<br />
An diesem Nachmittag konnte sich<br />
Klaus Staeck wie jede und je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
aus <strong>der</strong> Jury bestätigt fühlen: Hier sind<br />
Lichtenberger Jugendliche, die dieses<br />
Medium Kunst gewählt haben, um ihrem<br />
Willen für eine menschenwürdige<br />
Gesellschaft Ausdruck zu verleihen und<br />
Prof. Klaus Staeck (rechts) mit Wettbewerbsteinehmerinnen.<br />
ihre Bereitschaft manifestieren, das öffentlich<br />
zu tun. Und damit haben sie sich<br />
nicht nur als Bekenner erwiesen, die mit<br />
ihren Ideen und ihrer Kunst eintreten<br />
für Toleranz und Demokratie im gesellschaftlichen<br />
Zusammenleben, sie haben<br />
das auch gut gemacht (Foto). Nicht nur<br />
einmal fi el das Wort »professionell« während<br />
<strong>der</strong> abschließenden Jury-Sitzung,<br />
viele Male hieß es aus <strong>der</strong> Jury heraus<br />
zu Wettbewerbsbeiträgen: emotional,<br />
überzeugend, intelligent, überraschend<br />
eindringlich <strong>o<strong>der</strong></strong> aber – eine Meinung,<br />
die es verdient, ernst genommen zu<br />
werden. Die Jurymitglie<strong>der</strong> haben viele<br />
auszeichnende Worte gefunden, einige<br />
haben Christina Emmrich, Lichtenberger<br />
Bezirksbürgermeisterin und Schirmherrin<br />
des Wettbewerbs, und Klaus Staeck<br />
an die Wettbewerbssieger weitergegeben<br />
– von ihrer Seite immer mit hoher<br />
Wertschätzung, auf Seiten <strong>der</strong> Ausgezeichneten<br />
immer mit großer Freude<br />
empfangen, mit dem Gefühl <strong>der</strong> Bestätigung,<br />
mancher Ausgezeichnete auch<br />
mit zunächst ungläubiger, dann freudiger<br />
Überraschung.<br />
Unser Fazit: Seit April 2007 läuft <strong>der</strong><br />
Wettbewerb »Bil<strong>der</strong> gegen Rechtsextre-<br />
mismus und Gewalt – Schülerinnen und<br />
Schüler zeigen Gesicht« des Lichtenberger<br />
Kulturvereins e. V. in Kooperation mit<br />
Hans-und-Hilde-Coppi-, Georg-Forster-<br />
und Immanuel-Kant-Gymnasium.<br />
Am 10. Juli 2007 waren 94 Arbeiten eingegangen<br />
von etwa 115 Schülern (das<br />
Etwa ergibt sich daraus, dass Arbeiten<br />
als Teamarbeit eingereicht wurden) aus<br />
Coppi-, Kant-, Forster-, Gutenberg-,<br />
Reis- und Linné-Schule. Vom nächsten<br />
Tag an bis zum 31. August haben Jury-<br />
Mitglie<strong>der</strong> die Arbeiten begutachtet und<br />
bewertet. Am 5. September wurden die<br />
Wettbewerbsbeiträge in einer Jury-Sitzung<br />
für die abschließende Jury-Beratung<br />
und Auszeichnungsrunde am 19.<br />
September nominiert und in dieser Reihenfolge<br />
in <strong>der</strong> KULTschule ausgestellt.<br />
Mitgearbeitet haben in <strong>der</strong> Jury Schülerinnen,<br />
Lehrer, Galeristen, die Schriftstellerin<br />
Gisela Steineckert, Professor<br />
Heinrich Fink, Politiker und weitere Persönlichkeiten<br />
und Menschen des öffentlichen<br />
Leben dieser Stadt Berlin.<br />
Zehn Wettbewerbsbeiträge benannte<br />
die Jury an diesem Tag als Preisträger,<br />
»weil sie am überzeugendsten die ganze<br />
Aufmerksamkeit selbst <strong>der</strong> vorübergehenden<br />
Passanten für das Thema wecken<br />
können«.<br />
Der Ausblick: Der Hauptsponsor, die<br />
Ströer Deutsche Städte Medien GmbH,<br />
lässt dieser Tage ein Großplakat entwerfen<br />
und anfertigen, mit dem Preisträgerarbeiten<br />
im Stadtraum Lichtenberg und<br />
Berlin auf 30 großen Werbefl ächen öffentlich<br />
gezeigt werden. Galerieausstellungen<br />
und Lichtinstallationen werden<br />
folgen. Und dafür kommen alle eingereichten<br />
Arbeiten in Frage. Preisgekrönte<br />
Arbeiten und Termine zu Ausstellungen<br />
sowie an<strong>der</strong>en »Events« um den Wettbewerb<br />
fi nden Sie im Internet unter www.<br />
lichtenberger-kulturverein.de.<br />
Denn: Dieser Wettbewerb geht weiter.<br />
Erst die Öffentlichkeit <strong>der</strong> Wettbewerbsbeiträge<br />
erlaubt den Schöpfern<br />
<strong>der</strong> Arbeiten, Gesicht zu zeigen, ihre<br />
Haltung in den gesellschaftlichen Diskurs<br />
um eine lebenswerte Gesellschaft<br />
einzubringen, <strong>der</strong> geführt werden muss<br />
und <strong>der</strong> allein Ideologie und dumpfem<br />
Lagerdenken von NPD und völkischen<br />
Kameradschaften nachhaltig Terrain und<br />
Akzeptanz entziehen wird.<br />
Dietrich Le<strong>der</strong>er<br />
18 Nr. 37
Stolpersteine für Karlshorst<br />
Schüler-Projekte zum Gedenken an ermordete Mitbürger<br />
Um den Ort, an dem man lebt <strong>o<strong>der</strong></strong> zur<br />
Schule geht, zu verstehen, ist es wichtig,<br />
seine Geschichte zu kennen. Nichts<br />
ist schlimmer als kollektives Schweigen.<br />
Glücklicherweise gibt es immer wie<strong>der</strong><br />
Menschen und Initiativen, die sich <strong>der</strong><br />
Geschichte stellen und es sich zur Auf-<br />
gabe gemacht haben, die Verbrechen<br />
<strong>der</strong> Nazidiktatur vor Ort zu benennen.<br />
Die Deportation fand vor Ort statt, die<br />
Menschen hatten eine Wohnung und<br />
einen Namen. Dies macht die Aktion<br />
»Stolpersteine« sichtbar.<br />
In <strong>der</strong> Projektwoche des Coppi-Gymnasiums<br />
im Schuljahr 2006/07 widmete<br />
sich eine Projektgruppe dem Thema:<br />
»Stolpersteine für Karlshorst«. Unterstützt<br />
durch den Verein Licht-Blicke e.V.,<br />
wurde zu den Lebensläufen von vier von<br />
den Nationalsozialisten ermordeten jüdischen<br />
Mitbürgern aus Karlshorst gearbeitet.<br />
Der Theaterpädagoge Steffen<br />
Neupert entwickelte Theaterszenen,<br />
die die Ängste und Nöte <strong>der</strong> jüdischen<br />
Nachbarn anrührend zum Ausdruck<br />
brachten.<br />
Die Schüler äußerten schon bei den<br />
intensiven Proben, wie nahe ihnen die<br />
Nr. 37<br />
Lebensläufe gingen. Selma äußerte: Ich<br />
bekomme richtig Angst, wenn die Gestapo<br />
kommt. Am Sonntag, dem 16.<br />
September 2007, wurden in Karlshorst<br />
24 Stolpersteine eingeweiht.<br />
Schüler <strong>der</strong> Schule verlasen auf einem<br />
Rundgang die Lebensläufe <strong>der</strong> ermor-<br />
Bei <strong>der</strong> Einweihung <strong>der</strong> Stolpersteine in Karlshorst verlesen Schüler Lebensläufe<br />
<strong>der</strong> ermordeten Mitbürger.<br />
deten Mitbürgerinnen und Mitbürger vor<br />
ihrer letzten Karlshorster Wohnung. Die<br />
Abschlussveranstaltung fand am Nachmittag<br />
in <strong>der</strong> Evangelischen Kirche zur<br />
Frohen Botschaft in <strong>der</strong> Weseler Straße<br />
statt. Dort wurden 24 Namen verlesen,<br />
unterbrochen von Klagepsalmen aus <strong>der</strong><br />
Thora. Umrahmt wurde die Veranstaltung<br />
durch ein Violinstück, das eine Schülerin<br />
spielte. Ihr Vater hatte dieses extra für<br />
diese Veranstaltung komponiert.<br />
Mir ging ein Gedanke immer wie<strong>der</strong><br />
durch den Kopf: Was mögen die Nachbarn<br />
in <strong>der</strong> Stolzenfelsstraße 2 nur gedacht<br />
haben, als die Hamburgers das<br />
Haus mit einem Koffer zum letzten Mal<br />
verließen und <strong>der</strong> örtliche NSDAP-Führer<br />
in die Wohnung einzog.<br />
Weitere Informationen unter: www.stolpersteine.com,<br />
www.licht-blicke.org<br />
N. v. Neumann<br />
Die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />
Der Vorstand<br />
Dr. Hans Coppi, Wilhelm Girod,<br />
Michael Landmann, Prof. Dr. Kurt<br />
Langendorf, Gisela Lingenberg,<br />
Markus Tervooren, Peter Wegner<br />
Die Geschäftsstelle<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>, Franz-Mehring-Platz<br />
1, 10243 Berlin, Telefon:<br />
030-29 78 41 78, Fax: 030-29 78<br />
43 78, e-Mail: berlin@vvn-bda.org,<br />
Internet: http://berlin.vvn-bda.org<br />
Die Geschäftszeiten<br />
Dienstag bis Donnerstag<br />
10.00 Uhr bis 14.00 Uhr<br />
Die Glie<strong>der</strong>ungen<br />
als VdN-Bezirksorganisationen<br />
Hellersdorf/Marzahn, Lichtenberg,<br />
Mitte, Pankow, Prenzlauer Berg,<br />
Weißensee/Hohenschönhausen,<br />
8. Mai<br />
als Kreisvereinigungen<br />
<strong>BdA</strong> Hohenschönhausen/<br />
Weißensee e.V.,<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Köpenick e.V.,<br />
<strong>BdA</strong> Lichtenberg e.V.,<br />
<strong>BdA</strong> Treptow e.V.,<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Friedrichshain-Mitte-<br />
Kreuzberg e.V.,<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Berlin-Pankow e.V.,<br />
<strong>VVN</strong>-VdA e.V. mit den lokalen Gruppen<br />
Reinickendorf, Südwest (S)<br />
als korporative Mitglie<strong>der</strong><br />
Antifaschistische Initiative Moabit<br />
ist das Informationsblatt<br />
<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />
und erscheint vierteljährlich. Die Abgabe ist<br />
kostenlos.<br />
Anschrift: <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> e.V.,<br />
Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin,<br />
Tel.: 030-29 78 41 78,<br />
Fax: 030-29 78 43 78,<br />
mail: berlin@vvn-bda.org<br />
Redaktion: Dr. Hans Coppi, Jutta Harnisch,<br />
Prof. Dr. Kurt Langendorf<br />
Satz und Layout: Juliane Haseloff<br />
Druck: Union Druckerei Berlin<br />
Namentlich gezeichnete Beiträge müssen<br />
nicht dem Standpunkt des Herausgebers und<br />
<strong>der</strong> Redaktion entsprechen.<br />
19
Ein Stolperstein für Olga Benario zum 100.<br />
Vor dem Hauseingang Innstraße 24 in Neukölln wird an die Antifaschistin erinnert<br />
In <strong>der</strong> Galerie Olga Benario gab es schon<br />
lange die Idee, mit einem Stolperstein<br />
an ihre Namensgeberin zu erinnern. Zunächst<br />
gab es das Problem, dass es im<br />
Bezirk Neukölln noch keine Regelung für<br />
die Verlegung von Stolpersteinen gab.<br />
Nun konnte das Vorhaben gerade noch<br />
rechtzeitig zum 100. Geburtstag von Olga<br />
Benario am 12. Februar 2008 realisiert<br />
werden.<br />
Am 10. Dezember 2007 hat Gunter<br />
Demnig in <strong>der</strong> Innstraße 24 in Neukölln<br />
den Stolperstein für Olga Benario verlegt.<br />
In <strong>der</strong> Innstraße 24 war Olga Benario<br />
bereits am 30. September 1926 verhaftet<br />
worden. Anfang 1925 war sie als 16-<br />
Jährige aus ihrer Geburtsstadt München<br />
ins rote Neukölln gekommen, um hier<br />
im Kommunistischen Jugendverband<br />
mitzuarbeiten. In <strong>der</strong> Innstraße lebte sie<br />
mit ihrem Freund Otto Braun zusammen,<br />
<strong>der</strong> für den Sicherheitsapparat <strong>der</strong> KPD<br />
tätig war.<br />
Am 11. April 1928 gelang es Olga Benario,<br />
die nach zwei Monaten auf Kaution<br />
aus <strong>der</strong> Untersuchungshaft freigelassen<br />
wurde, mit Unterstützung weiterer Genossen<br />
Otto Braun aus <strong>der</strong> U-Haftanstalt<br />
Moabit zu befreien. Mit dieser Aufsehen<br />
erregenden Befreiungsaktion verhin<strong>der</strong>te<br />
sie den Hochverratsprozess, <strong>der</strong> im<br />
Mai 1928 gegen Braun und sie eröffnet<br />
werden und <strong>der</strong> zu einem erneuten KPD-<br />
Verbot führen sollte. Den beiden gelang<br />
die Flucht in die Sowjetunion. Von dort<br />
begleitete sie 1934 Luis Carlos Prestes<br />
nach Brasilien. Doch die Hoffnungen auf<br />
eine Revolution erfüllten sich nicht.<br />
Olga Benario wurde 1936 an Nazi-<br />
Deutschland ausgeliefert. Ihre Tochter<br />
Geburtsort<br />
Frauengefängnis<br />
14. Februar 2008, 19.00 Uhr: Geburtstag:<br />
27. November, Geburtsort: Frauengefängnis<br />
Barnimstraße. Claudia v. Gélieu<br />
im Gespräch mit Anita Prestes und<br />
Hans Coppi.<br />
Das <strong>Berliner</strong> Frauengefängnis in <strong>der</strong><br />
Barnimstraße verfügte über eine Geburtsstation.<br />
Während <strong>der</strong> NS-Zeit wur-<br />
Die Inschrift des Stolpersteins für<br />
Olga Benario in <strong>der</strong> Innstraße 24<br />
lautet:<br />
Hier wohnte<br />
Olga Benario<br />
Jg. 1908<br />
In Haft seit1936<br />
KZ Ravensbrück 1939<br />
ermordet in<br />
»Heilanstalt« Bernburg<br />
April 1942<br />
Anita Prestes musste sie im 27. November<br />
1936 im <strong>Berliner</strong> Frauengefängnis<br />
Barnimstraße zur Welt bringen.<br />
Dann wurde sie ins KZ-Lichtenburg<br />
verschleppt, 1939 ins KZ Ravensbrück.<br />
Im April 1942 wurde sie wegen ihrer jüdischen<br />
Abstammung zusammen mit<br />
an<strong>der</strong>en Frauen in <strong>der</strong> Gaskammer <strong>der</strong><br />
den dort mehrere hun<strong>der</strong>t Kin<strong>der</strong> geboren.<br />
Am 27. November 1936 brachte<br />
Olga Benario ihre Tochter Anita zur Welt,<br />
am 27. November 1942 Hilde Coppi ihren<br />
Sohn Hans.<br />
Durch eine internationale Kampagne<br />
erreichte Anitas brasilianische Großmutter,<br />
dass ihre Enkelin an sie herausgegeben<br />
wurde. Olga Benario wurde 1942<br />
in <strong>der</strong> Euthanasiemordanstalt Bernburg<br />
als Jüdin und Kommunistin vergast. Ihren<br />
Vater Luiz Carlos Prestes sah Anita<br />
erst 1945 zum ersten Mal. Hans Coppi<br />
Euthanasie-Mordanstalt Bernburg umgebracht.<br />
Seit 1984 erinnert die Galerie<br />
Olga Benario an die engagierte Kommunistin<br />
und Antifaschistin.<br />
Da <strong>der</strong> Termin, vor allem aber die Uhrzeit<br />
für die Verlegung des Stolpersteins<br />
durch den Künstler nur ungefähr bekannt<br />
waren, hat die Galerie beschlossen, die<br />
offi zielle Einweihung am Geburtstag von<br />
Olga Benario zu veranstalten. Dazu wird<br />
auch ihre Tochter Anita Prestes aus Brasilien<br />
erwartet.<br />
Claudia von Gélieu<br />
Veranstaltungen<br />
für Olga Benario<br />
12. Februar 2008 17.00 Uhr: Kundgebung<br />
am Stolperstein für Olga Benario.<br />
Eine gemeinsame Veranstaltung <strong>der</strong><br />
<strong>VVN</strong>-VdA Berlin und <strong>der</strong> Galerie Olga Benario,<br />
Innstr. 24/Ecke Donaustraße, anschließend<br />
Gespräch mit Anita Prestes<br />
in <strong>der</strong> Galerie Olga Benario, Richardstr.<br />
104 (5 Min. von <strong>der</strong> Innstraße).<br />
17. Januar 2008 19.30 Uhr: Eröffnung<br />
<strong>der</strong> Ausstellung zum Leben und Wirken<br />
von Olga Benario in <strong>der</strong> Galerie Olga<br />
Benario. Infos über weitere Veranstaltungen<br />
ab Januar unter www.Galerie-<br />
Olga-Benario.de <strong>o<strong>der</strong></strong> telefonisch: 680<br />
59 387/626 16 51<br />
8. Februar 2008 17.00 Uhr: »Ein Leben<br />
für die Revolution«, Dokumentarfi lm von<br />
Galip Iytanir, 19.00 Uhr Gespräch mit<br />
Claudia v. Gélieu (Galerie Olga Benario),<br />
Museum Neukölln, Ganghoferstr. 3, Anmeldung<br />
Tel. 68 09 25 35.<br />
wuchs bei seinen Großeltern in Berlin<br />
auf. Sein Vater Hans Coppi wurde wenige<br />
Wochen nach <strong>der</strong> Geburt des Sohnes<br />
am 22. Dezember 1942, die Mutter Hilde<br />
Coppi am 5. August 1943 in Plötzensee<br />
hingerichtet.<br />
In dem Gespräch wird <strong>der</strong> Frage nachgegangen,<br />
wie das Schicksal ihrer Eltern<br />
und <strong>der</strong>en Ermordung das Leben von<br />
Anita Prestes und Hans Coppi prägte.<br />
Veranstaltungsort: Haus <strong>der</strong> Demokratie<br />
und Menschenrechte, Robert-Havemann-Saal,<br />
Greifswal<strong>der</strong> Straße 4<br />
20 Nr. 37
Der Anfang von einem schrecklichen Ende<br />
Im Januar vor 75 Jahren: Hitlers Griff nach <strong>der</strong> uneingeschränkten Macht<br />
Der 30. Januar 1933 ist als schwarzer<br />
Tag in die deutsche Geschichte eingegangen:<br />
Hindenburg ernannte den Führer<br />
<strong>der</strong> Nazipartei zum Reichskanzler.<br />
Damit wurde vollzogen, was die deutschen<br />
Eliten mit ihrem reaktionärsten<br />
Flügel spätestens seit 1930 mit zunehmendem<br />
Nachdruck angestrebt hatten.<br />
An<strong>der</strong>erseits knüpften weite Kreise sozial<br />
Benachteiligter angesichts <strong>der</strong> damaligen<br />
Weltwirtschaftskrise, <strong>der</strong> Arbeitslo-<br />
sigkeit und Not, die sie mit sich brachte,<br />
trügerische Erwartungen an die braune<br />
Demagogie.<br />
Als bemerkenswerterweise die Reichstagswahl<br />
vom 6. November 1932 <strong>der</strong><br />
KPD einen beachtlichen Stimmenzuwachs,<br />
<strong>der</strong> Hitler-Bewegung jedoch<br />
einen spürbaren Wählerrückgang eingetragen,<br />
sie aber dennoch als stärkste<br />
Fraktion bestätigt hatte, for<strong>der</strong>ten die<br />
Befürworter und För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> NSDAP<br />
unter den Industrie- und Bankmagnaten<br />
und im Junkertum den Reichspräsidenten<br />
unmissverständlich »zu einer<br />
Umgestaltung des Reichskabinetts« auf,<br />
die »die größtmögliche Volkskraft hinter<br />
das Kabinett bringt«. Hitlers Partei müsse<br />
also »führend an <strong>der</strong> Regierung beteiligt<br />
werden«.<br />
Dieser Denkschrift folgten Hindenburgs<br />
Angebot an Hitler am 21. November, das<br />
Kanzleramt zu übernehmen, dann die<br />
bekannten Beratungen Hitlers und an<strong>der</strong>er<br />
Vertreter <strong>der</strong> Naziführung mit kon-<br />
Nr. 37<br />
servativen Politikern, mit Industrie- und<br />
Bankgewaltigen, aber auch die »Sturmwochen<br />
des Antifaschismus«, zu denen<br />
die KPD aufrief und die trotz alledem die<br />
Machtübergabe an die Faschisten nicht<br />
verhin<strong>der</strong>n konnten, ebensowenig wie<br />
schließlich am 30. Januar 1933 ein Aufruf<br />
<strong>der</strong> KPD an die SPD und die Gewerkschaften<br />
unterschiedlicher Richtung,<br />
»<strong>der</strong> offenen, faschistischen Diktatur«<br />
mit Generalstreik und antifaschistischer<br />
Einheitsfront entgegenzutreten.<br />
An jenem Tag hatte Hitler zur Audienz<br />
beim »greisen Feldmarschall« die braune<br />
Uniform zu Hause gelassen und seinen<br />
besten Anzug aus dem Schrank geholt.<br />
Auch seinem ersten Kabinett gab er<br />
einen betont gutbürgerlichen Anstrich;<br />
ihm gehörten zunächst nur zwei weitere<br />
Nazis – Göring und Frick – an, daneben<br />
drei Vertreter aus den beiden an<strong>der</strong>en<br />
Formationen <strong>der</strong> Harzburger Front, also<br />
<strong>der</strong> Deutschnationalen Volkspartei<br />
und dem Stahlhelm, sowie parteilose<br />
»Fachleute« – insgesamt acht Nicht-NS-<br />
DAP-Mitglie<strong>der</strong> wie Papen, Hugenberg<br />
<strong>o<strong>der</strong></strong> <strong>der</strong> Reichswehr-Generalleutnant<br />
v. Blomberg. Das verdient festgehalten<br />
zu werden, wenn gefragt wird, welche<br />
Kräfte dazu beigetragen haben, die faschistische<br />
Diktatur zu etablieren.<br />
Doch sehr bald zeigten die Nazis ihr<br />
wahres Gesicht: Am 1. Februar 1933 ließen<br />
sie den Reichstag aufl ösen, am 27.<br />
Februar dessen Gebäude in Brand set-<br />
zen und am Tag darauf die KPD verbieten,<br />
bürgerlich-demokratische Grundrechte<br />
außer Kraft setzen und antifaschistischen<br />
Wi<strong>der</strong>stand mit <strong>der</strong> Todesstrafe<br />
bedrohen. Den Reichstagswahlen vom<br />
5. März, die ihnen trotzdem keine Mehrheit<br />
brachten, folgten am 22. März die<br />
Mitteilung über die Errichtung eines ersten<br />
Konzentrationslagers - Dachau -, am<br />
nächsten Tage das Ermächtigungsgesetz,<br />
am 1. April <strong>der</strong> erste Judenboykott,<br />
30. Januar 1933: Erste Aufnahme des Kabinetts Hitler. Links neben ihm sitzend Göring, rechts v. Papen.<br />
am 7. April das »Gesetz zur Wie<strong>der</strong>herstellung<br />
des Berufsbeamtentums«, mit<br />
dessen Hilfe <strong>der</strong> Staatsapparat von Juden<br />
und Demokraten »gesäubert« wurde.<br />
Von da war es nur ein kurzer Schritt<br />
zur Bildung <strong>der</strong> Gestapo am 26. April,<br />
zum Sturm auf die Gewerkschaftshäuser<br />
am 2. Mai, zur Bücherverbrennung<br />
am 10. Mai 1933. Der Weg Deutschlands<br />
und Europas in den Zweiten Weltkrieg<br />
zeichnete sich ab.<br />
Das Gedenken an die Zeit vor 75 Jahren<br />
aber wäre unvollständig, ohne dass<br />
an die Tagung leiten<strong>der</strong> KPD-Funktionäre<br />
mit Ernst Thälmann am 7. Februar<br />
1933 in Ziegenhals und an<strong>der</strong>e Aktionen<br />
erinnert würde, mit denen <strong>der</strong> Kampf<br />
gegen das Naziregime in Deutschland<br />
einsetzte. Die Geschichte jener Periode<br />
mahnt, heute alles dafür zu tun, dass einer<br />
Wie<strong>der</strong>kehr des Faschismus – gleich<br />
in welcher Form – rechtzeitig und mit<br />
vereinter Kraft <strong>der</strong> Weg verlegt wird.<br />
Gerhard Fischer<br />
21
Wir gratulieren!<br />
Unseren Jubilaren gratulieren wir ganz<br />
herzlich zum Geburtstag und wünschen<br />
Gesundheit, Optimismus und Lebensfreude!<br />
Zum 100.:<br />
19.03. Josef Sokollik, Treptow<br />
29.04. Johanna Marmulla, Treptow<br />
Zum 95.:<br />
4.02. Herta Eckardt, Köpenick<br />
12.02. Margarete Dardas, Pankow<br />
19.02. Fritz Sparschuh, Pankow<br />
2.04. Friedel Koch, Mitte<br />
20.04. Elli Born, Köpenick<br />
Zum 90.:<br />
1.01. Erika Rentzsch, Lichtenberg<br />
5.04. Irene Ripperger, Pankow<br />
Zum 85.:<br />
6.01. Gertrud Pincus, Treptow<br />
6.01. Margot Wheeler, Marzahn<br />
9.01. Anni Dörmer, Friedrichshain<br />
17.01. Ingeborg Lange, Köpenick<br />
28.01. Hermann-Ernst Schauer, Treptow<br />
Wir gedenken unserer Verstorbenen<br />
Wir trauern in ehrendem Gedenken um<br />
unsere im Jahr 2007 verstorbenen Kameradinnen<br />
und Kameraden. Wie werden<br />
sie nicht vergessen.<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Köpenick e. V.<br />
Edith Baumgarten<br />
Otto Grube<br />
Rudolf Hellmer<br />
Vera Mitteldorf<br />
Elisabeth Schwenkenbecher<br />
Heinz Wegener<br />
<strong>BdA</strong> Treptow e. V.<br />
Ursula Bergmann<br />
Charlotte Grap<br />
Dr. Irene Gysi<br />
Magdalena Kohlmey<br />
Helga Meier<br />
Dr. Herbert Meybaum<br />
Kurt Möller<br />
Günther Nobel<br />
Ernst Schacht<br />
Ursula Schostok<br />
Hans Schwarz<br />
Ingeborg Marzilger<br />
BO Weissensee/<br />
Hohenschönhausen<br />
Irene Reißig<br />
BO Marzahn/<br />
Hellersdorf<br />
Margot Böhm<br />
Kurt Julius Goldstein<br />
Prof. Dr. Kurt Schwaen<br />
BO Mitte<br />
Günter Glass<br />
Friedrich Schauer<br />
BO Friedrichshain/<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />
Friedrichshain/<br />
Kreuzberg/Mitte<br />
Annemarie Anweiler<br />
Marianne Becker<br />
Paula Eisermann<br />
Ilse Engelbrecht<br />
Bruno Forszpaniak<br />
Ernst Melis<br />
Herta Sturzenbecher<br />
BO Lichtenberg/<br />
<strong>BdA</strong> Lichtenberg e.V.<br />
Charlotte Geiger<br />
Hildegard Kirsten<br />
Adolf Markendorf<br />
Franz Schicke<br />
Dora Schnabel<br />
BO Pankow<br />
Prof. Dr. Gerhard Dengler<br />
Camilla Mohaupt<br />
Johanna Ribbschläger<br />
BO Prenzlauer Berg<br />
Margarete Behrendt<br />
Lisbeth Fleischhacker<br />
Senta Franke<br />
Herta Gräf<br />
Gisela Karl<br />
Hannelore Liepold<br />
Maria Mielke<br />
Ingeborg Schabbel<br />
1.02. Horst Brie, Pankow<br />
22.02. Bruno Gattel, Treptow<br />
23.02. Moritz Mebel, Friedrichshain<br />
25.02. Dr. Kurt Blecha, Hellersdorf<br />
2.03. Margarete Karsch, Mitte<br />
19.03. Oskar Fischer, Marzahn<br />
24.03. Edith Otto, Lichtenberg<br />
11.04. Albrecht Weihe, Lichtenberg<br />
Zum 80.:<br />
3.01. Margarete Heyl, Treptow<br />
7.01. Gerhard Oehme, Friedrichshain<br />
7.02. Werner Pless, Köpenick<br />
10.02. Joan Oehme, Friedrichshain<br />
11.02. Dolores Wagner, Marzahn<br />
13.02. Dr. Peter Vogl, Pankow<br />
19.02. Edith Feist, Hellersdorf<br />
22.02. Margot Goldstein, Marzahn<br />
Der Landesvorstand erinnerte anlässlich<br />
des 125. Geburtstages von Ottomar<br />
Geschke (16.11.1882) in Friedrichsfelde<br />
an den ersten Vorsitzenden<br />
<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> in <strong>der</strong> SBZ.<br />
Friedhofsgebühren ab 2007<br />
Gräber unserer Kameradinnen und Kameraden,<br />
die nicht unter die „Gräber <strong>der</strong><br />
Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft«<br />
fallen und <strong>der</strong>en Liegezeit abgelaufen<br />
ist, können weitergeführt werden gegen<br />
eine jährliche Gebühr von 26 Euro. Dies<br />
beinhaltet die neue Gebührenordnung<br />
für die <strong>Berliner</strong> Friedhöfe ab Oktober<br />
2007. Nachzahlungen für vorhergehende<br />
Jahre müssen nicht geleistet werden.<br />
Die Gräber in den geschlossenen Ehrenhainen<br />
bleiben bestehen, auch wenn<br />
sich keine Angehörigen mehr fi nden.<br />
Die Gesetze und Bestimmungen sind im<br />
Internet unter http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/stadtgruen/friedhoefe_begraebnisstaetten/de/graeber_<br />
okg/index.shtml zu fi nden.<br />
22 Nr. 37
Veranstaltungen Januar bis März 2008<br />
Zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus<br />
am 27. Januar<br />
Marzahn-Hellersdorf<br />
24. Januar 2008, 14.30 Uhr<br />
Gedenkveranstaltung des Bezirksamtes<br />
und <strong>der</strong> BVV im Zusammenwirken mit<br />
<strong>der</strong> BO Marzahn-Hellersdorf <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> e. V., Restaurant »Malibu«,<br />
Freizeitforum Marzahn, Marzahner Promenade<br />
55<br />
24. Januar 2008, 16.30 Uhr<br />
Eröffnung <strong>der</strong> Ausstellung »Neofaschismus<br />
in Deutschland« <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>,<br />
Foyer des Freizeitforums Marzahn, Marzahner<br />
Promenade 55<br />
Lichtenberg<br />
27. Januar 2008, 15.00 Uhr<br />
Eröffnung <strong>der</strong> Ausstellung »Judendeportationen<br />
1941 bis 1945« in Kooperation<br />
mit dem Deutschen Technikmuseum.<br />
Museum Lichtenberg, im Stadthaus,<br />
Türrschmidtstr./Ecke Stadthausstr.<br />
Mitte<br />
27. Januar 2008, 11.00 Uhr<br />
Gedenkveranstaltung des Bezirksamtes<br />
mit <strong>der</strong> BO Mitte, Rathaus Tiergarten,<br />
Mathilde-Jacob-Platz 1<br />
<strong>BdA</strong>/BO Lichtenberg e. V.<br />
27. Januar 2008, ab 11.00 Uhr<br />
Ehrungen an <strong>der</strong> Gedenktafel für Victor<br />
Aronstein, am KZ-Gedenkstein auf dem<br />
Loeperplatz, an den Stelen des Arbeitserziehungslagers<br />
Wuhlheide, sowie am<br />
Ehrenmal an <strong>der</strong> Erlöserkirche<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Köpenick e. V.<br />
27. Januar 2008<br />
Gedenkveranstaltung auf dem Platz des<br />
23. April und an <strong>der</strong> Tafel für die ehemalige<br />
Synagoge Freiheit 8<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Friedrichshain-Kreuzberg-Mitte<br />
e. V.<br />
25. Januar 2008<br />
Gedenkveranstaltung an die Befreiung des<br />
Konzentrationslagers Auschwitz an <strong>der</strong><br />
Stele Koppenstraße Ecke Singerstraße<br />
Nr. 37<br />
BO Prenzlauer Berg<br />
27. Januar 2008<br />
Gedenken an <strong>der</strong> Stele Danziger Str./<br />
Ecke Diesterwegstr.<br />
Weitere Veranstaltungen<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> und <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />
28. Februar 2008, 18.00 Uhr<br />
»Machtergreifung« und Errichtung <strong>der</strong><br />
NS-Diktatur 1933, Diskussion mit Dr.<br />
Hans Coppi, Prof. Dr. Ludwig Elm, Prof.<br />
Dr. Heinrich Fink und Stefan Heinz<br />
<strong>BdA</strong> Treptow e. V.<br />
Alle Veranstaltungen in <strong>der</strong> Begegnungsstätte<br />
PRO, Kiefholzstr. 275<br />
23. Januar 2008, 18.00 Uhr<br />
60 Jahre <strong>VVN</strong> in Berlin, Vortrag und Gespräch<br />
mit Dr. Elke Reuter<br />
30. Januar 2008, 18.00 Uhr<br />
Vor 75 Jahren – das Ende <strong>der</strong> ersten<br />
deutschen Republik: Schnee von gestern?<br />
Diskussionsveranstaltung mit Prof.<br />
Dr. Kurt Pätzold<br />
13. Februar 2008, 18.00 Uhr<br />
»Aus einer verlorenen Welt«. Erinnerungen<br />
an Rudolf Hirsch, mit Rosemarie<br />
Schu<strong>der</strong>, Walter Nowojski und Dr. Johannes<br />
Schönherr<br />
27. Februar 2008, 15.00 Uhr<br />
Feier zur Stolperstein-Legung Güldenhofer<br />
Ufer mit Angehörigen <strong>der</strong> Opfer<br />
und Schülern des Gebrü<strong>der</strong>-Montgolfi<br />
er-Gymnasiums, Volkshochschule in<br />
Baumschulenweg, Baumschulenstr. 81<br />
<strong>BdA</strong>/BO Lichtenberg<br />
15. März 2008, 10.00 Uhr<br />
Gedenkmeeting für die 1919 ermordeten<br />
Revolutionäre an <strong>der</strong> »Lichtenberger<br />
Blutmauer« am Rathaus Lichtenberg<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Friedrichshain-Kreuzberg-Mitte<br />
6. Februar 2008, 14.30 Uhr<br />
Die Volksfrontbewegung in <strong>der</strong> Tschechoslowakei<br />
in den 30er-Jahren. Eine<br />
Veranstaltung mit Dr. Edmund Hünigen,<br />
Seniorenfreizeitstätte »Silberfüchse«,<br />
Palisadenstr. 46,<br />
5. März 2008, 14.30 Uhr<br />
Lesung mit Elfriede Brüning zum Internationalen<br />
Frauentag. Seniorenfreizeitstätte<br />
»Silberfüchse«,<br />
<strong>VVN</strong>-VdA e. V. (Gruppe Südwest)<br />
26. Januar 2008, 15.00 Uhr<br />
Veranstaltung mit dem Neuköllner Arbeiter-<br />
und Veteranenchor. Fritz Teppich<br />
liest aus seiner Biographie »Der rote<br />
Pfadfi n<strong>der</strong>«, Galerie Olga Benario<br />
2. Februar 2008, 11.00 Uhr<br />
Gedenken anlässlich des Jahrestages<br />
<strong>der</strong> Ermordung von John Schehr, Eugen<br />
Schönhaar, Erich Steinfurth und Rudolf<br />
Schwarz am Kilometerstein in Wannsee,<br />
Fahrverbindung: Bus 316 vom S-Bhf.<br />
Wannsee (10.46 Uhr) bis Schäferberg<br />
3. Februar 2008, 10.00 Uhr<br />
Ehrung für Otto Grüneberg, Schlossstr.<br />
22, Charlottenburg<br />
6. Februar 2008, 18.00 Uhr<br />
öffentliche Vorstandssitzung. 19.30 Uhr<br />
Diskussion zu 60 Jahre <strong>VVN</strong> mit Peter<br />
Wegner, Galerie Olga Benario<br />
Galerie Olga Benario<br />
alle Veranstaltungen fi nden statt in <strong>der</strong><br />
Galerie Olga Benario, Richardstr. 104,<br />
12043 Berlin, (U7 Bhf. Karl.Marx-Str.,<br />
Ausgang Neuköllner Oper)<br />
24. Januar 2008, 19.30 Uhr<br />
Olga Benario. Dokumentarfi lm von Galip<br />
Iyitanir, Deutschland 2004<br />
21. Februar 2008, 19.30 Uhr<br />
Vier Tage im September. Spielfi lm über<br />
die Militärdiktatur in Brasilien 1969 von<br />
Bruno Barreto, Brasilien 1997, 110 Min.<br />
6.März 2008, 19.30 Uhr<br />
Die Arbeiterinnen dieser Welt. Ein Dokumentarfi<br />
lm von Marie-France Collard,<br />
Belgien 2000<br />
Weitere Veranstaltungen <strong>der</strong> Galerie unter<br />
Tel.: 68 05 93 87 <strong>o<strong>der</strong></strong> 6 26 16 51,<br />
im Internet unter www.galerie-olga-benario.de<br />
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60 Jahre <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>