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<strong>Berliner</strong> Vereinigung <strong>der</strong> Verfolgten des Naziregimes-Bund <strong>der</strong> Antifaschistinnen und Antifaschisten (<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>) e.V.<br />

Son<strong>der</strong>ausgabe 60 Jahre <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> – Januar 2008<br />

Nach Übergabe von 175.445 Unterschriften für ein NPD-Verbot an Mitglie<strong>der</strong><br />

des Deutschen Bundestages v. l.: Heinrich Fink, Adam König( KZ Sachsenhausen<br />

und Auschwitz), Gerhard Schramm, Günther Pappenheim (beide KZ<br />

Buchenwald) am 12. Dezember 2007 am Reichstag in Berlin. Foto: J. Haseloff<br />

Sisyphos Antifaschismus<br />

60 Jahre <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> – unser Kampf geht weiter<br />

Am 16./17. Januar 1948 gründete sich<br />

<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> Verband als letzter Landesverband<br />

<strong>der</strong> Vereinigung <strong>der</strong> Verfolgten<br />

des Naziregimes (<strong>VVN</strong>). Heute – nach<br />

nunmehr 60 Jahren antifaschistischen<br />

Engagements – gehört die <strong>VVN</strong> zum<br />

festen Bestandteil demokratischer zivilgesellschaftlicher<br />

Strukturen und antifaschistischer<br />

Bündnisse. In ihr sind<br />

weit mehr als 60 Jahre Erfahrungen antifaschistischen<br />

Kampfes unter Bedingungen<br />

aufgehoben, die unterschiedlicher<br />

kaum sein können: Verfolgung<br />

und Wi<strong>der</strong>stand unter dem Naziregimes,<br />

demokratischer Neubeginn im Kalten<br />

Krieg, zivilgesellschaftlicher Protest in<br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik, Gestaltung eines<br />

neuen Deutschland im Osten samt Fehlern<br />

und Versäumnissen und dessen<br />

Nie<strong>der</strong>gang – und dann ein Neubeginn<br />

im vereinten Deutschland.<br />

Wir nehmen den 60. Geburtstag <strong>der</strong><br />

Vereinigung <strong>der</strong> Verfolgten des Naziregimes<br />

zum Anlass, genau diese vielfältigen<br />

Erfahrungen – Erfolge, Rückschläge,<br />

Fortentwicklungen eigener Positionen<br />

– zu refl ektieren und für die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

künftigen antifaschistischen Engagements<br />

fruchtbar zu machen. Denn<br />

noch immer liegen – trotz unermüdlicher<br />

Arbeit und steten Kampfes – viele Aufgaben<br />

und Träume unerfüllt vor uns.<br />

Daher wollen wir einen – auch kritischen<br />

– Blick zurück auf die wechselvolle Geschichte<br />

<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> und des Antifaschismus<br />

werfen. Zugleich gibt es Anstoß,<br />

gegenwärtige Positionen zu befragen<br />

und zu überdenken, gegebenenfalls<br />

neu zu bestimmen und dann mit neuem<br />

Selbstbewusstsein zu vertreten.<br />

Das 60-jährige Bestehen <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> nehmen<br />

wir zudem zum Anlass, allen, den<br />

älteren und den jüngeren, den langjährigen<br />

und den neuen Mitglie<strong>der</strong>n unserer<br />

Organisation herzlich für ihr unermüdliches<br />

Wirken zu danken. Mit ihren Aktivitäten<br />

und ihrer Solidarität, aber auch<br />

mit ihren Beiträgen und Spenden tragen<br />

sie die Organisation in guten und durch<br />

schwierige Situationen. Verfolgte des<br />

Naziregimes waren und sind gefragte<br />

Gesprächspartner in Schulen, Gedenkstätten<br />

und Jugendklubs, berichten über<br />

Verfolgung und Wi<strong>der</strong>stand, sprechen<br />

über ihr Leben, mahnen, wachsam zu<br />

sein und überall gegen Nazismus, Rassismus<br />

und Antisemitismus aufzutreten.<br />

Wir danken auch allen Betreuerinnen<br />

und Betreuern, die einen vertrauensvollen<br />

Kontakt zu unseren hochbetagten<br />

Mitglie<strong>der</strong>n aufrechterhalten und diese<br />

so den Zusammenhalt unserer Organisation<br />

spüren lassen.<br />

Die Verfolgten des Naziregimes legen<br />

ihr Vermächtnis allmählich und mit großer<br />

Hoffnung in die Hände <strong>der</strong> jüngeren<br />

Generation. In <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> und an<strong>der</strong>en<br />

antifaschistischen Initiativen engagieren<br />

sich Antifaschistinnen und Antifaschisten<br />

gegen Nazis auf <strong>der</strong> Straße<br />

und in Parlamenten, tragen Zeugnisse<br />

des Wi<strong>der</strong>stands zusammen und geben<br />

Erinnerungen und Erfahrungen weiter,<br />

organisieren Gedenkstättenfahrten und<br />

Projekttage in Schulen. Weitere Mitstreiter/innen<br />

sind willkommen!<br />

Der 60. Jahrestag unserer Organisation<br />

ist Auftrag und Verpfl ichtung zugleich,<br />

die Arbeit im Sinne jener Frauen und<br />

Männer weiterzuführen, die im Januar<br />

1948 die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> gegründet haben.<br />

Dies bleibt uns ständige Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

die wir stets auf Neue annehmen,<br />

ohne uns entmutigen zu lassen – auch<br />

wenn sie manchmal <strong>der</strong> Arbeit des Sisyphus<br />

gleicht.<br />

Hans Coppi,<br />

Kurt Langendorf,<br />

Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>


Friedensweihnacht für die Kin<strong>der</strong><br />

Erich Pu<strong>der</strong> (1910-1985) und die Aktion »Rettet die Kin<strong>der</strong>«<br />

Als aktiver Kommunist und Gewerkschaftsmitglied<br />

wurde Erich Pu<strong>der</strong> im<br />

April 1933 verhaftet, im Polizeipräsidium<br />

und im Untersuchungsgefängnis Moabit<br />

misshandelt und dann zu drei Jahren<br />

Zuchthaus verurteilt, die er in Brandenburg<br />

verbrachte. 1936 folgte »Schutzhaft«<br />

im KZ Lichtenburg und bis 1937<br />

im KZ Sachsenhausen, ab 1939 Festung<br />

Gollnow, anschließend erneut »Schutzhaft«<br />

in Sachsenhausen, von dort 1945<br />

auf dem Todesmarsch in Richtung Ostsee,<br />

Flucht in Schwerin und dort auf die<br />

Rote Armee getroffen. Seine Ankunft in<br />

Berlin und Köpenick 1945 schil<strong>der</strong>t er<br />

so:<br />

»Als ich dann wie<strong>der</strong> in Köpenick gelandet<br />

war, versuchte ich, meine Eltern<br />

ausfi ndig zu machen – es ist mir gelungen.<br />

Unser Stadtbezirk war zwar evakuiert,<br />

d.h. die Sowjetarmee hatte sich dort<br />

einquartiert, und meine Eltern hatten sich<br />

bei den Schwiegereltern meines Bru<strong>der</strong>s<br />

einquartiert. Ich habe sie dort ausfi ndig<br />

gemacht, und dann begann das Leben<br />

wie<strong>der</strong>. Ich hatte keine Zivilsachen mehr,<br />

denn auf dem Marsch hatten wir ja Häftlingsuniformen<br />

an, ich musste also die<br />

ersten Tage in Häftlingskleidung durch<br />

Köpenick stolzieren, ehe mir durch die<br />

entsprechenden Verwaltungsstellen die<br />

Möglichkeit gegeben wurde, Zivilsachen<br />

zu bekommen.«<br />

Nachdem er Verbindung zur KPD gefunden<br />

hatte, beauftragten ihn die Genossen,<br />

die Dienststelle Opfer des Faschismus<br />

bei <strong>der</strong> Kommunalverwaltung<br />

zu übernehmen.<br />

60 Jahre <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong><br />

19. Januar 2008, 18 bis 21 Uhr<br />

Festveranstaltung zum 60. Jahrestag<br />

<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> mit Grußworten, musikalischer<br />

Umrahmung, Ehrung von Wi<strong>der</strong>standskämpfern<br />

und Überlebenden<br />

<strong>der</strong> NS-Verfolgung,<br />

Ort: Bernhard-Letterhaus-Saal des<br />

Abgeordnetenhauses zu Berlin, Nie<strong>der</strong>kirchnerstraße<br />

5<br />

20. Januar 2008, 10 bis 18 Uhr<br />

Konferenz unter dem Motto »Für eine<br />

Welt des Friedens und <strong>der</strong> Freiheit«<br />

Carl Raddatz 1945 zur ersten Friedensweihnacht zur Bescherung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>.<br />

Hier sein Bericht über die erste Friedensweihnacht:<br />

»In diese Zeit fällt auch die Aktion »Rettet<br />

die Kin<strong>der</strong> – die erste Friedensweihnacht«.<br />

Der Initiator war ja <strong>der</strong> Hauptausschuss<br />

Opfer des Faschismus unter<br />

Verantwortung von Ottomar Geschke.<br />

Wir haben uns bemüht, in allen Stadtteilen<br />

des Bezirks Köpenick unter erschwerten<br />

Umständen <strong>der</strong> Verkehrs-<br />

und Transportschwierigkeiten und auch<br />

des Nichtvorhandenseins von vielen,<br />

vielen Dingen des täglichen Lebens diese<br />

Friedensweihnacht zu gestalten.<br />

Ich will an dieser Stelle beson<strong>der</strong>s die<br />

aktive Arbeit <strong>der</strong> Frauen im Frauenausschuss,<br />

in den Nähstuben hervorheben,<br />

um diese Aktion »Rettet die Kin<strong>der</strong> – erste<br />

Friedensweihnacht« zu gestalten. Was<br />

(in Kooperation mit <strong>der</strong> Rosa-Luxemburg-Stiftung)<br />

Vormittags: Podiumsgespräch zur Geschichte<br />

<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> mit Dr. Elke Reuter<br />

zum Thema »Die <strong>VVN</strong> im sich teilenden<br />

Berlin«, Dr. Peter Kirchner zum<br />

Verhältnis <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> zur Jüdischen<br />

Gemeinde, Prof. Dr. Hans Lauter zur<br />

Aufl ösung <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> 1953, Dr. Ulrich<br />

Schnei<strong>der</strong> zur langen Geschichte <strong>der</strong><br />

<strong>VVN</strong> in <strong>der</strong> BRD zwischen Repression,<br />

Selbstbehauptung und Öffnung.<br />

Nachmittags: Podiumsdiskussionen<br />

1. zum Thema »Im Zeichen <strong>der</strong> Totalitarismustheorie?<br />

Erinnern und Gedenken<br />

an die Opfer des Naziregimes<br />

dort in den Nähstuben aus den primitivsten,<br />

einfachsten Mitteln gebastelt wurde,<br />

um den Kin<strong>der</strong>n etwas auf den Tisch<br />

zu legen, was aus Kaffeegrund und ähnlichen<br />

Substraten an Gebäck fabriziert<br />

worden ist, um den bunten Teller zu gestalten<br />

und dass unsere Freunde auch<br />

auf unseren Wunsch hin Verbindung<br />

aufgenommen haben, um zusätzlich aus<br />

dem Spielzeugland noch Spielzeug zu<br />

beschaffen und Süßigkeiten. Ich muss<br />

sagen, es gab leuchtende Kin<strong>der</strong>augen.<br />

Nach all den Strapazen des Krieges nun<br />

die erste Friedensweihnacht, die erste<br />

Bescherung! So einfach sie auch immer<br />

war, und so wenig es war, aber es war<br />

eine Bescherung. Sicher haben viele<br />

Kin<strong>der</strong> diesen Vorgang, dieses Ereignis<br />

bis heute nicht vergessen.«<br />

im vereinten Europa« mit Dr. Harald<br />

Schmid (Politikwissenschaftler, Universität<br />

Kiel), Dr. Ulrich Schnei<strong>der</strong><br />

(Generalsekretär FIR), Tobias Pfl üger<br />

(MdEP/Linke), M<strong>o<strong>der</strong></strong>ation Michael<br />

Klundt<br />

2. zum Thema »Nazismus und Rassismus<br />

im Zeichen <strong>der</strong> Globalisierung«<br />

mit Elisabeth Schroedter (MdEP/Grüne),<br />

Prof. Dr. Gudrun Hentges (Politikwissenschaftlerin,<br />

Hochschule Fulda),<br />

Carsten Hübner (Publizist), M<strong>o<strong>der</strong></strong>ation<br />

Dr. Gideon Botsch<br />

Ort: Blauer Salon, Bürohaus, 1. Etage,<br />

Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin-<br />

Friedrichshain<br />

2 Nr. 37


Gegen Nazismus und Antisemitismus<br />

Heinz Galinski auf <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-Kundgebung am 18. Januar 1948<br />

Ich begrüße Sie anläßlich <strong>der</strong> ersten<br />

Kundgebung <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>. Ich begrüße<br />

die Vertreter <strong>der</strong> Besatzungsmächte,<br />

Frau Stadtrat Ehlert als Vertreterin des<br />

<strong>Berliner</strong> Magistrats. Frau Stadtrat Ehlert<br />

hat immer für die Verfolgten des Naziregimes<br />

das größte Verständnis gehabt. Ich<br />

betone ausdrücklich: Wir wollen keine<br />

Gegensätzlichkeit zu den kommunalen<br />

Ausschüssen <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> Betreuungsstellen.<br />

Ich begrüße beson<strong>der</strong>s herzlich<br />

unseren Kameraden Probst Grüber als<br />

Vertreter <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> in <strong>der</strong> Sowjetischen<br />

Besatzungszone, als Vertreter <strong>der</strong> westlichen<br />

Zonen <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> die Kameraden<br />

Lore Wolf, Kameraden Kein und den Kameraden<br />

Lorcher, ferner die Vertreter <strong>der</strong><br />

Kulturorganisationen und <strong>der</strong> politischen<br />

und gesellschaftlichen Organisationen<br />

Berlins. Im Gegensatz zu den vier Zonen,<br />

in denen die Vereinigung <strong>der</strong> Verfolgten<br />

des Naziregimes schon seit geraumer<br />

Zeit ihre Tätigkeit ausüben konnte, war<br />

sie in Berlin bisher noch nicht bestätigt.<br />

Die Zulassung ist nunmehr durch einen<br />

Beschluß <strong>der</strong> alliierten Kommandantur<br />

erfolgt. Die am 16. und 17. Januar 1948<br />

durchgeführte Generalversammlung fi ndet<br />

heute ihren festlichen Ausklang in<br />

Nr. 37<br />

<strong>der</strong> ersten öffentlichen Kundgebung des<br />

<strong>Berliner</strong> Vorstandes <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>.<br />

Der Admiralspalast in <strong>der</strong> Friedrichstraße war <strong>der</strong> Ort <strong>der</strong> ersten öffentlichen<br />

Kundgebung nach <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>. Unten: Blick auf das Präsidium.<br />

Fotos: Archiv <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />

Angesichts <strong>der</strong> reaktionären Entwicklung<br />

in Deutschland bedarf es heute<br />

keines Wortes mehr zur Begrüßung einer<br />

solchen Organisation. Sie ist eine<br />

Notwendigkeit im Abwehrkampf gegen<br />

Nazismus und Antisemitismus: Die <strong>Berliner</strong><br />

<strong>VVN</strong> wird so lange unsere vollste<br />

Unterstützung fi nden, als sie auf dem<br />

ihr vorgeschriebenen Weg mit aller Entschiedenheit<br />

weitergeht und strengste<br />

Neutralität in allen politischen und religiösen<br />

Fragen wahrt. Gerade wir haben<br />

aufgrund unseres Kampfes und unserer<br />

Leiden in den Hitlerjahren nicht nur das<br />

Recht, son<strong>der</strong>n auch die Pfl icht, in <strong>der</strong><br />

ersten Reihe für die Demokratisierung<br />

Deutschlands zu kämpfen. Das Vertrauen,<br />

das uns die vier Besatzungsmächte<br />

durch die Genehmigung <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> bekundet<br />

haben, ist ein Auftrag für uns und zugleich<br />

eine Anerkennung, <strong>der</strong> wir uns in<br />

je<strong>der</strong> Weise würdig zu erweisen haben.<br />

Die Demokratisierung Deutschlands ist<br />

eine Schicksalsfrage. Niemand, <strong>der</strong> in<br />

unseren Reihen kämpft, hat ein an<strong>der</strong>es<br />

Ziel vor Augen, als die Demokratisierung<br />

Deutschlands mit allen Mitteln zu<br />

för<strong>der</strong>n. Nur müssen wir uns über den<br />

Weg klar sein, den wir zu beschreiten haben.<br />

Die Erfahrungen <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

warnen. Die demokratische Verfassung<br />

<strong>der</strong> Weimarer Republik hat ihren Feinden<br />

das Sprungbrett hingelegt. Nicht noch<br />

einmal darf es sich wie<strong>der</strong>holen, daß die<br />

Freiheiten <strong>der</strong> Demokratie in dieser unerhörten<br />

Weise mißbraucht werden, um<br />

Krieg nach außen und Mord nach innen<br />

zu propagieren. Das erste Gebot dieser<br />

Stunde lautet: schützt das Land. Nur<br />

wenn wir <strong>der</strong> Staatsgewalt einmal sicher<br />

sein werden, können wir im Geiste <strong>der</strong><br />

Demokratie großzügig sein.<br />

Wir haben uns wie<strong>der</strong>holt gegen offene<br />

und versteckte Angriffe in <strong>der</strong> deutschen<br />

Presse zur Wehr setzen müssen. Gerade<br />

diese mangelnde Bereitschaft, den gemeinsamen<br />

Kampf gegen den gemeinsamen<br />

Feind zu führen, ist für uns erst<br />

recht ein Anlaß, in <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> alles nur Erdenkliche<br />

zu tun. Diese Vereinigung wird<br />

alles an<strong>der</strong>e sein als ein Veteranenverein<br />

alter Kämpfer. Den Opfern und ihren Hinterbliebenen<br />

sind es die Überlebenden<br />

schuldig, wachsam zu sein und, wenn<br />

es nötig ist, einzugreifen. Deshalb wird<br />

die Stimme <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> von jetzt ab deutlich<br />

von jedem zu hören zu sein.<br />

3


Ein Drahtseilakt mit Folgen<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> zwischen Beharrung und Anpassung in einer gespaltenen Stadt<br />

Die Gründung <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> am 16.<br />

und 17. Januar 1948 wurde quasi als die<br />

Krone <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Verfolgten<br />

des Naziregimes gesehen. Endlich war<br />

<strong>der</strong> Bund <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-Organisationen in<br />

ganz Deutschland komplett. Lange<br />

hatten die Gegner und Verfolgten des<br />

Naziregimes in Berlin auf die Genehmigung<br />

durch die vier Besatzungsmächte<br />

warten müssen. Die politische Situation<br />

Berlins hatte es nicht gestattet, eine<br />

gemeinsame Verfolgtenorganisation mit<br />

<strong>der</strong> Sowjetischen Besatzungszone (SBZ)<br />

zu bilden, wie es zunächst beabsichtigt<br />

war. Die Zulassung <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> erfolgte<br />

durch die Alliierte Kommandantur<br />

erst am 20. November 1947 und war an<br />

die eindeutige Aufl age <strong>der</strong> strikten personellen<br />

und inhaltlichen Trennung <strong>der</strong><br />

<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> von <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> <strong>der</strong> SBZ gebunden.<br />

Gesamte Breite von<br />

Verfolgung und Wi<strong>der</strong>stand<br />

Obwohl Anfang 1948 die politische<br />

Großwetterlage bereits schlecht war,<br />

kam bei <strong>der</strong> Gründungskonferenz <strong>der</strong><br />

<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> im Haus <strong>der</strong> Jüdischen<br />

Gemeinde Berlin in <strong>der</strong> Joachimsthaler<br />

Straße noch einmal die große Idee<br />

<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> jenseits aller entmutigenden<br />

Zwistigkeiten zum Ausdruck. Ottomar<br />

Geschke, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> in <strong>der</strong><br />

SBZ, sprach den Anwesenden aus dem<br />

Herzen, als er in seiner Begrüßungsrede<br />

betonte: »Wir sind die einzige Organi-<br />

sation, <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong>, gleichgültig, ob<br />

Männer <strong>o<strong>der</strong></strong> Frauen, gleichgültig, welcher<br />

Partei, Konfession <strong>o<strong>der</strong></strong> Rasse sie<br />

angehören, unter Beweis gestellt haben,<br />

dass sie Gegner des Faschismus schon<br />

zu einer Zeit waren, als Schafott und<br />

Strick jede freiheitliche und menschliche<br />

Regung bedrohten.« Er erinnerte<br />

an die ganze Breite <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>standsbewegung<br />

und <strong>der</strong> Verfolgung durch das<br />

Naziregime. Diesen Konsens unter den<br />

Verfolgten des Naziregimes zu bewahren<br />

und gemeinsam für die Demokratisierung<br />

Deutschlands, gegen Naziideologie,<br />

Militarismus, Antisemitismus und<br />

Rassenwahn zu kämpfen, mobilisierte in<br />

Berlin über 11.000 Verfolgte zum Eintritt<br />

in die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> – insgesamt gab es in<br />

Berlin etwas mehr als 19.000 anerkannte<br />

Opfer des Faschismus. Nicht die vergangene<br />

<strong>o<strong>der</strong></strong> gegenwärtige Mitgliedschaft<br />

in einer Partei, son<strong>der</strong>n die Tatsache des<br />

Wi<strong>der</strong>standes und <strong>der</strong> Verfolgung sollte<br />

die Gründungsgrundlage <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />

<strong>VVN</strong> bilden.<br />

Komplizierte Gründung<br />

Bereits im Vorbereitungsprozess hatten<br />

sich Persönlichkeiten engagiert, die die<br />

Breite des Wi<strong>der</strong>standes verkörperten.<br />

Dem Vorbereitenden Ausschuss für die<br />

Gründung <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> gehörten Ma-<br />

rion Yorck von Wartenburg und Hermann<br />

Landwehr (Beteiligung am 20. Juli 1944),<br />

Julius Meyer, Jeanette Wolff, Fritz Katten,<br />

Fritz Corsing und Simon Ermolnikoff<br />

(Verfolgung aus sogenannten rassischen<br />

Gründen), Robert Havemann (illegaler<br />

Kampf), Heinrich Grüber und Harald<br />

Poelchau (kirchlicher Wi<strong>der</strong>stand), Annedore<br />

Leber und Hellmut Bock (sozialdemokratischer<br />

Wi<strong>der</strong>stand), Greta<br />

Kuckhoff, Ellen Kuntz, Walter Bartel,<br />

Ottomar Geschke und Wilhelm Girnus<br />

(kommunistischer Wi<strong>der</strong>stand) an. Auch<br />

die Wahl des Vorstandes <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />

<strong>VVN</strong> am 17. Januar 1948 demonstrierte,<br />

dass Überparteilichkeit oberstes Prinzip<br />

war. Bei <strong>der</strong> zahlenmäßigen Dominanz<br />

9. September 1945: OdF-Gedenkveranstaltung in <strong>der</strong> Werner-Seelenbin<strong>der</strong>-<br />

Kampfbahn Neukölln. Probst Heinrich Grüber auf <strong>der</strong> Kundgebung <strong>der</strong> <strong>VVN</strong><br />

im Admiralspalast am 18. Januar 1948 (Bild lins). Fotos: Archiv <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />

von Delegierten aus <strong>der</strong> SED wäre es<br />

ein Leichtes gewesen, einen entsprechenden<br />

Vorstand zu wählen (s. Seite 7<br />

bis 9 ). Zum Vorsitzenden wurde Walter<br />

Bartel (SED), zum 1. Stellvertreter Heinz<br />

Galinski (parteilos), zur 2. Stellvertreterin<br />

Jeanette Wolf (SPD) gewählt. Walter<br />

Bartel schlug unter großer Zustimmung<br />

<strong>der</strong> Delegierten vor, dass alle drei gleichberechtigte<br />

Vorsitzende sein würden.<br />

Die Überparteilichkeit ihrer Organisation<br />

zu wahren, war für die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> angesichts<br />

<strong>der</strong> immer schärfer werdenden<br />

politischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen, die<br />

sich auch gegen die <strong>VVN</strong> richteten, elementar.<br />

Sie war daher auch das domi-4<br />

4 Nr. 37


18. Januar 1948: erste öffentliche Kundgebung <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>. Walter Bartel (SED), Heinz Galinski (parteilos), Jeanette<br />

Wolff (SPD) (v. l. n. r.) Vorsitzende.<br />

nierende Thema <strong>der</strong> Gründungskonferenz<br />

und bestimmte darüber hinaus die<br />

ganze weitere Existenz <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>.<br />

Für die Mitglie<strong>der</strong>, aber auch für einen<br />

guten Teil <strong>der</strong> Führungskräfte blieb jedoch<br />

vielfach nur Ohnmacht angesichts<br />

<strong>der</strong> politischen Entwicklung. Denn das<br />

Scheitern <strong>der</strong> Überparteilichkeit war<br />

kein inneres Problem <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>, son<strong>der</strong>n<br />

Ergebnis <strong>der</strong> Parteien- und Politikpolarisierung.<br />

Es reichte nicht, Überparteilichkeit<br />

zu postulieren – sie musste höchst<br />

sensibel praktiziert werden: Ein Drahtseilakt<br />

bei <strong>der</strong> zahlenmäßigen Dominanz<br />

<strong>der</strong> SED unter den <strong>VVN</strong>-Mitglie<strong>der</strong>n und<br />

bei <strong>der</strong> zugleich ablehnenden Haltung<br />

<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> SPD, die die stärkste politische<br />

Kraft in <strong>der</strong> Stadt war. Die <strong>Berliner</strong><br />

SPD folgte strikt den Vorgaben <strong>der</strong> SPD<br />

in den Westzonen Deutschlands. Der<br />

Parteivorstand hatte bereits im November<br />

1946 beschlossen, die Mitarbeit in<br />

<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> zu verweigern. Zu Beginn des<br />

Jahres 1948 drängte die SPD-Landeszentrale<br />

Mitglie<strong>der</strong>, die sich in <strong>der</strong> <strong>VVN</strong><br />

engagierten, zum Austritt aus <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>.<br />

Die Gegenstrategie <strong>der</strong> SED bestand<br />

darin, <strong>der</strong> SPD Spaltung vorzuhalten.<br />

Rücktritte und Austritte<br />

Der Rücktritt Jeanette Wolffs bereits am<br />

7. Februar 1948 von ihrem Amt als Co-<br />

Vorsitzende und die Kündigung ihrer Mitgliedschaft<br />

war <strong>der</strong> erste Schock für die<br />

junge Organisation. Sie nahm zwar zwei<br />

Tage später ihre Erklärung noch einmal<br />

zurück, verließ aber am 7. Juni endgül-<br />

Nr. 37<br />

tig die <strong>VVN</strong>. In ihren Stellungnahmen<br />

nannte sie als Grund die fehlende parteipolitische<br />

Neutralität <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>, <strong>der</strong>en<br />

Ursache <strong>der</strong> Einfl uss <strong>der</strong> SED wäre. Weitere<br />

politisch motivierte Rücktritte aus<br />

dem Vorstand gab es im gleichen Jahr<br />

von Curt Radlauer und Heinz Galinski.<br />

An die Stelle von Jeanette Wolff trat mit<br />

Arnold Munter ein an<strong>der</strong>es prominentes<br />

SPD-Mitglied. Obwohl vom SPD-Landesvorstand<br />

zum Austritt aus <strong>der</strong> <strong>VVN</strong><br />

gedrängt, blieb er, worauf er im August<br />

1948 aus <strong>der</strong> SPD ausgeschlossen wurde.<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> befand sich in <strong>der</strong> politischen<br />

Krisensituation im Sommer und<br />

Herbst 1948 durch separate Währungsreform,<br />

sowjetische Blockade Westberlins<br />

und politische Spaltung <strong>der</strong> Stadt<br />

vor einer enormen Zerreißprobe. Nahezu<br />

alle politischen Fragen enthielten Konfl<br />

iktpotenzial und jede politische Entscheidung<br />

war eine für <strong>o<strong>der</strong></strong> gegen eine<br />

<strong>der</strong> beiden politischen Richtungen in<br />

Berlin. Ein konsequentes Heraushalten<br />

aus <strong>der</strong> Politik wäre für die bewusst als<br />

politische Organisation gegründete <strong>VVN</strong><br />

Selbstaufgabe gewesen und war von <strong>der</strong><br />

Mehrzahl ihrer Mitglie<strong>der</strong> nicht gewollt.<br />

Bei <strong>der</strong> realen Mehrheit <strong>der</strong> SED in <strong>der</strong><br />

<strong>VVN</strong> herrschte unter <strong>der</strong> Mitgliedschaft<br />

<strong>der</strong> Wille vor, endlich klar gegen die<br />

Westmächte, für die Politik <strong>der</strong> Sowjetunion,<br />

für die Volkskongressbewegung für<br />

Demokratie und Einheit Deutschlands<br />

und für die Mitarbeit im Demokratischen<br />

Block einzutreten. Denn die Entwicklung<br />

in Berlin unter <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> drei West-<br />

mächte und dem SPD-dominierten Senat<br />

entfernte sich immer mehr von dem,<br />

was die SED gemeinsam mit <strong>der</strong> sowjetischen<br />

Besatzungsmacht in <strong>der</strong> SBZ<br />

an Umgestaltungen vornahm. Auf <strong>der</strong> 2.<br />

Groß-<strong>Berliner</strong> Delegiertenkonferenz am<br />

4. und 5. Februar 1949 votierten die Anwesenden<br />

klar für diese politische Ausrichtung<br />

<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>. Der Weg <strong>der</strong><br />

gesellschaftlichen Umgestaltung, wie er<br />

in <strong>der</strong> SBZ eingeschlagen wurde, war<br />

für die Mehrheit <strong>der</strong> Aktivisten <strong>der</strong> <strong>VVN</strong><br />

die einzige Alternative zu Kapitalismus,<br />

Imperialismus, Militarismus und Nationalsozialismus.<br />

Aktivitäten und Aktionen<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> konnte auf dieser<br />

Konferenz vom 4. und 5. Februar 1949<br />

beachtliche Erfolge in ihrer Arbeit vorweisen.<br />

Es war gelungen, arbeitsfähige<br />

Strukturen in allen <strong>Berliner</strong> Bezirken und<br />

Stadtteilen zu schaffen und ein Organisationsleben<br />

zu entfalten. Vor allem mit<br />

zentralen Veranstaltungen erreichte sie<br />

hohe Beachtung und Teilnahme über<br />

die eigene Mitgliedschaft hinaus. Dies<br />

waren insbeson<strong>der</strong>e die Veranstaltung<br />

»100 Jahre Kampf um Freiheit« in <strong>der</strong><br />

Staatsoper am 18. März 1948 zum Gedenken<br />

an die Märzrevolution von 1848<br />

und die Kundgebung im Zirkus Barley<br />

am 24. Juni 1948, auf <strong>der</strong> die <strong>VVN</strong> als<br />

erste deutsche Organisation den Staat<br />

Israel anerkannte; die Spanienkundgebung<br />

am 17. Juli 1948 im Friedrichstadtpalast,<br />

<strong>der</strong> Gedenktag für die 4<br />

5


Opfer des Faschismus (OdF) am 12.<br />

September und die »Kristallnacht«-Veranstaltung<br />

im Deutschen Theater am 9.<br />

November 1948. Auch in den folgenden<br />

Jahren waren große Veranstaltungen wie<br />

<strong>der</strong> Befreiungstag im April 1949, die Vorbereitung<br />

des Weltfriedenskongresses,<br />

die OdF-Gedenktage und Spanienkundgebungen<br />

Höhepunkte. Daneben wurde<br />

kontinuierliche inhaltliche Arbeit geleistet.<br />

Von Anfang an engagierte sich die<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> für die Entschädigung und<br />

Betreuung <strong>der</strong> Verfolgten des Naziregimes.<br />

Daneben spielte die Rechts- und<br />

Ermittlungsabteilung <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> eine wichtige<br />

Rolle. Sie half beim Aufspüren von<br />

Denunzianten und bei <strong>der</strong> Suche nach<br />

Zeugen, die gegen ehemalige Angehörige<br />

von Gestapo, SS, SD, SA, NSDAP<br />

usw. aussagen konnten, beobachtete<br />

die Spruchkammerverfahren, ermittelte<br />

in Entnazifi zierungsverfahren.<br />

In <strong>der</strong> gesamten Arbeit <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />

<strong>VVN</strong> aber war nicht zu übersehen, dass<br />

Berlin »Frontstadt« geworden war. Das<br />

betraf die Betreuung <strong>der</strong> OdF, die im geteilten<br />

Berlin getrennt und von Westberliner<br />

Seite zum Druck gegen <strong>VVN</strong>-Kameraden<br />

ausgenutzt wurde.<br />

Fronten auch in <strong>der</strong> <strong>VVN</strong><br />

Es wi<strong>der</strong>spiegelte sich bei Veranstaltungen<br />

wie dem OdF-Gedenktag am 12.<br />

September 1948. Die Zeitungen im Westen<br />

reduzierten den Gedenktag darauf,<br />

eine kommunistische Veranstaltung zu<br />

sein und scheuten vor <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Herabwürdigung <strong>der</strong> Opfer des Naziregimes<br />

nicht zurück. Bereits genehmigte<br />

Veranstaltungen in den Westbezirken<br />

wurden verboten. Die <strong>VVN</strong> ihrerseits diffamierte<br />

die Kundgebung vom 9. September<br />

vor <strong>der</strong> Ruine des Reichstags,<br />

wo Ernst Reuter seine Rede mit den<br />

berühmten Worten »Ihr Völker <strong>der</strong> Welt<br />

... Schaut auf diese Stadt« hielt, als »faschistische<br />

Provokation«, auf <strong>der</strong> »Pogromredner«<br />

die Bevölkerung aufhetzten.<br />

Im »Frontstadt«-Klima fand auch die <strong>VVN</strong><br />

kaum noch Zwischentöne; es gab nur<br />

»Entwe<strong>der</strong>-O<strong>der</strong>«. Daran konnten auch<br />

die beiden nachfolgenden Vorsitzenden<br />

<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>, Änne Saefkow (März<br />

1950 bis April 1951) und Ditmar Danelius<br />

(bis Februar 1953) nichts än<strong>der</strong>n.<br />

Zunehmend wirkten sich die gegenläufi<br />

gen Entwicklungen auch auf die Lebenssituation<br />

<strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-Mitglie<strong>der</strong> in den<br />

West- und Ostbezirken aus. Es gelang<br />

<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> immer weniger, den<br />

Problemen und Ansprüchen ihrer Mit-<br />

glie<strong>der</strong> in Ost und West gleichermaßen<br />

gerecht zu werden. In den Westbezirken<br />

gingen die Mitglie<strong>der</strong>zahlen stark zurück.<br />

Die Gesamtmitglie<strong>der</strong>zahl <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />

<strong>VVN</strong> sank von ihrem Höchststand im<br />

Dezember 1949 von 15.155 auf 11.014<br />

Ende 1952. Schließlich war sie kaum<br />

noch eine Gesamtberliner <strong>VVN</strong>, son<strong>der</strong>n<br />

eine Organisation in Ostberlin, die auf<br />

dem Boden <strong>der</strong> SED-Politik stand und<br />

die lediglich – was Son<strong>der</strong>heit genug<br />

war – noch über Mitglie<strong>der</strong> und Mitwir-<br />

kende in Westberlin verfügte. Von einer<br />

überparteilichen <strong>VVN</strong>, die, wie in ihrem<br />

Gründungsjahr, Vertretung des bürger-<br />

lichen, liberalen und konservativen, des<br />

christlichen und sozialdemokratischen<br />

Wi<strong>der</strong>standes wie auch <strong>der</strong> Juden war,<br />

konnte kaum noch gesprochen werden.<br />

Ab 1953 getrennte Wege<br />

Die Entscheidung des Politbüros <strong>der</strong><br />

SED im Februar 1953, die <strong>VVN</strong> in <strong>der</strong><br />

DDR aufzulösen, traf auch die Organisation<br />

in Ostberlin. In <strong>der</strong> zustimmenden<br />

Erklärung <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> Groß-Berlin zur Auf-<br />

Teilnehmer <strong>der</strong> 2. Delegiertenkonferenz <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> am 2. Mai 1949.<br />

Gebäude, in dem die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> ihren<br />

Sitz hatte, Charlottenstraße 46/<br />

Ecke Unter den Linden. Eine Aufnahme<br />

aus dem Jahr 1950.<br />

Fotos: privat<br />

lösung ihrer Organisation war noch nicht<br />

entschieden, wie mit <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> im Westteil<br />

<strong>der</strong> Stadt umzugehen wäre. Die Aufl ösung<br />

<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> hatte aber Auswirkungen<br />

auf die gesamte Stadt, da die Strukturen<br />

<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> sehr stark durch den<br />

Osten getragen waren. Erst am 31. Mai<br />

1953 konstituierte sich die Westberliner<br />

<strong>VVN</strong>.<br />

Mit <strong>der</strong> Aufl ösung <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> in <strong>der</strong> DDR<br />

am 21. Februar 1953 war eine Mitglie<strong>der</strong>organisation<br />

<strong>der</strong> Nazigegner und Naziverfolgten<br />

aufgegeben worden, die die<br />

Nachkriegsjahre im Osten Deutschlands<br />

und in Berlin nicht unerheblich geprägt<br />

hatte. Das bedeutete zwar nicht das Ende<br />

antifaschistischer Tätigkeit. Wesentliche<br />

Aufgaben <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> wurden auf die<br />

zentrale Ebene verlagert und hier vom<br />

neu gebildeten Komitee <strong>der</strong> antifaschistischen<br />

Wi<strong>der</strong>standskämpfer, staatlichen<br />

Stellen und Massenorganisationen <strong>der</strong><br />

DDR übernommen. Die überparteiliche<br />

Breite, wie sie die <strong>VVN</strong> anfangs repräsentiert<br />

hatte, erreichte das Komitee <strong>der</strong><br />

antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standskämpfer<br />

jedoch nie. Insofern markierte die Aufl ösung<br />

<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> in <strong>der</strong> DDR und in Ostberlin<br />

einen tiefen Einschnitt in die Geschichte<br />

des organisierten Antifaschismus.<<br />

Elke Reuter<br />

6 Nr. 37


Vorstand <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong><br />

Gewählt am 17. Januar 1948<br />

Robert Alt (1905-1987)<br />

In einer jüdischen Familie in Breslau geboren,<br />

studiert er 1924 bis 1929 Naturwissenschaften<br />

und Philosophie an <strong>der</strong><br />

Universität Frankfurt/Main. Danach ist er<br />

Lehrer in Berlin-Neukölln. Zunächst Mitglied<br />

<strong>der</strong> SPD, tritt er 1933 <strong>der</strong> KPD bei.<br />

Mit Beginn <strong>der</strong> Nazi-Diktatur aus dem<br />

staatlichen Schuldienst entlassen, unterrichtet<br />

er an <strong>der</strong> jüdischen Volksschule<br />

und als Dozent am jüdischen Kin<strong>der</strong>gärtnerinnenseminar.<br />

1941 wird er in das<br />

Arbeitslager Posen, die KZ Auschwitz<br />

und Mittelbau-Dora deportiert. Er überlebt<br />

den Untergang des KZ-Schiffs »Cap<br />

Arkona«. Nach <strong>der</strong> Befreiung arbeitet er<br />

an <strong>der</strong> Neugestaltung des Bildungswesens,<br />

insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Schulreform<br />

und <strong>der</strong> Lehrerbildung in <strong>der</strong> SBZ. 1948<br />

ist er Kandidat des <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-Landesvorstandes,<br />

in den 50er-Jahren Professor<br />

für Pädagogik und Geschichte <strong>der</strong><br />

Pädagogik an <strong>der</strong> Humboldt-Universität<br />

und arbeitet danach an <strong>der</strong> Akademie<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften <strong>der</strong> DDR. Nach <strong>der</strong><br />

Emeritierung Präsident <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

für kulturelle Verbindungen mit dem<br />

Ausland und Vizepräsident <strong>der</strong> Liga für<br />

Völkerfreundschaft.<br />

Walter Bartel (1904-1994)<br />

In Fürstenberg geboren, wird er 1920<br />

Mitglied und später Funktionär des<br />

Kommunistischen Jugendverbandes<br />

(KJVD). 1929 bis 1932 Studium und Aspirantur<br />

in Moskau. 1933 illegale Arbeit,<br />

nach zweieinhalb Jahren Haft emigriert<br />

er 1935 in die Tschechoslowakei, wird<br />

im März 1939 erneut inhaftiert und in das<br />

KZ Buchenwald überstellt. Dort leitet er<br />

seit 1943 das Internationale Lagerkomitee.<br />

Von 1946 bis 1953 ist er persönlicher<br />

Referent von Wilhelm Pieck. Nach<br />

einer Parteiüberprüfung im Zusammenhang<br />

mit Anschuldigungen gegen Franz<br />

Dahlem und Noel H. Field sowie wegen<br />

seines Verhaltens im KZ Buchenwald erhält<br />

er eine Professur an <strong>der</strong> Universität<br />

Leipzig. Von 1957 bis 1962 leitet er das<br />

Deutsche Institut für Zeitgeschichte. Anschließend<br />

bis 1970 Professor für Neuere<br />

und Neueste Geschichte an <strong>der</strong> Humboldt-Universität.<br />

1948 bis März 1950<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> und bis 1953 Mitglied des<br />

Landesvorstandes <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> und<br />

Nr. 37<br />

seit 1948 Vorsitzen<strong>der</strong> des Buchenwald-<br />

Komitees, 1953 Mitglied des Komitees<br />

<strong>der</strong> antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standskämpfer<br />

in <strong>der</strong> DDR, von 1979 bis zur<br />

Aufl ösung leitet er die Geschichtskommission<br />

des Komitees.<br />

Heinz Galinski (1912-1992)<br />

In Marienburg/Westpreußen geboren,<br />

zieht er 1937 nach Rathenow und muss<br />

in einem Betrieb Zwangsarbeit leisten.<br />

Ende Februar 1943 wird er mit seiner<br />

Frau und Mutter nach Auschwitz deportiert,<br />

überlebt den Todesmarsch im<br />

Januar 1945 nach Dora-Mittelbau und<br />

Bergen-Belsen. Nach kurzzeitiger Haft<br />

im Internierungslager Sachsenhausen<br />

beteiligt er sich im Sommer 1945 am<br />

Aufbau <strong>der</strong> Jüdischen Gemeinde zu<br />

Berlin. Als stellvertreten<strong>der</strong> Leiter des<br />

Hauptausschusses für die Opfer des<br />

Faschismus beim Magistrat setzt er sich<br />

für die Überlebenden des Holocaust und<br />

<strong>der</strong> Nürnberger Gesetze ein. Als stellvertreten<strong>der</strong><br />

Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />

<strong>VVN</strong> tritt er immer wie<strong>der</strong> für eine einheitliche<br />

parteienneutrale <strong>VVN</strong> ein. Am<br />

25. November 1948 verlässt er die <strong>VVN</strong>,<br />

weil er die Überparteilichkeit nicht mehr<br />

gewahrt sieht. Von 1949 bis zu seinem<br />

Tode ist er Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Jüdischen<br />

Gemeinde zu Berlin und seit 1988 Vorsitzen<strong>der</strong><br />

des Zentralrats <strong>der</strong> Juden in<br />

Deutschland.<br />

Jeanette Wolff (1888-1976)<br />

In Bocholt/Westfalen geboren, engagiert<br />

sie sich in den 20er-Jahren in <strong>der</strong> westfälischen<br />

SPD, im Jüdischen Frauenbund<br />

und im »Central-Verein deutscher<br />

Staatsbürger jüdischen Glaubens«. Nach<br />

1933 zwei Jahre in »Schutzhaft«, danach<br />

eröffnet sie in Dortmund eine Pension für<br />

Juden. In <strong>der</strong> Pogromnacht am 9. November<br />

1938 wird ihre Wohnung zerstört<br />

und ihr Mann im KZ Sachsenhausen inhaftiert.<br />

1940 in das »Judenhaus« Dortmund-Mengede<br />

verbracht, wird die Familie<br />

Wolff 1942 in das Ghetto Riga und<br />

1944 in die KZ Kaiserwald und Stutthof<br />

deportiert. Von <strong>der</strong> fünfköpfi gen Familie<br />

überleben nur Jeanette Wolff und eine<br />

ihrer drei Töchter. Nach <strong>der</strong> Befreiung<br />

beteiligt sie sich am Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong><br />

Jüdischen Gemeinde, von 1946 bis 1951<br />

ist sie für die SPD in <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> Stadtverordnetenversammlung.<br />

Sie wendet<br />

sich gegen einen Zusammenschluss von<br />

SPD und KPD und wird im Januar 1948<br />

stellvertretende Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />

<strong>VVN</strong>. Im Februar erklärt sie ihren Austritt<br />

aus <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>, kehrt im März zurück und<br />

verlässt im Juni 1948 endgültig die <strong>VVN</strong>.<br />

Von 1952 bis 1961 ist sie Abgeordnete<br />

des Deutschen Bundestages.<br />

Bruno Baum (1905-1970)<br />

Nach Besuch <strong>der</strong> jüdischen Knabenschule<br />

Ausbildung zum Elektriker. 1926<br />

tritt er dem KJVD, 1927 <strong>der</strong> KPD, 1929<br />

dem RFB bei. 1933/34 leitet er den<br />

KJVD in Berlin-Friedrichshain, besucht<br />

1934/35 die Internationale Leninschule<br />

in Moskau, danach illegale Arbeit für die<br />

KPD, 1935 verhaftet, zu 13 Jahren Zuchthaus<br />

verurteilt. Von Brandenburg-Görden<br />

1943 in das KZ Auschwitz und 1945<br />

in das KZ Mauthausen deportiert. In 4<br />

7


Auschwitz gehört er <strong>der</strong> internationalen<br />

Parteileitung an, in Mauthausen leitet er<br />

das Komitee des Krankenlagers. Nach<br />

<strong>der</strong> Befreiung übernimmt er Funktionen<br />

in <strong>der</strong> KPD und später in <strong>der</strong> SED. Von<br />

1949 bis 1951 arbeitet er als Stadtrat im<br />

<strong>Berliner</strong> Magistrat, seit 1951 als Sekretär<br />

<strong>der</strong> SED-Bezirksleitung in Berlin und seit<br />

1960 in Potsdam. Von 1951 bis 1957 ist<br />

er Abgeordneter <strong>der</strong> Volkskammer, 1948<br />

(Beisitzer) bis März 1950 Mitglied des<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-Landesvorstandes, 1953<br />

Mitglied des Komitees <strong>der</strong> antifaschistischen<br />

Wi<strong>der</strong>standskämpfer in <strong>der</strong> DDR<br />

und des Internationalen Auschwitzkomitees.<br />

Hellmut Bock (1907-1997)<br />

Geboren in Berlin, erlernt er den Beruf<br />

des Buchdruckers, ist seit 1925 in <strong>der</strong><br />

Sozialistischen Arbeiterjugend organisiert,<br />

tritt <strong>der</strong> SPD bei. Nach 1933 leitet<br />

er die Wi<strong>der</strong>standsgruppe in Neukölln<br />

und gibt eine Untergrund-Zeitung »Parole<br />

Neuköllner Einheitsfrontorgan« heraus.<br />

1934 verhaftet und zu fünf Jahren<br />

Zuchthaus verurteilt, kommt er 1939 in<br />

das KZ Sachsenhausen. Beim Todesmarsch<br />

im April 1945 gelingt ihm die<br />

Flucht. Tritt nach <strong>der</strong> Befreiung für Vereinigung<br />

von SPD und KPD ein, Mitglied<br />

<strong>der</strong> SED, leitet 1946/47 den Hauptausschuss<br />

»Opfer des Faschismus« beim<br />

Magistrat, arbeitet seit 1946 im vorbereitenden<br />

Ausschuss zur Gründung <strong>der</strong><br />

<strong>VVN</strong> in Berlin mit und ist von 1948 (Beisitzer)<br />

bis März 1950 im Landesvorstand<br />

<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>.<br />

Dr. Hans Erich Fabian<br />

Jurist, letzter Sekretär <strong>der</strong> »Hochschule<br />

für die Wissenschaft des Judentums« in<br />

<strong>der</strong> Artilleriestraße, jetzt Tucholskystraße.<br />

Deportiert in das KZ Theresienstadt<br />

und dort befreit. Nach Rückkehr ist er<br />

am Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Jüdischen Gemeinde<br />

zu Berlin beteiligt. Er wird nach<br />

<strong>der</strong> Verhaftung von Erich Nehlhans durch<br />

sowjetische Behörden als Vertreter des<br />

liberal-jüdischen Blocks kurze Zeit Vorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Jüdischen Gemeinde zu<br />

Berlin und wan<strong>der</strong>t 1949 in die USA aus.<br />

1948 Beisitzer im Landesvorstand <strong>der</strong><br />

<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>.<br />

Emmy Handke (1902-1994)<br />

In Breslau geboren wird sie als Kontoristin<br />

ausgebildet, tritt 1922 dem KJVD und<br />

1925 <strong>der</strong> KPD bei, von 1924 bis 1934 ist<br />

sie Mitarbeiterin im Sekretariat des KPD-<br />

Zentralkomitees. 1934 verhaftet, zu<br />

sechs Jahren Freiheitsentzug verurteilt,<br />

den sie im Zuchthaus Jauer verbringt.<br />

Danach wird sie als »Unverbesserliche«<br />

in das KZ Ravensbrück deportiert. Dort<br />

ist sie als Pfl egerin im Krankenrevier tätig.<br />

Im Frühjahr 1942 wird sie in das KZ<br />

Auschwitz überstellt und arbeitet dort<br />

erneut im Krankenrevier. 1943 wird sie<br />

entlassen und dienstverpfl ichtet. Nach<br />

<strong>der</strong> Befreiung ist sie bis 1956 im Parteivorstand<br />

bzw. im ZK <strong>der</strong> SED tätig<br />

und von 1947 bis 1979 Sprecherin <strong>der</strong><br />

Lagerarbeitsgemeinschaft Ravensbrück<br />

sowie Generalsekretärin des Internationalen<br />

Ravensbrück-Komitees. Von<br />

1949 bis März 1950 ist sie Mitglied des<br />

Landesvorstandes <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> und<br />

seit 1956 Mitglied des Komitees <strong>der</strong> Antifaschistischen<br />

Wi<strong>der</strong>standskämpfer in<br />

<strong>der</strong> DDR.<br />

Greta Kuckhoff (1902-1981 )<br />

In Frankfurt an <strong>der</strong> O<strong>der</strong> geboren und<br />

in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen,<br />

studiert sie seit 1924 Volkswirtschaft<br />

zunächst in Berlin und von 1926-<br />

1928 in Wisconsin/USA. Zurück in Berlin<br />

trifft sie Arvid und Mildred Harnack, die<br />

sie aus Wisconsin kennt. 1937 heiratet<br />

sie den Schriftsteller Adam Kuckhoff.<br />

Sie diskutieren in kleinen Zirkeln und halten<br />

Kontakte zu Hitlergegnern in unterschiedlichen<br />

politischen Lagern. Kuckhoffs<br />

bringen 1940 Arvid Harnack mit<br />

Harro Schulze-Boysen zusammen. Im<br />

Herbst 1942 wird sie verhaftet, im Februar<br />

1943 zum Tode und in einem neuen<br />

Prozess zu zehn Jahren Zuchthaus<br />

verurteilt. (Cottbus, Waldheim). Nach<br />

<strong>der</strong> Befreiung ist sie im Magistrat für das<br />

Ressort Ernährung zuständig. Zugleich<br />

arbeitet sie im »Hauptausschuss OdF«<br />

und ist Mitbegrün<strong>der</strong>in des DFD. Von<br />

1949 bis 1958 ist sie Mitglied <strong>der</strong> Volkskammer<br />

<strong>der</strong> DDR, von 1950 bis 1958<br />

Präsidentin <strong>der</strong> Deutschen Notenbank<br />

<strong>der</strong> DDR. Von 1948 (Schriftführerin) bis<br />

März 1950 im Landesvorstand <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />

<strong>VVN</strong> und seit 1953 Mitglied des<br />

Komitees <strong>der</strong> antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standskämpfer.<br />

Wolfgang Langhoff (1901-1966)<br />

Geboren in Berlin und aufgewachsen in<br />

Freiburg. Nach dem Gymnasium zwei<br />

Jahre Schiffsjunge und danach Schauspieler<br />

mit Engagements u. a. in Hamburg<br />

und Düsseldorf. Unter dem Eindruck des<br />

Hamburger Aufstands 1923 Kontakt zur<br />

kommunistischen Bewegung, Mitarbeit<br />

in <strong>der</strong> Agit-Prop-Gruppe »Nordwest4<br />

8 Nr. 37


an« und Eintritt in die KPD. Verhaftung<br />

1933 und Einlieferung in das KZ Börgermoor,<br />

später im KZ Lichtenburg. Nach<br />

<strong>der</strong> Entlassung und <strong>der</strong> Emigration in die<br />

Schweiz schreibt er seine Lagererfahrungen<br />

in dem Buch »Die Moorsoldaten«<br />

nie<strong>der</strong>, das 1935 großes Aufsehen erregt.<br />

1936 als »Volksschädling« ausgebürgert.<br />

Bis 1945 Arbeit am Züricher Schauspielhaus.<br />

1943 Mitglied des »Komitees Freies<br />

Deutschland«. 1946 Berufung zum<br />

Intendanten des Deutschen Theaters<br />

Berlin. 1948 (Beisitzer) bis März 1950<br />

Mitglied des Landesvorstandes <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />

<strong>VVN</strong>. 1963 nach Inszenierung von<br />

Peter Hacks’ Stück »Die Sorgen und die<br />

Macht« auf Veranlassung <strong>der</strong> SED-Führung<br />

Selbstkritik und Abberufung als Intendant<br />

des DT.<br />

Fritz Katten (1898-?)<br />

In Frankenberg an <strong>der</strong> E<strong>der</strong> geboren,<br />

arbeitet er nach dem Studium als Ingenieur<br />

in Reutlingen, ist von 1931 bis zur<br />

Zwangsenteignung 1940 Inhaber eines<br />

Maschinenbaugroßhandels in Berlin.<br />

Nach <strong>der</strong> Pogromnacht 1938 im KZ<br />

Sachsenhausen kurzzeitig inhaftiert. Von<br />

1941 bis 1943 Zwangsarbeit im Straßenbau<br />

und bei Siemens, lebt von 1943 bis<br />

1945 illegal in Berlin. Nach <strong>der</strong> Befreiung<br />

Mitbegrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Jüdischen Gemeinde<br />

zu Berlin, bis 1949 stellvertreten<strong>der</strong> Gemeindevorsitzen<strong>der</strong>.<br />

1946 Mitglied <strong>der</strong><br />

SED, Mitbegrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>,<br />

1948 (Revisor), 1949 (stellvertreten<strong>der</strong><br />

Vorsitzen<strong>der</strong>) im Landesvorstand <strong>der</strong><br />

<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>. Seit 1945 Verwaltungsdirektor<br />

im Polizeipräsidium Berlin. Im<br />

Oktober 1948 einmonatige Inhaftierung<br />

durch sowjetischen Geheimdienst, im<br />

April 1949 erneute Festnahme und Verurteilung<br />

durch sowjetisches Militärtribunal<br />

als »amerikanischer Agent« zu 25<br />

Jahren Zwangsarbeit, zunächst in sowjetischer<br />

Haft und nach Überstellung an<br />

die DDR-Behörden im Zuchthaus Torgau.<br />

Nach Freilassung Mitte <strong>der</strong> 50er-<br />

Nr. 37<br />

Jahre folgt er seiner zuvor in die Bundesrepublik<br />

gefl üchteten Familie.<br />

Alfred Lowack (1905-1967)<br />

Geboren in Berlin, tritt <strong>der</strong> Schriftsetzer<br />

<strong>der</strong> SPD bei, baut nach 1933 eine Wi<strong>der</strong>standsgruppe<br />

in Kreuzberg-Ost auf<br />

und gehört nach 1935 <strong>der</strong> illegalen SPD-<br />

Bezirksleitung an, hält Kontakt zum Parteivorstand<br />

in Prag und zu Kommunisten<br />

in Berlin. Im Januar 1936 verhaftet,<br />

wird er 1937 zu fünf Jahren Zuchthaus<br />

verurteilt, 1943 zur Strafkompanie 999<br />

eingezogen. Nach 1945 setzt er sich für<br />

die Vereinigung von SPD und KPD ein,<br />

Mitglied <strong>der</strong> SED, 1948 (Revisor) bis Dezember<br />

1952 Mitglied des Landesvorstandes<br />

<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>. Als Journalist<br />

arbeitet er für »Tribüne«, »ND« und für<br />

den Rundfunk <strong>der</strong> DDR.<br />

Arnold Munter (1912-2001)<br />

Geboren in Berlin, schließt er sich 1926<br />

<strong>der</strong> Sozialistischen Arbeiterjugend, 1928<br />

dem Reichsbanner an und tritt <strong>der</strong> SPD<br />

bei, ist Schwergewichtsmeister im Boxen.<br />

Unterstützt bis 1939 illegale Arbeit<br />

<strong>der</strong> Roten Hilfe und hat Verbindungen<br />

zu kommunistischen Arbeitersportlern.<br />

Wegen seines jüdischen Vaters diskriminiert,<br />

wird er 1942 in das KZ Theresienstadt<br />

deportiert. Nach <strong>der</strong> Befreiung<br />

ist er 1946 für die SPD Abgeordneter <strong>der</strong><br />

Bezirksverordnetenversammlung Mitte,<br />

1948 Mitglied des Landesvorstandes<br />

<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>, nach Ausscheiden<br />

von Heinz Galinski von November 1948<br />

bis Februar 1953 stellvertreten<strong>der</strong> Landesvorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>. Im<br />

Sommer 1948 Ausschluss aus <strong>der</strong> SPD<br />

wegen Betätigung in <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>, beteiligt<br />

sich an <strong>der</strong> Neugründung <strong>der</strong> USPD und<br />

ist Mitglied des Landesrates <strong>der</strong> Sozialdemokratischen<br />

Aktion (SDA). Von 1948<br />

bis 1953 ist er Stadtrat für Bau- und<br />

Wohnungswesen im Magistrat, leitet<br />

von 1955 bis 1957 einen Volkseigenen<br />

Betrieb und ist ab 1973 in verschiedenen<br />

Funktionen <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> Nationalen Front<br />

tätig.<br />

Dr. Curt Radlauer (1884-1983)<br />

Er ist als Ministerialreferent in <strong>der</strong> Presseabteilung<br />

des Auswärtigen Amtes tätig<br />

und wird 1932 in den einstweiligen Ruhestand<br />

versetzt. Eine Arbeit als Jurist<br />

ist ihm in <strong>der</strong> Nazizeit nicht möglich. Er<br />

hat Kontakte zum Wi<strong>der</strong>stand und hilft<br />

verfolgten Juden, wird im Februar 1943<br />

in <strong>der</strong> Rosenstraße kurzzeitig inhaftiert.<br />

Im Januar 1948 wird er als Vorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> »Evangelischen Hilfsstelle für ehemals<br />

Rasseverfolgte« Mitglied im Landesvorstand<br />

<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>, aus <strong>der</strong><br />

er am 22. November 1948 austritt, weil<br />

für ihn sich die <strong>VVN</strong> immer eindeutiger<br />

für die Politik <strong>der</strong> SED positioniert und<br />

damit ihre Überparteilichkeit aufgibt. Er<br />

ist Mitbegrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Deutsch-Israelischen<br />

Gesellschaft und wird Ehrenmitglied<br />

des 1950 gegründeten Bundes <strong>der</strong><br />

Verfolgten des Naziregimes.<br />

Günther Troplowitz<br />

In <strong>der</strong> Liste des Hauptvorstandes <strong>der</strong><br />

<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> gibt es den Eintrag »Sternträger,<br />

fünf Jahre Zwangsarbeit«. Weitere<br />

biografi sche Angaben konnten nicht<br />

ermittelt werden. Er gehört 1948 dem<br />

Landesvorstand <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> als<br />

Kassierer an.<br />

Marie Wiedmaier (1898-1977)<br />

1898 in Stuttgart geboren, arbeitet sie<br />

von 1910 in <strong>der</strong> Schuhfabrik Salaman<strong>der</strong><br />

und ab 1916 in einer Munitionsfabrik, ist<br />

Mitbegrün<strong>der</strong>in <strong>der</strong> KPD in Stuttgart. Seit<br />

1923 Funktionärin im KJVD, 1929/30<br />

Internationale Leninschule in Moskau,<br />

1933 bis April 1935 Instrukteurin <strong>der</strong><br />

KPD für <strong>Berliner</strong> Betriebe. Nach dreijähriger<br />

Untersuchungshaft wird sie 1938<br />

zu einer fünfeinhalbjährigen Zuchthausstrafe<br />

verurteilt und anschließend in das<br />

KZ Ravensbrück deportiert. Nach <strong>der</strong><br />

Befreiung leitet sie von 1945 bis 1949<br />

den OdF-Ausschuss in Charlottenburg,<br />

bis 1952 Referentin für Kultur bei <strong>der</strong><br />

Deutschen Investitionsbank. Sie spricht<br />

auf <strong>der</strong> ersten Kundgebung für die Opfer<br />

des Faschismus am 9. September 1945<br />

in Neukölln. 1946 tritt sie <strong>der</strong> SED bei,<br />

gehört seit 1946 dem vorbereitenden<br />

Ausschuss zur Gründung <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> in<br />

Berlin an, 1948/49 Revisor im Landesvorstand<br />

<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>. <<br />

9


Gedenken und Erinnern in Köpenick<br />

Das Kreiskomitee <strong>der</strong> antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standskämpfer<br />

Als die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong> gegründet wurde,<br />

wohnte ich in Tempelhof/Westberlin. Auf<br />

einer Bezirksversammlung wählte man<br />

mich zum Kassierer unserer Gruppe.<br />

Später, als es um die Anerkennung als<br />

Wi<strong>der</strong>standskämpfer ging, sollten wir<br />

erklären, ob wir Mitglied <strong>der</strong> SED, des<br />

FDGB und – bei Frauen – des DFD wären.<br />

Wer wie Willi Schirrmeister gegen<br />

die Nichtanerkennung klagte, blieb erfolglos.<br />

Unser Lohn, den wir im Osten<br />

erhielten, wurde nicht mehr in Westgeld<br />

umgetauscht. Deshalb zog ich weg, zuerst<br />

nach Berlin-Treptow, wo meine Frau<br />

als Lehrerin arbeitete, später dann nach<br />

Köpenick.<br />

1953 wurde die <strong>VVN</strong> in <strong>der</strong> DDR aufgelöst.<br />

20 Jahre erfolgte dadurch keine organisierte<br />

antifaschistische Aufklärung.<br />

Das ist eine ganze Generation! Persönliche<br />

Erfahrungen gingen verloren,<br />

Zeitzeugen sind verstorben, ohne über<br />

ihre Erlebnisse berichtet zu haben. Antifaschistische<br />

Erfahrungen wurden oft<br />

auf den kommunistischen Wi<strong>der</strong>stand<br />

begrenzt. Das sind nicht wie<strong>der</strong> gutzumachende<br />

Fehler und Versäumnisse.<br />

Erst mit Bildung <strong>der</strong> Bezirkskomitees<br />

<strong>der</strong> antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standskämpfer<br />

Anfang <strong>der</strong> 70er-Jahre wurde<br />

die Bewahrung <strong>der</strong> Traditionen des<br />

Wi<strong>der</strong>standes und die Übermittlung<br />

an die Jugend wie<strong>der</strong> geför<strong>der</strong>t. Allerdings<br />

wurde hier kaum die Verfolgung<br />

aus rassischen und religiösen Gründen<br />

erforscht <strong>o<strong>der</strong></strong> an persönlichen Erlebnissen<br />

dargestellt.<br />

1974 fanden sich in Berlin-Köpenick<br />

Wi<strong>der</strong>standskämpfer zusammen, die<br />

sich aus dem Moor, aus den KZ und<br />

Zuchthäusern kannten. Initiator war Paul<br />

Weppler.<br />

Ich kümmerte mich seitdem um die<br />

Kommission Gedenkstätten. Es gab<br />

auch an<strong>der</strong>e Kommissionen für Betriebe,<br />

Schulen, Geschichte. Unsere<br />

Gruppe ging zunächst daran, sich einen<br />

Überblick über das Bewahrenswerte zu<br />

verschaffen: Welche Straßen und Plätze<br />

waren nach Wi<strong>der</strong>standskämpfern<br />

benannt? Welche Namen fehlten? Gab<br />

es schon Gedenkstätten? Wo? Sollten<br />

weitere errichtet werden?<br />

Auch über den Zustand <strong>der</strong> Straßenschil<strong>der</strong><br />

machten wir uns ein Bild. Wir<br />

wollten wissen, wie <strong>der</strong> Mensch, dessen<br />

Name auf dem Schild stand, zu Tode<br />

Erwin Schulz ist ehemaliger Vorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Kommission Gedenkstätten im<br />

Kreiskomitee <strong>der</strong> antifaschistischen<br />

Wi<strong>der</strong>standskämpfer Berlin-Köpenick.<br />

Der Arbeitersportler Erwin Schulz, Jahrgang<br />

1912, wurde 1935 wegen illegaler<br />

Arbeit zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt,<br />

kam anschließend in das KZ-Börgermoor<br />

und in die Strafeinheit 999.<br />

gekommen, ob er ermordet, verhungert<br />

<strong>o<strong>der</strong></strong> an Folter gestorben war. O<strong>der</strong><br />

konnte er überleben? Als wir diese Übersicht<br />

hatten, gingen wir an die Arbeit.<br />

Wir unterstützten Studenten des Instituts<br />

für Lehrerbildung Köpenick, die<br />

1980 in einem Heft Biografi en von Antifaschisten<br />

zusammenstellten, nach denen<br />

rund 30 Köpenicker Straßen benannt<br />

sind. Mit diesen Biografi en gelang es<br />

dem Bund <strong>der</strong> Antifaschisten Köpenick<br />

1991, einen Beschluss <strong>der</strong> BVV gegen<br />

Umbenennungen zu erreichen.<br />

Der Zustand einiger Gedenktafeln war<br />

auch nicht immer vorbildlich. Wir setzten<br />

uns für neue Tafeln im Zusammenhang<br />

mit dem 50. Jahrestag <strong>der</strong> Köpenicker<br />

Blutwoche ein. In <strong>der</strong> Wendenschlossstraße<br />

war ein früheres Reichsbannerheim,<br />

das damals von <strong>der</strong> SA für die blutige<br />

Verfolgung <strong>der</strong> Nazi-Gegner genutzt<br />

worden war. Die von ihnen Ermordeten<br />

warfen sie an Ort und Stelle in Säcke<br />

genäht in die Dahme. Auch in Friedrichshagen<br />

an <strong>der</strong> ehemaligen Gladenbeckschen<br />

Villa am Müggelseedamm wurden<br />

viele Antifaschisten brutal misshandelt.<br />

An beiden Stellen künden seit 1983 Tafeln<br />

von ihrem Kampf und ihren Leiden.<br />

Im Gegensatz zur Zentralleitung, die da<br />

meinte, wir hätten ja drei Gedenkstätten,<br />

nämlich Buchenwald, Sachsenhausen<br />

und Ravensbrück und das würde ge-<br />

nügen, wiesen wir auf die Köpenicker<br />

Blutwoche hin. Hier in Köpenick fand<br />

schon sehr früh, im Juni 1933, ein lokales,<br />

aber weit über Köpenick hinaus<br />

bekanntes Massaker an Kommunisten,<br />

Sozialdemokraten und christlichen<br />

Gegnern des Faschismus statt. Selbstverständlich<br />

sollten diese Kämpfer und<br />

Opfer ihre eigene Gedenkstätte haben.<br />

Wir wählten das ehemalige Gefängnis<br />

aus und gestalteten 1980 eine Zelle im<br />

Keller als Ort des Gedenkens. Der Direktor<br />

<strong>der</strong> Fachschule für Werbung und<br />

Gestaltung in Schöneweide half uns<br />

mit seinen Studenten dabei sehr. Biografi<br />

en, soweit wir sie damals kannten,<br />

Fakten und Daten über das Geschehen,<br />

zeitgeschichtliche Veröffentlichungen,<br />

Fotos und Berichte u.a. aus <strong>der</strong> Tschechoslowakei,<br />

bewegten die Besucher.<br />

Das Interesse nahm zu, mehr Schul-4<br />

Der Platz vor dem Köpenicker Amtsgericht<br />

trägt den Namen des Wi<strong>der</strong>standskämpfers<br />

und Richters Rudolf<br />

Mandrella.<br />

10 Nr. 37


klassen und Jugendliche, die vor <strong>der</strong><br />

Jugendweihe standen, kamen zu uns.<br />

Die Zelle wurde erweitert und mit Stühlen<br />

ausgestattet, so dass wir auch Veranstaltungen<br />

mit Augenzeugen, die aus<br />

persönlichem Erleben und Überleben<br />

berichteten, durchführen konnten. Es<br />

wurden auch Tonbän<strong>der</strong> vom Prozess<br />

gegen die SA-Verbrecher vorgespielt,<br />

wo <strong>der</strong> Arzt Dr. Dikomeit über die fürchterlichen<br />

Verletzungen, die durch Folter<br />

beigebracht wurden, berichtete. Auch<br />

Zeugenaussagen misshandelter Antifaschisten<br />

konnten gehört werden. 1987<br />

wurde die Ausstellung in den oberen<br />

Etagen ausführlicher gestaltet.<br />

Zum an<strong>der</strong>en haben wir 1982 einen<br />

Gedenkstein für den katholischen Amtsrichter<br />

Rudolf Mandrella zu seinem 80.<br />

Das Mahnmal auf dem Platz des 23. April, aber auch viele Straßennamen erinnern<br />

an die Opfer <strong>der</strong> Blutwoche 1933.<br />

Geburtstag in Zusammenarbeit mit<br />

dem damaligen CDU-Kreisvorstand<br />

auf dem heutigen Mandrellaplatz aufgestellt.<br />

Mandrella war im Amtsgericht<br />

beschäftigt und hatte als Mitglied eines<br />

kirchlichen Kreises gegen Hitler und den<br />

Krieg gekämpft. Am Giebel des Gemeindehauses<br />

<strong>der</strong> evangelisch-reformierten<br />

Schlosskirche wurde 1988 gemeinsam<br />

Nr. 37<br />

Juni 1988: Erwin Schulz (rechts) mit Schülern in <strong>der</strong> Gedenkstätte Köpenicker<br />

Blutwoche in <strong>der</strong> Puchanstraße. Fotos: <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>-Archiv<br />

mit dem Pfarrer eine Tafel für den zur<br />

Bekennenden Kirche gehörenden Pfarrer<br />

Ratsch und seine Frau Alide angebracht.<br />

Beide hatten 1933 bis 1945 das<br />

Haus zur Stätte <strong>der</strong> Zufl ucht und Hilfe<br />

für Antifaschisten, Juden und Opfer des<br />

Krieges gemacht.<br />

Auf dem Müggelbergplatz erreichten<br />

wir 1985 die Aufstellung eines Denkmals<br />

für Pfarrer Werner Sylten, <strong>der</strong> im Büro<br />

Grüber »nichtarische Christen« unterstützt<br />

hatte und von den Nazis umgebracht<br />

wurde. Ich erinnere mich auch an<br />

die Studententage/Studentensommer<br />

Anfang <strong>der</strong> 80er-Jahre, als wir im Zeltlager<br />

Wuhlheide mit den Studenten Veranstaltungen<br />

zur Erinnerung an unseren<br />

Wi<strong>der</strong>stand organisierten, was von ihnen<br />

in Dokumentationen festgehalten wurde.<br />

Auch zum DTSB (Deutscher Turn-<br />

und Sportbund) hatten wir Kontakte und<br />

unterstützten den Werner-Seelenbin<strong>der</strong>-<br />

Gedenklauf.<br />

Regen Kontakt gab es zu den Jungen<br />

Historikern aus dem damaligen<br />

Pionierpalast. Sie erarbeiteten aus<br />

den Interviews mit uns schmale, aber<br />

höchst interessante Hefte mit Lebensgeschichten<br />

ortsansässiger Antifaschisten.<br />

Einige dieser Dokumente sind uns<br />

erhalten geblieben – im Gegensatz zu<br />

den vielen Schriften und Unterlagen<br />

des Pionierpalastes und seiner Arbeitsgemeinschaften,<br />

die von Beauftragten<br />

des Senats 1990 vernichtet wurden, einschließlich<br />

persönlicher Dokumente von<br />

Antifaschisten. Ende <strong>der</strong> 80er-Jahre hatten<br />

wir Material zusammengetragen über<br />

Zwangsarbeit in Köpenick. So haben wir<br />

festgestellt, dass im ehemaligen Restaurant<br />

Marienlust Zwangsarbeiter untergebracht<br />

und täglich per Schiff zur Arbeit<br />

in den Rüstungsbetrieb in <strong>der</strong> Wendenschlossstraße<br />

gebracht worden waren.<br />

Zur geplanten Gedenktafel kam es nicht<br />

mehr, aber die Dokumente sind wohl in<br />

<strong>der</strong> Gedenkstätte für Zwangsarbeiter in<br />

<strong>der</strong> Britzer Straße ausgestellt.<<br />

Von Erwin Schulz autorisierte<br />

Zusammenfassung eines Gesprächs<br />

im Oktober 2007<br />

11


Erst hochgeehrt und dann »entsorgt«<br />

Das Traditionskabinett des Wi<strong>der</strong>standskampfes in Prenzlauer Berg<br />

Wer gab den Anstoß zur Gründung des<br />

Kabinetts?<br />

Günter Wehner: Das Kreiskomitee <strong>der</strong><br />

antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standskämpfer<br />

in Prenzlauer Berg hatte eine Fülle von<br />

Material zusammengetragen und schon<br />

eine kleine provisorische Ausstellung<br />

konzipiert. Zum 100. Geburtstag von<br />

Ernst Thälmann und mit <strong>der</strong> Gestaltung<br />

des Thälmannparks gab es die Möglichkeit,<br />

ein ansprechendes Traditionskabinett<br />

des antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standskampfes<br />

zu errichten.<br />

Warum gerade in Prenzlauer Berg?<br />

Wehner: In Prenzlauer Berg war die KPD<br />

vor 1933 stark vertreten. Im ehemaligen<br />

Gaswerk gab es sehr viele Sozialdemokraten,<br />

und 1933 hatte Rudolf Schwarz<br />

vor dem Werk zum Generalstreik aufgerufen.<br />

Das war ein Grund, warum dort<br />

das Kabinett errichtet werden sollte.<br />

Ernst Thälmann hatte oft in Prenzlauer<br />

Berg gesprochen, denn vom Karl-Liebknecht-Haus<br />

bis zum Prenzlauer Berg<br />

sind es ja nur wenige Minuten zu laufen.<br />

Seit wann bist Du dabei?<br />

Wehner: Ich bin seit 1985 an <strong>der</strong> Erarbeitung<br />

<strong>der</strong> Ausstellung beteiligt gewesen.<br />

Viele Ausstellungstexte schrieb auch Dr.<br />

Werner Baier, so über den Spanischen<br />

Bürgerkrieg und über die Konzentrationslager.<br />

Er war 1942 zur Roten Armee<br />

übergelaufen und hatte als Freiwilliger in<br />

<strong>der</strong> verbündeten tschechoslowakischen<br />

Armee gekämpft.<br />

Wie und woher habt ihr das Material zusammengetragen?<br />

Wehner: Das Material kam von Wi<strong>der</strong>standskämpfern<br />

– Kommunisten, Sozialdemokraten,<br />

Christen, Bürgern aus<br />

allen Teilen <strong>der</strong> Stadt. Bedauerlich ist,<br />

dass eine ganze Reihe Dokumente über<br />

den sozialdemokratischen Wi<strong>der</strong>stand<br />

nicht ausgestellt wurden. Das hing aber<br />

mit <strong>der</strong> Person des Vorsitzenden des<br />

Kreiskomitees zusammen.<br />

Gab es spezielle Zielgruppen, die das<br />

Kabinett ansprechen sollte?<br />

Wehner: Ja, natürlich vor allem die Jugend,<br />

Jugendbrigaden und die bewaffneten<br />

Kräfte <strong>der</strong> DDR.<br />

Ist Dir eine <strong>der</strong> zwölf Son<strong>der</strong>ausstellungen<br />

beson<strong>der</strong>s in Erinnerung geblieben?<br />

Wehner: Das war die Ausstellung zum<br />

Nationalkomitee »Freies Deutschland«,<br />

zu <strong>der</strong> es viele Eintragungen im Gäste-<br />

In den 1970er-Jahren entstanden in<br />

allen <strong>Berliner</strong> Bezirken Kreiskomitees<br />

<strong>der</strong> antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standskämpfer,<br />

die sich weitgehend glichen.<br />

Einzigartig jedoch war im Prenzlauer<br />

Berg das »Traditionskabinett des antifaschistischen<br />

Wi<strong>der</strong>standskampfes 1933<br />

bis 1945« im Ernst-Thälmann-Park. Der<br />

Historiker Dr. Günter Wehner hat das<br />

Traditionskabinett mit aufgebaut. Von<br />

1987 bis 1992 war er dessen Leiter.<br />

buch gab. In dieser Ausstellung konnte<br />

sowohl <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>standskampf in<br />

Deutschland gezeigt werden als auch<br />

von deutschen Kriegsgefangenen in <strong>der</strong><br />

Sowjetunion, aber auch von Komitees<br />

»Freies Deutschland« in Frankreich und<br />

woan<strong>der</strong>s, also die Breite des antifaschistischen<br />

Wi<strong>der</strong>standkampfes, die<br />

angestrebte Volksfront zur Überwindung<br />

des Hitlerfaschismus.<br />

Welche Besucher sind Dir beson<strong>der</strong>s in<br />

Erinnerung geblieben?<br />

Wehner: Das war <strong>der</strong> Besuch des nikaraguanischen<br />

Präsidenten Daniel Orte-<br />

ga, aber auch von ehemaligen Spanienkämpfern<br />

aus den USA, aus Frankreich<br />

und aus an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n. Die Angehörigen<br />

<strong>der</strong> internationalen Brigaden waren<br />

hellauf begeistert. Auch die schwedische<br />

Umweltministerin war ganz überraschend,<br />

spontan und ohne Anmeldung<br />

ins Traditionskabinett gekommen und<br />

war sehr angetan von <strong>der</strong> Ausstellung.<br />

Wann wurde das Kabinett aufgelöst und<br />

wo befi nden sich die wertvollen Exponate<br />

jetzt?<br />

Wehner: Aufgelöst wurde das Kabinett<br />

1992, nachdem es vorher kommentiert<br />

wurde. Aber diese Kommentierung wurde<br />

sehr einseitig und sehr unsensibel<br />

vorgenommen, indem bewusst Dinge,<br />

die vielleicht sehr einseitig waren, nun<br />

noch einseitiger hervorgehoben wurden.<br />

Die Exponate wurden alle zurückgegeben<br />

an die Leihgeber. Es ist alles kopiert<br />

worden und heute noch im Archiv <strong>der</strong><br />

<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Prenzlauer Berg vorhanden.<br />

Wie bewertest Du aus heutiger Sicht die<br />

Aufl ösung des Kabinetts?<br />

Wehner: Das Kabinett hätte sicherlich<br />

nach den neuesten wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen neu gestaltet werden<br />

müssen, aber durchaus eine Berechti-<br />

gung gehabt. Endlich hätte die ganze<br />

Breite des Wi<strong>der</strong>standes gezeigt werden<br />

können, um dort ein Beispiel für die<br />

Jugend zu schaffen. Denn die Gedenkstätte<br />

Deutscher Wi<strong>der</strong>stand leistet eine<br />

sehr gute, notwendige und wichtige<br />

Arbeit, aber es müsste in den Bezirken<br />

viel mehr getan werden. Zu wenig erfahren<br />

heute Schüler über den Wi<strong>der</strong>stand,<br />

überhaupt über die Zeit des Faschismus.<br />

Es wird immer so kritisch angemerkt,<br />

dass die NPD Zulauf hat. Damit könnte<br />

man ein Gegengewicht schaffen.<br />

Interview: Oliver Reschke<br />

12 Nr. 37


Humanistische Gesellschaft bleibt Ziel<br />

Von <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> Vereinigung VdN zur <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />

Nie wie<strong>der</strong> Krieg, nie wie<strong>der</strong> Faschismus<br />

– das gelobten die Überlebenden des<br />

braunen Mordregimes, und darin sahen<br />

sie als Gegner und als Opfer des Faschismus<br />

sowohl ihre Funktion als Mahner<br />

wie auch als Aufklärer für eine dem<br />

Humanismus verpfl ichtete Gesellschaft.<br />

Diese Aufgabe ist heute so aktuell wie<br />

in den frühen Nachkriegsjahren. Das ist<br />

auch <strong>der</strong> Grund, weshalb die Verfolgten<br />

des Naziregimes sich nach dem Untergang<br />

<strong>der</strong> DDR so schnell wie<strong>der</strong> zu einer<br />

selbständigen Organisation zusammenschlossen.<br />

Trotz ihres Alters und trotz<br />

<strong>der</strong> Tatsache, dass die Zahl <strong>der</strong> Überlebenden<br />

zusammenschmilzt, sind sie<br />

bis heute ihren aus <strong>der</strong> Geschichte zugewachsenen<br />

Aufgaben treu geblieben.<br />

Und sie stellen durchaus noch eine Kraft<br />

dar. Das zeigt sich in <strong>der</strong> Anerkennung<br />

ihrer Erfahrungen und ihres Wissens<br />

auch durch nachfolgende Generationen.<br />

Durch <strong>der</strong>en Wirken können sie<br />

lebendig bleiben. Es macht uns deshalb<br />

stolz, dass es in jüngster Zeit gelungen<br />

ist, in einer breiten Unterschriftenaktion<br />

175.000fach Zustimmung zum Verbot<br />

<strong>der</strong> NPD als neonazistische Keimzelle<br />

zu erlangen.<br />

In <strong>der</strong> Zeit, als die staatlichen Strukturen<br />

<strong>der</strong> DDR zerfi elen, mussten wir<br />

lernen, neue Wege zu gehen. Zunächst<br />

haben wir im Mai 1990 den Bund <strong>der</strong><br />

Antifaschisten (<strong>BdA</strong>) ins Leben gerufen.<br />

Er sollte den Antifaschismus aus <strong>der</strong><br />

bisherigen Verengung herausführen und<br />

zugleich den Kreis <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> über<br />

den <strong>der</strong> Verfolgten des Naziregimes<br />

hinaus erweitern. Nicht alle Verfolgten<br />

sahen in dem Bund <strong>der</strong> Antifaschisten<br />

ihre Interessen vertreten. Manche waren<br />

nicht bereit, sich ihm anzuschließen.<br />

Als dann nach dem 3. Oktober 1990<br />

die staatlichen VdN-Kommissionen verschwanden<br />

– bei ihnen war zuvor die<br />

soziale Betreuung <strong>der</strong> Verfolgten des<br />

Naziregimes verankert –, wurde <strong>der</strong><br />

Zusammenschluss zu einer neuen Organisation<br />

notwendig. Das war <strong>der</strong> Interessenverband<br />

<strong>der</strong> Verfolgten des<br />

Naziregimes (IVVdN) als Dachorganisation<br />

in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n und<br />

den Landesverbänden wie die <strong>Berliner</strong><br />

Vereinigung <strong>der</strong> ehemaligen Teilnehmer<br />

am antifaschistischen Wi<strong>der</strong>stand, Verfolgter<br />

des Naziregimes und Hinterbliebener<br />

(B.V. VdN). Ihre Aufgabe war, die<br />

Nr. 37<br />

politischen und sozialen Interessen aller<br />

Verfolgten des Naziregimes gegenüber<br />

Staat und Gesellschaft zu vertreten und<br />

ihre sozialen Rechte zu sichern.<br />

In den Bezirksorganisationen entwickelte<br />

sich rasch ein reges Mitglie<strong>der</strong>leben,<br />

welches das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

stärkte. Der Vorstand vertrat<br />

die Interessen unseres Verbandes in <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit. Von Anfang an waren wir<br />

darauf bedacht, mit dem <strong>BdA</strong> zusammenzuarbeiten.<br />

Schwierig war es, über<br />

die ehemaligen Grenzen innerhalb Berlins<br />

hinweg Kontakte zu an<strong>der</strong>en Organisationen<br />

aufzunehmen und zu pfl egen.<br />

Trotzdem war <strong>der</strong> Vorstand bestrebt, mit<br />

allen demokratischen Parteien <strong>der</strong> Stadt<br />

und mit den Verfolgtenorganisationen<br />

in einen regelmäßigen Gedankenaustausch<br />

zu treten, unseren Standpunkt<br />

deutlich zu machen und Gemeinsamkeiten<br />

zu fi nden.<br />

Wir legten viel Wert auf den Erhalt, die<br />

Pfl ege und einen würdigen Umgang<br />

mit den Gedenkstätten sowie auf Gespräche<br />

mit Jugendlichen. Die (ehrenamtliche)<br />

Geschichtskommission konnte<br />

ein mehrbändiges Lexikon des <strong>Berliner</strong><br />

antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standes <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit übergeben. Es erscheint<br />

ab dem Jahre 2007 in einer überarbeiteten<br />

Neuaufl age. Auch weitere Veröffentlichungen<br />

dienten <strong>der</strong> Vermittlung<br />

des Wissens über das dunkelste Kapitel<br />

deutscher Geschichte. Wir haben damit<br />

an den Wi<strong>der</strong>stand erinnert und des<br />

Leids <strong>der</strong> Verfolgten gedacht. Im Mittelpunkt<br />

unserer Bemühungen stand,<br />

die Nachkommenden mit Erfahrungen<br />

auszurüsten, dass sie künftigen Gefährdungen<br />

<strong>der</strong> Demokratie entgegentreten<br />

können.<br />

Einen wesentlichen Mangel hatte unsere<br />

Arbeit: Sie beschränkte sich nur auf<br />

unsere Mitglie<strong>der</strong>. Es gelang uns nicht,<br />

den notwendigen stabilen Bogen zu<br />

an<strong>der</strong>en antifaschistischen Kräften und<br />

Organisationen zu schlagen. Unsere Tätigkeit<br />

beschränkte sich im wesentlichen<br />

auf den Ostteil Berlins.<br />

Mit <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />

im November 2005 ist dies nun an<strong>der</strong>s<br />

geworden. Die organisatorischen Voraussetzungen<br />

für eine wirkungsvolle<br />

politische Kraft gegen Faschismus und<br />

Neo faschismus sind gegeben. Jetzt<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> BV VdN mit ihrem Vorsitzenden Fred Löwenberg (links) auf einer<br />

Fahrt zur Gedenkstätte Neuengamme im November 2001.<br />

kommt es darauf, sie auch zu nutzen.<br />

Und <strong>der</strong> Faschismus ist nicht nur ein<br />

Verbrechen, er ist auch und vor allem<br />

eine politische Größe, die unter gegebenen<br />

Umständen wie<strong>der</strong> in den Sattel<br />

gehoben werden kann, weil er sozial Benachteiligten<br />

ein Trugbild bietet und damit<br />

auch in <strong>der</strong> Lage ist, Herrschenden<br />

die Macht zu sichern. Wir haben diese<br />

Gefahr erlebt. Tun wir alles, das für alle<br />

Zeiten zu verhin<strong>der</strong>n!<br />

Kurt Langendorf<br />

13


Für eine antifaschistische Politik<br />

Die Westberliner <strong>VVN</strong> zwischen Ausgrenzung, Öff nung und Aufbruch<br />

Die Aufl ösung <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> in <strong>der</strong> DDR und im<br />

Osten Berlins Mitte Februar 1953 stellte<br />

die <strong>VVN</strong> im Westen Berlins durch den<br />

Wegfall <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> Leitungs- und Arbeitsstrukturen<br />

vor erhebliche Probleme.<br />

Zunächst führten die Westberliner Bezirksverbände<br />

ihre Tätigkeit weiter, dann<br />

übernahm bis zur Delegiertenkonferenz<br />

am 31. Mai 1953 eine provisorische Leitung<br />

die Arbeit.<br />

Politische Ausgrenzung<br />

Im Klima des Kalten Krieges, insbeson<strong>der</strong>e<br />

unter dem Charakter <strong>der</strong> »Frontstadt«<br />

Berlin, wurde <strong>VVN</strong>-Mitglie<strong>der</strong>n<br />

mit <strong>der</strong> Behauptung, »Anhänger eines<br />

totalitären Systems« zu sein, vom Senat<br />

die Anerkennung als Opfer des Faschismus<br />

und Entschädigungszahlungen als<br />

Verfolgte abgesprochen. Diese Verfolgung<br />

und Ausgrenzung konnte um so<br />

leichter gelingen, da die Ost-West-Konfrontation,<br />

wie im Artikel von Elke Reuter<br />

beschrieben, keine Zwischentöne mehr<br />

zuließ, son<strong>der</strong>n nur noch ein »Entwe<strong>der</strong>-<br />

O<strong>der</strong>«.<br />

War die Mitglie<strong>der</strong>zahl <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> in<br />

Westberlin schon im Rahmen <strong>der</strong> gesellschaftspolitischenAuseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

<strong>der</strong> vorangegangenen Jahre<br />

stark zurückgegangen, so machte diese<br />

»Stockschläge-auf-den-Magen«-Politik,<br />

wie sie <strong>der</strong> damalige Innensenator<br />

Lipschitz (SPD) nannte, vielen Mitglie<strong>der</strong>n<br />

Angst, dass sie allein wegen ihrer<br />

Organisierung in <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> ihren Arbeitsplatz<br />

<strong>o<strong>der</strong></strong> die Rentenzahlung verlieren<br />

könnten, und sie führte zu großer Verunsicherung<br />

und Existenzangst. Vielen<br />

Mitglie<strong>der</strong>n wurde die Lebensgrundlage<br />

im Westteil entzogen, und bei vielen<br />

sank <strong>der</strong> Mut, sich öffentlich zur <strong>VVN</strong> zu<br />

bekennen, was zu Austritten und einer<br />

empfi ndlichen Schwächung <strong>der</strong> Organisation<br />

führte und eine Verengung des<br />

politischen Spektrums bedeutete. Tatsächlich<br />

war damit eine kommunistische<br />

Dominanz in <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> eingetreten, die<br />

erst nach <strong>der</strong> Öffnung <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> 1977 zum<br />

»Verband <strong>der</strong> Antifaschisten« allmählich<br />

zurückging.<br />

September 1963: In <strong>der</strong> Gedenkstätte Plötzensee entfernen Polizisten Schleifen<br />

von den dort nie<strong>der</strong>gelegten Kränzen. Foto: Archiv<br />

Gedenken und Erinnern<br />

Die von <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> durchgeführten Gedenkveranstaltungen<br />

für die Opfer des<br />

Faschismus am zweiten Sonntag im<br />

September wurden in den 50er- und<br />

60er-Jahren wie<strong>der</strong>holt behin<strong>der</strong>t. Im<br />

September 1963 zwangen Polizisten<br />

die Teilnehmer schon am Eingang zur<br />

Gedenkstätte Plötzensee, die Schleifen<br />

von den Kränzen zu entfernen. Später<br />

hefteten die Teilnehmer diese Schleifen<br />

wie<strong>der</strong> an die Kränze, worauf die Polizei<br />

sie herunterriss. In den 70er- und 80er-<br />

Jahren wurden die Gedenkveranstaltungen<br />

<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> in Plötzensee von einem<br />

breiten Bündnis getragen.<br />

Der <strong>Berliner</strong> Verfolgtenverband begrüßte<br />

den Aufbau von Mahn- und<br />

Gedenkstätten auf dem Gelände ehe-<br />

maliger Konzentrationslager des Nazi-<br />

Regimes. Zahlreiche <strong>VVN</strong>-Mitglie<strong>der</strong><br />

nahmen an den Eröffnungsfeiern in den<br />

Gedenkstätten Buchenwald (1958), Ravensbrück<br />

(1959) und Sachsenhausen<br />

(1961) teil. Es waren bewegende Augenblicke,<br />

als sich nach Jahren Überlebende<br />

des Konzentrationslagers Ravensbrück<br />

wie<strong>der</strong>sahen und sich in die<br />

Arme schlossen. <strong>VVN</strong>-Mitglie<strong>der</strong>, Überlebende<br />

aus den Konzentrationslagern,<br />

die das Lagerleben und den Terror <strong>der</strong><br />

SS mit grausamen Schikanen in Sachsenhausen<br />

erlebt hatten, berichteten in<br />

zahlreichen Begegnungen jungen Menschen<br />

über ihre Erlebnisse und auch<br />

über die Solidarität <strong>der</strong> Häftlinge. Der<br />

Kampf um die Wie<strong>der</strong>gutmachung an<br />

den Opfern des Siemens-Zwangsarbeitslagers<br />

im KZ Ravensbrück wurde<br />

1997 von jungen Antifaschistinnen und<br />

Antifaschisten im »Aktionsbündnis 150<br />

Jahre Siemens – Entschädigung jetzt«,<br />

in dem auch die <strong>VVN</strong>-VdA aktiv vertreten<br />

war, aufgegriffen.<br />

Öff nung<br />

Ein wichtiger Einschnitt in <strong>der</strong> Geschichte<br />

<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> war 1977 die Öffnung <strong>der</strong><br />

Vereinigung zum »Verband <strong>der</strong> Antifaschisten«.<br />

Westberliner, die we<strong>der</strong> Nazi-Verfolgte,<br />

Hinterbliebene <strong>o<strong>der</strong></strong> Wi<strong>der</strong>standskämpfer<br />

waren, insbeson<strong>der</strong>e<br />

jüngere Antifaschistinnen und Antifaschisten<br />

schlossen sich nun <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> an.<br />

Die historische Erfahrung <strong>der</strong> Zeitzeugen<br />

verband sich mit <strong>der</strong> politischen Motivation<br />

und Überzeugung neuer Mitglie<strong>der</strong>,<br />

antifaschistische Arbeit zu leisten und<br />

brachte einen neuen Aufschwung in die<br />

Organisation.<br />

Doch die Integration <strong>der</strong> neuen Mitglie<strong>der</strong><br />

in die politische Arbeit war ein<br />

schwieriger und mühsamer Prozess.<br />

Wi<strong>der</strong>stände und Misstrauen gegen<br />

die »Neuen« galt es bei so manchem<br />

älteren Kameraden <strong>o<strong>der</strong></strong> Kameradin zu<br />

überwinden, und nur in einem gemeinsamen<br />

Lernprozess war es möglich, die<br />

Vorbehalte aufzubrechen. Zunächst kam<br />

man wöchentlich zur »Jugendgruppe«<br />

zusammen. Viele Ideen für politische<br />

Aktivitäten wurden entwickelt und in<br />

die Tat umgesetzt, wie Veranstaltungen<br />

zum »Wi<strong>der</strong>stand im Arbeitersport« <strong>o<strong>der</strong></strong><br />

zum Majdanek- und Lischka-Prozess,4<br />

14 Nr. 37


Flugblattaktionen, Mahnwachen in Erinnerung<br />

an Hiroshima am 6. August<br />

an <strong>der</strong> Gedächtniskirche, Fahrten nach<br />

Sachsenhausen <strong>o<strong>der</strong></strong> Bildungsabende<br />

zu Themen wie: »Faschismus und bürgerliche<br />

Gesellschaft«.<br />

Gemeinsam mit älteren Kameradinnen<br />

und Kameraden traten die neuen Mitstreiter<br />

bei Veranstaltungen an<strong>der</strong>er<br />

Organisationen auf, stellten Info- und<br />

Büchertische auf, standen Verfolgte des<br />

Naziregimes und die Jungen gegen Nazitreffen,<br />

gegen auslän<strong>der</strong>feindliche und<br />

rassistische Übergriffe zusammen.<br />

Schon bald übernahmen die jüngeren<br />

Mitglie<strong>der</strong> Funktionen und Verantwortlichkeiten<br />

innerhalb <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-VdA. Auch<br />

die Galerie Olga Benario ist ein Kind dieser<br />

Öffnung.<br />

Gegen das Vergessen<br />

Die Arbeit in den Bezirken galt <strong>der</strong> Betreuung<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> und dem Kampf<br />

um ihre Wie<strong>der</strong>anerkennung als Opfer<br />

des Faschismus. Hinzu kam die Pfl ege<br />

<strong>der</strong> Gräber und Gedenktafeln, die oft<br />

mehrfach entfernt und beschmiert wurden.<br />

Immer wie<strong>der</strong> wandte sich die <strong>VVN</strong><br />

gegen das politische und historische<br />

»Vergessen« und bemühte sich, die<br />

Geschichte des antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standes<br />

in seiner ganzen politischen<br />

Breite zu vermitteln und über faschistische<br />

Verbrechen und die Täter aufzuklären.<br />

In einem sich verän<strong>der</strong>nden gesellschaftlichen<br />

Klima gelang es <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>,<br />

eine wichtige Stimme des Antifaschismus<br />

in außerparlamentarischen Bewegungen<br />

zu werden.<br />

Frauen und Männer aus dem Wi<strong>der</strong>stand<br />

nahmen nunmehr über Ausstellungen,<br />

Dokumentationen, Publikationen,<br />

vor allem aber als Zeitzeugen<br />

Einfl uss auf das Geschichtsbild eines<br />

Teils <strong>der</strong> jüngeren Generation. Auch <strong>der</strong><br />

von <strong>der</strong> Schulsenatorin Laurin (CDU) initiierte<br />

Senatsbeschluss, im Jahre 1982<br />

in Schulen und Jugendgruppen keine<br />

<strong>VVN</strong>-Zeitzeugen mehr auftreten zu lassen,<br />

konnte dies nicht verhin<strong>der</strong>n.<br />

In <strong>der</strong> Jugend wuchs das Bedürfnis,<br />

mehr über die jüngste Geschichte zu erfahren.<br />

Die Gedenk- und Besichtigungsfahrten<br />

des Landesjugendringes mit<br />

<strong>VVN</strong>-Zeitzeugen durchbrachen die politische<br />

Ausgrenzung gegen die <strong>VVN</strong>-VdA<br />

und trugen dazu bei, dass nach einem<br />

von <strong>der</strong> Alternativen Liste eingebrachten<br />

Beschluss im Abgeordnetenhaus vom<br />

27. Juni 1985 <strong>VVN</strong>-Zeitzeugen wie<strong>der</strong><br />

Nr. 37<br />

Januar 1988: mit <strong>der</strong> Gruppe »Sorgenhobel«, links am Mikrofon Wolfgang Szepansky,<br />

rechts Erich Ackermann. Foto: Henschel<br />

von Schulklassen und Jugendgruppen<br />

eingeladen werden konnten. Nicht zuletzt<br />

war auch ein Ergebnis dieses zähen<br />

Ringens, dass ein Entschädigungsfonds<br />

für Naziverfolgte, denen in den 50er-<br />

Jahren wegen ihrer <strong>VVN</strong>- <strong>o<strong>der</strong></strong> SED-Zugehörigkeit<br />

die Entschädigung entzogen<br />

worden war, geschaffen wurde.<br />

Die Aufarbeitung <strong>der</strong> bezirklichen Geschichte<br />

von Verfolgung und Wi<strong>der</strong>stand<br />

während <strong>der</strong> Nazidiktatur war in den<br />

80er-Jahren wesentlicher Bestandteil<br />

antifaschistischer Arbeit <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-VdA.<br />

Sie fand viel Zuspruch. In einigen Bezirken<br />

wurden Ausstellungen und Broschüren<br />

unter Einbeziehung von Mitglie<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> erarbeitet. Im Herbst 1981<br />

veröffentlichte ein Autorenkollektiv unter<br />

Leitung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>standskämpfer Emil<br />

Ackermann und Wolfgang Szepansky<br />

die mit jungen Antifaschisten erarbeitete<br />

Broschüre »Erlebte Geschichte – Arbeiterbewegung<br />

und antifaschistischer Wi<strong>der</strong>stand<br />

in Tempelhof«. Dieser ersten<br />

Bezirksbroschüre folgten weitere: 1983<br />

in Reinickendorf und Wilmersdorf, 1984<br />

Tempelhof, dann Kreuzberg, Steglitz und<br />

1987 in Neukölln und eigene Ausstellungen<br />

zum Wi<strong>der</strong>standskampf.<br />

Für das im Rahmen <strong>der</strong> 750-Jahr-Feier<br />

Berlins im Jahre 1987 ausgeschriebene<br />

»<strong>Berliner</strong> Gedenktafelprogramm« zur<br />

Ehrung namhafter Bürger und Bürgerinnen<br />

in den Bezirken brachte die <strong>VVN</strong><br />

zahlreiche Vorschläge zur Ehrung hingerichteter<br />

Wi<strong>der</strong>standskämpferinnen und<br />

-kämpfer ein.<br />

International<br />

Unsere Organisation war Mitglied <strong>der</strong><br />

Internationalen För<strong>der</strong>ation <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>standskämpfer<br />

(FIR), und <strong>der</strong> langjährige<br />

Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-VdA, Heinz<br />

Schrö<strong>der</strong>, war Mitglied des Büros <strong>der</strong><br />

FIR. Als 1983 die Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

um die Gestaltung des Geländes des<br />

ehemaligen Prinz-Albrecht-Palais, <strong>der</strong><br />

berüchtigten Gestapo-Zentrale, begannen,<br />

erfuhr die <strong>VVN</strong>-VdA als Mitglied<br />

des »Aktiven Museums« die praktische<br />

Unterstützung <strong>der</strong> FIR. Sie unterstützte<br />

in Briefen an den Regierenden Bürgermeister<br />

Westberlins und an den Bezirksbürgermeister<br />

von Kreuzberg die For<strong>der</strong>ung<br />

nach <strong>der</strong> Errichtung einer ständigen<br />

Ausstellung auf dem ehemaligen Gestapo-Gelände.<br />

Krise, Umbruch, Aufbruch<br />

Die »Wende« brachte einschneidende<br />

Verän<strong>der</strong>ungen für die <strong>VVN</strong>-VdA, nachdem<br />

die fi nanzielle Unterstützung, die<br />

<strong>der</strong> Verband aus <strong>der</strong> DDR erhalten hatte,<br />

entfi el. Ein kollektiv arbeiten<strong>der</strong> Vorstand<br />

übernahm die Geschäfte. Die Organisation<br />

musste angesichts fehlen<strong>der</strong> Zuschüsse,<br />

zurückgehen<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>zahlen<br />

und politischer Resignation fi nanziell<br />

und politisch auf eine neue Basis gestellt<br />

werden. Lebhafte Kontakte entstanden<br />

zu den im Jahre 1990 in Ostberlin entstandenen<br />

Basisgruppen des Bundes<br />

<strong>der</strong> Antifaschisten (<strong>BdA</strong>). Es war zugleich<br />

ein mühsamer Prozess <strong>der</strong> Annäherung,<br />

<strong>der</strong> zahlreiche Diskussionen zu<br />

auseinan<strong>der</strong>gehenden Einschätzungen<br />

und Positionen einschloss, entstanden<br />

aufgrund von unterschiedlichen Erfahrungen.<br />

Jedoch fanden wir zusammen.<br />

Die <strong>VVN</strong>-VdA gehört als Kreisorganisation<br />

<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> an, die wie<strong>der</strong>um<br />

ein Landesverband <strong>der</strong> bundesweit<br />

organisierten Vereinigung <strong>der</strong> Verfolgten<br />

des Naziregimes-Bund <strong>der</strong> Antifaschisten<br />

ist. <<br />

Peter Wegner<br />

15


Kampagnen-Abschlussveranstaltung in <strong>der</strong> KulturBrauerei im November 2007. Für gute Stimmung sorgen u. a. Autor<br />

Matthias Wedel (Mitte) und die Gruppe Mellow Mark (rechts). Fotos: G. Senft<br />

NPD-Verbot – jetzt erst recht!<br />

Mehr als 175.000 Unterschriften im Januar an Bundestagsabgeordnete übergeben<br />

»Unsere Aufgabe ist, über alle Parteien,<br />

Bekenntnisse und Abstammungen hinweg<br />

eine Vereinigung <strong>der</strong> Menschen zu<br />

schaffen, die warnen, die aufpassen, die<br />

den Zeigefi nger heben, und die schreien,<br />

und die notfalls mit allen Mitteln <strong>der</strong><br />

Kraft, <strong>der</strong> Zahl und <strong>der</strong> Überzeugung,<br />

die sie verkörpern, <strong>der</strong> Welt zeigen, wie<br />

notwendig es ist, den Nazismus zu bekämpfen«,<br />

erklärte Hans Mayer (1907-<br />

2001), erster Landesvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>VVN</strong> Hessen, auf <strong>der</strong> »Gründungskonferenz«<br />

<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> im März 1947.<br />

Ganz in diesem Sinne haben Kreisvereinigungen<br />

und Landesverbände <strong>der</strong><br />

<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> im letzten Jahr auf vielfältige<br />

Art und Weise an die 60 Jahre zurückliegende<br />

Gründung ihrer Organisation erinnert.<br />

Wohl am eindrucksvollsten durch<br />

die bundesweite Kampagne »nonpd<br />

– NPD-Verbot jetzt!«. Mitglie<strong>der</strong> unserer<br />

Organisation haben – unterstützt von<br />

vielen jungen Menschen, Gewerkschaftern,<br />

Kirchengemeinden und Einzelpersonen<br />

– im Zeitraum vom 27. Januar bis<br />

zum 9. November bundesweit mehr als<br />

175.000 Unterschriften unter einen Brief<br />

an die Abgeordneten des Deutschen<br />

Bundestages gesammelt. Darin werden<br />

diese aufgefor<strong>der</strong>t, ein neues Verbotsverfahren<br />

gegen die NPD einzuleiten.<br />

Viele interessante Gespräche konnten<br />

wir führen. Wir konnten als Organisation<br />

neue Bündnispartner fi nden und manches<br />

neue Mitglied auch.<br />

Unser politisches Minimalziel – die<br />

Öffentlichkeit für das Thema erneut zu<br />

sensibilisieren – wurde erreicht. Das Maximalziel<br />

– ein konkretes Verbotsverfahren<br />

tatsächlich anzustoßen – ist näher<br />

gerückt. Die Kampagne ist weit über die<br />

Grenzen unserer Organisation hinaus<br />

bekannt geworden. Das ursprüngliche<br />

Ziel – 100.000 Unterschriften zu sammeln<br />

– erschien noch im Januar gewagt,<br />

im Juli war es erreicht und wir setzten<br />

noch einmal 50.000 drauf. Am Ende<br />

waren es 175.445 Unterschriften, die<br />

am 12. Dezember auf den Stufen des<br />

Reichstages, begleitet von spontanem<br />

Applaus warten<strong>der</strong> Besucher, Abgeordneten<br />

übergeben wurden.<br />

Der <strong>Berliner</strong> Landesverband war aktiv<br />

beteiligt: mit einer aufsehenerregenden<br />

Aktion am Beginn <strong>der</strong> Kampagne vor<br />

dem Reichstag, mit fl eißigen Sammlern<br />

und Gesprächspartnern bei Diskussionen,<br />

mit Helfern beim Versand <strong>der</strong><br />

Kampagnematerialien und beim Zählen<br />

<strong>der</strong> Unterschriften, durch Mitarbeit in <strong>der</strong><br />

Kampagneleitung, durch Spenden zur<br />

Finanzierung <strong>der</strong> Kampagne.<br />

Das war’s? Noch lange nicht! Wir werden<br />

keine Ruhe geben, bis die NPD von<br />

<strong>der</strong> Bildfl äche verschwunden ist und mit<br />

ihr alle an<strong>der</strong>en neofaschistischen Or-<br />

12. Dezember: Kartons mit den 175.445 Unterschriften auf dem direkten Weg<br />

in den Bundestag Foto: Haseloff<br />

ganisationen. Mehr als 175.000 Unterschriften<br />

sind auch eine Auffor<strong>der</strong>ung,<br />

nicht nachzulassen in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit rassistischem, antisemitischem,<br />

antiislamischem, völkischem<br />

Gedankengut. In Berlin demonstrierten<br />

NPD und die ihr nahestehenden »Kameraden«<br />

Ende letzten Jahres fast im<br />

Wochentakt. Es besteht die Gefahr, dass<br />

die NPD zunehmend bis in die Mitte <strong>der</strong><br />

Gesellschaft als Diskussionspartner4<br />

16 Nr. 37


Auf einen guten Weg gebracht<br />

Delegiertenversammlung <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> zog nach <strong>der</strong> Verschmelzung Bilanz<br />

Turnusgemäß fand am 24. November<br />

2007 die Delegiertenversammlung unserer<br />

<strong>Berliner</strong> Organisation statt. Es war<br />

die erste nach <strong>der</strong> Verschmelzung <strong>der</strong><br />

beiden antifaschistischen Organisationen<br />

2005 und es galt festzustellen, ob<br />

die Erwartungen an diese Vereinigung<br />

sich erfüllt hatten. Im Tätigkeitsbericht<br />

des Landesvorstandes wurde dazu festgestellt:<br />

Das Zusammengehen war ein<br />

wichtiger Schritt zur Stärkung <strong>der</strong> Aktionsfähigkeit<br />

unserer Kräfte im Land<br />

Berlin. Im Berichtszeitraum wurden die<br />

sich aus dem Verschmelzungsvertrag<br />

ergebenden Aufgaben – so beson<strong>der</strong>s<br />

beim Miteinan<strong>der</strong> <strong>der</strong> beiden Organisationen<br />

an <strong>der</strong> Basis sowie die wachsende<br />

Wahrnehmung in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

– erreicht. Die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />

anerkannt wird, dass Faschismus nicht<br />

mehr als Verbrechen, son<strong>der</strong>n als Meinungsäußerung<br />

wahrgenommen wird.<br />

Wir können davon ausgehen, dass sich<br />

die NPD 2008 politisch, organisatorisch<br />

und fi nanziell weiter festigen wird. Es ist<br />

abzusehen, dass sie ihre Parteistrukturen<br />

weiter ausbauen und mit Wahlerfolgen<br />

ihre fi nanzielle Lage weiter verbessern<br />

wird.<br />

Dem entgegen steht <strong>der</strong> Ruf nach einem<br />

Verbot, das auch die Gewerkschaft<br />

ver.di, die IG Metall und die SPD auf ihren<br />

Kongressen for<strong>der</strong>t. Die Formierung<br />

in den Reihen <strong>der</strong> Innenminister <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />

pro Verbot macht Fortschritte. Es ist<br />

möglich, dass es im nächsten Jahr zu<br />

Nr. 37<br />

ist im Vereinsregister eingetragen. Vom<br />

Finanzamt wurde die Gemeinnützigkeit<br />

bescheinigt. Schwerpunkte <strong>der</strong> Tätigkeit<br />

waren einmal unsere ureigene Enklave<br />

<strong>der</strong> Gedenk- und Erinnerungsarbeit, <strong>der</strong><br />

aktive Beitrag des Landesverbandes zu<br />

<strong>der</strong> vorläufi g abgeschlossenen Kampag-<br />

Erste Delegiertenkonferenz nach <strong>der</strong> Verschmelzung. Foto: J. Harnisch<br />

ne zum Verbotsantrag gegen die NDP<br />

sowie die Teilnahme an Aktionen aller Art<br />

gegen neofaschistische Auftritte. Zu den<br />

Schwachpunkten unserer Organisation<br />

gehören die zunehmende Überalterung<br />

unseres Mitglie<strong>der</strong>bestandes sowie die<br />

allmählich schmaler werdende fi nanzielle<br />

Basis. Gewinnung neuer Mitstreiter<br />

sowie die Erarbeitung einer den zukünftigen<br />

Erfor<strong>der</strong>nissen entsprechenden<br />

Beitragsordnung sollten deshalb vom<br />

neuen Vorstand beson<strong>der</strong>s beachtet<br />

einer Entscheidung kommt, ob ein Verfahren<br />

eingeleitet wird. Im Bundestag<br />

möchte man dies wohl lieber vertagen<br />

bis nach <strong>der</strong> Wahl 2009.<br />

Unser Kampagne-Motto war in aller<br />

Munde – und ist es immer noch. So erst<br />

jüngst am Rande einer BVV-Sitzung<br />

in Lichtenberg. Die NPD-Fraktion beantragte,<br />

einen nach dem antifaschistischen<br />

Wi<strong>der</strong>standskämpfer Anton<br />

Saefkow benannten Platz nach dem Faschisten<br />

Waldemar Pabst umzubenennen.<br />

Er hatte den Befehl zum Mord an<br />

Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg<br />

gegeben. Gegen diese Provokation demonstrierten<br />

100 Antifaschistinnen und<br />

Antifaschisten vor und im Sitzungssaal.<br />

werden. Sowohl <strong>der</strong> Tätigkeitsbericht<br />

als auch <strong>der</strong> Finanzbericht und <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Kassenprüfer wurden akzeptiert. In <strong>der</strong><br />

sachlichen und konstruktiven Diskussion<br />

sprachen Vertreter <strong>der</strong> einzelnen Mitgliedsvereine<br />

zu Fragen wie:<br />

• geplantes Gedenkstättengesetz <strong>der</strong><br />

BRD und unser möglicher Beitrag gegen<br />

den dort enthaltenen Geschichtsrevisionismus;<br />

• Probleme <strong>der</strong> noch bestehenden drei<br />

Ehrenhaine in Berlin und ihrer Erhaltung;<br />

• weiteres Zusammenwachsen <strong>der</strong> gemeinsamen<br />

Organisation;<br />

• Projekt für eine Ausstellung und Verlegung<br />

von 50 Stolpersteinen zum Arbeiterwi<strong>der</strong>stand<br />

um die Jacob-Saefkow-Bästlein-Gruppe.<br />

Ich denke, wir können mit kritischem<br />

Optimismus an unsere zukünftige Arbeit<br />

gehen.<br />

Erika Rathmann,<br />

<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Lichtenberg e.V.<br />

In den neuen Vorstand<br />

wurden gewählt:<br />

Hans Coppi<br />

Kurt Langendorf<br />

Michael Landmann<br />

Wilhelm Girod<br />

Peter Wegner<br />

Markus Tervooren<br />

Gisela Lingenberg<br />

Der Antrag wurde von allen demokratischen<br />

Parteien geschlossen zurückgewiesen.<br />

Im Januar wollen Neonazis<br />

parallel zur traditionellen Luxemburg-<br />

Liebknecht-Ehrung <strong>der</strong>en Mör<strong>der</strong> mit<br />

einem Aufmarsch im Weitling-Kiez feiern.<br />

Das darf nicht zugelassen werden!<br />

Wir sollten gemeinsam über ein Nachfolgeprojekt<br />

unserer erfolgreichen Kampagne<br />

nachdenken. Dazu gehört auch die<br />

Diskussion über Strategien zur Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem Neofaschismus<br />

und über gesellschaftliche Verhältnisse,<br />

die ihn beför<strong>der</strong>n. Der Bundeskongress<br />

<strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> im Mai in Berlin ist sicher<br />

ein guter Anlass, ein neues Projekt auf<br />

den Wege zu bringen.< (ml)<br />

17


Bil<strong>der</strong> gegen Rechtsextremismus<br />

Klaus Staeck: Faschismus und rassistische Gewalt müssen geächtet werden<br />

»... Ihr müsst und Ihr werdet das schaffen,<br />

wir Älteren können nur helfen. Das,<br />

was wir hier in Euren Wettbewerbsbeiträgen<br />

sehen, zeigt allen, die es sehen<br />

wollen, Ihr wollt Euch nicht abfi nden mit<br />

Faschismus und faschistischer Gewalt,<br />

Ihr wollt vorgehen gegen die Menschenverachtung<br />

und den Hass dieser ewig<br />

Gestrigen, und Ihr werdet es schaffen,<br />

dass sich Menschlichkeit und Mitein-<br />

an<strong>der</strong> durchsetzen«. Mit diesen Worten<br />

eröffnete <strong>der</strong> von den »Bil<strong>der</strong>n gegen<br />

Rechtsextremismus und Gewalt« sichtlich<br />

ebenso angerührte wie beeindruckte<br />

Jury-Vorsitzende Professor Klaus<br />

Staeck die Auszeichnungsrunde dieses<br />

Nachmittags am 19. September 2007 in<br />

<strong>der</strong> KULTschule.<br />

Klaus Staeck, Präsident <strong>der</strong> Akademie<br />

<strong>der</strong> Künste, nennt sich selbst Grafi ker<br />

und Fotomonteur, und die Eindringlichkeit,<br />

in <strong>der</strong> er diese Hoffnung wie<strong>der</strong>holt<br />

äußerte bei seiner Laudatio für die<br />

Preisträger des Wettbewerbs, macht<br />

deutlich, was diesen Künstler antreibt;<br />

sie macht deutlich, wie sehr er mit den<br />

Grenzen seiner Kunst ha<strong>der</strong>t hinsichtlich<br />

ihrer Möglichkeiten, wesentliche gesellschaftliche<br />

Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Ächtung<br />

menschenverachten<strong>der</strong> Ideologien wie<br />

des Faschismus und Neonazismus zu<br />

bewirken. Und sie macht deutlich, dass<br />

er diese Kunst über den Zweifel hinweg<br />

ausübt und vielfältig in die Gesellschaft<br />

hineinwirkt.<br />

Der politische Mensch Klaus Staeck,<br />

<strong>der</strong> Akademiepräsident, verlangt von<br />

sich und von jedem an<strong>der</strong>en, in dieser<br />

Sache immer und immer wie<strong>der</strong> Gesicht<br />

zu zeigen, alles das ganz aktiv zu bekämpfen,<br />

was das Lebensrecht an<strong>der</strong>er<br />

Menschen einschränkt.<br />

An diesem Nachmittag konnte sich<br />

Klaus Staeck wie jede und je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

aus <strong>der</strong> Jury bestätigt fühlen: Hier sind<br />

Lichtenberger Jugendliche, die dieses<br />

Medium Kunst gewählt haben, um ihrem<br />

Willen für eine menschenwürdige<br />

Gesellschaft Ausdruck zu verleihen und<br />

Prof. Klaus Staeck (rechts) mit Wettbewerbsteinehmerinnen.<br />

ihre Bereitschaft manifestieren, das öffentlich<br />

zu tun. Und damit haben sie sich<br />

nicht nur als Bekenner erwiesen, die mit<br />

ihren Ideen und ihrer Kunst eintreten<br />

für Toleranz und Demokratie im gesellschaftlichen<br />

Zusammenleben, sie haben<br />

das auch gut gemacht (Foto). Nicht nur<br />

einmal fi el das Wort »professionell« während<br />

<strong>der</strong> abschließenden Jury-Sitzung,<br />

viele Male hieß es aus <strong>der</strong> Jury heraus<br />

zu Wettbewerbsbeiträgen: emotional,<br />

überzeugend, intelligent, überraschend<br />

eindringlich <strong>o<strong>der</strong></strong> aber – eine Meinung,<br />

die es verdient, ernst genommen zu<br />

werden. Die Jurymitglie<strong>der</strong> haben viele<br />

auszeichnende Worte gefunden, einige<br />

haben Christina Emmrich, Lichtenberger<br />

Bezirksbürgermeisterin und Schirmherrin<br />

des Wettbewerbs, und Klaus Staeck<br />

an die Wettbewerbssieger weitergegeben<br />

– von ihrer Seite immer mit hoher<br />

Wertschätzung, auf Seiten <strong>der</strong> Ausgezeichneten<br />

immer mit großer Freude<br />

empfangen, mit dem Gefühl <strong>der</strong> Bestätigung,<br />

mancher Ausgezeichnete auch<br />

mit zunächst ungläubiger, dann freudiger<br />

Überraschung.<br />

Unser Fazit: Seit April 2007 läuft <strong>der</strong><br />

Wettbewerb »Bil<strong>der</strong> gegen Rechtsextre-<br />

mismus und Gewalt – Schülerinnen und<br />

Schüler zeigen Gesicht« des Lichtenberger<br />

Kulturvereins e. V. in Kooperation mit<br />

Hans-und-Hilde-Coppi-, Georg-Forster-<br />

und Immanuel-Kant-Gymnasium.<br />

Am 10. Juli 2007 waren 94 Arbeiten eingegangen<br />

von etwa 115 Schülern (das<br />

Etwa ergibt sich daraus, dass Arbeiten<br />

als Teamarbeit eingereicht wurden) aus<br />

Coppi-, Kant-, Forster-, Gutenberg-,<br />

Reis- und Linné-Schule. Vom nächsten<br />

Tag an bis zum 31. August haben Jury-<br />

Mitglie<strong>der</strong> die Arbeiten begutachtet und<br />

bewertet. Am 5. September wurden die<br />

Wettbewerbsbeiträge in einer Jury-Sitzung<br />

für die abschließende Jury-Beratung<br />

und Auszeichnungsrunde am 19.<br />

September nominiert und in dieser Reihenfolge<br />

in <strong>der</strong> KULTschule ausgestellt.<br />

Mitgearbeitet haben in <strong>der</strong> Jury Schülerinnen,<br />

Lehrer, Galeristen, die Schriftstellerin<br />

Gisela Steineckert, Professor<br />

Heinrich Fink, Politiker und weitere Persönlichkeiten<br />

und Menschen des öffentlichen<br />

Leben dieser Stadt Berlin.<br />

Zehn Wettbewerbsbeiträge benannte<br />

die Jury an diesem Tag als Preisträger,<br />

»weil sie am überzeugendsten die ganze<br />

Aufmerksamkeit selbst <strong>der</strong> vorübergehenden<br />

Passanten für das Thema wecken<br />

können«.<br />

Der Ausblick: Der Hauptsponsor, die<br />

Ströer Deutsche Städte Medien GmbH,<br />

lässt dieser Tage ein Großplakat entwerfen<br />

und anfertigen, mit dem Preisträgerarbeiten<br />

im Stadtraum Lichtenberg und<br />

Berlin auf 30 großen Werbefl ächen öffentlich<br />

gezeigt werden. Galerieausstellungen<br />

und Lichtinstallationen werden<br />

folgen. Und dafür kommen alle eingereichten<br />

Arbeiten in Frage. Preisgekrönte<br />

Arbeiten und Termine zu Ausstellungen<br />

sowie an<strong>der</strong>en »Events« um den Wettbewerb<br />

fi nden Sie im Internet unter www.<br />

lichtenberger-kulturverein.de.<br />

Denn: Dieser Wettbewerb geht weiter.<br />

Erst die Öffentlichkeit <strong>der</strong> Wettbewerbsbeiträge<br />

erlaubt den Schöpfern<br />

<strong>der</strong> Arbeiten, Gesicht zu zeigen, ihre<br />

Haltung in den gesellschaftlichen Diskurs<br />

um eine lebenswerte Gesellschaft<br />

einzubringen, <strong>der</strong> geführt werden muss<br />

und <strong>der</strong> allein Ideologie und dumpfem<br />

Lagerdenken von NPD und völkischen<br />

Kameradschaften nachhaltig Terrain und<br />

Akzeptanz entziehen wird.<br />

Dietrich Le<strong>der</strong>er<br />

18 Nr. 37


Stolpersteine für Karlshorst<br />

Schüler-Projekte zum Gedenken an ermordete Mitbürger<br />

Um den Ort, an dem man lebt <strong>o<strong>der</strong></strong> zur<br />

Schule geht, zu verstehen, ist es wichtig,<br />

seine Geschichte zu kennen. Nichts<br />

ist schlimmer als kollektives Schweigen.<br />

Glücklicherweise gibt es immer wie<strong>der</strong><br />

Menschen und Initiativen, die sich <strong>der</strong><br />

Geschichte stellen und es sich zur Auf-<br />

gabe gemacht haben, die Verbrechen<br />

<strong>der</strong> Nazidiktatur vor Ort zu benennen.<br />

Die Deportation fand vor Ort statt, die<br />

Menschen hatten eine Wohnung und<br />

einen Namen. Dies macht die Aktion<br />

»Stolpersteine« sichtbar.<br />

In <strong>der</strong> Projektwoche des Coppi-Gymnasiums<br />

im Schuljahr 2006/07 widmete<br />

sich eine Projektgruppe dem Thema:<br />

»Stolpersteine für Karlshorst«. Unterstützt<br />

durch den Verein Licht-Blicke e.V.,<br />

wurde zu den Lebensläufen von vier von<br />

den Nationalsozialisten ermordeten jüdischen<br />

Mitbürgern aus Karlshorst gearbeitet.<br />

Der Theaterpädagoge Steffen<br />

Neupert entwickelte Theaterszenen,<br />

die die Ängste und Nöte <strong>der</strong> jüdischen<br />

Nachbarn anrührend zum Ausdruck<br />

brachten.<br />

Die Schüler äußerten schon bei den<br />

intensiven Proben, wie nahe ihnen die<br />

Nr. 37<br />

Lebensläufe gingen. Selma äußerte: Ich<br />

bekomme richtig Angst, wenn die Gestapo<br />

kommt. Am Sonntag, dem 16.<br />

September 2007, wurden in Karlshorst<br />

24 Stolpersteine eingeweiht.<br />

Schüler <strong>der</strong> Schule verlasen auf einem<br />

Rundgang die Lebensläufe <strong>der</strong> ermor-<br />

Bei <strong>der</strong> Einweihung <strong>der</strong> Stolpersteine in Karlshorst verlesen Schüler Lebensläufe<br />

<strong>der</strong> ermordeten Mitbürger.<br />

deten Mitbürgerinnen und Mitbürger vor<br />

ihrer letzten Karlshorster Wohnung. Die<br />

Abschlussveranstaltung fand am Nachmittag<br />

in <strong>der</strong> Evangelischen Kirche zur<br />

Frohen Botschaft in <strong>der</strong> Weseler Straße<br />

statt. Dort wurden 24 Namen verlesen,<br />

unterbrochen von Klagepsalmen aus <strong>der</strong><br />

Thora. Umrahmt wurde die Veranstaltung<br />

durch ein Violinstück, das eine Schülerin<br />

spielte. Ihr Vater hatte dieses extra für<br />

diese Veranstaltung komponiert.<br />

Mir ging ein Gedanke immer wie<strong>der</strong><br />

durch den Kopf: Was mögen die Nachbarn<br />

in <strong>der</strong> Stolzenfelsstraße 2 nur gedacht<br />

haben, als die Hamburgers das<br />

Haus mit einem Koffer zum letzten Mal<br />

verließen und <strong>der</strong> örtliche NSDAP-Führer<br />

in die Wohnung einzog.<br />

Weitere Informationen unter: www.stolpersteine.com,<br />

www.licht-blicke.org<br />

N. v. Neumann<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />

Der Vorstand<br />

Dr. Hans Coppi, Wilhelm Girod,<br />

Michael Landmann, Prof. Dr. Kurt<br />

Langendorf, Gisela Lingenberg,<br />

Markus Tervooren, Peter Wegner<br />

Die Geschäftsstelle<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>, Franz-Mehring-Platz<br />

1, 10243 Berlin, Telefon:<br />

030-29 78 41 78, Fax: 030-29 78<br />

43 78, e-Mail: berlin@vvn-bda.org,<br />

Internet: http://berlin.vvn-bda.org<br />

Die Geschäftszeiten<br />

Dienstag bis Donnerstag<br />

10.00 Uhr bis 14.00 Uhr<br />

Die Glie<strong>der</strong>ungen<br />

als VdN-Bezirksorganisationen<br />

Hellersdorf/Marzahn, Lichtenberg,<br />

Mitte, Pankow, Prenzlauer Berg,<br />

Weißensee/Hohenschönhausen,<br />

8. Mai<br />

als Kreisvereinigungen<br />

<strong>BdA</strong> Hohenschönhausen/<br />

Weißensee e.V.,<br />

<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Köpenick e.V.,<br />

<strong>BdA</strong> Lichtenberg e.V.,<br />

<strong>BdA</strong> Treptow e.V.,<br />

<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Friedrichshain-Mitte-<br />

Kreuzberg e.V.,<br />

<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Berlin-Pankow e.V.,<br />

<strong>VVN</strong>-VdA e.V. mit den lokalen Gruppen<br />

Reinickendorf, Südwest (S)<br />

als korporative Mitglie<strong>der</strong><br />

Antifaschistische Initiative Moabit<br />

ist das Informationsblatt<br />

<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />

und erscheint vierteljährlich. Die Abgabe ist<br />

kostenlos.<br />

Anschrift: <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> e.V.,<br />

Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin,<br />

Tel.: 030-29 78 41 78,<br />

Fax: 030-29 78 43 78,<br />

mail: berlin@vvn-bda.org<br />

Redaktion: Dr. Hans Coppi, Jutta Harnisch,<br />

Prof. Dr. Kurt Langendorf<br />

Satz und Layout: Juliane Haseloff<br />

Druck: Union Druckerei Berlin<br />

Namentlich gezeichnete Beiträge müssen<br />

nicht dem Standpunkt des Herausgebers und<br />

<strong>der</strong> Redaktion entsprechen.<br />

19


Ein Stolperstein für Olga Benario zum 100.<br />

Vor dem Hauseingang Innstraße 24 in Neukölln wird an die Antifaschistin erinnert<br />

In <strong>der</strong> Galerie Olga Benario gab es schon<br />

lange die Idee, mit einem Stolperstein<br />

an ihre Namensgeberin zu erinnern. Zunächst<br />

gab es das Problem, dass es im<br />

Bezirk Neukölln noch keine Regelung für<br />

die Verlegung von Stolpersteinen gab.<br />

Nun konnte das Vorhaben gerade noch<br />

rechtzeitig zum 100. Geburtstag von Olga<br />

Benario am 12. Februar 2008 realisiert<br />

werden.<br />

Am 10. Dezember 2007 hat Gunter<br />

Demnig in <strong>der</strong> Innstraße 24 in Neukölln<br />

den Stolperstein für Olga Benario verlegt.<br />

In <strong>der</strong> Innstraße 24 war Olga Benario<br />

bereits am 30. September 1926 verhaftet<br />

worden. Anfang 1925 war sie als 16-<br />

Jährige aus ihrer Geburtsstadt München<br />

ins rote Neukölln gekommen, um hier<br />

im Kommunistischen Jugendverband<br />

mitzuarbeiten. In <strong>der</strong> Innstraße lebte sie<br />

mit ihrem Freund Otto Braun zusammen,<br />

<strong>der</strong> für den Sicherheitsapparat <strong>der</strong> KPD<br />

tätig war.<br />

Am 11. April 1928 gelang es Olga Benario,<br />

die nach zwei Monaten auf Kaution<br />

aus <strong>der</strong> Untersuchungshaft freigelassen<br />

wurde, mit Unterstützung weiterer Genossen<br />

Otto Braun aus <strong>der</strong> U-Haftanstalt<br />

Moabit zu befreien. Mit dieser Aufsehen<br />

erregenden Befreiungsaktion verhin<strong>der</strong>te<br />

sie den Hochverratsprozess, <strong>der</strong> im<br />

Mai 1928 gegen Braun und sie eröffnet<br />

werden und <strong>der</strong> zu einem erneuten KPD-<br />

Verbot führen sollte. Den beiden gelang<br />

die Flucht in die Sowjetunion. Von dort<br />

begleitete sie 1934 Luis Carlos Prestes<br />

nach Brasilien. Doch die Hoffnungen auf<br />

eine Revolution erfüllten sich nicht.<br />

Olga Benario wurde 1936 an Nazi-<br />

Deutschland ausgeliefert. Ihre Tochter<br />

Geburtsort<br />

Frauengefängnis<br />

14. Februar 2008, 19.00 Uhr: Geburtstag:<br />

27. November, Geburtsort: Frauengefängnis<br />

Barnimstraße. Claudia v. Gélieu<br />

im Gespräch mit Anita Prestes und<br />

Hans Coppi.<br />

Das <strong>Berliner</strong> Frauengefängnis in <strong>der</strong><br />

Barnimstraße verfügte über eine Geburtsstation.<br />

Während <strong>der</strong> NS-Zeit wur-<br />

Die Inschrift des Stolpersteins für<br />

Olga Benario in <strong>der</strong> Innstraße 24<br />

lautet:<br />

Hier wohnte<br />

Olga Benario<br />

Jg. 1908<br />

In Haft seit1936<br />

KZ Ravensbrück 1939<br />

ermordet in<br />

»Heilanstalt« Bernburg<br />

April 1942<br />

Anita Prestes musste sie im 27. November<br />

1936 im <strong>Berliner</strong> Frauengefängnis<br />

Barnimstraße zur Welt bringen.<br />

Dann wurde sie ins KZ-Lichtenburg<br />

verschleppt, 1939 ins KZ Ravensbrück.<br />

Im April 1942 wurde sie wegen ihrer jüdischen<br />

Abstammung zusammen mit<br />

an<strong>der</strong>en Frauen in <strong>der</strong> Gaskammer <strong>der</strong><br />

den dort mehrere hun<strong>der</strong>t Kin<strong>der</strong> geboren.<br />

Am 27. November 1936 brachte<br />

Olga Benario ihre Tochter Anita zur Welt,<br />

am 27. November 1942 Hilde Coppi ihren<br />

Sohn Hans.<br />

Durch eine internationale Kampagne<br />

erreichte Anitas brasilianische Großmutter,<br />

dass ihre Enkelin an sie herausgegeben<br />

wurde. Olga Benario wurde 1942<br />

in <strong>der</strong> Euthanasiemordanstalt Bernburg<br />

als Jüdin und Kommunistin vergast. Ihren<br />

Vater Luiz Carlos Prestes sah Anita<br />

erst 1945 zum ersten Mal. Hans Coppi<br />

Euthanasie-Mordanstalt Bernburg umgebracht.<br />

Seit 1984 erinnert die Galerie<br />

Olga Benario an die engagierte Kommunistin<br />

und Antifaschistin.<br />

Da <strong>der</strong> Termin, vor allem aber die Uhrzeit<br />

für die Verlegung des Stolpersteins<br />

durch den Künstler nur ungefähr bekannt<br />

waren, hat die Galerie beschlossen, die<br />

offi zielle Einweihung am Geburtstag von<br />

Olga Benario zu veranstalten. Dazu wird<br />

auch ihre Tochter Anita Prestes aus Brasilien<br />

erwartet.<br />

Claudia von Gélieu<br />

Veranstaltungen<br />

für Olga Benario<br />

12. Februar 2008 17.00 Uhr: Kundgebung<br />

am Stolperstein für Olga Benario.<br />

Eine gemeinsame Veranstaltung <strong>der</strong><br />

<strong>VVN</strong>-VdA Berlin und <strong>der</strong> Galerie Olga Benario,<br />

Innstr. 24/Ecke Donaustraße, anschließend<br />

Gespräch mit Anita Prestes<br />

in <strong>der</strong> Galerie Olga Benario, Richardstr.<br />

104 (5 Min. von <strong>der</strong> Innstraße).<br />

17. Januar 2008 19.30 Uhr: Eröffnung<br />

<strong>der</strong> Ausstellung zum Leben und Wirken<br />

von Olga Benario in <strong>der</strong> Galerie Olga<br />

Benario. Infos über weitere Veranstaltungen<br />

ab Januar unter www.Galerie-<br />

Olga-Benario.de <strong>o<strong>der</strong></strong> telefonisch: 680<br />

59 387/626 16 51<br />

8. Februar 2008 17.00 Uhr: »Ein Leben<br />

für die Revolution«, Dokumentarfi lm von<br />

Galip Iytanir, 19.00 Uhr Gespräch mit<br />

Claudia v. Gélieu (Galerie Olga Benario),<br />

Museum Neukölln, Ganghoferstr. 3, Anmeldung<br />

Tel. 68 09 25 35.<br />

wuchs bei seinen Großeltern in Berlin<br />

auf. Sein Vater Hans Coppi wurde wenige<br />

Wochen nach <strong>der</strong> Geburt des Sohnes<br />

am 22. Dezember 1942, die Mutter Hilde<br />

Coppi am 5. August 1943 in Plötzensee<br />

hingerichtet.<br />

In dem Gespräch wird <strong>der</strong> Frage nachgegangen,<br />

wie das Schicksal ihrer Eltern<br />

und <strong>der</strong>en Ermordung das Leben von<br />

Anita Prestes und Hans Coppi prägte.<br />

Veranstaltungsort: Haus <strong>der</strong> Demokratie<br />

und Menschenrechte, Robert-Havemann-Saal,<br />

Greifswal<strong>der</strong> Straße 4<br />

20 Nr. 37


Der Anfang von einem schrecklichen Ende<br />

Im Januar vor 75 Jahren: Hitlers Griff nach <strong>der</strong> uneingeschränkten Macht<br />

Der 30. Januar 1933 ist als schwarzer<br />

Tag in die deutsche Geschichte eingegangen:<br />

Hindenburg ernannte den Führer<br />

<strong>der</strong> Nazipartei zum Reichskanzler.<br />

Damit wurde vollzogen, was die deutschen<br />

Eliten mit ihrem reaktionärsten<br />

Flügel spätestens seit 1930 mit zunehmendem<br />

Nachdruck angestrebt hatten.<br />

An<strong>der</strong>erseits knüpften weite Kreise sozial<br />

Benachteiligter angesichts <strong>der</strong> damaligen<br />

Weltwirtschaftskrise, <strong>der</strong> Arbeitslo-<br />

sigkeit und Not, die sie mit sich brachte,<br />

trügerische Erwartungen an die braune<br />

Demagogie.<br />

Als bemerkenswerterweise die Reichstagswahl<br />

vom 6. November 1932 <strong>der</strong><br />

KPD einen beachtlichen Stimmenzuwachs,<br />

<strong>der</strong> Hitler-Bewegung jedoch<br />

einen spürbaren Wählerrückgang eingetragen,<br />

sie aber dennoch als stärkste<br />

Fraktion bestätigt hatte, for<strong>der</strong>ten die<br />

Befürworter und För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> NSDAP<br />

unter den Industrie- und Bankmagnaten<br />

und im Junkertum den Reichspräsidenten<br />

unmissverständlich »zu einer<br />

Umgestaltung des Reichskabinetts« auf,<br />

die »die größtmögliche Volkskraft hinter<br />

das Kabinett bringt«. Hitlers Partei müsse<br />

also »führend an <strong>der</strong> Regierung beteiligt<br />

werden«.<br />

Dieser Denkschrift folgten Hindenburgs<br />

Angebot an Hitler am 21. November, das<br />

Kanzleramt zu übernehmen, dann die<br />

bekannten Beratungen Hitlers und an<strong>der</strong>er<br />

Vertreter <strong>der</strong> Naziführung mit kon-<br />

Nr. 37<br />

servativen Politikern, mit Industrie- und<br />

Bankgewaltigen, aber auch die »Sturmwochen<br />

des Antifaschismus«, zu denen<br />

die KPD aufrief und die trotz alledem die<br />

Machtübergabe an die Faschisten nicht<br />

verhin<strong>der</strong>n konnten, ebensowenig wie<br />

schließlich am 30. Januar 1933 ein Aufruf<br />

<strong>der</strong> KPD an die SPD und die Gewerkschaften<br />

unterschiedlicher Richtung,<br />

»<strong>der</strong> offenen, faschistischen Diktatur«<br />

mit Generalstreik und antifaschistischer<br />

Einheitsfront entgegenzutreten.<br />

An jenem Tag hatte Hitler zur Audienz<br />

beim »greisen Feldmarschall« die braune<br />

Uniform zu Hause gelassen und seinen<br />

besten Anzug aus dem Schrank geholt.<br />

Auch seinem ersten Kabinett gab er<br />

einen betont gutbürgerlichen Anstrich;<br />

ihm gehörten zunächst nur zwei weitere<br />

Nazis – Göring und Frick – an, daneben<br />

drei Vertreter aus den beiden an<strong>der</strong>en<br />

Formationen <strong>der</strong> Harzburger Front, also<br />

<strong>der</strong> Deutschnationalen Volkspartei<br />

und dem Stahlhelm, sowie parteilose<br />

»Fachleute« – insgesamt acht Nicht-NS-<br />

DAP-Mitglie<strong>der</strong> wie Papen, Hugenberg<br />

<strong>o<strong>der</strong></strong> <strong>der</strong> Reichswehr-Generalleutnant<br />

v. Blomberg. Das verdient festgehalten<br />

zu werden, wenn gefragt wird, welche<br />

Kräfte dazu beigetragen haben, die faschistische<br />

Diktatur zu etablieren.<br />

Doch sehr bald zeigten die Nazis ihr<br />

wahres Gesicht: Am 1. Februar 1933 ließen<br />

sie den Reichstag aufl ösen, am 27.<br />

Februar dessen Gebäude in Brand set-<br />

zen und am Tag darauf die KPD verbieten,<br />

bürgerlich-demokratische Grundrechte<br />

außer Kraft setzen und antifaschistischen<br />

Wi<strong>der</strong>stand mit <strong>der</strong> Todesstrafe<br />

bedrohen. Den Reichstagswahlen vom<br />

5. März, die ihnen trotzdem keine Mehrheit<br />

brachten, folgten am 22. März die<br />

Mitteilung über die Errichtung eines ersten<br />

Konzentrationslagers - Dachau -, am<br />

nächsten Tage das Ermächtigungsgesetz,<br />

am 1. April <strong>der</strong> erste Judenboykott,<br />

30. Januar 1933: Erste Aufnahme des Kabinetts Hitler. Links neben ihm sitzend Göring, rechts v. Papen.<br />

am 7. April das »Gesetz zur Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

des Berufsbeamtentums«, mit<br />

dessen Hilfe <strong>der</strong> Staatsapparat von Juden<br />

und Demokraten »gesäubert« wurde.<br />

Von da war es nur ein kurzer Schritt<br />

zur Bildung <strong>der</strong> Gestapo am 26. April,<br />

zum Sturm auf die Gewerkschaftshäuser<br />

am 2. Mai, zur Bücherverbrennung<br />

am 10. Mai 1933. Der Weg Deutschlands<br />

und Europas in den Zweiten Weltkrieg<br />

zeichnete sich ab.<br />

Das Gedenken an die Zeit vor 75 Jahren<br />

aber wäre unvollständig, ohne dass<br />

an die Tagung leiten<strong>der</strong> KPD-Funktionäre<br />

mit Ernst Thälmann am 7. Februar<br />

1933 in Ziegenhals und an<strong>der</strong>e Aktionen<br />

erinnert würde, mit denen <strong>der</strong> Kampf<br />

gegen das Naziregime in Deutschland<br />

einsetzte. Die Geschichte jener Periode<br />

mahnt, heute alles dafür zu tun, dass einer<br />

Wie<strong>der</strong>kehr des Faschismus – gleich<br />

in welcher Form – rechtzeitig und mit<br />

vereinter Kraft <strong>der</strong> Weg verlegt wird.<br />

Gerhard Fischer<br />

21


Wir gratulieren!<br />

Unseren Jubilaren gratulieren wir ganz<br />

herzlich zum Geburtstag und wünschen<br />

Gesundheit, Optimismus und Lebensfreude!<br />

Zum 100.:<br />

19.03. Josef Sokollik, Treptow<br />

29.04. Johanna Marmulla, Treptow<br />

Zum 95.:<br />

4.02. Herta Eckardt, Köpenick<br />

12.02. Margarete Dardas, Pankow<br />

19.02. Fritz Sparschuh, Pankow<br />

2.04. Friedel Koch, Mitte<br />

20.04. Elli Born, Köpenick<br />

Zum 90.:<br />

1.01. Erika Rentzsch, Lichtenberg<br />

5.04. Irene Ripperger, Pankow<br />

Zum 85.:<br />

6.01. Gertrud Pincus, Treptow<br />

6.01. Margot Wheeler, Marzahn<br />

9.01. Anni Dörmer, Friedrichshain<br />

17.01. Ingeborg Lange, Köpenick<br />

28.01. Hermann-Ernst Schauer, Treptow<br />

Wir gedenken unserer Verstorbenen<br />

Wir trauern in ehrendem Gedenken um<br />

unsere im Jahr 2007 verstorbenen Kameradinnen<br />

und Kameraden. Wie werden<br />

sie nicht vergessen.<br />

<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Köpenick e. V.<br />

Edith Baumgarten<br />

Otto Grube<br />

Rudolf Hellmer<br />

Vera Mitteldorf<br />

Elisabeth Schwenkenbecher<br />

Heinz Wegener<br />

<strong>BdA</strong> Treptow e. V.<br />

Ursula Bergmann<br />

Charlotte Grap<br />

Dr. Irene Gysi<br />

Magdalena Kohlmey<br />

Helga Meier<br />

Dr. Herbert Meybaum<br />

Kurt Möller<br />

Günther Nobel<br />

Ernst Schacht<br />

Ursula Schostok<br />

Hans Schwarz<br />

Ingeborg Marzilger<br />

BO Weissensee/<br />

Hohenschönhausen<br />

Irene Reißig<br />

BO Marzahn/<br />

Hellersdorf<br />

Margot Böhm<br />

Kurt Julius Goldstein<br />

Prof. Dr. Kurt Schwaen<br />

BO Mitte<br />

Günter Glass<br />

Friedrich Schauer<br />

BO Friedrichshain/<br />

<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />

Friedrichshain/<br />

Kreuzberg/Mitte<br />

Annemarie Anweiler<br />

Marianne Becker<br />

Paula Eisermann<br />

Ilse Engelbrecht<br />

Bruno Forszpaniak<br />

Ernst Melis<br />

Herta Sturzenbecher<br />

BO Lichtenberg/<br />

<strong>BdA</strong> Lichtenberg e.V.<br />

Charlotte Geiger<br />

Hildegard Kirsten<br />

Adolf Markendorf<br />

Franz Schicke<br />

Dora Schnabel<br />

BO Pankow<br />

Prof. Dr. Gerhard Dengler<br />

Camilla Mohaupt<br />

Johanna Ribbschläger<br />

BO Prenzlauer Berg<br />

Margarete Behrendt<br />

Lisbeth Fleischhacker<br />

Senta Franke<br />

Herta Gräf<br />

Gisela Karl<br />

Hannelore Liepold<br />

Maria Mielke<br />

Ingeborg Schabbel<br />

1.02. Horst Brie, Pankow<br />

22.02. Bruno Gattel, Treptow<br />

23.02. Moritz Mebel, Friedrichshain<br />

25.02. Dr. Kurt Blecha, Hellersdorf<br />

2.03. Margarete Karsch, Mitte<br />

19.03. Oskar Fischer, Marzahn<br />

24.03. Edith Otto, Lichtenberg<br />

11.04. Albrecht Weihe, Lichtenberg<br />

Zum 80.:<br />

3.01. Margarete Heyl, Treptow<br />

7.01. Gerhard Oehme, Friedrichshain<br />

7.02. Werner Pless, Köpenick<br />

10.02. Joan Oehme, Friedrichshain<br />

11.02. Dolores Wagner, Marzahn<br />

13.02. Dr. Peter Vogl, Pankow<br />

19.02. Edith Feist, Hellersdorf<br />

22.02. Margot Goldstein, Marzahn<br />

Der Landesvorstand erinnerte anlässlich<br />

des 125. Geburtstages von Ottomar<br />

Geschke (16.11.1882) in Friedrichsfelde<br />

an den ersten Vorsitzenden<br />

<strong>der</strong> <strong>VVN</strong> in <strong>der</strong> SBZ.<br />

Friedhofsgebühren ab 2007<br />

Gräber unserer Kameradinnen und Kameraden,<br />

die nicht unter die „Gräber <strong>der</strong><br />

Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft«<br />

fallen und <strong>der</strong>en Liegezeit abgelaufen<br />

ist, können weitergeführt werden gegen<br />

eine jährliche Gebühr von 26 Euro. Dies<br />

beinhaltet die neue Gebührenordnung<br />

für die <strong>Berliner</strong> Friedhöfe ab Oktober<br />

2007. Nachzahlungen für vorhergehende<br />

Jahre müssen nicht geleistet werden.<br />

Die Gräber in den geschlossenen Ehrenhainen<br />

bleiben bestehen, auch wenn<br />

sich keine Angehörigen mehr fi nden.<br />

Die Gesetze und Bestimmungen sind im<br />

Internet unter http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/stadtgruen/friedhoefe_begraebnisstaetten/de/graeber_<br />

okg/index.shtml zu fi nden.<br />

22 Nr. 37


Veranstaltungen Januar bis März 2008<br />

Zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus<br />

am 27. Januar<br />

Marzahn-Hellersdorf<br />

24. Januar 2008, 14.30 Uhr<br />

Gedenkveranstaltung des Bezirksamtes<br />

und <strong>der</strong> BVV im Zusammenwirken mit<br />

<strong>der</strong> BO Marzahn-Hellersdorf <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />

<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> e. V., Restaurant »Malibu«,<br />

Freizeitforum Marzahn, Marzahner Promenade<br />

55<br />

24. Januar 2008, 16.30 Uhr<br />

Eröffnung <strong>der</strong> Ausstellung »Neofaschismus<br />

in Deutschland« <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>,<br />

Foyer des Freizeitforums Marzahn, Marzahner<br />

Promenade 55<br />

Lichtenberg<br />

27. Januar 2008, 15.00 Uhr<br />

Eröffnung <strong>der</strong> Ausstellung »Judendeportationen<br />

1941 bis 1945« in Kooperation<br />

mit dem Deutschen Technikmuseum.<br />

Museum Lichtenberg, im Stadthaus,<br />

Türrschmidtstr./Ecke Stadthausstr.<br />

Mitte<br />

27. Januar 2008, 11.00 Uhr<br />

Gedenkveranstaltung des Bezirksamtes<br />

mit <strong>der</strong> BO Mitte, Rathaus Tiergarten,<br />

Mathilde-Jacob-Platz 1<br />

<strong>BdA</strong>/BO Lichtenberg e. V.<br />

27. Januar 2008, ab 11.00 Uhr<br />

Ehrungen an <strong>der</strong> Gedenktafel für Victor<br />

Aronstein, am KZ-Gedenkstein auf dem<br />

Loeperplatz, an den Stelen des Arbeitserziehungslagers<br />

Wuhlheide, sowie am<br />

Ehrenmal an <strong>der</strong> Erlöserkirche<br />

<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Köpenick e. V.<br />

27. Januar 2008<br />

Gedenkveranstaltung auf dem Platz des<br />

23. April und an <strong>der</strong> Tafel für die ehemalige<br />

Synagoge Freiheit 8<br />

<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Friedrichshain-Kreuzberg-Mitte<br />

e. V.<br />

25. Januar 2008<br />

Gedenkveranstaltung an die Befreiung des<br />

Konzentrationslagers Auschwitz an <strong>der</strong><br />

Stele Koppenstraße Ecke Singerstraße<br />

Nr. 37<br />

BO Prenzlauer Berg<br />

27. Januar 2008<br />

Gedenken an <strong>der</strong> Stele Danziger Str./<br />

Ecke Diesterwegstr.<br />

Weitere Veranstaltungen<br />

<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> und <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />

28. Februar 2008, 18.00 Uhr<br />

»Machtergreifung« und Errichtung <strong>der</strong><br />

NS-Diktatur 1933, Diskussion mit Dr.<br />

Hans Coppi, Prof. Dr. Ludwig Elm, Prof.<br />

Dr. Heinrich Fink und Stefan Heinz<br />

<strong>BdA</strong> Treptow e. V.<br />

Alle Veranstaltungen in <strong>der</strong> Begegnungsstätte<br />

PRO, Kiefholzstr. 275<br />

23. Januar 2008, 18.00 Uhr<br />

60 Jahre <strong>VVN</strong> in Berlin, Vortrag und Gespräch<br />

mit Dr. Elke Reuter<br />

30. Januar 2008, 18.00 Uhr<br />

Vor 75 Jahren – das Ende <strong>der</strong> ersten<br />

deutschen Republik: Schnee von gestern?<br />

Diskussionsveranstaltung mit Prof.<br />

Dr. Kurt Pätzold<br />

13. Februar 2008, 18.00 Uhr<br />

»Aus einer verlorenen Welt«. Erinnerungen<br />

an Rudolf Hirsch, mit Rosemarie<br />

Schu<strong>der</strong>, Walter Nowojski und Dr. Johannes<br />

Schönherr<br />

27. Februar 2008, 15.00 Uhr<br />

Feier zur Stolperstein-Legung Güldenhofer<br />

Ufer mit Angehörigen <strong>der</strong> Opfer<br />

und Schülern des Gebrü<strong>der</strong>-Montgolfi<br />

er-Gymnasiums, Volkshochschule in<br />

Baumschulenweg, Baumschulenstr. 81<br />

<strong>BdA</strong>/BO Lichtenberg<br />

15. März 2008, 10.00 Uhr<br />

Gedenkmeeting für die 1919 ermordeten<br />

Revolutionäre an <strong>der</strong> »Lichtenberger<br />

Blutmauer« am Rathaus Lichtenberg<br />

<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Friedrichshain-Kreuzberg-Mitte<br />

6. Februar 2008, 14.30 Uhr<br />

Die Volksfrontbewegung in <strong>der</strong> Tschechoslowakei<br />

in den 30er-Jahren. Eine<br />

Veranstaltung mit Dr. Edmund Hünigen,<br />

Seniorenfreizeitstätte »Silberfüchse«,<br />

Palisadenstr. 46,<br />

5. März 2008, 14.30 Uhr<br />

Lesung mit Elfriede Brüning zum Internationalen<br />

Frauentag. Seniorenfreizeitstätte<br />

»Silberfüchse«,<br />

<strong>VVN</strong>-VdA e. V. (Gruppe Südwest)<br />

26. Januar 2008, 15.00 Uhr<br />

Veranstaltung mit dem Neuköllner Arbeiter-<br />

und Veteranenchor. Fritz Teppich<br />

liest aus seiner Biographie »Der rote<br />

Pfadfi n<strong>der</strong>«, Galerie Olga Benario<br />

2. Februar 2008, 11.00 Uhr<br />

Gedenken anlässlich des Jahrestages<br />

<strong>der</strong> Ermordung von John Schehr, Eugen<br />

Schönhaar, Erich Steinfurth und Rudolf<br />

Schwarz am Kilometerstein in Wannsee,<br />

Fahrverbindung: Bus 316 vom S-Bhf.<br />

Wannsee (10.46 Uhr) bis Schäferberg<br />

3. Februar 2008, 10.00 Uhr<br />

Ehrung für Otto Grüneberg, Schlossstr.<br />

22, Charlottenburg<br />

6. Februar 2008, 18.00 Uhr<br />

öffentliche Vorstandssitzung. 19.30 Uhr<br />

Diskussion zu 60 Jahre <strong>VVN</strong> mit Peter<br />

Wegner, Galerie Olga Benario<br />

Galerie Olga Benario<br />

alle Veranstaltungen fi nden statt in <strong>der</strong><br />

Galerie Olga Benario, Richardstr. 104,<br />

12043 Berlin, (U7 Bhf. Karl.Marx-Str.,<br />

Ausgang Neuköllner Oper)<br />

24. Januar 2008, 19.30 Uhr<br />

Olga Benario. Dokumentarfi lm von Galip<br />

Iyitanir, Deutschland 2004<br />

21. Februar 2008, 19.30 Uhr<br />

Vier Tage im September. Spielfi lm über<br />

die Militärdiktatur in Brasilien 1969 von<br />

Bruno Barreto, Brasilien 1997, 110 Min.<br />

6.März 2008, 19.30 Uhr<br />

Die Arbeiterinnen dieser Welt. Ein Dokumentarfi<br />

lm von Marie-France Collard,<br />

Belgien 2000<br />

Weitere Veranstaltungen <strong>der</strong> Galerie unter<br />

Tel.: 68 05 93 87 <strong>o<strong>der</strong></strong> 6 26 16 51,<br />

im Internet unter www.galerie-olga-benario.de<br />

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60 Jahre <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>

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