2011 07 02 Kurt Langendorf - der Berliner VVN-BdA eV - VVN-BdA

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Prof. Dr. Kurt Langendorf verstorben Die Berliner VVN-BdA trauert um ihren Ehrenvorsitzenden Am 2. Juli 2011 verstarb nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 90 Jahren der Ehrenvorsitzende der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (Berliner VVN-BdA), der antifaschistische Widerstandskämpfer Kurt Langendorf. Am 11. September 1920 geboren, erlebte er 1933, wie seine Eltern, Mitbegründer der KPD, 1933 in Mannheim verhaftet und sofort In „Schutzhaft“ genommen wurden. Er hatte Glück: Er war intelligent und wurde gefördert, durfte sein Abitur machen, sollte aber „umgedreht“ werden. Auch wenn in seinem Gestapo-Gutachten stand, er sei „ein moskauhöriger Hund“, wusste sie jedoch nicht, dass er Radios gebaut, mit denen seine Eltern und ihre Freunde den Londoner und Moskauer Rundfunk abhörten und auch Kurierdienste übernommen hatte und bereits eine Art Doppelleben führte. Eine schwierige Situation für den Heranwachsenden. Als er 1940 in die Wehrmacht einberufen werden sollte, wollte er sich zu Verwandten in die Schweiz absetzen. Doch Freunde seiner Eltern überzeugten ihn, dass er in der Wehrmacht gebraucht werde, dort die politische Arbeit fortzusetzen. Nachdem sein Vater am 15. September 1942 hingerichtet und seine Mutter ins KZ Ravensbrück verschleppt worden waren, wurde Kurt Langendorf als politisch Unzuverlässiger in die Strafkompanie versetzt. Bei dem Versuch überzulaufen, der nicht angezeigt wurde, war er niedergeschossen worden. Nach seiner Genesung wurde er kurz vor dem 20. Juli 1944 von seiner Einheit als Melder in den Bendlerblock geschickt, um bei Stauffenberg persönlich Einsatzunterlagen abzuholen. Zum Einsatz kam es nicht, aber zu einem Unteroffizierlehrgang. In einer Instruktionsstunde stellte ein Hauptmann die These auf, dass Propaganda eine bestimmte Form von Lüge aber notwendig sei. England hätte doch den Ersten Weltkrieg nur gewonnen, weil Churchill der beste Lügner gewesen sei. Kurt Langendorfs (listige) Nachfragen (ver)führten den Hauptmann zu der kühnen Schlussfolgerung, dass, da Goebbels der größte Lügner sei, der Krieg schließlich auch gewonnen werde. Die zwei sahen sich als Angeklagte vor einem Kriegsgericht wieder. Kurt Langendorf wurde zu fünf Jahren verurteilt, abzuleisten in der Strafkompanie. Doch die Fronten lösten sich bereits auf, und er konnte schließlich in der unübersichtliche Situation den fingierten Befehl durchgeben: „Bataillon ergibt sich.“ Mit 25 Jahren begann sein Leben neu. Er studierte Wirtschaftswissenschaften, war Mitglied der VVN und der SED, arbeitete mehrere Jahre in China, dann an der Humboldt-Universität und erhielt eine Berufung als Professor an die Gewerkschaftshochschule. Nach seiner Emeritierung engagierte sich Kurt Langendorf im Kreiskomitee der antifaschistischen Widerstandskämpfer Weißensee, nach 1990 in der Berliner Vereinigung ehemaliger Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand, Verfolgter des Naziregimes und Hinterbliebener (B. V. VdN) In vielen Zeitzeugengesprächen war es ihm ausgehend von seinen eigenen Erfahrungen immer ein wichtiges Anliegen, auf Ursachen und Hintergründe des deutschen Faschismus einzugehen. 2004 übernahm er den Vorsitz der B. V. VdN und stellte die Weichen für die Verschmelzung mit der VVN-BdA zum Landesverband Berlin. 2005 wurde er zusammen mit Hans Coppi zum Vorsitzenden der neu entstandenen Berliner VVN- BdA und 2009 zum Ehrenvorsitzenden gewählt.

Prof. Dr. <strong>Kurt</strong> <strong>Langendorf</strong> verstorben<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> trauert um ihren Ehrenvorsitzenden<br />

Am 2. Juli <strong>2011</strong> verstarb nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 90 Jahren <strong>der</strong><br />

Ehrenvorsitzende <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> Vereinigung <strong>der</strong> Verfolgten des Naziregimes – Bund<br />

<strong>der</strong> Antifaschistinnen und Antifaschisten (<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>), <strong>der</strong> antifaschistische<br />

Wi<strong>der</strong>standskämpfer <strong>Kurt</strong> <strong>Langendorf</strong>.<br />

Am 11. September 1920 geboren, erlebte er 1933, wie seine Eltern, Mitbegrün<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> KPD, 1933 in Mannheim verhaftet und sofort In „Schutzhaft“ genommen wurden.<br />

Er hatte Glück: Er war intelligent und wurde geför<strong>der</strong>t, durfte sein Abitur machen,<br />

sollte aber „umgedreht“ werden. Auch wenn in seinem Gestapo-Gutachten stand, er<br />

sei „ein moskauhöriger Hund“, wusste sie jedoch nicht, dass er Radios gebaut, mit<br />

denen seine Eltern und ihre Freunde den Londoner und Moskauer Rundfunk<br />

abhörten und auch Kurierdienste übernommen hatte und bereits eine Art<br />

Doppelleben führte. Eine schwierige Situation für den Heranwachsenden.<br />

Als er 1940 in die Wehrmacht einberufen werden sollte, wollte er sich zu Verwandten<br />

in die Schweiz absetzen. Doch Freunde seiner Eltern überzeugten ihn, dass er in <strong>der</strong><br />

Wehrmacht gebraucht werde, dort die politische Arbeit fortzusetzen. Nachdem sein<br />

Vater am 15. September 1942 hingerichtet und seine Mutter ins KZ Ravensbrück<br />

verschleppt worden waren, wurde <strong>Kurt</strong> <strong>Langendorf</strong> als politisch Unzuverlässiger in<br />

die Strafkompanie versetzt.<br />

Bei dem Versuch überzulaufen, <strong>der</strong> nicht angezeigt wurde, war er nie<strong>der</strong>geschossen<br />

worden. Nach seiner Genesung wurde er kurz vor dem 20. Juli 1944 von seiner<br />

Einheit als Mel<strong>der</strong> in den Bendlerblock geschickt, um bei Stauffenberg persönlich<br />

Einsatzunterlagen abzuholen. Zum Einsatz kam es nicht, aber zu einem<br />

Unteroffizierlehrgang. In einer Instruktionsstunde stellte ein Hauptmann die These<br />

auf, dass Propaganda eine bestimmte Form von Lüge aber notwendig sei. England<br />

hätte doch den Ersten Weltkrieg nur gewonnen, weil Churchill <strong>der</strong> beste Lügner<br />

gewesen sei. <strong>Kurt</strong> <strong>Langendorf</strong>s (listige) Nachfragen (ver)führten den Hauptmann zu<br />

<strong>der</strong> kühnen Schlussfolgerung, dass, da Goebbels <strong>der</strong> größte Lügner sei, <strong>der</strong> Krieg<br />

schließlich auch gewonnen werde. Die zwei sahen sich als Angeklagte vor einem<br />

Kriegsgericht wie<strong>der</strong>. <strong>Kurt</strong> <strong>Langendorf</strong> wurde zu fünf Jahren verurteilt, abzuleisten in<br />

<strong>der</strong> Strafkompanie. Doch die Fronten lösten sich bereits auf, und er konnte<br />

schließlich in <strong>der</strong> unübersichtliche Situation den fingierten Befehl durchgeben:<br />

„Bataillon ergibt sich.“<br />

Mit 25 Jahren begann sein Leben neu. Er studierte Wirtschaftswissenschaften, war<br />

Mitglied <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> und <strong>der</strong> SED, arbeitete mehrere Jahre in China, dann an <strong>der</strong><br />

Humboldt-Universität und erhielt eine Berufung als Professor an die<br />

Gewerkschaftshochschule.<br />

Nach seiner Emeritierung engagierte sich <strong>Kurt</strong> <strong>Langendorf</strong> im Kreiskomitee <strong>der</strong><br />

antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standskämpfer Weißensee, nach 1990 in <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />

Vereinigung ehemaliger Teilnehmer am antifaschistischen Wi<strong>der</strong>stand, Verfolgter<br />

des Naziregimes und Hinterbliebener (B. V. VdN) In vielen Zeitzeugengesprächen<br />

war es ihm ausgehend von seinen eigenen Erfahrungen immer ein wichtiges<br />

Anliegen, auf Ursachen und Hintergründe des deutschen Faschismus einzugehen.<br />

2004 übernahm er den Vorsitz <strong>der</strong> B. V. VdN und stellte die Weichen für die<br />

Verschmelzung mit <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> zum Landesverband Berlin. 2005 wurde er<br />

zusammen mit Hans Coppi zum Vorsitzenden <strong>der</strong> neu entstandenen <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<br />

<strong>BdA</strong> und 2009 zum Ehrenvorsitzenden gewählt.


Bis zum Schluss nahm er Anteil am Leben <strong>der</strong> Organisation. Wir werden ihn<br />

vermissen. Sein lebenslanges Wirken für eine Welt des Friedens bleibt uns<br />

Verpflichtung.<br />

Die Trauerfeier findet am 21. Juli <strong>2011</strong> um 13.15 Uhr auf dem Friedhof<br />

Friedrichsfelde statt.<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />

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