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Belarus- - Internationales Bildungs

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Außenpolitik<br />

„Blockfreie“ und Verstoßene<br />

(Alexander dautin, Minsk) Mitte september fand die Konferenz des „bewegung der blockfreien staaten“<br />

in Havanna statt. unter den 118 delegationen aus aller Welt waren auch „stars“ der blockfreien Welt wie<br />

die Präsidenten Achmadinedschad aus dem Iran, Chavez aus Venezuela sowie Manmohan singh (Indien)<br />

und Pervez Musharraf (Pakistan). sie debattierten über die schaffung einer neuen „multipolaren“ Weltordung.<br />

Lukaschenko rief die delegierten dazu auf, wirtschaftlich enger zusammenzuarbeiten.<br />

Die Konferenz der blockfreien<br />

Staaten ist eines der wenigen<br />

internationalen Foren, auf denen<br />

Alexander Lukaschenko nach<br />

wie vor auftreten kann. Deshalb<br />

nutzte der belarussische Präsident<br />

diese Bühne, um seine Sicht zu<br />

verkünden. Dazu gehörte auch die<br />

„besondere Mission“, die <strong>Belarus</strong><br />

nach seinen Worten auf der Konferenz<br />

zu erfüllen hatte. „Wir sind<br />

eure Vertreter in der alten Welt,<br />

in Europa!“ rief Lukaschenko den<br />

Delegierten zu und erntete Beifall.<br />

Er forderte die Teilnehmer auf,<br />

„aktiver an der Schaffung einer<br />

neuen, gerechteren Weltordung“<br />

zu arbeiten. Seiner Meinung nach<br />

zeige sich, dass die heutige monopolare<br />

Welt nicht lebensfähig sei.<br />

Es sei an der Zeit, ein „eindeutiges<br />

Programm zur stetigen, aber unabdingbaren<br />

Schaffung einer multipolaren<br />

Welt“ auszuarbeiten.<br />

Neue POLITIsCHe KrAfT?<br />

Um dies zu erreichen, müssten<br />

die blockfreien Staaten „ein selbstständiges<br />

Zentrum politischer<br />

Kraft in der Welt werden“. Zu<br />

diesem Zweck, meinte der belarussische<br />

Präsident, müssten sich<br />

die Staaten vor allem solidarisch<br />

miteinander zeigen. Solidarität<br />

sei ein außerordentlich wichtiges<br />

Instrument bei der Verteidigung<br />

kleiner und schutzloser Staaten.<br />

„Die blockfreien Staaten sollten<br />

ihre Mitglieder entschieden verteidigen,<br />

wenn diese zu Opfern des<br />

Druckes oder der Aggression von<br />

außen werden“, meinte er.<br />

MeHr ZusAMMeNArbeIT<br />

Der erste Schritt müsse jedoch eine<br />

stärkere wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

zwischen den Block-<br />

freien Staaten sein, erklärte Lukaschenko.<br />

Dazu gehörten unter<br />

anderem Handelspräferenzen,<br />

aber auch die Schaffung einer<br />

gemeinsamen „Bank wirtschaftlicher<br />

Informationen, die zu einer<br />

Informationsplattform für Projekte<br />

der Zusammenarbeit und einer interaktive<br />

Datenbank über die Interessen<br />

und Probleme unserer Staaten“<br />

werden würde. Lukaschenko<br />

hält es dabei für ein Primärziel,<br />

das „Informationsmonopol des<br />

Westens“ zu überwinden.<br />

WICHTIGe GesPräCHe<br />

Lukaschenko bekam zwei Mal<br />

Gelegenhiet, vor den Delegierten<br />

zu sprechen. Zudem traf sich das<br />

belarussische Staatsoberhaupt<br />

mit einer Reihe ausländischer<br />

Staats- und Regierungschefs zu<br />

bilateralen Gesprächen. Unter<br />

Lukaschenkos Gesprächspartnern<br />

war auch der iranische Präsident<br />

Machmud Achmadinedschad, mit<br />

dem Lukaschenko ein „Programm<br />

zur Aktivisierung der Zusammenarbeit<br />

im strategischen Bereich“<br />

besprach und mit ihm offizielle Visiten<br />

abstimmte. Lukaschenko und<br />

sein venezuelischer<br />

Kollege<br />

Hugo Chavez<br />

unterschrieben<br />

indes ein Memurandum<br />

des<br />

zur Schaffung<br />

einer gemeinsamenKommission<br />

auf höchster<br />

politischer<br />

Ebene. Weitere<br />

GesprächspartnerLukaschenkos<br />

waren die<br />

Staatschefs von<br />

Südafrika, Al-<br />

gerien und Malaysia. Der belarussische<br />

Präsident plant zudem<br />

Visiten nach Vietnam, Bolivien<br />

und Ägypten.<br />

PrObLeMe<br />

Allerdings ist es gut möglich,<br />

dass Lukaschenkos Appelle zur<br />

Schaffung einer „gerechteren<br />

Weltordnung“ ungehört verhallten.<br />

Schließlich sind die Mitglieder<br />

des Bündnis Blockfreier<br />

Staaten keinesfalls „Big Player“<br />

auf der internationalen politischen<br />

Bühne. Dazu kommt, dass viele<br />

Staaten dem Bündnis nicht beitreten<br />

wollen, weil sie durch einige<br />

Mitgliedsländer mit schlechtem<br />

Ruf abgeschreckt werden. Analytiker<br />

weisen darauf hin, dass<br />

ein Beitritt zu dem Bündnis in<br />

vielerlei Hinsicht bedeutet, einem<br />

Block von in der westlichen Welt<br />

geächteten Staatschefs wie Achmadimedschad,<br />

Chavez oder auch<br />

Alexander Lukaschenko bedeutet.<br />

Selbst wenn das Bündnis Blockfreier<br />

Staaten zu einem Pol der<br />

Weltpolitik wird - dieser Pol dürfte<br />

kaum sehr anziehend auf politisch<br />

neutrale Staaten wirken.<br />

A. Lukaschenko, M. Achmadinedschad und H. Chavez in Havanna.<br />

<strong>Belarus</strong>-Perspektiven Herbst 2006 Nr. 34

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