17.01.2013 Aufrufe

Belarus- - Internationales Bildungs

Belarus- - Internationales Bildungs

Belarus- - Internationales Bildungs

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Weltbank kritisiert Standort <strong>Belarus</strong><br />

Wirtschaft<br />

(elena rakova, Minsk) die Weltbank analysiert jährlich die bedingungen für privates business in der ganzen<br />

Welt und erstellt ein rating von 175 Ländern. belarus nimmt den 129sten Platz ein. Warum schneidet<br />

das Land regelmäßig dermaßen schlecht in der bewertung ab, und woran liegt es, dass sich seine Position<br />

dieses Mal sogar um fünf Plätze verschlechtert hat?<br />

Während die postsowjetischen<br />

Nachbarländer Ukraine und Russland<br />

sich in dem Rating um vier<br />

bzw. einen Platz nach oben verbessern,<br />

bleiben die Bedingungen<br />

für privates Business in <strong>Belarus</strong><br />

schlecht. Zwar verbesserte sich<br />

das Land im Bereich von vier Kriterien<br />

der WB (siehe Tabelle). Eine<br />

Firma zu eröffnen, zu lizensieren<br />

und zu schließen ist demnach in<br />

<strong>Belarus</strong> leichter geworden, ebenso<br />

das Anstellen neuer Arbeitskräfte.<br />

Dennoch wurde es schwerer für<br />

private Geschäftsleute, ihr Eigentum<br />

zu deklarieren. Auch die<br />

Einbindung von <strong>Belarus</strong> in den<br />

Welthandel ist nach Meinung der<br />

Experten der WB noch schlechter<br />

geworden. Zudem werden die<br />

Interessen von Investoren unzureichend<br />

geschützt. Das größte<br />

Problem des Standortes <strong>Belarus</strong>,<br />

meint die Weltbank, ist die Verfügbarkeit<br />

von Krediten. Hier stürzte<br />

das Land förmlich ab: Vom 76-ten<br />

Platz 2005 auf den 117-ten für das<br />

laufende Jahr. Das entspricht einer<br />

Abstufung um 41 Plätze.<br />

eWIGe PrObLeMe<br />

Besonders häufig klagen Geschäftsleute<br />

in <strong>Belarus</strong> über das<br />

komplizierte Steuersystem und die<br />

hohen Steuersätze - 38 Steuer- und<br />

Abgabenformen, für die jeweils<br />

monatlich Rechenschaft abgelegt<br />

werden muss, bedeuten einen<br />

großen bürokratischen Aufwand<br />

für kleine Firmen und Ein-Mann-<br />

Betriebe. Dazu kommt, dass der<br />

Staat die Zahlungsbedingungen<br />

für Mehrwertsteuer, Gewinnsteuer<br />

und Zölle ständig verändert.<br />

Das treibt die Verwaltungskosten<br />

nach oben, weil kleine und mittlere<br />

Unternehmen immer höher qualifizierte<br />

Buchhalter und Juristen<br />

einstellen müssen. Außerdem werden<br />

Geschäfte dadurch riskanter<br />

- hohe Strafen und häufige Kontrollen<br />

der Steuerorgane haben<br />

nicht selten Existenzen zerstört,<br />

fast immer führen sie zu Bestechung.<br />

Kein Wunder also, dass das<br />

belarussische Finanzministerium<br />

Ende Oktober feststellte, dass<br />

zwei Drittel der Unternehmen die<br />

Steuergesetzgebung verletzen.<br />

Viele Unternehmer sind der Meinung,<br />

dass eine formal korrekte<br />

Geschäftstätigkeit unter den gegebenen<br />

Bedingungen gar nicht<br />

möglich ist: Massen von Zertifikaten,<br />

behördlichen Genehmigungen<br />

und vielen anderen Papieren<br />

erschweren die Geschäftstätigkeit<br />

zusätzlich.<br />

Veränderung der bedingungen für Geschäftstätigkeit in belarus<br />

Bereich Platz 2005 Platz 2006 Veränderung<br />

Eröffnung einer Firma 153 148 +5<br />

Lizensierung 88 84 +4<br />

Einstellungen 36 31 +5<br />

Eigentumsregistration 91 96 -5<br />

Kreditvergabe 76 117 -41<br />

Schutz von Investoren 141 142 -1<br />

Steuerzahlungen 175 175 0<br />

Internationaler Handel 106 113 -7<br />

Umsetzung von Verträgen 36 36 0<br />

Schließen einer Firma 97 91 +6<br />

Gesamtrating 124 129 -5<br />

PreIse uNd KredITe<br />

Nach wie vor nimmt der belarussische<br />

Staat starken Einfluss auf<br />

die Preisentwicklung in <strong>Belarus</strong>: er<br />

reguliert die Höhe der Preise, bestimmt<br />

die Zusammensetzung der<br />

Ausgaben von Unternehmen und<br />

deren Rentabilität. Kredite bleiben<br />

das Sorgenkind belarussischer Geschäftsleute.<br />

Denn sie sind teuer,<br />

die Banken fordern übermäßig<br />

hohe Sicherheiten und Garantien<br />

von anderen Firmen.<br />

KAuM uNTersTüTZuNG<br />

Staatliche Unterstützung für die<br />

Privatwirtschaft erweist sich somit<br />

oft als Lippenbekenntnis.<br />

Gleichzeitig hat der Ministerrat<br />

Mitte August einen Maßnahmenkatalog<br />

für kleine und mittlere<br />

Unternehmen verabschiedet, der<br />

im Zeitrahmen 2006-2010 greifen<br />

soll. Ziel ist, den Anteil der Privatwirtschaft<br />

an der belarussischen<br />

Volkswirtschaft zu erhöhen, was<br />

Teil des Regierungsprogramms für<br />

die sozialwirtschaftliche Entwicklung<br />

des Landes für die nächsten<br />

vier Jahre ist. Demnach soll der<br />

Anteil kleiner und mittlerer Unternehmen<br />

am BSP von derzeit<br />

etwa 20 auf 30 Prozent ansteigen.<br />

Die Anzahl der Unternehmen<br />

legten die staatlichen Planer auf<br />

zwischen 44 und 46 Tausend fest,<br />

was bedeuten würde, dass in etwa<br />

zehntausend neue Unternehmen<br />

entstehen müssten. Um dieses<br />

Ziel allerdings nicht nur formal<br />

(durch statistische Fälschung),<br />

sondern auch real zu erreichen,<br />

muss der Staat unbedingt seine<br />

Regulierungsschrauben lockern<br />

und die Kreditvergabe für kleinere<br />

und mittlere Unternehmen<br />

erleichtern.<br />

<strong>Belarus</strong>-Perspektiven Herbst 2006 Nr. 34 1

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!