Belarus- - Internationales Bildungs
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<strong>Belarus</strong> noch zu RGW-Zeiten aktive<br />
Geschäftskontakte. Nach wie<br />
vor gehören viele dieser Länder<br />
zu den wichtigsten belarussischen<br />
Handelspartnern in der Welt.<br />
Polen ist beispielsweise in der<br />
Liste der international wichtigsten<br />
belarussischen Handelspartner<br />
auf Platz sechs, Litauen auf Platz<br />
zehn, Lettland an dreizehnter und<br />
Tschechien immerhin an achtzehnter<br />
Stelle. Zwischen <strong>Belarus</strong> und<br />
Polen flossen im ersten Halbjahr<br />
2006 Waren im Wert von 800 Mio.<br />
Euro (der Handelsübeschuss zu<br />
belarussischen Gunsten beträgt<br />
über 100 Mio. Euro). Nicht umsonst<br />
sprachen sich Polen, Lettland<br />
und Litauen gegen EU-Wirtschaftssanktionen<br />
gegen <strong>Belarus</strong><br />
aus (siehe Artikel S. 3). <strong>Belarus</strong><br />
kann sich grundsätzlich der wohlwollenden<br />
Hilfe dieser Länder in<br />
wirtschaftlichen Fragen der EU sicher<br />
sein - seit Jahren unterstützen<br />
sie die Republik bei der Festlegung<br />
der EU-Importquoten für belarussische<br />
Textilien.<br />
NIederLANde VOrNe<br />
Dennoch sind diese ehemaligen<br />
„Blockstaaten“ nicht der Grund<br />
für die Exporterfolge von <strong>Belarus</strong><br />
in der EU. Die wichtigsten<br />
Handelspartner von Minsk sind<br />
in Europa gerade die „alten“<br />
EU-Länder: Die Niederlande,<br />
Deutschland, Großbritannien<br />
und (nach Polen) Italien. Gleichzeitig<br />
stiegen die Niederlande in<br />
diesem Jahr nach Russland zum<br />
zweitwichtigsten Handelspartner<br />
von <strong>Belarus</strong> in der Welt auf, dicht<br />
gefolgt von Großbritannien, dem<br />
drittwichtigsten Absatzmarkt<br />
belarussischer Waren weltweit.<br />
Allein im ersten Halbjahr 2006<br />
exportierte <strong>Belarus</strong> Waren im<br />
Wert von über 2 Mrd. Euro in die<br />
Niederlande, was einem Plus im<br />
Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
von fast 90 Prozent entspricht.<br />
Nach Russland exportierte <strong>Belarus</strong><br />
im gleichen Zeitraum zwar<br />
für 1,2 Mrd. Euro mehr Waren als<br />
in die EU - allerdings betrug das<br />
Wachstum hier nur 16 Prozent. Es<br />
scheint also, als liege die Zukunft<br />
des belarussischen Außenhandels<br />
in Westeuropa.<br />
bILLIGe eNerGIe<br />
Der rasante Anstieg des belarussischen<br />
Exportes nach Westeuropa<br />
lässt sich ebenso einfach erklären<br />
wie die Tatsache, dass die Niederlande<br />
Deutschland von der Spitzenposition<br />
ebenso verdrängten,<br />
wie Großbritannien und Italien:<br />
<strong>Belarus</strong> ist in den letzten Jahren<br />
zu einem der größten Exporteure<br />
von Waren der ölverarbeitenden<br />
Industrie nach Europa geworden.<br />
Dieser Erfolg ist, wie Experten seit<br />
geraumer Zeit zu Bedenken geben,<br />
vor allem den niedrigen russischen<br />
Ölpreisen für <strong>Belarus</strong> zu danken.<br />
Zudem belegt <strong>Belarus</strong> Produkte<br />
der ölverarbeitenden Industrie<br />
mit einer viermal geringeren<br />
Exportsteuer, als sein östlicher<br />
Nachbar und kann so Benzine<br />
und Schmieröle zu sehr günstigen<br />
Preisen anbieten. Allein im ersten<br />
Halbjahr 2006 exportierte <strong>Belarus</strong><br />
für über 3,5 Mrd. Euro Produkte<br />
der ölverarbeitenden Industrie.<br />
Hauptabnehmer sind die Niederlande<br />
und Großbritannien. Was<br />
die traditionellen belarussischen<br />
Wirtschaft<br />
Handelspartner in Europa angeht<br />
- Deutschland und Italien - so lässt<br />
sich auch hier ein Anstieg der<br />
Handelsaktivitäten beobachten.<br />
Das Handelsvolumen mit Deuschland<br />
wuchs im ersten Halbjahr um<br />
knapp 40 Prozent an, mit Italien<br />
waren es knapp 20 Prozent. Allerdings<br />
übertrifft in den Handelsbeziehungen<br />
zwischen <strong>Belarus</strong> und<br />
den beiden Ländern der Import<br />
den Export, so dass das negative<br />
Handelssaldo aus belarussischer<br />
Sicht im deutschen Fall etwa 250<br />
Mio. Euro beträgt, im italienischen<br />
etwa 100 Mio.<br />
ÖL GeGeN MAsCHINeN<br />
<strong>Belarus</strong> importiert mehr aus<br />
Deutschland und Italien, als es<br />
exportiert, weil die beiden Länder<br />
die wichtigsten Lieferanten<br />
für technische Ausrüstung zur<br />
Modernisierung der veralteten<br />
belarussischen Industrieanlagen<br />
sind. <strong>Belarus</strong> konzentriert sich im<br />
letzten Jahr auf diesen Bereich,<br />
um beim Produktionsniveau im<br />
europäischen Vergleich nicht zurückzufallen.<br />
Im Ergebnis der ersten<br />
neun Monate des Jahres 2006<br />
investierten belarussische Betriebe<br />
30 Prozent mehr in ihre technische<br />
Ausrüstung als im Vorjahr. Hauptfinancier<br />
dieser Großeinkäufe<br />
ist der belarussische Staat - der<br />
das Geld seinerseits durch den<br />
Handelsüberschuss mit der EU<br />
erwirtschaftet. Es ergibt sich also<br />
folgendes Schema: <strong>Belarus</strong> nutzt<br />
billiges russisches Öl zur Produktion<br />
konkurrenzfähiger Ölprodukte<br />
und investiert die entsprechenden<br />
Gewinne aus deren Verkauf in die<br />
Modernisierung seiner Industrie.<br />
Wichtigste Handelspartner von belarus in der eu Januar – Juli 2006 (Angaben gerundet in Euro)<br />
Land Handelsvolumen Export Import Saldo Anteil am Handelsvolumen<br />
Niederlande 2000000 1900000 90700 1800000 10,40%<br />
Deutschland 1077000 403000 666300 -260000 5,60%<br />
Großbritannien 819000 738000 80800 657000 4,30%<br />
Polen 816000 473000 343000 130000 4,20%<br />
Italien 295000 89200 205000 -116000 1,50%<br />
Litauen 280000 194000 86000 107000 1,50%<br />
<strong>Belarus</strong>-Perspektiven Herbst 2006 Nr. 34 11