Belarus- - Internationales Bildungs
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Wirtschaft<br />
<strong>Belarus</strong> und EU auf Integrationskurs<br />
(stepan Antonowitsch, Minsk) Trotz politischer eiszeit sind die wirtschaftlichen beziehungen zwischen<br />
belarus und der eu so lebendig wie nie zuvor. Jetzt ist die eu zum wichtigsten Handelspartner von belarus<br />
geworden - weit vor russland. das Geheimnis des boomenden Handels zwischen Minsk und den eustaaten<br />
liegt einerseits an billigem russischen Öl - andererseits an den belarussischen bestrebungen, die<br />
eigene Industrie zu modernisieren.<br />
Im ersten Quartal diesen Jahres<br />
war die EU wichtigster Handelspartner<br />
von <strong>Belarus</strong> - über 50 Prozent<br />
des belarussischen Exportes<br />
gingen in EU-Länder. Im Vergleich<br />
zur entsprechenden Vorjahresperiode<br />
stieg der belarussische Export<br />
in die EU um beeindruckende<br />
25 Prozent an und betrug mehr<br />
als 5 Mrd. Euro. Währenddessen<br />
exportierte <strong>Belarus</strong> zum gleichen<br />
Zeitraum nur für etwas über<br />
3 Mrd. Euro Waren nach Russland.<br />
Somit ist die EU zum primären Absatzmarkt<br />
belarussischer Produkte<br />
avanciert. Und nicht nur das. Der<br />
Handel mit der EU weist aus<br />
belarussischer Sicht zudem den<br />
höchsten Überschuss auf: Allein<br />
im ersten Quartal diesen Jahres<br />
machte <strong>Belarus</strong> über 2,5 Mrd. Euro<br />
Gewinn beim Handel mit der EU.<br />
In keine andere Region der Welt<br />
exportiert <strong>Belarus</strong> heute in so großem<br />
Umfang seine Waren wie in<br />
die Europäische Union.<br />
Wichtigste Absatzmärkte von<br />
belarus Januar – Juli 2006<br />
1. Russland<br />
2. Niederlande<br />
3. Großbritannien<br />
4. Ukraine<br />
5 Polen<br />
6. Deuschland<br />
7. Schweden<br />
8. USA<br />
9. Litauen<br />
10. Lettland<br />
11. Frankreich<br />
12. Kasachstan<br />
13. China<br />
14. Italien<br />
NeGATIVe...<br />
Beispielsweise fiel die belarussische<br />
Handelsbilanz mit den Ländern<br />
Ostasiens (China, Taiwan,<br />
Korea und Japan) durchweg negativ<br />
aus - insgesamt importierte<br />
<strong>Belarus</strong> aus diesen Ländern für<br />
150 Mio. Euro mehr Waren, als es<br />
nach Ostasien ausführte. Sogar der<br />
Handel mit der Volksrepublik China,<br />
die vom belarussischen Staat<br />
als einer der wichtigsten Partner<br />
des Landes angesehen wird, weist<br />
eine negative Handelsbilanz von<br />
knapp 100 Mio. EU auf. Dies mag<br />
damit zusammenhängen, dass zu<br />
Beginn des Jahres die Ausfuhr<br />
des belarussischen Exportschlagers<br />
Kalidünger nach China zum<br />
Erliegen kam, weil sich beide<br />
Seiten nicht auf einen Verkaufspreis<br />
einigen konnten. Allerdings<br />
würde selbst eine schnelle Wiederaufnahme<br />
der Lieferungen dem<br />
belarussischen Export kein mit<br />
dem EU-Handel vergleichbares<br />
Wachstum bescheren.<br />
...uNd POsITIVe bILANZ<br />
Bislang kann <strong>Belarus</strong> in den Handelsbeziehungen<br />
zu einer Reihe<br />
anderer Staaten in der Welt punkten.<br />
Ein posititives Saldo weist beispielsweise<br />
der Handel mit Süd-<br />
und Zentralasien auf. Vor allem<br />
Indien, Pakistan, Sri Lanka und<br />
einige ehemalige sowjetische Staaten<br />
kauften für mehr als 150 Mio.<br />
Euro mehr belarussische Waren,<br />
als sie in die Republik ausführten.<br />
Bescheidener, aber dennoch positiv<br />
fällt das Plus im Außenhandel<br />
mit den südostasiatischen Ländern<br />
aus - Vietnam, Indonesien<br />
und Malaysia bescheren <strong>Belarus</strong><br />
einen Überschuss von etwas über<br />
3 Mio. Euro. Aus dem Handel mit<br />
westasiatischen Ländern - Aserbaidschan,<br />
Israel, Syrien und der<br />
Türkei - bleiben über 30 Mio. Euro<br />
in <strong>Belarus</strong>. Afrika steht mit etwa<br />
45 Mio. Euro Handelsüberschuss<br />
weiter oben auf der belarussischen<br />
Exportliste. Eher mager: der Überschuss<br />
aus dem Handel mit Nord-<br />
und Südamerika, der lediglich<br />
10 Mio. Euro beträgt. Interessanterweise<br />
führt die Länderwertung<br />
in Amerika jedoch nach Handelskriterien<br />
der polititsche Erzfeind<br />
von Alexander Lukaschenko an.<br />
Der Handel zwischen <strong>Belarus</strong> und<br />
den USA betrug im ersten Quartal<br />
2006 über 350 Mio. Euro. 230 Mio.<br />
Euro belarussicher Export in die<br />
USA stehen nur 110 Mio. Euro<br />
US-Import gegenüber.<br />
eNerGIe Aus russLANd<br />
Zweifellos kompensiert <strong>Belarus</strong><br />
mit den Exporten in die EU seine<br />
gigantische negative Handelsbilanz<br />
zu Russland, die in erster<br />
Linie den Energieimporten anzulasten<br />
ist. Im ersten Halbjahr 2006<br />
überstiegen russische Importe<br />
nach <strong>Belarus</strong> die Exporte um<br />
etwa 3,5 Mrd. Euro. Nur durch<br />
das deutliche Plus im Handel mit<br />
Europa schmolz dieser negative<br />
Handelsüberschuss auf unter<br />
1 Mrd. Euro.<br />
HANdeL MIT OsTeurOPA<br />
Auf den ersten Blick scheint es, als<br />
habe die belarussische Wirtschaft<br />
ihre Exporterfolge in erster Linie<br />
den neuen osteuropäischen EU-<br />
Mitgliedern zu verdanken. Dies<br />
entspräche auch der Logik postsowjetischerWirtschaftsbeziehungen,<br />
denn mit Polen, Tschechien<br />
und anderen ehemaligen sowjetischen<br />
„Blockstaaten“ unterhielt<br />
10 <strong>Belarus</strong>-Perspektiven Herbst 2006 Nr. 34