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Aktuell<br />
Wenn Eltern Vorschläge<br />
machen<br />
Ergebnisse der Elternbefragung KiTa-BUS 2010<br />
SILVIA RÜCKERT UND<br />
PROF. DR. MAREK FUCHS<br />
Eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung von<br />
Kin dergarten und Elternhaus ist eine wesentliche<br />
Voraus setzung für eine optimale Entwicklungs -<br />
förderung der Kinder. Dabei ist der Fluss von Infor -<br />
mationen und Beratungen aus der Ein richtung in<br />
das Elternhaus besonders relevant, um dieses<br />
über aktuelle Angebote und Verände run gen in der<br />
Einrichtung aber auch über Entwicklungen des<br />
Kindes zu informieren.<br />
Etwas weniger Aufmerksamkeit hat in diesem Zu -<br />
sam menhang bisher der Umgang mit und die Re -<br />
aktion auf Vorschläge und Anregungen der Eltern<br />
für die Arbeit im Kindergarten erfahren. Zunächst<br />
ist es ein positives Zeichen, wenn Eltern sich engagieren<br />
und als Ergebnis ihrer Überlegungen den<br />
Mitarbeiterinnen der Einrichtung einen Vorschlag<br />
zur Weiterentwicklung der Arbeit im Kindergarten<br />
machen. Diese Vor schläge können dabei ganz<br />
grundsätzlicher Natur sein und die Betreu ungs -<br />
angebote der Einrichtung allgemein betreffen oder<br />
sich punktuell auf Einzel anlässe oder konkrete<br />
Details beziehen.<br />
Nicht alle Vorschläge der Eltern passen in die pädagogische<br />
Konzeption der Einrichtung oder sind<br />
rechtlich zulässig. Unabhängig von der Qualität<br />
des Vorschlags ist von der Einrichtung eine angemessene<br />
Reaktion erforderlich, die den Eltern signalisiert,<br />
dass das Engagement und das Interesse<br />
an der Arbeit in der Einrichtung Wert geschätzt,<br />
der Vorschlag geprüft und schließlich ob der Ver -<br />
besserungs vorschlag Eingang in die Arbeit finden<br />
wird oder nicht. Für Eltern ist eine solche angemessene<br />
Reaktion auf einen Verbesserungs vor -<br />
schlag häufig wichtiger als die Frage, ob der<br />
Vorschlag nun tatsächlich realisiert werden kann.<br />
Die Erfahrungen der Eltern, wie mit ihren Vor -<br />
schlägen und Anregungen umgegangen wird, haben<br />
weitreichende Folgen für die Beurteilung der<br />
Zu sammenarbeit zwischen Ein richtung und Eltern -<br />
haus sowie für die Beurteilung der Ein richtung insgesamt.<br />
Im KiTa-BUS 2010, der jährlichen, offenen Eltern -<br />
be fragung des Landesverbandes, an der sich Ein -<br />
richtungen und Trägerschaften beteiligen können,<br />
18<br />
wurde dieser Problemkreis genauer untersucht.<br />
Insgesamt haben sich dieses Jahr 87 Ein -<br />
richtungen aus der Diözese Rottenburg-Stutt gart<br />
am KiTa-BUS beteiligt mit zusammen 2.334 auswertbaren<br />
Elternfragebögen. Im Fragebogen wurden<br />
die Eltern gezielt nach ihren Erfahrungen bei<br />
Verbesserungsvorschlägen und Anregungen gefragt.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass die überwiegende<br />
Meh rheit der Eltern von positiven Erfahrungen bei<br />
Vorschlägen oder Anregungen berichtet (siehe<br />
Tabelle 1).<br />
1. Reaktionen der Erzieherinnen/der Leitung auf<br />
Vorschläge/Anregungen der Eltern<br />
lehnt meist sofort ab 3 %<br />
lehnt sofort begründet ab 4 %<br />
sagt zu, meist geschieht aber nichts 15 %<br />
versucht umzusetzen 79 %<br />
Bei den Ablehnungen wurde bei 4 % der Vor -<br />
schlag/die Anregung geprüft, dann aber begründet<br />
abge lehnt. Auch wenn dies für Eltern unter Um -<br />
ständen im Einzelfall nicht nachvollziehbar ist, handelt<br />
es sich dabei um eine durchaus professionelle<br />
und angemessene Reaktion des Kinder gartens<br />
auf einen Vorschlag oder eine Anregung seitens<br />
der Eltern der betreuten Kinder.<br />
Für die Eltern unbefriedigend ist hingegen, wenn<br />
ein Vorschlag oder eine An regung ohne weitere<br />
Prüfung und Begründung abgelehnt wird. Denn für<br />
die Eltern erschließt sich die Grund lage der<br />
Ablehnung meist nicht und es besteht die Gefahr,<br />
… greift den Vorschlag<br />
auf und versucht<br />
ihn umzusetzen<br />
dass die Eltern die Ablehnung als persönliche<br />
Zurückweisung oder als Ausdruck mangelnder<br />
Wertschätzung des eigenen Engage ments betrachten.<br />
Problematisch ist weiterhin, wenn die Er zieher/in -<br />
nen oder die Leitung zwar zusagen einen Vor -<br />
schlag aufzugreifen, dann aber eine Realisierung<br />
ausbleibt. In diesem Fall müssen die Eltern den<br />
Eindruck gewinnen, dass ihnen zunächst eine<br />
(leichtfertige) Zusage gemacht wird, die sich dann<br />
als nicht verlässlich erweist oder schlimmer, dass<br />
ihnen die Zusage, den Vorschlag aufzugreifen nur<br />
gemacht wurde, um Diskussionen oder sogar<br />
Konflikten aus dem Weg zu gehen, ohne dass die<br />
Einrichtung wirklich beabsichtigt, sich mit dem<br />
Vorschlag auseinanderzusetzen.<br />
Interessant ist, dass das Verhalten der Erzieherin -<br />
nen/der Leitung bei einem Vorschlag oder einer<br />
An regung nicht mit den soziodemographischen<br />
Merk malen der Eltern korreliert: Eltern mit hohem<br />
und niedrigem Bildungsniveau, Migranten und<br />
Einheimische, Alleinerziehende wie Zwei-Eltern-<br />
Familien berichten von sehr ähnlichen Erfahrungen<br />
bei Verbesserungsvorschlägen. Auffällig ist allenfalls,<br />
dass die neuen Eltern, die ihr Kind erst seit<br />
maximal einem Jahr in der Ein richtung betreuen<br />
lassen, positivere Erfahrungen gemacht haben,<br />
während Eltern, die bereits seit zwei oder mehr<br />
Jahren mit der Einrichtung zusammenarbeiten,<br />
häufiger über ungünstige Erfahrungen berichten.<br />
Dies mag damit zusammenhängen, dass die Eltern<br />
anfangs relativ unerfahren mit den Angeboten ei-<br />
2. Beurteilung des Kindergartens nach den Erfahrungen der Eltern mit Vorschlägen und Anregungen<br />
… sagt zwar, dass der<br />
Vorschlag aufgegriffen<br />
wird; es geschieht dann<br />
aber meistens nichts<br />
... prüft den<br />
Vorschlag, lehnt<br />
ihn dann aber<br />
begründet ab<br />
… lehnt den<br />
Vorschlag<br />
meistens<br />
gleich ab<br />
Beurteilung der Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Kindergarten alles in allem<br />
Sehr gut, eher gut 96 % 58 % 62 % 38 %<br />
Teils/teils, eher schlecht, sehr schlecht 4 % 42 % 38 % 62 %<br />
Einschätzung des Rufs der Einrichtung in der Öffentlichkeit<br />
Sehr gut, eher gut 89 % 56 % 62 % 46 %<br />
Teils/teils, eher schlecht, sehr schlecht 11 % 44 % 38 % 54 %<br />
Beurteilung des Kindergartens alles in allem<br />
Sehr gut, eher gut 93 % 63 % 66 % 47 %<br />
Teils/teils, eher schlecht, sehr schlecht 7 % 37 % 34 % 53 %<br />
FOTO: SAIMEN! / PHOTOCASE.COM