Version 2.1 - LVKITA
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die Menschen da sein will und sie sich auf ihn verlassen<br />
können; sie verstehen den Glauben an Gott<br />
ebenso als Wert wie auch das Vertrauen, das sie<br />
in ihn haben. In dieser Haltung liegt ein kritisches<br />
Potenzial, weil es die üblicherweise Sicherheit gebenden<br />
Werte relativiert.<br />
Verpflichtung zur Gemeinschaft<br />
Die sozialen und gemeinschaftsbildenden Werte<br />
werden nicht nur aus einem berechnenden Denken<br />
angeeignet – ich bin gut zu dir, dann sei du auch<br />
gut zu mir. Gemeinschaft und Frieden untereinander<br />
bringt allen mehr als Streit, Zwietracht und die<br />
Gewalt des Stärkeren über den Schwächeren.<br />
Diese Werte werden auch und vor allem aus dem<br />
begründet, was Gott den Menschen zugedacht<br />
hat. Gott will das Gelingen des individuellen und<br />
des gemeinschaftlichen Lebens nach seinen<br />
Verheißungen und Weisungen. Das heißt beispielsweise:<br />
Die Sorge um andere Menschen, Ver -<br />
söhnung nach einem Streit, das Eintreten für den<br />
Schwachen gegenüber dem Starken werden nicht<br />
nur damit als notwendige Werthandlungen plausibel<br />
gemacht, dass alle etwas davon haben, wenn<br />
man einander hilft. Ein solches Verhalten findet seine<br />
Begründung im Glauben an Gott und seinen<br />
14<br />
Auftrag, für Frieden und Gerechtigkeit zu sorgen<br />
und sich um die Hilfebedürftigen zu kümmern. In<br />
dieser Motivation liegt ein kritisches Potenzial, weil<br />
sie Hilfe und Solidarität nicht der Willkür der<br />
Menschen überlässt, die heute dieses und morgen<br />
jenes für maßgeblich halten.<br />
Jeder Mensch ist an sich „wertvoll“<br />
Dieses von Gott gewollte Gelingen des individuellen<br />
und gemeinschaftlichen Lebens spiegelt sich in<br />
dem, was Jesus gelehrt und vorgelebt hat. Im<br />
Verhalten Jesu zeigt sich eine Relativierung der<br />
Haben- und Leistungswerte wie Geld, Besitz,<br />
Ansehen und Einfluss zugunsten der Seinswerte,<br />
d. h. der Mensch wird nicht nach dem be messen,<br />
was er aufgrund von Stand und öffentlicher<br />
Stellung ist und was er besitzt, sondern was er aufgrund<br />
seiner Würde und seiner Rechte ist und tun<br />
soll. Das heißt beispielsweise, Werte er ziehung im<br />
christlichen Sinn schärft die Aufmerk sam keit dafür,<br />
welcher Wert dem Menschen beigemessen wird<br />
und mit welcher Begründung. Ferner achtet sie darauf,<br />
welche Werte als maßgebend bezeichnet<br />
werden dafür, dass das individuelle und gemeinschaftliche<br />
Leben gelingt, und was unter diesem<br />
„Ge lingen“ verstanden wird. In dieser Infrage stel -<br />
l ung liegt ein kritisches Potenzial, weil es die Werte<br />
hinterfragt, die ansonsten als ausschlaggebend für<br />
das Ge lingen des Lebens erklärt werden.<br />
Recht und Unrecht klar benennen<br />
Christliches Wertebewusstsein ist besonders sensibel<br />
gegenüber Unrecht, das Menschen tun, wie<br />
auch gegenüber ungerechten Strukturen und<br />
Ordnungen. Das heißt beispielweise: Werteer zie -<br />
h ung in christlichem Sinn hilft, Unrecht beim<br />
Namen zu nennen und aufzuzeigen, gegen welche<br />
bedeutenden Werte hier verstoßen wird. Als<br />
Maßstäbe gelten dabei die von Gott durch Jesus<br />
vermittelten Begriffe von Recht und Gerechtigkeit.<br />
In dieser pädagogischen Praxis liegt das kritische<br />
Potenzial darin, dass die Vorstellungen über Recht<br />
und Unrecht klar benannt, dagegen opponiert und<br />
dass ein mangelndes Unrechtsbewusstsein aufgedeckt<br />
wird.<br />
Prof. Dr. Matthias Hugoth lehrt an der Katholischen<br />
Fachhochschule Freiburg Soziale Arbeit mit dem<br />
Schwerpunkt Erziehungswissenschaft und Päd -<br />
ago gik der frühen Kindheit.<br />
FOTO: PANTHERMDEDIA