Susan Djahangard - Jugendpresse BW
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TITELTHEMA<br />
6<br />
Vorbei das ungesunde Fast-Food-Image – selbst die fettigsten Burger werden Bio<br />
NOIR Nr. 21 (August 2011)<br />
Ein grüner Hintergrund muss her, damit Bio-<br />
Burger �ür »Ökos« a� raktiv werden. Wenn selbst<br />
die Fast-Food-Ke� e McDonald‘s versucht, auf das<br />
neue grüne Boot aufzuspringen, wird klar, dass<br />
Umweltbewusstsein im 21. Jahrhundert eine neue<br />
Dimension erreicht hat. Grün zieht, Bio boomt. Der<br />
moderne Öko muss sich im Gegensatz zu seinem<br />
Pendant aus den 70ern nicht mehr da�ür rechtfertigen,<br />
Brot selbst zu backen und ausschließlich in<br />
Bio-Supermärkten oder auf Bauernhöfen einzukaufen.<br />
Im Gegenteil: Da�ür fi ndet er sogar Anerkennung.<br />
Ein modernes Produkt, das in keiner Szene-<br />
Kneipe fehlt: Bionade. Sie ist seit 1997 auf dem<br />
Markt und seit einiger Zeit auch im Angebot von<br />
McDonald‘s. Der Name ist Programm: eine Bio-Limonade.<br />
Doch nicht überall, wo »Bio« draufsteht,<br />
ist auch Bio drin. Die Zeitschri� Öko-Test bewertete<br />
das Szenegetränk nur mit einer drei. Dennoch,<br />
Bionade und Co scheinen Teil eines neuen Lebensstils<br />
geworden zu sein. Mode-Label locken damit,<br />
ihre Kleidung aus ökologischen Materialien anzufertigen,<br />
Restaurants hängen voller Stolz Bio-Zertifi<br />
kate auf, die garantieren, dass hauptsächlich<br />
Produkte aus »kontrolliert-biologischem Anbau«<br />
verwendet werden. Öko-Designer versprechen,<br />
dass Lampe, Schreibtisch und Gartenmöbel ökologisch<br />
vertretbar sind. Bio-Dessous, Bio-Kosmetik<br />
bis hin zur Öko-Kfz-Versicherung, bio soweit das<br />
Auge reicht.<br />
Das Konzept geht auf: Laut dem Öko-Barometer<br />
gaben 2010 49 Prozent der Befragten an, Bio-<br />
Produkte zu kaufen. Die Neu-Ökos haben mehrere<br />
Namen: Neo-Ökos, Lohas, Ökos 2.0, Öko-Yuppies,<br />
Bioheme oder Scuppies werden sie tituliert. Da<br />
verliert Öko schnell den Überblick – umweltbewusst<br />
und Bio-Einkäufer, doch welcher der Gruppen<br />
gehört Öko nun an? Die Abkürzung Lohas<br />
steht �ür das Englische »Lifestyles of Health and<br />
Sustainability«, ein Lebensstil, der Wert auf Gesundheit<br />
und Nachhaltigkeit legt. Ein Lebensstil<br />
also – doch steckt auch eine Überzeugung dahinter?<br />
Hat der besser verdienende »Loha«, der bio<br />
kau� , Porsche �ährt und iPod hört, denn auch politische<br />
Ziele? Ein Porsche fahrender Träger eines<br />
Atomkra� -Nein Danke-Stickers? Wohl eher nicht<br />
– die Lohas wollen nicht mehr die Welt re� en,<br />
sondern ihr Gewissen, heißt es.<br />
Woher kommt also der neue Öko-Wahn? Laut<br />
Öko-Barometer wollen Loha, Scuppie und Co mit<br />
dem Kauf von Öko-Produkten unter anderem<br />
eine »artgerechte Tierhaltung« sowie eine »geringe<br />
Schadstoff belastung« unterstützen. Nun ist<br />
es doch so, dass das neue Öko-Bewusstsein nicht<br />
mehr das von armen Leuten ist. Ein Öko-Trend<br />
als Folge des Wohlstandes? Wie Ronald Inglehart<br />
formulierte: Würden Ökos noch um den Sonntagsbraten<br />
bangen müssen, wäre eine artgerechte<br />
Tierhaltung sicherlich zweitrangig. Demnach<br />
rührt unser neues Umweltbewusstsein daher, dass<br />
wir uns mit banalen Dingen wie der Aufnahme<br />
von genügend Nährstoff e nicht mehr beschä� igen<br />
müssen.<br />
Wenn Öko tatsächlich zu einem Lebensstil<br />
geworden ist, bleibt nicht aus, dass der ein oder<br />
andere Bio-Fan vielmehr den Stil als die Bio-Produkte<br />
genießt. Die Nachfrage nach Bio-Produkten<br />
ist inzwischen so groß, dass heimische Bauern den<br />
Bedarf nicht mehr decken können. Bleibt die Frage<br />
nach der Nachhaltigkeit. Nicht nach der von Öko-<br />
Design und Co, sondern nach der Nachhaltigkeit<br />
des neuen Öko-Trends. Wie lange wird er andauern?<br />
Flaut die Trendwelle wieder ab, muss sich unsere<br />
Umwelt eben auf den Alt-Öko in Leinen und<br />
Birkenstocks verlassen; diesen Überzeugungstäter<br />
gibt es nach wie vor.