17.01.2013 Aufrufe

Susan Djahangard - Jugendpresse BW

Susan Djahangard - Jugendpresse BW

Susan Djahangard - Jugendpresse BW

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DER BARMHERZIGE MILLIONÄR<br />

Von der Luxusvilla in die Alpenhütte: Ein erfolgreicher Geschäftsmann<br />

berichtet in seiner Autobiographie von seinem Sinneswandel.<br />

Eine Kritik von Sanja Döttling.<br />

Text: Sanja Döttling | Layout: Sebastian Nikoloff<br />

Karl Rabeder aus dem österreichischen Leonding<br />

hat es geschafft: Aus dem Marktstand<br />

der Familie entwickelt er ein erfolgreiches<br />

Unternehmen �ür Wohnaccessoires<br />

und verdient damit Millionen. Aber irgendwas, so<br />

sein Ge�ühl, ist nicht richtig. Rabeder beschließt,<br />

sein Geld zu teilen. Er verwendet seine Energie<br />

und seinen Einfallsreichtum seitdem darauf, unter<br />

anderem das Projekt MyMicroCredit aufzuziehen,<br />

das kleine Kredite an Menschen in Entwicklungs-<br />

und Schwellenländern vermittelt. Interessierte<br />

können ab 25 Euro Kredite vergeben und Projekte<br />

unterstützen. Seine Villa verlost Rabeder, sein<br />

Geld steckt in seinen Projekten. Zurzeit wohnt er<br />

in einer kleinen Hütte in Tirol, reist viel und gibt<br />

Seminare.<br />

In seinem autobiografi schen Buch »Wer nichts<br />

hat, kann alles geben« erzählt er seine Lebensgeschichte<br />

und die Entwicklung, die zu seinem<br />

»Wer ni� ts hat, kann alles geben«<br />

Karl Rabeder, 19,99 €, Ludwig Verlag<br />

Sinneswandel �ührte. Dabei versucht er, anderen<br />

Menschen den Anstoß zu geben, über ihr Leben in<br />

der kapitalistischen Gesellscha� nachzudenken.<br />

Als Leser entwickelt man schnell ein ambivalentes<br />

Verhältnis zu dem Buch: Der autobiografi -<br />

sche Aspekt wirkt gekünstelt, geradezu unecht.<br />

Es interessiert nicht, wieso er sich von seiner Frau<br />

trennte und welche anderen Frauen er danach<br />

kennenlernte. Oder warum Segelfl iegen seine große<br />

Leidenscha� ist. Der Leser kann sich nicht dem<br />

Ge�ühl entziehen, dass hier ein Ri� er von seinen<br />

Heldentaten schwärmt. Nicht von seinem Reichtum<br />

– auf den gibt er nichts – sondern von der<br />

Geschichte seiner Einsicht.<br />

Doch ist die persönliche Beziehung zur Hauptfi -<br />

gur Karl nicht der Hauptpunkt der Lektüre. Wenn<br />

das Buch als ein Beispiel da�ür angesehen wird,<br />

wie ein Mensch sein komple� es Leben auf den<br />

Kopf stellt, fi nden sich einige interessante Denkanstöße.<br />

Trotz allem: Seine � ese vom »gezielten<br />

Abbau des Bru� oinlandsprodukts« , in der er darlegt,<br />

dass es allen besser ginge, wenn sie weniger<br />

kau� en und auch weniger arbeiteten, da sie das<br />

Geld ja nicht mehr zum Einkaufen brauchten,<br />

wirkt weltfremd.<br />

Es ist wie eine Fabel von Rabeder, der auszog,<br />

um �ür andere zu lernen. Doch leider lernt der<br />

Mensch nur, was er selbst falsch macht. Und Rabeder<br />

lernt auch nicht �ür den Durchschni� sbürger:<br />

Wer nicht in die Bredouille kommt, extrem viel<br />

Geld zu haben und damit unglücklich zu sein, �ür<br />

den hat das Buch keinen Mehrwert. Was Rabeder<br />

seinen Lesern sagen möchte: Bist du reich, dann<br />

teile! Bist du es nicht, dann kaufe wenigstens mein<br />

Buch.<br />

NOIR Nr. 21 (August 2011)<br />

KULTUR<br />

17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!