Spanische Erkentnisse c2 - Elitenetzwerk Bayern
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23. Februar bis 14. März 2009<br />
<strong>Spanische</strong> Erkenntnisse C² - Ein Intensivsprackkurs in Barcelona<br />
Das bayerische Zusatzprogramm macht es möglich: Die Sprachkurse in Frankreich,<br />
Großbritannien, der Schweiz, Italien und Spanien haben echten Mehrwert. Neben<br />
Intensivkursen in den Fremdsprachen, können die Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer Land und Leute vor Ort kennenlernen. Wie dieses Frühjahr auch 20<br />
Stipendiaten des Max-Weber-Programms und der Studienstiftung in der<br />
katalanischen Hauptstadt.<br />
Ein geplantes Praktikum in Kuba, Vertiefen der Sprachkenntnisse von der<br />
unvergesslichen Rundreise im letzen Sommer, Beherrschen einer weiteren Weltsprache:<br />
Es gibt viele Gründe, warum sich die sechs deutschen Stipendiaten des Max–Weber-<br />
Programms und der Studienstiftung an diesem Montagmorgen in dem kleinen,<br />
weißgetünchten Raum an der Carre de València, Mitten im Herzen Barcelonas einfinden.<br />
Nur einen Steinwurf entfernt die felsenähnliche Silhouette des Casa Milà und die<br />
buntglitzernde Fassade des Casa Batlló, zwei Bauwerke Gaudis, die heute als<br />
Wahrzeichen des modernistischen Viertel Eixample gelten. Doch erstmal bleibt keine<br />
Zeit über die katalanische Hauptstadt oder Antoni Gaudí nachzudenken. Ein junger,<br />
dunklerhaariger Spanier grüßt mit einem freundlichen „Hola, qué tal?“ die Stipendiaten.<br />
Wer nicht schon ein paar Brocken Spanisch kann, versucht durch das Deuten des<br />
Schmunzelnden auf sich selbst und einem „Yo soy Justi Lopez, vuestro profesor de<br />
castellano“ zu erschließen, dass Justi für die nächsten drei Wochen unser Sprachlehrer<br />
sein wird. Spätestens jetzt wird allen klar: Neben dem Bewundern von architektonischen<br />
Meisterleistungen wird hier drei Wochen lang täglich acht Stunden hart am Erlernen von<br />
Spanisch gearbeitet.<br />
Unterricht mit vollem Körpereinsatz<br />
Eine kleine, weiße Tafel in der Ecke des Raumes als einziges Lehrmittel lässt ebenfalls<br />
keine Zweifel, dass ein Frontalunterricht hier nicht stattfinden wird. Justi versucht mit<br />
Händen und Füßen zu verdeutlichen, dass jetzt alles auf castellano eingestellt ist,<br />
während er die Arbeitsbücher austeilt. Das Level comienza, „Beginner“, lacht uns von<br />
bunt bebilderten Seiten entgegen. Justi versucht mit durchaus humorvollen Darstellungen<br />
zu demonstrieren, wie die Zungenstellung bei der Betonung des spanischen Alphabets<br />
aussieht. Die Wendung en español benützt er dabei nicht, schließlich ist für den<br />
gebürtigen Katalanen die Unterscheidung zwischen català und castellano äußerst<br />
wichtig. Mit einem freundlichen „Lee, Theresa“, deutet der quirlige Sprachlehrer auf die<br />
Studentin aus <strong>Bayern</strong>, um sie zum Vorlesen der Zahlen auf Spanisch zu animieren. Die<br />
schaut erstmal etwas ungläubig und stellt sich ein zweites Mal auf Spanisch vor: „Si, yo<br />
soy Theresa“. Nachdem seine eigentliche Absicht klar wird, müssen alle im Kurs lachen.<br />
Nach den ersten Missverständnissen, ist damit die erste Lektion gelernt: Wer darüber<br />
lachen kann, hat es verstanden.
Katalanische Gewohnheiten erleben<br />
Einen anderen Fehler sollte man hier allerdings nicht machen. Neugierig schiebt sich<br />
Laura Esclusa, die die Besitzerin der Sprachenschule ist, durch die Tür. Die Information,<br />
die sie loswerden will, scheint wichtig zu sein. Das Prinzip des Unterrichts,<br />
ausschließlich Spanisch zu sprechen, wird kurz unterbrochen: „Passt immer gut auf eure<br />
Wertsachen auf. Vor allem die Ramblas und der Passeig de Gracia ist Abends mit<br />
Vorsicht zu genießen. Aber wer achtsam ist, dem wird dieses Touristenschicksal<br />
sicherlich nicht zu teil“, lacht der Rotschopf, der eine andere Gruppe von Stipendiaten<br />
unterrichtet. Aber diese etwas unschönere Seite der Stadt sei für Laura kein Hindernis,<br />
den Teilnehmern ihrer Sprachenschule C² die wirkliche Mentalität der Barceloner nahe<br />
zu bringen. Die Philosophie der Schule, neben der Sprache, die Kultur und die<br />
Lebensweise der katalanischen Hauptstadt ganzheitlich zu „erleben“, spiegelt sich nicht<br />
nur im Namen. C² –communicatión×cultura– wird auch gelebt. Deshalb wohnen alle<br />
Stipendiaten bei Einheimischen oder in Wohngemeinschaften - nicht wie Touristen in<br />
Hotels.<br />
„In Barcelona ist es ganz normal, mit jemanden sein Heim zu teilen“, erklärt Montserat,<br />
die Lehrerin der dritten Gruppe. Zudem würde in Barcelona das Leben vor allem draußen<br />
stattfinden. Dies wird in den Mittagspausen deutlich, wenn die 20 Studentinnen und<br />
Studenten bei sonnigen Frühlingstemperaturen sich auf der terracottafarbenen Terrasse<br />
der Spracheschule von den Sonnenstrahlen verwöhnen lassen. Echtes südländisches Flair<br />
also. Da die Schule im Zentrum der Stadt liegt, ist neben der Terrasse der nahegelegene<br />
Markt ein beliebter Ort, die Pausen zu verbringen. Trotz des noch etwas spärlichen<br />
spanischen Wortschatzes, gelingt es jeden Tag besser, den Katalanen es gleich zu tun,<br />
und frische Wurst, Käse und Brot an den Marktständen zu kaufen.<br />
Über das Klassenzimmer hinweg: E cultura<br />
Neben dem intensiven Lesen, Sprechen, Wiederholen und Lachen in den<br />
Klassenzimmern, wird vor allem durch die Architektur und die Kunst die katalanische<br />
Identität draußen erlebbar. Bei Stadtführungen und kleinen Ausflügen, die Teil des<br />
Angebots der Schule sind, teilt Esther ihre Begeisterung für Barcelona mit uns. Die<br />
Deutsche hat während ihres Erasmusjahres ihre Liebe zur Stadt entdeckt und ist nun als<br />
Teil des C²-Team und barcelonesa eine wichtige Quelle für gute Tipps zur<br />
Wochenendgestaltung. Diese werden von uns zu Ausflügen an die Costa Brava, zum<br />
Karneval im südlich Barcelonas gelegenen Sitges und zum gemeinsamen<br />
Vokabelwiederholen am Stadtstrand genutzt. Ob Gaudis Park Güell, sein Lebenswerk die<br />
Kathedrale La Sagrada Família oder das gotische Viertel. Spätestens nach dem Ende der<br />
drei Wochen Intensivkurs Spanisch wissen wir, warum Barcelona mit rund 11 Millionen<br />
Übernachtungen im Jahr Europas Touristenhauptstadt ist.<br />
Touristisch oder als Anfänger müssen wir uns aber nach unserem Aufenthalt in Barcelona<br />
nicht mehr fühlen: Schließlich haben wir communicatión×cultura „intensiv“ nicht nur in<br />
den Klassenzimmern erleben dürfen.<br />
Eva-Maria Spreitzer