Mitteilungen Nr. 50 - Hans Henny Jahnn
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HANS KAYSER<br />
Das Lehrbuch der Harmonik 36x26 cm, 380 S., illustr., 19<strong>50</strong>, vergriffen<br />
Besprechung in «Die Kommenden», Jahrgang 28, <strong>Nr</strong>n. 11, 12, 13, ab 10. Juni 1974<br />
von Friedrich Oberkogler<br />
Das «Lehrbuch der Harmonik», wohl das umfassendste Werk <strong>Hans</strong> Kaysers, wurde<br />
1944 beendet, und 19<strong>50</strong>, nachdem es der Autor noch einmal revidiert hatte, in einer<br />
Prachtausgabe durch den Occident Verlag Zürich, der Öffentlichkeit übergeben. Auf<br />
breiteste Grundlage, vor allem hinsichtlich religiöser Symbolik, gestellt, gibt das Werk<br />
die ganze harmonikale Ideenwelt wieder, die den bedeutenden Schweizer «Musik-<br />
Denker» bereits in seinem ersten Buch, «Der hörende Mensch», beschäftigt hat. Was<br />
dort jedoch wie ein gewaltiger Aufriss seiner tönenden Perspektiven anmutet, erfährt<br />
hier seine bis in alle Einzelheiten gehende Durcharbeitung. Vom Inhalt dieses Buches<br />
soll nachstehend in einigen Aufsätzen berichtet werden.<br />
Hören – Ein Sehen von Innen<br />
HANS KAYSER lebte von 1891 bis 1964. Die Zeit von 1918 bis 1930 ist erfüllt mit der<br />
Arbeit am «Hörenden Menschen», dem Werk, das die Harmonik als System begründet.<br />
Dr. RUDOLF HAASE, Schüler HANS KAYSERS und damaligem Leiter des <strong>Hans</strong>-Kayser-<br />
Institutes für harmonikale Grundlagenforschung an der Wiener Musikhochschule,<br />
schreibt über diese nach geistigen Gütern dürstenden Nachkriegsjahre:<br />
«Es ist kein Zufall, dass in dieser Zeit Theosophie und Anthroposophie aufblühten,<br />
dass sich eine wissenschaftliche Astrologie neu konstituierte, dass man sich erneut<br />
mit den Rosenkreuzern befasste; kein Zufall auch, dass viele sich in der Wiederbelebung<br />
der Mystik Zukunftsträchtiges erhofften, so dass Kayser dem Inselverlag eine<br />
Mystiker-Ausgabe vorschlagen konnte und daraufhin auch den Auftrag erhielt, die<br />
Buchreihe ‘Der Dom – Bücher deutscher Mystik’ zu edieren. Alte esoterische Traditionen<br />
fanden also plötzlich ein lange verschüttetes Interesse, und so war die Zeit – unter<br />
dieser Perspektive betrachtet – durchaus reif für die Erneuerung der Harmonik, ganz<br />
abgesehen davon, dass auch Josef Matthias Hauer eine Art harmonikaler Esoterik mit<br />
stark mystischem Einschlag schuf» (Geschichte des harmonikalen Pythagoreismus).<br />
Die Beschäftigung mit der deutschen Mystik hat Kayser den Weg zur «Harmonik»<br />
finden lassen. JAKOB BÖHME, PARACELSUS und vor allem JOHANNES KEPLER war die Welt,<br />
die dem Metaphysiker Kayser den Gedanken erweckte, Mystik und Harmonik zu verbinden.<br />
Die wichtigste persönliche Begegnung für den Schweizer Gelehrten war jene<br />
mit PAUL HINDEMITH. Wir entnehmen den Darstellungen RUDOLF HAASES, dass beide<br />
intensiv miteinander korrespondierten, dass sie in Olten gemeinsam den Plan zur<br />
Gründung einer Musikschule fassten. Die Durchführung scheiterte an dem Ausbruch<br />
des Zweiten Weltkrieges und an Hindemiths Emigration.<br />
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