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Mitteilungen Nr. 50 - Hans Henny Jahnn

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Liebe Freunde, ich stelle fest, dass alle die Musikologen, die mit Lupen und Mikroskopen<br />

die Musik Bachs untersuchen, sich keine Sekunde lang vorstellen können, dass der<br />

gedemütigte Kantor seine h-moll-Sulte auf dem Fundament einer Kathedrale, zur Ehre<br />

Gottes und zur Wiedererweckung des Geistes bauen konnte.<br />

Eine letzte Frage: Warum sollte die berühmte «Badinerie» der h-moll-Suite eine Passion<br />

beschliessen? Nach meiner Ansicht wollte Bach damit unsern Geist durchlüften (oxygener).<br />

Es ist wie ein Donnerschlag, der die Maske der Traurigkeit zerreisst.<br />

Die Messe in h-moll war nicht für einen besonderen Anlass bestimmt, und ihre Teile stammen<br />

aus verschiedenen Zeiten: Das Sanctus entstand 1724, Kyrie und Gloria 1733. Aber<br />

Credo, Benedictus und Agnus Dei sind letzte Werke aus den Jahren 1749 und 17<strong>50</strong>.<br />

Für die Rätsel um die beiden Flöten-Sonaten in Es-Dur und in g-moll, deren Originale verschollen<br />

sind, ist vielleicht Carl Philipp Emanuel Bach verantwortlich. Nach dem Tod von<br />

Anna Magdalena im Jahr 1760 war er im Besitz der beiden Manuskripte. Am Ende seines<br />

eigenen Lebens hat er die erste Sonate als Werk seines Vaters signiert. Von der Sonate in<br />

g-moll, die Anna Magdalena bis zu ihrem Tod sorgfältig aufbewahrt hatte, habe ich ein Faksimile<br />

der einzigen gültigen Kopie erhalten. Darin fehlt merkwürdigerweise der 4. Takt. Aber<br />

in der Reprise und in der Bärenreiter-Ausgabe fehlt dieser Takt nicht. An dieser Stelle, oben<br />

rechts, müsste auch die Signatur des Komponisten gestanden haben. Wer ausser C.P.E.<br />

könnte den 4. Takt und den Namen Bachs entfernt haben? In dieser Vermutung werde ich<br />

bestärkt durch drei Dinge: 1. Die g-moll-Sonate erschien 1763 bei Breitkopf als Werk von<br />

Philipp Emanuel Bach. Aber 1774 schrieb dieser an Forkel: «Die geschriebenen Sachen,<br />

die Breitkopf von mir verkauft, sind theils nicht von mir, wenigstens sind sie alt und falsch<br />

geschrieben.» 2. Der erste Satz des 3. Brandenburgischen Konzerts aus dem Jahre 1721<br />

und der erste Satz der g-moll-Sonate haben den gleichen melodischen Charakter, und<br />

beide Sätze haben ausnahmsweise keine Tempobezeichnung. 3. In der 1739 entstandenen<br />

Sonate in h-moll für Flöte ist das zweite Thema des Andante eine Variation des Haupt-<br />

Themas der Sonate in g-moll.<br />

Es besteht kein Zweifel mehr: Diese galante und gefühlvolle Sonate (sie wurde uns durch<br />

Alexandre Magnin und seine Begleiterin am anschliessenden Konzert im Konservatorium<br />

feinfühlig dargeboten) ist wirklich ein Geschenk von Johann Sebastian Bach an Anna Magdalena<br />

zu ihrem Hochzeitstag.<br />

Sonja Ulrike Klug:<br />

Zahlensymbolik und heilige Geometrie der Kathedrale von Chartres<br />

Dem verheerenden 13. Brand von 1194 war der grösste Teil der sich im Bau befindlichen<br />

neuen Kathedrale und fast die ganze Stadt zum Opfer gefallen. Nur das Westportal – und<br />

wie durch ein Wunder die Reliquie – waren unversehrt geblieben. Es grenzt an ein weiteres<br />

Wunder, dass die Kathedrale innerhalb von 26 Jahren in der heute noch erhaltenen<br />

Form, in einem Zug erbaut werden konnte. Die Referentin ist überzeugt, dass das ohne<br />

das hermetische Wissen (Epistel der lauteren Brüder) und die Hilfe des Bernhard von Clairvaux<br />

aus Cluny nicht möglich gewesen wäre. Der Name eines Baumeisters ist nicht<br />

bekannt.<br />

Zeichnet man alle Marien-Kathedralen im Umkreis von Paris auf einer Karte ein, ergibt sich<br />

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