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Mitteilungen Nr. 50 - Hans Henny Jahnn

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müsse und dass sich diese nach der gleichen Gesetzmässigkeit entfalten würden wie<br />

die objektiven der Obertonreihe.<br />

Die HUSMANNsche Konsonanztheorie blieb, wie vorauszusehen war, nicht unangefochten;<br />

doch konnte sie bis jetzt nicht widerlegt werden. Mit ihrer Richtigkeit aber stehen<br />

wir vor der Tatsache, dass die Gesetze der Obertonreihe nicht nur in der Natur, in der<br />

Stofflichkeit der Materie, sondern auch im Menschen selbst verankert sind. Und dass<br />

die Heranbildung unserer Dur/Moll-Tonalität in keiner Weise Spekulation oder Willkür<br />

war, sondern im strengsten Sinne den menschlichen Gehör-Voraussetzungen entsprach.<br />

Halten wir diese Argumente aber aufrecht, ergeben sich daraus weittragende<br />

Konsequenzen für die Beurteilung unserer heutigen abstrakt-temperierten Atonalität.<br />

Für den Harmoniker muss diese atonale Zwölftonstruktur etwas der Naturordnung wie<br />

den physiologischen Hörvoraussetzungen Widersprechendes sein. Sein Urteil über die<br />

Atonalität steht daher a priori fest. In seiner Schrift «Die harmonikalen Wurzeln der<br />

Musik» spricht es RUDOLF HAASE auch in ganzer Schärfe aus:<br />

«Bei solcher Sachlage ist es daher nicht zu erhoffen, dass sich der hörende Mensch<br />

an eine intellektuelle und seriell total durchorganisierte Musik gewöhnen werde, wie es<br />

sich die Avantgardisten immer wieder wünschen. Man kann sich freilich auch an Strassenlärm<br />

gewöhnen, doch ist im Ernst von einer derartigen Gewöhnung ja wohl nicht<br />

die Rede. Gemeint sein kann nur eine Gewöhnung im Sinne eines allmählichen Verstehenlernens<br />

der Vorgänge – und gerade die ist wegen der prinzipiellen Unzugänglichkeit<br />

durch die Gehörsapperzeption unmöglich.»<br />

Der Ton im Anorganischen<br />

Im Bereich des Anorganischen ist die «Durchtönung der Welt» relativ leicht zu erkennen.<br />

Die Analogien liegen greifbar zur Hand. Die Parallelität der Proportionen zwischen<br />

den Atomgewichten der Elemente und den Tonwerten ist vielleicht eine der unmittelbarsten<br />

Entsprechungen. Kayser hat den interessanten Versuch gemacht, die Atomgewichte<br />

jeweils den analogen Teiltonwerten zuzuordnen. Das leichteste Element –<br />

Wasserstoff –, mit dem Atomgewicht 1.008, setzte er dem Zeugerton 1/1 gleich, und<br />

füllte mit ihm die ganze Zeugertonlinie aus. Dadurch wird die Zeugertonlinie zu einer<br />

H-Achse, da auf den Werten 2/2, 3/3, 4/4 usw. immer das Element H zu liegen<br />

kommt. Helium, mit dem Wert 4 setzte er auf die Tonwerte 4/1, 8/2, 12/3, 16/4 usw.<br />

Dann Lithium (Li), mit dem Atomgewicht 6.94 (= 7) an die entsprechenden Koordinaten-Orte<br />

7/1, 14/2, 21/3 … Auf diese Weise vervollständigte er die Tabelle bis zum<br />

schwersten Element Uran, mit der Atomgewichtszahl 92, was einen Umfang des<br />

Diagramms von 60 mal 220 cm ergab.<br />

Was für eine Erkenntnis konnte er nun aus der fertigen Aufstellung gewinnen? Das<br />

Diagramm ergab eine deutliche Zusammenballung der Gewichte unter den harmonikalen<br />

Zahlen 1–7, während sie unter den übrigen ekmelischen Rationen, die ausserhalb<br />

des Senarius und Septenarius liegen, sehr dünn gesät waren, ja oft überhaupt<br />

fehlten. Ein Beweis, dass auch im Bereich der anorgnischen Natur dieser Zahlenraum<br />

eine entscheidende Rolle spielt. Und die Frage nach dem Warum kann befriedigend<br />

eigentlich nur durch die Harmonik beantwortet werden: weil diese Zahlengesetze eben<br />

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