Mitteilungen Nr. 50 - Hans Henny Jahnn
Mitteilungen Nr. 50 - Hans Henny Jahnn
Mitteilungen Nr. 50 - Hans Henny Jahnn
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
den, so dass wir sie hier nicht wiederholen müssen. Doch unzählige andere Beispiele<br />
lassen erkennen, wie in der abendländischen Seele dieses Tönen einer Sphärenmusik<br />
lebendig blieb, mag der heutige Intellekt auch alles nur als poetische Schwärmerei,<br />
Phantastik und Naivität einer noch kindlichen Menschheit ansehen.<br />
Man denke etwa an LENAUS zarte Verse seines «Waldliedchen», wo es heisst:<br />
«Klingend strömt des Mondes Licht<br />
Auf die Eich’ und Hagerose,<br />
Und im Kelch der feinsten Moose<br />
Tönt das ewige Gedicht.»<br />
Oder an EICHENDORFFS zauberhafte Poesie:<br />
«Schläft ein Lied in allen Dingen,<br />
Die da träumen fort und fort,<br />
Und die Welt hebt an zu singen,<br />
Triffst du nur das Zauberwort.»<br />
Man erinnere sich des Sehnsuchtsrufes eines NOVALIS in seinen Lehrlingen zu Sais:<br />
«O dass der Mensch die innre Musik der Natur verstände und einen Sinn für äussere<br />
Harmonie hätte!»<br />
Die Wirklichkeit der Sphärenharmonie<br />
Hier liegt das grosse Verdienst HANS KAYSERS: dass er uns die Lehre des PYTHAGORAS<br />
von der Sphärenharmonie, und damit alles, was in der Dichterseele auftönte, neu<br />
zugänglich macht. Dass er alles, was Mythos und dichterische Phantasie zu sein<br />
scheint, dem heutigen Bewusstsein in wissenschaftlich präziser Formgebung erschliesst.<br />
Dabei kommt es nicht darauf an, ob KAYSER, überwältigt von seinen Forschungsergebnissen,<br />
vielleicht über das gesetzte Ziel hinausgetragen wird. Nur ganz wenigen der<br />
grossen Denker und Entdecker war es vergönnt, die Objektivität sich zu bewahren,<br />
und nicht in eine verabsolutierende Einseitigkeit zu verfallen. Wir sollten dies nicht als<br />
Negativum werten. Denn gerade die Ausschliesslichkeit ihrer Blickrichtung schenkt<br />
ihnen und damit auch der Nachwelt, die Früchte ihres Forschens. «Des tät’gen Manns<br />
Behagen sei Parteilichkeit», lässt GOETHE in der «Pandora» seinen Prometheus sprechen.<br />
Solch «tätige Männer» dürfen wohl «parteilich» sein. Im Abstand-Bewahren aber<br />
müssen wir dankbar sein, dass uns KAYSER durch sein Werk zu realen Vorstellungen<br />
verhilft, wie der Ton gestaltend und formbildend die Welt durchklingt.<br />
Alle Bereiche der Natur, das Anorganische wie das Lebendige, sind durchtönt von dieser<br />
Weltenmusik. Und hier mag sich uns der Wunsch aufdrängen, diesen «Tanz der<br />
Stoffe», die «Koagulierung der Eiweisssubstanzen» konkreter, für unser irdisches Verstandesbewusstsein<br />
differenzierter begreifen zu können. Denn wie überall in der Darstellung<br />
seiner Forschungsergebnisse, hat auch hier RUDOLF STEINER Richtlinien und<br />
Denkweisungen gegeben. Sie auszuarbeiten ist die Aufgabe seiner Nachwelt. Und<br />
dafür kann in diesem speziellen Fall das Werk HANS KAYSERS wertvolle Hilfe sein, das<br />
uns mit seinen Klangstrukturen Zusammenhänge aufzeigt, die weit über das physikalische<br />
Phänomen der Chladnischen Klangfiguren hinausgehen. Um diese «Hörbilder»,<br />
11