5 Jahre SeKo Bayern - Selbsthilfekoordination Bayern
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Wirkung und Wirken von Selbsthilfegruppen<br />
Selbsthilfegruppen werden von Menschen gegründet zu zahlreichen Themen<br />
wie zum Beispiel zu: Arbeitslosigkeit, Behinderung, Chronische Erkrankung,<br />
Einelternfamilien, Frauen - Männer, Migration und psychosoziale Probleme.<br />
Was passiert eigentlich in diesen Gruppen?<br />
Warum arbeiten sie engagiert und unentgeltlich über <strong>Jahre</strong> hinweg – unterstützt<br />
vom Selbsthilfezentrum, aber doch weitgehend eigenständig und zeitintensiv?<br />
Was wirkt WIE in Selbsthilfegruppen?<br />
Selbstheilungspotentiale und individuelle Stärken werden aktiviert. Der passive<br />
Patient oder der Bürger in Schwierigkeiten wird so zu einem aktiv Handelnden,<br />
der sich selbstverantwortlich fühlt für sich und für andere.<br />
Es beschäftigt mich als Bürger also ein Thema, das mich belastet – ich suche<br />
eine Selbsthilfegruppe oder andere Mitstreiter, mit denen ich eine Gruppe<br />
gründe. In der Gruppe entsteht ein gemeinsames aktives Umgehen mit dem<br />
Thema – wie:<br />
• Wie gehe ich mit der Diagnose Krebs um?<br />
• Wie kann ich als Alleinerziehende neue Kraft schöpfen?<br />
• Wie leben wir als Türken hier in München mit den deutschen Mitbürgern<br />
zusammen?<br />
Die Antwort auf diese Fragen gibt die Ziele und Handlungen der Gruppe vor.<br />
Was passiert in den Gruppen, dass dieses Engagement bewirkt, dass<br />
Menschen Stärken im sozialen Bereich neu entdecken und weitergeben oder<br />
Selbsthilfekräfte im Gesundheitsbereich aktiviert werden, die zur Gesundung<br />
beitragen?<br />
Es folgen die wichtigsten Aspekte, die hier wirksam werden - mit entsprechenden<br />
Beispielen aus unserer Arbeit mit Selbsthilfegruppen.<br />
Seite 34<br />
Die Gemeinschaft<br />
In der Selbsthilfegruppe schließen sich Menschen zusammen, die als Gesprächs-<br />
und Reflexionspartner zur Verfügung stehen. Es entsteht ein soziales Netz, in<br />
dem sich Menschen aufgehoben und geborgen fühlen (sozialer Aspekt) und in<br />
dem sie Informationen erhalten und weitergeben (Dienstleistungsaspekt) oder<br />
etwas organisieren, was anderen zugute kommt (Gemeinwohl-Aspekt).<br />
Diese Gemeinschaft von Menschen, die füreinander da sind und miteinander<br />
handeln, hat einen Wert für sich: Sie garantiert das Gefühl, nicht länger allein<br />
klarkommen zu müssen und in einer Gruppe aufgehoben zu sein, in der alle<br />
ein Thema haben oder unter einer Krankheit leiden und daran arbeiten.<br />
In einer Gesellschaft, in der traditionelle Familienbindungen immer seltener<br />
anzutreffen sind und die Struktur einer Großstadt Anonymität und Vereinsamung<br />
befördert, ist ein soziales Netz von unbeschreiblichem Wert.<br />
Beispiel:<br />
In einer Gruppe von Menschen, die an Depressionen leiden, ist das soziale Netz<br />
besonders wichtig. Als dort ein Gruppenmitglied in eine Krise gerät, ist ein<br />
anderer aus der Gruppe telefonisch erreichbar: Nachts um 0.30 Uhr erreicht<br />
ihn der Hilferuf von Herrn F., der sich am Ende fühlt, an Selbsttod denkt. Herr<br />
A. beruhigt Herrn F. zunächst am Telefon, fährt dann in dessen Wohnung und<br />
bleibt bei ihm, bis er sich wieder gefangen hat und am Tag darauf zu seinem<br />
Arzt gehen kann. Neben der existentiellen, persönlichen Unterstützung wird<br />
durch die Selbsthilfegruppe hier ein teuerer Klinikaufenthalt vermieden.<br />
5 <strong>Jahre</strong> Seko <strong>Bayern</strong> · Selbsthilfe in Bewegung