| Wein | Kunst | Kultur | - Bernd Bräuer

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17.01.2013 Aufrufe

www.ganymed-zeitung.de Ganymed 1 Ausgabe XVIII | Wein | Kunst | Kultur | November 2011 REGEnt Das thüringer Weingut Bad Sulza | Über die Rebsorte Regent Winter im Weinberg – Dresden an der Elbe Goethe-Theater Bad Lauchstädt Ganymed 100 Cent Gottfried Keller – Dichter und Weinliebhaber | Oma Rosas Rumtopf Glanzvolle Wahl der 63. Deutschen Wein-Königin | Erzgebirgs-Perlen

www.ganymed-zeitung.de<br />

Ganymed 1<br />

Ausgabe XVIII<br />

| <strong>Wein</strong> | <strong>Kunst</strong> | <strong>Kultur</strong> |<br />

November 2011<br />

REGEnt<br />

Das thüringer <strong>Wein</strong>gut Bad Sulza | Über die Rebsorte Regent<br />

Winter im <strong>Wein</strong>berg – Dresden an der Elbe<br />

Goethe-Theater Bad Lauchstädt<br />

Ganymed<br />

100 Cent<br />

Gottfried Keller – Dichter und <strong>Wein</strong>liebhaber | Oma Rosas Rumtopf<br />

Glanzvolle Wahl der 63. Deutschen <strong>Wein</strong>-Königin | Erzgebirgs-Perlen


2 mit Goethe durch den rheinGau Ganymed<br />

EDItORIAL<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

für die nächsten Monate hat der<br />

Winter mit Frost, Schnee und Eis das<br />

Zepter übernommen. Die <strong>Wein</strong>-Lese<br />

2011 ist zwar beendet, aber nicht wenige<br />

Winzer haben in den <strong>Wein</strong>bergen<br />

Trauben hängen lassen. Sie hoffen<br />

und warten nun auf anhaltenden<br />

Frost von mindestens 7 Grad minus,<br />

um aus den durchgefrorenen Beeren<br />

kleine Mengen des begehrten edelsüßen<br />

Eisweines zu gewinnen. Den Spazier-Reisenden<br />

durch die <strong>Wein</strong>berge,<br />

zu ihren Höhen hinauf oder an ihren<br />

Flüssen und Bächen entlang, bietet<br />

die kalte Jahreszeit einzigartige malerische<br />

Landschaftsbilder – beispielsweise<br />

an der Elbe bei Dresden (Titelbild).<br />

Nach einer solchen Wanderung<br />

genießt man sicher mit großem Trinkvergnügen<br />

einen kräftigen Glüh-<strong>Wein</strong><br />

oder einen feurigen Rotwein. Einen<br />

solchen haben wir bei unserem Besuch<br />

im Thüringer <strong>Wein</strong>gut Bad Sulza<br />

in Sonnendorf gefunden. Auf den<br />

Seiten 4 und 5 berichten wir darüber.<br />

Auch Oma Rosa empfiehlt in dieser<br />

Ausgabe (Seite 8) in Gestalt des<br />

Rumtopfes eine besondere Köstlichkeit<br />

für die Winter-Zeit, die vielleicht<br />

auch der immer unglücklich liebende<br />

Dichter Gottfried Keller kannte. Dass<br />

er ein großer <strong>Wein</strong>kenner und <strong>Wein</strong>liebhaber<br />

war, ist vielfältig verbürgt<br />

(Seite 6 bis 7).<br />

Natürlich Glühwein und Rotwein,<br />

Stollen sowieso und Buden mit einigen<br />

Überraschungen sind beim Weihnachtsmarkt<br />

im winterlichen <strong>Wein</strong>-<br />

Garten am 4. Advents-Sonntag (18.<br />

Dezember 2011, 14 bis 19 Uhr) dabei.<br />

Sie sind herzlich dazu eingeladen.<br />

Viel Lesefreude wünsche ich Ihnen<br />

mit dieser Ausgabe – natürlich bei einem<br />

Glas Rotwein.<br />

Mit weinheiteren Grüßen<br />

Ihr <strong>Wein</strong>-Müller<br />

MIt GOEtHE<br />

DURCH DEn RHEInGAU<br />

Folge 4: 1815: Der Rheingau<br />

ist werth viele Gedanken zu<br />

absorbieren<br />

Im späten Frühling des Jahres 1815<br />

reist Goethe erneut nach Wiesbaden<br />

zur Badekur. Fast fünf Monate<br />

bleibt er von Weimar entfernt. Er<br />

weilt in Nassau, Köln, Bonn, Koblenz,<br />

Frankfurt am Main, Darmstadt,<br />

Heidelberg, wo er einer Einladung<br />

Sulpiz Boisserée (1783 bis 1854,<br />

<strong>Kunst</strong>sammler) folgt und dessen Gemäldesammlung<br />

bestaunt. Goethe<br />

diktiert in dieser Zeit die Italienische<br />

Reise. Er arbeitet am West-östlichen<br />

Divan (Gedichtsammlung, Erstdruck<br />

1819). Bei den Willemers ist er auf<br />

Einst: Wohnsitz des <strong>Kunst</strong>sammlers Boisserée in Heidelberg.<br />

Goethe ist hier 1815 zu Gast.<br />

Bis ins hohe Alter ist Goethe (1749 bis 1832)<br />

viel gereist. Er hat diese Reisen lebendig<br />

und bildhaft beschrieben, Reise-Literatur im<br />

besten Sinne des Wortes produziert – die<br />

Italienische Reise ist dafür wohl ein besonders<br />

glückliches Beispiel. Den Rheingau hat<br />

Goethe drei Mal besucht: 1772, 1814 und<br />

1815 – seine letzte große Reise von Weimar<br />

aus. In kleinen Folgen dokumentieren<br />

wir diese Goethe-Reisen, die Reisen eines<br />

großen <strong>Wein</strong>liebhabers durch ein romantisches,<br />

gesegnetes und kulturreiches <strong>Wein</strong>land<br />

sind. Mit Folge 4 endet die Reise: MIT<br />

GOETHE DURCH DEN RHEINGAU.<br />

der Gerbermühle bei Frankfurt am<br />

Main zu Gast. Zur jungen Marianne<br />

von Willemer besteht eine tiefe,<br />

erwiderte Liebesbeziehung – für<br />

beide gleichermaßen Inspiration wie<br />

Lebenslust, widergespiegelt im Westöstlichen<br />

Divan: Du nennst mich,<br />

Liebchen, deine Sonne; Komm süßer<br />

Mond, umklammre mich! Seinen 66.<br />

Geburtstag feiert Goethe bei den<br />

Willemers. Ein <strong>Wein</strong> aus seinem Geburtsjahr<br />

1749 wird kredenzt. Goethe<br />

liest aus dem West-östlichen Divan.<br />

Hoch-ehrwürdige Gäste: Riese,<br />

Schlosser sen., Boisserée, Seebeck<br />

– schreibt er in sein Tagebuch. Und:<br />

Herrlich Wetter.<br />

Er reist in den Rheingau: Zur Übergabe<br />

des Schlosses Johannisberg an<br />

die Krone von Österreich. Den Bren-


Getroffen Ganymed 3<br />

tanos in Winkel hat er keinen Besuch<br />

mehr abgestattet, aber mit ihnen<br />

– vor allem mit Antonie Brentano –<br />

viele Jahre noch Briefe gewechselt<br />

und sich gegenseitig durch Geschenke<br />

erfreut.<br />

Goethe hat den Rheingau nach 1815<br />

– trotz Wunsch und Wille – nicht<br />

wieder gesehen. bb<br />

Annetta Militzke und Dr. <strong>Bernd</strong> <strong>Bräuer</strong> im 25-<strong>Wein</strong>stuben-Gespräch<br />

GAnYMED-PREISFRAGE???<br />

Aus welchem <strong>Wein</strong>anbaugebiet kommt Annika Strebel,<br />

die Deutsche <strong>Wein</strong>königin 2011 bis 2012?<br />

In dieser Reihe sind bereits erschienen:<br />

1772: Auf einem Kahne den Rhein hinabwärts und aufwärts, GANYMED,<br />

Ausgabe XV, Seite 2.<br />

1814: Zu des Rheins gestreckten Hügeln, GANYMED<br />

Ausgabe XVI, Seite 2 bis 3.<br />

1814: Am Rhein! Am Rhein! Da wachsen unsre Reben!,<br />

GANYMED, Ausgabe XVII, S. 8.<br />

GETROFFEN: ANNETTA MILITZKE<br />

Annetta Militzke, Verlegerin und Geschäftsführerin des<br />

Leipziger Militzke Verlages ist am 22. Oktober 2011<br />

zu Gast bei Dr. <strong>Bernd</strong> <strong>Bräuer</strong> im 25. WEINSTUBEN-<br />

GESPRÄCH.<br />

Die Verlegerin, geboren 1961 in Leipzig, studierte Germanistik<br />

und Literaturwissenschaft. Den Militzke Verlag gründete<br />

Annetta Militzke zusammen mit Reiner Militzke im<br />

Januar 1990 – in der Zeit des spannenden gesellschaftlichen<br />

Wandels in der DDR.<br />

Die Verlagsarbeit basiert von Anfang an auf zwei Säulen: der<br />

Herstellung dringend benötigter neuer Schullehrbücher in<br />

den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern und dem<br />

anspruchsvollen, im besten Sinne des Wortes belehrenden,<br />

aufklärenden und zugleich unterhaltenden Sachbuch.<br />

Annetta Militzke erzählt mit Verve vom schweren, aber<br />

gleichsam spannenden Beginn der Verlagsarbeit, von den<br />

Höhen und Tiefen, von den hart erkämpften Erfolgen im<br />

Markt. Sie verweist darauf, dass die Schulbuchedition des<br />

Verlages, vor allem Lehrbücher für die Fächer Philosophie/<br />

Ethik und Sozialkunde/Gemeinschaftskunde/Politische Bildung<br />

sowie eine Vielzahl begleitender Unterrichtsmaterialien,<br />

inzwischen marktführend in Deutschland ist.<br />

Im Mittelpunkt des Gespräches steht die vielfältige Sachbuch-Produktion<br />

des Verlages, die sich in vier Bereiche<br />

gliedert: Authentische Kriminalfälle, Biografien, Zeitgeschichte<br />

und <strong>Kultur</strong>geschichte. Mehrere Buchautoren des<br />

Militzke-Verlages sind in <strong>Wein</strong>stuben-Gesprächen mit ihren<br />

Werken präsentiert worden. Beispielsweise Volker Mertens<br />

mit seinen Büchern Thomas Mann und die Musik und Giacomo<br />

Puccini. Wohllaut, Wahrheit und Gefühl. Auch Friedrich<br />

Schütze-Quest mit seinem Buch Die Einsamkeit des<br />

Grenzlandreiters – der Autor erhält für sein Lebenswerk als<br />

Weltreisender des deutschen Radiofeatures den von der Medienstiftung<br />

der Sparkasse Leipzig vergebenen Axel-Eggebrecht-Preis<br />

2012.<br />

Die unterhaltsame Vorstellung der aktuellen Herbstproduktion<br />

des Verlages beziehen Militzke und <strong>Bräuer</strong> unter anderem<br />

auf die Buchautoren Mark Benecke (Kriminalbiologe)<br />

mit Das Benecke Universum, Horst Brandt (Kriminaldirektor<br />

a. D.) mit Tröstende Nähe und Wolfgang Ghantus (Dolmetscher<br />

und Übersetzer) mit Ein Diener vieler Herren sowie<br />

Frank Schreiber mit Seltsame Sprache(n).<br />

Die vorgestellten Sachbücher des Verlages sind an diesem<br />

Abend auch verkauft und von Annetta Militzke signiert<br />

worden – bei einem 2003er Rotwein Grand Cru aus dem<br />

Bordeaux. bb<br />

PREISE: 1. Ein Drei-Gänge-Menü in der <strong>Wein</strong>stube am Brunnen im Werte von 35 Euro<br />

2. Eine Flasche 10 Jahre alten Port-<strong>Wein</strong><br />

3. Eine Flasche Rotwein Herzog von Auerstedt<br />

Ihre Antwort können Sie per E-Mail an verlag@berndbraeuerverlag.de oder per Post an BRÄUERMÜLLER: WEINE, Stichwort Preisfrage,<br />

Dieskaustraße 222, 04249 Leipzig senden, aber auch persönlich bei BRÄUERMÜLLER: WEINE abgeben. Einsendeschluss ist der 04. Februar 2012.<br />

In der GANYMED-August-Ausgabe 2011 suchten wir den Ganymed-<strong>Wein</strong>, eine Cuvée aus Spätburgunder, Merlot, Sankt Laurent.<br />

Gewonnen haben: 1. Dr. Claus J. Gerd Rohde, Leipzig, drei Flaschen Weißwein Silvaner, 2. <strong>Bernd</strong> Harzer, Leipzig, einen Wandkalender<br />

2012 – <strong>Wein</strong>-Landschaften, <strong>Wein</strong>-Leben, 3. Udo Schumacher, Leipzig, eine Flasche Herbst-Rotwein. Herzlichen Glückwunsch.<br />

Wir bedanken uns für die zahlreichen, durchweg richtigen Antworten.


4 Winzer- und <strong>Wein</strong>portrait Ganymed<br />

KLASSISCHE UnD nEUE WEInE<br />

DAS tHÜRInGER WEInGUt BAD SULzA IM PORtRAIt<br />

Winzer Andreas Clauß<br />

Der <strong>Wein</strong>anbau in Thüringen lässt<br />

sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen.<br />

Geheimrat Goethe,<br />

ein großer <strong>Wein</strong>-Liebhaber, konnte<br />

diesen <strong>Wein</strong>en aus seinem geliebten<br />

Ilmtal allerdings noch nicht viel abgewinnen.<br />

Zu DDR-Zeiten kam der<br />

<strong>Wein</strong>anbau in dieser Region dann<br />

nahezu zum Erliegen. Erst mit den gesellschaftlichen<br />

Umbrüchen 1989 erlebte<br />

und erlebt er hier eine erstaunliche<br />

Renaissance. Wesentlich dazu<br />

beigetragen haben Andreas Clauß,<br />

gelernter Winzer und Techniker für<br />

<strong>Wein</strong>bau sowie Kellerwirtschaft, aus<br />

dem schwäbischen Esslingen bei<br />

Stuttgart kommend, und seine Frau<br />

Kathrin aus Bad Sulza, ausgebildete<br />

Gartenbauingenieurin und Thüringer<br />

<strong>Wein</strong>prinzessin von 1995 bis 1996.<br />

In einer erstaunlichen Aufbauarbeit<br />

haben sie mit ihren Mitarbeitern das<br />

1992 gegründete und prosperierende<br />

Thüringer <strong>Wein</strong>gut Bad Sulza geschaffen<br />

– seit 1998 im Ortsteil Sonnendorf<br />

beheimatet. Ein alter Bauernhof<br />

ist innen wie außen zu einem modernen<br />

und sehenswerten <strong>Wein</strong>gut<br />

umgestaltet worden. Die <strong>Wein</strong>kellerei,<br />

das Kelterhaus, der <strong>Wein</strong>verkaufsraum,<br />

der Anbau des Flaschenlagers,<br />

die Fassadenerneuerung und<br />

die Innenhofgestaltung belegen das.<br />

Auch liebevoll gestaltete Kleinigkeiten<br />

– beispielsweise ein Glockentürmchen<br />

– künden davon. Mit zirka 40<br />

Hektar bewirtschafteter Rebenfläche<br />

ist es heute das größte private <strong>Wein</strong>gut<br />

an Saale-Unstrut, ein Familienbetrieb<br />

in der Rechtsform einer GmbH.<br />

Dornburger Schlossberg - <strong>Wein</strong>anbau unterhalb der Dornburger Schlösser<br />

Zu den <strong>Wein</strong>bergen des <strong>Wein</strong>gutes<br />

gehören der Bad Sulzaer Sonnenberg<br />

über der Ilm, der Auerstedter Tamsel<br />

am Emsenbach, einem Nebenfluss<br />

der Ilm, der Dornburger Schlossberg,<br />

eine historische Terrassenanlage unterhalb<br />

der Dornburger Schlösser, die<br />

bereits Goethe bestaunte, und ein<br />

<strong>Wein</strong>berg in Kunitz bei Jena – einst<br />

einer der bedeutendsten <strong>Wein</strong>orte<br />

in Mitteldeutschland. Das Klima des<br />

nördlichsten Qualitäts-<strong>Wein</strong>anbaugebietes<br />

mit seinem ausgewogenen<br />

Verhältnis von Sonne und Kühle sowie<br />

geringen Niederschlägen und der<br />

gebietstypische Muschelkalkboden<br />

sind die entscheidenden Einflussfak-<br />

toren für die <strong>Wein</strong>e. Verbunden mit<br />

schonendem <strong>Wein</strong>ausbau entstehen<br />

ausgesprochen elegante, feinfruchtige<br />

und spritzige <strong>Wein</strong>e mit dezentem<br />

Sortencharakter. Angebaut werden<br />

im Thüringer <strong>Wein</strong>gut Bad Sulza vor<br />

allem Weiß-<strong>Wein</strong>e in einem breiten<br />

Sortiment. Ganz oben steht der für<br />

die Region typische Müller-Thurgau,<br />

gefolgt von Kerner, Gutedel, Weiß-<br />

und Grauburgunder, aber auch Riesling<br />

und Traminer gehören dazu. Rotweine,<br />

mit einem Anteil von zirka 30<br />

Prozent der Jahresproduktion, kommen<br />

hauptsächlich aus den Sorten<br />

Regent (Seite 5 der Ausgabe) und Cabernet<br />

Dorsa (Kreuzung aus Dornfel-


Ganymed Winzer- und <strong>Wein</strong>portrait<br />

5<br />

Zeit der <strong>Wein</strong>-Lese - Blick in das Thüringer <strong>Wein</strong>gut Bad Sulza<br />

der und Cabernet Sauvignon). Andreas<br />

Clauß hat sich damit auf Neuland<br />

begeben, sind diese Rebsorten doch<br />

sehr junge Züchtungen.<br />

Zum Leistungsprogramm des <strong>Wein</strong>gutes<br />

gehören auch Winzer-Sekte,<br />

hergestellt aus Müller-Thurgau und<br />

einer Cuvée aus weißen Burgundersorten,<br />

Perlwein (Prosecco aus der<br />

Toskana) und Edelbrände.<br />

Ein besonderes Markenzeichen des<br />

<strong>Wein</strong>gutes ist die fehlende rechte<br />

Ecke des Etiketts – gedacht wohl als<br />

ein unverwechselbares Wiedererkennungsmerkmal.<br />

<strong>Wein</strong>heitere, ironische<br />

Zungen meinen aber, dass es<br />

wohl auch der Sparsamkeit des aus<br />

Schwaben stammenden Geschäftsführers<br />

geschuldet sein könnte. Wie<br />

dem auch sei, die so etikettierten<br />

<strong>Wein</strong>flaschen sind ein gelungener<br />

Blickfang, ein Hingucker und, das<br />

scheint wohl entscheidender, die darin<br />

enthaltenen Weiß- oder Rotweine<br />

sind von erlesenem Geschmack –<br />

ganz gleich ob es sich um den <strong>Wein</strong><br />

für den Alltag oder den <strong>Wein</strong> für das<br />

Fest handelt.<br />

REGEnt HERZOG vON<br />

AuERsTEdT<br />

Eine leuchtende Schönheit kann der<br />

Rotwein Regent genannt werden<br />

– wahrlich prachtvoll in Farbe und<br />

Duft. Mit Recht wird er der Herrscher,<br />

der Fürst genannt (aus spätla-<br />

teinisch regens, Gen. regentis).<br />

Regent als Rebsorte ist relativ jung<br />

und daher wohl noch nicht jedem<br />

<strong>Wein</strong>freund bekannt. In den frühen<br />

1950er und 1960er Jahren begannen<br />

im Institut für Rebenzüchtung<br />

Geilweilerhof (Südpfalz) Versuche,<br />

relativ pilzresistente rote Rebsorten<br />

zu züchten. Eine Linie dabei war, die<br />

total unbekannte Weißwein-Rebe<br />

Diana (Silvaner x Müller-Thurgau)<br />

mit der tiefblauen französischen<br />

Rebsorte Chambourcin zu kreuzen.<br />

Züchtungserfolge sind ja oft<br />

mühsam errungen und stellen sich<br />

nicht selten erst nach Jahrzehnten<br />

ein – wenn überhaupt. Mit<br />

dieser deutsch-französischen<br />

Kreuzung – erste Pflanzungen<br />

in <strong>Wein</strong>bau-Versuchsbetrieben<br />

erfolgten 1986, der<br />

Sortenschutz wurde 1993<br />

erteilt und 1995 erfolgte die<br />

Eintragung in die Sortenliste<br />

– gelang es, einen <strong>Wein</strong> zu<br />

züchten, der eine brillante<br />

tiefrote Farbe hat und der in<br />

seiner aromatischen Anmutung<br />

Heidelbeer- und Brombeeraromen<br />

mit leichtem<br />

Gerbstoffcharakter vereint.<br />

Die Rebsorte reift relativ<br />

früh (Ende September) und<br />

besitzt eine gute Winterfrost-<br />

Härte. Im Geschmack wirkt<br />

der Regent ziemlich südländisch<br />

und ist nicht zuletzt deshalb in<br />

der Toskana des Nordens, das Gebiet<br />

um Bad Sulza, seit dem Jahr 2000 im<br />

Anbau – deutschlandweit wird übrigens<br />

auf zirka 2.000 Hektar Regent<br />

angebaut, der Dornfelder zum Vergleich<br />

auf zirka 8.500 Hektar.<br />

Der Regent, den ich Ihnen vorstelle,<br />

kommt vom Thüringer <strong>Wein</strong>gut Bad<br />

Sulza. Er wächst auf den Flächen von<br />

Auerstedt, auf Muschelkalk –Verwitterungsgestein,<br />

woraus er seine feine<br />

Mineralität bezieht. Der <strong>Wein</strong>,<br />

Herzog von Auerstedt genannt, erinnert<br />

an die Doppel-Schlacht bei<br />

Jena und Auerstedt 1806, in der die<br />

französische Armee unter Napoleon<br />

die preußische Armee bei Jena und<br />

unter dem Marschall Louis-Nicolas<br />

Davout (1770 bis 1823) bei Auerstedt<br />

besiegte. Kaiser Napoleon ernannte<br />

daraufhin den siegreichen Marschall<br />

1808 zum duc d´Averstedt, Herzog<br />

von Auerstedt – das Sonderetikett<br />

für diesen <strong>Wein</strong> ist mit Wappen und<br />

Porträt des französischen Marschalls<br />

Davout gestaltet.<br />

Dieser Regent ist farbbrillant, würzig<br />

duftend nach Brombeeren und<br />

Heidelbeeren, pikant stoffig im Geschmack<br />

nach Kirsche und Johannisbeeren<br />

und mit feinem Gerbstoff. Er<br />

hat moderate Säurewerte. Im Holz-<br />

Fass lagert er sechs Monate. Das<br />

alles macht ihn unter anderem<br />

zum freundlich gefälligen Speisenbegleiter<br />

intensiv schmeckender<br />

Fleischgerichte mit konzentrierten<br />

Saucen – beispielsweise Lamm-<br />

Haxe, Ochsenschwanzragout<br />

oder Hirschrollbraten. Wir haben<br />

ihn probiert zu einer deftigen<br />

Vesperplatte mit Käse,<br />

Schinken, Speck, Salami und<br />

mit dunklen Brotsorten an<br />

einem prachtvollen Spätherbst-Nachmittag<br />

im Auerstedter<br />

<strong>Wein</strong>berg – eingehüllt<br />

in eine unbeschreibliche<br />

Herbst-Buntheit. Es fehlte<br />

wohl nicht viel und Bacchus<br />

höchst selbst wäre uns erschienen!<br />

Den Regent Herzog von Auerstedt<br />

und nahezu das gesamte<br />

Weißwein-Sortiment<br />

des Thüringer <strong>Wein</strong>gutes<br />

Bad Sulza kann man bei<br />

BRÄUERMÜLLER: WEINE<br />

entdecken, kennen lernen,<br />

kaufen, probieren und natürlich bechern<br />

– am besten beim Tafeln in der<br />

WEINSTUBE AM BRUNNEN. um


6 GroSSeGanymed dichter<br />

GROSSE DICHtER – GROSSE WEInLIEBHABER<br />

Folge 4: GOTTFRIEd KELLER<br />

Gottfried Keller um 1872 - gemalt<br />

von Frank Buchser<br />

<strong>Wein</strong> und<br />

<strong>Kunst</strong> sind<br />

Geschwister. Der<br />

das genau wusste<br />

und (er)lebte,<br />

ist der Schweizer<br />

Gottfried Keller<br />

(1819 bis 1890):<br />

Maler, Lyriker und<br />

Prosa-Dichter.<br />

In seinem berühmten<br />

Seufzer,<br />

dass er ... manchmal<br />

das Gefühl<br />

(hat), eine Pulle<br />

<strong>Wein</strong> sei mehr<br />

wert als die ganze<br />

Dichterei, hat er<br />

dies nicht nur auf eine ironische, augenzwinkernde Art<br />

und Weise auf den Punkt gebracht, sondern sich auch<br />

als einen großen Freund und Genießer des Rebensaftes<br />

zu erkennen gegeben. Da mag sein Geburtsort Zürich,<br />

der vom <strong>Wein</strong>bau umgeben ist, den Grundstein gelegt<br />

haben. Dies wohl umso mehr, da schon im 19. Jahrhundert,<br />

die meisten Schweizer viel und vor allem einheimischen<br />

<strong>Wein</strong> trinken. Doch es sind vor allem Gottfried<br />

Kellers beglückende Erfahrungen, dass im <strong>Wein</strong> nicht<br />

nur produktivmachende Kräfte (Goethe) liegen, sondern<br />

der Rebensaft auch ein vorzüglicher Tröster sein kann.<br />

Das steht schon am Anfang seines künstlerischen Schaffens.<br />

Gottfried Keller will Maler werden. Er nimmt Malunterricht<br />

und studiert in München Landschaftsmalerei.<br />

Einige recht imposante Landschaftsbilder gelingen ihm.<br />

Doch: Er zweifelt an seinem Talent. Er bricht das Studium<br />

ab und wendet sich der Lyrik zu. Schon bald veröffentlicht<br />

er Gedichte. Gottfried Keller erhält Stipendien,<br />

mit denen er seine Studien in Heidelberg und Berlin<br />

finanziert. In Heidelberg studiert er unter anderem<br />

beim Philosophen Ludwig Feuerbach (1804 bis 1872);<br />

in Berlin schließt er Bekanntschaft mit Georg Herwegh,<br />

Ferdinand Freiligrath und Gottfried Semper. Nicht nur<br />

in den langen und tiefsinnigen Gesprächen mit seinen<br />

Freunden, nicht nur im dichterischen Schaffensprozess<br />

seines ersten Romans Der Grüne Heinrich, sondern auch<br />

in den Zeiten seiner unglücklichen Lieben zu Johanna<br />

Kapp (in Heidelberg) oder zu Ludmilla Assing und Betty<br />

Gottfried Keller studiert von 1848 bis 1850 in Heidelberg unter anderm bei Ludwig Feuerbach.


Ganymed GroSSe dichter<br />

7<br />

Tendering (in Berlin), ist der <strong>Wein</strong> Gottfried Kellers treuester<br />

Begleiter. Seine fast beschwörende Aufforderung:<br />

Trinkt, o Augen, was die Wimper hält, von dem goldnen<br />

Überfluss der Welt, ist eine grandiose Aufforderung, den<br />

<strong>Wein</strong>, das Leben in vollen Zügen zu genießen.<br />

Nach seinen Studien lebt Gottfried Keller ab 1855 bis zu<br />

seinem Tode wieder in Zürich. Da er zwar weiter erfolgreiche<br />

und bedeutende Romane schreibt, wie Die Leute<br />

von Seldwyla oder Das Fähnlein der sieben Aufrechten,<br />

kann er davon aber (noch) nicht existieren. So wird er<br />

Erster Staatsschreiber (1861 bis 1876) des Kantons Zürich.<br />

In dieser Aufgabe wird er auf eine wundersame<br />

Weise für <strong>Wein</strong>produktion und -handel ganz praktisch<br />

wirksam. Für die Zusammenlegung des Klosterkellers<br />

Rheinau mit dem Zürcher Spitalamtskeller verfasst er<br />

die erforderlichen Weisungen und besiegelt diese mit<br />

seiner Unterschrift. Damit schlägt die Geburtsstunde<br />

der noch heute bedeutenden Zürcher Staatskellerei.<br />

Der <strong>Wein</strong>, das heitere und genussvolle <strong>Wein</strong>-Trinken<br />

und seine differenzierten Wirkungen auf Lebensführung<br />

und Lebensgefühl der Menschen durchziehen das<br />

gesamte Prosa-Werk von Gottfried Keller. So schreibt<br />

er beispielsweise in Die Leute von Seldwyla, dass diese<br />

den größten Spaß haben, wenn sie allherbstlich ihren<br />

jungen <strong>Wein</strong> trinken, den gärenden Most, den sie Sauser<br />

nennen; wenn er gut ist, so ist man des Lebens nicht sicher<br />

unter ihnen, und sie machen einen Höllenlärm; die<br />

ganze Stadt duftet nach jungen <strong>Wein</strong> und die Seldwyler<br />

taugen dann auch gar nichts. Aber auch in seiner Lyrik<br />

ist der <strong>Wein</strong> allgegenwärtig. Gedichte wie: Das <strong>Wein</strong>jahr<br />

(Rüstet die Kelter, die Kufen und Tonnen, / Denn<br />

es verglühet ein seltenes Jahr!), Die Winzerin, Landwein,<br />

Das Köhlerweib ist trunken, Beim Rheinwein 1847 zeigen<br />

dies bereits im Titel an. Nicht unerwähnt soll bleiben:<br />

Gottfried Keller hat für den interessierten Leser eine<br />

umfangreiche Fest-Lyrik (Gelegenheitsgedichte für Sänger-<br />

und Schützenfeste) hinterlassen, die – so darf man<br />

hinzusetzen – für <strong>Wein</strong>- und Lebensfeste noch immer<br />

Anregendes zu bieten hat. bb<br />

Heidelberg mit Blick zur Schloss-Ruine<br />

DER WEIN ZUR<br />

GANYMED-ZEITUNG<br />

Cuvée<br />

Spätburgunder<br />

Merlot<br />

Sankt Laurent<br />

BRÄUERMÜLLER: WEInE<br />

Telefon 0341 41505-66<br />

www.braeuermuellerweine.de<br />

www.berndbraeuerverlag.de


8 oma Ganymed roSa<br />

OMA ROSAS RUMtOPF<br />

Wenn die<br />

A b e n d e<br />

länger, die Tage<br />

kürzer und kälter<br />

sowie die Stunden<br />

um Oma<br />

Rosas großen<br />

Kachelofen gemütlicherwurden,<br />

kam auch die Zeit großartiger<br />

vorweihnachtlicher Genüsse. Lebkuchen,<br />

Stollen, Plätzchen, Ingwer-<br />

Likör, Glüh-<strong>Wein</strong> oder eben auch<br />

der Rumtopf wurden zwischen Kirmes,<br />

Anfang November, und erstem<br />

Advent schon einmal probiert, damit<br />

zum Weihnachtsfest auch ja nichts<br />

schief ging.<br />

Der Rumtopf war eine der begehrtesten<br />

Köstlichkeiten und wurde knapp<br />

bemessen zugeteilt. Mit zunehmendem<br />

Alter von uns Heranwachsenden<br />

stieg allerdings die Portionsgröße.<br />

Rumtopf gab es natürlich nur zu<br />

besonderen Anlässen. Folgende Varianten<br />

sind mir noch in guter Erinnerung:<br />

Rumtopf mit Grießpudding<br />

oder mit Vanilleeis, Sahnetupfern<br />

und gerösteten Mandelsplittern oder<br />

mit himmlisch nach Vanille duftender<br />

sächsischer Bäbe (Rührkuchen),<br />

wozu es starken, selbstgemachten<br />

Kakao gab.<br />

Und so wird der Rumtopf gemacht:<br />

Er macht etwas Arbeit, er braucht<br />

einen kühlen Standort und einen ordentlichen<br />

irdenen Topf von wenigstens<br />

drei Litern Inhalt, besser sind<br />

aber 5 bis 7 Liter. Gute Töpfe gibt es<br />

IMPRESSUM<br />

VeRlag<br />

<strong>Bernd</strong> <strong>Bräuer</strong> Verlag<br />

Dieskaustraße 222 · 04249 Leipzig<br />

Telefon 0341 415050<br />

www.berndbraeuerverlag.de<br />

im Fachhandel – beispielsweise bei<br />

Sibylle Kotte in der Burgstraße, in<br />

Meißen. Die Anschaffung lohnt sich.<br />

Ebenso wie der Kauf guter und gesunder<br />

Früchte und von mindestens<br />

40-prozentigem Rum (besser natürlich<br />

der mit 56 Prozent). Auf 500<br />

Gramm Früchte rechnete Oma Rosa<br />

zirka 200 Gramm Zucker (brauner<br />

Krümel-Kandis ist sehr gut dafür)<br />

und so viel Rum, dass alle Früchte<br />

immer damit bedeckt sind beziehungsweise<br />

bleiben – notfalls werden<br />

sie mit einem Teller unter Rum<br />

gedrückt.<br />

Die makellosen Früchte kommen<br />

schichtweise, in der Reihenfolge ihrer<br />

Reifung im Jahresverlauf, in den<br />

Topf: Erdbeeren, Sauerkirschen (mit<br />

Stein), Aprikosen, Pfirsiche, Pflaumen,<br />

Mirabellen, Birnen, Ananas<br />

– alles natürlich in mundgerechte<br />

Stücke geschnitten. Nach Oma Rosa<br />

gehören Rhabarber, Johannisbeeren,<br />

Stachelbeeren, Himbeeren, Heidel-<br />

RedaktIon<br />

Dr. <strong>Bernd</strong> <strong>Bräuer</strong>, Ullrich Müller<br />

Jan <strong>Bräuer</strong>, Ines Fickenwirth<br />

HeRaUsgebeR<br />

BRÄUERMÜLLER: WEINE<br />

Dieskaustraße 222 · 04249 Leipzig<br />

www.braeuermuellerweine.de<br />

beeren, Brombeeren, Äpfel und Bananen<br />

nicht in den Rumtopf.<br />

Nach der letzten Früchtezugabe sollte<br />

der Rumtopf wenigstens acht Wochen<br />

durchziehen.<br />

Der Lohn für diese große Mühe ist<br />

ein einzigartiges, höchst individuelles<br />

Kompott, das einen selbst wie<br />

alle dazu Eingeladenen aufs höchste<br />

entzückt und dem im Winter nicht<br />

selten frierenden Leib und vor allem<br />

der Seele richtig gut tut.<br />

Für alle, die es in diesem Jahr mit<br />

dem Rumtopf nicht geschafft haben,<br />

kommt hier ein Trost: BRÄUERMÜL-<br />

LER: WEINE bietet Ihnen nach dieser<br />

Rezeptur hergestellte Großzschochersche<br />

Rumtöpfe in verschiedenen<br />

Größen an.<br />

Vielleicht nehmen Sie sich ja für<br />

2012 die durch nichts zu ersetzende<br />

Eigenproduktion des Rumtopfes vor.<br />

Denn: Das Machen ist doch gar zu<br />

schön! Viel Spaß und Freude dabei.<br />

um<br />

VeRtRIeb<br />

BWK Wirtschafts-Kommunikation<br />

info@bwk-braeuer.de<br />

dRUck<br />

Druckerei Gebrüder Schütze GbR<br />

Turnerstraße 2 · 09429 Wolkenstein<br />

www.druckerei-schuetze.de


Ganymed <strong>Wein</strong>-majeStäten<br />

9<br />

GLAnzVOLLE WAHL<br />

Eine 80-köpfige Jury aus Politik,<br />

Medien und <strong>Wein</strong>wirtschaft hat<br />

Annika Strebel aus Rheinhessen<br />

am 30. September 2011 in<br />

Neustadt an der <strong>Wein</strong>straße zur<br />

63. Deutschen <strong>Wein</strong>königin gewählt.<br />

Elisabeth Born aus dem<br />

Anbaugebiet Saale-Unstrut und<br />

Ramona Sturm von der Mosel<br />

werden sie als Deutsche <strong>Wein</strong>prinzessinnen<br />

unterstützen.<br />

Im Finale standen sechs junge Damen,<br />

die sich in einem Vorentscheid<br />

qualifiziert hatten. Zur Wahl<br />

der Deutschen <strong>Wein</strong>königin treten<br />

alljährlich die Gebietsweinköniginnen<br />

der dreizehn deutschen <strong>Wein</strong>anbaugebiete<br />

an. Die jungen Damen<br />

im Alter zwischen 21 und 26<br />

Jahren müssen dabei vor allem umfangreiche<br />

Kenntnisse in <strong>Wein</strong>bau<br />

und <strong>Wein</strong>marketing nachweisen.<br />

Die Entscheidung fiel der Jury in diesem<br />

Jahr so schwer wie selten zuvor.<br />

Annika Strebel, mit langem blondem<br />

Zopf, glänzte vor allem mit<br />

ihrem Charme, ihrer Spontanität<br />

und Natürlichkeit. Beim Erkennen<br />

der Aromen einer 2007er Riesling<br />

Trockenbeerenauslese überzeugte<br />

sie mit ihrem Wissen: Honig, reifer<br />

Pfirsich und Ananas erkannte die<br />

Rheinhessin, und lag damit goldrichtig.<br />

Beim Darstellen von <strong>Wein</strong>fachbegriffen<br />

auf offener Bühne sorgte<br />

sie dann für wahre Begeisterungsstürme:<br />

Sie spielte Kronkorken und<br />

vor allem den Sexuallockstoff der<br />

Traubenwickler so überzeugend,<br />

dass der Saal hingerissen war. Ich<br />

habe ein wenig Ähnlichkeit mit der<br />

Loreley, sagte Annika Strebel in ihrer<br />

fiktiven Bewerbungsrede vor Delegierten<br />

vom Mittelrhein. Sie werde<br />

aber keine Märchen erzählen und<br />

keine Schiffe versenken, sondern<br />

mit Charme und Leidenschaft den<br />

deutschen <strong>Wein</strong> voran bringen,<br />

setzte die junge Dame hinzu.<br />

Elisabeth Born, von Saale-Unstrut,<br />

bezauberte die Jury durch ihren<br />

natürlichen Charme. Die 26-Jähri-<br />

ge ist studierte Winzerin und war<br />

zu <strong>Wein</strong>-Praktika in Neuseeland<br />

und Südafrika. Gegenwärtig arbeitet<br />

sie im elterlichen <strong>Wein</strong>gut in<br />

Höhnstedt. Ihr Großvater schenkte<br />

ihr einen eigenen <strong>Wein</strong>berg, auf<br />

dem sie Sauvignon Blanc anbaut.<br />

Die 22 Jahre junge Ramona Sturm<br />

kommt aus Moselkern und studiert<br />

gegenwärtig Mathematik und Wirtschaft<br />

für das Lehramt. Die Tochter<br />

eines Winzers im Nebenerwerb brillierte<br />

im Vorentscheid unter anderem<br />

mit der Erklärung, weshalb der<br />

Jahrgang 2011 so gut wird und welche<br />

Begriffe auf den <strong>Wein</strong>etiketten<br />

besonders wichtig sind. Im Finale<br />

überzeugte sie durch Leidenschaft<br />

und Begeisterung für den deutschen<br />

<strong>Wein</strong>, die sie in die Welt hinaus tragen<br />

will.<br />

Die neue Deutsche <strong>Wein</strong>königin<br />

und ihre <strong>Wein</strong>prinzessinnen 2011<br />

bis 2012 werden, das ist ganz sicher,<br />

in den kommenden Monaten nicht<br />

nur viel zu tun haben, sondern auch<br />

würdige und sehenswerte Repräsentantinnen<br />

des deutschen <strong>Wein</strong>es<br />

sein. bb<br />

Mehr unter: www.deutscheweine.de<br />

Annika Strebel, die Deutsche<br />

<strong>Wein</strong>königin 2011 bis 2012, ist<br />

1987 geboren und lebt in Wintersheim,<br />

einem kleinen <strong>Wein</strong>ort<br />

in Rheinhessen. Sie stammt<br />

aus einer Winzerfamilie und ist<br />

selbst gelernte Winzerin (2005<br />

bis 2008). Seit 2009 studiert sie<br />

<strong>Wein</strong>bau und Önologie an der<br />

berühmten Fachhochschule in<br />

Geisenheim, Rheingau.<br />

<strong>Wein</strong>-Majestäten unter sich: Ramona Sturm, Annika Strebel und Elisabeth Born<br />

(von links nach rechts)<br />

Deutsches <strong>Wein</strong>institut<br />

Deutsches <strong>Wein</strong>institut


10 erzGebirGe Ganymed<br />

ERzGEBIRGS-PERLEn<br />

Das Erzgebirge, ein zirka 150 Kilometer langes<br />

und 40 Kilometer breites Mittelgebirge,<br />

fasziniert durch eine abwechslungsreiche<br />

Landschaft von Bergen und Tälern, Wald und<br />

Wiesen und durch sehenswerte Städte und<br />

Orte, die sich nicht selten an Bächen und<br />

Flüssen entlang schlängeln. In loser Folge<br />

stellen wir Ihnen Perlen des Erzgebirges vor.<br />

Folge 1:<br />

ZSCHOPAU AN DER ZSCHOPAU<br />

Zschopau, gelegen zwischen den<br />

Städten Chemnitz und Annaberg und<br />

am gleichnamigen Fluss, ist ein Ort mit<br />

einer langen spannenden Geschichte<br />

und einer pulsierenden Gegenwart.<br />

Seine Siedlungsgeschichte reicht bis<br />

ins 12. Jahrhundert zurück. Sie steht<br />

im Zusammenhang mit einer von Halle<br />

über Leipzig und nach Böhmen führenden<br />

alten Salzstraße (Böhmische<br />

Steige), die hier – durch Furt oder Brücke<br />

bewerkstelligt – den Fluss überquert<br />

hat. Um die Handelsstraße zu<br />

sichern und zu schützen, wird Mitte<br />

des 12. Jahrhunderts auf einem Felssporn<br />

über der Zschopau ein Wach-<br />

und Wehrturm errichtet, später eine<br />

Burg, die Mitte des 16. Jahrhunderts<br />

zu einem Jagdschloss im Renaissance-<br />

Stil umgebaut wird. In den folgenden<br />

Jahrhunderten sind weitere Um-, Aus-<br />

und Anbauten am Schloss vorgenommen<br />

worden, so dass der Betrachter<br />

heute eine sehenswerte und lehrreiche<br />

Schlossanlage mit verschiedenen<br />

Baustilen wahrnehmen und besichtigen<br />

kann. Schloss Wildeck und der<br />

im Schlosshof stehende mächtige<br />

Bergfried Dicker Heinrich zeugen anschaulich<br />

von der langen Geschichte<br />

des Ortes.<br />

Zu Zschopau gehören heute die Orte<br />

Krumhermersdorf, Ganshäuser und<br />

Wilischthal – hier leben gegenwärtig<br />

zirka 10.500 Menschen.<br />

Die Stadt ist umgeben von Bergen<br />

und Wäldern, von Feldern und<br />

Wiesen. Die Zschopau, überspannt<br />

von sehenswerten Brücken, mäan-<br />

Schloss Wildeck und Bergfried Dicker Heinrich im gleißenden Winter-Licht<br />

dert gleichermaßen durch den Ort<br />

und an ihm vorbei. Die prachtvolle<br />

Steinbogen-Brücke, unweit von der<br />

historischen Altstadt, ist eng mit der<br />

Geschichte der Stadt verwoben. Sie<br />

ist, 1812 bis 1813 erbaut, kaum fertiggestellt,<br />

da marschieren an mehreren<br />

Tagen im Oktober 1813 weit über<br />

100.000 Soldaten samt Munitions-<br />

und Proviantwagen unter der Führung<br />

des österreichischen Feldmarschalls<br />

Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg<br />

(1771 bis 1820) über dieses neue Bauwerk<br />

und die noch existierende alte<br />

Holzbrücke sowie über zwei provisorisch<br />

geschaffene Klöppel-Brücken<br />

zur Völkerschlacht nach Leipzig, um<br />

dort zusammen mit anderen Armeen<br />

Napoleon und sein Heer grandios zu<br />

besiegen.<br />

Schöne Aussichten und Ansichten auf<br />

Zschopau und die den Ort umgebende<br />

Landschaft eröffnen sich von<br />

der Aussichtsplattform des bereits erwähnten<br />

Bergfrieds Dicker Heinrich,


Ganymed erzGebirGe<br />

11<br />

die der Wanderer über 144 Stufen erreicht.<br />

Man schaut auf Zschopau mit<br />

seinem historischen Stadtkern, auf die<br />

schmalen und verwinkelten Gassen,<br />

auf die zusammengerückten Häuser<br />

mit ihren schiefergedeckten Barockdächern<br />

und auf die majestätische<br />

Stadtkirche St. Martin – ein weithin<br />

sichtbares Wahrzeichen des Ortes,<br />

gelegen unmittelbar am Neumarkt.<br />

Im Tal sieht man die Zschopau ruhig<br />

fließen. In Richtung Westen blinkt<br />

vielleicht im gleißenden Licht die<br />

einstige Bodemer Fabrik und, wie darüber<br />

gespannt, die für das moderne<br />

Wirtschaftsleben eminent wichtige<br />

Zschopautal-Brücke – mit über 400<br />

Meter Länge und fast 38 Meter Höhe.<br />

Über sie führt die Bundesstraße 174,<br />

die von Chemnitz über Zschopau und<br />

Marienberg bis Prag führt – dem alten<br />

Handelsweg (Böhmische Steige) folgend.<br />

Beeindruckend zu schauen, ist<br />

von hier oben auch die prächtige und<br />

abwechslungsreiche Erzgebirgslandschaft,<br />

die Zschopau umgibt – die bewaldeten<br />

Bergeshöhen, die schmalen<br />

Täler, die Felder, die Weide-Wiesen<br />

an den Bergeshängen, die wie aus der<br />

Landschaft herausgewachsenen winzigen<br />

Ortschaften in der Ferne ...<br />

Besonders reizvoll ist ein Zschopau-<br />

Besuch natürlich in der Advents- und<br />

Weihnachtszeit. Auf dem Marktplatz<br />

dreht sich dann ohne Hast, aber ohne<br />

Rast die große Weihnachts-Pyramide.<br />

Der hohe, hell erstrahlende Weihnachts-Baum<br />

gleicht einem Boten,<br />

der frohe und fröhliche Fest-Tage verkündet.<br />

Festlich ist auch Schloss Wildeck<br />

illuminiert – besonders schön<br />

anzusehen, wenn man in der frühen<br />

Dämmerung des Tages, vielleicht bei<br />

leichtem Schneefall, in den Schloss-<br />

Hof eintritt. Dann kann es geschehen,<br />

dass ein kundiger Schloss-Führer von<br />

den Jagdgesellschaften und Turnieren<br />

berichtet, die der Kurfürst Moritz<br />

(1521 bis 1553) hier veranstaltet hat.<br />

Oder er erzählt die dramatische Geschichte<br />

vom Aufstieg und Fall des<br />

Cornelius von Rüxleben.<br />

Schauend, staunend und schweigend<br />

verweilt man noch eine kurze<br />

Zeit, erfüllt von Freude bei dem Gedanken<br />

an die beginnende Adventszeit,<br />

das kommende Weihnachtsfest<br />

und an die vielleicht zu erzählenden<br />

Geschichten, denen man so gerne<br />

lauscht. bb<br />

Zschopau im frühen Winter-Morgenlicht – Blick auf die Altstadt mit Schloss und Kirche<br />

Der Herbst beginnt – Blick zur modernen Zschopautal-Brücke<br />

Mehr erfahren Sie darüber unter:<br />

ROMANTISCHES<br />

ERZGEBIRGE<br />

ZSCHOPAU AN DER<br />

ZSCHOPAU<br />

Geschichtliches und Gegenwärtiges<br />

Bild- und Textkalender 2012<br />

mit gestalteten Rückseiten<br />

(Fotos und Texte),<br />

Format: 29,7 x 42 cm.<br />

ISBN 978-3-9813802-6-2,<br />

Euro 17,95<br />

Romantisches Erzgebirge<br />

Zschopau an der Zschopau<br />

Geschichtliches und Gegenwärtiges<br />

Mit Gedichten von<br />

Joseph von Eichendorff und Hermann Hesse<br />

2012


BRÄUER<br />

12 Ganymed<br />

MEERES-LANDSCHAFTEN<br />

Dänische Westküste<br />

FoTo-AUSSTELLUNg<br />

16. Januar bis 19. April 2012<br />

WEINSTUBE AM BRUNNEN<br />

www.weinstubeambrunnen.de<br />

www.berndbraeuerverlag.de

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