| Wein | Kunst | Kultur | - Bernd Bräuer
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www.ganymed-zeitung.de Ganymed 1 Ausgabe XVIII | Wein | Kunst | Kultur | November 2011 REGEnt Das thüringer Weingut Bad Sulza | Über die Rebsorte Regent Winter im Weinberg – Dresden an der Elbe Goethe-Theater Bad Lauchstädt Ganymed 100 Cent Gottfried Keller – Dichter und Weinliebhaber | Oma Rosas Rumtopf Glanzvolle Wahl der 63. Deutschen Wein-Königin | Erzgebirgs-Perlen
- Seite 2 und 3: 2 mit Goethe durch den rheinGau Gan
- Seite 4 und 5: 4 Winzer- und Weinportrait Ganymed
- Seite 6 und 7: 6 GroSSeGanymed dichter GROSSE DICH
- Seite 8 und 9: 8 oma Ganymed roSa OMA ROSAS RUMtOP
- Seite 10 und 11: 10 erzGebirGe Ganymed ERzGEBIRGS-PE
- Seite 12: BRÄUER 12 Ganymed MEERES-LANDSCHAF
www.ganymed-zeitung.de<br />
Ganymed 1<br />
Ausgabe XVIII<br />
| <strong>Wein</strong> | <strong>Kunst</strong> | <strong>Kultur</strong> |<br />
November 2011<br />
REGEnt<br />
Das thüringer <strong>Wein</strong>gut Bad Sulza | Über die Rebsorte Regent<br />
Winter im <strong>Wein</strong>berg – Dresden an der Elbe<br />
Goethe-Theater Bad Lauchstädt<br />
Ganymed<br />
100 Cent<br />
Gottfried Keller – Dichter und <strong>Wein</strong>liebhaber | Oma Rosas Rumtopf<br />
Glanzvolle Wahl der 63. Deutschen <strong>Wein</strong>-Königin | Erzgebirgs-Perlen
2 mit Goethe durch den rheinGau Ganymed<br />
EDItORIAL<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
für die nächsten Monate hat der<br />
Winter mit Frost, Schnee und Eis das<br />
Zepter übernommen. Die <strong>Wein</strong>-Lese<br />
2011 ist zwar beendet, aber nicht wenige<br />
Winzer haben in den <strong>Wein</strong>bergen<br />
Trauben hängen lassen. Sie hoffen<br />
und warten nun auf anhaltenden<br />
Frost von mindestens 7 Grad minus,<br />
um aus den durchgefrorenen Beeren<br />
kleine Mengen des begehrten edelsüßen<br />
Eisweines zu gewinnen. Den Spazier-Reisenden<br />
durch die <strong>Wein</strong>berge,<br />
zu ihren Höhen hinauf oder an ihren<br />
Flüssen und Bächen entlang, bietet<br />
die kalte Jahreszeit einzigartige malerische<br />
Landschaftsbilder – beispielsweise<br />
an der Elbe bei Dresden (Titelbild).<br />
Nach einer solchen Wanderung<br />
genießt man sicher mit großem Trinkvergnügen<br />
einen kräftigen Glüh-<strong>Wein</strong><br />
oder einen feurigen Rotwein. Einen<br />
solchen haben wir bei unserem Besuch<br />
im Thüringer <strong>Wein</strong>gut Bad Sulza<br />
in Sonnendorf gefunden. Auf den<br />
Seiten 4 und 5 berichten wir darüber.<br />
Auch Oma Rosa empfiehlt in dieser<br />
Ausgabe (Seite 8) in Gestalt des<br />
Rumtopfes eine besondere Köstlichkeit<br />
für die Winter-Zeit, die vielleicht<br />
auch der immer unglücklich liebende<br />
Dichter Gottfried Keller kannte. Dass<br />
er ein großer <strong>Wein</strong>kenner und <strong>Wein</strong>liebhaber<br />
war, ist vielfältig verbürgt<br />
(Seite 6 bis 7).<br />
Natürlich Glühwein und Rotwein,<br />
Stollen sowieso und Buden mit einigen<br />
Überraschungen sind beim Weihnachtsmarkt<br />
im winterlichen <strong>Wein</strong>-<br />
Garten am 4. Advents-Sonntag (18.<br />
Dezember 2011, 14 bis 19 Uhr) dabei.<br />
Sie sind herzlich dazu eingeladen.<br />
Viel Lesefreude wünsche ich Ihnen<br />
mit dieser Ausgabe – natürlich bei einem<br />
Glas Rotwein.<br />
Mit weinheiteren Grüßen<br />
Ihr <strong>Wein</strong>-Müller<br />
MIt GOEtHE<br />
DURCH DEn RHEInGAU<br />
Folge 4: 1815: Der Rheingau<br />
ist werth viele Gedanken zu<br />
absorbieren<br />
Im späten Frühling des Jahres 1815<br />
reist Goethe erneut nach Wiesbaden<br />
zur Badekur. Fast fünf Monate<br />
bleibt er von Weimar entfernt. Er<br />
weilt in Nassau, Köln, Bonn, Koblenz,<br />
Frankfurt am Main, Darmstadt,<br />
Heidelberg, wo er einer Einladung<br />
Sulpiz Boisserée (1783 bis 1854,<br />
<strong>Kunst</strong>sammler) folgt und dessen Gemäldesammlung<br />
bestaunt. Goethe<br />
diktiert in dieser Zeit die Italienische<br />
Reise. Er arbeitet am West-östlichen<br />
Divan (Gedichtsammlung, Erstdruck<br />
1819). Bei den Willemers ist er auf<br />
Einst: Wohnsitz des <strong>Kunst</strong>sammlers Boisserée in Heidelberg.<br />
Goethe ist hier 1815 zu Gast.<br />
Bis ins hohe Alter ist Goethe (1749 bis 1832)<br />
viel gereist. Er hat diese Reisen lebendig<br />
und bildhaft beschrieben, Reise-Literatur im<br />
besten Sinne des Wortes produziert – die<br />
Italienische Reise ist dafür wohl ein besonders<br />
glückliches Beispiel. Den Rheingau hat<br />
Goethe drei Mal besucht: 1772, 1814 und<br />
1815 – seine letzte große Reise von Weimar<br />
aus. In kleinen Folgen dokumentieren<br />
wir diese Goethe-Reisen, die Reisen eines<br />
großen <strong>Wein</strong>liebhabers durch ein romantisches,<br />
gesegnetes und kulturreiches <strong>Wein</strong>land<br />
sind. Mit Folge 4 endet die Reise: MIT<br />
GOETHE DURCH DEN RHEINGAU.<br />
der Gerbermühle bei Frankfurt am<br />
Main zu Gast. Zur jungen Marianne<br />
von Willemer besteht eine tiefe,<br />
erwiderte Liebesbeziehung – für<br />
beide gleichermaßen Inspiration wie<br />
Lebenslust, widergespiegelt im Westöstlichen<br />
Divan: Du nennst mich,<br />
Liebchen, deine Sonne; Komm süßer<br />
Mond, umklammre mich! Seinen 66.<br />
Geburtstag feiert Goethe bei den<br />
Willemers. Ein <strong>Wein</strong> aus seinem Geburtsjahr<br />
1749 wird kredenzt. Goethe<br />
liest aus dem West-östlichen Divan.<br />
Hoch-ehrwürdige Gäste: Riese,<br />
Schlosser sen., Boisserée, Seebeck<br />
– schreibt er in sein Tagebuch. Und:<br />
Herrlich Wetter.<br />
Er reist in den Rheingau: Zur Übergabe<br />
des Schlosses Johannisberg an<br />
die Krone von Österreich. Den Bren-
Getroffen Ganymed 3<br />
tanos in Winkel hat er keinen Besuch<br />
mehr abgestattet, aber mit ihnen<br />
– vor allem mit Antonie Brentano –<br />
viele Jahre noch Briefe gewechselt<br />
und sich gegenseitig durch Geschenke<br />
erfreut.<br />
Goethe hat den Rheingau nach 1815<br />
– trotz Wunsch und Wille – nicht<br />
wieder gesehen. bb<br />
Annetta Militzke und Dr. <strong>Bernd</strong> <strong>Bräuer</strong> im 25-<strong>Wein</strong>stuben-Gespräch<br />
GAnYMED-PREISFRAGE???<br />
Aus welchem <strong>Wein</strong>anbaugebiet kommt Annika Strebel,<br />
die Deutsche <strong>Wein</strong>königin 2011 bis 2012?<br />
In dieser Reihe sind bereits erschienen:<br />
1772: Auf einem Kahne den Rhein hinabwärts und aufwärts, GANYMED,<br />
Ausgabe XV, Seite 2.<br />
1814: Zu des Rheins gestreckten Hügeln, GANYMED<br />
Ausgabe XVI, Seite 2 bis 3.<br />
1814: Am Rhein! Am Rhein! Da wachsen unsre Reben!,<br />
GANYMED, Ausgabe XVII, S. 8.<br />
GETROFFEN: ANNETTA MILITZKE<br />
Annetta Militzke, Verlegerin und Geschäftsführerin des<br />
Leipziger Militzke Verlages ist am 22. Oktober 2011<br />
zu Gast bei Dr. <strong>Bernd</strong> <strong>Bräuer</strong> im 25. WEINSTUBEN-<br />
GESPRÄCH.<br />
Die Verlegerin, geboren 1961 in Leipzig, studierte Germanistik<br />
und Literaturwissenschaft. Den Militzke Verlag gründete<br />
Annetta Militzke zusammen mit Reiner Militzke im<br />
Januar 1990 – in der Zeit des spannenden gesellschaftlichen<br />
Wandels in der DDR.<br />
Die Verlagsarbeit basiert von Anfang an auf zwei Säulen: der<br />
Herstellung dringend benötigter neuer Schullehrbücher in<br />
den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern und dem<br />
anspruchsvollen, im besten Sinne des Wortes belehrenden,<br />
aufklärenden und zugleich unterhaltenden Sachbuch.<br />
Annetta Militzke erzählt mit Verve vom schweren, aber<br />
gleichsam spannenden Beginn der Verlagsarbeit, von den<br />
Höhen und Tiefen, von den hart erkämpften Erfolgen im<br />
Markt. Sie verweist darauf, dass die Schulbuchedition des<br />
Verlages, vor allem Lehrbücher für die Fächer Philosophie/<br />
Ethik und Sozialkunde/Gemeinschaftskunde/Politische Bildung<br />
sowie eine Vielzahl begleitender Unterrichtsmaterialien,<br />
inzwischen marktführend in Deutschland ist.<br />
Im Mittelpunkt des Gespräches steht die vielfältige Sachbuch-Produktion<br />
des Verlages, die sich in vier Bereiche<br />
gliedert: Authentische Kriminalfälle, Biografien, Zeitgeschichte<br />
und <strong>Kultur</strong>geschichte. Mehrere Buchautoren des<br />
Militzke-Verlages sind in <strong>Wein</strong>stuben-Gesprächen mit ihren<br />
Werken präsentiert worden. Beispielsweise Volker Mertens<br />
mit seinen Büchern Thomas Mann und die Musik und Giacomo<br />
Puccini. Wohllaut, Wahrheit und Gefühl. Auch Friedrich<br />
Schütze-Quest mit seinem Buch Die Einsamkeit des<br />
Grenzlandreiters – der Autor erhält für sein Lebenswerk als<br />
Weltreisender des deutschen Radiofeatures den von der Medienstiftung<br />
der Sparkasse Leipzig vergebenen Axel-Eggebrecht-Preis<br />
2012.<br />
Die unterhaltsame Vorstellung der aktuellen Herbstproduktion<br />
des Verlages beziehen Militzke und <strong>Bräuer</strong> unter anderem<br />
auf die Buchautoren Mark Benecke (Kriminalbiologe)<br />
mit Das Benecke Universum, Horst Brandt (Kriminaldirektor<br />
a. D.) mit Tröstende Nähe und Wolfgang Ghantus (Dolmetscher<br />
und Übersetzer) mit Ein Diener vieler Herren sowie<br />
Frank Schreiber mit Seltsame Sprache(n).<br />
Die vorgestellten Sachbücher des Verlages sind an diesem<br />
Abend auch verkauft und von Annetta Militzke signiert<br />
worden – bei einem 2003er Rotwein Grand Cru aus dem<br />
Bordeaux. bb<br />
PREISE: 1. Ein Drei-Gänge-Menü in der <strong>Wein</strong>stube am Brunnen im Werte von 35 Euro<br />
2. Eine Flasche 10 Jahre alten Port-<strong>Wein</strong><br />
3. Eine Flasche Rotwein Herzog von Auerstedt<br />
Ihre Antwort können Sie per E-Mail an verlag@berndbraeuerverlag.de oder per Post an BRÄUERMÜLLER: WEINE, Stichwort Preisfrage,<br />
Dieskaustraße 222, 04249 Leipzig senden, aber auch persönlich bei BRÄUERMÜLLER: WEINE abgeben. Einsendeschluss ist der 04. Februar 2012.<br />
In der GANYMED-August-Ausgabe 2011 suchten wir den Ganymed-<strong>Wein</strong>, eine Cuvée aus Spätburgunder, Merlot, Sankt Laurent.<br />
Gewonnen haben: 1. Dr. Claus J. Gerd Rohde, Leipzig, drei Flaschen Weißwein Silvaner, 2. <strong>Bernd</strong> Harzer, Leipzig, einen Wandkalender<br />
2012 – <strong>Wein</strong>-Landschaften, <strong>Wein</strong>-Leben, 3. Udo Schumacher, Leipzig, eine Flasche Herbst-Rotwein. Herzlichen Glückwunsch.<br />
Wir bedanken uns für die zahlreichen, durchweg richtigen Antworten.
4 Winzer- und <strong>Wein</strong>portrait Ganymed<br />
KLASSISCHE UnD nEUE WEInE<br />
DAS tHÜRInGER WEInGUt BAD SULzA IM PORtRAIt<br />
Winzer Andreas Clauß<br />
Der <strong>Wein</strong>anbau in Thüringen lässt<br />
sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen.<br />
Geheimrat Goethe,<br />
ein großer <strong>Wein</strong>-Liebhaber, konnte<br />
diesen <strong>Wein</strong>en aus seinem geliebten<br />
Ilmtal allerdings noch nicht viel abgewinnen.<br />
Zu DDR-Zeiten kam der<br />
<strong>Wein</strong>anbau in dieser Region dann<br />
nahezu zum Erliegen. Erst mit den gesellschaftlichen<br />
Umbrüchen 1989 erlebte<br />
und erlebt er hier eine erstaunliche<br />
Renaissance. Wesentlich dazu<br />
beigetragen haben Andreas Clauß,<br />
gelernter Winzer und Techniker für<br />
<strong>Wein</strong>bau sowie Kellerwirtschaft, aus<br />
dem schwäbischen Esslingen bei<br />
Stuttgart kommend, und seine Frau<br />
Kathrin aus Bad Sulza, ausgebildete<br />
Gartenbauingenieurin und Thüringer<br />
<strong>Wein</strong>prinzessin von 1995 bis 1996.<br />
In einer erstaunlichen Aufbauarbeit<br />
haben sie mit ihren Mitarbeitern das<br />
1992 gegründete und prosperierende<br />
Thüringer <strong>Wein</strong>gut Bad Sulza geschaffen<br />
– seit 1998 im Ortsteil Sonnendorf<br />
beheimatet. Ein alter Bauernhof<br />
ist innen wie außen zu einem modernen<br />
und sehenswerten <strong>Wein</strong>gut<br />
umgestaltet worden. Die <strong>Wein</strong>kellerei,<br />
das Kelterhaus, der <strong>Wein</strong>verkaufsraum,<br />
der Anbau des Flaschenlagers,<br />
die Fassadenerneuerung und<br />
die Innenhofgestaltung belegen das.<br />
Auch liebevoll gestaltete Kleinigkeiten<br />
– beispielsweise ein Glockentürmchen<br />
– künden davon. Mit zirka 40<br />
Hektar bewirtschafteter Rebenfläche<br />
ist es heute das größte private <strong>Wein</strong>gut<br />
an Saale-Unstrut, ein Familienbetrieb<br />
in der Rechtsform einer GmbH.<br />
Dornburger Schlossberg - <strong>Wein</strong>anbau unterhalb der Dornburger Schlösser<br />
Zu den <strong>Wein</strong>bergen des <strong>Wein</strong>gutes<br />
gehören der Bad Sulzaer Sonnenberg<br />
über der Ilm, der Auerstedter Tamsel<br />
am Emsenbach, einem Nebenfluss<br />
der Ilm, der Dornburger Schlossberg,<br />
eine historische Terrassenanlage unterhalb<br />
der Dornburger Schlösser, die<br />
bereits Goethe bestaunte, und ein<br />
<strong>Wein</strong>berg in Kunitz bei Jena – einst<br />
einer der bedeutendsten <strong>Wein</strong>orte<br />
in Mitteldeutschland. Das Klima des<br />
nördlichsten Qualitäts-<strong>Wein</strong>anbaugebietes<br />
mit seinem ausgewogenen<br />
Verhältnis von Sonne und Kühle sowie<br />
geringen Niederschlägen und der<br />
gebietstypische Muschelkalkboden<br />
sind die entscheidenden Einflussfak-<br />
toren für die <strong>Wein</strong>e. Verbunden mit<br />
schonendem <strong>Wein</strong>ausbau entstehen<br />
ausgesprochen elegante, feinfruchtige<br />
und spritzige <strong>Wein</strong>e mit dezentem<br />
Sortencharakter. Angebaut werden<br />
im Thüringer <strong>Wein</strong>gut Bad Sulza vor<br />
allem Weiß-<strong>Wein</strong>e in einem breiten<br />
Sortiment. Ganz oben steht der für<br />
die Region typische Müller-Thurgau,<br />
gefolgt von Kerner, Gutedel, Weiß-<br />
und Grauburgunder, aber auch Riesling<br />
und Traminer gehören dazu. Rotweine,<br />
mit einem Anteil von zirka 30<br />
Prozent der Jahresproduktion, kommen<br />
hauptsächlich aus den Sorten<br />
Regent (Seite 5 der Ausgabe) und Cabernet<br />
Dorsa (Kreuzung aus Dornfel-
Ganymed Winzer- und <strong>Wein</strong>portrait<br />
5<br />
Zeit der <strong>Wein</strong>-Lese - Blick in das Thüringer <strong>Wein</strong>gut Bad Sulza<br />
der und Cabernet Sauvignon). Andreas<br />
Clauß hat sich damit auf Neuland<br />
begeben, sind diese Rebsorten doch<br />
sehr junge Züchtungen.<br />
Zum Leistungsprogramm des <strong>Wein</strong>gutes<br />
gehören auch Winzer-Sekte,<br />
hergestellt aus Müller-Thurgau und<br />
einer Cuvée aus weißen Burgundersorten,<br />
Perlwein (Prosecco aus der<br />
Toskana) und Edelbrände.<br />
Ein besonderes Markenzeichen des<br />
<strong>Wein</strong>gutes ist die fehlende rechte<br />
Ecke des Etiketts – gedacht wohl als<br />
ein unverwechselbares Wiedererkennungsmerkmal.<br />
<strong>Wein</strong>heitere, ironische<br />
Zungen meinen aber, dass es<br />
wohl auch der Sparsamkeit des aus<br />
Schwaben stammenden Geschäftsführers<br />
geschuldet sein könnte. Wie<br />
dem auch sei, die so etikettierten<br />
<strong>Wein</strong>flaschen sind ein gelungener<br />
Blickfang, ein Hingucker und, das<br />
scheint wohl entscheidender, die darin<br />
enthaltenen Weiß- oder Rotweine<br />
sind von erlesenem Geschmack –<br />
ganz gleich ob es sich um den <strong>Wein</strong><br />
für den Alltag oder den <strong>Wein</strong> für das<br />
Fest handelt.<br />
REGEnt HERZOG vON<br />
AuERsTEdT<br />
Eine leuchtende Schönheit kann der<br />
Rotwein Regent genannt werden<br />
– wahrlich prachtvoll in Farbe und<br />
Duft. Mit Recht wird er der Herrscher,<br />
der Fürst genannt (aus spätla-<br />
teinisch regens, Gen. regentis).<br />
Regent als Rebsorte ist relativ jung<br />
und daher wohl noch nicht jedem<br />
<strong>Wein</strong>freund bekannt. In den frühen<br />
1950er und 1960er Jahren begannen<br />
im Institut für Rebenzüchtung<br />
Geilweilerhof (Südpfalz) Versuche,<br />
relativ pilzresistente rote Rebsorten<br />
zu züchten. Eine Linie dabei war, die<br />
total unbekannte Weißwein-Rebe<br />
Diana (Silvaner x Müller-Thurgau)<br />
mit der tiefblauen französischen<br />
Rebsorte Chambourcin zu kreuzen.<br />
Züchtungserfolge sind ja oft<br />
mühsam errungen und stellen sich<br />
nicht selten erst nach Jahrzehnten<br />
ein – wenn überhaupt. Mit<br />
dieser deutsch-französischen<br />
Kreuzung – erste Pflanzungen<br />
in <strong>Wein</strong>bau-Versuchsbetrieben<br />
erfolgten 1986, der<br />
Sortenschutz wurde 1993<br />
erteilt und 1995 erfolgte die<br />
Eintragung in die Sortenliste<br />
– gelang es, einen <strong>Wein</strong> zu<br />
züchten, der eine brillante<br />
tiefrote Farbe hat und der in<br />
seiner aromatischen Anmutung<br />
Heidelbeer- und Brombeeraromen<br />
mit leichtem<br />
Gerbstoffcharakter vereint.<br />
Die Rebsorte reift relativ<br />
früh (Ende September) und<br />
besitzt eine gute Winterfrost-<br />
Härte. Im Geschmack wirkt<br />
der Regent ziemlich südländisch<br />
und ist nicht zuletzt deshalb in<br />
der Toskana des Nordens, das Gebiet<br />
um Bad Sulza, seit dem Jahr 2000 im<br />
Anbau – deutschlandweit wird übrigens<br />
auf zirka 2.000 Hektar Regent<br />
angebaut, der Dornfelder zum Vergleich<br />
auf zirka 8.500 Hektar.<br />
Der Regent, den ich Ihnen vorstelle,<br />
kommt vom Thüringer <strong>Wein</strong>gut Bad<br />
Sulza. Er wächst auf den Flächen von<br />
Auerstedt, auf Muschelkalk –Verwitterungsgestein,<br />
woraus er seine feine<br />
Mineralität bezieht. Der <strong>Wein</strong>,<br />
Herzog von Auerstedt genannt, erinnert<br />
an die Doppel-Schlacht bei<br />
Jena und Auerstedt 1806, in der die<br />
französische Armee unter Napoleon<br />
die preußische Armee bei Jena und<br />
unter dem Marschall Louis-Nicolas<br />
Davout (1770 bis 1823) bei Auerstedt<br />
besiegte. Kaiser Napoleon ernannte<br />
daraufhin den siegreichen Marschall<br />
1808 zum duc d´Averstedt, Herzog<br />
von Auerstedt – das Sonderetikett<br />
für diesen <strong>Wein</strong> ist mit Wappen und<br />
Porträt des französischen Marschalls<br />
Davout gestaltet.<br />
Dieser Regent ist farbbrillant, würzig<br />
duftend nach Brombeeren und<br />
Heidelbeeren, pikant stoffig im Geschmack<br />
nach Kirsche und Johannisbeeren<br />
und mit feinem Gerbstoff. Er<br />
hat moderate Säurewerte. Im Holz-<br />
Fass lagert er sechs Monate. Das<br />
alles macht ihn unter anderem<br />
zum freundlich gefälligen Speisenbegleiter<br />
intensiv schmeckender<br />
Fleischgerichte mit konzentrierten<br />
Saucen – beispielsweise Lamm-<br />
Haxe, Ochsenschwanzragout<br />
oder Hirschrollbraten. Wir haben<br />
ihn probiert zu einer deftigen<br />
Vesperplatte mit Käse,<br />
Schinken, Speck, Salami und<br />
mit dunklen Brotsorten an<br />
einem prachtvollen Spätherbst-Nachmittag<br />
im Auerstedter<br />
<strong>Wein</strong>berg – eingehüllt<br />
in eine unbeschreibliche<br />
Herbst-Buntheit. Es fehlte<br />
wohl nicht viel und Bacchus<br />
höchst selbst wäre uns erschienen!<br />
Den Regent Herzog von Auerstedt<br />
und nahezu das gesamte<br />
Weißwein-Sortiment<br />
des Thüringer <strong>Wein</strong>gutes<br />
Bad Sulza kann man bei<br />
BRÄUERMÜLLER: WEINE<br />
entdecken, kennen lernen,<br />
kaufen, probieren und natürlich bechern<br />
– am besten beim Tafeln in der<br />
WEINSTUBE AM BRUNNEN. um
6 GroSSeGanymed dichter<br />
GROSSE DICHtER – GROSSE WEInLIEBHABER<br />
Folge 4: GOTTFRIEd KELLER<br />
Gottfried Keller um 1872 - gemalt<br />
von Frank Buchser<br />
<strong>Wein</strong> und<br />
<strong>Kunst</strong> sind<br />
Geschwister. Der<br />
das genau wusste<br />
und (er)lebte,<br />
ist der Schweizer<br />
Gottfried Keller<br />
(1819 bis 1890):<br />
Maler, Lyriker und<br />
Prosa-Dichter.<br />
In seinem berühmten<br />
Seufzer,<br />
dass er ... manchmal<br />
das Gefühl<br />
(hat), eine Pulle<br />
<strong>Wein</strong> sei mehr<br />
wert als die ganze<br />
Dichterei, hat er<br />
dies nicht nur auf eine ironische, augenzwinkernde Art<br />
und Weise auf den Punkt gebracht, sondern sich auch<br />
als einen großen Freund und Genießer des Rebensaftes<br />
zu erkennen gegeben. Da mag sein Geburtsort Zürich,<br />
der vom <strong>Wein</strong>bau umgeben ist, den Grundstein gelegt<br />
haben. Dies wohl umso mehr, da schon im 19. Jahrhundert,<br />
die meisten Schweizer viel und vor allem einheimischen<br />
<strong>Wein</strong> trinken. Doch es sind vor allem Gottfried<br />
Kellers beglückende Erfahrungen, dass im <strong>Wein</strong> nicht<br />
nur produktivmachende Kräfte (Goethe) liegen, sondern<br />
der Rebensaft auch ein vorzüglicher Tröster sein kann.<br />
Das steht schon am Anfang seines künstlerischen Schaffens.<br />
Gottfried Keller will Maler werden. Er nimmt Malunterricht<br />
und studiert in München Landschaftsmalerei.<br />
Einige recht imposante Landschaftsbilder gelingen ihm.<br />
Doch: Er zweifelt an seinem Talent. Er bricht das Studium<br />
ab und wendet sich der Lyrik zu. Schon bald veröffentlicht<br />
er Gedichte. Gottfried Keller erhält Stipendien,<br />
mit denen er seine Studien in Heidelberg und Berlin<br />
finanziert. In Heidelberg studiert er unter anderem<br />
beim Philosophen Ludwig Feuerbach (1804 bis 1872);<br />
in Berlin schließt er Bekanntschaft mit Georg Herwegh,<br />
Ferdinand Freiligrath und Gottfried Semper. Nicht nur<br />
in den langen und tiefsinnigen Gesprächen mit seinen<br />
Freunden, nicht nur im dichterischen Schaffensprozess<br />
seines ersten Romans Der Grüne Heinrich, sondern auch<br />
in den Zeiten seiner unglücklichen Lieben zu Johanna<br />
Kapp (in Heidelberg) oder zu Ludmilla Assing und Betty<br />
Gottfried Keller studiert von 1848 bis 1850 in Heidelberg unter anderm bei Ludwig Feuerbach.
Ganymed GroSSe dichter<br />
7<br />
Tendering (in Berlin), ist der <strong>Wein</strong> Gottfried Kellers treuester<br />
Begleiter. Seine fast beschwörende Aufforderung:<br />
Trinkt, o Augen, was die Wimper hält, von dem goldnen<br />
Überfluss der Welt, ist eine grandiose Aufforderung, den<br />
<strong>Wein</strong>, das Leben in vollen Zügen zu genießen.<br />
Nach seinen Studien lebt Gottfried Keller ab 1855 bis zu<br />
seinem Tode wieder in Zürich. Da er zwar weiter erfolgreiche<br />
und bedeutende Romane schreibt, wie Die Leute<br />
von Seldwyla oder Das Fähnlein der sieben Aufrechten,<br />
kann er davon aber (noch) nicht existieren. So wird er<br />
Erster Staatsschreiber (1861 bis 1876) des Kantons Zürich.<br />
In dieser Aufgabe wird er auf eine wundersame<br />
Weise für <strong>Wein</strong>produktion und -handel ganz praktisch<br />
wirksam. Für die Zusammenlegung des Klosterkellers<br />
Rheinau mit dem Zürcher Spitalamtskeller verfasst er<br />
die erforderlichen Weisungen und besiegelt diese mit<br />
seiner Unterschrift. Damit schlägt die Geburtsstunde<br />
der noch heute bedeutenden Zürcher Staatskellerei.<br />
Der <strong>Wein</strong>, das heitere und genussvolle <strong>Wein</strong>-Trinken<br />
und seine differenzierten Wirkungen auf Lebensführung<br />
und Lebensgefühl der Menschen durchziehen das<br />
gesamte Prosa-Werk von Gottfried Keller. So schreibt<br />
er beispielsweise in Die Leute von Seldwyla, dass diese<br />
den größten Spaß haben, wenn sie allherbstlich ihren<br />
jungen <strong>Wein</strong> trinken, den gärenden Most, den sie Sauser<br />
nennen; wenn er gut ist, so ist man des Lebens nicht sicher<br />
unter ihnen, und sie machen einen Höllenlärm; die<br />
ganze Stadt duftet nach jungen <strong>Wein</strong> und die Seldwyler<br />
taugen dann auch gar nichts. Aber auch in seiner Lyrik<br />
ist der <strong>Wein</strong> allgegenwärtig. Gedichte wie: Das <strong>Wein</strong>jahr<br />
(Rüstet die Kelter, die Kufen und Tonnen, / Denn<br />
es verglühet ein seltenes Jahr!), Die Winzerin, Landwein,<br />
Das Köhlerweib ist trunken, Beim Rheinwein 1847 zeigen<br />
dies bereits im Titel an. Nicht unerwähnt soll bleiben:<br />
Gottfried Keller hat für den interessierten Leser eine<br />
umfangreiche Fest-Lyrik (Gelegenheitsgedichte für Sänger-<br />
und Schützenfeste) hinterlassen, die – so darf man<br />
hinzusetzen – für <strong>Wein</strong>- und Lebensfeste noch immer<br />
Anregendes zu bieten hat. bb<br />
Heidelberg mit Blick zur Schloss-Ruine<br />
DER WEIN ZUR<br />
GANYMED-ZEITUNG<br />
Cuvée<br />
Spätburgunder<br />
Merlot<br />
Sankt Laurent<br />
BRÄUERMÜLLER: WEInE<br />
Telefon 0341 41505-66<br />
www.braeuermuellerweine.de<br />
www.berndbraeuerverlag.de
8 oma Ganymed roSa<br />
OMA ROSAS RUMtOPF<br />
Wenn die<br />
A b e n d e<br />
länger, die Tage<br />
kürzer und kälter<br />
sowie die Stunden<br />
um Oma<br />
Rosas großen<br />
Kachelofen gemütlicherwurden,<br />
kam auch die Zeit großartiger<br />
vorweihnachtlicher Genüsse. Lebkuchen,<br />
Stollen, Plätzchen, Ingwer-<br />
Likör, Glüh-<strong>Wein</strong> oder eben auch<br />
der Rumtopf wurden zwischen Kirmes,<br />
Anfang November, und erstem<br />
Advent schon einmal probiert, damit<br />
zum Weihnachtsfest auch ja nichts<br />
schief ging.<br />
Der Rumtopf war eine der begehrtesten<br />
Köstlichkeiten und wurde knapp<br />
bemessen zugeteilt. Mit zunehmendem<br />
Alter von uns Heranwachsenden<br />
stieg allerdings die Portionsgröße.<br />
Rumtopf gab es natürlich nur zu<br />
besonderen Anlässen. Folgende Varianten<br />
sind mir noch in guter Erinnerung:<br />
Rumtopf mit Grießpudding<br />
oder mit Vanilleeis, Sahnetupfern<br />
und gerösteten Mandelsplittern oder<br />
mit himmlisch nach Vanille duftender<br />
sächsischer Bäbe (Rührkuchen),<br />
wozu es starken, selbstgemachten<br />
Kakao gab.<br />
Und so wird der Rumtopf gemacht:<br />
Er macht etwas Arbeit, er braucht<br />
einen kühlen Standort und einen ordentlichen<br />
irdenen Topf von wenigstens<br />
drei Litern Inhalt, besser sind<br />
aber 5 bis 7 Liter. Gute Töpfe gibt es<br />
IMPRESSUM<br />
VeRlag<br />
<strong>Bernd</strong> <strong>Bräuer</strong> Verlag<br />
Dieskaustraße 222 · 04249 Leipzig<br />
Telefon 0341 415050<br />
www.berndbraeuerverlag.de<br />
im Fachhandel – beispielsweise bei<br />
Sibylle Kotte in der Burgstraße, in<br />
Meißen. Die Anschaffung lohnt sich.<br />
Ebenso wie der Kauf guter und gesunder<br />
Früchte und von mindestens<br />
40-prozentigem Rum (besser natürlich<br />
der mit 56 Prozent). Auf 500<br />
Gramm Früchte rechnete Oma Rosa<br />
zirka 200 Gramm Zucker (brauner<br />
Krümel-Kandis ist sehr gut dafür)<br />
und so viel Rum, dass alle Früchte<br />
immer damit bedeckt sind beziehungsweise<br />
bleiben – notfalls werden<br />
sie mit einem Teller unter Rum<br />
gedrückt.<br />
Die makellosen Früchte kommen<br />
schichtweise, in der Reihenfolge ihrer<br />
Reifung im Jahresverlauf, in den<br />
Topf: Erdbeeren, Sauerkirschen (mit<br />
Stein), Aprikosen, Pfirsiche, Pflaumen,<br />
Mirabellen, Birnen, Ananas<br />
– alles natürlich in mundgerechte<br />
Stücke geschnitten. Nach Oma Rosa<br />
gehören Rhabarber, Johannisbeeren,<br />
Stachelbeeren, Himbeeren, Heidel-<br />
RedaktIon<br />
Dr. <strong>Bernd</strong> <strong>Bräuer</strong>, Ullrich Müller<br />
Jan <strong>Bräuer</strong>, Ines Fickenwirth<br />
HeRaUsgebeR<br />
BRÄUERMÜLLER: WEINE<br />
Dieskaustraße 222 · 04249 Leipzig<br />
www.braeuermuellerweine.de<br />
beeren, Brombeeren, Äpfel und Bananen<br />
nicht in den Rumtopf.<br />
Nach der letzten Früchtezugabe sollte<br />
der Rumtopf wenigstens acht Wochen<br />
durchziehen.<br />
Der Lohn für diese große Mühe ist<br />
ein einzigartiges, höchst individuelles<br />
Kompott, das einen selbst wie<br />
alle dazu Eingeladenen aufs höchste<br />
entzückt und dem im Winter nicht<br />
selten frierenden Leib und vor allem<br />
der Seele richtig gut tut.<br />
Für alle, die es in diesem Jahr mit<br />
dem Rumtopf nicht geschafft haben,<br />
kommt hier ein Trost: BRÄUERMÜL-<br />
LER: WEINE bietet Ihnen nach dieser<br />
Rezeptur hergestellte Großzschochersche<br />
Rumtöpfe in verschiedenen<br />
Größen an.<br />
Vielleicht nehmen Sie sich ja für<br />
2012 die durch nichts zu ersetzende<br />
Eigenproduktion des Rumtopfes vor.<br />
Denn: Das Machen ist doch gar zu<br />
schön! Viel Spaß und Freude dabei.<br />
um<br />
VeRtRIeb<br />
BWK Wirtschafts-Kommunikation<br />
info@bwk-braeuer.de<br />
dRUck<br />
Druckerei Gebrüder Schütze GbR<br />
Turnerstraße 2 · 09429 Wolkenstein<br />
www.druckerei-schuetze.de
Ganymed <strong>Wein</strong>-majeStäten<br />
9<br />
GLAnzVOLLE WAHL<br />
Eine 80-köpfige Jury aus Politik,<br />
Medien und <strong>Wein</strong>wirtschaft hat<br />
Annika Strebel aus Rheinhessen<br />
am 30. September 2011 in<br />
Neustadt an der <strong>Wein</strong>straße zur<br />
63. Deutschen <strong>Wein</strong>königin gewählt.<br />
Elisabeth Born aus dem<br />
Anbaugebiet Saale-Unstrut und<br />
Ramona Sturm von der Mosel<br />
werden sie als Deutsche <strong>Wein</strong>prinzessinnen<br />
unterstützen.<br />
Im Finale standen sechs junge Damen,<br />
die sich in einem Vorentscheid<br />
qualifiziert hatten. Zur Wahl<br />
der Deutschen <strong>Wein</strong>königin treten<br />
alljährlich die Gebietsweinköniginnen<br />
der dreizehn deutschen <strong>Wein</strong>anbaugebiete<br />
an. Die jungen Damen<br />
im Alter zwischen 21 und 26<br />
Jahren müssen dabei vor allem umfangreiche<br />
Kenntnisse in <strong>Wein</strong>bau<br />
und <strong>Wein</strong>marketing nachweisen.<br />
Die Entscheidung fiel der Jury in diesem<br />
Jahr so schwer wie selten zuvor.<br />
Annika Strebel, mit langem blondem<br />
Zopf, glänzte vor allem mit<br />
ihrem Charme, ihrer Spontanität<br />
und Natürlichkeit. Beim Erkennen<br />
der Aromen einer 2007er Riesling<br />
Trockenbeerenauslese überzeugte<br />
sie mit ihrem Wissen: Honig, reifer<br />
Pfirsich und Ananas erkannte die<br />
Rheinhessin, und lag damit goldrichtig.<br />
Beim Darstellen von <strong>Wein</strong>fachbegriffen<br />
auf offener Bühne sorgte<br />
sie dann für wahre Begeisterungsstürme:<br />
Sie spielte Kronkorken und<br />
vor allem den Sexuallockstoff der<br />
Traubenwickler so überzeugend,<br />
dass der Saal hingerissen war. Ich<br />
habe ein wenig Ähnlichkeit mit der<br />
Loreley, sagte Annika Strebel in ihrer<br />
fiktiven Bewerbungsrede vor Delegierten<br />
vom Mittelrhein. Sie werde<br />
aber keine Märchen erzählen und<br />
keine Schiffe versenken, sondern<br />
mit Charme und Leidenschaft den<br />
deutschen <strong>Wein</strong> voran bringen,<br />
setzte die junge Dame hinzu.<br />
Elisabeth Born, von Saale-Unstrut,<br />
bezauberte die Jury durch ihren<br />
natürlichen Charme. Die 26-Jähri-<br />
ge ist studierte Winzerin und war<br />
zu <strong>Wein</strong>-Praktika in Neuseeland<br />
und Südafrika. Gegenwärtig arbeitet<br />
sie im elterlichen <strong>Wein</strong>gut in<br />
Höhnstedt. Ihr Großvater schenkte<br />
ihr einen eigenen <strong>Wein</strong>berg, auf<br />
dem sie Sauvignon Blanc anbaut.<br />
Die 22 Jahre junge Ramona Sturm<br />
kommt aus Moselkern und studiert<br />
gegenwärtig Mathematik und Wirtschaft<br />
für das Lehramt. Die Tochter<br />
eines Winzers im Nebenerwerb brillierte<br />
im Vorentscheid unter anderem<br />
mit der Erklärung, weshalb der<br />
Jahrgang 2011 so gut wird und welche<br />
Begriffe auf den <strong>Wein</strong>etiketten<br />
besonders wichtig sind. Im Finale<br />
überzeugte sie durch Leidenschaft<br />
und Begeisterung für den deutschen<br />
<strong>Wein</strong>, die sie in die Welt hinaus tragen<br />
will.<br />
Die neue Deutsche <strong>Wein</strong>königin<br />
und ihre <strong>Wein</strong>prinzessinnen 2011<br />
bis 2012 werden, das ist ganz sicher,<br />
in den kommenden Monaten nicht<br />
nur viel zu tun haben, sondern auch<br />
würdige und sehenswerte Repräsentantinnen<br />
des deutschen <strong>Wein</strong>es<br />
sein. bb<br />
Mehr unter: www.deutscheweine.de<br />
Annika Strebel, die Deutsche<br />
<strong>Wein</strong>königin 2011 bis 2012, ist<br />
1987 geboren und lebt in Wintersheim,<br />
einem kleinen <strong>Wein</strong>ort<br />
in Rheinhessen. Sie stammt<br />
aus einer Winzerfamilie und ist<br />
selbst gelernte Winzerin (2005<br />
bis 2008). Seit 2009 studiert sie<br />
<strong>Wein</strong>bau und Önologie an der<br />
berühmten Fachhochschule in<br />
Geisenheim, Rheingau.<br />
<strong>Wein</strong>-Majestäten unter sich: Ramona Sturm, Annika Strebel und Elisabeth Born<br />
(von links nach rechts)<br />
Deutsches <strong>Wein</strong>institut<br />
Deutsches <strong>Wein</strong>institut
10 erzGebirGe Ganymed<br />
ERzGEBIRGS-PERLEn<br />
Das Erzgebirge, ein zirka 150 Kilometer langes<br />
und 40 Kilometer breites Mittelgebirge,<br />
fasziniert durch eine abwechslungsreiche<br />
Landschaft von Bergen und Tälern, Wald und<br />
Wiesen und durch sehenswerte Städte und<br />
Orte, die sich nicht selten an Bächen und<br />
Flüssen entlang schlängeln. In loser Folge<br />
stellen wir Ihnen Perlen des Erzgebirges vor.<br />
Folge 1:<br />
ZSCHOPAU AN DER ZSCHOPAU<br />
Zschopau, gelegen zwischen den<br />
Städten Chemnitz und Annaberg und<br />
am gleichnamigen Fluss, ist ein Ort mit<br />
einer langen spannenden Geschichte<br />
und einer pulsierenden Gegenwart.<br />
Seine Siedlungsgeschichte reicht bis<br />
ins 12. Jahrhundert zurück. Sie steht<br />
im Zusammenhang mit einer von Halle<br />
über Leipzig und nach Böhmen führenden<br />
alten Salzstraße (Böhmische<br />
Steige), die hier – durch Furt oder Brücke<br />
bewerkstelligt – den Fluss überquert<br />
hat. Um die Handelsstraße zu<br />
sichern und zu schützen, wird Mitte<br />
des 12. Jahrhunderts auf einem Felssporn<br />
über der Zschopau ein Wach-<br />
und Wehrturm errichtet, später eine<br />
Burg, die Mitte des 16. Jahrhunderts<br />
zu einem Jagdschloss im Renaissance-<br />
Stil umgebaut wird. In den folgenden<br />
Jahrhunderten sind weitere Um-, Aus-<br />
und Anbauten am Schloss vorgenommen<br />
worden, so dass der Betrachter<br />
heute eine sehenswerte und lehrreiche<br />
Schlossanlage mit verschiedenen<br />
Baustilen wahrnehmen und besichtigen<br />
kann. Schloss Wildeck und der<br />
im Schlosshof stehende mächtige<br />
Bergfried Dicker Heinrich zeugen anschaulich<br />
von der langen Geschichte<br />
des Ortes.<br />
Zu Zschopau gehören heute die Orte<br />
Krumhermersdorf, Ganshäuser und<br />
Wilischthal – hier leben gegenwärtig<br />
zirka 10.500 Menschen.<br />
Die Stadt ist umgeben von Bergen<br />
und Wäldern, von Feldern und<br />
Wiesen. Die Zschopau, überspannt<br />
von sehenswerten Brücken, mäan-<br />
Schloss Wildeck und Bergfried Dicker Heinrich im gleißenden Winter-Licht<br />
dert gleichermaßen durch den Ort<br />
und an ihm vorbei. Die prachtvolle<br />
Steinbogen-Brücke, unweit von der<br />
historischen Altstadt, ist eng mit der<br />
Geschichte der Stadt verwoben. Sie<br />
ist, 1812 bis 1813 erbaut, kaum fertiggestellt,<br />
da marschieren an mehreren<br />
Tagen im Oktober 1813 weit über<br />
100.000 Soldaten samt Munitions-<br />
und Proviantwagen unter der Führung<br />
des österreichischen Feldmarschalls<br />
Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg<br />
(1771 bis 1820) über dieses neue Bauwerk<br />
und die noch existierende alte<br />
Holzbrücke sowie über zwei provisorisch<br />
geschaffene Klöppel-Brücken<br />
zur Völkerschlacht nach Leipzig, um<br />
dort zusammen mit anderen Armeen<br />
Napoleon und sein Heer grandios zu<br />
besiegen.<br />
Schöne Aussichten und Ansichten auf<br />
Zschopau und die den Ort umgebende<br />
Landschaft eröffnen sich von<br />
der Aussichtsplattform des bereits erwähnten<br />
Bergfrieds Dicker Heinrich,
Ganymed erzGebirGe<br />
11<br />
die der Wanderer über 144 Stufen erreicht.<br />
Man schaut auf Zschopau mit<br />
seinem historischen Stadtkern, auf die<br />
schmalen und verwinkelten Gassen,<br />
auf die zusammengerückten Häuser<br />
mit ihren schiefergedeckten Barockdächern<br />
und auf die majestätische<br />
Stadtkirche St. Martin – ein weithin<br />
sichtbares Wahrzeichen des Ortes,<br />
gelegen unmittelbar am Neumarkt.<br />
Im Tal sieht man die Zschopau ruhig<br />
fließen. In Richtung Westen blinkt<br />
vielleicht im gleißenden Licht die<br />
einstige Bodemer Fabrik und, wie darüber<br />
gespannt, die für das moderne<br />
Wirtschaftsleben eminent wichtige<br />
Zschopautal-Brücke – mit über 400<br />
Meter Länge und fast 38 Meter Höhe.<br />
Über sie führt die Bundesstraße 174,<br />
die von Chemnitz über Zschopau und<br />
Marienberg bis Prag führt – dem alten<br />
Handelsweg (Böhmische Steige) folgend.<br />
Beeindruckend zu schauen, ist<br />
von hier oben auch die prächtige und<br />
abwechslungsreiche Erzgebirgslandschaft,<br />
die Zschopau umgibt – die bewaldeten<br />
Bergeshöhen, die schmalen<br />
Täler, die Felder, die Weide-Wiesen<br />
an den Bergeshängen, die wie aus der<br />
Landschaft herausgewachsenen winzigen<br />
Ortschaften in der Ferne ...<br />
Besonders reizvoll ist ein Zschopau-<br />
Besuch natürlich in der Advents- und<br />
Weihnachtszeit. Auf dem Marktplatz<br />
dreht sich dann ohne Hast, aber ohne<br />
Rast die große Weihnachts-Pyramide.<br />
Der hohe, hell erstrahlende Weihnachts-Baum<br />
gleicht einem Boten,<br />
der frohe und fröhliche Fest-Tage verkündet.<br />
Festlich ist auch Schloss Wildeck<br />
illuminiert – besonders schön<br />
anzusehen, wenn man in der frühen<br />
Dämmerung des Tages, vielleicht bei<br />
leichtem Schneefall, in den Schloss-<br />
Hof eintritt. Dann kann es geschehen,<br />
dass ein kundiger Schloss-Führer von<br />
den Jagdgesellschaften und Turnieren<br />
berichtet, die der Kurfürst Moritz<br />
(1521 bis 1553) hier veranstaltet hat.<br />
Oder er erzählt die dramatische Geschichte<br />
vom Aufstieg und Fall des<br />
Cornelius von Rüxleben.<br />
Schauend, staunend und schweigend<br />
verweilt man noch eine kurze<br />
Zeit, erfüllt von Freude bei dem Gedanken<br />
an die beginnende Adventszeit,<br />
das kommende Weihnachtsfest<br />
und an die vielleicht zu erzählenden<br />
Geschichten, denen man so gerne<br />
lauscht. bb<br />
Zschopau im frühen Winter-Morgenlicht – Blick auf die Altstadt mit Schloss und Kirche<br />
Der Herbst beginnt – Blick zur modernen Zschopautal-Brücke<br />
Mehr erfahren Sie darüber unter:<br />
ROMANTISCHES<br />
ERZGEBIRGE<br />
ZSCHOPAU AN DER<br />
ZSCHOPAU<br />
Geschichtliches und Gegenwärtiges<br />
Bild- und Textkalender 2012<br />
mit gestalteten Rückseiten<br />
(Fotos und Texte),<br />
Format: 29,7 x 42 cm.<br />
ISBN 978-3-9813802-6-2,<br />
Euro 17,95<br />
Romantisches Erzgebirge<br />
Zschopau an der Zschopau<br />
Geschichtliches und Gegenwärtiges<br />
Mit Gedichten von<br />
Joseph von Eichendorff und Hermann Hesse<br />
2012
BRÄUER<br />
12 Ganymed<br />
MEERES-LANDSCHAFTEN<br />
Dänische Westküste<br />
FoTo-AUSSTELLUNg<br />
16. Januar bis 19. April 2012<br />
WEINSTUBE AM BRUNNEN<br />
www.weinstubeambrunnen.de<br />
www.berndbraeuerverlag.de