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Ein ungewöhnliches Filmprojekt - Ben - Nichts ist wie es scheint

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Ungewöhnlich<strong>es</strong> Film-Projekt: "<strong>Ben</strong>"<br />

<strong>Ein</strong> Winzer macht Kino<br />

Thomas Schaurer <strong>ist</strong> Winzerme<strong>ist</strong>er, im pfälzischen Ingenheim führt er das elterliche Weingut. Thomas<br />

Schauerer hat ein Ziel: Er will Filme machen. Dafür riskiert der 32-Jährige seine Ex<strong>ist</strong>enz. Am 10. März<br />

kommt sein Erstlingswerk ins Kino: "<strong>Ben</strong>", ein Spielfilm, 85 Minuten lang - und komplett selbst finanziert.<br />

Jetzt steht für Thomas Schaurer all<strong>es</strong> auf dem Spiel.<br />

Traumziel Filmemacher: Thomas<br />

Schaurer<br />

Der <strong>Ein</strong>steiger und sein Profi-Team<br />

"Kein Mensch hat <strong>es</strong> gewagt, mir eine Prognose zu geben. Das <strong>ist</strong> so<br />

eine verrückte G<strong>es</strong>chichte - <strong>es</strong> kann all<strong>es</strong> passieren". Thomas Schaurer<br />

sagt <strong>es</strong> mit ruhiger Stimme. Doch wenn er von seiner "verrückten<br />

G<strong>es</strong>chichte" erzählt, von all den Hochs und Tief, die er in den<br />

vergangenen zwölf Monaten erlebt hat, dann schwingen viele Emotionen<br />

mit: Stolz auf das Erreichte, Triumph, immer <strong>wie</strong>der Sch<strong>wie</strong>rigkeiten<br />

überwunden zu haben - und nackte Ex<strong>ist</strong>enzangst. Denn passieren kann<br />

ihm auch, dass "ich als Winzer mein Leben lang meine Schulden<br />

abarbeiten muss."<br />

Mit einem Team von Profis hat Thomas Schaurer in und um Landau seinen Spielfilm gedreht. 30 Drehtage mit<br />

TV-Schauspielern <strong>wie</strong> Juliane Gibbin und Michael Marwitz, darunter auch ein Auftritt für Susan Stahnke. Für die<br />

Filmmusik verantwortlich zeichnet Helmut Zerlett, Ex-Bandleader in der Harald-Schmidt-Show. Schaurer, der<br />

Laie, schrieb selbst das Drehbuch, spielte die Hauptrolle, war Regisseur und Produzent.<br />

Sein Rezept: "Ich habe einfach an die Sache geglaubt". Verdammt simpel? Die klassische G<strong>es</strong>chichte, Marke<br />

"der Stoff, aus dem die Träume sind"? Oder völlig naiv?<br />

Finanzielle Zitterpartie bis zum Schluss<br />

Knapp eine Million hat die Produktion gekostet, das Geld trieb Thomas<br />

Schaurer selbst auf - ohne Filmförderung. Er überzeugte einige<br />

Sponsoren, bot schon vor Drehbeginn Kinokarten zum Verkauf an, vor<br />

allem aber machte er Schulden. Auch Freunde bürgten für ihn. Als<br />

Achterbahn der Gefühle hat Thomas Schaurer die Zeit erlebt. "Oft<br />

wusste ich am Freitag nicht, woher das Geld für den Dreh am Montag<br />

kommen soll", erinnert er sich.<br />

Wie hat er <strong>es</strong> trotzdem g<strong>es</strong>chafft? "Keine Ahnung", sagt der schmale,<br />

schlanke Mann zuerst, und dann: "Viel Glück, viele Zufälle." Rückhalt<br />

habe er beim Schauspieler Michael Marwitz gefunden, der zu seinem<br />

Berater wurde - und bei Freundin Andrea, die sich auch ums Weingut<br />

kümmerte. "Oft, wenn ich am Boden war und dachte, ich muss alle nach<br />

Hause schicken, tauchte in letzter Minute jemand auf, der weiterhalf".<br />

<strong>Ein</strong>e Vision - und viele Warnrufe<br />

Täglicher Kampf gegen<br />

Sch<strong>wie</strong>rigkeiten: Thomas Schaurer<br />

beim Dreh<br />

Thomas Schaurer kann nicht behaupten, man habe ihn nicht gewarnt - in allen möglichen Phasen d<strong>es</strong> Projekt<strong>es</strong>.<br />

Davor, bei der Produktion so viele Aufgaben gleichzeitig zu übernehmen, und davor, den Film ohne Verleih in<br />

die Kinos bringen zu wollen.<br />

"Das Risiko <strong>ist</strong> zu groß", sagte ihm auch Regisseurin Caroline Link, oscar-gekrönt für ihren Film "Nirgendwo in<br />

Afrika". Bei ihr durfte Thomas Schaurer einen Tag beim Dreh zuschauen. Dass er damals noch wenig verstand,<br />

gibt Schauerer offen zu: "Ich kannte ja die ganze Fachsprache noch nicht."


Machtkampf im Team: Wer hat das Sagen?<br />

"Jetzt weiß ich, <strong>wie</strong> man einen Film dreht", sagt Thomas Schaurer, "und<br />

ich muss zugeben, dass ich das vorher nicht wusste." Und: "Ich hab fast<br />

alle Regeln bei der Filmherstellung mißachtet", gibt Schaurer zu<br />

Protokoll.<br />

Weil er selbst zu Beginn der Dreharbeiten noch so viel lernen musste,<br />

als Anfänger auf Mitarbeiter mit eigenen Vorstellungen traf, sei ihm das<br />

Projekt zunächst fast entglitten, erzählt Schaurer. "Richtig rund lief <strong>es</strong><br />

erst, als ich aufgehört habe zu diskutieren." Klare Ansagen machen -<br />

und bitte nicht den <strong>Ein</strong>druck erwecken, "der weiß nicht, was er da tut".<br />

Der Weg in die Kinos <strong>ist</strong> geebnet - und nun?<br />

Visionen gefragt: Schaurer am Set<br />

Na und? Heute kann er sagen: Der Film <strong>ist</strong> fertig - und die großen Spulen schlummern nicht in irgendeiner<br />

Abstellkammer. 20 Kinobetreiber hat Schaurer davon überzeugen können, seine G<strong>es</strong>chichte um "<strong>Ben</strong>" ins<br />

Programm zu nehmen - auch ohne Werbekampagne, denn die "kann ich mir nicht le<strong>ist</strong>en". Dafür freut sich<br />

Schaurer "ri<strong>es</strong>ig", dass er Kinob<strong>es</strong>itzer gefunden hat, "die noch an was glauben und mir eine Chance geben".<br />

"<strong>Ein</strong> ernster, stiller Film mit leisen Tönen" <strong>ist</strong> seine G<strong>es</strong>chichte um den verstörten <strong>Ben</strong> und das Thema<br />

Kind<strong>es</strong>mißbrauch geworden, glaubt Schaurer. "Die Chance, dass ich damit groß<strong>es</strong> Geld verdiene", schätzt<br />

Schaurer als "sehr klein" ein. Dafür wird er selbst in vielen Kinos vor Ort sein und den Film persönlich vorstellen<br />

- in Begleitung von Schauspielern und der Frau, die für den Promi-Faktor sorgen könnte: Susan Stahnke.<br />

Autorin: Bettina Fächer

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