hitliste rheinhessen - Schlossgut Diel

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Weine & & Menschen |
Rheinhessen 2002/2003
alles über WEIN 4 | 2004

Geduld
für große Weine
Im größten deutschen Weinbaugebiet stemmt sich seit Jahren schon
eine Phalanx von jungen Winzern gegen das Liebfrauenmilch-Image
der Vergangenheit. Trockene Rieslinge der Extraklasse helfen hierbei
ebenso wie exzellente Burgunder.
VON Armin Diel, Rudolf Knoll und Joel B. Payne
FOTOS Andreas Kühlken
Alles in allem kann man dem Jahrgang 2002
bescheinigen, dass er in Rheinhessen gut
strukturierte Rieslinge und Burgunder
mit harmonischer Säure hervorbrachte. Dabei bescherte
der an sich positive Vegetationsverlauf den
Winzern zum guten Schluss noch Sorgenfalten:
Ausdauernder Regen im Erntemonat Oktober rief
Erinnerungen an den schwierigen Jahrgang 2000
mit seinen Fäulnisproblemen wach. Aber diesmal
waren die Trauben gesund, und obendrein hatten
die Winzer aus dem Jahr 2000 ihre Lehren gezogen.
Wo sich Fäulnisnester bildeten, wurde
schnell reagiert.
Einigen Erzeugern waren die herbstlichen
Niederschläge gar nicht unwillkommen. Klaus-
Peter Keller, der mit Vater Klaus einmal mehr eine
grandiose Kollektion vorstellte, glaubt, dass
der Regen ganz entscheidend zur guten Struktur
und den hohen Extraktwerten beigetragen
habe. »Sie liegen deutlich über denen von 2001
und lassen auf ein gutes Reifepotenzial
schließen.«
Geduld war auf jeden Fall notwendig, um
große Weine zu ermöglichen. Noch in der ersten
Novemberhälfte wurden Trauben für trockene
Weine eingebracht. Das edelfaule Lesegut musste
pingelig sortiert werden, um am Ende reintönige
Beerenauslesen präsentieren zu können.
Die »Jungen Wilden«
Um den 10. Dezember bot sich schließlich die
Chance, gefrorene Trauben für Eiswein zu ernten.
Leider wurden hier auch wieder Trauben gelesen,
die eigentlich am Stock hätten verrotten
sollen. Ursache ist ein Schlupfloch im Weingesetz.
Es gibt seit einigen Jahren in Deutschland
zwar eine Ertragsbegrenzung, jedoch bezieht sich
»Weingut St. Antony«: Betriebsleiter
Dr. Alexander Michalsky inmitten
seiner Reben bei Nierstein.
Seine 2002er Kollektion lässt an
die besten Zeiten des bekannten
Gutes denken.
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Weine & Menschen |

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Weine & Menschen |
diese nicht auf einzelne Parzellen, sondern auf
den gesamten Betrieb. So mancher »Schlaumeier«
erntete deshalb Übermengen vom Dornfelder,
weil es dafür auf dem Fassweinmarkt erheblich
bessere Preise gibt, und ließ die weißen
Sorten hängen, um den Betriebsschnitt im zulässigen
Rahmen zu halten. Wenn es dann rechtzeitig
vor dem 15. Dezember kalt genug wird,
kann man immer noch die Erntemaschine für
Eiswein in den Weinberg schicken – auch das ist
in Deutschland erlaubt.
SPITZENBETRIEBE
IN RHEINHESSEN
ERZEUGER DES JAHRES 2002:
Weingut Keller,Flörsheim-Dalsheim
AUFSTEIGER DES JAHRES 2002:
Weingut Manz,Weinolsheim
ENTDECKUNG DES JAHRES 2002:
Weingut Ökonomierat Joh. Geil I. Erben,
Bechtheim
alles über WEIN 4 | 2004
Nur gut, dass Rheinhessen auch viele erfreuliche
Entwicklungen vorweisen kann. Die Qualität hat
in den letzten Jahren auf breiter Front zugenommen,
und es ist vor allem die Jugend, die sich
gegenseitig antreibt und motiviert. In kaum einem
anderen Gebiet ist derzeit der Gemeinschaftsgeist
unter den Newcomern so groß wie in
Rheinhessen. Und das Erstaunlichste ist: Keiner
scheint dem anderen den Erfolg zu neiden. Man
tauscht sich aus, gibt sich gegenseitig Ratschläge
und spart auch nicht mit Kritik. Die Weinwerbung
spricht bereits von den »Jungen Wilden«.
Dazu gehören jene 17 Winzer der Vereinigung
Message in a bottle ebenso wie die 45 Winzerinnen
und Winzer, die mit ihrem Event »Wine on
the rock« für reichlich Aufsehen gesorgt haben.
4First nennt sich ein Quartett von Winzersöhnen
(Jochen Dreißigacker, Michael Gutzler, Florian
»Weingut Ökonomierat Joh. Geil I.
Erben«: Kellermeister Johannes
Geil-Bierschenk erreichte durch
reduzierte Ernteerträge eine phänomenale
Leistungssteigerung.
Fauth, Stefan Winter), die vom Jahrgang 2002
erstmals eine Burgunder-Cuvée gemeinsam ausbauten
und damit den Senioren deutlich machten:
Wir sind fit für die Zukunft.
Während mancher alteingesessene Betrieb
an der Rheinfront auf der Stelle zu treten scheint,
haben viele Talente Fahrt aufgenommen. Deutliches
Zeichen: Nie zuvor gab es in Rheinhes-

sen so viele Neuaufnahmen in der »1-Stern-Kategorie«
und bei den »Weiter empfehlenswerten
Betrieben«. Drei Erzeugern möchten wir besonderen
Beifall zollen: dem Weinolsheimer
Weingut Manz, das inklusive des Weinguts der
Evangelischen Kirchesouverän eine Doppelbelastung
bewältigt, sowie den beiden Bechtheimer
Weingütern namens Geil. Senkrechtstarter ist
das Weingut Ökonomierat Geil I. Erben in Bechtheim,
welches wir auf Anhieb mit zwei Sternen
dekorierten und zu unserer »Entdeckung des
Jahres« in Rheinhessen ausrufen.
Zu den Aufsteigern in die »2-Sterne-Klasse«
zählen das Monsheimer Weingut Milch, der
Mettenheimer Ökopionier Sander und der
Bechtheimer Michael Buscher, der in den letzten
Jahren nicht nur mit Künstleretiketten
sondern mit zunehmend besseren Weinen aufhorchen
lässt.
Neu in der »3-Sterne-Kategorie« sind der
Gundheimer Gutzler, der bereits erwähnte
Manz und das Niersteiner Weingut St. Antony,
das offenbar seine kleine Schwächeperiode
überstanden hat. Was sich vor 20 Jahren kaum
einer in Rheinhessen vorstellen konnte, ist heute
wahr geworden. Keineswegs bestimmen
mehr die altrenommierten Betriebe in Nierstein
und Oppenheim das Geschehen in Deutschlands
größtem Weinbaugebiet, sondern zunehmend
schlagkräftige Familienbetriebe im so genannten
Hügelland und vor allem im Wonnegau.
Die Kellers in Flörsheim-Dalsheim und die
Wittmanns in Westhofen sind heute zu Synonymen
für exzellenten Rheinhessen-Wein geworden.
Allein die Hasselbachs halten mit ihrem
»Weingut Manz«: Eric Manz hat
mit seinem Vater Erich nicht nur
beste Lagen von der Kirche übernommen,
sondern vor allem auch
in den Keller investiert.
alles über WEIN 4 | 2004
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Weingut Gunderloch die Rheinfront solistisch in
der Spitzengruppe.
Die vormals im Rheinhessischen so beliebten
Neuzüchtungen spielen in all diesen Betrieben
heute keine nennenswerte Rolle mehr; wer etwas
auf sich hält, pflegt den Riesling und die Burgunder-Sorten.
Gut ein Viertel der bestockten Fläche
ist bereits mit roten Reben bepflanzt, wovon
der Dornfelder rund zehn Prozent ausmacht und
somit sogar schon den Riesling überflügelt hat.
Fülle von Spitzenweinen
Beim Jahrgang 2003 mischen sich in Rheinhessen
sehr euphorische, aber auch nachdenkliche
Stimmen. »Im edelsüßen Bereich kann man mit
Sicherheit von einem ganz herausragenden Jahrgang
ausgehen. Der hohe Anteil eingeschrumpfter,
botrytisfreier Beeren brachte tollen,
exotischen Nektar bei Scheurebe, Rieslaner
und Riesling, der schon von der Kelter super
schmeckte«, berichtet Klaus-Peter Keller. Der Junior
des allseits als Nummer eins respektierten
Dalsheimer Spitzengutes will von allgemeinen
Jubelarien aber noch nichts wissen. Auch Philipp
Wittmann spricht von einer nie da gewese-
alles über WEIN 4 | 2004
nen Fülle von Spitzenweinen, aber auch so mancher
Alkoholbombe im Burgunder-Bereich:
»Wir hoffen, trotz hoher Reife die Eleganz der
Weine bewahrt zu haben, und sind im Moment
sehr zuversichtlich!« Der Gundheimer Gerhard
Gutzler schlägt in die gleiche Kerbe: »Die Rotweine
werden allgemein als sehr groß beschrieben,
hoffentlich wird sich dies in der Breite auch
bestätigen.« Für Gutzler ist »innere Komplexität
wichtiger als Alkohol«, weshalb er die beiden
Vorjahrgänge eleganter und finessenreicher findet.
An der Rheinfront geht man von einem guten
bis sehr guten Jahrgang aus, den man im
Weingut Heyl zu Herrnsheim mit 1993 vergleicht.
Jedoch limitierte die andauernde Trockenheit in
mancher Steillage die qualitativen Möglichkeiten.
Unsere ersten Verkostungen auf der Mainzer
Weinbörse spiegelten im April dieses etwas
»Weingut Buscher«: Inhaber Jean
Michael Buscher und sein Verwalter
und Kellermeister Jochen Drück mit
Schätzen aus vergangenen Jahren,
noch ohne Künstleretikett
GROSSE UND KLEINE
JAHRGÄNGE
Jahr Bewertung Trinkreife*
2002 ★★★ bis 2005
2001 ★★★ bis 2005
2000 ★★ jetzt
1999 ★★★ jetzt
1998 ★★★★ jetzt
1997 ★★★ jetzt
1996 ★★★★ jetzt
1995 ★★★ jetzt
1994 ★★★ jetzt
1993 ★★★★ jetzt
*Die Prognose der Trinkreife gilt für trockene
Rieslinge. Fruchtige und edelsüße Weine
sind deutlich länger lagerfähig.
janusköpfige Profil wider: Während mancher
trockene Wein durchaus etwas plump und ausladend
wirkte, lassen andere auf einen exzellenten,
lagerfähigen Jahrgang schließen. Positiv
fielen hierbei vor allem die Weingüter Brüder
Dr. Becker, Groebe, Gunderloch, St. Antony
und Wittmann auf. Keller präsentierte nicht!
Die vielleicht größte Überraschung waren die
seit Jahren bemerkenswertesten Weine von
Schloss Westerhaus.
Eine Liste der verkosteten Weine finden Sie auf
Seite 109.
Rheinhessen auf einen Blick:
Rebfläche: 26.296 ha, 75 % weiß, 25 % rot •
19 % Müller-Thurgau, 11 % Silvaner, 10 % Dornfelder

Diel & Paynes HITLISTE RHEINHESSEN
RIESLING TROCKEN 2002
94 Punkte
93 Punkte
»G-Max«
Qualitätswein
Erzeuger:
Keller
Faszinierendes Bukett von Thymian
und Süßholz, Finesse
tanzt auf der Zunge, großartige
Zukunft
Preis: 62,00 v / 0,75 l
90
Punkte
Westhofener Aulerde
Qualitätswein
»Großes Gewächs«
Erzeuger:
Wittmann
Duftet nach Wildkräutern und
Aprikose, mollige Frucht, anklingende
Süße, markanter Nachhall
Preis: 18,50 v /0,75 l
Westhofener Morstein
Qualitätswein
»Großes Gewächs«
Erzeuger:
Keller
Feinwürziges Aroma von Kräutern
und Mineralien, attraktive
Fruchtfülle, gradliniges Finale
Preis: 26,50 v /0,75 l
90
Punkte
Westhofener Kirchspiel
Qualitätswein
»Großes Gewächs«
Erzeuger:
Wittmann
Kräftiger Aprikosenduft, hinterlegt
mit mineralischen Komponenten,
saftiger Körper, nachhaltig
Preis: 19,90 v /0,75 l
91
Dalsheimer Hubacker
Qualitätswein
»Großes Gewächs«
Erzeuger:
Keller
Punkte
Hintergründiges Apfelbukett
mit mineralischen Einschlüssen,
gefälliger Körper, saftiger
Nachhall
Preis: 24,50 v /0,75 l
89
Punkte
Niersteiner Pettenthal
Qualitätswein
»Großes Gewächs«
Erzeuger:
St. Antony
Filigraner Riesling-Duft, schönes
Säurespiel, beste Balance
von Frucht und Körper, schöner
Nachhall
Preis: 21,00 v /0,75 l
91
Punkte
Westhofener Morstein
Qualitätswein
»Großes Gewächs«
Erzeuger:
Wittmann
Ausgeprägter Duft von Aprikosen
und Pfirsichen, herzhafter
Körper, bestens ausgewogenes
Säurespiel
Preis 23,00 v /0,75 l
89
Punkte
Wormser Liebfrauenstift
Kirchenstück
Qualitätswein
Erzeuger:
Gerhard Gutzler
Opulent anmutendes Bukett,
kräftiger Körper, dezente
Fruchtsäure, ausgewogen
Preis: 11,50 v /0,75 l
90
Westhofener Kirchspiel
Qualitätswein trocken
»Großes Gewächs«
Erzeuger:
Keller
Punkte
alles über WEIN 4 | 2004
Ausdrucksstarkes Bukett, opulente
Fruchtsüße, zartes Säurespiel,
elegant und kräftig zugleich
Preis:19,50 v /0,75 l
89
Punkte
Siefersheimer Heerkretz
Qualitätswein
»Großes Gewächs«
Erzeuger:
Wagner-Stempel
Sehr ansprechendes Bukett,
kräftiger Körper, gut eingewobene
Säure, ein Wonneproppen!
Preis: 15,50 v /0,75 l
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