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Ölpresse NF 500 - Pflanzenöl Fachmagazin

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Rapsöl gegen Schaum<br />

Zusatzstoffe | Was auf Bier willkommen<br />

ist – eine schöne Schaumkrone – ist im<br />

Fermenter höchst unerwünscht. Beides<br />

hat dieselbe Ursache: hochmolekulare<br />

Proteine, die zusammen mit den Gasbläschen<br />

Schaum bilden. Für Biogasanlagen<br />

bietet sich Rapsöl als schaumbremsendes<br />

Mittel an.<br />

Die schaumbildenden Proteine stammen aus<br />

dem Getreide, das zum Bierbrauen oder als<br />

Substrat für die Biogasanlage verwendet wird.<br />

Von diesen Proteinen besitzen die verschiedenen<br />

Getreidesorten unterschiedlich viel.<br />

Wobei beim Roggen noch hinzukommt, dass<br />

dieser viele so genannte Pentosane enthält:<br />

6 - 8 % im Vergleich zum Weizen mit 2 - 3 %.<br />

Diese Pentosane bilden Schleimstoffe, die in<br />

Verbindung mit den Proteinen besonders stabile<br />

Schäume bilden. Diese Tatsache macht<br />

man sich beim Knäckebrotbacken positiv zu<br />

Nutze, aber im Biogasfermenter ist dieser stabile<br />

Schaum nicht erwünscht.<br />

Oberflächenspannung<br />

vermindern<br />

Durch Zusatz von Silikonöl kann eine unerwünschte<br />

Schaumbildung unterdrückt werden.<br />

Auch beim Brauen können, insbesondere<br />

wenn Roggen statt Gerste verwendet<br />

wird, kleinste Mengen Silikonöl zugesetzt<br />

werden, um eine Schaumbildung zu verhindern.<br />

Da der Einsatz von Fremdstoffen in Biogasanlagen<br />

problematisch ist (Aberkennung<br />

des Nawaro-Status, Probleme bei der weite-<br />

ren Verwendung des Gases und der Gärreste,<br />

usw.) werden für Biogasanlagen Möglichkeiten<br />

gesucht, die mit allen Vorgaben konform<br />

sind. Die Wirkungsweise von Ölen als<br />

Antischaummittel beruht auf der Verminderung<br />

der Oberflächenspannung. Dies gilt für<br />

alle Öle und somit auch für Rapsöl.<br />

Biologische Öle sind nicht inert, d.h. sie<br />

werden abgebaut. Dies ist in Biogasanlagen<br />

von Vorteil: Das Rapsöl ist ein weiterer Einsatzstoff.<br />

Außerdem entspricht Rapsöl den<br />

Nawaro-Kriterien des EEG.<br />

Ist Rapsöl aber auch genauso effektiv wie<br />

z. B. Silikonöl? Nein. Während bei künstlichen<br />

Antischaummitteln schon einige wenige<br />

Tropfen oder Mikrogramm pro Liter reichen,<br />

brauchen wir bei Raps-, Sonnenblumen-und<br />

anderen pflanzlichen Ölen 0,5 - 1,0 %, um<br />

effektiv Schaum zu verhindern. Bei einer<br />

täglichen Fütterungsmenge von 10 t sollten<br />

mindestens 50 kg Rapsöl mit zugegeben<br />

werden. Wie effektiv aber diese Menge dann<br />

tatsächlich arbeiten kann, hängt auch von<br />

der Umwälzung des Fermenterinhalts ab.<br />

Das Öl sollte sich an der Oberfläche möglichst<br />

ungestört verteilen können. Wird es<br />

immer wieder in den Fermenterinhalt untergemischt,<br />

kann es zum einen seine Wirkung<br />

auf die Oberflächenspannung nur bedingt<br />

entfalten und zum anderen wird es schneller<br />

durch die Bakterien im Fermenter abgebaut.<br />

In Fermentern, in denen das Öl sich gut auf<br />

der Oberfläche halten kann, wird auch bei<br />

hohen Fütterungsmengen an Roggen eine<br />

Schaumbildung effektiv verhindert bzw. bestehender<br />

Schaum abgebaut.<br />

Technische Nutzung<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Aus einem Liter Rapsöl (0,92 kg) werden<br />

etwa 1,360 m3 Biogas mit einem Methangehalt<br />

von 55 % gebildet. Bei einer <strong>500</strong> kWel-<br />

Anlage werden im Durchschnitt etwa 38 t<br />

pro Tag gefüttert. Für eine effektive Schaumbremse<br />

müssten also mindestens 190 kg<br />

Rapsöl zugegeben werden. Für das Rapsöl<br />

müssen bei einem Literpreis von 0,84 Euro<br />

somit pro Tag etwa 160 Euro gezahlt werden,<br />

hierfür wird ein Stromerlös (bei 21.547 ct je<br />

kWh) von 133 Euro erzielt. Das heißt, zugekauftes<br />

Rapsöl ist aus energetischer Sicht<br />

nicht wirtschaftlich. Der geringe Fehlbetrag<br />

von 27 Euro täglich bei der <strong>500</strong> kWel-Anlage<br />

sind die Kosten für die Schaumvermeidung.<br />

Sie müssen mit anderen Maßnahmen zur<br />

Schaumvermeidung verglichen werden, wie:<br />

• andere Mittel zur Schaumvermeidung<br />

kaufen,<br />

• Fütterung der Anlage umstellen oder<br />

• mit geringerem Füllstand im Fermenter<br />

arbeiten.<br />

Außerdem muss auch der Reinigungsaufwand<br />

gegengerechnet werden für den Fall,<br />

dass Schaum vom Fermenter in die Gasleitung<br />

gedrückt wurde.<br />

Fazit<br />

Rapsöl kann für die meisten Anlagen effektiv<br />

als Schaumbremse eingesetzt werden.<br />

Lediglich bei Anlagen, die aus technischen<br />

Gründen keine effektive Ölschwimmschicht<br />

ermöglichen, ist dies nicht möglich. (mö)<br />

Dr. Matthias Plöchl,<br />

Bioenergie Beratung Bornim GmbH<br />

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<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2011 17

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