Ölpresse NF 500 - Pflanzenöl Fachmagazin

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14 Technische Nutzung BHKW der Agrarkooperative in Kòmaros In Italien können Energieanlagen von einer Leistung unter 1 MW, die elektrische Energie aus reinen Pflanzenölen gewinnen, am „All-inclusive-Tarif“ von 280 Euro/MWh/el für eine Dauer von 15 Jahren teilnehmen. Das Förderprogramm ist jedoch nicht an die Einhaltung bestimmter Auflagen über ein Wärmekonzept gebunden. Im Jahr 2007 hat die landwirtschaftliche Kooperative Kòmaros in Ancona (Marche, Italien) ihre Aktivität aufgenommen und produziert und nutzt reines Sonnenblumenöl zur Energiegewinnung. Die Kooperative hat etwa 100 Mitglieder und bietet ihren Mitgliedern die Möglichkeit, Vertragsanbau von Sonnenblumen als Alternative zu Mangold oder zur Auflockerung der Getreidefruchtfolge zu betreiben. Im Jahr 2007 hat die Gesellschaft Verträge zu 250 Euro/t, 2008 zu 260 - 270 Euro/t abgeschlossen. Im Oktober 2011 lag der Ankaufspreis für Sonnenblumenkerne bei etwa 320 - 350 Euro/t. In der gleichen Gegend liegt der aktuelle Preis für biologische Sonnenblumenkerne bei 450 - 500 Euro/t. In den Ernteperioden 2010 und 2011 hat man mit den ortsansässigen Landwirten Verträge für knapp 400 ha abgeschlossen. Der Sonnenblumenanbau Sonnenblumen werden bis März ausgesät und etwa von der ersten Augusthälfte bis Ende September geerntet. Der typische Fruchtwechsel sieht den Anbau von Sonnenblumen nach zwei Jahren Weizen vor, aller- Pflanzenöl 1 / 2011 dings sind die Landwirte gerade dabei, die Erweiterung der Fruchtfolge mit Futtererbsen auszuprobieren, die Ende Mai / Anfang Juni geerntet werden. In diesem Fall wird die Sonnenblumensaat erst Anfang Juni auf den harten Boden ausgebracht und Ende September geerntet. Der Durchschnittsertrag bei Sonnenblumensamen liegt in der Gegend um Komaron 2 - 2,5 t/h, bisweilen werden bis zu 3 t/ha erreicht. Die Produktionskosten variieren je nach Erntejahr; in den letzten beiden Jahren beliefen sie sich jedoch, einschließlich des Dreschens, auf etwa 420 - 520 Euro/ha. Die dezentrale Ölmühle Kòmaros hat eine dezentrale Ölmühle in der Nähe der Mühle Grottini errichtet. Bei der Ankunft in der Mühle haben die Sonnenblumenkerne einen durchschnittlichen Feuchtegehalt von 7%. Nach der Reinigung werden die Kerne in drei 150-kg-Pressen verpresst. Die Ölausbeute liegt bei 34% Gereinigt wird das durch Rühren in Suspension gehaltene Öl durch Plattenfilter, die mit 40 abwaschbare Filtertüchern bespannt sind, die alle zwei Wochen von Hand gewaschen und gewechselt werden. Diese Reinigungsarbeit wird von Hand durchgeführt und nimmt etwa zwei Arbeitsstunden in Anspruch. In einem 15-h-Arbeitstag können so 2000 Liter Sonnenblumenöl produziert werden. Die Produktionskosten des Öls lagen 2009 bei 750 - 800 Euro/t und sind im letzten Jahr auf etwa 850 - 900 Euro/t angestiegen.
Die regionale Nachfrage nach dem Presskuchen ist sehr stark. Der Preis des Presskuchens lag 2009 bei 110 - 120 Euro/t frei Ölmühle. 2010 hatte der Presskuchen Durchschnittswerte von 220 Euro/t erreicht. Im September/Oktober 2011 liegt der Preis des Sonnenblumenkern- Presskuchens bei etwa 160 - 180 Euro/t. Der Preis des Sonnenblumenkern-Presskuchens aus der Bio-Produktion betrug im Oktober 240 - 270 Euro/t. Dank einer auf dem Dach der Halle installierten Fotovoltaik-Anlage von 20 kWep verbraucht die Ölmühle keinen zugekauften Strom. Der Stromverbrauch der Ölmühle liegt bei 11 kWe. Die Kraft-Wärme-Kopplung Das in der Ölmühle gewonnene Öl kommt in einem von der Ölmühle etwa 20 km entfernten Blockheizkraftwerk, das bei den Sportanlagen Palarossini (Gemeinde Ancona) installiert wurde, zum Einsatz. Das Blockheizkraftwerk hat einen MAN-Motor mit 420 kWel Leistung mit einem Doppeltanksystem in einem Container. Im letzten Jahr hat die Anlage etwa 7000 Stunden pro Jahr gearbeitet und Elektrizität für 1 000 mittlere Haushalte erzeugt. Die Kosten für das Blockheizkraftwerk belaufen sich auf etwa 1.400 Euro/kWe, inklusive der Elektrizitätskabine (60.000 Euro). Das Pflanzenöl ist in zwei 25 m³-Erdtanks eingebracht, die abwechselnd alle 10 - 12 Tage neu befüllt werden. Von den Tanks wird das Öl in einen Innentank gepumpt und mit einer elektrischen Heizspirale auf etwa 70 °C aufgeheizt, bevor es in den Motor tritt. Der Motor verbraucht circa 2,5 t Pflanzenöl pro Tag. (Das entspricht etwa 232 - 235 g/kWh.) Die elektrische Energie wird in das öffentliche Netz eingespeist. Aus der Motorabwärme werden 200 kWh Wärme gewonnen und aus den Abgasen 250 kWh. Die Wärme wird in einen Pufferspeicher (3 000 Liter) geleitet und zum Preis von 60 Euro/ MWh in das Leitungssystem des lokalen erdgasbetriebenen Heizkraftwerks geleitet. In den letzten drei Jahren musste die Betreibergesellschaft zeitweise bis zu 40 % des Öl-Jahresbedarfs an Palmöl zukaufen. Die Verwendung von Palmöl war aufgrund der extremen Verzögerungen bei der Verabschiedung der Fördergesetze für Pflanzenöl nicht zu vermeiden. Denn nur so konnte der Mindestpreis, der den Landwirten für die Sonnenblumensaat garantiert worden war, auch gehalten werden. Die relativ niedrige Zahl der Arbeitsstunden des Motors ist zurückführbar auf den Marktpreis des Pflanzenöls, der dazu „verpflichtet“ die Motoren auszuschalten und folglich keine Elektrizität zu produzieren. Fazit Komaros ist ein sehr interessantes Beispiel für einen annähernd geschlossenen Energiekreislauf, das jedoch mit dem gegenwärtigen Förderungssystem und den aktuellen Rohstoffpreisen dazu gezwungen ist, in kürze aufzugeben. Technische Nutzung Seit einem halben Jahr stehen 70 % der mit reinem Pflanzenöl betriebenen BHKW still. Mit einer Verschärfung der Situation ist zu rechnen, wenn nicht bald Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Bis Ende 2012 sollen in Italien die Förderbedingungen zu überarbeiten. Der Pflanzenölsektor hofft auf ein angemessenes Förderprogramm und auf eine darin festgeschriebene klare Differenzierung zwischen den verschiedenen Produktions- und Vertriebsketten, die unterschiedliche Kosten- und Investitionsstrukturen mit sich bringen. www.komarosagroenergie.it (Kòmaros ist der griechische Name von Arbutus unedo, dem Westliche Erdbeerbaum, der sehr oft in der Region Marche vorzufinden ist.) Eliseo Antonini – eliseo.antonini@web.de Übersetzung: Isabelle Burg � Agrargroßhandel � Lagerhaus, Umschlag � Getreide- und Ölsaaten � Holzpellets � Pfl anzenölproduktion Kleeschulte GmbH & Co. KG Bennenberg 6 33142 Büren Tel. 02951-60050 www.kleeschulte.de Anzeige „Die beste Energie wächst nach“ Pflanzenöl 1 / 2011 15
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