Ölpresse NF 500 - Pflanzenöl Fachmagazin
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2<br />
2011 AusgAbe 2 • 2011 · ISSN 1866-6345<br />
<strong>Fachmagazin</strong> für Produktion, Verarbeitung und Logistik<br />
Schwerpunkt<br />
Neue Herausforderungen für die<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>märkte<br />
Langzeitstabilisierung von <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoff<br />
mit Antioxidantien<br />
BHKW mit Sonnenblumenöl in Italien<br />
Status quo der dezentralen Ölgewinnung<br />
Gemeinsame Zukunft von BDOel und BVP
<strong>Ölpresse</strong> <strong>NF</strong> <strong>500</strong><br />
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schleiß)<br />
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drehzahlmaschine <strong>NF</strong> <strong>500</strong> Basic, mit stufenloser<br />
Drehzahlregelung als <strong>NF</strong> <strong>500</strong> VARIO, in 230<br />
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Mobil: +49 (0) 178 1 36 37 49<br />
Mail: info@naturefuel.net<br />
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Sehr geehrte Damen<br />
und Herren, liebe<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>freunde,<br />
vielfach erscheint es, als ob die Kirchen, viele<br />
Umweltverbände und die sog. NGOs sich<br />
komplett gegen die Bioenergie stellen würden.<br />
Tatsächlich ist die überwiegende Zahl von<br />
ihnen nicht generell gegen Bioenergie. Ganz<br />
im Gegenteil werden regionale, dezentrale Bioenergiesysteme<br />
befürwortet. Durch geringe<br />
Transportentfernungen der Rohstoffe, durch<br />
Verwendung standortangepasster Rohstoffe,<br />
durch regionale Wertschöpfung statt (knapper)<br />
Devisen für Mineralöl können gerade auch in<br />
schlecht strukturierten, unterentwickelten Regionen<br />
bessere Lebensbedingungen geschaffen<br />
werden, ohne den CO2-Ausstoß eklatant ansteigen<br />
zu lassen. Kirchen und NGOs wenden<br />
sich lediglich dagegen, wenn die entwickelten<br />
Länder auf Kosten dieser Regionen Rohstoffe<br />
ohne jegliche Nachhaltigkeit importieren<br />
wollten. Leider wird bei dieser Diskussion<br />
immer wieder das „Kind mit dem Bade ausgeschüttet“.<br />
Hier gilt es also auch für unsere<br />
politischen Entscheidungsträger und deren Berater,<br />
nicht nur die Schlagzeilen, sondern auch<br />
die Details zu lesen – und diese anschließend<br />
nicht zu ignorieren. Wir wollen doch die Energiewende,<br />
oder?<br />
Was wäre, wenn der Hafer für Zugpferde mit<br />
einer Energiesteuer belegt würde? Das klingt<br />
zunächst absurd. Aber ist es nicht bei <strong>Pflanzenöl</strong><br />
für die Landwirtschaft das gleiche? Denn<br />
Raps, den die Bauern selber anbauen und zu<br />
Öl pressen lassen würden, um ihn dann sel-<br />
ber in ihren Arbeitsmaschinen zum Anbau von<br />
Nahrungsmitteln zu verwenden, unterliegt der<br />
Energiesteuer. Der Landwirt kann diese zwar<br />
vollständig zurückerstattet bekommen. Das<br />
bedeutet aber einen erheblichen Verwaltungsaufwand<br />
– wie beim Agrardiesel. Dieser wird<br />
zur Angleichung der Wettbewerbsbedingungen<br />
unter europäischen Bauern subventioniert, was<br />
ihn billiger macht, als den heimischen Kraftstoff,<br />
wenn dieser normal über den Handel vertrieben<br />
wird. Was wäre aber, wenn der Landwirt<br />
seinen Kraftstoff selber, börsenunabhängig,<br />
damit stabil und verlässlich in Zusammenarbeit<br />
mit den Ölmühlen und Veresterungseinheiten,<br />
dem Landhandel oder durch Vermittlung<br />
durch einen Maschinenring herstellen (lassen)<br />
würde – zu Grenzkosten? Wenn dann noch<br />
ein Bürokratieabbau hinzukäme, so dass der<br />
Landwirt nicht Energiesteuer für seinen selbst<br />
produzierten Kraftstoff zahlen muss, um sich<br />
anschließend die Steuer wieder rückerstatten<br />
zu lassen, wären Biokraftstoffe wie Rapsöl und<br />
RME aus nachhaltigem Anbau ein Schritt in<br />
Richtung Wettbewerbsfähigkeit, Verbesserung<br />
der Wertschöpfung und Versorgungsunabhängigkeit<br />
unserer heimischen Nahrungsmittelerzeugung.<br />
Im Übrigen könnten die freigesetzten<br />
Potentiale in der Zoll- und Finanzverwaltung<br />
dann bei der Jagd auf Steuersünder sinnvoll<br />
eingesetzt werden. Fast beiläufig würde sich<br />
auch die Nachhaltigkeit von landwirtschaftlichen<br />
Produkten für die Nahrungsmittel- und<br />
Energieerzeugung dabei weiter verbessern.<br />
Dann müssen auch die Bauern noch mitmachen.<br />
Die meisten Schlepper sind bereits für<br />
RME freigegeben und serienmäßige <strong>Pflanzenöl</strong>schlepper<br />
stehen auch zur Verfügung. Die Abgasnachbehandlung<br />
ist kein Problem mehr, die<br />
Ölqualität ist definiert. Der Kraftstoffverbrauch<br />
in der Landwirtschaft deckt sich in erstaunlicher<br />
Weise mit der in Deutschland nachhaltig produzierten<br />
Menge <strong>Pflanzenöl</strong>. Welche Chance!<br />
Aber wer ergreift sie?<br />
Hier sind sicher besonders die Verbände gefragt.<br />
BDOel und BVP sind erfreulicherweise<br />
aufeinander zugegangen und planen nun den<br />
Zusammenschluss. Eine Initiative von Branchenakteuren<br />
arbeitet zusammen mit der Stiftung<br />
EuroNatur intensiv an einem Netzwerk,<br />
Editorial<br />
Inhalt<br />
Meldungen und Berichte<br />
4 Thomas Kaiser erhält bayrischen Staatspreis<br />
4 Indirekte Landnutzungsänderung für Biosprit<br />
ist umstritten<br />
6 Wechsel der UFOP-Geschäftsführung<br />
7 Bevölkerung steht hinter erneuerbaren Energien<br />
7 Rapsölentwicklung mit hohem Gehalt von<br />
Omega-3-Fettsäuren<br />
Technische Nutzung<br />
8 Entwicklung einer Pflanzenfett-Heizungsanlage<br />
9 Rapsölkraftstoff angepasst – Erfüllung der<br />
neuen DIN Anforderungen<br />
10 Langzeitstabilisierung von <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffen<br />
14 Italien: Energiegewinnung aus Sonnenblumenöl<br />
16 <strong>500</strong>0 Stunden störungsfrei und umweltfreundlich<br />
mit Rapsölkraftstoff<br />
17 Rapsöl gegen Schaum<br />
Global<br />
18 Bio-Sprit aus Jatropha<br />
19 Sambia soll energieautark werden<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>praxis<br />
20 Status quo der dezentralen Ölgewinnung<br />
22 BDOel e. V. und BVP e. V.<br />
schaft und Praxis zusammenbringen soll. Das<br />
Magazin <strong>Pflanzenöl</strong> beteiligt sich daran. Es ist<br />
immer noch Bewegung in der Branche. Es gilt<br />
neue Spielräume auszuloten und vorhandene<br />
zu nutzen. Dazu können Sie, kann jeder etwas<br />
beitragen.<br />
Das Redaktionsteam des Magazins <strong>Pflanzenöl</strong><br />
wünscht Ihnen bereits jetzt eine besinnliche<br />
Advents- und Weihnachtszeit sowie ein erfolgreiches<br />
Neues Jahr!<br />
das Hersteller, Zulieferer, Anwender, Wissen- Ihr Stephan von Felbert<br />
IMPRESSUM ISSN 1866-6345 | www.pflanzenoelmagazin.com Herausgeber und Verlag: Sustainability Network Company | Dr. Becker und von Felbert | Schulstraße 12 | 86697 Oberhausen<br />
Redaktion: Stephan von Felbert (sf) | Dr. Petra Becker (pb) | Tel. (0 84 31) 5 36 54 35 | redaktion@pflanzenoelmagazin.de Satz & Layout: daopan media | Jens Raeder Anzeigen und Kundenbetreuung:<br />
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Brühlweg 28 | 74834 Elztal-Dallau Haftungsausschluss: Alle Angaben, die in dieser Zeitschrift publiziert werden, sind nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt überprüft. Dennoch sind inhaltliche<br />
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inkl. 7% MwSt. und inkl. Versandkosten. Österreich jährlich € 36,00, Schweiz € 38,00, übriges Ausland jährlich € 48,00. Die Bezugsdauer für ein Jahresabonnement verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn vor Ablauf<br />
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der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und<br />
Verarbeitung in elektronischen Systemen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Bilder und Bücher wird keine Haftung übernommen.<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2011 3
4<br />
Meldungen & Berichte<br />
Thomas Kaiser erhält bayerischen Staatspreis<br />
für Verdienste um <strong>Pflanzenöl</strong>technologie<br />
Thomas Kaiser ist für seine langjährigen Verdienste<br />
in der Nutzung von <strong>Pflanzenöl</strong>en als<br />
Kraftstoff mit dem Förderpreis Nachwachsende<br />
Rohstoffe 2010 ausgezeichnet worden.<br />
Der bayerische Landwirtschaftsminister<br />
Helmut Brunner (CSU) honorierte in seiner<br />
Laudatio Kaisers „großes persönliches Engagement“<br />
für „möglichst geschlossene Energie-,<br />
Stoff- und Wirtschaftskreisläufe“, das<br />
vom Anbau heimischer Nutzpflanzen über<br />
die Verarbeitung in dezentralen Ölmühlen<br />
bis zum importfreien Einsatz als Futtermittel<br />
und Kraftstoff in der Landwirtschaft reicht.<br />
Brunner überreichte die Urkunde im Rahmen<br />
des Staatsempfangs beim 10-jährigen Gründungsfest<br />
des Kompetenzzentrums für Nachwachsende<br />
Rohstoffe in Straubing.<br />
„Der Mensch ist in all seinen Bemühungen<br />
immer mit dem Lebensraum Natur verbunden.<br />
Die Entwicklung der Technik muss die<br />
komplexen Zusammenhänge beachten sowie<br />
die Biodiversität schützen und fördern“, sagt<br />
Thomas Kaiser. Die Auszeichnung des Bayerischen<br />
Staatsministeriums für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Forsten ehrt Kaisers Arbeiten<br />
auf dem Gebiet pflanzenöltauglicher<br />
Motoren ebenso wie seinen Anspruch an<br />
ökologische und technische Kompatibilität.<br />
Aktuell berät Kaiser vordergründig die Fir-<br />
Welche weltweiten indirekten Verdrängungseffekte<br />
der Anbau von Energiepflanzen<br />
für Biokraftstoffe hat, ist in der<br />
wissenschaftlichen Diskussion höchst<br />
umstritten. „Mit den vorgelegten Studien<br />
ist nicht einmal eine Annäherung an die<br />
tatsächlichen Auswirkungen durch indirekte<br />
Landnutzungsänderungen möglich.<br />
Trotzdem unterstellen Kritiker eine negative<br />
Umweltbilanz. Aber die Studien haben zu<br />
viele schwerwiegende Mängel“, sagte Elmar<br />
Baumann, Geschäftsführer des Verbandes<br />
der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB).<br />
Die bisher veröffentlichten Studien kommen<br />
zu sich widersprechenden Ergebnissen: Einige<br />
Wissenschaftler sehen auch unter Einbeziehung<br />
von Landnutzungsänderungen<br />
positive Ergebnisse durch den Energiepflanzenanbau,<br />
andere schätzen dies genau umgekehrt<br />
ein. In der Diskussion geht es um<br />
indirekte Landnutzungsänderungen (indirect<br />
land use change, iLUC) durch Biokraftstoffe:<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2011<br />
men Waldland (Österreich) und regineering<br />
(Bayern) und „sorgt dafür, dass sein umfangreiches<br />
Wissen und seine große Erfahrung<br />
den nächsten Generationen weiter zur Verfügung<br />
steht“, so Helmut Brunner.<br />
Die Beratungstätigkeiten von Thomas Kaiser<br />
werden überwiegend im Institut für Energie<br />
und Umwelttechnik (IEU), München, gebündelt,<br />
das er 1992 zusammen mit Wolfgang<br />
Brand gegründet hat. Dem Postulat einer<br />
zukunftsfähig-nachhaltigen Verbindung von<br />
Technik und Natur folgend, arbeitet er seit<br />
über drei Jahrzehnten mit vielen Institutionen,<br />
Partnern, Gremien und Privatpersonen an<br />
verschiedenen Fragestellungen und Themenschwerpunkten.<br />
Die Zusammenarbeit erfolgt<br />
in Arbeitskreisen, wird vom IEU vorbereitet<br />
und evaluiert sowie teilweise von externen<br />
Kuratoren und Initiatoren gefördert. Thomas<br />
Kaiser ist unter anderem Gründungsmitglied<br />
der „Interessengemeinschaft Mischfruchtanbau“<br />
sowie Gesellschafter der Vereinigten<br />
Werkstätten für <strong>Pflanzenöl</strong>technologie (VWP),<br />
die im Gefolge von Ludwig Elsbett entstand.<br />
Mit Kaisers Eintritt im Motorforschungsinstitut<br />
von Ludwig Elsbett 1984 begann seine<br />
technische Beschäftigung mit der Thematik<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> in Verbrennungsmotoren; bis<br />
heute orientieren sich alle seine Arbeiten an<br />
Da es gesetzlich verboten ist, in Europa Biokraftstoffe<br />
einzusetzen, deren Rohstoffe von<br />
schützenswerten Flächen wie Regenwäldern<br />
stammen, könnten Landwirte für die<br />
Lebensmittelproduktion auf diese Flächen<br />
ausweichen, während auf bisher als Acker<br />
genutzten Flächen Rohstoffe für Biodiesel<br />
und Bioethanol angebaut werden.<br />
Fehler in den neuesten Studien zu iLUC<br />
bestehen zum Beispiel in Bezug auf die<br />
Kuppelprodukte des Rohstoffanbaus für<br />
Biokraftstoffe. So werden beim Raps rund<br />
60 Prozent der Frucht zu Tierfuttermittel<br />
verarbeitet. Hierfür gibt es auch in aktuellen<br />
Forschungsarbeiten keine Gutschrift,<br />
die jedoch angebracht wäre, denn durch<br />
das Futtermittel aus Raps wird Sojafuttermittel<br />
aus Süd- und Mittelamerika ersetzt.<br />
Dies verringert den Flächendruck in den<br />
dortigen Regionen.<br />
Anbauflächen für Biokraftstoffe nehmen von<br />
der Weltagrarfläche rund zwei Prozent ein.<br />
Foto: v.l. Thomas Kaiser und Staatsminister Brunne<br />
der Leitidee einer modernen und leistungsfähigen<br />
Technologie, die den Lebensraum Natur<br />
erhält und seine Ausformungen in der Landwirtschaft<br />
einschließt. Dafür erhielt er bereits<br />
2004 den Deutschen Solarpreis.<br />
Für Fragen steht Ihnen gerne zur Verfügung:<br />
Irene Beringer<br />
Unternehmenskommunikation<br />
regineering – Duft & Innerhofer GbR<br />
Alemannenstraße 25<br />
85095 Denkendorf<br />
Tel.: +49 (0)8466 90414-14<br />
Fax: +49 (0)8466 90414-29<br />
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Indirekte Landnutzungsänderung für Biosprit ist umstritten<br />
Für Biodiesel und Bioethanol gibt es bereits<br />
gesetzliche Bestimmungen, die sicherstellen,<br />
dass sie nachhaltig hergestellt werden.<br />
„Auslöser der Landnutzungsänderung sind<br />
zum Beispiel landwirtschaftliche Nutzungen<br />
wie die Lebensmittelproduktion. Diese nehmen<br />
rund 98 Prozent der Weltagrarfläche<br />
ein, ihnen sollte gesetzlich verboten werden,<br />
schützenswerte Flächen zu nutzen, damit<br />
Regenwälder effektiv geschützt und Verdrängungseffekte<br />
ausgeschlossen werden“,<br />
sagte Baumann.<br />
Die wissenschaftliche Diskussion um indirekte<br />
Landnutzungsänderungen habe gerade<br />
erst begonnen und müsse seriös geführt<br />
werden. Baumann: "Es ist nicht sinnvoll, aufgrund<br />
von Vermutungen und wissenschaftlichen<br />
Annahmen weitreichende Schlüsse<br />
zu ziehen, die bis zur Abschaffung von Biokraftstoffen<br />
führen könnten, der einzigen<br />
erneuerbaren Alternative zu fossilem Öl im<br />
Verkehrsbereich." top agrar online
Lufthansa verwendet ab jetzt Bio-Flugtreibstoff<br />
von Neste Oil im regulären Linienbetrieb<br />
Lufthansa und Neste Oil läuten gemeinsam<br />
in eine neue Ära der Luftfahrtgeschichte<br />
ein. Lufthansa beginnt am 15. Juli 2011<br />
mit dem Einsatz des Bio-Flugtreibstoffs<br />
NExBTL von Neste Oil bei kommerziellen<br />
Flügen.<br />
Auf der Route Hamburg-Frankfurt fliegt<br />
ab sofort ein Airbus A321 mit dem Bio-<br />
Flugtreibstoff NExBTL von Neste Oil. Das<br />
Flugzeug wird vier Flüge pro Tag in beiden<br />
Richtungen absolvieren. Eines der beiden<br />
Triebwerke dieser Linienmaschine wird<br />
von einer Mischung aus 50 % NExBTL-Bio-<br />
Flugtreibstoff und 50 % fossilem Treibstoff<br />
angetrieben. Das andere Triebwerk verwendet<br />
allein konventionelles, fossiles Kerosin.<br />
Der Einsatz des NExBTL-Flugtreibstoffs von<br />
Neste Oil war am 1. Juli durch die Entscheidung<br />
von ASTM International (vormals:<br />
American Society for Testing and Materials)<br />
möglich geworden. Hierbei wurde der<br />
durch Hydroraffination aus pflanzlichen und<br />
tierischen Fetten gewonnene Bio-Flugtreibstoff<br />
zugelassen.<br />
„Wir sind natürlich sehr stolz darauf, zusammen<br />
mit Neste Oil weltweiter Vorreiter<br />
beim Einsatz von Bio-Flugtreibstoff im Linienflugverkehr<br />
zu sein“, erklärt Christoph<br />
Franz, Vorstandsvorsitzender und CEO der<br />
Lufthansa Group.<br />
„Lufthansa ist seit langem Kunde bei uns.<br />
Wir freuen uns sehr, dass wir nun gemeinsam<br />
bei der Einführung von Treibstoffen<br />
aus erneuerbaren Quellen in der Luftfahrt<br />
an der Spitze der Entwicklung stehen“, ergänzt<br />
Matti Lievonen, Präsident und CEO<br />
von Neste Oil. „Das NExBTL-Verfahren von<br />
Neste Oil eignet sich ausgezeichnet zur<br />
Produktion von Flugtreibstoffen. Alle unsere<br />
NExBTL-Anlagen sind für die Erzeugung<br />
eines Treibstoffs ausgelegt, der die strengsten<br />
Qualitätsanforderungen der Luftfahrtindustrie<br />
erfüllt. In diesem Bereich wird Neste<br />
Oil künftig gezielt seine Wachstumschancen<br />
nutzen.“<br />
Die Treibstoffqualität ist in der Luftfahrt ein<br />
entscheidender Faktor. Flugtreibstoff muss<br />
eine hohe Energiedichte aufweisen und bei<br />
sehr niedrigen Temperaturen einsatzfähig<br />
sein. Als reines Kohlenwasserstofferzeugnis,<br />
ähnlich dem fossilem Flugtreibstoff,<br />
entspricht NExBTL von Neste Oil diesen Kriterien.<br />
Darüber hinaus ist der Bio-Flugtreibstoff<br />
aufgrund seiner deutlich günstigeren<br />
CO2-Bilanz und seines geringeren Anteils<br />
an anderen Luftschadstoffen wie Stick-<br />
Meldungen & Berichte<br />
stoffoxid (NOx) weniger umweltbelastend.<br />
Neste Oil gewinnt diesen Treibstoff durch<br />
Raffination von pflanzlichen und tierischen<br />
Fetten, die vollständig bis zur Quelle rückverfolgbar<br />
sind und die strengen Nachhaltigkeitskriterien<br />
der EU erfüllen.<br />
Der für Lufthansa produzierte Bio-Flugtreibstoff<br />
wurde auf der Basis von Leindotter-<br />
und Jatrophaöl sowie tierischen Abfallfetten<br />
erzeugt.<br />
Der Bio-Flugtreibstoff NExBTL ist mit allen<br />
derzeit eingesetzten Flugzeugtriebwerken<br />
verträglich; seine Verwendung macht keine<br />
Investitionen oder Modifikationen im Zusammenhang<br />
mit dem Flugzeug notwendig.<br />
Neste Oil ist gegenwärtig der einzige<br />
Anbieter weltweit, der in der Lage ist Flugtreibstoff<br />
aus erneuerbaren Quellen in kommerziellem<br />
Maßstab zu produzieren.<br />
Neste Oil Corporation<br />
Hanna Maula<br />
Director Corporate Communications<br />
Weitere Informationen erhalten Sie bei:<br />
Matti Lehmus, Executive Vice President<br />
Bereich Oil Products and Renewables<br />
Tel. +358 10 458 4072<br />
Kraftstoffe der Zukunft 2012<br />
9. Internationaler Fachkongress für Biokraftstoffe des BBE und der UFOP • 23. und 24. Januar 2012<br />
Internationales Congress Centrum ICC Berlin • www.kraftstoffe-der-zukunft.com<br />
Themenauszug:<br />
Politische Rahmenbedingungen zum Ausbau der Biokraftstoffe in Deutschland und Europa<br />
Welche Folgen hat die Biokraftstoffpolitik der Bundesregierung im Lichte des nationalen Aktionsplans für erneuerbare Energien? Welche<br />
Entwicklungsperspektiven für Biokraftstoffe sehen Mineralölkonzerne? Welche Auswirkungen auf die Biokraftstoffbranche hat die neue<br />
Kraftstoffstrategie der Bundesregierung? Welche weltweiten Aussichten haben Biokraftstoffe im Kraftstoffmarkt?<br />
Umsetzung der Nachhaltigkeitsanforderungen für Biokraftstoffe und ILUC<br />
Wie ist der Stand der Umsetzung der Nachhaltigkeitsanforderungen für Biokraftstoffe in den EU-Mitgliedsstaaten und in Deutschland? Welche<br />
Erfahrungen bezüglich der Umsetzung der Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung gibt es? Mit welchen Anforderungen werden die<br />
Hersteller konfrontiert? Welche Position vertritt die europäische Landwirtschaft bezüglich indirekter Landnutzungsänderungen? Welche<br />
regionalen Ansätze für Regulierungsvorschläge bezüglich ILUC gibt es?<br />
Biomethan als Kraftstoff<br />
Wie hoch ist die Biomethanproduktion in Deutschland und Europa? Welche Zukunftserwartungen hat die Branche? Welche Besonderheiten<br />
sind bei der Biomethanproduktion aus holzartiger Biomasse zu beachten? Welche Fördermechanismen für Biomethan gibt es in<br />
unterschiedlichen EU-Staaten? Welche Biomethanpotenziale gibt es in Osteuropa? Welche indirekten Landnutzungsänderungen gibt es<br />
durch die Nutzung von Biomethan?<br />
Podiumsdiskussion<br />
In zwei Podiumsdiskussionen diskutieren Vertreter der Biokraftstoffbranche mit Vertretern der Zivilgesellschaft, der Mineralölwirtschaft,<br />
der Automobilindustrie und verantwortlichen Ministeriums-Vertretern über die Zukunft der Biokraftstoffe in Deutschland und Europa. In<br />
der zweiten Podiumsdiskussion diskutieren verschiedene Ländervertreter über die Aussichten für Biomethan als Kraftstoff und länderspezifische<br />
Fördermechanismen.<br />
Parallelforen<br />
In insgesamt 13 Themenblöcken werden Marktentwicklungen, aktuelle Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen mit markteingeführten,<br />
neuen Biokraftstoffen und Biomethan vorgestellt. In dieser einzigartig umfassenden Form bekommen die Kongressteilnehmer neueste<br />
Erkenntnisse aus den Bereichen Bioethanol, Biodiesel, <strong>Pflanzenöl</strong>, Biomethan als Kraftstoffe und hydrierte <strong>Pflanzenöl</strong>e.<br />
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<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2011 5
6<br />
Meldungen & Berichte<br />
Wechsel der UFOP-Geschäftsführung<br />
Stephan Arens folgt zum Jahreswechsel auf Dr. Norbert Heim<br />
Berlin, 09. September 2011 – Der Vorstand<br />
der Union zur Förderung von Oel-und Proteinpflanzen<br />
e. V. (UFOP) hat am 5. September<br />
2011 im Einvernehmen mit dem Deutschen<br />
Bauernverband und dem Bundesverband<br />
Deutscher Pflanzenzüchter Herrn Stephan<br />
Arens zum neuen Geschäftsführer berufen.<br />
Der 42-jährige Arens tritt sein neues Amt<br />
zum 1. Januar 2012 an. Er wird den bisherigen<br />
Geschäftsführer Dr. Norbert Heim<br />
ablösen, der zu diesem Zeitpunkt in den<br />
Ruhestand tritt.<br />
Stephan Arens hat an der Justus-Liebig-<br />
Universität Gießen Agrarwissenschaften<br />
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Fakten über Malaysisches Palmöl<br />
Nicht nur in Deutschland wird das Thema<br />
Palmöl wird immer wieder kontrovers diskutiert.<br />
Die Anti-Palmöllobby und hier vor<br />
allem die Umweltschutzorganisationen<br />
wiederholen dabei stets die gleichen Behauptungen.<br />
Die beiden häufigsten sollen<br />
hiermit entkräften werden.<br />
1. „Durch den Palmölanbau wird in Malaysia<br />
mehr und mehr Regenwaldfläche<br />
unwiederbringlich zerstört - dadurch sind<br />
vor allem Orang-Utans, aber auch andere<br />
Lebewesen stark bedroht.“ Knapp 56%<br />
der Gesamtlandfläche Malaysias besteht<br />
aus Wäldern. Gebiete die als Wald deklariert<br />
sind, dürfen überhaupt nicht für den<br />
Anbau von landwirtschaftlichen Erzeug-<br />
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Flüssigfrachtenbörse Transmission24 geht an den Start<br />
Siggi Wessels und Manfred Rieken haben aus<br />
ihrer langjährigen Tätigkeit als Speditionsdisponenten<br />
eine interessante Geschäftsidee<br />
entwickelt und halten Lösungen für Flüssigfrachten<br />
bereit. Mit Hilfe der Internet-Frachtenbörse,<br />
die unter www.trans-mission24.de zu<br />
finden ist, können einfach, schnell, sicher und<br />
anonym Frachtaufträge vergeben oder entgegengenommen<br />
werden.<br />
Die Anonymität des Geschäfts ist durch verschiedene<br />
Wege gewährleistet: Der Name und<br />
die Adresse des Verkäufers bzw. Bieters werden<br />
nicht in der Auktion angezeigt. Bei Eingabe<br />
einer Auktion kann für die Lade- und Abladeadresse<br />
ein Pseudo-Ort (sollte möglichst die/der<br />
nächst größere Stadt/Ort sein) eingegeben wer-<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2011<br />
mit Fachrichtung Wirtschafts-und Sozialwissenschaften<br />
des Landbaus studiert.<br />
Nach mehreren Jahren als Fachreferent<br />
für Waren-und Futterwirtschaft beim<br />
Deutschen Raiffeisenverband in Bonn<br />
übernahm er 2003 den Aufbau des DRV-<br />
Verbindungsbüros in Berlin. Seit 2006 ist<br />
er Fraktionsreferent für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz bei der<br />
CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag<br />
in Berlin.<br />
Redaktionskontakt:<br />
Dr. Norbert Heim, Tel. 030/31904-202<br />
E-Mail: n.heim@ufop.de<br />
nissen genutzt werden. Diese Aussage ist<br />
also schlichtweg falsch. Darüber hinaus<br />
unternimmt sowohl die Palmölindustrie als<br />
auch die Regierung Malaysias aktiv Schritte<br />
zum Schutze der Orang-Utan in den Regionen<br />
Sabah und Sarawak auf der Insel<br />
Borneo. Innerhalb dieser Regionen wurden<br />
zahlreiche Wälder, in denen große Orang-<br />
Utan Populationen ausgemacht wurden,<br />
zu Nationalparks oder Naturschutzgebieten<br />
erklärt.<br />
2. „Verglichen mit anderen Ölpflanzen ist<br />
die Ölpalme einfach nicht nachhaltig.“<br />
Tatsächlich sorgt die Ölpalme für einen höheren<br />
Ertrag pro Hektar, benötigt weniger<br />
Düngemittel, generiert zehnfach mehr En-<br />
den, der anstatt der vollständigen Anschrift des<br />
Lade- und Abladeadressaten in der Auktion angezeigt<br />
wird. Erst nach Ablauf der Auktion wird<br />
dann eine E-Mail mit den vollständigen Daten<br />
als Frachtauftrag automatisch versandt. Über<br />
das Feld "Frage an den Verkäufer" kann ein<br />
Interessent nähere Angaben erfragen, dieses<br />
erfolgt ohne Weitergabe der E-Mail-Adressen.<br />
Den Kunden stehen folgende Auktionsarten<br />
zur Verfügung:<br />
- Festpreis - für Frachten ohne finanziellen<br />
Spielraum<br />
- Rückwärtsauktion – der Kunde gibt einen<br />
Startpreis ein und gibt vor, in welchen<br />
Schritten dieser fallen soll<br />
nature.tec<br />
Fachschau für Bioenergie und nachwachsende Rohstoffe 2012<br />
Zur Internationalen Grünen Woche in<br />
Berlin werden vom 20. bis 29. Januar<br />
2012 wieder mehr als 400.000 Besucher<br />
erwartet. Mit der Messehalle 5.2<br />
wird ein land- und forstwirtschaftlicher<br />
Schwerpunkt präsentiert, der sich mit<br />
dem gesamten Spektrum der technischen<br />
und energetischen Nutzung von Agrar-<br />
und Forstrohstoffen beschäftigt. Mit der<br />
„nature.tec – Fachtagung Bioenergie und<br />
Nachwachsende Rohstoffe“ werden auf<br />
insgesamt 1.<strong>500</strong> Quadratmetern Hallenfläche<br />
innovative und nachhaltige Ideen<br />
vorgestellt, die Fachbesucher und Endverbraucher<br />
gleichermaßen ansprechen.<br />
ergie als sie selbst verbraucht und schafft<br />
somit die höchsten Einnahmen pro Hektar<br />
Anbaufläche. Die Ölpalme ist anderen Ölpflanzen<br />
wie Soja, Raps oder Sonnenblumen<br />
vergleichsweise überlegen.<br />
In Malaysia werden zusätzliche Anstrengungen<br />
unternommen, um diesen Vorsprung<br />
noch weiter auszubauen. Es wird<br />
an Wegen für eine weitere Ertragssteigerung<br />
geforscht. In Testplantagen werden<br />
Eulen zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt.<br />
Gleichzeitig steigt man auf umweltfreundlichere<br />
Düngemittel um. Alles in<br />
allem bietet der malaysische Palmölsektor<br />
etwa einer Million Menschen direkt oder<br />
indirekt eine Arbeit - bei insgesamt 29 Millionen<br />
Einwohnern ist.<br />
- Rückwärtsauktion mit Sofortkauf - wie die<br />
Rückwärtsauktion, nur dass zusätzlich ein<br />
Sofortkaufpreis angeboten wird<br />
- Handelsauktion: die Bieter geben<br />
Angebote ab, und der Kunde wählt den<br />
Wunschkanditaten aus<br />
Im Hilfe-Bereich steht ein Handbuch zur Verfügung,<br />
wo alle Funktionen der Frachtenbörse<br />
beschrieben sind. Mittlerweile wurden europaweit<br />
<strong>500</strong> Speditionen über die Teilnahmemöglichkeit<br />
informiert, aber es empfiehlt sich<br />
für Interessierte auf jeden Fall, ihre Hausspedition<br />
über die Option zu informieren.<br />
www.trans-mission24.de
Meldungen & Berichte<br />
Rapsölentwicklung mit hohem Gehalt von Omega-3-Fettsäuren<br />
Die zum Chemiekonzern BASF gehörende<br />
BASF Plant Science hat mit dem US-Konzern<br />
Cargill Inc. eine Vereinbarung zur gemeinsamen<br />
Entwicklung eines Rapsöls geschlossen,<br />
das eine neue Quelle für EPA/DHA-<br />
Nahrungsmittel darstellt. In einer jüngst<br />
veröffentlichten Pressemitteilung hervorgeht,<br />
soll es Verbrauchern damit erleichtert werden,<br />
optimale Mengen an mehrfach ungesättigten<br />
Omega-3-Fettsäuren mit einem hohen Anteil<br />
an EPA und DHA zu sich zu nehmen. Das<br />
Palmölnutzung weltweit 2010<br />
Palmöl steht nach wie vor stark in der<br />
Kritik. Immer wieder werden illegale Rodungen<br />
von Regenwäldern aufgedeckt<br />
und seit Palmöl auch für die energetische<br />
Nutzung, also für Strom, Wärme<br />
und Kraftstoffe gefragt ist, scheint der<br />
Verursacher zunehmender Urwaldrodungen<br />
ausgemacht. Die Grafik der<br />
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe<br />
e. V. (FNR) schafft hierzu Klarheit: 2010<br />
wurden 53 Mio. Tonnen Palmöl genutzt.<br />
Davon fanden über 71 % in der<br />
EPA/ DHA-haltige Rapsöl wird es Lebensmittelherstellern,<br />
Pharmaunternehmen und Herstellern<br />
von Nahrungsergänzungsmitteln außerdem<br />
ermöglichen, den Verbrauchern bis zum<br />
Ende des Jahrzehnts die Gesundheitsvorteile<br />
von Omega-3-Fettsäuren in zahlreichen neuen<br />
und kostengünstigen Produkten anzubieten,<br />
hieß es weiter. Cargill und BASF Plant Science<br />
werden im Zuge der Vereinbarung über mehrere<br />
Jahre gemeinsam EPA/DHA-Rapsprodukte<br />
entwickeln und vermarkten. Cargill verfügt den<br />
Nahrungsmittelindustrie Verwendung.<br />
Über 24 % wurden für Seifen und andere<br />
kosmetische Industrieerzeugnisse<br />
benötigt und nur 4,7 % dienten der<br />
energetischen Nutzung. Zudem hat<br />
das Bundesministerium für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
(BMELV) ein Zertifizierungssystem initiiert,<br />
mit Hilfe dessen die Nutzung von<br />
Palmöl als Kraftstoff oder für die Verstromung<br />
nur nach klaren Nachhaltigkeitskriterien<br />
erfolgen kann.<br />
Angaben zufolge über umfassendes Knowhow<br />
im Nahrungsmittelbereich und unterhält<br />
gute Handelsbeziehungen zu international<br />
bedeutenden Lebensmittelherstellern und zur<br />
Food-Service-Industrie. BASF Plant Science ist<br />
führend auf dem Gebiet der gentechnischen<br />
Optimierung von EPA/DHA-Anteilen in Rapsöl<br />
und der Deregulierung zur Anwendung in<br />
Nahrungsmitteln. Die Gesamtinvestition von<br />
BASF Plant Science wird voraussichtlich mehr<br />
als 150 Mio. Euro betragen, hieß es weiter.<br />
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Technische Nutzung<br />
Entwicklung einer Pflanzenfett-Heizungsanlage<br />
Über zehn Jahre hat sich Andreas Myschi<br />
aus Hürth mit dem Bau eines Brenners<br />
beschäftigt, der problemlos mit <strong>Pflanzenöl</strong><br />
betrieben werden kann. Brenner<br />
und Ersatzteile wurden während dieser<br />
Zeit von der Firma Giersch aus Hemer zur<br />
Verfügung gestellt. Schließlich entstand<br />
der Gierschbrenner GPO3000, der für<br />
raffinierte <strong>Pflanzenöl</strong>e sehr gut geeignet<br />
ist und im Jahr 2007 auf der Frankfurter<br />
Heizungsfachmesse ISH vorgestellt wurde.<br />
Nach einer anfänglichen regen Nachfrage<br />
ging das Interesse aufgrund der steuerlichen<br />
und preislichen Rahmenbedingungen<br />
für <strong>Pflanzenöl</strong>e für <strong>Pflanzenöl</strong>e<br />
erheblich zurück.<br />
Kontinuierliche<br />
Weiterentwicklung<br />
Trotzdem arbeitet Andreas Myschi – von<br />
Beruf Elektrotechniker bei einem petrochemischen<br />
Konzern – an dieser Technologie<br />
kontinuierlich weiter. Die Abgaswerte<br />
des GPO 3000 liegen weit unter den<br />
Aktuellster Prototyp Ölvorwärmer (könnte so in Serie<br />
gebaut werden).<br />
Einfacher Prototyp einer Termobox Andreas Myschi bei Prüfarbeiten am Brenner<br />
Grenzwerten. Myschis berufliche Einsatzbereiche<br />
sind Großfeuerungsanlagen und<br />
komplexe chemische Betriebe, was ihm bei<br />
der Entwicklung von neuen Ölvorwärmern<br />
und beim Programmieren zahlreicher Steuerungsprogramme<br />
im Zuge der Entwicklung<br />
des <strong>Pflanzenöl</strong>brenners zugutekam.<br />
Damit sind zwei sehr wichtige Baugruppen<br />
angesprochen, die den neuentwickelten<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>brenner ausmachen, der auf<br />
einem Blaubrenner der Firma Giersch basiert.<br />
Denn die auf dem Markt angebotenen<br />
Standartölvorwärmer können nicht<br />
geöffnet und gereinigt werden. Das ist<br />
ein großer Nachteil, wenn man <strong>Pflanzenöl</strong>e<br />
verbrennen will, die z.B. nicht die DIN<br />
51605 erfüllen. Eine Verstopfung der Wärmetauscherfläche<br />
ist vorprogrammiert und<br />
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somit auch der Verlust des Standartölvorwärmers.<br />
Andreas Myschi baute daraufhin<br />
über Jahre hindurch sieben verschiedene<br />
Prototypen bis er einen robusten, gut<br />
funktionierenden Ölvorwärmer zur Hand<br />
hatte, der sich auch öffnen und einfach<br />
reinigen lässt. Damit der Brenner optimal<br />
startet, muss das im Brenner vorhandene<br />
Steuergerät mit einer frei programmierbaren<br />
Steuerung ergänzt werden. Das wird<br />
realisiert mit einer frei programmierbaren<br />
Steuerung.<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>heizung für<br />
die Gastronomie<br />
Im Jahr 2009 entstand die Idee, für die<br />
Gastronomie eine Heizung zu bauen, mit<br />
der man auch feste Fritierfette verbrennen<br />
kann. Dafür wurden Brenner und Ölschläuche<br />
permanent beheizt. Des Weiteren entstand<br />
eine beheizte Thermobox als Prototyp,<br />
in der das gebrauchte Fett gelagert<br />
und gefiltert wird. Energieaufwand und<br />
Temperatur in der Box liegen mittlerweile<br />
Werte vor. Auch Platzbedarf und Handling<br />
erweisen sich als praxistauglich. In dieser<br />
Box konnten folgende Parameter ermittelt<br />
werden: Energieaufwand, Temperatur,<br />
Platzbedarf und auch das Handling. Seit<br />
zwei Jahren hat sich das System bewährt.<br />
Aktuell wird an einer Box gearbeitet, die<br />
weiter entwickelt ist und als Testanlage in<br />
Betrieb gehen wird. Letzte Schwachstellen<br />
der Thermobox sollten somit in kürze ausgemerzt<br />
werden können.<br />
Ziel ist es, eine Komplettlösung für den<br />
Kunden z.B. aus der Gastronomie anzubieten,<br />
bei der das zur Verfügung stehende<br />
Altfett für den Eigenbedarf geschmolzen,<br />
filtriert und verbrannt werden kann.
Ölmüller haben ab 2012 eine weitere Hürde<br />
zu nehmen. Die in der DIN 51605 geregelten<br />
Anforderungen für Rapsölkraftstoff werden<br />
zum 1.1.2012 verschärft. Ab dem Jahreswechsel<br />
darf Rapsölkraftstoff nur noch 1%<br />
Calcium, 1% Magnesium und 3% Phosphor<br />
enthalten.<br />
Die niedrigen Werte wurden im Normungsausschuss<br />
festgelegt, um den Anforderungen<br />
moderner Dieselaggregate mit chemischtechnischenAbgasnachbehandlungssystemen<br />
zu entsprechen. Der anfängliche Widerstand<br />
dezentraler Ölmühlen verschwand, als<br />
erkannt wurde, dass die strengen Auflagen<br />
für Abgasgrenzwerte moderner Motoren anders<br />
nicht erreicht würden.<br />
Erprobung von Abgasnachbehandlungssystemen<br />
Schon seit längerem befasst sich das Technologie-<br />
und Förderzentrum (TFZ) in Straubing<br />
mit den Wirkungen von Abgasnachbehandlungssystemen.<br />
Auf der Webseite des<br />
TFZ sind umfangreiche Arbeiten zu diesem<br />
Thema zu finden. Über die Versuche im Labor<br />
und Technikum hinaus befassten sich im<br />
ablaufenden Jahr Ölmüller und Industrie mit<br />
Praxisversuchen.<br />
Aufgrund unterschiedlicher Anlagenkonfigurationen<br />
in den Ölmühlen lässt sich feststellen,<br />
dass auch die Anwendungs- und<br />
Wirkweisen der Zuschlagstoffe zu unterschiedlichen<br />
Ergebnissen führen. Eine automatische<br />
zeit- oder prozessgesteuerte<br />
Zugabe der Mittel vereinfacht allerdings<br />
die Eigenversuche. „Wir haben sehr gute<br />
Erfahrungen mit Spezial-Adsorbentien von<br />
Südchemie gemacht und die Anforderungen<br />
der neuen Norm unterschritten“ berichtet<br />
Bernd Kleeschulte, stellv. Vorsitzender des<br />
BDOel und Betreiber einer Ölmühle im westfälischen<br />
Büren. „Ein große Hilfe waren aber<br />
auch Empfehlungen von der Firma JRS. Hier<br />
ging die Hilfestellung über die Lieferung von<br />
Cellulose hinaus bis hin zur Optimierung der<br />
Prozesssteuerung“. Ebenfalls positive Erfahrungen<br />
machte Harald Osthoff in seiner Ölmühle<br />
in Leverkusen. Er setzt Select 350 von<br />
APJ ein. „Ich sehe Vorteile in der einfachen<br />
Handhabung und die Möglichkeit der Zugabe<br />
auch bei niedrigen Öltemperaturen“.<br />
Schulungen und eigene Versuche<br />
wichtig<br />
Im Ergebnis lässt sich festhalten, dass es<br />
keine eindeutige Empfehlung für das ein<br />
oder andere Mittel oder Verfahren gibt.<br />
Ölmüller kommen nicht umhin, Versuche<br />
Technische Nutzung<br />
Rapsölkraftstoff angepasst – Erfüllung der neuen DIN Anforderungen<br />
im eigenen Betrieb durchzuführen. Hilfestellung<br />
liefert der BDOel e.V.. In Seminaren<br />
werden die Teilnehmer in der Wirkweise der<br />
Filterzuschlagsstoffe und deren Anwendung<br />
in der Praxis geschult. Die nächste Schulung<br />
findet in Büren statt. „Der Austausch mit<br />
anderen Ölmüllern ist die beste Informationsquelle“<br />
meint Kleeschulte und verweist<br />
auf die Schulungsangebote des BDOel sowie<br />
die Ölmüllertage im Frühjahr 2012.<br />
Vorgesehen ist darüber hinaus der bundesweite<br />
Vertrieb der Zuschlagstoffe, um<br />
Industriechargen auch kleineren Ölmühlen<br />
zugänglich zu machen.<br />
In der TFZ-Studie „Prüfung der Eignung von<br />
Verfahren zur Reduktion ablagerungs- und<br />
aschebildender Elemente in Rapsölkraft-<br />
stoff bei der dezentralen Erzeugung“ von<br />
Dr. E. Remmele und J. Witzelsperger werden<br />
verschiedene Kieselgure, Cellulosen und<br />
Bleicherden teilweise unter Zunahme von<br />
Zitronensäure auf ihre Wirkung untersucht.<br />
Im Technikum lassen sich die gewünschten<br />
Effekte bereits nachweisen.<br />
Ölmüller sollten nach Auffassung von Bernd<br />
Kleeschulte zeitnah ihr bevorzugtes Verfahren<br />
entwickelt haben. Denn nur Rapsölkraftstoff,<br />
der die verschärften Anforderungen der<br />
DIN 51605 bereits im Januar 2012 erfüllt,<br />
darf steuerermäßigt in Verkehr gebracht werden.<br />
Bernd Kleeschulte, stellvertretender Vorsitzender<br />
des BDOel e.V.<br />
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<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2011 9
10<br />
Technische Nutzung<br />
Langzeitstabilisierung von <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffen mit Antioxidantien<br />
Lagerstudie und Praxiseinsatz<br />
Der Einsatz von Antioxidantien ist beim<br />
Gebrauch von Rapsölkraftstoff ratsam,<br />
weil diese Kraftstoffe strukturbedingt besonders<br />
leicht einer oxidativen Alterung<br />
unterliegen. Dies führt zu einer Erhöhung<br />
der Viskosität, der Säurezahl und der Neigung<br />
zur Ablagerungsbildung/Verharzung<br />
an Motorbauteilen. Bei einem Motorschaden<br />
muss der Betreiber nachweisen, dass<br />
sich zum Zeitpunkt des Schadens im Fahrzeugtank<br />
normgerechter Kraftstoff befand.<br />
Die Einhaltung des Grenzwertes für die<br />
Oxidationsstabilität ist deshalb nicht nur<br />
bei Auslieferung des Kraftstoffes, sondern<br />
über den gesamten Einsatzzeitraum beim<br />
Anwender zu gewährleisten. Erfahrungsgemäß<br />
ist dies zurzeit oft nicht der Fall.<br />
Die hier präsentierten Ergebnisse waren<br />
Teil des Projektes „Langzeitstudie über<br />
den Einsatz von Antioxidantien an Rapsölkraftstoff<br />
in der Praxis“. Diese Studie<br />
wurde gefördert durch die Fachagentur<br />
für Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FKZ<br />
22023206), die Union zur Förderung von<br />
Oel- und Proteinpflanzen e.V. (Projekt-Nr.<br />
540/072) sowie das Centre for Sustainable<br />
Energy Research e.V..<br />
Oxidationsstabilität<br />
von Rapsölkraftstoffen<br />
Es ist bekannt, dass die Qualität von<br />
Rapsölkraftstoff durch mehrere Faktoren<br />
(Lagerbehälter, Leichteinwirkung, Temperatur)<br />
beeinflusst wird [1]. Frühere Studien<br />
belegen, dass zur Gewährleistung einer<br />
normgerechten Rapsölkraftstoffqualität<br />
bzw. der geforderten Lagerstabilität eine<br />
frühzeitige Additivierung mit einem Antioxidationsmittel<br />
erforderlich sein kann [2],<br />
[3]. Ein Schwerpunkt der Untersuchungen<br />
war daher die realitätsnahe Langzeitverfolgung<br />
der Lagerstabilität von Rapsölkraftstoff,<br />
wobei ein direkter Vergleich<br />
von unverändertem Rapsöl und Rapsöl,<br />
welches mit einem wirksamen Antioxidans<br />
(0,1 %) stabilisiert wurde, erfolgte. Das Antioxidans<br />
„Baynox® Plus“ wurde von der<br />
Fa. Lanxess Deutschland GmbH, D-51369<br />
Leverkusen, zur Verfügung gestellt. Unter<br />
gleichzeitiger Variation des Behältermaterials<br />
(Stahl, Polyethylen) wurden zwei verschiedene<br />
Rapsölqualitäten (Rapsölraffinat,<br />
kaltgepresstes Rapsöl) über die Dauer<br />
von 930 Tagen im Tagesgang gelagert. In<br />
Abbildung 1 ist der Aufbau des Rapsöllagers<br />
dargestellt.<br />
Im Rahmen der Lagerstudie wurden un-<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2011<br />
Abb. 1: Aufbau des Rapsöllagers<br />
ter anderem die Oxidationsstabilität bei<br />
110 °C (gemäß DIN EN 14112), die Säurezahl<br />
(DIN EN 14104) sowie der Wassergehalt<br />
(DIN EN ISO 12937) analysiert und<br />
überprüft. In Abbildung 2 ist die Oxidationsstabilität<br />
von kaltgepresstem Rapsöl in<br />
Abhängigkeit von der Lagerdauer und dem<br />
Behältermaterial dargestellt.<br />
Wie aus Abbildung 2 erkennbar ist, sinken<br />
die Oxidationsstabilitäten der beiden<br />
unadditivierten Rapsölproben („PE_p“,<br />
„Stahl_p“) nach einer Lagerdauer von<br />
etwa 350 Tagen unter den Grenzwert (6<br />
Stunden). Es können hierbei keine signifikanten<br />
Unterschiede in Abhängigkeit vom<br />
Tankmaterial festgestellt werden. Dem-<br />
gegenüber liegen die Oxidationsstabilitäten<br />
der stabilisierten Proben („PE_a“,<br />
„Stahl_a“) über dem Versuchszeitraum<br />
deutlich oberhalb von 20 Stunden. Die<br />
Analyse weiterer kraftstoffrelevanter Parameter<br />
(Wassergehalt, Säurezahl) ergab<br />
keine wesentlichen Beeinträchtigungen<br />
des Rapsölkraftstoffes in Abhängigkeit<br />
von der Lagerdauer, dem Behältermaterial<br />
sowie dem Antioxidationsmittelgehalt. Die<br />
entsprechenden Kennwerte des Rapsölraffinats<br />
lagen jeweils in der gleichen Größenordnung.<br />
Hierbei konnten ebenfalls<br />
keine signifikanten Unterschiede bezüglich<br />
Antioxidansgehalt und Behältermaterial<br />
festgestellt werden.<br />
Abb. 2: Oxidationsstabilität des kaltgepressten Rapsöls bei 110 °C mit und ohne Antioxidanszusatz in Abhängigkeit<br />
vom Tankmaterial, a - additiviert, p - pur.
In umfassenden Laboruntersuchungen<br />
wurde die Wirksamkeit des Antioxidans‘<br />
weitergehend analysiert. So konnte<br />
durch die Zugabe von Baynox Plus ein<br />
vorgealtertes Rapsöl mit einer unzureichendenAusgangsoxidationsstabilität<br />
von 3 Stunden erfolgreich auf 10<br />
(+0,1 % Baynox® Plus) bzw. 44 Stunden<br />
(+0,5 % Baynox® Plus) stabilisiert<br />
werden (vgl. Tab. 1). Bemerkenswert ist,<br />
dass die nachadditivierten Rapsölproben<br />
den Grenzwert gemäß DIN 51605 (sechs<br />
Stunden) sicher über eine Lagerdauer von<br />
80 Tagen bei Raumtemperatur einhalten,<br />
wohingegen die Oxidationsstabilität des<br />
unbehandelten Rapsöls innerhalb des gleichen<br />
Zeitraums auf etwa 1 Stunde sinkt.<br />
Praxiseinsatz<br />
von Antioxidantien<br />
Der zweite Projektschwerpunkt war die<br />
wissenschaftliche Begleitung eines Feldtestes.<br />
Hierbei wurde der Praxiseinsatz des<br />
Antioxidationsmittels an einem Schlepper<br />
im Rapsölbetrieb erprobt. Ziel des Feldtests<br />
war die Überprüfung möglicher Auswirkungen<br />
des Additivs auf den Motorbetrieb.<br />
Die Feldversuche wurden durch das<br />
Institut für ökologischen Landbau (Johann<br />
Heinrich von Thünen-Institut) in Trenthorst<br />
vom 01.03.2009 bis 31.12.2009 durchgeführt.<br />
Es wurden zwei baugleiche Ein-Tank-<br />
Schlepper (John Deere 7920, Umrüster:<br />
Vereinigte Werkstätten für Planzenöltechnologie)<br />
mit Common Rail-Technologie<br />
im <strong>Pflanzenöl</strong>betrieb betreut (Abb. 3). Die<br />
technischen Daten des <strong>Pflanzenöl</strong>schlep-<br />
Abb. 3: Schmierölkennwerte des Versuchsschleppers OD-19 in Abhängigkeit<br />
von den gefahrenen Betriebsstunden<br />
pers sind in Tabelle 2 aufgelistet.<br />
Der Referenzschlepper (Kfz-Kennzeichen<br />
OD-8) wurde mit reinem Rapsölraffinat<br />
aus der Hoftankstelle betrieben, während<br />
der Versuchsschlepper (Kfz-Kennzeichen<br />
OD-19) mit stabilisiertem Rapsölraffinat<br />
(Zugabe von 0,1 % Baynox® Plus) betrieben<br />
wurde. Im Abstand von 50 Betriebsstunden<br />
(Bh) wurden Motorenölproben<br />
entnommen und nachfolgend die kinematische<br />
Viskosität bei 40 °C (ASTM D 7042),<br />
der Rußgehalt (DIN 51452)<br />
sowie der <strong>Pflanzenöl</strong>gehalt<br />
(IR-Methode) analysiert (vgl.<br />
Abb. 4).<br />
Technische Nutzung<br />
Tab. 1: Oxidationsstabilität von vorgealtertem Rapsölraffinat bei 110 °C in Abhängigkeit von<br />
der Baynox® Plus-Konzentration und der Lagerdauer<br />
Zusatz<br />
Baynox® Plus [%]<br />
Oxidationsstabilität<br />
bei 110 °C [h], t = 0 d<br />
Oxidationsstabilität<br />
bei 110 °C [h], t = 80 d<br />
0,0 3,1 1,1<br />
0,1 10,4 9,1<br />
0,5 44,1 41,6<br />
Tab. 2: Technische Daten des <strong>Pflanzenöl</strong>schleppers John Deere 7920<br />
Kenngröße Einheit Wert<br />
Zylinderhub mm 129<br />
Zylinderbohrung mm 116<br />
Anzahl Zylinder - 6<br />
Hubvolumen cm³ 8.100<br />
Nenndrehzahl min-1 2.100<br />
Nennleistung kW 147<br />
Maximales Drehmoment Nm 969 bei 1.400 min-1<br />
Einspritzsystem - Hochdruck Common Rail<br />
Ventile - 2 Ventiltechnik<br />
Abgasnorm - EURO II<br />
Abgasturbolader - Turbolader mit Luft-zu-Luft Ladeluftkühlung<br />
Der Versuchsschlepper OD-19 wurde im<br />
Rahmen dieses Projekts 700 Bh ohne<br />
Schmierölwechsel betrieben. Die Kriterien<br />
für einen Ölwechsel liegen bei einem Viskositätsunterschied<br />
zwischen Frischöl und<br />
Gebrauchtöl von mehr als 25 %, einem<br />
Rapsölgehalt über 10 % und einem Rußgehalt<br />
von mehr als 3 %. Sobald einer<br />
dieser Parameter überschritten wird, wird<br />
ein Schmierölwechsel empfohlen, um<br />
Schäden am Fahrzeug zu verhindern. Anhand<br />
der ermittelten Kennwerte bestand<br />
jedoch keine Veranlassung bei 700 Bh einen<br />
Schmierölwechsel durchführen. Der<br />
Referenzschlepper OD-8 wurde im Rah-<br />
Abb. 4: Alle 50 Betriebsstunden wurde eine Motorprobe entnommen und die kinematische Viskosität<br />
bei 40 °C (ASTM D 7042) kontrolliert, sowie Ruß- und <strong>Pflanzenöl</strong>gehalt (DIN 51452 und<br />
IR-Methode) analysiert.<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2011 11
12<br />
Technische Nutzung<br />
men dieses Projektes 550 Bh eingesetzt.<br />
Es wurde festgestellt, dass auf der Basis<br />
der Ergebnisse der Schmierölanalytik auch<br />
bei dem Referenzschlepper kein Ölwechsel<br />
erforderlich gewesen wäre.<br />
Schlussfolgerungen<br />
und Ausblick<br />
Die Langzeitverfolgung der Oxidationsstabilität<br />
hat ergeben, dass Rapsölkraftstoff<br />
ohne Zugabe eines Antioxidationsmittels<br />
nach etwa einjähriger Lagerung im Tagesgang<br />
unter den gemäß DIN 51605 geforderten<br />
Grenzwert von mindestens sechs<br />
Stunden absinkt.<br />
Durch Stabilisierung des Rapsöls mit<br />
0,1 % „Baynox® Plus“ wird der Grenzwert<br />
bei einer Lagerung im Tagesgang von<br />
über 900 Tagen sicher eingehalten. Nach<br />
den vorliegenden Ergebnissen ist eine Reduzierung<br />
der Antioxidansmenge denkbar.<br />
Eine ausreichende Lagerstabilität kann<br />
auch mit einer niedrigeren Ausgangsoxidationsstabilität<br />
von z. B. zwölf Stunden<br />
sichergestellt werden. Auch vorgealterte<br />
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<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2011<br />
Kraftstoffchargen lassen sich durch entsprechende<br />
Additivierung wieder stabilisieren.<br />
Es konnten im Rahmen dieser Untersuchungen<br />
keine signifikanten Unterschiede<br />
in Abhängigkeit vom Behältermaterial<br />
festgestellt werden. Die eingesetzten Behälter<br />
aus unbeschichtetem Stahl und Polyethylen<br />
können eine vergleichbar gute<br />
Lagerqualität des Rapsölkraftstoffes gewährleisten.<br />
Im Rahmen eines Praxistests eines <strong>Pflanzenöl</strong>schleppers,<br />
der mit „Baynox® Plus“<br />
stabilisiertem Rapsölraffinat betrieben<br />
wurde, konnten keine negativen Auswirkungen<br />
durch das Additiv auf den Motorbetrieb<br />
festgestellt werden.<br />
Literaturverzeichnis<br />
[1] Remmele, E.; Stotz, K.; Witzelsperger, J.; Gassner, T.;<br />
Qualitätssicherung bei der dezentralen <strong>Pflanzenöl</strong>erzeugung<br />
für den Nicht-Nahrungsbereich - Technologische<br />
Untersuchungen und Erarbeitung von Qualitätssicherungsmaßnahmen.<br />
Berichte aus dem TFZ 12,<br />
Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum<br />
für nachwachsende Rohstoffe, Straubing (2007).<br />
[2] Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben „Additivierung<br />
von Rapsölkraftstoff zur Verbesserung der<br />
Oxidationsstabilität – Einflussfaktoren, ökologische<br />
Unbedenklichkeit und Applikation“ im Auftrag des<br />
BMELV / Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe<br />
(FKZ: 220023207), der Union zur Förderung von Oel-<br />
und Proteinpflanzen (Projekt-Nr. 540/071) sowie des<br />
Centre for Sustainable Energy Research e.V., Universität<br />
Rostock, Rostock (2008).<br />
[3] Bahl, B., Verbesserung der Oxidationsstabilität und<br />
des Kältefließverhaltens von Rapsölkraftstoff durch<br />
Zusatz von Additiven, Diplomarbeit, Universität Rostock<br />
(2006).<br />
[4] Richter, B.; Schümann, U.; Harndorf, H.; Langzeitstudie<br />
über den Einsatz von Antioxidantien in Rapsölkraftstoff,<br />
Vortrag im Rahmen des 3. Rostocker Bioenergieforum,<br />
Rostock, 14.-15. Oktober 2009.<br />
Kontakt<br />
Beate Richter, Ulrike Schümann, Horst<br />
Harndorf<br />
Universität Rostock, Lehrstuhl für Kolbenmaschinen<br />
und Verbrennungsmotoren<br />
Albert-Einstein-Str. 3<br />
18059 Rostock<br />
E-Mail: Beate.Richter3@uni-rostock.de<br />
Telefon: 0381-498 9157
10. Fachtagung Kraftstoff <strong>Pflanzenöl</strong><br />
vom 13.-14. Oktober 2011 in Dresden-Pillnitz<br />
Zum 10. Mal hat die Bundeskontaktstelle<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> in der Grüne Liga Sachsen, mit<br />
Unterstützung des Freistaates Sachsen, speziell<br />
dem sächsischen Landesamt für Umwelt,<br />
Landwirtschaft und Gartenbau, nun schon die<br />
Fachtagung Kraftstoff <strong>Pflanzenöl</strong> veranstaltet.<br />
Unermüdlich organisiert Michel Matke, Leiter<br />
der Bundeskontaktstelle, allen politischen Widrigkeiten<br />
zum Trotz, oder gerade deswegen,<br />
diese Tagung. Damit ist sie die älteste konstant<br />
durchgeführte <strong>Pflanzenöl</strong>tagung in Deutschland.<br />
Hier werden und wurden alle Themen<br />
der Kraftstoffnutzung von <strong>Pflanzenöl</strong>, regional<br />
– global, technisch, politisch, ökologisch und<br />
ökonomisch vorbereitet und diskutiert.<br />
Dieses Mal wurde bereits am Vorabend der<br />
Tagung der Auftakt mit einem Streitgespräch<br />
zur Bioenergie nach Fukushima gegeben. Im<br />
Ergebnis, nach aktiver Diskussion aller Anwesenden,<br />
zeigte sich, dass trotz immer wiederkehrender<br />
Anfeindungen die positiven Auswirkungen<br />
von regional erzeugter Bioenergie<br />
in der Region - überall auf der Welt – unbestreitbar<br />
sind. Regionale Biokraftstoffe werden<br />
dabei nicht die Mobilitätsproblematik lösen,<br />
können aber ein wichtiger Bestandteil eines<br />
effektiven Energiemixes sein – wenn man sie<br />
lässt.<br />
Das Rapsölkraftstoff hier in Deutschland effektiv<br />
eingesetzt werden kann, zeigten die Referate<br />
im Rahmen der Tagung . In seinem Beitrag<br />
mit dem kritischen Titel „Rapsölkraftstoff<br />
– Was soll das Ganze noch?“ wies Dr. Grunert,<br />
LfULG Sachsen, nach, dass unter Berücksichtigung<br />
des Futterwertes des Rapskuchens die<br />
Stefan Innerhofer, regineering<br />
Landwirtschaft bei einem durchschnittlichen<br />
Kraftstoffverbrauch von 110l/ ha lediglich 5%<br />
der Ackerfläche für die Kraftstoffproduktion<br />
bereitstellen müsse – in Anbetracht der Stillegungspläne<br />
von EU-Kommissar Ciolos eine<br />
Leichtigkeit, ohne die Ernährung zu gefährden.<br />
Frau Oehmichen vom DBFZ in Leipzig machte<br />
deutlich, dass im Pflanzenbau 40% der Treibhausgase<br />
durch den Einsatz von Mineraldüngern<br />
erzeugt würden und auch 43% von Feldemmissionen<br />
herührten. Immerhin 11% werden<br />
aber durch den Einsatz mineralischen Diesels<br />
hervorgerufen. Durch Substitution fossiler Energieträger<br />
kommt es damit zu Reduktion der<br />
Treibhausgase. Diese Maßnahme könnten die<br />
Landwirte selber umsetzen.<br />
Dass der Einsatz von Rapsöl in „Off-Road-Mo-<br />
Technische Nutzung<br />
toren“ technisch sinnvoll und realisierbar ist<br />
zeigte der Beitrag von Stefan Innerhofer, regineering.<br />
Gelöste Probleme der Vergangenheit<br />
wie Kaltstart mit reinem Rapsöl bis -10°C, oder<br />
der Kraftstoffeintrag ins Motorenöl sind genauso<br />
gelöst wie die Einhaltung der Abgasstufen.<br />
Abschließend bleibt den Organisatoren um<br />
Michel Matke und dem sächsischen Landesamt<br />
für Umwelt, Landwirtschaft und Gartenbau<br />
herzlich dafür zu danken, dass diese<br />
Veranstaltung wieder stattgefunden hat. Allen<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>freunden sei angeraten an der<br />
11. Fachtagung Kraftstoff <strong>Pflanzenöl</strong> (wieder)<br />
teilzunehmen. Der Tagungsband zur 10. Fachtagung<br />
kann bei der Grünen Liga Sachsen e.V.<br />
- Bundeskontaktstelle <strong>Pflanzenöl</strong> bestellt werden<br />
(pflanzenoel@grueneliga.de). (sf)<br />
4 Trümpfe für Sie<br />
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<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2011 13
14<br />
Technische Nutzung<br />
BHKW der Agrarkooperative in Kòmaros<br />
In Italien können Energieanlagen von einer<br />
Leistung unter 1 MW, die elektrische Energie<br />
aus reinen <strong>Pflanzenöl</strong>en gewinnen, am<br />
„All-inclusive-Tarif“ von 280 Euro/MWh/el<br />
für eine Dauer von 15 Jahren teilnehmen.<br />
Das Förderprogramm ist jedoch nicht an<br />
die Einhaltung bestimmter Auflagen über<br />
ein Wärmekonzept gebunden.<br />
Im Jahr 2007 hat die landwirtschaftliche<br />
Kooperative Kòmaros in Ancona (Marche,<br />
Italien) ihre Aktivität aufgenommen und<br />
produziert und nutzt reines Sonnenblumenöl<br />
zur Energiegewinnung. Die Kooperative<br />
hat etwa 100 Mitglieder und bietet ihren<br />
Mitgliedern die Möglichkeit, Vertragsanbau<br />
von Sonnenblumen als Alternative zu<br />
Mangold oder zur Auflockerung der Getreidefruchtfolge<br />
zu betreiben. Im Jahr 2007<br />
hat die Gesellschaft Verträge zu 250 Euro/t,<br />
2008 zu 260 - 270 Euro/t abgeschlossen. Im<br />
Oktober 2011 lag der Ankaufspreis für Sonnenblumenkerne<br />
bei etwa 320 - 350 Euro/t.<br />
In der gleichen Gegend liegt der aktuelle<br />
Preis für biologische Sonnenblumenkerne<br />
bei 450 - <strong>500</strong> Euro/t. In den Ernteperioden<br />
2010 und 2011 hat man mit den ortsansässigen<br />
Landwirten Verträge für knapp 400 ha<br />
abgeschlossen.<br />
Der Sonnenblumenanbau<br />
Sonnenblumen werden bis März ausgesät<br />
und etwa von der ersten Augusthälfte<br />
bis Ende September geerntet. Der typische<br />
Fruchtwechsel sieht den Anbau von Sonnenblumen<br />
nach zwei Jahren Weizen vor, aller-<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2011<br />
dings sind die Landwirte gerade dabei, die<br />
Erweiterung der Fruchtfolge mit Futtererbsen<br />
auszuprobieren, die Ende Mai / Anfang Juni<br />
geerntet werden. In diesem Fall wird die<br />
Sonnenblumensaat erst Anfang Juni auf den<br />
harten Boden ausgebracht und Ende September<br />
geerntet.<br />
Der Durchschnittsertrag bei Sonnenblumensamen<br />
liegt in der Gegend um Komaron<br />
2 - 2,5 t/h, bisweilen werden bis<br />
zu 3 t/ha erreicht. Die Produktionskosten<br />
variieren je nach Erntejahr; in den letzten<br />
beiden Jahren beliefen sie sich jedoch,<br />
einschließlich des Dreschens, auf etwa<br />
420 - 520 Euro/ha.<br />
Die dezentrale Ölmühle<br />
Kòmaros hat eine dezentrale Ölmühle in der<br />
Nähe der Mühle Grottini errichtet. Bei der<br />
Ankunft in der Mühle haben die Sonnenblumenkerne<br />
einen durchschnittlichen Feuchtegehalt<br />
von 7%. Nach der Reinigung werden<br />
die Kerne in drei 150-kg-Pressen verpresst.<br />
Die Ölausbeute liegt bei 34%<br />
Gereinigt wird das durch Rühren in Suspension<br />
gehaltene Öl durch Plattenfilter, die<br />
mit 40 abwaschbare Filtertüchern bespannt<br />
sind, die alle zwei Wochen von Hand gewaschen<br />
und gewechselt werden. Diese Reinigungsarbeit<br />
wird von Hand durchgeführt<br />
und nimmt etwa zwei Arbeitsstunden in Anspruch.<br />
In einem 15-h-Arbeitstag können<br />
so 2000 Liter Sonnenblumenöl produziert<br />
werden. Die Produktionskosten des Öls lagen<br />
2009 bei 750 - 800 Euro/t und sind im<br />
letzten Jahr auf etwa 850 - 900 Euro/t angestiegen.
Die regionale<br />
Nachfrage<br />
nach dem Presskuchen<br />
ist sehr stark. Der Preis des Presskuchens lag<br />
2009 bei 110 - 120 Euro/t frei Ölmühle. 2010<br />
hatte der Presskuchen Durchschnittswerte von<br />
220 Euro/t erreicht. Im September/Oktober<br />
2011 liegt der Preis des Sonnenblumenkern-<br />
Presskuchens bei etwa 160 - 180 Euro/t. Der<br />
Preis des Sonnenblumenkern-Presskuchens<br />
aus der Bio-Produktion betrug im Oktober<br />
240 - 270 Euro/t. Dank einer auf dem Dach<br />
der Halle installierten Fotovoltaik-Anlage von<br />
20 kWep verbraucht die Ölmühle keinen zugekauften<br />
Strom. Der Stromverbrauch der Ölmühle<br />
liegt bei 11 kWe.<br />
Die Kraft-Wärme-Kopplung<br />
Das in der Ölmühle gewonnene Öl kommt in<br />
einem von der Ölmühle etwa 20 km entfernten<br />
Blockheizkraftwerk, das bei den Sportanlagen<br />
Palarossini (Gemeinde Ancona) installiert wurde,<br />
zum Einsatz. Das Blockheizkraftwerk hat<br />
einen MAN-Motor mit 420 kWel Leistung mit<br />
einem Doppeltanksystem in einem Container.<br />
Im letzten Jahr hat die Anlage etwa 7000<br />
Stunden pro Jahr gearbeitet und Elektrizität für<br />
1 000 mittlere Haushalte erzeugt. Die Kosten<br />
für das Blockheizkraftwerk belaufen sich auf<br />
etwa 1.400 Euro/kWe, inklusive der Elektrizitätskabine<br />
(60.000 Euro).<br />
Das <strong>Pflanzenöl</strong> ist in zwei 25 m³-Erdtanks eingebracht,<br />
die abwechselnd alle 10 - 12 Tage<br />
neu befüllt werden. Von den Tanks wird das<br />
Öl in einen Innentank gepumpt und mit einer<br />
elektrischen Heizspirale auf etwa 70 °C<br />
aufgeheizt, bevor es in den Motor tritt. Der<br />
Motor verbraucht circa 2,5 t <strong>Pflanzenöl</strong> pro<br />
Tag. (Das entspricht etwa 232 - 235 g/kWh.)<br />
Die elektrische Energie wird in das öffentliche<br />
Netz eingespeist. Aus der Motorabwärme werden<br />
200 kWh Wärme gewonnen und aus den<br />
Abgasen 250 kWh. Die Wärme wird in einen<br />
Pufferspeicher (3 000 Liter) geleitet und zum<br />
Preis von 60 Euro/ MWh in das Leitungssystem<br />
des lokalen erdgasbetriebenen Heizkraftwerks<br />
geleitet. In den letzten drei Jahren musste die<br />
Betreibergesellschaft zeitweise bis zu 40 %<br />
des Öl-Jahresbedarfs an Palmöl zukaufen. Die<br />
Verwendung von Palmöl war aufgrund der<br />
extremen Verzögerungen bei der<br />
Verabschiedung der Fördergesetze<br />
für <strong>Pflanzenöl</strong> nicht<br />
zu vermeiden. Denn nur so<br />
konnte der Mindestpreis,<br />
der den Landwirten für die<br />
Sonnenblumensaat garantiert<br />
worden war, auch gehalten werden.<br />
Die relativ niedrige Zahl der Arbeitsstunden<br />
des Motors ist zurückführbar auf den Marktpreis<br />
des <strong>Pflanzenöl</strong>s, der dazu „verpflichtet“<br />
die Motoren auszuschalten und folglich keine<br />
Elektrizität zu produzieren.<br />
Fazit<br />
Komaros ist ein sehr interessantes Beispiel für<br />
einen annähernd geschlossenen Energiekreislauf,<br />
das jedoch mit dem gegenwärtigen Förderungssystem<br />
und den aktuellen Rohstoffpreisen<br />
dazu gezwungen ist, in kürze aufzugeben.<br />
Technische Nutzung<br />
Seit einem halben Jahr stehen 70 % der mit<br />
reinem <strong>Pflanzenöl</strong> betriebenen BHKW still. Mit<br />
einer Verschärfung der Situation ist zu rechnen,<br />
wenn nicht bald Gegenmaßnahmen ergriffen<br />
werden. Bis Ende 2012 sollen in Italien die<br />
Förderbedingungen zu überarbeiten. Der <strong>Pflanzenöl</strong>sektor<br />
hofft auf ein angemessenes Förderprogramm<br />
und auf eine darin festgeschriebene<br />
klare Differenzierung zwischen den verschiedenen<br />
Produktions- und Vertriebsketten, die<br />
unterschiedliche Kosten- und Investitionsstrukturen<br />
mit sich bringen.<br />
www.komarosagroenergie.it (Kòmaros ist der<br />
griechische Name von Arbutus unedo, dem<br />
Westliche Erdbeerbaum, der sehr oft in der Region<br />
Marche vorzufinden ist.)<br />
Eliseo Antonini – eliseo.antonini@web.de<br />
Übersetzung: Isabelle Burg<br />
� Agrargroßhandel<br />
� Lagerhaus, Umschlag<br />
� Getreide- und Ölsaaten<br />
� Holzpellets<br />
� Pfl anzenölproduktion<br />
Kleeschulte GmbH & Co. KG<br />
Bennenberg 6<br />
33142 Büren<br />
Tel. 02951-60050<br />
www.kleeschulte.de<br />
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„Die beste Energie wächst nach“<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2011 15
16<br />
Technische Nutzung<br />
<strong>500</strong>0 Stunden störungsfrei und umweltfreundlich<br />
mit Rapsölkraftstoff<br />
TFZ Straubing bestätigt Zuverlässigkeit von Rapsöltraktoren<br />
Nach sechs Jahren intensiver Begleitforschung<br />
an fünf rapsöltauglichen Traktoren,<br />
die auf staatlichen Versuchsgütern eingesetzt<br />
werden, ziehen die Wissenschaftler<br />
des Technologie- und Förderzentrums (TFZ)<br />
zusammen mit den Verantwortlichen der<br />
Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
(LfL) und des Bayerischen Staatsministeriums<br />
für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Forsten eine durchweg positive Bilanz:<br />
Rapsöltraktoren sind in vollem Umfang alltagstauglich<br />
und haben im Routineeinsatz<br />
ihre Robustheit unter Beweis gestellt. Somit<br />
kann Rapsölkraftstoff schon kurzfristig Dieselkraftstoff<br />
in der Land- und Forstwirtschaft<br />
ersetzen und so einen wesentlichen Beitrag<br />
zum Klimaschutz leisten. Die Weiterentwicklung<br />
von rapsöltauglichen Traktoren für die<br />
künftigen Abgasstufen IIIB und IV ist derzeit<br />
eine der wichtigsten Aufgaben.<br />
Mehr als <strong>500</strong>0 Betriebsstunden absolvierte<br />
inzwischen ein Fendt Farmer Vario 412, der<br />
bereits im Jahr 2003 von der Firma VWP an<br />
den <strong>Pflanzenöl</strong>betrieb angepasst wurde, am<br />
Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum (LVFZ) Kringell.<br />
Eine aktuelle Motorbefundung ließ keinen<br />
außergewöhnlichen Verschleiß erkennen.<br />
Ein von der Firma Hausmann umgerüsteter<br />
Deutz-Fahr Agrotron TTV 1160 verrichtet seit<br />
2006 dort ebenso tadellos und zuverlässig<br />
seinen Dienst. Auch ein Fendt 820 Vario und<br />
zwei John Deere 6930 Premium Traktoren der<br />
Abgasstufe IIIA mit Common Rail-Motoren,<br />
die von den Herstellern ab Werk für Rapsölkraftstoff<br />
freigegeben sind, erfüllen die<br />
hochgesteckten Erwartungen der staatlichen<br />
Versuchsbetriebe in Achselschwang und Grub.<br />
Das Abgasverhalten aller Traktoren war un-<br />
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<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2011<br />
term Strich mit Rapsölkraftstoff sogar besser<br />
als mit Diesel und veränderte sich über die gesamte<br />
Laufzeit nicht. Auch Leistung und Kraftstoffverbrauch<br />
blieben im Untersuchungszeitraum<br />
konstant. Projektleiter Dr. Klaus Thuneke<br />
vom TFZ stellt fest: „Rapsölkraftstoff nach DIN<br />
51605 in pflanzenöltauglichen Traktoren ist<br />
eine echte Alternative für die heimische Land-<br />
und Forstwirtschaft, wenn es darum geht,<br />
effizient und umweltschonend den ländlichen<br />
Raum zu bewirtschaften. Wir hoffen, dass<br />
die Landmaschinenindustrie auch weiterhin<br />
Traktoren für den Betrieb mit Rapsölkraftstoff<br />
anbietet, auch wenn momentan auf Grund<br />
der geringen Preisunterschiede zu Diesel die<br />
Nachfrage der Landwirte eher gering ist. Das<br />
TFZ sieht es als seine Aufgabe an, Land- und<br />
Forstwirte sowie Unternehmen beim Umbau<br />
der Energieversorgung hin zu erneuerbaren<br />
Energieträgern zu unterstützen.“ Gefördert<br />
werden die Aktivitäten durch das Bayerische<br />
Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Forsten.<br />
An den Bayerischen Lehr-, Versuchs- und<br />
Fachzentren sowie den Versuchsbetrieben<br />
sind mittlerweile schon neun <strong>Pflanzenöl</strong>traktoren<br />
im Einsatz und es sollen noch weitere<br />
hinzukommen: Bei Traktor-Neubeschaffungen<br />
werden Rapsöltraktoren bevorzugt. Das Bayerische<br />
Landwirtschaftsministerium geht mit<br />
gutem Beispiel voran und unterstützt aktiv<br />
den verstärkten Einsatz von Rapsölkraftstoff<br />
in der bayerischen Landwirtschaft als Strategie<br />
der kurzen Stoffkreisläufe und ortsnahen<br />
Wertschöpfung gemäß dem bayerischen<br />
Energiekonzept „Energie Innovativ“.<br />
Abb. 1: <strong>500</strong>0 Stunden störungsfrei und umweltfreundlich mit Rapsöl im Tank (Bild: TFZ)<br />
Neuer Name -<br />
bewährte Qualität
Rapsöl gegen Schaum<br />
Zusatzstoffe | Was auf Bier willkommen<br />
ist – eine schöne Schaumkrone – ist im<br />
Fermenter höchst unerwünscht. Beides<br />
hat dieselbe Ursache: hochmolekulare<br />
Proteine, die zusammen mit den Gasbläschen<br />
Schaum bilden. Für Biogasanlagen<br />
bietet sich Rapsöl als schaumbremsendes<br />
Mittel an.<br />
Die schaumbildenden Proteine stammen aus<br />
dem Getreide, das zum Bierbrauen oder als<br />
Substrat für die Biogasanlage verwendet wird.<br />
Von diesen Proteinen besitzen die verschiedenen<br />
Getreidesorten unterschiedlich viel.<br />
Wobei beim Roggen noch hinzukommt, dass<br />
dieser viele so genannte Pentosane enthält:<br />
6 - 8 % im Vergleich zum Weizen mit 2 - 3 %.<br />
Diese Pentosane bilden Schleimstoffe, die in<br />
Verbindung mit den Proteinen besonders stabile<br />
Schäume bilden. Diese Tatsache macht<br />
man sich beim Knäckebrotbacken positiv zu<br />
Nutze, aber im Biogasfermenter ist dieser stabile<br />
Schaum nicht erwünscht.<br />
Oberflächenspannung<br />
vermindern<br />
Durch Zusatz von Silikonöl kann eine unerwünschte<br />
Schaumbildung unterdrückt werden.<br />
Auch beim Brauen können, insbesondere<br />
wenn Roggen statt Gerste verwendet<br />
wird, kleinste Mengen Silikonöl zugesetzt<br />
werden, um eine Schaumbildung zu verhindern.<br />
Da der Einsatz von Fremdstoffen in Biogasanlagen<br />
problematisch ist (Aberkennung<br />
des Nawaro-Status, Probleme bei der weite-<br />
ren Verwendung des Gases und der Gärreste,<br />
usw.) werden für Biogasanlagen Möglichkeiten<br />
gesucht, die mit allen Vorgaben konform<br />
sind. Die Wirkungsweise von Ölen als<br />
Antischaummittel beruht auf der Verminderung<br />
der Oberflächenspannung. Dies gilt für<br />
alle Öle und somit auch für Rapsöl.<br />
Biologische Öle sind nicht inert, d.h. sie<br />
werden abgebaut. Dies ist in Biogasanlagen<br />
von Vorteil: Das Rapsöl ist ein weiterer Einsatzstoff.<br />
Außerdem entspricht Rapsöl den<br />
Nawaro-Kriterien des EEG.<br />
Ist Rapsöl aber auch genauso effektiv wie<br />
z. B. Silikonöl? Nein. Während bei künstlichen<br />
Antischaummitteln schon einige wenige<br />
Tropfen oder Mikrogramm pro Liter reichen,<br />
brauchen wir bei Raps-, Sonnenblumen-und<br />
anderen pflanzlichen Ölen 0,5 - 1,0 %, um<br />
effektiv Schaum zu verhindern. Bei einer<br />
täglichen Fütterungsmenge von 10 t sollten<br />
mindestens 50 kg Rapsöl mit zugegeben<br />
werden. Wie effektiv aber diese Menge dann<br />
tatsächlich arbeiten kann, hängt auch von<br />
der Umwälzung des Fermenterinhalts ab.<br />
Das Öl sollte sich an der Oberfläche möglichst<br />
ungestört verteilen können. Wird es<br />
immer wieder in den Fermenterinhalt untergemischt,<br />
kann es zum einen seine Wirkung<br />
auf die Oberflächenspannung nur bedingt<br />
entfalten und zum anderen wird es schneller<br />
durch die Bakterien im Fermenter abgebaut.<br />
In Fermentern, in denen das Öl sich gut auf<br />
der Oberfläche halten kann, wird auch bei<br />
hohen Fütterungsmengen an Roggen eine<br />
Schaumbildung effektiv verhindert bzw. bestehender<br />
Schaum abgebaut.<br />
Technische Nutzung<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
Aus einem Liter Rapsöl (0,92 kg) werden<br />
etwa 1,360 m3 Biogas mit einem Methangehalt<br />
von 55 % gebildet. Bei einer <strong>500</strong> kWel-<br />
Anlage werden im Durchschnitt etwa 38 t<br />
pro Tag gefüttert. Für eine effektive Schaumbremse<br />
müssten also mindestens 190 kg<br />
Rapsöl zugegeben werden. Für das Rapsöl<br />
müssen bei einem Literpreis von 0,84 Euro<br />
somit pro Tag etwa 160 Euro gezahlt werden,<br />
hierfür wird ein Stromerlös (bei 21.547 ct je<br />
kWh) von 133 Euro erzielt. Das heißt, zugekauftes<br />
Rapsöl ist aus energetischer Sicht<br />
nicht wirtschaftlich. Der geringe Fehlbetrag<br />
von 27 Euro täglich bei der <strong>500</strong> kWel-Anlage<br />
sind die Kosten für die Schaumvermeidung.<br />
Sie müssen mit anderen Maßnahmen zur<br />
Schaumvermeidung verglichen werden, wie:<br />
• andere Mittel zur Schaumvermeidung<br />
kaufen,<br />
• Fütterung der Anlage umstellen oder<br />
• mit geringerem Füllstand im Fermenter<br />
arbeiten.<br />
Außerdem muss auch der Reinigungsaufwand<br />
gegengerechnet werden für den Fall,<br />
dass Schaum vom Fermenter in die Gasleitung<br />
gedrückt wurde.<br />
Fazit<br />
Rapsöl kann für die meisten Anlagen effektiv<br />
als Schaumbremse eingesetzt werden.<br />
Lediglich bei Anlagen, die aus technischen<br />
Gründen keine effektive Ölschwimmschicht<br />
ermöglichen, ist dies nicht möglich. (mö)<br />
Dr. Matthias Plöchl,<br />
Bioenergie Beratung Bornim GmbH<br />
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<strong>Pflanzenöl</strong> 1 / 2011 17
18<br />
Global<br />
Bio-Sprit aus Jatropha<br />
Reinartz-Pressen erzeugen Energie in Afrika<br />
Jatrophaöl dient vor allem in den südlich gelegenen<br />
Anbaustaaten zunehmend als Rohstoff<br />
für Bio-Sprit. Davon profitiert auch die<br />
Maschinenfabrik Reinartz. Die Neusser Experten<br />
für Kaltpressverfahren beliefern daher<br />
auch immer häufiger Kunden in Afrika.<br />
Malawi und Senegal sind Länder, die sich bedingt<br />
durch ihre klimatischen Bedingungen<br />
hervorragend für den Anbau der genügsamen<br />
Purgiernuss eignen. Denn das Öl der Frucht<br />
gewinnt als Rohstoff für Bio-Sprit immer<br />
mehr an Bedeutung.<br />
Sowohl in Malawi als auch in Senegal unterstützt<br />
die Neusser Maschinenfabrik Reinartz<br />
derzeit Projekte, bei denen Jatrophaöl zur<br />
Verwendung als Biosprit erzeugt wird. So<br />
auch bei BERL (Bio Energy Resources Limited),<br />
einem malawischen Unternehmen, das<br />
2006 gegründet wurde. BERL hat es sich zur<br />
Aufgabe gemacht, nachhaltig gewonnen<br />
Bio-Kraftstoff aus Jatrophaöl zu vermarkten.<br />
Hinter BERL steht die niederländische Post,<br />
die als Investor an dem Unternehmen beteiligt<br />
ist. BERL etabliert in Malawi ein Anbau-<br />
Programm für Kleinbauern mit dem Ziel, Ja-<br />
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Anlagen zur Aufbereitung<br />
von Sonnenblumenkernen<br />
Der Anspruch an hochwertige und gesunde<br />
Nahrungsmittel wächst kontinuierlich.<br />
SCHULE ist darauf eingestellt.<br />
Ein Sonnenblumenkernöl, mit SCHULE<br />
Maschinen aufbereitet, wird in Deutschland als<br />
Bio-Qualität aus umweltgerechter Herstellung<br />
sehr erfolgreich vertrieben.<br />
F. H. SCHULE Mühlenbau GmbH<br />
Dieselstrasse 5, D-21465 Reinbek / Hamburg<br />
Phone: +49 40 727 71 0, Fax: +49 40 727 71 710<br />
schule@amandus-kahl-group.de<br />
www.schulefood.de<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2010<br />
trophaöl in größeren Mengen zu produzieren<br />
und es anschließend vor Ort zu vermarkten.<br />
Zu diesem Zweck hat BERL soeben von Reinartz<br />
eine AP15 erworben, die einen Durchlauf<br />
von rund einer Tonne Saatgut pro Stunde hat.<br />
Parallel zu diesem Projekt hat Reinartz gerade<br />
eine CompacTropha<br />
nach Senegal<br />
ausgeliefert. Die<br />
CompacTropha<br />
ist eine autarke<br />
Pressanlage zur<br />
Gewinnung von<br />
Jatropha-Öl bei<br />
gleichzeitiger<br />
Stromerzeugung.<br />
Ermöglicht wird<br />
dieses neuartige<br />
Verfahren durch<br />
die direkte Kombination<br />
zweier<br />
mobiler Schneckenpressen<br />
mit<br />
einem Generator<br />
zu einer autarken<br />
Einheit. Die jetzt<br />
von Reinartz verkaufte<br />
Compac-<br />
Tropha geht in<br />
die Region Kaolak<br />
südlich von Dakar<br />
– in eine Gegend,<br />
die sich für den Anbau<br />
von Jatropha<br />
besonders gut eignet.<br />
Reinartz hat<br />
die CompacTropha<br />
speziell an die be-<br />
sonderen Bedürfnisse des Kunden angepasst<br />
– eines französischen Investors, der im afrikanischen<br />
Biokraftstoff-Markt aktiv ist. Das<br />
neue Verfahren der CompacTropha kommt<br />
vor allem in Ländern Afrikas, Asiens sowie<br />
Mittel- und Südamerikas zum Einsatz – also<br />
überall dort, wo Jatropha auf kargem Ödland<br />
angebaut wird.<br />
Eindeutige Vorteile der CompacTropha sind<br />
Autonomie und Flexibilität bei der Standortwahl.<br />
War die Ölgewinnung bislang ausschließlich<br />
durch den Export des Saatguts<br />
möglich, so kann das Öl nun nicht nur direkt<br />
vor Ort gewonnen werden, sondern wird<br />
auch in einem zweiten Schritt mithilfe eines<br />
Generators zu Strom weiter verarbeitet. „Mit<br />
der mobilen Container-Presse haben auch<br />
kleine Dörfer abseits der großen Städte die<br />
Möglichkeit, selbst günstig Strom für den Eigenbedarf<br />
zu produzieren“, so Michael Moll,<br />
Geschäftsführer der Neusser Maschinenfabrik<br />
Reinartz, die die Container-Presse in Kooperation<br />
mit der Wellmann GmbH aus Halle<br />
/ Westfalen entwickelt hat. Wellmann ist Experte<br />
auf dem Gebiet der Anlagentechnik für<br />
verfahrenstechnische Produktionsprozesse.<br />
Die CompacTropha kann mittels zweier integrierter<br />
Pressen insgesamt 400 Kilogramm<br />
Saatgut pro Stunde verarbeiten und direkt vor<br />
Ort Strom erzeugen. Bis zu 140 Liter Rohöl<br />
gewinnt diese Presse stündlich und erzeugt<br />
so bis zu 400 Kilowatt Strom. Ein weiteres Jatrophaprojekt<br />
der Maschinenfabrik Reinartz,<br />
das sich mit der Optimierung des Produktionsverfahrens<br />
beschäftigt, wird vom Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Technologie<br />
aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />
Bundestages gefördert.
Global<br />
Curcas Oil N.V. lanciert als einer der ersten Jatropha Biotreibstoffhersteller<br />
den Prozess zur Erlangung der ISCC-Zertifizierung<br />
Die Curcas-Oil N.V. hat in einem ersten<br />
Schritt ihre thailändische Tochtergesellschaft<br />
„Alternative Energy Manufacturing<br />
Ltd.“ am 16. August 2011 bei der International<br />
Sustainability and Carbon Certification<br />
e.V. (ISCC) in Köln registrieren<br />
lassen. Mit der Auditierung wurde die TÜV<br />
Rheinland Cert GmbH beauftragt. Nach<br />
der Erlangung der Zertifizierung der thailändischen<br />
Tochtergesellschaft (geplant<br />
Q4/2011) werden die Tochtergesellschaften<br />
von Curcas Oil N.V., „Curcas Oil Philippines<br />
Inc.“ und „PT Pengembangan Jarak<br />
Indonesia“ mit dem Know-how aus dem<br />
thailändischen Pilotprojekt mit eigenem<br />
Personal die Vorarbeiten zur Auditierung<br />
komplettieren. Auch in diesen Landesgesellschaften<br />
wird TÜV Rheinland Cert<br />
GmbH als Zertifizierungsstelle eingesetzt<br />
Hauptlieferant für die <strong>Ölpresse</strong>n von<br />
Curcas oil in Asien ist das Unternehmen<br />
Naturefuel Osnabrücker Ölmühle.<br />
Zunächst hat Curcas oil hier kleinere<br />
<strong>Ölpresse</strong>n bezogen, denn im Rahmen<br />
mehrerer großflächiger Versuche mit<br />
dezentralen Anlagen prüft Curcas oil<br />
in mehreren Ländern zunächst um die<br />
Akzeptanz der lokalen Bevölkerung gegenüber<br />
dem Anbau und der Verwertung<br />
von Jatropha, aber auch die logistischen<br />
Möglichkeiten in den Anbauländern.<br />
Heute laufen in Thailand und den Philippinen<br />
mehrere modulare Anlagen<br />
des Typs <strong>NF</strong> 48. Naturefuel hat sich auf<br />
die Märkte in Schwellen- und Entwicklungsländern<br />
spezialisiert und führ vor<br />
werden. Die beiden Tochtergesellschaften<br />
in den Philippinen und in Indonesien sollen<br />
bis Mitte 2012 ebenfalls zertifiziert sein.<br />
Hintergrund des Zertifizierungsverfahrens<br />
ist die im Jahr 2009 von der EU festgelegte<br />
nachhaltige Produktion von Biomasse (Erneuerbare-Energien-Richtlinie<br />
(2009/28/<br />
EU). Deutschland hat diese EU-Richtlinie<br />
bereits in der nationalen Gesetzgebung<br />
(in der Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung<br />
und Biomassestrom-Nachhaltigkeitsverordnung)<br />
umgesetzt. Demnach<br />
sind Unternehmen, die eine Vergütung<br />
im Rahmen des Erneuerbaren Energien<br />
Gesetzes (EEG) oder eine Anrechnung auf<br />
die Biokraftstoffquote erreichen wollen,<br />
verpflichtet, ab dem 01.01.2011 nachzuweisen,<br />
dass ihre Rohstoffe gemäß der<br />
Nachhaltigkeitsverordnungen produziert<br />
Ort Schulungen für das Personal durch.<br />
Die Pressen des Typs <strong>NF</strong> <strong>500</strong>, P10 und<br />
der modularen Anlage 48 sind sehr robust<br />
ausgelegt, einfach zu warten und<br />
zu reparieren. „Wir verzichten in unseren<br />
Anlagen bewusst auf High Tech-<br />
Komponenten und SPS- Steuerungen<br />
und verwenden Keilriemenantriebe, damit<br />
unsere Anlagen mit den einfachen<br />
Mitteln, die in Schwellen- und Entwicklungsländern<br />
zu Verfügung stehen,<br />
instandgehalten werden können“, so<br />
Naturefuel-Geschäftsführer Joachim Lill.<br />
Das Unternehmen baut und entwickelt<br />
nicht nur Ölpresstechnik, sondern bietet<br />
seinen Kunden komplette Anlagen einschließlich<br />
Filter- und Fördertechnik an.<br />
wurden. ISCC (www.iscc-system.org) setzt<br />
diese gesetzlichen Anforderungen auf allen<br />
Stufen des Produktionsprozesses um.<br />
Curcas Oil N.V. trägt mit der Zertifizierung<br />
ihrer Konzerntöchter dem Gesetz im Hinblick<br />
auf Nachhaltigkeit Rechnung. Durch<br />
den nachweislich nachhaltigen Anbau verbessert<br />
die Gesellschaft die Absatzmöglichkeiten<br />
der Produkte.<br />
Jatrophasträucher werden in einem Reihenabstand<br />
von 2,5m gepflanzt. Curcas<br />
oil Phillipines hat daher begonnen, Erdnüsse<br />
zwischen den Jatrophasträuchern<br />
anzupflanzen. Normalerweise können<br />
die ersten Jatrophanüsse nach 12-15<br />
Monaten von den Jungpflanzen geerntet<br />
werden. Durch den Anbau von<br />
Erdnüsse könne bereits sehr viel schneller<br />
Erträge erzielt werden. Die Erdnüsse<br />
werden nur den bis zu zwei Jahre alten<br />
Jatrophabeständen angebaut, solange<br />
diese noch genügend Licht und Platz für<br />
die Erdnusspflanzen lassen. In diesen<br />
zwei Jahren können alle vier Monate<br />
Erdnüsse geerntet werden. So können<br />
auf ehemaligem Brachland bis zu 1000<br />
kg Erdnüsse und 3000 kg Jatropha pro<br />
Hektar und Jahr geerntet werden. Zwar<br />
liegen die Erdnusserträge sehr viel niedriger<br />
als auf gutem Boden, allerdings<br />
verbessert der Erdnussanbau dennoch<br />
den Verdienst der Bauern und verhindert<br />
außerdem das Unkrautwachstum. Der<br />
Zwischenfruchtanbau wird derzeit auf<br />
300 Hektar betrieben; in Indonesien und<br />
Thailand soll ebenfalls damit begonnen<br />
werden.<br />
Anzeige
20<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>praxis<br />
Status quo der dezentralen Ölgewinnung<br />
Ergebnisse einer bundesweiten Befragung<br />
Kurzbeschreibung<br />
Mitte 2011 führte das Technologie- und Förderzentrum<br />
(TFZ) eine schriftliche Befragung<br />
bei Betreibern dezentraler Ölmühlen durch.<br />
Seit der Umfrage 2007 hat sich zum Stand<br />
Juni 2011 die Anzahl der Ölmühlen von 585<br />
auf 274 tatsächlich in Betrieb befindliche<br />
Ölmühlen verringert. Weitere 126 Ölmühlen<br />
sind vorübergehend stillgelegt. Im Jahr 2010<br />
wurden hochgerechnet auf 290 dezentrale<br />
Ölmühlen 368.000 t Saat verarbeitet. Der<br />
Anteil Rapsölkraftstoff an der Ölproduktion<br />
sank seit 2007 von 58 % auf 35 % in 2010.<br />
Insgesamt wurden 125.000 t Rapsöl und<br />
243.000 t Presskuchen erzeugt. Die verarbeitete<br />
Menge Rapssaat entspricht etwa 6,5 %<br />
der deutschen Rapsernte 2010 [4].<br />
Problemstellung<br />
Seit der letzten Umfrage bei Betreibern<br />
Dezentraler Ölmühlen Mitte 2007 haben<br />
sich die wirtschaftlichen und gesetzlichen<br />
Rahmenbedingungen für den Absatz von<br />
Rapsölkraftstoff stark verändert. Vergleichsweise<br />
niedrige Mineralölpreise, der hohe<br />
Rapssaatpreis, die Energiesteuer auf reine<br />
Biokraftstoffe, die negative Wahrnehmung<br />
der Biokraftstoffe in der Öffentlichkeit sowie<br />
zuletzt die Umsetzung der Biokraftstoff-<br />
Nachhaltigkeitsverordnung und die höheren<br />
Anforderungen der DIN 51605 verringern<br />
die Wettbewerbsfähigkeit von dezentralen<br />
Ölmühlen. Zuletzt ging der Rapsölkraftstoffabsatz<br />
von seinem Maximum mit 772.000 t<br />
im Jahr 2007 auf 61.000 t im Jahr 2010 zurück<br />
[3]. Diese Entwicklungen bleiben nicht<br />
ohne Auswirkung auf die Branche „Dezentrale<br />
Ölgewinnung“.<br />
Zielstellung<br />
Ziel der Umfrage 2011 war es, aktuelle<br />
Daten zu Massenströmen der eingesetzten<br />
Rohstoffe und der erzeugten Produkte zu<br />
erfassen. Abgefragt werden sollten neben<br />
den allgemeinen Daten zum Betreiber bzw.<br />
dem derzeitigen Betriebsstatus, grundlegende<br />
Informationen zur technischen Ausstattung,<br />
Preise und Erlöse sowie Daten zu<br />
Absatz und Vertrieb. Im Weiteren wurde der<br />
Stand der Umsetzung der ab 2012 gültigen<br />
höheren Anforderungen der DIN 51605 und<br />
der Umsetzung der Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung<br />
sowie zur Nutzung der<br />
Gütesiegel -bei Speiseöl ermittelt. Schließlich<br />
sollte die Zufriedenheit der Ölmühlenbetreiber<br />
und deren Zukunftserwartungen<br />
abgefragt werden.<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2/ 2011<br />
Vorgehensweise<br />
Die schriftliche Umfrage [6] wurde in Anlehnung<br />
an die Befragungen aus dem Jahr<br />
2004 [7] und 2007 [8] durchgeführt. Ende<br />
April 2011 wurden 571 Fragebögen an mutmaßliche<br />
Betreiber dezentraler Ölmühlen<br />
versandt. Alle nicht-antwortenden Ölmühlenbetreiber<br />
wurden zusätzlich telefonisch<br />
zur Rückantwort motiviert bzw. nochmals<br />
telefonisch kontaktiert, um zumindest den<br />
derzeitigen Betriebsstatus (in Betrieb, vorübergehend<br />
stillgelegt, endgültig stillgelegt)<br />
zu erfassen.<br />
Bezogen auf den bereinigten Adressdatenbestand<br />
wurde eine Rücklaufquote von 42 %<br />
erreicht. Es konnten 167 Fragebögen ausgewertet<br />
werden.<br />
Ergebnisse<br />
Während 1999 79, 2004 219 und 2007<br />
585 dezentrale Ölmühlen existent waren<br />
Abb. 1: Standorte dezentraler Ölmühlen in Deutschland – Stand Juni 2011<br />
[2] [7] [8], waren Ende 2010 nur noch 290<br />
dezentrale Ölmühlen in Betrieb und 112<br />
Ölmühlen waren vorübergehend stillgelegt.<br />
Die Standorte der zum Juni 2011 existenten<br />
400 Ölmühlen in Deutschland, davon 274 in<br />
Betrieb und 126 vorübergehend stillgelegt<br />
zeigt Abbildung 1. 126 Ölmühlen wurden<br />
endgültig stillgelegt. Nach den zahlreichen<br />
Inbetriebnahmen 2005 und 2006 mit in<br />
Summe 97 Anlagen [8] wurden seit 2008<br />
nur mehr vier Ölmühlen neu errichtet. 38 %<br />
aller Anlagen befinden sich in Bayern, 16 %<br />
in Baden-Württemberg und je knapp 10 %<br />
in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und<br />
Rheinland-Pfalz mit vergleichsweise höheren<br />
durchschnittlichen Saatverarbeitungskapazitäten.<br />
Seit 2007 nahm die Zahl der Stilllegungen<br />
Jahr für Jahr zu. Zuletzt wurden 2010 66 Anlagen<br />
stillgelegt, davon 44 vorübergehend<br />
und 22 endgültig.
Die theoretische Saatverarbeitungskapazität<br />
im Jahr 2010 liegt bei 307 kg/h. Hochgerechnet<br />
auf 402 noch existente Anlagen könnten<br />
741.000 t Rapssaat (Betrieb bei Nennleistung,<br />
angestrebten 250 Presstagen und<br />
24-Stunden-Betrieb) gepresst werden. Dies<br />
entspräche ca. 13 % der deutschen Rapsernte<br />
2010 [4]. Im Jahr 2007 hätten noch 20 %<br />
der Ernte dezentral verarbeitet werden können<br />
[8]. Tatsächlich wurden 2010, unter Berücksichtigung<br />
der Auslastung der einzelnen<br />
Pressen, von 162 antwortenden Betrieben<br />
187.000 t Saat verarbeitet.<br />
Damit wären pro Betrieb durchschnittlich<br />
1.154 t Saat jährlich gepresst worden. Aus<br />
den Angaben zur tatsächlich gepressten<br />
Masse Ölsaaten, berechnet sich eine Summe<br />
von 209.<strong>500</strong> t Ölsaaten im Jahr 2010 für 167<br />
Betriebe.<br />
Von 149 Ölmühlen wurden 189.200 t Rapssaat<br />
gepresst. Dies entspricht in etwa einer<br />
durchschnittlichen tatsächlichen Saatverarbeitungskapazität<br />
von etwa 210 kg/h. Hochgerechnet<br />
auf 290 dezentrale, in Betrieb befindliche<br />
Ölmühlen wurden 2010 368.000 t<br />
Rapssaat gepresst und daraus 125.000 t Öl<br />
und 243.000 t Presskuchen hergestellt.<br />
Der Produktionsschwerpunkt liegt 2010 bei<br />
56 % der Betriebe in der Herstellung von<br />
Rapsölkraftstoff, 19 % stellen Speiseöl, 18 %<br />
Futteröl und 7 % Öl zur Umesterung bzw.<br />
technische Öle her.<br />
Bezogen auf die hochgerechnete Gesamtmenge,<br />
des in dezentralen Ölmühlen im<br />
Jahr 2010 tatsächlich erzeugten Öls, wurden<br />
ca. 43.800 t (35 %) als Rapsölkraftstoff<br />
(23.900 t mobil, 19.900 t BHKW), 37.900 t<br />
(30 %) als Grundöl zur Umesterung, 27.600 t<br />
(22 %) als Futteröl, 8.300 t (6,6 %) als Speiseöl<br />
und 7.400 t (5,9 5) Öl für sonstige technische<br />
Zwecke vermarktet, wie Abbildung 2<br />
zeigt.<br />
Der Presskuchen wird zu nahezu 100 % als<br />
wertvolles Eiweißfuttermittel abgesetzt.<br />
Im Durchschnitt sind pro Betrieb zwei Pressen<br />
installiert. Die durchschnittliche theoretische<br />
Saatverarbeitungskapazität pro<br />
Anteil am erzeugtem Öl<br />
50<br />
%<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
43.800<br />
35% 37.900<br />
30%<br />
27.600<br />
22%<br />
Kraftsto� Umesterung Futteröl Speiseöl Technisches Öl<br />
Verwendungszweck des erzeugten Öls<br />
Abb 2: Verwendungszweck des im Jahr 2010 in dezentralen Anlagen erzeugten<br />
Öls<br />
Betrieb beträgt 307 kg/h, 2007 betrug diese<br />
noch 375 kg/h. Für die Kapazitätsauslastung<br />
2010 errechnet sich aus den Angaben zu den<br />
einzelnen Pressen ein arithmetischer Mittelwert<br />
von 45,5 %. Abbildung 3 zeigt den<br />
Anteil der <strong>Ölpresse</strong>n verschiedener Hersteller<br />
und deren Anteil an der Gesamtverarbeitungskapazität<br />
dezentraler Ölmühlen.<br />
Beispielsweise stammen 35 % aller installierten<br />
Pressen vom Hersteller screwpress GmbH<br />
– Kern-Kraft, wobei diese nur 10 % der Gesamtverarbeitungskapazität<br />
ausmachen. Die<br />
Pressen der Maschinenfabrik Reinartz GmbH<br />
tragen hingegen zu fast der Hälfte (44 %) der<br />
Gesamtsaatverarbeitungskapazität bei, obwohl<br />
sie nur einen Anteil von 13 % bezogen auf die<br />
Anzahl installierter Pressen ausmachen.<br />
Um die ab 2012 gültigen neuen Grenzwerte<br />
der DIN 51605 [5] einhalten zu können,<br />
müssen die Ölmühlen Nachbehandlungsverfahren<br />
einsetzen. 36 % der Kraftstoff produzierenden<br />
Betriebe verwenden heute schon<br />
Zuschlagstoffe. Von den angegebenen Zusatzstoffen<br />
werden zu 33 % Kieselgur, 22 %<br />
Bleicherde und 18 % Cellulose eingesetzt.<br />
Dabei können bisher nur vereinzelt die ab<br />
2012 gültigen Grenzwerte eingehalten werden.<br />
Die Ölmühlen befinden sich in der Probephase<br />
und wünschen sich mehr Informationen<br />
und Schulungen zu diesem Verfahren.<br />
Mehr als drei Viertel der Betriebe geben aktuell<br />
an, ein Qualitätsmanagementsystem zu<br />
befolgen, lediglich 24 % der Betriebe arbeiten<br />
ohne Qualitätskontrollen. Dabei wenden 66 %<br />
der Kraftstoffproduzenten, 82 % der Speiseölhersteller,<br />
60 % der Futterölhersteller und 55 %<br />
der Presskuchenerzeuger ein Qualitätsmanagement<br />
für das jeweilige Produkt an.<br />
An der DLG-Prämierung zur Qualitätskennzeichnung<br />
für Speiseöle nehmen 10 % aller<br />
58 Betriebe, die Speiseöl produzieren, teil.<br />
17 % nehmen an der DGF-Prüfung teil (zwei<br />
Betriebe bei beiden).<br />
Zukünftig planen 21 % der Betriebe, an<br />
einem Prüfsystem teilzunehmen. 31 Betriebe<br />
geben als Produktionsschwerpunkt Speiseöl<br />
an. In dieser Gruppe verteilt sich die Teilnah-<br />
8.300<br />
7%<br />
n = 144 Betriebe<br />
7.400<br />
6%<br />
50<br />
%<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>praxis<br />
me an einem Verfahren zur Auslobung von<br />
Speiseölen auf 32 % DGF-Prüfung und 19 %<br />
DLG-Prämierung. Hemmnisse für kleine Ölmühlen<br />
stellen vor allem die Kosten dar.<br />
Die Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung<br />
(Biokraft-NachV) [1] trat zum 01.01.2011 in<br />
Kraft und soll die Nachhaltigkeit der Produktion<br />
von Biokraftstoffen sichern. Hersteller<br />
von <strong>Pflanzenöl</strong>en zur weiteren Verwendung<br />
als Kraftstoff müssen sich entsprechend zertifizieren<br />
lassen. Bei 60 % der Kraftstoff produzierenden<br />
Ölmühlen liegt bereits eine Zertifizierung<br />
vor (68 Ölmühlen nach REDcert, 3<br />
Ölmühlen nach ISCC). 4 % wollen sich noch<br />
zertifizieren lassen, 19 % wollen dies nicht<br />
und 17 % machen keine Angaben. Generell<br />
wird der sehr hohe bürokratische Aufwand<br />
mit dem nicht zu erkennendem ökologischen<br />
Nutzen beklagt, vor allem weil es sich um eine<br />
deutsche „Insellösung“ handele, die außerdem<br />
zu schnell – mit den damit verbundenen<br />
Schwierigkeiten – in Kraft getreten sei.<br />
Die Einschätzung der Vermarktungschancen<br />
von Rapsölkraftstoff wird seit 2008 mit jedem<br />
Jahr schlechter bewertet, wie Abbildung 4<br />
zeigt. Der erkennbaren Verunsicherung im Jahr<br />
2007 folgt im Jahr 2011 Resignation, die sich<br />
in den schlechten politischen Rahmenbedingungen<br />
(EStG), dem hohen Bürokratieaufwand<br />
(Zoll, Biokraft-NachV), den hohen Rohstoffpreisen,<br />
dem geringen Absatz und dem schlechten<br />
Image von Biokraftstoffen begründet.<br />
Der Presskuchenabsatz als wertvolles heimisches<br />
Eiweißfuttermittel dagegen wird<br />
sehr positiv bewertet und könnte bei besseren<br />
Absatzmöglichkeiten des Öls wohl gesteigert<br />
werden.<br />
Die regionale Ausrichtung der dezentralen<br />
Ölsaatenverarbeitung spiegelt sich im Einkauf<br />
der Saat bzw. im Vertrieb der Produkte<br />
wider. 23 % der Ölmühlenbetreiber verarbeiten<br />
Ölsaaten aus der eigenen Erzeugung<br />
und 20 % der Betriebe verbrauchen den anfallenden<br />
Presskuchen im eigenen Betrieb.<br />
Je etwa ein Viertel der Ölmenge wird ausschließlich<br />
im eigenen Betreib genutzt, bzw.<br />
in einem Radius von 25 km, von 26-50 km<br />
<strong>Ölpresse</strong>n<br />
Verarbeitungsqualität<br />
Abb. 3: Anteil der installierten <strong>Ölpresse</strong>n verschiedener Hersteller und deren Anteil<br />
an der Gesamtverarbeitungskapazität Kraftstoff <strong>Pflanzenöl</strong> – 10. Fachtagung 2011<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 1/ 2011<br />
21
22<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>praxis<br />
und von mehr als 50 km abgesetzt.<br />
Mitte des Jahres 2011 würden 36 % der antwortenden<br />
Betriebe, falls sie erneut vor der<br />
Entscheidung stünden, wieder eine Ölmühle<br />
bauen; rund zwei Drittel der Betriebe dagegen<br />
würden dies nicht mehr tun. Im Jahr 2007<br />
hätten noch 57 % aller Befragten wieder eine<br />
Ölmühle errichtet, im Jahr 2004 sogar 81 %.<br />
Die in den Betrieb einer dezentralen Ölmühle<br />
gesteckten Erwartungen haben sich häufig<br />
nicht erfüllt. Einzig bei den Speiseölherstellern<br />
herrscht eine überwiegend positive Einschätzung:<br />
rund zwei Drittel der befragten Betriebe<br />
würden wieder, falls sie erneut vor der Entscheidung<br />
stünden, investieren.<br />
Die Autoren<br />
Rita Haas, wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
Dr. Edgar Remmele (Kontakt)<br />
Leiter des Sachgebiets Biogene Kraft-,<br />
Schmier- und Verfahrensstoffe im Technologie-<br />
und Förderzentrum (TFZ) am Kompetenzzentrum<br />
für Nachwachsende Rohstoffe<br />
Schulgasse 18<br />
D-94315 Straubing<br />
poststelle@tfz.bayern.de<br />
Danksagung<br />
Die Autoren danken der Union zur Förderung<br />
von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) für<br />
die Finanzierung des Vorhabens.<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 1/ 2011<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
2011<br />
BDOel e. V. und BVP e. V.<br />
Literatur<br />
[1] Anon. (2009): Verordnung über die Anforderungen an<br />
eine nachhaltige Erzeugung von Biomasse zur Verwendung<br />
als Biokraftstoff (Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung<br />
– Biokraft-NachV) vom 30. September 2009.<br />
Bundesgesetzblatt. Jahrgang 2009 Teil 1, Nr. 65, S. 3182<br />
- 3212<br />
[2] Brenndörfer, M. (1999): Ergebnisse einer bundesweiten<br />
Umfrage zum Stand dezentraler Ölsaatenverarbeitung.<br />
In: Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft<br />
e.V. (Hrsg.): Dezentrale Ölsaatenverarbeitung.<br />
Münster-Hiltrup: Landwirtschaftsverlag GmbH, S. 91-99,<br />
ISBN 3-7843-2101-1<br />
[3] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
(2011): Erneuerbare Energien-Statistik<br />
(AGEE-Stat); Referat KI III 1<br />
[4] Deutscher Raiffeisenverband e.V. (2011): Ernteschätzung:<br />
Knapp 23 Prozent weniger Raps als im Vorjahr.<br />
Internet: www.agrarheute. com vom 19.05.2011<br />
Rapsölkraftsto�<br />
101<br />
105<br />
105<br />
105<br />
2008<br />
Presskuchen<br />
84<br />
2009<br />
91<br />
2010<br />
91<br />
2011<br />
90<br />
sehr gut gut schlecht sehr schlecht<br />
Abb. 4: Bewertung des Absatzes von Rapsölkraftstoff und Presskuchen als Futtermittel.<br />
Status Quo und Perspektiven einer Verbändeverschmelzung<br />
Die Gründungsversammlung des BDOel e.V.<br />
fand 17. Juni 2005 statt. Die vorerst involvierten<br />
Ölmühlen hatten überwiegend ihre<br />
organisatorische Heimat in den regionalen<br />
Maschinenringen, welche in dem Arbeitskreis<br />
„<strong>Pflanzenöl</strong>“ des Bundesverbandes der Maschinenringe<br />
e. V. bereits zuvor zusammenfanden.<br />
So gehörten z. B. in Bayern über 90 %<br />
der Ölmühlen zu dieser Kategorie. Neben diesen<br />
gruppierten sich auch Vertreter, die keine<br />
Ölmühlen betreiben, sondern im peripheren<br />
Bereich aktiv waren und schließlich private Ölmühlen,<br />
die unabhängig von den Maschinenringen<br />
entstanden und wirtschafteten. Diese<br />
konnten im Lauf der folgenden Jahre zunehmend<br />
als Verbandmitglieder integriert werden.<br />
Derzeit hat der BDOel e. V. rund 70 Mitglieder.<br />
Bundesverband <strong>Pflanzenöl</strong>e<br />
(BVP) e. V.<br />
Die Ursprünge des BVP e. V. lagen zeitlich relativ<br />
weit vor denen des BDOel e. V. im Jahr<br />
2001. Während der BDOel e. V. sich schwerpunktmäßig<br />
mit den Herausforderungen der<br />
Ölmühlen befasste, waren die Interessen im<br />
BVP e. V. eher im technischen Bereich zu verorten.<br />
Daher fanden sich vor allem Entwickler<br />
von Motorentechnik, beispielsweise Motorenumrüster<br />
in seinen Reihen ein. In der Folgezeit<br />
wuchs der Verband auf heute rund 120<br />
Mitglieder an. Öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen,<br />
wie bspw. die Alpenfahrt, lenkten<br />
die Aufmerksamkeit auf das innovative Potenzial,<br />
welches sich mit <strong>Pflanzenöl</strong> als Säule im<br />
Mobilitätssektor plötzlich eröffnete. Dies wurde<br />
umso interessanter, da sich in dieser Zeit<br />
die Energiepolitik in eine vollkommen neue<br />
Richtung entwickelte. Aufgrund der zunächst<br />
als divergierend empfundenen Arbeitsbereiche<br />
beachteten die beiden Verbände anfangs einander<br />
kaum bzw. sahen keine Notwendigkeit<br />
einer intensivierten Kooperation, stimmten<br />
doch die gegebenen Rahmenbedingungen für<br />
eine aussichtsreiche Entwicklung optimistisch.<br />
Anzahl der Betriebe n<br />
[5] Deutsches Institut für Normung e.V. (2010): DIN 51506.<br />
Kraftstoffe für pflanzenöltaugliche Motoren – Rapsölkraftstoff<br />
– Anforderungen und Prüfverfahren. Berlin:<br />
Beuth Verlag GmbH, 16 Seiten<br />
[6] Haas, R.; Remmele, E. (2011): Status quo der dezentralen<br />
Ölgewinnung – eine bundesweite Befragung. Berichte<br />
aus dem TFZ. Straubing: Technologie- und Förderzentrum<br />
im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe, 69<br />
Seiten (im Druck)<br />
[7] Stotz, K.; Remmele, E. (2005): Daten und Fakten zur<br />
dezentralen Ölgewinnung in Deutschland. Berichte aus<br />
dem TFZ, Nr. 3. Straubing: Technologie- und Förderzentrum<br />
im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe,<br />
53 Seiten<br />
[8] Uhl, A.; Haas, R.; Remmele, E. (2007): Befragung von Betreibern<br />
dezentraler Ölsaatenverarbeitungsanlagen. Berichte<br />
aus dem TFZ, Nr. 15. Straubing: Technologie- und<br />
Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende<br />
Rohstoffe, 68 Seiten<br />
Erst als die Folgewirkungen Projekt: Logo bdoel - tec Datum: 10.10.2011 der politischen<br />
ProjectPartner Westring 1 02951 93794-10<br />
Auftraggeber: BDOel Version: 1.2.3.<br />
Weichenstellungen im Jahr 2006 durch die<br />
große Koalition offensichtlich wurden, war klar,<br />
dass die <strong>Pflanzenöl</strong>branche eine starke Stimme<br />
braucht, wenn Sie ihre Existenz dauerhaft<br />
sichern will. Während biogene Reinkraftstoffe<br />
in den Jahren 2006/2007 noch ungefähr 7 %<br />
fossile Kraftstoffe substituierten, wurde der<br />
Markt 2009 buchstäblich abgewürgt. Die politischen<br />
Weichen konnten auch deshalb so<br />
gestellt werden, weil das Durchsetzungsvermögen<br />
nicht ausreichend stark war.<br />
Dirk Kleeschulte 33142 Büren www.ProjectPartner-Kleeschulte.de<br />
Status Quo<br />
Obwohl die beiden Verbände sich durch unterschiedliche<br />
Interessensschwerpunkte auszeichnen,<br />
vertreten sie In ihren Satzungen vergleichbare<br />
Ziele bzw. ergänzen sie sich in der<br />
Zielsetzung. Seit Oktober 2010 verhandeln<br />
die Vorstände beider Vereine über eine engere<br />
Zusammenarbeit bzw. eine Verschmelzung. Es<br />
herrscht dahingehend große Einigkeit, dass<br />
PROJECT<br />
PARTNER<br />
Dirk Kleeschulte
man sich sicher ist nur so eine ausreichende<br />
Finanzkraft, Synergien in der Arbeit und ein<br />
stärkeres Gewicht sowie Durchsetzungskraft<br />
in der Politik zu erreichen sei.<br />
Die logische Folgerung ist deshalb, dass es<br />
eines handlungsfähigen <strong>Pflanzenöl</strong>verbands<br />
bedarf, um die politischen Entscheidungsträger<br />
für die Zukunft kraftvoll und einheitlich<br />
über die eigenen Standpunkte zu informieren..<br />
Auf den Mitgliederversammlungen beider<br />
Verbände 2011 gab es ein einstimmiges<br />
Votum dafür, dass die beiden Vorstände die<br />
Verschmelzung vorzubereiten und schließlich<br />
umzusetzen haben. Der BVP e. V. hat zudem<br />
eine schriftliche Befragung seiner Mitglieder<br />
durchgeführt: mehr als 50 % haben geantwortet,<br />
davon 100 % mit Zustimmung.<br />
In den Sommermonaten 2011 wurden die<br />
Vorbereitungen für die Verschmelzung durch<br />
zwei Delegationsgruppen intensiviert, was in<br />
der Folge zu drei gemeinsamen Vorstandssitzungen<br />
führte. Als notwendige Arbeitsschwerpunkte<br />
in dieser Phase wurden zum einen<br />
die formalen Voraussetzungen wie Satzung,<br />
Beitragsordnung, Organigramm etc. erörtert<br />
und zum anderen der inhaltlichen Kurs identifiziert.<br />
In einem iterativen Prozess konnten<br />
die wesentlichen Aspekte in kurzem Zeitraum<br />
zum Konsens geführt und schließlich beschlossen<br />
werden. Damit ist der 06. Oktober 2011<br />
insofern ein historischer Tag, da von nun an auf<br />
Vorstandsebene die Verschmelzungsverhandlungen<br />
zum Abschluss gebracht werden konnten.<br />
Denn mit den gemeinsamen Beschlüssen<br />
zur neuen Satzung, zur vereinten Beitragsordnung<br />
sowie der neuen Organisationstruktur<br />
sind die Grundlagen für die Formulierung des<br />
Verschmelzungsvertrages vorhanden. Weiterhin<br />
wurde beschlossen, dass der neue Verband<br />
mit dem Namen Bundesverband dezentraler<br />
Ölmühlen und <strong>Pflanzenöl</strong>technik e. V. seinen<br />
Sitz in Berlin haben wird. Der Verband wird<br />
von einem paritätisch besetzten Vorstand ge-<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>praxis<br />
Wert Wertschöpfung schöpfung durch Qualität und Sicherheit<br />
Ziele und Aufgaben:<br />
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führt, und von vier Fachausschüssen (Technik<br />
in Ölmühlen, Technik <strong>Pflanzenöl</strong>nutzung in<br />
Motoren, Speiseöl, Futtermittel) auch wissenschaftlich<br />
begleitet. Es wird eine Geschäftsstelle<br />
eingerichtet und mit einem Geschäftsführer<br />
besetzt. Die Mitgliedschaft setzt sich weiterhin<br />
aus fördernden und ordentlichen Mitgliedern<br />
zusammen. Fahrplangemäß wird auf einer<br />
gemeinsamen Mitgliederversammlung der Verbände<br />
am 28. Februar 2012 im Rahmen der 8.<br />
Ölmüllertage in Fulda der Zusammenschluss<br />
besiegelt. Bis zu diesem Zeitpunkt bleiben die<br />
Vorstände beider Verbände bestehen, stimmen<br />
aber bei Entscheidungen gemeinsam ab.<br />
Gemeinsame Ziel- und Aufgabenstellung<br />
– Perspektiven<br />
Durch die Verschmelzung hat der neue Verband<br />
rund 200 Mitglieder. Dadurch werden<br />
nicht nur die finanziellen Mittel gebündelt,<br />
sondern vor allem auch die Kompetenzen –<br />
sowohl in fachlicher Hinsicht als auch in struktureller<br />
Art. Ziel des neuen Verbandes muss es<br />
sein, auf allen politischen Ebenen geschlossen<br />
aufzutreten und für die jeweiligen Handlungsfelder<br />
mit ihrer zunehmenden Komplexität gegebenenfalls<br />
verstärkt strategische Allianzen<br />
zu entwickeln oder sich in bereits bestehende<br />
zu integrieren. Flankiert werden diese Aktivitäten<br />
durch eine gebündelte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
sowie ein entsprechendes<br />
Wissensmanagement. Durch die räumliche<br />
Konzentrierung in einer Geschäftsstelle werden<br />
weitere Synergien bei der Koordinierung<br />
der Verbandsarbeit möglich.<br />
Perspektivisch wird sich der neue Verband intensiv<br />
für die Wiederbelebung und den Ausbau<br />
der <strong>Pflanzenöl</strong>branche einsetzen. Die<br />
kommenden Monate werden durch die Festlegung<br />
inhaltlicher Programmatik, Herausarbeitung<br />
von prioritären Handlungsfeldern<br />
und die Entwicklung von Strategien der Interessensvertretung<br />
gekennzeichnet sein.<br />
Qualitätssicherung<br />
Informationsmanagement<br />
Marketing<br />
Zertifi zierung<br />
Aus- und Weiterbildung für Ölmüller<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Die Verschmelzung des BDOel e.V. mit dem<br />
BVP e. V. eröffnet der Verbandsarbeit enorme<br />
Chancen. Gerade die Kompetenzverknüpfung<br />
des Produktions- und Vermarktungsbereichs<br />
mit der Technologieentwicklung und –Umsetzung<br />
bedeutet eine enge Verzahnung in<br />
den Argumentationslinien gegenüber Politik,<br />
Wirtschaft und Wissenschaft. So kann bspw.<br />
bei den anstehenden Erneuerungen im Energiesteuergesetz<br />
die Weichenstellung für die<br />
Reinkraftstoffbranche im landwirtschaftlichen<br />
Bereich und in Teilen des Verkehrswesens<br />
gezielt im Sinne des Verbandes beeinflusst<br />
werden. Wie im Mobilitätssektor müssen die<br />
Vorzüge in stationären KWK-Anlagen deutlich<br />
gemacht werden, denn auch hier werden<br />
bereits nach definierten Nachhaltigkeitskriterien<br />
erneuerbare Energien erzeugt. Wenn<br />
zukünftig indirekte Landnutzungsänderungen<br />
(iLUC) nicht zu Lasten der Branche gehen<br />
sollen, dann muss auch hier zeitnah die Politik<br />
kompetent beraten werden, wenn es im<br />
Sinne des Klimaschutzes gilt, die Treibhausgasemissionen<br />
zu minimieren. Nicht zuletzt<br />
der dezentrale und regionale Ansatz in den<br />
Wirtschaftsformen der Verbände birgt ein<br />
enormes nachhaltiges Entwicklungspotenzial.<br />
Das als Koppelprodukt bei der Energieproduktion<br />
anfallende Eiweiß wird als Futtermittel<br />
regional verwertet. Speiseöle finden sich im<br />
Speiseplan wieder. Durch die Anwendung der<br />
guten fachlichen Praxis in der Landwirtschaft<br />
wird auch der nachhaltigen Entwicklung unserer<br />
Kulturlandschaft Rechnung getragen.<br />
Gerade die Stärken der Multifunktionalität der<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>wirtschaft sollten genutzt werden,<br />
um Stoffstromkonzepte im regionalen Kontext<br />
zu initiieren oder zu ergänzen. Denn mit der<br />
Integration in zukunftsweisende ganzheitliche<br />
Managementsysteme liegt die große Chance<br />
für den künftigen Bundesverband dezentraler<br />
Ölmühlen und <strong>Pflanzenöl</strong>technik e. V..<br />
Ralf Gebhard<br />
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BDOel e.V. � Hofgut Harschberg � 66606 St. Wendel � Tel. 06851 - 80 24 8-29<br />
Fax: 06851 - 80 24 8-22 � e-mail: info@bdoel.de � www.bdoel.de