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Aus den AGs - Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie

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Forschung und Klinik<br />

Neues zu Atemwegserkrankungen<br />

durch Influenzaviren<br />

bei Kindern und Jugendlichen<br />

Markus Rose, Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main, Zentrum <strong>für</strong> Kinder- und Jugendmedizin<br />

Einführung<br />

Grippe durch Influenza-Viren<br />

stellt ein erhebliche Bedrohung<br />

der Kindergesundheit dar; jüngere<br />

Erfahrungen (z. B. mit saisonalem<br />

H3/N2 oder der letzten<br />

H1/N1-Grippeepidemie) haben<br />

eindrucksvoll gezeigt, dass<br />

auch Individuen ohne bekannte<br />

Risikofaktoren lebensgefährlich<br />

erkranken können (Abb. 1). Seit<br />

vielen Jahren sind <strong>für</strong> Kinder<br />

Grippeimpfstoffe verfügbar, die<br />

allerdings nur mäßig eingesetzt<br />

wer<strong>den</strong>. Schon immer war bekannt,<br />

dass Kinder die höchste<br />

Infektionsrate aufweisen und<br />

die wichtigsten Überträger auf<br />

chronisch Kranke und Abwehrschwache<br />

sind. Unverändert ist<br />

die Grippeschutzimpfung wichtigste<br />

Methode der Influenza-Prävention<br />

und die kosteneffektivste<br />

Strategie zur Kontrolle<br />

der Krankheit. Die WHO,<br />

viele nationale Komitees und<br />

Fachgesellschaften empfehlen<br />

die jährliche Grippeimpfung<br />

ab dem vollendeten ersten Lebenshalbjahr.<br />

Trotzdem erhält<br />

die Mehrzahl auch unserer Kinder<br />

bislang keine Grippeschutzimpfung.<br />

Mukosale Immunität<br />

Die Eintrittspforte <strong>für</strong> Influenza<br />

sind typischerweise die<br />

Schleimhautoberflächen, insbesondere<br />

in der Nase und im<br />

Rachen. Zentrales Organ der<br />

Schleimhautimmunität ist das<br />

Mukosa-assoziierte lymphatische<br />

Gewebe (MALT), das über<br />

follikuläre Strukturen mit spezifischen<br />

B- und T-Zell-reichen<br />

Zonen verfügt. Mukosale, insbesondere<br />

IgA-vermittelte Immunität<br />

schützt <strong>den</strong> Wirt an der<br />

Eintrittsstelle der Keime in <strong>den</strong><br />

Organismus, indem das mikrobielle<br />

Anhaften am Epithel verhindert<br />

wird, aggressive mikrobielle<br />

Enzyme und Toxine im Lumen<br />

blockiert wer<strong>den</strong> und Viren<br />

auch nach Eintritt ins Epithel<br />

neutralisiert wer<strong>den</strong>. Haben invasive<br />

Pathogene die epitheliale<br />

Barriere schon passiert, kann<br />

mukosales IgG die Osonierung<br />

und Phagozytose vermitteln. So<br />

wer<strong>den</strong> die Pathogene unmittelbar<br />

oder mittels einer differenzierten<br />

T-Zell-Antwort abgetötet.<br />

Zytotoxische T-Lymphozyten<br />

zerstören infizierte Zellen, während<br />

B-Zellen zu Plasmazellen<br />

differenzieren, die große Men-<br />

8<br />

Abb. 1: Epikrise:<br />

17 j., männlich,<br />

keine Vorerkrankungen,<br />

bei grippeähnlichenSymptomen<br />

ambulant<br />

Antibiotika, Tag 5<br />

bei zunehmender<br />

Verschlechterung<br />

stationäre<br />

Einweisung, dort<br />

respiratorische<br />

Dekompensation,<br />

Multiorganversagen,<br />

ECMO, neun<br />

Wochen Intensivtherapie.<br />

gen IgA und IgM als Hauptträger<br />

mukosaler humoraler Immunität<br />

produzieren.<br />

Herausforderung<br />

Kinder-Grippe-Impfung<br />

Die etablierten intramuskulären<br />

Grippeimpfstoffe rufen eine systemische<br />

Immunantwort vor,<br />

die durch Transsuda tion von<br />

Serum-Antikörpern in die Lunge<br />

auch die unteren Atemwege<br />

schützt. Allerdings sind diese<br />

trivalenten Influenza-Totimpfstoffe<br />

(TIV) gerade bei jüngeren<br />

Kindern von moderater Immunogenität<br />

und wirken eher bei<br />

Individuen, die sich schon mit<br />

Influenzaviren auseinandergesetzt<br />

haben. Eine Verbesserung<br />

verheißen hier attenuierte TIVs,<br />

die sich durch deutlich verbesserte<br />

Immunogenität auch bei<br />

Kindern auszeichnen. Für das<br />

kommende Jahr ist die Zulassung<br />

eines entsprechen<strong>den</strong> Kin-<br />

dergrippeimpfstoffes (Fluad paediatrics®)<br />

avisiert.<br />

Alternative Wege geht die mukosale<br />

Immunisierung. Solche<br />

Impfstoffe wie die attenuierte<br />

Lebend-Grippeimpfung (LAIV)<br />

Fluenz® bauen eine Immunität<br />

„in vorderster Front“ auf, indem<br />

an <strong>den</strong> Schleimhäuten, wo die<br />

Viren in <strong>den</strong> Körper eintreten,<br />

über sekretorische Immunglobuline<br />

und zelluläre Abwehrmechanismen<br />

die angreifen<strong>den</strong><br />

Viren unschädlich gemacht<br />

wer<strong>den</strong> und eine weitere <strong>Aus</strong>breitung<br />

verhindert wird. Ziel<br />

einer mukosalen Impfung ist<br />

zudem die Induktion von sekretorischem<br />

IgA und eines immunologischen<br />

Gedächtnisses<br />

in Verbindung mit einer systemischen<br />

Immunität; auch wer<strong>den</strong><br />

schon eingedrungene Pathogene<br />

zwecks Elimination<br />

zurück an die Oberfläche transportiert.<br />

Durch spontane Veränderungen<br />

des viralen Erbgutes (genetic<br />

shift & drift) entstehen ständig<br />

neue kursierende Influenza-Viren.<br />

Die etablierten intramuskulären<br />

Grippeimpfstoffe sind<br />

zwar gegen die in ihnen enthaltenen<br />

Influenza-Typen gut wirksam<br />

(„autologe Immunität“), induzieren<br />

aber kaum Kreuz-Immunität<br />

und müssen <strong>den</strong> jeweils<br />

prävalenten Viren angepasst<br />

wer<strong>den</strong>, wodurch die Bereitstellung<br />

einer aktuellen Grippeschutzimpfung<br />

meist mehrere<br />

Monate dauert. Die nasale

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