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Aus den AGs - Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie

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Infektiosität und<br />

Erkrankungsrisiko<br />

Eine Übertragung von M. tuberculosis<br />

findet hauptsächlich aerogen<br />

von Mensch zu Mensch<br />

statt. Bei ca. 60 Prozent der an<br />

pulmonaler Tuberkulose erkrankten<br />

Erwachsenen liegt<br />

eine offene Tuberkulose (d. h.<br />

mit mikroskopischem Erregernachweis)<br />

vor. Für Erwachsene<br />

wird eine Kontaktzeit von acht<br />

Stun<strong>den</strong> und mehr in einem geschlossenen<br />

Raum als ausreichend<br />

<strong>für</strong> eine Übertragung angesehen<br />

[4]. Bei Kindern reicht<br />

sicher eine geringere Zeit <strong>für</strong><br />

eine Übertragung von einem<br />

Erwachsenen aus.<br />

Bei Kindern wer<strong>den</strong> die Erreger<br />

meist nicht im Direktpräparat<br />

nachgewiesen, da häufig eine<br />

paucibacilläre Erkrankung vorliegt.<br />

Darüber hinaus ist im Alter<br />

unter zehn Jahren der Husten<br />

stoß zur Übertragung des<br />

Erregers oft nicht ausreichend<br />

stark. Eine aktuelle Zusammenstellung<br />

der europäischen<br />

und auch der deutschen Daten<br />

gibt nur bei 12–14 Prozent der<br />

an pulmonaler Tuberkulose erkrankten<br />

Kinder unter zehn<br />

Jahren einen mikroskopischen<br />

Nachweis von Mykobakterium<br />

tuberculosis im Sputum oder<br />

Magensaft an [3–5].<br />

Nur bei weniger als der Hälfte<br />

der Kinder wurde Material<br />

(Sputum oder Magensaft) <strong>für</strong><br />

eine kulturelle Anzüchtung gewonnen,<br />

bei der dann ein Nachweis<br />

von M. tuberculosis in ca.<br />

40–70 Prozent der Fälle gelang<br />

[3, 5].<br />

Das Risiko, an einer aktiven<br />

Tuberkulose zu erkranken, ist<br />

nach Kontakt zu einer offenen<br />

Tuberkulose im Säuglingsalter<br />

am höchsten und beträgt <strong>für</strong> die<br />

der Exposition folgen<strong>den</strong> zwei<br />

Jahre ca. 40 Prozent. Mit zunehmendem<br />

Alter nimmt das<br />

Erkrankungsrisiko sukzessive<br />

ab und liegt im Erwachsenenalter<br />

bei ca. zehn Prozent.<br />

Krankheitsstadien<br />

Nach aerogener Übertragung<br />

von M. tuberculosis kommt es<br />

nach Aufnahme des Erregers in<br />

die Alveolarmakrophagen zur<br />

spezifischen T-Zell-Aktivierung.<br />

Im diesem Rahmen wer<strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>e<br />

Zytokine, u. a. Interferon<br />

Gamma, gebildet. Diese<br />

spezifische erhöhte Interferon-Gamma-Produktion<br />

wird<br />

diagnostisch nach Stimulation<br />

mit hochspezifischen TB-Antigenen<br />

in <strong>den</strong> Interferon Gamma<br />

Release Assays (IGRAs) erfasst.<br />

Dieses erste Infektionsstadium<br />

geht zumeist ohne klinische<br />

Forschung und Klinik<br />

Diagnostik der Tuberkulose<br />

Abb. 2 (nach [4] modifiziert, rote Pfeile = pathologisches Testergebnis, blaue Pfeile = unauffälliges Testergebnis,<br />

* = bei pathologischem Röntgenbild aktive Tuberkuloseinfektion möglich, weitere Diagnostik und ggf. Rücksprache<br />

mit einem pädiatrisch infektiologischen Zentrum empfohlen)<br />

21<br />

Symptome einher und wird<br />

als latente Tuberkuloseinfektion<br />

(LTBI) bezeichnet. Bei <strong>den</strong><br />

meis ten Infizierten persistieren<br />

die Erreger in <strong>den</strong> Endosomen<br />

der Alveolarmakrophagen. Es<br />

stellt sich in einem nur schwer<br />

nachweisbaren granulomatösem<br />

Herd eine Balance zwischen<br />

Replikation des Erregers<br />

und spezifischer T-Zell-Antwort<br />

ein. Bei ca. 30–40 Prozent der<br />

Säuglinge und Kleinkinder und<br />

bei ca. zehn Prozent der älteren<br />

latent infizierten Kinder kommt<br />

es im Laufe der folgen<strong>den</strong> zwei<br />

Jahre zu einer aktiven Tuberkulose,<br />

die dann mit klinischer<br />

Symptomatik (subfebrile<br />

Temperaturen, Gewichtsverlust,<br />

Nachtschweiß etc.) und spezi-<br />

fischer Organbeteiligung einhergehen<br />

kann.<br />

Bei Kindern ist die pulmonale<br />

Tuberkulose die häufigste Manifestation,<br />

aber auch extrapulmonale<br />

Tuberkulosen treten bei<br />

ca. 20 Prozent der Kinder auf [3,<br />

5]. Darüber hinaus ist das Risiko,<br />

an einer disseminierten Tuberkuloseerkrankung(Miliartuberkulose)<br />

oder tuberkulösen Meningitis<br />

zu erkranken, im Säuglings-<br />

und Kleinkindalter deutlich<br />

erhöht (bis zu zehn Prozent<br />

aller Tuberkuloseerkrankungen<br />

im ersten Lebensjahr).<br />

Eine seltene Variante ist die<br />

konnatale Tuberkulose, die über<br />

die Plazenta oder <strong>den</strong> Urogenitaltrakt<br />

der Mutter übertragen<br />

wird und zumeist mit einem Pri-

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