Aus den AGs - Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie
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Einleitung<br />
Unter einer Pneumonie wird<br />
eine Entzündung des Lungenparenchyms<br />
verstan<strong>den</strong>. Kommt<br />
es ausgehend von einer primären<br />
Entzündung des Lungenparenchyms<br />
zu systemischen<br />
und/oder lokalen Komplikationen,<br />
spricht man von einer<br />
komplizierten Pneumonie. Systemische<br />
Komplikationen einer<br />
Pneumonie bei Kindern sind<br />
die respiratorische Insuffizienz,<br />
die Dehydratation/Exsikkose,<br />
die inadäquate ADH-Sekretion<br />
und die Hyponatriämie. Lokale<br />
Komplikationen, die durch<br />
<strong>Aus</strong>breitung des entzündlichen<br />
Geschehens entstehen, sind parapneumonische<br />
entzündliche<br />
Prozesse wie Pleuraerguss,<br />
Pleuraepyem, Lungenabszess,<br />
nekrotisierende Entzündungen<br />
und Atelektasen und Pneumatozelen<br />
(Tab. 1).<br />
Die Inzi<strong>den</strong>z der ambulant erworbenen<br />
Pneumonie im Kindesalter<br />
wird <strong>für</strong> Deutschland<br />
wie auch <strong>für</strong> andere europäische<br />
Länder und Nordamerika<br />
mit 3.000 bis 4.000 Erkrankungen<br />
pro Jahr auf 100.000<br />
Einwohner angegeben. Dabei<br />
wer<strong>den</strong> rund 30 bis 40 Hospitalisierungen<br />
auf 100.000 Einwohner<br />
und Jahr verzeichnet<br />
[1–3]. Weltweit stellt die Pneumonie<br />
eine der Haupttodesursachen<br />
bei Kindern dar [4].<br />
Epidemiologische Daten aus<br />
Deutschland zur Häufigkeit von<br />
komplizierten Pneumonien im<br />
Kindes- und Jugendalter fehlen.<br />
Eine britische Studie errechnete<br />
aus <strong>den</strong> Diagnoseverschlüsselungen<br />
von Krankenhäusern<br />
eine Inzi<strong>den</strong>z von<br />
26 stationären Aufnahmen pro<br />
eine Million Einwohner [5]. Im<br />
Gegensatz zu systemischen<br />
Komplikationen, deren Inzi<strong>den</strong>z<br />
gleich bleibt, nimmt die<br />
Inzi<strong>den</strong>z von lokalen Komplikationen<br />
bei gleich bleibender<br />
Inzi<strong>den</strong>z der Pneumonie etwa<br />
seit 1990 weltweit zu. Im Vordergrund<br />
stehen dabei insbesondere<br />
der Pleuraerguss und<br />
das Pleuraempyem [3, 5–25].<br />
Neuere Arbeiten berichten, das<br />
auch bronchopulmonale Fisteln<br />
[26] und nekrotisierende Pneumonien<br />
[26, 27] häufiger auftreten.<br />
Lungenabszesse treten<br />
im Kindesalter sehr selten auf,<br />
über eine Zunahme der Inzi<strong>den</strong>z<br />
Forschung und Klinik<br />
Komplizierte Pneumonie –<br />
Pleuraerguss und Pleuraempyem<br />
Tobias Ankermann, Klinik <strong>für</strong> Allgemeine Pädiatrie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel<br />
Nicolaus Schwerk, Medizinische Hochschule Hannover, Zentrum <strong>für</strong> Kinderheilkunde und Jugendmedizin<br />
Sylvia Engler, Kinderchirurgie, Klinik <strong>für</strong> Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie des UKSH, Campus Kiel<br />
Matthias V. Kopp, Klinik <strong>für</strong> Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck<br />
Tab. 1<br />
Komplikationen von Pneumonien bei Kindern<br />
„Systemische“ Komplikationen<br />
§ Respiratorische Insuffizienz<br />
§ Dehydratation<br />
§ Inadäquate ADH-Sekretion<br />
§ Hyponatriämie<br />
14<br />
„Lokale“ Komplikationen<br />
§ Pleuraerguss / Pleuraempyem<br />
(Parapneumonischer Prozess)<br />
§ Lungenabszess<br />
§ Nekrotisierende Pneumonie /<br />
Pneumatozele<br />
§ Bronchopulmonale Fisteln<br />
§ Atelektase<br />
§ Pneumothorax / Pneumatozele<br />
in <strong>den</strong> letzten Jahrzehnten wird<br />
bisher nicht berichtet [28–35].<br />
Die Ursachen <strong>für</strong> die Zunahme<br />
lokaler Komplikationen von<br />
Pneumonien sind unklar. Diskutiert<br />
wer<strong>den</strong> unter anderem<br />
Wirtsfaktoren, Klimaveränderungen,<br />
Änderungen der Erregerepidemiologie<br />
und Virulenz<br />
durch Pharmaka, Antibiotika<br />
und Impfungen und Änderungen<br />
der epidemiologischen<br />
Erfassungs sys teme [36, 37].<br />
Aufgrund der epidemiologischen<br />
Situation und der anhalten<strong>den</strong><br />
Diskussion zum diagnostischen<br />
und therapeutischen<br />
Vorgehen stellen Pleurerguss<br />
und Pleuraempyem <strong>für</strong> <strong>den</strong> klinisch<br />
tätigen Kinderpneumologen<br />
eine besondere Herausforderung<br />
dar. Der Beitrag soll<br />
einen Vorschlag zum Vorgehen<br />
bei parapneumonischen Prozessen<br />
wie Pleuraerguss und Pleuraempyem<br />
darstellen.<br />
Definition<br />
Unter einem Pleuraerguss versteht<br />
man die Ansammlung von<br />
Flüssigkeit im Pleuraspalt, die<br />
über das physiologische Maß hinausgeht.<br />
Ursache kann ein verminderter<br />
Abfluss und/oder ein<br />
vermehrter Zufluss von Flüssigkeit<br />
in <strong>den</strong> Pleuraspalt sein (z. B.<br />
vermehrte Kappillarpermeabilität,<br />
verminderter Lymph abfluss,<br />
Veränderung des onkotischen<br />
Drucks in <strong>den</strong> Blutgefäßen). Bei<br />
diesen nicht entzündlich bedingtenFlüssigkeitsansammlungen<br />
spricht man von einem<br />
Transsudat. Kommt es durch<br />
entzündliche Veränderungen zu<br />
einer verstärkten Durchlässigkeit<br />
der Blutgefäße, spricht man<br />
von einem Exsudat. Das Exsudat<br />
verändert sich im Pleuraspalt<br />
ohne Behandlung kontinuierlich.<br />
Dieser Prozess wird in drei Stadien<br />
eingeteilt. Zunächst wird<br />
von einem „exsudativen Stadium“<br />
(Stadium 1; Synonym: unkomplizierter<br />
Erguss) gesprochen.<br />
In diesem Stadium findet<br />
sich im Pleura spalt klare Flüssigkeit,<br />
sonographisch ist keine<br />
Kammerung nachweisbar,<br />
gelegentlich sind Schwebeteilchen<br />
(Fibrin) zu erkennen. Bei<br />
Einwanderung von Bakterien<br />
und Entzündungszellen kommt<br />
es zu einer zunehmen<strong>den</strong> Organisation<br />
des Exsudats. Man<br />
spricht dann vom „fibrinopurulenten<br />
Stadium“ (Stadium