Aus den AGs - Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie
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Neues aus der Schlafmedizin<br />
Einleitung<br />
Asthma ist in <strong>den</strong> Staaten der<br />
industrialisierten Welt die häufigste<br />
chronische Erkrankung<br />
des Kindesalters. Den besten<br />
Überblick zur weltweiten Prävalenz<br />
von Asthma und Allergien<br />
lieferte die Studie "International<br />
Study of Asthma and<br />
Allergy in Childhood" [ISSAC]<br />
[1]. In Deutschland konnte zwischen<br />
1993 und 2003 bei <strong>den</strong><br />
13- bis 14-jährigen Kindern<br />
ein Anstieg der Asthmaprävalenz<br />
von 14,2 auf 17,5 % gezeigt<br />
wer<strong>den</strong>. Damit lag Deutschland<br />
knapp im oberen Drittel der untersuchten<br />
Länder. Eine Erkrankung<br />
wie Asthma, die häufig mit<br />
nächtlichen Symptomen einhergeht,<br />
kann einen negativen Einfluss<br />
auf die Schlafqualität und<br />
Schlafquantität der Kinder haben<br />
[2–4]. Weiterhin haben einige<br />
Studien gezeigt, dass Asthma<br />
und kindliche Verhaltensauffälligkeiten<br />
wie Hyperaktivität<br />
und Aufmerksamkeitsstörungen<br />
miteinander assoziiert<br />
sind [5–7].<br />
Schon längere Zeit wurde eine<br />
Verbindung zwischen Asthma<br />
und obstruktiven schlafbezogenen<br />
Atmungsstörungen vermutet.<br />
Diese Komorbidität konnte<br />
in <strong>den</strong> vergangenen Jahren<br />
auch <strong>für</strong> das Kindesalter mittels<br />
epidemiologischer Studien<br />
nachgewiesen wer<strong>den</strong> [8–17].<br />
Die obstruktiven schlafbezogenen<br />
Atmungsstörungen stellen<br />
ein Kontinuum vom primären<br />
Schnarchen bis hin zur<br />
obstruktiven Schlafapnoe dar.<br />
Die a<strong>den</strong>otonsilläre Hyperplasie<br />
und Adipositas sind Hauptdeterminanten<br />
der obstrukti-<br />
ven Schlafapnoe. Das primäre<br />
Schnarchen im Kindesalter<br />
als Kennzeichen einer gesteigerten<br />
Resistance der oberen<br />
Atemwege wird in der Literatur<br />
mit bis zu 27 % angegeben [18–<br />
24]. Die obstruktive Schlafapnoe<br />
ist häufig bei jungen Kindern<br />
im Vorschul- und Grundschulalter<br />
anzutreffen. Die Prävalenz<br />
in dieser Altersgruppe<br />
<strong>für</strong> ein schweres obstruktives<br />
Schlafapnoesyndrom liegt zwischen<br />
0,7 und 2,9 % [26–30]. Wie<br />
beim Asthma kommt es auch<br />
bei <strong>den</strong> obstruktiven schlafbezogenen<br />
Atmungsstörungen<br />
durch gehäufte EEG-Arousals<br />
zu einer Störung der Schlafarchitektur<br />
mit konsekutiv erhöhtem<br />
Risiko <strong>für</strong> Verhaltensauffälligkeiten<br />
und Störungen<br />
der Tagesbefindlichkeit [31–38].<br />
Beziehung zwischen<br />
Asthma, Schlafstadien<br />
und Tagesbefindlichkeit<br />
Mit der Frage nach dem pathogenetischen<br />
Zusammenhang<br />
zwischen Schlafstadien und<br />
bronchialer Obstruktion haben<br />
Forschung und Klinik<br />
Asthma und Schlaf(-störungen)<br />
im Kindesalter<br />
Alexander Mitschke, Klinikum Niederberg, Velbert<br />
Alfred Wiater, Krankenhaus Porz am Rhein, Klinik <strong>für</strong> Kinder- und Jugendmedizin<br />
10<br />
sich bisher nur einige Studien<br />
mit uneinheitlichen Ergebnissen<br />
befasst.<br />
Shapiro et al. fand bei jugendlichen<br />
und erwachsenen Asthmatikern<br />
über die gesamte<br />
Schlafzeit eine verminderte maximale<br />
exspiratorische Flussrate<br />
(PEF). Nach Erwecken aus<br />
dem REM-Schlaf war das forcierte<br />
exspiratorische Volumen<br />
(FEV 1 ) um 300 ml geringer als<br />
nach dem Erwecken aus dem<br />
NREM-Schlaf [39]. Catterall et<br />
al. fan<strong>den</strong> bei zehn Patienten<br />
mit stabilem Asthma doppelt<br />
so viele Hypoxämiephasen und<br />
eine schlechtere Schlafqualität.<br />
Eine Beziehung zwischen Asthmaanfällen<br />
und Schlafstadien<br />
bestand nicht [40]. Kales et al.<br />
konnten bei zwölf Erwachsenen<br />
mit stabilem Asthma keine Beziehung<br />
zwischen Asthmaanfällen<br />
und Schlafstadien, jedoch signifikant<br />
weniger NREM-Stadium<br />
4 feststellen [41]. Derselbe<br />
Autor untersuchte einige Jahre<br />
später eine kleine Gruppe von<br />
Kindern zwischen sieben und<br />
15 Jahren mit moderatem Asthma<br />
bronchiale. Im Vergleich zur<br />
Kontrollgruppe zeigten die Asthmatiker<br />
eine signifikante Reduktion<br />
des NREM-Stadiums 4, häufiges<br />
Erwachen und eine verminderte<br />
Gesamtschlafzeit [42].<br />
Es erscheint plausibel, dass<br />
es durch die nächtliche Obstruktionen<br />
zu einer Störung<br />
der Schlafarchitektur mit einer<br />
<strong>Aus</strong>wirkung auf die Tagesbefindlichkeit<br />
und auf kognitive<br />
Funktionen kommt.<br />
Stores et al. [2] konnte bei Kindern<br />
mit nächtlichem Asthma<br />
in polysomnographischen Untersuchungen<br />
eine verminderte<br />
Schlafeffizienz und deutlich<br />
häufigere kürzere und längere<br />
Aufwachphasen verzeichnen.<br />
Die Eltern dieser Patienten gaben<br />
<strong>für</strong> ihre Kinder eine deutliche<br />
Beeinträchtigung der<br />
Schlafqualität sowie vermehrte<br />
Tagesschläfrigkeit an. Weiterhin<br />
schnitten die Asthmatiker<br />
deutlich schlechter bei der<br />
Gedächtnisleistung ab und litten<br />
in der Selbstbeurteilung unter<br />
vermehrten Depressionen; es<br />
traten vermehrt psychosomatische<br />
Beschwer<strong>den</strong> auf. Eine<br />
Verminderung der Schlafqualität<br />
konnte jüngst bei 287 Kindern<br />
mit persistierendem Asthma<br />
von Fagano et al. [43] nachgewiesen<br />
wer<strong>den</strong>. 59 Prozent<br />
der Kinder hatten persistierende<br />
nächtliche Asthmasymptome<br />
und fast 50 Prozent litten mindestens<br />
in einer Nacht der Woche<br />
unter inadäquatem Schlaf.<br />
Eine große belgische Studie mit<br />
1.234 Kindern zwischen sechs<br />
und 14 Jahren konnte bei Asthmatikern<br />
signifikant häufiger<br />
Einschlafprobleme, unruhigen<br />
Schlaf und vermehrte Tagesschläfrigkeit<br />
nachweisen [11].