P - Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume ...
P - Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume ...
P - Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Gefährdung unserer Säugetiere in der Kulturlandschaft<br />
Kaum ein Hektar unseres Landes ist durch den Menschen <strong>und</strong> seine Tätigkeit unverändert bzw.<br />
unbeeinflußt geblieben. Der Wandel von der Natur- zur Kulturlandschaft wurde bereits erwähnt. Hier sollen<br />
einige weitere Auswirkungen unserer Zivilisation auf die Säugetierbestände angesprochen werden.<br />
Von beträchtlichem Einfluß ist das Straßennetz. Unzählige Tiere enden als Verkehrsopfer, HEINRICH<br />
(1978) veröffentlichte exemplarische Bef<strong>und</strong>e entlang der B 76 Kiel - Schleswig. Bei kleinen Populationen<br />
können diese Verluste zum Aussterben beitragen (z. B. beim Fischotter). Kaum abzuschätzen ist die<br />
Menge der getöteten Insekten, die damit als Nahrungsgr<strong>und</strong>lage u.a. <strong>für</strong> Fledermäuse ausfallen. Ein<br />
weiterer Effekt auf die Fauna ergibt sich durch die Verinselung der Landschaft. Für Kleinsäuger sind<br />
Straßen, zusammenhängende Bebauung <strong>und</strong> Versiegelung erhebliche Ausbreitungshindernisse. So stellte<br />
AUGST (1993, mdl.) im Stadtbereich von Kiel eine isolierte Maulwurfpopulation ohne Kontaktmöglichkeiten<br />
zum Umland fest. Großtierpopulationen werden durch Wildschutzzäune entlang der Fernstraßen in<br />
gatterähnliche Teillebensräume mit stark verminderten Austauschmöglichkeiten zergliedert.<br />
Auch bauliche Maßnahmen beeinträchtigen verschiedene Arten. Durch moderne Bauweisen <strong>und</strong> die<br />
Modernisierung von Gebäuden verbleiben nur wenige Quartiermöglichkeiten <strong>für</strong> Fledermäuse. Bunker <strong>und</strong><br />
Stollen, die als Winterquartiere dienen könnten, sind oftmals hermetisch verschlossen <strong>und</strong> damit<br />
unzugänglich <strong>für</strong> diese Tiergruppe.<br />
Von besonderer Einwirkung auch auf Säugetierpopulationen ist die <strong>Landwirtschaft</strong>. Ausgeräumte Land-<br />
schaftsteile fallen <strong>für</strong> viele Arten als Lebensraum aus. Der Wert der Ackerflächen als Lebensraum <strong>für</strong> wir-<br />
bellose Tiere <strong>und</strong> damit als Nahrungsbereich <strong>für</strong> insektenverzehrende Säugetiere hat infolge gestiegener<br />
Nutzungsintensität stark abgenommen (HEYDEMANN & MEYER 1983, JÜDES 1989). Eine entspre-<br />
chende Entwicklung zeichnet sich auch <strong>für</strong> das Grünland ab. Ein lückiges Knicknetz behindert Wande-<br />
rungsbewegungen von Kleinsäugern, denn freie Flächen werden gemieden. Zudem werden die Baue<br />
durch die Bodenbearbeitung beschädigt oder zerstört (BOYE 1991). Darüberhinaus vernichtet der<br />
Biozideinsatz Futterpflanzen <strong>und</strong> Nahrungstiere. Der Ausbau der Gewässer sowie der in sie eingetragene<br />
Nährstoffüberschuß nimmt Fischen <strong>und</strong> dem Fischotter die Lebensgr<strong>und</strong>lage. Bestimmte Formen der<br />
Forstwirtschaft lassen Artenvielfalt <strong>und</strong> naturnahen Altersaufbau vermissen. Damit fehlt die Strukturvielfalt<br />
in diesen Wäldern, z.B. Höhlenbäume.<br />
Des weiteren gehen auch nachteilige Folgen von Störungen durch den Menschen aus. So ist es immer<br />
noch nicht einfach, selbst im Nationalpark Wattenmeer die Ruheplätze der Seeh<strong>und</strong>e oder die Wurfplätze<br />
der Kegelrobben vor <strong>und</strong>isziplinierten Freizeitschiffern <strong>und</strong> Hobbypiloten zu schützen. Ebenso können<br />
Beunruhigungen an den Wochenstuben <strong>und</strong> Winterquartieren von Fledermäusen verheerende Folgen<br />
haben. Freizeitaktivitäten in der Landschaft treffen eine Vielzahl von Arten, die durch ständige Ausweich-<br />
bewegungen Streß <strong>und</strong> hohe Energieverluste, vor allem im Winter, erleiden oder an der ungestörten<br />
Nahrungsaufnahme gehindert werden.<br />
Der schwerste Eingriff ist der unbeabsichtigte oder gezielte Fang von Tieren. Schweinswale <strong>und</strong> Fischotter<br />
geraten in Stellnetze bzw. Reusen, was meist den Tod der betroffenen Tiere bedeutet. Auch die exzessive<br />
Fallenjagd auf einige Marderarten oder die scharfe Bejagung des Dachses stellen erhebliche Eingriffe in<br />
Säugetierbestände dar. Dennoch liest man immer wieder solche Forderungen nach starker Dezimierung.<br />
22