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P - Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume ...

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2. Durch Einkreuzung anderer Unterarten kann die heimische Unterart verfälscht werden (HERRE 1975).<br />

In Schleswig-Holstein gibt es drei Tierparks <strong>und</strong> 26 größere Tiergehege, in denen neben exotischen<br />

auch mitteleuropäische Arten nicht-schleswig-holsteinischer Herkunft gehalten werden. Daneben beste-<br />

hen noch zahlreiche kleinere, oft illegale Privatgatter. Von Ausbrüchen wird gelegentlich berichtet.<br />

3. Gefangenschaftshaltung von Wildtieren führt nach wenigen Generationen bereits zu merklichen Verän-<br />

derungen in Verhalten, Physiologie <strong>und</strong> Anatomie (HAASE 1985, HERRE & RÖHRS 1990). Diese<br />

Abweichungen gegenüber der Wildform sind Ausdruck eines genetischen Wandels, der durch die neue<br />

<strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> künstliche Zuchtwahl hervorgerufen worden ist.<br />

Hier verdient die gewerbliche Gatterhaltung von Damhirschen besondere Aufmerksamkeit. Da sie<br />

gewinnorientiert ist, unterliegen die Tiere einer Bewirtschaftung mit besonderen Zuchtzielen. Durch<br />

gezielte Zuchtwahl werden Eigenschaften angestrebt, die dem Wildtier fehlen: Zahmheit, Geweihlosig-<br />

keit, verändertes Fortpflanzungsverhalten (asaisonale Geburten, Zwillingsgeburten), Frühreife, gute Fut-<br />

terverwertung, Frohwüchsigkeit, gute Fleischbildung, hohes Ausschlachtergebnis, Widerstandsfähigkeit<br />

gegen Krankheiten (REINKEN 1980). Wenn auch nur ein Teil dieser Eigenschaften erreicht ist, handelt<br />

es sich um keine eigentlichen Wildtiere mehr, die Domestikation ist eingeleitet. Auch hier ergibt sich<br />

dann wieder die Problematik, daß über entwichene Tiere haustiertypische Gene in den Wildbestand ein-<br />

geschleust wérden.<br />

4. Arten, bei denen die Domestikation schon weit fortgeschritten ist, <strong>und</strong> echte Haustiere stellen ebenfalls<br />

eine Gefahr <strong>für</strong> die unverfälschte Erhaltung der autochthonen Wildform dar.<br />

Neben den schon erwähnten Farmnerzen werden in schleswig-holsteinischen Pelztierfarmen auch Sil-<br />

berfüchse gehalten. Sie sind eine Haustierform der nordamerikanischen Unterart des Rotfuchses (Vul-<br />

pes vulpes fulva Desmarest, 1820) <strong>und</strong> daher mit heimischen Füchsen unbegrenzt kreuzbar.<br />

Vermischung von Haus- <strong>und</strong> Wildform hat es mit Sicherheit beim Wildschwein gegeben. In der Zeit der<br />

Waldweide war dies fast unausbleiblich, aber auch heute noch entkommen gelegentlich Hausschweine<br />

in die freie Wildbahn <strong>und</strong> paaren sich dort mit Wildschweinen. Außerdem werden immer wieder in priva-<br />

ten Wildschweinhaltungen Bastarde mit Hausschweinen erzeugt. Diese können durch Ausbrüche in die<br />

Freiheit gelangen <strong>und</strong> in der freilebenden Population aufgehen. Besonders wirksam sind solche Ver-<br />

mischungen in Zeiten niedriger Bestände, wie das zwischen 1850 <strong>und</strong> 1930 im Lande der Fall war, oder<br />

in kleinen, relativ isolierten Randpopulationen. Ein Hinweis auf einen derartigen Gentransfer ist mög-<br />

licherweise das nicht seltene Auftreten von Schecken in der Wildbahn. Daß es sich dabei nicht nur um<br />

den Ausdruck einer natürlichen Variabilität handeln dürfte, zeigt die Tatsache, daß Schwarzwildjäger in<br />

Persien (hier gibt es keine Hausschweinhaltung) Vergleichbares nicht beobachtet haben, wie eine<br />

Umfrage ergab (HEIDEMANN 1992, mdl.).<br />

Auch beim Wildkaninchen weisen Farbvarianten auf die Einkreuzung von entkommenen Hauskaninchen<br />

hin (MOHR 1931). Die Haustiergene erfahren jedoch in der großen Population mit schneller Gene-<br />

rationsfolge eine sehr starke "Verdünnung".<br />

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