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Mount Luxmore - bei 360° Neuseeland

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<strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

02<br />

2009<br />

www.360Grad-<strong>Neuseeland</strong>.de<br />

D, A, Europa: 4,90 €<br />

Schweiz: 9,80 CHF<br />

<strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Das Magazin mit der Rundum-Perspektive für Urlauber, Auswanderer und Professionals<br />

Napier<br />

Kleinod abseits der<br />

Touristenrouten S. 10<br />

MS Bremen<br />

Kreuzfahrt um<br />

<strong>Neuseeland</strong> S. 40<br />

Heiraten in<br />

<strong>Neuseeland</strong><br />

Der schönste Tag am<br />

Ende der Welt S. 78<br />

<strong>Mount</strong> <strong>Luxmore</strong><br />

Track Wanderung mit Ehrgeiz S. 32


<strong>360°</strong>– Die Rundum-Perspektive für <strong>Neuseeland</strong><br />

Platz 1, 2 und 3 des Fotowettbewerbs 2008<br />

in dieser Ausgabe erwartet Sie neben einem Bericht über eine Auswanderung vor 50 Jahren eine Hochzeit,<br />

eine anstrengende Wanderung, eine Radtour mit Baby, eine Kreuzfahrt sowie ein Work and Travel-Aufenthalt<br />

– viel Spaß <strong>bei</strong>m Miterleben!<br />

Neu ist die Column, in jeder Ausgabe wird unsere Autorin Beate Hartmann von ihrem <strong>Neuseeland</strong>aufenthalt<br />

und ihren kuriosen Erlebnissen berichten.<br />

Und … die Auswertung unseres Fotowettbewerbs ist erfolgt: Wie versprochen zeigen wir Ihnen die zehn<br />

schönsten Fotos der letzten Ausgaben. Vielen Dank für Ihre zahlreiche Teilnahme, Sie haben uns so viele wundervolle<br />

Fotos geschickt. Leider konnten wir nicht immer alle berücksichtigen. Wir würden uns sehr freuen,<br />

wenn Sie uns auch im nächsten Jahr Ihre Lieblingsfotos für unsere Picture Gallery zusenden würden.<br />

Platz 1: Michael Willenberg, Recklinghausen (Milford Sound)<br />

Platz 2: Andreas Kastner, Kraftisried (Abel Tasman National Park)<br />

Platz 3: Ullrich Müller, Feucht (Auckland)<br />

Sie erhalten jeweils einmal „Das <strong>Neuseeland</strong> – Lesebuch: Alles was Sie über <strong>Neuseeland</strong> wissen müssen“, aus<br />

dem MANA-Verlag (wird noch veröffentlicht).<br />

Platz 4 bis 6 belegen (in alphabetischer Reihenfolge): Carsten Geuer, Icking (4); Cornelia Graf, Oberwil (BL),<br />

Schweiz (5); Claas Jähne, Wüsting (6); Christa Kolling, Neuss (7); Sandra Petrowitz, München (8); Wolfram<br />

Plettscher, Overath (9), Daniel Wrede, Hannover (10). Diese Gewinner erhalten einen <strong>Neuseeland</strong>-Kalender<br />

2009, ebenfalls aus dem MANA-Verlag.<br />

Herzlichen Glückwunsch!!<br />

Aus Ihren Mails zur Abstimmung haben wir einen Gewinner des Buchpreises gewählt: Herzlichen Glückwunsch<br />

Elisabeth Liegmann, Hamburg!<br />

Und nun viel Spaß mit der neuen Ausgabe!<br />

Ihre<br />

Liebe <strong>Neuseeland</strong>-Freunde,<br />

Editorial<br />

4 5 6 7 8 9 10<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 3


Contents<br />

Downtown Napier 10 Mit Smilla durch <strong>Neuseeland</strong> 24<br />

Kreuzfahrt auf der MS Bremen 40<br />

Working Holiday 58<br />

Wine & Gourmet 64<br />

3 Editorial<br />

6 News Aktuelles rund um das schönste Ende der Welt<br />

96 Preview Themen der nächsten Ausgabe<br />

Travel & Backpacking<br />

City Trip<br />

10 Napier: Kleinod abseits der Touristenrouten<br />

Nora Tenbrock stellt ihre Heimatstadt Napier vor: 1931 wurde<br />

das alte Napier durch ein Erdbeben total zerstört und im Art Deco-<br />

Stil neu aufgebaut.<br />

Where to sleep<br />

23 Stamford Plaza, Auckland<br />

Travelogues<br />

24 <strong>Neuseeland</strong> – die Welt von der anderen Seite:<br />

Eine Radreise mit Babyanhänger<br />

Familie Bauer-Raßbach, das sind Wibke und Axel und die fünf Monate<br />

alte Smilla, durchreisen <strong>Neuseeland</strong> in mehreren Monaten –<br />

ihr mehrteiliger Bericht startet in dieser Ausgabe.<br />

32 <strong>Mount</strong> <strong>Luxmore</strong> Track<br />

Wie Kerstin Lötzerich-Bernhard zu Beginn widerwillig, dann mit<br />

wachsender Begeisterung vom Lake Te Anau aus über die <strong>Luxmore</strong><br />

Hut bis zum Gipfel des <strong>Mount</strong> <strong>Luxmore</strong> marschiert, erzählt sie in<br />

ihrem Bericht über einen der bekanntesten Tracks auf der Südinsel.<br />

40 MS Bremen: Ein Passagierschiff in <strong>Neuseeland</strong> (Teil I)<br />

Christine Reinke-Kunze beschreibt die Route des Schiffes entlang<br />

der Küste <strong>Neuseeland</strong>s und berichtet über die Ausflüge der Passagiere.<br />

Holger Leue hat die gesamte Reise in wunderschönen Fotos<br />

festgehalten.<br />

Emigration & Working Holidays<br />

Interview<br />

47 XING Gruppe Auckland<br />

Florian Neumayr ist Moderator der XING-Gruppe Auckland. Mit<br />

drei jungen „Neukiwis“ hat er über ihren Aufenthalt im Traumland,<br />

ihre Ziele und Eindrücke gesprochen.<br />

Report<br />

50 Auswandern vor 50 Jahren<br />

1959 hat Magdalene Specht ihre Koffer gepackt und ist nach <strong>Neuseeland</strong><br />

ausgewandert. Nach fünfwöchiger Reise mit dem Schiff in<br />

<strong>Neuseeland</strong> angekommen, ar<strong>bei</strong>tete sie zunächst in einem Kinderheim.<br />

Von dem Leben in den 1950er-Jahren und dem <strong>Neuseeland</strong><br />

dieser Zeit erzählt sie in ihrem spannenden Bericht.<br />

4 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Wanderung Dunedin – ein zur schottisches <strong>Mount</strong> <strong>Luxmore</strong> Erlebnis Hut 26 32<br />

Contents<br />

58 Auszeit in <strong>Neuseeland</strong><br />

Stefanie Dehler lernt im Rahmen eines Work and Travel-Visums in <strong>Neuseeland</strong><br />

Land, Leute und vielerlei Jobs kennen: Sie verkauft Wanderrucksäcke<br />

und hilft <strong>bei</strong> der Weinlese, verpackt Äpfel und renoviert einen Backpacker …<br />

Wine & Gourmet<br />

64 History & Tales Was ist nur so besonders am <strong>Neuseeland</strong>wein?<br />

Ein Rotweinspecial (Teil 1)<br />

68 Regions Auckland – Teil II: West Auckland<br />

70 Wineries & Characters Highfield Estate<br />

72 Recipe Chris Pullin: Rinderfilet mit Soße aus Wildpilzen<br />

und Schnecken<br />

Business & Lifestyle<br />

Business<br />

73 Trust als Finanzierungsinstrument<br />

Peter Hahn stellt eine Finanzierungsform vor, die in Deutschland<br />

unüblich, in <strong>Neuseeland</strong> jedoch gang und gäbe ist.<br />

Column<br />

76 The Way to Balclutha<br />

Lifestyle<br />

78 Hochzeit in <strong>Neuseeland</strong><br />

Manuela und Thomas Amann haben ihr gemeinsames Leben am Strand<br />

von Monkey Bay begonnen. Sie berichten, wie einfach es ist, in <strong>Neuseeland</strong><br />

zu heiraten.<br />

Economy & Finance<br />

84 Business News<br />

Pinboard<br />

86 People John Key: Neuer Premierminister<br />

87 History Der Vertrag von Waitangi<br />

89 Maori Die Kinder des Nebels: die Tuhoe-Maori<br />

92 Books & DVDs Iwanowski‘s Reisehandbuch <strong>Neuseeland</strong><br />

comfilm.de: <strong>Neuseeland</strong> – Die Südinsel<br />

Magic Blue Planet: Westland<br />

93 Website Tourismusführer Christchurch<br />

94 Events & Public Holidays<br />

Picture Gallery<br />

96 Christchurch<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 5<br />

IMPRESSuM<br />

Verlag: <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> erscheint zwei -<br />

monatlich in der <strong>360°</strong> medien GbR, Bilker Allee 216,<br />

40215 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 86 28 989, Fax:<br />

0211 / 86 28 991, E-Mail: info@360grad-medien.de<br />

www.360grad-medien.de<br />

Geschäftsführung: Andreas W. Lopinsky,<br />

Christine Walter<br />

Chefredaktion (V.i.S.d.P.): Christine Walter,<br />

E-Mail: ch.walter@360grad-medien.de<br />

Redaktionsadresse: Nachtigallenweg 1,<br />

40822 Mettmann, E-Mail: redaktion@<br />

360grad-medien.de, Tel.: 0172 / 5 11 96 43<br />

Mitar<strong>bei</strong>ter dieser Ausgabe: Manuela und<br />

Thomas Amann, Wibke und Axel Bauer- Raßbach,<br />

Florian Berger, Stefanie Dehler, Peter Hahn,<br />

Beate Hartmann, Holger Leue, Kerstin Lötzerich-<br />

Bernhard, Florian Neumayr, Christine Reinke-<br />

Kunze, Anja Schönborn, Julia Schoon, Magdalene<br />

Specht, Nora Tenbrock.<br />

Design und Layout: S3 ADVERTISING KG<br />

Anzeigen:<br />

Europa: Jaster – Agentur für Medien, Gabriele<br />

Jaster, Lakronstraße 95, 40625 Düsseldorf,<br />

Tel.: 0211 / 2 92 61-66, Fax: 0211 / 2 92 61 67,<br />

E-Mail: anzeigen@360grad-medien.de,<br />

Mobil: 0173 / 2 89 00 28, www.jaster-media.net<br />

<strong>Neuseeland</strong>: ECCE TERRAM Ltd, Frank Simon /<br />

Elke Bovers, E-Mail: 360grad@ecce-terram.co.nz<br />

PO Box 337, Coastland; Paraparaumu 5234,<br />

New Zealand, Tel.: + 64 4 / 90 44 670, Fax:<br />

+ 64 4 / 90 44 669, www.ecce-terram.com<br />

Marketing und Vertrieb, Leserservice:<br />

Christine Walter, Tel.: 0172 / 5 11 96 43,<br />

E-Mail: ch.walter@360grad-medien.de<br />

ISSN: 1866-797X<br />

Aboservice: <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> Abonnementservice<br />

Postfach 13 31, 53335 Meckenheim<br />

Tel.: 022 25 / 70 85-360, Fax: 022 25 / 70 85-399<br />

E-Mail: abo@360grad-medien.de<br />

Bezugsbedingungen: Einzelpreise: Im Handel:<br />

Deutschland / Österreich / Italien: 4,90 €, Schweiz<br />

9,80 CHF, <strong>Neuseeland</strong> 10 NZ$. Über den Verlag:<br />

Bei Einzelheftbestellungen über den Verlag werden<br />

zusätzlich zu den Einzelpreisen die Versandkosten<br />

berechnet.<br />

Jahresabonnements: Deutschland 27 €, Österreich<br />

/ Italien 32 €, Schweiz 60 CHF, <strong>Neuseeland</strong><br />

90 NZ$. Ein Abonnement verlängert sich automatisch<br />

um ein Jahr, wenn es nicht sechs Wochen vor<br />

Ablauf gekündigt wird. Die Bezugspreise für das<br />

Jahresabonnement enthalten die Versandkosten<br />

und – soweit erforderlich – die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

Das Jahresabonnement umfasst 6 Ausgaben.<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem<br />

Wissen und mit Sorgfalt zusammengestellt. Eine<br />

Gewährleistung für die Richtigkeit und Vollständigkeit<br />

kann jedoch nicht übernommen werden. Der<br />

Verlag übernimmt keine Haftung für unverlangte<br />

Einsendungen. Zuschriften an die Redaktion sind<br />

erwünscht, Rücksendungen nur gegen <strong>bei</strong>ge fügtes<br />

Rückporto. Die Rücksendung von Fotos, Büchern,<br />

Manuskripten etc. erfolgt auf Gefahr des Einsenders.<br />

Es gelten die Geschäftsbedingungen des<br />

Verlages. Beiträge, Fotos und grafische Darstellungen<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck,<br />

auch auszugsweise, Vervielfältigung auf<br />

fotomecha nischen und anderen Wegen sowie Nutzung<br />

auf Datenträgern bedürfen der schriftlichen<br />

Zustimmung des Verlages.<br />

Bildnachweise: Manuela und Thomas Amann<br />

S. 78 – 83; Wibke und Axel Bauer-Raßbach<br />

S. 4, 24 – 31; Florian Berger S. 4, 64 – 72; Ben<br />

C r a w f o r d S. 87, 98; Stefanie Dehler S. 4,<br />

58 – 63; Destination Northland S. 88; The Feelers<br />

S. 98; Peter Greitzke S. 98; Peter Hahn<br />

S. 74; Beate Hartmann S. 76, 77; James Heremaia<br />

S. 87; John Key off. S. 86; Holger Leue<br />

S. 4, 40 – 46; Kerstin Lötzerich-Bernhard S. 1,<br />

5, 32 – 39; Florian Neumayr S. 47 – 49; opshop<br />

S. 94; Reinhard Pantke S. 8; Anja Schönborn<br />

S. 6; Kieran Scott S. 75; Magdalene<br />

Specht S. 50 – 57; Stamford Plaza Auckland<br />

S. 23; Nora Tenbrock S. 4, 10 – 22; Tuhoe<br />

National Park S. 90; David Wall S. 73; wikipedia<br />

S. 90; Tim Whittaker S. 95.


News<br />

Regierungswechsel<br />

in <strong>Neuseeland</strong><br />

In <strong>Neuseeland</strong> hat die konservative Opposition nach neun<br />

Jahren einer Mitte-Links-Regierung mit dem Spitzen -<br />

kandidaten John Key die Parlamentswahlen gewonnen.<br />

Während die Nationale Partei von Key 45 Prozent der<br />

Stimmen erreichte, kam die Labour- Partei von Ministerpräsidentin<br />

Helen Clark nur auf 34 Prozent. Mit kleineren<br />

Koalitionspartnern kommt die Mitte-Rechts-Regierung<br />

auf 64 der 122 Parlamentssitze in Wellington. Labour<br />

und die ihr nahe stehenden Parteien müssen sich mit 53<br />

Sitzen begnügen. Die Maori-Partei gewann ein Mandat<br />

hinzu und zieht mit fünf Abgeordneten in das neue Parlament<br />

ein. Der neue Regierungs chef John Key (47) begann<br />

seine politische Karriere erst 2002 als Abgeordneter. Er<br />

hatte als Investmentbanker im Handel mit Währungen in<br />

den 1990er-Jahren ein Millionenvermögen verdient.<br />

Lesen Sie das Porträt von John Key auf Seite 86 in<br />

diesem Heft. <br />

Tuatara nistet wieder<br />

in der Wildnis<br />

Die Tuatara-Brückenechse ist eines der Sorgenkinder<br />

<strong>Neuseeland</strong>s. Sie ist wie viele Arten stark<br />

vom Aus sterben bedroht und das lebende Fossil<br />

lebt weltweit nur noch in Aotearoa. In vielen Wildlife-<br />

und Schutz projekten werden Tuataras in Gefangenschaft<br />

vermehrt, um ihr Überleben zu sichern.<br />

Umso sensationeller ist nun der Fund des ersten<br />

wilden Tuatara-Geleges auf dem Festland seit über<br />

200 Jahren. Das Nest wurde zufällig durch die Mitar<strong>bei</strong>ter<br />

des Karori Wildlife- Sanctuary in Wellington<br />

gefunden. Das Gelege befindet sich jedoch<br />

außerhalb der Schutzzäune des Sanctuarys, die zur<br />

Arterhaltung gegen das Eindringen von feindlichen<br />

Säuge tieren errichtet wurden.<br />

Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich außer den vier aus<br />

Versehen frei gelegten Eiern noch weitere unter der<br />

Erde befinden, da Tuataras im Regelfall etwa zehn Eier<br />

ablegen. „Wir haben das Nest sofort wieder zugedeckt,<br />

um die Inkubation nicht zu stören. Das Weibchen muss<br />

die Eier ziemlich genau vor einem Jahr dort abgelegt<br />

haben“, so einer der Sprecher. Der Fund ist der erste<br />

wissenschaftliche Beweis, dass sich die Brückenechsen<br />

nun auch in <strong>Neuseeland</strong>s Wildnis wieder vermehren. <br />

Politics<br />

Bevölkerungswachstum<br />

in <strong>Neuseeland</strong><br />

Die Einwohnerzahl von <strong>Neuseeland</strong> ist nach<br />

Berechnungen von Statistics New Zealand im<br />

vergangenen Jahr um mehr als 40.000 Personen<br />

gestiegen. Damit leben insgesamt etwa 4,28<br />

Millionen Menschen in <strong>Neuseeland</strong>. Der größte<br />

Teil des Zuwachses ergibt sich durch den Überschuss<br />

an Geburten im Vergleich zu den Sterbe-<br />

fällen. Auch die Einwanderung überstieg die<br />

Anzahl der Auswanderer um etwa 4.500 Personen.<br />

Ein weiteres Ergebnis der statistischen<br />

Untersuchungen: Der männliche Neuseeländer<br />

ist im Median 35,4 Jahre alt, während <strong>bei</strong> den<br />

neuseeländischen Frauen das Median-Alter <strong>bei</strong><br />

37,2 Jahren liegt. <br />

Nature<br />

6 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Society<br />

Super­Sommer für Aotearoa<br />

prognostiziert<br />

Es soll in <strong>Neuseeland</strong> einen Jahrhundertsommer<br />

geben, so sagen es zumindest die Meteorolo-<br />

gen voraus. Überdurchschnittlich hohe Temperaturen<br />

und wenig Niederschläge sind die Prognose<br />

für die nächsten Monate für fast alle Teile<br />

<strong>Neuseeland</strong>s. Ein Hoch soll lange über dem Land<br />

sitzen und subtropische Temperaturen bescheren.<br />

Die Kiwis sind nach vier extrem kalten und<br />

nassen Wintermonaten entzückt. Viele haben<br />

aufgrund der Rezession ihre Urlaubspläne in<br />

andere Länder ge strichen und werden im eige-<br />

nen Land verreisen. Zudem wird ein größerer<br />

Touristenboom erwartet. <br />

Tsunami­Warnsystem<br />

für Wellington<br />

Würde heute ein starkes Erdbeben die<br />

Hauptstadt <strong>Neuseeland</strong>s bedrohen, wären<br />

wohl die wenigsten Privatleute darauf vor-<br />

bereitet. Etwa 60.000 Haushalte in den<br />

Buchten wären <strong>bei</strong>spielsweise von einer<br />

Riesenwelle, ausgelöst durch ein Seebeben,<br />

ernsthaft bedroht. Das Wellington<br />

City Council richtet deshalb einen Sirenenalarm<br />

als ersten Schritt in Richtung<br />

Warnsystem für die Bevölkerung ein.<br />

Zwei mobile Sirenen für Hubschrauber<br />

und zwölf Fahrzeugsirenen wurden<br />

angeschafft. „Die Helikoptersirenen sind<br />

noch in über drei Kilometer Entfernung<br />

hörbar und werden von einem MP3-<br />

Player oder iPod aus bedient“, erklärt<br />

der Sprecher Adrian Glen. <strong>Neuseeland</strong><br />

ist aufgrund seiner Lage im Pazifischen<br />

Ozean und der dortigen Plattentekto-<br />

nik potenziell immer von Erdbeben, Seebeben<br />

und daraus resultierenden Tsunamis<br />

bedroht. <br />

<strong>Neuseeland</strong> <strong>bei</strong> Gleichberechtigung<br />

auf Platz 5 weltweit<br />

Der neueste Global Gender Index Report hat ergeben, dass<br />

<strong>Neuseeland</strong> auf dem 5. Platz steht, was das Thema Gleichberechtigung<br />

angeht. Norwegen steht auf Platz 1, gefolgt<br />

von Finnland, Schweden und Island. Deutschland steht auf<br />

dem 11. Platz, vor Großbritannien (13.), Australien (21.) und<br />

den USA (27.). Der Report untersucht den Unterschied zwischen<br />

der Behandlung von Männern und Frauen hinsichtlich<br />

der Stellung in der Wirtschaft, dem Zugang zu Bildung,<br />

politischer Bedeutung sowie Gesundheit und Lebensqualität.<br />

Nach den Berechnungen treffen in <strong>Neuseeland</strong> 78,59<br />

Prozent der möglichen Ungleichbehandlungen zwischen<br />

Männern und Frauen nicht zu. Norwegens Wert liegt in<br />

2008 <strong>bei</strong> 82,4 Prozent. Im letzten Report vor drei Jahren<br />

lag <strong>Neuseeland</strong> noch auf dem siebten Platz.<br />

Die ausführlichen Ergebnisse von <strong>Neuseeland</strong> sind<br />

unter folgendem Link abrufbar: www.weforum.org/pdf/<br />

gendergap/ggg08_new_zealand.pdf <br />

VorschullehrerInnen gesucht<br />

Einer der größten Betreiber von privaten Vorschulen in<br />

<strong>Neuseeland</strong>, Kidicorp, sucht derzeit landesweit mehr als<br />

300 qualifizierte LehrerInnen für seine Vorschulen. So habe<br />

Kidicorp <strong>bei</strong>spielsweise nach einem Bericht der WYSI-<br />

WYG-News mehr als 8.000 NZ$ für Anzeigen ausgegeben,<br />

um für Topkids, das neue Vorschulcenter in Gisborne, qualifizierte<br />

Lehrkräfte zu finden. Da jedoch nicht genügend<br />

Fachkräfte gefunden werden konnten, konnte Topkids<br />

nicht eröffnen. Der Engpass hängt für Wayne Wright, dem<br />

Inhaber von Kidicorp, unter anderem damit zusammen,<br />

dass die Anforderungen für neue Vorschullehrer durch das<br />

Bildungsministerium erhöht worden seien. Er schlägt vor,<br />

dass die Regierung Anreize für Personen schaffen solle,<br />

die den Vorschullehrbereich verlassen haben, um diese zur<br />

Rückkehr in den Beruf zu bewegen. <br />

Die Tuatara­Brückenechse…Neuseeländische<br />

…und ihre Eier<br />

Winzer ausgezeichnet<br />

Parker‘s Wine Guide, einer der weltweit einflussreichsten<br />

Weinführer, hat in seiner neuesten Ausgabe fünf Winzer<br />

aus <strong>Neuseeland</strong> mit einem Fünf-Sterne-Rating versehen:<br />

Te Mata Estate, Ata Rangi, Felton Road Wines, Pegasus Bay<br />

und Rippon. Nach Aussagen von John Buck von Te Mata<br />

Estate ist dies insbesondere deshalb bemerkenswert, weil<br />

in der Vergangenheit in dieser Publikation neuseeländische<br />

Weine so gut wie gar keine Beachtung gefunden hätten. <br />

News<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 7


News<br />

20 Jahre Bungee<br />

Im November 1988 hatte AJ Hackett in <strong>Neuseeland</strong> seinen<br />

ersten zahlenden Kunden. Für 75 Dollar durfte man<br />

sich damals an einem Gummiseil in die Tiefe stürzen. Was<br />

damals noch vielfach belächelt wurde, ist heute weltweit<br />

ein fester Bestandteil der neuseeländischen Freizeitkultur:<br />

Bungee-Jumping. Laut Hackett sprangen von seiner Anlage<br />

auf der Kawarau Brücke <strong>bei</strong> Queenstown etwa 500.000<br />

Menschen, sein Konzept verkaufte er in alle Welt. Heute ist<br />

AJ Millionär. Den „Geburtstag” seiner Bungee-Anlage feierte<br />

er zusammen mit seinem Freund und Geschäftskollegen<br />

Henry van Asch und hunderten kostümierten Kindern<br />

und Erwachsenen auf der Kawarau Brücke. <br />

Deutsch­Neuseeländische<br />

Gesellschaft<br />

Die Deutsch-Neuseeländische Gesellschaft ist ein<br />

gemeinnütziger Verein zur Förderung und Pflege der<br />

kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und<br />

<strong>Neuseeland</strong> sowie zur Vertiefung der deutsch-neuseeländischen<br />

Verständigung. Die Idee einer Deutsch-<br />

Neuseeländischen Gesellschaft wurde während der<br />

WM 2006 geboren. Die Gründung erfolgte am 4. September<br />

2006 in Stuttgart. Im Rahmen von monatlichen<br />

Treffen in Stuttgart und Umgebung werden kulturelle<br />

Veranstaltungen, politische Vorträge, landestypische<br />

Konzerte, Weinproben, thematische Dinner und Ausflüge<br />

geboten. Regelmäßig werden Veranstaltungen<br />

zur Förderung des Deutsch- Neuseeländischen Schüleraustausches<br />

organisiert.<br />

Wer weitere Informationen zu dem Verein sucht, findet<br />

diese auf dessen Website: www.deutsch-neuseelaendische-gesellschaft.de<br />

<br />

Google: Street View für<br />

<strong>Neuseeland</strong> gestartet<br />

Anfang Dezember hat Google seinen Service Street View<br />

für <strong>Neuseeland</strong> gestartet. <strong>Neuseeland</strong> ist damit das siebte<br />

Land, für das Street View flächendeckend verfügbar ist.<br />

Mit Street View wird es dem Benutzer ermög licht, einen<br />

fotorealistischen <strong>360°</strong>-Blick der Straßenumgebungen in<br />

ganz <strong>Neuseeland</strong> zu erhalten. In den letzten Monaten<br />

sind dafür mehrere Millionen Fotos gemacht worden.<br />

http://maps.google.co.nz <br />

Society<br />

Hat Jubiläum: Der Bungee­Jump<br />

The Aucklander<br />

Baumhausrestaurant<br />

<strong>bei</strong> Auckland fertiggestellt<br />

Die neuseeländischen Yellow Pages (vergleichbar<br />

mit den Gelben Seiten in Deutschland) hatten laut<br />

„Genießer & Gourmet“ ein gewagtes Projekt geplant.<br />

Inmitten eines Waldes im Norden von Auckland ist<br />

ein einzigartiges Restaurant entstanden. Es handelt<br />

sich da<strong>bei</strong> um ein Restaurant in Form eines Baumhauses.<br />

Das Restaurant hat aber nicht nur die Form<br />

eines Baumhauses, das auf sicherem, festem Boden<br />

steht, sondern ist tatsächlich in zehn Metern Höhe in<br />

einem alten Redwood Baum angebracht worden.<br />

Für das unverwechselbare Design des Yellow<br />

Treehouse, das ein wenig an eine Zwiebel erin-<br />

nert, sind die Architekten von Pacific Enviroment<br />

zuständig. Ein Besuch im Baumhaus-Restau-<br />

rant soll Kindheitserinnerungen wieder aufleben<br />

lassen und an Märchen erinnern. Die Architekten<br />

ließen sich für das Design des Restaurants von<br />

der Natur selbst inspirieren.<br />

Zum Eingang des Restaurants gelangt man über<br />

einen 60 Meter langen Weg. Es bietet Platz für bis<br />

zu 18 Gäste. Die Küche und die Toiletten befinden<br />

sich aber auf dem Boden. Die Konstruktion besteht<br />

aus Pinienholz, das in den Zwischenräumen mit<br />

Acrylglas verkleidet ist, damit ein Besuch im Baum-<br />

haus auch <strong>bei</strong> schlechtem Wetter möglich ist. Das<br />

Treehouse-Restaurant ist seit dem 10. Dezember<br />

2008 geöffnet; Tischbestellungen – Lunch 95 NZ$,<br />

Dinner 125 NZ$ pro Person – unter:<br />

www.yellowtreehouse.co.nz <br />

8 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Society<br />

„Der Hobbit“: Drehar<strong>bei</strong>ten<br />

über insgesamt 370 Tage<br />

Regisseur Guillermo Del Toro gab neue Details zu<br />

den kommenden Drehar<strong>bei</strong>ten der Fantasy-Ver-<br />

filmung „Der Hobbit“ bekannt. Demnach werden<br />

für die Aufnahmen insgesamt etwa 370 Ar<strong>bei</strong>ts-<br />

tage eingeplant. Somit werde das Drehteam<br />

knapp zwei Jahre sein Lager in <strong>Neuseeland</strong> auf-<br />

schlagen. Außerdem gab Del Toro im Interview<br />

mit der Website www.bilbohobbit.com bekannt,<br />

dass „Der Hobbit“ mit sehr viel mehr außer-<br />

gewöhnlichen Kreaturen aufwarten wird als sein<br />

aktueller Fantasy-Film „Hellboy 2“.<br />

Der Regisseur verspricht für die Adaption eine per-<br />

fekte Mischung aus computer generierten Bildern<br />

und Animatronik. 2010 sollen die Dreh ar<strong>bei</strong>ten<br />

beginnen. Das erste Kapitel soll schließlich im<br />

Dezember 2011 an den Start gehen, ein Jahr später<br />

wird dann die Fortsetzung debütieren. <br />

Travel<br />

<strong>Neuseeland</strong> gewinnt<br />

Touristik­Awards<br />

<strong>Neuseeland</strong> hat gleich zwei Auszeichnungen <strong>bei</strong><br />

den 2004 ins Leben gerufenen internationalen<br />

„Virgin Holidays Responsible Tourism Awards“ in<br />

London gewonnen. Einen Preis bekam das Land<br />

als bestes und „grünstes“ Reiseziel, den zweiten<br />

Award für „Verantwortungsvollen Touris-<br />

mus“. Laut der Jury hat <strong>Neuseeland</strong> ein Zeichen<br />

gesetzt. „Es sollten sich auch andere Regie-<br />

rungen um mehr positive Mitwirkung in der Tou-<br />

rismusbranche bemühen. Downunder hat man<br />

es mit einer nationalen Strategie geschafft, den<br />

Tourismus zugunsten von Kultur und Umwelt zu<br />

nutzen.“ So entstanden bessere Reiseziele und<br />

bessere Wohnorte. Aotearoa habe es geschafft,<br />

seine hochgesteckten Ziele von über drei Milli-<br />

onen Besuchern pro Jahr zu erreichen und den-<br />

noch den Fokus auf Qualität, Ökologie und den<br />

Schutz der Umwelt nicht zu verlieren. <br />

News<br />

Abenteuer <strong>Neuseeland</strong><br />

Mit unseren Urlaubs- und Erlebnisbausteinen verbringen<br />

Sie einen unvergesslichen Urlaub im Kreise Gleichaltriger!<br />

Erleben Sie während unseren Contiki-Rundreisen für<br />

alle 18- bis 35-Jährigen die Highlights <strong>Neuseeland</strong>s – es<br />

werden unzählige Aktivitäten geboten und gleichzeitig<br />

bleibt genügend Zeit, die Umgebung auf eigene Faust<br />

zu erkunden.<br />

Grand Adventurer<br />

Tour von Auckland nach Christchurch, 12 Nächte, Verpflegung<br />

und Busrundreise lt. Programm<br />

Pro Person im 4-Bett-Zimmer ab º 989<br />

Grand Explorer<br />

Tour von Christchurch nach Auckland, 14 Nächte, Verpflegung<br />

und Busrundreise lt. Programm<br />

Pro Person im 4-Bett-Zimmer ab º 1.079<br />

Flug nach <strong>Neuseeland</strong><br />

z. B. mit Cathay Pacific Pro Person ab º 1.236<br />

www.dertour.de<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 9


Travel & Backpacking City Trip<br />

Downtown Napier<br />

Napier: Kleinod abseits<br />

der Touristenrouten<br />

Napier hat ein Problem. Es liegt außerhalb vieler<br />

typischer Touristenrouten an der Ostküste<br />

der Nordinsel. Für viele Reisende geht<br />

es von Rotorua und Taupo aus direkt nach Wellington<br />

und dann zur Südinsel. Schade, denn Napier ist<br />

ein lohnenswerter und kurzer Umweg. Napier liegt<br />

in der „Sunny Hawke’s Bay“ – und dieser Ausdruck<br />

verspricht nicht zu viel, denn Napier hat über 2.200<br />

Sonnenstunden im Jahr.<br />

Typisch für Napier: Der Art Deco­Stil<br />

Napier selber ist unter Kennern aufgrund seiner „1930<br />

Art Deco“- und „Spanish Mission“- Gebäude als Juwel<br />

der Architektur bekannt – eine Tatsache, auf die die<br />

Bürger äußerst stolz sind. Schaut man etwas näher<br />

hin, findet man eine interessante und mitunter tragische<br />

Geschichte, die hinter der Entstehung dieser<br />

Gebäude steckt. Im Februar 1931 wurden die Stadtzentren<br />

der Zwillingsstädte Napier und Hastings<br />

fast komplett durch ein Erdbeben der Stärke 7,8 und<br />

einem darauf folgenden Feuer zerstört. 256 Menschen<br />

starben. Durch das Erdbeben wurde die Landmasse<br />

über 2,7 Meter angehoben, wodurch neues Land rund<br />

um Napier, zum Beispiel in der ehemaligen Ahuriri<br />

Lagune, entstand. Die Gebäude der Innenstädte wurden<br />

im damalig modernen „Art Deco“- und „Spanish<br />

Mission“-Stil wiederaufgebaut, welcher sowohl kostengünstig<br />

als auch vergleichsweise einfach zu errichten<br />

war. Seit Jahren bemüht sich nun der Art Deco-Trust<br />

in Napier sowie die Städte Napier und Hastings um die<br />

Instandhaltung und Restaurierung der Gebäude, und<br />

seit den 1990er-Jahren steht das Stadtzentrum Napiers<br />

unter Denkmalschutz. Täglich kann man auf „Art<br />

Deco Walks“, die im Touristeninformationszentrum<br />

„i-SITE“ an Napiers Marine Parade starten, mehr<br />

über die Gebäude, den Stil und die Geschichte erfahren.<br />

Besonders beliebt und beeindruckend ist das jährliche<br />

„Art Deco Weekend“, <strong>bei</strong> dem üblicherweise im<br />

sommerlichen Februar der Art Deco-Stil ausgiebig<br />

gefeiert wird.<br />

Art Deco Weekend auf der Marine Parade<br />

Napiers Innenstadt und die Marine Parade<br />

Man kann wunderbar an Napiers ungefähr acht Kilometer<br />

langen Fußweg am Meer entlang spazieren, Rollerbladen<br />

oder Fahrrad fahren. Startpunkt ist der Hafen,<br />

wo man ab und zu eines der riesigen Kreuzfahrtschiffe<br />

bewundern kann, die in den Sommermonaten häufig in<br />

Napier vor Anker liegen. Neben dem Tom Parker Fountain<br />

am nördlichen Ende der Marine Parade sitzt die<br />

Pania Statue, die eine ähnliche Bedeutung für die Leute<br />

von Napier hat wie die kleine Meerjungfrau von Kopenhagen<br />

für die Dänen. Etwa 200 Meter weiter hat man im<br />

Touristeninformationszentrum „i-SITE“ die Möglichkeit,<br />

sich mit Prospekten, Straßenkarten und Informationen<br />

für die nächsten Abenteuer einzudecken und Souvenirs<br />

und Postkarten für die Daheimgebliebenen zu besorgen.<br />

Und wie wär’s mit einer Runde Minigolf mit Meerblick<br />

gleich nebenan? Gegenüber vom i-SITE beginnt<br />

die Innenstadt – „Shop till you drop“ ist hier die Devise.<br />

Wer etwas Besonderes sucht, ist in Läden wie „Ooma“<br />

oder „St Beads“ auf Napiers Tennyson Street gut aufgehoben.<br />

Letzterer bietet eine große Auswahl an verschiedenen<br />

Perlen, mit denen man seinen eigenen Schmuck<br />

gestalten kann. Liebevoll ausgestellte Süßigkeiten in<br />

allen Farben und Formen gibt es <strong>bei</strong> „Humbugs“ auf<br />

der Hastings Street. Ansonsten lädt eine Vielzahl verschiedener<br />

Läden auf der Emerson Street zum Stöbern<br />

ein. Am südlichen Ende der Marine Parade liegt das<br />

„National Aquarium of New Zealand“, welches neben<br />

einheimischen und exotischen Fischen auch einzigartige<br />

Reptilien wie den neuseeländischen Tuatara, die<br />

City Trip Travel & Backpacking<br />

LAGE: Napier liegt an der Ostküste der Nordinsel, etwa<br />

330 Kilometer nordöstlich von Wellington entfernt.<br />

FLäCHE: 106 Quadratkilometer<br />

EINWoHNER: Ca. 56.000 Einwohner<br />

KLIMA: Mediterranes Klima, ca. 2.200 Sonnenstunden im Jahr<br />

10 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 11<br />

<strong>360°</strong> Info<br />

Auckland<br />

Hamilton<br />

Palmerston North<br />

Whangarei<br />

Rotorua<br />

Taupo<br />

Wellington<br />

<strong>360°</strong> Autorin: Nora Tenbrock<br />

Napier<br />

Nora Tenbrock ist vor dreieinhalb<br />

Jahren nach <strong>Neuseeland</strong> ausgewandert.<br />

Seit fast einem Jahr ar<strong>bei</strong>tet<br />

sie als Tierpflegerin mit See löwen<br />

und Pinguinen <strong>bei</strong> Marine land<br />

in Napier. Vorher hat sie durch<br />

ihre fast zweijährige Tätigkeit als<br />

Travel Consultant <strong>bei</strong>m Napier<br />

i-SITE viel über Napier und <strong>Neuseeland</strong><br />

gelernt. Nora und ihr Freund haben schon fast ganz<br />

<strong>Neuseeland</strong> bereist und wollen auch noch die letzten Ecken<br />

erkunden, bevor sie Mitte 2009 nach Australien ziehen.<br />

oft als „lebende Fossilien“ bezeichnet werden, sowie<br />

zwei Kiwis ausstellt. So verlockend das Meer entlang<br />

dem Steinstrand der Marine Parade gerade im Sommer<br />

auch aussehen mag, schwimmen ist hier wegen starker<br />

Unterströmungen äußerst gefährlich.<br />

Bluff Hill<br />

Einen tollen Blick auf die nähere Umgebung hat man<br />

vom „Bluff Hill Lookout“, der relativ gut ausgeschildert<br />

ist. Die Fahrt über den Napier Hill ist allerdings selbst


Travel & Backpacking City Trip<br />

für Ansässige immer wieder ein Abenteuer, deshalb<br />

sollte man es als Besucher ruhig langsam angehen,<br />

besonders auf den teils schmalen Straßen, die sich<br />

nicht selten in steilen, engen und unübersichtlichen<br />

Kurven hoch winden. Der mühsame Weg lohnt sich<br />

jedoch und wer hat, sollte ein Fernglas mitbringen.<br />

Wer gut zu Fuß ist, kann natürlich auch zum Lookout<br />

hoch laufen.<br />

Pinguine am Perfume Point<br />

Ein kleiner Geheimtipp für Naturfreunde – speziell Pinguin-Freunde<br />

– ist ein Ausflug mit Taschenlampe kurz<br />

nach Dämmerung zum sogenannten „Perfume Point“<br />

in Napiers Stadtteil Ahuriri. Dort kann man, wenn man<br />

Glück und Geduld hat, kleine blaue Pinguine beobachten,<br />

die dort zwischen den Felsen leben. Tagsüber sind diese<br />

www.napier.govt.nz<br />

www.artdeconapier.com<br />

www.napier.nz.com<br />

www.hawkesbaynz.com<br />

Blick vom Bluff Hill auf Napier<br />

<strong>360°</strong> Web Info<br />

kleinsten Pinguine der Welt im offenen Meer auf Jagd,<br />

sie kehren jedoch in den späten Abendstunden an Land<br />

zurück. Man kann sie oft schon hören, bevor man sie<br />

sieht, da sie lautstark prustend und quakend mit einander<br />

kommunizieren.<br />

Kulinarik und Kunst<br />

In Napier und Umgebung gibt es eine ausgeprägte<br />

Restaurant- und Café-Kultur. In der Innenstadt hat man<br />

die Qual der Wahl zwischen etlichen Straßen cafés.<br />

Eine tolle Gegend für einen gemütlichen Brunch oder<br />

ein Mittagessen ist außerdem Napiers neues Lifestyle-<br />

Viertel „Ahuriri“, welches mit idyllischem Blick auf den<br />

Yachthafen und entspannter Atmosphäre zum Verweilen<br />

einlädt. Hier reihen sich moderne Bars und Restaurants<br />

mit Hafenblick entlang West Quay – eine Straße,<br />

die sich besonders donnerstag- und samstagabends zur<br />

entspannten Ausgehmeile verwandelt. Dort kann man<br />

auch die Kalorien an der „Kiwi Adventures“ Indoor Kletterwand<br />

gleich wieder abtrainieren oder sich für eine<br />

der vielen Abenteuertouren wie „Gorging“ oder „Rafting“<br />

anmelden. Wer sich kulinarisch mal wieder so<br />

richtig was gönnen möchte, sollte unbedingt in einem<br />

der Weingüter der Gegend speisen. Außerdem bietet<br />

das Restaurant „Old Church“ in Napiers Stadtteil<br />

„Meeanee“ aus gezeichnete Küche sowie ein außer-<br />

12 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

… Rafting<br />

Abenteuer pur ….<br />

gewöhnliches Ambiente in einer restaurierten Landkirche.<br />

In dieser Gegend befindet sich zudem der äußerst<br />

empfehlenswerte „Filter Room“, eine Cidery und Brauerei,<br />

die neben köstlichem Mittagstisch auch Apfelwein-<br />

und Bierproben anbietet. Preisgekrönte französische<br />

Küche bietet das „Pacifica“ an Napiers Marine Parade.<br />

Überhaupt ist Hawke’s Bay als „Food & Wine“-<br />

Destination bekannt, nicht zuletzt durch die vielen Bauern,<br />

die ihre saisonalen Produkte in ihren kleinen Bauernhofläden<br />

rund um Napier und Hastings verkaufen<br />

– frischer geht’s nicht. Sehr beliebt ist auch der sogenannte<br />

„Farmer‘s Market“, der das ganze Jahr über<br />

jeden Sonntagmorgen auf den „Hastings Showgrounds“<br />

stattfindet. In den Sommermonaten lädt außerdem der<br />

„Black Barn Market“ <strong>bei</strong> Havelock Norths Black Barn<br />

Winery samstagsmorgens zum Stöbern und Schmausen<br />

ein. Auf <strong>bei</strong>den Märkten bieten lokale Bauern ihre Spezialitäten<br />

von frischem Obst und Gemüse bis zu Marmelade,<br />

Fleisch, Käse, Soßen und frischem Landbrot feil.<br />

In der Erdbeerzeit von Dezember bis Februar sollte man<br />

es auf keinen Fall verpassen, frische Erdbeeren sowie<br />

frisches Fruchteis zu kaufen, zum Beispiel <strong>bei</strong> „Strawberry<br />

Patch“, einem kleinen Bauernladen auf der Havelock<br />

Road zwischen Havelock North und Hastings.<br />

<strong>360°</strong> Info<br />

GESCHICHTE<br />

City Trip Travel & Backpacking<br />

Hinweise, die auf eine Maori Besiedlung der Gegend hinweisen,<br />

gehen zurück bis ins 10. Jahrhundert<br />

1769 Captain James Cook entdeckt Napier als erster Europäer<br />

1830 Erste europäische Besiedlung Napiers durch Walfänger,<br />

Missionare und Händler<br />

1851 Das erste Hotel in Napier wird eröffnet<br />

1853 Napier wird den Maoris von Donald McLean abgekauft<br />

1854 Auf Alfred Dometts (späterer Premierminister <strong>Neuseeland</strong>s)<br />

Wunsch hin bekommt Napier seinen Namen und wird<br />

nach Sir Charles Napier (Britischer General und Commanderin-Chief<br />

in Indien) benannt<br />

3. Februar 1931 Ein Erdbeben der Stärke 7,8 und ein darauf folgendes<br />

Feuer zerstören die Innenstadt Napiers, 256 Menschen<br />

kommen da<strong>bei</strong> ums Leben, neues Land entsteht durch die Anhebung<br />

der Landmasse um 2,7 Meter, in den folgenden Jahren wird<br />

die Stadt im damals aktuellen Art Deco-Stil wiederaufgebaut<br />

1950 Napier wird offiziell zur Stadt gekürt<br />

uNIS/SCHuLEN: EIT – Eastern Institute of Technology<br />

KuLINARISCHES<br />

Mission Estate: Das älteste Weingut <strong>Neuseeland</strong>s, geschichtliche<br />

Weinkellertouren, täglich Mittagstisch und Abendessen,<br />

Weinprobe bis ca. 17 Uhr, ausgezeichnete Küche mit wechselndem<br />

Menü; 198 Church Rd, Greenmeadows, Tel.: 06 / 84 59 35 0,<br />

www.missionestate.co.nz<br />

Church Road Winery: Täglich Mittagstisch, Touren durchs Weinmuseum,<br />

Weinprobe bis ca. 17 Uhr, Gewinner des 2008 „Signature<br />

Dish“, einem kulinarischen Wettbewerb unter Spitzen köchen<br />

in der Gegend (www.foodhawkesbay.co.nz); 150 Church Rd,<br />

Taradale, Tel.: 06 / 84 42 05 3, www.churchroad.co.nz<br />

Old Church Restaurant: Ausgezeichnete Küche in ungewöhnlichem<br />

Ambiente einer restaurierten Kirche mit eigenem kleinen<br />

Weinanbau, Mittagstisch und Abendessen; 199 Meeanee<br />

Rd, Tel.: 06 / 84 48 86 6, www.theoldchurch.co.nz<br />

Filter Room & Cider Tree Café: Mittagstisch mit sehr gutem<br />

Essen und der Möglichkeit, im Filter Room nebenan verschiedene<br />

Apfelweine und Biere zu probieren; Awatoto Rd, Meeanee,<br />

Tel.: 06 / 84 54 08 4, www.thefilterroom.co.nz<br />

Strawberry Patch: Von Dezember bis Februar: Toller Bauernladen,<br />

wo man neben frischen Erdbeeren (fertig gepackt oder<br />

selbst gepflückt) auch köstliches Erdbeer-Joghurt-Eis sowie<br />

weitere Bio-Produkte kaufen kann (u. a. Spargel, Tomaten,<br />

Kartoffeln), 96 Havelock Rd, Havelock North, Tel.: 06 / 87 71 35 0,<br />

www.strawberrypatch.co.nz<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 13


Travel & Backpacking City Trip<br />

SEHENSWERTES<br />

Museen, Parks etc. Art Deco Architektur: Täglich kann<br />

man auf geführten „Art Deco Walks“ mehr über die Art<br />

Deco- und Spanish Mission-Gebäude der Innenstadt<br />

er fahren. Weiterhin werden Minibustouren oder eine<br />

„self-guided Art Deco-Walk“-Broschüre angeboten. Für<br />

weitere Informationen und Art Deco Souvenirs lohnt<br />

sich ein Besuch im „Art Deco Shop“; 163 Tennyson St,<br />

Tel.: 06 / 83 50 02 2, www.artdeconapier.com<br />

Hawke’s Bay Museum & Art Gallery: Museum und<br />

Kunstgalerie mit fester sowie wechselnden Ausstellungen<br />

lokaler, nationaler und internationaler Künstler,<br />

u. a. Maori Art und eine sehr interessante Ausstellung<br />

über das Erdbeben von 1931; 9 Herschell St,<br />

Tel.: 06 / 83 57 78 1, www.hbmag.co.nz<br />

Napier Prison: Das alte Gefängnis von Napier, heute zu<br />

einem beliebten Backpacker umfunktioniert, bietet täglich<br />

ca. einstündige Touren durch die alten Gemäuer<br />

mit Geschichten über ehemalige Insassen, Hinrichtungen<br />

und das mysteriöse Hausgespenst …; 55 Coote<br />

Rd, Tel.: 06 / 83 59 93 3, www.napier-prison-accommodation.com<br />

National Aquarium of New Zealand: <strong>Neuseeland</strong>s größte<br />

Ausstellung von Meerestieren einschließlich Haien,<br />

Piranhas, dem einzigen Krokodil <strong>Neuseeland</strong>s, Tuatara<br />

und Kiwis. Auf „Behind the Scenes“-Touren kann man<br />

hinter die Kulissen blicken, zudem können qualifizierte<br />

Taucher im „Ocean Tank“ mit Haien, Stachelrochen und<br />

anderen Fischen und Krustentieren tauchen und diese<br />

füttern; Südende der Marine Parade, Tel.: 06 / 83 41 40 4,<br />

www.nationalaquarium.co.nz<br />

Ocean Spa: Freibad mit verschieden temperierten Hot-<br />

Pools, Sauna und Dampfbad, Solarium und Spa, tolle<br />

Lage mit Blick aufs Meer, täglich bis 22 Uhr geöffnet;<br />

42 Marine Parade, Tel.: 06 / 83 58 55 3, www.hawkesbaynz.<br />

com/oceanspa_3084.aspx<br />

Par2 Minigolf: Minigolfbahn mit tollem Meerblick direkt<br />

neben dem Informationszentrum, zwei verschiedene<br />

18 Loch-Bahnen; Marine Parade, Tel.: 06 / 83 40 24 8,<br />

www.par2golf.co.nz<br />

SEHENSWERTES IN DER uMGEBuNG<br />

Cape Kidnappers: Bekannt für die größte zugängliche Tölpelkolonie<br />

der Welt und einen der schönsten Golfplätze<br />

der Welt ist Cape Kidnappers, eines der Naturhighlights<br />

der Gegend. Erreichbar ist das Kap nur entlang eines<br />

14 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

<strong>360°</strong> Info <strong>360°</strong> Info<br />

etwa zehn Kilometer langen Strandes, der wiederum nur<br />

<strong>bei</strong> Ebbe freiliegt. Die Gezeiten kann man <strong>bei</strong>m Napier<br />

i-SITE erfragen; www.visitus.co.nz (Napier i-SITE),<br />

www.gannets.com, www.gannetsafaris.com<br />

Ocean Beach & Waimarama Beach: Wunderschöne<br />

Sandstrände etwa eine Stunde südlich von Napier, toll<br />

zum Schwimmen und Sonnenbaden im Sommer oder<br />

für lange Spaziergänge im Winter. Mehr Informationen<br />

und Wegbeschreibung kann man <strong>bei</strong>m Napier i-SITE<br />

bekommen: 100 Marine Parade, Tel.: 06 / 83 41 91 1,<br />

www. visitus.co.nz<br />

<strong>Mount</strong>ain Valley: Adventure Lodge, etwa 45 Minuten<br />

nördlich von Napier. <strong>Mount</strong>ain Valley liegt in wunderschöner<br />

Umgebung am Mohaka River und bietet Unterkünfte,<br />

Rafting, Reiten, Kajaken, Fishing und andere Aktivitäten<br />

an; McVicar Rd, RD2, Tel.: 06 / 83 49 75 6, www.<br />

mountainvalley.co.nz<br />

Hawke’s Bay Farmer’s Market: Jeden Sonntag zwischen<br />

8.00 und 12.00 Uhr auf den „Hawke’s Bay Showgrounds“<br />

in Hastings. Lokale Bauern bieten hier ihre saisonalen<br />

Produkte an; www.foodhawkesbay.co.nz<br />

Silky Oak Chocolate Factory: Schokoladenfabrik mit dazugehörigem<br />

Shop, Museum und Café; 1131 Links Rd, Tel.:<br />

06 / 84 50 90 8, www.silkyoakchocs.co.nz<br />

Te Mata Cheese: Käserei, die auf Schafs-, Kuh-, und<br />

Ziegenkäse spezialisiert ist. Vor Ort kann man verschiedene<br />

Käsesorten probieren und kaufen, zudem<br />

gibt es ein Café; 393 Te Mata Rd, Havelock North,<br />

Tel.: 06 / 87 58 28 2, www.tematacheese.co.nz<br />

Arataki Honey: Dieser Honighersteller bietet in einem<br />

modernen Besucherzentrum Honig verschiedenster<br />

Geschmacksrichtungen, den man auch probieren kann,<br />

sowie Souvenirs rund um das Thema Honig an. Außerdem<br />

kann man den Bienen <strong>bei</strong> der „Ar<strong>bei</strong>t“ zuschauen<br />

und sich über die Herstellung des Honigs informieren.<br />

Auch toll für Kinder; 66 Arataki Rd, Havelock North, Tel.:<br />

06 / 87 77 30 0, www.aratakihoneyhb.co.nz<br />

Haumoana Farmyard & Zoo: Streichelzoo mit Farmtieren,<br />

die auch gefüttert werden können, u. a. Ziegen,<br />

Schafe, Kaninchen und Meerschweinchen. Ponyreiten<br />

für Kinder wird auch angeboten; 32 East Rd, Haumoana,<br />

Tel.: 06 / 87 50 24 4, www.farmyardzoo.co.nz<br />

Te Mata Peak: Aussichtspunkt mit wunderschönem<br />

Blick über Napier und Hastings bis zur Mahia Halbinsel<br />

im Nordosten und dem Tongariro National Park<br />

im Westen; Havelock North.<br />

uNTERKüNFTE<br />

€ € € Te Pania Scenic Circle Hotel: Gut ausgestattete<br />

Zimmer, alle mit Meerblick, nah am Stadtzentrum,<br />

Restaurant und Bar vorhanden; 45 Marine Parade, Tel.:<br />

06 / 83 37 73 3, www.scenic-circle.co.nz<br />

€ € € County Hotel: Fünf Sterne-Hotel der alten Klasse,<br />

sehr urig mit edlem Ambiente, ausgezeichnetes Restaurant<br />

(„Chambers Restaurant”) und Bar, sehr gute Lage; 12 Browning<br />

St, Tel.: 06 / 83 57 80 0, www.countyhotel.co.nz<br />

€ € € The Nautilus: Das neueste Hotel in Napier, viele<br />

Zimmer mit Meerblick, Restaurant und Bar; 387 Marine<br />

Parade, Tel.: 06 / 97 46 55 0, www.nautilusnapier.co.nz<br />

€ € Beachfront Motel: Gut ausgestattete Räume, viele<br />

mit Meerblick, gute Lage nahe dem Stadtzentrum und<br />

den Marine Parade Attraktionen; 373 Marine Parade,<br />

Tel.: 06 / 83 55 22 0, www.beachfrontnapier.co.nz<br />

€ € Harbour View Motor Lodge: In Ahuriri gelegen,<br />

gut ausgestattete Zimmer, manche mit Hafenblick,<br />

City Trip Travel & Backpacking<br />

etwa acht Minuten Fahrt zum Stadtzentrum, nahe an<br />

einer guten Auswahl an Restaurants in Ahuriri; 60 Nelson<br />

Quay, Ahuriri, Tel.: 06 / 83 58 07 7, www.harbourview.co.nz<br />

€ € Deco City Motor Lodge: Motel im Art Deco Stil,<br />

gut ausgestattete Zimmer, etwa fünf Minuten Fahrt zum<br />

Stadtzentrum; 308 Kennedy Rd, Tel.: 06 / 84 34 34 2,<br />

www.decocity.co.nz<br />

€ YHA: Gute Lage zu den Marine Parade Attraktionen,<br />

der Innenstadt und Supermärkten; 277 Marine Parade,<br />

Tel: 06 / 83 57 03 9, www.yha.co.nz<br />

€ Wally’s Backpacker: Einer der wenigen Backpacker<br />

mit Parkmöglichkeit, gute Lage zur Stadt; 7 Cathedral<br />

Ln, Tel.: 06 / 83 37 93 0, www.wallysbackpackers.<br />

co.nz<br />

€ Westshore Holiday Park: Kleiner Holidaypark<br />

mit Unterkunftsmöglichkeiten von Zeltplätzen bis<br />

zu Familienzimmern; 88 Meeanee Quay Westshore,<br />

Tel.: 06 / 83 59 45 6, www.westshoreholidaypark.co.nz<br />

– ANZEIGE –<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 15


Travel & Backpacking City Trip<br />

Tölpelkolonie…<br />

In der Gegend gibt es außerdem zahlreiche lohnenswerte<br />

Galerien, die die verschiedenartigsten Kunstgegenstände<br />

ausstellen und verkaufen, von Holzwerkstätten<br />

über Töpfereien und Glaser bis hin zu Malerei und<br />

Bildhauerei. Schokoladenfreunde werden die „Chocolate<br />

Factory“ lieben, die neben einem Schokoladenmuseum<br />

auch einen Shop und ein Café beherbergt. Eine<br />

Tour im alten Gefängnis von Napier, das heute zu einem<br />

Backpacker umfunktioniert ist, erzählt Geschichten von<br />

ehemaligen Insassen und vielleicht begegnet man sogar<br />

dem Gespenst, welches dort immer noch haust. Wer<br />

sich für Schafwollprodukte und ihre Herstellung interessiert,<br />

kann den Leuten <strong>bei</strong> „Classic Sheepskin“ <strong>bei</strong> der<br />

Ar<strong>bei</strong>t über die Schulter schauen und im Shop anschließend<br />

die fertigen Produkte erstehen.<br />

Napiers Weingüter:<br />

Beste Weine und ausgezeichnete Küche<br />

Die Weingüter der Gegend sind bekannt für gute Weine<br />

aller Art und für ihre ausgezeichnete Küche. Mit über 70<br />

„Wineries“ hat man die Qual der Wahl. Die meisten sind<br />

täglich zur Weinprobe geöffnet. Die Restaurants sind<br />

größtenteils nur für den Mittagstisch geöffnet, es gibt<br />

aber ein paar Wineries, die auch Abendessen anbieten.<br />

Eine der geschichtsträchtigsten Weingüter ist wohl die<br />

„Misson Estate Winery“ (lesen Sie dazu den Beitrag in<br />

Heft 01/2009, Seite 80, die Red.), das älteste Weingut<br />

<strong>Neuseeland</strong>s. Täglich werden historische Touren durch<br />

… am Cape Kidnappers<br />

den Weinkeller angeboten, die Interessierte über die<br />

ereignisreiche Geschichte des Weinguts informieren.<br />

Will man einige der beliebtesten Weingüter ausgiebig<br />

erkunden, kann man sich einer der vielen Weintouren<br />

anschließen. Während dieser Weintouren besucht man<br />

üblicherweise vier bis fünf Weingüter inklusive Weinprobe<br />

und wird da<strong>bei</strong> in ganz klassisch lockerer Kiwi-<br />

Art von einem erfahrenen Tourguide und Weinkenner<br />

<strong>bei</strong> Laune gehalten. Im Februar findet außerdem jedes<br />

Jahr ein Wein event der Extraklasse statt: Beim „Harvest<br />

Hawke’s Bay“ laden teilnehmende Weingüter ein<br />

Wochenende lang zur Weinprobe, Workshops und Konzerten<br />

ein (vom 7. bis 8. Februar, www.harvesthawkesbay.co.nz).<br />

Tölpel am Cape Kidnappers<br />

Ein weiteres Highlight in der Gegend ist das Cape Kidnappers.<br />

Das besondere am Cape Kidnappers ist die Tölpelkolonie,<br />

die zwischen den Monaten September und April<br />

auf den Klippen vom Black Reef bis zum höher gelegenen<br />

Plateau nistet. Auf überraschend engem Raum tummeln<br />

sich Tausende von Vögeln und man kann äußerst nah<br />

heran, um die Erwachsenen <strong>bei</strong> ihren beeindruckenden<br />

Ritualen und die Jungen, die im Dezember schlüpfen, <strong>bei</strong><br />

ihren ersten Flugversuchen zu beobachten.<br />

Das Kap ist, abgesehen von Privatland, ausschließlich<br />

entlang eines etwa zehn Kilometer langen Strandes<br />

erreichbar, der nur <strong>bei</strong> Ebbe freiliegt. Die günstigste<br />

Variante ist somit ein etwa 20 Kilometer (zehn Kliometer<br />

hin, zehn zurück) langer Fußmarsch. Was wenige wis-<br />

City Trip Travel & Backpacking<br />

sen: Statt auf dem ausgewiesenen Parkplatz, der etwa<br />

20 Minuten südlich von Napier liegt, zu parken und von<br />

dort aus loszulaufen, sollte man auf den rechts anschließenden<br />

Campingplatz fahren, dort ca. 50 Cent Parkgebühr<br />

bezahlen und auf dem hinteren Teil des Campingplatzes<br />

parken. Wenn man von dort aus losläuft, spart<br />

man etwa 15 Minuten Fußmarsch.<br />

Blick auf die Spitze<br />

16 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 17<br />

Cape Kidnappers


Travel & Backpacking City Trip<br />

Cape Kidnappers<br />

Beliebtes Ausflugsziel in der Hawke‘s Bay.<br />

City Trip Travel & Backpacking<br />

18 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 19


Travel & Backpacking City Trip<br />

Wem das Laufen zu anstrengend ist, der kann sich einer<br />

der zwei Touren anschließen, die in den Sommermonaten<br />

zwischen Oktober und April angeboten werden.<br />

Eine Tour, „Gannet Beach Adventures“, führt auf der<br />

Ladefläche eines Traktors am Strand entlang. Unterwegs<br />

werden immer wieder kurze Stopps eingelegt, um<br />

die Passagiere über die Geologie und die Geschichte<br />

der Gegend zu informieren. Die Traktorfahrer sind<br />

außerdem üblicherweise zu kleinen Späßen aufgelegt,<br />

man sollte also mit nassen Füßen rechnen. Es folgt<br />

ein letzter, etwa zwanzigminütiger Fußmarsch hoch<br />

zum sogenannten Plateau, auf dem der größte Teil der<br />

Tölpelkolonie nistet. Diese Tour ist auch für Familien<br />

mit Kindern geeignet. Die zweite Tour, „Gannet Safaris“,<br />

führt in klimatisierten Kleinbussen über privates<br />

Hinterland, vor<strong>bei</strong> an einem spektakulären Golfplatz<br />

(gemäß der Britischen Zeitung „Daily Telegraph“ der<br />

beste Golfplatz der Welt) und mit ausgiebigen Stopps<br />

an Aussichtspunkten, direkt zum Plateau.<br />

Wer im neuseeländischen Winter in der Gegend ist,<br />

sollte aber nicht enttäuscht sein, dass keine Tölpel<br />

da sind. Der Zugang zum Plateau ist von Mai bis<br />

Oktober zwar ohnehin gesperrt, allerdings lohnt sich<br />

ein Fußmarsch entlang der Klippen bis zum sogenannten<br />

„Black Reef“ unterhalb des Plateaus trotzdem:<br />

Die Landschaft ist unglaublich schön und es ist<br />

nicht ungewöhnlich, zu dieser Jahreszeit hier auf neuseeländische<br />

Fellrobben zu stoßen, die sich auf den<br />

Felsen sonnen.<br />

Bush Walks<br />

<strong>Neuseeland</strong>s Fellrobben am Black Reef<br />

Wer sich für Bush Walks interessiert, sollte Napier auf<br />

State Highway 2 in Richtung Gisborne verlassen. Nach<br />

etwa 20 Minuten windet sich die Straße durch die bewaldete<br />

Hügellandschaft. Auf der rechten Seite erscheint bald<br />

Auf dem Tongoio Walk – Te Ana Falls<br />

Shine Falls<br />

der „Tongoio Falls Bush Walk“, ein kurzer Weg, auf dem<br />

man an zwei Wasserfällen, den Te Ana Falls und den Tongoio<br />

Falls, vor<strong>bei</strong> kommt. Folgt man State Highway 2 etwas<br />

weiter, erscheint auf der linken Seite das „White Pine Bush<br />

Scenic Reserve“ mit einem etwa einstündigen, einfachen<br />

Bush Walk durch eine für Hawke’s Bay typische Buschlandschaft.<br />

Der Walk ist auch für Rollstuhlfahrer geeignet.<br />

20 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Wer mehr Zeit hat, sollte den State Highway 2 weiter nach<br />

Norden bis Tutira folgen, welches ca. eine Autostunde von<br />

Napier entfernt liegt. Von dort führt links eine Schotterstraße<br />

in das sogenannte „Boundary Stream“-Gebiet und<br />

zu den „Shine Falls“, dem mit 58 Metern höchsten Wasserfall<br />

der Hawke’s Bay. Den Wasserfall selbst erreicht<br />

man über einen einfachen, etwa 30-minütigen Bush Walk.<br />

Die Gegend des Boundary Stream bietet zudem weitere<br />

interessante Walks verschiedener Schwierigkeitsgrade.<br />

Für erfahrene Wanderer bieten sich sowohl im Kaweka<br />

Forest Park als auch im Ruahine Forest Park, westlich<br />

von Napier und Hastings, ein- bis mehrtägige Touren.<br />

Eine gute, ausführliche und übersichtliche Webseite für<br />

Walks und Tracks in ganz <strong>Neuseeland</strong> ist die Webseite<br />

des Department of Conservation: www.doc.govt.nz (ausführlich<br />

in Heft 05/2008, S. 74f, die Red.). Außerdem kann<br />

man sich mit Informationen und Karten <strong>bei</strong>m i-SITE oder<br />

dem lokalen DOC-Büro eindecken.<br />

Wer einen der typisch neuseeländischen einsamen<br />

Strände sucht, sollte sich auf den etwa einstündigen<br />

Weg zum südlich von Napier gelegenen „Ocean Beach“<br />

machen. Üblicherweise ist nur der Bereich direkt am<br />

Parkplatz etwas belebter, besonders im Sommer. Wenn<br />

man aber einen kleinen Fußmarsch auf sich nimmt,<br />

ist man schnell allein und kann entweder ein Bad in<br />

den kühlen Wellen oder ein langes Sonnenbad in den<br />

Dünen genießen. Ein Spaziergang an diesem wunderschönen<br />

kilometerlangen Sandstrand mit den grünen<br />

Hügeln im Hintergrund ist wie eine Therapie für die<br />

Seele und lohnt sich auch an kälteren Wintertagen.<br />

Auf dem Rückweg nach Napier sollte man sich unbedingt<br />

noch die „Maraetotara Falls“ anschauen, ein<br />

hübscher Wasserfall eingebettet in neuseeländische<br />

Buschlandschaft und ein beliebter „swimming spot“<br />

an heißen Sommertagen.<br />

Wer es abenteuerlich mag, der kann in den Bergen<br />

nordwestlich von Napier Rafting Trips unternehmen,<br />

Kanu fahren, reiten, fischen und campen, zum Beispiel<br />

<strong>bei</strong> <strong>Mount</strong>ain Valley, einer entlegenen und malerischen<br />

Adventure Lodge ungefähr 40 Minuten von Napier.<br />

<strong>Mount</strong>ain Valley bietet zudem Unterkünfte in verschiedenen<br />

Preisklassen, vom einfachen Zeltplatz am Fluss<br />

bis zu voll ausgestatteten Familienbungalows.<br />

Te Mata Peak<br />

City Trip Travel & Backpacking<br />

Ein weiterer landschaftlicher Höhepunkt in der Gegend<br />

ist der Te Mata Peak <strong>bei</strong> Havelock North. Gemäß einer<br />

Maori-Legende ist der Peak der Körper des riesigen<br />

Maori-Chiefs eines der Küstenvölker von Waimarama<br />

namens Te Mata O Rongokako. Zwischen dem Küsten-<br />

Maraetotara Falls<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 21


Preview 02/2008<br />

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02/2008 Vorschau<br />

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© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 99


Travel & Backpacking Travelogues<br />

Mit Smilla durch <strong>Neuseeland</strong>:<br />

Eine Radreise mit Baby<br />

im Anhänger<br />

Na, jetzt wollt ihr wohl endlich sesshaft werden!“<br />

Unsere Familie scheint irgendwie die falschen<br />

Schlüsse zu ziehen, als Wibkes Bauch immer<br />

dicker und dicker wird. Bedeutet ein Baby das Ende vom<br />

Nomadenleben? Nun ja, wir lassen die Sache mal auf<br />

uns zu kommen.<br />

Schon ein paar Wochen nach ihrer Geburt merken wir:<br />

Smilla liebt es, unterwegs zu sein. Die Lust zu reisen<br />

scheint sie geerbt zu haben. Also beginnen wir langsam<br />

Reisepläne zu schmieden. „Das könnt ihr doch dem Kind<br />

nicht antun!“ ist die allgemeine Reaktion. Warum Reisen<br />

schädlich für Kinder sein soll, kann uns allerdings keiner<br />

wirklich erklären und so beschließen wir, es zu wagen.<br />

Geht es Kindern nicht dann am besten, wenn ihre Eltern<br />

glücklich und ausgeglichen sind und wenn sie möglichst<br />

viel Zeit mit ihnen verbringen können?<br />

Ziemlich schnell ist das Ziel klar: <strong>Neuseeland</strong>. Liegt nicht<br />

dort das Paradies ohne giftige Tiere, politische Unruhen<br />

und Malaria? Viele Berichte beschreiben die grenzenlose<br />

Weite, die geheimnisvollen Berge und besonders<br />

die netten Einheimischen. Mit minimal einem Tag<br />

maximal einem Jahr, legen wir unsere Reisedauer zum<br />

Leidwesen unserer Verwandten nur vage fest. Einfach so<br />

Wibke, Smilla, Axel und ihre Ausrüstung: So wenig wie möglich und<br />

doch genug. Neben 100 Diaf lmen muss auch eine obstreibe für Smilla<br />

in den acht Radtaschen einen Platz f nden.<br />

Kann man mit einem fünf Monate alten Baby eine Radreise machen?<br />

Etwas Vorbereitung, Enthusiasmus und ein ruhiger Reiserhythmus<br />

gehören auf jeden Fall dazu.<br />

lange mit den Fahrrädern unterwegs sein, wie es allen<br />

Expeditionsteilnehmern gefällt. Smilla ist der Maßstab<br />

unserer Reise.<br />

Als sie fünf Monate wird, beginnen wir unsere Sachen zu<br />

packen. Ein Radanhänger, Babyschlafsack, 47 Windeln,<br />

die Nuckelflasche mit zwei Aufsätzen und eine Obstreibe<br />

– die Packliste wächst ins Unermessliche. Wie soll<br />

das nur in die Fahrradtaschen passen? Irgendwie findet<br />

dann doch alles seinen Platz. Wir packen das ein, was wir<br />

eigentlich auf jede Reise mitnehmen: ein paar Klamotten,<br />

ungefähr 100 Filme, Aufnahmegerät, Fahrrad und Zelt.<br />

„Möglichst einfach reisen“ heißt unsere Devise. Denn<br />

einerseits schont das die Reisekasse und andererseits<br />

garantiert es den wirklichen Kontakt mit Land und Leuten.<br />

Warum wir reisen? Wir wollen den frischen Wind im<br />

Gesicht spüren, andere Lebensweisen kennenlernen und<br />

mit neuen Ideen nach Hause kommen.<br />

Flug ins ungewisse<br />

Wir sitzen im Flieger und warten auf den Start. Unsere<br />

ohnehin angespannten Nerven werden noch ein bisschen<br />

mehr gestrafft: Wie wird Smilla auf das Fliegen reagieren,<br />

auf den Druck <strong>bei</strong>m Start und das stundenlange<br />

Eingequetschtsein? Doch wir beruhigen uns bald: Sie<br />

registriert alles mit Wohlwollen und verschläft fast den<br />

gesamten Flug in ihrem Babysitz, bis wir in Auckland,<br />

24 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

im Trubel der Großstadt, landen. Die Zeitumstellung setzt<br />

uns zu, denn <strong>Neuseeland</strong> ist Deutschland genau zwölf<br />

Stunden voraus. Wir sind am anderen Ende der Welt<br />

angekommen. Das Wasser läuft verkehrt herum in den<br />

Ausguss, am Sternenhimmel sieht man das Kreuz des<br />

Südens, ja, sogar die Autos fahren auf der anderen Seite<br />

– nämlich links. Nach ein paar Tagen Erholungsschlaf<br />

packt uns das Reisefieber. Also alle acht Rad taschen,<br />

Zelt, Windeln, Rucksäcke verstaut, Smilla in den Anhänger<br />

gesetzt und los geht’s!<br />

Über grüne Hügel fahren wir in Richtung Meer. Unser<br />

erstes Ziel heißt Coromandel, eine Halbinsel südöstlich<br />

von Auckland. Es ist Frühling, alles blüht, die<br />

Sonne scheint und es geht auf kleinen, bergigen Straßen<br />

immer entlang der Küste. Eine Bucht grenzt an die<br />

nächste. Langsam stellt sich ein Reiserhythmus ein, der<br />

sich erstaunlich gut mit Smillas Bedürfnissen zu decken<br />

scheint. Sobald sie im Radanhänger sitzt, hören wir keinen<br />

Ton mehr von ihr. Sie liegt wie eine Prinzessin in<br />

ihrer schaukelnden Kutsche und beobachtet voller Neugier<br />

die vor<strong>bei</strong>ziehende neue Welt. Ihre Essenspausen<br />

entsprechen ungefähr den unseren. Avocados und Äpfel<br />

gibt es an jeder Straßen ecke und Stillen ist unterwegs<br />

einfach praktisch.<br />

Radfahren <strong>bei</strong> 16 Prozent<br />

Langstreckenradler sollten Minimalisten sein! Alles,<br />

was sie während einer Reise da<strong>bei</strong> haben, muss mit<br />

eigener Muskelkraft bewegt werden. Für uns gilt<br />

das natürlich auch. Doch auf dieser Reise macht es<br />

Travelogues Travel & Backpacking<br />

<strong>360°</strong> Autoren: Wibke Raßbach / Axel Bauer<br />

Wibke Raßbach, 27, ar<strong>bei</strong>tete<br />

nach dem Abitur mit Menschen<br />

mit einer geistigen Behinderung<br />

in Schottland, Indien, Norwegen<br />

und Deutschland, bevor sie ein<br />

Studium der Sozialar<strong>bei</strong>t / Sozialpädagogik<br />

abschloss. Momentan<br />

macht sie eine Weiterbildung zur<br />

Natur- und Erlebnispädagogin.<br />

Axel Bauer, 32, absolvierte ein<br />

Studium der Innenarchitektur,<br />

nachdem er zuvor eine Tischlerlehre gemacht hatte. Zurzeit ar<strong>bei</strong>tet<br />

er als Innenarchitekt und Designer. Die <strong>bei</strong>den haben gemeinsame<br />

Reisen nach Tanzania, Kirgisien, Usbekistan, Nepal, Indien<br />

und <strong>Neuseeland</strong> unternommen. In verschiedenen Diavorträgen<br />

und Ausstellungen im Bereich Fotografie lassen sie die Besucher<br />

an ihren Reisen teilhaben. Smilla Emilie Bauer, geboren am 27. Mai<br />

2007, ist Mittelpunkt der Familie. Ihr Lieblingsort ist der Fahrradanhänger,<br />

ihre momentane Beschäftigung: Spielespezialist.<br />

www.kwerhoch2.de<br />

sich noch unsere acht Kilogramm schwere Smilla im<br />

Anhänger bequem. Zudem führt sie eine angemessene<br />

Kleidersammlung, Decken, Hüte und Toilettenartikel<br />

verschiedener Art mit sich. Auf flachen Strecken<br />

ist diese Gewichtssteigerung gut zu verkraften.<br />

Doch in <strong>Neuseeland</strong> führen die Straßen oft in direkter<br />

Linie zum Gipfel, sodass uns Steigungen mit 16 Prozent<br />

in Wettkampflaune bringen und die Fahrrad-<br />

<strong>Neuseeland</strong> ist das Land der steilen Berge. Bei 16 Prozent<br />

Steigung muss Axel alles geben, um den Fahrradanhänger<br />

vorwärts zu bewegen. Smilla genießt währenddessen<br />

bequem die Aussicht.<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 25


Travel & Backpacking Travelogues Travelogues Travel & Backpacking<br />

Coromandel Halbinsel<br />

Auf der Coromandel Halbinsel im Norden <strong>Neuseeland</strong>s grenzt eine Bucht an<br />

die nächste. Das klare, blaue Wasser, der helle Sand und die üppige Vegetation<br />

machen dieses Gebiet einzigartig. Kein Wunder, dass sich hier in den<br />

1970er-Jahren viele Hippies niedergelassen haben.<br />

26 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 27


Travel & Backpacking Travelogues<br />

kette enorm dehnen. Alle Muskeln sind gespannt,<br />

der Höhen messer zählt die Meter. Die Berge fordern<br />

unsere ganze Energie.<br />

Als wir erschöpft <strong>bei</strong> einer Dorfschule ankommen,<br />

fragen wir nach einem Laden. Wir müssen wohl sehr<br />

verhungert ausgesehen haben, denn sofort werden<br />

wir herein gewinkt und mit frischen Früchten wieder<br />

aufgepäppelt. Wir sind in einer Maorischule gelandet.<br />

Die Ureinwohner versuchen, ihre alten Bräuche<br />

und ihre eigene Sprache über die Jetztzeit zu retten.<br />

Mit dem Direktor, einem sehr ausgelassenen und entspannten<br />

Mann, kommen wir ins Gespräch. Er ruft die<br />

Schüler zum „Haka”, dem traditionellen Kriegstanz,<br />

zusammen. Uns stehen die Haare zu Berge! Zu wildem<br />

Klatschen und Schlagen auf die Brust werden helle<br />

Schreie ausgestoßen, die Zungen herausgestreckt<br />

und das Gesicht mit wilden und furchteinflößenden<br />

Grimassen belegt.<br />

Zu Besuch <strong>bei</strong> einem Spät­Hippie<br />

Auch dieser Kriegstanz hat die Maori nicht davor bewahrt,<br />

von den Engländern kolonialisiert zu werden und bis<br />

heute ist die Kluft zwischen den <strong>bei</strong>den Parteien deutlich<br />

zu spüren. Wir, als Reisende, nehmen einen Sonderstatus<br />

ein und kommen mit <strong>bei</strong>den Seiten ins Gespräch.<br />

In Rotorua kocht die Erde. Blubbernden Matsch und<br />

schwefelhaltige, heiße Quellen fndet man überall:<br />

stinkend, aber faszinierend schön.<br />

Überhaupt haben wir schon in den ersten drei Wochen<br />

so viele Menschen kennengelernt, die unterschiedlicher<br />

nicht sein könnten. Abends fragen wir meist in einem<br />

Haus am Weg, ob wir unser Zelt im Garten aufbauen<br />

dürfen. Fast nie sind wir zurückgewiesen worden, natürlich<br />

hat Smilla keinen geringen Anteil daran. Ganz im<br />

Gegenteil: Die Kiwis laden uns oft noch zum Essen ein,<br />

bieten uns Dusche und Waschmaschine an und stecken<br />

uns Avocados oder Orangen zu. Diese Art der Übernachtung<br />

hat natürlich entscheidende Vorteile zum Zeltplatz:<br />

Erstens lernen wir dadurch sehr interessante Menschen<br />

kennen und zweitens wird unsere knapp bemessene Reisekasse<br />

geschont. Die Kiwis, die meist sehr verstreut und<br />

einsam wohnen, sind wiederum froh, wenn einmal ein<br />

Fremder vor<strong>bei</strong>schaut.<br />

Bei Greg Taylor bleiben wir gleich eine ganze Woche.<br />

Vor 30 Jahren, als zahlreiche Hippies durch <strong>Neuseeland</strong><br />

zogen, kaufte er sich im Norden von Coromandel Land<br />

und wurde Selbstversorger: Gemüse, Obst, Schafe und<br />

Hühner, neben<strong>bei</strong> ein wenig Tischler- und Holzfällerar<strong>bei</strong>t.<br />

Er ist ein Lebemensch, hat zahlreiche Tätowierungen<br />

und sechs Kinder mit vier Frauen. Sein ältester<br />

Sohn ist 37 und der Jüngste vier Jahre alt. Gegen freie<br />

Kost und Logis tischlert Axel halbtags mit Greg, während<br />

Wibke sein Haus auf Vordermann bringt und Schafsmist<br />

für den Garten sammelt. Wir wohnen in einer eigenen<br />

Blockhütte mit Holzofen.<br />

28 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Bei Greg Taylor bleiben die drei eine Woche und wohnen in ihrer eigenen Blockhütte.<br />

Smilla genießen das Feuer im ofen, während draußen der Regen prasselt.<br />

Solange der Regen prasselt<br />

Die Ar<strong>bei</strong>t mit Greg tut gut. Wir riechen in seiner Werkstatt<br />

den vertrauten Geruch von Holz. Einsam liegt sein<br />

Haus mitten im Buschland an der Spitze der Coromandel<br />

Halbinsel. Die unterschiedlichsten Vogelgesänge sind zu<br />

Travelogues Travel & Backpacking<br />

hören, Riesenfarne stehen vor dem Fenster,<br />

der Regen prasselt. Wenn das Wetter besser<br />

wird, wollen wir wieder los. Doch jetzt regnet<br />

es erst einmal über Tage hinweg. Greg erzählt<br />

uns mit stolzgeschwellter Brust und schwer<br />

verständlichem Akzent von seinem Leben als<br />

„bushman”, als Holzfäller. Er spricht von Riesenkauribäumen,<br />

die er mittels eines provisorischen<br />

Staudammes und der folgenden Flut<br />

den Berg hinunter gespült hat. Im Satz danach<br />

– Greg liebt es zu erzählen – schwärmt er von<br />

seinem reichen Gemüsegarten, der mit Seegras<br />

als Dünger ungeahnt gute Geschmacksvarianten<br />

hervorbringt. Wir merken ihm an,<br />

dass er verdammt stolz ist, sich von den Supermärkten<br />

losgesagt zu haben.<br />

Als der Himmel aufklart, verlassen wir einen<br />

liebgewonnenen Menschen und ziehen mit<br />

unseren Rädern weiter gen Süden.<br />

Tanz auf dem Vulkan<br />

Auf dem Weg von Tauranga nach Rotorua haben wir<br />

starken Gegenwind und können den Schwefel schon gut<br />

zehn Kilometer vor der Stadt riechen. Hier gibt es zahlreiche<br />

heiße Quellen und der Matsch blubbert an man-<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 29


Travel & Backpacking Travelogues<br />

chen Stellen direkt im Straßengraben. Doch die Bewohner<br />

haben sich ganz gut an den Geruch von faulen Eiern<br />

gewöhnt. Die Stadt ist von Vulkankratern umgeben.<br />

Der letzte Ausbruch ist noch gar nicht so lange her und<br />

irgendwie bekommen wir <strong>bei</strong> dem Gedanken ein laues<br />

Gefühl im Bauch. Doch trotz der Vulkane und des Schwefels<br />

ist Rotorua <strong>bei</strong> den Neuseeländern sehr beliebt. Die<br />

Gegend ist wirklich wunderschön: absolute klare Flüsse<br />

mit riesigen Forellen, Redwoodwälder und viele bezaubernde<br />

Bergseen. Manchmal denken wir, wir sind mitten<br />

im Paradies gelandet.<br />

Smillas Villa<br />

Als wir nach zwei Tagen Zeltplatz weiterradeln wollen<br />

und etwas verloren im Nieselregen an einer großen Kreuzung<br />

stehen, hält neben uns ein Lieferwagen. Tim steigt<br />

aus und lädt uns zu sich nach Hause ein. Wir nehmen<br />

das Angebot an und beziehen bald ein Zimmer in Tims<br />

Haus, 17 Kilometer außerhalb von Rotorua. Er lebt hier<br />

mit seiner chinesischen Frau Howlan und seinem Sohn<br />

In sechs Wochen baut Axel für Tim und seine Familie eine Holzfällerhütte.<br />

Als Erinnerung an die gemeinsame Zeit nennen sie die Hütte „Smillas Villa“.<br />

Monte. Tim ist Baumpfleger, er schneidet Bäume angeseilt<br />

in luftiger Höhe. Schon seit Ewigkeiten träumt er von<br />

einer „bushmans-hut“, einer Holzfällerhütte, wie sie hier<br />

in <strong>Neuseeland</strong>s Gebirge einsamen Wanderern Schutz bietet.<br />

Als er hört, dass Axel Tischler und Architekt ist, bietet<br />

er uns Ar<strong>bei</strong>t an. Axel soll die Hütte entwerfen und bauen.<br />

Welch ein Glücksfall, so schnell Ar<strong>bei</strong>t gefunden zu haben,<br />

um Geld für die nächsten Monate zu verdienen.<br />

Nach ein paar Tagen finden wir durch Zufall heraus, dass<br />

Wibkes Schwester und ihr Freund, die vor vier Jahren<br />

auch schon einmal in <strong>Neuseeland</strong> waren, <strong>bei</strong> Tim im Garten<br />

gezeltet haben. Die Welt ist klein und mittlerweile<br />

haben wir aufgehört an Zufälle zu glauben.<br />

Wibke und Smilla ar<strong>bei</strong>ten im Garten, jäten, pflanzen<br />

und pflücken (bzw. essen) Erdbeeren. Es ist nämlich<br />

inzwischen fast Sommer. Himbeeren, Rhabarber, Avocados<br />

und Aprikosen sind reif. Aufgrund der fruchtbaren<br />

Vulkanerde und des feuchtwarmen Wetters wächst hier<br />

alles rasend schnell. Langsam nimmt auch die Hütte<br />

Gestalt an. Die Holzwände stehen bereits und die Dachsparren<br />

sind in Ar<strong>bei</strong>t. Tim schlägt vor, die Hütte „Smillas<br />

Villa“ zu taufen. Das Richtfest fällt auf Weihnachten<br />

und so stehlen wir zusammen im Wald eine kleine<br />

Kiefer. Manche Dinge sind doch überall auf der Welt<br />

gleich! Trotz mühevollen Schmückens macht unser<br />

Weihnachtsbaum einen sehr kläglichen Eindruck. Auch<br />

die selbstgebackenen Plätzchen lassen <strong>bei</strong> 25 Grad Celsius<br />

und Sonnenschein nur bedingt Weihnachtsstimmung<br />

aufkommen. Doch das macht nichts. Wir feiern<br />

auf Neuseeländisch: Am 25. bekommen und verteilen<br />

wir die Geschenke. Danach essen wir mit der Familie<br />

und Freunden in lockerer Runde<br />

den Truthahn. Die meisten Kiwis<br />

lieben es zu Weihnachten am<br />

Strand zu sein und zu baden.<br />

Im Schlafsack 30 Meter<br />

über dem Boden<br />

Die Neuseeländer sind ein sehr<br />

lockeres und umgängliches Volk,<br />

sodass wir während der sechs<br />

Wochen in Rotorua schon sehr<br />

viele liebe Bekanntschaften ge -<br />

macht haben. Da wäre zum Beispiel<br />

Fred, ein Österreicher der<br />

seit 19 Jahren hier lebt und vor<br />

fünf Jahren genug von den labbrigen<br />

neuseeländischen Würsten<br />

hatte. Deshalb hat er angefangen,<br />

seine eigenen Schweine zu<br />

halten, selbst zu schlachten und<br />

sie in seiner Räucherkammer<br />

zu ordentlichem Tiroler Schinken<br />

zu verar<strong>bei</strong>ten. Immer wenn<br />

wir das etwas fade neuseeländische Essen über haben,<br />

gehen wir ihn besuchen. Bei ihm gibt’s dann ordentlich<br />

Schmalz, Hirschsalami und eben diesen Tiroler Schinken.<br />

Oder Marlies, eine Berlinerin und Europameisterin<br />

im Baumklettern. Sie lebt seit zwei Jahren hier und<br />

bringt an einer Schule Holzar<strong>bei</strong>tern das Baumklettern<br />

<strong>bei</strong>. Gemeinsam mit ihr und Tim klettert Axel auf einen<br />

Redwoodbaum und übernachtet dort in 30 Metern Höhe<br />

in einem Baumbett (ein spezielles Zelt an einem Ast aufgehängt).<br />

Das Baumklettern ist eine richtige Wissenschaft<br />

für sich. Zunächst wird ein kleines, leichtes Seil<br />

30 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Tim, der Baumkletterer, befestigt gerade ein Zelt in einem Redwoodbaum.<br />

In luftigen 30 Metern Höhe verbringen Tim und Alex die Nacht.<br />

über einen hohen Ast geworfen und an diesem dann<br />

ein dickeres nach oben gezogen. Daran klettert man<br />

dann aus eigener Muskelkraft hoch. Gesichert kann man<br />

bis in die Baumkrone steigen oder auf den Ästen nach<br />

außen balancieren. Ein ziemlich beeindruckendes und<br />

Schweiß treibendes Erlebnis!<br />

Travelogues Travel & Backpacking<br />

In 30 Metern Höhe in einem Redwoodbaum<br />

zu übernachten, ist ein Schwindel erregendes Erlebnis.<br />

Tim ist Baumpfleger und zeigt Axel seinen<br />

Lieblingsschlafplatz in den Bäumen.<br />

Auf dem Abenteuerspielplatz<br />

Tim sorgt dafür, dass es uns nicht langweilig<br />

wird. Wir sind mit dem Kanu in<br />

Flüssen und auf Seen unterwegs, baden<br />

in heißen Bächen und helfen <strong>bei</strong> einem<br />

„Iron Man“-Wettkampf als Streckenposten.<br />

Manchmal kommt uns <strong>Neuseeland</strong><br />

vor wie ein großer Abenteuerspielplatz.<br />

Smilla geht es wahrscheinlich ähnlich.<br />

Wie müssen die Redwoodbäume<br />

mit ihren gut 50 Metern Höhe wohl<br />

erst auf sie wirken? Sie entdeckt den<br />

ganzen Tag neue Dinge und steckt sie<br />

sich vorsichtshalber gleich mal in den<br />

Mund. Inzwischen sitzt sie richtig gut<br />

und wir haben den Babysitz aus dem<br />

Fahrrad anhänger ausgebaut. Vorteil:<br />

Sie hat mehr Platz. Nachteil: Sie kann<br />

diverse Dinge während der Fahrt aus<br />

dem Anhänger werfen. <br />

Wer wissen möchte, warum es in <strong>Neuseeland</strong> eine Männerrechtsbewegung<br />

geben sollte, in wen sich Smilla<br />

das erste Mal verliebt und wo London gleich neben<br />

Jerusalem liegt:<br />

Der Beitrag wird in Ausgabe 3 / 2009 fortgesetzt.<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 31


Travel & Backpacking Travelogues<br />

<strong>Mount</strong> <strong>Luxmore</strong> Experience:<br />

Eine zehnstündige Überwindung<br />

des inneren Schweinehundes<br />

Gipfelsturm <strong>bei</strong> starken Windböen<br />

32 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Wir sind seit zwei Tagen in Te Anau und<br />

haben dort im Top 10 Holiday Park (sehr gut<br />

gepflegt) mit unserem fast sieben Meter langen<br />

Camper, der uns nunmehr zehn Tage mobile Unterkunft<br />

gewährt und dies noch weitere neun Wochen<br />

tun wird, Quartier bezogen, bis zur Innenstadt sind es<br />

nur wenige Minuten Fußweg. Te Anau, dieses quirlige,<br />

schnell wachsende Touristenstädtchen, mit seinen etwa<br />

2.000 Einwohnern, direkt am Ufer des gleichnamigen<br />

Sees gelegen, bietet eine Vielzahl an Übernachtungsmöglichkeiten<br />

aller Art, Souvenirshops, gastronomische<br />

Einrichtungen und mehrere Besucherinformationsstellen,<br />

in denen man sich unkompliziert und kompetent<br />

über die verschiedensten Freizeitaktivitäten zu Lande,<br />

zu Wasser und in der Luft beraten lassen kann. Der Ort<br />

markiert das Tor zum Fjordland National Park und ist<br />

<strong>bei</strong>spielsweise hervorragender Startpunkt zur Erkundung<br />

der Milford Road, einzigartiger Tracks (Milford und<br />

Routeburn), des weltberühmten Milford Sounds und des<br />

etwas ruhigeren, nicht so stark frequentierten Doubtful<br />

Sounds. Aber für heute haben wir uns die Erwanderung<br />

eines Teils des Kepler Tracks und die Bezwingung des<br />

1.472 Meter hohen <strong>Mount</strong> <strong>Luxmore</strong> vorgenommen, der<br />

hoch über dem Lake Te Anau thront.<br />

Die Spuren irischer Einwanderer<br />

Es ist der 19. März 2008, noch immer steckt uns der wohl<br />

etwas zu ausschweifend geratene St. Patrick’s Day in den<br />

Knochen, den wir, nach irischer Tradition, am 17. März<br />

im Irish Pub „Bailiez“ in Te Anau <strong>bei</strong> Live Musik, in einem<br />

Meer von Grün und mit frisch gezapftem Guinness, eines<br />

echten Iren zweifellos würdig, begangen haben. Da stört<br />

es nicht, dass die Bar mit angeschlossenem Restaurantbetrieb<br />

neben ein paar Einheimischen in der Hauptsache<br />

von Touristen aus aller Herren<br />

Länder bevölkert wird. So zollten<br />

wir dem irischen Nationalhelden<br />

mit einer ausgelassenen Feier und<br />

einigen wilden Tänzen zu Klassikern<br />

wie „Dirty Old Town“ von<br />

„The Pogues“ Respekt und machten<br />

einstweilen Bekanntschaft<br />

mit Al aus Minnesota, geschätzte<br />

80, mit einem spitzbübischen<br />

Lächeln im Gesicht, der obligatorischen<br />

Baseball-Kappe auf dem<br />

weißhaarigen Kopf, immer auf<br />

der Suche nach seinem Gehstock,<br />

den er regelmäßig in einer anderen<br />

Ecke der Kneipe stehen ließ,<br />

und der sich selbst als „farmerboy“<br />

bezeichnet. Er hatte sich von<br />

seiner Senioren-Busreisegruppe<br />

abgeseilt, da er diese nicht zu<br />

einer geselligen Party überreden<br />

konnte. Wir lauschten Als Erzäh-<br />

Travelogues Travel & Backpacking<br />

lungen, ließen uns die Welt aus Sicht eines bodenständigen<br />

Amerikaners erklären und feierten gemeinsam mit<br />

zwei neuseeländischen, Heimat verbundenen, gestandenen<br />

Harley Davidson-Liebhabern, die aussahen wie<br />

unverwüstliche Baumstämme, gut gelaunt weiter. Aber<br />

das ist eine andere Geschichte.<br />

Vielleicht rühren die etwas müden Beine aber auch von dem<br />

tags darauf unternommenen Angelausflug am Mararoa<br />

River her, währenddessen ich meinem Mann, Sven, leidenschaftlicher<br />

Fliegenfischer und immer auf der Suche nach<br />

dem optimalen Flusslauf und den vielversprechendsten<br />

Forellenpools, mehrfach quer durch den Fluss und entlang<br />

dornenbewachsenen Ufern gefolgt bin. Jammern<br />

hilft nicht, alles Spekulieren ist müßig.<br />

Es ist immer noch der 19. März, 6:00 Uhr morgens, der<br />

Handy-Wecker piept fürchterlich aufdringlich und reißt<br />

mich aus einem unruhigen Alkoven-Schlaf. Sven ist<br />

unverschämt guter Stimmung, während ich mich in meiner<br />

typischen Morgenmuffeligkeit ergehe. Warum, um<br />

alles in der Welt, soll ich mich die Berghänge hinauf quälen?<br />

Wir haben doch Urlaub. Da hilft nur eine extra große<br />

Portion frisch aufgebrühter, starker Kaffee, denn <strong>Mount</strong><br />

<strong>Luxmore</strong> ruft!<br />

Am ufer des Lake Te Anau<br />

Nach einem ausgedehnten, üppigen Camper-Frühstück<br />

und der ersehnten Dosis Koffein, fahren wir gestärkt,<br />

aber noch ein wenig verschlafen, zum Ausgangspunkt<br />

unserer Tageswanderung, dem Parkplatz an den<br />

Control Gates am Südende des Lake Te Anau. Hier<br />

beginnt und endet der zum Great Walk-System gehörende,<br />

gut 65 Kilometer lange Kepler Track, eine der<br />

Blick auf einen Teil des Südfjords des Lake Te Anau vor den Murchison <strong>Mount</strong>ains<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 33


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Lake Te Anau<br />

Panoramaaussicht<br />

34 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 35


Travel & Backpacking Travelogues<br />

<strong>360°</strong> Autorin: Kerstin Lötzerich-Bernhard<br />

Dr. Kerstin Lötzerich-Bernhard, 38,<br />

ar<strong>bei</strong>tet als freiberufliche Autorin<br />

und Lyrikerin und bereiste gemeinsam<br />

mit ihrem Mann bereits mehrfach<br />

<strong>Neuseeland</strong>. Während einer<br />

mehrmonatigen Erfahrungs- und<br />

Fotoreise 2008 ließ sie sich neben<br />

Bangkok und Moorea auch wieder<br />

von der Nord- und Südinsel <strong>Neuseeland</strong>s<br />

für fast zwölf Wochen in<br />

den Bann ziehen.<br />

längsten Gratwanderungen <strong>Neuseeland</strong>s und Teil des<br />

Te Wahipounamu-Weltnaturerbes. Der Track kann wahlweise<br />

im Uhrzeigersinn oder entgegen des Uhrzeigersinns<br />

gelaufen werden, aber unerheblich aus welcher<br />

Richtung kommend, man erreicht über kurz oder lang<br />

immer die <strong>Mount</strong> <strong>Luxmore</strong> Hut. Und diese wird heute<br />

unser erstes Etappenziel sein.<br />

Mit zwei prall gefüllten Rucksäcken, genügend Energie<br />

spendenden Powerriegeln und Bananen, mehreren Litern<br />

Wasser und meiner Fotoausrüstung bepackt, fällt um<br />

Punkt 7:24 Uhr der Startschuss unserer Wanderung auf<br />

200 Metern Höhe. Bei der Überquerung der Schleuse, hier<br />

werden die Abflussmengen des Sees und damit der Waiau<br />

River reguliert, erleben wir einen atemberaubenden Sonnenaufgang,<br />

der die gesamte Umgebung in ein orange-goldenes<br />

Licht taucht. Wälder, Wasser, Berge muten an, als<br />

würden sie in Flammen stehen. Sven und ich interpretieren<br />

dies als gutes Omen für unseren bevorstehenden Fußmarsch.<br />

Der gut ausgebaute Weg durch den schattigen<br />

Rotbuchenwald, überall entdecken wir Moose und wunderschöne<br />

Farne, führt uns gemütlich am Seeufer entlang.<br />

Die weichen Strahlen der Morgensonne scheinen durch die<br />

Zweige und Blätter und malen helle Leuchtpunkte in den<br />

noch dämmrigen Wald und auf die üppige, dichte Bodenvegetation.<br />

Mir kommen Worte wie verzaubert, mystisch<br />

oder märchenhaft in den Sinn, und ich fange an zu fabulieren.<br />

Noch funktioniert <strong>bei</strong> mir die Kombination aus „reden“<br />

und „laufen“ einwandfrei. Mein Mann amüsiert sich und<br />

lässt mich weiter über die Landschaft und meine Eindrücke<br />

in bildgewaltiger, wortreicher Sprache monologisieren,<br />

da er weiß, dass ich nach der ersten Steigung nur<br />

noch Schnaufgeräusche von mir geben werde. Nach etwa<br />

einer halben Stunde erreichen wir den Picknickplatz an<br />

der Dock Bay, nach weiteren 45 Minuten eine kleine Hängebrücke<br />

und da hinter die Brod Bay, eine breite, zur Rast<br />

einladenden Sandbucht mit Zeltmöglichkeiten. Die Sonne<br />

lacht von einem, mit einzelnen Wölkchen betupften, stahlblauen<br />

Himmel, und wir genießen unsere kurze Pause. Die<br />

in unseren Reise- und Wanderführern beklagten, hier in fiesen<br />

Horden auftretenden Sandfliegen, deren Stiche immer<br />

nach etwa einem Tag unerträglich anfangen zu jucken, bleiben<br />

glücklicherweise aus. Vielleicht schlafen sie ja noch.<br />

An der Brod Bay am ufer des Lake Te Anau<br />

Der Aufstieg zur <strong>Luxmore</strong> Hut<br />

Der breite Pfad macht eine Linksbiegung Richtung <strong>Luxmore</strong><br />

Hut, wir verlassen die Ufernähe und bewegen uns<br />

auf nicht allzu stark ansteigenden Kehren durch den<br />

dichten Wald und gehen stetig voran, auf einem Weg, der<br />

sich, zu meinem Leidwesen, in nicht enden wollenden<br />

Serpentinen immer steiler hinauf windet. Ich fühle mich<br />

wie eine tonnenschwer beladene, schwitzende Schildkröte,<br />

aber <strong>bei</strong>ße mich leicht keuchend durch, auch wenn<br />

mein deutlich besser durchtrainierter Mann ein wenig<br />

drängelt und nicht ohne Spott auf meinen mittlerweile<br />

komplett versiegten Wortschwall hinweist. Als dann noch<br />

eine kleine, flinke Japanerin in Joggermanier leichtfüßig<br />

an uns vor<strong>bei</strong> trabt, helfen mir über mein momentanes,<br />

ungeliebtes Dasein als lahme Ente nur noch tröstende,<br />

vermeintlich beruhigende Gedanken darüber hinweg,<br />

dass ich mit Sicherheit eine ganze Ecke älter bin als<br />

sie. Nach knapp anderthalb Stunden sind meine Akkus<br />

leer, und ich verdrücke zwei Powerriegel in Rekordgeschwindigkeit.<br />

Leider überträgt sich meine rasante Art<br />

der Essensaufnahme nicht auf meine Füße.<br />

Trotz allem erreichen wir mit neuer, süßer Energie im<br />

Blut die Limestone Bluffs, gewaltige, überhängende gelblich-<strong>bei</strong>ge<br />

Kalksteinwände mitten im Wald. Ich komme<br />

mir klein vor ob der Naturkräfte, die diese Felsen einst<br />

formten und dies immer noch tun. An einigen Stellen ist<br />

36 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

hier der Wanderweg vom Regen ausgewaschen und teilweise<br />

abgerutscht. Ein kurzes Stück geht es über Holzstege<br />

und -treppen, bevor wir weiter durch den langsam<br />

lichter werdenden Wald hinauf steigen. Ungefähr eine<br />

Dreiviertelstunde später, wir haben mittlerweile die völlig<br />

aus der Puste geratene joggende Japanerin überholt,<br />

was mich mit gewisser Erleichterung erfüllt, öffnet sich<br />

der Wald abrupt. Wir passieren die Baumgrenze und blicken<br />

über weitläufige, goldene Tussockgrasebenen. Zum<br />

ersten Mal an diesem Tag haben wir in der Ferne halblinker<br />

Hand Sicht auf unser Ziel, <strong>Mount</strong> <strong>Luxmore</strong>. Kaum<br />

haben wir den schützenden Wald verlassen, bläst uns ein<br />

ständiger, kräftiger Wind um die Ohren. Die Weiträumigkeit<br />

der Graslandschaft ist großartig, und die sich entlang<br />

des Bergrückens abflachende Wanderstrecke bietet<br />

rechts ungeahnte Ausblicke auf den tief unten im Tal<br />

gelegenen Lake Te Anau und das Städtchen Te Anau<br />

und links auf die Bergkette der Jackson Peaks. Wir können<br />

uns gar nicht satt sehen und gelangen nach 40 staunenden,<br />

stürmisch-böigen Minuten zerzaust zur <strong>Luxmore</strong><br />

Hut, 1.085 Meter über dem Meeresspiegel, wo wir uns<br />

ein Wind geschütztes Plätzchen suchen, um uns ausgiebig<br />

zu stärken. Hier endet in der Regel für die Wanderer<br />

auf dem Kepler Track nach 14,1 Kilometern die erste<br />

Teilstrecke. <strong>Luxmore</strong> Hut bietet gut 50 Schlafkojen und<br />

gehört zur Kategorie I. Wer mag, kann von hier aus noch<br />

einen kurzen Abstecher zu den <strong>Luxmore</strong> Caves unternehmen,<br />

um die einzigartigen Stalaktiten und Stalagmiten<br />

anzuschauen (Taschen- oder Kopflampe nicht vergessen).<br />

Die Atmosphäre ist angenehm ruhig, denn obwohl Ostern<br />

Wanderung durch Tussockgras oberhalb der Baumgrenze<br />

Kurze Verschnaufpause hoch über dem See<br />

Travelogues Travel & Backpacking<br />

direkt vor der Tür steht, wir noch während der Touristenhochsaison<br />

unterwegs sind und einigen Leuten begegnen,<br />

empfinden wir diesen Teilabschnitt des Kepler Tracks<br />

keinesfalls als überlaufen.<br />

Gipfelsturm zum <strong>Mount</strong> <strong>Luxmore</strong><br />

Fjordland Nationalpark<br />

Hinter der Hütte folgen wir dem Weg beständig bergan,<br />

den vor uns liegenden <strong>Mount</strong> <strong>Luxmore</strong> fest im Auge. Es<br />

packt mich der Ehrgeiz, denn ich will auf diesen Berg, und<br />

so steigen wir entschlossen und beflügelt Schritt für Schritt<br />

voran, vorerst noch über die Tussockgrashochfläche und<br />

genießen nach rechts schauend atemberaubende Blicke<br />

tief in den Südfjord, den südlichen Ausläufer des Lake Te<br />

Anau und in dessen dunkelgrüne Schluchten hinein. Wir<br />

passieren im Aufwärtsmarsch, während wir uns nun an den<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 37


Travel & Backpacking Travelogues<br />

östlichen Hängen des <strong>Mount</strong> <strong>Luxmore</strong> entlang bewegen,<br />

einige Geröllfelder, umrunden die nördliche Gratkante und<br />

werden mit immer neuen Aussichten über die Murchison<br />

<strong>Mount</strong>ains und aber und abermals über den sich unter uns<br />

ausbreitenden Südfjord belohnt. In jetzt sanften Serpentinen<br />

erklimmen wir die Nordflanke des <strong>Mount</strong> <strong>Luxmore</strong> bis<br />

zum <strong>Luxmore</strong> Saddle auf 1.400 Metern Höhe. Und weiterhin<br />

begleitet uns der Wind, der unablässig bläst, und<br />

mittler weile habe ich Schwierigkeiten, die Kamera still zu<br />

halten. Die Sturmböen sind teilweise so heftig, dass ich<br />

nicht einmal mein Stativ aufbauen kann.<br />

Auf dem Gipfel des <strong>Mount</strong> <strong>Luxmore</strong><br />

Am <strong>Luxmore</strong> Saddle wenden wir uns nach links und steigen<br />

einen Geröllpfad Richtung des vor uns aufragenden,<br />

felsigen Bergkegels empor. Wir haben Mühe, uns auf<br />

den Beinen zu halten und werden mehrfach von plötzlich<br />

auftretenden Böen dazu gezwungen, auf allen Vieren<br />

hinauf zu kraxeln. Innerlich beglückwünsche ich mich<br />

zu meinem Windbreaker, der zumindest meinen Oberkörper<br />

ein wenig schützt. Nach insgesamt ca. 1,5 Stunden ab<br />

<strong>Luxmore</strong> Hut stehen wir auf dem sturmumtosten Gipfel.<br />

Wir haben <strong>Mount</strong> <strong>Luxmore</strong> (1.472 Meter) bezwungen und<br />

da<strong>bei</strong> 1.272 Höhen meter überwunden! Der <strong>360°</strong>-Panoramablick<br />

über die von eiszeitlichen Gletschern geprägte<br />

Landschaft ist grandios. Mein Gehirn schüttet Glückshormone<br />

en masse aus. Eine Woge tiefer Befriedigung flutet<br />

meinen Körper und macht alle Anstrengung vergessen.<br />

Es ist ein erhebendes und magisches Gefühl. Genau aus<br />

diesem Grund verfalle ich immer wieder aufs Neue diesen<br />

faszinierenden Bergregionen. Wir gratulieren uns zu<br />

unserer Leistung und treten nach einer gehörigen Portion<br />

Kraft gebender Bananen beschwingt den Rückweg an.<br />

Hinter der <strong>Luxmore</strong> Hut: <strong>Mount</strong> <strong>Luxmore</strong><br />

trohnt über den Tussockgrasfeldern<br />

38 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

unterhalb des Gipfels<br />

Der lange Weg ins Tal<br />

Travelogues Travel & Backpacking<br />

Der Abstieg ins Tal erfolgt auf dem selben Weg wie der<br />

Aufstieg. Erst zu diesem Zeitpunkt wird mir bewusst,<br />

welche Strecke wir zurückgelegt und welche Steigungen<br />

wir bewältigt haben. Der Pfad zurück zur <strong>Luxmore</strong> Hut<br />

und weiter bis zur Baumgrenze und zum Waldrand vergeht<br />

verhältnismäßig flott. Wir bewegen uns im leichten<br />

Lauftempo bergab und nutzen zudem den Rückenwind<br />

aus. Die Kehren bis zu den mächtigen Kalksteinwänden<br />

und anschließend durch den dichter werdenden Wald<br />

ziehen sich endlos, und ich verfalle zwischenzeitlich in<br />

eine Art Lauftrance. Der Lake Te Anau will und will einfach<br />

nicht auftauchen, und langsam beginnen meine<br />

Fußsohlen zu schmerzen. Irgendwann erreichen wir<br />

tatsächlich Brod Bay und damit das ersehnte Seeufer.<br />

Einen klitzekleinen Moment lang wünsche ich, wir hätten<br />

uns morgens mit dem Boot von Te Anau nach Brod<br />

Bay übersetzen lassen, denn es besteht die Möglichkeit,<br />

sich nach einem ausgedehnten Wandertag hier wieder<br />

abholen zu lassen, was die Wanderzeit um mehr als zwei<br />

Stunden und knappe sechs Kilometer am Lake Te Anau<br />

entlang verkürzt. Ich bewege mich im mechanischen<br />

Rhythmus, erreiche eine Art meditativen Zustand und<br />

genieße diesen auf meine Weise sogar. Der Sinn für<br />

malerische Fotomotive ist mir aber zugegebenermaßen<br />

an dieser Stelle längst verloren gegangen. Zu guter<br />

Letzt, ich kann es kaum glauben, kommen wir nach<br />

exakt 10,5 Stunden am Startpunkt unserer Wandertour<br />

an, streifen unsere Wanderschuhe ab und genehmigen<br />

uns zur Belohnung ein eiskaltes Bier aus dem Camper-<br />

Kühlschrank. Wir prosten uns, im Einverständnis darüber,<br />

dass sich jeder einzelne Schritt dieser Tagestour<br />

gelohnt hat, zu und lassen herrlich erfrischend und prickelnd<br />

das kühle Blonde die Kehle hinunter laufen. Zwei<br />

Tage lang wird mich ein nicht zu verachtender Muskelkater<br />

im Gesäß lebhaft an die absolut empfehlenswerte<br />

<strong>Mount</strong> <strong>Luxmore</strong> Ersteigung erinnern. <br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 39


Travel & Backpacking Travelogues<br />

Die MS Bremen<br />

MS Bremen: Kreuzfahrt in<br />

neuseeländischen Gewässern (Teil I)<br />

1. Tag Auckland<br />

Die MS Bremen erwartet im Hafen von Auckland ihre<br />

neuen Passagiere, die nach einem langen Flug aus<br />

Euro pa kommend noch eine kurze Orientierungsfahrt<br />

durch die größte Stadt <strong>Neuseeland</strong>s unternehmen.<br />

Höhepunkt dieser Schnuppertour ist ein Besuch des Sky<br />

Towers. Beeindruckend ist der Blick von der Besucherplattform<br />

des Turmes auf die zahlreichen Segelboote, die<br />

im Hafen liegen. Spätestens jetzt wird jedem bewusst,<br />

woher die Stadt ihren Beinamen „City of Sails“ erhalten<br />

hat. Jeder vierte Haushalt in Auckland besitzt ein eigenes<br />

Boot. Zusätzliche Begeisterung für den Segelsport kam<br />

auf, als 1995 ein neuseeländisches Team den begehrten<br />

America’s Cup gewann. Besonders wagemutige Turmbezwinger<br />

stellen sich auf die im Boden des SkyTowers eingelassenen<br />

Glasplatten, durch die man das Geschehen auf<br />

den Straßen direkt senkrecht unter sich verfolgen kann.<br />

<strong>360°</strong> Info<br />

MS BREMEN<br />

Die MS Bremen (vier Sterne laut Berlitz Cruise Guide 2009)<br />

ist 111 Meter lang, 17 Meter breit und hat einen Tiefgang<br />

von 4,80 Metern. Ihre maximale Geschwindigkeit beträgt<br />

15 Knoten. An Bord gibt es sechs Passagierdecks, 80 Kabinen,<br />

zwei Suiten, 12 Zodiacs (motorbetriebene Schlauchboote),<br />

ein kleines Hospital sowie ein Helikopterdeck.<br />

Die maximal 164 Gäste werden von 100 Crew-Mitgliedern<br />

betreut. An Bord werden viele Annehmlichkeiten geboten<br />

wie unter anderem ein Fitness- und Massagebereich, ein<br />

Außenpool, eine Bibliothek und eine Vielzahl von Geschäften<br />

und Dienstleistern.<br />

Empfangscocktail am „Prince’s wharf“<br />

Travelogues Travel & Backpacking<br />

Ein Blick gilt auch der bekannten Harbour Bridge, die<br />

den Hafen überspannt. Sie wurde 1959 fertig gestellt und<br />

bereits zehn Jahre später verbreitert.<br />

Schließlich geht es für die neuen Passagiere an Bord der<br />

MS Bremen, die am frühen Abend den Hafen von Auckland<br />

verlässt. Die Sonne ist hinter den Wolken hervorgekommen<br />

und die gut gelaunten Gäste genießen während<br />

der Sail Away Party auf dem Lido Deck die Ausfahrt und<br />

den Blick auf die beeindruckende Skyline von Auckland.<br />

2. Tag Tauranga<br />

Trotz regnerisch-trüben Wetters begeben sich die Passagiere<br />

der MS Bremen an diesem Morgen auf einen<br />

Ganztagesausflug.<br />

Die Busse erreichen nach einer Fahrt von 25 Kilometern<br />

das Thermalgebiet Wai-O-Tapu. Das unter Landschaftsschutz<br />

stehende Gebiet ist eines der farbenprächtigsten<br />

Thermalgebiete <strong>Neuseeland</strong>s. Höhepunkte<br />

eines Spaziergangs vor<strong>bei</strong> an brodelnden Schlammtümpeln<br />

und dampfenden Erdspalten ist der Besuch des<br />

berühmten Champagne Pools und des Knox Geysirs,<br />

dem die Zugabe von Seifenpulver im wahrsten Sinne<br />

des Wortes auf die „Sprünge“ geholfen hat.<br />

Weiter geht die Fahrt nach Rotorua, wo nicht nur das<br />

dortige geothermische Feld besucht wird, sondern auch<br />

das Kulturzentrum Te Puia, in dem die Darbietung maorischer<br />

Tänze in einem traditionellen Versammlungshaus<br />

ein weiterer Höhepunkt des Ausflugs ist.<br />

Lady Knox Geysir<br />

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Travel & Backpacking Travelogues<br />

Der Tag klingt aus mit dem für jede Kreuzfahrt traditionellen<br />

Kapitäns-Willkommens-Cocktail und dem<br />

Willkommensabendessen.<br />

3. Tag Napier<br />

Etwas früher als erwartet macht die MS Bremen mittags<br />

im Hafen von Napier fest (einen ausführlichen Bericht<br />

über Napier finden Sie in diesem Heft ab S. 10). Die<br />

Hafenstadt ist ein wichtiges Produktions- und Fischfangzentrum.<br />

Wolle, Fleischerzeugnisse und Milchprodukte<br />

werden von hier exportiert. Die Stadt wurde 1856<br />

angelegt und nach Sir Charles Napier, einem britischen<br />

General, benannt. Etwa 56.000 Menschen leben heute<br />

in Napier.<br />

Die Stadt wurde 1931 durch ein Erdbeben der Stärke 7,9<br />

auf der Richterskala fast vollständig zerstört. In Napier<br />

und dem nahe gelegenen Hafen Hastings kamen 250<br />

Menschen ums Leben. Der Meeresboden hob sich an einigen<br />

Stellen um mehr als zwei Meter und das Stadtgebiet<br />

vergrößerte sich um 40 Quadratkilometer. Die zerstörte<br />

Innenstadt wurde seinerzeit schnell wieder im Art Deco-<br />

Stil aufgebaut. Es entstanden architektonische Ensembles,<br />

die bis heute weltweit ihresgleichen suchen.<br />

Haka­Vorführung in Wai­o­Tapu<br />

<strong>360°</strong> Autorin: Dr. Christine Reinke-Kunze<br />

<strong>360°</strong> Fotograf: Holger Leue<br />

Fahrt zum Cape Kidnappers<br />

Dr. Christine Reinke-Kunze ist<br />

freiberufliche Journalistin und hat<br />

bereits alle Kontinente bereist.<br />

Einer ihrer Schwerpunkte sind<br />

die Polarregionen. Ihre Erlebnisse<br />

und Erfahrungen hat sie in<br />

zahlreichen Buchpublikationen<br />

zusammengefasst.<br />

Holger Leue gilt als einer der<br />

angesehensten deutschen Reisefotografen.<br />

Seine Aufnahmen aus<br />

über 60 Ländern sind bereits in<br />

mehr als 50 Bildbänden, Reiseführern<br />

und Kalendern erschienen.<br />

Ausführliche Bildergalerien<br />

unter www.leue-photo.com.<br />

Neben einem Stadtbummel unternehmen die Passagiere<br />

der MS Bremen eine Fahrt zum Cape Kidnappers. Die<br />

heutige Bezeichnung für dieses Kap stammt vom britischen<br />

Kapitän James Cook. Als Cook 1769 hier mit Eingeborenen<br />

über Tauschobjekte verhandelte, versuchten<br />

einige Maori den Diener von Cooks Dolmetscher zu entführen.<br />

Der Entführte konnte jedoch entkommen und<br />

sich auf Cooks Schiff retten. Cook nannte den Landvorsprung<br />

daher Cape Kidnappers. Die Gäste aus Deutschland<br />

erfreuen sich an den zahlreichen Tölpeln, die an<br />

diesem Kap ihren Brutplatz haben. Es ist erstaunlich,<br />

wie gelassen die großen Vögel den Besuch der Touristen<br />

hinnehmen.<br />

42 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Travelogues Travel & Backpacking<br />

Wellington – Viktorianische Häuser bestimmen das Stadtbild<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 43


Travel & Backpacking Travelogues<br />

Tölpel am Cape Kidnappers<br />

4. Tag Wellington<br />

Von den Außendecks aus beobachten die Passagiere<br />

die Einfahrt in den Hafen von Wellington, wenig später<br />

geht es auf eine Stadtrundfahrt.<br />

Der Bus fährt an diesem schönen Sonnentag zunächst<br />

zum Aussichtspunkt des 196 Meter hohen <strong>Mount</strong><br />

Victoria, von dem sich ein herrlicher Panoramablick<br />

über die Stadt bietet. Anschließend geht es mit dem<br />

berühmten Cable Car zu einem weiteren Aussichtspunkt<br />

auf den Hügeln von Kleburn. Die 1902 eingeweihte<br />

Standseilbahn steigt vom Lambton Quay auf<br />

einer Länge von 610 Metern hinauf zur Endstation in<br />

122 Metern Höhe. Die Wagen der Bahn sind allerdings<br />

neueren Datums, sie stammen aus der Schweiz und<br />

wurden 1979 gebaut.<br />

Bei schönstem Wetter ist ein Spaziergang durch den<br />

bereits 1869 angelegten Botanischen Garten zauberhaft,<br />

er endet im Lady Norwood Rose Garden. Diese Anlage,<br />

die 1953 eröffnet wurde und deren Name an die Gattin<br />

des ehemaligen Bürgermeisters Charles Norwood erinnert,<br />

gilt mit ihren mehr als 300 verschiedenen Rosensorten<br />

als schönste ihrer Art in <strong>Neuseeland</strong>.<br />

Weiter geht es durch das Regierungsviertel von Wellington.<br />

Von der nachmittäglichen Sonne wird das Old<br />

Government Building, das zweitgrößte Holzgebäude<br />

der Erde, ins rechte Licht gesetzt. Nördlich davon befin-<br />

det sich der sogenannte „Beehive“, der bienenkor bähnliche<br />

Rundbau, in dem Ministerialbüros, Regierungsräume<br />

und Kabinettssaal untergebracht sind.<br />

Neben dem „Beehive“ steht das Parliament House, das<br />

1922 aus Granit und Takaka-Marmor von der Südinsel<br />

erbaut wurde.<br />

Eine letzte Fotopause gilt der 1866 erbauten St. Pauls<br />

Kathedrale, dann geht es auf die MS Bremen zurück, die<br />

sich wenig später von der neuseeländischen Hauptstadt<br />

verabschiedet.<br />

Michael Fowler Centre, Wellington<br />

44 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Travelogues Travel & Backpacking<br />

Mit voller Fahrt durch die Golden Bay<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 45


Preview 02/2008<br />

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02/2008 Vorschau<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 99


Emigration & Working Holidays Interview<br />

Sandra, Florian & Margarita<br />

das ist völlig ausreichend für neuseeländische Verhältnisse.<br />

Was gibt es sonst noch – alle sechs Monate muss<br />

man halt mal zum TÜV, das heißt hier WOF. Die Abkürzung<br />

steht für „Warrant of Fitness“, kostet ca. 30 NZ$<br />

und da wird dann bescheinigt, dass das Auto noch vier<br />

Räder hat und bremst.<br />

Florian: Du hast vorher erwähnt, die beruflichen Kontakte<br />

erweitern zu wollen. Wie sieht das mit den Möglichkeiten<br />

in <strong>Neuseeland</strong> aus?<br />

Margarita: Die Leute sind hier sehr offen. Das Leben ist<br />

sehr simpel und man wird nicht gleich ausgebremst. Dir<br />

stehen alle Möglichkeiten und Türen offen, die Leute sind<br />

sehr freundlich und auch zuvorkommend und man macht<br />

die Türen auch eher gerne auf. Ich hab hier auch noch nie<br />

so etwas wie Ablehnung erfahren.<br />

Florian: Und wann geht es wieder zurück?<br />

Margarita: Naja, die Frage ist, ob ich überhaupt wieder<br />

nach Deutschland zurück gehe.<br />

Alexander: Ich bin jetzt seit November in <strong>Neuseeland</strong><br />

und ar<strong>bei</strong>te im Hotelmanagement. Ich war vorher zwei<br />

Jahre in New York und da kam mir so die Idee von <strong>Neuseeland</strong>,<br />

ich habe gleich ein Jobangebot bekommen und<br />

dann war auch alles sehr einfach.<br />

Florian: Was stand hinter der Idee <strong>Neuseeland</strong>?<br />

Alexander: Ich wollte einfach mal weiter weg und das<br />

Abenteuer eines fremden Landes ausprobieren. Der Film<br />

„Der Herr der Ringe“ hat mit Sicherheit seinen Teil dazu<br />

<strong>bei</strong>getragen.<br />

Florian: Bist Du ein großer Film-Fan? Gehst Du regelmäßig<br />

ins Kino und bist ein Anhänger der neuseeländischen<br />

Filmszene?<br />

Alexander: Eigentlich weniger, ich habe da eigentlich<br />

keine Ahnung.<br />

Florian: Wie sieht Dein Tagesablauf hier im Vergleich<br />

zu Deutschland aus? Du bist ja schon etwas in der Welt<br />

herumgekommen.<br />

Alexander: Sehr relaxed, ich habe zwar zuerst etwas<br />

von der Ar<strong>bei</strong>tsstelle entfernt gewohnt, aber seit dem<br />

ich in Auckland wohne, ist eigentlich alles super. Die<br />

Zeiteinteilung ist flexibel und ich bin eigentlich fast<br />

jeden Tag auf dem Golfplatz, sonst noch im Fitnessstudio.<br />

In den Ferien werde ich zwar wieder für ein paar<br />

Wochen nach Deutschland gehen, aber im Großen und<br />

Ganzen ist es hier sehr entspannend. Einziger kleiner<br />

Wermutstropfen: Die Gehälter sind hier eher geringer<br />

als in Deutschland.<br />

Florian: Wie empfindest Du die Lebensqualität unter<br />

Berücksichtigung der Verdienstmöglichkeiten und dem<br />

geringeren Stress?<br />

Alexander: Ich beschreibe es gerne mit: Wie in Deutschland<br />

zur D-Mark-Zeit. Die Lebenshaltungskosten sind<br />

moderat, vor allem im Verhältnis zu New York. Der Verdienst<br />

hängt hier sehr stark von der Ausbildung und dem<br />

Verhandlungsgeschick ab.<br />

Florian: Wie siehst Du der Zukunft entgegen, wie lange<br />

möchtest Du mit welchem Visum hier bleiben?<br />

Alexander: Ich bin mit einem Working Holiday<br />

Visum nach <strong>Neuseeland</strong> gekommen. Jetzt habe ich<br />

Alexander<br />

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ein Ar<strong>bei</strong>tsvisum für zwei Jahre, bin aber auch schon<br />

eingeladen worden, mich für die Permanent Residence<br />

zu bewerben. Wenn ich das dann alles durch<br />

habe, werde ich nach Kanada gehen und vielleicht<br />

auch noch mal nach Deutschland. Aber die nächsten<br />

Jahre werde ich im Wesentlichen in der Welt<br />

herumreisen.<br />

Florian: Jan, wie bist Du nach <strong>Neuseeland</strong> gekommen?<br />

Jan (lacht): Abgesehen davon, dass ich mit dem Flugzeug<br />

nach <strong>Neuseeland</strong> gekommen bin, hat mich die<br />

Ar<strong>bei</strong>t hierher gelockt. In Deutschland habe ich als<br />

Badebetriebsleiter gear<strong>bei</strong>tet. Dann hat sich die Möglichkeit<br />

ergeben, mit einem ähnlichen Job hier in<br />

meinem Traumland anzufangen. Naja, ob man das<br />

Auswandern nennen kann, weiß ich noch nicht, ich<br />

nenne es einfach mal Abenteuer.<br />

Florian: Wie sah das <strong>bei</strong> Dir mit dem Visum aus?<br />

Jan: Ich hatte das unsagbare Glück, mit dem Residency<br />

Visum hier einreisen zu dürfen. Durch meinen<br />

Job wird sich das mit Sicherheit nicht ändern und mittlerweise<br />

habe ich dieses jetzt auch auf unbestimmte<br />

Zeit. Daher kann ich in Zukunft jeder Zeit hier wieder<br />

einreisen.<br />

Florian: Wie ist das Ar<strong>bei</strong>tsumfeld und -klima für Dich<br />

hier in <strong>Neuseeland</strong>?<br />

Jan: Das Umfeld ist sehr gewöhnungsbedürftig. Als<br />

ich hier angefangen habe zu ar<strong>bei</strong>ten, dachte ich mir<br />

Jan<br />

Interview Emigration & Working Holidays<br />

zuerst, wo soll ich mit welcher Ar<strong>bei</strong>t anfangen? Gerade<br />

in Deutschland gibt es sehr viel Konkurrenz unter Thermen,<br />

das ist hier in <strong>Neuseeland</strong> überhaupt nicht der<br />

Fall. Vielleicht gibt es in Rotorua noch ein paar mehr<br />

(Thermen) auf einem begrenzten Gebiet, aber hier in<br />

Auckland ist alles easy. Der Standard ist auch weniger<br />

mit Deutschland zu vergleichen. Das Ergebnis ist,<br />

wo wenig Druck durch Konkurrenz ist, entsteht auch<br />

nicht der Drang, mal etwas Neues auszuprobieren und<br />

zu schaffen oder auch das Bad besser in Stand zu halten.<br />

Vielleicht sollte ich besser sagen, man hat viele<br />

Ideen, aber nicht unbedingt den Druck, morgen damit<br />

anzufangen. Naja, man kann sich gut daran gewöhnen,<br />

man schaltet halt dann erstmal einen Gang zurück und<br />

hat mehr Zeit zum leben.<br />

Florian: Wie war das Einleben hier?<br />

Jan: Also ich bin immer noch nicht ganz hier. Meine<br />

Freundin ist noch in Deutschland, sie wird mich im<br />

Dezember dieses Jahres besuchen kommen. Was meinen<br />

Eindruck angeht, ich bin eigentlich ganz gut aufgenommen<br />

worden, auch im Job. Ich habe den ersten<br />

Monat in einem Haus gleich hier um die Ecke gewohnt.<br />

Das war schon sehr angenehm, morgens aufzustehen<br />

und nur einen Ar<strong>bei</strong>tsweg von ca. drei Minuten zu haben.<br />

Jetzt wohne ich zehn Minuten mit dem Auto von meiner<br />

Ar<strong>bei</strong>tsstelle entfernt.<br />

Florian: Welche Tipps würdest Du jemandem mit auf den<br />

Weg geben, der nach <strong>Neuseeland</strong> auswandern will?<br />

Jan: Vielleicht erstmal eine Reise hierher unternehmen.<br />

Da<strong>bei</strong> besonders nicht nur die typischen Touristenziele<br />

aufsuchen, sondern auch Orte, die abseits<br />

der üblichen Pfade liegen. Es macht mit Sicherheit<br />

Spaß, dieses Land als Backpacker zu bereisen, man<br />

lernt das Land aber ganz anders kennen, wenn man<br />

wie und mit den Kiwis lebt. Am besten ist es, wenn<br />

man sich vielleicht auch mal <strong>bei</strong> einer Kiwi-Familie<br />

einmietet. Das ist eigentlich ziemlich einfach. <strong>Neuseeland</strong><br />

ist ein sehr offenes Land und besonders interessant<br />

für Einwanderer. Es ist vielleicht sogar einfacher,<br />

in <strong>Neuseeland</strong> Fuß zu fassen als in manchem<br />

europäischen Land. Das ganze System hier ist sehr<br />

offen gestaltet und macht es sehr einfach, hierher zu<br />

kommen.<br />

Florian: Wo steht für Dich <strong>Neuseeland</strong> im internatio nalen<br />

Ranking?<br />

Jan: Unter welchen Gesichtspunkten – hm? Als Reiseland<br />

ideal, als Backpackerland der absolute Hit. Als<br />

Land, um wie in Deutschland zu ar<strong>bei</strong>ten, weniger,<br />

das finde ich noch etwas schwierig. Hier gibt es einfach<br />

ganz andere Strukturen. Es wird zum Beispiel<br />

unter Management etwas ganz anderes verstanden<br />

als in Deutschland. Es gibt hier nur sehr flache Hierarchien<br />

– wenn man mit den Strukturen in Deutschland<br />

groß geworden ist, braucht man durchaus eine<br />

Eingewöhnungszeit.<br />

Florian: Vielen Dank Euch allen und bis zum nächsten<br />

Mal, jetzt geht es an den Grill! <br />

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Emigration & Working Holidays Report<br />

Auswandern vor 50 Jahren<br />

An Bord der S. S. Sibajak<br />

Für mich bedeutet „Auswandern“ ferne Länder,<br />

interessante Menschen und fremde Kulturen kennenlernen,<br />

bereichernde Erlebnisse haben und die<br />

Freiheit genießen. Als sich mir 1959 die Gelegenheit bot,<br />

nach <strong>Neuseeland</strong> auszuwandern, griff ich begeistert zu.<br />

Von diesem Land am Ende der Welt hörte man damals<br />

wenig. Bekannt war mir der <strong>Mount</strong> Everest-Bezwinger<br />

Sir Edmund Hillary, und von seinem 2.000 Kilometer<br />

langen strapazenreichen Marsch durch die Eiswüsten<br />

der Antarktis zum geografischen Südpol berichteten<br />

unsere Zeitungen. In der Leihbücherei fand ich das Buch<br />

„Reisen im Maoriland” von dem Österreicher Andreas<br />

Reischek. Er ging 1877 nach <strong>Neuseeland</strong> und half dem<br />

<strong>360°</strong> Autorin: Magdalene Specht<br />

Vor 50 Jahren wollte Magdalene<br />

Specht mehr von der Welt sehen<br />

und wanderte nach <strong>Neuseeland</strong><br />

aus. Sie hat dort ihr Leben aufgebaut,<br />

ist verheiratet und hat zwei<br />

erwachsene Kinder. Vor 18 Jahren<br />

studierte Magdalene Specht<br />

Tourismus, ar<strong>bei</strong>tete 15 Jahre als<br />

Reiseleiterin und führte Touristen<br />

durch ihre neue Heimat.<br />

Ihr Buch erzählt aus ihrem Leben: Magdalene Specht, Ausgewandert:<br />

Meine neue Heimat – <strong>Neuseeland</strong>, Cornelia<br />

Goethe Literaturverlag, Frankfurt /M., 2007.<br />

Geologen Julius von Haast, das Canterbury Museum in<br />

Christchurch einzurichten. Zwölf Jahre erforschte er das<br />

Land und berichtete von seinen Erlebnissen. Es war eine<br />

faszinierende Geschichte.<br />

Ich bekam eine Broschüre von der neuseeländischen<br />

Regierung, die unter anderem folgende Informationen<br />

enthielt:<br />

„Die <strong>bei</strong>den Hauptinseln <strong>Neuseeland</strong>s sind flächenmäßig<br />

etwas größer als Großbritannien. 19.000 Kilometer<br />

entfernt von Nordeuropa. Verbindung gibt es regelmäßig<br />

mit Passagierschiffen von europäischen Häfen.<br />

Eine Schiffsreise dauert fünf bis sechs Wochen. Flüge<br />

sind seltener und man ist etwa vier Tage unterwegs.<br />

<strong>Neuseeland</strong> hat eine lange Küstenlinie. Hohe Bergketten,<br />

reißende Flüsse, verträumte Seen, dschungelartige<br />

Regenwälder, Fjorde und Vulkane. Das Klima ist gemäßigt.<br />

Außer im Hochland der Südinsel sind die Winter<br />

sehr kurz. Schafe und Kühe bleiben auch im Winter im<br />

Freien. Es ist vorwiegend ein Agrarland und exportiert<br />

Butter, Käse, Wolle und Schaf- und Rindfleisch. Industrie<br />

ist hauptsächlich Konsumgüterindustrie. Es gibt die<br />

Vierzig-Stunden-Woche und keine Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit. Es<br />

gibt eine umfassende Sozialversicherung, Altersrenten<br />

und Kindergeld. Staatliche Schulen sind frei. Stipendien<br />

für Universitäten und landwirtschaftliche Hochschulen<br />

sind großzügig.<br />

Auf der Nordinsel liegen Auckland, die größte Stadt, und<br />

Wellington, die Hauptstadt. Die größten Städte der Südinsel<br />

sind Christchurch und Dunedin.<br />

<strong>Neuseeland</strong> hat 2,3 Millionen Einwohner. Abgesehen<br />

von 137.000 Maori, der Urbevölkerung, stammt der<br />

größte Teil der Neuseeländer von Engländern, Iren und<br />

Schotten ab. Die Maori sind wirtschaftlich und politisch<br />

vollkommen gleichberechtigt. Neuseeländer sind eifrige<br />

Sportler – Fischen, Jagen, Segeln, Wandern, Skifahren,<br />

Golf, Rugby und Cricket. Einem Neuankömmling<br />

wird das Stadtleben in <strong>Neuseeland</strong> wahrscheinlich<br />

langweilig erscheinen. Bars und die meisten Restaurants<br />

schließen um 18 Uhr. Es gibt Kinos, Aufführungen<br />

von Theatergruppen und ein Nationales Symphonie<br />

Orchester. Künstler aus dem Ausland geben<br />

hier Gastspiele. Sonntags sind Kinos, Bars, Geschäfte<br />

und fast alle Restaurants geschlossen.”<br />

So war es in den 1950er-Jahren, etwas langweilig. Aber<br />

man machte sich seinen eigenen Spaß. Seitdem hat sich<br />

vieles geändert.<br />

Die Reise beginnt<br />

Im März 1959 wurde mir mitgeteilt, dass für mich ein<br />

Platz auf der S.S. Sibajak reserviert sei, die am 23. Juni<br />

von Rotterdam auslief. Es ging alles sehr schnell.<br />

Ich unterschrieb einen Vertrag, in dem ich mich verpflichtete,<br />

zwei Jahre in <strong>Neuseeland</strong> zu bleiben und jede<br />

Ar<strong>bei</strong>t anzunehmen. Abgesehen vom Abschied von Mutter<br />

und Schwester fiel es mir nicht schwer, die Heimat<br />

zu verlassen.<br />

Report Emigration & Working Holidays<br />

Die Sibajak wurde 1928 in Dienst gestellt und unterhielt<br />

mit anderen Schiffen des Rotterdamer Lloyd den Fahrgastverkehr<br />

zwischen Europa und dem damaligen Ostindien.<br />

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schiff als Truppentransporter<br />

eingesetzt und beförderte über 75.000<br />

Mann nach und von den verschiedenen Kriegsschauplätzen.<br />

Nach einem umfassenden Umbau 1952 und<br />

1957 konnte man 950 Fahrgäste unterbringen, davon<br />

196 in drei Schlafsälen und etwa 750 Passagiere in<br />

einfachen, aber gemütlichen Kabinen für vier und<br />

sechs Personen. Auf der Reise nach <strong>Neuseeland</strong> und<br />

Australien gab es nur eine Klasse und so waren alle<br />

Teile des Schiffes zugänglich. Malaien, überwacht<br />

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Die S.S. Sibajak


Mitreisende auf der S.S. Sibajak<br />

von europäischen Stewards, dienten in den Salons.<br />

Es gab Aufenthaltsräume mit gemütlichen Schreibnischen,<br />

eine umfangreiche Bibliothek, ein Geschäft,<br />

in dem man alles kaufen konnte, was auf der Reise<br />

gebraucht wurde, Friseur, Apotheke, Arzt, Hospital,<br />

Kino, Bar und Speisesaal. Es war alles sehr zwanglos<br />

und ich fühlte mich gleich wohl. Die Mahlzeiten waren<br />

ausgezeichnet und reichlich. Abwechslung brachten<br />

Spiele wie Decktennis, Shuffleboard, Quiz- und<br />

Tanz abende. Einer meiner Lieblingsplätze war eine<br />

der gemütlichen Schreibnischen im Salon. Durch ein<br />

großes Fenster konnte ich das Promenadendeck überblicken<br />

und dahinter die unendliche Weite des Meeres.<br />

Da saß ich oft und schrieb lange Briefe nach Hause.<br />

Ich erinnere mich noch besonders gut an einen Augenblick:<br />

Glen Miller-Musik tönte aus dem Lautsprecher,<br />

ein Djongo brachte Tee und Gebäck und ich träumte<br />

von der Zukunft. Es war einer der Momente im Leben,<br />

an dem ich wunschlos glücklich war.<br />

Die erste Hafenstadt, die wir anliefen, war Southampton<br />

in Südengland. Hier stiegen noch Passagiere zu. Von<br />

England ging die Fahrt über den Atlantischen Ozean vor<strong>bei</strong><br />

an den Azoren, zu den Westindischen Inseln. Nach<br />

einer Woche liefen wir Willemstad auf Curaçao an. Dann<br />

ging es durch den Panama-Kanal nach Tahiti, wo das<br />

Schiff auf Papeete anlegte.<br />

Endlich angekommen<br />

Nach fünfwöchiger Reise ankerten wir an einem wunderschönen<br />

Morgen im Hafen von Wellington. Mir bot<br />

sich ein zauberhaftes Bild: Im Licht der aufgehenden<br />

Sonne lag der malerische Hafen, umgeben von grünen<br />

äquatortaufe auf der S.S. Sibajak<br />

Hügeln. Bunte, putzige Holzhäuser schmiegten sich an<br />

die blauen Buchten des Meeres oder hielten sich an den<br />

steilen Hügeln fest. Mit klopfendem Herzen stand ich an<br />

Deck und bewunderte die von der Natur so verschwenderisch<br />

ausgestattete Stadt.<br />

Nach dem Frühstück kam ein Boot, das die Beamten<br />

vom Zoll und Einwanderungsamt brachte. Sie waren<br />

sehr freundlich und alles ging sehr zwanglos vonstatten.<br />

Uns wurde mitgeteilt, wo wir ar<strong>bei</strong>teten, wohnten und<br />

zu welcher Zeit wir vom Schiff abgeholt wurden. Einige<br />

erhielten Jobs in Fabriken oder Krankenhäusern.<br />

Ich bekam eine Fahrkarte nach Auckland, da ich mir diese<br />

Stadt als Wohnsitz ausgesucht hatte, und eine Notiz, auf<br />

der mir mitgeteilt wurde, dass mir meine Stelle vom dortigen<br />

Einwanderungsbüro zugewiesen werden würde.<br />

Der „Limited”, wie der Express zwischen Wellington<br />

und Auckland damals hieß, brauchte etwa 15 Stunden<br />

für die 685 Kilometer. Es gab keinen Speisewagen, aber<br />

an bestimmten Haltestellen wurde ein längerer Stopp<br />

gemacht und man konnte im Bahnhofsrestaurant etwas zu<br />

Essen kaufen und eine Tasse Tee mit ins Abteil nehmen.<br />

Einige holländische Familien, die ich vom Schiff her<br />

kannte, fuhren auch nach Auckland und so fühlte ich<br />

mich nicht so allein.<br />

Die Fahrt führte erst an der Kapiti Küste entlang, dann<br />

durch die Mitte der Nordinsel, über viele Viadukte und<br />

Brücken, vor<strong>bei</strong> an den tätigen Vulkanen des Tongariro<br />

Nationalparks. Das Land war sehr hügelig mit kleinen<br />

Ortschaften. Auf den Weiden grasten friedlich Schafe<br />

und Kühe.<br />

Früh am Morgen lief der Zug in Auckland ein. Ich wurde<br />

von einem Beamten empfangen, der mich zum Einwanderungsamt<br />

begleitete. Dort wurde ich sehr freundlich<br />

begrüßt. Eine reizende junge Dame bot mir eine Tasse<br />

Tee an. Ich musste von der Schiffsreise und von Deutschland<br />

erzählen. Meine Englischkenntnisse wurden gelobt<br />

und dann fragte sie mich, was ich gerne machen würde.<br />

Ich war vollkommen überwältigt von ihrer Freundlichkeit.<br />

Da ich Kinder gerne hatte, erkundigte ich mich, ob<br />

es möglich sei, in einem Kinderheim zu ar<strong>bei</strong>ten.<br />

Sie kramte in ihrem Karteikasten und nach einigen Anrufen<br />

hatte ich eine Stelle in einem Kinderheim und Hospital<br />

der presbyterianischen Kirche.<br />

Ankunft in Wellington<br />

Als Schwester im Kinderheim<br />

Ich bekam ein nettes Zimmer im Schwesternflügel.<br />

Zusammen mit anderen Schwestern hatten wir ein<br />

gemütliches Wohnzimmer mit Kamin. Hier konnten wir<br />

uns Tee und Toast zubereiten. Brot, Butter, Marmelade<br />

und Milch wurden vom Heim gestellt. Die Hauptmahlzeiten<br />

wurden im Speisezimmer eingenommen. Es gab<br />

eine Waschküche mit Waschmaschine und Bügelbrett<br />

für uns. Vor dem Wohnzimmer war eine Terrasse und<br />

eine große Wiese mit Zitronenbäumen, deren Äste sich<br />

unter der Last der Früchte bogen.<br />

Report Emigration & Working Holidays<br />

Voller Erwartung begann ich meinen ersten Ar<strong>bei</strong>tstag.<br />

Ich erhielt den Titel „Schwester”, damit man Respekt<br />

vor mir hat, erklärte mir die Oberschwester. Als Schwester<br />

trug ich ein weißes, gestärktes Häubchen, einen weißen<br />

Kittel, der vorn, und darüber einen, der hinten zugeknöpft<br />

wurde. Es war ein Heim für Kinder bis zu vier<br />

Jahren, deren Eltern ar<strong>bei</strong>teten und keine Zeit für sie hatten,<br />

oder die zur Adoption freigegeben waren. Im Hospital<br />

war eine Abteilung für ledige Mütter, die nach der<br />

Geburt zwei Wochen mit dem Neugeborenen im Heim<br />

verbrachten, bis es von Adoptiveltern abgeholt wurde.<br />

Mit einer zweiten Schwester hatten wir über zwanzig<br />

Kinder im Alter von zehn Tagen bis zu vier Jahren,<br />

die gebadet, gefüttert, trockengelegt und beaufsichtigt<br />

werden mussten. Da ich noch nie etwas mit Säuglingen<br />

zu tun gehabt hatte, war ich am Anfang wohl etwas<br />

langsam und ungeschickt. Sie kamen mir so zerbrechlich<br />

vor, aber ich lernte schnell. Wenn wir mit dem<br />

letzten Baby fertig waren, konnten wir <strong>bei</strong>m ersten<br />

wieder anfangen. Die älteren Kinder waren viel sich<br />

selbst überlassen. Für sie gab es ein großes Zimmer,<br />

aber wenig Spielzeug. Bei schönem Wetter waren sie<br />

draußen in einem eingezäunten Teil des Gartens. Da<br />

war ein Zwillingspärchen von sechzehn Monaten, das<br />

die meiste Zeit in seinen Betten verbrachte. Ich fand<br />

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Emigration & Working Holidays Report<br />

Panamakanal<br />

Willemstad<br />

es unglaublich, dass in <strong>Neuseeland</strong> so etwas möglich<br />

war. Niemand war daran schuld. Es gab einfach<br />

keine Ar<strong>bei</strong>tskräfte. Ich fand, meine Kolleginnen waren<br />

schon abgestumpft und kümmerten sich wenig um die<br />

Ärmsten, die sich vollgemacht hatten und weinten. So<br />

verbrachte ich viel Zeit, die Kinder zu waschen, trockenzulegen<br />

und die Betten neu zu beziehen. Mir taten<br />

sie so unendlich leid und manches Mal weinte ich mit<br />

ihnen mit.<br />

In diesem Heim ging es sehr steif zu. Meine Kolleginnen<br />

waren viel älter als ich und ich fand sie ziemlich stur.<br />

Im Speisesaal standen wir alle hinter unserem Stuhl<br />

bis die Oberschwester da war und ein Gebet sprach.<br />

Erst dann konnten wir uns setzen. Auf dem Tisch stand<br />

eine kleine Glocke und wenn wir mit einem Gang fer-<br />

tig waren, wurde geklingelt und der nächste<br />

Gang serviert. Es wurde nicht viel Konversation<br />

gemacht. Ich vermisste meinen Freundeskreis<br />

von der Sibajak sehr, fühlte mich etwas<br />

einsam und verlassen nach den turbulenten<br />

Wochen auf dem Schiff.<br />

Die Ar<strong>bei</strong>tszeit war in drei Schichten von je<br />

acht Stunden eingeteilt. Freitags hatte ich frei<br />

und alle sechs Monate vierzehn Tage bezahlten<br />

Urlaub. Ich verdiente etwa 90 DM in der<br />

Woche, plus Wohnung und Verpflegung. Ich<br />

war damit sehr zufrieden für den Anfang. In<br />

Deutschland hatte ich 500 DM im Monat im<br />

Büro verdient.<br />

Das Heim lag im Vorort von Otahuhu, im<br />

Süden von Auckland, eine halbe Stunde Busfahrt<br />

von der Innenstadt entfernt. Im Süden<br />

der Stadt war viel Konsumgüterindustrie<br />

und natürlich war ich von dieser Umgebung<br />

enttäuscht. Ich suchte den Buschwald und<br />

das Meer.<br />

Auf der Suche nach Veränderung<br />

Die Wochen vergingen wie im Fluge. Es gab<br />

viel zu lernen, die meiste Zeit verbrachte ich<br />

im Heim <strong>bei</strong> der Ar<strong>bei</strong>t. Ich fand die Atmosphäre<br />

deprimierend und studierte oft die vielen<br />

Seiten von Stellenangeboten in der Tageszeitung.<br />

So fiel mir <strong>bei</strong>m Lesen eines Tages<br />

eine Annonce besonders auf. Da suchte man in<br />

einem Heim für taubstumme Kinder eine Helferin.<br />

Es gab viele Stellenangebote in Kinderheimen,<br />

aber dieses war in Titirangi, einem Vorort<br />

am Meer und Buschwald. Mir ging diese Stelle<br />

einfach nicht aus dem Sinn. Kurzer hand rief<br />

ich die Leiterin an und wurde zu einem Interview<br />

gebeten und angenommen. Ich bekam<br />

die Genehmigung vom Ar<strong>bei</strong>tsamt, meine<br />

Stelle zu wechseln, und nach der vorge schriebenen<br />

Kündi gungszeit verließ ich die Kinder schweren Herzens.<br />

In einem Brief an meine Mutter schrieb ich von<br />

einer Traumstellung.<br />

Titirangi war ein sehr kleiner Vorort im Westen von Auckland,<br />

fünfundvierzig Minuten Busfahrt von der Stadt entfernt,<br />

umgeben vom subtropischen Buschwald der Waitakere<br />

Berge. Das Heim, ein großes dreistöckiges Gebäude,<br />

lag auf einem Hügel mit einer bezaubernden Aussicht<br />

über ein grünes Meer von Bäumen und Baumfarnen. Ein<br />

Pfad durch den Busch führte in fünfzehn Minuten zum<br />

Strand. Man gab mir die Wahl zwischen zwei Zimmern,<br />

eines gen Norden, der Sonnenseite in <strong>Neuseeland</strong>, das<br />

andere mit Aussicht auf das Meer und die untergehende<br />

Sonne gen Westen. Ich nahm natürlich das Letztere.<br />

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Das Heim war vor Jahren einmal ein Hotel gewesen.<br />

Unten befanden sich Küche, Vorratsräume, ein großer<br />

Aufenthaltsraum und ein Speisezimmer für die Kinder.<br />

In der ersten Etage waren Schlafzimmer und ein Wohnzimmer<br />

für die Angestellten. Eine verglaste Veranda mit<br />

Blick auf Busch und Meer diente als Esszimmer für das<br />

Personal. In der zweiten und dritten Etage waren Schlafsäle<br />

für die Kinder. Verbunden waren die Etagen an <strong>bei</strong>den<br />

Seiten des Hauses mit Treppen und einem Fahrstuhl<br />

mit Falttüren, wie man sie in alten französischen<br />

Filmen oft sieht. Es gab zwei Schulen mit Heim für taubstumme<br />

Kinder, eine in Christchurch auf der Südinsel<br />

und eine in Auckland. So kamen die Kinder von allen<br />

Regionen der Nordinsel. Sie waren zwischen vier und<br />

siebzehn Jahre alt. Die Schule war zwanzig Minuten Busfahrt<br />

vom Heim entfernt. Die Kinder lernten von den Lippen<br />

zu lesen und zu sprechen. Viele hatten etwas Gehör<br />

und trugen ein Hörgerät. Ich fand sie anfangs oft schwer<br />

zu verstehen, aber nach einigen Wochen hatte ich keine<br />

Probleme mehr.<br />

Morgens brachten Busse die Kinder zur Schule, am<br />

Nachmittag kehrten sie zurück. Im Heim wohnten, außer<br />

den Helferinnen und dem Hauspersonal, auch einige der<br />

Lehrer und Lehrerinnen. Es gab einen Hausmeister, er<br />

kam aus Irland, der für die Jungen verantwortlich war.<br />

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Report Emigration & Working Holidays<br />

Die Leiterin war eine warmherzige Person. Es herrschte<br />

eine sehr aufgeschlossene und freundliche Atmosphäre<br />

und ich fühlte mich gleich wohl.<br />

Ar<strong>bei</strong>tstag mit taubstummen Kindern<br />

Mein Ar<strong>bei</strong>tstag begann um 6.45 Uhr mit Tee und Plätzchen<br />

im Wohnzimmer. Um sieben Uhr weckte ich meine<br />

Gruppe von fünfzehn Mädchen im Alter von vierzehn<br />

bis siebzehn Jahren. Das war oft leichter gesagt denn<br />

getan, denn welches junge Mädchen springt morgens<br />

früh gleich aus dem Bett. Judy half ich <strong>bei</strong>m Waschen<br />

und Anziehen. Sie war fast taub und blind, sehr langsam<br />

und hatte ihren eigenen Willen. Wenn ihr etwas<br />

nicht passte, protestierte sie und bekam Wutanfälle. Ich<br />

brauchte sehr viel Geduld, woran es mir nicht fehlte. Sie<br />

akzeptierte mich nach einigen Wochen und wir kamen<br />

gut miteinander aus. Ich wurde immer gerufen, wenn es<br />

Schwierigkeiten mit ihr gab. Man brachte ihr viel Verständnis<br />

entgegen und sie wurde von allen rücksichtsvoll<br />

behandelt. Nachdem alle angezogen und gewaschen<br />

waren, machten sie ihre Betten. Um 7.50 Uhr mussten<br />

wir zum Frühstück im Speisesaal sein. Die Mädchen<br />

waren alle sehr nett, stellten die unmöglichsten Fragen<br />

und es gab viel Gelächter.<br />

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Emigration & Working Holidays Report<br />

Ich half <strong>bei</strong>m Servieren des Frühstücks. Um 8.30 Uhr<br />

kamen die Schulbusse. Dann hatte ich bis 14 Uhr frei.<br />

Jetzt gab es Frühstück für die Angestellten im gemütlichen<br />

Esszimmer mit herrlichem Ausblick. Es war sehr<br />

reichhaltig und bestand aus Cornflakes, Obst, Würstchen,<br />

Eiern, Schinken, Tomaten, Toast, Butter, Marmelade,<br />

Milch und Tee. Um 10 Uhr wurde Morning Tee serviert<br />

mit kleinen Sandwiches.<br />

Mittags zum Lunch wurde ein warmes Gericht serviert<br />

und Brot, Butter, Marmelade und Tee. Um 13.45 gab es<br />

Afternoon Tee mit Gebäck.<br />

Um 14 Uhr holte ich die saubere Wäsche der Kinder<br />

von der Wäscherei im Erdgeschoss und verteilte sie in<br />

Schränke und Schubladen. Manchmal gab es Knöpfe<br />

und Namensschilder anzunähen. In den meisten Schulen<br />

in <strong>Neuseeland</strong> trägt man Uniformen. Hier trugen die<br />

Mädchen einen grauen Trägerrock mit weißer Bluse,<br />

die Jungen graue Shorts mit weißem Hemd, graue Kniestrümpfe<br />

und schwarze Schuhe. Dazu gab es einen<br />

dunk len Blazer.<br />

Kurz vor 15 Uhr setzte ich mich vor den Haupteingang<br />

zu den Kollegen. Hier warteten wir auf die Busse, die<br />

die Kinder zurück brachten. Wir hatten etwa 70 Kinder<br />

im Heim. Es gab immer eine laute und freudige Begrüßung.<br />

Bis zum Abendessen hatte ich acht Mädchen und<br />

Goverment House<br />

acht Jungen im Alter von fünf bis sieben Jahren zu beaufsichtigen.<br />

Wir verbrachten die Zeit gewöhnlich auf dem<br />

Spielplatz hinter dem Haus.<br />

Das Abendessen nahmen Personal und Kinder zusammen<br />

ein. Anschließend passte ich auf die jüngeren Kinder<br />

auf, brachte sie in ihre Schlafsäle, half mit, sie zu<br />

baden und ins Bett zu bringen. Zum Schluss beaufsichtigte<br />

ich meine fünfzehn Mädchen und betreute Judy <strong>bei</strong><br />

der Abendtoilette.<br />

Gegen 21 Uhr war Feierabend. Im Wohnzimmer trafen<br />

wir uns alle <strong>bei</strong> einer Tasse Tee. Gewöhnlich unterhielten<br />

wir uns und saßen gemütlich zusammen.<br />

Am Wochenende war kein Unterricht. Einige Kinder<br />

wurden von ihren Eltern abgeholt und verbrachten das<br />

Wochenende zu Hause. Der größte Teil blieb im Heim.<br />

Wir machten Spaziergänge, gingen zum Strand oder<br />

spielten im Hof.<br />

Am schwierigsten fand ich es, mich verständlich zu<br />

machen, da ich nicht einfach rufen konnte, das hörten<br />

viele nicht. Ich musste jedes Kind persönlich ansprechen,<br />

damit es von meinen Lippen lesen konnte. Es ging auch<br />

immer sehr laut her, da sie sich ja selber nicht gut hören<br />

konnten. Mich störte der Krach nicht. Wir hatten einmal<br />

eine neue Helferin, die zog am Nachmittag ein und war<br />

am nächsten Morgen vor Antritt der Ar<strong>bei</strong>t geflüchtet.<br />

Ich fühlte mich bald wie zu Hause. Alle<br />

nahmen sich meiner an. Ich wurde mitgenommen<br />

zu Partys und Veranstaltungen,<br />

machte neue Bekanntschaften. Ich fand<br />

die Neuseeländer sehr gastfreundlich.<br />

56 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Lord und Lady Cobham<br />

Nach der Ar<strong>bei</strong>t die Freizeit genießen<br />

Abwechslung für mich gab es auch, als drei Studenten,<br />

die an der Schule ihr Praktikum machten, einquartiert<br />

wurden. Zwei kamen von England und einer von Singapur.<br />

Sie halfen mir abends mit den Kindern, damit<br />

ich schneller fertig wurde. Oft gingen wir dann in das<br />

einzige Café in Titirangi, wo es zur Abwechslung Kaffee<br />

gab, und plauderten. Ich erinnere mich noch gut an<br />

einen Sonntag, den ich mit Toni, dem Studenten aus<br />

Singapur, in Auckland verbrachte. Am Wochenende<br />

gab es nur einen sehr frühen Bus in die Stadt, die noch<br />

ganz ausgestorben war. Toni war auch katholisch und<br />

so beschlossen wir, zur Messe in die St. Patricks Kathedrale<br />

zu gehen. Danach verbrachten wir einige Stunden<br />

im Zoo. Zu Mittag aßen wir in einem chinesischen<br />

Restaurant. Er erzählte sehr interessant von den Sitten<br />

und Bräuchen seiner Heimat. Am Nachmittag spazierten<br />

wir durch die Domain, einem alten Park mit<br />

endemischen und exotischen Bäumen. Wir besuchten<br />

Landsleute von Toni und fuhren gegen 20 Uhr mit dem<br />

letzten Bus nach Titirangi zurück.<br />

An einem Abend lud mich die Leiterin des Heimes<br />

ein, zum Flunderfischen mitzukommen. Ich wurde mit<br />

Gummistiefeln ausgerüstet, bekam einen Speer, eine<br />

Laterne und als es dunkel wurde, zogen wir zum Strand.<br />

Es war Ebbe und wir wateten <strong>bei</strong>m Schein der Laternen<br />

durch das seichte Wasser der Bucht und hielten Ausschau<br />

nach Flundern. Man muss schnell reagieren und<br />

zustechen, wenn man einen Fisch sieht. Mein Speer<br />

traf immer daneben. Ich weiß nicht, wer einen größeren<br />

Schreck bekam, der Fisch, wenn er mich sah, oder<br />

ich. Die anderen hatten mehr Erfolg. Nach ein paar<br />

lustigen Stunden kehrten wir müde, aber mit einem<br />

Eimer voll Fisch, durch den nächtlichen Buschwald ins<br />

Heim zurück.<br />

Aus Büchern lernte ich von der Geschichte, Natur, Flora,<br />

Fauna und Urbevölkerung des Landes. Ich befreun-<br />

Report Emigration & Working Holidays<br />

dete mich mit Neuseeländern, die ich sehr aufgeschlossen<br />

und gastfreundlich fand. In meiner<br />

freien Zeit kundschaftete ich die Stadt und<br />

Umgebung aus. Auckland hat eine sehr schöne<br />

Lage an einer Landenge an zwei Häfen, umgeben<br />

von Buschwald und gold- und schwarzsandigen<br />

Stränden.<br />

Mein erstes Weihnachten verbrachte ich in Wellington<br />

am Strand mit alten Freunden vom Schiff.<br />

Ich vermisste den kalten Winter nicht.<br />

Ich fand später noch eine interessante Stelle im<br />

Government Haus in Wellington, als Kindermädchen<br />

für die Zwillinge von Lord und Lady Cobham.<br />

Lord Cobham war der damalige Generalgouverneur<br />

von <strong>Neuseeland</strong>.<br />

Für immer <strong>Neuseeland</strong><br />

Nach 2 ½ Jahren ging ich für eine kurze Zeit zurück<br />

nach Deutschland. Ich hatte meine Rückfahrkarte schon<br />

in der Tasche.<br />

Meinen Mann lernte ich in <strong>Neuseeland</strong> kennen.<br />

Er ar<strong>bei</strong>tete auf einem Hamburg-Süd Schiff. Von<br />

Beruf ist er Konditor, Bäcker und Koch. Er kam nach<br />

<strong>Neuseeland</strong>. Wir pachteten ein Restaurant und hatten<br />

später eine Bäckerei und ein Café nördlich von<br />

Auckland.<br />

Wir haben zwei Kinder. Sie sind <strong>bei</strong>de sehr naturverbunden.<br />

Petra ist Biodiversity Ranger im Tongariro Nationalpark<br />

und Oliver ist auf den Skifeldern der Südinsel<br />

zu finden.<br />

Um etwas zu erreichen, muss man auch hier fleißig sein<br />

und auch bereit, wieder von unten anzufangen, aber das<br />

Land bietet einen erholsamen Lebensstil.<br />

Die große Entfernung ist durch die heutige Technik<br />

geschrumpft. Handy, Flugzeug und Internet machen alles<br />

viel erträglicher.<br />

Ein Telefongespräch vor 48 Jahren ging über Kabel, mehrere<br />

Ämter und Telefonisten. Man musste es anmelden<br />

und manchmal einen Tag oder länger auf die Verbindung<br />

warten.<br />

Ich habe ein Buch geschrieben von meinen Erlebnissen,<br />

der Geschichte des Landes, der Natur, Pflanzen, Tiere,<br />

Wanderungen in den Nationalparks; von den Menschen<br />

und den Maori, der Urbevölkerung und ihren Mythen<br />

und Legenden.<br />

<strong>Neuseeland</strong> hat mein Herz und meine Seele erobert. Ich<br />

habe das Land meiner Träume gefunden. <br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 57


Emigration & Working Holidays Report<br />

Vulkanlandschaft im Tongariro National Park<br />

Auszeit in <strong>Neuseeland</strong><br />

Anfang September in Auckland: blauer Himmel,<br />

Sonnenbrandgefahr, Schneeglöckchen und Osterglocken.<br />

Der Abschiedsschmerz nach einem fantastischen<br />

Jahr in <strong>Neuseeland</strong> setzte langsam ein. Ein<br />

letztes Mal blätterte ich im „North & South“-Magazin,<br />

ein letzter „Flat White“-Kaffee. Und am liebsten hätte ich<br />

die Zeit zurückgedreht und noch einmal von vorne angefangen<br />

mit der zwölfmonatigen Erkundung von Aotearoa,<br />

dem Land der langen weißen Wolke.<br />

Schon immer war es mein Traum gewesen, einmal länger<br />

als die maximal machbaren vier Wochen in der Welt<br />

unterwegs zu sein. Mein Job in der Reisebranche ließ<br />

<strong>360°</strong> Autorin: Stefanie Dehler<br />

Stefanie Dehler, 30 Jahre alt,<br />

nahm sich 2007 ein Jahr Auszeit<br />

vom Job, um noch mit dem<br />

Work and Travel-Visum ein<br />

Jahr in <strong>Neuseeland</strong> verbringen<br />

zu können. Sie nahm immer<br />

wieder die unterschiedlichsten<br />

Jobs an, um ihre Reisekasse<br />

aufzufüllen.<br />

mich dienstlich höchstens mal für ein paar Tage weg,<br />

auf Urlaubsreisen schien ich die einzige zu sein, die in<br />

Wochen zählte, nicht in Monaten. Als ich dann langsam<br />

auf die Altersgrenze für das Work & Travel-Visum für<br />

<strong>Neuseeland</strong> zusteuerte (ich habe im März 2008 auf der<br />

Banks Peninsula dann meinen 30. Geburtstag gefeiert),<br />

wurde das Fernweh so groß, dass ich meine Ar<strong>bei</strong>tsstelle<br />

in der Nähe von Düsseldorf kündigte, die Wohnung<br />

ausräumte, die Möbel <strong>bei</strong> den Eltern unterstellte<br />

und ein Flugticket nach Auckland buchte. Abflug: Ende<br />

September 2007. Rückflug: ein Jahr später!<br />

Das Abenteuer beginnt<br />

Aus Reiseführern, in Internet-Foren und von Freunden<br />

holte ich mir Tipps für die Reise und mit einigen Ideen,<br />

aber ganz ohne konkrete Reiseroute, begann dann das<br />

Abenteuer Auszeit. Von einem Tag zum nächsten planen,<br />

morgens noch nicht wissen, wo ich abends übernachten<br />

würde, spontan jeden Tag genießen. Von einem<br />

anderen Backpacker kaufte ich ein Auto, das groß genug<br />

war, hin und wieder Freunde für eine Fahrt oder mehrere<br />

Tage mit zu nehmen. Und groß genug für allerlei<br />

Essensvorräte, inklusive Zutaten zum regelmäßigen<br />

Brotbacken.<br />

58 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Die meisten Backpacker beginnen ihre Tour in Auckland,<br />

der größten Stadt von <strong>Neuseeland</strong>. Ich startete von hier<br />

mit Touren an die Nordspitze der Nordinsel, zum Cape<br />

Reinga und in die Bay of Islands. Die ersten Tierbeobachtungen<br />

(Delfine!) und abenteuerlichen Aktivitäten,<br />

wie <strong>bei</strong>m Sandboarding Kopf voran eine Düne hinunterzurasen,<br />

fühlten sich eigentlich noch an wie ein normaler<br />

Urlaub. Nach Waiheke Island fuhr ich ohne zu wissen,<br />

was ich dort eigentlich machen würde. Es fuhr<br />

einfach eine Fähre von Auckland aus dorthin, ich wartete<br />

immer noch auf Post von der Steuerbehörde, ohne<br />

die ich nicht ar<strong>bei</strong>ten konnte. So war Waiheke eine wunderbare<br />

Möglichkeit, die Wartezeit mit wandern und Rad<br />

fahren zu überbrücken, vor<strong>bei</strong> an zauberhaften Buchten<br />

und Stränden, mit zahlreichen Stopps <strong>bei</strong> Galerien und<br />

Künstlern, die auf der Insel leben. Bereits Auckland ist ja<br />

Vulkangebiet – One Tree Hill und Rangitoto Island gehören<br />

zum Pflichtprogramm für Besucher. Noch viel beeindruckender<br />

aber sind die Vulkane im Tongariro National<br />

Park. Ein Ausbruch steht <strong>bei</strong> den Wissenschaftlern<br />

angeblich unmittelbar bevor und ein nachmittäglicher<br />

Sirenenalarm im Ort National Park lässt einen da schnell<br />

in leichte Panik geraten. Die aber letztendlich unbegründet<br />

ist, da es sich an diesem Tag nur um einen kleinen<br />

Buschbrand gehandelt hat. Der Tongariro Crossing ist<br />

eine der beliebtesten und schönsten Tageswanderungen<br />

in <strong>Neuseeland</strong>, bergauf bergab führt sie an Vulkanen und<br />

Bergseen vor<strong>bei</strong> und mitunter strömt heißer Dampf aus<br />

der Erde. Nach all diesen Gefahren kann man am besten<br />

in Martinborough entspannen, <strong>bei</strong> einer Tour zu den verschiedenen<br />

Weingütern, <strong>bei</strong>m Testen von Pinot Noir und<br />

Sauvignon Blanc und vorzüglichem Essen.<br />

Für Sportbegeisterte lohnt sich ein Abstecher nach Palmerston<br />

North, denn in „Palmy“ gibt es das New Zealand<br />

Rugby Museum. Und jeder deutsche Besucher<br />

Report Emigration & Working Holidays<br />

erfährt von dem begeisterten Museums-Manager eine<br />

nahezu unglaubliche Geschichte: Deutschland kann<br />

tatsächlich einen internationalen Erfolg im Rugby vorweisen!<br />

Eine Silbermedaille <strong>bei</strong> den Olympischen Spielen<br />

in Paris im Jahr 1900. Damals nahmen allerdings<br />

nicht mehr als drei Mannschaften am olympischen<br />

Rugby turnier teil …<br />

Wellington – Zelte verkaufen<br />

und die Stadt erleben<br />

Im November erreichte ich die Hauptstadt von <strong>Neuseeland</strong>,<br />

Wellington, an der Südspitze der Nordinsel gelegen.<br />

„Welly“ und ich, das war Liebe auf den ersten<br />

Blick. Hier wollte ich gerne etwas länger bleiben und<br />

alles klappte hervorragend. Ich fand ein Zimmer in einer<br />

WG mit zwei Neuseeländern und einem Argentinier und<br />

einem Garten mit Traumblick auf die Stadt, das Meer,<br />

die Berge und die Fähren, die zur Südinsel fahren. Ar<strong>bei</strong>t<br />

gab es auch, in einem Geschäft, wo ich dann für zwei<br />

Monate Zelte, Schlafsäcke und Wanderschuhe verkaufte.<br />

Es war Sommer – der beste in <strong>Neuseeland</strong> in zehn Jahren!<br />

–, ich ar<strong>bei</strong>tete 30 Stunden in der Woche, was mir<br />

genug Zeit ließ, die Vorzüge von „Welly“ zu genießen.<br />

Fantastische Cafés, Kneipen und Bars, Wanderungen<br />

wie den Skyline Track, der immer Blick auf Stadt und<br />

Meer bietet und an einem perfekten Biergarten in Khandallah<br />

endet, Nachmittage nach dem Ar<strong>bei</strong>ten am Strand<br />

(Worser Bay war mir der liebste, Oriental Bay dafür mitten<br />

in der Stadt), kostenlose Konzerte im Botanischen<br />

Garten, regelmäßige Kinobesuche (einfach und billig,<br />

wenn der Mitbewohner an der Kinokasse ar<strong>bei</strong>tet!), Silvesterfeiern<br />

mit Freunden aus Deutschland und Welly<br />

bis sieben Uhr morgens – und drei Stunden später schon<br />

wieder auf der Ar<strong>bei</strong>t sein, auch wenn am Neujahrstag<br />

so gut wie niemand einen Rucksack oder<br />

Gaskocher kaufen wollte.<br />

Wellington<br />

Das tägliche Beobachten der Fähren<br />

sorgte allerdings für Fernweh und mit<br />

einigen kleinen Abschiedstränen ging es<br />

Ende Januar auf die Fähre und auf die<br />

Südinsel. Picton ist mehr als nur Fährhafen,<br />

es gibt fantastische Wanderwege<br />

und ich entdeckte meine Begeisterung<br />

fürs Kajakfahren. Um die Ecke, in Havelock,<br />

gibt es die leckersten Muscheln<br />

überhaupt. Auf dem Teller und als Dekoration<br />

auf den Restaurants selbst. Im Nelson<br />

Lakes National Park war sogar zur<br />

Hauptsaison wunderbar wenig los auf den<br />

wunderschönen Wanderungen um die<br />

Seen und Berge und der Hostel besitzer<br />

servierte abends sogar frischen Wildschweinbraten.<br />

Selbstgeschossen, vom<br />

eigenen Garten aus.<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 59


Emigration & Working Holidays Report<br />

Weitere Stationen:<br />

Queenstown, Dunedin, Wanaka<br />

Die Südinsel hielt mich noch bis weit in den Winter in<br />

ihrem Bann. Ich sprang über Queenstown mit dem Fallschirm<br />

aus einem Flugzeug. Vor Kaikoura ging ich mit<br />

Seehunden schwimmen – auch wenn es einem vorkam,<br />

Stewart Island – mystisch anmutende Landschaft<br />

Kajakfahren wird meine große Leidenschaft<br />

als gingen die Seehunde heute mal Menschen<br />

beobachten. In Dunedin wohnte ich <strong>bei</strong> einer<br />

ehemaligen Ar<strong>bei</strong>tskollegin aus Wellington<br />

und ihren sieben Freundinnen eine zeitlang<br />

in ihrer Studenten-WG. Zusammen wanderten<br />

wir auch mehrere Tage auf Stewart Island,<br />

wo ein Nationalpark-Ranger uns mit frischen<br />

Austern versorgte und wir dafür <strong>bei</strong>m Kartenspielen<br />

seinen Biervorrat vernichteten. Stewart<br />

Island war für mich eines der großen<br />

Wander-Highlights meiner Reise. Der Ort<br />

Wanaka wurde zu einem meiner Lieblingsorte,<br />

den ich sogar mehrmals besuchte und<br />

viel länger als vorher gedacht. Die Bäume am<br />

See leuchteten golden in der Herbstsonne, die<br />

Umgebung mit Bergen und Gletschern war toll<br />

zum Wandern, im Kino saß man auf gemütlichen<br />

Sofas und Sesseln und während der<br />

Pause gab es frischgebackene Kekse. Die Atmosphäre<br />

war so viel ruhiger und entspannter als im benachbarten<br />

Queenstown, und die Landschaft nicht weniger schön.<br />

Die Wanderung zum Lake Marian in Fjordland wurde<br />

zur großen Über raschung, alle Erwartungen an die kurze<br />

Tour wurden weit übertroffen. Bei der Rast am Ufer des<br />

Bergsees wollte ich einfach nur die Zeit anhalten.<br />

60 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Geldverdienen um weiter zu reisen<br />

Ich gönnte mir alles, nach dem mein Herz lechzte, und<br />

stoppte meine Reise deswegen regelmäßig, um wieder<br />

etwas Geld zu verdienen. Auf einem Bauernhof in Amberley<br />

lernte ich Traktor fahren, in einer Bed&Breakfast<br />

Traktor fahren lernt sich auch …<br />

Vier Wochen äpfel verpacken – ein Knochenjob<br />

Pension in Kaikoura stand täglicher Umgang mit Staubsauger<br />

und Waschmaschine auf dem Programm. Der<br />

Besitzer des Hostels in Christchurch brauchte Hilfe <strong>bei</strong>m<br />

Renovieren, ich besorgte ihm Material vom Holzhändler<br />

und strich die Wände. Der Winter in Blenheim war knackig<br />

kalt, aber trotzdem genoss ich die Ar<strong>bei</strong>t auf den<br />

Weinbergen (die allerdings keine Berge waren, es war<br />

alles flach dort). „Trimming and Wrapping“ nannte sich<br />

unsere Ar<strong>bei</strong>t, wir schnitten die Weinreben, wickelten sie<br />

Report Emigration & Working Holidays<br />

um gespannte Drähte und banden sie fest. Die Sonne<br />

schien den ganzen Tag, morgens war es noch frostig,<br />

mittags warm genug, um im T-Shirt zu ar<strong>bei</strong>ten, nachmittags<br />

zog man halt Fleecejacke und Mütze wieder an.<br />

Einmal kam ein Hagelschauer nieder, aber der Weg zum<br />

Auto war viel zu weit, wir ar<strong>bei</strong>teten durch und redeten<br />

uns ein, dass so ein paar Hagelkörner gut für die Haut<br />

seien. Nach einer Viertelstunde war auch die Sonne<br />

schon wieder da.<br />

Vier Wochen lang hatte ich einen Job als Äpfelverpackerin<br />

in Roxburgh in Central Otago (Südinsel, zwischen Christchurch<br />

und Queenstown gelegen). Ar<strong>bei</strong>t im Packhaus ist<br />

hart. Neun Stunden am Tag, sechs Tage die Woche kommen<br />

Berge von Äpfeln am Fließband angerollt. Sie landen<br />

auf lila Papptellern, vier davon werden in eine Kiste<br />

gepackt, Deckel drauf, auf ein anderes Fließband schieben,<br />

eine neue Kiste falten, manchmal eine Plastikfolie<br />

hineinlegen – je nach Sorte, ob Cox Orange oder Royal<br />

Gala – und das Ganze von vorne. Grob geschätzt 40.000<br />

Äpfel am Tag, 1.000.000 über meine vier Wochen. Äpfel<br />

für Deutschland, für England und für Indien. Monotonie,<br />

die nicht einmal durch Musik hören abgemildert<br />

werden kann, die Maschinen sind zu laut und Kopfhörerkabel<br />

gefährlich. Das Gute an Roxburgh ist, dass es<br />

kaum Möglichkeiten bietet, das verdiente Geld (13 NZ$<br />

pro Stunde abzgl. Steuern) wieder auszugeben. Also sammelt<br />

sich Apfel um Apfel eine Reisekasse für die kommenden<br />

Wochen an und am Ende des Monats kann ich nicht<br />

nur Apfelkuchen, Apfelkekse, apple pie und apple crumble<br />

backen, sondern auch das Wort Apfel auf japanisch,<br />

portugiesisch, mandarin und tschechisch sagen.<br />

Roxburgh ist ein verschlafenes Nest, hat aber Kurioses zu bieten:<br />

einen Schuhzaun<br />

Die Natur erleben …<br />

Einige Jahre vorher in Peru hatte ich zum ersten Mal Pinguine<br />

in freier Wildbahn gesehen, Antarktis-Fan bin ich<br />

schon immer und so ließ ich auch in <strong>Neuseeland</strong> keine<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 61


Emigration & Working Holidays Report<br />

Sonnenuntergang an der Westküste der Südinsel<br />

Möglichkeit aus, Pinguine zu beobachten. Sowohl in<br />

Christchurch als auch Auckland gibt es Antarktis-Museen<br />

mit kleinen Pinguin-Kolonien, aber das ist kein Vergleich<br />

mit der südöstlichen Ecke der Südinsel. Yellow-eyed und<br />

Little Blue Penguins lassen sich zur Morgen- und Abenddämmerung<br />

an vielen Stränden beobachten. Die Tiere<br />

sind äußerst scheu und trauen sich oft nicht an den Strand,<br />

wenn sie dort Menschen bemerken – was besonders dann<br />

fatal ist, wenn der Nachwuchs an Land zu lange auf die<br />

Fütterung durch die Eltern warten muss. Deswegen ist es<br />

besser, zum Beispiel in Oamaru die Oamaru Blue Penguin<br />

Colony zu besuchen und das Schauspiel der flitzenden<br />

hüpfenden Little Blue Penguins von einer Tribüne aus zu<br />

sehen. Oder auf der Otago Peninsula im Yellow-Eyed Penguin<br />

Conservations Reserve, wo man in überdachten Gräben<br />

mit Sichtschlitzen ganz nah an den sehr selten gewordenen<br />

Hoiho herankommt. Ohne die Vögel zu stören, aber<br />

mit Faszination die putzigen Tierchen zu beobachten.<br />

<strong>Neuseeland</strong> ist wie ein großer Abenteuerspielplatz und<br />

ein Jahr bietet viel Zeit, um Aktivitäten auszuprobieren,<br />

die man immer schon mal machen wollte. In den Höhlen<br />

von Waitomo kann man nicht nur Hunderte von Glüh-<br />

würmchen bewundern, sondern sich auch<br />

<strong>bei</strong>m sogenannten „Caving“ durch einen<br />

Wasserfall abseilen, durch schmale Gänge<br />

krabbeln, wo einem das Wasser buchstäblich<br />

bis zum Hals steht und im Dunkeln<br />

Felswände erklimmen. Nichts für Leute mit<br />

Platzangst, für mich genau das Richtige! In<br />

Rotorua ließ ich mich in eine durchsichtige<br />

Kugel sperren und einen Hügel hinunterrollen<br />

(„zorbing“ nennt sich das). Kajakfahren<br />

wurde zu meiner neuen Leidenschaft,<br />

als ich es zum ersten Mal in Picton im<br />

Queen Charlotte Sound ausprobierte und in<br />

den folgenden Monaten immer wieder auf<br />

Touren ging. Einfach zu erlernen, absolutes<br />

Naturerlebnis und man kommt wirklich<br />

ganz nah an Delfine und Seehunde heran.<br />

Beziehungsweise diese an die Kajaks! Die<br />

Gletscher Fox und Franz Josef an der Westküste<br />

der Südinsel gehören zu den am einfachsten<br />

zugänglichen Gletschern in der<br />

Welt und eine Tageswandertour auf dem<br />

Gletscher, mit Höhlen und Gletscherspalten<br />

sind ein abenteuerliches und zugleich<br />

doch sicheres Erlebnis. Kletterfreunde wie<br />

ich geraten an vielen Orten in <strong>Neuseeland</strong><br />

ebenso in Verzückung. Besonders in Erinnerung<br />

geblieben sind der Klettersteig in<br />

Queenstown und vor allem das Eisklettern<br />

in Franz Josef. Wer Zeit hat, kann den<br />

Eiskletterkurs direkt auf dem Gletscher<br />

absolvieren, auf alle anderen wartet die<br />

Indoor-Kletterhalle Hukawai. Eine kurze<br />

Einführung und schon geht es mit einem<br />

Eispickel in jeder Hand und Steigeisen<br />

unter den Füßen die steilen Eiswände hoch. Das Hukawai<br />

Glacier Center ist die neueste und erst 13. Indoor-Eiskletterhalle<br />

der Welt, fantastische Bedingungen, kompetente<br />

Lehrer und am nächsten Tag ordentlich Muskelkater.<br />

Als Backpacker unterwegs<br />

Man merkt schnell, dass <strong>Neuseeland</strong> <strong>bei</strong> Deutschen sehr<br />

beliebt ist, als Ziel für eine Urlaubsreise wie für einen<br />

mehrmonatigen Aufenthalt. Ganze Abiturjahrgänge<br />

scheinen geschlossen ein Jahr „Work & Travel“ gebucht<br />

zu haben. Doch immer wieder auch „alte Backpacker“<br />

wie ich, die sich eine Auszeit vom Beruf gönnen und<br />

das Visum beantragen, kurz bevor man zu alt dazu wird.<br />

Mit 30 scheint man anders zu reisen. Ich mag nicht fünf<br />

mal pro Woche Spaghetti mit Ketchup essen. Altersbeschränkungen<br />

für Mietwagen sind völlig irrelevant, mir<br />

gibt inzwischen jeder ein Auto! Eine schon länger nicht<br />

geputzte Küche benutze ich nicht und suche mir am nächsten<br />

Tag lieber eine neue Unterkunft. Einen Montag, der<br />

nur aus Kaffee trinken, Bücher lesen und Strandspaziergängen<br />

besteht, genießt man besonders, vor allem wenn<br />

62 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Ein unvergessliches Abenteuer …<br />

… Eisklettern im Fox Glacier<br />

man sich daran erinnert, wie schwer Montage im „normalen<br />

Leben“ zu ertragen sind. Karten spielen die ganze<br />

Nacht durch? Geht auch, man schläft halt am nächsten<br />

Vormittag etwas länger und es geht ja kein wertvoller<br />

Urlaubstag dadurch verloren.<br />

Beim Ar<strong>bei</strong>ten in Weinbergen und Packhäusern trifft<br />

man fast nur andere Backpacker, kaum Neuseeländer.<br />

Was sehr schade ist, denn die Kiwis sind außerordentlich<br />

freundliche und gastfreundliche Menschen, mit Stolz<br />

auf ihr Land und gleichzeitig großer Reiselust. Ich kann<br />

deswegen jedem empfehlen, mal aus dem Hostel aus-<br />

und in eine Wohngemeinschaft mit Kiwis einzuziehen.<br />

Oder eine Zeitlang <strong>bei</strong> Kiwis in deren Häusern oder auf<br />

ihren Bauernhöfen zu wohnen, mit ihnen zu leben und<br />

zu ar<strong>bei</strong>ten. Viele Betriebe in der Landwirtschaft oder<br />

auch im Tourismus bieten Jobs an, wo es zwar kein Geld<br />

zu verdienen gibt, aber für ein paar Stunden Ar<strong>bei</strong>t am<br />

Report Emigration & Working Holidays<br />

Tag das Zimmer gestellt wird, sowie manchmal auch die<br />

Mahlzeiten und vor allem Familienanschluss: ein „Home<br />

away from Home“ und ein Einblick, wie die Einheimischen<br />

ihren Alltag leben. Und neben<strong>bei</strong> entdeckt man<br />

vielleicht sogar ein Talent fürs Traktorfahren.<br />

Abschied – Zeit zurück zu blicken<br />

Übrigens habe ich nicht alles gesehen und gemacht,<br />

was ich mir vorgenommen hatte. Für einen Ausflug<br />

nach White Island war das Wetter zu schlecht. Für die<br />

Besteigung des <strong>Mount</strong> Taranaki hätte ich zu einer anderen<br />

Jahreszeit kommen müssen. Und für Wanderungen<br />

im Gebiet des Arthur’s Pass war irgendwie nie Zeit. Ich<br />

habe nicht auf einer Schaf-Farm gear<strong>bei</strong>tet. Und keine<br />

Kiwis gesehen (die Vögel). Keine Frage, ich muss wohl<br />

wiederkommen.<br />

Ich habe mein Jahr Auszeit in <strong>Neuseeland</strong> jedenfalls von<br />

vorne bis hinten genossen. Jeden einzelnen Tag. Zwischendurch<br />

machte ich auch einen Monat Urlaub in Australien<br />

(es gibt Billigflieger!) und auf dem Heimweg traf ich mich<br />

noch mit meiner ehemaligen Mitbewohnerin aus Wellington<br />

in Mexiko – und endlich war ich es, die die Dauer ihrer<br />

Reise in Monaten zählen konnte, nicht in Wochen.<br />

Wenn das „Heimweh nach <strong>Neuseeland</strong>“ zu stark wird,<br />

denke ich an die Coromandel Halbinsel zurück. In der<br />

Nähe des Ortes Tairua gibt es einen Vulkan namens Paku.<br />

Ich komme zurück!<br />

Es bedarf keiner großen Anstrengung, den Gipfel zu<br />

erklimmen und man wird mit einem 360 Grad Blick auf<br />

die Umgebung belohnt. Und dann gibt es da noch eine<br />

Legende: Sie besagt, dass jeder, der auf dem Gipfel des<br />

Paku steht, innerhalb von sieben Jahren wiederkommt.<br />

Also kein Grund für Abschiedsschmerz. Spätestens 2015<br />

bin ich ja wieder in <strong>Neuseeland</strong>. Und dann vielleicht für<br />

länger als nur zwölf Monate. Vielleicht zähle ich dann in<br />

Jahren und nicht mehr „nur“ in Monaten. <br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 63


Wine & Gourmet History & Tales<br />

Was ist Besonderes<br />

am <strong>Neuseeland</strong>wein? (Teil 1)<br />

Bordeauxrebsorten und Syrah<br />

Wir schreiben das 21. Jahrhundert. Feine französische<br />

Weine dominieren die Welt. Die ganze<br />

Welt? – Nein, ein kleines Land im fernen Süden<br />

leistet erbitterten Widerstand.<br />

<strong>Neuseeland</strong>s Sauvignon Blanc hat es vorgemacht. Nach<br />

20 Jahren internationaler Vermarktung gilt dieser Wein<br />

als das Maß aller Dinge – in seiner Kategorie. Hier<strong>bei</strong><br />

hat dieser Wein alle anderen traditionellen Weinregionen<br />

und die der Neuen Welt mit dieser Rebsorte hinter sich<br />

gelassen. Der Grund dafür liegt im einzigartigen Terroir<br />

<strong>Neuseeland</strong>s. Wer schon einmal eine Flasche Marlborough<br />

Sauvignon Blanc geöffnet hat, wird diesen einzigartigen,<br />

voluminösen Geruch nach Stachelbeere, Holunder<br />

und frischem Gras immer wieder zuordnen können.<br />

Aber selbst Spitzentropfen des Neuseeländischen Sauvignon<br />

Blanc werden international nur mit bis zu 25 €<br />

gehandelt. Für den normalen Weinkonsumenten ein<br />

durchaus stattlicher Preis, jedoch nimmt sich das im<br />

Vergleich zu den Spitzenrotweinen aus Frankreich fast<br />

mickerig aus. Ein neuer Jahrgang eines Romanée-Conti<br />

erzielt mittlerweile bis zu 18.000 €, ein Château Mouton<br />

Rothschild immerhin noch bis zu 8.000 €.<br />

Wie vergleichen sich hierzu die neuseeländischen Rotweine?<br />

Sind diese davon unendlich weit entfernt, wie die<br />

Preise vermuten lassen würden?<br />

Um sich diesem Thema zu nähern, sollten wir zwischen<br />

zwei grundsätzlichen Rotweintypen unterscheiden. Es<br />

gibt Rotweine, die kühles Klima bevorzugen, wozu man<br />

den in <strong>Neuseeland</strong> weit verbreiteten Pinot Noir zählt<br />

und der in Deutschland als Spätburgunder bekannt<br />

ist. Die bekannteste Region für diese Rebsorte ist das<br />

Burgund in Frankreich, woher auch der oben genannte<br />

Romanée-Conti stammt. Andere Rotweinrebsorten wiederum<br />

bevorzugen warmes oder heißes Klima. Die<br />

bekanntesten dieser Sorten stammen entweder aus der<br />

Bordeaux-Region (Merlot, Cabernet Sauvignon etc.)<br />

oder auch der als Côtes-du-Rhône bekannt gewordene<br />

Syrah (oder Shiraz).<br />

Das Thema Pinot Noir soll uns in der nächsten Ausgabe<br />

näher beschäftigen. Hier wollen wir erst einmal die warmklimatischen<br />

Rotweine <strong>Neuseeland</strong>s näher betrachten.<br />

Cabernet Sauvignon­Trauben<br />

Im Weiteren soll ausschließlich von diesen Weinen die<br />

Rede sein, wenn wir von Rotweinen sprechen.<br />

In der Tat hat <strong>Neuseeland</strong> bisher noch nicht wirklich<br />

international Aufmerksamkeit für seine Rotweine erzielen<br />

können. Obwohl es in vielen Ländern mittlerweile<br />

Liebhaber der guten Rotweintropfen aus dem Land der<br />

Kiwis gibt, muss man im Handel diese Weine oft noch wie<br />

Sauerbier anbieten. Die vielleicht einzige rühmliche Ausnahme<br />

– derzeit noch – ist das Weingut Providence aus<br />

der Matakana Region. Auf Jahre hin ausverkauft, erzielt<br />

eine Flasche Providence bereits einige Hundert Euro.<br />

Blindverkostung<br />

Aber die Lage scheint sich zu ändern. In einer Blindverkostung<br />

unter der Leitung des international renommierten,<br />

australischen Weinexperten James Halliday<br />

und der Bloomberg-Weinexpertin Elin McCoy aus den<br />

USA wurden einige der namhaftesten Bordeaux-Weine<br />

mit Weinen desselben Jahrgangs aus der Gimblett Gravels<br />

Region verglichen (siehe Infokasten auf S. 66).<br />

Unter den französischen Weinen fanden sich Größen<br />

wie zum Beispiel Château Mouton-Rothschild und Lafite-Rothschild<br />

sowie weitere Weine aus dem überragenden<br />

Bordeaux-Jahrgang 2005. Dagegen standen<br />

64 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Cabernet Sauvignon dominierte Weine von Mills Reef<br />

oder Sacred Hill, die in <strong>Neuseeland</strong> zwar als edle Tropfen<br />

sehr geschätzt werden, außerhalb des Landes aber<br />

noch wenig bekannt sind.<br />

Es handelte sich, wie schon erwähnt, um eine Blindverkostung,<br />

d. h. die Verkoster wussten nicht, welchen Wein<br />

sie gerade verkosteten, um ihn zu bewerten. Erst am Ende<br />

wurden die Weine den Verkostungsergebnissen wieder<br />

zugeordnet. Und unter den Top 10 der Verkostung befanden<br />

sich dann tatsächlich nur vier Franzosen, der erste<br />

Platz sowie die Plätze drei und vier gingen an Weine aus<br />

der Gimblett Gravels Region. Etwas frustrierend für die<br />

Europäer: Während in Bordeaux 2005 als der beste Jahrgang<br />

der letzten 20 Jahre gilt, war der 2005-er Hawke’s<br />

Bay Jahrgang zwar ganz gut, das Jahr 2005 im Vergleich<br />

zu 2006 aber kein wirkliches Spitzenjahr.<br />

Neuseeländische Weine – zu niedrige Preise<br />

Was fehlt nun den Neuseeländern noch, um auch stattlichere<br />

Preise für ihre Weine zu erzielen? Wie sollte man<br />

diese Weine überhaupt bewerten?<br />

Die meisten Top-Rotweine aus <strong>Neuseeland</strong> werden zwischen<br />

30 und 40 € gehandelt. Im Vergleich zum durchschnittlichen<br />

Preisniveau der in Deutschland konsumierten<br />

Weine, das <strong>bei</strong> sagenhaften 1,80 € liegt (!), ganz stattlich.<br />

Oft wird die Frage gestellt, ob Weine dieses Geld überhaupt<br />

Wert sind? Lässt man den Maßstab der französischen<br />

Spitzenweine, mit denen man sich ja anscheinend<br />

messen kann und deren Preise natürlich vom Markt<br />

her verursacht werden, einmal außer Acht, kann man eine<br />

ganz einfache Antwort geben: Ja. Jeder, der einmal in seinem<br />

Leben auf einem Weingut gear<strong>bei</strong>tet hat und da<strong>bei</strong><br />

geholfen hat, einen Spitzenwein zu machen, weiß, wie viel<br />

Ar<strong>bei</strong>t und Schweiß in einem solchen Produkt steckt.<br />

In <strong>Neuseeland</strong> kursiert ein beliebter Witz, der ganz gut<br />

beschreibt, wie die Situation im Weinbau wirklich ist.<br />

Eine Frage lautet: „Do you know how to make a small<br />

fortune with wine?” und die Antwort hierauf: „By investing<br />

a LARGE fortune”. Tatsächlich ist das Schaffen von<br />

Spitzenweinen eine aufwendige Angelegenheit. Nicht<br />

nur, dass die Toplagen, die im Stande sind, solche Weine<br />

zu ermöglichen – also die Gimblett Gravels Lagen oder<br />

Waiheke Island – auch entsprechend bereits mehrere<br />

100.000 NZ$ je Hektar kosten. Der Ertrag je Hektar bzw.<br />

je Rebe dagegen ist äußerst gering, um möglichst viel<br />

Aroma und Dichte in der Traube zu erzeugen. Die Pflege<br />

der Reben, vom Rebschnitt begonnen über das Laubrupfen,<br />

Zurückschneiden etc. ist sehr aufwendig. Dazu müssen<br />

die Weingärten unter anderem vor Vogelfraß, Frost,<br />

Pilzbefall geschützt werden. Und all diese Ar<strong>bei</strong>ten<br />

geschehen nach wie vor von Hand. Man sagt, dass man<br />

im Laufe eines Jahres jede einzelne Rebe mindestens 25<br />

<strong>360°</strong> Autor: Florian Berger<br />

History & Tales Wine & Gourmet<br />

Der gebürtige Münchner Florian<br />

Berger, Jahrgang 1969, kehrte seiner<br />

früheren Karriere als Unternehmensberater<br />

den Rücken und<br />

entschied sich Ende der 1990er-<br />

Jahre dafür, ein paar Jahre in <strong>Neuseeland</strong><br />

zu leben. Er verliebte sich<br />

in das Land und seine Menschen<br />

und so war es nur natürlich, dass<br />

er sich mit neuseeländischem Wein<br />

eines der schönsten Produkte auswählte,<br />

um es als Importeur in Europa populär zu machen. Er<br />

ist mittlerweile einer der namhaftesten Experten auf diesem<br />

Gebiet und betätigt sich neben<strong>bei</strong> als Journalist und Promoter<br />

der neuseeländischen Cuisine und Lebensart.<br />

wine@360grad-medien.de<br />

<strong>360°</strong> Info: Terroir<br />

Der Französische Begriff „Terroir“ bezeichnet die Summe aller<br />

äußeren Einflüsse, die eine Weinregion einzigartig und damit<br />

seine Weine unverkennbar machen. Hierzu zählen das Klima,<br />

also Sonnenstrahlung, Niederschlag, Temperaturverläufe von<br />

Tag und Nacht, seine Bodenbeschaffenheit (Mineralgehalt und<br />

-zusammensetzung, Wasserdurchlässigkeit, Gefälle, etc) ebenso<br />

wie die Eigenheit der Winzer, d. h. deren Einfluss auf den Stil<br />

eines Weines. Von einem Wein mit Terroir spricht man, wenn der<br />

geübte Weintrinker einen guten Wein durch dessen Geschmack<br />

und Geruch direkt in die Region seiner Herkunft einordnen kann.<br />

Mal sieht. Zu guter Letzt werden alle dieser Spitzenrotweine<br />

für viele Monate in französischen Eichenholzfässern<br />

ausgebaut, die einen Stückpreis von 700 bis 800 €<br />

kosten und für die Premiumselektion sogar nur einmal<br />

verwendet werden (insgesamt vielleicht bis zu vier Mal).<br />

Vorbildern nacheifern, aber der<br />

eigenen Situation anpassen<br />

In seiner ganzen Pflege und Machart orientieren sich<br />

die Neuseeländer natürlich an den Franzosen. Diese,<br />

das muss man neidlos anerkennen, haben es geschafft,<br />

die Kunst des Weinmachens zu perfektionieren und der<br />

Weinkultur eine ganz eigenen Stellenwert zu geben. Das<br />

ist mit Sicherheit auch einer der Gründe für die Spitzenpreise<br />

von Weinen aus Frankreich.<br />

Als Orientierung ist das Vorbild sicher ideal gewählt. Aber<br />

das beste Vorbild nützt nichts, wenn man dieses nicht an<br />

die örtlichen Gegebenheiten adaptiert. Und genau darin<br />

zeigen sich die Neuseeländer als Weltmeister.<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 65


Wine & Gourmet History & Tales<br />

Und so haben es sich die verschrobenen Kiwis eben auch<br />

zum Ziel gesetzt, alles ein wenig besser zu machen. So<br />

verwenden sie keinerlei Zusätze, lehnen den Einsatz von<br />

Eichenchips ab und wenn sie nicht gleich sogenannte<br />

„Spontanfermentation“ nutzen, also auf Hefe ganz verzichten,<br />

so verwenden sie nahezu ausschließlich Wildhefen.<br />

Aromamanipulation in jeder Form wird abgelehnt;<br />

wozu soll man das Aroma auch verändern wollen, wenn<br />

man so grandiose Voraussetzungen hat?<br />

In einem weiteren Aspekt sind die Neuseeländer mittlerweile<br />

auch Weltspitze: im Umweltschutz. Oftmals völlig<br />

zu Unrecht mit den Australiern in einen Topf geworfen,<br />

haben sich die Kiwis mittlerweile an die Weltspitze<br />

gesetzt, was den Umweltschutz im Weinbau betrifft. So<br />

war <strong>Neuseeland</strong> das erste Land, das im Weinbau die ISO-<br />

Umweltnormen eingeführt hat, und weil das zu wenig<br />

war, hat man hieraus noch den „Sustainable Winegrowers<br />

Standard“ eingeführt, der zu nachhaltigem Bewirtschaften<br />

verpflichtet. Sage und schreibe 85 Prozent der<br />

neuseeländischen Weingüter sind mittlerweile bereits als<br />

nachhaltig zertifiziert.<br />

Mit dieser Einstellung haben es die Neuseeländer also<br />

geschafft, nicht nur Weine auf höchstem Niveau auf<br />

Augenhöhe des großen Vorbilds zu schaffen, sondern<br />

gleichzeitig eine weltweite Vorreiterrolle zu<br />

übernehmen.<br />

Revolutionäres Ergebnis <strong>bei</strong> Blindver kostung<br />

Grand Crû Bordeaux und Gimblett Gravels<br />

Rotweine<br />

<strong>360°</strong> Info<br />

Am 18.10.2008 fand unter der Leitung des Australischen Weinkritikers<br />

James Halliday und der Weinexpertin der amerikanischen<br />

Nachrichtenagentur Bloomberg Elin McCoy eine Blindverkostung<br />

einiger der teuersten Bordeauxweine und dazu<br />

eine Auswahl von neuseeländischen Weinen der Terroir basierten<br />

Region Gimblett Gravels statt. Teilnehmer waren außerdem<br />

einige Masters of Wine sowie etliche Weinjour nalisten.<br />

Die gewählten Franzosen zählen zur Weltelite des Weinbaus,<br />

die verkosteten Weine wurden von Robert Parker folgendermaßen<br />

bewertet:<br />

L‘Eglise Clinet (100 Punkte), Troplong-Mondot (99 Punkte),<br />

Chateau Haut Brion (98 Punkte), Chateau Cos d‘Estournel<br />

(98 Punkte), Chateau Lafite-Rothschild (96 Punkte), Chateau<br />

Mouton-Rothschild (96 Punkte).<br />

Das Verkostungsergebnis (in der Reihenfolge ihrer Bewertung)<br />

versetzte selbst die frenetischsten Hawke’s Bay Fans in<br />

Erstaunen.<br />

Tony Bish an der Basket Press<br />

Jetzt ist es am Konsumenten, diese Weine zu entdecken.<br />

Und da<strong>bei</strong> erlebt man so manches Wunder. Beispielsweise<br />

sind viele Weine rebsortenrein, also aus nur einer<br />

einzigen Rebsorte gekeltert. Das erlaubt dem Genießer<br />

aus einer einzigen Region einmal alle führenden Rotweinsorten<br />

nebeneinander in Reinstform vergleichen<br />

zu können.<br />

Das Besondere an den Weinen <strong>Neuseeland</strong>s<br />

Neuseeländische Rotweine zeichnen sich durch eine<br />

einzigartige Klarheit aus. In ihnen spiegelt sich das<br />

Beste, das eine Frucht hervorbringen kann. Das liegt<br />

auch an der sauberen Umwelt und der klaren Luft. Aber<br />

vor allem an der relativen Kühle der Weinregionen, die<br />

allesamt in unmittelbarer Nähe zum Meer liegen, wasdie<br />

Luft gegen Abend mild abkühlen lässt. Große Hitze<br />

kann zum Feind des Aromas werden, da die sehr fragilen<br />

Aromamoleküle zerstört werden können. <strong>Neuseeland</strong>s<br />

Rotweinregionen sind nachts deutlich kühler als<br />

seine Pendants im Rest der Welt. Trotzdem herrscht in<br />

den Weinregionen genügend Sonnenschein, um die<br />

Weine vollständig reifen zu lassen. Dies führt zu einer<br />

unvergleichlichen Komplexität der Weine.<br />

Die Nähe zum Pazifik ist es auch, die bewirkt, dass die<br />

Weine ein klein wenig runder sind als Weine, die in<br />

Inlandsregionen wachsen. Der höhere Salzgehalt der<br />

Luft ist damit auch im Wein spürbar und macht die Weine<br />

sehr bekömmlich.<br />

Die klassische Region für solche Weine in <strong>Neuseeland</strong><br />

ist die Hawke’s Bay, lange Zeit führendes Anbaugebiet<br />

des Landes. Von hier kommen durchweg hervorragende<br />

Rotweine nach bordelaiser Machart. Vor allem die Subregion<br />

Gimblett Gravels, die auf der platten Ebene eines<br />

ausgetrockneten Flussbettes gelegen ist, ist prädestiniert<br />

66 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

dafür, gute Rotweine hervorzubringen. Geringe Niederschlagsmenge,<br />

frei ablaufende Böden, viel Sonnenschein<br />

und perfekte Temperaturverläufe schaffen außergewöhnliche<br />

Aromen in den Weinen, wo<strong>bei</strong> es gerade die Kühle<br />

der Nacht ist, die in dieser Region einzigartig diese Aromen<br />

stabilisiert.<br />

Aber während die Hawke’s Bay schon seit jeher als Spitzenlage<br />

galt, ist die Entdeckung der Auckland vorgelagerten<br />

Insel Waiheke Island eine erst neuere Entwicklung.<br />

Erst Ende der 1970er-Jahre entdeckte Kim<br />

Goldwater die Eignung dieser Insel mit seinem regenarmen<br />

Mikroklima für Top-Rotweine. Als erster Neuseeländer<br />

wurden seine Weine mit der Liga der Grand<br />

Crû-Weine verglichen und Kim erhielt auch einen Spezialpreis<br />

für sein Lebenswerk <strong>bei</strong> der „New York Wine<br />

Experience“, der einzigen Weinshow, <strong>bei</strong> der sich auch<br />

die großen Franzosen beteiligen. Waiheke Island gilt als<br />

teuerste Lage in <strong>Neuseeland</strong>, wo<strong>bei</strong> aber nicht unbedingt<br />

jedes Weingut auch immer preisadäquate Spitzenqualität<br />

bietet.<br />

Eine dritte Region, die sich für seine Top-Roten einen<br />

Namen gemacht hat, ist Matakana in Nord-Auckland<br />

(lesen Sie hierzu den Bericht über Matakana in Heft<br />

01/2009 auf S. 79). Die teuersten und weltweit meistgesuchten<br />

Rotweine neuseeländischer Machart stammen<br />

von hier, und das, obwohl Weinexperten sagen,<br />

die Gegend sei nicht wirklich optimal geeignet. Und<br />

genau das lässt uns noch mehr aufhorchen, wenn es<br />

schon eine unterdurchschnittliche Region in diesem<br />

Land zu Spitzenweinen schafft. Eine einzigartige Ausnahme<br />

bietet Pegasus Bay mit seinem „Maestro“ Cuvée.<br />

Die Region aus der dieser Wein stammt, ist Waipara, mit<br />

kühlem Klima in der Nähe von Christchurch, aus der<br />

auch <strong>Neuseeland</strong>s beste Rieslinge stammen. Der Maestro<br />

ist vielleicht das beste Beispiel dafür, was in Neusee-<br />

Rank Wines – all 2005 Vintage Provenance<br />

History & Tales Wine & Gourmet<br />

land auch in nicht optimalen Bedingungen möglich ist,<br />

wenn man sein Handwerk beherrscht.<br />

An sich sind die Gegebenheiten in weiten Teilen besonders<br />

hervorragend für Merlot Weine. Vor wenigen Jahren<br />

gewann <strong>bei</strong>spielsweise Mills Reef, <strong>Neuseeland</strong>s führender<br />

Rotweinerzeuger, die „Tri-Nations-Trophy“, den Preis für<br />

den besten Rotwein aus Südafrika, Australien und <strong>Neuseeland</strong>.<br />

Cabernet Sauvignon hat es da ein wenig schwerer,<br />

da diese Rebsorte sehr spät reift und in Konflikt mit <strong>Neuseeland</strong>s<br />

Wetterumschwung im Spätherbst kommen kann.<br />

Seltener ist der Malbec, auch eine Bordeauxrebsorte, die<br />

auch dort nur in kleinen Teilen in den Weinen zu finden ist.<br />

Aber <strong>Neuseeland</strong>s Malbecs haben es in sich und sind eine<br />

wirkliche Entdeckung, vor allem für diejenigen, die bisher<br />

Argentinien als das Maß aller Dinge hielten. Dem Cabernet<br />

Sauvignon an sich überlegen ist sein kleiner Verwandter,<br />

der Cabernet Franc. Aber trotz seiner Einzigartigkeit<br />

und den optimalen Voraussetzungen in den verschiedenen<br />

Gegenden spielen diese nur eine untergeordnete Rolle,<br />

dafür ist die Rebsorte einfach zu unbekannt.<br />

Ein wahrhaftiger Geheimtipp ist allerdings der Syrah.<br />

Ursprünglich aus dem Nahen Osten stammend und vor<br />

allem in Frankreich als Côte-du-Rhône kultiviert ist<br />

diese Rebsorte in erster Linie aus Australien als Shiraz<br />

bekannt geworden. Im „Penfolds Grange“ konnte<br />

diese Rebsorte auch beweisen, dass sie zu den weltweiten<br />

Spitzenweinen gehören kann. Aber das, was <strong>Neuseeland</strong><br />

auf diesem Gebiet zeigen kann, ist schlichtweg<br />

einzigartig. Mit wesentlich mehr Komplexität als<br />

<strong>bei</strong> der australischen Machart, verfügt <strong>Neuseeland</strong>s<br />

Syrah aber über weitaus mehr Frucht als dies in seinem<br />

ursprünglichen Rollenmodell Côte-du-Rhône überhaupt<br />

möglich wäre. Alle, die es einmal probieren möchten,<br />

sollten sich eine Flasche Hermitage und einen Gimblett<br />

Gravels Syrah nebeneinander gönnen. (FB)<br />

1 Blake Family Vineyards „Redd Gravels“ Gimblett Gravels, Hawke’s Bay, New Zealand<br />

2 Chateau Lafite-Rothschild Pauillac, Bordeaux, France<br />

3 Scared Hill „Helmsman“ Gimblett Gravels, Hawke’s Bay, New Zealand<br />

4 Mills Reef „Elspeth“ Carbernet Sauvignon Gimblett Gravels, Hawke’s Bay, New Zealand<br />

5 Chateau Mouton-Rothschild Pauillac, Bordeaux, France<br />

6 Trinity Hill „The Gimblett“ Gimblett Gravels, Hawke’s Bay, New Zealand<br />

7 Craggy Range „Sophia“ Gimblett Gravels, Hawke’s Bay, New Zealand<br />

8 Chateau Troplong-Mondot St. Emilion, Bordeaux, France<br />

9 Chateau Haut-Brion Pessac-Leognan, Bordeaux, France<br />

10<br />

Newton Forrest „Cornerstone“ Cabernet Sauvignon<br />

Merlot Malbec<br />

Gimblett Gravels, Hawke’s Bay, New Zealand<br />

11 Chateau L’Eglise-Clinet Pomerol, Bordeaux, France<br />

12 Chateau Cos D’Estournel St. Estephe, Bordeaux, France<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 67


Wine & Gourmet Regions<br />

Chardonnay­Reben <strong>bei</strong> Kumeu River<br />

Weinregionen Auckland – Teil II:<br />

West-Auckland<br />

Fährt man von Aucklands Zentrum den State Highway<br />

16 Richtung Westen, der dann nach Nord westen<br />

abschwenkt, kommt man durch das ursprüngliche<br />

Herzland der moderneren neuseeländischen Weinindustrie.<br />

Die früheren Anfänge des Weinbaus fanden ja<br />

bekanntlich im Norden statt und waren im Vergleich eher<br />

ein „try and error“. Als Anfang des 20. Jahrhunderts dann<br />

tausende Einwanderer von der verarmten dalmatischen<br />

Küste nach <strong>Neuseeland</strong> strömten, fanden sie eine eher<br />

rudimentäre Weinindustrie vor. Und da die Adriaküste<br />

schon seit Jahrtausenden eine traditionelle Weinregion<br />

war, bauten die Einwanderer als eine der ersten Aktivitäten<br />

die Weinindustrie mit auf. Die Slawen verdingten<br />

sich überwiegend als billige Ar<strong>bei</strong>tskräfte und ar<strong>bei</strong>teten<br />

als sogenannte „Gum-Diggers“ (Bernsteinsucher), weshalb<br />

sie sich nur billiges Land leisten konnten. Es war<br />

also purer Zufall, dass sich der Westen Aucklands zur<br />

führenden Weinregion entwickelte – das Land war einfach<br />

billig genug für die armen Einwanderer.<br />

Das ursprüngliche Zentrum der Region befand sich in<br />

Henderson, das mehr und mehr von Auckland aufgesogen<br />

wird und mittlerweile nur noch ein Stadtteil der<br />

Millionenstadt ist. Fährt man aber entlang dem Highway<br />

16 weiter, der hinter Henderson zu einer kleinen<br />

Landstraße zusammenschmilzt, befindet man sich alsbald<br />

in einer liebevollen Weinkulturlandschaft, die für<br />

neuseeländische Verhältnisse einen sehr eingewachsenen<br />

Eindruck macht.<br />

Vor<strong>bei</strong> an einem der wenigen industriellen Weinhersteller<br />

<strong>Neuseeland</strong>s, der Nobilo Winery, die mittlerweile<br />

zum internationalen Weinkonzern Constellation Brands<br />

gehört, befindet man sich nun völlig umgeben von für<br />

neuseeländische Verhältnisse alten Wineries.<br />

Vor allem rund um den Ort Kumeu gibt es für Freunde des<br />

Weines und des kulinarischen Genusses viel zu entdecken.<br />

Da diese Straße abseits der Hauptverkehrsflüsse und Touristenrouten<br />

liegt, ist es hier immer angenehm ruhig und<br />

beschaulich, nichtsdestoweniger aber auf Top-Niveau.<br />

Es ist unbestritten, dass die besten Weine der Region von<br />

„Kumeu River Wines“ stammen, welche noch immer im<br />

Besitz seiner Gründerfamilie Brajkovich ist. Interessanterweise<br />

ist dies das einzige Weingut West-Aucklands,<br />

68 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

West Brook im Ararimu Valley<br />

das heute noch ausschließlich Trauben aus der Region<br />

verwendet, unterstellt man dieser Region doch nur eine<br />

mittelmäßige Eignung für den Weinbau. Alle anderen<br />

Wineries beziehen in einem größer werdenden Anteil<br />

Trauben aus den anderen, mittlerweile wesentlich bedeutenderen<br />

Anbaugebieten wie Marlborough, Hawke’s Bay<br />

oder Gisborne.<br />

Ein Weingut, das man auch auf keinen Fall verpassen<br />

sollte, ist Matua Valley. Obwohl Matua inzwischen zu<br />

einem internationalen Großkonzern gehört (Beringer<br />

Blass und damit zur Fosters Brauerei), hat man sich mit<br />

seiner Qualitätsorientierung doch noch ein gutes Stück<br />

Kiwi-Lifestyle erhalten. Vor allem seine schöne Lage und<br />

die auch abends geöffnete „Hunting Lodge“, ein wunderschönes<br />

und gemütliches Restaurant mit einer Spezialisierung<br />

auf Wildgerichte, sind unvergleichbar.<br />

Eine besondere Lage weist auch West Brook auf, ganz<br />

allein stehend inmitten eines ruhigen Tales, wo<strong>bei</strong> auch<br />

die Weine einen ganz eigenen erfrischenden Charakter<br />

zeigen. Der beeindruckte Besucher wünscht sich an dieser<br />

Stelle nur noch ein gemütliches Restaurant, wo er die<br />

Stille länger genießen könnte.<br />

Weiter auf dem Weg nach Helensville kommt man<br />

schließlich an BeesOnline, einem ganz eigenen und<br />

faszinierenden Shop- und Restaurantkonzept, vor<strong>bei</strong>,<br />

das alle möglichen Produkte rund um Bienen anbietet<br />

(<strong>bei</strong>spielsweise eine Honeygar, einen Honigessig, sehr<br />

delikat) und da<strong>bei</strong> über ein wunderbar entspanntes<br />

Restaurant verfügt, das einen traumhaften Blick über die<br />

wild bewachsene Landschaft gewährt.<br />

Wenn man schließlich im etwas verschlafenen Westcoast-Hafenstädtchen<br />

Helensville ankommt, hat man die<br />

Weinregion endgültig hinter sich gelassen.<br />

Regions Wine & Gourmet<br />

Eine Fahrt von Auckland aus in die westliche Weinregion<br />

bildet einen wunderschönen Ganztagestrip mit<br />

zahllosen kulinarischen Highlights und Weingenüssen<br />

auf Spitzenniveau. Man muss nicht endlos lange im<br />

Auto sitzen, da die Region über den Highway 16 sehr<br />

gut erreichbar ist und die Entfernungen nicht besonders<br />

groß sind. Man bemerkt sehr wohl auch positiv,<br />

dass die Region ein wenig abseits der großen Verkehrsrouten<br />

der Highways 1 und 2 liegt und damit fast<br />

ein wenig entspannter wirkt als so manche andere<br />

Weinregion.<br />

Unser Tipp: Probieren Sie hier doch vor allem auch die<br />

Weine nach Port- und Sherry-Art, die hier besondere<br />

Tradition genießen. Einige davon sind Spitzenprodukte,<br />

die in ihrer Feinheit so manch großen Namen<br />

in den Schatten stellen können. (FB)<br />

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© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 69


Wine & Gourmet Wineries & Characters<br />

Highfeld Estate mit florentinischem Turm<br />

Highfield Estate<br />

Wer das Weingut Highfield erstmal nur auf einem<br />

Foto sieht, wird seinen Augen nicht trauen.<br />

Eigentlich sieht es aus wie eine Fotomontage.<br />

Das Haus im fast schon märchenhaft anmutenden, toskanischen<br />

Stil thront auf einem Hügel inmitten einer monumentalen,<br />

nur spärlich bewohnten Landschaft am Ende<br />

der Welt. Der Anblick ist so perfekt und friedfertig, dass<br />

es nur in <strong>Neuseeland</strong> sein kann.<br />

Highfield Estate wurde 1987 von Bill Walsh, einem der<br />

Weinbaupioniere des Marlborough, gegründet. Gelegen<br />

auf dem Anwesen der Familie Walsh, verfügt das Weingut<br />

über den unbestritten beeindruckendsten Blick über<br />

das Wairau-Tal. Aber nicht nur deshalb ist Highfield eine<br />

der meistbesuchten Wineries im Marlborough.<br />

1991 kauften die <strong>bei</strong>den Geschäftsleute Shin Yokoi und<br />

Tom Tenu wera Highfield Estate. Shin lebt in Osaka,<br />

Japan, Tom in Bath in England. Die zwei entschieden<br />

sich zu dieser Investition aufgrund ihrer großen<br />

Leidenschaft für Wein. Als begeisterte Sammler und<br />

Konsumenten erkannten die <strong>bei</strong>den das einzigartige<br />

Mixed Platter<br />

Potenzial, das sich in der Marlborough Region für<br />

Premi umweine erwiesenermaßen bot. Aufgrund ihrer<br />

Selbstverpflichtung nur exzellente Weine zu produzieren,<br />

baten sie um die Expertise ihres Freundes Michel<br />

Drappier von „Champagne Drappier“, um die Herstellung<br />

von Highfields Schaumwein nach der Méthode<br />

Traditionelle zu organisieren. Dieser Wein, genannt<br />

Elstree Cuvée, ist inzwischen einer von <strong>Neuseeland</strong>s<br />

erhabensten und beständigsten Premiumschaumweinen<br />

(der Begriff Champagner ist rechtlich durch die<br />

70 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

französischen Champagnewinzer geschützt und darf<br />

deshalb von einem Neuseeländer nicht verwendet<br />

werden).<br />

Shin und Tom haben inzwischen beträchtliche Investitionen<br />

getätigt, um die Kellereianlagen auf internationales<br />

Spitzenniveau zu heben. Highfield ist ein völlig unabhängiges<br />

Weingut und verfügt über vollständige Kontrolle in<br />

allen Weinprozessen, vom Weinberg bis zur Lagerung<br />

der fertigen Produkte.<br />

Auch im Besucherzentrum wurde eine erhebliche<br />

Summe investiert. Ein kunstvoller, toskanisch inspirierter<br />

Aussichtsturm beherrscht die umgebende Landschaft<br />

und bestimmt den dauerhaften äußeren Eindruck<br />

für alle Besucher von Highfield. Das beliebte 60-sitzige<br />

Restaurant erlaubt es den Besuchern zu entspannen und<br />

das Marlborough Ambiente aufzusaugen, stimuliert von<br />

gutem Wein, Essen und einem spektakulären Ausblick.<br />

Das ist der Ort, an dem man eigentlich immer sitzen<br />

möchte, an dem sich, wie kaum an einem anderen Ort,<br />

neuseeländisches Lebensgefühl einatmen lässt.<br />

Seit Januar 1999 ist Alistair Soper nunmehr Winemaker<br />

<strong>bei</strong> Highfield. Zuvor verbrachte Alistair vier Jahre<br />

als Assistent in einem benachbarten Weingut. Al hat<br />

unter anderem Kellereierfahrungen in Oregon mit Pinot<br />

Noir und in Bordeaux mit Sauvignon Blanc und Merlot<br />

gesammelt. Er besitzt eine Leidenschaft für Wein, liebt<br />

Kochen, vor allem aber die Abstimmung von Wein zu<br />

einer großen Bandbreite von Speisen, was man in seinen<br />

außergewöhnlichen Weinkreationen herausschmecken<br />

kann. Er gilt mittlerweile als einer der gefragtesten<br />

Experten auf seinem Gebiet.<br />

Highfield verfügt über einen kleinen, zwei Hektar großen<br />

Weinberg, der das Kelle reigebäude und das Besucherzentrum<br />

umgibt. Weitere 20 Hektar Weinberg verteilen<br />

sich über die Region, was dem Wein zu mehr Lagekomplexität<br />

verhilft, die Klimarisiken verringert und zur<br />

natürlichen Struktur des Weines <strong>bei</strong>trägt.<br />

Die verwendeten Trauben sind auf die Stärken der<br />

Region und ebenso konsequent auf die globalen Märkte<br />

des Unternehmens ausge richtet. Sauvignon Blanc bildet<br />

derzeit 60 Prozent der Highfield-Produktion, gefolgt<br />

von Pinot Noir und Cuvée Brut. Chardonnay und Riesling<br />

komplettieren das Portfolio.<br />

Das Gebäude des Weingutes wurde im Jahre 1987 am<br />

Brookby-Bergrücken in Marlborough errichtet. Highfield<br />

ist darauf spezialisiert, ultra-premium Weine<br />

aus denjenigen Trauben zu machen, für die sich das<br />

Marlborough Terroir optimal eignet. Eine limitierte<br />

Produktion, 500 Tonnen pro Jahr aus nur vier Traubensorten,<br />

ein hoher Maßstab und ein Team von Spezialisten<br />

sichern Highfield eine beständige und einzigartige<br />

Qualität.<br />

Wineries & Characters Wine & Gourmet<br />

Als vornehmlicher Weißweinproduzent, der die Winzertechnologie<br />

der Neuen Welt verwendet, verfügt Highfield<br />

über einen traditionellen, un terirdischen Keller zur<br />

Fass- und Spezialfer mentation <strong>bei</strong> natürlichen Temperaturen.<br />

Ein ausgewiesener Bereich zur Reifung des Cuvée,<br />

dem Schaumwein Elstree, veranschaulicht die fein abgestimmte<br />

Umgebung, die Highfield für seine spezialisierte<br />

Produktion geschaffen hat.<br />

Highfields Weine sind allesamt auf Spitzenniveau. Was Al<br />

Soper aber anders macht als alle anderen in der Region,<br />

ist sein außergewöhnlicher Sauvignon Blanc, der Wein,<br />

für den die Region Marlborough weltweit die Spitzenposition<br />

einnimmt. Der Highfield Sauvignon wird nicht<br />

gepresst, sondern es wird nur der frei ablaufende Saft<br />

verwendet. Das hat zur Folge, dass er viel feiner und seidiger<br />

ist als andere neuseeländische Sauvignons.<br />

Unser Tipp: Genießen Sie hier ein Glas Sauvignon zu<br />

einem Teller frischen Austern (<strong>Neuseeland</strong> gilt mittlerweise<br />

aufgrund seines unvergleichlich reinen und unbelasteten<br />

Meeres auch als einer der weltbesten Hersteller<br />

von Austern). Oder wählen Sie das Lammcarée in Burgundersoße<br />

zu einem Pinot Noir. (FB)<br />

Winemaker Al Soper<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 71


°


Business & Lifestyle Business<br />

Schutz der Privatsphäre: Manch einer möchte nicht, dass<br />

jeder weiß, bzw. problemlos durch Einsicht in Grundbuchakten<br />

oder Firmenregister herausfinden kann, welche<br />

Vermögenswerte man besitzt. Oft haben Familientrusts<br />

den Familiennamen im Trustnamen – das ist jedoch nicht<br />

zwingend. Der Trust kann genausogut Anchor Trust oder<br />

Berlin Trust oder wie auch immer heißen, sodass aus dem<br />

Namen keine Rückschlüsse auf die Begünstigten zu ziehen<br />

sind. Die Trusturkunde (Trust Deed) ist nicht öffentlich<br />

zugänglich, muss nicht registriert sein und bleibt<br />

daher im privaten Besitz der Beteiligten. Lediglich Parlamentsmitglieder<br />

müssen alle ihre Rechte und Pflichten<br />

offenlegen, sodass der Name des Familientrusts des Premierministers<br />

leicht herauszufinden war.<br />

Erbschaftsregelungen und Nachlassverwaltung: Family<br />

Trusts eignen sich hervorragend, Erbschaftsangelegenheiten<br />

nicht nur zu regeln, sondern auch den Nachlass<br />

zu verwalten. In einem typischen Family Trust sind die<br />

Erben und die Begünstigten aus dem Trust deckungsgleich.<br />

Am Beispiel veranschau licht: Unser Family Trust<br />

hat Bestand über meinen Tod hinaus. Das Haus, in dem<br />

ich wohne, gehört nicht zur Erbmasse, sondern bleibt<br />

selbstverständlich auch nach meinem Tod im Trust,<br />

sodass meine Familie, also meine Erben, weiter darin<br />

wohnen dürfen und alle Vorteile aus dem Hauseigentum<br />

(begünstigte Eigentümerschaft) ziehen dürfen.<br />

Vermögensschutz: Ein Trust hat zwar keine eigene<br />

Rechtspersönlichkeit, wie zum Beispiel eine GmbH<br />

(Limited Liability Company), ist aber trotzdem vom<br />

Begünstigten rechtlich getrennt, aufgrund der Aufsplittung<br />

des Eigentums. Mit anderen Worten, sollte ein<br />

Geschäftsmann, aus welchen Gründen auch immer, seinen<br />

finanziellen Obligenheiten gegenüber seinen Gläubigern<br />

nicht mehr nachkommen können, dann können<br />

die Gläubiger nicht in das Vermögen des Trusts voll-<br />

<strong>360°</strong> Autor: Peter Hahn<br />

Peter Hahn ist ein ehemaliger<br />

Rechtsanwalt aus Berlin, der seit<br />

1992 mit seiner Familie in Wellington<br />

lebt. Er ist Autor des <strong>Neuseeland</strong>-Bestsellers<br />

„Für immer <strong>Neuseeland</strong>“<br />

und Geschäftsführer zweier<br />

Berater firmen, Hahn & Associates<br />

Ltd (www.peterhahn.co.nz) und<br />

New Zealand Companies and Trust<br />

Services Ltd. Peter Hahn ist ein<br />

gefragter <strong>Neuseeland</strong>-Spezialist für<br />

alle, die mit dem Gedanken spielen, nach <strong>Neuseeland</strong> auszuwandern,<br />

dort Geschäfte zu machen oder zu investieren. Direkt<br />

am Strand in Eastbourne, Wellington, lebt er mit seiner neuseeländischen<br />

Frau und zwei Kindern den Kiwi-Lifestyle, von<br />

dem viele seiner Kunden träumen.<br />

strecken. Eine Vollstreckung in das Trustvermögen ist<br />

nur in extremen Ausnahmefällen – zum Beispiel Betrug<br />

oder Geldwäsche – möglich!<br />

Steuerplanung: Die steuerlichen Vorteile, die ein Trust<br />

zu bieten hat, wurden auch den Feudalherren im Mittelalter<br />

schnell bewusst. Für Ländereien, die im Trustvermögen<br />

waren, fiel zum Beispiel im Todesfall keine Erbschaftsteuer<br />

an. Nun gibt es in <strong>Neuseeland</strong> zwar keine<br />

Erbschaftsteuer, aber das bedeutet ja nicht, dass die<br />

nicht, wie in den meisten westlichen Ländern, mal eingeführt<br />

wird! Wer sein Vermögen in einen Trust überträgt,<br />

kann sich daher schon heute gut gegen eine eventuell<br />

zukünftige Einführung einer Erbschaftsteuer schützen.<br />

Ein neuseeländischer Familientrust ist in <strong>Neuseeland</strong><br />

einkommensteuerpflichtig. Eine völlige Steuerbefreiung<br />

ist für diese Trusts nicht möglich, sondern kann nur<br />

<strong>bei</strong> „New Zealand Foreign Trusts“ (dazu weiter unten)<br />

erreicht werden. Für den normalen Family Trust, der<br />

auch für Einwanderer in Betracht kommt, gilt ein Steuersatz<br />

von 33 Prozent. Dem steht der Höchststeuersatz für<br />

natürliche Personen in Höhe von 39 Prozent für Jahreseinkommen<br />

über 70.000 NZ$ gegenüber. Der Trust bietet<br />

die Möglichkeit, Einkommen aufzusplitten und vom günstigeren<br />

Steuersatz zu profitieren. Darüber hinaus bietet<br />

der Trust weitere steuerliche Vorteile, deren Darstellung<br />

jedoch den Rahmen dieses Artikels sprengen würde.<br />

Miteigentumsrechte: Jeder vom Trust Begünstigte, und<br />

das ist in der Regel eine offene Gruppe, wie zum Beispiel<br />

alle direkten Familienangehörigen, ist automatisch<br />

Miteigentümer der begünstigten Eigentümerschaft –<br />

also Nutznießer des eigentlichen Wertes. Dazu bedarf es<br />

keiner umständlichen Grundbucheintragung. Die Trust<br />

Deed kann auch jederzeit wieder geändert werden und<br />

zum Beispiel vorher Begünstigte explizit ausschließen –<br />

auch ohne umständliche Grundbucheintragungen.<br />

Nachteil des Trusts<br />

Ein großer Nachteil für die meisten Neuseeländer –<br />

und das schließt meine eigene Familie ein – ist, dass<br />

Vermögen nicht ohne Weiteres in einen Familientrust<br />

übertragen werden kann. Die Übertragung ist nämlich<br />

eine Schenkung im Sinne des neuseeländischen<br />

Steuerrechts, obwohl, wie ja schon oben erwähnt, der<br />

Trust keine eigene Rechtspersönlichkeit hat. Das neuseeländische<br />

Finanzamt (IRD: Inland Revenue Department)<br />

besteuert die Übertragung von Vermögen auf den<br />

Trust daher mit einem Steuersatz von bis zu 25 Prozent<br />

je nach Höhe der Schenkung. Bis zum Betrag von<br />

27.000 NZ$ pro Jahr sind Schenkungen allerdings von<br />

der Steuer befreit. Aufgrund dieser Situation übertragen<br />

die meisten Neuseeländer ihr Vermögen in kleinen<br />

„Scheibchen“ von 27.000 NZ$ pro Jahr. Bis eine Immobilie<br />

auf diese Weise voll auf den Trust übertragen ist,<br />

können daher Jahrzehnte vergehen!<br />

74 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

In zwei Fällen erübrigt sich dieses umständliche Übertragungsverfahren:<br />

Erstens <strong>bei</strong> Leuten, die vorausblickend<br />

genug waren, sich einen Trust einzurichten,<br />

bevor sie Vermögen angehäuft hatten und zweitens<br />

<strong>bei</strong> Einwanderern, die zwar schon Vermögen haben,<br />

aber einen Trust schon vorausschauend eingerichtet<br />

hatten, bevor sie in <strong>Neuseeland</strong> steuerpflichtig wurden<br />

(also in der Regel vor Einreise). Für Einwanderer<br />

besteht also die einmalige Gelegenheit, ihr gesamtes<br />

Vermögen in einem Rutsch auf einen Family Trust zu<br />

übertragen, ohne Schenkungsteuer zahlen zu müssen!<br />

Nur zwei Voraussetzungen, die <strong>bei</strong> den meisten<br />

Einwanderern leicht erfüllt werden können, müssen<br />

gegeben sein:<br />

Der Schenker (Einwanderer) muss seinen Steuerwohnsitz<br />

im Zeitpunkt der Schenkung noch außerhalb <strong>Neuseeland</strong>s<br />

haben (daher sollte die Schenkung möglichst<br />

vor Einreise erfolgen).<br />

Das zu schenkende Vermögen muss sich im Zeitpunkt<br />

der Schenkung außerhalb <strong>Neuseeland</strong>s befinden<br />

(später kann der Trust das Vermögen dann problemlos,<br />

ohne steuerliche Implikationen, nach <strong>Neuseeland</strong><br />

transferieren).<br />

New Zealand Foreign Trust<br />

– <strong>Neuseeland</strong> als Steueroase<br />

Aber auch für die, die diesen Artikel lesen, ohne an<br />

Auswanderung nach <strong>Neuseeland</strong> zu denken, hat<br />

<strong>Neuseeland</strong> einen ganz besonderen Trust zu bieten:<br />

den sogenannten New Zealand Foreign Trust. Wie<br />

schon oben angedeutet, ist dieser von der Steuer<br />

befreit. <strong>Neuseeland</strong> wird damit zu einer Steueroase<br />

für diejenigen, die ihr Vermögen auf den Trust übertragen<br />

und nicht in <strong>Neuseeland</strong> leben. Wohlgemerkt,<br />

„übertragen“ bedeutet nicht, nach <strong>Neuseeland</strong> transferieren,<br />

denn nur solange das Vermögen im Ausland<br />

liegt, egal ob in Australien, Liechtenstein, der Schweiz<br />

oder Österreich, ist das daraus generierte Einkommen<br />

steuerfrei!<br />

Die Struktur des Trusts<br />

An dieser Stelle wird es Zeit, das „Pferd nicht länger<br />

von hinten aufzuziehen“ und kurz auf die Struktur<br />

des Trusts einzugehen. Das Grundprinzip ist genau<br />

wie <strong>bei</strong> den Kreuzrittern. Das legale Eigentum (legal<br />

title) wird auf eine andere Rechtspersönlichkeit übertragen,<br />

mit der Folge, dass einem das Vermögen formal-rechtlich<br />

nicht mehr gehört. Denjenigen, dem<br />

man das Vermögen formal-juristisch überträgt, nennt<br />

man Trustee (also eine Art Treuhänder). Trustee kann<br />

eine natürliche Person sein oder aber nach neuseeländischem<br />

Recht auch eine Firma. Die Firma ist eine<br />

Business Business & Lifestyle<br />

Blick auf den Sky Tower<br />

„ganz normale“ Ltd. (Limited Liability Company), vergleichbar<br />

mit einer Holding-GmbH, deren ausschließlicher<br />

Zweck die Verwaltung des Trustvermögens ist.<br />

Das Schöne ist, dass, nach neuseeländischem Recht,<br />

die Firma von den Begünstigten des Trusts kontrolliert<br />

werden kann, aber nicht muss. Mit anderen Worten,<br />

der Kontinentaleuropäer, der noch nicht so vertraut<br />

mit dem Trust ist, braucht sich nicht auf Dritte zu verlassen,<br />

sondern hat praktisch die Kontrolle über <strong>bei</strong>de<br />

Eigentumsteile: Das formal-rechtliche legale Eigentum<br />

(legal title) wird über die Trustee Firma kontrolliert,<br />

und von der „begünstigten Eigentümerschaft“ (equitable<br />

title) profitiert er als Beneficiary.<br />

Ein Trust ist ein komplexes Rechtsinstitut, das über<br />

viele Jahrhunderte gewachsen ist und verfeinert<br />

wurde. Anders als in kontinentaleuropäischen Rechtssystemen<br />

(sogenanntes Civil Law) ist das Trust-Recht<br />

nur begrenzt gesetzlich geregelt, sondern basiert vielmehr<br />

in erster Linie auf dem sogenannten Common<br />

Law, das sich maßgeblich auf richterliche Urteile der<br />

Vergangenheit, die Präzedenzfälle, stützt. Mit Literatur<br />

über Trusts kann man ganze Bibliotheken füllen, und<br />

im Rahmen dieses Artikels weiter ins Detail zu gehen,<br />

würde unter Umständen nicht nur Verwirrung stiften,<br />

sondern auch zu Ungenauigkeiten und damit Fehlinformationen<br />

führen. <br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 75


Business & Lifestyle Column<br />

The way to Balclutha<br />

<strong>360°</strong> Autorin: Beate Hartmann<br />

<strong>Neuseeland</strong> war schon immer mein Traum. Bereits<br />

als kleines Mädchen blickte ich fasziniert auf das<br />

Eukalyptusblatt-förmige Gebilde ganz unten auf<br />

dem Globus meines Großvaters. Keiner konnte mir zu diesem<br />

Zeitpunkt erzählen, welch wunderbare Geschichten<br />

sich hier verbergen mögen. Dieser Fleck Erde war gänzlich<br />

unbekannt.<br />

Einige Jahrzehnte später und mit umfangreich angelesenem<br />

Wissen habe ich nun das Ticket für drei Monate<br />

<strong>Neuseeland</strong> im Rucksack. Ich werde als Wwoofer<br />

(„world wide opportunities on organic farms“ –<br />

das sind Volontäre auf Farmen, die gegen Kost und<br />

Logis für einen kurzen Zeitraum überall auf der Welt<br />

ar<strong>bei</strong>ten) und als Backpacker durch <strong>Neuseeland</strong> reisen.<br />

Mit Sicherheit, so denke ich vor Antritt der Reise, bin<br />

ich die älteste aller „Wwoofer” und Backpackerinnen.<br />

Los geht’s nach einer ganz besonderen Abschiedsparty<br />

mit Familie und all‘ meinen Freunden zu Hause in Mainz.<br />

Via Dubai und Australien lande ich in Christchurch. Ich<br />

fliege mit circa 25 brüllenden Engländern im sonst leeren<br />

Flieger über grüne Wiesen<br />

auf Christchurch zu. Die<br />

Wiesen sind gespickt mit<br />

Tausenden wattestäbchenähnlichen<br />

Gebilden. Schafe!<br />

Ich bin gerührt! Und weiß:<br />

Hier will ich hin!<br />

Vier von 40 Millionen<br />

Beate Hartmann, 43, nahm von September<br />

bis Dezember 2005 Auszeit<br />

von ihrem Job als Marketingangestellte<br />

und durchreiste <strong>Neuseeland</strong> als<br />

Wwoofer und Backpacker. In unserer<br />

neuen Kolumne wird sie spannende<br />

Geschichten aus dieser Zeit erzählen,<br />

die mal lustig, mal nachdenklich<br />

sind, die aber vom typischen (Er-)<br />

Leben in <strong>Neuseeland</strong> erzählen.<br />

Meine erste Nacht in Christchurch<br />

verbringe ich in einem<br />

angenehm designten Hostel.<br />

Wie schön. Wie entspannend.<br />

Wie besonders.<br />

Von Christchurch aus geht’s<br />

am nächsten Morgen nach<br />

Balclutha, meiner ersten Station in <strong>Neuseeland</strong>. Der<br />

Bus verlässt pünktlich um 7.30 Uhr seinen Abfahrtsort.<br />

Wir fahren Richtung Invercargill. Erste Station für die<br />

Mittags pause: Oamaru.<br />

Der Reisende auf dieser Strecke wird förmlich erschlagen<br />

von den schönsten Eindrücken. Ich sitze im Intercity-<br />

Bus und fasse es einfach nicht, wie sich fünf Meter neben<br />

mir der große Ozean zeigt und in unmittelbarer Sichtweite<br />

schneebedeckte Berge zu sehen sind. In diesen Momenten<br />

bin ich erneut überwältigt, ähnlich wie <strong>bei</strong> dem Anblick auf<br />

die Wattestäbchen gestern aus dem Flieger.<br />

Nach der Pause stehe ich ebenso staunend am Intercity-<br />

Bus-Stop in Oamaru. Mit nagelneuer wärmender Surfer-<br />

Jacke. Aber ohne mein Gepäck. Das weilt im Bus.<br />

Ich habe den Bus verpasst. Habe mich von den netten<br />

Verkäufern im Surferladen ablenken lassen. Wie schön<br />

ist es, endlich in <strong>Neuseeland</strong> zu plaudern … Darüber<br />

habe ich die Zeit vergessen.<br />

Der Bus fährt in der Zwischenzeit ohne Gnade nach<br />

strengem Fahrplan weiter. Auch wenn offensichtlich nur<br />

ein Viertel der Plätze von den Passagieren gebucht war,<br />

wie <strong>bei</strong> meinem Bus heute. Und eine plätschernd plaudernde<br />

Touristin bleibt da eben einfach an der Haltestelle<br />

stehen.<br />

Was nun? Ich laufe in die Lagonda Milk Bar und frage<br />

den zahnlosen Wirt, ob er denn den Busfahrer oder die<br />

Route kenne und /oder vielleicht sogar eine Handynummer<br />

habe. Bingo! Eine gute Stunde später stehe ich dank<br />

Matthew, dem kettenrauchenden Taxifahrer, wieder in<br />

der Intercity-Bus-Touristengruppe an der Gas Station<br />

nahe Palmerston.<br />

Ich kann mich aber nicht so ohne Weiteres inkognito<br />

in den Bus schmuggeln, denn meine Ankunft per Taxi<br />

wird mit großem Applaus und Hejhooo-Rufen goutiert.<br />

Auch die Japaner winken überschwänglich und ausnahmsweise<br />

entspannt – die elektronische Gerätschaft<br />

hängt ausgeschaltet an den Körpern runter. Der Busfahrer<br />

lächelt milde und signalisiert mir mit einer wohlwollenden<br />

Kopfbewegung, dass ich mich ohne Bedenken<br />

in Richtung meines Sitzes bewegen darf.<br />

In Balclutha, einem Schaffarmer-Städtchen mit circa<br />

4.000 Einwohnern, treffe ich im Agritrade, dem hiesigen<br />

Landhandel, meine ‚Hosts’: Farmerin Yana und<br />

ihren Mann Barry. Sie werden mich für die nächste Zeit<br />

als Schaf- und Pferdebetreuerin, Köchin und Putzfrau<br />

aufnehmen.<br />

76 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Dank der bereits zuhauf hin und her gemailten Fotos<br />

erkennen wir uns sofort und ich freue mich, als ich die<br />

kleine liebenswürdige Frau nun in die Arme schließen<br />

kann. Yana sieht ein wenig aus wie der kleine König<br />

Kalle Wirsch aus der Augsburger Puppenkiste – nur ohne<br />

Wollfadenfrisur. Auch deswegen mag ich sie sofort!<br />

Farmerin yana<br />

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Column Business & Lifestyle<br />

Barry treffe ich kurze Zeit später eine Schubkarre schiebend,<br />

auf der sich unzählige Holzlatten und Far<strong>bei</strong>mer<br />

der Farbe „Sour Cream“ stapeln. Yana und Barry sind<br />

Ende fünfzig, Anfang sechzig und strahlen eine große,<br />

fast weise Ruhe aus.<br />

Im Auto, einem kleinen Toyota, warten schon die <strong>bei</strong>den<br />

Hunde der Farm. Wir mögen uns alle sofort. Pip ist<br />

eine wunderschöne Australian Shepherd-Hündin und<br />

Kay ein moppeliges Golden Retriever-Riesenbaby. Wir<br />

fahren, uns gegenseitig beschnüffelnd, vergnügt nach<br />

Balmoral. Ja, so heißt unsere kleine Farm auf dem River<br />

Island des Clutha River.<br />

Yana hat für mich ein feines, sehr britisch anmutendes<br />

Gästezimmer vorbereitet. Selbst die Bettschuhe fehlen<br />

nicht. Denn es ist kalt in meinem Zimmer, von dem ich<br />

auf die Schafweiden mit bezaubernden kleinen Schäfchen<br />

und die Pferdekoppel mit den <strong>bei</strong>den Stuten Flo<br />

und Annie blicken kann. Ich ahne noch nicht, welch’<br />

bunte Welt mich hier auf dieser ganz besonderen neuseeländischen<br />

Farm erwarten wird. <br />

In der nächsten Ausgabe lesen Sie, wie es unserer<br />

Autorin <strong>bei</strong> ihrer Auszeit in <strong>Neuseeland</strong> weiter ergeht.<br />

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© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 77


Business & Lifestyle Lifestyle<br />

Der schönste Tag des Lebens<br />

am schönsten Fleck der Erde:<br />

Heiraten in <strong>Neuseeland</strong><br />

Heiraten in <strong>Neuseeland</strong> – ein wahr gewordener Traum<br />

Heiraten im Hochsommer am Strand, barfuß und<br />

mit Wellenrauschen im Hintergrund, das klingt<br />

nicht nur traumhaft, das ist es auch tatsächlich.<br />

In der Monkey Bay <strong>bei</strong> Blenheim im Norden der Südinsel<br />

<strong>Neuseeland</strong>s haben wir, Manuela und Thomas, dies<br />

im Februar 2008 wahr gemacht.<br />

Als wir unsere Entscheidung trafen, den schönsten Tag<br />

unseres Lebens an einem der schönsten Orte der Erde<br />

zu verbringen, waren wir seit fünfeinhalb Jahren zusammen<br />

und hatten bereits einen Urlaub in <strong>Neuseeland</strong> auf<br />

der Nordinsel hinter uns. Im Januar 2008 war unser<br />

zweiter <strong>Neuseeland</strong>-Urlaub für Februar bereits gebucht,<br />

als uns die Idee kam: Sollen wir nicht jetzt im Urlaub<br />

in <strong>Neuseeland</strong> heiraten? Die Entscheidung war schnell<br />

getroffen – JA! Aber es gab noch eine Menge Fragen<br />

und so begannen wir im Internet zu recherchieren, wie<br />

man in <strong>Neuseeland</strong> heiraten kann. Besonders hilfreich<br />

fanden wir da<strong>bei</strong> die Broschüre „Getting Married –<br />

A guide for couples preparing to marry in New Zealand“<br />

vom „Departement of Internal Affairs“, die auch<br />

für Urlauber aus „Overseas“ geschrieben ist.<br />

Vorbereitungen in Deutschland<br />

Im Prinzip kann man ohne irgendwelche Vorbereitungen<br />

nach <strong>Neuseeland</strong> fahren und sich dort trauen lassen.<br />

Man benötigt bis auf den Personalausweis keine weiteren<br />

Dokumente. Da wir jedoch nur drei Wochen in <strong>Neuseeland</strong><br />

sein würden, wollten wir so viel wie möglich von Deutschland<br />

aus organisieren, um keine Zeit zu verlieren.<br />

78 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Es gibt in <strong>Neuseeland</strong> zwei Möglichkeiten zu heiraten.<br />

Entweder lässt man sich von einem Standesbeamten in<br />

den Räumlichkeiten eines Standesamtes trauen oder man<br />

sucht sich einen sogenannten „civil celebrant“, der einen<br />

dann an jedem denkbaren Ort trauen kann. Diese „Zeremonienbevollmächtigten“<br />

sind allesamt freiberuflich tätig<br />

und man findet sie in den Yellow Pages.<br />

Für uns war direkt klar, dass wir gerne am Strand heiraten<br />

wollten. Von daher haben wir uns im Internet auf<br />

die Suche nach einem „civil celebrant“ gemacht. Unser<br />

Wunschdatum für die Hochzeit war nach einem Blick in<br />

den Kalender auch schnell gefunden: Der Valentinstag.<br />

Laut der geplanten Reiseroute würden wir zu dem Zeitpunkt<br />

im Nordosten der Südinsel sein. Deshalb haben<br />

wir aus den Yellow Pages alle „civil celebrants“ aus dieser<br />

Region herausgesucht und per E-Mail kontaktiert. Wir<br />

können nur empfehlen, mehrere Angebote einzuholen,<br />

denn die Preise waren schon sehr unterschiedlich. Mit<br />

Yvonne hatten wir schnell eine sympathische zivile Standesbeamtin<br />

gefunden und nach einigen E-Mails und zwei<br />

Telefonaten hatten wir uns auf Ort, Zeit und Ablauf der<br />

Trauung geeinigt. Yvonne schickte uns einen fertig ausgear<strong>bei</strong>teten<br />

Text für die gesamte Trauungszeremonie –<br />

natürlich in Englisch. Diesen haben wir noch ein wenig<br />

überar<strong>bei</strong>tet und individuell auf uns angepasst.<br />

Lifestyle Business & Lifestyle<br />

Traumstrand für einen Traumtag – Monkey Bay<br />

Die zweite Sache, die man auch gut im Vorfeld von<br />

Deutschland aus erledigen kann, ist die Beantragung<br />

der Heiratsurkunde. Eine „marriage licence“ kann man<br />

<strong>bei</strong> einem beliebigen Standesamt beantragen. Wir haben<br />

das Standesamt in Christchurch gewählt, weil dies der<br />

Startpunkt unseres Urlaubes war. Das benötigte Formular<br />

„Notice of Intended Marriage – BDM 58“ vom<br />

<strong>360°</strong> Autoren: Manuela und Thomas Amann<br />

Manuela und Thomas<br />

Amann entdeckten <strong>Neuseeland</strong><br />

durch ihre Freundin<br />

Simone, die seit vielen<br />

Jahren jeweils für ein<br />

halbes Jahr im neuseeländischen<br />

Sommer lebt. Im<br />

Januar 2006 besuchten<br />

sie Simone drei Wochen<br />

lang auf der Nordinsel.<br />

Zwei Jahre später erkundeten<br />

sie zusammen mit zwei weiteren Freundinnen die Südinsel.<br />

Kurzentschlossen überlegten sie sich, <strong>bei</strong> diesem zweiten<br />

Urlaub standesamtlich in <strong>Neuseeland</strong> zu heiraten.<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 79


Business & Lifestyle Lifestyle<br />

unsere engsten Freunde und die Standesbeamtin feierten mit uns<br />

Am Strand heiraten – traumhaft<br />

„Departement of Internal Affairs“ ist ebenfalls im Internet<br />

zu finden. Normalerweise dauert es drei Ar<strong>bei</strong>tstage,<br />

bis man die vorbereitete Urkunde <strong>bei</strong>m Standesamt<br />

abholen kann. Diese drei Tage Wartezeit wollten wir<br />

uns sparen und haben das ausgefüllte Formular schon<br />

per Post nach Christchurch geschickt, damit wir die fertige<br />

Heiratsurkunde nach unserer Landung nur noch<br />

abholen mussten und sofort mit unserer Inselrundreise<br />

beginnen konnten.<br />

Anders als in Deutschland muss man in <strong>Neuseeland</strong> zwei<br />

Trauzeugen zur Trauung mitbringen. Wir hätten dafür<br />

auch einfach Leute auf der Straße ansprechen können,<br />

dies war <strong>bei</strong> uns allerdings nicht nötig, da wir unsere<br />

Reise gemeinsam mit drei Freundinnen unternehmen<br />

wollten, die natürlich gerne als Trauzeuginnen zur Verfügung<br />

standen.<br />

Parallel zu den Vorbereitungen für die standesamtliche<br />

Hochzeit in <strong>Neuseeland</strong> haben wir einen Termin für die<br />

kirchliche Hochzeit in Deutschland ausgemacht sowie<br />

Einladungskarten bestellt. Wir hatten nämlich außer<br />

unseren Eltern niemandem erzählt, dass wir in <strong>Neuseeland</strong><br />

heiraten würden. Nach unserer Rückkehr wollten<br />

wir unsere restliche Familie und unsere Freunde dann<br />

überraschen und als „Mr. und Mrs. Amann“ die Hochzeitseinladungen<br />

verteilen.<br />

80 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Reise nach <strong>Neuseeland</strong><br />

Anni und Simone, unsere Trauzeuginnen<br />

Dann endlich war es soweit! Am Freitag, den 8. Februar<br />

ging die Reise ab Düsseldorf los. Von Deutschland aus<br />

begleiteten uns unsere Freundin Anni und ihre Schwester<br />

Doris. Wir kamen am Sonntag, den 10. in Christchurch<br />

an und wurden von unserer Freundin Simone am Flughafen<br />

abgeholt. Simone kommt ursprünglich aus Düsseldorf<br />

und lebt halbjährlich als Reiseleiterin in <strong>Neuseeland</strong>.<br />

Bei unserer ersten Reise durch <strong>Neuseeland</strong> hatte sie uns<br />

auch schon begleitet.<br />

Am Montagmorgen haben Simone, Anni und Doris uns<br />

<strong>bei</strong>m Standesamt abgesetzt und sind in die Stadt gegangen.<br />

Wir waren sehr aufgeregt, ob mit unserem Antrag<br />

alles geklappt hatte. Die Enttäuschung war groß, als<br />

uns im Standesamt erzählt wurde, dass unser Antrag<br />

nicht angekommen war. Gleich zwei Frauen haben die<br />

Schränke durchsucht – aber unseren Antrag haben sie<br />

nicht gefunden. Also blieb uns nicht anderes übrig, als<br />

einen neuen Antrag zu stellen, der aber natürlich jetzt<br />

mit einer dreitägigen Wartezeit in Christchurch verbunden<br />

war. Das bedeutete, dass wir erst am Mittwoch die<br />

„marriage licence“ abholen konnten und sofort nach<br />

Blenheim durchfahren mussten, weil am Donnerstag die<br />

Trauung stattfinden sollte.<br />

Doch während wir gerade einen neuen Antrag ausfüllten,<br />

kam eine Angestellte ganz aufgeregt zu uns und hielt doch<br />

tatsächlich unseren Antrag aus Deutschland in der Hand.<br />

Der Brief war gerade mit der Tagespost angekommen!!!<br />

Unser Brief war also über drei Wochen unterwegs gewesen.<br />

Danach ging alles ganz schnell. Die Angestellten im<br />

Standesamt erklärten sich bereit, unseren Antrag noch am<br />

gleichen Tag zu bear<strong>bei</strong>ten, sodass wir unsere „marriage<br />

licence“ direkt abholen konnten. Darüber haben wir uns<br />

natürlich riesig gefreut! Mittags haben wir unsere Hochzeiturkunde<br />

abgeholt und sind sofort von Christchurch<br />

Der große Tag<br />

Lifestyle Business & Lifestyle<br />

aus in Richtung Norden die Ostküste entlang<br />

gefahren. Der Urlaub konnte beginnen!!!<br />

Da wir ursprünglich nur mit unseren Freunden<br />

Urlaub machen wollten, wollten wir die<br />

relativ kurzfristig organisierte Hochzeit nicht<br />

zu sehr in den Vordergrund stellen. Deshalb<br />

hatten wir <strong>bei</strong> der Routenplanung auch nur<br />

einen Tag für die Hochzeit eingeplant – den<br />

Valentinstag.<br />

So sind wir zunächst über Kaikoura und Picton<br />

bis zu den Marlborough Sounds die Ostküste<br />

hoch gefahren. Am Mittwoch vor der Hochzeit<br />

sind wir noch mit dem Boot den Queen<br />

Charlotte Sound raus gefahren und haben<br />

<strong>bei</strong> einer Wanderung die fantastische Landschaft<br />

genossen. Die letzte „unverheiratete“<br />

Nacht haben wir dann auf dem Campingplatz<br />

in Blenheim verbracht.<br />

Am nächsten Morgen hieß es dann die letzten Vorbereitungen<br />

zu treffen. Manuela und auch Simone als Trauzeugin<br />

wollten noch zum Friseur. Auf die Schnelle einen<br />

zu finden, der noch zwei Termine frei hatte, war gar nicht<br />

so einfach.<br />

Der Beginn eines gemeinsamen Weges<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 81


Business & Lifestyle Report<br />

Romantisch – die Ringe liegen in der Muschel<br />

Als alle gestylt waren, fuhren wir zum wineyard unserer<br />

„marriage celebrant“ Yvonne, um sie abzuholen und<br />

uns dort umzuziehen. Zum Glück gab es hier auch noch<br />

Bügelbrett und Bügeleisen, um die von der Reise arg mitgenommene<br />

Hochzeitskleidung wieder etwas feierlicher<br />

aussehen zu lassen. Als auch das alles erledigt war, sind<br />

wir gemeinsam zur Monkey Bay raus gefahren. Das ist<br />

eine kleine, versteckte Bucht in der Nähe des Rarangi<br />

Beach, die ihren Namen Captain Cook verdankt, der auf<br />

einer seiner Reisen einen Affen dort zurückgelassen<br />

hatte, der noch etliche Jahre dort lebte. Die anderen gingen<br />

vor, um am Strand alles für die Zeremonie vorzubereiten,<br />

und wir warteten hinter der Düne.<br />

Als alles fertig war, hat Anni uns gerufen, und wir sind<br />

feierlich über die Düne zum Strand gelaufen. Die Sandalen<br />

in der einen Hand und den Partner an der anderen.<br />

Yvonne hatte seitlich ein kleines Tischchen für die<br />

Unterlagen aufgebaut und stand selbst mit ihrer Mappe<br />

mit dem Text für die Zeremonie direkt vorne am Wasser.<br />

Wir stellten uns neben sie und dann war er tatsächlich<br />

da, dieser unvergessliche Moment, und wir standen<br />

zu unserer Hochzeit im Hochsommer am Strand<br />

in <strong>Neuseeland</strong>, barfuß und mit Wellenrauschen im<br />

Hintergrund.<br />

Die Hochzeit<br />

Die schöne Zeremonie war dann eine Mischung aus einer<br />

standesamtlichen und einer kirchlichen Trauung, wie wir sie<br />

aus Deutschland kennen. Nach der Einleitung durch Yvonne<br />

hat Anni einen kurzen Text vorgetragen. Dann gaben wir<br />

die Eheversprechen und es folgte die „ring ceremony“, <strong>bei</strong><br />

der die Ringe auf einer schönen, großen Muschel präsentiert<br />

und gesegnet wurden. Zum Ende der ungefähr halbstündigen<br />

Zeremonie sprach Yvonne noch ein „Maori-Blessing“,<br />

eine Segnung, die <strong>bei</strong> den Maori üblich ist, bevor es<br />

dann hieß: „Thomas, you may now kiss your wife!“<br />

Nachdem wir dann noch die Formalien erledigt hatten<br />

und unsere Heiratsurkunde in Händen hielten, wurde am<br />

Strand erst einmal eine Flasche Sekt aufgemacht und Erinnerungsfotos<br />

wurden geschossen. Danach begleiteten wir<br />

Yvonne wieder nach Hause und machten uns auf den Weg<br />

zu Allen’s Wineyard Restaurant, wo wir unsere Hochzeit<br />

im kleinen Kreis <strong>bei</strong> einem leckeren Essen feierten.<br />

Als Überraschung für unsere Hochzeitsnacht hatte Simone<br />

uns ein Appartement im TeMahia Bay Resort im Kenepuru<br />

Sound in den Marlborough Sounds gebucht, damit<br />

wir diese Nacht nicht im Zelt verbringen mussten. Nach<br />

Beim Hochzeitsessen in Allen’s Wineyard Restaurant<br />

den letzten Nächten im Zelt mit Iso-Matte und Schlafsack<br />

war es wirklich toll, wieder in einem richtigen Bett zu<br />

schlafen. Das Appartement war groß und luxuriös eingerichtet,<br />

wir hatten eine tolle Nacht und der Blick am nächsten<br />

Morgen aus dem Fenster war einfach phänomenal.<br />

Nach dem Frühstück haben uns die drei Mädels wieder<br />

abgeholt und wir haben unsere Rundreise über die Südinsel<br />

fortgesetzt.<br />

Nachar<strong>bei</strong>ten<br />

Lifestyle Business & Lifestyle<br />

Während unserer Reise haben wir die Hochzeitsurkunde<br />

zum „Department of Internal Affairs“ nach Wellington<br />

geschickt, da man zur Anerkennung der Hochzeitsurkunde<br />

in Deutschland eine beglaubigte Apostille<br />

von dort benötigt. Zum Glück war das alles sehr einfach<br />

von unterwegs per Handy und Kreditkarte zu organisieren<br />

und zu bezahlen. Nach drei bis vier Wochen<br />

bekamen wir die Beglaubigung direkt an unsere deutsche<br />

Heimatadresse geschickt. Zurück in Deutschland<br />

haben wir dann die beglaubigte Urkunde von einem<br />

Übersetzungsbüro übersetzen lassen. Die Anerkennung<br />

der Heirat <strong>bei</strong>m deutschen Standesamt war überhaupt<br />

kein Problem.<br />

Wir könnten jetzt noch viel über den Rest unseres<br />

Urlaubs erzählen, vom Abel Tasman National Park, der<br />

Golden Bay, den Pancake Rocks und den Gletschern<br />

berichten und davon, wie wir drei Tage in Whataora festsaßen,<br />

weil wir eine Panne hatten, vom Helikopterflug,<br />

vom SkyDive und vom BungeeJump, von Queenstown,<br />

vom Milford Sound, vom <strong>Mount</strong> Cook und von unserer<br />

Rückreise über Twizel nach Christchurch. Aber da wir<br />

ja hier einen Bericht über unsere Hochzeit schreiben<br />

wollten, ist das eine andere Geschichte. <br />

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Business & Lifestyle Economy & Finance<br />

Queenstown wohlhabendste Region<br />

in <strong>Neuseeland</strong><br />

Business News<br />

Queenstown und der Lakes District stehen an der Spitze einer Liste der<br />

wohlhabendsten Regionen <strong>Neuseeland</strong>s. Damit rangiert Queenstown<br />

nach Aussagen von Stephen Hart, dem Autor des Reports, noch vor der<br />

North Shore City in Auckland. In die Untersuchung flossen eine Vielzahl<br />

von Faktoren ein (z. B. Haushaltseinkommen, Hauspreise, prozentualer<br />

Anteil von Einwohnern mit Universitätsabschluss, Beschäftigungsquote,<br />

Anteil der Einwohner, die in leitenden Funktionen tätig sind), anhand<br />

derer mehr als 70 Regionen untersucht worden sind.<br />

Aus der Untersuchung ergebe sich eindeutig, dass Queenstown ein sehr<br />

beliebter Wohnort ist. Dies zeige sich auch am Bevölkerungswachstum.<br />

So sei die Bevölkerung zwischen 2001 und 2006 um mehr als 35 Prozent<br />

auf 23.000 Personen gewachsen. Dadurch seien <strong>bei</strong>spielsweise auch<br />

die Immobilienpreise in Queenstown Lakes auf mehr als 570.000 NZ$<br />

gestiegen. Nur in North Shore City seien die Preise mit durchschnittlich<br />

573.000 NZ$ noch etwas höher. Positiv zu Buche schlage auch die niedrige<br />

Ar<strong>bei</strong>tslosenquote von nur 1,7 Prozent. Wellington City habe dagegen<br />

die am besten ausgebildete Bevölkerung und das höchste Lohnniveau,<br />

stehe überraschenderweise aber nur an neunter Stelle hinsichtlich<br />

des Anteils der Personen, die in leitender Funktion tätig sind.<br />

Eine Liste der wohlhabendsten Regionen <strong>Neuseeland</strong>s finden Sie auf der<br />

rechten Seite. <br />

Leitzins fällt auf Fünfjahrestief<br />

Wie die Reserve Bank of New Zealand (RBNZ) mitteilte, fällt ihr Leitzins um<br />

150 Basispunkte auf 5,00 Prozent. Das ist der tiefste Stand seit Dezember<br />

2003. Notenbankgouverneur Alan Bollard stellte <strong>bei</strong> der anschließenden<br />

Pressekonferenz weitere Zinssenkungen in Aussicht. Die RNBZ hat ihren<br />

Leitzins in diesem Jahr bereits viermal gesenkt, um die Folgen der globalen<br />

Finanzkrise für die Volkswirtschaft zu begrenzen. Da<strong>bei</strong> ging die Notenbank<br />

immer aggressiver vor: Im Juli wurde der Leitzins um 25 Basispunkte<br />

gesenkt, im September um 50 und im Oktober dann um 100 Basispunkte.<br />

Der jüngste Schritt um 150 Basispunkte war die größte Zinssenkung seit<br />

der Einführung der Official Cash Rate (OCR) im Jahr 1999. Ökonomen<br />

hatten angesichts der Rezession in <strong>Neuseeland</strong> mit diesem Beschluss<br />

gerechnet. Seit ihrem Hochpunkt <strong>bei</strong> 8,25 Prozent wurde der Leitzins um<br />

insgesamt 325 Basispunkte zurückgenommen; weitere Zinssenkungen<br />

dürften folgen.<br />

Die neuseeländische Wirtschaft befindet sich Bollard zufolge in einer milden<br />

Rezession. Eine Zinssenkung um 150 Basispunkte sei zwar vorerst ausreichend,<br />

den Tiefpunkt werde der geldpolitische Schlüsselsatz aber wohl<br />

erst Mitte kommenden Jahres erreichen. Das Ausmaß der zu erwartenden<br />

Zinsschritte hänge in erster Linie von der Entwicklung der Weltwirtschaft<br />

ab, fügte Bollard hinzu. Nach Einschätzung von Volkswirten dürfte der Leitzins<br />

bis Mitte kommenden Jahres auf 3,50 oder 4,00 Prozent fallen. <br />

Liste der wohlhabendsten Regionen<br />

in <strong>Neuseeland</strong>:<br />

1. Queenstown Lakes District<br />

2. North Shore City<br />

3. Wellington City<br />

4. Auckland City<br />

5. Rodney District<br />

6. Selwyn District<br />

7. Franklin District<br />

8. Porirua District<br />

9. Manukau District<br />

10. Tauranga District<br />

11. Tasman District<br />

12. Central Otago District<br />

13. Waitakere City<br />

14. Kapiti Coast District<br />

15. Thames Coromandel District<br />

16. South Wairarapa District<br />

17. Lower Hutt City<br />

18. Taupo City<br />

19. Christchurch City<br />

20. Nelson City<br />

Wirtschaftsprognose<br />

für 2009<br />

Das New Zealand Institute of Economic<br />

Research hat im Dezember die Erwartung<br />

geäußert, dass die Wirtschaft ab<br />

Mitte 2009 wieder Fahrt aufnimmt.<br />

Hier<strong>bei</strong> sollen vor allem Steuerkür-<br />

zungen, die Verringerung der Zinssätze<br />

und niedrigere Ölpreise helfen. Für das<br />

erste Quartal 2009 wird noch ein Rück-<br />

gang der wirtschaftlichen Leistung um<br />

0,1 Prozent erwartet. Bis März 2010<br />

wird ein moderates Wachstum von 1,6<br />

Prozent erwartet. Allerdings sei die<br />

Entwicklung sehr unsicher und insbesondere<br />

die Unsicherheit der Ar<strong>bei</strong>ts-<br />

plätze und im Bereich des Immobili-<br />

enmarktes könnten diese Entwicklung<br />

gefährden. <br />

84 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

<strong>Neuseeland</strong>s<br />

unternehmen<br />

pessimistisch<br />

Die Unternehmen in <strong>Neuseeland</strong> sind<br />

nach einer Umfrage hinsichtlich der<br />

Wirtschaftsentwicklung ihres Landes<br />

so pessimistisch wie seit 20 Jahren<br />

nicht mehr. 39 Prozent der Unternehmen<br />

glauben, dass die Gewinne<br />

in den kommenden zwölf Monaten<br />

sich rückläufig entwickeln werden.<br />

20 Prozent der Befragten glauben<br />

weiterhin, dass der Export sich rück-<br />

läufig entwickeln werde. Ein Viertel<br />

der Befragten will die Investitionen<br />

ver ringern. 23 Prozent der befragten<br />

Firmen äußerten sich dahin gehend,<br />

dass sie ihre Preise in den nächsten<br />

drei Monaten erhöhen werden. <br />

Business News<br />

Economy & Finance Business & Lifestyle<br />

<strong>Neuseeland</strong> verringert Einkommensteuer<br />

Im Kampf gegen die Rezession will die neuseeländische Regierung die<br />

Einkommensteuer ab dem 1. April um insgesamt 4,4 Milliarden NZ$<br />

für den Zeitraum bis 2013 verringern. So soll ab dem 1. April 2009 die<br />

Grenze, ab der 33 Prozent Einkommensteuer fällig werden, von 40.000<br />

NZ$ auf 48.000 NZ$ steigen. Weiterhin soll der Steuersatz für Einkommen<br />

ab 70.000 NZ$ von 39 auf 38 Prozent gesenkt werden. Auch<br />

sollen Steuer kredite für Ar<strong>bei</strong>tnehmer eingeführt werden, die keine<br />

Sozialleistungen erhalten. Weitere Steuerkürzungen sind für die Jahre<br />

2010 und 2011 vorgesehen. Zusätzlich stimulierend soll der Bau von<br />

Schulen und Straßen wirken. <br />

Ar<strong>bei</strong>tslosenquote auf Fünfjahreshoch<br />

Im dritten Quartal des Jahres 2008 ist die Ar<strong>bei</strong>tslosenquote in <strong>Neuseeland</strong><br />

so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr. Sie stieg von 3,9 Prozent<br />

im zweiten Quartal des Jahres auf 4,2 Prozent. In allen der letzten<br />

drei Quartale ist die Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit gestiegen, nachdem sie zuvor mit<br />

3,4 Prozent den niedrigsten Stand erreicht hatte. Die Zentralbank<br />

<strong>Neuseeland</strong>s prognostiziert, dass die Ar<strong>bei</strong>tslosenquote im nächsten<br />

Jahr auf 5 Prozent steigen werde, wo<strong>bei</strong> diese Prognose noch vor Ausbruch<br />

der Finanzkrise abgegeben worden ist. Die Finanzkrise dürfte den<br />

Anstieg der Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit eher noch einmal verschärfen. Trotz des<br />

Anstiegs der Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit ist die Zahl der Beschäftigten noch leicht<br />

auf ein neues Rekordhoch von 2,17 Millionen Personen gestiegen, während<br />

die Zahl der Ar<strong>bei</strong>tslosen nun <strong>bei</strong> 94.000 liegt. <br />

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© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 85


Pinboard<br />

John Key<br />

– der neue Premierminister<br />

John Key hat den Höhepunkt<br />

seiner Karriere<br />

erreicht. Bei der Wahl<br />

am 7. November 2008<br />

entschieden sich die<br />

Wähler nicht mehr für<br />

Helen Clark und ihre<br />

Labour- Partei, sondern<br />

wählten die rechts-liberale<br />

National partei mit<br />

John Key an der Spitze.<br />

Die weltweite Finanzkrise<br />

ist sicherlich an<br />

der Wende in <strong>Neuseeland</strong><br />

nicht unbeteiligt.<br />

Key hatte sich im Wahlkampf<br />

vor allem auf die<br />

Wirtschaftskrise konzentriert: Unter Clarks Regierung<br />

hatte <strong>Neuseeland</strong> erstmals seit 1994 ein Haushaltsdefizit,<br />

die Energiekosten stiegen immens an und der<br />

Immobilienmarkt brach ein.<br />

Premierminister John Key<br />

Der politisch eher unerfahrene Key hatte ein konservatives<br />

Programm in Aussicht gestellt: Stärkung der<br />

Privatindustrie, Senkung der Steuern und der Lohnnebenkosten,<br />

härtere Strafen für Kriminelle, Verschlankung<br />

der öffentlichen Verwaltung.<br />

<strong>360°</strong> Info<br />

Mit der Wahl im November wurde das 49. neuseeländische<br />

Parlament gewählt. Es hat 122 Parlamentarier als Mitglieder<br />

(inkl. zwei Überhangsmandate) und kann maximal drei Jahre<br />

bestehen, d. h. bis 2011. 70 der Mitglieder werden aufgrund<br />

geografischer Gegebenheiten gewählt: 16 von der Südinsel,<br />

47 von der Nordinsel und sieben Sitze werden für die<br />

Maori bereitgestellt. Die restlichen 52 (inkl. der Überhangsmandate)<br />

werden anteilsmäßig von den landesweiten Parteilisten<br />

gestellt.<br />

Die Nationalpartei erreichte 45 Prozent (58 Sitze), Labour 34<br />

(43), Green Party 6,7 (9), ACT 3,6 (5), Maori 2,4 (5), Progressive<br />

0,9 (1), United Future 0,9 (1).<br />

Die Regierung Key wird mit ATC und United Future somit 65<br />

Sitze haben.<br />

People<br />

Schwerpunkt war auch seine Erfahrung in Finanzfragen.<br />

Der ehemalige Investmentbanker sei die beste<br />

Wahl, um <strong>Neuseeland</strong> aus der Rezession zu führen, so<br />

seine Partei im Wahlkampf.<br />

Keys Ziel ist es aber auch, das starke Sozialsystem<br />

<strong>Neuseeland</strong>s <strong>bei</strong>zubehalten. Key wird zitiert: „Eine<br />

Gesellschaft lässt sich daran messen, wie sie sich um<br />

ihre Schwächsten kümmert.“ Bei der Übernahme des<br />

Parteivorsitzes vor zwei Jahren führte er die Nationalpartei<br />

deutlich in die Mitte; es gibt Stimmen in der<br />

eigenen Partei, die meinen, er würde zu liberal agieren.<br />

Sein Versprechen im Wahlkampf, entlassenen<br />

Ar<strong>bei</strong>tern staatliche Hilfe zu garantieren, ist klassische<br />

Links-Politik.<br />

Key jedoch kennt die Situation der am Existenzminimum<br />

Lebenden: Der Sohn eines Alkoholikers und<br />

einer jüdischen Mutter, die 1939 aus Wien nach London<br />

fliehen musste, hatte in seiner Kindheit Armut und<br />

Existenzangst kennen lernen müssen: Als er sechs<br />

Jahre alt war, starb sein Vater; seine Mutter ar<strong>bei</strong>tete<br />

als Putzfrau, um ihrem Sohn und den zwei Schwestern<br />

die Möglichkeit zu geben, eine gute Schule zu<br />

besuchen.<br />

Nach der Schule absolvierte er in Christchurch ein<br />

Wirtschaftsstudium, studierte danach in Harvard.<br />

Nachdem er in den 1980er-Jahren in Auckland gear<strong>bei</strong>tet<br />

hatte, ging er Mitte der 1990er-Jahr als Währungshändler<br />

für die Investmentbank Merrill Lynch<br />

nach Singapur, um dort Millionen zu machen.<br />

Das ist auch Teil seines großen Erfolges <strong>bei</strong> der Bevölkerung:<br />

„Wenn er es aus ärmlichen Verhältnissen ganz<br />

nach oben geschafft hat, warum sollen wir es nicht<br />

auch schaffen?“<br />

Er hat seine Herkunft nicht vergessen und sagt, dass<br />

es ihm nun gut gehe, er aber wisse, dass viele Menschen<br />

um ihre Existenz kämpfen müssten.<br />

Eine neue Richtung wird es vor allem in der Klimapolitik<br />

geben: Das hehre Ziel der Regierung Clark,<br />

<strong>Neuseeland</strong> zum ersten CO 2 -neuralen Land zu machen,<br />

muss sich wirtschaftlichen Erfordernissen beugen:<br />

Die Balance zwischen Treibhausgasemissionen und<br />

Wirtschaftswachstum wird deutlich verschoben. <br />

86 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

History<br />

Waitangi Day: Gedenken an<br />

den Vertrag von Waitangi<br />

Am 6. Februar wird in <strong>Neuseeland</strong> der Waitangi Day<br />

gefeiert. Die Neuseeländer gedenken an diesem Tag der<br />

Unterzeichnung des „Treaty of Waitangi“ im Jahre 1840,<br />

der das Zusammenleben der Maori mit den weißen Siedlern<br />

regeln sollte.<br />

Wie kam der Vertrag zustande?<br />

Als die ersten britischen Siedler in <strong>Neuseeland</strong> eintrafen,<br />

fanden sie zahlreiche, streitbare Bevölkerungsgruppen<br />

vor. In der Bay of Islands lebten die Maori,<br />

die Landwirtschaft betrieben, die aber auch Stammeskriege<br />

führten. Die ersten Weißen, die sich in<br />

der Gegend angesiedelt hatten, waren Walfänger<br />

und Robbenjäger, die Alkohol, Prostitution<br />

und auch Schusswaffen mit sich gebracht hatten.<br />

Das Zusammenleben war eigentlich keines<br />

und die Vergabe von Land an die Siedler wurde<br />

bestimmt durch Rechtlosigkeit und Anarchie.<br />

Die miserablen rechtlichen Zustände, unter<br />

denen ihre Siedler zu leiden hatten, und das<br />

Bestreben, ihre Handelsinteressen zu schützen,<br />

waren ausschlaggebend für die britische<br />

Krone, <strong>Neuseeland</strong> zur Kolonie zu<br />

machen. Ein weiterer Grund war, dass sich<br />

auch französische Entdecker in der Gegend<br />

aufhielten, an Handel und Besiedlung in <strong>Neuseeland</strong><br />

interessiert waren und bereits Land<br />

gekauft hatten. Um einer Annexion der Franzosen<br />

zuvorzukommen, musste die britische<br />

Krone schnell handeln. Sie unterzeichnete<br />

mit 34 Maori-Häuptlingen aus dem Norden<br />

eine Unabhängigkeitserklärung. Diese erklärte <strong>Neuseeland</strong><br />

zu einem unabhängigen Staat unter britischer<br />

Herrschaft. Weiterhin wurde festgelegt, dass „ohne<br />

Einverständnis der Maori kein Anspruch auf <strong>Neuseeland</strong><br />

erhoben werden könnte“.<br />

Die Gesetzeswidrigkeiten und dubiose Landverkäufe<br />

hörten jedoch nicht auf, sodass Captain William Hobson<br />

nach <strong>Neuseeland</strong> beordert wurde, um mit den Maori-<br />

Stämmen zu verhandeln und sie zur Unterzeichnung<br />

eines Vertrages zu überzeugen, der den Maori Nutzungsrechte<br />

ihres Landes zusichern, sie unter die britische<br />

Krone stellen und sie vor Übervorteilung <strong>bei</strong>m Verkauf<br />

ihrer Ländereien schützen würde.<br />

Hobson ließ den Vertragsentwurf mehreren Hundert<br />

Maori-Würdenträgern vorlesen, die sich auf einer Wiese<br />

Whare runanga – Versammlungshaus – in Waitangi<br />

Pinboard<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 87


Pinboard<br />

in Waitangi versammelt hatten. Am nächsten Tag, dem<br />

6. Februar 1840, unterzeichneten 45 Häuptlinge und<br />

Hobson den Vertrag, der dann von rund 500 Stämmen<br />

akzeptiert wurde.<br />

Der Vertrag von Waitangi<br />

Im whare runanga<br />

Der Vertrag wird als Grundstein für die Verfassungsrechte<br />

der Maori in <strong>Neuseeland</strong> betrachtet und besteht<br />

aus drei Artikeln, die (1) von den Maori die Anerkennung<br />

der britischen Souveränität über ihr Land forderten, (2)<br />

den Schutz der Krone über die Besitzungen der Maori<br />

versprachen, wo<strong>bei</strong> der Krone das Alleinkaufrecht für<br />

Maori-Land gewährt wurde, und (3) den Unterzeichnern<br />

der Maori die vollen britischen Staatsbürgerrechte<br />

einräumten.<br />

Seit der Unterzeichnung des Vertrages hat es immer wieder<br />

Probleme <strong>bei</strong> der Auslegung des Vertrages gegeben.<br />

Nur 72 der 500 Unterzeichner konnten lesen und schreiben,<br />

sodass die Mehrzahl sich auf die einseitigen Erklärungen<br />

der Missionare verlassen musste. Dazu kommt,<br />

dass der Vertrag von Leuten aufgesetzt und übersetzt<br />

wurde, die wenig oder gar keine Erfahrung mit Gesetzestexten<br />

hatten. Deshalb weicht die Übersetzung der<br />

Maori weit von der Interpretation der englischen Version<br />

ab: Bezüglich des ersten Artikels besagt die englische<br />

Version, dass die Maori ihre „kawanatanga“ (Hoheitsgewalt<br />

oder Souveränität) der britischen Krone übertragen.<br />

Während die englische Version jedoch von einem kompletten<br />

Machtübertrag spricht, impliziert die Version der<br />

Maori eine Gewaltenteilung.<br />

History<br />

Der zweite Artikel betrifft die „tino rangatiratanga“<br />

oder Häuptlingsschaft. Die Maori-Version verspricht<br />

den Maori umfassende Rechte bezüglich ihrer existierenden<br />

Besitztümer, der „taonga“ (Schätze). Die englische<br />

Version gibt den Maori Kontrolle über ihre Ländereien,<br />

Wälder, Fischereien und anderen Grundbesitz.<br />

Doch die Version der Maori, die von „taonga“ spricht,<br />

schließt den Besitz und den Schutz von Gütern wie<br />

Sprache und Kultur ein.<br />

Der dritte Artikel verspricht den Maori die Rechte an<br />

allen britischen Gegenständen sowie den Schutz traditioneller<br />

und gewöhnlicher Rechte.<br />

Probleme gab es auch aufgrund unterschiedlicher<br />

Sichtweisen: Im britischen Verständnis von Besitz galt<br />

nicht bestelltes Land als „Vergeudung” und musste an<br />

die Krone abgetreten werden, während die Maori das<br />

gesamte Land als den auf gemeinschaftlicher Basis<br />

bestehenden Besitz verschiedener Stämme betrachteten.<br />

Die Südinsel wurde aufgrund des Erstentdeckungsrechtes<br />

kurzerhand, ohne Rücksicht auf die<br />

Inselbewohner, annektiert. Viele der Siedler sahen sich<br />

an einen mit den Maori geschlossenen Vertrag nicht<br />

gebunden.<br />

Das Waitangi Tribunal<br />

Obwohl es als <strong>Neuseeland</strong>s „Gründungsdokument“ gilt,<br />

wurden viele der Rechte, die den Maori im Vertrag garantiert<br />

wurden, ignoriert. Trotz des angebotenen Schutzes,<br />

der im Vertrag von Waitangi verankert wurde, verloren<br />

die Maori im 19. und 20. Jahrhundert beträchtliche Mengen<br />

an Land. Die Art und Weise wie das Land verloren<br />

ging, war häufig fragwürdig und führte zu großem<br />

Protest von Seiten der Maori. 1975 wurde das Waitangi<br />

Tribunal von der Regierung ins Leben gerufen. Dieses<br />

Gericht wurde eingesetzt, um den Vertrag als ein relevantes<br />

und gültiges Dokument anzuerkennen. Seitdem<br />

hat das Waitangi Tribunal über etliche Forderungen<br />

der Maori Iwi (Stämme) verfügt. In vielen Fällen wurden<br />

Kompensationen, häufig in Form von finanziellen<br />

Zahlungen und Land, gewährt. In den letzten zehn Jahren<br />

wurden einige besonders große Abfindungen zwischen<br />

der Regierung und bedeutenden Iwi getroffen,<br />

einschließlich der Tainui von Waikato und Ngai Tahu von<br />

der Südinsel, zuletzt im Juni dieses Jahres; ein Kollektiv<br />

aus sieben Stämmen erhielt Waldgüter und -vermögen<br />

im Wert von insgesamt fast 420 Millionen NZ$. Ein großer<br />

Anteil der Ausgleichszahlungen wurde in Einrichtungen<br />

für Bildung und Gesundheit für Mitglieder des<br />

Iwi investiert. <br />

88 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Maori<br />

Tuhoe – Die „Kinder des<br />

Nebels“: Zusammenprall<br />

von Historie und Gegenwart<br />

Sie strahlen einen gewissen Stolz aus, sind bekannt<br />

für ihre Treue und Standhaftigkeit und für die Liebe zu<br />

ihrem Urewera Forest – die Tuhoe, ein Maori-Stamm,<br />

der seit zwei Jahrhunderten für die eigene Unabhängigkeit<br />

in <strong>Neuseeland</strong> kämpft. Heute wie damals prallt<br />

ihr „Freiheitsdrang“ mit der neuseeländischen Regierung<br />

zusammen.<br />

Freiheitsliebende Tuhoe<br />

Das Wort „Tuhoe“ bedeutet in der Sprache der Maori so<br />

etwas wie „steil“. Und steil und oft holprig ist nicht nur<br />

die Landschaft, die sie bewohnen, sondern auch ihr Weg<br />

von damals bis heute. Die „Nga Tamariki o te Kohu“, die<br />

Kinder des Nebels, wie sich der Stamm selbst oft nennt,<br />

leben nordöstlich vom Lake Taupo im östlichen Teil der<br />

Nordinsel in einer steilen, stark bewaldeten Gegend –<br />

dem Urewera Forest und dem heutigen Urewera National<br />

Park. Die Täler und der Lake Waikaremoana gehören<br />

genauso zu ihrer Heimat, wie ihr heiliger Berg. Noch bis<br />

dato lebt eine kleine Mehrheit des Maori-Stammes von<br />

etwa 33.000 bis 45.000 Tuhoe im Urewera National Park,<br />

inmitten der Nordinsel.<br />

Im Gegensatz zu anderen Stämmen waren die Tuhoe stets<br />

für ihre Hartnäckigkeit und ihr Unabhängigkeitsstreben<br />

gefürchtet und geehrt zugleich. Bis heute ist „Tuhoe-Land“<br />

mit Schildern gekennzeichnet. Viele der Maori leben in Hütten<br />

und Lagern, die bis zu 100 Menschen fassen und sind<br />

oft einfache Jäger. Ein Staat im Staat ist Tuhoe dennoch<br />

nicht, mehr eine Erklärung, dass man die eigenen Grenzen<br />

kennt und bewahrt. „Ein iwi, ein Stamm, ist im eigentlichen<br />

Sinne kein Stamm, sondern eine Nation. Wir sollten eigene<br />

Grenzen, ein eigenes Steuersystem, eine eigene Verteidigung<br />

und einen Sitz in der UN haben“, erklärt Tamati Kruger,<br />

Sprecher der Tuhoe, schmunzelnd. „Das würde den<br />

Charakter einer Nation am ehesten beschreiben.“ Doch der<br />

Ruf der Tuhoe nach Unabhängigkeit besteht nicht erst seit<br />

dieser Zeit. Er hat eine lange Geschichte.<br />

Die ersten Aufzeichnungen stammen aus dem Jahre<br />

1925. Der Ethnograph Elson Best hatte Kontakt zu den<br />

Tuhoe und schrieb viele Details über die „Children of<br />

the Mist“, wie er den Tuhoe Stamm nannte, auf. Er sei<br />

unsterblich und würde sich am längsten gegen die Invasion<br />

der britischen Krone und gegen die umliegenden<br />

Maori-Stämme wehren, so Best.<br />

Erste Kämpfe um die unabhängigkeit<br />

Bereits vor 200 Jahren siedelten sich die ersten Tuhoe im<br />

Urewera-Gebiet an. Der Stamm hatte durch seine Abgeschiedenheit<br />

wenig Kontakt mit den ersten europäischen Siedlern.<br />

Erst im Jahre 1864, in der Schlacht von Orakau, kämpften<br />

die Tuhoe mit anderen Stämmen gegen die britischen Truppen<br />

der Kolonialregierung – erfolglos. Über 12.000 Quadratkilometer<br />

des Maori-Landes wurden konfisziert und schon<br />

damals war klar, dass die Maori bereits gegenüber den<br />

„Pakeha“, den weißen Siedlern, in der Minderheit waren.<br />

Zurück blieben tiefe Trauer und Verbitterung.<br />

Die Tuhoe lebten zu dieser Zeit immer noch sehr zurückgezogen<br />

und isoliert in ihrer uneinnehmbaren Bergregion.<br />

Doch durch die Geschehnisse im Land fühlten sie<br />

sich zunehmend eingeengt. Die Katastrophe der Bedrängung<br />

begann sich für die Maori auszuweiten, als 1865<br />

der anglikanische Priester Karl Volkner <strong>bei</strong> Opotiki von<br />

einem anderen Stamm getötet wurde. Der Mörder, Te<br />

Rau, hängte den Priester auf, höhlte seine Augen aus<br />

und aß sie. Der Tuhoe-Stamm hatte mit dem Mord nichts<br />

zu tun, jedoch floh der Schuldige Te Rau in das Urewera-Gebiet<br />

und die Tuhoe wurden der Mittäterschaft<br />

beschuldigt. Als Strafe konfiszierte 1866 die Regierung<br />

181.000 Hektar Land der Tuhoe und der angrenzenden<br />

Stämme, darunter die wichtigen fruchtbaren Ebenen<br />

und ihren einzigen Zugang zum Meer.<br />

Nur zwei Jahre später tötete der Maori-Führer Te Kooti<br />

über 30 Europäer und über 20 Maori – Männer, Frauen<br />

und Kinder. Auch Te Kooti war kein Tuhoe, suchte jedoch<br />

im unzugänglichen Urewera-Gebiet Schutz. Das löste eine<br />

Lawine von Gefangennahmen, Tötungen und Häuserverwüstungen<br />

durch die Regierung aus. Schließlich gab Tuhoe<br />

aus Liebe zu seinem Volk dem Druck der Regierung nach<br />

und schloss einen Friedensvertrag mit <strong>Neuseeland</strong>, in dem<br />

das Tuhoe Gebiet als „selbstregiertes Königreich“ deklariert<br />

wurde. 1872 beschlossen einige Maori-Häuptlinge,<br />

sich ein für alle Mal gegen die „landhungrigen Pakeha“,<br />

zu schützen und stellten Schilder auf mit Warnungen wie<br />

„Pakeha do not enter!“ oder „Trespasser will be eaten!“.<br />

Die völlige Isolation des Stammes führte dazu, dass sich<br />

die Tuhoe gegen jeden Landkauf durch Siedler wehrten<br />

und auch offizielle Straßenbaupläne der Regierung in<br />

ihrem Gebiet abblockten. Die anerkannte regionale Eigenständigkeit<br />

des Stammes bestand sogar bis 1906.<br />

Naturkatastrophen und Krankheiten<br />

Doch der so nach Freiheit strebende Maori-Stamm hatte<br />

in den Jahren der Unabhängigkeit noch mit anderen<br />

Pinboard<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 89


Pinboard<br />

Schwierigkeiten zu kämpfen. Durch eine lange Frostperiode,<br />

Epidemien, Ernteausfälle und folgende Hungersnöte<br />

starben 23 Prozent der Tuhoe, viele davon<br />

Kinder unter 15 Jahren. Der Traum von der Eigenständigkeit<br />

war vorüber. Zähneknirschend bat man die<br />

Regierung um Hilfe und bekam Unterstützung.<br />

City of God<br />

1907 gab es noch ein<br />

letztes Mal ein Fünkchen<br />

Hoffnung auf Unabhängigkeit,<br />

als der Pazifistenführer<br />

Rua Kenana<br />

den Tuhoe einen neuen<br />

Weg anbot, eine sogenannte<br />

„City of God“<br />

zu gründen. 600 Auserwählte<br />

sollten tief in<br />

den Wäldern des Urewera<br />

Gebietes zusammen<br />

leben – abgeschieden von<br />

der Zivilisation, abgeschieden<br />

von Regierung<br />

und den Pakeha. Der Plan<br />

war, einen eigenen Handel, eigene Landwirtschaft, ja<br />

sogar eigene Banken aufzubauen und selbst Bergbau<br />

zu betreiben, autark zu sein. Als die Regierung jedoch<br />

von diesen Plänen erfuhr, sah sie in Rua Kenana einen<br />

Staatsfeind und entsendete im Jahr 1916 Polizeitruppen<br />

in das Gebiet. Die „Kinder des Nebels“ waren der<br />

neuseeländischen Regierung durch ihre hartnäckige<br />

Abwehrhaltung und Unabhängigkeit ein Dorn im Auge.<br />

Als die Polizisten Kenana fanden, eröffneten sie das<br />

Feuer, obwohl der Stammesanführer unbewaffnet war.<br />

Dann nahmen sie Kenana fest und töteten da<strong>bei</strong> zehn<br />

Maori, darunter Kenanas Sohn. Der Maori-Pazifist kam<br />

damals in Gefangenschaft.<br />

Rua Kenana 1908<br />

Die Tuhoe heute<br />

Bis heute haben die Tuhoe eine starke Identität innerhalb<br />

des Landes. Über 40 Prozent des Stammes spricht<br />

Maori als Hauptsprache und ist stolz „Maori“ zu sein.<br />

Über 19 Prozent leben noch immer auf den stammeszugehörigen<br />

Ländereien. Denn 1995, 132 Jahre<br />

nach der Schlacht von Orakau, bekamen viele Maori<br />

Land von der Regierung zurück. Eine Summe von<br />

171.000.000 NZ$ wurden als Kompensation bezahlt<br />

und ihre Majestät, Königin Elizabeth II., entschuldig te<br />

sich formell.<br />

Maori<br />

Der Wille zur unabhängigkeit ist ungebrochen<br />

Doch der Drang der Tuhoe nach Unabhängigkeit besteht<br />

nach wie vor und prallt regelmäßig mit der neuseeländischen<br />

Regierung zusammen. Der Stammeszugehörige<br />

Tame Iti scheint der wohl bekannteste Sohn der Tuhoe zu<br />

sein und tut sich als eine Art neuer Pazifist hervor. Böse<br />

Zungen reden heute von Guerilla-Camps in Urewera und<br />

von geplanten terroristischen Anschlägen auf Auckland<br />

durch die Tuhoe. Am 24. Oktober 2007 stürmten deshalb<br />

bewaffnete Polizeitruppen in das Urewera-Gebiet. Internationaler<br />

Terrorismus, Gefährdung der nationalen Sicherheit,<br />

Waffenmissbrauch – das waren die Anschuldigungen,<br />

die zu dem Übergriff führten. Nahe der Siedlung Ruatoki<br />

wurden mehrere Autos gestoppt, Kinder im Schulbus eingeschüchtert<br />

und Tame Itis Tochter, die im Highschool-<br />

Alter ist, in einer dunklen<br />

Gasse in Whakatane vor den<br />

Augen der Öffentlichkeit<br />

durchsucht. 16 Personen<br />

wurden festgenommen.<br />

Die Erinnerungen an den<br />

Rassismus von vor knapp<br />

hundert Jahren wurden<br />

innerhalb des Stammes wieder<br />

wach. Ein Aufruhr ging<br />

durch die eigenen Reihen.<br />

Die Gegenseite warf dem<br />

Stamm offiziell Gangkriminalität,<br />

unerlaubten Waffenbesitz<br />

und vermehr ten<br />

Rauschgiftmissbrauch vor.<br />

„Das sind nur Mythen von<br />

Tuhoe Nation – Ruhiger Alltag der<br />

Stammesmitglieder<br />

angeblichen Hardliner-Maori, die sich auf eine Revolution<br />

in <strong>Neuseeland</strong> vorbereiten. Die meisten sind bloß Jäger und<br />

dann gibt es ein paar harmlose Militär-Fanatiker“, erklärt<br />

Tamati Kruger, der Sprecher der Tuhoe die Situation heute.<br />

„Tame Iti ist der Meister des Theaterspiels, aber kein Terrorist.“<br />

Tame Iti hat jedoch nach allen Vorkommnissen seine<br />

negative Meinung über Regierung und Ex-Premierministerin<br />

Helen Clark bereits deutlich öffentlich gezeigt, trägt<br />

Kampfanzüge und Tarnkleidung. „Er ist ein Freiheitskämpfer<br />

für unsere Rechte, kein Mörder. Und vielleicht hat er<br />

einige Molotowcocktails, aber auf wen soll er die schon werfen?“,<br />

verharmlost der Tuhoe-Sprecher die Lage. „Es fahren<br />

hier keine Züge durch unser Gebiet und jede Boeing 737<br />

fliegt zu hoch für einen Molotowcocktail“, verteidigt Tamati<br />

Kruger den jüngsten Rebellen in seiner Mitte.<br />

Hat die Polizei heute wie damals überreagiert? Ist das<br />

Gesetz zur Terrorismusbekämpfung von 2002 <strong>bei</strong> dem<br />

Übergriff falsch angewendet worden? Die Anklage gegen<br />

90 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Maori<br />

Tame Iti ist mittlerweile fallen gelassen worden. „Wer<br />

sind hier die Terroristen? Das ist doch die Frage“, stellt<br />

Tamati Kruger <strong>bei</strong>m Interview in den Raum. „Es geht<br />

hier grundsätzlich um die Gerechtigkeitsfrage, nicht um<br />

Pakeha oder Maori.“ Die Debatten und gegenseitigen<br />

Anschuldigungen dauern an, ebenso wie das uneingeschränkte<br />

Streben der Tuhoe nach Eigenständigkeit. Seit<br />

1990 nennen sie sich die „Tuhoe-Nation“.<br />

Doch der Alltag der Vielzahl der Stammesmitglieder<br />

sieht ruhiger aus. Viele Tuhoe leben am Rande des Urewera-Gebietes<br />

in den Dörfern oder in den großen Städten<br />

der Nordinsel. 5.000 sind nach Australien abgewandert.<br />

Doch unzählige „Einheimische“ kümmern sich bis dato<br />

um ihren Urewera Forest und werden in Naturschutzprojekten<br />

aktiv. Sie setzen sich <strong>bei</strong>spielsweise für den vom<br />

Aussterben bedrohten Kiwi oder den Kokako ein.<br />

Und unzählige „Ausgewanderte“ strömen in den Weihnachtsferien<br />

in Scharen zum Campen, Schwimmen, Entspannen<br />

in ihre ursprüngliche Heimat, um die traditionelle<br />

Sprache, Kunst und eigene Medizinkunst ihrer<br />

Vorväter zu erlernen.<br />

Alle zwei Jahre findet das Te Hui Ahurei a Tuhoe, das Tuhoe-<br />

Festival, statt. „Beratungen, Sportwettkämpfe und eigene<br />

Modenschauen sind eine wichtige Möglichkeit, die engen<br />

Verbindungen zwischen unseren Freunden und unseren<br />

Familien zu erhalten und zu stärken!“, so die Veranstalter.<br />

Und der Stamm macht heute große Zugeständnisse an<br />

die Regierung. Auch Touristen haben freien Zugang zum<br />

etwa 2.127 Quadratkilometer großen Urewera Nationalpark<br />

und können auf den vom DOC angelegten Wegen<br />

wandern. Einige der Tuhoe bieten sogar geführte Ein- bis<br />

Dreitageswanderungen in ihre Heimat an.<br />

Doch wie sieht die Zukunft der einstigen „Kinder des<br />

Nebels“ aus? Tuhoe-Mitglied Matt Te Pou reichte bereits<br />

2005 verschiedene Forderungen von Maori vor dem<br />

Waitangi Tribunal ein: „Terrorismus ist die Realität des<br />

21. Jahrhunderts, Menschenrechte ebenfalls“, kommentiert<br />

er die letzte Negativpublicity. „Wir wollen nun erstmal<br />

ein Vertragsabkommen als anerkanntes settlement<br />

erreichen. Das ist unser volkswirtschaftliches Ziel, eine<br />

Basis für unsere Zukunft.“ Ein Ergebnis über die Entscheidung<br />

des Antrags steht noch aus. (Anja Schönborn)<br />

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© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 91


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Iwanowski’s Reisehandbuch <strong>Neuseeland</strong><br />

Bereits die Verlagsbeschreibung weist darauf hin, dass<br />

der Iwanowski hauptsächlich für Individualtouristen<br />

gedacht ist, die mit dem Mietwagen das Land kennen<br />

lernen möchten. Die Stärke liegt auf den sehr ausführlich<br />

beschriebenen Wegen und Alternativrouten. Auch<br />

der farblich abgesetzte Serviceteil mit allgemeinen und<br />

regio nalen Reisetipps ist für den „Selbstfahrer“ gedacht.<br />

Ergänzt wird der Iwanowski um eine eingeklebte Karte<br />

im Maßstab 1 / 2.000.000, die für einen ersten Überblick<br />

über das Straßennetz geeignet ist.<br />

Ulrich Quack<br />

<strong>Neuseeland</strong><br />

Iwanowski’s Reisebuchverlag,<br />

Dormagen<br />

12. Auflage 2009, 568 S.,<br />

broschiert, 25.95 € (D),<br />

26.70 € (A), 44.30 Sfr<br />

ISBN 978­3­933041­64­7<br />

<strong>Neuseeland</strong> auf eigene Faust – Die Südinsel<br />

Wieder einmal nimmt uns das Comfilm-Team mit auf die<br />

Reise nach <strong>Neuseeland</strong>. Dieses Mal geht es auf die Südinsel.<br />

Die Reise startet in Havelock mit einer Schifffahrt<br />

zu den Muschelbänken in den Marlborough Sounds.<br />

Weitere Höhepunkte sind eine Katamaranfahrt im Abel<br />

Tasman Nationalpark und eine Busfahrt zum Farewell<br />

Spit. In Punakaiki erleben die Filmemacher die schönsten<br />

Sonnenuntergänge mit anschließender Übernachtung<br />

im Peter-Lustig-Bauwagen. Traumhafte Ausblicke bietet<br />

auch die ganztägige Gletschertour auf dem Franz-<br />

Josef-Glacier. Weiter geht es über den Lake Wanaka nach<br />

Queenstown. Eine Tageswanderung auf dem Routeburn<br />

Track, der Milford Sound, Dunedin und Christchurch sind<br />

weitere Stationen. Einen Höhepunkt findet der Film in<br />

Kaikoura. Bei einem Schiffsausflug geraten Silke Schranz<br />

und Christian Wüstenberg zufällig in eine Herde von bis<br />

zu 3.000 Dusky Dolphins. Kommentar: „Dauergänsehaut<br />

stellt sich ein, klingt kitschig, ist aber so“. Wunderschöne<br />

Bilder, abwechslungsreiche Filmsequen zen und immer<br />

wieder überraschende Kommentare prägen den Film.<br />

Books & DVDs<br />

Genau wie der Film über die Nordinsel ist diese DVD ein<br />

Muss für jeden <strong>Neuseeland</strong>-Fan.<br />

Silke Schranz /<br />

Christian Wüstenberg<br />

<strong>Neuseeland</strong> – die Südinsel<br />

comfilm.de<br />

57 Minuten, 12,96 €<br />

Magic Blue Planet: DVD Westland<br />

Mit viel Liebe zum Detail bringt uns die Dokumentation<br />

von Frank Bender auf zwei DVDs den abwechslungsreichsten<br />

Teil der Süd insel näher: Westland. Vom Buller<br />

River geht es über Karamea nach Westport und zum Cape<br />

Foulwind. Weiter geht es über den Paparoa National Park<br />

nach Punakaiki zu den Pancake Rocks und den Blowholes.<br />

Mit Abstechern im Grey Valley und Greymouth sowie am<br />

Lake Brunner endet die erste DVD. Weiter geht es in die<br />

Jadehochburg Hokitika. Von dort geht es über Ross zum<br />

Franz-Josef Glacier. Höhepunkt der Reise ist hier ein Helikopterflug<br />

ins ewige Eis über den Fox Glacier, den <strong>Mount</strong><br />

Cook und den <strong>Mount</strong> Tasman. Anschließend geht es weiter<br />

auf der Reise gen Süden über Fox Glacier, Lake Matheson,<br />

Gillespies Beach nach Haast. Die abschließende frühmorgendliche<br />

Jetbootfahrt auf dem Landsborough River und<br />

auf dem Clark River bringt noch einmal Bewegung in den<br />

Film. Der Film zeigt eindrucksvoll, dass spektakuläre Naturereignisse<br />

und menschenleere Strände Westland zweifellos<br />

zum Geheimtipp für eine <strong>Neuseeland</strong>reise machen.<br />

Frank Bender<br />

Westland – unberührte Wildnis<br />

zwischen Gletschern und<br />

Regenwald<br />

Magic Blue Planet<br />

157 Minuten, 19,49 €<br />

92 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Website<br />

Christchurch & Canterbury:<br />

www.christchurchnz.com/<br />

german<br />

Ruft man die Site Christchurch & Canterbury auf, ist man<br />

zuerst einmal aufgrund der eher weniger ansprechenden,<br />

funktionalen Auflistung der Themengebiete enttäuscht.<br />

Dieser Eindruck ist aber schnell verflogen, wenn man<br />

auf die Unterverzeichnisse klickt, die in übersichtlicher<br />

Form die einzelnen Kategorien darstellen. Zum Beispiel<br />

werden die Unterkünfte in B&Bs, Ferienapartments<br />

mit Selbstversorgung, Ferienunterkünfte, Hotels, Back-<br />

www.christchurchnz.com­german<br />

www.christchurchnz.com­german<br />

packer, Farm Stays, Ferienparks und Luxory sowie Eco<br />

Accomodities untergliedert. Ein Klick zum Beispiel auf<br />

B&Bs listet dann alle B&B inklusive Bild, Anschrift, Internet-<br />

und E-Mail-Adresse anschaulich auf.<br />

Ein Pluspunkt ist das Qualmark-Punkte-Ranking, das <strong>bei</strong><br />

den meisten Häusern neben dem Preis einen Hinweis<br />

auf die Ausstattung und die Qualität der Unterkünfte gibt<br />

und diese so vergleichbar macht.<br />

Die weiteren Oberkategorien wie <strong>bei</strong>spielsweise Attraktionen<br />

& Aktivitäten, Essen & Trinken, Veranstaltungen<br />

und Shopping sind nach dem gleichen Muster aufgebaut<br />

und bieten umfassende Informationen und Möglichkeiten,<br />

aus dem großen Angebot auszuwählen.<br />

www.christchurchnz.com­german<br />

Besonders zu erwähnen ist auch die Rubrik Reisen &<br />

Touren, die eine Vielzahl von Reisen vorschlägt, seien es<br />

Bustouren, Off-Road-Touren, Reisen mit Zügen oder aber<br />

auch Wanderungen, und die viele Anbieter, die diese<br />

Touren organisieren, nennt.<br />

Auch die Rubrik Informationen hilft <strong>bei</strong> der Orientierung<br />

eines Aufenthalts in der Canterbury Region: Eingeteilt in<br />

die verschiedenen Bezirke Canterburys werden zu jedem<br />

dieser Bezirke dessen touristische Höhepunkte vorgestellt,<br />

diesmal mit Links zu den englischsprachigen Websites<br />

der Attraktionen: Ein Aufenthalt in Canterbury oder<br />

in Christchurch kann somit umfassend und entspannend<br />

geplant werden, man klickt durch die Website und es werden<br />

umfassende, tief gehende Informationen geboten.<br />

Praktisch: ganz unten auf der Home-Seite: die site-map:<br />

Ein Übersichtsbaum des Aufbaus der Website. <br />

Pinboard<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 93


Pinboard Pinboard<br />

22. Januar bis 1. Februar<br />

World Buskers Festival, Christchurch<br />

Das größte Straßenkünstlerfestival in ganz Australasien findet<br />

an den markantesten Plätzen Christchurchs statt: Cathedral<br />

Square, Victoria Square, The Arts Centre, Botanical Gardens,<br />

The Civic.<br />

www.worldbuskersfestival.com<br />

24. bis 26. Januar<br />

Auckland Seafood Festival<br />

In der Jellicoe Street wird ein Riesenaufgebot an frischen<br />

Meeres früchten präsentiert und feilgeboten.<br />

www.aucklandseafoodfestival.co.nz<br />

25. Januar<br />

Gentle Annie <strong>Mount</strong>ain Bike Trail Ride,<br />

Hawke’s Bay Region<br />

Rad fahren auf dem malerischen Inland Patea Heritage Trail<br />

von Taihape zur Hawke’s Bay.<br />

6. bis 8. Februar<br />

Auckland Lantern Festival<br />

Heißen Sie das chinesische neue Jahr des Büffels <strong>bei</strong>m Laternenfest<br />

mit Hunderten von wunderschönen Laternen, köstlich em<br />

Essen sowie Künstlern aus China willkommen.<br />

www.asianz.org.nz<br />

Raggamuffn, Rotorua<br />

7. Februar<br />

Die weltbesten Reggae-Künstler performen die besonders<br />

auf Jamaika beliebte Form des Reggae in Rotoruas Stadion.<br />

Typisch für Raggamuffin: der Sprechgesang und der basslastige<br />

Rhythmus.<br />

www.blackbarn.com/amphitheatre.asp<br />

12. Februar<br />

Black Barn Concert – Dave Dobbyn,<br />

Anika Moa, opshop<br />

Die MoreFM Winery Tour 2009 beginnen die drei neuseeländischen<br />

Performer in Black Barn, einem Weingut in der Hawke’s Bay.<br />

www.blackbarn.com/amphitheatre.asp<br />

Events & Public Holidays<br />

opshop­Rockband aus <strong>Neuseeland</strong><br />

14. Februar<br />

Marlborough Wine Festival<br />

Bei <strong>Neuseeland</strong>s bekanntestem Weinfest genießen Sie die<br />

wunder bare Atmosphäre, Musik und natürlich die herausragenden<br />

Weine der Marlborough-Region.<br />

www.wine-marlborough-festival.co.nz<br />

17. bis 22. Februar<br />

Geon Art Deco Weekend, Napier<br />

Das jährlich stattfindende Ereignis feiert den Art Deco-Stil,<br />

in dem Napier nach einem Erdbeben 1931 wiederaufgebaut<br />

wurde. Eine Parade mit Oldtimern und Besuchern in Kleidung<br />

der 1930er-Jahre bringen die damalige glamouröse Zeit für ein<br />

Wochenende zurück.<br />

www.artdeconapier.com<br />

19. bis 22. Februar<br />

Te Matatini National Kapa Haka Festival 2009,<br />

Tauranga<br />

Mehr als 30.000 Menschen besuchen durchschnittlich die<br />

größte Präsentation der Künste der Maori.<br />

www.festival.tematatini.co.nz<br />

21. bis 22. Februar<br />

Cuba Street Carnival 2009, Wellington<br />

Die größte Straßenparade in <strong>Neuseeland</strong> mit Live-Musik, Tanz,<br />

künstlerischen Darbietungen und der preisgekrönten Nacht-<br />

Parade findet nur alle zwei Jahre statt.<br />

www.cubacarnival.co.nz<br />

17. bis 25. oktober<br />

2008 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

Christchurch Heritage Week 2008<br />

JAN DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA<br />

FEB SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA<br />

Die 40er-, 50er-, 60er- und 70er-Jahre leben in dieser Woche<br />

SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA<br />

wieder auf: Meilensteine der Popmusik, Musik, der Fahrzeuge<br />

MäR SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO und DI der MI Architektur DO FR SA werden SO MO gefeiert. DI MI<br />

www.heritageweek.co.nz<br />

DO FR SA SO MO DI<br />

94 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

<br />

<br />

25. bis 28. Februar<br />

Skins Alpine Epic, Lake Tekapo<br />

Events & Public Holidays<br />

Nehmen Sie teil am Querfeldein-<strong>Mount</strong>ainbike-Rennen und<br />

fahren Sie vom <strong>Mount</strong> Somers nach Tekapo.<br />

www.alpineepic.co.nz<br />

5. bis 7. März<br />

Golden Shears Competition,<br />

Wairarapa Region<br />

Den besten Schafscherern kann man hier „über die Schulter<br />

schauen“ und erfahren, wie die geschorene Wolle weiter verar<strong>bei</strong>tet<br />

wird.<br />

www.wairarapanz.com<br />

13. bis 15. März<br />

WoMAD­ World of Music, Arts & Dance,<br />

Taranaki<br />

Ein Wochenende vollgepackt mit Rhythmus, Sound, Tanz mit<br />

einer Vielzahl neuseeländischer Künstler.<br />

www.womad.co.nz<br />

14. März<br />

Wildfoods Festival, Hokitika<br />

Probieren Sie doch mal Eis aus Wespenlarven, lassen Sie sich<br />

von einer Vielzahl von Künstlern unterhalten, die zum Beispiel<br />

irische Musik, Country oder auch Bauchtanz performen.<br />

www.wildfoods.co.nz<br />

<br />

<br />

<br />

18. bis 21. März<br />

ASB Polyfest, Manukau<br />

Das größte Fest der Maori und der Pazifischen Inseln mit<br />

dem Motto: „Many Cultures – One World“ bietet traditionelle<br />

Kultur: Tanz, Musik, Rituale.<br />

www.asbpolyfest.co.nz<br />

25. bis 29. März<br />

Balloons over Waikato, Hamilton<br />

<strong>Neuseeland</strong>s größtes Fest der Heißluftballons zaubert bunte<br />

Punkte an den Himmel über Hamilton.<br />

www.balloonsoverwaikato.co.nz<br />

Balloons over Waikato<br />

<br />

<br />

<br />

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<br />

© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 95


Picture Gallery Christchurch Christchurch Picture Gallery<br />

1 Christiane Lorenz, Hamburg<br />

Fotowettbewerb 2009<br />

Auch für 2009 werden wir einen Wettbewerb rund um<br />

das schönste <strong>Neuseeland</strong>-Leserfoto machen. Am Ende<br />

des Jahres werden die drei schönsten Fotos aller Ausgaben<br />

prämiert und gewinnen einen Preis. (1. Preis:<br />

1 Karton Wein aus <strong>Neuseeland</strong>, 2. Preis: 1 <strong>Neuseeland</strong>-<br />

Kalender 2010, 3. Preis: 1 Reiseführer).<br />

Picture Gallery-Themen der nächsten Ausgaben:<br />

Otago Peninsula, Cape Reinga / Ninety Mile Beach,<br />

<strong>Mount</strong> Cook. Senden Sie uns Ihre schönsten Fotos an<br />

redaktion@360grad-medien.de!<br />

3 Sandra Schneider, Trier<br />

4 Ulrike Spiegel, Buggingen<br />

2 Rene Reuber, Haan<br />

Christchurch<br />

5 Michael Willenberg, Recklinghausen 6 Hubert Kiehbacher, Hohenstein<br />

Die „Garden City“ ist die älteste Stadt <strong>Neuseeland</strong>s:<br />

Sie bekam die Stadtrechte im Jahr 1856. Benannt<br />

nach dem Christ Church College in Oxford, England,<br />

erinnert ihr Stadtbild sehr an „Good Old England“.<br />

Heute hat Christchurch ungefähr 350.000 Einwohner,<br />

ist Dreh- und Angelpunkt auf der Südinsel,<br />

nicht zuletzt durch den internationalen<br />

Flughafen, und bietet den Besuchern eine Vielzahl<br />

von Attraktionen.<br />

Hinweis: Heft 01/2009, S. 24: City Trip-Bericht über<br />

Christchurch! <br />

7 Hanne Osswald-Müller, Worms<br />

8 Agnes Hüttenschmidt , Bochum<br />

96 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 97


Preview<br />

Preview 03/2009 *<br />

Cuba Street Carnival<br />

Wine & Gourmet<br />

History & Tales<br />

Rotweinspecial Teil II<br />

Regions<br />

Auckland Teil III:<br />

Clevedon<br />

Wineries & Characters<br />

Sacred Hill, Hawke’s Bay<br />

Cuisine<br />

Avocadoöl<br />

Recipe<br />

Matt Gibson, Highfield<br />

Estate Restaurant<br />

Die Ausgabe 03/2009 erscheint am 12.03. 2009<br />

Special: Wellington<br />

Wellington – die Hauptstadt<br />

<strong>Neuseeland</strong>s ist das Topic der<br />

nächsten Ausgabe.<br />

Mit einem Rundgang durch die<br />

Stadt, Berichten über den Carnival,<br />

der am 21. Februar gefeiert wird,<br />

über die Restaurant- und Cafészene,<br />

über Sehenswertes wie das<br />

Te Papa Museum, über die Ausflugsziele<br />

in der Umgebung sowie<br />

die Vorstellung der Gourmet<br />

Walking Tour oder die Erklärung,<br />

warum Wellington auch Welliwood<br />

genannt wird, wollen wir Ihnen die<br />

Stadt zeigen und Sie zu einem „Tag<br />

in Wellington“ einladen.<br />

Travel &<br />

Backpacking<br />

Travelogues<br />

Ninety­Mile Beach<br />

Den eigentlich nur 88 Kilometer langen,<br />

dennoch <strong>Neuseeland</strong>s vielleicht<br />

schönsten Strand ganz im Norden<br />

der Nordinsel, hat Julia Schoon für<br />

sich entdeckt und nimmt Sie mit<br />

auf einen wunderschönen Strandspaziergang.<br />

<strong>Neuseeland</strong> – die Welt<br />

von der anderen Seite:<br />

Eine Radreise mit Babyanhänger<br />

Wie geht es weiter mit Familie<br />

Bauer-Raßbach, die mit Smilla weiter<br />

durch <strong>Neuseeland</strong> radelt? Lesen<br />

den zweiten Bericht der reiselustigen<br />

Familie.<br />

Emigration &<br />

Working Holidays<br />

Report<br />

Backpacker für drei Monate<br />

Melanie Windheuser erzählt, wie sie<br />

als Backpackerin mit einem Work<br />

and Travel-Visum durch <strong>Neuseeland</strong><br />

und Australien gereist ist und<br />

was sie alles erlebt hat.<br />

Immigration<br />

Gesundheit als Kriterium<br />

Peter Hahn erläutert die Wichtigkeit<br />

des Aspekts „Gesundheit“ <strong>bei</strong><br />

der Vergabe von Visa.<br />

Business &<br />

Lifestyle<br />

Report<br />

Musik im ohr<br />

Weitere Themen<br />

Picture Gallery<br />

Otago Peninsula<br />

Maori<br />

Moko – Tätowierungskunst<br />

der Maori<br />

History<br />

Die Maori-Kriege 1881<br />

Website<br />

Kiwi Pulse<br />

* Änderungen vorbehalten<br />

98 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />

Kreuzfahrt mit der Oceanic Discoverer ab € 1.571<br />

6 oder 13 Tage ab Auckland bis Paihia oder Queenstown inkl. Landausflüge<br />

Preis gültig pro Person in der Doppelkabine Main Deck B bis 31.03.09; 01.04.09 - 31.03.10: € 1.655. Termine & Preise für weitere Kabinen auf Anfrage.<br />

Frühbucher-Rabatt 10% <strong>bei</strong> Buchung bis 31.03.09 für alle Kreuzfahrten in 2009.<br />

21 Tage Busrundreise Faszination <strong>Neuseeland</strong> € 3.550<br />

ab Auckland bis Christchurch inkl. Ausflüge, Mahlzeiten & deutschsprechender Reiseleitung<br />

Preis gültig pro Person im Dreibettzimmer im Zeitraum 01.04.09-30.09.09. Termine & Preise für weitere Saisonzeiten auf Anfrage.<br />

Frühbucher-Rabatt 210 € pro Person für Reisen ab dem 01.04.09, wenn mindestens 3 Monate im Voraus und bis 31.03.09 gebucht wird.<br />

<strong>Neuseeland</strong> mit dem Wohnmobil erleben ab € 21<br />

inkl. Fahrzeugversicherung, Selbstbehaltsausschluss-Versicherung,<br />

unbegrenzte Freikilometer & Fahrzeugausstattung<br />

Preis gültig pro Fahrzeug/Tag <strong>bei</strong> einer Miete von 28 Tagen im Zeitraum 01.05.09-30.09.09. Preise für weitere Saisonzeiten/abweichende Mietlängen auf Anfrage.<br />

2009<br />

NEUSEELAND<br />

SÜDSEE<br />

TAHITI · COOK · FIJI · TONGA · SAMOA<br />

VANUATU · NEUKALEDONIEN<br />

Fordern Sie auch unsere weiteren Kataloge an:<br />

2009<br />

TAUCHEN<br />

IN AUSTRALIEN<br />

GREAT BARRIER REEF · CORAL SEA · NINGALOO REEF<br />

ROWLEY SHOALS · CHRISTMAS & COCOS (KEELING) ISLANDS<br />

PAPUA-NEUGUINEA<br />

Kataloge, Beratung & individuelle Angebote:<br />

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“Sehr tolle Erfahrungen und Erlebnisse, atemberaubende Landschaften, viele neue Freunde aus aller Welt<br />

und super viel Spaß - das war mein <strong>Neuseeland</strong>aufenthalt!<br />

Zunächst habe ich an einem mehrwöchigen Englisch-Sprachkurs teilgenommen. Der Unterricht in der<br />

Sprachschule in Christchurch war sehr gut aufgebaut - nicht so trocken, sondern ein großer Spaß,<br />

<strong>bei</strong> dem man trotzdem viel lernen konnte. Dazu sehr nette und offene Lehrer - die Schule ist<br />

absolut empfehlenswert! Von <strong>Neuseeland</strong> selbst und den unglaublich traumhaften<br />

Landschaften habe ich natürlich auch so viel wie möglich gesehen.<br />

Diese Zeit war die beste meines Lebens!”<br />

Anja Brennert<br />

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Auszug unserer Leistungen:<br />

u.a. Hilfe <strong>bei</strong> der Jobsuche, Kontoeröffnung, Beantragung einer Steuernummer,<br />

Jahresticket, 2 Übernachtungen im Hostel, ausführlicher Infoworkshop,<br />

BBH-Backpackers-Mitgliedschaft, 24-Stunden-Notrufnummer vor Ort...<br />

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