VERMITTELN SummerSchool: Auf Wiedersehen! GEN-AU SummerSchool Seit 2003 schnuppern Schüler und Schülerinnen (ab 17) im Rahmen der GEN-AU SummerSchool erste Laborluft. In den Sommermonaten können die Wissenshungrigen u. a. an biowissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Institutionen in ganz Österreich <strong>mit</strong>arbeiten und einen Eindruck vom Forschungsalltag gewinnen. Über 90 Teilnehmende an 46 Wissenschaftseinrichtungen verzeichnete die SummerSchool 2011. Ihre Eindrücke verarbeiten die Praktikantinnen und Praktikanten in einem Weblog. Mehr Info: www.summerschool.at www.gen-au.at Univ.-Prof. Dr. Ortrun Mittelsten Scheid (*1957, Düsseldorf) studierte in Hamburg Biologie, wo sie auch dissertierte. Nach Karrierestationen in Zürich und Basel forscht sie als Senior Group Leader seit 2004 in Wien am Gregor-Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie (Österreichische Akademie der Wissenschaften). Sie ist habilitiert in Biologie (Basel) und Genetik (Wien). www.gmi.oeaw.ac.at Ihre ehemalige Praktikantin Hannah Hochgerner, MSc (*1988, Linz) wurde bereits während der Schulzeit an der Linz International School <strong>mit</strong> der Begeisterung für die Naturwissenschaften infiziert. „Schuld“ daran war ein Biologielehrer, der selbst aus der Forschung kam. Nach ihrem SummerSchool- Praktikum im Jahr 2006, bei dem sie für ihre Forschungsdokumentation unter die besten Drei kam, studierte sie Molekularbiologie (Uni Wien). Derzeit arbeitet sie an ihrem Doktorat in Stockholm. www.summerschool.at/hannahsophie.hochgerner www.ki.se 20 genosphären 11/12 Ihr Praktikum im Rahmen der GEN-AU SummerSchool brachte vieles ins Rollen. Nun, Jahre später, studieren und forschen Hannah Hochgerner und Dominik Vu bereits höchst erfolgreich im Ausland. Für genosphären haben sich die Biologin und der Mathematiker <strong>mit</strong> ihren ehemaligen SummerSchool-Betreuerinnen getroffen: Ortrun Mittelsten Scheid und Bettina Heise. Die beiden Wissenschafterinnen haben das Potenzial ihrer Schützlinge bereits früh erkannt. TExT: URSEL NENDZIG FOTOS: STEFAN KNITTEL „Wir haben viel gelacht“ Ihren Koffer hat sie dabei, denn Hannah Hochgerner kommt direkt aus Stockholm. Dort, am Karolinska-Institut, absolvierte sie ihr Master-Studium in Biomedizin, und seit September arbeitet sie an der renommierten schwedischen Medizinuniversität auf den Doktortitel hin. Dass es einmal so weit sein würde, war einer Person schon lange klar: Ortrun Mittelsten Scheid. Die Forscherin war Hannah Hochgerners SummerSchool-Betreuerin und ließ sie am Gregor-Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie (GMI) den Sprung ins kalte Labor-Wasser unternehmen. Von Anfang an wusste Mittelsten Scheid: „Hier steht eine zukünftige Forscherin vor mir“. „Ich war überrascht, wie gut Hannah auf das Arbeiten im Labor vorbereitet war“, erinnert sich die Genetikexpertin an die Begegnung im Sommer 2006. Immerhin kam Hochgerner direkt aus der Schule, hatte noch nie ein Labor von innen gesehen, sie war – noch – ungeübt im abstrakten naturwissenschaftlichen Denken. Und doch, so Mittelsten Scheid: „Hannah hat sich sehr schnell eingearbeitet und war voller Enthusiasmus dabei.“ Der Alltag im Traumberuf Warum Hannah Hochgerner ihren Sommer im Labor verbrachte, anstatt „richtig“ Urlaub zu machen? „Ich stand damals vor der Wahl des Studienfachs“, sagt sie. „Eigentlich war Biologie klar. Aber wie das im echten Leben aussieht, wusste ich nicht.“ Das Praktikum im Labor habe ihren Wunsch endgültig bestätigt. „Es war spannend, schon vor dem Studium Experimente in Eppendorf-Röhrchen und <strong>mit</strong> Reagenzien im Mikroliter-Bereich durchzuführen.“ Abgesehen davon war es für die Maturantin interessant, die Atmosphäre im Labor und die Internationalität der Forschung <strong>mit</strong>zuerleben, beim gemeinsamen Mittagessen <strong>mit</strong> Doktorandinnen und Doktoranden zu plauschen. Kurz: mehr zu erfahren über den Traumberuf. Für die Mentorinnen und Mentoren der Summer School bedeutet dieses intensive Einblick- gewähren ein gutes Stück Arbeit. Nichtsdestotrotz unterstützen Ortrun Mittelsten Scheid und ihre Arbeitsgruppe seit Jahren junge Leute in verschiedenen Ausbildungsstadien beim „Schnuppern“. Denn „es ist für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine gute Erfahrung, Wissen weiterzugeben.“ Die Augen leuchten zu sehen, wenn ein Experiment geklappt hat. Die Kommunikation so zu gestalten, dass sie auch für Laien verständlich ist. „Das führt mich als Betreuerin oft an die Basis meiner Arbeit und zur eigenen Faszination zurück, die im Alltag manchmal verloren geht“, sagt die Genetik-Professorin. Und noch etwas haben die Nachwuchstalente laut Mittelsten Scheid den wissenschaftlichen Instituten zu bieten: Sie sind quasi künftige Werbeträgerinnen und Werbeträger im In- und Ausland. „Hannah macht eine große wissenschaftliche Karriere, davon gehe ich aus. In ihrem Lebenslauf wird unser Institut immer erwähnt sein.“ Höhen und Tiefen im Blog Die gemeinsamen vier Wochen sind beiden jedenfalls in guter Erinnerung geblieben. „Wir haben viel gelacht“, sagt Mittelsten Scheid. „Und ich war verblüfft über den Blog, den Hannah jeden Abend geschrieben hat. So konnte ich <strong>mit</strong>verfolgen, welche Höhen und Tiefen es im Labor gab.“ Eines der Tiefs, das damals in den Blog einging: „Ich habe ein Elektrophorese-Gel geladen, ohne die Kammer <strong>mit</strong> Puffer aufzufüllen“, so Hochgerner. Das Experiment konnte also gar nicht funktionieren. Aber sie bemerkte den Fehler und korrigierte ihn. „Intelligenz bedeutet, jeden Fehler nur einmal zu machen“, sagt Mittelsten Scheid. Mittlerweile ist die Vorbereitung einer Elektrophorese für Hannah Hochgerner eine Routinetätigkeit, die sie im Schlaf beherrscht. Ihre Betreuerin sieht sie jedes Jahr ein Mal bei ihren Besuchen am Campus des Vienna Biocenter, immer ein freudiges Wiedersehen. Das Praktikum hat zwei Frauen zusammengeführt, die die Begeisterung für die Forschung verbindet. „Und dass wir heute hier zusammen sitzen, ist die Bestätigung dafür“, sind sich die Kolleginnen einig.
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