die „Bildungslandschaft“ in Deutschland ist ge - Gemeinschaft ...
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GESELLSCHAFT NAH UND FERN<br />
<strong>die</strong> Welt brauchen Veränderun<strong>ge</strong>n“,<br />
rief der Papst. Die werde es aber nur<br />
<strong>ge</strong>ben, wenn sich Menschen frei dazu<br />
entschließen könnten, Versöhnung<br />
und Brüderlichkeit zu leben. Im Beise<strong>in</strong><br />
von Staatspräsident Raúl Castro<br />
rief Benedikt XVI. <strong>die</strong> Verantwortlichen<br />
der Nation auf, weiter <strong>ge</strong>me<strong>in</strong>sam<br />
mit der Kirche „auf <strong>die</strong>sem Weg<br />
des echten Dienstes am Geme<strong>in</strong>wohl<br />
der ganzen kubanischen Gesellschaft“<br />
voranzu<strong>ge</strong>hen. Die Kirche tra<strong>ge</strong> mit<br />
ihrem E<strong>in</strong>satz im Schul- und Universitätswesen<br />
weltweit zur Charakterbildung<br />
der Menschen bei. Es sei zu<br />
hoffen, dass <strong>die</strong>s auch bald auf Kuba<br />
möglich würde. Mit der Religionsfreiheit,<br />
<strong>die</strong> sowohl für den E<strong>in</strong>zelnen als<br />
auch für <strong>die</strong> Kirche <strong>ge</strong>lten müsse, beanspruche<br />
er ke<strong>in</strong> Privileg, sondern<br />
weise auf e<strong>in</strong> Recht h<strong>in</strong>. Mit Freude<br />
erkenne er an, dass Kuba bereits<br />
Schritte unternommen habe. Nun <strong>ge</strong>lte<br />
es, „das Erreichte festzumachen“.<br />
Zwischen Messe und Rückflug<br />
traf Benedikt XVI. noch mit dem früheren<br />
Staatschef Fidel Castro zusammen.<br />
Die rund 30-m<strong>in</strong>üti<strong>ge</strong> Unterredung<br />
<strong>in</strong> der Apostolischen Nuntiatur<br />
<strong>in</strong> Havanna sei „herzlich, lebendig<br />
und <strong>in</strong>tensiv“ <strong>ge</strong>wesen, sagte Vatikansprecher<br />
Federico Lombardi. Der<br />
Revolutionsführer hatte selbst den<br />
Wunsch <strong>ge</strong>äußert, mit Benedikt XVI.<br />
zusammenzutreffen, und ihn <strong>ge</strong>beten,<br />
ihm e<strong>in</strong>i<strong>ge</strong> M<strong>in</strong>uten se<strong>in</strong>er Zeit<br />
zu widmen.<br />
Der bevorstehende Karfreitag war<br />
auf Kuba erstmals e<strong>in</strong> Feiertag.<br />
Kurz nach dem Papstbesuch auf der<br />
Karibik<strong>in</strong>sel hatte der kubanische M<strong>in</strong><strong>ist</strong>errat<br />
den 6. April zum arbeitsfreien<br />
Tag erklärt. Vatikansprecher Federico<br />
Lombardi sprach von e<strong>in</strong>em „sehr<br />
positiven Signal“. Er hoffe, dass <strong>die</strong><br />
Entscheidung der kommun<strong>ist</strong>ischen<br />
Regierung <strong>die</strong> Teilnahme der Gläubi<strong>ge</strong>n<br />
an den Gottes<strong>die</strong>nsten der Karund<br />
Osterta<strong>ge</strong> fördere, sagte Lombardi.<br />
Papst Benedikt XVI. hatte vor kurzem<br />
bei se<strong>in</strong>em Treffen mit Präsident<br />
Raúl Castro <strong>in</strong> Havanna e<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Bitte <strong>ge</strong>äußert. Die Entscheidung<br />
des Regimes galt aber zunächst<br />
nur für den Karfreitag 2012. Erst später<br />
will der M<strong>in</strong><strong>ist</strong>errat <strong>in</strong> Havanna<br />
darüber bef<strong>in</strong>den, ob der Freitag vor<br />
Ostern dauerhaft e<strong>in</strong> Feiertag werde,<br />
wie <strong>die</strong> Zeitung der Kommun<strong>ist</strong>ischen<br />
Partei, „Granma“, berichtete. Bereits<br />
im Jahr 1997 hatte der damali<strong>ge</strong> Präsident<br />
Fidel Castro fest<strong>ge</strong>legt, dass anlässlich<br />
des bevorstehenden Besuchs<br />
von Papst Johannes Paul II. der 25.<br />
Dezember ausnahmsweise e<strong>in</strong> Feiertag<br />
<strong>ist</strong>. Die kubanischen Behörden<br />
hatten dann <strong>die</strong> Entscheidung des<br />
Präsidenten ratifiziert und den Weihnachtstag<br />
dauerhaft als Feiertag e<strong>in</strong><strong>ge</strong>richtet.<br />
Seit jener Zeit feiert Kuba<br />
wieder das Weihnachtsfest.<br />
Im langsamen Veränderungsprozess<br />
<strong>in</strong> Kuba nimmt vor allem <strong>die</strong> katholische<br />
Kirche e<strong>in</strong>e wichti<strong>ge</strong> Rolle<br />
e<strong>in</strong>. Die Kirche hat sich im zivilen<br />
Bereich als <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zi<strong>ge</strong> wirklich organisierte<br />
und dynamische, mit Pfarreien<br />
im ganzen Land aus<strong>ge</strong>stattete<br />
Institution etabliert, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e Rolle<br />
als Vermittler und Anbahner von<br />
Veränderung spielen kann. Weni<strong>ge</strong><br />
Monate vor dem an<strong>ge</strong>kündigten Besuch<br />
von Papst Benedikt XVI. hatte<br />
<strong>die</strong> Kirche auf der Karibik<strong>in</strong>sel e<strong>in</strong>e<br />
Aktualisierung der Politik <strong>in</strong> Ergänzung<br />
zu wirtschaftlichen Reformen<br />
von Präsident Raúl Castro <strong>ge</strong>fordert.<br />
Im September äußerte das Erzb<strong>ist</strong>um<br />
Havanna deutliche Kritik am Regime:<br />
Ausgangspunkt war <strong>die</strong> andauernde<br />
Verfolgung von Oppositionsgruppen,<br />
speziell <strong>die</strong> Übergriffe <strong>ge</strong><strong>ge</strong>n<br />
<strong>die</strong> „Damas de Blanco“ („Damen <strong>in</strong><br />
Weiß“). Die An<strong>ge</strong>höri<strong>ge</strong>n von politischen<br />
Gefan<strong>ge</strong>nen werden weiter vom<br />
System drangsaliert. In <strong>die</strong>sem Licht<br />
ersche<strong>in</strong>t auch <strong>die</strong> Begnadigung von<br />
2.900 Gefan<strong>ge</strong>nen durch das Castro-<br />
Regime im H<strong>in</strong>blick auf den Papstbesuch<br />
als e<strong>in</strong>e Farce. Unter den entlassenen<br />
Gefan<strong>ge</strong>nen befanden sich<br />
lediglich fünf politische Gefan<strong>ge</strong>ne.<br />
Die „Damas de Blanco“ s<strong>in</strong>d Ehefrauen<br />
und Familienan<strong>ge</strong>höri<strong>ge</strong> der<br />
zume<strong>ist</strong> im Rahmen des „kubanischen<br />
Frühl<strong>in</strong>gs“ 2003 verhafteten und verurteilten<br />
Regimekritiker. Sie treten<br />
öffentlich mit viel Zivilcoura<strong>ge</strong> für<br />
<strong>die</strong> Freilassung ihrer Familienan<strong>ge</strong>höri<strong>ge</strong>n<br />
sowie für freie Me<strong>in</strong>ungsäußerung<br />
auf Kuba e<strong>in</strong>. Jeden Sonntag<br />
ziehen sie über <strong>die</strong> Avenida C<strong>in</strong>co im<br />
edlen Stadtteil Miramar von Havanna<br />
zur Kirche Santa Rita. Der weißen<br />
Kleidung, <strong>die</strong> sie tra<strong>ge</strong>n, verdanken<br />
sie ihren Namen. Die weiße Kleidung<br />
<strong>die</strong>nt als Symbol für Frieden wie auch<br />
für <strong>die</strong> Unschuld ihrer <strong>in</strong>haftierten<br />
Ehemänner und Familienan<strong>ge</strong>höri-<br />
<strong>ge</strong>n. Diese Demonstrationsform <strong>ist</strong><br />
offenkundig den „Müttern der Plaza<br />
de Mayo“ nachempfunden, <strong>die</strong> während<br />
der Militärdiktatur der 1970er-<br />
Jahre <strong>in</strong> Ar<strong>ge</strong>nt<strong>in</strong>ien den Verbleib ihrer<br />
„verschwundenen“, oftmals brutal<br />
ermordeten K<strong>in</strong>der, aufklären wollten.<br />
Das Europaparlament ehrte <strong>die</strong><br />
„Damen <strong>in</strong> Weiß“ im Jahr 2005 mit<br />
dem Sacharow-Preis, für das kubanische<br />
Regime s<strong>in</strong>d es Verräter<strong>in</strong>nen im<br />
Dienste des US-Imperialismus.<br />
Die Auszeichnung mit dem Sacharow-Preis<br />
<strong>ist</strong> e<strong>in</strong> wichti<strong>ge</strong>s Zeichen<br />
der Unterstützung der demokratischen<br />
Kräfte durch <strong>die</strong> Europäische Union,<br />
das auch das Castro-Regime nicht e<strong>in</strong>fach<br />
negieren kann. Das Enga<strong>ge</strong>ment<br />
der „Damas de Blanco“ <strong>ist</strong> e<strong>in</strong> wesentlicher<br />
Pfeiler im kubanischen Streben<br />
nach E<strong>in</strong>haltung der Menschenrechte<br />
und e<strong>in</strong>em friedlichen Wandel h<strong>in</strong><br />
zur Demokratie. Im Jahr 2002 erhielt<br />
Oswaldo Payá Sardiñas, Gründer der<br />
Oppositionsbewegung „Movimiento<br />
Cr<strong>ist</strong>iano Liberación“ („Chr<strong>ist</strong>liche<br />
Bewegung der Befreiung“) und Initiator<br />
des Varela-Projekts, den Sacharow-Preis.<br />
Damit zeichnete das Europäische<br />
Parlament <strong>in</strong>nerhalb weni<strong>ge</strong>r<br />
Jahre zweimal Persönlichkeiten aus,<br />
<strong>die</strong> sich für <strong>die</strong> E<strong>in</strong>haltung der Menschenrechte<br />
<strong>in</strong> Kuba e<strong>in</strong>setzen. Das<br />
Varela-Projekt strebt e<strong>in</strong> Referendum<br />
über <strong>die</strong> Umsetzung von Reformen an.<br />
Nach wie vor aber s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> „Damen<br />
<strong>in</strong> Weiß“ dem Regime e<strong>in</strong> Dorn<br />
im Au<strong>ge</strong>. So wurde am 8. Januar im<br />
Dorf Pedro Betancourt (Prov<strong>in</strong>z Matanzas)<br />
der Gedenkmarsch von mehr<br />
als zwanzig Dissidenten zum Grab der<br />
kubanischen Bür<strong>ge</strong>rrechtler<strong>in</strong> Gloria<br />
Amaya González von Sicherheitskräften<br />
nieder<strong>ge</strong>knüppelt, e<strong>in</strong>i<strong>ge</strong> der<br />
Teilnehmer wurden verhaftet. Wie <strong>die</strong><br />
Internationale Gesellschaft für Menschenrechte<br />
(IGFM) berichtet, wollten<br />
<strong>die</strong> Teilnehmer am zweiten Todestag<br />
der Menschenrechtler<strong>in</strong> Blumen<br />
auf ihr Grab le<strong>ge</strong>n. Teilnehmer waren<br />
unter anderem Mitglieder der Gefan<strong>ge</strong>nenhilfsorganisation<br />
„Damas de<br />
Blanco“, Menschenrechtsaktiv<strong>ist</strong>en<br />
sowie Freunde und Familienmitglieder.<br />
Gloria Amaya González (1928 -<br />
2010) war <strong>die</strong> Mutter der drei ehemali<strong>ge</strong>n<br />
politischen Gefan<strong>ge</strong>nen - Ariel,<br />
Guido und Miguel Sigler Amaya, <strong>die</strong><br />
während des kubanischen „Schwar-<br />
20 AUFTRAG 285 • APRIL 2012