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die „Bildungslandschaft“ in Deutschland ist ge - Gemeinschaft ...

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GESELLSCHAFT NAH UND FERN<br />

lizen <strong>in</strong> den Camps. Es kann sich um<br />

Anhän<strong>ge</strong>r von Hamas handeln, aber<br />

auch um diffuse Organisationen, <strong>die</strong><br />

zB von Syrien aus <strong>ge</strong>steuert werden.<br />

Diese Gruppen bekämpfen sich vor allem<br />

nachts <strong>in</strong>nerhalb des Camps. Die<br />

von ihnen aus<strong>ge</strong>hende Gefahr wurde<br />

im Jahre 2007 deutlich, als <strong>die</strong> libanesische<br />

Armee bei e<strong>in</strong>er Hausdurchsuchung<br />

im Camp Nahr Al-Bared bei<br />

Tripolis <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Scharmützel verwickelt<br />

wurde und wenig später 27 libanesische<br />

Soldaten an e<strong>in</strong>em Stützpunkt im<br />

Schlaf ermordet wurden. Als Reaktion<br />

zerstörte <strong>die</strong> libanesische Armee<br />

weite Teile des Camps.<br />

Zweitens s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Paläst<strong>in</strong>enser<br />

führungslos. Das unterscheidet sie<br />

von den libanesischen Gruppen. Während<br />

me<strong>in</strong>es dreimonati<strong>ge</strong>n Praktikums<br />

bei der Organisation CYC Shatila<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em verhältnismäßig ruhi<strong>ge</strong>n<br />

Camp <strong>in</strong> den Vororten Beiruts wurde<br />

ich Zeu<strong>ge</strong> von drei Demonstrationen<br />

<strong>in</strong> völlig unterschiedliche Richtun<strong>ge</strong>n.<br />

An e<strong>in</strong>em Tag forderten <strong>die</strong> Paläst<strong>in</strong>enser<br />

<strong>in</strong> Downtown Beirut mehr<br />

Arbeitsrechte, e<strong>in</strong> andermal verlangten<br />

sie mehr Unterstützung von UN-<br />

RWA und im Mai fand besagte Demonstration<br />

<strong>in</strong> Maroun Ar-Ras statt,<br />

<strong>die</strong>smal machten sie e<strong>in</strong> Recht zur<br />

Rückkehr <strong>ge</strong>ltend. An <strong>die</strong>ser Stelle<br />

soll nicht diskutiert werden, ob <strong>die</strong><br />

Flüchtl<strong>in</strong><strong>ge</strong>, von denen <strong>die</strong> wenigsten<br />

jemals auch nur e<strong>in</strong>en Fuß auf ihr<br />

Heimatland <strong>ge</strong>setzt haben, e<strong>in</strong> Recht<br />

zur Rückkehr haben. Von dem israelischen<br />

Staat erwarten sie ohneh<strong>in</strong><br />

ke<strong>in</strong>e Unterstützung. Viel schmerzhafter<br />

<strong>ist</strong> für sie, dass sie ke<strong>in</strong>erlei Solidarität<br />

aus der West-Bank erfahren,<br />

wo Mahmoud Abbas mit se<strong>in</strong>er Partei<br />

Fatah derzeit emsig an e<strong>in</strong>em souveränen<br />

Staat arbeitet. Daher <strong>ist</strong> es für<br />

andere Gruppierun<strong>ge</strong>n e<strong>in</strong> Leichtes,<br />

<strong>die</strong> Paläst<strong>in</strong>enser für <strong>die</strong> ei<strong>ge</strong>nen Interessen<br />

zu <strong>in</strong>strumentalisieren. Zum<br />

Beispiel unterstützte Hisbullah maß<strong>ge</strong>blich<br />

<strong>die</strong> Demonstration im Maroun<br />

Ar-Ras, sie stellte <strong>die</strong> <strong>ge</strong>samte Log<strong>ist</strong>ik<br />

bereit. Verme<strong>in</strong>tlich handelte sie<br />

aus Solidarität <strong>ge</strong><strong>ge</strong>n den <strong>ge</strong>me<strong>in</strong>samen<br />

Fe<strong>in</strong>d Israel. Wichti<strong>ge</strong>r für <strong>die</strong><br />

schiitische Hisbullah <strong>ist</strong>, dass es sich<br />

bei den Paläst<strong>in</strong>ensern um Sunniten<br />

handelt. Zählt man sie bei der libanesischen<br />

Bevölkerung mit, gibt es<br />

unter den Muslimen e<strong>in</strong>e sunnitische<br />

Mehrheit, ohne sie e<strong>in</strong>e schiitische.<br />

Daher <strong>ist</strong> Hisbullah sehr <strong>in</strong>teressiert<br />

daran, <strong>die</strong> Paläst<strong>in</strong>enser aus dem Libanon<br />

zu entfernen. Ob ihr Kampf für<br />

<strong>die</strong> Heimkehr den Libanon erneut <strong>in</strong><br />

Gewalt stürzt, <strong>ist</strong> den Paläst<strong>in</strong>ensern<br />

gleichgültig.<br />

Der Man<strong>ge</strong>l an staatlicher Kontrolle<br />

und <strong>die</strong> Führungslosigkeit der<br />

Paläst<strong>in</strong>enser machen sie me<strong>in</strong>er Ansicht<br />

nach zur größten Gefahr für <strong>die</strong><br />

Sicherheit des Libanon.<br />

Die Schebaa-Farmen<br />

Der Streit um <strong>die</strong> Schebaa-Farmen<br />

zeigt, wie vielschichtig <strong>die</strong> Konflikte<br />

<strong>ge</strong>la<strong>ge</strong>rt s<strong>in</strong>d. Es handelt sich<br />

um e<strong>in</strong> 25 km² großes Gebiet im Südlibanon,<br />

das nach wie vor israelisch<br />

besetzt <strong>ist</strong>. Für <strong>die</strong> israelische Seite <strong>ist</strong><br />

das Gebiet aufgrund der großen Wasservorkommen<br />

<strong>in</strong>teressant. Aber auch<br />

auf libanesischer Seite besteht e<strong>in</strong> Interesse<br />

daran, den Status quo aufrecht<br />

zu erhalten. In der Regierung gibt es<br />

weit über <strong>die</strong> Parteirän<strong>ge</strong> der Hisbullah<br />

h<strong>in</strong>weg Stimmen, <strong>die</strong> sich <strong>ge</strong><strong>ge</strong>n<br />

<strong>die</strong> von UN-Resolution 1701 <strong>ge</strong>forderte<br />

Entwaffnung der Hisbullah aussprechen.<br />

Das Argument: <strong>die</strong> israelische<br />

Besatzung der Schebaa-Farmen.<br />

So wird <strong>die</strong> Besatzung im Interesse<br />

fast aller Beteiligten aufrecht erhalten.<br />

Israel selbst verwei<strong>ge</strong>rt <strong>die</strong> Rückgabe<br />

mit der Behauptung, <strong>die</strong> Schebaa-<br />

Farmen <strong>ge</strong>hörten zu Syrien. Syrien<br />

betont, dass es sich um libanesisches<br />

Territorium handelt, um Israel ent<strong>ge</strong><strong>ge</strong>n<br />

zu treten, hat aber ebenfalls e<strong>in</strong><br />

Interesse daran, e<strong>in</strong>e Rechtfertigung<br />

für <strong>die</strong> Bewaffnung der befreundeten<br />

Hisbullah bestehen zu lassen. Daher<br />

reagiert Syrien nicht auf e<strong>in</strong> Gesuch<br />

der Vere<strong>in</strong>ten Nationen, <strong>die</strong> Zu<strong>ge</strong>hörigkeit<br />

des Gebiets zum Libanon<br />

schriftlich zu bestäti<strong>ge</strong>n.<br />

Obwohl ähnlich den syrischen,<br />

von Israel besetzten Golanhöhen derzeit<br />

nicht um <strong>die</strong> Schebaa-Farmen <strong>ge</strong>kämpft<br />

wird, kann <strong>in</strong>sbesondere e<strong>in</strong><br />

Machtwechsel <strong>in</strong> Syrien den Status<br />

quo <strong>ge</strong>fährden.<br />

Weitere Konfliktpunkte<br />

Nicht nur bei den Schebaa-Farmen<br />

<strong>ge</strong>ht es um <strong>die</strong> Sicherung der<br />

spärlichen Wasserquellen. Im Jahre<br />

2002 drohte der damali<strong>ge</strong> israelische<br />

M<strong>in</strong><strong>ist</strong>erpräsident Ariel Sharon mit<br />

Krieg <strong>ge</strong><strong>ge</strong>n den Libanon, weil <strong>die</strong>ser<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>es Infrastrukturpro-<br />

jekts Wasser aus dem Wazzani ableiten<br />

wollte. Dieser Fluss entspr<strong>in</strong>gt im<br />

Libanon und spe<strong>ist</strong> weiter südlich zusammen<br />

mit dem Fluss Hasbani den<br />

Fluss Jordan und damit das größte<br />

Wasserreservoir Israels, den See Genezareth.<br />

Der Libanon beruft sich auf<br />

den völkerrechtlichen Grundsatz, dass<br />

<strong>die</strong> Herrschaft über <strong>die</strong> Wasserquellen<br />

e<strong>in</strong>es Landes Ausfluss der Souveränität<br />

über das Territorium s<strong>in</strong>d. Der<br />

Konflikt konnte nach Verhandlun<strong>ge</strong>n<br />

mit der EU und den USA bei<strong>ge</strong>legt<br />

werden, das libanesische Projekt wird<br />

fort<strong>ge</strong>führt. Doch <strong>die</strong> Kriegsdrohung<br />

Scharons zeigt, welches Konfliktpotential<br />

das Wasser als Lebensgrundla<strong>ge</strong><br />

birgt.<br />

Ke<strong>in</strong>e Grundla<strong>ge</strong> für Leben, sondern<br />

für Wohlstand, s<strong>in</strong>d beachtliche<br />

Gasvorkommen, <strong>die</strong> kürzlich im Mittelmeer<br />

vor der Küste Israels <strong>ge</strong>funden<br />

wurden. Der Libanon vertritt <strong>die</strong><br />

Position, dass sich e<strong>in</strong> Teil <strong>die</strong>ser Gebiete<br />

auf libanesisches Hoheits<strong>ge</strong>biet<br />

erstreckt. Auch das nahe <strong>ge</strong>le<strong>ge</strong>ne<br />

Zypern hat schon Pläne für <strong>die</strong> Ausbeutung<br />

der Vorkommen an<strong>ge</strong>kündigt.<br />

Grundsätzlich darf Israel nach Belieben<br />

das Vorkommen ausschöpfen, solan<strong>ge</strong><br />

<strong>die</strong> Bohr<strong>in</strong>seln auf se<strong>in</strong>em Territorium<br />

lie<strong>ge</strong>n. Problematisch <strong>ist</strong>, dass<br />

der offizielle Kriegszustand zwischen<br />

Israel und Libanon e<strong>in</strong>e Feststellung<br />

der Landesgrenzen unmöglich macht.<br />

Die Meeresgrenzen wiederum knüpfen<br />

an <strong>die</strong> Landesgrenzen an.<br />

Als Lebensgrundla<strong>ge</strong> bietet das<br />

Wasser e<strong>in</strong>e besondere Konfliktquelle<br />

zwischen Libanon und Israel. Sollten<br />

<strong>die</strong> beiden Staaten den Streit um <strong>die</strong><br />

Gasquellen im Mittelmeer austra<strong>ge</strong>n,<br />

stellt sich <strong>die</strong> Fra<strong>ge</strong> nach dem Verhalten<br />

der Seekräfte der UNIFIL.<br />

Ausblick<br />

Dem libanesischen Staat fällt es<br />

aufgrund der E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>teressen der<br />

Gruppen schwer, e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Position<br />

zu Konflikten zu beziehen. So<br />

wünschenswert e<strong>in</strong> Frieden mit Israel<br />

und e<strong>in</strong>e Klärung der territorialen<br />

Streitigkeiten <strong>ist</strong>, so <strong>ge</strong>ht davon ke<strong>in</strong>e<br />

unmittelbare Bedrohung aus.<br />

Me<strong>in</strong>er Auffassung nach birgt <strong>die</strong><br />

unkontrollierte Präsenz der Paläst<strong>in</strong>enser<br />

<strong>die</strong> größte Gefahr für <strong>die</strong> Sicherheit.<br />

Das Problem konfliktfrei zu<br />

lösen entspricht der Quadratur des<br />

Kreises. Daher muss nach e<strong>in</strong>er prag-<br />

16 AUFTRAG 285 • APRIL 2012

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