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die „Bildungslandschaft“ in Deutschland ist ge - Gemeinschaft ...

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also äußerst behutsam vor<strong>ge</strong>hen und<br />

verhält sich stets defensiv.<br />

Damit <strong>ist</strong> <strong>die</strong> Armee aber nicht bedeutungslos<br />

für das Land. Sie nimmt<br />

vielmehr <strong>die</strong> Rolle e<strong>in</strong>es Mediators<br />

e<strong>in</strong>. Nicht selten <strong>ge</strong>nießen Politiker<br />

mit militärischem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>e<br />

hohe Anerkennung im Land – wer e<strong>in</strong><br />

Gespür für das richti<strong>ge</strong> Verhalten der<br />

Armee <strong>in</strong> konfessionellen Konflikten<br />

hat, der kann auch politische Kompromisse<br />

herbeiführen. Als Beispiel sei<br />

der chr<strong>ist</strong>liche General Fou‘ad Chehab<br />

<strong>ge</strong>nannt, der von 1958 bis 1964<br />

als Präsident amtierte. Noch heute<br />

<strong>ge</strong>nießt er hohes Ansehen bei der<br />

Bevölkerung, se<strong>in</strong>e Amtszeit wird als<br />

Beispiel für e<strong>in</strong>e Politik im nationalen<br />

Interesse heran<strong>ge</strong>zo<strong>ge</strong>n.<br />

Trotz ihrer <strong>ge</strong>sellschaftlichen Bedeutung<br />

<strong>ist</strong> <strong>die</strong> Armee nicht zu e<strong>in</strong>em<br />

wirkungsvollen E<strong>in</strong>greifen fähig.<br />

Die Sonderrolle der Hisbullah im Südlibanon<br />

Das gilt nicht nur für <strong>in</strong>ländische<br />

Konflikte. Auch zur Verteidigung<br />

nach außen <strong>ist</strong> <strong>die</strong> Armee zu schwach<br />

aus<strong>ge</strong>bildet. Im Bür<strong>ge</strong>rkrieg haben <strong>die</strong><br />

Gruppen <strong>die</strong> Sache selbst <strong>in</strong> <strong>die</strong> Hand<br />

<strong>ge</strong>nommen und Milizen <strong>ge</strong>bildet. Inzwischen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>se auf<strong>ge</strong>löst, bis auf<br />

e<strong>in</strong>e Ausnahme: <strong>die</strong> Hisbullah.<br />

Sie entstand <strong>in</strong> den 1980er Jahren<br />

im Südlibanon zur Verteidigung der<br />

mehrheitlich schiitischen Bevölkerung<br />

<strong>ge</strong><strong>ge</strong>n <strong>die</strong> israelische Besatzung.<br />

Der Forderung e<strong>in</strong>er Entwaffnung <strong>ge</strong>mäß<br />

Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrats<br />

<strong>ist</strong> <strong>die</strong> Hisbullah nicht nach<strong>ge</strong>kommen.<br />

Stets wird auf <strong>die</strong> Gefahr<br />

e<strong>in</strong>es erneuten israelischen Angriffs<br />

verwiesen. Durch den Libanonkrieg<br />

2006 sieht sich <strong>die</strong> Hisbullah dar<strong>in</strong><br />

bestätigt, auch nicht-schiitische Libanesen<br />

<strong>ge</strong>stehen ihr Kompetenz <strong>in</strong><br />

der Landesverteidigung zu.<br />

Es <strong>ist</strong> umstritten, wie <strong>die</strong> Hisbullah<br />

e<strong>in</strong>zuordnen <strong>ist</strong>. Sie selbst bezeichnet<br />

sich als Umma (muslimische<br />

Geme<strong>in</strong>schaft), Großbritannien<br />

unterscheidet zwischen der politischen<br />

Partei und der als terror<strong>ist</strong>isch<br />

e<strong>in</strong><strong>ge</strong>stuften Miliz, <strong>die</strong> USA sehen <strong>in</strong><br />

der Hisbullah als Ganzes e<strong>in</strong>e Terrororganisation.<br />

Entscheidend <strong>ist</strong> ihre<br />

Sonderrolle neben dem Staat. Diese<br />

erstreckt sich neben den militärischen<br />

Aktivitäten auf umfassende soziale<br />

Unterstützung der armen, ländlichen<br />

Bevölkerung des Südlibanon und so-<br />

AUFTRAG 285 • APRIL 2012<br />

gar auf Aufbauprojekte <strong>in</strong> den 2006<br />

bombar<strong>die</strong>rten südlichen Vororten von<br />

Beirut. Darüber h<strong>in</strong>aus <strong>ist</strong> sie als politische<br />

Partei im Parlament vertreten<br />

und beteiligt sich folglich am Staat.<br />

Es <strong>ist</strong> nicht abzusehen, dass <strong>die</strong><br />

Hisbullah von selbst ihre militärische<br />

Stellung an den Staat abgibt. Denkbar<br />

<strong>ist</strong> h<strong>in</strong><strong>ge</strong><strong>ge</strong>n, dass sie durch <strong>die</strong><br />

politische Entwicklung <strong>in</strong> der Region<br />

<strong>ge</strong>schwächt wird. Sie erhält massive<br />

Unterstützung aus dem Iran, Syrien<br />

unterstützt sie ebenfalls und <strong>die</strong>nt<br />

vor allem als Transportweg für Waffen.<br />

Sollte <strong>die</strong> sunnitische Mehrheit <strong>in</strong><br />

Syrien e<strong>in</strong>en Regimewechsel zu ihren<br />

Gunsten herbeiführen, käme nur noch<br />

der Wasserweg für <strong>die</strong> Belieferung mit<br />

Waffen <strong>in</strong> Fra<strong>ge</strong>.<br />

Sicherung des Südlibanon durch <strong>die</strong> UNIFIL?<br />

Dieser wird jedoch von der deutschen<br />

Mar<strong>in</strong>e als Teil der UNIFIL-<br />

Mission überwacht. UNIFIL <strong>ist</strong> <strong>die</strong><br />

United Nations Interim Force <strong>in</strong> Lebanon,<br />

<strong>die</strong> 1978 vom UN-Sicherheitsrat<br />

e<strong>in</strong><strong>ge</strong>setzt wurde, um den israelischen<br />

Rückzug aus dem Südlibanon<br />

zu überprüfen, <strong>in</strong>ternationalen Frieden<br />

und Sicherheit wiederherzustellen<br />

und <strong>die</strong> libanesische Regierung<br />

bei dem Wiederaufbau e<strong>in</strong>er tatsächlichen<br />

Souveränität <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Gebiet<br />

zu unterstützen. Das Mandat wurde<br />

<strong>in</strong> Fol<strong>ge</strong> des Krie<strong>ge</strong>s 2006 erweitert,<br />

unter anderem kontrolliert UNIFIL<br />

nun <strong>die</strong> E<strong>in</strong>fuhr von Waffen oder ähnlichem<br />

Material. Die deutsche Bundeswehr<br />

übernimmt <strong>die</strong>se Aufgabe<br />

vor der libanesischen Küste, Bodentruppen<br />

werden nicht von deutscher<br />

Seite <strong>ge</strong>stellt.<br />

Es <strong>ist</strong> fraglich, ob <strong>die</strong> UNIFIL<br />

ihre Aufgaben effektiv erfüllen kann.<br />

1982 wurden ihre Stützpunkte nach<br />

ei<strong>ge</strong>nen Worten von der israelischen<br />

Armee „überrannt“, 2006 fielen UNI-<br />

FIL-Soldaten Angriffen von Israel und<br />

Hisbullah zum Opfer. Im Laufe des<br />

Jahres 2011 wurden italienische und<br />

französische UNIFIL-Soldaten durch<br />

drei Bombenanschlä<strong>ge</strong> verletzt.<br />

Außerdem s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> E<strong>in</strong>griffskompetenzen<br />

sehr e<strong>in</strong><strong>ge</strong>schränkt. Bei e<strong>in</strong>er<br />

eskalierten Paläst<strong>in</strong>enserdemonstration<br />

am 15. Mai 2011 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Grenzort zu Israel, Maroun Ar-Ras,<br />

wurden 11 Paläst<strong>in</strong>enser von israelischen<br />

Grenztruppen <strong>ge</strong>tötet und über<br />

Hundert verletzt. Über <strong>die</strong> Rechtferti-<br />

GESELLSCHAFT NAH UND FERN<br />

gung der israelischen Reaktion lässt<br />

sich streiten. In jedem Fall reichte <strong>die</strong><br />

Anzahl libanesischer Soldaten, me<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>schätzung nach maximal 40-<br />

50, nicht aus, um <strong>die</strong> Demonstranten<br />

von der Grenze fern zu halten und<br />

damit <strong>die</strong> Eskalation zu vermeiden.<br />

Erst nach vielen Stunden <strong>ge</strong>lang <strong>die</strong><br />

Auflösung der Demonstration. Nach<br />

Aussa<strong>ge</strong> e<strong>in</strong>es italienischen UNIFIL-<br />

Soldaten wären Truppen <strong>in</strong> 10 M<strong>in</strong>uten<br />

zur Stelle <strong>ge</strong>wesen, aber nur auf<br />

Anfra<strong>ge</strong> der libanesischen Armee. Für<br />

e<strong>in</strong>e effektive Erfüllung des Mandats<br />

<strong>ist</strong> me<strong>in</strong>er Auffassung nach <strong>die</strong> Kompetenz<br />

zum unabhängi<strong>ge</strong>n Handeln <strong>in</strong><br />

Konfliktsituationen erforderlich.<br />

Die Paläst<strong>in</strong>enser<br />

Die Paläst<strong>in</strong>enser stellen me<strong>in</strong>er<br />

Me<strong>in</strong>ung nach e<strong>in</strong>e größere Herausforderung<br />

für <strong>die</strong> Sicherheit des<br />

Libanon dar als <strong>die</strong> Hisbullah. Die<br />

Bezeichnung „Paläst<strong>in</strong>enser“ <strong>ist</strong> nicht<br />

all<strong>ge</strong>me<strong>in</strong> fest<strong>ge</strong>legt, ich verwende sie<br />

hier für Flüchtl<strong>in</strong><strong>ge</strong> oder deren Abkommen<br />

aus dem früheren Mandats<strong>ge</strong>biet<br />

Paläst<strong>in</strong>a, das sich mit dem<br />

heuti<strong>ge</strong>n Israel, Jordanien, dem Gazastreifen<br />

und der Westbank deckt.<br />

H<strong>in</strong>tergrund der paläst<strong>in</strong>ensischen<br />

Präsenz im Libanon <strong>ist</strong> der „Schwarze<br />

September“ im Jahre 1971. Die Paläst<strong>in</strong>ensische<br />

Befreiungsorganisation<br />

führte damals ihren Kampf <strong>ge</strong><strong>ge</strong>n Israel<br />

aus Jordanien und bedrohte damit<br />

<strong>die</strong> Sicherheit des Landes. Ihre Vertreibung<br />

aus Jordanien im „Schwarzen<br />

September“ brachte sie <strong>in</strong> den Libanon,<br />

wo <strong>die</strong> Schwäche des Staates e<strong>in</strong><br />

un<strong>ge</strong>h<strong>in</strong>dertes militärisches Handeln<br />

ermöglichte. Dies hat entscheidend<br />

zum Ausbruch des Bür<strong>ge</strong>rkrie<strong>ge</strong>s bei<strong>ge</strong>tra<strong>ge</strong>n.<br />

Heutzuta<strong>ge</strong> leben <strong>die</strong> Paläst<strong>in</strong>enser<br />

<strong>in</strong> so<strong>ge</strong>nannten „Camps“,<br />

üblicherweise am Rande e<strong>in</strong>er Stadt.<br />

Das e<strong>in</strong>zelne Camp liegt zwar auf libanesischem<br />

Territorium, aber der<br />

Staat erhebt ke<strong>in</strong>e Kompetenz über<br />

das Gebiet. Die Verwaltung obliegt<br />

der ei<strong>ge</strong>ns für <strong>die</strong> Paläst<strong>in</strong>enser e<strong>in</strong><strong>ge</strong>setzten<br />

United Nations Relief and<br />

Works A<strong>ge</strong>ncy (UNRWA), nach deren<br />

Angaben 455.000 Flüchtl<strong>in</strong><strong>ge</strong> <strong>in</strong> 12<br />

Camps leben, wohl<strong>ge</strong>merkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Land von 3,5 bis 4 Millionen. Sie bedrohen<br />

aus zwei Gründen <strong>die</strong> Sicherheit<br />

des Staates.<br />

Erstens unterhalten verschiedene<br />

politische Gruppen ihre ei<strong>ge</strong>nen Mi-<br />

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