die „Bildungslandschaft“ in Deutschland ist ge - Gemeinschaft ...
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GESELLSCHAFT NAH UND FERN<br />
Vorstellung der Levante<br />
In den vier Heften <strong>die</strong>ses Jahres stellt <strong>die</strong> Redaktion der Leserschaft <strong>die</strong> Staaten der Levante vor, um Ihnen e<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> <strong>die</strong> Struktur <strong>die</strong>ser sicherheitspolitisch höchst <strong>in</strong>teressanten Region zu <strong>ge</strong>ben. Dabei beg<strong>in</strong>nen wir mit<br />
dem Libanon, der von e<strong>in</strong>em jun<strong>ge</strong>n Studenten beschrieben wird.<br />
Libanon – e<strong>in</strong>e Beschreibung<br />
VON TIM KNOCHE 1<br />
b<strong>in</strong> Libanes<strong>in</strong>, Shiiten, Araber<strong>in</strong>...das sollte ich anders sa<strong>ge</strong>n: Ich b<strong>in</strong> Araber<strong>in</strong>, Libanes<strong>in</strong> und Shiiten...<br />
Moment, ich sollte das nochmal überdenken.“ Libanesen belieben zu verwirren. Das <strong>ist</strong> <strong>die</strong> erste Erfah-<br />
„Ich<br />
rung, <strong>die</strong> ich während me<strong>in</strong>es 10-monati<strong>ge</strong>n Auslandsaufenthaltes vom Herbst 2010 bis Sommer 2011<br />
im Libanon machen musste. Me<strong>in</strong> Studium der Rechtswissenschaften führte ich an der Faculté de Droit der Université<br />
Sa<strong>in</strong>t-Joseph fort und hatte derweil Gele<strong>ge</strong>nheit, <strong>die</strong> vielfälti<strong>ge</strong>n Seiten des Libanon kennen zu lernen.<br />
Im ersten Teil <strong>die</strong>ses Beitra<strong>ge</strong>s möchte ich e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das Land und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Denkweise <strong>ge</strong>ben und im<br />
zweiten Teil darstellen, mit welchen Herausforderun<strong>ge</strong>n <strong>die</strong> Sicherheitspolitik konfrontiert <strong>ist</strong>.<br />
Teil 1 – Der Libanon<br />
Geographische La<strong>ge</strong> und Entstehung<br />
des Landes<br />
D er1Libanon <strong>ist</strong> e<strong>in</strong> Land im Nahen<br />
Osten, das sich über 225 km von<br />
Norden nach Süden an der Ostküste<br />
des Mittelmeeres entlang zieht. Parallel<br />
zu der sehr schmalen Küstenl<strong>in</strong>ie<br />
erheben sich <strong>die</strong> steilen Hän<strong>ge</strong><br />
des Libanon<strong>ge</strong>bir<strong>ge</strong>s, lande<strong>in</strong>wärts<br />
folgt ebenfalls parallel <strong>die</strong> flache Bekaaebene<br />
und schließlich das Antilibanon<strong>ge</strong>bir<strong>ge</strong><br />
als natürliche Grenze<br />
zu Syrien, das nördlich und westlich<br />
den Libanon umschließt. Der südliche<br />
Nachbar <strong>ist</strong> Israel.<br />
Die Entstehung des Libanon wurde<br />
maß<strong>ge</strong>blich von Chr<strong>ist</strong>en voran<strong>ge</strong>trieben.<br />
Dem Osmanischen Reich war<br />
es nie recht <strong>ge</strong>lun<strong>ge</strong>n, <strong>die</strong> Levante<br />
zu kontrollieren. Die europäischen<br />
Mächte nutzten im 19. Jahrhundert<br />
<strong>die</strong>se Schwäche, um mit der „Hohen<br />
1 Tim Knoche, Jahrgang 1990, <strong>ist</strong> Student<br />
der Rechtswissenschaften an der<br />
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg<br />
und verbrachte an der Université Sa<strong>in</strong>t-<br />
Joseph <strong>in</strong> Beirut e<strong>in</strong> Auslandsjahr. Er<br />
lernte Land und Leute kennen und<br />
be<strong>ge</strong>gnete dabei den verschiedensten,<br />
<strong>ge</strong><strong>ge</strong>nsätzlichen Ansichten über den<br />
Libanon, <strong>die</strong> sich <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Beitrag<br />
widerspie<strong>ge</strong>ln. Bei weiterem Interesse<br />
sei zur E<strong>in</strong>führung der „Atlas du<br />
Liban“ (Assaf/Barakat, Presses de<br />
l‘Université Sa<strong>in</strong>t-Joseph), tiefer<strong>ge</strong>hend<br />
<strong>die</strong> „H<strong>ist</strong>oire du Liban Contempora<strong>in</strong>“<br />
(Denise Ammoun, Fayard) und für<br />
<strong>die</strong> Verfassung das „Dictionnaire de<br />
la Constitution Libanaise“ (Béchara<br />
Ménassa, Editions Dar-An-Nahr) empfohlen<br />
Pforte“ Schutzverträ<strong>ge</strong> über <strong>die</strong> chr<strong>ist</strong>liche<br />
Bevölkerung auszuhandeln.<br />
Bereits vor dem Zusammenbruch des<br />
Osmanischen Reiches zum Ende des<br />
Ersten Weltkrie<strong>ge</strong>s plante man eifrig<br />
an e<strong>in</strong>em Staat für <strong>die</strong> Chr<strong>ist</strong>en – <strong>die</strong><br />
Geburtsstunde des Libanon.<br />
Unter dem 1920 erteilten französischen<br />
Völkerbundmandat für Syrien<br />
und Libanon wurden <strong>die</strong> Grenzen<br />
endgültig durch <strong>die</strong> neue Verfassung<br />
1926 fest<strong>ge</strong>legt. Das Mandat endete<br />
mit der Unabhängigkeitserklärung<br />
1943. Möglich wurde <strong>die</strong> Ex<strong>ist</strong>enz<br />
e<strong>in</strong>es ei<strong>ge</strong>nständi<strong>ge</strong>n Libanon durch<br />
e<strong>in</strong>en Kompromiss. Die Muslime<br />
liebäu<strong>ge</strong>lten mit e<strong>in</strong>em mehrheit-<br />
lich muslimischen Großsyrien. Die<br />
Chr<strong>ist</strong>en h<strong>in</strong><strong>ge</strong><strong>ge</strong>n wollten nicht <strong>die</strong><br />
nach Jahrhunderten muslimischer<br />
Herrschaft erlangte Vormachtstellung<br />
auf<strong>ge</strong>ben. Also blieb es bei der von den<br />
Franzosen errichteten parlamentarischen<br />
Republik des Libanon, aber mit<br />
e<strong>in</strong>er weltweit e<strong>in</strong>zigarti<strong>ge</strong>n Verteilung<br />
der Macht: Der Präsident <strong>ist</strong> stets e<strong>in</strong><br />
Chr<strong>ist</strong> der maronitischen<br />
KKonfession,<br />
das Amt des<br />
M<strong>in</strong><strong>ist</strong>er-präsidenten M<br />
wird<br />
von v e<strong>in</strong>em sunnitischen<br />
Muslim M <strong>ge</strong>führt und zum<br />
Parlamentspräsidenten<br />
P<br />
wird w e<strong>in</strong> schiitischer<br />
Muslim M <strong>ge</strong>wählt. Dieses<br />
System S <strong>ist</strong> ke<strong>in</strong>esfalls verfassungsrechtlich<br />
f<br />
verankert,<br />
k es handelt sich um<br />
den d bloß mündlichen<br />
„Nationalpakt“ „<br />
zwischen<br />
dem d ersten Präsidenten<br />
Beschara B Al-Khoury und<br />
M<strong>in</strong><strong>ist</strong>erpräsident M<br />
Riad Al-<br />
Solh S im Jahre 1943. Doch<br />
bis b auf e<strong>in</strong>e Ausnahme<br />
im i Jahre 1988 wurde <strong>die</strong><br />
Verteilung V konsequent<br />
e<strong>in</strong><strong>ge</strong>halten. e Bereits bei<br />
der d Unabhängigkeit zeigte<br />
t sich: Der Libanon hat<br />
nur n<br />
e<strong>in</strong>e Zukunft, wenn<br />
<strong>die</strong> Konfessionen zu Kompromissen<br />
bereit s<strong>in</strong>d.<br />
Die libanesische Gesellschaft – Mite<strong>in</strong>ander<br />
oder Nebene<strong>in</strong>ander?<br />
Das <strong>ist</strong> aus zwei Gründen nicht<br />
e<strong>in</strong>fach. Erstens stellt <strong>die</strong> schiere<br />
Anzahl an Konfessionen e<strong>in</strong>e He-<br />
12 AUFTRAG 285 • APRIL 2012