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Monocyclische Heteroaromaten

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1 Malte Sietzen und Steffen Woltering 30.05.08<br />

<strong>Monocyclische</strong> <strong>Heteroaromaten</strong><br />

Einführung<br />

Definition:<br />

Cyclische Systeme mit Heteroatomen im Ringgerüst (in der Regel N,O,S), die Hückelregel muss erfüllt sein<br />

(4n+2 π-Elektronen), planare Moleküle<br />

Nomenklatur:<br />

Trivialnamen üblich, mehrere verschiedene Nomenklatursysteme (nicht eindeutige Benennung)<br />

am einfachsten: Name des entsprechenden Carbocyclus mit beschreibender Präfix.<br />

aza → Stickstoff oxa → Sauerstoff thia → Schwefel<br />

Fünfringe<br />

Aromatizität: Thiophen > Pyrrol > Furan<br />

Furan Thiophen Pyrrol<br />

Elektronenpaar des Heteroatoms über den Ring delokalisiert ->Elektronenreiche, nicht basische Systeme.<br />

Synthese:<br />

Paal-Knorr-Synthese:<br />

Reaktion einer 1,4-Dicarbonylverbindung mit NH3 (Pyrrol), H2S/HCl (Thiophen) oder H3PO4 (Furan).<br />

O<br />

O S<br />

N<br />

H<br />

H +<br />

O<br />

NH 3<br />

Bei Thiophen ist auch P2S5 als Reagenz möglich, hier erfolgt zuerst die Überführung in das Thioketon und<br />

anschließend der Ringschluss unter Abspaltung von Schwefelwasserstoff.<br />

Reaktionen<br />

Sehr reaktiv gegenüber elektrophiler aromatischer Substitution. Reaktivität: Pyrrol > Furan > Thiophen ><br />

Benzol. Grund dafür sind unterschiedliche Elektronenverteilungen im Ring, sowie die Aromatizität.<br />

Substitution erfolgt meist selektiv zugunsten der C2-Stellung.<br />

Bei starken Elektrophilen erfolgt die Substitution wahlloser.<br />

H +<br />

O<br />

C N O/S<br />

Einzelne Reaktionen:<br />

C3<br />

Vilsmeier-Reaktion: C2-selektive Formylierung von Pyrrol, Furan oder Thiophen mit dem<br />

vorher gebildeten Vilsmeier-Komplex:<br />

O<br />

Cl P Cl<br />

Cl<br />

O<br />

+<br />

O<br />

H NMe 2<br />

NH 2<br />

O<br />

HO<br />

Cl P O<br />

Cl<br />

OH<br />

H<br />

Cl<br />

NH 2<br />

N<br />

H<br />

X<br />

NMe 2<br />

-H 2O<br />

C2<br />

-H 2O<br />

-PO 2Cl<br />

O<br />

Cl<br />

N<br />

H<br />

Cl<br />

H NMe2 Vilsmeier-Komplex<br />

NH


2 Malte Sietzen und Steffen Woltering 30.05.08<br />

X = NH, S, O<br />

Außerdem: Mannich-Reaktion, Friedel-Crafts-Acylierungen und -Alkylierungen (nur von Thiophen, Furan und<br />

Pyrrol sind gegenüber Lewis-Säuren nicht stabil, Pyrrol kann aber mit -I-Substituenten stabilisiert werden<br />

und geht dann auch FC-Reaktionen ein)<br />

Vorkommen<br />

Einfache Pyrrol- und Thiophenderivate eher selten, Furanverbindungen recht häufig. Alle in Pflanzen zu<br />

finden.<br />

Diazole<br />

● Enthalten zwei Heteroatome, wovon eines Stickstoff ist. 1,2- und 1,3-Azole möglich<br />

● Allesamt unbasisch auf Grund des -I-Effektes des zweiten Heteroatoms; Imidazol und Pyrazol<br />

deutlich basischer als die anderen Azole durch Resonanzstabilisierung des Kations<br />

● Erhalten ihre Aromatizität durch die Delokalisierung eines freien Elektronenpaares des zweiten<br />

Heteroatoms.<br />

N<br />

N<br />

H<br />

X<br />

Pyrazol Isoxazol Isothiazol Imidazol Oxazol Thiazol<br />

1,2-Azole 1,3-Azole<br />

Synthese<br />

Isoxazol/Pyrazol<br />

Kondensation eines 1,3-Diketons mit Hydroxylamin (Isoxazol) bzw einem Hydrazinderivat (Pyrazol). Bei<br />

unregelmäßig substituierten Ketonen können zwei verschiedene Produkte entstehen, in vielen Fällen ist die<br />

Reaktion aber regiospezifisch.<br />

R 1<br />

Cl<br />

H NMe 2<br />

-H +<br />

(analog für Pyrazol)<br />

N<br />

O O<br />

Isothiazol<br />

Reaktion eines Thioamids mit Chloramid.<br />

NH<br />

R 2<br />

O<br />

Oxazol<br />

Robison-Gabriel-Synthese: Reaktion eines Aminoketons mit einem acylierenden Reagens (hier:<br />

Säurechlorid)<br />

NH 2<br />

O<br />

Cl<br />

Imidazol<br />

Kondensation eines 1,2-Ketons mit einem Aldehyd und einem Ammoniumsalz.<br />

O<br />

O<br />

S<br />

+<br />

+<br />

R 3<br />

NH 2<br />

X NMe 2<br />

Thiazol<br />

Hantzsch-Synthese: Reaktion eines Halogenketons mit Thioamid<br />

O<br />

N<br />

H<br />

S<br />

Cl<br />

+ H2NOH + H +<br />

Cl<br />

-2 H 2 O<br />

ClNH2<br />

-HCl<br />

-H +<br />

H 2O<br />

-HNMe 2<br />

-HCl<br />

Base<br />

-H 2O<br />

O NH 4 + OAc -<br />

-3 H 2O<br />

N<br />

R 1<br />

N<br />

H<br />

R 2<br />

H 2N<br />

N<br />

X O<br />

O<br />

N<br />

H<br />

N<br />

O<br />

H<br />

3 R3<br />

R<br />

R 2<br />

N<br />

N<br />

S<br />

O<br />

N<br />

+<br />

R 1<br />

N<br />

O<br />

S<br />

N


3 Malte Sietzen und Steffen Woltering 30.05.08<br />

Reaktionen<br />

Das Stickstoffatom desaktiviert den Ring hinsichtlich elektrophiler aromatischer Substitution, diese kann<br />

jedoch mit elektronenabgebenden Gruppen im Ring (Ph-, NH2-,...) dennoch durchgeführt werden. Die<br />

Substitution erfolgt dann meist meta zum desaktivierenden Stickstoff.<br />

Nucleophile Substitutionen sind möglich, jedoch sind aktivierende Substituenten (Ph-, Br-,...) am Ring nötig.<br />

Sechsringe<br />

Die heteroaromatischen aromatischen Sechsringe sind elektronische Analoga zum Benzol, es wird ein<br />

Elektron des Heteroatoms zur Ausbildung des aromatischen Zustandes benötigt. Das Elektronenpaar ist in<br />

der Ringebene in einem sp 2 -Orbital lokalisiert.<br />

Pyridin<br />

Azabenzol<br />

Die elektronegativeren Stickstoffatome (-I-Effekt) setzen die Elektronendichte des Ringsystems herab, daher<br />

anderes Verhalten als Benzol in Bezug auf verschiedene Reaktionen (Doppelcharakter Aromat/cyclisches<br />

Imin).<br />

Pyridin<br />

Pyridin ist der einfachste sechsgliedrige Heterocyclus, das freie Elektronenpaar des Stickstoffs ist im sp 2 -<br />

Orbital lokalisiert. Das Reaktionsverhalten unterscheidet sich stark von dem des Benzols:<br />

– elektrophile Substitutionen sind aufgrund verminderter Ladungsdichte erschwert (erfordern Aktivierung);<br />

verlaufen regioselektiv nach meta<br />

N<br />

E +<br />

- elektrophile Addition<br />

N<br />

O<br />

E +<br />

Cl<br />

O<br />

N N<br />

Pyridazin<br />

N<br />

N<br />

+<br />

1,2-Diazabenzol<br />

E<br />

H E<br />

N<br />

O<br />

H<br />

S<br />

NH 2<br />

N<br />

Pyrimidin<br />

- H +<br />

elektrophile Addition am aktivierten Pyridin, das in ein N-Oxid überführt wurde.<br />

N<br />

1,3-Diazabenzol<br />

N<br />

E<br />

H<br />

-HCl N<br />

E<br />

N<br />

O<br />

N<br />

N<br />

Pyrazin<br />

1,4-Diazabenzol<br />

N N N N N<br />

– nucleophile Substitution erleichtert (ebenfalls wegen verminderter Elektronendichte), verläuft ebenfalls<br />

regioselektiv, schneller als Benzol<br />

N<br />

E<br />

H<br />

S<br />

-H +<br />

N<br />

E


4 Malte Sietzen und Steffen Woltering 30.05.08<br />

N<br />

NH 2 -<br />

Tschitschibabin-Reaktion, bessere Abgangsgruppen als Wasserstoff erleichtern die Substitution<br />

– Basenreaktionen aufgrund des freien Elektronenpaares möglich (BrØnstedt-Reaktionen,<br />

Komplexbildung)<br />

Synthese nach Hantzsch:<br />

Aldolreaktion<br />

N<br />

Michael-Addition<br />

Oxidation<br />

Derivate der Diazabenzole<br />

Drei mögliche: Pyridazin (N-Atome ortho), Pyrimidin (N-Atome meta), Pyrazin (N-Atome para)<br />

Pyrimidin am wichtigsten (Derivate sind Bestandteil von RNA/DNA)<br />

H 3C<br />

EtO<br />

EtO<br />

N<br />

N<br />

O<br />

O<br />

N<br />

H<br />

O<br />

O<br />

NH<br />

NH 2 -<br />

NH 2 -<br />

O<br />

CH 2O<br />

- H2O<br />

HN<br />

H<br />

H 2N<br />

CO 2Et<br />

O<br />

N<br />

N<br />

EtO<br />

H<br />

NH<br />

O<br />

H<br />

NH 2<br />

NH 2 N<br />

H<br />

O<br />

H 2N<br />

EtO<br />

NH 2<br />

O N O<br />

N<br />

H<br />

H<br />

O<br />

Thymin<br />

Uracil<br />

Cytosin<br />

Literatur<br />

D.T. Davis, Aromatische Heterocyclen, VCH Verlag, Weinheim, 1995<br />

Brückner, Reaktionsmechanismen, 3. Auflage, Springer Verlag, Berlin, 2004<br />

Vollhardt, Schore, Organische Chemie, 4. Auflage, Wiley-VCH, 2005<br />

Kaufmann, Grundlagen der Organischen Chemie, 11. Auflage, Birkhäuser Verlag, Berlin, 2006<br />

N<br />

N<br />

H<br />

CO 2Et<br />

NH 2<br />

O<br />

H<br />

NH 2<br />

NH 2<br />

H<br />

- H 2O<br />

H<br />

H 2N<br />

H 2N<br />

EtO 2C CO 2Et<br />

N<br />

O<br />

N<br />

H<br />

N<br />

N<br />

N<br />

NH 2<br />

CO 2Et<br />

H<br />

O<br />

OH<br />

HNO 3<br />

H<br />

NH 2<br />

NH 2<br />

H<br />

OEt<br />

H +<br />

H +<br />

-H -<br />

-H -<br />

H +<br />

O<br />

N NH 2<br />

NH 2<br />

N<br />

O<br />

OEt<br />

H3N<br />

EtO 2C CO 2Et<br />

H<br />

HO<br />

EtO 2C CO 2Et<br />

N<br />

H

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