Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Jahrgang 1967 H O H E N Z O L L E R I S C H E HEIMAT 7<br />
des Jahres 1848 diesen Anstalten den Todesstoß versetzt hätten.<br />
Von seinen vielen Zöglingen des Lehrerseminars, von<br />
denen die meisten seit 25 Jahren und darüber als tüchtige<br />
Schulmeister wirken (Beck-Sigmaringendorf, Eger-Veringendorf,<br />
Hartmann-Inzigkofen, Lacher-Sigmaringen, Locher-Sigmaringen,<br />
Reiser-Gammertingen, Lehmann-Hechingen, u. a)<br />
rühmen, von einer Strenge der Disziplin und einem etwas<br />
herben Urteile abgesehen, alle seine musterhafte Ordnung<br />
und Pünktlichkeit, seinen streng rechtlichen und unparteiischen<br />
Sinn, seinen klaren und praktischen Verstand und<br />
seine reichen pädagogischen Erfahrungen. Mit Schmerz trennte<br />
sich Stauß von dem ihm liebgewordenen Berufe und übernahm<br />
am 9. November 1848 die ihm verliehene Pfarrei B i ng<br />
e n, wo er seit 27 Jahren (bis zu seinem Tode im Jahre<br />
1876) eifrig und tätig wirkt.<br />
Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die sich aus den liberalen<br />
Tendenzen eines Teils der Bewohner und den streng<br />
konservativen Gesinnungen des Pfarrers ergaben, (er bat<br />
im Jahre 1850 um Enthebung von der Pfarrei, aber das Gesuch<br />
wurde abgeschlagen) kam es aber bald zu einem guten<br />
Einvernehmen, wie sich das bei dem am 26. Dez 1873 gefeierten<br />
25jährigen Pfarr-Jubiläum und am 26. September<br />
1875 gefeierten goldenen Priester-Jubiläum in ehrenvoller<br />
Weise zeigte. Mit neuem Eifer widmete sich Stauß nach Beilegung<br />
der Meinungsverschiedenheiten der Seelsorge in dem<br />
großen Orte Bingen mit den beiden Filialen Hitzkofen und<br />
Hornstein, verwaltete nebenbei durch 6 Jahre die Kaplanei<br />
und pastorierte das Zuchthaus Hornstein. Nebenbei fand er<br />
Zeit genug, dem Schulwesen seine unausgesetzte Sorgfalt zu<br />
widmen, wobei er durch den allgemein verehrten, eifrigen<br />
Lehrer Hieber in Bingen kräftigst unterstützt wurde. Schon<br />
im Jahre 1850 bestellte ihn die damals noch fürstliche Regierung<br />
zum Schul-Commissär (Schulinspektor) für das Oberamt<br />
Sigmaringen, welche Stelle er auch unter der königl.<br />
preußischen Regierung mit steter Anerkennung fortführte,<br />
bis ihn Kränklichkeit im Jahre 1854 zur Niederlegung des<br />
Amtes nötigte. Fast zu gleicher Zeit erhielt er den Auftrag,<br />
die Religionsprüfungen in den Elementarschulen vorzunehmen.<br />
Auf besonderen Wunsch des damaligen Reg.-Präsidenten<br />
Seydel übernahm Stauß später noch einmal die Stelle<br />
eines königl. Schul-Commissärs, bis er 1865 wegen Augenleidens<br />
um Enthebung von dieser Stelle nachsuchen mußte.<br />
Für die Hebung des Schulwesens wurde Stauß 1865 durch<br />
Verleihung des roten Adlerordens IV. Klasse und am 18.<br />
Januar 1873 der III. Klasse ausgezeichnet. Eine Anerkennung<br />
seiner ersprießlichen Leistungen in der Seelsorge und in der<br />
Bearbeitung kirchlicher Angelegenheiten wurde im Jahre<br />
1857 durch die Ernennung zum erzbischöflichen, geistlichen<br />
Rat ausgesprochen.<br />
Neben seiner regen und beinahe rastlosen Tätigkeit als<br />
Priester und Seelsorger bildete die Schule ein Lebenselement<br />
des unermüdlichen Mannes. Von anderen ihm durch<br />
Vertrauen übertragenen Aemtern ist noch die Stelle eines<br />
Vorstandes des Verwaltungsausschusses für die Witwen- und<br />
Waisenanstalt der Volkschullehrer und die Stelle eines Mitgliedes<br />
der Prüfungskommission für Schullehrer zu erwähnen.<br />
Ueberdies war Stauß auch schriftstellerisch tätig. Viele<br />
Aufsätze von ihm finden sich über das Schul- und Unterrichtswesen<br />
in der pädagogischen „Quartalsschrift" von Heim<br />
und in theologischen Zeitschriften. Für die vaterländische<br />
Geschichte hat Stauß viele Notizen gesammelt. Auch die<br />
Kunstschätze der Kirche in Bingen hat er mit größter Pietät<br />
bewahrt."<br />
Soweit Eugen Schnell.<br />
Schon ein Jahr später mußte die Pfarrgemeinde den Tod<br />
ihres Jubelpriesters beklagen. In Nr. 155 der „Hohenz. Volkszeitung"<br />
1876 erschien die Todesanzeige, in der mitgeteilt<br />
wurde, daß der Hochw. Herr Geistl. Rat und Pfarrer Joh.<br />
Ev. Stauß nach 14tägiger Krankheit am Montag, den 9. Okt.<br />
1876 in die Ewigkeit abgerufen wurde. In Nr. 156 vom 12.<br />
Oktober 1876 erfolgte ein mit einem X signierter Nachruf auf<br />
die beiden in kurzer Zeit verstorbenen Geistl. Räte Prof.<br />
Dr. Dieringer und Pfarrer Stauß, „welche eine Zierde des<br />
Klerus und ein Stolz des ganzen Landes Hohenzollern waren.<br />
Die größten Verdienste hat Stauß um das Schulwesen<br />
der einzelnen Pfarreien, denen er vorstand und als Direktor<br />
der früheren Anstalten in Habsthal um das ganze Land sich<br />
erworben. Stauß besaß einen klaren und scharfen Verstand,<br />
er fällte immer ein kurzes, aber ganz richtiges Urteil, beobachtete<br />
eine musterhafte Ordnung und Gründlichkeit, und<br />
sein heftiges Temperament, das sich früher besonders bei der<br />
Erziehung der Schuljugend äußerte, verwandelte sich später<br />
in einen milden Ernst."<br />
In Nr. 158 vom 15. Oktober 1876 wurde unter dem gleichen<br />
Zeichen das feierliche Leichenbegängnis für den verstorbenen<br />
Pfarrherrn geschildert, wobei nochmals das Lob und<br />
die hohe Verehrung für den Toten und die allseitige Dankbarkeit<br />
seiner Pfarrkinder rühmend hervorgehoben wurden.<br />
Das Bild<br />
Nicht nur Bücher, auch Bilder haben ihre Geschichte und<br />
Geschicke. Da hing vor 63 Jahren, als der Schreiber in Bingen<br />
in die Schule kam, im Klassenzimmer ein Bild an der<br />
Wand, das einen älteren hageren Geistlichen mit ernstem<br />
Blick und klugem Gesicht darstellte. Leider erfuhren wir<br />
Schüler während der ganzen Schulzeit nie etwas Näheres<br />
über die Person des Dargestellten. Das Bild hing einfach da<br />
und gehörte zum Schulinventar wie das Lehrerpult, die<br />
Wandtafel, das Kruzifix, das Bildnis des Landesvaters, der<br />
Tatzenstecken und das Harmonium, mit welchen zwei Gegenständen<br />
vom Lehrer ab und zu Töne erzeugt wurden. Es<br />
wanderte während des Abbruchs des alten und dem Bau des<br />
neuen Schulhauses mit in die Holzbaracke als Notschule und<br />
von dort wieder in das neue Schulhaus und blieb dort<br />
im Klassenzimmer der Oberstufe bis zu den Tagen des tausendjährigen<br />
Reiches, in denen sich dann Kruzifix und religiöse<br />
Bilder oft am falschen Platze befanden.<br />
Kam da eines Tages der Herr Schulrat (Mi.) zum Schulbesuch<br />
und bemerkte mißbilligend unser altes Bild, das im<br />
Laufe der Zeit etwas unansehnlich und verblichen aussah,<br />
sonst aber noch genau so ernst auf die Schüler herunterblickte<br />
wie seit eh und je. Auf die Frage des Herrn Schulrats,<br />
wen das Bild darstelle, kam prompt die Antwort:: „Das ist<br />
der Turnvater Jahn!" womit die Sache vorerst ihre Erledigung<br />
fand. Nachdem die Schüler das Klassenzimmer verlassen<br />
hatten, bedeutete der Herr Schulrat dem Herrn Hauptlehrer<br />
(Re), er (Re) wisse wohl, daß der Dargestellte nicht<br />
der Turnvater Jahn sei, und daß das Bild im Schulhaus<br />
nichts zu suchen hätte. Also wanderte das Gemälde auf die<br />
Schullaube und wäre dort mit der Zeit ganz verkommen und<br />
abhanden gekommen, wenn nicht der Verein für Geschichte<br />
im Jahre 1939 zur Erfassung von Bildnissen hohenzollerischer<br />
Persönlichkeiten aufgerufen hätte. Nun fiel mir das<br />
alte Oelgemälde des greisen Pfarrherrn in der Schule in Bingen<br />
wieder ein. Alsbald setzte ich mich mit dem Kollegen<br />
(Re) in Verbindung und bei einem Besuch im Schulhaus erzählte<br />
er mir den Zwischenfall mit dem Herrn Schulrat, und<br />
daß das Bild den ehemaligen Pfarrer Stauß von Bingen darstelle,<br />
daß es sich auf dem Dachboden der Schule befinde,<br />
sehr brüchig und undeutlich sei und mit dem anderen Gerümpel<br />
demnächst auis dem Schulhaus verschwinde, da es<br />
nicht mehr im Schulinventar geführt würde. Auf meine Bitte<br />
holte er das Bild vom Dachboden und schenkte es mir zur<br />
beliebigen Verwendung. Ich zeigte das stark beschädigte Gemälde<br />
einer sachverständigen Bekannten und diese brachte<br />
es zur Kunstmalerin Frau Luise Hoff in Sigmaringen, die es<br />
dann, so gut es ging, auffrischte und ergänzte. Da die Gesichtszüge<br />
noch am besten erhalten und nur die Halspartie,<br />
die Soutane und der Hintergrund stärker beschädigt waren,<br />
kann es noch fast als Originalporträt bezeichnet werden. Es<br />
ist ein Oelgemälde auf Leinwand mit 37 cm Breite und 56 cm<br />
Höhe. Auf der Rückseite ist zu lesen:<br />
Joh. Evangl. Stauß, Erzb. Geistl. Rath Pfarrer in Bingen,<br />
geb. in Benzingen den 26. Dezemb. 1801.<br />
p. Jos. Bräuchle in Ehingen 1863.<br />
Es zeigt Stauß als Geistlichen in der Soutane im<br />
höheren Alter mit einem schmalen, schlanken Kopf, schütren<br />
fast asketischen Zügen, energischem, strengem Mund und<br />
kräftigem mit einem Grübchen versehenen Kinn. Die Charakteristik,<br />
die E. Schnell s. Zeit von dem Verstorbenen gab,<br />
scheint auch das Bild zu bestätigen.<br />
Ein Trochtelfinger Naturschutzgebiet nördlich der Stadt<br />
zum Schutze der dortigen „Egertennägele" oder Steinrösle<br />
(Daphne cneorum) wurde vom Landratsamt Sigmaringen<br />
geschaffen. (Vgl. Hhz. <strong>Heimat</strong> 1957, 20!)<br />
Die Wasserscheide zwischen der Ablach und der Stockacher<br />
Ach, also zwischen Donau und Rhein, wurde zum zweitenmal<br />
innerhalb 160 Jahren geändert. Man hat nämlich aus den<br />
Gemarkungen Mindersdorf und Liggersdorf ein großes Wiesenland<br />
entwässert. Dort bildete bis 1805 das bei Kalkofen<br />
entspringende Bächlein den Oberlauf der Ablach, wurde aber<br />
auf Veranlassung der damaligen französischen Besatzung<br />
zugunsten der Stockacher Ach umgeleitet, da der Höhenunterschied<br />
kaum merklich ist. Nun wurde mittels eines<br />
kleinen Dammes das damalige Unrecht wieder gutgemacht<br />
und nur ein fünftel des Wassers durch einen Stichgraben<br />
der Stockacher Ach zugeleitet, der Rest aber wieder der<br />
Ablach.