Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 59<br />
Aus dem Sterberegister der Pfarrei Gammertingen<br />
Manche Pfarrer haben die laufenden Einträge im Totenbuch<br />
liebevoll mit einigen charakteristischen Beiworten ausgeschmückt.<br />
Außer dem Sterbetag steht oft der Beruf, das<br />
Alter des Verschiedenen. Wichtig für den Seelsorger ist die<br />
Mitteilung, ob der Verstorbene noch die hl. Sakramente der<br />
Buße, der Krankenölung und Wegzehrung empfangen hat,<br />
oder ob dies bei plötzlichem Tod nicht mehr möglich war.<br />
Tabellenartige Vordrucke waren bis etwa 1850 noch nicht in<br />
Uebung. Sie wurden aber von Geistlichen schon früher nach<br />
irgend einem Muster eingezeichnet. Bis dahin hat man die<br />
Einträge im fortlaufenden Text getätigt.<br />
Im folgenden werden Auszüge aus dem Totenbuch ab 1800<br />
dargeboten, die kulturell oder aus anderen Gründen von besonderem<br />
Interesse sind. Es sind Uebersetzungen, da in jener<br />
Zeit die lateinische Sprache in Uebung war, wie es das Rituale<br />
vorschrieb.<br />
Gammertingen gehörte bis 1806 den Freiherrn von Speth zu<br />
Zwiefalten („Die Herrschaft"). Die Landeshoheit über unser<br />
Gebiet ging damals an das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen<br />
über. Den gesamten Besitz und die verbliebenen Reste<br />
kaufte 1827 Fürst Anton Alois von Hohenzollern-Sigmaringen.<br />
— Das herrschaftliche Spital, eine Stiftung der Barone von<br />
Speth, wurde erst nach dem 2. Weltkrieg abgebrochen. (Heute<br />
am Fidelisweg). Es war außen mit Blumen und Sprüchen bemalt,<br />
die erst beim Abbruch unter der Tünche hervorkamen.<br />
— Die Todesfälle in Wien und anderen Orten Oesterreichs<br />
lassen eine engere Verbindung nach dort ahnen, die besonders<br />
auch wirtschaftlich begründet war. — Maler Ambrosius Reiser<br />
war tätig 1782 an der Stiftskirche in Hechingen, 1788 in<br />
Melchingen. Anton Reiser malte ebenfalls an der Kirche in<br />
Melchingen. Zum Eintrag 1814: Josef Anton Reiser, Obervogt,<br />
malte das ehemalige Hochaltarbild in der Pfarrkirche Gammertingen,<br />
das heute über dem Taufstein hängt, auch das<br />
Deckenbild im Treppenhaus des Schlosses dürfte von ihm<br />
stammen.<br />
1805 1. Juni Herr Fidelis Fauler, Oberschultheiß und durch<br />
30 Jahre Vorsteher der herrschaftlichen Oekonomie. Mit<br />
allen Sakramenten versehen.<br />
29. November Johannes Bugg, Der älteste in der ganzen<br />
Nachbarschaft, da er 1710 geboren ist. Ein vortrefflicher<br />
Mann und durch mehrere Jahre zweiter Consul. Versehen,<br />
sei es in der Kirche, sei es in seinem Hause. Oftmals.<br />
1806 Valentinus Burkhart, den ich als fleißigsten Mann kennenlernte:<br />
denn von ihm aus Ackersteinen und Bruchsteinen<br />
errichtete Mauern beweisen es. Für das Heil<br />
seiner Seele war er noch mehr besorgt als für den Leib.<br />
Ueber 70 Jahre alt, starb er mit allen Sakramenten<br />
versehen.<br />
15. November Herr Johann Peter Bieler, in kaufmännischen<br />
Diensten, wurde er hier im Gasthaus zur Krone<br />
vom Schlage gerührt. Mit der hl. Oelung allein ausgerüstet<br />
starb er, wie seine Papiere ausweisen 55 Jahre<br />
alt und wurde hier begraben.<br />
1807 Herr Franz Josef Sidler, ledig, aus der Unteren Mühle<br />
entstammend, Candidat der Philosophie, durch 40 Jahre<br />
Kammerer im Dienste des Hochw. Rom. Kaiserl. Fürsten<br />
und Abtes von St. Blasien und sein Sekretär. Er<br />
wurde hier vom Schlagfluß erfaßt, starb nach Empfang<br />
der hl. Oelung im 63. Lebensjahr.<br />
11. Dezember Franz Xaver Reiser, Dragoner unter dem<br />
landesfürstlichen, d. h. Sigmaringischen Militär, in einem<br />
Feldlazarett in Zieser im Brandenburgischen im<br />
28. Lebensjahr an Brustwassersucht.<br />
1808 11. Juli Frau Maria Agatha Geggel, Vorsteherin der<br />
Post. Mit allen Sakramenten versehen.<br />
15. August Franz Xaver Geiger von hier. Von unheilbarem<br />
Krebs angesteckt und nach 50 Jahren auf einem<br />
Wagen wiederum hierher ins Spital gebracht, von allen<br />
vernachlässigt. Da der Pfarrer nichts davon wußte,<br />
starb er ohne Sakramente.<br />
1810 12. Januar: Heute wurde durch einen überbrachten<br />
Brief aus Lindenmark in Oberösterreich mitgeteilt, daß<br />
dort am 24. Mai vergangenen Jahres Johanne Steinhart,<br />
Flickschneider, gestorben ist.<br />
17. Januar: Ignaz Sauter, Gardist des Herzogs von<br />
Württemberg durch 40 Jahre, starb 77 Jahre alt.<br />
1810 6. Juni Katharina Singerin, ein Mädchen von zirka 22<br />
Jahren, ohne Wohnsitz, die vor 8 Tagen in einem Reise-<br />
wagen hierher gebracht wurde (Rheda procaria). Sie ist<br />
seiner Zeit in Hermentingen geboren und wurde dort<br />
getauft und starb hier im Spital nach Empfang der hl.<br />
Sakramente.<br />
20. August Ein Brief aus Wien in Oesterreich bezeugt,<br />
daß der hier vor etwa 50 Jahren geborene und aus der<br />
Unteren Mühle stammende Herr Johann Nepomuck<br />
Sidler, von Jugend an im Dienste Hausmeister der Durchlauchtigen<br />
Prinzessin von Esterhazy, gestorben ist.<br />
13. November Anton Reiser, Maler, starb 70jährig.<br />
1811 18. Mai Die wohledle Frau Maria Anna von Wanner,<br />
geborene von Majerhofen, aus Scheer, von einem plötzlichen<br />
Streckfluß erfaßt; sie wurde bedingungsweise<br />
absolviert und bekam die hl. Oelung, ist im 58. Lebensjahr<br />
gestorben.<br />
1. Oktober Frau Maria Agatha Schmid, geb. Ott, aus<br />
Inneringen, Vorsteherin der Post, starb 35jährig vor<br />
ihrer Entbindung an Nervenfieber.<br />
1812 10. Februar starb in Neu Lerchenfeld bei Wien in<br />
Oesterreich Anton Sauter/Güetler, 34 Jahre alt.<br />
30. März starb hier der wohledle und gestrenge Herr<br />
Georg Gross von Würzburg. Hier 7 Jahre hindurch<br />
Obervogt, 38 Jahre alt.<br />
23. September In der Stadt Voeringen starb der hier<br />
geborene und verbürgerte Herr Evaristus Steinhart,<br />
Dr. der Medizin und Chirurgie, 51 Jahre alt.<br />
1813 6. März Michael Bayler, Kaminfeger.<br />
25. August Balthasar Binder, herrschaftlicher Kastenknecht.<br />
1814 8. Februar Herr Josef Anton Reiser, Maler und Obervogt,<br />
im 56. Lebensjahr gestorben.<br />
Emerentia Reiser, Tochter des Kreüzwirts, und Haushälterin<br />
im Pfarrhaus Seefelden bei Rottweil beim dortigen<br />
Pfarrer, der ein Bruder ihrer Mutter ist, 16 J. alt.<br />
9. Oktober Josef Reiser, Chirurg, 80 Jahre alt.<br />
1815 18. März Marquard Eisele von Bronnen, Soldat im<br />
württembergischen Heer, starb im Vorjahr im Feldkrankenhaus<br />
in Tettnang an Entkräftigung.<br />
Ambrosius Reiser, Maler, einst Oberbürgermeister, starb<br />
am 7. Oktober mit allen Sakramenten versehen, fast<br />
90 Jahre alt.<br />
10. Oktober Johannes Baptista Beck, genannt „Der<br />
Wiener", Chirurg, nicht ganz 50 Jahre alt.<br />
14. September In Lebenzona in Italien starb Philipp<br />
Göggel, Laienbruder der Fürstabtei in Einsiedeln, noch<br />
nicht 50j ährig.<br />
1813 starb in Wien in Oesterreich am 3. Januar Bierbrauer<br />
Josef Göggel von hier.<br />
28. Juni Sophie, Gräfin von Sickingen, starb, vorschriftsmäßig<br />
versehen, eines frommen Todes. Sie<br />
wurde im Schiff der Kirche direkt unter den Stufen<br />
beerdigt.<br />
14. Mai Karl Anton Reiser, Pfarrer und früherer Kamerer,<br />
mit allen Sakramenten versehen ,beendete sein<br />
Leben im 70igsten Jahre.<br />
21. September Franz Xaver Behr, herrschaftlicher Bote.<br />
In Würzburg stirbt das Kind Rudolfina des Franz Ludwig<br />
von Speth-Gammertingen, und der Freifrau Kreszentia<br />
geb. Gräfin v. Sickingen-Hohenburg, 13 Jahre alt.<br />
In Nesselhausen am 13. Oktober 1837 die Tochter Euphenia,<br />
17 Jahre alt, von denselben Eltern.<br />
Die Todesanzeige der letzten Baronin Speth lautete:<br />
Freifrau Josephine Zobel von Giebelstadt/Darstadt, geb.<br />
Freiin von Speth-Zwiefalten auf Gammertingen und<br />
Freifrau Maria Zobel von Giebelstadt-Darstadt, geborene<br />
Freiin von Speth-Zwiefalten auf Gammerdingen<br />
geben geziemend Nachricht, von dem höchstbetrüblichen<br />
Hinscheiden ihrer geliebten Mutter, der hochwohlgeborenen<br />
Frau<br />
Freifrau Creszentia von Speth-Zwiefalten auf Gammerdingen,<br />
geborenen Gräfin zu Sickingen-Hohenburg,<br />
Sternkreuzordensdame und Ehrendame des St. Thereresienstiftes.<br />
Sie starb zu Würzburg am 3. Juni 1865 im<br />
85. Lebensjahr infolge eines Herzleidens.<br />
31. Dezember 1841 starb in Mustapha in Algier Ludwig<br />
Stehle von Gammertingen im Militärhospital.<br />
Nikolaus Maier.