Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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<strong>Hohenzollerlsche</strong> <strong>Heimat</strong><br />
Vierteljahresblätter für Schule und Haus<br />
Schriftleitung:<br />
Fritz S c h o d e r, Hauptlehrer<br />
7451 Rangendingen, Mühlweg 22<br />
4 P 3828F<br />
Preis halbjährlich 1.40 DM<br />
Druck und Verlag:<br />
Buchdruckerei S.Acker, Gammertingen<br />
Postscheckkonto Stuttgart 35 892<br />
Bank: Hohenz. Landesbank Gammertingen 15<br />
Nummer 3 1 Gammertingen, Juli 1967 17. Jahrgang<br />
120 Jahre Fürst-Carl-Landeskrankenhaus in Sigmaringen<br />
Wer in Sigmaringen vom Bahnhof stadtwärts geht, sieht<br />
rechts der Straße inmitten gärtnerischer Anlagen das Denkmal<br />
des Fürsten Carl von Hohenzollern-Sigmaringen. Es ist<br />
eine große Büste auf einer Marmorsäule. Eine überlebensgroße<br />
Büste desselben Fürsten steht im Treppenhause des Fürst-<br />
Carl-Landeskrankenhauses in Sigmaringen. Dem Fürsten<br />
Carl verdankt diese segensreiche Anstalt ihr Bestehen, 120<br />
Jahre sind seitdem verflossen. Wieviele Kranke haben in<br />
dieser Zeit hier Hilfe gesucht und Heilung gefunden. Man<br />
kann diese Anstalt aus dem heutigen Sigmaringen nicht<br />
mehr wegdenken.<br />
Fürst Carl wurde geboren am 20. Februar 1785 und kam an<br />
die Regierung nach dem am 17. 10. 1831 erfolgten Tode<br />
seines Vaters, des Fürsten Anton Aloys. Fast 17 Jahre regierte<br />
er das Fürstentum. Ihm verdankt Hohenzollern übrigens<br />
auch die Stiftung der Spar- und Leihkasse. Die Carlsstraße,<br />
der Prinzenbau, das Regierungsgebäude und anderes<br />
erinnert an ihn.<br />
Auf seine Initiative, er war noch Erbprinz, wmrde am 29.<br />
März 1828 eine Landesspitalstiftung begonnen und dieses<br />
geplante Spital zur Aufnahme gefährlicher und heilbarer<br />
Irren bestimmt, da die bisherige Irrenanstalt im Schloß Hornstein<br />
dann aufhören werde. Ferner sollte das Haus zur Aufnahme<br />
eckelhafter und ansteckender Kranker dienen, deren<br />
Unterbringung in den Ortschaften oder 1 in ihren Familien<br />
nicht, oder nur mit größter Belästigung stattfinden könne.<br />
Desgleichen Kranke, die sich beschwerlichen Operationen<br />
unterziehen müssen und fremde Kranke, die auf Kosten der<br />
Gemeinde oder von Stiftungen zu verpflegen seien. Bei der<br />
Eröffnung des Landesspitals wurde durch Verordnung vom<br />
19. Juli 1847 noch bestimmt, daß auch Pfründner, aber auf<br />
eigene Kosten, aufgenommen werden sollen.<br />
Es fällt auf, daß der Hauptaugenmerk auf Verwahrung<br />
und Verpflegung solcher gelegt wurde, die in der Familie<br />
oder in der Gemeinde nicht versorgt werden konnten. Besonders<br />
alleinstehende Kranke sind ja oft am übelsten daran.<br />
Erst an dritter Stelle wird die Vornahme von beschwerlichen<br />
Operationen an armen Kranken genannt. In wahrhaft liebevoller<br />
Fürsorge gedenkt der Stifter der „Aermsten der Armen<br />
unter den Untertanen", der Geisteskranken an erster<br />
Stelle. Diese Kranken wurden damals, wenn sie nicht in der<br />
eigenen Familie verwahrt werden konnten oder als gemeingefährlich<br />
zu betrachten waren, im derzeitigen Zuchthaus<br />
zu Hornstein untergebracht, daß sie nicht entweichen konnten.<br />
Von einer ihrem Zustand angemessenen ärztlichen Behandlung<br />
war noch kaum etwas bekannt. Es war darum, ein<br />
großer Schritt vorwärts, als der Erbprinz Carl diese Kranken<br />
unter ärztliche Behandlung verwies.<br />
Vorerst galt es, das geplante Werk in die Wege zu leiten,<br />
Geldmittel zu einem Fond zu sammeln, daß die nötigen Gebäude<br />
erstellt und die Einrichtungen bereitet wurden. An<br />
seinem Geburtstage, 20. Februar 1828, erließ der Erbprinz<br />
folgendes Schreiben an die fürstliche Landesregierung:<br />
„An dem Jahrestage einer mir wichtigen Erinnerung soll<br />
der schon länger gehegte Wunsch, dem Lande aus meinem<br />
Privatvermögen ein Merkmal meiner Vaterlandsliebe zu geben,<br />
in Vollzug kommen. Diesem, Vorhaben gemäß ertheile<br />
ich hiermit der fürstlichen Regierung die feierliche Erklärung,<br />
daß ich ¡unter dem Heutigen ein Kapital im Betrag<br />
von Zehntausend Gulden zur ersten Begründung dieses<br />
Fonds anweise, welcher für die Erichtung eines allgemeinen<br />
Krankenhauses für das Land bestimmt werden soll."<br />
Der Vater des Stifters, Fürst Anton Aloys, spendete am<br />
29. März desselben Jahres ein Kapital von zwanzigtausend<br />
Gulden zu demselben Zweck. Er verordnete, daß das Landesspital,<br />
sobald der gesammelte Fonds für die vorzunehmende<br />
Bauung und den jährlichen Bedarf der Anstalt zureicht,<br />
errichtet werden solle.<br />
Die Fürstin Amalie. Mutter des Stifters, und die Erbprinzessin<br />
Antonia, spendeten im gleich Jahre je dreitausend<br />
Gulden.<br />
Dieses gute Beispiel der fürstlichen Familie weckte auK±i<br />
bei der Bevölkerung des Landes freudigen Widerhall. Bald<br />
größere, bald kleinere Beträge gingen ein. Von Stiftungen,<br />
Heiligenpflegen, Gemeinden, Geistlichen, Privaten wurde<br />
nach und nach die Summe von zwölftausend Gulden beigesteuert.<br />
Im Eingang des Hauptgebäudes sieht man heute<br />
eine Liste von Wohltätern, in Marmor geschnitten.<br />
Die Kosten für den Neubau und die Beschaffung der nötigen<br />
Einrichtung beliefen sich, auf 93 960 Gulden. Durch Verordnung<br />
der fürstlichen Landesregierung vom 19. Juli 1847<br />
wurde der vollendete Bau dem stiftungsmäßigen Gebrauche<br />
überwiesen. Am 8. Mai 1847 hatten zwei Barmherzige<br />
Schwestern aus dem Mutterhause Straßburg, mit welchem<br />
ein Vertrag wegen Uebernahme der Krankenpflege und<br />
Haushaltung für das neue Spital abgeschlossen war, das neu<br />
erbaute Haus bezogen, um, die nötige innere Einrichtung zu<br />
beschaffen, alles für die Aufnahme von Kranken vorzubereiten<br />
und das nötige Personal einzustellen.<br />
In den ersten Jahren des Betriebes der Anstalt war die<br />
Zahl der zu versorgenden Personen an einem bestimmten<br />
Tage nicht über vierzig, Kranke, Pfündner und Geisteskranke<br />
zusammen. Die frühere Landesspitalfonds-Kommission<br />
wurde durch Beschluß der fürstlichen Geheimen Konferenz<br />
vom 14. Mai 1847 aufgehoben und dem Verwaltungsrat<br />
unterstellt. Am 31. August 1874 erfolgte durch königliche<br />
Verordnung die Verwaltung durch den Landeskommunalverband<br />
und seit vier Jahren durch den Kreis Sigmaringen.<br />
Die ärztliche Versorgung erfolgte durch den Anstaltsdirektor,<br />
dem seit 1896 ein Assistenzart beigegeben war.<br />
Die Anstaltsseelsorge übten zuerst die Pfarrgeistlichen,<br />
nach Eröffnung des Klosters Gorheim, von 1852 bis zum, Inkrafttreten<br />
des Jesuitengesetzes 1872 die Väter der Gesellschaft<br />
Jesu aus. Dann wieder meistens die Pfarrgeistlichkeit.<br />
Seit 1892 versorgen die Franziskaner von Gorheim die<br />
Kranken. 1 )<br />
Es war gar nicht leicht, Schwestern für das Spital zu bekommen.<br />
Unsere Mutterhäuser bestanden noch nicht. Ueberau<br />
aber rief man nach „Barmherzigen Schwestern". Jenseits<br />
des Rheines war jetzt wieder ein Mutterhaus, in Straßburg.<br />
Die französische Revolution hatte in Frankreich dem Ordensleben<br />
ein Ende gemacht. Als die Schreckenszeiten vorüber<br />
waren, berief die Stadtverwaltung von Zabern im Jahre 1804<br />
die zerstreuten Schwestern, soweit sie noch lebten, in das<br />
Spital zurück. Idealgesinnte Mädchen stellten sich in den<br />
Dienst der Nächstenliebe. So konnte eine ganze Reihe von<br />
Städte Schwestern erhalten. 1827 entstand das Mutterhaus in<br />
Straßburg und vereinigte die zerstreuten Schwesternstationen<br />
wieder zu einer Kongregation 2 ).<br />
1828 wandte sich König Ludwig der I. von Bayern dorthin<br />
um Schwestern, die der deutschen Sprache mächtig seien.