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Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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28 H O H E N Z O L L E R I S C H E HEIMAT Jahrgang 1967<br />

im Heil. Rom. Reich, Burgund und denen Niederlanden<br />

Thuen kund und zu wissen:<br />

Demnach Uns kraft tragenden Erb-General-Reichs-Post-Lehens<br />

und deswegen habender Kaiserlichen Patenten und<br />

Post-Regals-Privilegien zustehen thut die Postämter, Posten,<br />

deren Verwalter und Posthaltern, zu des Heiligen Römischen<br />

Reichs, deren Herren Kurfürsten, deren Ständen um des<br />

gemeinen Wesens mehreren Dienste, zu Aufnahmen aufzurichten<br />

und zu verordnen, die Oerter, da sie anjetzo geigen<br />

Unserem Gefallen nach zu confirmiren, oder zu verändern,<br />

und dieselbe in andere Oerter zu verlegen, auch diejenige<br />

Postbeamte, welche ihre anbefohlene Schuldigkeit der Gebühr<br />

nach nicht verrichten, zu bestrafen, selbige abzuschaffen<br />

und in ihre Stelle andere einzusetzen. Und da die Kaiserl.<br />

Reichs Posthalterey zu Gammertingen durch tödtlichen<br />

Hintritt Unseres daselbst gewesenen Posthalters Franz Xaverie<br />

Goekel erledigt worden ist, Als haben Wir aus genügsam<br />

empfangenen Bericht deren, dem um besagte Posthaltery<br />

rupplicando eingekommenen Joseph Schmid, dortigem<br />

Sonnenwirth beywohnende Vernunft, Treue und andere erforderliche<br />

Eigenschaften, ihm angedeutete Posthalterey mit<br />

allgewöhnlichen, von Ihro Kaiserlichen Majestät allergnädigst<br />

verliehenen Privilegien, Gerechtigkeiten, Freyheiten<br />

und Exemptionen hinwiederum übertragen und anvertraut,<br />

Ihn Joseph Schmidt zu Unserem Posthalter zu Gammertingen<br />

ernennt und bestellt. Thun solches auch hier und in<br />

Kraft dieses offenen Briefes und geben ihm anbey nebens<br />

vollkommene Macht, Gewalt und Befehl, in Unserem Namen<br />

das Posthorn zu führen, sich dessen bey Hin- und Ausreuten<br />

derer Städten, Schanzen und Pässen, da es nötig seyn wird<br />

um die Eröffnung deren Thoren,, und ungehinderter Paßirung<br />

auf deren Straßen zu gebrauchen.<br />

Worauf dann, und daß er sich sowohl bey Tag als Nachts in<br />

Beförderung seiner Curiers und Paßagier wohl und fleißig<br />

verhalten, und insgemein alle Ordnungen, Befehle und Placcarden,<br />

welche von Uns selbsten, oder Unserem ihm fürgesetzten<br />

Ober-Postamt zu Augsburg allbereits gegeben worden<br />

seynd, oder inskünftige annach zu desto mehreren Nach-<br />

Das Häusle ist, wie die Verkleinerungssilbe „le" ausweist,<br />

ein kleines Haus, das die Römer casa, das heißt Hütte oder<br />

Baracke nannten. Mochte es aber noch so klein sein, so bot<br />

es Schutz gegen jede Art von Unbill. Eine besondere Unbill<br />

war schon den alten Völkern ein Kriegsgeschoß, besonders<br />

der Pfeil. Schutz gegen Pfeile bot ein kleines H=>us, das man<br />

über den Kopf stülpen konnte; es hieß cassida, der Helm,<br />

die Sturmhaube. Die Goten, unsere Vorfahren, nannten den<br />

Helm „hilms", die Griechen Kataitos. Mußte man sich aber<br />

gegen die Giftpfeile der üblen Nachrede wehren, so mußte<br />

man schon den Katakontizo in die Hand nehmen, nämlich<br />

den Wurfspeer. Zur Abwehr gegen härtere Angriffe hatten<br />

die Römer das castello oder Castrum, das Blockhaus, zu dem<br />

man schon Steine verwendete. Merkwürdig ist, daß die Franzosen<br />

unter dem Wort cassis einen Likör nennen, den sie aus<br />

schwarzen Johannisbeeren bereiten, die auch ein besonderes<br />

Heilmittel enthalten. Die Bewohner eines kleinen Hauses nennt<br />

man Häusler oder Hüttler u. eine Abart davon Hitler, was aber<br />

auch mit dialektischem Hüten = hiten zusammenhängen<br />

kann. Das End-la ist auch in dem Namen des zweitletzten<br />

ostgotischen Königs Totila enthalten. Auch das la ist Verkleinerungssilbe.<br />

Ungeklärt aber ist das Toti. Ist es ein Zeitoder<br />

Eigenschaftsbegriff, das „vollends" oder „endlich" bedeutet?<br />

Vielfach ist die Silbe „le" auch Kosenamen;<br />

also Büble, Mädle, Rößle, Kälble, Säule, Mäusle, Fritzle,<br />

Fülle von Fohlen, Rösle, Veigele, Ställe oder Ställele,<br />

Weagele, Brösemle und viele andere. In Grosselfingen wird<br />

das Fülle Huizzele genannt, offenbar von dem Freudenruf<br />

hui, wenn das Fülle seine kapriziösen Sprünge macht. Sein<br />

kleines Haus nannte der niederdeutsche Dialektdichter Fritz<br />

Reuter „Hüsing", das er erhalten hatte, nachdem ihn die<br />

damalige barbarische Politik 10 Jahre in Festungen herumgeschleift<br />

hatte. Da schrieb er in den lebenswahren Roman<br />

„ut mine Festungstit".<br />

Manchmal besteht die Hütte nur aus ein paar Pfosten, mit<br />

einem Reisigdach und ineinander geflochtenen Buchenzweigen<br />

(Faschinen) oder aus Brettern, was schon einen Fortschritt<br />

bedeutet. Solche Hütten nennt man dann Bauden, Buden.<br />

Steht eine solche Baude in einem Garten, so nennt man sie<br />

in der heutigen Hochsprache „Laube". Das Wort hat aber<br />

mit Laub oder Baumlaub nichts zu tun; es ist eine Ableitung<br />

vom mittelalterlichen „loube", was Halle, Vorhalle, Vorbau,<br />

Schutzdach usw. bedeutet. In Frankreich nennt man eine<br />

derartige Hütte Berceau oder Laubgang (auch die Wiege<br />

nennt man so) oder cabinett de verdure, d. h. Gartenlaube<br />

Das „Häusle"<br />

richt und beßeren Versehung schon gemeldeter Posthaltery<br />

zu Gammertingen gegeben werden möchten, observiren, vollziehen<br />

und alles dasjenige, was dem mehr anhängig gebührend<br />

allemalen verrichten solle und wolle, hat Uns er<br />

Joseph Schmid den hierzu erfordert nothwendigen Eid würklichen<br />

geleistet und geschworen; alles mit diesem ausdrücklichen<br />

Vorbehalt, daß Wir diese Unsere Commission Unserem<br />

Belieben nach zu revociren, aufzuheben und Uns derjenigen<br />

Facultaet, welche Uns, vermög Unserer Erb-Generalats-Post-<br />

Patenten und Privilegien eingangs und rechtermaßen zusteht,<br />

zu gebrauchen, Macht und Gewalt haben sollen. Gelanget<br />

derowegen an alle und jede geist- und weltliche Obrigkeiten,<br />

Kurfürsten, Fürsten und Stände des Heil. Römisch Reichs,<br />

auch sonsten an Gubernatoren, Generalen, Lieutenanten,<br />

Amts- und Hauptleute, Pflegern, Vögte, Richtern und alle<br />

andere Befehlshaber und Beamte, was Standes, Condition<br />

und Wesens sie seynd Unser Gebühr und freundliches Bitten<br />

und Ersuchen, obernannten Joseph Schmid für Unserer ihm<br />

gegebenen Commission über die Posthalterey zu Gammertingen,<br />

mit denen dazu gehörig gewöhnlichen Privilegien,<br />

Gerechtigkeit, Freyheiten und Exemtionen, ruhiglich genießen<br />

und sich derselbigen gebrauchen zu lassen, ihm auch<br />

diesfalls keine Hindernis oder Beleidigung zuzufügen, noch<br />

daß solches von andern geschehe, zu gestatten, sondern ihm<br />

hingegen hierrinnen auf sein geziemendes Ansuchen Hülfe,<br />

Beystand und nothwendige Assistenz, um desto bessere Bedienung<br />

solcher Commission und anbefohlenen Posthalterey<br />

zu leisten, welcher um einen jeden nach Standes Gebühr zu<br />

verschulden Wir erbiethig und willig seynd. Den allen zur<br />

wahrer Urkund haben Wir gegenwärtig offenen Brief unterschrieben,<br />

und mit aufgedruckten Unserem fürstlichen Insiegel<br />

bekräftigen, auch contrasignieren lassen.<br />

So geschehen Regensburg den 22 ten Dezembris des tausend<br />

sieben Hundert sieben und achtzigsten Jahres.<br />

Karl Siegel<br />

Auf Seiner Hochf. Durchlaucht<br />

Special gnädigsten Befehl<br />

M:S. Schierstelf<br />

oder treille^ Weinlaube oder feuille = Laubhütte. In Grosselfingen<br />

baute man in der Zeit, als das Härle noch gute Erträge<br />

lieferte, für den Obsthüter die „Härleshütte". Die Hütte war<br />

ein leichter Ziegelsteinbau und hatte nur einen Raum, in<br />

dem sein Bett, zwei Stühle, ein Tisch und eine primitive<br />

Kochgelegenheit standen. Der Härleshirt war zu meiner<br />

Jugendzeit ein alter Mann, der es gerne sah, wenn man ihn<br />

besuchte. Im Schwäbischen wird der Hausgang im zweiten<br />

Stock auch „Laube" genannt; sie ist eine schmale Vorhalle,<br />

aus der man zu den Zimmern und zur Küche gelangt. Der<br />

untere Hausgang heißt „Hausere"; es ist der oft in Rätseln<br />

genannte Ern, (Hausern) in den fränkischen Landgebieten.<br />

Wenn ich schon im zweiten Stock eines Hauses bin, so darf<br />

ich das „Schutzlädle" nicht vergessen. Es ist ein kleiner<br />

Laden, etwa 40 cm im Geviert, durch den man das Essen<br />

von der Küche in das Wohnzimmer, das auch als Essens- und<br />

Empfangszimmer dient, hineinschiebt und dadurch der Hausfrau<br />

den nicht ganz einfachen Weg über die Laube erspart.<br />

Das Bestimmungswort Schutz hat aber nichts mit dem Wort<br />

Schutz = Beschützer (Schutzengel) oder Schütz in Feldschütz<br />

zu tun, sondern kommt von „schieben", ahd. scioban englisch<br />

shelter (schalter), was aber nicht ganz stimmt, weil das<br />

Schutzlädle nicht geschaltet wird, sondern, wie eine Tür, in<br />

Angeln hängt.<br />

Die Hausere scheidet die Wohnungen des unteren Stockes<br />

von den Stallungen. Unter der Hausere liegt in der Regel<br />

der Kear (Keller), den die Römer schon einführten und cellarius<br />

nannten. Dieses Wort hieß aber ursprünglich cela,<br />

womit die Römer auch die Stoffhütte oder Zelle bezeichneten,<br />

die Griechen Kalia. Der Keller war der Raum für die Vorratsaufbewahrung;<br />

denn cellarius heißt Vorratskammer. Der<br />

Kear ist durch eine waagrecht liegende Türe verschlossen, die<br />

man aber nicht Türe, sondern Deckel-Keardeckel nennt.<br />

Die Wohnseite des unteren Stockes enthält in der Regel<br />

zwei Räume. Im Wohnraum stand damals der Webstuhl oder<br />

er war der Aufenthaltsraum für den alten Bauern. Der zweite<br />

Raum war die Wasch- und Backküche. In manchen Häusern<br />

befand sich der Backofen in einem kleinen Anbau an der<br />

Küche. Heute gehören diese Dinge durch die Gemeindebackküche<br />

der Vergangenheit an.<br />

Das französische cabinett de verdure, die grüne Laube,<br />

befand sich zumeist im Garten, 40—50 Meter vom Haus entfernt;<br />

es war eine einfache mit Reisig gedeckte Hütte, deren<br />

Wände aus Flechtwerk bestanden, die aber durch Efeu oder<br />

Lianen zu einer Geheimzelle gemacht war. In diese Hütte

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