Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 21<br />
Bis zum Jahre 1218 hatte unter Oberhoheit des Grafen<br />
Mangold von Nellenburg—Veringen ein Heinrich Monetarius<br />
(Münzmeister) von Ueberlingen, genannt Wint, ein Gut in<br />
Mühlhofen bei Ueberlingen als Lehen des nobilis viri Heinrici<br />
de Haideck 4 ). Laut Urkunde vom 19. Januar 1223<br />
überließen die Grafenbrüder Mangold und Wolfrad von<br />
Nellernburg—Veringen als Oberherren das durch Heinrich<br />
vonHeideck und dessen Sohn Gerold ans Kloster Salem<br />
verkaufte Gut Wälde, Kreis Ueberlingen, das Ritter Burkart<br />
von Wälde von ihnen zu Lehen hatte. Die Haidecker erhielten<br />
vom Kloster 15 Mark Silber und ein Pferd, der Graf wurde<br />
durch Tausch abgefunden 5 ). Zeugen dieses Handels waren<br />
Berthold von Bittelschieß, Walter von Hohenfels, Burkart von<br />
Rosna, Berthold Butzo, Burkhart von Spechtshart, Hermann<br />
von Heggelbach, Marquard von Ruschweiler, Heinrich von<br />
Bitzenhofen, Ulrich von Ahausen (bei Ueberlingen), und Sigfried<br />
Mor. Aus den beiden letzten Urkunden schließt Jänichen<br />
eine enge Zusammenarbeit unseres Geschlechts mit den<br />
Grafen von Veringen.<br />
Schließlich vermittelten Heinrich von Haidegge<br />
und Rudolf, genannt Fochenze, ums Jahr 1240 zu Reutlingen<br />
zwischen dem Kloster Reichenau und dem Ritter Burkart von<br />
Urach, Dienstmann des Grafen Egino von Urach, in einem<br />
Zehntstreit zu Beuren bei Bernloch 6 ). Der Sitz der Familie<br />
von Haideck dürfte also immer noch in der Nähe von Bernloch—Reutlingen<br />
gewesen sein! Noch im Jahre 1262 wird<br />
Heinrich von Heidegg als Lehensherr eines Ritters Ulrich<br />
von Uerzlikon (Schweiz) aufgeführt 7 ). Darf man hieraus<br />
schließen, daß die Familie in die Schweiz verzog und in den<br />
Ministeriaistand herabsank, wie dies bei vielen anderen<br />
Edelfreien des 12. Jahrhunderts der Fall war? Die Forschung<br />
wird sich damit befassen müssen, zumal die niederadeligen<br />
schweizerischen Herren von Heidegg angeblich bis 1274 einen<br />
Eisenhut im Schild hatten, später aber aus unbekannten<br />
Gründen den Schild schwarz-gelb gespalten führten 8 ). Der<br />
Gipfelpunkt wäre freilich, wenn sich jener erste schweizerische<br />
Heinrich von Haidegg von 1185 als schwäbischer Auswanderer<br />
nachweisen ließe! Allein solche Vermutungen helfen<br />
nicht weiter, sondern nur urkundliche Nachrichten.<br />
Im Reichskrieg gegen Württemberg zerstörten die Reutlinger<br />
Bürger 1311 die Burgen R o r bei Bisingen, Jungingen<br />
im Killertal, Haidegg, Lichtenstein und Greifenstein<br />
9 ). Aus der Reihenfolge der Aufzählung darf<br />
man mit Jänichen folgern, daß die Heideck von Reutlingen<br />
aus hinter dem Lichtenstein gesucht werden muß, und nach<br />
obigen Ausführungen unweit von Bernloch 10 ). Aber wo?<br />
Kinkelin suchte in der Nähe des Lichtensteins. Nach Lehrer<br />
Sebastian Locher n ) finden sich in der Nähe der Haidkapelle<br />
Spuren einer Burg, vielleicht derjenigen der Herren von<br />
Haideck. Die Haid zieht sich bekanntlich als waldloses Ge-<br />
Hausen im Killertal. Bei aller landschaftlichen Schönheit<br />
ist die Markung von Hausen vom landwirtschaftlichen Standpunkt<br />
aus eine der ungünstigsten des ganzen Landes. Die<br />
Ackerböden liegen ringsum auf vielfach von Tälern und<br />
Schluchten zerschnittenen Höhen bis fast 200 Meter über dem<br />
Ort und waren früher nur durch halsbrecherische Steigen zu<br />
erreichen. Die schwierigen Verhältnisse mögen ein Hauptanlaß<br />
zur Entstehung des Hausierhandels gewesen sein, der<br />
in Hausen schon früh nachweisbar ist. In einer Reisebeschreibung<br />
aus dem Jahre 1781 wird den Hausenern ein großes Lob<br />
gesungen. Damals zogen sie als Händler in ferne Länder und<br />
machten gute Geschäfte, ohne daß sie fremde Ueppigkeit in<br />
der <strong>Heimat</strong> aufkommen ließen. Ein Denkmal aus den guten<br />
alten Tagen sind die schönen Fachwerkhäuser, die der Hauptstraße<br />
noch heute ein besonderes Gepräge geben. Sie weisen<br />
ganz andere Formen auf als die bei uns einheimischen<br />
Bauernhäuser und zeigen, daß sie von wohlhabenden Leuten<br />
nach fremden Mustern errichtet wurden.<br />
Da steht etwas eingerückt von der belebten Talstraße nach<br />
Ebingen das Rathaus des Killertalortes Hausen. Es wurde um<br />
das Jahr 1750 von einem der weitgereisten Hausierer erstellt.<br />
Es ist ein zweigeschossiger verputzter Fachwerkbau auf Bruchsteinsockel<br />
über einem rechteckigen Grundriß. Das biberschwanzgedeckte<br />
hohe Satteldach hat Krüppelwalm und ladet<br />
an den Traufen wie an den Giebeln nach Schweizer Art weit<br />
aus. An der westlichen Langseite laufen unter dem Dachüberstand<br />
in beiden Geschossen offene Holzgalerien entlang.<br />
Die große ehemals getäfelte Stube (das heutige Amtszimmer)<br />
liegt auf der Nordostecke mit drei Fenstern nach jeder<br />
biet vom Tierental nördlich von Trochtelfingen gut s /i Stund<br />
gegen Norden hin bis zum „Weiler Haid" mit der Marienkapelle<br />
hart an der Großengstinger Grenze, was unsere Karten<br />
leider nicht genügend erkennen lassen! Jänichen dem<br />
diese Tatsache' offenbar nicht ganz klar ist, dachte an eine<br />
befestigte Hofanlage neben der Haidkapelle, die ursprüglich<br />
zur Burg gehört haben könne. Die Kapelle ist jedoch erst<br />
1470 oder kurz vorher erbaut worden.<br />
Wahrscheinlich meinte Locher die Burgstelle auf einem<br />
bewaldeten Berg weiter südlich, 2,5 km nördlich von Trochtelfingen,<br />
hart östlich an der Kreuzungsstelle von Landstraße<br />
und <strong>Hohenzollerischer</strong> Landesbahn 12 ). Die Albvereinskarte<br />
1 : 50 000 von etwa 1920 hat dort unweit des Spitzigen Berges<br />
die Ruine mit dem Namen „Hintere Burg" eingetragen. Name<br />
und Gräben fehlen leider auf den neuen Karten 1 : 25 000! Als<br />
Gymnasiast habe ich selber mit meinen Trochtelfinger Mitschülern<br />
Paul Schoser und Karl Dietrich die Stelle abgesucht.<br />
Die Gräben der Burg waren deutlich zu sehen und<br />
dürften es, da im Walde gelegen, auch heute noch sein. Hier<br />
also hätten wir am Rande oder Eck der Haid die<br />
Stammburg der hochedlen Herren von Haideck anzunehmen!<br />
Nebenbei darf darauf hingewiesen werden, daß in Trochtelfingen<br />
außer dem werdenbergischen Schloß bei der Pfarrkirche<br />
sich noch nördlich der Stadt der Burgberg findet, auf<br />
dem im 17. Jahrhundert die Burgkapelle erbaut wurde 1 - 1 ).<br />
Spuren der Burg sind noch schwach vorhanden, während der<br />
Felsen der einstigen Wetzeisburg gegen Steinhilben nach<br />
1900 zur Gewinnung von Pflastersteinen völlig weggeräumt<br />
ist. Dagegen finden sich noch Spuren von Wall und Graben<br />
auf dem sog. B u r g s t a 11 am Nordrand des Städtchens,<br />
östlich des Elektrizitäts-Umspannwerks. Eine Irmgard von<br />
Trochtelfingen schenkte dem Kloster Blaubeuren einige Fruchtzinsen<br />
in Asch 14 ).<br />
Anmerkungen :<br />
Alte Fachwerkhäuser in Hausen<br />
Ein geschichtlicher und ortskundlicher Beitrag<br />
von Oberlehrer B i e g e r<br />
1) Kultur der Reichennau 1925, I 562, II 1242, und unsere Note 3.<br />
2) Wirtbg. ÜB 2, 137—138.<br />
3) Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins, 29, 1877, 33—34.<br />
4) Mitt. Hohenzoll. II, 47 und Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geschlechterbuch<br />
II, 15.<br />
ä) Codex Salem I, 173; Mitt. Hohenzoll. III, 35.<br />
0) Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 1888, 369.<br />
") K. v. Knobloch, Oberbad. Geschlechterbuch II, 15.<br />
8) Merz—Hegi, Die Wappenrolle von Zürich 1930, S. 154.<br />
8) Württbg. Viertel]ahrsheft 1881, Jg. VI. S. 3 ff.<br />
10) Blätter des Schwab. Albvereins 1932, 209—211.<br />
11) Wirtbg. UB 4, 482.<br />
12) Hohenzollerische <strong>Heimat</strong> 1958, 28.<br />
13) Mitt. Hohenzoll. 38, 1904, 34 f.<br />
14) Annales des Tubingius, hgg. von G. Brösamle 1966, S. 113.<br />
Seite. Die Fenster des Erdgeschosses haben geschwungene<br />
Dächer aus Blech. Neu an das Rathaus wurde das Ortswappen<br />
angebracht, das 1949 vom Innenministerium des Landes<br />
Württemberg-Hohenzollern der Gemeinde Hausen im<br />
Killertal verliehen wurde. Das Wappen ist ein schwarzes<br />
Feld, durch das sich ein silberner Wellenpfahl zieht. Wie<br />
uns die Farben Silber und Schwarz an die Zugehörigkeit<br />
unseres Ortes zur Grafschaft Zollern erinnern, so deutet der<br />
silberne Wellenpfahl an, daß sich auf der Gemarkung<br />
Hausen im Killertal die Flußsysteme Rhein und Donau<br />
scheiden. Etwas oberhalb des Rathauses kommen wir auf das<br />
Fachwerkhaus Nr. 147, das dem Malermeister Gustav Steimer<br />
gehört. Es ist ein Wohnhaus mit zweigeschossigem Aufbau<br />
mit sichtbarem Fachwerk fränkischer Art und biberschwanzgedecktem<br />
Satteldach. Das Erdgeschoß ist verputzt. Der nach<br />
Westen (der Wetterseite) gerichtete Straßengiebel hat über<br />
vier Balkenanlagen mit Ziegeln gedeckte Schutzdächer. Der<br />
Giebel ist in seinem oberen Geschoß durch eine kreisförmige<br />
Verstrebung geschmückt. In dem Rad, das etwa einen Durchmesser<br />
von eineinhalb Meter hat, finden wir die selten schöne<br />
Inschrift: „Ob Burchart gelobt sei — Jesus — JHS — und<br />
Maria. Cituna Lorch. Anno 1756 Jahres."<br />
Die Inschrift ist in die Balken eingehauen und mit weißer<br />
Farbe übertüncht. Jakob Burchart und Cituna Lorch, die beiden<br />
Namen, die in der Inschrift genannt sind, haben das Haus<br />
gebaut, und zwar im Jahre 1756. Das Wohnhaus steht mit<br />
dem Giebel zur Straße. Im Absland von vier Metern dahinter<br />
ist die Scheune mit dem Stall als besonderer Fachwerkbau<br />
mit hohem Satteldach quergestellt, so daß ein kleiner, nach