Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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IG Herr Oberamtmann, sind Sie von der Güte und betreiben Sie es, das es einmahl zu ende geht. Wir alle müssen alle darunter leiden, weil alle unter einer Herrschaft stehen. Der Lorenz Holsche von Benzingen hat auch ein Haus angekauft und wird mit nächstem auch eine Aufnahme hinauf schücken. In der Hoffnung, das(s) Sie mir strengster Herr Oberamtmann einige baldige Antwort schreiben werden. Ich grüsse Sie vielmahl Ihner ergebenst Diener Allowies Hauser Wirt und Bürger auf dem Schlossgrund No. 225. einen gruss an meine Johannes Herrn s, Bäckermeister und Johan Buch, Weber. Bezeigt Lorenz Hölsche. Die Benzinger haben also zwei Häuser in Preßburg gekauft, für die sie die Mittel offenbar von der Gemeinde erwarten. Die Regierung in Sigmaringen hatte zwar am 25. 9. 39 angeordnet, die erbetenen Entlassungen zu erteilen, eine geldliche Unterstützung jedoch bereits am 3. 5. 39 abgelehnt, also auch der Gemeinde untersagt, weil „eine obrigkeitliche Zusicherung über die Aufnahme in Ungarn nicht vorliegt und die Gemeinde damit nicht vor einer Rückkehr geschützt ist." Das Oberamt fragt (25. 5. 39) trotzdem beim Amt der Schloßhauptmannschaft Preßburg nochmals an, ob alle 37 Personen, über die es eine Liste beifügt 12 ), dorthin übernommen werden und welche Mittel dafür erforderlich seien. Angesichts des vorliegenden Kaufvertrags und der Erklärungen des Schlossgrundamts vom 18. 2. 39 befremdlich! Und verständlich, wenn dieses erst nach 3 Monaten die ihm unverständlichen Fragen beantwortet und dabei auf die früheren Ausführungen vom 18. 2. 39 verweist. Abermals betont es unterm 25. 3.1840 nochmals, es bestehe kein Anstand gegen die Aufnahme, wenn die nötigen Mittel, die Entlassung und die Condiiitp zur Stelle seien. Inzwischen hat sich Pius Kraft in Preßburg — offenbar als wohlsituierter Hausbesitzer sich gerierend — verheiratet. Am 20. 9. 1841 schreibt seine Frau Elisabeth ans Oberamt Gammertingen, ihr Mann wolle am 10. 9. von Preßburg nach Benzingen reisen, um in der Heimat sein angebliches Vermögen abzuholen; man solle ihm den Paß aber wieder nach Preßburg visieren und ihr und ihren 3 Kindern den Mann wieder zuschicken, denn vielleicht wolle er nach Amerika zu seinen Brüdern, die auch in Ungarn gekauft und nicht bezahlt hätten(!). Die Landesregierung verfügt (13. 10. 1841), das Oberamt solle dem namens des Verkäufers vorstellig gewordenen Fiscalatamt in Preßburg mitteilen, daß die Bedingung einer Unterstützung der Käufer durch die Gemeinde Benzingen entfallen sei, weil durch den Kauf nicht alle 35 Köpfe Aufnahme in Ungarn finden konnten; dies habe das Fiscalamt am 2. 1. 39 (?fehlt) geradezu abgeschlagen (?). Die Mitteilungen des Oberamts seien nicht verbindlich gewesen als BESTELL-SCHEIN zum Bezug der „Hohenzollerischen Heimat" Ich/wir bestelle(n) ab sofort zum laufenden Bezug durch die Post Stück „Hohenzollerische Heimat", Verlagspostamt Gammertingen, zum halbjährigen Be- zugspreis von DM 1.40. Vor- und Zuname Genaue Anschrift Dieser Bestellschein ist bei Neubestellung bzw. Nachbestellungen der nächsten Poststelle aufzugeben. Um deutliche Schrift wird gebeten. Sicherheit für ein Darlehen. Es müsse den Betreffenden überlassen bleiben, ihre Befriedigung bei den dortigen Gerichten zu suchen. Woraufhin die Betroffenen, der Verkäufer Engelbert Hauser und sein Bruder Alois, nicht mit Unrecht das Gefühl gehabt haben werden, Hochstaplern aufgesessen zu sein. Wie es weiter ging, wissen wir nicht; die Akten hören hier auf. Wer ist nun in Ungarn geblieben und wer nach Amerika gegangen? Hat die Elisabeth ihren Mann Pius Kraft wieder bekommen? Daß eine Gemeinde ihren Heimatberechtigten, nur um sie loszuwerden, nicht ein oder zwei Häuser im fremden Land bezahlt, ohne Sicherheit dagegen, sie später doch wieder auf dem Halse zu haben, hätten sich die Leute eigentlich selbst sagen können. Aber das sagen wir heute von unserem Standpunkt aus. Damals aber ließ sich der Staat die Abschiebung seiner Arbeitslosen etwas kosten; oft genug bezahlte er die Ueberfahrt nach Amerika und auch die Gemeinden schössen hierbei zu. Das dürften die „Vaganten" gewußt und den Wert ihrer Emigration für die Gemeinde entsprechend hoch veranschlagt haben. Sie als asoziale Elemente in heutigem Sinne anzusehen, haben wir kein Recht trotz der moralischen Entrüstung des Pfarramts und Gemeinderats. Die Zahl der unehelichen Kinder ist nicht höher als anderswo unter ähnlichen Verhältnissen in jener Zeit. Die Kinder wuchsen als Waisen oder Halbwaisen heran. Daß die Väter mal hier mal da hatten arbeiten müssen, um sich und ihre Familien durchzubringen, läßt sich entnehmen aus dem häufigen Ortswechsel, wie er sich aus den verschiedenen Geburtsorten der Kinder der gleichen Familie ergibt. Die guten Führungsatteste des Pfarrers (S. ob.) sprechen auch zugunsten der Eltern, auch der ledigen Mutter. Der Preßburger Brief beweist, daß Conrad Kleinmann als Zimmermann brav arbeitete. Wohl aber scheint bei allen Beteiligten ein Mangel an Verständnis für die hoffnungslose Lage insbesondere der ledigen Mädchen geherrscht zu haben, die nichts hatten lernen können und für die es keinen Verdienst gab, zum mindesten nicht auf dem Dorf. Es wäre interessant, die späteren Schicksale der hier in Rede stehenden Gruppe zu ermitteln. Werner Hacker, 7015 Korntal, Fraschstr. 3 Anmerkungen: 1) Staatsarchiv Sigmaringen, Akten 1/10675 (noch nicht repertorisiert). 2) siehe oben IV b. 3) siehe oben IIb. 4) siehe oben I, 6 und 5. 5) Gulden Wiener Währung. 6) siehe oben II 1 a, b, 7, 8. i) siehe oben I 4. 8) siehe oben III 2. 9) II 1 a, b. 1») Unterstreichungen und Interpunktion oftmals hier zugesetzt. 11) Neufra bei Gammertingen. 12) Aus dieser Liste stammen die eingangs gemachten Namen- und Datenangaben der 4 Familien. Heimaliteratur In der Briefmarken-Zeitschrift „Der Sammlerdienst" Heft 20 vom 1. Okt. 1966 S. 1164 bringt A. Riest einen aufschlußreichen Aufsatz über die Laufzeit der farbigen Thum- und Taxis'schen Orts-, Ringnummern-, Postablage- und Postkollektions-Stempel in Hohenzollern seit der Ausgabe der ersten Briefmarken am 1. Juni 1852 bis zur Zeit der Einführung von Marken der Deutschen Reichspost am 1. Jan. 1872. Erwähnt sind dabei Art und Farbe der Poststempel in den Gemeinden: Empfingen, Gammertingen, Haigerloch, Hechingen, Hettingen, Sigmaringen, Straßberg, Veringenstadt und Klosterwald. Der gleiche Verfasser veröffentlicht im „Sammlerdienst'' Heft 24 am 26. November 1966 einen Aufsatz: 190 Jahre Reichspoststation Gammertingen. Vergleiche, hierzu: „Geschichte der Stadt Gammertingen unter der Speth'schen Herrschaft" von Joseph Wiest, Seite 191 und 192.) Im Verlag Kohlhammer - Stuttgart erschienen 1966 zwei Bände: „Dokumente über die Verfolgung der jüdischen Bürger in Baden-Württemberg durch das Nationalsozialistische Regime 1933—1945." Bearbeitet von Paul Sauer. In den 2 umfangreichen Bänden finden wir viele erschütternde Nachrichten auch aus Hohenzollern. Vergalopiert hat sich in der Tagespresse vom 30. Oktober 1966 der Pegasus eines E. Z. in einem sonst ansprechenden Aufsatz über Veringenstadt, wenn er schrieb: „Die apostolischen Bemühungen des hl. Bonifatius, des eifrigen Lenkers des Bistums Konstanz, waren sehr erfolgreich", oder an anderer Stelle: „Durch einen Vertrag vom Jahre 1482 ging Veringen als österreichisches Lehen a n d a s Haus Hohenzollern übe r." Krs.

Hohenzollerische Heimat Viertel jahresblätter für Schule und Haus Schriftleitung: Fritz S c h o d e r, Hauptlehrer 7451 Rangendingen, Mühlweg 22 4 P 3828F Preis halbjährlich 1.40 DM Druck und Verlag: Buchdruckerei S. A c k e r, Gammertingen Postscheckkonto Stuttgart 35 892 Bank: Hohenz. Landesbank Gammertingen 15 Nummer 2 Gammertingen, April 1967 17. Jahrgang Die Anfänge von Habsburg und Zollern Am 1. März 1064 bestätigte König Heinrich IV. in Straßburg die Bitte der Witwe K u n i g u n d, dem Frauenkloster O 11 - m a r s h e i m (südlich von Neubreisach) die in mehreren Gauen und Grafschaften gelegenen, von deren verstorbenem Gemahl Rudolf und von ihr selbst geschenkten Güter: In der Grafschaft Hermanns (eines Zähringers) im Breisgau, in der Grafschaft Werners in der Ortenau, und in der Grafschaft des Grafen Rudolf und im Gau Scherra (Scerron) Doderenhusen, Durniwanch, Ebingen, Burchfeld, Tagolfingen, Ansmutingen mit allem Zubehör (also Dotternhausen, Dürrwangen, Ebingen, Burgfelden, Tailfingen und Onstmettingen) 1 ). Es handelte sich um die Frau des bereits heimgegangenen Stifters des Marienklosters Ottmarsheim, den Grafen Rudolf aus dem späteren Hause Habsburg, von dem die Acta Murensia des Klosters Muri in der Schweiz berichten 2 ). Sein Tod muß schon vor dem Jahr 1059 erfolgt sein gemäß der Bestätigungsurkunde des Klosters, vom selben König ausgestellt am 30. Januar 1063 3 ). Im Jahre 1010 wird Rudolf als Zeuge genannt, hat aber noch zur Zeit seines Verwandten, des Papstes Leo IX. aus dem Grafenhaus von Egisheim (1049—1054) gelebt 4 ). Ueber seine Gattin Kunigunde hat Decker-Hauff 1952 Betrachtungen angestellt 5 ). Als Rudolfs Brüder kennt die Habsburger Genealogie einen R a d b o t von Altenburg, der 1023 Graf im Klettgau war und vor 1045 starb. Dessen Frau war Ida von Lothringen, die 1026/34 erwähnt wird 6 ). Decker-Hauff wollte trotz ausdrücklicher Ueberlieferung den Rudolf als Sohn Radbots erklären 7 ). Ein anderer Bruder Rudolfs war Landolt (Lanzelin), Vogt der Reichenau 992. Dessen gleichnamiger Sohn, der um 1024 starb, hatte ebenfalls dieses Amt inne. (Als dessen Söhne gelten Adalbert von Entringen, Landolt von Winzeln 1050 und Ulrich, der Vogt von Reichenau.) Ein im Jahre 1028 durch Tod abberufener Bischof Werner von Straßburg wird teils als Bruder, teils Schwager Radbots und Rudolfs genannt. Werner gilt als Erbauer der Habsburg, nach der später die Familie ihren Namen bekam. Als Eltern Rudolfs, Radbots und Lanzelins kennt man den 991 sterbenden Grafen Landolt von Altenburg, der angeblich zwei Frauen hatte: Berta von Büren (Stauferin) und Luitgard von Nellenburg, Eberhards Tochter. Landolts Vater war Guntrum der Reiche aus dem Haus der Etichonen im Elsaß. Zwar von Kaiser Otto 952 gemaßregelt, hat letzterer offenbar später wieder Gnade erlangt. Als Stammvater gilt Eticho (Atto), der Vater der hl. Odilia von Hohenburg* 1 ). Nach neueren Forschungen hatte obiger Radbot drei Söhne: Otto I. (ca. 1000—1050), Albrecht I. (ca. 1010—1050), und Wernher (ca. 1012—1980). Letzterer setzte den Stamm fort mit Werner II., 1050—1096, wo er am 11. November starb. Seine Gattin hieß Reginlinde, seine Schwester Richenza, die den Ulrich II. von Lenzburg ehelichte. Wernhers Nachkommen in der geraden Linie, die sich dann „von Habsburg" nannten, waren: Otto II., * 1111; Wernher * 1167, Adalbert * 1199, Rudolf *1236, Albert II. * 1240, Rudolf von Habsburg, deutscher König 1273—1291, mit Frau Anna von Hohenberg-Haigerloch. Sowohl die Acta Murensia, als auch P. Kläui 8 ) und das Werk „Rittertum" 9 ) kennen k e i n en Sohn des Stifters von Ottmarsheim, überhaupt keinen anderen Rudolf um jene Zeit in dieser Familie. Decker-Hauff allerdings möchte, einer Vermutung Hektor Ammanns folgend 10 ), in dem Grafen Rudolf von 1064, der sicher dem Scherragau vorstand, einen Sohn des Klosterstifters annehmen, der aber erst 1049 oder später geboren sein könnte, was problematisch klingt. Rudolf scheint also einer anderen Familie angehört zu haben. Grafen des Scherra-Gebiets waren nachweisbar: um 830 Karaman (nach Hodler 797—834), Otto 831, 838 Gerold, ca. 845 Albuin, 854—861 Luithold, 864 Cozpert, 874—885 Adalbert (sonst 852—903 erwähnt), 889—901 dessen Sohn Burkart (der Herzog werden wollte, aber 911 ermordet wurde), 1064 der eingangs genannte Rudolf. (Hodler möchte den um 1095 vorkommenden Grafen Adalbert von Haigerloch als Scherra-Grafen ansehen, weil in Haigerloch damals eine Schenkung von Gütern zu Wilflingen bei Rottweil ans Kloster St. Georgen stattfand, und Wilflingen wohl zum Scherra-gau gehörte). Endlich im Jahre 1113 erscheint als Scherra-Graf ein Friedrich, den man als Zollern ansehen darf. Von Adalbert und Burkart wissen wir, daß sie dem schwäbischen Herzogshaus der Burkardinger angehörten. So läßt L. Schmid in seiner Untersuchung über die Vorfahren der Zollern auf den 911 umgebrachten Burkart seinen Sohn Burkart II. folgen, der 918—926 Herzog in Alemannien war, und dann den Enkel Burkart III. bis 973, als dessen Gattin man Hadwig vom Hohentwiel kennt. Zu beachten bleibt, daß der Stifter Ottmarsheims nirgends Graf im Scherragau heißt. Er hatte darin wohl nur Grundbesitz in den oben genannten Ortschaften wie auch anderwärts. Da aber nach L. Schmid unter König Konrad II. im Jahre 1027 die Grafschaften für erblich erklärt wurden 11 ), liegt es nahe, in dem Grafen Rudolf von 1064 einen direkten Vorfahr des Zollergrafen Friedrich von 1113 zu sehen, somit Verwandten der beiden Burkart und Werner (Wezel) de Zolorin, die 1061 ums Leben kamen. Diese werden wohl nicht Vater und Sohn gewesen sein, da dieses Verhältnis vom Chronisten Berthold, dem Fortsetzer von Hermanns des Lahmen Weltchronik, sicher dazugesetzt worden wäre. Schmid und Witte haben die beiden als Söhne des Grafen Burkart IV., der 1040 in der Schlacht fiel, darzutun versucht, also eines Burkardingers, eines angeblichen Bruders der Nellenburger Grafen Mangold und Eberhard. Dieser Burkart IV. habe eine ungenannte Tochter des Grafen Werner von Ortenberg im Elsaß und einer Himeltrud 11 ^) zur Frau gehabt. Wichtig ist die Annahme, daß Balingen wohl mit der ganzen späteren Herrschaft Schalksburg durch Judith, Tochter des Markgrafen Eberhard von Friaul als 843 erhaltenes Erbgut ihrem vermuteten obigen Gemahl Adalbert II. vom Scherragau, dem Burkardinger (874—885), zugebracht und sich dann geradewegs an die Zollern vererbt habe, wobei auch Fürstenberg als Verwandter noch 1255 gewisse Rechte an der Pfarrei Balingen hatte 12 ). Diese Ansicht L. Schmids darf hier geäußert werden, da nach der neuen Kreisbeschreibung Balingen der Anfall Balingens an die Zollern nicht geklärt sei 13 ). Judiths Bruder Adalhard schenkte 854 Güter zu Burk-Straßberg und Umgegend ans Kloster St. Gallen 14 ). Wie bemerkt, hat König Konrad im Jahre 1027 die Grafschaften für erblich erklärt und den Inhabern erlaubt, innerhalb derselben Hochburgen zu errichten 15 ). Somit dürfte, da dies wohl nur eine Bestätigung einer schon bisher bestandenen Gewohnheit bedeutete, bald nach den Burkardingern Adalbert und Burkart der Uebergang des Scherragebiets erb weise erfolgt sein. Uebrigens möchte Schmid in der Stifterin Kunigunde eine Schwester von Burkart und Wezel de Zolorin (t 1061) vermuten 16 ), welche ihrem Gatten Rudolf die Eigengüter zu Ebingen, Burgfelden, Tailfingen und Onstmettingen zugebracht hätte. Decker-Hauff freilich ist anderer Ansicht und weist bezüglich der beiden nicht zum Scherragebiet gehörigen Orte Dotternhausen und Dürrwangen andere Wege, ohne freilich auch über Vermutungen hinauszukommen. Als Vater der beiden Zollern von 1061 sieht Schmid, wie gesagt, den am 22. August 1040 im Heer des Königs Heinrich III. im böhmischen Feldzug gefallenen schwäbischen Grafen Burkart an 18 ). Im Grafen Rudolf von 1064 will er irrig einen Sohn der Stifterin von Ottmarsheim, und einen

IG<br />

Herr Oberamtmann, sind Sie von der Güte und betreiben<br />

Sie es, das es einmahl zu ende geht. Wir alle müssen alle<br />

darunter leiden, weil alle unter einer Herrschaft stehen.<br />

Der Lorenz Holsche von Benzingen hat auch<br />

ein Haus angekauft und wird mit nächstem auch eine<br />

Aufnahme hinauf schücken. In der Hoffnung, das(s) Sie<br />

mir strengster Herr Oberamtmann einige baldige Antwort<br />

schreiben werden. Ich grüsse Sie vielmahl Ihner ergebenst<br />

Diener Allowies Hauser Wirt und Bürger<br />

auf dem Schlossgrund No. 225.<br />

einen gruss an meine Johannes Herrn s, Bäckermeister<br />

und Johan Buch, Weber.<br />

Bezeigt Lorenz Hölsche.<br />

Die Benzinger haben also zwei Häuser in Preßburg gekauft,<br />

für die sie die Mittel offenbar von der Gemeinde<br />

erwarten.<br />

Die Regierung in Sigmaringen hatte zwar am 25. 9. 39<br />

angeordnet, die erbetenen Entlassungen zu erteilen, eine<br />

geldliche Unterstützung jedoch bereits am 3. 5. 39 abgelehnt,<br />

also auch der Gemeinde untersagt, weil „eine obrigkeitliche<br />

Zusicherung über die Aufnahme in Ungarn nicht vorliegt<br />

und die Gemeinde damit nicht vor einer Rückkehr geschützt<br />

ist."<br />

Das Oberamt fragt (25. 5. 39) trotzdem beim Amt der<br />

Schloßhauptmannschaft Preßburg nochmals an, ob alle 37<br />

Personen, über die es eine Liste beifügt 12 ), dorthin übernommen<br />

werden und welche Mittel dafür erforderlich seien.<br />

Angesichts des vorliegenden Kaufvertrags und der Erklärungen<br />

des Schlossgrundamts vom 18. 2. 39 befremdlich! Und<br />

verständlich, wenn dieses erst nach 3 Monaten die ihm unverständlichen<br />

Fragen beantwortet und dabei auf die früheren<br />

Ausführungen vom 18. 2. 39 verweist. Abermals betont<br />

es unterm 25. 3.1840 nochmals, es bestehe kein Anstand gegen<br />

die Aufnahme, wenn die nötigen Mittel, die Entlassung und<br />

die Condiiitp zur Stelle seien.<br />

Inzwischen hat sich Pius Kraft in Preßburg — offenbar<br />

als wohlsituierter Hausbesitzer sich gerierend — verheiratet.<br />

Am 20. 9. 1841 schreibt seine Frau Elisabeth ans Oberamt<br />

Gammertingen, ihr Mann wolle am 10. 9. von Preßburg<br />

nach Benzingen reisen, um in der <strong>Heimat</strong> sein angebliches<br />

Vermögen abzuholen; man solle ihm den Paß aber<br />

wieder nach Preßburg visieren und ihr und ihren 3 Kindern<br />

den Mann wieder zuschicken, denn vielleicht wolle er nach<br />

Amerika zu seinen Brüdern, die auch in Ungarn<br />

gekauft und nicht bezahlt hätten(!).<br />

Die Landesregierung verfügt (13. 10. 1841), das Oberamt<br />

solle dem namens des Verkäufers vorstellig gewordenen<br />

Fiscalatamt in Preßburg mitteilen, daß die Bedingung einer<br />

Unterstützung der Käufer durch die Gemeinde Benzingen<br />

entfallen sei, weil durch den Kauf nicht alle 35 Köpfe Aufnahme<br />

in Ungarn finden konnten; dies habe das Fiscalamt<br />

am 2. 1. 39 (?fehlt) geradezu abgeschlagen (?). Die Mitteilungen<br />

des Oberamts seien nicht verbindlich gewesen als<br />

BESTELL-SCHEIN<br />

zum Bezug der „Hohenzollerischen <strong>Heimat</strong>"<br />

Ich/wir bestelle(n) ab sofort zum laufenden Bezug<br />

durch die Post Stück „Hohenzollerische <strong>Heimat</strong>",<br />

Verlagspostamt Gammertingen, zum halbjährigen Be-<br />

zugspreis von DM 1.40.<br />

Vor- und Zuname<br />

Genaue Anschrift<br />

Dieser Bestellschein ist bei Neubestellung bzw. Nachbestellungen<br />

der nächsten Poststelle aufzugeben. Um<br />

deutliche Schrift wird gebeten.<br />

Sicherheit für ein Darlehen. Es müsse den Betreffenden<br />

überlassen bleiben, ihre Befriedigung bei den dortigen Gerichten<br />

zu suchen.<br />

Woraufhin die Betroffenen, der Verkäufer Engelbert Hauser<br />

und sein Bruder Alois, nicht mit Unrecht das Gefühl<br />

gehabt haben werden, Hochstaplern aufgesessen zu sein. Wie<br />

es weiter ging, wissen wir nicht; die Akten hören hier auf.<br />

Wer ist nun in Ungarn geblieben und wer nach Amerika<br />

gegangen? Hat die Elisabeth ihren Mann Pius Kraft wieder<br />

bekommen?<br />

Daß eine Gemeinde ihren <strong>Heimat</strong>berechtigten, nur um sie<br />

loszuwerden, nicht ein oder zwei Häuser im fremden Land<br />

bezahlt, ohne Sicherheit dagegen, sie später doch wieder auf<br />

dem Halse zu haben, hätten sich die Leute eigentlich selbst<br />

sagen können. Aber das sagen wir heute von unserem<br />

Standpunkt aus. Damals aber ließ sich der Staat die Abschiebung<br />

seiner Arbeitslosen etwas kosten; oft genug bezahlte<br />

er die Ueberfahrt nach Amerika und auch die Gemeinden<br />

schössen hierbei zu. Das dürften die „Vaganten"<br />

gewußt und den Wert ihrer Emigration für die Gemeinde<br />

entsprechend hoch veranschlagt haben. Sie als asoziale Elemente<br />

in heutigem Sinne anzusehen, haben wir kein Recht<br />

trotz der moralischen Entrüstung des Pfarramts und Gemeinderats.<br />

Die Zahl der unehelichen Kinder ist nicht höher<br />

als anderswo unter ähnlichen Verhältnissen in jener Zeit.<br />

Die Kinder wuchsen als Waisen oder Halbwaisen heran. Daß<br />

die Väter mal hier mal da hatten arbeiten müssen, um sich<br />

und ihre Familien durchzubringen, läßt sich entnehmen aus<br />

dem häufigen Ortswechsel, wie er sich aus den verschiedenen<br />

Geburtsorten der Kinder der gleichen Familie ergibt. Die<br />

guten Führungsatteste des Pfarrers (S. ob.) sprechen auch<br />

zugunsten der Eltern, auch der ledigen Mutter. Der Preßburger<br />

Brief beweist, daß Conrad Kleinmann als Zimmermann<br />

brav arbeitete. Wohl aber scheint bei allen Beteiligten<br />

ein Mangel an Verständnis für die hoffnungslose Lage insbesondere<br />

der ledigen Mädchen geherrscht zu haben, die<br />

nichts hatten lernen können und für die es keinen Verdienst<br />

gab, zum mindesten nicht auf dem Dorf.<br />

Es wäre interessant, die späteren Schicksale der hier in<br />

Rede stehenden Gruppe zu ermitteln.<br />

Werner Hacker, 7015 Korntal, Fraschstr. 3<br />

Anmerkungen: 1) Staatsarchiv Sigmaringen, Akten 1/10675<br />

(noch nicht repertorisiert). 2) siehe oben IV b. 3) siehe oben IIb.<br />

4) siehe oben I, 6 und 5. 5) Gulden Wiener Währung. 6) siehe oben<br />

II 1 a, b, 7, 8. i) siehe oben I 4. 8) siehe oben III 2. 9) II 1 a, b.<br />

1») Unterstreichungen und Interpunktion oftmals hier zugesetzt.<br />

11) Neufra bei Gammertingen. 12) Aus dieser Liste stammen die<br />

eingangs gemachten Namen- und Datenangaben der 4 Familien.<br />

Heimaliteratur<br />

In der Briefmarken-Zeitschrift „Der Sammlerdienst" Heft<br />

20 vom 1. Okt. 1966 S. 1164 bringt A. Riest einen aufschlußreichen<br />

Aufsatz über die Laufzeit der farbigen Thum- und<br />

Taxis'schen Orts-, Ringnummern-, Postablage- und Postkollektions-Stempel<br />

in Hohenzollern seit der Ausgabe der<br />

ersten Briefmarken am 1. Juni 1852 bis zur Zeit der Einführung<br />

von Marken der Deutschen Reichspost am 1. Jan. 1872.<br />

Erwähnt sind dabei Art und Farbe der Poststempel in den<br />

Gemeinden: Empfingen, Gammertingen, Haigerloch, Hechingen,<br />

Hettingen, Sigmaringen, Straßberg, Veringenstadt und<br />

Klosterwald.<br />

Der gleiche Verfasser veröffentlicht im „Sammlerdienst''<br />

Heft 24 am 26. November 1966 einen Aufsatz:<br />

190 Jahre Reichspoststation Gammertingen.<br />

Vergleiche, hierzu: „Geschichte der Stadt Gammertingen unter<br />

der Speth'schen Herrschaft" von Joseph Wiest,<br />

Seite 191 und 192.)<br />

Im Verlag Kohlhammer - Stuttgart erschienen 1966 zwei<br />

Bände: „Dokumente über die Verfolgung der jüdischen Bürger<br />

in Baden-Württemberg durch das Nationalsozialistische<br />

Regime 1933—1945." Bearbeitet von Paul Sauer.<br />

In den 2 umfangreichen Bänden finden wir viele erschütternde<br />

Nachrichten auch aus Hohenzollern.<br />

Vergalopiert hat sich in der Tagespresse vom 30. Oktober<br />

1966 der Pegasus eines E. Z. in einem sonst ansprechenden<br />

Aufsatz über Veringenstadt, wenn er schrieb: „Die apostolischen<br />

Bemühungen des hl. Bonifatius, des eifrigen<br />

Lenkers des Bistums Konstanz, waren sehr erfolgreich",<br />

oder an anderer Stelle: „Durch einen Vertrag vom<br />

Jahre 1482 ging Veringen als österreichisches Lehen a n d a s<br />

Haus Hohenzollern übe r." Krs.

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