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Fight Back 03 - Nazis auf die Pelle rücken

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<strong>Fight</strong>.<strong>Back</strong>.3 - 2006<br />

Deutsche Schläger Gruppe<br />

DSG so nannten sich elf Personen aus<br />

Treptow-Köpenick, <strong>die</strong> im vergangenen Jahr<br />

mehrere Menschen zum Teil schwer verletzt<br />

haben.<br />

Am Abend des 1. Mai 2005 hatten <strong>die</strong> 8<br />

Männer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren<br />

und drei 16- und 17 jährige Frauen sich in<br />

einer Laube spontan dazu entschlossen gegen<br />

vermeintliche Kinderschänder vorzugehen.<br />

Eine der Frauen lockte einen 40jährigen unter<br />

einem Vorwand in seine Wohnung. Dort angekommen<br />

öffnete sie <strong>die</strong> Wohnungstür, vor<br />

der bereits vier Männer der Gruppe warteten.<br />

Sie schlugen und traten brutal <strong>auf</strong> den Mann<br />

ein und drückten ihm mehrmals ein heißes<br />

Bügeleisen <strong>auf</strong> den Oberkörper. Als der Mann<br />

bewusstlos wurde, stahlen sie mehrere Wertgegenstände<br />

sowie <strong>die</strong> EC-Karte des Opfers.<br />

Pädophilen unter anderem mit einem Bügeleisen, stahlen Wertgegenstände<br />

und ließen das Opfer zwei Tage bewusstlos in seiner Wohnung liegen.<br />

Zehn Tage später planten sie einen 30-jährigen vermeintlichen »Sextäter«<br />

zu bestrafen. Auf dem Weg zu ihm attackierten sie zwei junge Punks<br />

mit Schlagringen und Teleskopschlagstöcken. Anschließend wurde das<br />

eigentliche Opfer in seiner Wohnung zusammengeschlagen und beraubt.<br />

Einen Tag später drangen zwei Mitglieder der Gruppe unter dem Vorwand,<br />

Polizisten zu sein, in <strong>die</strong> Wohnung eines 57-jährigen ein, schlugen ihn mit<br />

einen Knüppel zusammen und raubten ihn aus. Wieder mit dabei Gordon<br />

Prusky.<br />

Gezielte Überfälle<br />

Dieser enthemmten Gruppengewalt steht eine zunehmende Anzahl<br />

planvoll begangener Gewalttaten gegenüber. Im Februar drangen drei<br />

maskierte Neonazis im Stadteil Pankow in einen Irish Pub ein, dessen<br />

Wirtin zuvor unerwünschte extrem rechte Klientel Hausverbot erteilt<br />

hatte. Mit Äxten zertrümmerten sie das Lokal und sprühten u.a. Hakenkreuze<br />

an <strong>die</strong> Wand. Der 37-jährigen Wirtin gelang <strong>die</strong> Flucht durch den<br />

Hinterausgang. Im April wurde eine unpolitische Musikgruppe in ihrem<br />

Pankower Proberaum von vier Neonazis überfallen und mit Reizgas und<br />

Teleskopschlagstöcken verletzt. Die eigentlich anvisierte linke Musikgruppe<br />

probte an <strong>die</strong>sem Tag nicht. Bei einer anschließenden PKW-Kontrolle<br />

fanden Polizisten im Auto der Täter deren Waffen und Gesichtsmasken.<br />

Unter den Festgenommenen befanden sich auch <strong>die</strong> 20jährigen Andy<br />

Fischer und Martin Stelter, <strong>die</strong> den Autonomen Nationalisten Berlin<br />

(ANB) zuzuordnen sind. Beide hatten bereits im November 20<strong>03</strong> eine<br />

Straßenbahn mittels Pflastersteinen attackiert, in welcher sich ein junger<br />

Antifaschist befand. Die 2002 gegründete ANB war, beziehungsweise ist,<br />

ein Zusammenschluss von Neonazis um den 22jährigen Toni Böhm und<br />

den Kevin Platzk, der gezielt Antifaschisten ausspähen und einschüchtern<br />

will. Fischer speicherte dazu in seinem Computer Namen von Linken<br />

in einer Kartei »Antifa«. Zum Aktivistenkreis der ANB zählte der Berliner<br />

Staatsschutz – zumindest Mitte 2004 – denselben Personenkreis wie<br />

den der nunmehr verbotenen Kameradschaft Tor, darunter Björn Wild,<br />

Daniel Meinel und Oliver Oeltze. Andere <strong>auf</strong> ähnliche Weise begangene<br />

Taten sind bisher juristisch nicht <strong>auf</strong>geklärt. So drangen im Juli mehrere<br />

vermummte Neonazis morgens in <strong>die</strong> Anna Seghers-Bibliothek<br />

ein, bedrohten <strong>die</strong> Angestellten und beschädigten <strong>die</strong> antifaschistische<br />

Ausstellung Motiv Rechts II. An <strong>die</strong> Wand sprühten sie »C-18«, das Logo<br />

der englischen Terrorgruppe Combat 18. Weniger klandestin ist hingegen<br />

Der Mann kam erst zwei Tage später wieder zu<br />

sich und wurde umgehend in ein Krankenhaus<br />

eingeliefert, wo er wegen schweren Verbrennungen<br />

drei Wochen behandelt wurde.<br />

Nur zehn Tage später machten sie sich <strong>auf</strong><br />

den Weg zu Ihrem nächsten Opfer. Der 30jährige<br />

Mann aus Adlershof soll eine der Frauen<br />

sexuell belästigt haben. Auf dem Weg zur<br />

Wohnung des Opfers traf <strong>die</strong> Gruppe an einem<br />

Imbiss in Adlershof <strong>auf</strong> zwei vermeintlich linke<br />

Jugendliche. Die Gruppe griff <strong>die</strong> Jugendlichen<br />

ohne Vorwarnung mit Teleskopschlagstöcken<br />

und Schlagringen an, verletzten <strong>die</strong>se schwer<br />

und entwendeten einem ihrer Opfer <strong>die</strong> Jacke.<br />

Anschließend begaben sie sich zum eigentlichen<br />

Ziel. Mindestens sechs Mitglieder der<br />

Gruppe drangen in <strong>die</strong> Wohnung des 30 jährigen<br />

ein, schlugen und würgten den Mann bis<br />

<strong>die</strong>ser <strong>auf</strong> dem Boden lag und sich nicht mehr<br />

bewegen konnte. Einer der Täter kippte dem<br />

Mann hochprozentigen Alkohol <strong>auf</strong> den Körper<br />

und drohte damit Ihn anzuzünden. Einen Tag<br />

später drangen zwei Mitglieder der Gruppe<br />

unter dem Vorwand Polizisten zu sein, in <strong>die</strong><br />

Wohnung eines 57-jährigen ein und verletzten<br />

<strong>die</strong>sen mit einem Schlagstock. Danach entwendeten<br />

sie das Portemonnaie des Opfers<br />

und ließen ihn verletzt in der Wohnung zurück.<br />

Damit sollte dem Opfer eine „Lektion“ dafür<br />

erteilt werden, dass er angeblich <strong>die</strong> Freundin<br />

eines der Täter belästigt haben soll.<br />

Die Gruppe wurde wenige Tage später von<br />

der Polizei festgenommen und sitzt seitdem<br />

in Untersuchungshaft. Zur Zeit müssen sich<br />

alle Mitglieder vor Gericht für ihre grausamen<br />

Taten verantworten.<br />

das offene Bedrohen von linken Veranstaltungen und Treffpunkten in<br />

größeren Gruppen. So griffen im April 15 bewaffnete Berliner Neonazis<br />

eine antifaschistische Informationsveranstaltung im Stadtteil Köpenick<br />

an, im Anschluss »besuchten« sie zwei Jugendclubs, <strong>die</strong> keine rechte<br />

Klientel dulden. Unter den Angreifern befanden sich Oliver Oeltze und <strong>die</strong><br />

Aktivisten des Märkischen Heimatschutzes (MHS) Andreas Thürmann<br />

und Gabriel Landgraf. Ähnliches versuchte <strong>die</strong>se Gruppierung bei linken<br />

Veranstaltungen wie dem Kulturschock, dem Le monde est á nous oder<br />

gar bei der antimilitaristischen Gelöbnix-Demonstration. Zuletzt wurden<br />

am 23. Juli zwei alternative Jugendliche in Berlin-Prenzlauer Berg von<br />

15 Neonazis überfallen und verletzt. Die Täter wurden in einer nahegelegenen<br />

Diskothek von der Polizei gestellt, darunter der Lichtenberger<br />

Sebastian Zehlecke. Während <strong>die</strong> als alt titulierte Gewalt sich also eher<br />

zufällig und oft gruppendynamisch gegen Personen richtete, <strong>die</strong> willkürlich<br />

ins Feindbild definiert wurden, ist nunmehr festzustellen, dass als<br />

AntifaschistInnen bekannte Personen planvoll und weit gezielter durch<br />

Neonazigruppen attackiert werden.<br />

Potsdamer Impressionen und Gewalttourismus<br />

Auch Potsdam wurde im Sommer 2005 zum Schauplatz zunehmender<br />

Neonazi-Gewalt. Hintergrund der Eskalation ist eine enge Zusammenarbeit<br />

von Neonazis aus Potsdam und Berlin. Als im April eine Serie von<br />

Strafprozessen gegen Neonazis begann (gegen Sebastian Dahl und<br />

Jeannine Paris wegen versuchten Mord, und gegen Danny Leszinski, Michael<br />

Genth und Thorsten Schürmann wegen Brandstiftung), sahen sich<br />

AntifaschistInnen mit einer Mixtur aus dreißig bis fünzig Freien Nationalisten<br />

und Neonazi-Hools konfrontiert, von denen sie an den folgenden Prozesstagen<br />

fotografiert und bedroht wurden. Diese Gruppierung ist seitdem<br />

für eine Reihe von Überfällen <strong>auf</strong> AntifaschistInnen, MigrantInnen und<br />

alternative Jugendliche in Potsdam verantwortlich. Besonders herausragend<br />

war ein Überfall Anfang Juli: Nachdem sie <strong>die</strong> Notbremse gezogen<br />

hatten, fielen etwa 15 Neonazis aus einer Straßenbahn heraus über<br />

zwei Potsdamer Linke her, zerschlugen eine Bierflasche <strong>auf</strong> dem Kopf<br />

des Einen, sprangen <strong>auf</strong> dem Ohnmächtigen herum und verletzten den<br />

Zweiten schließlich mit der abgeschlagenen Flasche im Gesicht, wobei<br />

sie seine Halsschlagader nur knapp verfehlten. Die TäterInnen um Oliver<br />

Oeltze gehörten einem Personenkreis an, der sich hauptsächlich aus der<br />

Anti-Antifa Potsdam und den verbotenen Berliner Kameradschaften Tor<br />

und Berliner Alternative Süd Ost (BASO) rekrutierte, <strong>die</strong> sich infolge des<br />

Verbots Potsdam zur Spielwiese auserkoren hatten. Dazu kamen eine<br />

Analyse 7

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